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FATIMA: DIE VERHEIßENE BEKEHRUNG RUSSLANDS

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Papa João Paulo II e a Irmã Lúcia 13.5.1991 2

Papst Johannes Paul II. mit Schwester Luzia am 13. Mai 1991

„Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!”

SCHWEIZER FATIMA-BOTE Nr. 42

QUARTALSHEFT DES FATIMA-WELTAPOSTOLATS DER DEUTSCH-SCHWEIZ
10. Jahrgang Nr. 3 / September-November 2009

Liebe Fatima-Interessierte

In letzter Zeit ist das Interesse, die Ereignisse um „Fatima” und ihre Folgen zu verfilmen, we­sentlich grösser geworden. So bestehen mo­mentan einige Filmvorhaben (in englischer Sprache) und sogar ein Projekt für ein „Musical”! Dies hat bestimmt etwas mit der Seligsprechung der beiden Seherkinder Jacin­ta und Francisco im Jahr 2000 durch Papst Johannes Paul II. in Fatima zu tun und viel­leicht noch mehr mit der damals gleichzeitig erfolgten Bekanntgabe des so genannten 3. Geheimnisses von Fatima (effektiv handelt es sich ja um den 3. Teil eines einzigen Ge­heimnisses, denn zwei Teile waren ja längst bekannt – darunter auch die Höllenvision vom 13. Juli 1917).

Würde nun ein Filmregisseur zu Beginn wis­sen wollen, was man dem nicht informierten Zuschauer unbedingt näher bringen müsse, könnte die Antwort etwa wie folgt lauten (wobei angenommen wird, die sechs Erschei­nungen von 1917 und das Papstattentat seien ihm bekannt):

Fatima ist ein Geschenk der göttlichen Vor­sehung für die Menschheit, um der Erde Frie­den zu bringen und die Bekehrung der Sünder zu bewirken. Es ist eine neue Hoffnung inmit­ten der krisengeschüttelten Welt von damals und noch mehr von heute! Die Botschaften von Fatima sind authentische von Gott stam­mende Prophezeiungen. Solche Prophezeiun­gen eröffnen der Menschheit stets Möglichkei­ten, den Gang der Geschichte zu ändern (Beispiel Ninive! – und verhinderter Atomkrieg von 1985). Die authentische Botschaft von Fatima ist der Ruf zur Neuevangelisierung der Welt wie von den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. klar zum Ausdruck gebracht. Papst Johannes Paul II. hat diesen Ruf wie kein anderer verstanden , und wurde deshalb auch von der Göttlichen Vorse­hung für diese Aufgabe auserwählt, eine hervorra­gende Rolle in der Bekehrung Russlands, der ost­europäischen Länder und so vieler anderer Länder mit kommunistischer Vergangenheit zu spielen.

Unsere liebe Frau zeigte sich den Kindern in Fatima, um uns allen den Weg zu ihrem göttlichen Sohn Jesus zu zeigen. Das ist die Hauptstossrichtung der Erscheinungen der Muttergottes.

Natürlich will Gott auch explizit die Verehrung seiner Mutter. So sagte Maria am 17. Juni 1917 zu Lucia: „Du bleibst noch einige Zeit hier. Jesus möchte sich deiner bedienen, damit die Menschen mich erkennen und lieben. Er möchte auf Erden die Verehrung meines Unbefleckten Herzens begrün­den. Mein Unbeflecktes Herz wird deine Zuflucht sein und der Weg, der dich zu Gott führen wird.” Am 10. Dezember 1925 erschien die Heiligste Jung­frau Lucia in Pontevedra (Spanien). An der Seite der Gottesmutter war ein Kind zu sehen. Die Gottesmut­ter legte ihre Hand auf die Schultern Lucias und zeigte ein von Dornen umgebenes Herz, das sie in der rechten Hand hielt. Das Kind sagte: „Habe Mit­leid mit dem Herzen deiner Heiligsten Mutter, umgeben von Dornen, mit denen die undankba­ren Menschen es ständig durchbohren, ohne dass jemand einen Sühneakt machen würde, um sie herauszuziehen.” An diesem Tag bat Maria um die so genannte Sühne-Kommunion an fünf aufein­ander folgenden ersten Samstagen des Monats, um Sühne zu leisten für die Verunehrungen, Gottesläs­terungen und Gleichgültigkeiten gegenüber ihrem Unbefleckten Herzen. Wer diese fünf Samstage hält (mit entsprechenden Bedingungen), hat die Zu­versicht einer Todesstunde mit allen Gnaden, die für das Heil der Seelen notwendig sind. Die Ernsthaftigkeit dieser Sühne-Samstage wird noch unterstrichen durch eine Erscheinung von Jesus an Lucia vom 15. Februar 1926 (also nur drei Monate später). Jesus erkundigte sich bei Lucia, ob diese Andacht schon verbreitet werde….). Und die Gläubigen warten nun schon seit über 83 Jahren (!) auf die offizielle Dekretierung dieser Sühne-Samstage (analog der neun Herz-Jesu Freitage) durch den HI. Stuhl! Und dies trotz wie­derholter Bittschriften von Schwester Lucia an verschiedene Päpste! Die Botschaft von Fatima gipfelt in der wunderbaren Prophezeiung der Mut­tergottes: “Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren”.

