(Red.) Die meisten Anhänger und Priester der Bruderschaft St. Pius X. scheinen ein sehr kurzes Gedächtnis zu haben, sobald sie mit den Aussagen Erzbischofs Lefebvre konfrontiert werden, aus denen eindeutig hervorgeht, daß es auch einmal eine Zeit gab, in der er den Gedanken an die Vakanz des Apostolischen Stuhles gar nicht so weit von sich wies, wie manch einer heute glauben machen will, sondern ihm die größere Wahrscheinlichkeit einräumte. Um den Hochmut jener nicht zu groß werden zu lassen, die heute mit erhobenem Zeigefinger despektierlich auf dienigen herabblicken, denen die Vakanz des päpstlichen Stuhles einsichtig ist, zitieren wir zur Auffrischung derer Erinnerung noch einmal einen Artikel, der bereits in Kyrie eleison Nr. 5/81 erschienen ist.
Als Vorwort zu einer Rede von Erzbischof Lefebvre erschien in dem damaligen Heft ein kurzer Prolog von Adrien Loubier, den wir wegen der Vollständigkeit, der größeren Glaubwürdigkeit und der gesamtheitlichen Authentizität auch hier voranstellen wollen. Der französische Wortlaut der Rede des Erzbischofs wurde anläßlich eines Traditionalisten-Führertreffens von Adrien Loubier auf einer Tonkassette aufgenommen. An diesem Treffen nahmen auch die Herren Dr. Zeppenfeld und Studienrat Anton Holzer als Liga-Mitglieder teil. Dieser Artikel erschien zuerst in Frankreich im Bulletin de l’Occident Chrétien, Nr. 51 vom April 1980.
Das Bild und der Bildtext auf Seite 41, die Fußnoten sowie die drucktechnischen Hervorhebungen im Text sind naturgemäß, da von einer Tonkassette abgenommen, von der Kyrie-eléison-Redaktion eingebracht, An einigen Stellen sind Gallizismen (feststehende französiche Spracheigentümlichkeiten), die unserer Ansicht nach zu wörtlich übersetzt wurden, in gefälligeres Deutsch gegossen worden.
Vorwort von Adrien Loubier
„Wir geben hier einige Passagen aus einer zweistündigen Konferenz wieder, die Erzbischof Lefebvre am 20.4.1976 vor etwa 100 Verantwortlichen der Vereinigung mehrerer Länder abgehalten hat.
Die Worte eines Bischofs haben eine gewisse Bedeutung, die in den ernsten Umständen außerordentlich weit über die Person und das Werk des Bischofs, der spricht, hinausragen. Die Zeilen, die zu veröffentlichen ich die persönliche Verantwortung übernehme, haben seit vier Jahren die Aktion, die Entscheidungen und die Orientierung Hunderter aktiver Katholiken geführt, die ihr Herz, ihren Glauben, ihren Mut, ihre Seele, ihren Ruf ihre Ehre dafür eingesetzt haben.
Ich bin einer von ihnen, und ich werde, wie Hunderte anderer, diese Worte, wenn nötig mit dem Preis meines Blutes verteidigen, gleichgültig, gegen wen, und wäre es ein Engel des Himmels, weil ich die Überzeugung habe, an diesem Tag einen Bischof sprechen gehört zu haben. Einen Bischof der katholischen, apostolischen, römischen Kirche.”
Adrien Loubier
Worte des Erzbischofs Marcel Lefebvre
Alle Reformen von Vatikan II sind in dem Geist der Nivellierung mit den Gedanken des modernen Menschen, den Gedanken unserer Epoche, mit den Gedanken durchgeführt worden, die freimaurerisch sind, Gedanken derjenigen, die die Feinde der Kirche sind.
