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Erzbischof Marcel Lefebvre: Predigt in Friedrichshafen am 29.4.1990

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Alter-Ritus

“Was für eine hohe Würde ist die Priesterwürde! Was für ein Ideal ist die Berufung zum Priester!”

Predigt am 29. April 1990 in Friedrichshafen

bei der Feier des 20. Jahrestages der Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X.
vor ihren vier Weihbischöfen, zahlreichen Priestern und 8 000 bis 10 000 Gläubigen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Meine lieben Mitbrüder im Bischofsamt!
Meine lieben Freunde und Mitbrüder im Priesteramt! Meine lieben Brüder!

Danken wir heute dem lieben Gott! Sagen wir Ihm Dank für das heute so herrliche Wetter, für die eindrucksvolle Versammlung an diesem Tag des Guten Hirten. Ich glaube die Vorsehung hätte uns wirklich keinen besseren Tag schenken können, keinen bezeichnenderen Tag als diesen, der uns so auf den Gegenstand dieser Predigt, den Guten Hirten ein­stimmt.

Aber bevor ich einige Worte der Ermutigung zu diesem Thema an Sie richte, möchte ich allen jenen danken, die dieses wunderschöne Fest, diese große Versammlung organisiert haben, und auch Ihnen, meine lie­ben Brüder, die Sie nicht gezögert haben von weither zu kommen; man­che von Ihnen haben sich sogar nicht gescheut, eine lange Reise zu unternehmen, um an dieser katholischen Zeremonie teilzunehmen, an die­ser Zeremonie, die uns im katholischen Glauben vereint und in der Liebe zur katholischen Kirche. Ich beglückwünsche Sie dazu von gan­zem Herzen. Wie bewegt bin ich soeben durch Ihre Reihen gegangen und habe festgestellt, wieviele Kinder hier anwesend sind! Damit legt die katholische Kirche, legt die katholische Familie ein Zeugnis ab: Die katholische Familie ist eine große Familie, eine Familie mit vielen Kindern! Ich begrüße und beglückwünsche Sie deshalb auch von ganzem Herzen, meine lieben christlichen Familien, die Sie auch Ihre Kinder mitgebracht haben. Sie werden sich sicher später einmal an dieses schöne Fest in Friedrichshafen erinnern.

Sie sind vor allem gekommen, meine lieben Brüder, um den 20. Jah­restag der Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu feiern. Es sind tatsächlich 20 Jahre — genau genommen wird das im kommenden November der Fall sein — , daß unsere Priesterbruderschaft St. Pius X. vom Bischof François Charrière von Freiburg in der Schweiz offiziell anerkannt worden ist. Es sind also 20 Jahre — 1970 bis 1990 —, daß die Priesterbruderschaft geboren wurde, sich entwickelte und sich bemühte, die Zahl der guten Priester, der wahren Hirten zu vergrößern. Um gute Hirten heranzubilden, dazu ist die Priesterbruderschaft St. Pius X. gegründet worden, um gute Priester, gute Hirten zu bekommen.

Und was ist denn ein Priester? Ein Priester im Sinne der katholischen Kirche, nach der Definition der katholischen Kirche ist derjenige, der das Kreuzesopfer Unseres Herrn Jesus Christus darbringt, der durch die Gnade des Sakramentes der Priesterweihe, das er empfangen hat, die Gewalt besitzt, dasselbe Opfer darzubringen, das Unser Herr Jesus Christus am Kreuz dargebracht hat. Der Priester ist also derjenige, der eine Gewalt über Gott selbst hat, über das fleischgewordene Wort Got­tes, die Gewalt, Unseren Herrn Jesus Christus auf den Altar herabkom­men zu lassen, um Sein Opfer zu erneuern.

Das ist der Priester. Er hat eine außerordentliche, eine unwahrschein­liche Gewalt! Wir armen Geschöpfe, die wir sind, wir schwachen Ge­schöpfe haben Gewalt über Gott, den Schöpfer des Weltalls, der alles er­schaffen hat, der uns erschaffen hat. Wir haben die Gewalt, Ihn auf den Altar herabkommen zu lassen, um Sein Opfer zu erneuern!

