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DER WANDEL JESU IN DER WELT – Nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich

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1-Fahsel Emmerick Kapharnaum

Nach dem Festmahl begibt Sich Jesus mit den Jüngern, als der Abend naht, zum Land­park der Maroni am Südende der Stadt. Der ganze Weg dorthin ist mit Kranken besetzt, die Er alle heilt, sodaß Er erst nach Einbruch der Dunkelheit in jenem Park an einem der Lusthäuser eintrifft, vor dessen Portikus zwischen hohen Palmen eine große Fackel brennt und das Innere des Saales beleuch­tet. Die Säulenreihen dieses Raumes sind hinter ihren Blumengehängen an der Rück­front und zu beiden Seiten des Pavillons durch Setzwände geschlossen worden. An­fangs lustwandelt der Herr mit der Abend­gesellschaft draußen bei der Fackel, nimmt dann am Früchte-Essen teil und hält schließ­lich in jenem geschlossenen Saale einen Lehr­vortrag, mit vielen gleichnisartigen Erzäh­lungen gewürzt und auch zuweilen unter­brochen durch Zwiegespräche mit Martialis, wobei wieder Worte fallen, die manchen der Anwesenden das eigene Innere, nur Jesus und dem jeweilig Gemeinten bekannt, auf­decken. Nach Mitternacht wird der Herr mit den Seinen von Fackeln tragenden Die­nern zum Stadthaus der Maroni zurück­geführt, wo sie in einem der geräumigen Nebengebäude übernachten.

Die Schlichtung des Ehezwistes

Di. 19.

Auf die Nachricht hin von Jesu Anwesenheit in Naim und auch auf Grund des gestrigen Wunders, dessen Kunde sich im weiten Um­kreis der Gegend verbreitet hat (L. 7, 17), sind bereits während der Nacht und auch heute früh von allen Seiten her Kranke her­beigebracht worden. Der Herr heilt einen Teil derselben des Morgens.

Die hiesigen Pharisäer aber, beschämt durch Jesu Wunder und ergrimmt, daß sie Ihm wegen Seiner Beliebtheit in ganz Naim nichts anhaben können, haben sich unter­des einen Anschlag ausgehegt, um Ihn in Versuchung zu führen und zu veranlassen, etwas in Scheidungssachen gegen das Gesetz auszusprechen, um Ihn dann als einen Irr­lehrer verklagen zu können. Auf ihr Betrei­ben hin erscheinen also vor dem Herrn, als Er noch mit dem Heilen der Kranken be­schäftigt ist, einige Frauen, führen Klage über ihre Ehemänner und bitten Ihn um Ausfertigung eines Scheidebriefes. Er ant­wortet: „Bringet Mir ein Gefäß mit Milch und ein Gefäß mit Wasser!” Sie bringen beides, und Er gießt beide Flüssigkeiten zusammen und sagt: „Scheidet Mir dieses, daß es wieder Milch und Wasser allein sei, dann will Ich euch scheiden!”

Dann spricht Er von der Unauflöslichkeit der Ehe. Nur wegen der Verstocktheit der Menschen habe Moses die Scheidung erlaubt (vgl. Mt. 19, 8) ; ganz getrennt aber könn­ten die Ehegatten nie werden, denn sie seien ein Leib und ein Fleisch, und wenn sie gleich nicht zusammen lebten, müsse der Mann die Frau und die Kinder ernähren, und sie dürf­ten nicht wieder heiraten.

Hierauf geht Jesus mit ihnen in die Häu­ser ihrer Männer, redet zuerst mit diesen allein, dann mit beiden Teilen zusammen, beschuldigt beide Parteien, die Frauen aber mehr, und versöhnt sie miteinander.

Nachher heilt Er noch mehrere Blinde, in­dem Er Erde mit Speichel in Seiner Hand mischt und ihnen die Augen bestreicht (J. 9, 6, vermutlich erst im September 33).

Mittags verläßt der Herr mit den Jüngern Naim. Man bereitet ihnen unter Lobgesang und Entgegenhalten grüner Zweige einen Ehren-Abschied.

Zöllner-Vorstadt von Megiddo

Jenseits des Kison-Flusses spricht Er vor Saatarbeitern und kehrt abends im Hotel der neueren Vorstadt von Megiddo ein, wo Er noch vor dem Hause einen Lehrvortrag hält. Mit diesem Abend beginnt der erste Tag des Monats Kislev.

Mi. 20.

Die neuere Vorstadt von Megiddo besteht aus einer langen Reihe von Gebäuden am Fuß der Anhöhe, über welche sich die Han­delsstraße nach Akko hinzieht. Unter diesen Häusern befinden sich viele Hotels und Zöllnerwohnungen. Die Zöllner haben ge­stern Jesu Lehre gehört, besuchen Ihn heute und melden ihren Entschluß zur Buße und Taufe. Dies erfahren die Pharisäer von Megiddo und nehmen daran Anstoß.

Auch viele Kranke stellen sich im Hotel ein, und der Herr läßt sie durch die Jünger für den heutigen Abend auf den großen runden Rasenplatz am Eingang der Stadt bestellen, ordnet an, wie sie, je nach ihrer Gattung, an die Mauern und in die Hallen rings um den Platz gelegt werden sollen, und bestimmt gewisse Jünger zu dieser Arbeit.

Am Nachmittag zieht Jesus mit den übrigen Jüngern wieder auf das Feld östlich der Stadt in einen Talbusen hinaus und lehrt umherwandelnd die mit der Saat beschäf­tigten Arbeiter in Parabeln. Viele der mehr unterrichteten Jünger lehren ebenfalls und bereiten teils entfernte Gruppen vor, ehe der Herr zu ihnen kommt, teils erklären sie denen, die Er bereits verlassen hat, manches, was sie noch nicht recht verstanden haben; auch erzählen sie von den Wundern Jesu. Da die Arbeiter in dem heißen Lande oft mit der Arbeit innehalten, so lehrt der Herr in diesen Pausen, wenn sie sich niedersetzen, um eine Erquickung zu nehmen.

Die verkehrten Johannesjünger

Bei dieser Gelegenheit nahen sich vier rei­sende Johannesjünger mit Fellstreifen um den Nacken und Riemen um den Leib. Sie sind nicht vom Täufer gesendet, sondern sind eine Ausartung der Johannesjünger, die mit den Herodianern zusammenstecken und von diesen gesendet sind, um zu bespitzeln, was Jesus von Seinem Reiche lehre. Um fünf Uhr kommt noch eine zweite Gruppe von ihnen, sodaß es nun im ganzen zwölf Personen sind.

Als der Herr abends auf dem runden Rasen­platz die Kranken heilt, treten Ihm diese Johannesjünger mit einem gewissen Amts­eifer, wie eine Kommission, in den Weg und wollen Ihn anreden. Doch Er achtet nicht auf sie und fährt in Seinem Heilen fort. Als Er aber am entgegengesetzten Ende des Kreises angelangt ist, sprechen sie Ihn an: „Johannes der Täufer hat uns zu Dir ge­sendet und läßt Dich fragen: Bist Du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?” Der Täufer hat aber nur zwei von ihnen wirklich gesandt, und Jesus antwortet ihnen, sie sollten dem Johannes die Wunder melden, die Er hier vor ihren Augen an den Kranken wirke (Mt. 11, 2 bis 6).

Als sie fortgegangen, und Er die Heilungen beendet hat, beginnt Er auf dem Platz zu lehren, spricht von der rechten Anwendung der empfangenen Wohltaten Gottes und schließt hieran Sein Zeugnis für Johannes an, nämlich daß dieser der Herold des Mes­sias sei, und zwar der größte, der je geboren, ja daß er der Elias sei, der da kommen solle (Mt. 11, 7-15). Im Hinblick aber auf die anwesenden Schriftgelehrten, die mit den Pharisäern an Seinem Umgang mit Zöllnern und Sündern, sowie an Seine und Seiner Jünger freiere Lebensweise Anstoß nehmen, beklagt Er Sich über dieses kindische Ge­schlecht, dem man es nie recht machen könne (Mt. 11, 16-19). Alles dies geschieht bereits bei Fackelschein.

Nachher speist Er im Hause eines Zöllners mit vier Zöllnern und allen Jüngern und lehrt hier noch im kleinen Kreise bis spät in die Nacht.

Die Belehrung der eigenen Jünger

Gutsort am Nordwestfuß des Tabor

Do. 21.

Mit vierundzwanzig Jüngern und den vier verdächtigen Johannesjüngern und einigen Zöllnern wandert der Herr von Megiddo in nordwestlicher Richtung über die Höhen durch das Tal von Nazareth dem Tabor ent­gegen und lehrt unterwegs von den Auf­gaben und der Berufung Seiner Jünger, von der Ablegung irdischer Sorgen und der Los­schälung von irdischen Gütern. Er bricht eine Blume am Wege ab und vergleicht sie mit der Pracht Salomons (Mt. 6, 28-29), ähnlich wie am 14. und 22. Oktober 32 und am kommenden 1. Juli 33. Es ist dieses Mal aber keine Lilie, sondern eine andere Art von Blume, die Er zum Vergleich heran­zieht.

Auch spricht Er so, daß jeder der künftigen Apostel seinen eigenen Charkter heraus­hören kann; auch Judas merkt dies. Der Heiland warnt sie, nicht nach Ämtern in Seinem Reiche begierig zu sein und sich dieses nicht irdisch vorzustellen; und dann warnt Er sie vor den falschen Propheten in Schaffellen (Mt. 7, 15-20) im Hinblick auf die anwesenden und gestern vorstellig gewordenen Johannesjünger.

Das Fell des Johannes hat sich nämlich bei ihnen in eine Art Stola von Schaffell, und dessen Lehre in eine Sektiererei verwandelt. Daher warnt Jesus die Seinen vor ihnen als den falschen Propheten, die in Schaffellen kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind.

So kommen sie gegen Abend zu einem Guts­ort am Nordwestfuß des Tabor. Die hier wohnenden Hirten, die gerade Baumwolle einsammeln, empfangen den Herrn, den sie von Seinen früheren Jahren her gut ken­nen, am Brunnen mit Fußwaschung und Imbiß, und Jesus lehrt in ihrer Gesetzes-schule und nachher beim gemeinsamen Mahl in der Herberge in Parabeln.

Das hiesige Gut gehört einem vornehmen Manne, der durch eine sündhafte Entglei­sung aussätzig geworden, seine Erkrankung aber nicht, wie vorgeschrieben, angemeldet hat. Er hat sich deshalb von seiner Frau getrennt, und die Behörde drückt ein Auge zu. Dieser schickt einen achtjährigen Skla­ven zum Herrn mit der Bitte um Heilung. Jesus lobt den kleinen Boten und verspricht Sein Kommen für morgen.

Fr. 22.

Morgens läßt der Herr die Jünger zurück, begibt sich zum Hause des Aussätzigen und heilt den Reuigen, der, nachdem er sich gebadet und neu eingekleidet hat, voller Freude zu seiner Gattin eilt und ihr die Hei­lung berichtet. Durch diese erfahren es einige tückische Leute des Ortes und melden die Heilung nach Kisloth-Tabor an die Pha­risäer und Schriftgelehrten, die nun wie eine Untersuchungskommission über den Geheil­ten herfallen, ihn untersuchen und aus der vorhergehenden Verheimlichung der Krank­heit einen öffentlichen Skandal machen, obwohl sie vorher dieselbe heimlich gedul­det hatten. Und dies geschieht alles aus Neid wider dien Herrn.

