Aus:
Leben und Offenbarungen der Schwester von der Geburt
(Johanna Royer, [Vén. Soeur de la Nativité] 1731-1798)
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Schwester von der Geburt – Soeur de la Nativité – Jeanne Royer
Nur kleiner Auszug, nämlich S. 762 – 813:
(Nach dem Französischen von Ph. Hartmann, Pfarrer in Kallmerode.
Mit oberhirtlicher Genehmigung. Heiligenstadt. 1865.
Zweite Abtheilung.
Schicksale der Kirche in den letzten Zeiten;
Ursachen und Wirkungen der Verfolgungen bis zur Ankunft des Antichristen.)
§ 329.
Die Kirche in den letzten Zeiten
a) Einleitung: Die Kirche als Jungfrau einen halbgefüllten Kelch in den Händen haltend, wünscht ihn voll zu sehen; Zahl der Martyrer.
(Siehe oben § 183, 181 und § 341.)
b) Werth des Marterthums.*)
[*tom. 1. p. 131]
1. Niemals, äußerte Jesus, ist mir meine heilige Braut wohlgefälliger, als wenn sie aus Liebe zu mir leidet; insbesondere haben mich meine wahren gesalbten Diener nie mehr verherrlicht, als seitdem sie um meiner Person und Sache willen überall unstät und flüchtig umherirren, verfolgt oder eingekerkert werden. Ja, ihre Bereitwilligkeit zum Leiden, ihre Entbehrungen, ihre Einkerkerung oder Landesverweisungen, die Mißhandlungen und Qualen, das freudige Bekenntniß, eher den Tod zu dulden, als ihr Gewissen zu verletzen und den Glauben zu verleugnen, gefallen mir unendlich und nöthigen mich, alle ihre Fehler zu vergessen, deren sie sich etwa schuldig gemacht haben. (Seite 460 und 220).
Bei dieser Gelegenheit, fuhr die Schwester zu reden fort, muß ich Ihnen, mein Vater! auch sagen, daß Gott, als er mich vor einigen Tagen nach einer Communion auf die Strafe Frankreichs aufmerksam machte, hinzufügte: „Dies wird eine günstige Gelegenheit für die Gerechten werden, um in der Vollkommenheit zu wachsen, und für viele Sünder, um sich zu bekehren. Viele Klostergeistliche, die auf Kosten der Heiligkeit ihres Standes sich durch weltliche Prachtliebe und Eitelkeit versündigt haben und eine Menge Anderer, die nur dem Namen nach Christen waren und nicht wagten, den Glauben öffentlich zu bekennen, werden in sich gehen und den Entschluss fassen, durch ein erbauliches, heiliges Leben und durch würdige Früchte der Buße den schärfern Strafen zu entgehen; Andere freilich werden unter solchen Streichen sich nur noch mehr verstocken.
Kommen wir jetzt wieder auf die Unterredung Jesu Christi zurück. Er fuhr fort:
2. Du siehst, meine Tochter! daß dieser Zustand zugleich eine glückliche Zeit für die Kirche Frankreichs ist, indem sie niemals so glorreich, so siegreich und stark war. Meine Heiligen im Himmel triumphiren vor Liebe und Glorie, aber die Dulder auf Erden siegen durch Prüfungen, denen ihre Liebe und Treue gegen den Glauben ausgesetzt ist. Es sind also für sie Zeiten des Heils, der Gnade, des reichlichsten Segens und der Ablässe. Wenn ein Sünder sein ganzes Leben in Ausschweifungen zugebracht hätte, aber bei Gelegenheit einer wüthenden Verfolgung von Reue ergriffen in sich geht, seinen bereits erloschenen Glauben belebt, sich meinen großmüthigen Kämpfern anschließt und zur Vertheidigung meiner Sache und zur Abbüßung seiner Sünden Blut und Leben opfert, so schwöre ich bei mir selbst, daß ihm nichts angerechtnet werden soll. Aus seinem Blute soll ein heilsames Bad, eine zweite Taufe werden, worin die Sünde der Schuld und der Strafe nach abgewaschen und vertilgt wird.