Und durch eben diese Tatsache ergibt sich die zweite Gewalt des Priesters. Auf Grund der Tatsache, daß er eine Gewalt über den physi­schen Leib Unseres Herrn hat, über Seinen Leib, Sein Blut, Seine Seele und Seine Gottheit hat der Priester Gewalt über den Mystischen Leib Unseres Herrn Jesus Christus. Die Gewalt über Seinen Mystischen Leib bedeutet, die Menschen, alle Menschen, die ganze Menschheit zu Unse­rem Herrn Jesus Christus hinzuführen, damit sie an Seinem Opfer teil­haben, damit sie durch die allerheiligste Eucharistie an der Vereinigung mit Unserem Herrn Jesus Christus teilhaben. Dieses Hinführen besteht daher darin, alle diese Seelen, die sich mit Unserem Herrn Jesus Chri­stus vereinigen werden, durch die Sakramente der Taufe und der Fir­mung vorzubereiten, Ihn, ihren Schöpfer und ihren Erlöser würdig zu empfangen. Das ist die Arbeit des Priesters. Das ist ein katholischer Priester und das war er immer.

Dieses Priesterbild müssen wir uns vor Augen halten. Und die Prie­sterbruderschaft St. Pius X. hat kein anderes Ziel, als solche Priester heranzubilden, Priester, die eines Tages durch die Gnade ihrer Weihe Gewalt über Gott selbst, über das fleischgewordene Wort haben werden, um Sein Opfer darzubringen, um auch sich selbst mit diesem Opfer zu vereinen und um Unseren Herrn Jesus Christus den Seelen geben zu können aber auch um diese Seelen vorzubereiten, den Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit Unseres Herrn Jesus Christus würdig zu emp­fangen.

Aber, meine lieben Brüder, träumen wir? Ist es möglich? Ist es mög­lich, daß ein menschliches Geschöpf eine derartige Gewalt besitzt? Ja, der Priester ist ein so mächtiges Geschöpf! Was für eine hohe Würde ist die Priesterwürde! Was für ein Ideal ist die Berufung zum Priester! Ein herrliches Ideal. Und wir haben uns in diesen 20 Jahren bemüht, die Seele dieser jungen Priesterkandidaten, dieser jungen Seminaristen mit tiefer Liebe zu ihrer Berufung und zu Unserem Herrn Jesus Christus zu erfüllen, damit sie wirklich die Priester seien, die Sie ersehnen, die Sie sich wünschen, deren Sie bedürfen, ohne die Sie nicht die Gnade in Ihrer Seele haben können. Wir bedürfen alle der Gnade, um in den Himmel zu kommen, wir können ihrer nicht entraten. Deshalb brau­chen wir gute und heilig lebende Priester.

War es wirklich notwendig, meine lieben Brüder, diese Priesterbru­derschaft St. Pius X, zu gründen? Hat es nicht auf der Welt genügend Priesterseminare gegeben? Hat es nicht auf der Welt genügend Ordens­genossenschaften gegeben, die Priesterseminare besitzen? War die Gründung dieser Bruderschaft wirklich dringend notwendig?

Liebe Brüder! Die verhängnisvollsten, die beharrlichsten, boshafte­sten Angriffe des Teufels in der Kirche gelten dem Priestertum. Der Teufel haßt den wahren Priester, haßt das wahre Priestertum, haßt die wahre Messe, die das Kreuz Jesu ist, denn durch das Kreuz Jesu ist er besiegt worden. Seit jener Zeit greift er das Priestertum unablässig an, um die Messe zu zerstören, weil wir ihn durch die Messe besiegen wer­den. So wie Unser Herr den Teufel durch Sein Kreuz besiegt hat, besie­gen auch wir Priester den Teufel durch das Kreuz. Darum hat er es auf den Priester abgesehen. Die ganze Geschichte der Kirche beweist das, die ganze Geschichte der Kirche zeigt durch alle Jahrhunderte hindurch die Angriffe, die der Teufel gegen den Priester unternommen hat.

