ROM, 2. März 2007 (ZENIT.org).- Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung von Inside the Vatican eine ZENIT-Übersetzung des Interviews, das Anthony Valle mit Erzbischof Malcolm Ranjith, dem Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, über die Frage der alten Messe geführt hat.
Eure Exzellenz, seitdem sie zum Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst ernannt worden sind, haben Sie in der internationalen Presse mehrere Interviews zum Thema Liturgie gegeben. Einige Ihrer Erklärungen sind dabei falsch interpretiert worden und haben zu Diskussionen geführt, anstatt für die beabsichtigte Klarheit zu sorgen. Möchten Sie vielleicht vorab etwas klarstellen?
— Erzbischof Ranjith: Ich wollte in diesen Interviews hervorheben, dass es der postkonziliaren Liturgiereform nicht möglich gewesen ist, die erwarteten Ziele der geistlichen und missionarischen Erneuerung in der Kirche zu erreichen, so dass wir heute wirklich glücklich darüber sein könnten. Zweifellos gab es auch positive Ergebnisse; die negativen Auswirkungen, die in unseren eigenen Reihen beträchtliche Orientierungslosigkeit verursacht haben, scheinen jedoch größer gewesen zu sein.
Die Kirchen sind leer, liturgischer „Freistil“ steht auf der Tagesordnung und die wahre Bedeutung und der wahre Sinn dessen, was zelebriert wird, werden verschleiert.
Wir müssen uns also fragen, ob der Reformprozess tatsächlich richtig gehandhabt worden ist. Wir müssen genau hinschauen auf das, was geschehen ist, die Ursachen im Gebet bedenken, über sie nachdenken und mit der Hilfe des Herrn die nötigen Korrekturen vornehmen.
Es scheint, dass Papst Benedikt XVI. ein Motu proprio erlassen wird, um den Gebrauch der traditionellen oder auch Tridentinischen Messe freizugeben. Einige hegen die Hoffnung, dass das Motu proprio des Heiligen Vaters eine juristische Struktur einführen wird, die es den Priestern ermöglicht, die traditionelle Messe zu feiern, ohne ungerechterweise schikaniert und beharrlich behindert zu werden – paradoxerweise nicht von Andersgläubigen oder weltlichen Autoritäten, sondern von ihren eigenen Hirten und Bischöfen. Ist diese Hoffnung auf eine neue juristische Struktur realistisch? Ist eine solche Anordnung notwendig?
— Erzbischof Ranjith: Nun, wir erleben eine zunehmende Anfrage nach der Wiedereinsetzung der Tridentinischen Messe. Und selbst bestimmte führende Persönlichkeiten haben sich jüngstens in einigen Zeitungen öffentlich für diese Messe eingesetzt. Ich bin mir sicher, dass der Heilige Vater das zur Kenntnis nimmt und dann entscheiden wird, was für die Kirche am besten ist.
Sie erwähnten die mögliche Einführung neuer juristischer Strukturen zur Implementierung derartiger Entscheidungen. Ich denke nicht, dass das ein großes Problem darstellen würde. Eine viel größere Rolle spielt die Einstellung in der Pastoral.
Werden die Bischöfe und Priester die Bitten um die Tridentinische Messe abschlagen und auf diese Weise einen Bedarf an juristischen Strukturen schaffen, die die Durchführung einer Entscheidung des Papstes garantieren? Sollte es so weit kommen? Ich hoffe nicht.
Die eigentliche Frage, die sich die Hirten sich stellen müssen, ist: Wie kann ich als Bischof oder Priester auch nur eine einzige Person näher zu Christus und seiner Kirche führen? Es geht dabei nicht so sehr um die Tridentinische Messe oder den Novus Ordo [Neue Messordnung, Anm. d. Übers.], sondern es handelt sich um eine Frage der pastoralen Verantwortung und des pastoralen Feingefühls. Wenn also die Tridentinische Messe die Gläubigen geistlich noch mehr bereichert, dann sollten die Hirten sie erlauben.
Das grundlegende Anliegen ist also nicht so sehr das Was, sondern das Wie. Die Kirche sollte stets danach trachten, den Gläubigen zu helfen, dem Herrn näher zu kommen, sich von seiner Botschaft aufgefordert zu fühlen und großherzig auf seinen Ruf zu antworten. Und wenn das durch die Feier der neuen Messordnung erreicht werden kann oder durch die Messe von Papst Pius V., dann sollte dem, was am besten ist, stattgegeben werden, anstatt sich in unnötiger und trennender theologischer Haarspalterei festzufahren. Solche Dinge müssen mit dem Herzen entschieden werden, nicht so sehr mit dem Kopf.