Fatima ist ein dringender Aufruf zu Opfer und Ge­bet: “Betet täglich den Rosenkranz”! Und am 19.8.1917 anlässlich der verzögerten Erschei­nung (die Kinder konnten am 13. August nicht am Ort der Erscheinungen sein, weil sie ins Gefäng­nis geworfen und mit dem Tod im siedenden Oel bedroht wurden!): “Betet, betet viel und bringt Opfer für die Sünder, denn viele Seelen kom­men in die Hölle, weil sich niemand für sie op­fert und für sie betet!”

„Fatima” ist aber auch eine Bestätigung kirchli­cher Lehren: Himmel, Fegfeuer und Hölle wer­den von der Gottesmutter ausdrücklich erwähnt, ja die Hölle wird den Kindern sogar in einer Vision gezeigt! In den je drei Engelvisionen von 1915 und 1916 wird auch auf die hl. Eucharistie – und deren würdiger Empfang hingewiesen (der Engel sagte zu den Kindern: “Empfangt den Leib und trinkt das Blut Jesu Christi, der durch die un­dankbaren Menschen so furchtbar beleidigt wird. Sühnt ihre Sünden und tröstet euren Gott!”). Fatima ist auch ein dringender Aufruf der Bekehrung und Hinwendung zu Gott. Im 3. Teil des Geheimnisses zeigt der Engel mit einem Flammenschwert auf die Erde und ruft ,,Busse Busse, Busse!”

Fatima ist (leider) aber auch eine Drohung: Wenn man nicht auf meine Worte hört, werden Kriege und Verfolgungen kommen… Mit andern Worten hätte z.B. ein 2. Weltkrieg verhindert werden kön­nen und auch die Ausbreitung der „Irrlehren” Russlands mit allen ihren verheerenden Folgen. Am 25. März 1984 erfüllte Papst Johannes Paul II. endlich die Aufforderung Marias: Die Weihe Russlands an ihr unbeflecktes Herz. Das Wunder des Zusammenbruchs des Sowjet-Imperiums liess nicht lange auf sich warten und Lucia sagte, durch diese Weihe sei die Welt vor einem Atom­krieg verschont geblieben, der 1985 stattgefun­den hätte. Die Seligsprechung von Jacinta und Francisco vom 13. Mai 2000 in Fatima ist einzig­artig in der gesamten Kirchengeschichte: Mit der Seligsprechung ist nicht nur die Botschaft von Fa­tima von der Kirche anerkannt, sie ist vor der Kir­che und Welt Zeugnis für die apokalyptische Sen­dung der Mutter Gottes, die Wiederkunft ihres Sohnes vorzubereiten.

In diesem Zeugnis ist das unerschrockene, hel­denhafte Zeugnis der drei Hirtenkinder angenom­men und von der Kirche aufgenommen. Das mö­gen für den Regisseur vorerst mal genügend „Stichworte” sein. Wir wollen ihn aber im Folgen­den noch etwas mehr in die Tiefe informieren: Lu­cia sagte: „Vielleicht kommt jemand und fragt mich: „Was hat die Botschaft mit den Geboten des Gottesgesetzes zu tun?” Ich antworte: „Vieles ist zu beachten: Es geht um die Hauptpunkte der Botschaft. Tatsächlich schloss Unsere Liebe Frau ihre Erscheinungen in Fatima ab mit folgenden Worten: „Man soll unseren Herrn nicht mehr beleidigen, der schon so sehr beleidigt wor­den ist.” Vorher, am 13. Juli, hatte sie gesagt: „Im Oktober werde ich euch sagen, wer ich bin und was ich wünsche.” Da unsere Frau das so wollte, ist das Hauptziel der Botschaft, zu bitten, dass man Gott, unseren Herrn, nicht mehr beleidi­ge. Und was Gott am meisten beleidigt, ist die Übertretung seines Gesetzes (…).

