Viertes Vierteljahr:
Von der Auferweckung des Lazarus bis zur Rückkehr von der Auslandsreise
(1. Oktober bis 31. Dezember 33)
Die Auferweckung des Lazarus
Grenzstadt Ginäa
Okt. So. 1.
Der Herr rät den Schwestern Lazari, alle Geräte ihres Bruders stehen zu lassen; Er werde erst nach einigen Tagen kommen. Die Frauen reisen nach Bethanien zurück, während Er mit den Aposteln nach Ginäa zurückkehrt.
Mo. 2.
Morgens verläßt Jesus Ginäa und schlägt die Richtung auf Bethanien ein.
Herberge bei Bahurim
Di. 3.
Gegen Abend kehrt Er mit den Aposteln in der Herberge eines Ortes ein, der aus einigen Häusern und einer Schule besteht. Er lehrt in ihr von den Arbeiten im Weinberge (Mt. 20, 1-16).
Hier naht sich die Mutter des Johannes und Jakobus nochmals, wie am 29. Juli 33, dem Herrn mit ihrer Bitte für ihre zwei Söhne (Mt. 20, 20) ; denn sie hörte von der Nähe Seiner Vollendung und meint nun, einem Verwandten gebühre ein besonderer Platz in Seinem Reiche.
Mi. 4.
Jesus lehrt wieder in der Schule. Den Jüngern verweist Er ihre Ungeduld und ihr Murren, daß Er so lange zögere, nach Bethanien zu gehen. Er befindet Sich immer in der Lage wie jemand, der nicht sagen kann, wie es mit Ihm und mit ihnen steht, weil sie Ihn nicht verstehen. Er belehrt sie mehr in der Weise, daß Er ihre Begriffe auflöst und in ihnen Mißtrauen gegen ihre irdischen Meinungen erregt, als daß Er ihnen das Wesentliche des Sachverhaltes erklärt, weil sie dieses nicht verstehen würden.
Do. 5.
Es finden sich mit der Zeit immer mehr lauernde Pharisäer in dem kleinen Orte ein, die nach Jerusalem über Jesus berichten. Maria Salome, die Frau des Zebedäus, bittet wieder für ihre beiden Söhne Johannes und Jakobus, und der Herr weist sie zum drittenmal zurück.
Bei und in Bethanien
Fr. 6.
Jesus nähert Sich langsam Bethanien, bald hier und da Sich setzend und die Apostel belehrend. Maria Salome kommt gegen Abend zu Martha nach Bethanien und meldet die Nähe des Herrn. Magdalena will gleich Jesus entgegen gehen, doch kehrt sie bald zurück, ohne Ihn gesprochen zu haben. Er pflegt nämlich die Frauen, wenn Er mit Seinen Aposteln und Jüngern zusammen ist, nicht leicht zu jeder Zeit zu empfangen.
Nun eilt Martha Ihm entgegen und spricht mit Ihm an der Grenze der Gärten ihres Grundstückes (J. 11, 17-27). Dann holt sie auch ihre Schwester Magdalena, die Jesus rufen läßt. Hierauf folgt Sein Gespräch mit Magdalena und Sein Weinen über den Tod des Lazarus (J. 11, 28-37). Dies geschieht in einer Gartenlaube, wo Jesus im Anschluß hieran noch vor mehreren Leuten die Nacht hindurch über das Sterben eine lange Lehre hält.
Sa. 7.
Früh morgens geht der Herr mit den Aposteln und den Frauen unter wachsendem Gedränge Neugieriger zum Grabe Lazari, und es folgt die Auferweckung, welche der Evangelist Johannes (11, 38-44) beschrieben hat.
Die Apostel hängen Lazarus einen Mantel um, und er schreitet wie ein Traumwandler an dem Herrn vorüber. Jesus redet dann noch eine Zeitlang in Anwesenheit Lazari in der Gartenlaube. Gegen Mittag gehen alle Freunde mit dem Herrn in das Schloß, wo eine Mahlzeit stattfindet und Jesus wieder lehrt.
Unterdes entsteht in Bethanien ein Tumult, und Wachen umstellen das Schloß. Jesus schickt die Apostel hinaus, welche die Wachen fortweisen. Er lehrt noch bei Lampenschein und übernachtet im Schloß.
Die Flucht aus Bethanien
Jerusalem
So. 8.
Vor Tagesanbruch begibt Sich der Herr mit Johannes und Matthäus zum Hause des Nikodemus, dem späteren Coenaculum und bleibt hier den ganzen Tag und die folgende Nacht verborgen und spricht im intimen Kreise.
Am selben Tage rufen die Hohenpriester und Pharisäer den hohen Rat (Synedrium) zusammen, beraten über Jesum und beschließen, Ihn zu töten (J.11, 45-53). Unter anderem befürchten sie auch, Jesus werde ihnen alle Toten erwecken, und da würde es große Verwirrung geben.
Zu Bethanien entsteht von neuem großer Tumult. Lazarus muß sich verstecken, obenso seine Freunde; und die Apostel reisen ab, sich nach allen Seiten verteilend.
Mo. 9.
Der Herr verläßt vor Tag mit Matthäus und Johannes Jerusalem, überschreitet den Jordan, geht in nordöstlicher Richtung und übernachtet unter einem Baum mit allen Aposteln, die sich wieder mit Ihm vereinigt haben.
Im Landstrich Peräa
Di. 10.
Er heilt am Wege einen blinden Hirten aus der Gegend von Jericho, der gleich Sein Jünger werden will, aber noch zurückgewiesen wird, um seine Beständigkeit zu erweisen. Jesus lehrt in einem kleinen Orte in der Nähe bis zum Abend. Es sind jetzt acht Apostel bei Ihm.
Mi. 11.
Da Er Sich einer kleinen Stadt nähert, hungert Ihn, allerdings eigentlich nur nach Seelen. Er kommt bei einem Feigenbaum vorbei, der ohne Frucht für Ihn ist. Er geht plötzlich wieder zurück und verflucht ihn, ähnlich wie später einen anderen am 16. März 34, was dann bei Matthäus (21, 19) steht. In der Stadt selbst lehrt Er in der Schule vom unfruchtbaren Feigenbaum (L. 13, 6-9). Die Speise, die der nach Seelen hungernde Heiland sucht, ist das Verlangen der Seele nach Ihm. Wer diese aufrichtige Sehnsucht nicht hat, erreicht nicht die letzte Bestimmung des Menschen, nämlich die ewige Seligkeit.
Do. 12.
Er wandelt mit den Seinen durch Peräa nordwärts und beginnt, ihnen Anweisungen für ihr Verhalten während Seiner bevorstehenden Auslandsreise zu geben. Dort, wo man sie nicht gut aufnehmen werde, sollen sie den Staub von ihren Füßen schütteln; und dasselbe hat Er ihnen schon am 15. Dezember 32 und 5. Januar 33 gesagt.
Eisenindustrie-Stadt Groß-Chorazin
Fr. 13.
Einige Jünger zerstreuen sich schon hier und da. Matthäus geht eine Zeitlang nach Hause. Am Nachmittag predigt Jesus in der Synagoge von Groß-Chorazin, 15 km östlich von Kapharnaum, wo Er schon am 16. März 33 gewesen. Andreas, Petrus und Philippus sind bei Ihm.
Sa. 14.
Er lehrt wieder in der Synagoge. Mittags bittet Ihn ein Mann aus Kapharnaum, doch herüberzukommen und seinen totkranken Sohn zu heilen. Jesus heilt ihn aus der Ferne. Auch vielen anderen Kranken und Trostsuchenden aus der Stadt und Ferne hilft Er teils gleich, teils verspricht Er ihnen für die Zukunft Heilung.
Fischer-Stadt Bethsaida
So. 15.
Abends setzt Er mit den drei Aposteln auf einem Balken-Floß über den Jordan an seinem Einfluß in den See und geht bei Mondenschein zum Hause des Andreas, wo Er mit Bekannten speist. Nach dem Essen spricht Er noch mit einigen bekannten Frauen und übernachtet bei Andreas.
Heute besucht Jesus noch ein zweites Haus, vermutlich das des Philippus, in welchem sich mehrere Frauen befinden, hält sich dann eine Zeitlang nördlich vor Bethsaida in einem Hause auf, wo viele Fischergerätschaften liegen, und lehrt dort vor einem kleinen Kreis von Männern.
Der Antritt der letzten Auslandsreise
Im Lande Basan
Mo. 16.
Der Herr wandelt mit Andreas, Petrus und Philippus den ganzen Tag und die Nacht hindurch im Lande Basan, östlich vom See Genezareth.
Di. 17.
Er trifft mit vielen Jüngern, die Ihn an einer verabredeten Stelle erwarten, zusammen, wandelt mit ihnen den ganzen Tag, sie unterrichtend, und kehrt zum Nachtmahl in ein Herbergshaus am Wege ein.
Hierauf eröffnet Er den Seinen, daß Er von hier aus eine Auslandsreise antreten und als Begleiter nur die Jünger Eliud (später Siricius genannt), Sela oder Silas und Eremenzear (später Hermes) mitnehmen werde.
Die Jünger sollen sich hie und da in den Grenzen Palästinas zerstreuen und lehren. Nach drei Monaten, und zwar für den 9. Januar 34, bestimmt Er ihnen als Hauptsammelplatz und Treffpunkt mit Ihm den Brunnen Jakobs bei Sichem.
Mit Tagesanbruch trennt Er Sich von den Ihn begleitenden Aposteln und Jüngern. Er reicht ihnen die Hand. Sie sind sehr betrübt, daß Er nur die drei oben genannten Jünglinge mitnehmen will, die sechzehn bis achtzehn Jahre alt sind und deren Eltern vom Gefolge Mensors, des einen der heiligen Drei Könige, vor 33 Jahren im Tal der Hirten zu Bethlehem zurückgeblieben und zwischen Samaria und Jericho ansässig geworden waren. Diese Jünglinge sind flink und behende und können sehr rasch laufen.
Andreas, Philippus und Petrus gehen in ihre Heimat zurück, während sich die Jünger an der Grenze hin zerstreuen.
Der Charakter der Auslandreise
Die nun folgende Reise Jesu in das Land der heiligen Drei Könige durch Chaldäa (Irak), ferner durch das Land Ur, wo Abraham geboren, und durch Arabien nach Ägypten, läßt sich im Rahmen dieses kurz gehaltenen Tagebuches schwer beschreiben, da sie den Hauptreiz mit ihren realistischen Detailbeschreibungen verliert, wenn man nicht die Mitteilungen der Katharina Emmerich hierbei auch im Einzelnen wiedergibt und die vielen Bemerkungen heidnischer Sitten und Gebräuche durch zahlreiche bestätigende, erläuternde Anmerkungen aus der Altertumswissenschaft hervorhebt, also in ähnlicher Weise, wie der Herausgeber des vorliegenden Buches vor kurzem die Reise der heiligen Drei Könige nach Bethlehem nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich beschrieben hat.
Abschluß des Lehrwandels 34
1. Der Wandel in Nord-Judäa (4. Januar bis 14. Februar 34)
Die Ankunft in Palästina
Patriarchen-Stadt Beerseba
Jan. Do. 4.
Von Ägypten her nach Palästina zurückkehrend, erreicht der Herr am heutigen Abend Beerseba, die südlichste Stadt von Judäa und wird am Brunnen vor dem Tore freundlich empfangen und als Gast in der Stadt aufgenommen.