Immerhin hat Papst Johannes Paul II. in „Ecclesia Dei Adflicta“ von 1988 die Bischöfe persönlich dazu aufgerufen, in dieser Angelegenheit großherzig mit jenen zu verfahren, die die Tridentinische Messe feiern oder mitfeiern wollen. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass die Tridentinische Messe nicht allein den Nachfolgern von Erzbischof Lefebvre gehört. Sie ist Teil unseres eigenen Erbes als Mitglieder der katholischen Kirche.
Das Zweite Vatikanische Konzil, wie es Papst Benedikt in seiner Ansprache an die Mitglieder der Kurie im Dezember 2005 so deutlich ausgedrückt hat, hatte keinen vollkommen neuen Anfang vor Augen, sondern einen des Fortbestehens – mit frischem Enthusiasmus und einer neuen Perspektive, die den missionarischen Bedürfnissen der Zeit besser entspräche.
Ferner stehen wir auch vor dem ernsten Problem der sinkenden Zahlen der Gläubigen in einigen Kirchen der westlichen Welt. Wir müssen uns fragen, was in diesen Kirchen geschehen ist und dann die notwendigen Schlüsse ziehen, um es auszubessern. Ich denke nicht, dass diese Situation allein der Säkularisierung zugeschrieben werden kann. Eine tiefe Glaubenskrise hatte zusammen mit dem Streben nach bedeutungslosem liturgischen Experimentieren und dem Reiz des Neuen große Auswirkungen in dieser Sache. So ist viel Geschmacklosigkeit und manchmal sogar Formalismus sichtbar geworden.
Deshalb müssen wir erneut die wahre Bedeutung des Heiligen und Mystischen im Gottesdienst entdecken. Und wenn die Gläubigen fühlen, dass die Tridentinische Messe ihnen die Bedeutung des Heiligen und Mystischen mehr als alles andere erschließt, dann sollten wir den Mut haben, ihre Bitte zu akzeptieren.
Hinsichtlich des Zeitpunkts, wann das Motu proprio erscheinen soll, und hinsichtlich seiner Merkmale ist bislang nichts bekannt. Der Heilige Vater wird das entscheiden. Und wenn er es tut, dann sollten wir in allem Gehorsam annehmen, was er uns zeigt, und mit aufrichtiger Liebe für die Kirche danach streben, ihm zu helfen. Jegliche zuwiderlaufende Haltung würde den geistlichen Missionsauftrag der Kirche schädigen und dem Willen des Herrn entgegenwirken.
Wie viele andere Katholiken haben auch meine Frau und ich festgestellt, dass wir die Sonntagsmesse, wenn sie in der neuen Messordung gefeiert wird, aufgebracht und perplex anstatt geistlich gestärkt verlassen müssen. Warum ist das so?
— Erzbischof Ranjith: Bei der Feier der neuen Messordung müssen wir das, was wir am Altar tun, sehr ernst nehmen. Ich kann kein Priester sein, der im Schlaf erträumt, was er am folgenden Tag in der Messe tun wird – der dann zum Altar tritt und die Feier mit vielerlei neuartigen, selbst geschaffenen Rubriken und Handlungen begeht.
Die Heilige Eucharistie gehört der Kirche. Folglich hat sie ihre eigene Bedeutung, die nicht den persönlichen Eigenarten des einzelnen Zelebranten überlassen werden können. Jedes Element in der Liturgie der Kirche hat seine eigene lange Geschichte der Entwicklung und Bedeutung. Es handelt sich hier sicherlich nicht um private „Traditionen“, deshalb kann sie auch nicht ein Gegenstand sein, den jedermann manipulieren könnte.
Tatsächlich führt Sacrosanctum Concilium aus, dass niemand anderes als der Apostolische Stuhl und die Bischöfe – wo dieses den Letzteren vom Ersten erlaubt wurde – und „durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern“ kann (SC 22). Trotzdem sehen wir in einigen Gegenden der Kirche von heute immer noch zuviel Freistil in liturgischen Fragen, meistens weil die liturgische Theologie falsch verstanden wird. Beispielsweise wird das Geheimnis der heiligen Eucharistie häufig missverstanden oder nur teilweise verstanden, was natürlich den Weg für allerlei liturgischen Missbrauch ebnet.