Die katholischen Liberalen sind Leute, die am Katholischsein krank sind. Sie wollen sich katholisch nennen, aber sie sind daran krank. … Sie sind der Treibriemen im Getriebe zwischen dem wahren Katholiken, dem, der noch Katholik ist, der Kirche und dann den Feinden der Kirche. Diese Liberalen lassen überall die katholischen Verhältnisse in den Sozialismus und in den Kommunismus gleiten. In dem Augenblick, in dem sie sehen, daß sie nahe daran sind, im Sozialismus und im Kommunismus unterzugehen, stecken sie ein wenig zurück, weil sie Furcht haben, und werden von neuem krank, nicht links zu sein, nicht wie die anderen zu sein. Sie versuchen, ein wenig zurückzuweichen; da sie jedoch nicht die katholischen Grundsätze wollen, da sie nicht die Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRISTUS wollen, da sie nicht feste und endgültige Grundsätze wollen, die unser HERR festgelegt hat, entfernen sie sich und gleiten immer mehr von der katholischen Wahrheit weg. Und jetzt ist diese Krankheit in die Kirche eingedrungen. … Das Übel, das sich in der Kirche bemerkbar macht, ist seit anderthalb Jahrhunderten Ausfluß einer Politik, die wir zur Zeit vergegenwärtigen, einer Politik, die von freimaurerischen Grundsätzen durchdrungen ist, von liberalen Grundsätzen, die in die Kirche eingedrungen sind, die jetzt verwest ist, sozusagen verwest durch diese Grundsätze. Jetzt ist es die Kirche selbst, die sich schämt, katholisch zu sein, und die zum Feind übergehen will. Man schämt sich, zu denken, daß es noch einen katholischen Staat gäbe, der ein Privileg ( = Sonderrecht) haben könnte. Das hat mir der Nuntius von Bern vor vierzehn Tagen gesagt. …
Ich habe ihm gesagt: „Im Namen der religiösen Freiheit lassen Sie alle katholischen Staaten unterdrücken und Sie verlangen, daß in den Konstitutionen der katholischen Staaten der erste Artikel unterdrückt wird, der da besagt, daß die katholische Religion die einzige ist, die in diesem Staat anerkannt wird. So haben Sie es in Kolumbien gemacht.” Wissen Sie, was er geantwortet hat? „Aber auch in der Schweiz.” Da habe ich ihm geantwortet „Also sind Sie es, der auch ein Kollaborateur für die Zerstörung des katholischen Wallis war!” Er hat geantwortet: „Ja.” Alsdann stellte ich ihm die Frage: „ Was machen Sie nun aus der Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRISTUS ?” Er sagte: “Die spezielle Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRISTUS kann niemand mehr verstehen.” Ich sagte: „Es kann also keinen katholischen Staat mehr geben?” Er sagte: „Nein, das ist nicht mehr möglich, man kann der Kirche kein Sonderrecht mehr geben.” Ich habe gesagt: „Also ist unser HERR nicht mehr König? Und was machen Sie dann mit der Enzyklika QUAS PRIMAS? 1” Er hat geantwortet: „So etwas wird er 2 nicht mehr schreiben.”
Das hat mir der Nuntius vor vierzehn Tagen gesagt. Also tut ein Nuntius nichts mehr, er sagt nichts mehr aus sich selbst. Der Nuntius ist einfach der telefonische Apparat am Ende der Leitung, die in Rom ist.
Das ist furchtbar, aber ich habe es selbst vor vierzehn Tagen gehört. Es gibt keine Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRISTUS mehr. Aber was tut alsdann die Kirche? … Jetzt muß auf die einzelnen und auf die Gesellschaft eingewirkt werden. Wenn jedoch die Gesellschaft nicht mehr katholisch sein will, was nützt es dann, die einzelnen katholisch machen, die laisiert werden wollen und durch einen freimaurerischen Staat verdorben sind, der von neuem die Religion zerstören wird. Unser Ziel muß es vor allem sein, zu erreichen, daß die ganze Gesellschaft unter die Herrschaft unseres HERRN kommt. Das ist wahnsinnig. … Das ist der Grund, weshalb sie in Spanien soviel verlangen, und sie werden schließlich das katholische Spanien zerstören; dies alles unter dem Einfluß des Heiligen Stuhles. Das darf nicht vergessen werden. Es muß klar ausgesprochen werden, daß da irgendwelche Veränderungen greifen. Wenn man liest, was der Papst in seiner Ansprache am Schluß des Konzils den Regierenden gesagt hat … das darf man nicht vergessen. Als ich diesen Satz vernahm, war ich gerade auf dem Petersplatz in Rom. Da habe ich gesagt: Das ist häretisch, das ist doch nicht möglich, dies aus dem Munde eines Papstes zu hören. Folgendes hat der Papst den Regierenden gesagt:
„In unserem irdischen und zeitlichen Staat baut ER in geheimnisvoller Weise Seine geistige und Ewige Stadt auf, Seine Kirche. Und was verlangt diese Kirche von euch nach zweitausend Jahren plötzlicher Umwälzungen aller Art in unseren Beziehungen zu euch, den Mächtigen der Erde? Was verlangt sie heute von euch? Sie hat es auch in einem der wichtigsten Texte dieses Konzils gesagt: Sie verlangt von euch n u r die Freiheit.”