Papst Johannes Paul II. sagte diesbezüglich in Fatima: „Es ist die grosse Sorge einer Mutter, die sie zum Sprechen veranlasst: Das Schicksal ihrer Kinder steht auf dem Spiel. Aus diesem Grund bittet sie die kleinen Hirtenkinder: Betet, betet und bringt viele Opfer für die Sünder; viele Seelen gehen zur Hölle, weil sie niemanden haben, der für sie betet und Opfer bringt… Und lasst uns nicht sagen, dass es Gott ist, der uns auf diese Art bestraft, im Gegenteil, es sind die Menschen selbst, die ihre eigene Bestrafung vorbereiten. In seiner Güte warnt uns Gott und ruft uns auf den rechten Weg; er achtet die Frei­heit, die er uns gegeben hat; infolgedessen sind die Mensch verantwortlich.”

Überhaupt: „Fatima” und Papst Johannes Paul II. sind aufs Engste miteinander verbunden – und diese Erkenntnisse werden für unseren Regisseur nun weiterhin sehr viel „ heissen Zündstoff” bein­halten.

Papst Johannes Paul II. und Fatima

Hören wir den Papst zuerst selber, was er in seinem Buch „Die Schwelle der Hoffnung über­schreiten” sagt (S. 159):

„Und was ist über die drei portugiesischen Kinder aus Fatima zu sagen, die unerwartet und kurz vor dem Ausbruch der Oktober-Revolution hörten: ,Russland wird sich bekehren’, und ,am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren’? Sie konnten derartige Voraussagen unmöglich erfun­den haben. Sie kannten sich weder in der Ge­schichte noch in der Geographie aus und noch weniger wussten sie von Sozialbewegungen oder Ideologie-Entwicklungen. Und doch ist genau ein­getreten, was sie angekündigt hatten. Vielleicht ist der Papst auch aus diesem Grund aus ,einem fernen Land’ gerufen worden; vielleicht hat das Attentat auf dem Petersplatz gerade am 13. Mai 1981, dem Jahrestag der ersten Erscheinung in Fatima, stattfinden müssen, damit alles durch­sichtiger und verständlicher würde, damit die Stimme Gottes, die in der Menschengeschichte in ‚Zeichen der Zeit’ spricht, einfacher zu hören und zu verstehen sein würde.”

Das “Blutzeugnis” von Papst Johannes Paul II. beim Attentat vom 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz.

Aus einem Vortrag vom 13. Mai 2001 von Stanislaw Dziwisz, dem ehemaligen Privatsekretär (und heutigem Kardinal) von Papst Johannes Paul ist zu erfahren: “Für diesen gleichen Tag organisier­ten die kommunistische Partei und Kreise, die das Recht auf Abtreibung befürworteten, in Rom eine Gross-Demonstration. Aufgrund des Atten­tats wurde diese Kundgebung abgesagt. Im Plan der göttlichen Vorsehung geschieht nichts durch Zufall. Vielleicht war dieses unschuldige Blut und jener verzweifelte Kampf für das Leben notwendig, um in den Gewissen der Menschen das Bewusstsein seines Wertes und den Willen zu wecken, es von der Empfängnis bis zum natür­lichen Tod zu schützen. Die Tatsache, dass an jenem Tag sowohl der Päpstliche Rat für die Fa­milie als auch das Institut für die Familie an der Päpstlichen Lateran-Universität gegründet wur­den, scheint jene Eingebung zu bestätigen. (…) Kardinal Dziwisz ist der festen Überzeugung, dass das am 13. Mai auf dem Petersplatz vergos­sene Blut im Frühling der Kirche des Jahres 2000 Frucht brachte… (so weit Kardinal Dziwisz).