Außer Seinen drei ständigen Reisebegleitern Eliud, Silas und Eremenzear befinden sich noch acht neue Jünger in Seiner Gesellschaft, und zwar der Jüngling Caisar aus dem Irak und sieben junge Männer aus Heliopolis und Materea, darunter Deodatus, der Sohn der Mira, dessen Geburt die allerseligste Jungfrau vor 26 Jahren zu Matarea von Gott erfleht hatte (siehe Seite 31).
Er lehrt noch abends in der Synagoge, gibt Sich deutlich zu erkennen und spricht von Seinem nahen Ende. In der Nacht nimmt Er noch in Beerseba fünf junge Leute als Jünger auf.
Leviten-Stadt Bethain
Fr. 5.
Mit Seinen nun sechzehn Begleitern erreicht Jesus vor Sabbat-Anfang den Leviten-Ort Bethain unweit Abrahams Familiengrab im Hain Mambre und predigt in der dortigen Synagoge.
Sa. 6.
Nachdem Er heute noch zweimal in der Synagoge gepredigt und in Privathäusern geheilt hat, reist Er zur Nacht in Richtung auf Sichern weiter.
7. – 8.
Der Herr reist jetzt nur in den Nächten und hält Sich mit den Seinen tagsüber in irgend einem Hirtenhaus verborgen, um einstweilen noch nicht durch Seine Rückkehr Aufsehen zu erregen.
Das Eintreffen am Jakobsbrunnen
Jakobsbrunnen bei Sichem
Di. 9.
Am 9. Januar rief Anna Katharina Emmerich im ekstatischen Zustande vor Freude glühend plötzlich aus: „Ach! Da ist Er angekommen! Wie sie Ihm freudig entgegentreten! Er ist am Brunnen Jakobs, sie weinen vor Freude, sie waschen Ihm und den Jüngern die Füße. Es sind etwa zwölf aus der Gegend hier da, Hirtensöhne, die am 18. Oktober früh noch bei Ihm waren, als Er Seine Auslandsreise antrat; auch Petrus, Andreas, Johannes, Jakobus Major, Philippus und noch ein anderer. Sie haben Ihn hier erwartet.”
Nicht weit vom Brunnen schließt ihnen ein herbeigeholter Mann eine Art Herberge auf. Beim Mahl spricht der Herr wieder von der Nähe Seines Leidens und auch vorn Undank der Juden und vom Verderben, das über sie hereinbrechen werde.
Hirten-Ort in Samaria
Mi. 10.
Früh morgens bestellt der Herr die Apostel und älteren Jünger zum kommenden Sabbat nach Sichern und wandert dann langsam mit den sechzehn Reisebegleitern nach einem, ein paar Stunden entfernten Hirtenort, wo die Eltern des Eliud, Silas und Eremenzear wohnen.
Do. 11.
Er verteilt die Jünglinge, die Sich Ihm auf der Auslandreise und in Beerseba angeschlossen hatten, bei den Hirten, und diese selbst, die nur leichte Wohnungen haben, gehen ans Werk, sich von ihrer Lebensart zu trennen und an die Jünger Jesu sich anzuschließen. Jesus lehrt hier noch bei den Hirten und unterrichtet die neuen Jünger, die Er einstweilen hier zurücklassen will.
Der Zweck der letzten Auslandsreise
Samariter-Stadt Sichem
Fr. 12.
Der Herr wandert mit Eliud, Silas und Eremenzear gen Sichem, unterrichtet unterwegs, langsam wandelnd, dieselben und befiehlt ihnen, gegen niemand zu äußern, wo sie mit Ihm gewesen und was auf dieser Auslandsreise vorgefallen sei, und gibt ihnen den Grund hierfür an. Er sagt ihnen nämlich dem Sinne nach dasselbe, was Er schon am 7. Oktober 31 zu den Ihn damals begleitenden Jüngern gesagt hatte, als Er allein den Kameltreiber Ruben besuchen wollte: „Alle, die Meinen Eltern einmal Gastfreundschaft und Liebe erwiesen haben, suche Ich wieder auf und führe sie zum Heile.”
Dies war auch der eigentliche Zweck Seiner letzten Auslandsreise zu den heiligen Drei Königen und den früheren Gaststätten in Ägypten. Um aber den Aposteln und jüdischen Jüngern, die noch in alttestamentarischem Judentum befangen waren, keinen Anstoß durch Seinen Verkehr mit den Heiden zu geben, nahm Er sie nicht auf diese Reise mit, sondern nur jene drei, ausländischen Jünger, und wollte daher auch nicht, daß sie den Juden von diesen Reise-Erlebnissen etwas erzählten.
Eremenzear faßt aber nach dieser Auseinandersetzung den Herrn bittend am Ärmel Seines Gewandes, Er möge ihm doch wenigstens erlauben, etwas von dieser Reise aufzuschreiben. Jesus erlaubt ihm, es nach Seinem Tode zu tun, und befiehlt ihm, es dann bei Johannes niederzulegen. (Katharina Emmerich bemerkte hierzu: „Ich meine auch immer, daß irgendwo noch etwas davon existiert.”)
Vor dem Tore von Sichem erwarten Ihn acht Apostel und führen Ihn zu einem ihnen bekannten Hausherrn in der Stadt. Als der Sabbat beginnt, wird die Lampe angezündet. Alle legen lange, weiße Kleider und Gürtel an, beten und besuchen dann den Gottesdienst in der Synagoge. Der Herr tritt nicht besonders hervor, sondern verhält Sich wie Einer unter den anderen.
Sa. 13.
Während des heutigen Tages kommen noch weitere Apostel an. Sie wollen gern von den drei Reisebegleitern Jesu erfahren, wo Er gewesen sei und was Er getan habe. Als diese es jedoch nach Jesu Gebot nicht sagen, empfinden sie Unwillen darüber; und dies betrübt den Herrn.
Als der Wirt nach dem Abendessen die Gäste zur Schlafstelle führen will, verlangt Jesus, daß man Ihm die Synagoge öffne, weil er nun, da Er ihre Lehre bei Tag gehört habe, auch selbst lehren wolle. Außer Seinen Jüngern hören der Lehre noch ein paar Juden zu, die über Seine Worte so unwillig werden, daß sie Boten nach Jerusalem schicken mit der Nachricht, Jesus lasse sich wieder bei ihnen blicken (J. 11, 57).
Zweiter Aufenthalt in Ephron und Jericho
Auf dem Wege nach Ephron
So. 14.
Die Pharisäer zu Sichem drohen, Ihn zu verhaften und nach Jerusalem auszuliefern. Jesus entgegnet ihnen, Seine Zeit sei noch nicht gekommen; Er habe nicht für sie, sondern für Seine Begleiter gesprochen. Hierauf entläßt Er die Apostel und Jünger einstweilen in ihre Heimatorte und zieht mit den drei verschwiegenen Jüngern südöstlich nach Ephron.
Unterdes sind auch die allerseligste Jungfrau und ihre Freundinnen in Bethanien von der Rückkehr Jesu nach Palästina benachrichtigt worden. Der Herr bestellt sie jetzt durch einen Boten in das ihnen bekannte Herbergshaus südwestlich von Ephron.
Gebirgs-Stadt Ephron oder Ephraim
Mo. 15.
Auf der Reise herrscht nebliges Wetter und Regen. Trotzdem besucht der Herr, öfter vom Wege abweichend, nach verschiedenen Seiten hin kleine Orte und Privathäuser, um zu trösten, zu heilen und zur Nachfolge aufzufordern. Auch die fortgesandten Jünger und Apostel tun dasselbe und verkündigen überall die Nähe des Messias. Abends kommt der Herr mit den drei Jüngern in Ephron an (J. 11, 54). Zu Seiner Lehre ist die Synagoge gedrängt voll. Er läßt Sich den Lehrstuhl in die Mitte des Raumes stellen und redet zuerst vor den Männern; dann treten die Frauen vom Hintergrunde hervor, und die Männer treten zurück. Er spricht von der Nachfolge, von Seinem nahen Ende und von der Strafe über alle, die nicht glauben. Unter den Hörern entsteht ein Gemurmel, denn es sind viele Böse unter ihnen.
Di. 16.
Gestern abend sind die hl. Frauen in der Herberge vor Jericho angekommen. Heute morgen läßt Jesus durch die drei Jünger Seine Ankunft am Nachmittag melden. Man geht Ihm auf dem Wege gegen Ephron bis zu einem Brunnen entgegen. Die Frauen werfen sich vor Ihm nieder und küssen Seine Hand. Als sich die allerseligste Jungfrau erhebt, küßt der Herr ebenfalls ihre Hand. Maria Magdalena hält sich bescheiden hinter Maria zurück.
Im Herbergshause essen die Frauen gesondert, betreten aber dann den Speisesaal und hören im Hintergrunde der Lehre des Herrn zu.
Herodes-Stadt Jericho
Gegen Abend geht Jesus mit den anderen Männern noch nach Jericho, wo die Apostel und anderen Jünger und viele Kranke auf Ihn warten. Die Frauen folgen nach.
Nachdem der Herr in einigen Privathäusern geheilt, läßt Er Sich die Synagoge aufschließen und den Lehrstuhl wie zu Ephron in die Mitte setzen. Die hl. Frauen sitzen mit eigener Lampe in einem abgesonderten Raum der Synagoge und hören Seiner Lehre zu. Heute abend schließt der Monat Thebet und beginnt der neue Monat Sebath.
Mi. 17.
Die Frauen sind abgereist. Jesus lehrt und heilt am Morgen. Das Gedränge und auch das Murren der Pharisäer wird immer stärker, und die letzteren senden Boten nach Jerusalem.
Dritte Taufstelle bei Ono
Der Herr begibt Sich zum Jordan an die Taufstelle, wo in Hütten und Zelten viele Kranke auf Ihn warten, denn man ließ Ihn hierher bitten und weiß um Seine Zusage. Nur Johannes, Andreas und Jakobus Major sind bei Ihm. Es findet kein Taufen statt, sondern nur ein Abwaschen, ein Heilen. Selbst die Taufe des Johannes hatte mehr von einem Sakrament, als das heutige Waschen. Die eigentliche Taufe beginnt erst nach den nächsten Pfingsten.
Wandel in Nord-Judäa
Jakobs-Stadt Bethel
Do. 18.
Als das Gedränge am Jordan zu stark wird, entfernt Sich der Herr mit den drei Aposteln und besucht eine Ihm vertraute Familie, in deren Hause zu Bethel Lazarus, dessen Schwestern nebst Nikodemus und Johannes Markus Ihn erwarten.
Bei der Fußwaschung am Brunnen des Hauses durch den Hausherrn naht sich Magdalena, wie schon früher, dem Heiland von hinten und gießt Ihm aus einem kleinen platten Fläschchen eine wohlriechende Essenz auf das Haupt.
Beim Abendessen speisen die Frauen wieder gesondert und hören nachher den Tischgesprächen des Herrn vom Hintergrund des Speisesaales zu. Nachher heilt Er noch einige Kranke, die im Anbau des Hauses liegen.
Haus eines Verwandten des Andreas
Fr. 19.
Nachdem Er noch in Bethel selbst viele geheilt, besucht Er mit den drei Aposteln auf Umwegen den Halbbruderssohn des Andreas ein paar Stunden von Bethel nördlich von Jericho.
Nach dem Mittagsmahl heilt der Herr die zwölfjährige Haustochter von ihrer Bleich- und Mondsucht. Die zwei Söhne des Hauses arbeiten zurzeit in der Fischerei des Andreas am See Genezareth.
