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Die letzten Nachfolger Petri und das Ökumenische Konzil Vatikanum II – 8

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III. EIN PAPST DES II. APOSTOLISCHEN ZÖNAKELS

1. Ein „marianischer” Papst

Karol Wojtyla, der im polnischen Krakau zum Bischof geweiht wurde, hat auf sein Bischofswappen den Wahlspruch „Totus tuus”, d. h. „Ich bin ganz Dein, Maria”, geschrieben. Er hat ihn dem Buch von Ludwig Maria Grignion von Montfort entnommen: „Das goldene Buch der vollkomme­nen Hingabe an Jesus durch Maria” (Nr. 233). Das Buch faßt kurz die Ma­riologie (Lehre über Maria) der Kirchenväter und der Lehrer des Mittel­alters zusammen. Aber gleichzeitig geht es auch einen Schritt weiter. Es legt das theologische Fundament und empfiehlt allen Marienverehrern die Weihe (die Ganzhingabe) an die Gottesmutter, um sich damit Jesus Christus vollkommen hinzugeben. Dieses Buch ist eines der Lieblings­bücher Karol Wojtylas; er hat es mehrfach meditiert. Der Wahlspruch „Totus tuus” besagt, daß er sich der Gottesmutter geweiht hat und sich selbst sowie sein Priestertum in ihre Hand gelegt hat.

„Alles durch Maria! Das ist das authentische Verständnis der Gegenwart der Mutter Gottes im Geheimnis Christi und der Kirche, wie sie das Kapi­tel 8 der Konstitution Lumen gentium verkündet. Dieses Verständnis ent­spricht der Überlieferung der Heiligen wie Bernhard von Clairvaux, Grig­nion von Montfort, Maximilian Kolbe.”72

Paul VI. vertiefte die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Gottesmutter, und Johannes Paul II. führt diese Arbeit mit besonderem Charisma fort. Im Rahmen der Mariologie des Konzils entwickelt er auf wunderbare Weise die Lehre von der Weihe an die Mutter Gottes und die Mutter der Kirche. Gleichzeitig fördert der Papst in der Kirche eine tiefere und umfassendere Marienverehrung.

Wie der Apostel Johannes liebt Johannes Paul II. Jesus und die Jungfrau Maria. Er ist ein „marianischer” Papst: er gehört ganz Maria. Auf die Worte Jesu hörend (vgl. Joh 19,26-27), nahm er auf dem Kalvarienberg des 20. Jahrhunderts die Gottesmutter als Mutter in seinem Haus auf. Wie ein Kind läßt sich der Papst von der himmlischen Mutter formen, von ihr an die Hand nehmen und führen, ohne Widerstand zu leisten. Von ihr gestärkt, trägt er das schwere Kreuz des Pontifikates. Johannes Paul II. hat grenzenloses Vertrauen in die Gottesmutter. In der Gnadenordnung erhält er alles von Christus durch die Gottesmutter und tut alles durch sie, er vertraut ihr alles an. Die von ihm gelebte Weihe an die Gottesmut­ter macht den Papst immer „christozentrischer”, weil die Gottesmutter die christozentrischste Person ist und dementsprechend handelt.

„Die Kirche ist immer im Zönakel, das sie im Herzen trägt. Die Kirche ver­weilt im Gebet, wie die Apostel zusammen mit Maria, der Mutter Christi.”73

Das Zönakel auf dem Berg Zion in Jerusalem befand sich in einem

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72 Johannes Paul II., Ansprache vom 4. 6. 1979, 1, 1415; vgl. ders., Ansprache vom 11. 10. 1987, 3, 835.

73 Johannes Paul II., Dominum et vivcantem, Nr. 66; vgl. ders., Ansprache vom 21. 10. 1979, 2, 817; ders., Ansprache vom 29. 1. 1992, 1, 183f; ders., Ansprache vom 4. 6. 1979, 1, 1415: „An der Geburt der Kirche hat in besonderer Weise diejenige teil, der wir die Geburt Christi verdanken. Die Kirche, einst im Zönakel von Pfingsten geboren, wird auch weiterhin in jedem Zönakel des Gebetes geboren.”

Ders., Ansprache vom 11. 10. 1987, 3, 835: „Sie ist die Mutter unseres Herrn und die Mutter der Kirche: War Maria nicht vom ersten Tag der Konzilsversammlung — in diesem vatikanischen Zönakel der neuen Zeit — gegenwärtig und eifrig am Wirken, so wie sie mit den Aposteln im Zönakel von Jerusalem bei der Herabkunft des Trösters, des Geistes der Wahrheit, zusammen war? Die Ähnlichkeiten sind zu erhaben”; vgl. ders., Ansprache vom 28. 6. 1989, 1, 1772f; ders., Ansprache vom 11. 10. 1987, 3, 836-837; ders., Ansprache vom 8. 12. 1985, 2,1450.

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„Obergemach” und war ein „obenliegender Saal”. In diesem Zönakel wurde die Kirche am Pfingsttag geboren. Der Heilige Geist hat auf ge­heimnisvolle Art die Herzen der Apostel erhöht und in das Unbefleckte Herz Mariens eingetaucht. Das Unbefleckte Herz Mariens war das müt­terliche Zönakel, in dem sich die innere Geburt der Kirche vollzogen hat. Im Zönakel des Unbefleckten Herzens Mariens setzt sich das Wunder der inneren Geburt der Kirche (das Pfingstwunder) durch die Jahrhunderte fort. Die Kirche ist mit ihrem Herzen in das Zönakel des Herzens ihrer geistigen Mutter eingetaucht und lebt ständig darin.