Lucia, Francisco und Jacinta waren beim Zeit­punkt der Erscheinungen zehn, neun und sieben Jahre alt. Sie waren Analphabeten und verbrach­ten ihre Zeit mit Hüten von Schafen. Johannes Paul hatte keinen Zweifel an ihrer Einfachheit, die später Schwester Lucia selber bestätigte: „Als Un­sere Liebe Frau das erste Mal von Russland sprach, wussten wir nicht, was das war. Wir dach­ten, Russia sei ein Frauenname. Wir dachten, es sei eine sündige Frau, für die wir uns opfern soll­ten.”

Das Sonnenwunder vom 13. Oktober 1917 vor rund 70’000 Personen bestätigte Fatima voll und ganz! Anlässlich dieser letzten Erscheinung be­zeichnete sich Maria als “Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz”!

Die kirchlichen Behör­den hatten die Vorgänge in der Cova da Iria mit der grössten  Zurückhaltung verfolgt. Die Kommission, die mit der Durchführung des kanonischen Prozes­ses beauftragt war, arbei­tete gewissenhaft, doch langsam. Erst am 14. April 1930 wurde die letzte Sit­zung abgehalten, bei der noch einmal die 31 Kapitel des langen Berichtes überprüft wurden… Der Bischof widmete dem Stu­dium desselben und der Vorbereitung des Urteils volle sechs Monate. End­lich erschien ein Hirtenbrief über den Kult der Ma­donna von Fatima, der feierlich “die Erscheinun­gen vom 13. Mai bis zum 13. Oktober 1917 als glaubwürdig erklärte und die öffentliche Vereh­rung Unserer Lieben Frau von Fatima gestattete”. Und schliesslich soll nun unser Regisseur auch noch auf ein äusserst spannendes Buch hinge­wiesen werden, das ausgiebig Aufschluss über verschiedenste Aspekte von Papst Johan­nes II. und dem Zusammenbruch des Sowjet-Reiches aufzeigt. Der Titel lautet: „Fatima, ein Geheimnis begleitet den Papst” von Aura Mi­guel, erschienen im Miriam-Verlag. Wir wollen nun daraus ein wichtiges Kapitel übernehmen.

Fatima und der Osten – in erster Linie Russland

Die Weihe der Welt und Russlands an das Unbe­fleckte Herz Mariens schuf in den Spitzen der Kir­che einige Verlegenheit. Noch nie hatte Unsere Liebe Frau wie in Fatima den Menschen eine Bot­schaft mit solchen politischen Implikationen hin­terlassen.

Auch Johannes Paul II. weiss darum und spricht mit einigen ihm nahe stehenden Bischöfen dar­über. Msgr. Paul Josef Cordes, Präsident des Päpstlichen Rates Cor Unum ist einer von de­nen, mit welchen er darüber spricht: “Während eines privaten Essens sprach der Papst über die Weihe, die er vollzogen hatte. Er erzählte, wie er daran gedacht hatte, Russland während des Weihegebets ausdrücklich zu erwähnen. Aber seine Mitarbeiter rieten ihm, davon abzusehen, weil er den sowjetischen Führern gegenüber ei­ne solch direkte Herausforderung nicht wagen durfte. Der Papst erzählte uns, wie viel es ihn gekostet habe, auf die öffentliche Segnung Russlands zu verzichten.”

Beim selben Essen erzählt Johannes Paul II. dem deutschen Bischof, wie erleichtert er war, als er nach der Weihe vom 25. März 1984 erfuhr, dass die orthodoxen Bischöfe, die über Freund­schaftskanäle informiert worden waren, sich spontan und aus eigener Initiative entschlossen hatten, sich an diesem Tag mit dem Papst zu verbinden, um die Weihe Russlands im Namen Mariens zu vollziehen. “Der Papst war höchst erfreut”, erinnert sich Msgr. Cordes, „nicht nur wegen des Ereignisses an sich, das heisst, weil die Weihe Russlands durch die russisch­orthodoxen Bischöfe vollzogen worden war, de­ren Bischofsweihe durch Rom anerkannt wird, sondern auch, weil er darin eine wohlwollende Antwort Gottes sah, die ihn darin bestärkte, dass er sich nicht getäuscht hatte mit dieser Weihe, mit der so viele nicht einverstanden waren.”

Im folgenden Jahr am 11. März 1985 wird Mi­chail Gorbatschow zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion ge­wählt.