3. Wie nun, mein Vater! die im Namen Gottes ausgestandene Marter für den Einzelnen eine Wohlthat ist, so ist sie es zugleich für die ganze Kirche, nämlich ein Reinigungsbad, ein Schmelzofen, worin sie wie Gold geläutert wird. Gott sprach hierüber zu mir: daß er Vielen die guten Willens sind, ohne Rücksicht auf ihre geringen Verdienste, wegen der Heiligen, die an guten Werken Überfluß haben, reichliche Gnade und Barmherzigkeit schenken werde. Weil die Kirche ein Leib ist und die Glieder durch die innigste Liebe mit einander verbunden sind, so haben alle Glieder Anspruch auf die geistigen Güter der Andern, und ist in diese Beziehung Alles gemeinsam. Wegen dieser Gemeinschaft der geistigen Güter sucht Jesus Christus auf den Wunsch seiner Kirche, nach den Gesetzen seiner Gerechtigkeit und nach den Regeln seiner Liebe hauptsächlich den Schwächsten zu helfen. (§ 320 und § 195)
4. Mag die Hölle immerhin Schüler und Anhänger des Irrthums gewinnen, sie wird doch in diesem Stücke nie mehr erreichen, als daß sie eben nur die faulen Glieder von der Kirche trennt, denn die wahren Kinder werden der Kirche stets getreu bleiben. Selbst die Ausscheidung der Bösen, die Absonderung der Kinder des Verderbens, wird, weit entfernt die Kirche zu vernichten, sie vielmehr nur reinigen und und verschönern. Man braucht daher ihretwegen keine Sorge zu tragen.
Die Abtrünnigen mögen daher ausscheiden; sie mögen frei ihren Theil wählen, weil sie die Kirche durch ihre gottlosen Worte doch nur lästern und durch ihr ausgelassenes und anstößiges Betragen nur entehren. Darum sprach auch Christus: „Wahrlich, wahrlich, ich werde selbst aus diesem Abfalle meine Ehre ziehen. Meine Kirche, dem Anscheine nach weniger zahlreich, wird in neuem Glanze erscheinen, reiner und herrlicher werden, wie das im Winde von Spreu und Staub gesäuberte Waizenkorn.“
5. Die Kirche unter dem Bilde eines Baumes.*)
[* tom. 2 p. 135.]
Ich kann auch sagen, fuhr der Herr fort: „Meine Kirche gleicht einem Baume, welcher, wenn er vom Sturmwinde geschüttelt wird, immer tiefere Wurzeln faßt, sich dadurch noch mehr befestigt, aber die verdorbenen und faulen Früchte verliert. Zwar wird sie deßwegen dem Anscheine nach viele verlieren; aber es wird auch die Gnade, wie im Kleinen und Einzelnen von Person zu Person, so auch im Großen von Königreich zu Königreich übergehen; namentlich wird die Fackel des Glaubens wandern und nach und nach verschiedenen Nationen leuchten.
Meine Religion ist einem majestätischen Flusse gleich, der durch die Jahrhunderte hindurch seine Wogen fortwälzt und in einer Gegend wieder gewinnt, was er in der andern verliert.“ Aus diesen und ähnlichen Bildern ist also ersichtlich, wie solche Veränderung der Kirche nur nutzt und der Abfall lauer, blinder und schlechter Christen ihr, statt Nachtheil, Segen bringt.
Erster Abschnitt.
§. 330.
Gottlosigkeit der Zeitgenossen unter dem Bilde eines merkwürdigen Baumes mit vier starken Wurzeln, welcher die Kirche zu unterdrücken droht; Anstrengung der Kinder der Kirche, diesen Baum zu vernichten. *)[* tom 4. p. 400.]
I. Beschreibung des Baumes:
Um mir die Früchte der Revolution klar zu machen, zeigte mir der Herr einen Baum von bewunderungswürdiger Höhe und Stärke, der vier Wurzeln von dem Umfange einer Tonne hatte; drei dieser Wurzeln sah man auf dem Boden über der Erde, welche gleichsam einen Dreifuß bildeten, und mit diesen drei starken Füßen den Baum hielten. Die vierte Wurzel war die Pfahlwurzel, in der Mitte des Baumes. Letztere wie die drei andern, ging so tief in die Erde hinein, daß man sagen konnte, sie bekämen Nahrung, Stärke, Saft und Triebkraft von dem teuflischen und boshaften Geiste der Hölle; so wenigstens deutete es mir der Geist des Herrn an.
II. Harte Schale dieses Baumes; Entfernung seiner Zweige auf einer Seite; er neigt sich über die Kirche, als wolle er sie vernichten.*)
[* tom. 4. p. 400.]
Der genannte Baum hatte zwar keine Blätter und Knospen, aber eine so feste und so harte Schale, wie eine metallne Kanone, wodurch die große Streitsucht des Geistes angedeutet wird. Er war so hoch, daß ich seine Krone nicht erblicken konnte; hing aber so sehr nach einer Seite hin, daß man wegen seines wunderbaren Umfanges leicht auf und absteigen und sogar darauf hingehen konnte. (Siehe Seite 600), wo ein ähnlicher Baum geschildert wird.)
