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DIE EINE KIRCHE CHRISTI – DIE EINZIGKEIT DER KATHOLISCHEN KIRCHE

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Auszug aus “Ausgewählte Themen der Ekklesiologie – Internationale Theologische Kommission” 1984: 


 

9. DIE EINE KIRCHE CHRISTI

9.1 Einheit der Kirche und Vielfalt christlicher Formen

Es gibt eine „einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen. Sie zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen (Joh 21,17), ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Leitung und Ausbreitung anvertraut (Mt 28,18ff.); für immer hat er sie als ‚Säule und Feste der Wahrheit‘ errichtet (1 Tim 3,15). Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfasst und geordnet, ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Das schließt nicht aus, dass sich außerhalb ihres Gefüges viele Elemente der Heiligung und der Wahrheit finden, die, als der Kirche Christi eigene Gaben, auf die katholische Einheit hindrängen“ (LG 8).

In der Tat kann man nicht umhin, die theologische Einheit der Kirche und die historische Vielfalt der christlichen Gemeinschaften miteinander zu vergleichen, „die vor den Menschen den Anspruch erheben, das wahre Erbe Jesu Christi darzustellen; sie alle bekennen sich als Jünger des Herrn, aber sie weichen in ihrem Denken voneinander ab und gehen verschiedene Wege, als ob Christus selbst geteilt wäre“ (UR 1). Solche Spaltungen sind ein Anlass zum Ärgernis und ein Hindernis für die Evangelisierung der Welt. Das Konzil betont deshalb zugleich die Gegenwart der Kirche Christi in der katholischen Kirche und, außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche, die Existenz von geistlichen Elementen oder Gütern, aus denen die Kirche Christi erbaut wird und Leben empfängt (UR 3).

9.2 Die Einzigkeit der katholischen Kirche

Es ist angebracht, zuerst ein Wort zu sagen über „die der katholischen Kirche anvertraute Fülle der Gnade und Wahrheit“ (UR 3). Die Kirche erfreut sich dieser Fülle, „denn einzig dem Apostelkollegium, an dessen Spitze Petrus steht, hat der Herr nach unserem Glauben alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu bilden, dem durchaus alle eingegliedert werden sollten, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören“ (UR 3). Die geistliche Dimension der Kirche kann von ihrer sichtbaren nicht getrennt werden. Die eine, einzige und allgemeine Kirche, die Kirche Jesu Christi, kann historisch in der sichtbaren, um das Kollegium der Bischöfe und ihr Oberhaupt, den Papst, gebildeten Kirche erkannt werden (LG 8). Die Kirche findet sich also dort, wo die Nachfolger des Apostels Petrus und der übrigen Apostel sichtbar die Kontinuität mit den Anfängen verwirklichen. Zu der apostolischen Kontinuität treten andere wesentliche Elemente untrennbar hinzu: die Heilige Schrift, die Glaubenslehre und das Lehramt, die Sakramente und die Dienstämter. Alle diese Elemente sind Hilfen zur Entstehung und Entwicklung einer christusförmigen Existenz. Wie die Bejahung des rechten Glaubens bilden sie das wesentliche Werkzeug und das spezifische Mittel, um das Wachstum des Lebens Gottes unter den Menschen zu fördern. In der Tat bilden diese Elemente das, was die Kirche wahrhaft ist. Es ist deshalb richtig festzustellen, dass Gottes gesamtes Heilshandeln in der Welt sich auf die Kirche bezieht, insofern die Mittel, um im Leben Christi zu wachsen, in der Kirche ihren Höhepunkt und ihre Vollendung erreichen.

Das Dekret über den Ökumenismus kann mit gutem Recht von einem „heiligen Geheimnis der Einheit der Kirche“ sprechen, deren wesentliche Bestandteile es auszählt: „Jesus Christus will, dass sein Volk durch die gläubige Predigt des Evangeliums, die Verwaltung der Sakramente durch die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe, mit dem Nachfolger Petri als Haupt, sowie durch ihre liebevolle Leitung unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes heranwachse, und er vollendet seine Gemeinschaft in der Einheit: im Bekenntnis des einen Glaubens, in der gemeinsamen Feier des Gottesdienstes und in der brüderlichen Eintracht der Familie Gottes“ (UR 2). Wenn die Kirche den Plan des ganzen Lebens des auferstandenen Herrn darstellt, dann kann die Bezeichnung „Kirche“ voll und ganz nur dort verwendet werden, wo dieses sakramentale Leben und dieser apostolische Glaube in ihrer Integrität und Kontinuität vorhanden sind. Wir glauben, dass diese Elemente in ihrer Fülle und auf herausragende Weise in der katholischen Kirche vorhanden sind. Das will der Satz in Lumen gentium unterstreichen: „Haec Ecclesia, in hoc mundo ut societas constituta et ordinata, subsistit in Ecclesia catholica, a successore Petri et episcopis in eius communione gubernata“ (LG 8). Die Kirche ist dort, wo die Nachfolger Petri und der übrigen Apostel sichtbar die Kontinuität mit den Anfängen verwirklichen. Dieser Kirche ist die Einheit geschenkt worden, „die nach unserem Glauben unverlierbar in der katholischen Kirche besteht (subsistit) (UR 4). In ihrer ganzen Fülle verwirklicht sich somit diese Kirche in der Gemeinschaft, die vom Nachfolger Petri und den Bischöfen in Communio mit ihm geleitet wird.