Vom Tabor aus wandert Jesus im raschen Marsch gen Kapharnaum und unterrichtet die Seinen unterwegs ähnlich wie gestern über das Aufgeben weltlicher Sorgen, über Vorsicht vor den Pharisäern und deres­gleichen, die Masken und Brillen trügen, die Schale ohne Kern pflegten, jedoch Liebe, Versöhnung und Barmherzigkeit ganz ver­nachlässigten. Auch belehrt Er sie über das rechte Beten in der Einsamkeit (Mt. 6, 5 bis 8).

Kurz vor Sabbateintritt treffen der Heide Cyrinus von Cypern und der Hauptmann Achias aus Gischala mit dem Zuge Jesu im Taubental (Wadi el Hammam) zusammen und wandern zwecks Taufe mit gen Kaphar­naum.

Jesus aber belehrt die Seinen auf dem Marsche noch weiter in Sachen des Gehor­sams und klugen Verkehrs mit den Men­schen und warnt sie vor solchen, die sich bei ihnen einschmeicheln und sie ausfragen wollen, um sie von Ihm abspenstig zu machen. Und dies spricht Er den begleiten­den falschen Johannesjüngern zu Gehör.

Die zwei aussätzigen Theologen

Beim Passieren der Gärten des Serobabel rufen Ihn am Wege zwei, durch ihre Aus­schweifungen mit Aussatz behaftete junge Schriftgelehrten um Hilfe an, die sich frü­her auch in der leichtfertigen Gesellschaft Magdalenas herumgetrieben und nun hier Wohnerlaubnis erhalten hatten. Jesus trägt den zwei Angestellten des Serobabel auf, die jene hierher an Seinen Weg gebracht, sie sollten die beiden Kranken in die obere Halle der Synagoge zu Kapharnaum zum Anhören Seiner Abendlehre bringen und dort sollten jene beten und bereuen, bis Er sie rufe.

Kapharnaum

Nachdem Sich der Herr und die Jünger die Füße gewaschen und die Kleider nieder­geschürzt haben, begeben sie sich in die Synagoge, wo bereits ein Lehrer am Geset­zespult sitzt und vorliest. Dieser steht auf und übergibt dem Herrn die Rollen, welcher nun über Jakobs Einholung durch Laban, dessen Kampf mit dem Engel, dessen Ver­söhnung mit Esau und über Dinas Verfüh­rung und dann aus dem Propheten Oseas lehrt. Anfangs lachen die Pharisäer höh­nisch, als sei der Herr unhöflich, Sich die Rollen geben zu lassen und den anderen ab­zulösen; dann aber werden sie durch Seine Worte verlegen und ernst. Unter den Hörern befinden sich auch die heiligen Frauen und Verwandten Jesu.

Als die Gegner nach Schluß der Lehre im Vorhof einen Disput mit dem Herrn be­ginnen wollen, ruft Dieser jene beiden Kran­ken von der Halle herab. Beim Fackelschein erkennen die Pharisäer dieselben an ihren roten Mänteln, die zu tragen ihnen vor­geschrieben waren. Beide sinken zitternd vor Jesus auf die Knie. Er aber legt die Hand auf sie, haucht ihnen ins Gesicht und sagt: „Eure Sünden sind euch vergeben”, und ermahnt sie zur Enthaltsamkeit und Bußtaufe und gebietet ihnen, ihre Schrift­gelehrtheit fahren zu lassen; Er wolle sie die Wahrheit und den Weg lehren (vgl. J.14, 6). Sie stehen auf, ihre Geschwüre trocknen, und die Rinden fallen ab. Sie danken unter Tränen und gehen mit Serobabels Dienern von dannen. Viele Gutgesinnte drängen sich um sie und loben ihre Buße und die wun­derbare Heilung.

Die Pharisäer aber schreien den Herrn an: „Wie darfst Du am Sabbat heilen? Wie kannst Du Sünden vergeben? — Er hat den Teufel, der Ihm hilft. Er ist ein Rasender. Wie Er herumrennt! Kaum hat Er hier sein Spektakel getrieben, so ist Er schon wieder zu Naim und erweckt Tote, dann zu Megiddo und dann gleich wieder hier! Das kann kein gerechter Mensch, der bei Sinnen ist; Er hat einen bösen, mächtigen Geist, der Ihm hilft. Wenn Herodes nur erst einmal mit Johannes fertig ist, wird die Reihe an Ihn kommen, falls Er Sich dann nicht aus dem Staube machen wird!”

Jesus aber geht durch sie hindurch; wäh­rend die Ihm angehörigen Frauen, die auf Ihn geharrt, über die Wutausbrüche der Gegner weinen. Auf einem Umweg kommt der Herr später zum Hause Seiner heiligen Mutter, tröstet und belehrt die Seinen und zieht Sich dann draußen zum nächtlichen Gebet in die Einsamkeit zurück.

Die erste Auferweckung der Jairus-Tochter

Sa. 23.

Frühmorgens sucht Petrus den Meister an dessen Gebetsort auf und meldet Ihm, daß der Synagogenvorsteher Jairus Ihn sehn­süchtig erwarte. Jesus läßt jenem bestellen, das Töchterchen sterbe noch nicht, und Er werde nachmittags zu ihm kommen.

Nachdem Er beim Hause Petri einige Kranke geheilt hat, erteilt Er gegen neun Uhr am Taufplatz, der mehr südlich im Tal von Kapharnaum liegt, von erhöhter Lehrstelle herab den Taufunterricht und läßt in dem umzäunten Garten, in dem sich ~ mehrere Badezisternen befinden, durch Andreas und Saturnin an fünfzig Personen taufen, wobei Johannes, Bartholomäus und Thomas als Paten die Hände auflegen.

Unter den Getauften befinden sich drei Jünglinge und ein alter Mann aus Sephoris, die mit Jesus verwandt sind. Auch der kleine Knabe ist dabei, den der Herr am 15. August 32 dort von der Stummheit ge­heilt hat. Ferner werden getauft: Cyrinus aus Cypern, der sich am 9. November zu Dabrath bekehrt hat, dann Achias aus Gischala mit seinem Söhnchen Jephte, der am 11. November 32 geheilt wurde, ferner Cornelius und sein geheilter Knecht, fünf Zöllner aus Megiddo, des Bartholomäus Neffe Joses und schließlich die beiden jun­gen, gestern geheilten Schriftgelehrten. Alle Täuflinge haben grauwollene Bußkleider an und ein viereckiges Totentuch über den Kopf hängen. Nach der Taufe erhalten sie lange, weiße Kleider. Die ganze Handlung dauert bis gegen zwei Uhr nachmittags.

Nach kurzem Imbiß mit den Jüngern begibt Sich der Herr zum Synagogenplatz in die Stadt und heilt dort mehrere Kranke. Hier naht sich Ihm der Synagogenvorsteher Jairus und bittet um Hilfe für seine im Sterben liegende Tochter Salome. Jesus geht mit ihm (Mk. 5, 21-24). Unterwegs melden Boten den unterdes eingetretenen Tod der Salome.

Vor dem Hause des Jairus, das an der Nord­seite Kapharnaums unweit dem Hause des Cornelius liegt, stehen Trauernde und Klage­weiber (der Sitte entsprechend engagierte Frauen. Nach dem Talmud soll auch der ärmste Israelit zur Totenklage um sein Weib wenigstens zwei Flötenspieler und ein Klage­weib bestellen). Der Herr hat von den Jün­gern nur den Petrus, Johannes und Jako­bus Major mitgenommen, ähnlich wie am 8. April 33 zur Verklärung auf dem Tabor.

Im Hofe sagt Jesus zu den Klagenden: „Warum jammert und weint ihr? Geht hin­weg, das Mädchen ist nicht tot, sondern es schläft nur.” Da lachen jene spöttelnd. Jesus betritt die Stube der Salome. (Anna Katha­rina schaut an der rechten Seite der Leiche eine kleine, lichte Gestalt, die durch den Mund der Salome wieder eintritt. Vermut­lich hat die Seele noch nicht alle Kraft über den Leib verloren, weshalb der Herr vorher sagte: „Das Mädchen ist nicht tot, sondern schläft nur.)

Er faßt den Arm des Mädchens wie ein Arzt über der Hand und sagt: „Mägdlein, richte dich auf.” Da richtet sie sich sitzend im Bett auf und steigt an der Hand Jesu vom Lager, und Er führt sie, die noch schwan­kend geht, in die Arme der Eltern, die der ganzen Handlung anfangs kalt und bang, dann mit Zittern und Beben zugesehen ha­ben und jetzt vor Freude ganz außer sich sind. Er befiehlt ihnen, dem Kinde etwas zu essen zu geben und keinen unnötigen Lärm von der Sache zu machen (Mk. 5, 35-43).

Auf dem Rückwege meint der Herr zu den Jüngern, jene Leute hätten zwar keinen rechten Glauben und keine aufrichtige Ge­sinnung, aber ihrer Tochter sei um ihrer selbst willen und zur Ehre des Reiches Got­tes vom Tode erweckt worden. Dieses sei ein unschuldiger Tod gewesen, sie müsse sich jedoch vor dem Tode der Seele hüten.

Nach Heilung vieler Kranker, die Ihn auf dem Stadtplatz erwarteten, predigt Er in der Synagoge zum Sabbatende. Nachher begin­nen die erbitterten Pharisäer wieder, Seine Wunder als Zauberwirkung anzugreifen und treffen Anstalten, Ihn zu verhaften. Doch Er verliert Sich unter der Menge und ver­läßt die Stadt durch die Gärten des Sero­babel. Auch die Jünger müssen sich ver­streuen.

Nachts sondert Sich der Herr wieder zum Gebet ab, um die Sünder zu bekehren, die Absichten der Gegner zu vereiteln und um den himmlischen Vater um Vollendung Sei­nes Werkes zu bitten.

Karte Nr. 23
1-Fahsel Emmerick Karte 23

Die erste Seepredigt

So. 24.

Heute veranstaltet Cornelius ein Fest, seines geheilten Knechtes wegen, und viele Heiden sind bei ihm zu Gast. Er hatte dem Herrn mitteilen lassen, daß er viele Brandopfer verschiedener Tiergattungen bringen lassen wolle; doch Jesus ließ ihm antworten, er solle lieber seine Feinde einladen und sich mit ihnen aussöhnen, seine Freunde aber belehren und die Armen erquicken.

Am Morgen weilen Jesus und viele Jünger am Taufplatz. Saturnin hat heute die Freude, seine zwei jüngeren Brüder und sei­nen Onkel aus Patras, die Heiden gewesen, zu taufen. Außerdem werden noch etwa zwölf Personen getauft. Die Juden in der Stadt bekümmern sich übrigens nicht um die Beschneidung der getauften Heiden; denn wenn diese nicht von selbst deshalb zu den Priestern kommen, so fragen sie aus Lauheit und Trägheit auch nicht danach.

Zu Mittag speist der Herr im Hause Mariä, spricht dort mit anwesenden Frauen, ver­tröstet einige Kranke auf Seine Rückkehr und lehrt dann am Seeufer vor zahlreicher Hörerschaft, unter der sich viele Heiden be­finden, die beim Fest des Cornelius Gäste gewesen. Als das Gedränge zu stark wird, besteigt der Herr mit einigen Jüngern Sein Schiff (L. 1, 5; vgl. 21. August 32). Die an­deren Jünger und mehrere Zöllner begeben sich auf das Schiff Petri, und Jesus erzählt von Seinem Schiff aus die Parabel vom Sä­mann (Mt. 13, 1-9) und vom Unkraut un­ter dem Weizen (Mt. 13, 24-30).