Städtchen ungenannten Namens
Den Sabbat feiert Jesus mit Seinen Begleitern in der Synagoge eines Städtchens, dessen Namen Katharina Emmerich nicht nennt. Sie übernachten in einer Wohnung in der Stadtmauer.
Sa. 20.
Er hält in der Synagoge eine kurze Lehre und ist nachher draußen von Menschen umdrängt. Selbst Priester führen Kranke herbei. Zuletzt heilt Er auch einen Aussätzigen und viele blutflüssige Frauen; und da dieses meist in dem Hofe vor der Synagoge geschieht, so wird das Gedränge so groß, daß die Leute die Schranken niederreißen und über die Dächer klettern.
Schloß-Festung Alexandrium
Ähnlich wie am 28. Januar 33 löst der Herr am Abend in Alexandrium Gefangene aus. Die drei Apostel wollen Ihn erst ängstlich am Betreten der Festung verhindern, doch Er läßt Sich nicht behindern, tritt durch das Tor und spricht mit den Ihn anhaltenden Wachen, die Ihn daraufhin ehrerbietig weitergehen lassen.
Er versammelt im Hof die Gefangenen, redet mit ihnen und sondert mehrere aus. Dann läßt Er zwei Gerichtspersonen herbeirufen, stellt für 25 Gefangene Kautionen und zieht mit den Ausgelösten und den drei Aposteln die ganze Nacht hindurch nordwärts am Jordan entlang.
Städtchen ungenannten Namens
So. 21.
Auf Seiner eiligen Reise erreicht Jesus das Städtchen, wo viele der Ausgelösten ihre Familien haben und gibt jene den Ihrigen zurück, während die anderen allein gen Kedar im Ostjordanland weiterziehen.
Dann entläßt Er auch die drei Apostel, wandert allein in Richtung auf Tiberias weiter und trifft unterwegs mit den drei verschwiegenen Jüngern und den anderen von der Auslandsreise mitgebrachten Jüngern zusammen. Er übernachtet mit ihnen nur kurze Zeit unter einem Schuppen; den größten Teil der Nacht wandert Er.
Letzter Abschied von Kapharnaum und Nazareth
Kapharnaum
Mo. 22.
Gegend Abend kehrt der Herr in Sein Haus zu Kapharnaum ein, wo Ihn Petrus, Andreas und Jakobus Major erwarten. Gleich darauf nimmt Er einen auf Seiner Auslandsreise zu Kedar kennengelernten Jüngling namens Selam als Jünger auf.
Als Er noch spät in der Synagoge vor vielen Hörern spricht, läuft auf der Straße alles Volk zusammen, und man hört rufen: „Der Josephssohn ist wieder da!” Der Heiland weilt jetzt das letztemal in Kapharnaum.
Nazareth
Di. 23.
Vor Tag verläßt Er Kapharnaum und besucht mit den neuen Jüngern und mehreren Aposteln noch einmal das Haus Seiner Jugend zu Nazareth und geht dann zur Synagoge der Stadt.
Sein plötzliches Erscheinen macht viel Aufsehen und Zusammenlauf. Ein Besessener, der einen stummen Teufel hat, schreit Ihm nach: „Das ist der Josephssohn, der Aufrührer! Greift Ihn, fangt Ihn!” Der Herr aber wendet Sich ruhig um und heißt ihn schweigen.
In der Synagoge läßt Er Sich alles beiseite räumen und den Lehrstuhl herrichten. Er tut auf dieser letzten Reise alles ganz frei, lehrt auch ganz offen und wie jemand, der ein Recht dazu hat, worüber sich die Juden sehr ärgern. Er übernachtet mit den Seinen in einem Hotel.
Mi. 24.
Morgens heilt Er noch in mehreren Häusern am Nordtor und segnet auch Kinder, verläßt dann, als der Unwille in der Stadt immer stärker wird, Nazareth und bestellt die Apostel auf einen Berg etwa 25 km südlich von Tiberias in der Gegend, wo Er am 24. Dezember 31 den Petrus angesprochen (J. 1, 42). Er folgt den Vorausgesandten mit den Jüngern langsam nach.
Reise nach Bethanien
Apostelberg bei Scythopolis
Es ist schon Nacht, als Er oben auf dem Berge ankommt, wo Ihn die Apostel bei einem angezündeten Feuer erwarten. Er belehrt sie hier bis zum Morgen, ordnet unter ihnen ihre verschiedenen Wege und Arbeiten für die nächste Zeit an und bestellt sie auf morgen nach Thänat-Silo.
Ackerbau-Stadt Thänat-Silo
Do. 25.
Nachdem Er noch einige Umwege gemacht und am Wege eine kranke Haustochter geheilt hat, wird Er an einem Brunnen von Thänat-Silo von allen Aposteln feierlich mit grünen Zweigen empfangen und zur Herberge geleitet, wo Ihn die allerseligste Jungfrau, nebst Martha, Magdalena und die anderen heiligen Frauen begrüßen und mit einem bereiteten Mahl bewirten, an welchem etwa fünfzig Gäste teilnehmen.
Gleich nach dem Essen besuchen alle die Synagoge der Stadt, hören Jesu Lehre mit an und übernachten in der Herberge, in der unterdes soviele Kranke für den Heiland untergebracht sind, daß sie mehr einem Hospital als einer Herberge gleicht.
Jünger-Herberge auf dem Weg nach Bethanien
Fr. 26.
Nachdem Jesus noch in der Herberge und in der Stadt selbst viele geheilt und die Apostel teils nach Kapharnaum, teils nach dem Versammlungshause der vorgestrigen Nacht entlassen hat, wandert Er mit mehreren Jüngern in Richtung auf Bethanien bis zu einer Herberge, wo Ihn alle von der Auslandsreise mitgebrachten Jünger erwarten.
Sie erhalten eine Lampe vom Wirt, hängen sie mitten in dem Saal auf, überdecken einen Tisch mit Rot und Weiß, legen ihre weißen Sabbatkleider an und treten um den Herrn in die Betordnung her. Er betet aus einer Rolle vor.
Sa. 27.
Die Sabbatlampe brennt den ganzen Tag in der Herberge, und der Herr unterrichtet unter abwechselnden Gebeten die Jünger fortwährend in ihren Pflichten.
Unter ihnen befindet sich auch jener Silvanus, der als Knabe mit dem zwölfjährigen Jesus am Fest im Hause der hl. Anna teilnahm ( S. 35), und den der Herr gestern in Thänat-Silo als Jünger aufgenommen hat.
Herberge der heiligen Frauen von Bethanien
So. 28.
Unterwegs bitten Ihn die Jünger, Er möge sie beten lehren, wie Er die anderen beten gelehrt, und Er legt ihnen die einzelnen Bitten des Vaterunsers aus.
Auch heilt Er auf dem Wege mehrere Aussätzige, die an die Straße gebracht werden. Zur Nacht kehren sie eine Stunde vor Bethanien in einem Herbergshause ein, welches den heiligen Frauen gehört, wie sie mehrere solcher Herbergen besitzen. Hier weilte Jesus schon einmal vom 3. bis 5. Oktober letzten Jahres. Heute speist und lehrt Er hier im intimen Kreise Seiner heiligsten Mutter, einiger heiliger Frauen, fünf Apostel, vieler Jünger und einiger vertrauter Laien und Priester.
Wirken in und um Bethanien
Um und in Bethanien
Mo. 29.
Die Apostel und sechzehn Jünger verteilen sich in der Umgegend in zwei Gruppen, von Thaddäus und Jakobus Major geführt, und heilen durch Handauflegung, Anhauchen und Ausstreckung über den Kranken.
Der Herr zieht ebenfalls mit den drei verschwiegenen Jüngern in der Umgebung umher, heilt und befreit Besessene. Viele Geheilte und deren Angehörige ziehen Ihm teils nach und teils nach Bethanien voraus.
In Bethanien kommen Ihm Priester entgegen, führen Ihn zur Synagoge und legen Ihm ein Buch aus dem Pentateuch vor, worüber Er lehren soll. Viele Männer und auch Frauen hören Seiner Lehre zu.
Nachher besucht Er das Festhaus des von Ihm geheilten Aussätzigen Simon von Bethanien, wo die heiligen Frauen ein Mahl bereitet haben. Während Jesus mit den drei verschwiegenen Jüngern im Synagogenhotel übernachtet, gehen die Apostel und anderen Jünger zur Nachtruhe in das der Gemeinde Jesu gehörige Haus, und die heiligen Frauen zum Schlosse Lazari in die Wohngebäude der Martha und Magdalena.
30. – 31.
Die beiden letzten Tage des Januar verbringt der Herr ebenfalls mit Lehren in der Synagoge und mit Heilen in Bethanien und weilt auch wieder als Gast im Festhause Simons.
Ort bei Bethanien, vermutlich Ensemes
Febr. Do. 1.
Heute sendet Jesus die Jünger zum Lehren und Heilen paarweise in die Gegend aus und bestellt sie teils nach Bethanien, teils nach Bethphage an der Südostecke Jerusalems zurück.
Er Selbst heilt mit den drei verschwiegenen Jüngern in einem Orte ein paar Stunden südlich von Bethanien.
Bethanien
2. – 3.
Nach Bethanien zurückgekehrt, predigt Er zum Sabbat mehrmals in der Synagoge, speist einmal im Festhaus Simons und übernachtet jedesmal in der Jüngerherberge vor der Stadt.
So. 4.
Am heutigen Tage kommen drei heimliche Jünger von Jerusalem zu Ihm, ein Sohn des verstorbenen Priesters Simeon am Tempel, ein Verwandter der Veronika und ein Verwandter der Johanna Chusa, und berichten, daß die Hohenpriester und Pharisäer zwecks Verhaftung Jesu Lauerer in den Orten rings um Jerusalem aufstellen lassen.
Hierauf verläßt der Herr Bethanien mit den beiden neuesten Jüngern, den Selam von Kedar und den Silvanus aus der Gegend von Sichem, und wandert die ganze Nacht hindurch in nördlicher Richtung.
Letzter Besuch der Ephron-Gegend
Lazari Gut bei Alexandrium
Mo. 5.
Früh im Dunkeln wird Er auf Lazari Gutshof südlich von der Bergfestung Alexandium von Lazarus, Nikodemus, Joseph von Arimathäa, Johannes Markus und Jair, den mittleren Sohn des verstorbenen Priesters Simeon, begrüßt.
Während der folgenden Tage waren die Mitteilungen der Katharina Emmerich fast ganz unterbrochen, da ihr alter geistlicher Freund, der emigrierte Abbé Lambert aus Amiens am 9. Februar starb, und sie für seinen seligen Tod kurz zuvor noch starke Leiden der mystischen Stellvertretung übernahm.
Übergangs-Stadt Bethabara
6. – 10.
Der Herr setzt mit Selam und Silvanus über den Jordan und wandert in Peräa südwärts bis nach Bethabara, ermahnt dort früher von Ihm geheilte und bekehrte Leute und feiert den Sabbat ebendaselbst.
Gebirgs-Stadt Ephron oder Ephraim
So. 11.
Von Bethabara wandert Jesu nach Ephron im Gebirge und heilt in Ephron zwei Blinde. Sieben andere Jünger nebst den Aposteln Thomas, Jakobus Minor, Thaddäus und Judas kommen hier zu Ihm. Den letzteren hat die allerseligste Jungfrau vor seinem Weggang von Bethanien dringend gewarnt, er solle sich doch mäßigen, auf sich achtgeben und sich nicht in alles so sehr einmischen.