Man kann sagen, daß die Angriffe des Teufels auf die Priester vor al­lem durch die Schismen erfolgten wie jenes Martin Luthers, der das Priestertum zerstört hat und damit auch den Altar. Aber die Angriffe waren auch möglich, weil die Priester die priesterlichen Tugenden auf­gegeben haben durch das Aufgeben der Armut, durch das Aufgeben der Keuschheit. Es herrschte damals eine dauernde Krise des Priestertums und deshalb hat das Konzil von Trient es für gut befunden, den Klerus zur Ordnung zu rufen und die Priester an ihr Ideal zu erinnern, das Ideal des Priesters. Und nach dem Konzil von Trient hat sich eine ganze Legion von Heiligen erhoben: der hl. Vinzenz von Paul, der hl. Karl Bor­romäus, der hl. Petrus Canisius, der hl. Johannes Eudes, der sel. Jean-Jacques Olier, ich weiß nicht wieviele noch! Viele, viele Priester, heilige Priester haben gute Priesterseminare gegründet und wollten der Kirche wieder zu einem wahren Priestertum verhelfen, ihr wahre Priester schenken. Und sie haben ihr wirlich viele geschenkt.

Ich glaube aber auch, daß die Macht des Teufels nie so groß war wie in unseren Tagen, daß die Angriffe des Teufels nie so tiefgreifend, so ge­schickt, so zerstörerisch waren, wie heute. Und warum? Weil er sich der Autoritäten der Kirche bedienen konnte, um das Priestertum und den Altar zu zerstören. So weit hatte er es bis jetzt noch nicht gebracht. Aber in unseren Tagen konnte sich der Teufel der Autoritäten der Kirche be­dienen, um das Priestertum und den Altar zu zerstören. Das ist eine vollendete Tatsache, nicht irgend etwas, das man für die Zukunft be­fürchten muß! Nein, das ist eine Tatsache, ein Geschehen, das sind Um­stände, die wir vor Augen haben, deren Zeugen wir sind!

Und wie ist das möglich geworden? Durch die Einberufung eines Kon­zils! Durch die Einberufung eines Konzils, das einen Geist der Annähe­rung an den Protestantismus haben sollte, an den Protestantismus, der ein Zerstörer des Priestertums und des Altares ist. Denn die Protestan­ten glauben nicht an das Sakrament der Priesterweihe, sie glauben nicht an das heilige Meßopfer als Opfer zur Sühne für die Sünden, sie zerstören die heilige Messe und das Priestertum. Und so ist es dem Teu­fel gelungen zu erreichen, daß die Behörden der Kirche in gewisser Weise durch den Ökumenismus das Eindringen jener zerstörerischen Grundsätze sogar bis in das Innere der Kirche begünstigen.

Um sich also den Protestanten anzunähern — denn das wollten die Ökumenisten, sie wollten sich den Protestanten annähern — , hat man diese neue Messe geschaffen, die „Neue Messe”!

Wozu eine neue Messe? Man hat es für gut befunden, die heilige Messe der Kirche, die zweitausend Jahre hindurch zelebriert wurde, zu ändern — aber ohne das ausdrücklich auszusprechen — um eventuell das Meßopfer gemeinsam mit den Protestanten darbringen zu können, um eine Art Interkommunion zu schaffen, und damit ist ganz offenkun­dig auch das heilige Meßopfer zerstört worden.

Wenn die Neue Messe auch nicht unbedingt ungültig sein muß, ist sie doch vergiftet, vergiftet durch ihre falschen Grundsätze, vergiftet, weil sie in gewisser Weise den Charakter des heiligen Meßopfers, des Kreu­zesopfers zum Erlöschen bringt.

Das ist aber von allerhöchster Bedeutung, weil so die Wurzel des ka­tholischen Glaubens zerstört wird. Der Katholizismus ist wesentlich auf das Kreuz gegründet. Wenn wir das Wissen um das Kreuzesopfer und das heilige Meßopfer verloren haben, sind wir nicht mehr katholisch. Nur dort finden wir alle Quellen der Gnade, im Kreuz Jesu, im geöffne­ten Herzen Jesu, in Seinem dornengekrönten Haupt, in Seinen durch­bohrten Händen. Nur dort finden wir alle Gnaden der Auferstehung, alle Gnaden der Erlösung, deren wir bedürfen. Wenn wir das auf unseren Altären dargebrachte Opfer Unseres Herrn Jesus Christus abschaffen, wenn auf unseren Altären nicht mehr das Kreuzesopfer Jesu vollzogen wird, und dort nur noch eine „Eucharistie”, ein Mahl, ein Teilen, eine „Kommunion” stattfindet, dann ist das nicht mehr der Geist der katholi­schen Kirche. Die katholische Kirche ist wesentlich auf das Kreuz ge­gründet, auf den Geist des Opfers und deshalb schwindet auch sonst der Geist des Opfers. Sie können das überall in Ihrer Umgebung feststellen.