Bei der Feier der Heiligen Eucharistie legt so mancher zuviel Akzent auf die Vorsitzfunktion des Priesters. Wir wissen jedoch, dass der Priester nicht der wahre Hauptakteur dessen ist, was auf dem Altar geschieht. Das ist Jesus selbst. Überdies hat jede liturgische Feier auch eine himmlische Dimension, „die in der heiligen Stadt Jerusalem gefeiert wird, zu der wir pilgernd unterwegs sind“ (SC 8).
Andere wiederum erklären die Eucharistie derart, dass die Dimension des Festmahls stärker betont wird und verbinden diese mit „Kommunion“. Das ist ebenfalls wert, überlegt zu werden. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass es sich nicht so sehr um die Kommunion handelt, die von jenen geschaffen wurde, die an der Eucharistiefeier teilnehmen, sondern um die Kommunion, die vom Herrn selbst geschaffen worden ist. Durch die Eucharistie nimmt der Herr uns in sich selbst auf, und in ihm stehen wir in Kommunion mit allen anderen, die sich mit ihm vereinen. Es handelt sich daher nicht so sehr um eine soziologische Erfahrung, als um eine mystische. Daher ist die Eucharistie selbst als „Kommunion“ eine himmlische Erfahrung.
Was wichtiger ist, ist die Dimension des Opfers. Jedes Mal, wenn wir die Eucharistie zelebrieren, erleben wir das Kalvarienopfer von neuem und feiern es als den Moment unserer Erlösung. Und eben diese Tatsache macht auch die einzigartige Würde des Priesters aus und ist der Ursprung seiner Identität. Er ist von Christus eingesetzt worden, um das wunderbare Geheimnis zu feiern, bei dem dieses vergängliche Stück Brot in den verherrlichten Leib Christi und dieses klein bisschen Wein in das Blut Christi verwandelt werden und das Kalvarienopfer für die Erlösung der Welt wieder vergegenwärtigt wird. Und das muss vom Priester gelebt, verstanden und geglaubt werden – jedes Mal, wenn er die Eucharistie feiert.
In der Tat hat Sacrosanctum Concilium die Oper- und Erlösungswirksamkeit der Messe betont. Der Priester wird dann sozusagen zu einem weiteren Christus. Was für eine großartige Berufung! Und so werden die Gläubigen, wenn wir die Eucharistie andächtig feiern, enormen geistlichen Nutzen davon tragen und stets zurückkehren auf der Suche nach jenem Himmelsbrot.
Einige vertreten die Ansicht, dass die Lösung der liturgischen Krise, die die katholische Kirche heute durchmacht, beziehungsweise der Glaubenskrise überhaupt im ausschließlichen Gebrauch der tridentinischen Messe läge, wohingegen andere behaupten, dass wir lediglich eine „Reform der Reform“ brauchen, also eine Reform der neuen Messordnung. Was denken Sie?
— Erzbischof Ranjith: Eine solche Einstellung des „Entweder-Oder“ (die einen der beiden Riten zugunsten des anderen ausschließt) würde die Kirche nur unnötigerweise polarisieren, während die Nächstenliebe und pastorales Interesse die motivierenden Faktoren spielen sollten.
Wenn der Heilige Vater es wünscht, dann könnten beide nebeneinander existieren. Das würde nicht heißen, dass wir die neue Messordnung aufgeben müssten. Im Zusammenspiel der beiden römischen Traditionen könnte es aber durchaus dazu kommen, dass die eine die andere beeinflusst.
Wir können nicht sagen, dass bereits alles vollendet und abgeschlossen wäre, dass nichts Neues geschehen könnte. Tatsächlich hat das Zweite Vatikanische Konzil niemals den sofortigen Wandel der Liturgie befürwortet. Es plädierte vielmehr dafür, dass diese Änderung aus den schon bestehenden Formen gewissermaßen organisch hervorgehe (vgl. Sacrosanctum Concilium, 23).
Wie Kardinal Antonelli – ein hoch verehrtes Mitglied jenes Rates, der nach dem Abschluss des Konzils die Revision der Liturgie übernahm – in seinen Tagebüchern vermerkte, wurden manche liturgische Veränderungen ohne große Überlegung eingeführt, wahllos, und später zu einem allgemein akzeptierten Verfahren gemacht.