Kranken-Ort eine Stunde nördlich von Jericho
Mo. 12.
Von Ephron aus besucht Jesus eine Art Zufluchtshaus für Kranke und Arme nördlich von Jericho und heilt dort einen alten blinden Mann durch Sein bloßes Wort. Von hier aus kehrt Er nach Lazari Gut bei Alexandrium zurück.
2. Die letzten Lehren im Tempel (15. Februar bis 29. März 34)
Beginn der letzten Lehren im Tempel
Letzter abwechselnder Aufenthalt in Bethanien und Jerusalem
Do. 15.
Der Herr begibt Sich mit Lazarus von dessen Landgut nach Bethanien, wo Ihm die heiligen Frauen entgegenkommen. Als Er abends zum Tempel geht, bereitet Er Seine Ihn ein Stück Weges begleitende Mutter auf Sein bevorstehendes Leiden vor. Heute abend endet der Monat Sebath und beginnt der neue Monat Adar. Er übernachtet im Hause der Maria Markus nordöstlich von Jerusalem.
Fr. 16.
Als die Juden nach der Sabbatfeier den Tempel verlassen haben, lehrt Jesus in ihm an der Stelle, wo Er als Zwölfjähriger gelehrt hat, also auf dem großen Lehrstuhl im Portikus Salomonis. Er spricht sehr ernst zu dem großen Hörerkreis. Sein Leiden hat eigentlich schon begonnen, denn Er ist innerlich ganz von Betrübnis über die Verkehrtheit der Menschen zerrissen. Er übernachtet in der Essener-Herberge vor dem Bethlehem-Tor an der Westseite Jerusalems, wo einst Maria weilte, als sie Ihn als Kind im Tempel darstellte (S. 26), und wo Er zuletzt am 13. Januar 33 eingekehrt war.
Sa. 17.
Zur Lehre im Tempel begleiten Ihn Petrus, Johannes und Jakobus Major, die anderen kommen einzeln hinzu. Er herbergt wieder vor dem Bethlehem-Tor, während die Apostel und Jünger bei Lazarus in Bethanien übernachten, wo auch Maria weilt.
18. – 22.
Der Herr lehrt in diesen Tagen im Tempel fast immer von einem verwilderten Acker, den man behutsam behandeln müsse, um einen guten Weizenstock darin nicht zugleich mit dem Unkraut auszureißen, auf daß er fortwachse. Auch sagt Er den anwesenden Pharisäern in dieser Lehre so treffend die Wahrheit, daß sie bei allem Zorne doch eine heimliche Freude daran haben.
Fr. 23.
Den ganzen Tag über spricht Er mit Seiner Mutter unter einer Laube im Hof der Gemeindeherberge zu Bethanien über Sein bevorstehendes Leiden.
Nach Sabbat-Anfang lehrt Er im Tempel, als die Pharisäer bereits den Gottesdienst verlassen haben. Sie sind sehr erbittert und schließen den Tempel, so daß keine weiteren Leute mehr hineingehen können. Doch der Heiland lehrt bis tief in die Nacht hinein. Er bewegt Sich nicht stark und redet sehr einfach, wendet Sich aber bald nach dieser, bald nach jener Seite, indem Er nach drei Seiten des Tempels als Sinnbilder der drei Weltgegenden hinweist, für deren menschliche Bewohner Er gekommen sei.
Im Zusammenhang damit hatte Er schon vor dem Tempel gesagt, wenn Er von ihnen geschieden sein werde, sollten sie Ihn am Mittag suchen. Da fragt Petrus, was das bedeute, und Jesus antwortet, am Mittag stelle die Sonne über uns und gebe kaum Schatten, morgens und abends werfe sie lange Schatten und um Mitternacht seien wir am weitesten von ihrer Lichtspendung entfernt. Sie sollten Ihn also am Mittag suchen und würden Ihn dann in ihrer Seele finden, wenn kein Schatten vorhanden sei. Diesem Orte im Innern der Seele aber setzt Er jetzt in Seiner Lehre im Tempel auch noch eine bestimmte Weltgegend zur Seite (vielleicht Rom oder die Mittelmeerländer).
Sa. 24.
Des morgens lehrt Er wieder im Tempel und speist gegen drei Uhr nachmittags mit den Aposteln und zwanzig Jüngern im Hause der Maria Markus vor der Nordostecke Jerusalems. Veronika ist auch im Hause heimlich zugegen. Der Herr übernachtet in der Essenerherberge vor dem Bethlehem-Tor.
Der verschlossene Lehrstuhl
So. 25.
Die Juden werden schon trotziger und verschließen das Gitter um den Lehrstuhl und diesen selbst. Jesus ergreift bei Seiner Ankunft das Gitter, und es öffnet sich, und der verschlossene Lehrstuhl tut sich vor Seiner Hand auf.
Da viele Schüler des Täufers zugegen sind, beginnt der Herr von Johannes zu reden und fragt jene, was sie von diesem und was sie von Ihm halten. Er will, daß sie sich öffentlich kundgeben; aber sie fürchten sich, öffentliches Zeugnis abzulegen. Auch redet Er lange im Gleichnis von einem Manne und zwei Söhnen, die einen Acker umbrechen und ausjäten sollen. Der eine Sohn sagt ja und tut es nicht, der andere sagt nein, doch es reut ihn, und er tut es dann.
Heute abend geht Er zur Nacht nach Bethanien auf Lazari Familienschloß und besucht hier die heiligen Frauen und belehrt sie.
Di. 27.
Die Jünger gehen Ihm heute nach Jerusalem voraus und öffnen den Tempel. Er lehrt in ihm wie gestern in Parabeln, speist wieder bei Johannes Markus und übernachtet in Bethanien.
Mi. 28.
Als Er heute morgen auf Seinem Wege zum Tempel einen Blinden am Wege nicht heilt, sind die Jünger hierüber unwillig. Er aber erklärt ihnen in Seiner Lehre im Tempel, warum Er jenen Blinden nicht geheilt, da jener in seiner Seele noch blinder als an seinen Augen sei. Hierauf wendet Er Sich an die Hörer und sagt, es seien viele anwesend, die nicht an Ihn glauben, sondern nur der Wunder wegen Ihm nachlaufen; doch sie würden Ihn in der entscheidenden Stunde verlassen. Sie seien wie jene, die Ihm solange folgten, als Er sie (am 3. Febr. 33) mit irdischer Speise gespeist, aber sich nachher zerstreut, hätten. Diese sollen sich jetzt ausscheiden. Und tatsächlich gehen bei dieser Rede viele Hörer fort, und nur wenig über hundert bleiben um den Herrn versammelt.
März, Do. 1.
Der Herr geht erst gegen Abend zum Tempel. Sechs Apostel und Jünger gehen hinter Ihm. Er setzt Selbst alle Stühle in den Hallen aus dem Weg und in Ordnung. Die Jünger wundern sich darüber, daß Er Selbst Hand anlegt. Er lehrt darüber wie von einem Sinnbild und erwähnt, daß Er sie nun bald verlassen werde.
Fr. 2.
Nach dem Sabbat-Gottesdienst im Tempel speist Er bei Johannes Markus in Anwesenheit Lazari und der heiligen Frauen. Zur Nacht kehrt Er nach Bethanien zurück.
Die große Lehre im Tempel
Sa. 3.
Vom frühen Morgen an lehrt Er mit kurzer Mittagspause bis zum Nachmittag im Tempel. Zuerst spricht Er in einem abgesonderten Raum der Tempelhalle nur vor den Aposteln und Jüngern, und zwar viel über zukünftige Geschehnisse. Hierauf lehrt Er auch vor anderen Juden und lauernden Pharisäern, spricht viel von verfälschten Tugenden und von einer Liebe, worin Selbstliebe und Habsucht, von einer Demut, worin Eitelkeit sei, und erklärt, wie fein sich das Böse in alles einschleiche.
Auch erwähnt Er, wie viele glauben, Er habe ein weltliches Reich zu gründen und ein Amt zu vergeben, in der verkehrten Hoffnung, bei Ihm ohne Leiden etwas zu werden; ja wie selbst die sonst fromme Mutter der Apostel Jakobi und Johannis eine Auszeichnung ihrer Söhne von Ihm verlangt habe (Mt. 20, 20-28).
Dann spricht Er, daß man sich keine toten Schätze sammeln solle (Mt. 6, 19-21), und redet vom Geiz (L. 12, 15), womit Er auf Judas abzielt. Er redet von der Abtötung, vom Fasten und Beten und von der Heuchelei darin (Mt. 6, 5 u. 6, 16) und erwähnt hierbei den Zorn der Pharisäer ( am 9. April 33) über das Ährenabrupfen der Jünger (am 5. April 33) (Mt. 12, 1-8).
Er wiederholt noch viele Lehren und erklärt vieles aus Seinem ganzen Wandel. Hierbei lobt Er das Verhalten der Jünger während Seiner Abwesenheit und die Folgsamkeit und Verschwiegenheit derer, die Ihn auf Seiner längeren Reise begleitet haben, und spricht sehr rührend von dem Frieden, in welchem Er gereist sei. Dann kommt Er auf Sein baldiges Ende zu sprechen und wie Er vorher noch feierlich in Jerusalem einziehen werde.
Auch erwähnt Er das kommende Leiden Seiner Mutter dem Fleische nach. Doch als Er von Seinem eigenen Leiden und von der genugtuenden Kraft derselben spricht, toben, lachen und höhnen die Hörer. Sie flüstern sich Entrüstungen mit grimmigen Blicken zu, und einige gehen hinaus und reden mit allerlei Gesindel, das, wie bestellt, draußen lauert. Es scheint wie ein vorbereiteter Plan zu sein, um Jesum zu überfallen. Doch der Herr beruhigt die Seinen, Seine Zeit sei noch nicht gekommen; und auch dieses gehöre zu Seinem Leiden.
Zum Schluß berührt Er in Seiner Lehre das Abendmahls- und Versammlungshaus, worin sie nachher den Hl. Geist empfangen würden, ohne es jedoch mit Namen zu nennen, und spricht von einer Versammlung und dem Genusse einer Stärkung und Erquickung, und wie Er ewig in derselben bei ihnen sein wolle.
Zu den Aposteln allein redet Er von vielem, was nach Seinem Hingange zum Vater vorgehen werde. Er sagt zu Petrus, er werde zwar viel zu leiden haben, er solle sich aber nicht fürchten und getreu ausharrend der Gemeinde vorstehen, die sich wunderbar vermehren werde, und fügt noch vieles andere, ohne aber einzelne Namen zu nennen, hinzu, was Lukas in Seiner Apostelgeschichte aufgeschrieben hat.
Verborgenheit bei Lazarus
So. 4.
Heute und die nächsten beiden Tage hält Sich der Herr im Schloß zu Bethanien verborgen, da man gestern, als Er den Tempel verließ, am Ausgange desselben und auf dem Wege auf Ihn lauerte, um Ihn zu steinigen.
Er läßt die Apostel zu Sich kommen, beantwortet ihre Fragen betreffs Seiner gestrigen Lehre und befiehlt ihnen, das, was Er von der Zukunft gesagt, aufzuschreiben. Dies besorgt Nathanael, der frühere Bräutigam von Kana.
5. – 6.