Man will sich nicht mehr opfern, man will sich nicht mehr abtöten, man will genießen, man will vom Leben etwas haben, selbst unter den Ka­tholiken. Und warum? Weil es diesen Opfergeist nicht mehr gibt, weil es das Kreuz nicht mehr gibt. Wenn es aber das Kreuz nicht mehr gibt, gibt es auch die katholische Kirche nicht mehr. Und das ist von sehr tiefgrei­fender Bedeutung. Es ist eine Änderung der Ausrichtung, die beim Kon­zil stattgefunden hat, vielleicht in guter Absicht, aber sicher nicht vom Heiligen Geist inspiriert. Man wollte sich den Protestanten nähern. Was ist aber praktisch daraus geworden? Jene katholischen Cliquen sind protestantisch geworden, die Protestanten aber nicht katholisch. Und so haben sie diesen Geist der Zerstörung des Kreuzesopfers angenommen. Da aber der Priester eingesetzt ist, um das Kreuzesopfer darzubringen, das Kreuzesopfer fortzusetzen, wurde auch der Priester getroffen: Er war nicht mehr der Mann des Opfers, er wurde der Mann des Teilens, der Mann der Versammlung, der Gemeinschaft. Er wurde zu einem So­zialanimateur. Er war nicht mehr der Mann des Kreuzesopfers. Das ist eine tiefgreifende Änderung! Das ist ein anderer Geist. Das ist nicht mehr der Geist der katholischen Kirche.

Es liegt mir sehr daran, meine lieben Brüder, Ihnen das zu sagen, diese traurige, furchtbar traurige, schmerzvolle Tatsache auszuspre­chen. Wir sterben gewissermaßen täglich vor Kummer daran, wenn wir sehen müssen, daß die Kirche von diesem Geist befallen ist, der die Kir­che zerstört. Paul VI. selbst hat das die „Selbstzerstörung der Kirche” ge­nannt — Selbstzerstörung der Kirche! Die Kirche die sich selbst zerstört!

Das müssen wir zur Kenntnis nehmen und wir stellen es leider jeden Tag von neuem fest! Und offensichtlich besteht gegenwärtig absolut keine Hoffnung auf ein Zurückgewinnen der alten Ordnung. Die Prie­sterseminare sind in einem erbärmlichen Zustand, die Zahl der Beru­fungen ist sehr gering und wo sie größer ist, werden die Seminaristen fehlgeleitet, weil sie nicht für das heilige Meßopfer ausgebildet werden. Sie sind verbildet. Und warum? Weil gegenwärtig absolut keine Hoff­nung auf Hilfe besteht außer der Hilfe durch das Gebet, der Hilfe Got­tes, die eines Tages kommen wird, und der Hilfe durch unsere uner­schütterliche Entschlossenheit, katholisch zu bleiben und die katholi­sche Messe zu verteidigen.

