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DIVERSE VATIKANISCHE TEXTE ZUM THEMA HOMOSEXUALITÄT

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PRESSEKONFERENZ MIT DEM HEILIGEN VATER AUF DEM RÜCKFLUG NACH ROM Sonntag, 26. August 2018

Javier Romero

Eure Heiligkeit, entschuldigen Sie, ich möchte Ihnen zwei Fragen stellen. Erstens ist der irische Premierminister, der in seiner Rede sehr direkt war, stolz auf ein neues Familienmodell, das sich von dem unterscheidet, was die Kirche traditionellerweise bis heute lehrt: ich spreche hier von der homosexuellen Ehe. Und das ist vielleicht eines der Modelle, das die meisten Konflikte hervorruft, insbesondere in einer katholischen Familie, wenn es in dieser Familie eine Person gibt, die erklärt, homosexuell zu sein. Eure Heiligkeit, die erste Frage, die ich Ihnen stellen möchte, ist: Was denken Sie, was würden Sie zu einem Papa sagen, zu einem Vater, zu dem der Sohn sagt, dass er homosexuell ist und mit seinem Partner zusammenleben will? Das ist meine erste Frage. Und die zweite, die auch Sie in Ihrer Rede vor dem Premierminister angesprochen haben, die Abtreibung. Wir haben gesehen, wie sich Irland in den letzten Jahren sehr verändert hat, und es schien tatsächlich, als sei der Minister mit diesen Veränderungen zufrieden: eine dieser Veränderungen betraf die Abtreibung. Wir haben gesehen, dass in den letzten Monaten, in den letzten Jahren, die Frage der Abtreibung in vielen Ländern aufgekommen ist, einschließlich Argentinien, Ihrem Heimatland. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie sehen, dass, das ist ja ein Thema über das Sie oft sprechen, und es gibt viele Länder, in denen sie…

Papst Franziskus

Gut. Ich beginne mit dem zweiten, aber es gibt zwei Punkte – Danke dafür – weil sie mit den Themen, über die wir sprechen, zu tun haben. Was die Abtreibung betrifft, wissen Sie, wie die Kirche denkt. Das Problem der Abtreibung ist kein religiöses Problem: wir sind nicht aus religiösen Gründen gegen Abtreibung. Nein. Es ist ein allgemein menschliches Problem und eine Frage der Anthropologie. Wenn man über die Frage der Abtreibung nachdenkt, und dabei von religiösen Vorgaben ausgeht, wird das Denken übergangen. Das Problem der Abtreibung ist Gegenstand der Anthropologie. Und die anthropologische Frage nach der ethischen Erlaubtheit ein Lebewesen zu beseitigen, um ein Problem zu lösen, ist immer gegeben. Aber das ist bereits die Diskussion. Ich möchte nur betonen: Ich habe etwas dagegen, dass das Problem der Abtreibung von einem religiösen Ausgangspunkt her diskutiert wird. Nein. Es ist ein anthropologisches Problem, es ist ein menschliches Problem. Das denke ich darüber.

Zweitens. Es gab schon immer Homosexuelle und Menschen mit homosexuellen Tendenzen. Immer. Soziologen sagen, aber ich weiß nicht, ob es stimmt, dass in Zeiten von Epochenwechseln einige soziale und ethische Phänomene verstärkt auftreten, und eines davon sei dieses. Das ist die Meinung einiger Soziologen. Ihre Frage ist klar: Was würde ich einem Vater sagen, der sieht, dass sein Sohn oder seine Tochter diese Tendenz hat. Ich würde zuallererst sagen, dass er das ins Gebet mithineinnehmen soll: bete. Nicht verurteilen, sondern darüber reden, verstehen, dem Sohn oder der Tochter Raum geben. Raum geben, damit er oder sie sich äußern kann. Dann ist die Frage in welchem Alter sich dies bei dem Kind äußert. Das ist wichtig. Es ist eine Sache, wenn es sich bei einem Kind manifestiert, wo es viele Dinge gibt, die man tun kann, um zu sehen, wie die Lage ist; eine andere Sache ist, wenn das erst nach dem Alter von 20 Jahren oder so deutlich wird. Aber ich werde niemals sagen, dass Schweigen ein Heilmittel ist: den Sohn oder die Tochter mit einer homosexuellen Neigung zu ignorieren, ist ein Mangel an Väterlichkeit und Mütterlichkeit. Du bist mein Sohn, du bist meine Tochter, so wie du bist; ich bin dein Vater und deine Mutter, lass uns reden. Und wenn ihr als Väter und Mütter damit nicht zurechtkommt, sucht Hilfe, aber immer im Dialog, immer im Dialog. Denn dieser Sohn und diese Tochter haben ein Recht auf eine Familie und ihre Familie ist diejenige, die da ist: vertreibt sie nicht aus der Familie. Das ist eine ernste Herausforderung für die Vater- und Mutterschaft. Vielen Dank für die Frage, danke.