Während Er die Seinen noch weiter unterrichtet, treffen im Schlosse drei Chaldäer ein, ungemein große, schlanke und feingestaltete Männer, die den Herrn zwar nicht persönlich kennen, aber von Seiner Lehre in Chaldäa gehört haben und sich selbst überzeugen wollen. Er spricht nur kurz mit ihnen und weist sie an Cornelius, den Hauptmann zu Kapharnaum, den sie auch in der Folge aufsuchen, und der sie unterrichtet. Sie wollen in ihrer Heimatstadt Sikdor noch viele Leute und Schätze sammeln und dann zum Könige Mensor nach dem Irak ziehen (siehe die geographische Karte zu Seite 24).
Mi. 7.
Jesus begibt Sich frühmorgens mit etwa dreißig Jüngern im geschlossenen Zuge zum Tempel und betritt den runden Lehrplatz im Tempelgebäude. Die Pharisäer weichen in die Hallen zurück und lauern durch die Bogen zur Mitte herein. Er lehrt stark wider sie, sagt den Jüngern Seine Leiden voraus und kehrt dann nach Bethanien zurück.
Do. 8.
Heute lehrt Er wieder im Tempel, als die Juden ihren Gottesdienst beendet haben es ist heute ein Festtag (zum Andenken des Regens, 20. Adar?) —, und Er bleibt zur Nacht in Jerusalem.
Die vorletzte Tempelreinigung
Fr. 9.
Als der Herr am Morgen mit allen Jüngern bei den Lebensmittelverkäufern, die vorn am Eingang in den Mauern des Tempels wohnen, vorbeikommt, geht Er in ihre Kammern, befiehlt ihnen, augenblicklich mit all ihren Waren herauszugehen und räumt, da sie zögern, Selbst ihre Sachen zusammen. Diese Art Tempelreinigung ist jedoch nicht jene, die die Synoptiker berichten und die erst nächsten Freitag geschieht.
Als Er in den Tempel kommt, sind andere auf dem Lehrstuhl, aber sie weichen vor Ihm, fast als treibe Er sie Selbst weg. Er lehrt inhaltlich dasselbe, was von Matthäus in der sogenannten Bergpredigt aufgezählt wird.
Nachmittags weilt Er im Hause des Johannes Markus, geht zum Sabbat in den Tempel und lehrt nach dem Gottesdienst bis in die Nacht, hauptsächlich von dem besseren Glauben der Heiden, den Er auf Seiner Reise erfahren habe. Er übernachtet wieder wie gestern in Jerusalem.
Der Jünger-Unterricht im Tempel
Sa. 10.
Heute schließt Jesus Sich im Tempel durch Absperrung von drei Bogen mit den Aposteln und Jüngern in der Lehrhalle ab, nimmt Sich im Unterricht die Apostel paarweise vor und redet vom wahren Fasten (Mt. 6, 16-18), auch von Seinem Fasten in der Wüste und vom falschen Esther-Fasten der Pharisäer. Zum Schluß spricht Er über den Beruf der Jünger.
Mit Judas Ischariot spricht Er wenig. Dieser ist ergrimmt, hat den Verrat bereits im Herzen und hat schon mit den Pharisäern gesprochen.
So. 11.
Der Herr lehrt wieder im Tempel, und zwar von Seinem bevorstehenden Leiden (ML 20, 17-19). Die Jünger sind darüber sehr traurig.
Mo. 12.
Wieder spricht Er, und zwar vier Stunden lang, im Tempel vor vielen Juden, die Ihn hören wollen. Der Tempel ist ganz voll, auch viele Frauen hören von einem abgesonderten und vergitterten Platze zu.
Er wiederholt viel von früheren Lehren und Taten, die Er erklärt, wie z. B. der Heilung des Mannes am Teich Bethseda und der Erweckung des Jünglings von Naim und der Tochter des Jairus. Zum Schluß kündet Er Seinen feierlichen Einzug in Jerusalem an, sagt aber nichts von einem Esel, so daß man glaubt, Er werde mit großer Pracht und Herrlichkeit, mit Pferden und Kamelen einziehen; und es entsteht ein großes Geflüster in der Halle.
Di. 13.
Nach Seiner letzten Rede herrscht unter den Schriftgelehrten und Pharisäern große Unruhe. Im Hause des Kaiphas halten sie eine Versammlung ab (J. 12, 9-11), und es wird verboten, Jesum und die Jünger irgendwo aufzunehmen. Auch lassen sie am Tore auf Ihn lauern, aber Er hält Sich im Schlosse Lazari zu Bethanien verborgen.
Mi. 14.
Der Herr teilt dem Lazarus und den Aposteln im großen unterirdischen Gewölbesaal des Schlosses mit, daß morgen der Tag Seines Einzuges in Jerusalem sei. Er redet lange mit ihnen, und sie werden sehr traurig.
Dann begibt Er sich mit Lazarus in den dreieckigen Nebenraum zu Seiner Mutter und den heiligen Frauen und erzählt ihnen eine Parabel von einem König, der auf Veranlassung einer prächtigen Frau, die zu ihm gekommen, einem frommen Manne den Garten abkaufen will, der an die königlichen Gärten angrenzt. Doch dieser will seinen Garten nicht hergeben und bebaut ihn redlich weiter, trotz aller Verfolgungen und Steinigungsversuche, so daß er ganz krank wird. Aber endlich geht der König mit all seiner Herrlichkeit zu Grunde, während der Garten des frommen Mannes sich vermehrt und wie ein Baum des Segens sich weit ausbreitet und in die Welt verteilt. Dieses Gleichnis legt dann der Herr aus auf das Paradies, den Sündenfall, die Reiche der Welt, die Erlösung, und wie der Sieg über den Tod durch die Auferstehung in einem Garten werde vollendet werden.
Abends hält Jesus nach dem Essen noch eine Lehre vor den bisher zerstreut gewesenen Jüngern, die sich in der Dunkelheit wieder gesammeltund in den Nebengebäuden des Schlosses gewartet hatten.
Der feierliche Einzug in Jerusalem
Do. 15.
Frühmorgens schickt der Herr den Eremenzear und Silas über Bethphage nach Jerusalem, um den Weg zu räumen, die gesperrten Pfade zu öffnen und die Eselin, die sie bei einem Herbergshause vor Bethphage auf der Weide finden, anzuzäunen. Dann schickt Er die älteren Jünger nach Jerusalem, um Maria Markus, Veronika, Nikodemus, die Söhne Simeons und die anderen Freunde vom bevorstehenden Einzuge zu benachrichtigen. Er Selbst begibt Sich mit den Aposteln und jüngeren Jüngern zu einer Art Lustpark und sendet von hier zwei Jünger nach dem Hause bei Bethphage, um die Eselin vom Zaun loszubinden und zu sagen, der Herr bedürfe ihrer (Mt. 21, 1-6).
Unterdes hält Er unter Zulauf vieler Menschen an die Jünger eine Ansprache über die Vorsicht und den Gebrauch des Verstandes, denn sie hatten Ihn gefragt, warum Er diesen Seitenweg genommen. Hierauf ordnet Er den Zug, sagt den Aposteln, daß sie von nun an und nach Seinem Tode überall der Gemeinde vortreten müßten, und läßt sie paarweise vor Sich herschreiten. Als die beiden Jünger den Zug sich Bethphage nähern sehen, ziehen sie ihm mit der Eselin entgegen und legen über das Tier die Mäntel und Decken, die sie von Lazarus mitgebracht hatten (Mt. 21, 7).
Der Herr zieht ein feierliches Gewand an, ein Kleid von weißer Wolle mit einer Art Schleppe nebst breitem Gürtel und breiter Stola. Der eine Jünger hebt Jesum auf der einen Seite auf die Eselin, der andere hilft auf der anderen Seite.
Die Apostel und Jünger tragen Palmzweige, die sie im Lustpark abgeschnitten. Auf der einen Seite des Herrn geht Eliud, auf der anderen Silas und hinter Ihm Eremenzear, dann folgen alle die neuesten Jünger, die Er von der Auslandsreise mitgebracht und die Er in letzter Zeit angenommen hatte. Hieran schließen sich die heiligen Frauen an; und die allerseligste Jungfrau, die sich sonst immer wie die letzte verhält, geht heute an ihrer Spitze. Sie beginnen zu singen und weiter zu ziehen, und die Leute von Bethphage folgen wie ein Schwarm hinterher. Jesus hat den Jüngern nochmals gesagt, sie sollten auf jene achten, welche die Kleider vor Ihm ausbreiten, welche Zweige abbrechen und welche beides tun würden; die letzteren seien jene, die Ihn mit der eigenen Aufopferung und auch mit Reichtümern der Welt ehren würden.
In Jerusalem haben unterdes die Krämer und Leute, denen am Morgen Eremenzear und Silas gesagt hatten, den Tempel zu räumen, denn der Herr werde einziehen, das Pflaster aufgerissen und Bäume gepflanzt, die oben zu Bogen zusammengebunden und mit allerlei gelben Früchten behängt wurden. Außerdem drängen sich viele Leute, Freunde, Neugierige und viele Reisende zu jenem Teil der Stadt hin, wo der Zug Jesu erwartet wird. Aus der Stadt strömt das Volk dem singenden Zuge entgegen. Mehrere alte Priester aber halten die Apostel an, die betroffen schweigen. Hierauf stellen sie den Herrn zur Rede, was Er für eine Ordnung mit Seinen Leuten halte und warum Er ihnen diesen Lärm nicht untersage. Er antwortet, wenn diese schweigen würden, so sollten die Steine auf dem Wege zu schreien beginnen (L. 19, 39-40). Da ziehen sie sich zurück. Die Hohenpriester aber halten einen Rat, lassen Männer und Verwandten der ihnen bekannten und dem Zuge entgegengezogenen Frauen und Kinder zu sich kommen, halten sie in dem großen Hofe versperrt und schicken Leute aus, die lauern müssen.
Bald ist der Weg mit Zweigen, Kleidern und Teppichen so dicht überstreut (Mt. 21, 8 bis 9), daß der Zug ganz weich durch die vielen grünen Zierbogen hinangeht, mit denen er zwischen den Mauern überbaut ist.
Jesus weint, auch die Apostel weinen, als Er sagt, daß viele, die jetzt so jubeln, Ihn bald verspotten werden, und einer Ihn sogar verraten würde. Er sieht auch die Stadt an und weint, daß sie bald werde zerstört werden (L. 19, 41-44). Da Er an das Tor kommt, wird der Jubel immer größer (Mt. 21, 10-11, 14-16), und sie bringen dem Herrn viele Kranke aller Art, geführt und getragen. Er hält oft an, steigt ab und heilt sie alle ohne Auswahl. Es sind auch viele Seiner Feinde da, die mitschreien und lärmen. Der Zug vom Tore bis zum Tempel, etwa eine halbe Stunde lang, dauert an drei Stunden. Näher am Tempel wird die Verzierung des Weges noch schöner. Zu beiden Seiten sind Einzäunungen angebracht, hinter denen Bäumchen stehen.
Unterdes haben die Juden alle Häuser und auch das Stadttor schließen lassen; und als Jesus vor dem Tempel abgestiegen ist, und die Jünger die Eselin zurückführen wollen, müssen sie innerhalb des Tores bis zum Abend warten. Die heiligen Frauen sind auch im Tempel und sehr vieles Volk. Alle diese Leute müssen den ganzen Tag ohne Erquickung verbringen, denn man hat diesen ganzen Teil der Stadt abgesperrt.