Hierauf läßt Jesus Sein Schiff an das des Petrus hängen, in welchem die Jünger ab­wechselnd rudern. Auf der erhöhten Steile am Mast sitzend, erklärt Er ihnen auf ihre Frage hin den Grund und Zweck der Gleich­nisreden im allgemeinen (Mt. 13, 10-15; siehe oben S. 58-60) und den Sinn des Sämannsgleichnisses im besonderen (Mt. 13, 18-23).

Die Berufung des Matthäus

Matthäi Zollstätte

Nach vier Uhr nachmittags landen sie zwi­schen dem Jordaneinfluß und dem Tal von Gerasa und kommen auf dem Wege am Ost­ufer beim heutigen El Mes’adije an der Straße vorbei, die zur Zollstätte des Mat­thäus hinführt. Als dieser den Herrn er­blickt, zieht er sich beschämt in das Zollhaus zurück. Doch Jesus ruft ihn, Sich nahend, heraus und spricht zu dem sich vor Ihm Niederwerfenden: „Matthäus, stehe auf und folge Mir nach!” (Mt. 9, 9). Nach Begrü­ßung der Jünger eilt Matthäus freudig nach Hause, verkündet seiner Frau sein Glück, und auch sie will wie er alles verlassen und Jesu folgen.

Universitäts-Stadt Bethsaida-Julias

Abends spricht der Herr im Tal von Beth­saida – Julias vor Mitgliedern einer dort lagernden Heidenkarawane und übernachtet dann in einem Hotel zu Bethsaida-Julias.

Haus des Matthäus

Mo. 25.

Nach einer Morgenlehre bei der Heiden­karawane besucht Jesus das Haus des Mat­thäus, wo sich viele. Zöllner eingefunden haben. Unterwegs schließen sich einige. Pha­risäer und Johannesjünger an und stellen vor dem Hause an die Jünger Jesu die Frage: „Wie könnt ihr es dulden, daß Sich euer Meister immer mit Sündern und Zöll­nern so vertraut macht?” — „Sagt es Ihm selber”, antworten jene. Doch sie entgeg­nen: „Mit einem Menschen, der immer Recht haben will, kann man nicht sprechen.”

Matthäus wäscht dem Herrn und Seinen Jüngern die Füße. Thaddäus, Simon, Jako­bus Minor und Joses Barsabas umarmen ihren Halbbruder Matthäus herzlich. Jesus spricht mit Matthäi Frau und segnet ihre Kinder. Sitzend legt Jesus dem vor Ihm knienden Matthäus die Hand auf, segnet ihn und verleiht ihm den neuen Namen Mat­thäus, denn vorher hießt er Levi. Dann be­ginnt das Mahl im Hause des Matthäus im Kreise der Zöllner, unterbrochen von dem Zwiegespräch Jesu mit den sich nahenden Pharisäern und Schriftgelehrten (L. 5, 29 bis 39), in welchem Jesus Seinen Umgang mit Zöllnern und Sündern verteidigt und Sein Außerachtlassen des Fastens begründet, denn ‘heute abend beginnt mit Anbruch des 6. Kislev bei strengen Juden ein Fasttag we­gen der Verbrennung der Bücher Jeremiä durch den König Joachim (Jer. 36, 22-23). Auch ist es bei den Juden, besonders in Judäa, nicht üblich, auf dem Wege Früchte abzupflücken, was der Herr Seinen Jüngern zu tun gestattet hatte (vgl. 5. April 33).

Jesus übernachtet im Hause Matthäi, wäh­rend die Jünger auf den Schiffen schlafen.

Letzte Berufung der vier ersten Apostel

In der Umgegend von Matthäi Haus

Di. 26.

Am Morgen ruft der Herr am Seeufer (dort, wo heute El Mes’adije liegt) dem Petrus und Andreas, die damit beschäftigt sind, das Netz auszuwerfen und hinauszufahren, zu: „Kommt und folget Mir, Ich will euch zu Menschenfischern machen!” Ebenso beruft Er eine Strecke weiter beim Schiffe Zebedäi die beiden Brüder Jakobus Major und Jo­hannes (Mt. 4, 18-22). Sogleich entsendet Er die Berufenen ins Gebirge zu den dort nach der Taufe verlangenden Heiden; wäh­rend Er Selbst mit Saturnin und den übri­gen Jüngern zur Heidenkarawane bei Beth­saida-Julias wandert. Hier taufen Petrus und Andreas die gestern durch Jesus Vor­bereiteten, während der Herr in einem Ne­bental lehrt und durch Saturnin taufen läßt.

Die Stillung des Sturmes

Abends treffen sich alle im Hause des Mat­thäus. Doch als hier viele Fremde den Herrn bedrängen, besteigt Er mit den künftigen zwölf Aposteln das Schiff Petri und befiehlt, gen Tiberias zu fahren (Mt. 8, 18). Mitten auf dem See überrascht sie ein Unwetter, und der Herr stillt, aufgeweckt von den Sei­nen, den Sturm (Mt. 8, 23-27). Er ver­weist ihnen ihren geringen Glauben, da sie sich gefürchtet hatten, und befiehlt ihnen, gen Chorazin zurückzufahren; denn so heißt die Gegend von Matthäi Zollstätte we­gen der etwas weiter nordöstlich liegenden Stadt Groß-Chorazin, ähnlich wie jenseits die Gegend von Kapharnaum bis Gischala Landschaft Genezareth genannt wird.

Die vierte Bergpredigt

Lehrberg bei Groß-Chorazin

Mi. 27.

Als die beiden Schiffe vor Tag am Ufer ge­landet sind, liegen sie still, und der Herr und die Seinigen, an fünfzehn Personen, schlafen auf ihnen.

Nachher lehrt Jesus auf steinernem Lehr­stuhl vor ein paar tausend Zuhörern auf einem Bergrücken, etwa eine Stunde süd­westlich von Groß-Chorazin. Bei Beginn Seiner Lehre lärmen und rasen viele Beses­sene, die man herangeführt hat. Er befiehlt ihnen zu schweigen und sich auf die Erde zu legen. Sie folgen dem Befehl und verhal­ten sich ruhig, bis Er sie nach Beendigung der Lehre befreit.

Hierauf heilt Er Blinde, Lahme, Stumme und Aussätzige, auch einen Mann mit aus­gedörrtem Arm und verkrümmter Hand (nicht den hei Mt. 12, 10 Erwähnten, den Er erst am 7. Dezember 32 heilt).

Die vielen Kinder, die von Frauen mitge­bracht worden waren, läßt Er nach und nach zu Sich führen und segnet sie, durch sie hinwandelnd und über sie laut lehrend. Hierbei wendet Er ein Kind bei der Hand hin und her und lehrt, wie auch die Erwach­senen sich so ruhig und geduldig von Gott ohne Widerspruch müßten führen lassen (ähnlich wie bei Mt. 18, 2; vgl. 4. Februar und 11. April 33).

Auch viele heidnische Mitglieder von Kara­wanen und Juden aus Syrien und der Deka­polis sind zugegen. Der Herr ist ihnen hier entgegengekommen, damit der Andrang in Kapharnaum nicht zu stark werde.

Den ganzen übrigen Tag wird getauft; auch viele kleine Knaben befinden sich unter den Täuflingen. Das Wasser wird in Schläu­chen aus dem Tal Ed-Dalije heraufgebracht.

Abends erzählt Jesus im Hause des Mat­thäus den Jüngern noch die Parabel vom verborgenen Schatz (Mt. 13, 44), die Er auf die Heilssehnsucht der Heiden auslegt mit dem Hinweis, daß diese das Reich an sich reißen würden. Nach einem kurzen Mahl spricht Er noch mit einigen Jüngern des Gedränges wegen in einem Schiff, fährt aber nicht weit, sondern kehrt zurück und verbringt die Nacht abgesondert im Gebet.

Während die Jünger spät abends noch die Verwandten der Enue (siehe 6. Dezember 32) nach Bethsaida hinüber fahren, ver­klagen die verkehrten Johannesjünger in Kapharnaum den Herrn, daß Er dem Täu­fer nicht helfe, und daß Seine Jünger nicht fasteten.

Fischer-Stadt Bethsaida

Do. 28.

Morgens bringen die Jünger die Botschaft der Bitte der seligsten Jungfrau, ‘der Herr möge bald herüberkommen, da ihre Nichte Maria Kleophä im Hause Petri schwer er­krankt darniederliege, und überhaupt viele Kranke, selbst von Nazareth hergekommene, Ihn sehnlichst erwarteten.

Nachdem Jesus noch am Seeufer viele be­lehrt und geheilt hat, fährt Er nach Mittag mit allen Aposteln hinüber und kommt gegen vier Uhr in Bethsaida an, wo Ihn Maria und Maroni mit Martialis aus Naim nebst anderen begrüßen. Nach kurzem Imbiß lehrt und heilt Jesus vor dem Hause des Andreas bis in die Nacht viele versammelte Menschen.

Der Massenandrang um Kapharnaum

Fr. 29.

Es sind um diese Zeit an zwölftausend Fremde um Jesu willen in der Gegend. In allen Tälern und Winkeln grasen Esel und Kamele. Überall sind Lager aufgeschlagen. Kapharnaum wird seit Jesu Aufenthalt rei­cher und größer; es lassen sich viele Fami­lien hier nieder, und die vielen Fremden bringen Vermögen in die Stadt. Daher wird auch viel gebaut, sodaß die Häuser des Sero­babel und Cornelius bald mit der Stadt zu­sammenhängen werden.

Auch die Menge der Kranken ist ungemein groß. Das Haus des Petrus an der Stadt ist im Vorhof und in allen Anbauten und Schuppen voll von ihnen. Petri Frau und Knechte haben bereits Zelte und Lauben für die Kranken errichtet. Maria Cleophä liegt mit hohem Fieber im Hause. Jesus ist noch nicht zu ihr gekommen, sondern lehrt und heilt heute die Heiden in der Umgegend, darunter viele Griechen, auch aus Patras, der Vaterstadt Saturniris.

Nachmittags kommen ältere und vertrau­teste Jünger des Täufers von Machärus in Kapharnaum an, berufen die Vorsteher und die Kommission der Pharisäer in die Halle vor der Synagoge und überreichen eine Briefrolle des Täufers, die sein deutliches Zeugnis über Jesus enthält. Während der Lesung verkünden die Boten vor dem sich versammelnden Volke den Inhalt der gro­ßen Rede des Täufers, die jener vor Herodes und dem Volke zu Machärus gehalten. Unter dem Jubel der Menge müssen die Pharisäer weichen; sie sehen sich an, zucken mit den Schultern, schütteln mit den Köpfen und stellen sich ganz geneigt. Doch behaupten sie insofern ihre Autorität, als sie verkün­den, Jesu nichts in den Weg legen zu wollen, falls Er die Gesetze nicht verletze und die öffentliche Ruhe nicht störe; wohl sei Jesus wunderbar ausgerüstet, und Johannes sei ein guter Mann, wisse aber in seinem Gefängnis nicht alles Einzelne betreffs Jesu, und sei ja auch mit Diesem nie viel zusam­men gewesen.

Hierüber geht der Sabbat an, und alle be­geben sich zur Synagoge. Auch der Herr erscheint mit den Jüngern und lehrt von dem Verkauf Josephs (Gen. 37) ; und aus Amos (2, 6-3, 9) über die Drohungen gegen die Sünden Israels. Niemand stört Seine Rede; die Pharisäer hören mit gehei­mem Neid und abgedrungenem Staunen, die Menge aber mit ehrlicher Verwunderung zu.

Plötzlich entsteht ein fürchterliches Gebrüll im Raum; ein mitgebrachter Besessener be­kommt einen Anfall und will die Menschen um sich her mit den Zähnen zerreißen. Jesus wendet sich ihm zu und sagt: „Schweige! Bringet ihn hinaus!” Der Mensch wird ganz ruhig, läßt sich abführen und legt sich vor der Synagoge auf die Erde, bis Jesus ihn nach Schluß der Lehre draußen befreit.