PRESSEKONFERENZ DES HEILIGEN VATERS AUF DEM RÜCKFLUG AUS BRASILIEN Sonntag, 28. Juli 2013

Ilze Scamparini:

„Ich möchte um Erlaubnis bitten, eine etwas heikle Frage zu stellen: Noch ein anderes Bild ist gewissermaßen um die Welt gegangen, und zwar das von Mons. Ricca mit den Nachrichten über seinen Umgang. Ich möchte wissen, Heiligkeit, was sie in dieser Frage zu tun gedenken. Wie ist diese Frage anzugehen, und wie gedenkt Seine Heiligkeit, die ganze Frage der Gay-Lobby anzugehen?“

Papst Franziskus:

„Was Mons. Ricca betrifft: Ich habe getan, was das Kanonische Recht zu tun vorschreibt, nämlich die Investigatio previa durchgeführt. Und aus dieser Investigatio geht nichts von dem hervor, was ihm vorgeworfen wird; wir haben nichts dergleichen gefunden. Aber ich möchte dazu noch etwas anderes sagen: Ich sehe, dass man häufig in der Kirche – außerhalb dieses Falles und auch in diesem Fall – zum Beispiel nach „Jugendsünden“ sucht und das dann veröffentlicht. Nicht nach Straftaten, die Straftaten sind eine andere Sache – der Missbrauch von Minderjährigen ist eine Straftat. Nein, nach Sünden. Aber wenn ein Mensch – Laie, Priester oder Schwester – eine Sünde begangen und sich dann bekehrt hat, vergibt sie der Herr, und wenn der Herr vergibt, dann vergisst er, und das ist für unser Leben wichtig. Wenn wir zum Beichten gehen und wirklich sagen: ,Darin habe ich gesündigt‘, dann vergisst der Herr, und wir haben nicht das Recht, nicht zu vergessen, denn dann laufen wir Gefahr, dass der Herr seinerseits unsere [Sünden] nicht vergisst. Das ist eine Gefahr. Dies ist wichtig: eine Theologie der Sünde. Oftmals denke ich an den heiligen Petrus: Er hat eine der schlimmsten Sünden begangen, nämlich Christus zu verleugnen, und mit dieser Sünde haben sie ihn zum Papst gemacht. Darüber müssen wir sehr nachdenken. Doch, um zu Ihrer konkreteren Frage zurückzukehren: In diesem Fall haben wir die Investigatio previa durchgeführt, und wir haben nichts gefunden. Soviel zur ersten Frage.

Dann sprachen Sie von der Gay-Lobby. Ach, es wird so viel über die Gay-Lobby geschrieben … Ich glaube, wenn jemand sich einem solchen Menschen gegenüber sieht, muss er das Faktum, „Gay“ zu sein, von dem Faktum unterscheiden, daraus eine Lobby zu machen. Denn die Lobbies – alle Lobbies – sind nicht gut … Wenn einer Gay ist und den Herrn sucht und guten Willen hat – wer bin dann ich, ihn zu verurteilen? Der Katechismus der Katholischen Kirche erklärt das sehr schön, aber er sagt: Halt! Diese Menschen dürfen nicht an den Rand gedrängt werden, sie müssen in die Gesellschaft integriert werden. Das Problem liegt nicht darin, diese Tendenz zu haben, nein, wir müssen Brüder und Schwestern sein, denn das ist nur ein Problem von vielen. Das eigentliche Problem ist, wenn man aus dieser Tendenz eine Lobby macht: Lobby der Geizhälse, Lobby der Politiker, Lobby der Freimaurer – so viele Lobbies. Das ist für mich das schwerwiegendere Problem. Und ich danke Ihnen sehr, dass Sie diese Frage gestellt haben.“