Beispielsweise ist die Handkommunion nicht zuerst genau untersucht und erwogen worden, ehe sie vom Heiligen Stuhl akzeptiert wurde; in einigen Ländern Nordeuropas ist sie einfach wahllos eingeführt worden und hat sich später zur üblichen Gewohnheit entwickelt, die sich dann auf viele andere Länder ausgebreitet hat. Das ist eine Situation, die hätte vermieden werden sollen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat niemals eine derartige Vorgehensweise zur liturgischen Reform befürwortet.
Lex orandi, lex credendi, lex vivendi („Gesetz des Betens – Gesetz des Glauben – Gesetz des Lebens“): Stimmt es, dass unsere Art, den Gottesdienst zu feiern und zu beten, das beeinflusst, was wir glauben, und dass das, was wir glauben, unsere Art zu leben beeinflusst? Mit anderen Worten: Könnte man sagen, dass die Liturgie letzten Endes unser moralisches Leben bestimmt?
— Erzbischof Rajith: Ja. Wie können wir die Gläubigen davon überzeugen, in ihren ethischen und moralischen Entscheidungen Opfer zu bringen, wenn sie nicht zuallererst zutiefst von der Gnade Gottes berührt worden sind und von ihr inspiriert werden? Und das geschieht vor allem in der Eucharistiefeier, wenn die Seele des Menschen die erlösende Gnade Gottes in ihrem Innersten erfährt.
Durch die Feier der Heiligen Messe wird der Glaube verinnerlicht und strotzt mit Eingebung und Kraft, so dass es dem Gläubigen möglich wird, moralische Entscheidungen zu fällen, die mit dem Glauben übereinstimmen. In der Liturgie sollten wir die Nähe Gottes in unserem Herzen so intensiv erfahren, dass wir wiederum beginnen, noch glühender zu glauben und uns regelrecht dazu genötigt sehen, gerecht zu handeln.
Könnten Sie einige der zeitgenössischen liturgischen Entwicklungen und Probleme nennen, die korrigiert werden sollten?
— Erzbischof Rajith: So wie ich das sehe, besteht eine dieser Entwicklungen darin, dass die Sonntagsmesse in manchen Ländern durch ökumenische Liturgiefeiern ersetzt wird, bei denen katholische Laien und evangelische Pfarrer gemeinsam zelebrieren und Letzterer eingeladen wird, die Predigt zu halten. Der sonntägliche Wortgottesdienst mit der Austeilung der heiligen Kommunion – diese Form ist als solche erlaubt, wenn kein Priester zur Verfügung steht – kann beim Gläubigen einen falschen Eindruck entstehen lassen, wenn er in ein ökumenisches Ereignis verwandelt wird. Die Gläubigen gewöhnen sich dann unter Umständen an die Idee eines Sonntags ohne Eucharistiefeier.
Wie Sie wissen, macht die Eucharistie die Kirche (vgl. Ecclesia de Eucharistia, 21), und das ist für uns Katholiken zentral. Wenn die Eucharistiefeier nun so einfach durch den Wortgottesdienst ersetzt wird – oder schlimmer noch, durch eine so genannte ökumenische Andacht –, dann wird die Identität der katholischen Kirche in Frage gestellt.
Leider hören wir auch von Fällen, bei denen die Eucharistiefeier in verschiedenen Formen zusammen mit evangelischen Pfarrern begangen wird. Das ist vollkommen unannehmbar und stellt eine „graviora delicta“ (ein „schweres Vergehen“) dar (vgl. Redemptionis sacramentum, 172).
Ökumene ist nicht etwas, was der Ad-hoc-Entscheidung des einzelnen Priesters überlassen werden kann. Wahre Ökumene, wie sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil verstanden wurde, kommt aus dem Herzen der Kirche.
So beginnt zum Beispiel der Weg zu einer wirklichen Ökumene mit ernsthaften Überlegungen seitens derer, die in diesem Bereich als sachkundig angesehen werden, wie der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Heilige Vater selbst. Nicht jeder hat die Befähigung zu wissen, auf welche Weise diese feinfühlige Suche nach Einheit wahrgenommen werden soll. Es bedarf intensiver Besinnung und intensiven Gebets. Deswegen sollten liturgische Neuerungen im Namen der Ökumene nicht individuell ausprobiert werden.