Hier wird die Mitteilende unterbrochen, und später sagte sie, es sei noch etwas im Tempel vorgegangen, was sie vergessen habe. (Dem Herausgeber dieses Buches, der am Sonntag, den 13. April 1931, äußerer Zeuge der diesbezüglichen Vision der Therese Neumann zu Konnersreuth gewesen, teilte diese im Übergangszustand unmittelbar nach dem Visionszustande mit, der Heiland habe nach Seinem Einzuge im Tempel sehr mutig vor den Pharisäern und Priestern gelehrt und dann vor allen anderen Anwesenden eine längere Predigt gehalten.)
Abends ist das Tor wieder offen, und die Frauen gehen nach Bethanien voraus; Jesus und die Apostel folgen später nach. Magdalena, betrübt, daß der Herr und die Seinen keine Erquickung in Jerusalem erhalten, bereitet Speise für sie vor und gießt Jesu während des Essens duftende Salbe über das Haupt, nachdem sie Ihm schon vorher die Füße im Hof gewaschen und mit einem Tuch getrocknet hatte, das über ihre Schulter herabhing.
Nach dem Mahl begibt Sich der Herr zum Festhaus Simons, wo sich mehrere Jünger befinden, und lehrt noch eine kleine Zeit. Dann besucht Er die Jüngerherberge, spricht auch dort, kehrt zu Simon zurück und schläft dort wenige Stunden mit den Aposteln (Mt. 21, 17).
Die letzte Tempelreinigung und Theophanie
Fr. 16.
Auf Seinem Wege nach Jerusalem verflucht Er einen fruchtlosen Feigenbaum am Wege, daß er verdorre und niemals mehr Frucht bringe. Denn es hungerte Ihn, aber, wie gesagt, im Grunde nach der Bekehrung der Juden und nach Seiner Vollendung des Leidens. Der Feigenbaum aber sinnbildete das Alte, wie der Weinstock das Neue Gesetz (Mt. 21, 18-19).
Vor dem Tempel und in den ersten Hallen vertreibt Er alle Händler mit ihren Rückenkästen und Unterständern; und als sie zögern, dreht Er einen Gürtel zusammen und treibt sie auseinander und hinaus (Mt. 21, 12-13), und dies ist Seine dritte Tempelreinigung (vgl. oben S. 156-158).
Die Hohenpriester und Schriftgelehrten hören davon und überlegen, wie sie Ihn umbringen können, fürchten aber das Volk, auf welches Seine Lehre gewaltigen Eindruck macht (Mk. 11, 18).
Während Seiner Lehre im Tempel meldet Ihm Philippus durch Andreas, vornehme Reisende aus Griechenland möchten Ihn gern sprechen. Er bestellt sie auf den Weg zwischen dem Stadttor und dem Hause des Johannes Markus (J. 12, 20-22) und lehrt weiter. Er ist sehr betrübt, und als Er mit gefalteten Händen emporblickt, kommt ein Strahl wie aus einer lichten Wolke über Ihn, und eine Stimme erschallt: „Ich habe Ihn schon verherrlicht und will Ihn noch weiter verherrlichen!” Die Hörer sagen: „Es hat gedonnert”, andere meinen, ein Engel habe mit Ihm geredet. Er aber redet weiter (J. 12, 23-36) und beklagt Sich über den Unglauben der Juden und spricht über das diesbezügliche Gericht (J. 12, 37-50).
Nach Beendigung der Lehre zieht Er Sich unter Seine Jünger zurück und verschwindet in der Menge (J. 12, 36). Zur Lehre pflegen die Jünger Ihm einen festlichen weißen Mantel umzulegen, den sie bei sich tragen, und wenn Er vom Lehrstuhl herabsteigt, nehmen sie Ihm den Mantel ab. So kann Er dann, wie die anderen gekleidet, Sich leichter vor dem Volke verbergen. Unterwegs redet Er einige Minuten mit den Griechen, guten Leuten, die sich in der Folge bekehren, zu Pfingsten sich den Jüngern anschließen und getauft werden.
Zum Sabbat kehrt der Herr nach Bethanien zurück (Mk. 11, 19). Wenn Er im Tempel lehrt, müssen jetzt die Juden immer ihre Häuser verschließen, und es ist ihnen verboten, Ihm oder den Jüngern irgendeine Erquickung zu verabreichen. Er speist daher im Festhause Simons, und Magdalena gießt Ihm wieder duftende Essenz über das Haupt, salbt Ihm die Füße und trocknet sie mit ihren Haaren ab, worauf Er ihre Liebe wider den Unwillen der Jünger entschuldigt (Mt. 26, 6-12).
Judas, der auch den Matthäus, Thomas und Johannes Markus zu diesem Unwillen gereizt hat, läuft heute zum ersten Male noch in der Nacht zum Hause des Kaiphas, redet unten einige Minuten und eilt schnell zum Hause des Johannes Markus, als komme er wie ein anderer Jünger. Es ist dies sein erster bestimmter Verrätergang. Am selben Abend endet der Monat Adar und es beginnt der Monat Nisan, an dessen vierzehntem Tage der Herr das Opfer der Erlösung am Kreuze vollbringt.
Letzte Auseinandersetzungen mit den Gegnern
Sa. 17.
Als sich die Jünger auf dem Morgenwege zum Tempel über den verdorrten Feigenbaum wundern, und Petrus den Herrn auf den Baum aufmerksam macht, weist Er auf die Macht des Glaubens und des Gebetes hin (Mk. 11, 20-25).
In Jerusalem sind sehr viele Fremde. Sie haben Lehre und Gottesdienst am Morgen und Abend im Tempel. In der Zwischenzeit lehrt Jesus. Wer Ihm etwas entgegnet, pflegt aufzustehen, und der Herr setzt Sich dann. Wenn Er Selbst spricht, pflegt auch Er zu stehen.
Am Vormittag antwortet Er den Priestern und Schriftgelehrten auf die Frage, mit welcher Vollmacht Er hier lehre (Mt. 21, 23-27), und erzählt dann die Parabel von den ungleichen Söhnen (Mt. 21, 28-32).
Am Nachmittag lehrt Er über das Gleichnis von den bösen Winzern (Mt. 21, 33-41) und weist auf den von den Bauleuten verworfenen Stein hin, der dann zum Eckstein geworden (Mt. 21, 42-44). Mit dem geordneten Weingärtner meint Er Sich und mit den Mördern die Pharisäer. Diese hätten Ihn gerne verhaftet, wagen es aber nicht, da das Volk Ihm anhängt (Mt. 21, 45-46). Hierauf halten sie Rat, wie sie Ihn durch Seine eigenen Worte fangen könnten (Mt. 22, 15).
Als Er gegen Abend nach Bethanien zurückkehrt, kommen einige Leute mitleidig an den Weg und bieten Ihm zu trinken an (Mt. 25, 33 b ). Er übernachtet in der Jüngerherberge bei Bethanien.
So. 18.
Jesus lehrt am Morgen noch in Bethanien und geht erst spät zum Tempel, wo Er heute nur drei Stunden lang spricht und unter anderem die Parabel vom königlichen Hochzeitsmahl erzählt (Mt. 22, 1-14). Es sind Lauerer der Pharisäer zugegen, und Er geht früh nach Bethanien zurück. Hier lehrt Er zuerst in der Halle bei dem Hause, wo sich Magdalena und Martha am 7. Oktober vor der Erweckung des Lazarus aufhielten. Da aber auch hier gelauert wird, begibt Er Sich zur Jüngerherberge, wo auch die heiligen Frauen Seiner Lehre zuhören.
Mo. 19.
Als der Herr früh im Tempel weilt, schicken die Pharisäer, wie vorgestern verabredet, ihre Schüler mit Herodianern zu Ihm und lassen Ihn durch sie betreffs der Steuerzahlung an den Kaiser fragen (Mt. 22, 16 bis 22). Nach ihrer Abfuhr predigt Er vom Reiche Gottes, das Er unter anderem mit einem Menschen vergleicht, der eine Pflanze bringt, die sich bis ins unendliche verbreitet. Zum Schluß deutet Er an, Er wolle diese Lehre vom Reiche Gottes noch später zu Ende führen.
Am Nachmittag treten sieben Sadduzäer zu Ihm und befragen Ihn über die Auferstehung, und über Seine Antwort staunen alle Hörer (Mt. 22, 23-33). Nun treten die Pharisäer aus ihren Stühlen heraus und sprechen zusammen, worauf einer von ihnen, Manasse, der ein Amt am Tempel hat, vortritt und Jesum ganz bescheiden fragt, welches das höchste Gebot sei. Nachdem der Herr ihm geantwortet (Mt. 22, 34-40) und Manasse Ihn offenherzig gelobt hat, fragt nun Jesus Seinerseits die Pharisäer: „Was dünkt euch vom Messias?” und bringt sie in der Folge durch Seine weiteren Fragen zum Schweigen (Mt. 22, 41-46).
Als Er den Tempel verläßt, fragt Ihn ein Jünger: „Was heißt das: „Du bist nicht fern vom Reiche Gottes, was Du dem Manasse gesagt?” Da antwortet ihm der Herr, Manasse werde glauben und Ihm nachfolgen; sie sollten aber davon schweigen. Tatsächlich unternimmt auch Manasse von da ab nichts mehr wider den Herrn und verhält sich still bis zur Himmelfahrt Christi, wo er sich offen den Jüngern anschließt.
Abends speist der Herr mit den Aposteln bei Lazarus und lehrt dann in der Jüngerherberge vor den Seinen, auch den Frauen, bis in die Nacht.
Die Abschiedslehren vor den Seinen
Di. 20.
Nachdem Er morgens noch in der Jüngerherberge gelehrt, spricht Er vormittags sechs Stunden lang, ohne Anwesenheit der Pharisäer, im Tempel. Die Jünger, durch Seine gestrige Rede angeregt, fragen Ihn, was das heiße „dein Reich komme zu uns”, und Jesus spricht viel darüber und auch, daß Er und der Vater eins seien (J. 10, 30) und daß Er zum Vater gehe (J. 16, 16), alles Dinge, die Er teils schon einmal in Jerusalem zum Tempelweihfest gesprochen, teils beim letzten Abendmahl wiederholen wird.
Jetzt aber spricht Er so rührend, daß die Apostel ganz begeistert aufspringen und ausrufen: „Herr, wir wollen Dein Reich verbreiten bis ans Ende der Welt!” Jesus aber antwortet, wer so spreche, der tue nichts. Da werden sie traurig, und Jesus erklärt ihnen, wie hinter aller Begeisterung des Affektes die ausdauernde Energie eines männlichen Willens vorhanden sein müsse, der, von der heiligen Liebe erfüllt, die Heilsverkündung verrichte, ohne sich der guten Absicht und erreichter Erfolge zu brüsten.
Am Nachmittag hält der Herr eine strenge Strafrede wider die Pharisäer und Schriftgelehrten, die Ihn zu hören erschienen sind (Mt. 23, 1-28). Zum Schluß fügt Er hinzu: „Ihr greift Mich jetzt noch nicht, weil Meine Stunde noch nicht gekommen ist.” Darauf verlassen sie den Tempel, und Er geht nach Bethanien, lehrt auch dort und übernachtet in der Jüngerherberge.
Mi. 21.