PRESSEKONFERENZ MIT DEM HEILIGEN VATER AUF DEM RÜCKFLUG BAKU-ROM Sonntag, 2. Oktober 2016

Joshua McElwee (National Catholic Reporter):

Danke, Heiliger Vater. In der Rede von gestern in Georgien haben Sie – wie in vielen anderen Ländern – über die Gender-Theorie gesprochen und gesagt, dass sie der große Feind, eine Bedrohung für die Ehe ist. Doch ich möchte fragen: Was würden Sie zu einem Menschen sagen, der jahrelang aufgrund seiner Sexualität gelitten hat und wirklich spürt, dass da ein biologisches Problem existiert; dass seine physische Erscheinung nicht mit dem übereinstimmt, was er oder sie als die eigene geschlechtliche Identität ansieht? Wie würden Sie als Hirte und Amtsträger diese Menschen begleiten?

Papst Franziskus:

Zuerst einmal: Ich habe in meinem Leben als Priester, als Bischof – auch als Papst – Menschen mit homosexueller Tendenz und auch solche, die ihre Homosexualität praktizierten, begleitet. Ich habe sie begleitet, sie dem Herrn näher gebracht – einige sind dazu nicht fähig, aber ich habe sie begleitet – und nie habe ich jemanden im Stich gelassen. Das ist es, was man tun muss. Man muss die Menschen begleiten, wie Jesus sie begleitet. Wenn jemand, der in dieser Lage ist, vor Jesus tritt, wird dieser ihm sicher nicht sagen: „Pack dich fort, denn du bist homosexuell!“ Nein. Was ich gesagt habe, betrifft jene Gemeinheit, die man heute mit der Indoktrinierung der Gender-Theorie begeht. Mir erzählte ein französischer Familienvater, dass bei Tisch mit den Kindern gesprochen wurde – er katholisch, die Frau katholisch, die Kinder katholisch, allerdings oberflächlich katholisch, aber katholisch – und er seinen zehnjährigen Sohn fragte: „Und du, was willst du werden, wenn du groß bist?“ – „Ein Mädchen!“ Und der Vater entdeckte, dass in den Schulbüchern die Gender-Theorie gelehrt wurde. Und das ist gegen die Natur. Man muss da unterscheiden: Es ist etwas anderes, ob jemand diese Tendenz, diese Option hat – und es gibt auch solche, die das Geschlecht wechseln –, oder ob in den Schulen in dieser Richtung gelehrt wird, um die Mentalität zu verändern. So etwas nenne ich „ideologische Kolonialisierungen“. Im vergangenen Jahr habe ich den Brief eines Spaniers erhalten, der mir seine Kindheitsgeschichte erzählte. Er war ein Mädchen und hat sehr gelitten, weil er sich als Junge empfand, physisch aber ein Mädchen war. Er hat das seiner Mutter erzählt, als er bereits 22 Jahre alt war, und ihr gesagt, er wolle einen chirurgischen Eingriff machen lassen usw. Und die Mutter hat ihn gebeten, das nicht zu tun, solange sie noch lebe. Sie war schon alt und ist dann bald gestorben. Dann hat er sich operieren lassen. Er ist Angestellter in einem Ministerium in einer Stadt in Spanien. Er ist zum Bischof gegangen und der Bischof hat ihn intensiv begleitet – ein guter Bischof: er „vergeudete“ Zeit, um diesen Mann zu begleiten. Dann hat der Mann geheiratet. Er hat seine zivile Identität geändert, hat geheiratet und mir in seinem Brief geschrieben, dass es für ihn ein großer Trost wäre, wenn er mit seiner Frau kommen könnte – er, der zuerst eine Frau, jetzt aber ein Mann war. Und ich habe sie empfangen. Sie waren sehr froh. In dem Viertel, wo er wohnte, gab es einen alten, achtzigjährigen Priester, den ehemaligen Pfarrer, der die Pfarrei aufgegeben hatte und dort in der Gemeinde seinen Dienst für die Schwestern tat… Und es gab den neuen [Pfarrer]. Wenn der neue ihn sah, beschimpfte er ihn auf offener Straße: „Du kommst in die Hölle!“ Als er [dagegen] dem alten begegnete, sagte dieser: „Seit wann bist du nicht zur Beichte gegangen? Komm, komm, damit ich deine Beichte höre und du zur Kommunion gehen kannst!“ – Verstanden? Das Leben ist das Leben, und man muss die Dinge nehmen, wie sie sind. Sünde ist Sünde. Die Tendenzen oder hormonelle Gleichgewichtsstörungen verursachen viele Probleme, und wir müssen aufpassen, dass wir nicht sagen: „Ist alles das Gleiche, lassen wir‘s uns wohl sein!“ Nein, das nicht. Aber jeder Fall muss aufgenommen, begleitet, untersucht, klärend unterschieden und integriert werden. Das ist es, was Jesus heute tun würde. Bitte sagen Sie nicht: „Der Papst heiligt die Trans!“ Bitte sehr! Denn ich sehe schon die Titel der Zeitungen vor mir… Nein, nein. Gibt es noch irgendeinen Zweifel über das, was ich gesagt habe? Ich möchte unmissverständlich sein. Es ist ein Problem der Moral. Es ist ein Problem. Es ist ein menschliches Problem. Und man muss es lösen, so gut man kann, immer mit der Barmherzigkeit Gottes, mit der Wahrheit – wie wir im Fall der Ehe gesagt haben, indem man die Amoris laetitia ganz liest, aber immer so, immer mit offenem Herzen. Und vergessen Sie nicht jenes Kapitell von Vézelay: es ist sehr, sehr schön.