Eine zweite unerfreuliche Entwicklung ist die schrittweise Ersetzung der von einem Priester gefeierten Messe durch eine paraliturgische Andacht, die von einem Laien geleitet wird. Das kann natürlich legitim erfolgen, wenn kein Priester zur Verfügung steht und wenn kaum eine Gelegenheit zur Erfüllung der Sonntagspflicht vorhanden ist. Allerdings handelt es sich dabei um eine Ausnahme, nicht um die Regel. Hier besteht die Gefahr, den Priester selbst dann auszugrenzen, wenn er zur Verfügung steht.
In einem solchen Fall maßt sich ein pastorales Laienteam an, die Aufgaben erfüllen zu müssen, die eigentlich dem Priester vorbehalten sind. Ich spreche hier von dem Trend, bei dem die Predigt von einem Laien selbst dann gehalten wird anstatt vom Priester, wenn dieser anwesend ist, oder bei dem die heilige Kommunion verteilt wird, während der Priester müßig beim Altar sitzt.
Wir müssen hier unterstreichen, dass sich nach den Worten des Zweiten Vatikanischen Konzils das allgemeine Priestertum der Gläubigen und das Priestertum des Dienstes „dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach“ voneinander unterscheiden (Lumen gentium, 10). Deshalb handelt es sich um einen schwerwiegenden Missbrauch, die heiligen Pflichten, die dem Priester vorbehalten sind, den Laien zu übertragen.
Was bedauerlich ist, ist die weltweit zunehmende Tendenz, die Priester zu laisieren und die Laien zu klerikalisieren. Das ist auch „contra mentem“ („gegen die Absicht“) des Konzils.
Weiterhin nehmen wir die sich immer weiter verbreitende Entwicklung wahr, die Sonntagsmesse auf den Samstag zu verschieben. Das wird als eine nahezu „normale“ Handlungsweise angesehen. Anstatt dass der Sonntag der wahre Tag des Herrn ist – und daher ein Tag der Ruhe für Seele und Leib – ,sehen wir hier das Bestreben, seine Bedeutung herabzumindern und ihn zu einem Tag der weltlichen Ablenkungen zu degradieren. In Dies Domini hat Papst Johannes Paul II. vor solchen beunruhigenden Entwicklungen gewarnt.
Der letzte Punkt, auf den ich hier hinweisen möchte, befasst sich mit bestimmten Praktiken, die in Missionsgebieten wie zum Beispiel in Asien im Namen des Wandels eingeführt worden sind und die dem kulturellen Erbe widersprechen.
In so manchen asiatischen Ländern sehen wir den Trend, die Handkommunion einzuführen, wobei die Kommunion im Stehen empfangen wird. Das stimmt keinesfalls mit der asiatischen Kultur überein: Buddhisten verehren, indem sie sich niederwerfen und mit der Stirn den Boden berühren. Moslems ziehen ihre Schuhe aus und waschen sich die Füße, ehe sie zum Gebet in die Moschee eintreten. Hindus betreten den Tempel mit nacktem Oberkörper, als Zeichen der Unterwerfung. Wenn jemand sich dem König von Thailand oder dem Kaiser von Japan nähern möchte, dann tut er das auf seinen Knien, als Zeichen der Hochachtung. In vielen asiatischen Ländern hat die Kirche jedoch Praktiken eingeführt wie die einfache Verbeugung vor dem Allerheiligsten Sakrament des Altares anstelle einer Kniebeuge oder das Stehen beim Empfang der heiligen Kommunion und die Handkommunion. Und wir wissen, dass es sich dabei nicht um Praktiken handelt, die als mit der asiatischen Kultur übereinstimmend erachtet werden können. Ferner werden die Laien, deren Rolle in der Kirche heute sehr gefördert wird, noch nicht einmal zu Rate gezogen, wenn solche Entscheidungen gefällt werden.
Diese Gegebenheiten verheißen nichts Gutes für die Kirche, und wir müssen diese Entwicklungen berichtigen, wenn wir wollen, dass die Eucharistie, die wir feiern, zu einem „Heilmittel zur Unsterblichkeit und Gegengift für den Tod“ wird, wie der heilige Ignatius von Antiochien erklärte (Brief an die Epheser, 20).
_______
Quellen: Zenit.org: Teil 1 / Zenit.org: Teil 2