Das letzte Ökumenische Konzil ist ein Vatikanisches Zönakel der neuen Zeit, des neuen Zeitalters der Kirche gewesen. Das Unbefleckte Herz Ma­riens ist das mütterliche Zönakel dieser neuen Zeiten: in ihm vollbringt der Geist des Vaters und des Sohnes auch weiterhin das Wunder des zweiten Pfingsten der Kirche.

Johannes Paul II. ist ein Papst des zweiten apostolischen Zönakels. Er führt und sammelt die gesamte Kirche immer mehr im Zönakel des Unbe­fleckten Herzens Mariens. Er leitet sie an, sich mehr und mehr im Gebet, insbesondere im Gebet des Rosenkranzes, mit der heiligen Mutter Gottes zu vereinen, die die „Allmacht der Fürsprache” ist. Man muß in der Tat mit ihr zusammen von Christus eine größere und dauerhafte Ausgießung des Heiligen Geistes erbitten. Dies ist für die Fortdauer und das Wachs­tum des zweiten Pfingsten notwendig.

2. Ein Papst des Unbefleckten Herzens Mariens

Am 13. Mai 1917 erschien die Mutter Gottes zum ersten Mal den drei Hirtenkindern in Fatima in Portugal. Am 13. Mai 1981 wurde Papst Jo­hannes Paul II. bei einem Attentat auf dem Petersplatz in Rom schwer verletzt. Das geheimnisvolle Zusammenfallen, daß sich das Attentat ge­nau am Jahrestag der ersten Erscheinung der Gottesmutter in Fatima er­eignet hat, lenkte die Aufmerksamkeit des Papstes, der sich in Lebens­gefahr befand, auf die Erscheinungen und die Botschaft der Gottesmutter in Fatima.

Die Kirche hat die Botschaft von Fatima anerkannt, weil sie mit der Bot­schaft des Evangeliums übereinstimmt. In ihrem Kernpunkt ist sie ein Aufruf zur Umkehr und Buße, genau wie im Evangelium. Der eindringliche Appell des Unbefleckten Herzens Mariens in Fatima ist von einem großen Teil der Kirche vergessen worden. Unzählige Gesellschaften und Christen sind genau in die entgegengesetzte Richtung der Botschaft von Fatima gegangen.

„»Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebäre­rin!« 0 Mutter der Menschen und der Völker, »Du kennst ihre Leiden und ihre Hoffnungen«. Als Mutter weißt du um die Kämpfe zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, die die Welt von heute erschüttern. Vernimm unser Rufen, die wir uns vom Heiligen Geist getrieben an Dein Herz wenden, und umarme mit der Liebe der Mutter und Magd diese unse­re menschliche Welt, die wir Dir voller Sorge um das irdische und ewige Schicksal der Menschen und der Völker übergeben und weihen.

In besonderer Weise übergeben und weihen wir Dir jene Menschen und jene Nationen, die diesem Anvertrauen und dieser Weihe besonders be­dürfen.”74

Am 13. Mai 1982 weihte Johannes Paul II. in Fatima alle Menschen und Nationen, das heißt die Kirche und die Menschheit am Ende des zweiten christlichen Jahrtausends, dem Unbefleckten Herzen der Mutter Gottes. Er hat die gleiche Weihe am 25. März 1984 in Rom am Fest Mariä Verkün­digung wiederholt. Und dieses Mal mit den Bischöfen der Kirche, die sei­ner Einladung gefolgt waren.

Im letzten Abschnitt des zweiten christlichen Jahrtausends ist die Menschheit schwer krank, ja sie befindet sich in Lebensgefahr, und die Kirche ist mehr als je zuvor bedroht. In dieser ernsthaften Lage hat die Kirche das Bedürfnis, daß Maria außerordentlich in die Geschichte ein­greift und damit mütterlich ein außergewöhnliches, heilbringendes Wir­ken Christi vorbereitet. Die Mutter Gottes, die Mutter der Barmherzig­keit, steht unter dem Kreuz ihres Sohnes auf Golgotha und unter dem Kreuz der Kirche und der Menschheit auf dem Kalvarienberg des 20. Jahrhunderts.

Die gelebte Weihe an das Unbefleckte und schmerzhafte Herz Mariens führt die Kirche zum durchbohrten Herzen des Erlösers, aus dem Gnade und Barmherzigkeit hervorströmen, die das Böse und die Sünde der Welt überwinden. Auf dem aufsteigenden Weg greift das Herz der Mutter der

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74 Johannes Paul II., Ansprache in Fatima vom 13. 5. 1982, 2,1590-1591; vgl. ders., Ansprache vom 12. 5. 1982, 2,1485; ders., Ansprache vom 12. 11. 1983, 2, 1057; ders., Ansprache vom 31. 1. 1988, 1, 312. Der zweite Absatz, den wir zitiert haben, bezieht sich implizit auf die Weihe Rußlands. Die Aufforderung, sich durch die Weihe an das Unbe­fleckte Herz Mariens wieder der barmherzigen Heiligkeit Gottes zu nähern, bildet den Kern der Botschaft von Fatima. Ders., Ansprache vom 19. 5. 1982, 2, 1759: „Das Herz der Mutter Christi, das der Quelle dieser barmherzigen Heiligkeit Gottes näher steht, möchte ihr alle Herzen näher bringen: jeden Menschen und die ganze Menschheit, die einzelnen Nationen und die ganze Welt”; vgl. ders., Ansprache vom 13.5. 1982, 2,1582.

