Quantcast
Channel: POSchenker
Viewing all articles
Browse latest Browse all 6641

FSSPX: Brief von Pater Bernhard Zaby, Spiritual des Karmels von Brilon-Wald, an seine Mitbrüder

$
0
0

Lieber Mitbruder

SSPX LiquidationDa es nun schon einige Priester der Bruderschaft unternommen haben, ihre persönlichen Überlegungen zu den derzeitigen Vorgängen um die Beziehungen der Priesterbruderschaft mit Rom darzulegen, und dies von den Oberen offensichtlich gutgeheißen wurde – denn einige dieser persönlichen Überlegungen wurden sogar von den Oberen selbst kopiert und weiterverbreitet, so etwa die der Patres Simoulin und Iscara –, so möge es auch mir erlaubt sein, meinen kleinen Beitrag zu leisten.

Bekanntlich nannte es Erzbischof Lefebvre „Satans Meisterstück“, daß es dem Teufel gelungen war, gerade im Namen des Gehorsams in die Kirche einzudringen und dort die Revolution zu etablieren. Es blieb dem treuen Katholiken nichts anderes übrig als der Ungehorsam, um sich vor der Apostasie zu bewahren, die vom „konziliaren Rom“ ausging. „Rom hat den Glauben verloren“, „Rom befindet sich in der Apostasie“, „der Stuhl Petri und die amtlichen Stellen in Rom [sind] von antichristlichen Kräften besetzt“, so die ernsten und traurigen Feststellungen Mgr. Lefebvres aus dem Jahr 1987, die seinen notwendigen Ungehorsam begründeten.

Wie es scheint, soll dieses „Meisterstück“ nun wiederholt oder vielmehr vollendet werden, indem auch die bisher ungehorsamen und daher gläubig und frei gebliebenen Katholiken dem von antichristlichen Kräften besetzten Stuhl Petri und somit der Apostasie unterworfen werden. Und wieder soll dies im Namen des Gehorsams geschehen. Denn, so will man uns nachhaltig einschärfen, es sei unsere Pflicht, den Oberen zu folgen, und da der Generalrat der Bruderschaft nun einmal beschlossen habe, sich dem apostatischen Rom zu unterstellen, so hätten wir zu gehorchen und fügsam zu sein, den Weg brav mitzugehen statt störrisch Widerstand zu leisten – wie dies u.a. die drei Bischöfe der Bruderschaft, „die nicht dem Generalrat angehören“ (und daher natürlich keinen Gehorsam beanspruchen können), getan haben. Eine dreifache Begründung wird meist dafür gegeben: erstens die unbedingte Gehorsamspflicht als solche, zweitens die besondere Standesgnade der Oberen und drittens die schreckliche Alternative zum Gehorsam: der Sedisvakantismus!

Es ist schon erstaunlich, daß man ausgerechnet in der Priesterbruderschaft St. Pius X., die mittlerweile jahrzehntelange beste Erfahrung mit dem konstruktiven, ja glaubensnotwendigen Ungehorsam hat, nun mit der absoluten Gehorsamspflicht argumentiert. Eine solche gibt es bekanntlich nur Gott gegenüber, nicht aber gegen die menschlichen Autoritäten, selbst nicht gegen die höchsten. „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen“, so faßten es die Apostel einfach und klar in einen Satz. „Der Gehorsam an sich beinhaltet keine moralische Qualität. Das kann überraschend scheinen, weil man gewohnt ist zu glauben, daß zu gehorchen ein Tugendakt ist. Aber nein! Der Gehorsam an sich ist weder eine Tugend noch ein Laster; er kann das eine oder das andere sein“, so Erzbischof Lefebvre in einem Vortrag im Jahr 1980.

In einem Vortrag an seine Seminaristen aus dem Jahr 1988 zitiert Mgr. Lefebvre Papst Leo XIII.: „Und Papst Leo XIII. sagt in seiner Enzyklika ‘Libertas praestantissimum’ vom 20. Juni 1888: ‘Nehmen wir also an, die Vorschrift irgendeiner Gewalt würde mit den Prinzipien der gesunden Vernunft und mit den Interessen des öffentlichen Wohls (a fortiori wenn mit den Prinzipien des Glaubens) nicht übereinstimmen, dann hätte sie keinerlei Gesetzeskraft…’ Und weiter unten sagt er: ‘Sobald das Recht zu gebieten fehlt oder ein Gebot der Vernunft, dem ewigen Gesetz oder der Autorität Gottes widerspricht, ist es legitim, ungehorsam zu sein, wir meinen den Menschen, um Gott zu gehorchen.’“