PRESSEKONFERENZ MIT DEM HEILIGEN VATER AUF DEM RÜCKFLUG VON FATIMA Samstag, 13. Mai 2017

Joana Haderer („Agencia portoghese Lusa“)

Danke, Heiliger Vater. Ich darf auf Spanisch sprechen, das fällt mir sehr viel leichter. Ich möchte Ihnen eine Frage zur Situation in Portugal stellen; doch ich glaube, sie gilt für viele unserer westlichen Gesellschaften. In Portugal bezeichnen sich fast alle Einwohner, quasi 90 %, als katholisch. Aber die Weise, wie die Gesellschaft sich organisiert, und die Entscheidungen, die getroffen werden, stehen oft konträr zu den Weisungen der Kirche. Ich nenne hier die „Ehe“ von homosexuellen Partnern und die Straffreiheit für Abtreibung. Soeben haben wir begonnen, über die Euthanasie zu diskutieren. Wie sehen Sie das?

Papst Franziskus

Ich glaube, das ist ein politisches Problem. Zugleich bedeutet eine katholische Einstellung bisweilen nicht unbedingt eine völlige Übereinstimmung mit der Kirche. Dahinter steht nicht eine differenzierte Katechese, eine Katechese für den Menschen … Also, der Katechismus der katholischen Kirche ist ein Beispiel für eine seriöse und differenzierte Arbeit. Ich glaube, es ist ein Mangel an Ausbildung und auch an Kultur. Es ist doch komisch, in einigen Gegenden – etwa in Italien, einige auch in Lateinamerika – gibt es viele Katholiken, aber sie sind antiklerikal. Sie sind „Priesterfresser“ (lacht). Es ist ein Phänomen, dem man begegnet. Zuweilen, und …

Joanna Haderer

Besorgt Sie das?

Papst Franziskus

Sicher besorgt mich das. Deswegen sage ich den Priestern – Sie werden es gelesen haben – „Bloß kein Klerikalismus“, denn der Klerikalismus treibt von den Menschen fort. „Bloß kein Klerikalismus“ und noch etwas: Das ist eine Pest in der Kirche. Aber darüber hinaus ist viel zu tun: Katechese, Gewissensbildung, Dialog, auch über menschliche Werte. Danke.

Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Arbeit und für Ihre pointierten Fragen. Danke.