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Barmherzigkeit auf außerordentliche Weise in die Geschichte ein, und ihr Wirken spiegelt das außergewöhnliche Wirken des barmherzigen Her­zens des Erlösers wider. Die Kirche und die Menschheit nähern sich dem größten Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens. Er wird im strah­lendsten Triumph des barmherzigen Herzens Jesu bestehen, in einem außergewöhnlichen Wunder des Dreieinen Gottes, der das Angesicht der Erde der Menschen erneuern wird.

„Die Wallfahrt nach Fatima war ein Bedürfnis des Herzens und zu­gleich eine Offenbarung des Weges, dem die Kirche am Ende dieses Jahrhun­derts folgt.”75

Das Attentat auf Johannes Paul II., sein Überleben durch ein Wunder, das Gott auf die Fürsprache der Gottesmutter in Fatima gewirkt hat, die Weihe an das Unbefleckte Herz der Mutter Gottes von Fatima sind Zei­chen der Zeit für die Kirche und die Menschheit im letzten Abschnitt des zweiten christlichen Jahrtausends.

3. Ein Papst des Heiligsten Herzens Jesu

Am Sonntag der Auferstehung tritt Jesus durch die verschlossenen Tü­ren in das Zönakel in Jerusalem ein. Der Auferstandene zeigt den Apo­steln „seine Hände und seine Seite, an denen die Zeichen der Kreuzigung zu sehen sind. Er zeigt ihnen seine Seite – die Stelle, wo die Lanze des Hauptmanns sein Herz durchbohrt hat.

Daher sind die Apostel aufgerufen, zum Herzen zurückzukehren, das die Sühne für die Sünden der Welt ist. Und mit ihnen sind auch wir dazu aufgerufen.”76

Das Herz des gekreuzigten und auferstandenen Gottmenschen ist das ursprüngliche Zönakel der Kirche. Die Kirche ist in der inneren Ordnung geheimnisvoll auf die Ebene des Herzens Jesu und gleichzeitig auf die Ebene der oberen Hemisphäre der theologischen und anthropologischen Welt erhoben. Im überaus bewundernswerten Zönakel des Heiligsten

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75 Johannes Paul II., Ansprache vom 19. 5. 1982, 2,1758.

76 Johannes Paul II., Ansprache vom 17. 8. 1986, 2, 391; vgl. ders., Ansprache vom 30. 7. 1989, 2, 159-160; ders., Ansprache vom 7.6. 1991, 1, 1549 f; ders., Ansprache vom 20. 7. 1986, 2, 277-278; ders., in: Frossard A. dialogo con Giovanni Paolo II, Mailand 1983, 211: „Auf dem Konzil haben die Bischöfe nicht nur ihr Lehramt ausgeübt: das Konzil war für sie eine wahre »Schule des Heiligen Geistes«.”

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Herzens Jesu lebt die Kirche mit dem Herzen, durch das Wirken des Hei­ligen Geistes, die Geheimnisse der Erlösung.

Im zweiten apostolischen Zönakel sind die Nachfolger der Apostel noch tiefer zur Seite Christi, ja zu seinem durchbohrten Herzen zurückge­kehrt, aus dem die Kirche hervorging und hervorgeht (vgl. SC 5). Die Kir­che des zweiten apostolischen Zönakels ist ganz auf das Herz des gekreu­zigten und auferstandenen Jesus ausgerichtet und diesem geweiht. Jo­hannes Paul II. ist ein Papst des Heiligsten Herzens Jesu. Er führt die Kir­che des Konzils in die Tiefe des Reiches des Herzens des gekreuzigten und auferstandenen Gottmenschen.

„Christus, der Erlöser der Welt, ist derjenige, der in einzigartiger und unwiederholbarer Weise in das Geheimnis des Menschen eingedrungen und in sein »Herz« eingetreten ist. Mit Recht lehrt daher dasselbe Konzil: »Tatsächlich klärt sich nur im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf« (GS 22).”77

Johannes Paul II. ist sich bewußt, daß die neue umfassende Sicht des Konzils vom Menschen von enormer Wichtigkeit für die Kirche und die Menschheit ist, und sie wird in Zukunft eine noch größere Bedeutung erlangen. Im Licht des Geheimnisses des Gottmenschen entfaltet er sie in vertikaler und horizontaler Dimension. So wie zu keiner Zeit ragt der Mensch als Herz (als innerer Mensch, der die sichtbare Welt übersteigt), als Person und als transzendenter Wert hervor.

