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Worte zum Evangelium des III. Sonntags nach Epiphanie (Mt 8,1-13)

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(Kommentator-Beitrag)

Die Texte der Heiligen Schrift enthalten einen doppelten Sinn, da die Ereignisse und die Worte, die in der Heiligen Schrift wiedergegeben werden neben dem wörtlichen auch einen tiefergehenden geistlichen Sinn besitzen.

Wenn man liest, dass „Jesus vom Berge herabgestiegen war“ und dass „Ihm eine große Volksschar“ folgte, so ist der wörtliche Sinn klar. Er war von jenem Berg herabgestiegen, auf dem Er soeben die Bergpredigt gehalten hatte. Und das Volk, das Ihm von unten aus zugehört hatte, folgte Ihm nun.

Der geistliche Sinn dahinter ist dieser: Wir Menschen können uns aus eigener Kraft nicht zur Höhe Jesu aufschwingen. Wir müssen warten, bis der Herr zu uns hinunterkommt, um Ihm folgen zu können. Aus diesem Grund ist der Herr aus den Himmelshöhen herabgestiegen und in die Welt gekommen. Aus Erbarmen mit uns hat Er menschliche Natur von der allerseligsten allzeit unbefleckten Jungfrau Maria angenommen. Und durch Sein ganzes menschliches Leben wollte Er uns ein Vorbild geben.

Nun wieder zurück zum wörtlichen Text. Der Aussätzige, der kam, fiel vor Jesus nieder. Der Aussätzige hatte offenbar bereits die Gottheit Jesu erkannt und erwies ihm dadurch Anbetung. Die Bitte, die der Aussätzige an Jesus richtet, beweist, dass er in Jesus nicht bloß einen großen Menschen, sondern Gott selbst sieht. Er spricht nämlich: „Herr, wenn Du willst, kannst Du mich rein machen.“ Er sagt nicht „Wenn Du kannst, mach mich rein.“, sondern: „Wenn Du willst, mach mich rein.“ Für den Aussätzigen ist es also selbstverständlich, dass Jesus ihn heilen kann. Er glaubt fest daran, dass Jesus alle möglich ist, dass Jesus allmächtig – oder mit anderen Worten –, dass Jesus Gott ist.

Von diesem Aussätzigen lernen wir auch die richtige Gesinnung beim Bittgebet. Denn indem er spricht „… wenn Du willst …“ bezeugt er, dass es auch beim Bittgebet letztlich nicht um unseren Willen geht, sondern um den Willen Gottes, Dem wir uns in Demut gänzlich unterordnen müssen. Dasselbe Beispiel wie der Aussätzige gibt uns der Herr selbst, als Er auf dem Ölberg, im Wissen um die bevorstehende Passion, in Seiner menschlichen Natur „zu zittern und zu zagen“ begann und innbrünstig zu Seinem himmlischen Vater betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an Mir vorüber; doch nicht, wie Ich will, sondern wie Du willst.“

Wenn wir nun die Bitte des Aussätzigen an Jesu mit der Bitte Jesu an den Vater vergleichen, so scheint es, als ob der Aussätzige die Allgüte Gottes und Jesus die Allmacht Gottes in Frage stellen würde. Denn der Aussätzige spricht „… wenn Du willst …“, als ob Gott in Seiner Allgüte nicht das Beste für Seine Geschöpfe, also auch die Gesundheit für diesen Aussätzigen wollen würde. Jesus aber spricht: „… wenn es möglich ist …“, als ob Gott in Seiner Allmacht nicht alles möglich wäre. Da der, der diese beiden Bittgebete richtig versteht, auch versteht, warum Gott das Übel in der Welt zulässt, wollen wir einen Augenblick hier verweilen und die notwendige Zeit für das rechte Verständnis dieser beiden Aussprüche aufwenden.

Wenn es ein Wesen gäbe, Welches allgütig, allmächtig und allwissend wäre, so gäbe es kein Übel in der Welt. So argumentieren viele. Sie erläutern: Wenn Es allgütig wäre, so würde Es kein Übel wollen. Wenn Es allmächtig wäre, so könnte Es jedes Übel beseitigen. Wenn es allwissend wäre, so besäße Es Kenntnis von allen Übeln. Ein Wesen, dass also allwissend, allgütig und allmächtig wäre, wüsste um jedes Übel und wollte und könnte jedes Übel beseitigen. Wenn es ein solches Wesen, Das allgemein „Gott“ genannt wird, gäbe, dann gäbe es also kein Übel in der Welt. Da es aber Übel gibt, kann es kein derartiges Wesen geben.

Dieser nur scheinbar logischen Argumentation liegen zwei Denkfehler zugrunde. Wer genauer darüber nachdenkt, der sieht nämlich ein, dass die Allgüte keineswegs jedes Übel beseitigen will und dass auch die Allmacht keineswegs jedes Übel beseitigen kann.