Vormittags spricht Er in der Herberge vor den Jüngern und heiligen Frauen. Gegen drei Uhr nachmittags findet ein großes Mahl im unterirdischen Speisesaal des Schlosses Lazari statt, und der Herr spricht bis in die Nacht vor den Seinen. Auch Nikodemus und ein Sohn Simeons kommen noch nachts, und als Jesus Seine Lehre beendigt hat, meinen sie alle: „Herr, wie kurz war diese Mahlzeit und dieser Abend!”
Das Opfer der Witwe
Do. 22.
Der Herr geht heute schon ganz früh in den Tempel und setzt Sich in eine Halle des Tempels nahe beim Opferstock, einer dicken, halbmannshohen eckigen Säule, über die oben ein rotes und durchsichtiges weißes Tuch gedeckt ist; an drei Seiten gehen Trichter hinein, in die man das Geld hineinwirft. Es pflegt beim Opfer hier stets ein Priester zu sitzen, welcher acht gibt und Ordnung hält. Es ist heute Opfertag für alle, die sich zum Osterfeste reinigen wollen.
Es kommen Pharisäer und ärgern sich, daß von Jesus der Platz schon besetzt ist, den sie gern einnehmen wollen. Er will ihnen Platz machen, aber sie lehnen es ab. Die Apostel stehen paarweise neben Ihm. Gegen Mittag wird das Opfer gewöhnlich geschlossen, aber Jesus bleibt noch länger sitzen, und die Pharisäer ärgern sich auch hierüber. Die letzte Opfernde von allen ist eine arme Witwe. Man kann nicht sehen, was für Geld geopfert wird, Jesus aber weiß es und lobt Seinen Jüngern gegenüber das verhältnismäßig größte Opfer dieser Witwe (Mk. 12, 41-44), und läßt ihr sagen, sie solle zwischen dem Coenaculum und dem Hause des Johannes Markus auf Ihn warten.
Nachmittags hält Er wieder eine Strafrede wider die Pharisäer und erwähnt auch das Opfer der armen Witwe. Auf dem Wege zum Hause des Johannes Markus redet Er mit ihr und bestellt ihren Sohn zu Sich. Dieser kommt noch vor Jesu Tode zu den Jüngern.
Die Lehren am Ölberg
Auf diesem Wege machen Ihn die Jünger auf die Schönheit des Tempels aufmerksam, und Er deutet auf dessen Zerstörung hin (Mt. 24, 1-2). Später setzt Er Sich auf einen steinernen Stuhl an der aufsteigenden Höhe des Ölbergs, umgeben von Rasensitzen. Hier beantwortet Er die Fragen der Jünger betreffs des Zeichens Seiner Wiederkunft und des Weltendes (Mt. 24, 3-8) und beschreibt ihnen gewisse zukünftige Maßnahmen seitens ihrer Verfolger (Mt. 10, 17 bis 23; 24, 9-14).
Die Pharisäer aber halten noch nachts einen Rat und senden Lauerer nach dem Herrn aus und bedauern, daß Judas Ischariot seither nicht wieder bei ihnen gewesen, denn ohne ihn könnten sie die Verhaftung nicht gut zustande bringen.
Fr. 23.
In der Frühe spricht der Herr wieder auf dem Steinsitz am Ölberg zu den Jüngern von den Vorzeichen der Zerstörung des Tempels (Mt. 24, 15-22) und erzählt das Gleichnis vom Feigenbaum (Mt. 24, 32 bis 35). Auch weist Er in verhüllten Worten auf den Verräter hin und wünscht, er möge sich bessern, er möge es bereuen und nicht verzweifeln. Judas hört dabei lächelnd zu. Dann ermahnt Er sie, keine weltlichen Sorgen zu haben, nicht über das Zukünftige das Nächste zu vergessen, nicht eine Empfindung mit der anderen zu umhüllen und zu bemänteln, hierbei auf die Salbung Magdalenas anspielend, über welche sie, die Apostel, unwillig geworden. Die Zulassung des Verräters aber begründet Er mit der Absicht, sie hierdurch zur Demut und Wachsamkeit anzuregen.
Gegen Mittag lehrt Er im Tempel über das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Mt. 25, 1-13) und von den anvertrauten Pfunden (Mt. 25, 14-30). Dann redet Er wieder scharf gegen die Pharisäer und spricht von den erschlagenen Propheten (Mt. 23, 29-39).
Als Er den Tempel verläßt, wenden sich an hundert Fremde und Heiden an Ihn, darunter auch jene Griechen von neulich. Er weist alle an die Jünger, die in der Stadt und Umgebung wohnen. Hierauf feiert Er den Sabbat mit einigen Jüngern in einer der offenen Herbergen auf einem Platz am Fuß des Ölberges (L. 21, 37).
Sa. 24.
Frühmorgens lehrt Jesus auf dem Platze vor der Herberge im Kreise der Apostel und Jünger und sagt ihnen Verschiedenes von den nächsten Tagen voraus.
Später spricht Er im Tempel vor vielem Volk (L. 21, 38) von einem Garten, in welchem die Sünde begonnen und von einem anderen, in welchem sie auch enden werde, und daß man in einem Garten die Hände an Ihn legen werde. Er erwähnt eine Frau, durch welche die Sünde, und eine andere, durch die das Heil in die Welt gekommen, und so befreie Er die Frauen von der Sklaverei, aber nicht von der Untertänigkeit. Während der ganzen Lehre kommen die Pharisäer, zu zwei und zwei sich ablösend, um Ihn zu belauern. Mit den Jüngern betet Er die Sabbatgebete in der Herberge am Ölberg unter einer Lampe.
So. 25.
Morgens geht der Herr mit den Seinen über den Bach Kidron, dann nordwärts durch eine Häuserreihe und, indem Er Sich dem Dörfchen Gethsemane zuwendet, zeigt Er auf eine Vertiefung des Ölberges hin und sagt den Aposteln, hier werde man Ihn gefangen nehmen, und Er von ihnen verlassen werden. Hierauf besucht Er mit ihnen noch viele Orte der Umgegend, tröstet die Leute und spricht mit ihnen wie einer, der Abschied nimmt. Abends lehrt Er nach dem Mahl im Schlosse Lazari vor allen Aposteln, Jüngern, Freunden und Frauen.
Der besondere Weg zum Tempel
Mo. 26.
Der Herr geht heute früh mit Seinen Jüngern auf einem besonderen Wege zum Tempel, nämlich zuerst über den Kidron-Fluß, dann links an der Stadtmauer gen Süden entlang, hierauf durch eine kleine Pforte in die Stadt hinein und am Fuße des Berges Sion auf einer gemauerten Brücke über einen tiefen Abgrund. Von der Südseite her geht Er durch einen langen gewölbten Gang mit einigen Lichtschachten an der Decke in den Vorhof der Frauen. Hier wendet Er Sich gegen Osten und geht durch die Tür, in welche die beschimpften Frauen gestellt zu werden pflegen, über den Opferplatz in die erste Tempelhalle auf den Lehrstuhl. Jene Beschimpftür ist nämlich immer offen, wenn auch bei Seiner Lehre oft alle Eingänge zum Tempel von den Pharisäern versperrt werden.
Er lehrt von Vereinigung und Scheiden und gebraucht ein Gleichnis vom Feuer und Wasser, die sich löschen und einander zuwider sind. Wenn das Wasser das Feuer nicht lösche, so werde die Flamme dadurch nur gewaltiger und wilder. Mit dem Feuer meint Er die Ihm treubleibenden Jünger, mit dem Wasser jene, die sich von Ihm trennen und die Tiefe suchen. Auch spricht Er von einer doppelten Ehe, der leiblichen, die der Tod scheide, und der geistigen, die im Jenseits noch inniger geeint werde. Die in der Ehe des Geistes seien, würden Glieder ein und desselben Leibes sein. Betreffs der Verfolgung sagt Er, sie sollten die Marter des Leibes nicht fürchten, die der Seele sei schrecklicher.
Als die Apostel und Jünger nicht alles verstehen, befiehlt Er ihnen, was sie nicht verstünden, gleich aufzuschreiben. Daraufhin legen sich Johannes und Jakobus Major Brettchen auf die Lehne, ziehen kleine Rollen aus dem Busen und schreiben dann und wann Worte mit einer Farbe, die sie in einer Art Horn bei sich haben. Doch sie schreiben nur im Anfang der Lehre, später sind sie ganz Ohr.
Nachdem der Herr in erster Linie den Aposteln von einer Vereinigung des Abendmahles mit ihnen gesprochen, die durch nichts aufgelöst werden würde, und von der Johannestaufe, die durch die Taufe des Hl. Geistes abgelöst werden würde, wendet Er Sich an die Gesamtheit der Hörer.
Zuerst gibt Er verschiedene Vorzeichen der Wiederkunft des Menschensohnes an (Mt. 24, 23-28), dann schildert Er diese Wiederkunft selbst (Mt. 24, 29-31), betont aber zugleich die Ungewißheit der Menschen über den bestimmten Tag und die Stunde der Wiederkunft (Mt. 24, 36), eine Ungewißheit, die leider viele Menschen ungläubig und sorglos machen werde, ähnlich wie jene zur Zeit, da Noe die Arche betrat (Mt. 24, 37-41). Um so mehr ermahnt Er daher die Hörer zur Nüchternheit und Wachsamkeit, damit jener Tag sie nicht unvermutet überfalle (L. 21, 34-36), und schildert zur heilsamen Furcht der Sünder und zur trostreichen Hoffnung der Gerechten den Verlauf des letzten Weltgerichtes, in welchem die Hartherzigen von den Wohltätigen geschieden, und jene in die ewige Pein, diese in das ewige Leben eingehen würden (Mt. 25, 31-46).
Während dieser ganzen Lehre sind keine Pharisäer zugegen. Abends geht der Herr zum Schlosse Lazari in Bethanien.
Die letzte Tempellehre
Di. 27.
Heute lehrt Jesus zum letzten Mal im Tempel, und zwar sehr ernst und ganz ungestört. Er spricht von der Wahrheit und der Erfüllung dessen, was Er lehre. Sie alle, ja selbst die Pharisäer, könnten Ihm nichts vorwerfen, worin Er unrichtig gelehrt habe; nun aber wolle Er auch die Wahrheit, die Er gelehrt, erfüllen in Seinem Hingange zum Vater. Ehe Er aber hingehe, wolle Er ihnen Seine Gewalt und Kräfte hinterlassen und wolle eine Vereinigung mit ihnen gründen bis an das Ende der Tage, welche noch inniger sein solle, als Seine jetzige mit ihnen. Er wolle sie auch alle untereinander zu Gliedern eines einzigen Leibes verbinden.
Als Er gegen Abend den Tempel verläßt, sagt Er, von demselben Abschied nehmend, Er werde ihn in diesem Leibe nicht mehr betreten. Und dieses sagt Er mit einer solchen Wehmut, daß sich alle Apostel und Jünger auf die Erde werfen und laut weinen. Auch Jesus weint. Nur Judas nicht, denn eine gewisse Angst beklemmt ihn, da Jesus gestern kein Wort von ihm gesprochen, während Er doch von allen anderen Aposteln etwas für die Zukunft Verheißendes gesagt hatte.
Auf den Vorplätzen vor dem Tempel, wo sich die Heiden aufhalten dürfen, wenden sich viele von ihnen zum Herrn, denn sie sahen noch, wie die Apostel weinten. Der Herr weist sie gütig an die Apostel, doch für später, denn jetzt sei keine Zeit. Auch betont Er, daß Er diesen Seinen Begleitern alle Macht gebe.