Hierauf speist und lehrt der Herr im zwei­ten Hause Petri, das mehr zum See hin liegt, im Kreise der Jünger und sondert Sich nachts wie gewöhnlich zum einsamen Gebet im Freien ab.

In derselben Nacht sind die Pharisäer bei­sammen und schlagen allerlei alte Schriften auf über die Propheten, besonders über Malachias, von dem man noch vieles weiß, und vergleichen deren Lehren, Wesen und Wandel mit denen des Herrn und müssen Ihm den Vorzug eingestehen und Seine Gaben bewundern, aber am Ende mäkeln sie doch über die Art Seines Lehrens.

Die Heilung der Maria Kleophä

Sa. 30.

Des Morgens spricht der Herr in der Syna­goge vor einer großen Menge Volkes. Unter­des wird Maria Kleophä so krank, daß die heiligste Jungfrau einen Boten sendet und Jesus um Hilfe bittet. Gegen Mittag begibt Er Sich zum Hause Petri dicht vor der Stadt, wo Ihn Seine Mutter, Maroni von Naim, die Söhne und die Brüder der kran­ken Maria Klephä mit Sehnsucht erwarten.

Der Heiland tritt an das Lager der Kranken, betet und legt die Hand auf sie. Sie ist vom Fieber ganz ermattet. Nun ergreift Er ihre Hand, sagt ihr, sie solle nicht mehr krank sein, und befiehlt, daß man ihr erst etwas zu trinken und dann zu essen reiche, wobei Er die Speise segnet, wie Er es fast bei allen Seinen Heilungen zu tun pflegt, und was den Charakter einer Hindeutung auf die heilige Eucharistie enthält.

Die Freude der Söhne, besonders des klei­nen achtjährigen Simeon ist unbeschreiblich groß, als die Mutter gesund das Lager ver­läßt und gleich mithilft, den anderen Kran­ken vor dem Hause zu dienen. Denn Jesus heilt bereits draußen lauter längst auf­gegebene und für unheilbar erklärte Kranke aller Art, ja Sterbensnahe, weit hergebracht, selbst aus Nazareth und darunter Jugend­bekannte von Ihm. Die Leute werden, wie tot zusammengesunken, von anderen auf dem Rücken zu Ihm hingetragen.

Hier kommen auch die Johannesjünger zum Herrn, die gestern von Machärus her ein­getroffen waren, und klagen sich an, daß sie unwillig über Ihn gewesen, weil Er Sich ihres Meisters in der Gefangenschaft nicht angenommen, und erzählen, wie sie beson­ders streng gefastet hätten, um Gott zu be­wegen, daß Er Ihn bewegen möge, ihren Meister zu befreien. Jesus tröstet sie und lobt den Täufer nochmals, wie am 20. No­vember 32, als den heiligsten Menschen. Nachher sprechen diese Johannesjünger noch mit den Jüngern Jesu und fragen, war­um Jesus denn nicht Selbst taufe; ihr Mei­ster habe sich doch so gewaltig damit ange­strengt. Jene geben zur Antwort, Johannes habe getauft, weil er der Täufer sei; Jesus aber heile, weil Er der Heiland sei; Johan­nes habe ja auch nicht geheilt.

Etwas später kommen auch Schriftgelehrte von Nazareth zum Herrn, sind ganz höflich und ersuchen Ihn, Er möge doch auch wie­der einmal Seine Vaterstadt besuchen; und es scheint, als wollten sie entschuldigen, was dort am 17. August geschehen. Jesus ant­wortet, daß nirgends ein Prophet weniger als in seiner Vaterstadt gelte, ein Ausspruch, den Er am kommenden 4. Januar bei Seinem erneuten Besuch in Nazareth einem frechen Pharisäer gegenüber wiederholen wird, und dieses steht dann im Evangelium.

Nach der Sabbatschlußlehre heilt Er beim Verlassen der Synagoge einen Blinden, der Seiner Predigt zugehört hatte. Abends speist Er im Hause Petri vor dem Tor, dessen Haushaltung Petri Frau besorgt, während das Haus am See von dessen Schwiegermut­ter und Stieftochter verwaltet wird. Bevor der Herr Sich zum einsamen Gebet entfernt, gestattet Er den Fischerjüngern auf ihre Bitte hin, zu ihren Schiffen zu gehen und die Nacht zu fischen; denn es ist zur Zeit ein großes Bedürfnis nach Fischen bei der erstaunlichen Menge der anwesenden Frem­den; auch sind immer viele Menschen am Ufer, die hinüberfahren wollen, wobei mit­zuhelfen der Herr den betreffenden Jün­gern erlaubt, damit sie unterwegs Gelegen­heit zu pastorellem Wirken wahrnähmen.

Die zweite Seepredigt

Dez. So. 1.

Vormittags teilt der Herr mit den Jüngern Gaben an Arme aus, welche die heiligen Frauen und wohlhabende Gönner gestiftet haben. Die Jünger schleppen Gewänder und Brote in Körben herbei. Der Herr reicht jedem Armen unter Belehrung Kleider, Decken, Brote und Münzen. Die nachts mit Fischfang beschäftigt gewesenen Jünger ver­kaufen ihre Beute an Fremde und fahren einige von ihnen über den See.

Nachmittags lehrt Jesus wieder am See bei Petri Schiffstelle, wie am 24. November 32. Als das Gedränge zu groß wird, ziehen die Fischerjünger auf Jesu Wink hin ein Schiff-lein heran (Mk. 3, 7). Unterdes nähert sich Ihm ein Schriftgelehrter namens Saraseth, aus Nazareth (vgl. 7. Dez. 32) und bietet sich Ihm zur Nachfolge an. Der Herr ant­wortet: „Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester, aber der Men­schensohn hat keine Stätte, wohin er sein Haupt legen kann” (Mt. 8, 19-20). (Mit den Füchsen deutet Jesus des Bittstellers listige, mit den Vögeln dessen stolze Gesin­nung an; und dessen irdischer Gewinnsucht setzt Er Seine freiwillige Armut entgegen. Die im Evangelium gleich folgende Abfuhr eines Jüngers erfolgt erst am 8. Dezem­ber 32.)

Dann erzählt Er vom Schiffe aus (L. 5, 1) den Hörern am Ufer mehrere Parabeln vom Reiche Gottes, darunter die vom Fischnetz (Mt. 13, 47) und vom Unkraut unter dem Weizen (Mt. 13, 24).

Der reiche Fischzug Petri

Als der Abend naht, veranlaßt der Herr den Petrus, seine Schiffe auf den See hinaus­fahren zu lassen und die Netze zum Fischen auszuwerfen (L. 5, 4-5) ; während Er Selbst das Volk entläßt und mit Saturnin, Amandor und einigen anderen Jüngern auf Seinem Schiff hinter Petri Schiff folgt, ihnen zuerst nochmals die Gleichnisse er­klärt und dann auf der Höhe des Sees an­gibt, wo sie die Netze auswerfen sollen. Hierauf fährt Er zur Anlände des Matthäus hinüber.

Unterdes ist es Nacht geworden, und am Rande der Schiffe Petri brennen gegen das Netz zu Fackeln. Sie fahren gegen den Jordan-Einfluß zu, aber vermögen das aus­geworfene Netz nicht emporzuziehen. Bei ihrem Fortrudern kommt das Netz end­lich aus der Tiefe auf Grund und wird so schwer, daß es hier und da reißt. Sie fahren mit kleinen Kähnen in den Netzumfang hinein, greifen die Fische mit Händen in kleinere Netze und Kästen, die schwimmend seitlich an den Schiffen hängen, und rufen das Schiff Zebedäi um Hilfe. Nach Erleich­terung des Netzes fahren sie vollends an Land, ziehen es heran und erschrecken nochmals über die Menge der Fische (L. 5, 6-7).

Jesus steht am Ufer, und Petrus wirft sich beschämt vor Ihm nieder: „Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.” — „Fürchte dich nicht, Petrus, von nun an sollst du Menschenfischer sein!” (L. 5, 8 bis 10). Bei diesen Worten des Herrn ist es zwischen drei und vier Uhr und beginnt zu tagen.

Mo. 2.

Während die Jünger die Fische in Sicher­heit bringen und sich dann auf den Schiffen zur Ruhe begeben, steigt der Herr mit Satur­nin und Amandor auf den nahen Berg­rücken, unterrichtet beide im Gebet und entfernt Sich dann von ihnen in die Einsam­keit.

Die anderen Jünger verkaufen, überall das Wunder erzählend, einen Teil der Fische in den hiesigen Heidenlagern und bringen den Rest nach Kapharnaum hinüber, wo auch gegen Abend Jesus mit Saturnin und Amandor eintreffen. Bis in die Nacht heilt der Herr beim Hause Petri vor der Stadt viele ganz verlassene kranke Frauen und Männer und zieht Sich dann wie gewöhn­lich zum einsamen Gebet zurück.

Beginn der Bergpredigt der Seligkeiten

Lehrberg bei Bethsaida-Julias

Di. 3.

Morgens spricht der Herr vor den Jüngern, gibt ihnen eine kurze Übersicht und Zeit­angabe über Seine heute beginnende große Bergpredigt der Seligkeiten, die sich über vierzehn Tage erstrecken wird, erklärt ihnen in Beispielen und Parabeln, daß sie zum Salz der Erde bestimmt seien (Mt. 5, 13), beauftragt die Fischerjünger und Saturnin, heute im Tal von Kapharnaum zu taufen, darunter auch den erweckten Jüngling Mar­tialis von Naim, und fährt dann mit dreißig anderen Jüngern über das Nordende des Sees und kommt mit ihnen gegen zehn Uhr auf dem Lehrberg bei Bethsaida-Julias an.

Auf dem Berge ist kein Lehrstuhl, aber ein Hügel mit einem Wall umgeben und mit einem Zeltdach für Jesus überspannt. Er lehrt zuerst von den acht Seligkeiten über­haupt und legt dann die erste aus: „Selig sind die Armen im Geiste (d. h. jene die nicht den geistigen Stolz besitzen), denn ihrer ist das Himmelreich” (Mt. 5, 3). Er erzählt manche Parabeln, spricht auch vom Messias und redet von der Bekehrung der Heiden mit Hinweis auf die Worte des Pro­pheten Aggäus (2, 8). „Ich erschütterte alle Völker, und es wird kommen der von allen Völkern Ersehnte.”

Auch viele Pharisäer sind auf eigenen Schiffen herübergekommen und hören mit Neid und Ärger zu. Kranke werden nicht geheilt, denn alle sind in den letzten Tagen vom Herrn geheilt worden. In den Pausen verzehren die Hörer ihre mitgebrachten Speisen. Auch Jesus und die Jünger haben Fische, Brot, Honig und kleine Krüge mit einem Saft oder Balsam, davon man ein Weniges unter das Wasser mischt.

Gegen Abend kehren die Hörer teils zu Fuß, teils zu Schiff in ihre Orte zurück; während Jesus mit den Jüngern eine Hirten­herberge nördlich im Jordantal aufsucht und dort noch die Seinen auf ihre zukünf­tige Bestimmung vorbereitet.

Mi. 4.