„Alles, was zur »Anschauung Christi« im lebendigen Glauben und in der Lehre der Kirche gehört, bringt uns der »Anschauung des Vaters« in der Heiligkeit seines Erbarmens näher. Die Kirche bekennt und verehrt das Erbarmen Gottes, so will es scheinen, auf besondere Weise, indem sie sich an Christi Herz wendet. Tatsächlich erlaubt uns gerade die Hinwen­dung zu Christus im Geheimnis seines Herzens, bei diesem Thema der Offenbarung, der erbarmenden Liebe des Vaters, zu verweilen, das den innersten Kern der messianischen Sendung des menschgewordenen Got­tessohnes ausmacht: ein zentraler Punkt und gleichzeitig der dem Men­schen am leichtesten zugängliche.

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77 Johannes Paul II., Redemptor hominis, Nr. 8; vgl. ders., Ansprache vom 2. 2. 1986, 1, 278f; ders., Ansprache vom 3. 11. 1979, 2,1023: „Die Überlegung über den Menschen und vor allem das besondere und unmittelbare Interesse für den konkreten Menschen, für jeden einzelnen Menschen – als Geschöpf mit einer natürlichen und übernatürlichen Würde aufgrund des gemeinsamen und vorsorgenden Wirkens von Gott, dem Schöpfer, und dem Sohn, dem Erlöser, – ist für mich eine geistige »Haltung«, die ich immer besaß”. Das Buch Person und Tat von Karol Wojtyla ist ein Zeugnis dieser „Haltung”. Es ist zudem ein philosophisches Meisterwerk.

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Die Kirche lebt ein authentisches Leben, wenn sie das Erbarmen bekennt und verkündet – das am meisten erstaunliche Attribut des Schöpfers und Erlösers – und wenn sie die Menschen zu den Quellen des Erbarmens des Heilandes führt, die sie hütet und aus denen sie austeilt.”78

Seit Beginn seines Petrusamtes hat Johannes Paul II. seine spezielle Aufgabe in der Verbreitung der Botschaft von „Gott dem Vater, der voll Erbarmen ist” (vgl. Eph 2,4), vom barmherzigen Jesus und von der barm­herzigen Liebe, die mächtiger als alles Böse ist, gesehen. Er erklärte die Enzyklika „Dives in misericordia” (1980) in gewissem Sinne zur program­matischsten Verlautbarung seines Pontifikates.

Das Ostergeheimnis ist die letzte und endgültige Offenbarung von Got­tes Heiligkeit: Fülle der Gerechtigkeit und der Liebe, da die Gerechtigkeit auf der Liebe gründet, aus ihr hervorgeht und nach ihr strebt. Im Leiden Christi drückt sich die vollkommene Gerechtigkeit aus, weil er wegen der Sünden der Menschheit am Kreuz leidet und stirbt. Dennoch wird eine solche Gerechtigkeit aus der Liebe des Vaters und des Sohnes geboren, und sie wird fruchtbar in einer Liebe, die die Sünden verzeiht und den Menschen die göttliche Gnade sowie das göttliche Leben zurückgibt. Der österliche Christus ist die endgültige Menschwerdung der Barmherzig­keit. Sein geöffnetes Herz ist die unerschöpfliche Quelle der Gnade und der Barmherzigkeit.

4. Ein Papst des eucharistischen Herzens Jesu

„Die Animation und die Vertiefung des eucharistischen Kultes sind Beweis jener authentischen Erneuerung, die sich das Konzil zum Ziel gesetzt hat, und sie sind ihr zentraler Punkt.”79

Das Konzil verfaßte zuerst die Konstitution über die heilige Liturgie und zum Schluß jene über die Kirche in der Welt von heute. Diese Reihen­folge ist eine gottgewollte Weisung: Die Kirche in unserer Zeit kann sich nur dann wirklich erneuern, wenn sie der richtigen Ordnung folgt, die

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78 Johannes Paul II., Dives in misericordia, Nr. 13; vgl. ders., Ansprache vom 22. 11. 1981, 2, 724; ders., Ansprache vom 17. 3. 1985, 1, 662.

79 Johannes Paul II., Schreiben Dominicae coenae, 24. 2. 1980, 1, 615; vgl. ders., in: Frossard A. dialogo, 198; ders., Ansprache vom 27. 10. 1984, 2,1049f; ders., Ansprache vom 14. 5. 1989, 1, 1253: „Die Heiligkeit, die sich haupt­sächlich aus der Eucharistie nährt, ist die erste Quelle jener Erneuerung nach dem Evangelium, deren großes Bedürfnis man heute spürt.”

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das Gebot der Liebe vorgibt (vgl. Mk 12,29-31). Die liturgische Erneue­rung ist das Herz. der Erneuerung der Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die eucharistische Erneuerung ihrerseits ist das Herz der liturgi­schen.

Am 3. Dezember 1981 eröffnete Papst Johannes Paul II. die ewige Aus­setzung des eucharistischen Jesus in der Sakramentskapelle in der Peters­basilika in Rom, genau am Ort des zweiten apostolischen Zönakels. Die Erneuerung (aggiornamento) der Kirche des Zweiten Vatikanischen Kon­zils kommt von der Sonne, dem eucharistischen Christus. Die Verehrung Jesu in der Eucharistie ist die Seele und der Höhepunkt ihres Lebens. Jo­hannes Paul II. ist ein Papst des eucharistischen Herzens Jesu. In der Kir­che des Konzils fördert er mit sehr großer Liebe das eucharistische Leben und den eucharistischen Kult.