Die Allgüte weigert sich nämlich, jene Übel wegzunehmen, mit denen untrennbar ein höheres Gut verbunden ist, sodass die Beseitigung jener Übel zugleich den Wegfall höherer Güter bedeuten würde. Ein Beispiel: Gott hat den Fuchs geschaffen, obwohl dies ein Übel für den Hasen ist, da der Fuchs naturgemäß Hasen frisst. Gott hat den Fuchs aber nicht wegen des Übels für den Hasen geschaffen, sondern Er lässt dieses Übel für den Hasen lediglich um des höheren Gutes willen zu, dass auch Füchse auf dieser Welt leben können. Ein anderes Beispiel: Gott lässt grausame Kirchenverfolgungen zu. Auch das geschieht nicht um der Übel willen, die daraus erwachsen, sondern um des hohen Gutes willen, dass die Kirche von den Kalten, die aufgrund einer Verfolgung von ihr abfallen, gereinigt wird, dass die Lauen sich endlich entscheiden, ob sie nun Gott lieben oder sich dem Teufel ergeben wollen und dass die Heißen in ihrer Liebe zu Jesus nur noch mehr entflammen und mit ihrem Blut der ganzen Welt die Wahrheit des katholischen Glaubens bezeugen.

Die Allgüte weigert sich also, jene Übel zu beseitigen, die untrennbar mit einem höheren Gut verbunden sind, da durch die Wegnahme jener Übel auch das damit verbundene höhere Gut wegfällt. Die Allmacht aber vermag es nicht, das, was naturgemäß voneinander untrennbar ist, zu trennen, das Gut zu bewahren und das Übel zu verwerfen. Zwar vermag die Allmacht alles, was möglich ist, aber auch sie vermag nichts, was in sich unmöglich ist. Auch Gott kann in Seiner Allmacht beispielsweise nicht bewirken, dass ein Stein zugleich existiert und nicht existiert, oder dass etwas, was bereits geschehen ist, nicht geschehen ist, d.h. etwas Geschehenes ungeschehen machen, denn das wäre ein Widerspruch in sich. Es ist auch ein Widerspruch in sich, und daher unmöglich, einen Fuchs zu schaffen, der keine Hasen frisst, denn es gehört zur Natur des Fuchses, dass er Hasen frisst. Es kann keinen Fuchs geben, der keine Hasen frisst. Auch kann das bereits erwähnte hohe Gut, dass untrennbar mit einer Kirchenverfolgung zusammenhängt, nicht für sich allein existieren, sondern eben immer nur im Zusammenhang mit diesem Übel. Der Grad der Heiligkeit der Verfolgten steigt mit dem Grad der Grausamkeit der Verfolger. Die größte Verfolgung zur Zeit der Herrschaft des Antichristen wird auch die größten Heiligen formen.

Das bisher Dargelegte kann auf jedes Übel angewandt werden. Gott lässt kein Übel um des Übels willens zu. Jedes Übel in der Welt ist untrennbar mit einem höheren Gut verbunden, d.h. jedes Übel hat einen tiefen Sinn. Demnach muss die Argumentation jener, die ihren Atheismus mit der Tatsache der Übel in der Welt begründen, umgedreht und stattdessen gesagt werden: Wenn es ein Wesen gibt, das allgütig, allmächtig und allwissend ist, dann kann es kein sinnloses Übel in der Welt geben. Es ist wahr, dass wir diese tiefe Sinnhaftigkeit des Übels im einzelnen Fall oft schwer oder gar nicht begreifen können oder wollen, aber das ändert nichts daran, dass Gott sehr gut weiß, warum Er jenes Kind verhungern und diesen Kranken bis zur Bewusstlosigkeit leiden lässt, warum Er zulässt, dass der eine grausam gequält und ermordet wird und ein anderer ein paar Tage nach der Geburt stirbt. Menschliches Leid kann der Mahnung und der Strafe, der Prüfung und der Sühne dienen. Es ermahnt uns die elende Welt gering zu achten und stattdessen die Glückseligkeit des Himmels zu begehren . Es bestraft uns für unsere Sünden. Es prüft unsere Liebe und Treue zu Gott und, wenn wir es freudig aufopfern, können wir Gott damit Sühne für die Sünden leisten und den unsterblichen Seelen in den Himmel verhelfen.

