Am kommenden 1. Februar, werden die sterblichen Überreste von zwei Heiligen aus dem Kapuzinerorden nach Rom überführt. Es handelt sich um den heiligen Pater Pio von Pietrelcina und um den heiligen Leopold Mandic. Pater Pio ist in San Giovanni Rotondo in Apulien begraben, Pater Leopold in Padua. Ein Italiener und ein Kroate. Gemeinsam ist beiden nicht nur, dass sie demselben religiösen Orden angehörten, sondern dass sie vor allem Beichtväter waren.
Papst Franziskus und der Vatikan wollen sie deshalb im «Heiligen Jahr der Barmherzigkeit» in Rom haben als Vorbilder für die «Missionare der Barmherzigkeit». Gemeint sind damit die Priester, die im Heiligen Jahr besondere Aufmerksamkeit auf das Beichtsakrament legen. Am 6. Februar findet eine Audienz für die mit Pater Pio verbundenen Gebetsgruppen im Vatikan statt. Dazu haben sich bereits mehr als 60’000 Pilger angemeldet.
Pater Leopold (1866-1942, heiliggesprochen 1983), der am südlichsten Punkt des damaligen österreichischen Kaiserstaates, im heutigen Montenegro, geboren wurde, wollte eigentlich Missionar werden. In Wirklichkeit verbrachte er den Grossteil seines Lebens im Beichtstuhl des Kapuzinerklosters von Padua. Nicht anders war es bei Pater Pio (1887-1968, heiliggesprochen 2002). Er hat seine Heimat Apulien kaum verlassen, den Grossteil seines Lebens verbrachte er in einsamer Gegend in einem armen, kleinen Kloster auf dem Gargano, dem Sporen der italienischen Halbinsel.
Pilgerreise für die sterblichen Überreste
Die sterblichen Überreste beider, die eine freiwillige stabilitas loci lebten, werden nun auf eine Pilgerreise gehen. Pater Pio und Pater Leopold werden zunächst nach Rom in die Kapuzinerkirche «San Lorenzo al Verano» gebracht, dann in die Kirche «San Salvatore in Lauro» und schliesslich in feierlicher Prozession in den Petersdom überführt.
Am 1. Februar kommen die Reliquien nach «San Lorenzo al Verano». Dort wird am 2. Februar der Tag des Geweihten Lebens begangen. Am 3. Februar erfolgt die Überführung nach «San Salvatore in Lauro». Dort werden aus diesem Anlass für die anwesenden Pilger und die Römer eine Reihe von Messen zelebriert. Am 4. Februar um 22 Uhr und um Mitternacht, am 5. Februar um 3 Uhr morgens, um 6 Uhr, 8 Uhr, 10 Uhr, 12 Uhr und 14 Uhr.
Allein in Rom und der umliegenden Region Latium gibt es 450 Gebetsgruppen von Pater Pio. «Pater Pio ist ein wichtiger Bezugspunkt für die Gläubigen. Kein Mann der intellektuellen Diskurse, sondern ein Heiliger zum Anfassen, ganz konkret, ganz authentisch, vielen Gebildeten blieb er suspekt, das einfache Volk liebte ihn und verehrt ihn auch heute. Seine Spiritualität ist Bezugspunkt für Jugendgruppen und Ordensgemeinschaften. Und sie haben eines gemeinsam: eine steigende Zahl an Berufungen. Die Jugend will glaubwürdige Vorbilder, die nie Dinge tun, einfach nur damit sie getan sind», so Msgr. Pietro Bongiovanni, der Pfarrer von «San Salvatore in Lauro». Er ist geistlicher Assistent der Gebetsgruppen von Pater Pio.
Die Translation der sterblichen Überreste gehe auf einen ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus zurück, da beide «den Grossteil ihres Lebens im Beichtstuhl verbracht haben», so Msgr. Bongiovanni. Er war es auch, der im Heiligen Jahr 2000 Reliquien. von Pater Pio von San Giovanni Rotondo nach Buenos Aires brachte.
«Es waren die Jahre der grossen Wirtschaftskrise in Argentinien. Man sah Menschen, die im Müll nach Essen suchten, und Bergoglio wollte die Reliquien als Zeichen der Hoffnung für das Volk. Er bat uns, vor allem zu den Armen in die »Favelas« zu gehen. In der Kathedrale von Buenos Aires drängten sich so viele Menschen, dass nicht alle Platz fanden. Dann lud uns der Kardinal zu sich nach Hause ein und bot uns Tee an. Wir trafen den Mann, den wir auch heute sehen und der Papst geworden ist», so Msgr. Bongiovanni. Die Reliquien der beiden Heiligen werden im Petersdom in der Nähe der Heiligen Pforte ausgestellt. Sie sollen den Zusammenhang zwischen dem Heiligen Jahr, dem zu gewinnenden vollkommenen Ablass und dem Beichtsakrament herausstreichen. Am 11. Februar werden die Reliquien Rom wieder verlassen und nach Padua und San Giovanni Rotondo zurückgeführt werden. Die Reliquien von Pater Pio werden dabei eine Etappe einlegen, und zwar im Geburtsort des Heiligen, in Pietrelcina. «Dort wurde er geboren, dort ist er aufgewachsen, dorte legte er seine erste Beichte ab, empfing die erste Kommunion und auch zum ersten Mal die Wundmale», so Msgr. Bongiovanni.
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Quelle: Katholische Wochenzeitung, 29. Jg., 2016, Nr. 4