Vielleicht werden Sie mir sagen: „Aber Rom scheint nunmehr dem Gedanken zugänglich zu sein, uns das Lesen der alten Messe, der ka­tholischen Messe zu erlauben, daher dürfte es da für uns kein Problem mehr geben.” Aber das hieße ja, daß wir uns in eine völlig widerspruchs­volle Lage versetzen. Die Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Petrus zum Beispiel, der Abt von Le Barroux oder andere Gruppen, müssen zu­gleich mit der von Rom erteilten Genehmigung, die Messe aller Zeiten zu lesen, einen Glaubenseid unterschreiben, der sie verpflichtet, das Zweite Vatikanische Konzil anzuerkennen und den Geist des Konzils anzunehmen. Das ist ein Widerspruch in sich selbst, weil der Geist des Konzils in der neuen Messe zum Ausdruck gebracht wird. Wie will man die Messe aller Zeiten beibehalten und gleichzeitig den Geist anerken­nen, der diese Messe aller Zeiten zerstört? Das bedeutet, sich in einem vollkommenen Widerspruch zu verfangen. Und eines Tages wird man, ganz vorsichtig, von denen, denen man die Messe des hl. Pius V., die Messe aller Zeiten genehmigt hatte, fordern, daß sie auch — auch! — die neue Messe annehmen, um mit dem in Einklang zu sein, was sie unter­schrieben haben, da sie unterschrieben haben, daß sie den Geist des Konzils und die Reformen des Konzils annehmen. Man kann sich nicht derartig widersprüchlich, derartig unwahrscheinlich unlogisch verhal­ten. Das ist eine völlig unerträgliche Situation.

Darin besteht die Schwierigkeit dieser Gruppen, die sich jetzt in einer Art Sackgasse befinden. Die einzig logische Haltung ist das Festhalten am katholischen Glauben, das Festhalten an der katholischen Messe. Und diese katholische Messe aller Zeiten widerspricht dem Geist des Konzils, widerspricht dem Ökumenismus, widerspricht der Kollegialität, widerspricht auch dem Liberalismus, der im Konzil herrschte. Unsere Messe ist die Opfermesse und es gibt nur ein Opfer, das uns das Tor zum Himmel öffnet. „Tu devicto mortis aculeo aperuisti credentibus regna caelorum — Du hast besiegt den Stachel des Todes und denen, die glauben, die himmlischen Reiche geöffnet.” Durch das Kreuz! Das Kreuz ist der Weg, der uns in den Himmel führt. Das Opfer Unseres Herrn ist der königliche Weg, der uns in die Ewigkeit führt. Es gibt kei­nen anderen. Es gibt keine Wahl. Es gibt keine Religionsfreiheit im Sinn einer Möglichkeit, seine Religion frei zu wählen. Das gibt es nicht. Es gibt nur eine Religion, weil es nur einen Weg gibt, der uns in den Him­mel führt — und nicht zwei — und das ist das Kreuz Unseres Herrn Je­sus Christus, und das Kreuz Unseres Herrn Jesus Christus ist die wahre Messe, die Messe aller Zeiten. Wenn wir katholisch bleiben wollen, müs­sen wir an der Messe des Kreuzesopfers Unseres Herrn Jesus Christus festhalten.

Wenn wir aber diese Messe bewahren wollen, müssen wir katholische Priester haben, Priester, die daran glauben. Man braucht also katholi­sche Seminare, wie wir unsere katholischen Seminare haben, die darauf vorbereiten, dieses wahre Kreuzesopfer darzubringen und alle Gläubi­gen um Unseren Herrn Jesus Christus zu vereinen und sie auf dem kö­niglichen Weg des Kreuzes in den Himmel zu führen. Sie sehen, man kann nicht nach unlogischen Grundsätzen leben.

Und um Priester zu haben, braucht man katholische Bischöfe. Man hat keine Wahl. Deshalb haben wir es für absolut notwendig und uner­läßlich gehalten, Ihnen katholische Bischöfe zu geben. Katholische Bi­schöfe, katholische Priester, eine katholische Messe, katholische Gläu­bige, katholische Kinder: das ist die Kirche, das ist die katholische Kir­che. Aber wenn etwas davon fehlt, wenn wir keine katholischen Priester mehr haben, werden wir nicht mehr die katholische Messe haben, und wenn wir die katholische Messe nicht mehr haben, können wir nicht mehr in den Himmel kommen, dann ist das Tor zum Himmel verschlos­sen — man muß da logisch denken!

