Hirtenbrief zum Abschlussbericht über Gewaltausübung
bei den Regensburger Domspatzen
Im Hirtenwort zum 16. Sonntag des Jahreskreises am 23. Juli 2017 dankte Bischof Rudolf Voderholzer vor allem den Betroffenen für ihre wichtige und für den Abschlussbericht grundlegende Mitarbeit und sprach dem vom Bistum Regensburg beauftragten und unabhängig arbeitenden Rechtsanwalt Ulrich Weber seinen Dank für den „Abschlussbericht zur Aufklärung der Vorfälle von Gewaltausübung an Schutzbefohlenen bei den Regensburger Domspatzen“ aus.
Bischof Voderholzer fasste die Aufgabenstellung des Anwalts zusammen: „Er sollte die Gewalttaten, die Kindern und Jugendlichen bei den Domspatzen in der Vergangenheit angetan wurden, dokumentieren, die Strukturen und Zusammenhänge, die diese Taten ermöglicht oder gar noch gefördert haben, durchleuchten und die Aufklärungsarbeit der Diözese seit 2010 betrachten.“
Der Großteil des Berichts enthält die Schilderungen der Opfer, die körperliche Gewalt erlitten und teilweise auch Opfer sexueller Übergriffe sind. Hauptsächlich relevanter Zeitraum sind die 60er und 70er Jahre. Die jüngsten Fälle reichen in das Jahr 1992.
„Wer diese Schilderungen liest, kann nur Entsetzen und Betroffenheit spüren“, stellte Bischof Voderholzer fest und präzisierte „dass Buben – zum großen Anteil in der Vorschule in Etterzhausen und Pielenhofen – Körperverletzungen ausgesetzt waren, die deutlich über das damals allgemein hingenommene Maß einer Ohrfeige hinausgehen, dass Kinder und Jugendliche in beiden Einrichtungen Opfer von sexuellem Missbrauch wurden, dass sich viele in einer dauernden Angst vor drohenden willkürlichen Strafmaßnahmen fühlten und viele bis heute unter den erlittenen Demütigungen leiden. All das macht mich zutiefst zerknirscht und erfüllt mich mit Scham.“ Besonders schwer wiege der Umstand, dass die Kinder „in gutem Glauben Priestern und kirchlichen Angestellten anvertraut wurden“.
Bischof Voderholzer bittet um Vergebung: „Liebe Mitchristen, angesichts der obigen Schilderungen kann ich nur in Demut um Entschuldigung bitten. Als Bischof der Kirche von Regensburg bitte ich anstelle der Täter, von denen die meisten verstorben sind, um Vergebung und bitte, dass diese Entschuldigung von den Betroffenen angenommen werde.“
Der Bischof stellt fest, dass „unter anderem die Abschottung der verschiedenen Einrichtungen, Kommunikationsbarrieren nach innen und außen und Versäumnisse der kirchlichen und staatlichen Aufsichtsbehörden“ ursächlich waren.
Die diözesane Aufarbeitung der Vorfälle seit 2010 bestand in „der Schaffung entsprechender Strukturen für die Aufarbeitung“, einem „Beauftragten für sexuellen Missbrauch“ und einem „Beauftragten für Körperverletzung“. Eingehende Hinweise wurden verfolgt. „Die Personalakten wurden durchsucht, Ergebnisse dokumentiert und sich um Hilfe für die Opfer bemüht. Dieses Vorgehen mit Blick auf die Einzelfälle entsprach den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz, ebenso die Anerkennungszahlungen, die ab 2011 erfolgten.“
Nach Gesprächen mit einzelnen Opfern wurde deutlich, dass ein gemeinsames Vorgehen mit den Betroffenen wichtig sei. „ein Hinhören auf ihre Erwartungen und Nöte“, „ein unabhängiger Blick auf die Strukturen und Zusammenhänge“. „Hilfe von außen und von unabhängiger Seite“ wurde für das Bistum erforderlich. „Zur Aufarbeitung und zur Hilfe für die Betroffenen sind nun weitere Anerkennungszahlungen und Therapieangebote vorgesehen. Zudem sind zwei weitere Studien, die die geschichtlichen und soziologischen Zusammenhänge genauer erhellen sollen, in Auftrag gegeben.“
Bischof Voderholzer ruft dazu auf: „Ich erneuere meine Bitte: Helfen Sie mit, dass alle, die in anderen kirchlichen Einrichtungen Opfer von Misshandlungen oder sexueller Gewalt geworden sind und die sich bislang nicht gemeldet haben, den Mut aufbringen, sich uns anzuvertrauen. Wir wollen, dass sie Anerkennung und Gerechtigkeit erfahren, und ihnen geholfen wird.“
Der Bischof sprach seinen Dank für Präventionsmaßnahmen aus, die ergriffen wurden. „Dabei kann uns auch die Hoffnung motivieren, dass unser Vorgehen auch andere Teile unserer Gesellschaft, die Familien, Vereine, Schulen und Einrichtungen beeinflusst und so dazu beiträgt, dass junge Menschen ihre Persönlichkeit positiv entwickeln können. […] Kinder und Jugendliche zu fördern, ihnen den Glauben durch Wort und Beispiel vorzuleben, aber auch von ihnen zu lernen – das ist unser Auftrag für die Zukunft.“
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