Hierauf geht der Heiland den ganzen Weg, den Er am 15. März beim Einzug gezogen, mit ihnen zur Stadt hinaus und wendet Sich noch oft mit traurigen und ernsten Worten zum Tempel zurück. In der offenen Herberge am Fuß des Ölbergs spricht Er noch mit mehreren Jüngern und geht dann in der Dunkelheit nach Bethanien.
Im Schlosse Lazari lehrt der Herr beim Abendessen, bei welchem die Frauen aufwarten. Sie sind jetzt weniger getrennt. Auf den folgenden Abend bestellt Er ein reichliches Mahl im Festhaus Simons. Gegen Morgen legen sich die Apostel im Saale schlafen, und zwar auf gepolsterte Matten, die sie aufrollen, während sechsundsiebzig Jünger unter den angebauten Schuppen des Coenaculums und der andere, kleinere Teil von ihnen in der Jüngerherberge bei Bethanien übernachten.
Das letzte Tagesmahl
Mi. 28.
Zu Bethanien versammeln sich am frühen Morgen alle Jünger im Hof vor dem Schlosse zur Lehre Jesu. Judas kauft am Vormittag in der Stadt zum Mahl ein und tut den Geldbeutel einmal recht auf; während Magdalena in Jerusalem weilt, um Salbe zu kaufen. Gegen drei Uhr nachmittags werden Tische zum Essen bereitet, und der Herr und die Apostel bedienen die sechzig anwesenden Jünger. Dabei spricht Er wieder von dem einen, der Ihn verraten und schlechter als einen Sklaven verkaufen werde. Judas ist nicht dabei, sondern ist noch nicht von seinen Einkäufen aus der Stadt zurückgekommen.
Die Jünger können vor Betrübnis gar nicht essen; der Herr aber nötigt sie freundlich. Nachdem Er sie alle belehrt hat, sagt Er den Aposteln noch manches, was sie nicht ganz verstehen. Wiederum befiehlt Er ihnen, es aufzuschreiben; denn wenn Er ihnen Seinen Geist senden werde, würden sie sich dadurch erinnern und es verstehen. Auch erwähnt Er manches von ihrer Flucht, wenn man Ihn verhaften werde. Sie aber können sich dieses gar nicht vorstellen.
Dann gibt Er ihnen und den Jüngern verschiedene Anweisungen, wie sie sich nach Seiner Verhaftung verhalten, an welche Orte sie sich begeben und wo sie sich wieder treffen sollten. Zum Schluß erwähnt Er Seine Mutter, wie sie alle die schrecklichen Martern Seines Todes mitleiden und Seinen Tod mitsterben werde und doch noch fünfzehn Jahre weiterleben müsse. (Demnach lägen zwischen der Unbefleckten Empfängnis und der Himmelaufnahme der Mutter Gottes etwa 63 Jahre.)
Unterdes sind die heiligen Frauen im Festhaus Simons mit der Zubereitung des Mahles beschäftigt. Es findet in der geschmückten Vorhalle statt, welche eine Decke hat, die mit einem durchsichtigen Flor wie mit einer Kuppel überspannt ist. Als alles bereitet ist, holen Simon und sein Diener den Herrn, die Apostel und Lazarus ab. Alle treten festlich gekleidet in den Saal. Die Gäste legen sich zum Essen auf niedrige Querbänke, die rückwärts eine anschließende Lehne und vorn einen Arm haben, auf den man sich stützt. Die Bänke stehen paarweise. Die Frauen essen diesmal in einer offenen Halle links und können schräg über den Hof auf das Mahl der Männer schauen.
Jesus ruht in der Mitte auf einem Lager allein. Er tranchiert ein aufgetragenes Lamm mit einem weißen Messer und legt das Abgeschnittene dem Johannes, Petrus und Sich vor. Das übrige Zerschneiden und Verteilen besorgt Simon als Wirt. Die Frauen haben auch ein Lamm, welches die allerseligste Jungfrau zerlegt. Sie sitzen rund um ihren Tisch; Magdalena der Mutter Gottes gegenüber.
Der Herr lehrt ununterbrochen während des Essens. Auf den Gang des Lammbratens folgt der Gang der Fische, die wie auf dem Bauche schwimmend in einer weißen starren Brühe liegen. Hierauf folgt Backwerk in Gestalt von Lämmern und Vögeln mit ausgebreiteten Flügeln; dann werden Honigwaben, grünes Kraut und Öl zum Eintauchen aufgetragen und zum Schluß Früchte. Die Getränke werden nach dem Lammbraten gereicht.
Die letzte Salbung durch Magdalena
Am Ende des Mahles, als der Herr noch weiter spricht und die Gäste alle gespannt mit offenem Munde den Worten Jesu lauschen, steht Magdalena still von ihrem Sitze auf und geht durch die Laubgänge zur Halle der Männer. Sie hat einen feinen, blauweißen, dünnen Mantel um, und ihre aufgelösten Haare sind mit einem Schleier bedeckt. Die Salbe trägt sie in einer Falte des Mantels. Sie betritt hinter dem Herrn die Halle, wirft sich zu Seinen Füßen nieder und weint heftig, indem sie ihr Angesicht auf Seinen einen Fuß niederbeugt, der auf dem Ruhebett liegt. Den anderen Fuß, der mehr an den Boden gesenkt ist, reicht ihr der Herr Selbst dar, und sie löst Ihm die Sandalen und salbt Ihm die Füße oben und an den Sohlen. Dann faßt sie ihre aufgelösten Haare mit beiden Händen und fährt damit abstreifend über die Füße Jesu, die sie wieder mit den Sandalen bekleidet.
Hierdurch entsteht eine Unterbrechung in Jesu Rede. Er hatte zwar Magdalenas Kommen bemerkt, die anderen aber waren plötzlich gestört. Jesus spricht: „Ärgert euch nicht an diesem Weibe!” und redet dann leise mit ihr. Als sie Ihm die Sandalen angelegt, erhebt sie sich, tritt hinter den Herrn und gießt Ihm die Duftessenz über das Haupt, so daß sie auf Sein Gewand niederrinnt, und streicht Ihm noch Salbe mit der Hand vom Wirbel über das Hinterhaupt nieder, und der Wohlgeruch erfüllt die Halle.
Unterdes flüstern die Apostel und murren; selbst Petrus ist unwillig über die Störung. Magdalena aber geht weinend und verschleiert hinter der Tafel herum, und als sie bei Judas vorüberkommt, hält dieser ihr die Hand in den Weg, so daß sie stehen bleibt, und spricht unwillig mit ihr über Verschwendung. Jesus aber sagt, er solle sie gehen lassen, sie habe Ihn zu Seinem Tode gesalbt, sie werde es nachher nicht mehr tun können, und wo man dieses Evangelium lehren werde, werde ihre Tat und das Murren der anderen auch erwähnt werden (Mt. 26, 13). Dann spricht der Herr noch einiges andere, und hierauf gehen sie alle wieder zum Schlosse des Lazarus zurück. Judas aber vollzieht seinen Verrat, welcher weiter unten (Seite 426) beschrieben wird.
Nachdem sich die Apostel zu ihren Herbergen begeben haben, kommt in der Nacht noch Nikodemus von Jerusalem zum Herrn und spricht viel mit Ihm. Vor Tag kehrt er nach Jerusalem zurück, und Lazarus begleitet ihn ein Stück Weges.
Das letzte Abendmahl
Do. 29.
Heute, am sogenannten Gründonnerstag, am 13. Nisan des jüdischen Kalenders, ist der Herr 33 Jahre und 18 Wochen weniger einen Tag alt.
Vor Tagesanbruch ruft Er den Petrus und Johannes zu Sich und gibt ihnen Anweisungen zwecks Vorbereitung zum Ostermahl im Coenaculum (L. 22, 7-13). Sie gehen zu Heli, dem Schwager des verstorbenen Zacharias von Hebron, der für diesmal das Coenaculum gemietet hat, welches dem Nikodemus und Joseph von Armithäa gehört. Heli zeigt den beiden Aposteln den Saal für das Abendmahl.
Hierauf gehen sie zum Hause des verstorbenen Priesters Simeon und gehen mit dessen einem Sohn zum Viehmarkt zur Besorgung des Osterlammes. Im Hause der Veronika holen sie dann den Kelch, dessen Sich der Herr bei der Einsetzung des Abendmahles bedient.
Unterdes verkündet Jesus den Jüngern Seine Kreuzigung zu Ostern (Mt. 26, 1-2), nimmt von Lazarus und den heiligen Frauen Abschied und redet lange allein mit der allerseligsten Jungfrau.
In Jerusalem beraten sich im Palaste des Hohenpriesters Kaiphas die Hohenpriester und Ältesten des Volkes über die Festnahme und Tötung des Herrn (Mt. 26, 3-5). Judas läuft den ganzen Tag bei den Pharisäern umher und verabredet alles mit ihnen für die Gefangennehmung Jesu (Mt. 26, 14-16).
Nachdem der Herr noch von allen gemeinsam Abschied genommen und über vieles gelehrt hat, geht Er gegen Mittag mit neun Aposteln und sieben Jüngern nach Jerusalem. Während die Jünger Gerätschaften und Gewänder zum Coenaculum tragen, wandelt Jesus mit den neun Aposteln unter stetem Lehren die Wege vom Ölberg bis zum Calvarienberg und zurück zum Tal Josaphat, wo sie schließlich von Petrus und Johannes zum Ostermahl gerufen werden.
Der Herr ißt mit den zwölf Aposteln im Hauptsaal des Coenaculums, während die Jünger in zwei Gruppen zu je zwölf mit einem sogenannten Hausvater in den Seitenhallen speisen. Es sind nur die älteren Jünger zugegen (L. 22, 14-18).
Alle weiteren Ereignisse an diesem Abend bis zum Beginn der großen Passion am Ölberge sind von den vier Evangelisten eingehend berichtet worden. Und damit endet der eigentliche Wandel Jesu in der Welt, wie derselbe im vorliegenden Hauptteil dieses Buches beschrieben worden ist.

Landschaftsbild 9 – Sichem (Nabulus) von Süden aus gesehen (50 km nördlich von Jerusalem), wo der Herr am 31. Juli 32, östlich von der Stadt, mit der Samariterin am Jakobsbrunnen sprach und wo Er am selben Tag in der Stadt lehrte. (H. Fenn pinx., A. Krausse sculp.)

Landschaftsbild 12 – Tiberias am See Genezareth. Diese Stadt hat Jesus oft passiert, aber nie in ihr gelehrt, noch in ihr Sich aufgehalten. Östlich von ihr ist auf dem See die Stelle, wo Jesus in der Nacht vom 3. Februar 33, auf dem See wandelnd, Petrus zu Sich über das Wasser kommen hieß (Mt. 14,24) – (H. Fenn del., E. Brandard sculp.)

Landschaftsbild 11 – Der See Genezareth. Von der Anhöhe im Vordergrund schaute der Herr am 11. Januar 32 auf Petus, Johannes und Jakobus herab, die auf dem See ihrem Fischer-Gewerbe nachgingen. – (H. A. Harper pinx., C. Cousen sculp.)

Landschaftsbild 10 – Dreschtenne in der Ebene el Machna, südlich vom Jakobsbrunnen bei Sichem. In dieser Ebene lag die Hirtenherberge, wo sich der Herr am 31. Juli 32 mit Seiner Mutter traf. – (R. Beavis pinx., C. Cousen sculp.)