Monseigneur fährt fort: „Und unser Ungehorsam ist durch die Notwendigkeit begründet, den katholischen Glauben zu bewahren. Die Befehle, die uns erteilt werden, bringen klar zum Ausdruck, daß sie uns erteilt werden, um uns zu verpflichten, uns vorbehaltlos dem Zweiten Vatikanischen Konzil, den nachkonziliaren Reformen und den Vorschriften des Heiligen Stuhles, das heißt Richtlinien und Akten zu unterwerfen, die unseren Glauben untergraben und die Kirche zerstören. Dazu können wir uns unmöglich entschließen. An der Zerstörung der Kirche mitarbeiten heißt, die Kirche und Unsern Herrn Jesus Christus verraten.“ Und nun soll es plötzlich anders sein?

Da wird man nun nicht müde, uns zu versichern, daß sich die Dinge in Rom in den 25 Jahren seither, ja sogar noch in den letzten 5 Jahren gewaltig verändert hätten. Damit begründet man übrigens u.a. auch den Umstand, daß selbst der Generalrat ungehorsam ist nicht nur seinem Gründer, sondern auch dem Generalkapitel gegenüber, das immerhin die höchste Autorität der Bruderschaft ist und noch 2006 den Beschluß gefaßt hat, daß es kein Abkommen mit Rom geben könne, ohne daß dies vorher seine Irrtümer korrigiert habe bzw. es zu einer lehrmäßigen Einigung kommt. Aber nein, sagt man uns, heute ist alles anders. Inwiefern?

Nun, gibt man uns zur Antwort, Papst Benedikt habe schon viele Zeichen gesetzt in Richtung Tradition, zahlreiche Korrekturen vorgenommen, er zeige echtes Wohlwollen gegenüber der Priesterbruderschaft, sei bereit, das Konzil zur Diskussion zu stellen, wie überhaupt die Zustimmung zu diesem langsam „bröckle“. Außerdem zeichne sich eine sehr interessante Entwicklung im jüngeren Klerus ab, der mehr und mehr Hinneigung zur Tradition an den Tag lege.

Letzteres ist sicher richtig, ergibt sich jedoch einerseits aus der Natur der Sache – eine Revolution verläuft nie geradlinig und eine neue Generation ist nicht wie die vorige, eine gewisse Gegenbewegung ist daher zwangsläufig zu erwarten gewesen, zumal die konziliare Revolution allzu sehr der Natur von Religion überhaupt entgegenlief – und sollte schon wegen des gegenwärtigen Zeitalters der Postmoderne nicht überbewertet werden, in welchem dieser junge Klerus aufgewachsen und ausgebildet worden und von welchem er ganz durchdrungen ist. Diesen ganz und gar unkatholischen Geist zu überwinden, dürfte die große Aufgabe der Zukunft werden. In gewisser Weise ist der Postmodernismus sogar schlimmer als der Modernismus, denn der Modernist weiß wenigstens noch, was katholisch ist, auch wenn er es bekämpft. Der Postmodernist bekämpft es nicht mehr, weil er es nicht mehr weiß.

Was nun Papst Benedikt betrifft, so hat dieser erst dieser Tage dazu ermuntert, „zum 50. Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils dessen Texte wieder zu lesen“. „Wenn man die Konzilsdokumente durch die Brille ‘der Kontinuität und der Reform’ lese und nicht durch die des ‘Bruchs’, dann könne die Kirche ‘eine Antwort auf die großen sozialen und kulturellen Umwälzungen unserer Zeit geben’.“ Er will also keineswegs zurück hinter das II. Vatikanum, sondern er will ihm seine endgültige Deutung geben und es so erst recht fest im Leben der Kirche verankern. Als guter Modernist will er den allzu starken progressistischen Kräften eine starke konservative Kraft gegenüberstellen, damit nicht das geschieht, was der hl. Pius X. in „Pascendi“ so ausdrückt: „Wollte aber die Evolution diesem Antrieb [dem progressiven] allein folgen, so würden leicht die Grenzen der Überlieferung überschritten werden: und die Evolution risse sich derart von dem sie ursprünglich belebenden Prinzip los, daß sie eher Untergang als Fortschritt nach sich ziehen würde.“ Das ist die „lebendige Tradition“ der Modernisten, jenes Wechselspiel zwischen Fortschritt und Bewahrung. Daher vor allem Benedikts Wohlwollen und Interesse für die Tradition.