Das ist häretisch ! Sie verlangt von euch nur die Freiheit? Das ist genau das Wort von Lamenais! Genau dieselbe Sache! Und dieser Text ist von Papst Gregor XVI. in seiner Enzyklika MIRARI VOS4 verurteilt worden. Die ganze Enzyklika MIRARI VOS ist gegen Lamenais gerichtet, gegen diese Idee, daß die Kirche nur die Freiheit braucht, daß folglich unser HERR nicht der König der Gesellschaft zu sein braucht, daß unser HERR nur verlangt, daß man IHM die Freiheit gibt, wie man sie den anderen gibt;5 das ist die Religionsfreiheit.
Vergeßt nicht in derselben Abfassung über die Religionsfreiheit den furchtbaren, abscheulichen Text. Irgendwann einmal wird die Kirchengeschichte noch von diesen blasphemischen Worten sprechen.
Die Religionsfreiheit, sagt dieser Text, verlangt unter anderem, daß die religiösen Gruppen nicht gehindert werden dürfen, die erstaunliche Wirksamkeit ihrer Lehre kundzutun, um die Gesellschaft zu gestalten. Jede Gruppe hat also das Recht, ihre Prinzipien und ihre Lehre anzuwenden, um die Gesellschaft zu gestalten und die gesamte menschliche Aktivität zu beleben. Aber wo bleibt schließlich unser HERR ? „Alle religiösen Gruppen!” Unser HERR ist auf eine Ebene mit den Freimaurern, Buddhisten, Muselmanen, Protestanten versetzt! In dem Text der Erklärung über die Religionsfreiheit. Ich erdichte es nicht! Die gesamte menschliche Aktivität belebt in der zwischenmenschlichen Natur derart, daß sich im Charakter der Religion das Fundament des Rechts findet, das die Menschen aufgrund ihrer religiösen Überzeugung haben, in Freiheit Zusammenschlüsse zu bilden und Vereinigungen erziehlicher, kultureller, karitativer und sozialer Art zu gründen.
Aber das ist unerhört! Also hat sich die Kirche während zweier Jahrtausende getäuscht! Denn die Kirche hat immer von Königen und Fürsten verlangt, daß die katholische Religion die einzige Religion sei und daß man den Irrtum nur dulde, wo man nicht anders kann. (….)
Wir müssen unser Möglichstes tun, damit unser HERR im Staat regiere. Wenn man in einem katholischen Land den ersten Artikel aufhebt, der besagt, daß die katholische Religion die einzige Religion sei, dann kommt dies der Wegnahme der Krone unseres HERRN JESUS CHRISTUS gleich. Der Präsident von Kolumbien hat das sehr gut begriffen, und man spürte es sehr gut in seiner Ansprache, dass nicht er es war, der dies gewollt hat. Der Bischof selbst, Sekretär der Konferenz von Kolumbien, hat mir gesagt: “Wir haben während zweier Jahre Druck auf das Amt des Präsidenten ausgeübt, damit er diesen Artikel der Verfassung aufhebe.”
Also ist es ROM. Es ist ROM, woher diese Dinge kommen. Es ist nicht nötig, sich sentimentalen Gefühlen hinzugeben. Es ist ROM, das dies alles gewollt hat, dies mit Hartnäckigkeit und ohne Zögern will, und das es heute will. Seies Sie dessen gewiss!
(…) Ich erinnere mich sogar noch, zum Justizminister gegangen zu sein, der mit der Religionsausübung beauftragt ist. … Ich habe ihn angefleht: “Hängen Sie es an die große Glocke!” (Er hat geantwortet:) “Gegen Rom, um Rom zu verteidigen? Gegen das gegenwärtige Rom, um Rom zu verteidigen? Nein, wir haben genug von dieser Arbeit, die Sie in Gang setzen, die einen zweiten Bürgerkrieg in Spanien vorbereitet.” Es ist sicher, daß dieser Brügerkrieg kommen wird … oder es wird keine Reaktion geben, und sie werden Kommunisten werden!
Nein, es ist nicht möglich! Wir können bei dieser Krise nicht gleichgültig bleiben; wir müssen das klar sehen. Es hat eine radikale Umstellung in der Kirche gegeben, eine von Grund auf liberale; ich würde sagen, eine freimaurerische. Ich bin davon überzeugt, daß sich der Schleier immer mehr lüften wird, daß wir es nämlich im Vatikan sozusagen mit einer freimaurerischen Loge zu tun haben. Vielleicht wird sich auch wenig zeigen. Man wird Namen von freimaurerischen Mitgliedern veröffentlichen. Sie erledigen sehr gut ihre Arbeit. Zumindest unterstützen sie sie.