Darum, meine geliebten Brüder, bleiben wir katholisch, entschließen wir uns, ohne zu schwanken, katholisch zu bleiben und jeden Kompromiß mit diesem konziliaren Geist, der ein zum Abfall führender Geist ist, zurückzuweisen. Er führt zum Abfall vom Glauben! Millionen und aber Millionen, ja zehn Millionen und aber zehn Millionen von Katholi­ken in Südamerika, in Nordamerika, in Europa, überall, haben den katholischen Glauben aufgegeben, um sich einer Sekte anzuschließen. Aber wir wollen nicht vom Glauben abfallen und daher wollen wir kei­nen Kompromiß mit diesem zerstörerischen Geist der Messe, die den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils verkörpert.

Meine geliebten Brüder, vertrauen wir uns der allerseligsten Jung­frau Maria an und bitten wir sie zu erwirken, daß viele Berufungen kommen, bitten wir sie, diese Kinder zu bewahren, diese jungen Leute, die hier anwesend sind, diese Jugend, den Chor von Distedde, der uns hier mit seinen Gesängen entzückt, zu bewahren.

Ich spreche nur von Priesterberufungen — wir brauchen natürlich auch Berufungen von Religiosen! Aber nachdem ich vom Priestertum spreche, beziehe ich mich eben eigens auf Priesterberufungen, und gerade in diesen katholischen Schulen finden wir doch die künftigen ka­tholischen Priester, das ist ja klar. Daher werden in Ihren Familien, in Ihren katholischen Familien mit den zahlreichen Kindern die Berufungen entstehen, die echten Berufungen, aber auch die künftigen christli­chen Familien, die alle die katholische Kirche ausmachen. Möge die allerseligste Jungfrau Maria Sie in Ihrem Glauben bewahren.

Als wir in Freiburg in der Schweiz waren, in der Diözese des Bischofs François Charrière, wo wir unsere Bruderschaft gegründet haben, ha­ben wir eine Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau von Bürglen2 gemacht. Ich weiß nicht, ob jemand unter Ihnen ist, der diesen Wallfahrtsort Un­serer Lieben Frau von Bürglen bei Freiburg kennt. Wissen Sie, wie sie heißt? „Unsere Liebe Frau, Hüterin des Glaubens”! Unsere liebe Frau, Hüterin des Glaubens: Hätten wir einen schöneren Wallfahrtsort finden können, um mit unserer Priesterbruderschaft zu beginnen, als den Wallfahrtsort zu Unserer Lieben Frau von Bürglen, der Hüterin des Glaubens? Und auch auf der dortigen Medaille ist zu lesen: „Unsere Liebe Frau von Bürglen, Hüterin des Glaubens”. Dort habe ich die er­sten Weihen erteilt. Die ersten niederen Weihen habe ich im Heiligtum Unserer lieben Frau, Hüterin des Glaubens erteilt Wie wunderbar!

Bitten wir also Unsere Liebe Frau von Bürglen, diese Hüterin des Glaubens, uns im katholischen Glauben bis zu unserem Tod zu erhalten, bitten wir alle Märtyrer, die sogar ihr Blut, ihr Leben hingegeben haben, um ihren Glauben zu bewahren. Auch wir müssen bereit sein, unser Le­ben hinzugeben, wenn es für den Glauben an Unseren Herrn Jesus Christus, an Sein Opfer, an Seine Kirche, an Seine heilige Messe, an Sein Priesterum notwendig ist. Bitten wir die allerseligste Jungfrau Ma­ria, daß sie uns viele Berufungen sende, damit wir Ihnen die Priester ge­ben können, die Sie ersehnen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

(Übersetzung von Dr. Inge Köck)

1) Der sel. Jean-Jacques Olier (1608 — 1657) war einer der großen Erneuerer des religiösen Lebens im Frankreich des 17. Jahrhunderts und Gründer der Weltprie­sterkongregation der Sulpizianer in Saint-Sulpice, Paris.

2) Bürglen (Bourguillon), Hauptwallfahrtsort des Kantons Freiburg mit dem Gnadenbild „Unsere Liebe Frau, Hüterin des Glaubens” (Ende des 14. Jahrhun­derts), welcher der Kanton die Erhaltung der katholischen Religion zuschreibt. Sie wurde auch vom hl. Kirchenlehrer Petrus Canisius SJ (1521 — 1597) besonders verehrt, der 1580 bis zu seinem Tod in Freiburg wirkte und dort begraben ist.

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Quelle: “Damit die Kirche fortbestehe”



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