Auf der Seite, welcher der Baum zugeneigt war, befand sich eine schöne große Kirche, anscheinend in Gefahr, durch den umsinkenden Baum zerschmettert zu werden. Doch sagte mir der Geist Gottes, daß für sie nichts zu fürchten wäre, weil er seine Kirche bis an’s Weltende schützen und unterstützen würde. Wolle man sie bestürmen, was allein möglich wäre, so würde sie davon nur blühender werden. Zweige hatte der Baum, aber nur auf der herabgesenkten Seite in einer Höhe von 2 oder 3 Fuß über dem Boden aus dem Stamm hervorgewachsen; die auf der entgegengesetzten Seite ausgeschlagenen waren dicht am Stamme abgeschnitten, damit sie das Auf- und Abgehen des Baumes nicht hinderten. Ich sah auf ihm mehrere fromme Personen, selbst einige meiner Bekannten auf- und absteigen, auch Arbeiter um den Baum haben sich mit Hacken, Beilen und andern Geräthen, aufgestellt, als wenn sie den Baum fällen wollten.
Hierüber sprach der Herr: Diese abgeschnittenen Zweige stellen die innern Unruhen Frankreichs vor wodurch die göttliche Gerechtigkeit sich an diesen Gottlosen, wovon obiger Baum ein Bild ist, rächt.
Ich sah in Gott, daß diese inneren Unruhen, die sich zu den äußeren Kriegen mit fremden Fürsten gesellten, unzählig viele stolze und boshafte Seelen hinrafften und in den tiefsten Abgrund stürzen. „So, spricht der Herr, gehe ich mit den Gottlosen um, und suche aus der gerechten Züchtigung meine Ehre zu ziehen.“
III. Vergebliche Anstrengungen der Kirche. *)
[*tom. 4. p. 402.]
Ich fragte hierauf den Heiland, was die auf- und absteigenden Personen im Sinne hätten. Er antwortete mir: „Sie wollen oben an der Spitze des Baumes große Stricke befestigen, um den stürzenden Baum von der Kirche abzulenken.
Hierauf erklärte er mir alles Übrige, was diesen Baum betrifft und sprach: „Die ganze Kirche bemüht sich, den Baum zu fällen und mit der Wurzel auszurotten. Weil die Gebete und Seufzer der Gläubigen mein Herz rühren, so soll die Dauer des Baumes abgekürzt werden, doch will ich, daß er blos über der Erde abgesägt werde. Das ganze Volk ist nun in Bewegung; man hat schon am Fuße des Baumes Werkzeuge vorbereitet, um ihn zu entwurzeln, doch wird ihnen dies nicht gelingen, weil ich will, daß die Wurzeln bleiben sollen. Da mir aber die Herzenshärte der Gottlosen bekannt, und sie größer ist, als die Baumrinde, welche die Axt nicht durchhauen kann, so wird meine Gnade ein Wunder thun; denn ohne Mich kann man nichts.“
Durch die Arbeiter mit den Geräthen sind die Kriege angedeutet, welche für die gute Sache in Gott gefälliger Absicht und in rechtmäßiger Weise geführt werden. (Solche sind nicht untersagt; denn Gott verbietet nur das Banditenwesen, den Todschlag und Meuchelmord, der auf Verrath und geheimem Grolle beruht. Letztere Mittel verzögern übrigens nur die Rettung, statt dieselbe zu beschleunigen.) Während nun auf der einen Seite ein heiliges Kriegsheer im heiligen Kampfe für die gute Sache begriffen ist, sehe ich auf der andern Seite in Gott die Völker der heiligen Kirche, die noch in der Gnade sind, sich erheben und mit geistigen Waffen des Gebetes und der Buße im Stillen handeln und kämpfen, um das Herz Gottes zu rühren und ihm gleichsam eine heilige Gewalt anzuthun; das sind die starken Stricke, die den Baum von der Kirche abziehen sollen. Besonders seufzen und büßen die guten Priester, Mönche und Nonnen, sie rufen die jüngsten Martyrer an, welche in göttlicher und vollkommener Liebesgluth flammend vor Gottes Throne liegen und in Vereinigung mit dem für die streitende Kirche sich aufopfernden Lamme beten. Ja, Alle sollen unerschrocken kämpfen den guten Kampf des lebendigen Glaubens, sollen immer den Helm der Hoffnung auf dem Haupte und die Flammen der Liebe Jesu Christi im Herzen tragen.
Sollte der Herr auch mit seiner Hülfe zögern, so müssen wir uns in Geduld seinem heiligen und anbetungswürdigen Willen unterwerfen und vertrauen, daß er uns früher oder später Hülfe schicken werde. Ja, er wird sie schicken, ich wiederhole es; vertrauen wir nur, jedoch nicht in Unthätigkeit, sondern indem wir aus Liebe zu ihm herzhaft ringen und kämpfen. Wenn auch unsre Anstrengung ohne Ihn nichts hilft, so will Er doch nicht allein sondern wir sollen mit Ihm vereint und in seiner Liebe wirken, keine feigen Diener sein, die den Muth verlieren und durch Unthätigkeit sein Werk eher verzögern als befördern. Trösten wir uns also, zu seiner Zeit wird auch das versprochene Wunder kommen und Alles zum guten Ende führen!
(Fortsetzung folgt)
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