Vor etwas mehr als 25 Jahren war Jorge Mario Bergoglio ein abservierter Jesuit in der argentinischen Provinz, der keine große Karriere mehr vor sich hatte – scheinbar. Doch dann zog ihn der damalige Erzbischof von Buenos Aires, Antonio Quarracino, aus dem Vergessen: Er war Sohn italienischer Einwanderer wie Bergoglio und schätzte diesen. Quarracino überzeugte sogar Papst Johannes Paul II., der eigentlich auf Jesuiten nicht besonders gut zu sprechen war, Pater Bergoglio zum Weihbischof von Buenos Aires zu machen – und vor genau 25 Jahren wurde Bergoglio also Bischof. Bald darauf wurde er auch zum Kardinal ernannt – der einzige Jesuitenkardinal außer dem berühmten Mailänder Carlo Maria Martini.
Und dritter Imperativ: Hoffe. Abram habe gegen alle Wahrscheinlichkeit geglaubt, dass Gott ihm tatsächlich einen Erben und eine vielköpfige Nachkommenschaft bescheren werde. „Hoffnung ist ohne Mauern, sie ist reiner Horizont“, so Franziskus.
„Aber als Abram von Gott gerufen wurde, hatte er mehr oder weniger unser Alter: Er war eigentlich schon im Rentenalter… Aber da ging es für ihn erst richtig los. Ein alter Mann mit der Last von Schmerzen und Krankheiten – du, steh auf, geh los! Als ob du ein Pfadfinder wärst – los! Sieh und hoffe. Und dieses Wort Gottes gilt auch uns, die wir ungefähr im Alter Abrams sind. Auch uns sagt der Herr heute: Steh auf! Sieh! Hoffe! Er sagt uns, dass das nicht die Stunde ist, um sein Leben abzuschließen, einen Punkt hinter unsere Geschichte zu machen. Er sagt uns, dass unsere Geschichte offen ist, offen bis zum Schluss. Offen, mit einer Mission. Und mit diesen drei Imperativen zeigt er uns unsere Mission an: Steh auf! Sieh! Hoffe!“
Wir sind Großväter
Übelwollende könnten sagen, dass die Kardinäle und er „die Gerontokratie der Kirche“ seien, fuhr der Papst fort. Doch wer das sage, wisse nicht, was er da rede. „Wir sind keine Geronten: Wir sind Großväter! Großväter. Und wenn wir das nicht innerlich spüren, dann sollten wir um die Gnade bitten, das zu spüren. Großväter – unsere Enkel schauen auf uns. Wir müssen ihnen mit unserer Erfahrung einen Sinn des Lebens vermitteln. Großväter, die nicht melancholisch in sich selbst verschlossen sind, sondern offen. Wir sind gerufen, zu träumen und der Jugend von heute unseren Traum weiterzugeben: Sie brauchen das. Denn unsere Träume werden ihnen die Kraft geben, vorwärtszugehen mit ihrer Aufgabe.“
Der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Angelo Sodano, verlas im Namen der anwesenden Kardinäle eine Grußadresse an den Papst. Nach der Messe beglückwünschten die Männer mit den roten Käppchen den Mann, der vor genau 25 Jahren Bischof wurde und jetzt Papst ist…