5. Ein Papst der Kirche des zweiten Pfingsten

„Seit dem Konzil erleben wir vor allem eine qualitative Erneuerung. Ob­wohl es immer noch zu wenige Priester und Berufungen gibt, entstehen und wachsen Bewegungen mit religiösem Charakter: Sie entstehen auf einer etwas anderen Grundlage als die früheren katholischen Verbände, die eher sozialen Charakter hatten und, inspiriert von der kirchlichen Sozial­lehre, die Umwandlung der Gesellschaft und die Wiederherstellung der sozialen Gerechtigkeit anstrebten. Einige traten in einen so intensiven Dialog mit dem Marxismus ein, daß sie in gewissem Maße ihre katholi­sche Identität verloren.

Die neuen Bewegungen hingegen sind eher auf eine Erneuerung der Person ausgerichtet. Der Mensch ist das erste Subjekt jedes sozialen und ge­schichtlichen Wandels. Doch um diese Rolle ausüben zu können, muß er sich selbst in Christus, im Heiligen Geist erneuern. Dies ist eine für die Zukunft der Kirche sehr vielversprechende Richtung. Früher erfolgte die Erneuerung der Kirche vor allem über die Orden. So war es beispielsweise in der Zeit nach dem Niedergang des Römischen Reiches mit den Benedikti­nern und im Mittelalter mit den Bettelorden: den Franziskanern und Do­minikanern; so war es nach der Reformation mit den Jesuiten und ande­ren Initiativen; im 18. Jahrhundert waren es die Redemptoristen und Pas­sionisten und im 19. Jahrhundert die dynamischen missionarischen Kon­gregationen, wie die Verbiten, die Salvatorianer und natürlich die Salesia­ner.

Neben den Orden, auch den unlängst gegründeten, und den zu wun­derbarer Blüte gelangten Säkularinstituten in unserem Jahrhundert sind in der konziliaren und nachkonziliaren Zeit diese neuen Bewegungen entstanden. (…)

Vor allem ist eine tiefgreifende Veränderung des Basismodelles im Gange. Ich denke dabei an Europa und Amerika, insbesondere Nordamerika, und in einem anderen Sinn an Südamerika. Das traditionelle, quantitative Modell verwandelt sich in ein neues, eher qualitatives Modell. Und auch das ist ein Er­gebnis des Konzils.

Das II. Vatikanum hat in dem Moment stattgefunden, da das alte Mo­dell dem neuen zu weichen begann. Daher muß gesagt werden, daß das Konzil im richtigen Augenblick einberufen wurde und eine Aufgabe übernom­men hat, die damals nicht nur die Kirche, sondern die ganze Welt brauchte.”80

Der Heilige Geist verteilt seine Gaben in einer großen Vielfalt von For­men, um mit ihnen die eine Kirche zu bereichern, die in ihrer bunten Schönheit den „unergründlichen Reichtum Christi” (Eph 3,8) in der Ge­schichte entfaltet. Der Heilige Geist erweckte in der frühen Kirche ver­schiedene Formen des gottgeweihten Lebens. Die Orden, von den Bei­spielen und der Kraft der Kirche der Märtyrer beseelt, strebten nach ei­nem heroischen Leben nach dem Evangelium. Und gleichzeitig bemühten sie sich darum, die Kirche der Apostel vollkommen nachzuahmen, in der „die Gemeinde der Gläubigen ein Herz und eine Seele war” (Apg 4,32).

In der Zeit vom Untergang der antiken Welt bis zum Entstehen einer neuen Welt bildeten im Osten und im Westen die Reihen der Orden die Vorhut des christlichen Volkes beim Aufstieg auf den heiligen Berg des Herrn. Durch ihr heroisches Leben nach dem Evangelium unterstützten sie auf ihrem Weg andere Christen und führten neue Völker zum Auf­stieg auf den Berg des Herrn. Durch ihren großen spirituellen Eifer bilde­ten die Scharen der neuen Orden im Mittelalter und in den letzten Jahr­hunderten die Vorhut beim Erneuerungsprozeß der Kirche.

Die zentrale Frage des Zweiten Vatikanischen Konzils war die, wie man die soziologische Kirche in die Kirche von Pfingsten umwandeln kann. Viele wurden getauft und gefirmt und viele Christen besuchen die Heilige Messe. Aber nur wenige Christen sind wirkliche Zeugen des ge­kreuzigten und auferstandenen Christus. Im Rahmen der konziliaren Er­neuerung hat der Heilige Geist verschiedene kirchliche Bewegungen er­weckt. In den neuen Formen des charismatischen Lebens, das die neue

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80 Johannes Paul II., Die Schwelle der Hoffnung überschreiten, 194-196; vgl. ders., Ansprache vom 23.5.1992, 1, 1530-1531.
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Zeit der Vereinigungen in der Kirche charakterisiert, kommt der Eifer und die große Vielzahl der Laien zum Vorschein. Einige Bewegungen umfassen außer den Laien auch einen Teil der Mitglieder der Hierarchie und der Orden.