Man kennt schon von mehreren hohen Würdenträgern in Rom das Datum ihres Beitritts zur Freimaurerei. Wenn diesen Dingen der Schleier genommen wird, werden wir meines Erachtens wissen, daß es eine Invasion des Apostolischen Stuhles gegeben hat, daß es ihnen gelungen ist, den Apostolischen Stuhl zu besetzen.
Nun werden Sie mich fragen, was denken Sie vom Papst? Das ist die große Frage. Ein unergründliches Geheimnis. Man kann daran nicht ohne tiefen Schmerz für die Kirche denken; was nämlich den Papst anbetrifft: Wer mit dem Papst ist, der ist mit CHRISTUS . Wer mit dem Papst ist, ist mit der Kirche – gewiß – jedoch kann man sich dann alle möglichen Fragen vorlegen, wenn man fragt, wie dies möglich ist. Wenn der Papst wirklich Papst ist, ist er ein Nachfolger des heiligen Petrus. Dann muß er folglich die Erleuchtung des Heiligen Geistes haben. Er muß vom Heiligen Geist in dem, was er tut, geleitet sein, weil er das Wort unseres HERRN hat, bei der Bewahrung des Glaubens geschützt zu sein. Also ist es nicht der Papst, der diese Dinge tut. Das sind Dinge, die derart kraß im Widerspruch zur Kirche stehen, im Widerspruch zum Glauben, den Glauben und die Kirche selbst zerstörend, daß nicht er es ist, sondern seine Umgebung.
Das ist eine Lösung. „Der Papst ist Gefangener, der Papst ist ein Märtyrer, der Papst ist eingeschlossen, ist nicht mehr frei. Der Papst ist drogensüchtig. Man macht mit ihm, was man will. Man läßt ihn alles unterschreiben, was man will.” Das ist eine Lösung, die erstaunlicherweise von vielen Visionären gestützt wird, oder von Personen, die Visionen zu haben behaupten. Ich sage, sie sind teuflisch, diese Visionen!
… Dies alles ist sehr geschickt von Seiten des Dämons eingefädelt; denn das vereinigt immer eine Zahl von Leuten, die sagen: „Der Papst, der Papst, nein, sprecht uns nicht vom Papst. Unterwerft euch bitte! Das ist seine Umgebung, das ist nicht er.”
Aber ich sage, daß man das Problem auch umkehren kann: Ich stimme mit Ihnen tatsächlich überein, daß es nicht möglich ist, daß der Papst, der vom Heiligen Geist erleuchtet, vom Heiligen Geist und von den Worten unseres HERRN JESUS CHRISTUS unterstützt wird, so etwas Ähnliches tun könnte. Ich bin Ihrer Meinung, daß das nicht möglich ist. Es ist unerträglich, diese Zerstörung in der Kirche, diese Zerstörung der Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRISTUS, diese Zerstörung des katholischen Glaubens in allen Bereichen: dem Katechismus, den Universitäten, den katholischen Schulen, den religiösen Kongregationen, den Seminaren. Was man überall erblickt, das ist die systematische Zerstörung der ganzen Kirche, gewollt von allen Reformen, die dem II. Vatikanischen Konzil gefolgt sind. Vatikanum II war nur dasjenige, das die Reformen durchzuführen erlaubt hat. Was vorgeschrieben werden mußte, das sind die Reformen. Vatikanum II hat unter zweideutigen Sätzen erlaubt, sich in die Reformen zu stürzen, und das war gewollt. Das ist das Sprungbrett gewesen, das dieses erlaubt hat!
Also kann man tatsächlich sagen, es ist nicht möglich, daß ein Papst dies tun konnte!
Also ist er nicht Papst.
Ah! Die Schlußfolgerung gilt! Ich weiß nichts! Ich sage nicht, daß es so ist! Es gibt mehrere Hypothesen! Aber das könnte eine gültige Hypothese sein! Sie wird sich vielleicht bestätigen. Nach meinem Empfinden ist sie noch nicht klar. Aber wenn eines Tages der Schleier gelüftet wird, und das ist nicht unmöglich. Darüber hat es auch einige Erscheinungen gegeben, und sie sind vom Heiligen Stuhl anerkannt. Da ist Fatima, da ist La Salette, wo ausgesagt wurde, daß der Dämon bis zur Spitze der Kirche vordringen wird! Ich weiß nicht, ob bis zur höchsten Spitze, das will sagen, bis zum Staats-Sekretariat oder noch weiter bis zum Papst! Oder bis zu dem, der sich Papst nennt! Ich weiß es nicht, aber Sie wissen, das ist nicht unmöglich.