PRESSEKONFERENZ DES HEILIGEN VATERS AUF DEM RÜCKFLUG NACH ARMENIEN Sonntag, 26. Juni 2016

(Cindy Wooden)

Danke, Heiligkeit. In den vergangenen Tagen hat der deutsche Kardinal Marx, als er vor einer großen, sehr bedeutenden Konferenz in Dublin über die Kirche in der Welt von heute sprach, gesagt, dass die katholische Kirche die Gemeinschaft der Homosexuellen um Verzeihung bitten muss, weil sie diese Menschen ausgegrenzt hat. In den Tagen nach dem Massaker von Orlando haben viele gesagt, die christliche Gemeinschaft habe etwas mit diesem Hass gegen diese Menschen zu tun. Was denken Sie?

(Papst Franziskus)

Ich werde dieselbe Sache wiederholen, die ich bei meiner ersten Reise gesagt habe und ich wiederhole das, was im Katechismus der katholischen Kirche steht: dass sie nicht diskriminiert werden dürfen, dass sie respektiert werden müssen, das man sie seelsorglich begleiten soll. Man kann sie verurteilen, nicht aus ideologischen Gründen, sondern – sagen wir – wegen ihres politischen Verhaltens, wegen gewisser Ausdrucksformen, die für die anderen etwas zu anstößig sind. Aber diese Sachen haben mit dem Problem nichts zu tun: Wenn das Problem darin besteht, dass eine Person diese Verfassung hat – wenn sie guten Willen hat und Gott sucht, wer sind wir, dass wir über sie urteilen? Wir müssen gut begleiten, so wie es der Katechismus sagt. Der Katechismus ist klar! Zudem gibt es Traditionen in einigen Ländern, einige Kulturen haben eine andere Mentalität in dieser Frage. Ich glaube, dass die Kirche nicht nur um Entschuldigung bitten muss – wie es jener Kardinal-„Marxist“ [Kardinal Marx] gesagt hat – gegenüber jener Person, die homosexuell ist, die sie beleidigt hat, sondern dass sie sich auch bei den Armen und bei den im Arbeitsleben ausgebeuteten Frauen und Kindern entschuldigen muss; dass sie um Entschuldigung bitten muss, weil sie so viele Waffen gesegnet hat… Die Kirche muss sich entschuldigen, weil sie sich oft und so oft nicht benehmen konnte… – und wenn ich Kirche sage, meine ich die Christen; die Kirche ist heilig, aber die Sünder sind wir! – Die Christen müssen sich dafür entschuldigen, dass sie so viele Entscheidungen nicht begleitet haben und so viele Familien im Stich gelassen haben. … Ich erinnere mich an die Mentalität des Buenos Aires meiner Kindheit, diese verschlossene katholische Kultur – ich komme von dort! –: Bei einer Familie von Geschiedenen durfte man nicht ins Haus gehen! Ich spreche von der Zeit vor achtzig Jahren. Die Kultur hat sich Gott sei Dank geändert. Als Christen müssen wir uns für vieles entschuldigen, nicht nur für das. Wir müssen um Vergebung bitten, nicht nur um Entschuldigung! „Vergib, Herr!“ ist ein Wort, das wir leicht vergessen – jetzt spiele ich den Pfarrer und halte eine Predigt! Nein, das ist wahr, oft verhalten wir uns wie der „Herr Pfarrer“ und nicht wie ein väterlicher Priester; wir machen es wie ein Priester, der „Hiebe austeilt“ und nicht wie ein Priester, der umarmt, vergibt, tröstet… Doch auch davon gibt es viele! Viele Krankenhausgeistliche, Gefängnispfarrer, viele Heilige! Aber die sieht man nicht, weil die Heiligkeit Scham empfindet und sich verbirgt. Dagegen drängt sich die Schamlosigkeit ein bisschen auf; sie ist unverschämt und stellt sich zur Schau. Es gibt viele Organisationen mit guten Leuten und mit weniger guten; oder Zeitgenossen, denen du einen etwas dickeren Umschlag zuschiebst und die dann in eine andere Richtung schauen – so wie die Weltmächte bei den drei Völkermorden. Auch wir Christen – Priester, Bischöfe – haben so etwas gemacht; aber wir Christen haben auch eine Teresa von Kalkutta, ja wir haben viele Teresas von Kalkutta! Schauen wir auf viele Schwestern in Afrika, auf viele Laien, auf viele heiligmäßige Ehepaare. Es ist der Weizen mit Unkraut dazwischen, der Weizen und das Unkraut. Jesus sagt, dass so das Reich Gottes aussieht. Wir dürfen nicht daran Anstoß nehmen, so zu sein. Wir müssen dafür beten, dass dieses Unkraut vergehe und es mehr Weizen gebe. Doch das ist das Leben der Kirche. Man kann ihm nicht eine Grenze setzen. Wir alle sind heilig, weil wir alle den Heiligen Geist in uns haben, aber wir alle sind auch Sünder. Ich als Erster. Nicht wahr? Danke. Ich weiß nicht, ob ich die Frage beantwortet habe… Jedenfalls, nicht nur Entschuldigung, sondern Vergebung!