Heute beginnt der Herr mit der zweiten Seligpreisung: „Selig sind die Sanftmütigen (d. h. die nicht aus Ehrsucht irdische Ge­walt anwenden), denn sie werden das Land (d. h. den verherrlichten Leib und die ver­herrlichte Erde) besitzen (Mt. 5, 4). Maria, ihre Nichte Maria Kleophä, sowie Maroni aus Naim, zwei andere Frauen und alle Apostel hören der Lehre zu. Die heiligen Frauen gehen früher hinweg; und Jesus begibt Sich nach der Predigt mit den Apo­steln zum Seeufer und belehrt sie über ihren Beruf: „Ihr seid das Licht der Welt, die Stadt auf dem Berge” (Mt. 5, 14-16), und spricht vom Erfüllen des Gesetzes als Zweck Seiner Sendung und von der irdi­schen Geltung desselben bis ins kleinste (Mt. 5, 17-20).

Fischerstadt Bethsaida

Als die Jünger hinüberfahren, bleibt Er mit zwei unbekannten Jüngern zurück, um sie noch im besonderen zu unterrichten, und fährt dann zur Fischerstadt Bethsaida hin­über und bleibt im Hause des Andreas, wo Er noch mit Seiner Mutter und den heiligen Frauen spricht, bevor diese morgen nach Kana abreisen. Es ist unter anderem die Rede von Magdalena’s Rückfall in ihre Aus­schweifung, und ob die Frauen jemanden zu ihr senden sollten. Jesus empfiehlt jedoch, Geduld zu haben.

Lehrberg bei Bethsaida-Julias

Do. 5.

Der Herr setzt Seine Lehre von der zweiten Seligkeit auf dem Lehrberge fort, erklärt auch vieles aus den Propheten und spricht nach der Predigt wieder vor den Jüngern über ihre künftigen Mühen und Verfol­gungen. Er übernachtet auf dem Schiffe Petri. Saturnin hat während dieses Tages wieder im Tal von Kapharnaum getauft, unter anderen auch viele Juden aus Achaia (seit 146 v. Chr. römische Provinz in Grie­chenland am Nordende des Peloponnes; Apg. 18, 27), deren Voreltern bei der baby­lonischen Gefangenschaft dorthin geflüchtet waren.

Fr. 6.

Nachdem der Herr auf dem Lehrberge über die dritte Seligpreisung gepredigt hat: „Selig sind die Trauernden (d. h. die auf weltliche Vergnügen aus höherer Rücksicht verzichten), denn sie werden getröstet wer­den (nämlich von Gott) (Mt. 5, 5), begibt Er Sich mit den Seinen, umdrängt von vielem Volke, zur Schiffslände des Matthäus hinab, wobei Ihn im Gedränge einige blut­flüssige Frauen heimlich berühren und so­gleich geheilt sind.

Jesus fährt mit einigen Jüngern in Seinem kleinen Schiff, welches bis zwanzig Mann faßt, im Schlepptau von Petri Schiff über den See (Mt. 9, 1), und unterwegs entladet sich ein Gewitter unter starkem Wind, so daß man die Segel streicht.

Die Heilung des Gichtbrüchigen

Kapharnaum

Bei der Landung vor dem Tal von Kaphar­naum ist eine große Menge am Ufer ver­sammelt, — denn viele Hörer sind bereits gelandet — und begrüßen den Herrn mit Jubelrufen. Er begibt Sich in das von Petrus am Südtor zum Lehren gemietete Haus. Als es bekannt wird, daß Jesus hier weilt, versammeln sich viele Menschen, auch die Pharisäer und Schriftgelehrten, im Hof dieses Hauses (Mk. 2, 1-2) und drängen sich um die offene Vorhalle, in der Jesus mit den Jüngern sitzt und lehrt. Schon vor­her hat Er viele Kranke geheilt und viele, die Ihn bloß anrührten (vgl. Mt. 14, 36) ; Mk. 6, 56).

Der Herr spricht bei dieser Seiner Lehre am Ende zu den Pharisäern: „Ihr habt ge­hört, daß zu den Alten gesagt worden, ihr sollt nicht töten” (Mt. 5, 21-26), und er­klärt ihnen im Anschluß hieran Seine Auf­fassung vom Verzeihen und von der Fein­desliebe. Und sie sind gerade mitten im Disputieren, als über dem Saale auf dem Dach ein Getöse entsteht und durch die ge­wöhnliche Öffnung der Decke von vier Männern ein Gichtbrüchiger in seinem Bett unter den Rufen: „Herr, erbarme Dich eines armen Kranken!” an zwei Stricken mitten in die Versammlung vor Jesu nieder­gelassen wird.

Die Leute hatten schon die ganze Zeit ver­gebens versucht, mit dem Kranken durch die Menge des Volkes durchzudringen, und waren schließlich auf den Treppen, die neben dem Hause angemauert sind, auf das Dach des Saales gestiegen, hatten sich Stricke geholt und oben den Lukendeckel los­gedrückt.

Alles schaut nun auf den Kranken, der herabgelassen wird. Die Pharisäer ärgern sich, es scheint ihnen dieses ein Unfug, eine Frechheit. Jesus aber freut Sich über den Glauben der Leute, tritt hinzu und sagt zu dem unbeweglichen Kranken: „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir ver­geben!” Diese Worte erhöhen den Ärger der Pharisäer und sie denken: „Das ist eine Gotteslästerung; wer, außer Gott, kann Sün­den vergeben?” Jesus aber schaut ihre Ge­danken und sagt einem jeden ins Gesicht, was er gerade gedacht, fügt einen Ausspruch aus Isaias hinzu und fragt: „Warum habt ihr solche Gedanken in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gichtbrüchigen sagen: Deine Sünden sind dir vergeben ­oder sagen: Steh auf, nimm dein Bett und wandle? Damit ihr aber wißt, daß der Men­schensohn auf Erden Macht habe, die Sün­den zu vergeben, so sage Ich dir”: — und hierbei wendet Er Sieh zu dem Kranken ­„Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus !” Da steht der Mann sogleich gesund vor ihren Augen auf, rollt sein Bett auf, legt die Traglatten zusammen, nimmt das Bett unter den Arm und die Latten auf die Schultern und geht, von seinen Führern und Freunden begleitet, lobsingend hinweg, und alles Volk jubelt vor Freude, und viele sprechen: „So etwas haben wir noch nie ge­sehen!” (Mk. 2, 3-12). Die Pharisäer aber sind unterdessen einzeln voll Grimm fortgeschlichen, und Jesus lehrt noch vor den Seinigen und dem Volke ungestört weiter.

Als es Sabbat wird, begibt Er Sich, von der Menge begleitet, zur Synagoge, liest die fäl­ligen Lektionen von der Traumauslegung Josephs im Kerker (Gen. 41, 1) und vom Urteil Salomons (3 Kön. 3, 16), legt beide aus und setzt dann einen Teil der soge­nannten Bergpredigt fort. Alles verläuft dieses Mal ohne Störung.

Die zweite Auferweckung der Jairus-Tochter

Unter den Hörern befindet sich der Syna­gogen-Vorsteher Jairus, voller Angst um seine am 23. November vom Herrn erweckte Tochter Salome, die erneut erkrankt zu Hause mit dem Tode ringt. Sobald Jesus das Sabbathaus verläßt, fleht Ihn Jairus um Hilfe an, und gleich darauf meldet ein Bote den Tod der Salome. Indem der Herr den Jairus tröstet, er solle nur vertrauen, und Sich diesem und dem Boten anschließt, zögert Er, wie in Gedanken, etwas in Seinen Schritten. Es ist schon dunkel, und die Jünger, Freunde und lauschenden Phari­säer drängen sich um Ihn.

Plötzlich bleibt Er stehen, schaut Sich zu den Jüngern um und fragt: „Wer hat Mich angerührt?” — „Du fragst, wer Dich ange­rührt?” erwidert Petrus, „das Volk drängt und drückt Dich, wie Du siehst.” — „Doch, es hat Mich jemand angerührt, denn Ich fühlte ja, daß eine Kraft von Mir ausging” (von der göttlichen mittelst der mensch­lichen Natur Christi). Er schaut umher, und indem etwas Raum um Ihn wird, kann sich die Witwe Enue aus Caesarea Philippi nicht mehr verbergen; denn sie war es, die sich dem Herrn in der Dunkelheit und im Ge­dränge unbemerkt genähert hat, sich zuletzt in die Knie setzte und, auf die eine Hand sich stützend, mit der anderen durch die Leute hindurch den Saum von Jesu Kleid berührte, worauf sie sich augenblicklich von ihrem Blutfluß geheilt fühlte. Jetzt, vom Herrn erblickt, naht sie sich verlegen und furchtsam, wirft sich vor Ihm nieder, be­kennt vor allem Volk ihre Erkrankung und augenblickliche Heilung und bittet, der Herr möge ihr verzeihen. „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden und sei frei von deinem Lei­den!” (Mk. 5, 21-34). Und beglückt zieht Enue mit ihrer Begleitung von dannen.

Jesus geht nun in schnelleren Schritten mit Jairus, Petrus, Jakobus Major, Johannes, Matthäus und Saturnin zur Wohnung des ersteren. Im Vorhaus stehen wieder die Klageweiber, sie spotten aber dieses Mal nicht. Auch der Herr sagt heute nicht „sie schläft nur”. Er geht zwischen den Frauen hindurch; und des Jairus Mutter, Ehefrau und deren Schwester kommen Ihm weinend, verschleiert und in Trauerkleidern entgegen. Jesus läßt Sich im Garten ein Zweiglein ab­brechen, begibt Sich mit Petrus, Jakobus, Johannes und den Verwandten in den Raum, wo die Tote liegt, läßt Sich hier ein Becken mit Wasser reichen und besprengt die Tote mit dem geweihten Wasser, betet, nimmt sie bei der Hand und spricht: „Mägdlein, Ich sage dir, stehe auf!” Sie schlägt die Augen auf, folgt dem Zuge Seiner Hand, richtet sich auf, steigt von ihrem Lager und wendet sich ihren Eltern zu, welche sie unter hefti­gem Weinen und Schluchzen empfangen und dann zu den Füßen Jesu sinken.

Der Herr sagt, man solle ihr Trauben und Brot zu essen ‘bringen; und während die Er­weckte ißt und spricht, ermahnt Er die Eltern ernstlich, die Barmherzigkeit Gottes dankbar anzunehmen, Eitelkeit und Weltlust ganz zu lassen und ihr Kind, welches zum zweitenmal zum Leben zurückgekehrt, nicht ferner zum Tode zu erziehen. Das Mägd­lein aber, welches nun vor Rührung in Trä­nen ausbricht, warnt Er, sie solle künftig nicht mehr den Trieben ihres sündlichen Blutes folgen, sondern vom Brote des Le­bens, dem Worte Gottes, essen.

Die Eltern sind nun wie verwandelt; Jairus verspricht, sich von allem loszumachen und Jesu Befehlen zu gehorchen; und auch die Frau und alle anderen, die jetzt hereinkom­men, versprechen, sich zu bessern. Unter­des haben sich vor dem Hause viele Men­schen versammelt, und Jesus legt dem Jairus nahe, kein unnötiges Geschrei und Gerede von der Auferweckung zu machen (Mk. 5, 35-43). Und um dem Volke auszuweichen, verläßt Er mit den fünf Jüngern durch das Hinterhaus das Grundstück.