Die Theologen haben das Problem studiert, um in Erfahrung zu bringen, ob dies ein möglicher Sachverhalt ist! Wenn ein Papst zum Beispiel häretisch wäre! Folglich wäre er exkommuniziert, und alle seine Amtshandlungen wären ungültig. Und wenn es sich herausstellen würde, daß der Papst vor seiner Wahl Mitglied einer freimaurerischen Loge gewesen wäre, wäre er exkommuniziert. Seine Wahl wäre ungültig; ein Exkommunizierter kann nicht Papst sein. Und wir hätten seit Jahren einen Papst, der nicht Papst wäre. Das sind mögliche Dinge. Ich wiederhole noch einmal: Ich sage nicht, daß dies so sei, aber was wollen Sie. In der Situation, in der wir uns befinden, sucht man Lösungen. Man sieht sich vor einem fast unlösbaren Problem. Theologisch. Ich sage: theologisch fast unlösbar.6
(…)
Kardinal Staffa sagte mir: Warten Sie, schweigen Sie, warten Sie, das ändert sich, das wird sich ändern, … äußern Sie sich nicht!” Ich habe ihm gesagt: „Sie sind in dieser Zeit hinter Ihrem Schreibtisch; das ist offensichtlich nicht schwierig! Sie warten, noch zwei oder drei Jahre, dann wird sich das ändern.” Er war da in seinem Präsidenten-Büro. … Und dann sind während dieser Zeit Tausende von Seelen verlorengegangen! Die Seelen gehen in die Hölle wegen der Versäumnisse der Kardinäle und Bischöfe, sogar der traditionalistischen, die nichts sagen.7 …
Mgr. Marcel Lefebvre
_______
1) Apostolisches Rundschreiben Papst Pius’ XI. vom 11. Dezember 1925 über die Einsetzung des Festes Unseres Herrn Jesus Christus des Königs; Wesen und Bedeutung des Königstums Christi. Dieses und andere Lehrschreiben können für ein paar Pfennig bestellt werden bei Karl Haselböck, Sobieskigasse 18/13, A-1090 Wien, Tel. (Vorwahl von Österreich aus) 0222 – 34 30 443. Diese Schriftenreihe verbreiten zu helfen ist echte Nächstenliebe in unserer Zeit.
2) Gemeint ist mit “er” der apostatische Paul VI.
3) Das ist selbstverständlich, weil die “Konzilskirche” die Strukturen der wahren Kirche beibehalten hat. Deswegen verwechseln Leichtgläubige ja stets die eine mit der anderen, obwohl es gar keine zwei, sondern nur eine gibt.
4) Apostolisches Rundschreiben Papst Gregors XVI. vom 15. August 1832 über Äußerungen der Verwirrung in Kirche und Staat, u.a. “Gewissensfreiheit”, “Religionsfreiheit”, “Ehescheidung”, “Trennung von Kirche und Staat”. Die Bezugsquelle ist dieselbe, die in der Fußnote 1 angegeben ist.
5) Anm. der KE-Red.: Aus der Zurückweisung aller anderen Forderungen, zum Beispiel des ausdrücklichen Missionsbefehls Christi, die ganze Welt katholisch zu machen, ergibt sich folgerichtig die Abschaffung jeglicher Missionierung bei den armen Heiden, die nach der Wahrheit hungern. Die „Konzilskirche” lebt nur noch unter der Devise: „Entschuldigen Sie vieltausendmal, daß wir überhaupt noch existieren. Wir versichern Ihnen hoch und heilig, daß wir niemals davon reden werden, wozu wir von Gott selbst eigentlich gegründet wurden. Den einzigen Wunsch, den wir an Sie haben, stören Sie bittschön nicht unseren unausweichlichen Untergang. Nur dazu brauchen wir Freiheit!”
6) Nein! Das Problem ist eindeutig lösbar und gelöst!
7) Und so wartet die Priesterbruderschaft wie weiland die bayerische Staatsregierung in dem Zeichentrickfilm Ein Bayer im Himmel noch heute auf eine Eingebung des Himmels, statt direkt in den unfehlbaren und glaubensverpflichtenden Urkunden der kirchlichen Lehrverkündigung nachzulesen.
_______
Quelle: KYRIE ELEISON, 24. Jahrgang, 1995, Nr. 4, S. 36-44