Er beginnt, den Boden für die Perestroika vorzu­bereiten. Im April besucht der neue Generalsek­retär Polen, um an der Versammlung des politi­schen Beratungskomitees des Warschauer Pakts teilzunehmen und trifft sich längere Zeit mit dem Präsidenten Jaruzelski. Die beiden Männer analysieren die Situation in den sozialistischen Län­dern des Sowjetblocks und deren Beziehungen mit dem Westen. Bei diesem Gespräch wird not­wendigerweise über den Papst gesprochen.

Jaruzelski erzählt später, dass Gorbatschow ihm viele Fragen über Johannes Paul II. gestellt habe, wobei der polnische Präsident Wojtyla als einen aussergewöhnlichen Mann, einen großen Huma­nisten und vor allem als einen Mann des Friedens beschrieben habe. Bei dieser Antwort “begeisterte sich Gorbatschow über die Möglich­keit einer friedlichen Koexistenz zwischen Ost und West, einer Reduzierung der Aufrüstungen bis zu ihrer gänzlichen Vernichtung.” Jaruzelski bietet sich als Vermittler zwischen dem polni­schen Papst und Michail Gorbatschow an. Diese Vermittlung wird tatsächlich ihre Früchte tragen. Am anderen Ende Europas wird die Person Jo­hannes Pauls II. ebenfalls durch die Aufmerksam­keit der Politiker gewürdigt. Am 10. Mai dieses Jahres besucht US-Präsident Ronald Reagan Portugal. Bei seiner Rede vor der Nationalver­sammlung bezieht er sich auf den Heiligen Vater: “Niemand hat der Welt mehr die Wahrheit der menschlichen Würde – wie die Wahrheit, dass Friede und Gerechtigkeit in jedem einzelnen von uns beginnen – in Erinnerung gerufen als jener Mann, der vor einigen Jahren nach Portugal kam nach einem schrecklichen Attentat gegen sein Leben  …  Ich wage zu behaupten, dass im Beispiel von Menschen wie ihm und in den Gebeten demütiger Menschen auf der ganzen Welt – de­mütiger Menschen wie die Hirtenkinder von Fati­ma – eine grössere Kraft liegt als in allen grossen Heeren und Staatsmännern der Welt.”

Zwei Jahre später begibt sich Michail Gorbat­schow in die Vereinigten Staaten, um den ersten Atomsperrvertrag zu unterzeichnen. “Ich bin mir gewiss, dass Gott in der Höhe des Himmels uns nicht die notwendige Weisheit verweigern wird, um Wege der Verständigung zu finden”, sagt der Sowjetführer gegenüber der Zeitschrift ,Time’. Der Abrüstungsvertrag wird mit Datum vom 8. Dezember 1987 unterzeichnet.

In dieser Periode findet auf Initiative des Papstes das Marianische Jahr statt. Es wird 1987 ausge­rufen, um der Geburt der Jungfrau vor 2000 Jah­ren zu gedenken und um die Menschheit auf die Bedeutung des Jahres 2000 hinzuweisen. Johan­nes

Paul II. kündigt es am 1. Januar in der Petersba­silika an. Das Jubiläumsjahr dauert vom 7. Juni 1987 (Pfingsten) bis zum 15. August 1988 (Fest der Aufnahme Mariens). Zuvor veröffentlicht der Papst die Enzyklika über die Rolle Mariens im Geheimnis Christi und in der Sendung der Kirche. Das Dokument erwähnt auch Russland und den Reichtum seiner Spiritualität, weil während des Marianischen Jahres die Tausendjahrfeier der Taufe des hl. Vladimir, des Grossfürsten von Kiew (988), gefeiert wird, die den Beginn des Christentums auf dem Gebiet der alten Rus und nachher in allen Gebieten Osteuropas markierte. (Das Zusammenfallen des Datums vom 8. De­zember, dem Hochfest der Unbefleckten Emp­fängnis Mariens, mit der Anrufung Gottes durch Gorbatschow, dem Führer der Weltmacht, wo dieses Wort während 70 Jahren schwerste Ver­folgungen hervorrief, wird von vielen als Zeichen der ersten Schritte zur Erfüllung der Prophezeiun­gen von Fatima betrachtet.)