Auf ihrem eiligen Rückwege durch die Dun­kelheit erschallt plötzlich hinter ihnen der Ruf: „Jesus, Du Sohn Davids, erbarme Dich unser!” Der Herr geht einige Schritte wei­ter und biegt in das Haus eines vertrauten Mannes ein, welches in den Stadtwall ein­gebaut ist und auf der anderen Seite einen Ausgang aus der Stadt hat. Der Mann ist ein Wächter dieses Stadtteiles, und die Jün­ger kehren hier zuweilen ein. Da ruft es wiederum und ganz nahe: „Erbarme Dich unser, Sohn Davids!” Jesus wendet Sich um, und vor Ihm stehen zwei Blinde, die Ihm bis hierher gefolgt sind. „Glaubt ihr, daß Ich dieses tun kann?” — „Ja, Herr!” ant­worten sie. Da zieht Er ein Fläschchen aus dem Gewande, gießt von dem Inhalt etwas in eine handtellerkleine Schale, die braun und nicht tief ist, tut etwas Erde hinzu, rührt sie mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und berührt damit die Augen der beiden Blinden und spricht: „Es ge­schehe euch nach eurem Willen!” Da tun sie langsam die Augen auf und sehen und fallen auf ihre Knie und danken. Obschon Er aber auch ihnen sagt, doch ja kein Ge­schrei davon zu machen, besonders um die Pharisäer nicht noch mehr zu ärgern, erzäh­len die beiden Geheilten ihr Glück gleich auf dem ganzen Wege; denn ihre Hilferufe vorhin hatten bereits Jesu Anwesenheit in dieser Gegend verraten, und das Volk hat sich abermals genähert (Mt. 9, 27-31).

Der besessene Pharisäer

Der Herr hat kaum ein wenig Ruhe gehabt, so treffen mehrere weitläufige Verwandte seitens Annä aus der Gegend von Sephoris vor dem Hause des Stadtwächters ein und zerren an Stricken einen von einem stum­men Teufel besessenen Mann in das Haus vor den Herrn. Jener ist wie rasend, als er hereinkommt, und fährt auf Jesum zu, als wollte er Ihm ins Gesicht speien. Doch der Herr winkt mit der Hand, und der Mann steht still. Es ist Joas, jener Pharisäer, der am 16. August 32 in der Synagoge des Villen­ortes im Zabulontal mit dem Herrn dispu­tiert hatte, und der sich dann bald darauf jener Pharisäer-Kommission angeschlossen hat, die den Herrn bespitzelt. Als Jesus dann am 19. November Naim verlassen hatte, stimmte Joas aus bloßer Schmeichelei gegenüber den anderen Pharisäern in die Lästerungen über Jesum ein, Er müsse einen Teufel haben und laufe wie ein Rasender im Lande herum. Und alsbald — jetzt vor vier­zehn Tagen — ward er selbst besessen und steht nun mit gebundenen Händen und mit Stricken um den Leib vor dem Herrn.

Jesus gebietet dem Teufel auszufahren. Da zuckt der Mensch zusammen, taumelt, sinkt vor Jesus auf die Knie, ist befreit und spricht, ‘bekennt seine Sünden und bittet um Vergebung. Jesus vergibt ihm und legt ihm als Buße eine Reihe von Fasttagen mit Ver­zicht auf das Essen von Knoblauch und eine bestimmte Verteilung von Almosen auf. Ueber diese Heilung wundert sich das Volk, denn es wird für sehr schwer gehalten, stumme Teufel auszutreiben. Doch die Pha­risäer in Kapharnaum sind ganz wütend, daß selbst einer aus ihrer Mitte Hilfe von Jesus erhalten hat und öffentlich seine Sünde bekannte, an der sie teilgenommen, und sie sagen: „Im Bunde mit dem obersten

der bösen Geister treibt Er die Geister aus” (Mt. 9, 32-34). Jesus verläßt das Haus des. Wächters durch die hintere Tür mit den Jüngern und geht um die Westseite der Stadt zum Hause Petri vor dem Südtor und über­nachtet hier.

Sa. 7.

Morgens werden am Taufbrunnen im Tal mehrere Heiden und Juden getauft; dann lehrt Jesus in der Synagoge, besucht den Hauptmann Cornelius, wo Er alle Hausbe­wohner und Knechte belehrt, und spricht schließlich noch im Hause des Jairus, wo er besonders Salome nochmals ermahnt, die bald jenen Schriftgelehrten Saraseth aus Nazareth heiraten wird, dessen Gesuch um Aufnahme als Jünger der Herr am 1. De­zember 32 abgewiesen hatte.

Hierauf spricht Jesus in dem von Petrus ge­mieteten Hause in der Stadt gleich am Süd­tor vor den Jüngern über den Täufer, lobt ihn (ähnlich wie am 20. und 30. November 32) und verkündet auf ihr Befragen den baldigen Tod desselben.

Der Mann mit der verdorrten Hand

Als die Pharisäer bei Seiner Predigt zum Sabbatschluß die Synagoge früher verlassen, spricht Er zu den Jüngern noch vom Ehe­bruch und vom Ärgernis (Mt. 5, 27-30), von der Ehescheidung (Mt. 5, 31-32) und vom Schwören (Mt. 5, 33-37).

Unterdes kehren die Pharisäer mit einem Manne zurück, den sie in einem Winkel der Synagoge gefunden haben: „Meister, hier ist noch einer, willst Du ihn vielleicht auch noch heilen?” — Jesus heißt ihn in die Mitte der Versammlung kommen und sagt zu ihm: „Die Sünden sind dir vergeben!” — „Seine verdorrte Hand hat ihn aber nicht gehindert, zu sündigen”, höhnen die Phari­säer. Nun faßt der Herr die Hand, biegt die Finger gerade und sagt: „Gebrauche deine Hand!” Da streckt der Mann die Hand aus und geht dankend von dannen. Jesus aber entschuldigt ihn gegen ihre Verleumdung, äußert Mitleid gegen seine Schwäche und nennt ihn einen gutherzigen Menschen (die Heilung Mt. 12, 9 erfolgt erst am 31. Jan. 33).

Die Pharisäer, beschämt und voll Gift, nen­nen Jesus einen Sabbatschänder und über­legen draußen mit Herodianern, wie sie Ihm zu Jerusalem auf dem Fest nachstellen könn­ten. Jesus speist und übernachtet wieder im Hause Petri.

Die Seligpreisung Mariä

So. 8.

Früh morgens wird wieder getauft. Dann heilt der Herr im Hause am Südtor und be­lehrt bis zum Nachmittag die Jünger vor allem Volk über den Inhalt Seiner Bergpre­digt. Unter den Hörern drängt sich auch die Schwägerin der vorgestern geheilten Enue, namens Lea, innerlich getrieben, laut ihre Verehrung gegen Jesum kundzutun.

Gerade als der Herr die Worte sagt: „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen” (Mt. 5, 8), betreten die seligste Jungfrau, Martha, Susanna von Jeru­salem, Dina und Susanna Alphäi den Hof der Lehrhalle. Da ruft Lea, indem sie Maria eintreten sieht, in einer Art Freudetrunken­heit mitten durch das Volk: „Seliger der Leib, der Dich getragen, und die Brüste, die Du gesogen hast!” Jesus blickt sie ruhig an und sagt: „Ja selig vielmehr, die Gottes Wort hören und dasselbe bewahren!” (L. 11, 27-28; und hierin ist ja Maria das Vor­bild).

Der Herr lehrt hierauf ruhig weiter. Lea aber naht sich Mariä, begrüßt sie und er­zählt ihr freudig die Genesung der Enue, ihres Bruders Witwe, und wie sie entschlos­sen sei, alles das Ihrige auch zur Gemeinde zu geben; Maria möge ihren Sohn doch bit­ten, daß Er ihren Mann bekehre. Dieser ist ein Pharisäer aus Caesarea-Philippi. Maria spricht ganz still und gelassen mit Lea, ahnt in ihrer Demut gar nicht die hohe Bedeutung dieses Ausrufes derselben und begibt sich mit den Frauen hinweg.

Die dritte Seepredigt.

Später predigt der Herr wieder vom Schiffe aus, und zwar über die Gleichnisse vom Reiche Gottes, nämlich von der selbstwach­senden Saat (Mk. 4, 26), vom Senfkorn (Mk. 4, 40) und vom Sauerteig (L. 13, 20). Als daraufhin ein Schriftgelehrter, der schon eine Zeitlang als Jünger mitgegangen ist, den Herrn fragt, ob Er denn noch nicht an­fangen wolle, Sein Reich und den Stuhl Davids in Besitz zu nehmen, da Er Seine Sendung ja schon genug bewiesen, weist ihn Jesus zurecht und befiehlt ihm die Nach­folge. Jener äußert, er wolle vorher zu Hause Abschied nehmen; da erwidert Jesus: „Keiner, der die Hand an den Pflug legt und zurückschaut, ist brauchbar für das Reich Gottes” (L. 9, 61-62). Und als auch zu­gleich ein anderer Schriftgelehrter, der schon bei Sephoris zu Jesus gekommen, äußert, er möchte gern erst seinen Vater begraben, erwidert Er: „Laß die Toten ihre Toten begraben, du aber geh hin und ver­kündige das Reich Gottes” (L. 9, 59-60) ; denn dessen Vater war nicht gestorben, son­dern es war dies eine Redensart für Teilung des Vermögens, Versorgung des Vaters und Sicherstellung des eigenen Erbgutes.

Bergrücken hei Groß-Chorazin

Abends lehrt Jesus noch auf dem Bergriik­ken, wo Er bereits am 27. November 32 ge­sprochen, vor dem Ihm nachfolgenden Volke und läßt durch die Jünger alles Brot und alle Fische, die sie noch bei sich haben, aus­teilen. Dann geht Er mit einigen Jüngern weiter ins Gebirge und verbringt die Nacht in einer Höhle bei Chorazin im Gebet.

Lehrberg bei Bethsaida-Julias

Mo. 9.

Heute setzt der Herr die Bergpredigt fort, erklärt die vierte Seligkeit: „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden” (Mt. 5, 6), und legt die Isaias-Stelle (42, 1) aus: „Siehe mein Knecht, dem ich beistehe, mei­nen Auserwählten, an dem ich mein Wohl­gefallen habe: ich ließ meinen Geist über ihn kommen, das Recht wird er den Völkern verkünden” (vgl. Mt. 12, 15-21).

Unter den Hörern befinden sich auch römische Soldaten, aus verschiedenen Gar­nisonen der Gegend hergesandt, um über Jesu Lehre und Wesen Bericht zu erstatten; denn man hatte aus Gallien und anderen römischen Provinzen nach Rom um Nach­richt über den Propheten in Judäa geschrie­ben.

Nachmittags steigt Jesus mit den Jüngern ins südliche Tal Wadi ed-Dalije zu einer Quelle hinab, wo mit Hilfe der Martha, Susanna und anderen Frauen von den Jüngern Spei­sen bereitet werden. Die Menge lagert sich am Abhang und Jesus segnet die Körbe und teilt den Kommenden aus, wobei die Leute verwundert sprechen: „Es mehret sich in Seinen Händen.” Die römischen Soldaten bitten auch um gesegnete Brote von den Jüngern, um sie als Wahrzeichen nach Rom zu senden, und Jesus befiehlt, ihnen von dem zu geben, was übrig bleibe.

Die erste Verleihung von Gnadengaben.

Nachher versammelt der Herr die zwölf Apostel an einem grünen Platz am Ostufer des Sees und erteilt ihnen die Macht, un­reine Geister auszutreiben (Mt. 10, 1-4). Er gibt ihnen diese Macht mit einem Segen und den anderen Jüngern die Gewalt, zu taufen und dabei die Hände aufzulegen. Alle weinen, und Jesus ist auch sehr bewegt.

Magdala und Umgegend

Dann fährt Er mit den Zwölfen und etwa fünf anderen Jüngern am Ostufer bei Hip­pos vorbei und landet nahe bei Magdala. Er befreit gleich einige heranlaufende Besessene, die Ihn anschreien, was Er hier wolle. Die Geheilten danken und eilen in den Ort Magdala, aus dem alsbald Leute mit anderen Besessenen heraus und zum Herrn kommen. Petrus, Andreas, Johannes, Jakobus und dessen Vettern folgen den Leuten in den Ort und heilen und exorzisieren in ihm. Draußen belehrt der Herr die Geheilten, heilt dann noch selbst in der Dämmerung und übernachtet mit den Jüngern auf dem Schiff.