Die Bewegungen, die sich durch einen großen spirituellen Eifer aus­zeichnen, streben nach einem heroischen Leben gemäß dem Evangelium (wo dies fehlt, kann man nur schwer von einer „Bewegung” im eigentli­chen Sinn sprechen). Die Scharen der Bewegungen, die sich vom Geist führen lassen, gehen so an der Spitze beim Aufstieg auf den Berg des Herrn. Sie bahnen den übrigen Gliedern der pilgernden Kirche mit gro­ßem Heldenmut neue Pfade. Sie bewegen viele säkularisierte Christen zur Bekehrung des Lebens und führen viele Menschen zu Christus. Die Bewe­gungen üben auf die aufsteigende Spirale der heutigen Jugend große An­ziehung aus, und in ihnen blühen zahlreiche Berufungen zum Priester­tum und zum gottgeweihten Leben. Die Erneuerung der Kirche vollzieht sich hauptsächlich durch diese Bewegungen.

„Privilegierter Ort dieser Neuentdeckung der Kirche und der Anstren­gungen für sie sind die Vereinigungen und Bewegungen und die ver­schiedenen kirchlichen Jugendgruppen. Nicht umsonst spricht man heute von einer »neuen Zeit der Zuammenschlüsse« in der Kirche (vgl. Christi-fideles laici, Nr. 29). Sie muß als großer Reichtum und kostbares Ge­schenk des Heiligen Geistes mit tiefer Dankbarkeit angenommen wer­den.”81

„Die Art und Weise, wie Maria am Sieg Christi teilnimmt, habe ich vor allem in meiner Nation erfahren. Aus dem Mund von Kardinal Stefan Wyszynski wußte ich, daß sein Vorgänger, Kardinal August Hlond, auf dem Sterbe­bett die bedeutsamen Worte gesprochen hatte: »Der Sieg wird, wenn er kommen sollte, durch die Mittlerschaft Mariens erfolgen.« Während mei­nes Hirtendienstes in Polen war ich Zeuge der Art und Weise, in der diese Worte Wirklichkeit wurden.

Als ich mit der Wahl zum Papst in die Probleme der Weltkirche eintrat, war auch ich davon überzeugt, daß der Sieg auch in dieser universalen Dimension, wenn er kommen sollte, von Maria errungen wird: Christus wird durch ihre Mittlerschaft siegen, denn er will, daß die Siege der Kirche in der heutigen und zukünftigen Welt mit ihr verbunden sind.

Ich hatte also diese Überzeugung, obschon ich damals noch wenig von

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81 Johannes Paul II., Botschaft vom 26. 11. 1989, 2,1362.

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Fatima wußte. Ich spürte jedoch, daß zwischen La Salette, Lourdes und Fatima und – in ferner Vergangenheit – unserem polnischen Jasna Góra ein gewisser Zusammenhang bestand.

Da kam der 13. Mai 1981. Als ich von der Kugel des Attentäters getrof­fen wurde, beachtete ich zunächst nicht, daß sich gerade an diesem Tag das Ereignis jährte, da Maria den drei Kindern aus Fatima in Portugal erschienen war, und die Worte, die sie zu ihnen gesprochen hatte, die nun, am Ende des Jahrhunderts, in Erfüllung zu gehen scheinen.”82

Am 2. Oktober 1983 feierte der Heilige Vater Johannes Paul II. die heili­ge Messe für die marianischen Bewegungen, deren Vertreter sich mit ihm zusammen auf dem Petersplatz versammelt hatten. Ich nenne von ihnen namentlich die Marianische Priesterbewegung. 1972 in Fatima entstan­den, genau am Ort der Erscheinung der Mutter Gottes in der Cova da Iria, hat sich diese Bewegung auf außergewöhnliche Weise in der ganzen Kir­che verbreitet. In der gelebten Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens (die erste Verpflichtung), in der Einheit mit dem Papst und mit der mit ihm vereinten Kirche (die zweite Verpflichtung) und in einer Führung der Gläubigen zu einem der Mutter Gottes geweihten Leben (die dritte Ver­pflichtung) hat die Bewegung eine große Zahl von Priestern vereinigt. Sie kamen aus dem Weltklerus, aus den verschiedenen Formen gottgeweih­ten Lebens und aus anderen Bewegungen. Der Bewegung sind sogar vie­le Bischöfe und einige Kardinäle beigetreten. Jedoch gehört jeder Priester, der die oben genannten Verpflichtungen übernommen hat und lebt, der Bewegung an, auch wenn er sie äußerlich nicht kennt.

Der Bewegung ist sogar eine sehr große Menge von Gläubigen beigetre­ten, ein Teil der Ordensbrüder und Ordensfrauen sowie ein Teil der Laien aus anderen kirchlichen Bewegungen. Alle gemeinsam bilden die Maria­nische Bewegung. Alle machen die Erfahrung eines ganz der himmlischen Mutter geweihten Lebens und setzen sich dafür ein, mit ihrer Hilfe den Weg der Taufweihe zu gehen, mit dem Papst und seiner Kirche verbun­den zu sein und die wahre Marienverehrung zu verbreiten.