BISCHOFSSYNODE – XIV. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG – Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute – lineamenta – Vatikanstadt 2014

„Die pastorale Aufmerksamkeit gegenüber Personen mit homosexueller Orientierung“

55.  Einige Familien machen die Erfahrung, dass in ihrer Mitte Menschen mit homosexueller Orientierung leben. Diesbezüglich hat man sich gefragt, welche pastorale Aufmerksamkeit in diesen Fällen angemessen ist, indem man sich auf das bezog, was die Kirche lehrt: « Es gibt keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn.» Dennoch müssen Frauen und Männer mit homosexuellen Tendenzen mit Achtung und Feingefühl aufgenommen werden. «Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen.» (Kongregation für die Glaubenslehre, Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen, 4).

56.  Es ist vollkommen unannehmbar, dass auf die Hirten der Kirche in dieser Frage Druck ausgeübt wird und dass die internationalen Organisationen Finanzhilfen gegenüber armen Ländern davon abhängig machen, dass sie in ihrer Gesetzgebung eine „Ehe“ unter Personen des gleichen Geschlechts einführen.


ABSCHLUSSBERICHT DER BISCHOFSSYNODE AN PAPST FRANZISKUS Vatikanstadt 24. Oktober 2015

76.  Die Kirche passt ihre Haltung Jesus, dem Herrn, an, der sich in grenzenloser Liebe für jeden Menschen, ohne Ausnahme, geopfert hat  (vgl. MV, 12). Im Hinblick auf Familien, welche die Erfahrung machen, dass in ihrer Mitte Menschen mit homosexueller Orientierung leben, bekräftigt die Kirche, dass jeder Mensch, unabhängig von der eigenen sexuellen Orientierung, in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden soll. Es soll Sorge dafür getragen werden, sie nicht „in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen“ (Kongregation für die Glaubenslehre, Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen, 4). Besondere Aufmerksamkeit ist auf die Begleitung von Familien zu richten, in denen Menschen mit homosexueller Orientierung leben. Was die Pläne betrifft, die Verbindungen zwischen homosexuellen Personen der Ehe gleichzustellen, gibt es „keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn“ (ebd.). Die Synode hält es in jedem Fall für vollkommen unannehmbar, dass auf die Ortskirchen in dieser Frage Druck ausgeübt wird und dass die internationalen Organisationen Finanzhilfen für arme Länder von einer Einführung der „Ehe“ unter Personen des gleichen Geschlechts in ihrer Gesetzgebung abhängig machen.


GOTT ODER NICHTS — Gedanken zum Buch von Kardinal Robert Sarah — von Gerhard Card. Müller

Beim Thema Homosexualität, dem im Verhältnis zu den Schicksalsfragen der Menschheit eine absolut überproportionale Bedeutung zugesprochen wird, verteidigt allein die Kirche  die Würde eines jeden Menschen. Die Kirche lehnt das Spiel mit den davon betroffenen  Menschen ab und schützt sie vor der Instrumentalisierung für den ideologischen Beweis, dass der Mensch nicht von Gott geschaffen sei, sondern ein Produkt gesellschaftlicher Selbst- und Fremdbestimmung darstelle, das man beliebig manipulieren könne. Die Menschenwürde und die bürgerlichen Rechte dieser Personen stehen gar nicht zur Debatte. Indem man aber die Ehe von Mann und Frau  einem sexuellem Verhältnis von Personen gleichen Geschlechts gesetzlich und in der gesellschaftlichen Bewertung gleichstellt, ist die Ehe in ihrem Wesen als Gemeinschaft des Leibes, des Lebens und der Liebe von Mann und Frau zerstört.  Der Zukunft der Menschheit wird biologisch, seelisch und kulturell der Boden entzogen. Das ist die Wahrheit, die hinter einer Nebelwand von Propaganda und Agitation zum Vorschein kommt. Nicht die Anerkennung der Person-Würde von homosexuell empfindenden Mitmenschen ist das Ziel  der Genderideologie und des radikalen Feminismus, sondern die Zerstörung der Ehe von Mann und Frau und damit der Familie, die natürlich aus dem Lebensbund von Mann und Frau als Vater und Mutter ihrer gemeinsamen Kinder hervorgeht.