Di. 10.

Nachdem Jesus wieder vor und und die Apostel in Magdala geheilt haben, steigt Er die östliche Anhöhe hinauf, wo Ihm zwei besessene vornehme Jünglinge von Gergesa entgegeneilen, die Er am 19. August 32 ab­gewiesen, als sie verlangten, Seine Jünger zu werden. Er heilt sie jetzt und trägt ihnen auf, ihre Heilung in Gergesa zu verkünden.

Nach Tisch spricht Er vor einer großen Menge Menschen in Gegenwart der Jünger über Buße, Nähe des Reiches und von dem Wert einer menschlichen Seele; und hier­bei fallen die Worte: „Wenn Sodoma und Gomorrha diese Dinge gehört und gesehen hätten, die hier in Galiläa geschehen, sie würden sich bekehrt haben” (vgl. Mt. 11, 23). Dann fährt Er mit den Jüngern gen Seemitte, läßt wieder wenden und übernach­tet auf dem Schiffe, eine Stunde südlich von der Schlucht bei Magdala.

Die Besessenen von Gergesa

Distrikt und Stadt Gergesa

Mi. 11.

Im Distrikt Gergesa, der zehn Flecken um­faßt und nicht mit der palästinensischen Dekapolis zu verwechseln ist, vollzieht sich heute bei der Schlucht, südlich von Magdala, Jesu Exorzismus an den zwei besessenen Hei­den und die damit verbundene dämonische Besitzergreifung der an tausend in dieser Gegend gezüchteten Schweine, die sich in­folgedessen in den Sumpf oberhalb der Schlucht stürzen, den Wasserfall nieder-rasen und im Wirbelkessel am Seeufer er­saufen (Mk. 5, 1-20).

Die beiden Geheilten, Verwandte heidnischer Priester, eilen nach Gergesa und kehren, anständig gekleidet, zu dem Hügel zurück, wo sich unterdes viele Menschen angesam­melt haben und der Predigt Jesu lauschen. Eine Deputation von Oberen und heid­nischen Priestern aus Gergesa sucht Jesum auf, anerkennt Ihn als großen Magier und ersucht Ihn höflichst, die Gegend zu ver­lassen, damit nicht noch größerer Schaden als die Vernichtung der Schweineherde ent­stehe. Trotz der ernsten Belehrung des Herrn bleiben sie bei ihrem Begehren und kehren nach Gergesa zurück.

Hierauf bereitet der Herr noch viele Be­kehrte zur Taufe vor und trägt den beiden heute geheilten Jünglingen auf, in den zehn Orten der Gergesener zu predigen und die Leute zu Ihm zu rufen. Er segnet sie und verheißt ihnen die Gabe der Weissagung, wenn sie Seinen Willen erfüllten.

Nachdem die Apostel getauft haben, besucht der Herr abends mit ihnen den Synagogen-Vorsteher in Gergesa und speist mit ihm. Als die Stadtoberen jenen für allen Schaden an Besitz verantwortlich zu machen drohen, falls er Jesum nicht fortschicke, verläßt der Herr Gergesa und übernachtet in einem Hir­tenhause. Hier erklärt Er den Seinen, daß Er die Teufel habe in die Schweine fahren lassen, damit die übermütigen Heiden sähen, daß Er der Prophet der Juden sei, die diese hier so schmählich drückten und höhnten, und damit sie durch den Sachschaden auf die Gefahr ihrer Seelen aufmerksam wür­den. Den beiden besessenen Heiden aber habe Er deshalb befohlen, vorher eine große Kufe umzustürzen, weil deren Inhalt, eine Mischung von Traubensaft und Tollkraut, die Ursache gewesen, wodurch die Menschen dieser Gegend Anfälle teuflischer Besessen­heit bekämen.

Der erste Wandel auf dem See

Do. 12.

Tagsüber heilen die Apostel, und Jesus lehrt vor großer Versammlung. Abends entsen­det Er die beiden, letzten Dienstag geheilten jüdischen Jünglinge in die ganzen zehn Städte von Kedar bis hinauf nach Caesarea-Philippi, segnet sie und verheißt auch ihnen den prophetischen Geist, wie den beiden Heiden gestern. Wenn sie ihr Amt recht ver­sähen, würden sie stets wissen, wo Er sei, Strafgerichte verkünden und Kranke in Sei­nem Namen heilen.

Dann befiehlt Er den Jüngern, gen Bethsaida zu fahren, während Er Sich Selbst in die Wildnis zwischen Felsenhügeln zum ein­samen Gebet zurückzieht. Nachts erblicken die Jünger in der Mitte des Sees, Tiberias gegenüber, den Herrn über das Wasser zu ihnen wandeln. Es spielt sich nun etwas Ähnliches mit Petrus ab, wie es Matthäus 14, 22-33 berichtet, doch der von Matthäus, Markus und Johannes erzählte Wandel Jesu auf dem See geschieht erst in der Nacht vom 3. zum 4. Februar 33.

Die Jünger sehen die Gestalt auf dem Was­ser, erschrecken und wissen nicht, ob Er es sei oder Sein Geist, und schreien laut auf vor Furcht. Jesus sagt aber: „Fürchtet euch nicht, ich bin’s!” Da ruft Petrus: „Herr, wenn Du es bist, so heiß mich auf dem Wasser zu Dir kommen!” Als Jesus spricht: „Komm?”, steigt Petrus auf dem Leiterchen der Bordwand in seinem Eifer aus dem Schiff und eilt eine sehr kleine Strecke auf dem vom Winde bewegten Wasser wie auf ebenem Land zu Ihm. Er scheint darüber zu schweben, denn das bewegte Wasser hin­dert ihn nicht. Als er sich aber verwundert und mehr an das Wasser, den Wind und die Wellen als an das Wort Jesu denkt, gerät er in Angst und beginnt zu sinken, und mit diesem Gefühl ruft er: „Herr, rette mich!”, und sinkt beinahe bis an die Brust und streckt die Hand aus. Da ist Jesus bei ihm, faßt die Hand und sagt: „Du Kleingläubiger! warum zweifelst du?” Sie steigen in das Schiff, und der Herr verweist ihm und den anderen ihre Furcht. Der Wind legt sich so­gleich, und sie fahren nach Bethsaida.

Kapharnaum und Umgebung

Fr. 13.

Gleich nach der Landung rufen Ihn zwei Blinde an, die sich, dem Sprichwort zu­wider, gegenseitig zu Ihm führen. Er heilt sie, wie auch Lahme und Stumme; und wo Er hinkommt, drängt sich das Volk mit Kranken zu Ihm. Viele rühren Ihn an und werden gesund (Mt. 14, 36). Man harrt überall auf Ihn, weil man weiß, daß Er zum Sabbat kommen werde. Er kann nicht ein­mal Zeit gewinnen zum Essen, und die Jün­ger legen Ihm nahe, zu ruhen und zu essen (Mk. 3, 20-21).

Der Tumult in Kapharnaum

Unweit Kapharnaum bringt man Ihm einen blinden und stummen Besessenen, den Er sogleich heilt, worüber das Volk erstaunt (Mt. 12, 22-23). Während Er noch im Hause am Südtor heilt und lehrt, herrscht in der Stadt großer Tumult; denn nachmit­tags sind mehrere Schiffe voll Gergesener Juden herübergekommen, die die Wunder­taten Jesu von den letzten Tagen erzählen. Die Pharisäer aber verbreiten überall, Jesus treibe die Teufel durch die Teufel aus (Mt. 12, 24). Doch die Leute und Bürger, von denen einige mit einer Art von Arm­brust (gastraphetes oder arcuballista) be­waffnet sind, lassen die Pharisäer hervor­rufen und dringen darauf, sie sollen auf­hören, Jesum zu schmähen, sie sollen Ihn anerkennen und zugestehen, daß nie solche Taten in Israel geschehen seien. Wenn sie von ihrem Widerstand nicht ablassen, so mögen sie Kapharnaum verlassen. Die Pha­risäer stellen sich ganz friedlich, doch tritt ein breiter, dicker Mann als Redner hervor und hält einen langen Vortrag über das Reich der bösen Geister, die Schwierigkeit hierüber besonnen zu urteilen, mit Hinweis auf die Unruhe, die aus dem Wirken Jesu hervorgehe, und mit Hinweis auf das heran­nahende Fest, welches Ruhe gebiete (das Tempelweihfest des 25. Kislev, das schon gestern abend begonnen wurde, da es mit dem heutigen Sabbat zusammenfällt). So gelingt es ihm, das Volk zum Auseinander­gehen zu bringen und manche Dummen zu überzeugen.

Zum Sabbat lehrt der Herr ungestört in der Synagoge aus der Geschichte Josephs (Gen. 44, 18-47, 17) und aus Ezechiel (37, 16 bis Ende). Auch aus Daniel erklärt Er Eini­ges. Aber der Pharisäer Gedanken wissend, und was sie dem Volk vorgeschwatzt haben, stellt Er sie hierüber zur Rede und sagt: “Jedes Reich, das in sich selbst uneins ist, wird zerstört”, und das Weitere, was Mat­thäus (12, 25-30) von dieser Selbstvertei­digung Jesu berichtet. Er übernachtet wie­der im Hause Petri.

Sa. 14.

Die Apostel taufen beim Hause Petri, und der Herr besucht mit einigen Jüngern nach­einander die Familien des Jairus, Cornelius und Serobabel. Beiden Letzteren gibt Er auf ihr Befragen den Rat, die Einladung zu des Herodes Geburtstag zum 8. Januar nicht anzunehmen, sondern sich zu entschuldigen. Hierauf besucht Er Seine Mutter, verkün­det Seine morgige Abreise und tröstet Mar­tha über den Rückfall Magdalena’s.

Vor Schluß des Sabbats predigt Er vor dem Volk im Haus am Südtor nochmals über „Selig sind die Armen im Geiste” und wen­det die Lehre gegen die Pharisäer an. Die heiligen Frauen hören zu. Nachher unter­richtet Er die Jünger allein über ihre mor­gige Aussendung durch Ihn. Viele Jünger aber entläßt Er in ihre Heimats-Orte. Und alles dieses, sowie Seine eigene morgige Ab­reise, geschieht, um dem allzu starken Zu­sammenströmen der Menschen in Kaphar­naum entgegen zu arbeiten. Auch empfiehlt Er den vielen Gergesenern, wieder nach Hause zurückzukehren und zu Hause Seine Lehren zu befolgen; denn sie sind in der falschen Hoffnung hierher gekommen, Amtsstellen im vermeintlichen irdischen Reiche Jesu zu empfangen.

In der Sabbatschluß-Lehre setzt Er Seine Verteidigungsrede fort wider die Anschuldi­gung, Er treibe Teufel durch Teufel aus, und spricht über die Sünde wider den Hei­ligen Geist (Mt. 12, 31-37).

Die erste Aussendungsrede

Lehrberg bei Hanathon

So. 15.

Gegen zehn Uhr wandelt Er mit den zwölf Aposteln und etwa dreißig Jüngern und mehreren Volksgruppen in Richtung auf Saphet und Hanathon. Unterwegs bleibt Er oft stehen, belehrt bald diese, bald jene Gruppe und entläßt dann das Volk.