Mit dem Wunsch, auf beste Weise in diese der Jungfrau Maria geweihte Zeit einzutreten, und gewiss eingedenk ihrer Hinweise in Fatima, um den Frieden in der Welt zu erlangen, ergreift der Papst eine Welt umfassende Initiative. Am Vor­abend der Eröffnung des Marianischen Jahres, dem ersten Samstag im Monat, dem 6. Juni 1987, bittet Johannes Paul II. alle Gläubigen, sich im Gebet mit ihm zu vereinen, indem sie den Rosenkranz über eine direkte Fernsehverbindung gleichzeitig in siebzehn marianischen Heiligtümern der Welt beten. Der Heilige Vater nimmt in Rom in der Basilika Santa Maria Mag­giore daran teil. In all diesen Heiligtümern gibt es Riesenbildschirme, über welche die Gläubi­gen verfolgen können, was in den anderen ma­rianischen Zentren auf der Welt geschieht.

Die Sendung beginnt im Heiligtum von Fatima, wo sich auf Einladung des Papstes hin Tausende versammelt haben. In der Einführung zum ersten Geheimnis, das auf Portugiesisch vorge­betet wird, nimmt Johannes Paul II. Bezug auf die Aktualität der Botschaft „Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz” und hebt die Notwendigkeit des Gebets um den Frieden hervor. Fatima nimmt also einen privilegierten Platz ein bei der Übertragung der ersten Bilder in Mondovision, wo auch der siebzig Jahre seit den Erscheinungen in der Cova da Iria gedacht wird. Am Ende des Rosenkranzes lädt Johannes Paul II. alle Gläubigen, die sich in den auf der Welt verstreuten Heiligtümern versammelt haben, ein, das­selbe zu tun wie die Pilger in Fatima bei der Ab­schlussprozession, und alle winken zum Ab­schied mit weissen Tüchern der Jungfrau zu.

Im folgenden Monat, am 26. Juli 1987, hebt der Papst erneut hervor, wie zentral die Botschaft von Fatima für die Geschichte des 20. Jahrhun­derts ist: „Die Erscheinungen der allerseligsten Jungfrau Maria in Fatima sind 1917 durch aus­sergewöhnliche Zeichen bewiesen worden und bilden einen Bezugs- und Ausstrahlungspunkt für unser ganzes Jahrhundert”

DIE AGONIE DES KOMMUNISMUS

Die ersten Anzeichen der Krise des internationa­len Kommunismus gehen von Polen aus. Johan­nes Paul II. verstärkt seine Unterstützung für Lech Walesa und die Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc” („Solidarität”), die trotz der Verfol­gung durch das Regime nicht aufzuhalten ist.” Beim dritten Besuch des Papstes in seinem Hei­matland im Juni 1987 gebraucht er dieses Wort als Motto für seine Ansprachen. “Er pries das Ideal von Solidarnosc, das für ihn nicht nur Polen galt, sondern für die gesamte Welt, für die westli­chen Demokratien”, schreibt sein Freund André Frossard.

Für Johannes Paul II. ist die Teilung Europas un­annehmbar. Das Gesicht dieses Kontinents wird geprägt durch das Erbe Roms und Byzanz’. Eu­ropa muss mit „beiden Lungen” atmen, der westlichen und der östlichen. Deswegen ist diese Spaltung eine historische Anomalie, der ein En­de gesetzt werden muss. Europa muss seine kulturellen und religiösen Wurzeln wieder finden, die beiden Teilen gemeinsam sind. In Polen be­ginnt dieses gemeinsame Schicksal Form anzu­nehmen, wie der Papst selbst zu Lech Walesa sagt: “In Polen ist es, wo sich das Gesicht dieses neuen Europa, des gemeinsamen europäischen Hauses dank “Solidarität” zu bilden begann, und kein Ereignis wird dies aufhalten können.”

Die gleiche Sorge um den Frieden und die Ein­heit in Europa” vom Atlantik bis zum Ural” wird Anfang 1988 durch Papst Johannes Paul II. er­neut bestätigt. Die Augen auf Russland gerichtet, verfasst er ein Apostolisches Schreiben an die Christen in sowjetischen Ländern: “Der Wunsch nach Einheit und Frieden, nach Überwindung der verschiedenen Barrieren und nach Ausgleich der Kontraste – wie auch der Appell selbst, den die Vergangenheit Europas an uns richtet – wird ein bewegendes Zeichen unserer Zeit. Es gibt kei­nen echten Frieden, wenn nicht auf der Grundla­ge eines Einigungsprozesses, in welchem jedes Volk in Freiheit und Wahrheit die Wege der eige­nen Entwicklung selbst wählen kann.”