Als Erzbischof Lefebvre Mitte der 80er Jahre daran dachte, Bischöfe zu weihen, um seine Nachfolge zu regeln, da betete er um ein Zeichen, um zu erkennen, wie es um das konziliare Rom stehe, ob ein Abkommen möglich sei oder nicht. Er bekam im Jahr 1986 zwei Zeichen, wie in seiner Biographie nachzulesen: den Greuel von Assisi sowie die Antwort auf seine Dubia zur Religionsfreiheit. Letztere kam vom damaligen Kardinal Ratzinger und wurde von Mgr. Lefebvre noch als gravierender eingeschätzt als der Assisi-Frevel, denn, so sagte er, dieser sei nur ein einzelner Akt gewesen, während es bei der Lehre der Religionsfreiheit um ein herrschendes Prinzip gehe, welches nichts anderes als die Apostasie bedeute. Auf diese Zeichen hin war er bereits entschlossen, ohne und sogar gegen das konziliare Rom für die Fortführung der katholischen Tradition zu sorgen, wenngleich er sich danach noch einmal, auf die plötzliche Großzügigkeit Roms hin, von anderen gedrängt und ohne rechtes Zutrauen in Verhandlungen begab, die in das Protokoll vom 5. Mai 1988 mündeten. Doch wieder gab die Vorsehung ein Zeichen, denn sein römischer Gesprächspartner, Kardinal Ratzinger, zeigte sich wenig geneigt, über die widerstrebend zugestandene Bischofsweihe zu sprechen und unterbreitete ein Papier, mit dem Mgr. Lefebvre seine „Irrtümer“ widerrufen sollte. Dieser erkannte daraufhin klar und eindeutig, welchen Weg er zu gehen hatte: Ungehorsam, Bischofsweihen ohne und gegen Rom – immerhin keine Kleinigkeit, die ihm den Vorwurf des „Schisma“ und die „Exkommunikation“ einbrachte, jedoch zur Rettung des katholischen Glaubens, des katholischen Priestertums und der Sakramente unabdingbar notwendig war. Und heute?

Es scheint, als hätte die Vorsehung es nicht besser meinen können, als indem sie uns genau dieselben Zeichen wieder gibt wie vor gut 25 Jahren. Es ist derselbe damalige Kardinal Ratzinger, mit dem Erzbischof Lefebvre seinerzeit zu tun hatte und mit dem die Bruderschaft heute als Papst Benedikt verhandelt. Dieser Papst Benedikt hielt am 1. Januar 2011 eine Rede zum „Weltfriedenstag“, in welcher er die liberale Religionsfreiheit erneut pries als alternativlosen Weg zum Weltfrieden. Am selben Tag kündigte er die Seligsprechung des Assisi-Papstes Johannes Pauls II. sowie die Wiederholung von dessen Assisi-Frevel zum 25jährigen Jubiläum an, was dann auch beides im selben Jahr erfolgte. Was hat sich also in Rom geändert? Haben wir es nicht mit genau demselben apostatischen Rom zu tun wie Mgr. Lefebvre damals? Als hätte das noch nicht genügt, so servierte die Vorsehung gewissermaßen auf dem Silbertablett noch jene ominöse und geheimnisvolle „Präambel“, die doch offensichtlich nichts anderes verrät als den ungebrochenen Willen des konziliaren Roms, die katholisch Gebliebenen endlich dem konziliaren Geist und seinen Reformen einzuverleiben. Und weil das wohl immer noch nicht ausreichte, ließ sie uns im Frühjahr 2012 an den Priestern des „Instituts vom Guten Hirten“, die bereits im „vorauseilenden Gehorsam“ ihren Weg nach Canossa bzw. dem konziliaren Rom angetreten hatten, vorexerzieren, was uns bevorsteht; denn der „Ecclesia Dei“-Vorsitzende Mgr. Pozzo – mit dem zusammen sich der Generalrat der Bruderschaft noch vor nicht langem stolz hat fotografieren lassen – verlangte von ihnen nach einer Visitation, sie sollten die Exklusivität der „Alten Messe“ aufgeben und sich den konziliaren Lehren öffnen. Übrigens hätte es dieses neuerlichen Beispiels gar nicht bedurft, hatte man doch bereits genug Gelegenheit an den „Ecclesia Dei“-Gemeinschaften zu beobachten, was geschieht, wenn man sich dem konziliaren Rom unterstellt – besonders deutlich übrigens im Jahr 2000, als der damalige Ecclesia-Dei-Vorsitzende Kardinal Hoyos die gegen die Neue Messe allzu widerspenstigen Elemente in der Petrusbruderschaft ausräumte, kurz bevor er zum großen Freund der „Piusbruderschaft“ wurde.

