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DER HEILIGE MARTINUS, BISCHOF VON TOURS

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Einer der volkstümlichsten Heiligen ist der heilige Martinus, Bischof von Tours, „der apostelgleiche Mann“, in den Volksliedern gepriesen als „Galliens Sonne“. In Pannonien erblickte er als heidnisches Soldatenkind im Jahre 316 das Licht der Welt; durch Versetzung seines Vaters kam er als Kind nach Pavia, wo ihm eine sorgfältige Erziehung zuteil wurde. Während seine Eltern im Heidentum verstrickt waren, kam er schon früh durch Gottes Fügung zur Wahrheit. Erst 10 Jahre alt, ließ er sich in die Reihe der Katechumenen einschreiben, um sich auf den Empfang der heiligen Taufe vorzubereiten. Infolge eines kaiserlichen Befehles musste Martinus, kaum 15 Jahre zählend, ins Heer eintreten; seine Truppe wurde nach dem heutigen Frankreich verlegt. Mitten in den Gefahren der Verführung bewahrte er sein frommes, reines Herz; dabei zeichnete er sich so sehr aus, dass er bald mit der Führung einer Abteilung betraut wurde. Achtzehn Jahre alt, lag er in Amiens im Winterquartier, harte Kälte herrschte, die Not unter den Armen war sehr groß, da traf er vor dem Tore einen notdürftig bekleideten Bettler; durchdrungen von Mitleid zerteilte er seinen Mantel, legte die eine Hälfte um die zitternden Schultern des Armen, für sich behielt er die andere. In der Nacht erschien ihm der Heiland von Engeln umgeben, bekleidet mit dem halben Mantel, und er hörte, wie Christus sagte: „Martinus, noch Katechumen, hat mich mit diesem Kleide bedeckt.“

Die Städte Amiens und Auxerre bewahren ein Stück des geteilten Mantels als hochverehrtes Heiligtum. Erst nach zwei Jahren erhielt er seinen Abschied und eilte hin zu dem heiligen Bischof Hilarius von Poitiers. Dieser erkannte bald, welchen Schatz Gott ihm zugeführt hatte, und suchte ihn in den Dienst der heiligen Kirche zu stellen, indem er ihn zum Exorzisten weihte, ihm also durch kirchliche Weihe die Macht gab, Teufel auszutreiben. Der Krieg gegen die bösen Geister war von jetzt ab das Gepräge seines Lebens. Den Teufel zu besiegen, der Martinus‘ Eltern noch im Heidentum gefesselt hielt, eilte er zu ihnen nach Italien. Als Martinus von den Alpen in die lombardische Ebene hinabstieg, trat ihm der Teufel entgegen, allein, er schlug ihn in die Flucht.

Mit Feuereifer bekämpfte er die Ketzereien der Arianer, und Freude erfüllt ihn, als er von den Ketzern in die Verbannung gejagt wurde. Zurückgekehrt nach Poitiers, errichtete er unweit der Stadt das erste Männerkloster in Gallien. Bald sammelten sich viele Jünger um ihn, die unter seiner Leitung nach Vollkommenheit strebten; dies der Anfang des berühmten Klosters Marmoutiers, das Mutterhaus zahlreicher Klöster, die Pflanzstätte vieler heilige Bischöfe und Priester.  Nach dem Tode des heiligen Litorius, Bischofs von Tours, im Jahre 372, wurde er zum Nachfolger erwählt. Mit Wort und Tat sucht er nunmehr dem Evangelium den Weg in die Herzen der heidnischen Bewohner seines Sprengels zu bahnen. Trotz aller Gefahren zerstörte er die Götzentempel durch das Feuer, daher der Brauch der Jugend, den Vorabend seines Festes mit Lichtern zu feiern. Von großer Strenge gegen sich erfüllt, war er voll der zartesten Liebe zum Nächsten; wenn er den Armen nichts mehr geben konnte, wandte er die ihm verliehene Wunder kraft an. Rührend war seine Frömmigkeit. Wenn der beim heiligen Opfer die abgemagerten Hände erhob, erschienen sie oft wie durchleuchtet und mit funkelnden Edelsteinen bedeckt und sein Haupt wie von einer Feuerkugel umfangen.