Wenige Monate später beginnen sich die Anzei­chen dieser “Wahl jedes Volkes” abzuzeichnen. Neben Polen nehmen die Auseinandersetzun­gen in der Tschechoslowakei und in Ungarn zu. Unterdessen macht im Juni 1988 eine Vatikan­delegation auf höchster Ebene einen histori­schen Besuch in Moskau. Kardinal Agostino Casaroli, Chef dieser Delegation, ist eingeladen worden, bei einer speziell für ihn organisierten Sitzung im Bolschoitheater das Wort zu ergrei­fen: “Die religiöse Tatsache ist von unbestreitba­rer Aktualität, und kein Verantwortlicher kann diese vernachlässigen”, bestätigt der Staatssek­retär des Vatikans.

Drei Tage später, am 13. Juni trifft sich Casaroli im Kreml mit Gorbatschow und überreicht ihm einen persönlichen, von Hand auf russisch geschriebenen Brief von Johannes Paul II. “Die Ka­tholische Kirche betrachtet mit hoher Achtung und wirklicher Liebe das unermessliche geistliche Erbe der slawischen Völker des Ostens”, beginnt der Papst. „Ich bin überzeugt, dass Ihre Arbeit, Herr Generalsekretär, grosse Erwartungen und eine berechtigte Hoffnung unter den Gläubigen geweckt hat. Ich teile diese Empfindungen und möchte Ihnen gerne das Vertrauen ausdrücken, das ich in der Tatsache sehe, dass der Besuch von Kardinal Casaroli neue Perspektiven für die Katholiken der Sowjetunion eröffnen wird. Zusammen mit dem Papstbrief erhält der sowjetische Führer ein Dossier mit drei fundamentalen Anliegen des Heiligen Stuhls: Die Wiederaufnah­me der Beziehungen zwischen dem Vatikan und Moskau, die Religionsfreiheit für alle Gläubigen in der UdSSR; die Legalisierung der Katholiken des orientalischen Ritus. Am Ende des Gipfels erklärt Kardinal Casaroli einem Journalisten der Prawda gegenüber: „Wir haben zu Fuss eine Brücke über siebzig Jahre geschlagen. Ich war nicht der einzige, der diese Brücke ge­baut hat, die andere Seite trug ebenfalls dazu bei.”

1989 verbreitet sich “der ansteckende Zerfall” in Osteuropa. Das erste Land, das im Februar die Legalität unabhängiger Parteien anerkennt ist Ungarn. Dann finden in der Sowjetunion am 26. März die ersten Wahlen mit unabhängigen Kandidaten statt. Boris Jelzin gewinnt in Moskau. Am 17. April legalisiert die polnische Regierung die “Solidarität”.

Gorbatschow verkündet in diesem Jahr das Ende “der Politik der eingeschränkten Souveränität” gegenüber den Ländern des Ostblocks. Der Rückzug der sowjetischen Truppen und der Fall des Eisernen Vorhangs beginnt in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und der Deutschen Demokratischen Republik. In den baltischen Län­dern bilden Oppositionsgruppen in Litauen. Estland und Lettland am 13. Mai 1989 die erste bal­tische Versammlung, die erklärt, ihre Berufung sei “der Weg zu Europa und nicht zur kulturellen Assimilation”.

In einer Schwindel erregenden Aufeinanderfolge der Ereignisse anerkennt der polnische Staat die Katholische Kirche offiziell am 17. Mai und ruft für den 4. Juni Wahlen aus, wo es zu einem kla­ren Sieg der “Solidarität” kommt, der zur Bildung einer Koalitionsregierung führt. Dann ist die Rei­he an Ungarn, das seine Grenzen zu Österreich hin öffnet und so Tausenden von Flüchtlingen aus der DDR den Weg in den Westen freimacht. Angesichts dieser und anderer Tatsachen inter­veniert die Sowjetunion nie. Unterdessen gibt Erich Honecker die Macht in Ostdeutschland ab, und am 8. November werden mit “unmittelbaren Folgen” freie Wahlen und die Öffnung der Gren­zen zur Bundesrepublik Deutschland verkündet. Noch in dieser Nacht beginnt das Volk mit der Zerstörung der Berliner Mauer.

Wenige Tage nach diesem Zusammenbruch des Kommunismus findet das historische Treffen Gorbatschows mit dem Papst statt.