Gegen drei Uhr nachmittags besteigt Er mit den Seinen den Lehrberg bei Hanathon, wo Er am 10. Januar 32 gelehrt, und hält Seine erste große Aussendungsrede an die Apostel (Mt. 9, 36-10, 16). Diese tragen kleine Fläschchen mit Öl bei sich, und Er lehrt sie, dasselbe zu weihen und bei Heilungen zu gebrauchen. Nachher knien sie im Kreise um Ihn nieder, und Er betet und legt ihnen Seine Hände auf den Kopf. Die Jünger seg­net Er nur. Dann umarmen sie sich und scheiden, nachdem Er ihnen ihre Wegrich­tungen, die Botschaftssendungen durch Jün­ger zwischen Ihm und ihnen und schließlich den Treffpunkt der allgemeinen Zusammen­kunft mit Ihm angegeben hat.

Karte Nr. 24
1-Fahsel Emmerick Karte 24

Sechs Apostel: Petrus, Jakobus Minor, Johannes, Philippus, Thomas und Judas nebst zwölf Jüngern gehen mit Ihm; die anderen sechs Apostel wandern mit acht­zehn Jüngern in Richtung Nordosten gen Leccum. Am Fuß des Lehrberges wird der Herr wieder von Volksgruppen umringt, und Er übernachtet hier, wie vom 10. zum 11. Januar 32, in Bethanat (Mt. 11, 1).

Die Rundreise in Mittelgaliläa

Seiden- und Sandalen-Stadt Hukok

Mo. 16.

Am Brunnen vor der Vorstadt von Hukok erwarten Ihn ein Blinder und mehrere Lahme. Er heilt sie, und der geheilte Blinde läuft jubelnd in die Stadt. Alsbald holen die Einwohner, darunter der Synagogenvor­steher und der Schullehrer mit vielen Kin­dern, den Herrn in Prozession in die Vor­stadt ein, wo Er in der Gesetzesschule über einige Seligkeiten spricht und Parabeln er­zählt. Die Jünger hat Er beauftragt, Ihm hierbei gut zuzuhören, um in den umliegen­den Ortschaften und Häusern Seine Lehren und Parabeln zu wiederholen. Die Apostel verteilen sich daraufhin mit einzelnen Dün­gergruppen, heilen und lehren und treffen abends wieder mit dem Herrn zusammen. Alle übernachten in der Vorstadt beim Synagogenvorsteher.

Di. 17.

Nachdem Jesus morgens noch in der Vor­stadt gelehrt und geheilt hat, zieht Er mit­tags, von vielen Leuten begleitet, in Hukok selbst ein; und die Apostel und Jünger ver­teilen sich wieder paarweise in der Stadt und Umgegend.

Während sich die Synagoge mit Hörern füllt, heilt Jesus in zwei getrennten Hallen je kranke Männer und Frauen und mit letz­teren auch Kinder. Gesunde Kinder seg­net Er.

Im Sabbathaus lehrt Er vom Gebet und vom Messias, vom Anbeten Gottes im Geiste und in der Wahrheit (im Sinne vom Hl. Geiste und der menschgewordenen Wahrheit).

Als die Lehrer Ihn ganz freundlich fragen, Er solle doch deutlich sagen, ob Er denn der Messias, der Sohn Gottes sei, antwortet Er ausweichend: Wenn Er sage: „Ich bin es!”, so würden sie es nicht glauben und entgegnen, Er sei doch der Sohn Josephs und Mariä. Aber sie sollten nicht nach Sei­ner Herkunft fragen, sondern Seine Lehren und Handlungen betrachten: Wer den Willen des Vaters erfülle, der sei der Sohn des Vaters; denn der Sohn sei im Vater und der Vater im Sohne, und wer den Willen des Sohnes erfülle, erfülle den Willen des Vaters (vgl. Mt. 12, 50; J. 5, 30). Und Er spricht so schön hierüber, daß viele aus­rufen: „Herr, Du bist der Christus. Du bist die Wahrheit”, und sich niederwerfen und Ihn anbeten wollen. Er aber wiederholt: „Betet den Vater an im Geiste und in der Wahrheit!” (vgl. J. 4, 24), und begibt sich wieder von der Stadt zum Vorort zurück, und zwar mit dem Vorsteher, bei dem Er mit den Jüngern speist und übernachtet.

Mi. 18.

Am Morgen lehrt der Herr noch in Hukok und legt die Parabel vom Sämann (Mt.13,1) und vom guten Hirten (J. 10, 1) aus; und so sollten seine Knechte und seiner Knechte Knechte handeln bis ans Ende der Tage; und wenn am Ende auch nur ein einziges Schaf gerettet würde, sei die Liebe doch erfreut. Dann schickt Er die Apostel und einige Jünger voraus und folgt gegen Mittag mit den übrigen Jüngern in Richtung auf Bethanat zurück.

Levitenstadt Bethanat

Etwa eine halbe Stunde vor Bethanat fleht Ihn ein von zwei feinen Knaben geführter Blinder, namens Ktesiphon, um Hilfe an. Jesus geht mit ihm zu einem Wasserquell, befiehlt ihm, sich die Augen zu waschen, und salbt dann dieselben, sowie auch die geschwürige Stirn und Schläfe mit Öl. Da sieht der Mann, die Geschwüre fallen ab, und er dankt; und Jesus segnet die beiden Knaben und sagt, sie würden dereinst das Wort Gottes verkünden (nicht zu verwech­seln mit J. 9, 7).

Vor Bethanat trifft Er mit den Aposteln und anderen Jüngern zusammen. Die Einwohner umjubeln den geheilten Ktesiphon. Jesus legt in der Synagoge, wie gestern, die Gleich­nisse vom Sämann und vom guten Hirten aus und speist und übernachtet im Hause der hiesigen Leviten bei der Synagoge, die hier wie in einem Kloster zusammenleben und Leute an andere Orte aussenden. Die Einwohner sind ganz gut und glücklich über Jesu Ankunft, und es wohnen keine Phari­säer hier.

Pharisäer-Stadt Galgala

Der Herr geht mit den Seinen bis gegen Abend um Saphet herum. Die Apostel zer­streuen sich in der Gegend und finden sich einige Male paarweise, andere Male zu meh­reren wieder bei Ihm ein. In Galgala legt Er in der Synagoge alle Stellen des Pro­pheten Malachias aus, die vom Messias, vom Vorläufer Johannes und vom neuen, reinen Opfer sprechen, und verkündet, daß diese Zeit jetzt gekommen sei. Er lehrt streng wider die Pharisäer, die hier wohnen.

Nahum-Stadt Elkese

Hierauf lehrt Er kurze Zeit gleich nordöst­lich in Elkese, der Geburtsstadt des Pro­pheten Nahum. Beim nahen Brunnenteich heilt Er im Aussätzigenhaus acht Kranke und befiehlt ihnen, sich vor den Priestern in Saphet zu zeigen. Auch spricht Er vor Hirten bei einer Kamelweide und dann vor Heiden, die bei einem Berge in Höhlen woh­nen. überall auf dem Wege bringt man Ihm Kranke, die Er heilt.

Gut der Nichte Elisabeths bei Bethan

Gegen Abend kehrt Er auf einem an die Mauer von Bethan angrenzenden Gutsbesitz der Nichte Elisabeths ein, die mit ihrem Mann und fünf Kindern der Vereinigung der verheirateten Essener angehört. Sie sprechen mit Ihm vom Täufer; denn er war bei ihnen gewesen, als er vor anderthalb Jahren von den Quellen des Jordan aus der Wildnis herabkam, und sie waren damals als einige von den ersten Pilgern zu seiner Taufe gezogen. Die beiden Söhne des Hauses beabsichtigen, demnächst zur Fischerei nach Kapharnaum zu gehen, doch Jesus erwidert, jene Fischer hätten eine andere Fischerei angefangen, und diese Jünglinge würden zu ihrer Zeit auch nachfolgen.

Bei einer gelegentlichen Bemerkung des Heilandes, daß die anderen Jünger jetzt in den Grenzen von Sidon und Tyrus predigen, und Er gen Juddäa gehen wolle, äußert Thomas den Mitbrüdern gegenüber, die nicht gern dorthin ziehen wollen, seine Freude hierüber, nun bald mit den dortigen Pharisäern disputieren zu können. Doch Jesus verweist ihm den übertriebenen Eifer und sagt ihm, er werde noch einst selbst nicht glauben wollen, was Thomas gar nicht begreifen kann.

Bethanats Tochter-Stadt Bethan

Fr. 20.

Morgens heilt und lehrt der Herr mit den Jüngern in Bethan und legt in der Gesetzes-schule die zweite Seligkeit aus. Als Er am Nachmittag die Jünger unterrichtet, wie sie lehren sollen, erscheinen Pharisäer von Saphet, um Ihn einzuladen, und greifen disputierend in den Unterricht ein, der gerade die Parabel vom Sämann (Mt. 13, 1) zum Gegenstand hat, und wollen das Bild vom steinigen Acker nicht begreifen. Jesus nimmt ihre Einladung nach Saphet an, be­merkt aber, Er wolle zwar wegen der ver­lorenen Schafe mitgehen, aber sie, die Sad­duzäer — denn es sind solche dabei ­würden sich an Ihm ärgern. Sie erwidern: „Rabbi, das laß unsere Sache sein!”

In der Universitäts-Stadt

Universitäts-Stadt Saphet

Von vielen Leuten begleitet, steigt Jesus nach Saphet hinauf und wird vor der Stadt von vielen guten Einwohnern festlich emp­fangen. Sie ziehen mit grünen Zweigen um Ihn her und singen. Man wäscht Ihm und den Jüngern die Füße und reicht einen Imbiß. Die große Synagoge ist überfüllt, denn es schließt heute das Lichterfest der

Tempelweihe und ist zugleich Neumonds-fest des ersten Thebet.

Thomas besucht hier an der Gesetzesschule seinen früheren Professor, einen Pharisäer, der sich wundert, ihn in dieser Gesellschaft zu sehen. Doch Thomas spricht eifrig von Jesu Taten und Lehren, bis er seinen alten Lehrer zum Schweigen bringt.

Unterdes sprechen die Pharisäer und Sad­duzäer, die sich hier von Jerusalem her ein­genistet haben und den einheimischen Phari­säern und Lehrern durch ihre Eigenmäch­tigkeit sehr zur Last fallen, sehr glattzüngig von Jesu Ruhm und Wundern, legen Ihm aber nahe, doch ja keine Unruhe hier zu erregen; denn sie haben sich bereits über den festlichen Empfang geärgert.

Indem nun Jesus vorerst, da der Sabbat noch nicht begonnen hat, in der Vorhalle der Synagoge vor allem Volk von der Störung und dem Ärgernis redet, die durch jene Pharisäer und Sadduzäer das Land erfüllen, erscheinen die sieben oder acht, von Ihm gestern geheilten Aussätzigen aus Elkese, um sich den Priestern vorzustellen. „Da seht ihr, wie Ich das Gesetz erfülle”, ruft Jesus, „Ich befahl diesen Leuten, vor euch zu erscheinen, was sie nicht einmal nötig hätten, da sie durch Gottes Befehl plötzlich und nicht durch menschliche Arznei rein geworden sind.” Trotz ihres Ärgers müssen die erstaunten Pharisäer jene lossprechen, nachdem sie deren Brust beschaut haben.

Hierauf lehrt der Herr in der Synagoge außer der fälligen Sabbatlektion aus dem ersten Buche Moses und dem ersten Buche der Könige auch über die zehn Gebote und hebt verschiedene Punkte hervor, bei denen sich die Pharisäer und Sadduzäer heimlich betroffen fühlen. Hierbei verurteilt Er auch ihr „Gesetz von gestern”, wie Er es nennt, etwas ähnliches wie den heutigen Talmud, da sie hier in Julias besonders viel darauf halten und dergleichen studieren.



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