PRESSEKONFERENZ MIT DEM HEILIGEN VATER AUF DEM RÜCKFLUG NACH ROM Sonntag, 30. November 2014

(Patricia Thomas)

Guten Tag. Erlauben Sie mir, Ich möchte eine Frage zur Bischofssynode stellen, wenn Sie erlauben… Auf der Synode gab es eine gewisse Polemik um die Sprache; darüber, wie sich die Kirche gegenüber den Homosexuellen verhalten soll. Im ersten Dokument hieß es, dass man die Homosexuellen annehmen müsse, und es wurde sehr positiv von ihnen gesprochen. Stimmen Sie dieser Sprache zu?

(Papst Franziskus)

Lassen Sie mich eines vorausschicken: Ich möchte, dass das Hauptthema Ihrer Artikel diese Reise ist! Aber ich werde antworten, keine Sorge. Aber dass mir das hier ja nicht ausgeschlachtet wird: die Leute sollen schließlich über diese Reise informiert werden! Aber ich werde dir antworten. Die Bischofssynode ist ein Weg, eine Wegstrecke. Das ist das erste. Zweitens: Die Synode ist kein Parlament. Sie ist ein geschützter Raum, damit der Heilige Geist sprechen kann. Jeden Tag gab es ein briefing mit Pater Lombardi und anderen Synodenvätern, die berichteten, was an diesem Tag gesagt worden war. Manchmal waren es gegensätzliche Dinge. Dann, am Ende dieser Berichte, wurde ein Entwurf abgefasst, die erste relatio. Die wurde dann zum Arbeitsdokument für die Sprachgruppen, die es diskutiert haben. Sie machten  ihre Vorschläge, und die wurden veröffentlicht, waren also allen Journalisten so zugänglich, wie auch die jeweilige Sprachgruppe – englisch, spanisch, französisch, italienisch – jeden Teil davon [von der ersten relatio] gesehen hatte. Darunter war auch der Teil, den Sie angesprochen haben. Danach ging das Ganze wieder an die Redaktionskommission zurück, und diese Kommission versuchte, alle Änderungen einzufügen. Der wesentliche Teil bleibt, aber alles muss gekürzt werden, alles, einfach alles. Und das, was an Wesentlichem geblieben ist, fließt dann in den Schlussbericht ein. Aber das ist noch nicht alles: Auch der ist ein provisorischer Text, denn er bildet nun die Lineamenta für die nächste Synode. Dieses Dokument ist an die Bischofskonferenzen geschickt worden, die es besprechen und ihre Verbesserungsvorschläge einreichen müssen. Dann schreitet man zur Abfassung eines neuen Instrumentum laboris, und die nächste Synode wird später ihr eigenes erstellen. Es ist ein langer Weg. Und das ist auch der Grund, warum man die Meinung einer Person oder eines Einwurfs nicht einfach isoliert nehmen kann. Wir müssen die Synode in ihrer Gesamtheit sehen. Ich bin auch nicht einverstanden damit – aber das ist meine Meinung, und ich will sie niemandem aufdrängen –, dass man sagt: „Heute hat dieser Synodenvater dies gesagt, heute hat dieser Synodenvater jenes gesagt.“ Nein, man soll sagen, was gesagt wurde, aber nicht, wer es gesagt hat, weil die Synode eben – ich sage es noch einmal – kein Parlament ist; die Synode ist ein geschützter kirchlicher Raum, und dieser Schutz besteht, damit der Heilige Geist am Werk sein kann. Das ist meine Antwort.


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