Am Morgen des 1. Dezembers fährt eine schwarze gepanzerte Limousine mit der sowjeti­schen Flag­ge (rot, mit Hammer und Sichel) über den Petersplatz, überquert die Grenze zum Vati­kan, an der Petersbasi­lika vorbei zum Damasushof. Der Sowjetführer wird von einer Ehrenwache empfangen. Er ist in Begleitung seiner Frau Raissa, die ganz in Rot gekleidet erscheint. Johannes Paul II. geht hin­aus zur Begrüssung. Die vorgesehene Zeit für die Audienz (mit Dolmetschern) wird überschrit­ten und dauert über eine Stunde. Der Papst sel­ber eröffnete später George Weigel, man habe bei dieser Begegnung über die Religionsfreiheit gesprochen sowie die Sprechzeit benutzt, um den Gesprächspartner und die Kraft seiner Über­zeugungen besser kennen zu lernen. Als endlich die Bibliothekstür geöffnet wird, treten Raissa und die übrige Begleitung zu Vortrag und Aus­tausch von Geschenken ein. “Raissa Maximov­na, ich habe die Ehre, dir die höchste morali­sche Autorität der Erde vorzustellen.” Dann fügt Gorbatschow lächelnd hinzu: “Er ist Slawe wie wir.” Der Papst ordnet dieses Treffen ein als “ein Zeichen der Zeiten, die langsam reifen, reich an Verheißungen für die Zukunft”. Gorbat­schow seinerseits kommentiert bewegt: „Ein wahrhaft ausserordentliches Ereignis hat stattgefunden.” Am Ende überreicht der Heilige Vater dem Sowjetführer ein Mosaik aus der Vati­kanischen Schule, die Christus mit dem offenen Evangelienbuch darstellt mit dem Satz: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.” Millio­nen Menschen auf der ganzen Welt verfolgen dieses Treffen am Fernsehen, wo es direkt über­tragen wird. “Es geschah das Undenkbare, das Geheimnis der Geschichte siegte über die Pläne der Menschen”, tituliert der «Osservatore Romano» am folgenden Tag. “Alles, was sich in Osteuropa in den letzten Jahren ereignet hat, wäre ohne die Gegen­wart dieses Papstes nicht möglich gewesen, ohne die auch politische Rolle, die er auf der Weltbühne zu spielen verstand”, erklärt Michail Gorbatschow einer italienischen Zeitung. Doch Johannes Paul II. wird später seine eigene Hauptrolle differenzieren: “Ich finde, wenn es eine bestimmende Rolle gab, war es die des Christentums als solches, sein Inhalt, seine reli­giöse und moralische Botschaft, seine ihm inne­wohnende Verteidigung der menschlichen Per­son und seiner Rechte. Ich habe nichts anderes getan, als in Erinnerung zu rufen, zu wiederho­len und zu bekräftigen, dass dies ein Grundsatz sei, der beachtet werden muss.” Der Heilige Va­ter sagte gegenüber Vittorio Messori im Hinblick auf den “Finger Gottes” beim Zusammenbruch des Kommunismus: “Es gehört sich, eine über­triebene Vereinfachung zu vermeiden, weil der Kommunismus infolge seiner eigenen Irrtümer und Missbräuche zerfiel.” Auf geheimnisvolle Weise schloss der Papst in diese Antwort jedoch einen Bezug zu den Erscheinungen von Fatima und die Verbindung jener Botschaft mit seinem Pontifikat ein. Johannes Paul II. geht sogar so­weit anzunehmen, dass das Attentat vom 13. Mai “notwendig” gewesen sei, um alles “transparenter und verständlicher” zu machen und so zu erlauben, dass Gott gehört wurde: “Vielleicht ist deswegen der Papst ,aus einem entfernten Land’ berufen worden, vielleicht wur­de deswegen das Attentat auf dem Petersplatz notwendig, genau am 13. Mai 1981, am Jah­restag der ersten Erscheinung in Fatima, damit die Stimme Gottes, die in der Geschichte des Menschen durch die ,Zeichen der Zeit’ spricht, leichter gehört und ver-standen werde.” So aner­kennt der Papst selber objektiv “die Nützlichkeit” des Attentats.

Georges Inglin

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Quelle: Schweizer Fatima-Bote Nr. 42, 10. Jahrgang Nr. 3, Sept./Nov. 2009



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