Wenn also der Aussätzige spricht: „Herr, wenn Du willst, kannst Du mich rein machen“, so leugnet er keineswegs die Allgüte Gottes, sondern bekennt, dass Gott besser weiß, was gut ist, als er selbst mit seinem beschränkten Einsichtsvermögen, denn er ist ein Mensch und nicht Gott. Der hl. Augustinus sagt: „Wenn du ihn verstehst, ist er nicht Gott.“

Wenn dagegen Jesus betet: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an Mir vorüber“, so leugnet Er keineswegs die Allmacht Gottes. Er, Der ja selbst Gott ist, weiß sehr wohl, dass Gott alles Mögliche möglich ist. Er weiß, dass Sein Vater im Himmel die Ereignisse auf der Welt so fügen kann, dass es nicht zu Seiner Verhaftung und Seinem qualvollen Tod kommt. Er weiß auch, dass der Vater durch einen übernatürlichen Eingriff alles verhindern könnte. Jesus könnte es als zweite der drei Personen des einen göttlichen Wesens ja sogar selbst tun, denn wir lesen oft im Evangelium, dass die Juden Ihn töten wollten und Er mitten durch sie hindurchschritt, ohne dass sie Ihm etwas hätten antun können. Jesus weiß aber eben auch, dass das hohe Gut unserer Erlösung mit dem schrecklichen Übel Seiner Passion verbunden ist, weshalb dieses Übel nicht weggenommen werden kann, ohne dass dadurch auch jenes Gut beseitigt würde. Man geht zwar davon aus, dass Jesus nur ein ganz klein wenig Seines Kostbaren Blutes für uns hätte vergießen müssen, um uns alle zu erlösen, aber dann hätten wir nicht die Schrecklichkeit der Sünde und die Größe der göttlichen Liebe zu uns begriffen. Damit wir beides wenigstens erahnen, wollte Jesus bis zum Äußersten seelisch und leiblich leiden. Dieses Gut erachtete der göttliche Heiland größer als das Übel Seines alle menschliche Vorstellungskraft übersteigenden Leides. Wie tief müsste uns dieser Liebesbeweis erschüttern, wenn wir nicht so hartherzig wären! Wenn wir diese Liebe des göttlichen Heilandes zu uns sehen, so müssten wir einsehen, dass unser ganzes Leben keinen anderen Sinn haben kann als den, diese Liebe mit all unseren Kräften so gut es geht zu erwidern.

Kommen wir zurück zum heutigen Evangelium. Es entsprach dem göttlichen Willen, dass der Aussätzige geheilt wird, denn der Herr sprach: „Ich will; sei rein.“ Wahrscheinlich lag der tiefe Sinn dafür, dass der Mann unter Aussatz litt, allein darin, dass er genau in diesem Augenblick vor dem ganzen Volk von Jesus geheilt werden konnte, denn mit dieser Heilung bewies der Herr, dass Er Gott ist. Er sprach nämlich lediglich die Worte „… sei rein.“ und sofort wurde er rein. Das kann nur Gott. Denn auch Gott brachte einst alles allein auf Sein Wort hin ins Dasein. Gott sprach: „Es werde Licht! Und es ward Licht.“ usw. Es war also zweifellos ein hohes Gut, das mit dem Übel des Aussätzigen untrennbar verbunden war: so erkannte jeder, der nur wollte, dass Jesus Gott sein muss.

Warum wollte Jesus, dass der Geheilte es niemandem sage, was geschehen war, sondern stattdessen, dass er sogleich zu den Priestern gehe, sich ihnen zeige und jene Gabe opfere, die Moses angeordnet hat? Der hl. Hieronymus erklärt, dass es nicht mehr notwendig gewesen sei, „mit Worten zu verkünden, was er an seinem Leibe deutlich zur Schau trug“ und dass es mehrere Gründe dafür gab, dass Er ihn zu den Priestern schickte: „Zuerst aus Demut, damit man sehe, dass Er den Priestern Ehrfurcht erweist; denn es war vorgeschrieben im Gesetze, dass alle, welche vom Aussatze rein geworden, den Priestern ein Gabe opfern sollten. Ferner, dass sie, wenn sie den vom Aussatze Gereinigten sehen würden, entweder an den Erlöser glaubten oder nicht glaubten; wenn sie glaubten, sollten sie gerettet sein; wenn sie aber nicht glaubten, sollten sie keine Entschuldigung mehr haben. Und zugleich, damit es nicht den Anschein erwecke, als übertrete Er das Gesetz; das machten sie Ihm ja oft genug zum Vorwurf.“

Der Hauptmann, der Jesus auf seinen gelähmten Knecht hinwies und damit indirekt darum bat, dass der Herr ihn heile, der bekannte ohne zu zögern die Gottheit Christi, indem er darauf hinwies, dass Christus keiner Obrigkeit unterstünde, weshalb alles auf Jesu Wort hin sofort geschehen würde. Darum bat der Hauptmann den Heiland voll Vertrauen, nur ein Wort zu sprechen, denn das würde genügen, damit sein Knecht gesund würde.

Jesus weist darauf hin, dass der heidnische Hauptmann einen größeren Glauben hat als die Juden, die eigentlich als das Volk Gottes den Heiden weit voraus sein müssten. Angesichts dessen wies Er darauf hin, dass viele bekehrte Heiden in den Himmel kommen werden, wohingegen viele unbekehrte Juden der ewigen Verdammnis anheimfallen.

Christian Schenk



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