9.3 Elemente der Heiligung

Und doch: Die volle und vollkommene Gegenwart Christi in der katholischen Kirche „schließt nicht aus, dass außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen“ (LG 8). Als Gabe Gottes auf seine Kirche hin gibt es viele Elemente der Heiligung und der Wahrheit, die außerhalb des sichtbaren Gefüges der katholischen Kirche existieren und doch wirklich mit der Heilsordnung verbunden sind. Bezüglich dieser Momente der Heiligung und der Wahrheit stellt das Konzil zwei charakteristische Züge heraus, einen faktischen und einen theologischen. Faktisch lässt sich feststellen, dass Elemente der Heiligung und der Wahrheit außerhalb des sichtbaren und sozialen Gefüges der katholischen Kirche sich entfalten; theologisch aber „drängen solche Elemente auf die katholische Einheit hin“ (LG 8).

Es gibt somit außerhalb der katholischen Kirche nicht nur viele wahre Christen, sondern auch viele wahrhaft christliche Lebens- und Glaubensprinzipien. So kann die katholische Kirche im Dekret Unitatis redintegratio von „orientalischen Kirchen“ und im Westen von „getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften“ sprechen (UR 14; 19). In den anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften sind also authentische Werte der Kirche vorhanden. Das ruft dazu auf, dass „alle [Katholiken und Nichtkatholiken] ihre Treue gegenüber dem Willen Christi hinsichtlich der Kirche prüfen und tatkräftig ans not­wendige Werk der Erneuerung und Reform gehen“ (UR 4; vgl. 6 und 7). Das Dekret über den Ökumenismus hat mit aller Deutlichkeit die katholischen Prinzipien über den Ökumenismus wie auch über seine konkrete Ausübung sowohl bezüglich der orientalischen Kirchen als auch bezüglich der getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften im Westen festgelegt. Den Inbegriff dieser Bestimmungen fasst die Lehre von Lumen gentium, zumal in Nr. 8 zusammen: „Nur durch die katholische Kirche Christi, die das umfassende Hilfsmittel des Heiles ist, kann man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben.“ „Dennoch sind die getrennten Kirchen und Gemeinschaften trotz der Mängel, die ihnen nach unserem Glauben anhaften, nicht ohne Bedeutung und Gewicht im Geheimnis des Heiles“ (UR 3).

Daraus ergibt sich, dass „die wahre Kirche“ nicht als die Utopie verstanden werden kann, die alle christlichen Gemeinschaften, heute getrennt und gespalten, durch Zusammenschluss zu verwirklichen suchen. Die „wahre Kirche“ und ihre Einheit liegen nicht ausschließlich „in der Zukunft“. Die Einheit ist uns schon in der katholischen Kirche gegeben, in der Christi Kirche wahrhaft gegenwärtig ist. „Daher dürfen die Christgläubigen sich nicht vorstellen, die Kirche Christi sei nichts anderes als eine gewisse Summe von – zwar getrennten, aber doch schon irgendwie geeinten – Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften; und es steht ihnen keineswegs frei, anzunehmen, die Kirche Christi bestehe heute in Wahrheit nirgendwo mehr, sondern sei nur als ein Ziel zu betrachten, das alle Kirchen und Gemeinschaften suchen müssten“.[28] Nichts ist drängender als Jesu Gebet: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21). Daraus geht immer drängender die Verpflichtung für alle Christen und christlichen Gemeinschaften hervor, aus allen Kräften nach dieser Einheit als dem Ziel unserer Hoffnung zu streben.

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Quelle:

INTERNATIONALE THEOLOGISCHE KOMMISSION - Ausgewählte Themen der Ekklesiologie zum 20. Jahrestag des Abschlusses des II. Vatikanischen Konzils (1984)



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