Der Inhalt der Botschaft, der die Marianische Priesterbewegung folgt, steht in tiefem Einklang mit der Botschaft der Gottesmutter von Fatima

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82 Ders., Die Schwelle der Hoffnung überschreiten, 245-246; vgl. ders., Ansprache vom 2. 10. 1983, 2, 699f; ders., Ansprache vom 30. 8. 1984, 2, 290; ders., Ansprache vom 29. 9. 1984, 2, 696; ders., Ansprache vom 5. 10. 1994; vgl. ders., Ansprache vom 26. 8. 1990, 2, 330f: Die Befreiung Polens aus der Unterdrückung des marxistischen Totalitarismus erfolgte durch die Weihe der polnischen Kirche an die Gottesmutter: Der Akt der Weihe wurde auf allen Ebenen des katholischen Volkes von Polen vollzogen und gelebt. Von Polen hat sich die Befreiung auf die anderen Völker und Länder des kommunistischen Imperiums ausgebreitet.

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und mit der Lehre der letzten Nachfolger Petri. Ein typisches Merkmal der Bewegung ist es, ihre Mitglieder in Begegnungen von Gebet und Brü­derlichkeit zu versammeln, die „Zönakel” genannt werden. In den Zöna­keln betet man mit Maria, der Mutter Jesu und der Kirche, und man betet mit ihr den Rosenkranz. In den Zönakeln erneuern die Teilnehmer immer wieder die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens. Die Gebetszönakel erreichen ihren Höhepunkt, wenn sie zu eucharistischen Zönakeln wer­den, in denen die Mitglieder an der heiligen Messe teilnehmen und in der Anbetung des eucharistischen Jesus wachsen, der, wenn möglich, feier­lich auf dem Altar ausgesetzt wird.

In den Zönakeln, die heute in der ganzen Welt verbreitet sind, erfährt man eine immer größere Herabkunft des Heiligen Geistes, und das wun­derbare Klima des neuen Pfingsten wächst. Der Geist führt nämlich die Herzen der Teilnehmer an den Zönakeln immer tiefer in das mütterliche Zönakel des Unbefleckten Herzens seiner Braut Maria und in das ur­sprüngliche Zönakel des Herzens Jesu, in die Tiefe der Heiligen Dreifal­tigkeit ein. Während sich die Allerheiligste Dreifaltigkeit in immer reiche­rem Maße mitteilt, leben und erfahren die Teilnehmer mit Freude das Geheimnis (der Geburt) der Kirche, die ein Herz und eine Seele ist. Wenn es wahr ist, daß das zweite Pfingsten sich durch das Zönakel verwirk­licht, dann ist es auch wahr, daß die Bewegung sich im Herzen der konzi­liaren Erneuerung befindet.

Es ist typisch für die Spiritualität der Bewegung, die Lehre von der Weihe an die Mutter Gottes nicht zu formulieren, die im übrigen in der Kirche schon bekannt ist, sondern vorzuschlagen, sie im täglichen Leben zu leben. Die Bewegung schreitet beständig auf dem wunderbaren Weg der Weihe an das Unbefleckte Herz der Mutter Gottes, der Mutter der Kirche und der Menschheit fort. Dank der täglichen und beständigen Hingabe an ihr Herz kann die mit der Sonne bekleidete Frau die Bewe­gung systematisch auf dem sonnigen Weg der konziliaren Erneuerung führen. Unter Anregung des Heiligen Geistes kann sie sie beschleunigt auf dem Weg der Gleichgestaltung mit dem gekreuzigten und auferstan­denen Christus voranführen. Und die himmlische Heerführerin kann sie systematisch dazu anleiten, einen besonderen Plan im großen apokalypti­schen Kampf zu verwirklichen: einen Plan, der in gewisser Weise mit dem Triumph ihres Unbefleckten Herzens verbunden ist, den sie in Fatima vorausgesagt hat.

Dank der täglichen und beharrlichen Hingabe der Bewegung an das Un­befleckte Herz kann die Mutter der Barmherzigkeit überall auf der Welt ihren Kindern in der Zeit der großen Drangsal und Prüfung eine besondere Hilfe anbieten. Sie kann der Kirche und der Menschheit, die wie nie zuvor bedroht sind, eine besondere Hilfe anbieten. Die systematische Herbeifüh­rung des Triumphes des Unbefleckten Herzens der Königin des Sieges im furchtbaren Kampf zwischen der mit der Sonne bekleideten Frau und den apokalyptischen Kräften des Bösen erfolgt jetzt und in Zukunft in der Kir­che und in der Welt hauptsächlich durch die Bewegung.

„Nach der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils »ist dieses messia­nische Volk, obwohl es tatsächlich nicht alle Menschen umfaßt und gar oft als kleine Herde erscheint, für das ganze Menschengeschlecht die un­zerstörbare Keimzelle (firmissimum germen) der Einheit, der Hoffnung und des Heils« (LG 9).”83

„Wir wissen gut, daß die Kraft sich in der Einheit offenbart. Wir müs­sen uns also zu einer noch tieferen Einheit zusammenschließen, zu einer tieferen Einheit mit allen, die die Kirche Roms bilden, die lebendige Kir­che. Auch im Hinblick auf diese säkularisierte Welt, noch mehr wegen dieser Welt ist die Situation ähnlich der nach Pfingsten, nach der Aufer­stehung und Himmelfahrt Christi, zur Zeit der Urkirche. Sie ist sehr ähn­lich. Natürlich ist der geschichtliche Kontext sehr verschieden. Aber unse­re Situation ist sehr ähnlich.”84

Die Mehrheit der Katholiken kann heute im Progressismus und Tradi­tionalismus angesiedelt werden. Beide sind abweichende Strömungen, die sich immer mehr vom Zweiten Vatikanischen Konzil und somit auch von der Kirche des Konzils entfernen. In dieser Hinsicht sind sie keine spaltenden Elemente, sondern Elemente der Entfernung von der Kirche des Konzils.