85 Jahre alt, legte er sich nieder zu heiligem Sterben; seine Jünger brachen in laute Klagen aus;  da überwog die Liebe zu seiner Herde die Sehnsucht nach dem Himmel und er rief aus: „Herr, wenn ich Deinem Volke notwendig bin, so weigere ich mich der Arbeit nicht, Dein Wille geschehe.“ Als er am Boden auf Asche lag in seinem härenen Gewande, baten seine Jünger ihn, er möge sich zur Erleichterung etwas auf die Seite legen; er aber entgegnete: „Lasst mich lieber zum Himmel schauen.“ Noch einmal erschien ihm der Teufel, er aber wies ihn zurück. Dann gab er seine reine Seele hinüber; Engel aber sangen sein Lob, und dieser Himmelssang hallte von den Ufern der Loire wider am Rheinstrom, wo der heilige Severin, Kölns Bischof, im Gebete ihn vernahm. Die Verehrung des Heiligen breitete sich bald aus über die ganze Christenheit; in manchen Volkssitten lebt sein Name fort. Da an seinem Tage vielfach die Pacht bezahlt wird, heißt er der Steuerheilige. Er ist der Patron der Soldaten und der Tuchmacher. Die Kunst gibt ihm oft in die Hand eine heilige Hostie, um seine Verdienste für die Ausbreitung des Christentums anzuzeigen; meist wird er dargestellt als Reiter auf weißem Ross neben einem Armen; daher die Frage: Welche sind die vornehmsten Heiligen? Die Antwort lautet: St. Martin und St. Georg, weil beide reiten, während die übrigen zu Fuße gehen.

Der Tod des Heiligen.

Lehrreich ist sein Tod wegen seiner völligen Ergebung in den Willen Gottes, seiner Bußgesinnung, seiner Sehnsucht nach dem Himmel, seines Kampfes gegen den Teufel und seines glorreichen Einganges in die Ewigkeit. Möge dein Tod dem seinigen gleichen durch gleiche Tugenden. Warum nicht ergeben sein in Gottes Willen, wenn es zum Sterben kommt, da Gott nur unser Bestes will, uns entführt einer leidensreichen Erde und uns hinbringt zum ewigen Himmel? Bist du ein Sünder, dann greif zur Buße, lebe als ein Büßer, dann stirbst du auch in wahrer Bußgesinnung, also im Frieden des Herrn. Erwecke schon jetzt in dir ein inniges Verlangen nach dem Himmel, erhebe dich oft zu deiner wahren Heimat, führe einen Wandel wie im Himmel, dann wird gleiche Sehnsucht auch dich erfüllen beim Tode, wie den heiligen Bischof von Tours. Gewöhne dich im Leben an einen stetigen Kampf gegen den Teufel, dann brauchst du ihn nicht zu fürchten, wenn er dir das Sterben schwer machen will; unbehindert eilst du dann hinauf dem heiligen Martinus nach in die Wohnungen des ewigen Lichtes.

Gebet.

O Gott, hilf uns mit Deiner Gnade, damit wir Deinen heiligen Diener Martinus nachahmen im Leben und einst auch ihm folgen im Tode. Amen.

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Quelle: Leben der Heiligen nebst praktischen Lehren für das katholische Volk – mit besonderer Berücksichtigung der deutschen und neueren Heiligen – von Herm. Jos. Kamp, Dechant. – Dritte Auflage – Mit Erlaubnis der geistlichen Obrigkeit. – Verlag der A. Laumann’schen Buchhandlung, Dülmen i. W., Verleger des heiligen Apostolischen Stuhles. – Imprimatur, die 13. Februarii 1911.

Siehe auch:



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