Verlangt man also nun von uns, im „Gehorsam“ die Augen vor diesen Zeichen zu verschließen? Das wäre offenkundiger Selbstmord, das wäre Sünde gegen den Heiligen Geist, das wäre Versuchung Gottes! „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!“ „Weiche Satan!“ Zu welchem Frevel will man uns hier also im Gehorsam verleiten?

„Aber man muß auf die Standesgnade vertrauen und auf die vielen Gebete, die verrichtet worden sind, Millionen von Rosenkränzen!“ Hat der Generalrat der Priesterbruderschaft mehr Standesgnade als selbst der Papst und die Bischöfe? Man hat uns beigebracht, daß sogar ein ökumenisches Konzil irren kann und daß die Päpste angeblich nur in höchst seltenen Fällen unfehlbar sind, doch die Obersten der Bruderschaft sollten eine Standesgnade genießen, die sie in traumwandlerischer Sicherheit mit untrüglichem Instinkt und gegen jede Vernunft stets und immerfort das Richtige tun und treffen läßt? Ist die Standesgnade nicht vielmehr ein besonderer Beistand, der die Freiheit des Menschen nicht nimmt und seine natürliche wie übernatürliche Mitwirkung verlangt; ein Beistand, der dann und nur dann wirkt, wenn wir all das Unsere nach bestem Wissen und Gewissen mit „Furcht und Zittern“ getan haben? Wie sonst wäre es zu erklären, daß so viele Autoritäten trotz Standesgnade oft furchtbar geirrt haben, darunter selbst ansonsten gute Päpste wie etwa Pius XI., als er gegen die Action francaise vorging oder die Cristeros preisgab? Und besitzen nur die höheren Oberen Standesgnade oder nicht auch die einfachen Priester, um zu erkennen, was für sie und ihre Schäfchen gefahrvoll oder verderblich ist?

Aber wäre es nicht wirklich gegen die Hoffnung, zu glauben, daß der Liebe Gott und die Muttergottes nach so vielen Gebeten und ausgerechnet in so einem gefahrvollen Augenblick die Bruderschaft im Stich lassen würden? Davon kann gar keine Rede sein, hat doch die Vorsehung wirklich all das Ihre getan, wie wir oben dargelegt haben. Was hätte der Liebe Gott, was hätte die Gottesmutter noch tun sollen, um zu warnen? Wenn man jedoch vor diesen Warnungen die Augen verschließt, nicht hören will und trotzdem in falschem Vertrauen auf Gott dem Abgrund entgegeneilt – ist das dann noch Tugend der Hoffnung oder nicht vielmehr das Gegenteil, nämlich Vermessenheit? „Stürze dich hier hinab, denn es steht geschrieben: Er hat Seinen Engeln befohlen, daß sie dich auf Händen tragen.“ Einmal mehr: Vade Satanas!

„Doch wenn wir jetzt auf das Angebot Roms nicht eingehen, dann bleibt uns nur noch das Absinken in den Sedisvakantismus!“ Wobei der Sedisvakantismus hier als das schlimmste aller Übel erscheint, schlimmer noch als Schisma und Häresie, ja schlimmer als der Leibhaftige selbst. Man sieht erstens nicht ganz ein, warum der Sedisvakantismus ausgerechnet so überaus schlimm sein soll, schlimmer als der Modernismus. Zwar gibt es sicher einige üble Gesellen, die sich unter dem Mäntelchen des Sedisvakantismus herumtreiben, es gibt jedoch auch viele seriöse, sehr ernsthafte und theologisch versierte Katholiken, die sich sehr intensiv mit der Kirche und der gegenwärtigen „Krise“ befaßt haben und diese Theorie mit guten Gründen vertreten. Immerhin haben diese in den letzten Jahren wesentlich mehr klares Denken und erleuchtete Vernunft bewiesen als die oft so jämmerlichen und blamablen Publikationen und Äußerungen seitens der Bruderschaft, und sie stehen heute gerade angesichts des Niedergangs der FSSPX gerechtfertigt da.