Die Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils ist die Kirche des zwei­ten Pfingsten: eine Kirche großen Gebets, intensiver Gemeinschaft und außergewöhnlicher Vitalität. Johannes Paul II. ist ihre Leitfigur. Im Ver­gleich zum Progressismus und Traditionalismus mag die Kirche des Kon-

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83 Johannes Paul II., Ansprache vom 13. 11. 1991, 2,1132.

84 Des., Ansprache vom 1. 3. 1990, 1, 566-567; vgl. Paul VI., Ansprache vom 21. 5. 1976, 366; ders., Ansprache vom 25. 9.1992, 2,182: „Heute besteht die Tendenz, die Kirche wie eine rein institutionelle Struktur ohne ihr Geheimnis zu leiten”; vgl. ders., Die Schwelle der Hoffnung überschreiten, 130.201: Keine soziologische Statistik kann das Geheimnis der Kirche ergründen. Quantitativ, zum Beispiel anhand der bloßen Teilnahme an den religiösen Riten läßt sich der Glaube nicht erfassen; ebd. 196: „Wenn die nachkonziliare Kirche im Bereich der Lehre oder der Disziplin Schwierig­keiten hat, so sind diese keineswegs so schlimm, daß sie zu ernsthaften Teilungen führen könnten. Die Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Kirche der intensiven Kollegialität der Bischöfe der ganzen Welt, dient der Menschheit auf unterschiedliche Weise. Sie stellt sich als wahrer Leib Christi dar, als Werkzeug seiner Heilsmission und der Erlösung, als Förderin der Gerechtigkeit und des Friedens.”

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zils in der Minderheit sein, sie kann sogar als „die kleine Herde” (vgl. Lk 12,32) erscheinen. Ihre Schwierigkeiten und Drangsale hängen mit dem Wachstum zusammen, d. h. sie sind mit der Verwirklichung des großen Konzils verbunden. Obwohl die Kirche des zweiten Pfingsten sichtbar ist, ist sie dennoch im wesentlichen im Geheimnis des Herzens Christi, im Unbefleckten Herzen der himmlischen Mutter und des Konzils verbor­gen. Die Verfolgung durch die Welt und die Antikirche kann weder jetzt noch in Zukunft ihren Gang aufhalten. Nach dem Plan Christi schreitet sie einer enormen Blütezeit entgegen, die sie im dritten christlichen Jahr­tausend erwarten wird.

„Die Kirche lebt im Geist, den Christus ihr gesandt hat, und schaut so auf das Millennium, wie auf eine Zeit umfassender innerer Erneuerung. Der Heilige Geist hat die Macht, in der Kirche ein neues Pfingsten zu wirken. Dies verlangt von uns eine erneuerte Haltung der Demut, der Hochherzig­keit und der Aufgeschlossenheit für das reinigende Wirken des Gei­stes.”85

Das Konzil ist der Anfang des zweiten Pfingsten. Die Kirche des Kon­zils lebt im Zönakel des Gebetes mit der Gottesmutter. Deshalb lebt sie intensiver in der Anbetung des eucharistischen Jesus. Sie erhält in größe­rem Maß das Geschenk des Heiligen Geistes und lebt darum intensiver das österliche Geheimnis Christi. So schreitet sie einer besonderen Fülle des zweiten Pfingsten entgegen. Die Kirche lebt in einer besonderen Stunde der Geschichte, „in der sie sich zusammen mit dem Jahr 2000 einer neuen Ausgießung des Heiligen Geistes zur Ausbreitung des Gottesreiches bis an die äußersten Enden der Erde nähert.”86

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85 Johannes Paul II., Ansprache vom 16. 4. 1988, 1, 912; ders., Ansprache vom 2. 10. 1983, 2, 702.704: Die Kirche betet mit der Mutter Jesu; sie betet insbesondere den Rosenkranz. „So bereitet sich die Kirche ständig auf den Empfang des Heiligen Geistes vor. (…) Es geht heute nicht darum, große Siege zu erbitten wie bei Lepanto und Wien; es geht vielmehr darum, Maria zu bitten, sie möge uns zu tapferen Streitern gegen den Geist des Irrtums und des Bösen machen mit den Waffen des Evangeliums, die das Kreuz und das Wort Gottes sind”; ders., Ansprache vom 12. 5. 1982, 2,1545: Wollt ihr euer Erbe des Glaubens bewahren, dann enthülle ich euch ein »Geheimnis«, das kein Geheimnis mehr ist: „Betet, betet viel: betet jeden Tag den Rosenkranz.”

86 Johannes Paul II., Ansprache vom 22. 5. 1994.

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Quelle: Ivan Pojavnik: DAS MYSTERIUM DES KONZILS – Erster Band – Meckenheim – 1996 – Maximilian-Kolbe-Verlag – ISBN 3-924413-13-4



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