Zweitens aber fragt man sich, wieso Erzbischof Lefebvre seinerzeit wegen seines Ungehorsams zwar als Schismatiker, nicht aber als Sedisvakantist verschrien wurde. Im Gegenteil wurde es ihm ja von hartgesottenen Sedisvakantisten zum Vorwurf gemacht, daß er sich nicht zu dieser Lehre bekehren wollte – obwohl er diese als These nie ausgeschlossen und sogar bisweilen selber als Frage aufgeworfen hat, freilich ohne sich eine endgültige Antwort darauf zuzutrauen. Und nun auf einmal sollte es anders sein? Nun sollte es nicht mehr möglich sein, dem konziliaren Rom im Ungehorsam zu widerstehen außer als Sedisvakantist? Sind damit die Oberen der Bruderschaft nicht von ihrer bisherigen Linie abgewichen, nämlich daß man dem Papst ungehorsam sein kann oder sogar muß, ohne zugleich notwendig sein Papstsein zu leugnen? Sind sie damit nicht ihrerseits ganz auf die sedisvakantistische Argumentation eingeschwenkt: entweder anerkennt man den Papst, dann muß man ihm auch gehorchen, oder man anerkennt ihn eben nicht? Somit würde man den Sedisvakantisten ja sogar letztlich recht geben und zugestehen, daß man all die Jahre über im Irrtum war und einer falschen Ideologie angehängt ist.

Ich jedenfalls bereue es nicht, mich bei meinem Seminareintritt damals für Zaitzkofen, das Seminar des „ungehorsamen“ und „schismatischen“ Erzbischofs, entschieden zu haben statt für das „gehorsame“ Wigratzbad. Ich würde es heute genauso wieder tun und sehe keinen Grund, meine Einstellung zu ändern.

P.S. Eben kommen die „sehr ernsten Zeilen“ von P. Schmidbauer herein, worin er es „nicht genug mißbilligen“ kann, daß schon zum zweiten Mal ein Mitbruder im deutschen Distrikt gewagt hat, in einer Predigt die Wahrheit zu sagen. Man wolle so mit den „Mechanismen“ von „Demokratie und Kollegialität in der Kirche“ „Druck ausüben“ – als hätte die Bruderschaft nicht die ganzen Jahrzehnte über gerade von jenen Laien gelebt, die eben nicht einfache „Jasager“ waren, sondern im Namen des Glaubens tapferen Widerstand geleistet haben. Es handle sich jedoch bei der Bruderschaft um „keine Diktatur, um auf die Gewissen Druck auszuüben“, denn „niemand benimmt Ihnen Ihre Einstellung, solange Sie diese für sich behalten oder sie mit einem Mitbruder vertrauensvoll austauschen“. Aber ist es nicht gerade Kennzeichen einer Diktatur, daß man die Wahrheit vielleicht noch bei sich denken oder geheim unter vier Augen flüstern kann, jedoch nicht offen sagen darf, weil sie der „Parteilinie“ entgegenläuft? Und ist es etwa kein Gewissensdruck, wenn besagte Mitbrüder für ihren Mut der „Propaganda gegen das Generalhaus“, ja der restitutionspflichten „Damnatio“ bezichtigt und mit dem Vorwurf überzogen werden, sie würden die Gläubigen „aufstacheln“, „Unruhe“ und „Verwirrung“ stiften und entbehrten „nicht eines revolutionären Anstriches“? Wer ist es denn, der wirklich Verwirrung und Unruhe stiftet und die konziliare Revolution nun auch in die Bruderschaft trägt? Und wer übt wirklich im Namen des „Gehorsams“ Druck aus? Ist das noch primitiver Autoritarismus (die Autorität hat immer recht) oder schon Totalitarismus (wer die Macht hat, hat das Recht und macht die Wahrheit bzw. Ideologie)? Gerne dürfe man jedoch „persönlich zur Aussprache“ kommen, um sich dabei helfen zu lassen, die „Zweifel zu überwinden“, oder soll man besser sagen: zur Gehirnwäsche? – O Herr, erbarme dich! Wie lange noch hörst du nicht das Flehen deiner Kinder?

Am Fest Maria, Hilfe der Christen, A.D. 2012
im Karmel St. Josef, Brilon-Wald
P. B. Zaby, Spiritual



Viewing all articles
Browse latest Browse all 6641

Trending Articles



<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>