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Erzbischof Marcel Lefebvre und die sedisvakantistische Krise von 1983

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cekada sanborn

Mgr Lefebvre umgeben von den Patres Sanborn und Cekada

Im Jahr 1983 ergreift die Bruderschaft St. Pius X. eine sehr ernste Krise. Die ältesten amerikanischen Mitglieder der Bruderschaft, einschließlich dem Distriktoberen und dem Seminar-Direktor, lehnen sich gegen den Gründer auf. Sie machen ihm Vorwürfe in Sache der Doktrin und der Liturgie, vor allem aber zu seiner Stellung gegenüber dem Papst. Für sie hat der Höchste Pontifex, der Nachfolger Petri, kein bisschen mehr Autorität als der Ungläubige auf der Straße und keinerlei Rücksichtnahme auf ihn ist ihm geschuldet. Da er die zu große Nachsicht erkennt, die er bisher geübt hatte, handelt Mgr. Lefebvre mit Entschiedenheit: Er verliert einen ganzen Distrikt, Dutzende von Seminaristen und Hunderte von Gläubigen. Er lehnt den schismatischen Geist, der von diesen Letzteren gefördert wird, energisch ab und ruft seine Priester zur Loyalität auf. Es geht um die Katholizität der Bruderschaft St. Pius X.

„Viele unserer Mitbrüder in den Vereinigten Staaten hatten diesen Geist, diesen sedisvakantistischen Geist, und ich habe ihnen sogar einen Brief zur Unterzeichnung vorgelegt; das geschah vor drei oder vier Jahren. Ich habe sie eine Verpflichtung unterschreiben lassen, gemäß der sie nicht mehr – fortwährend – offen, in öffentlicher Weise, gegen den Papst reden würden, um zu sagen, dass es keinen Papst mehr gebe, dass dieser Papst häretisch sei, und dass sie dann den Leuten die Lösung geben, die fragen: „Gibt es einen Papst oder gibt es keinen Papst?“, dass sie es annehmen, die Lösung zu geben, welche die Bruderschaft gibt. Darauf haben sie während einer Nacht nachgedacht, um zu wissen, ob sie annehmen oder nicht. Dann habe ich ihnen gesagt: „Wenn ihr nicht annehmt, seid ihr morgen nicht mehr in der Bruderschaft! Ihr seid außerhalb der Bruderschaft! Ich habe genug von den Reklamationen der Gläubigen; alle Gläubigen ermahnen mich, schicken mir Briefe: „Ist das die Position der Bruderschaft, die sagt, dass es keinen Papst gibt, dass es keine Sakramente mehr gibt?“ Während es [doch] nicht unsere Position ist, die von diesen Mitbrüdern gepredigt wurde. Ich habe gesagt: Ich habe genug davon. „Es ist Schluss, ich will, dass dies aufhöre!“ Dann haben sie am folgenden Tag dieses Papier unterschrieben. Sie haben sich mehr oder weniger daran gehalten, wenigstens scheinbar, aber im Privaten blieb ihre Haltung die selbe, die Gefühle waren immer noch die gleichen. Sie haben sich nicht geändert im Empfinden. Nicht nur haben sie ihre Einstellungen nicht geändert, sondern im Seminar – ich habe es kürzlich erfahren – hat Pater Sanborn, der Direktor des Seminars, dem ich meine Seminaristen anvertraue, welches Seminaristen sind, die zur Bruderschaft kommen, die Vertrauen haben in mich, die in unser Seminar der Bruderschaft kommen, die ich Pater Sanborn anvertraue, der gegen die Liturgie, die man in Ecône befolgt, Vorträge hält, um zu beweisen, dass die Liturgie, die man in Ecône beobachtet, schlecht ist! Hört, also, das geht nicht mehr so! Ich bin ein wenig tolerant gewesen, ich war ein bisschen duldsam, und ich wurde dessen gewahr, dass ich im Grunde Unrecht hatte, tolerant zu sein […].

„Ich habe gesagt: „Hört, ich bedaure es sehr – wir haben keine Wortgefechte gehabt, wir haben uns nicht gestritten, es ist sehr ruhig vor sich gegangen – hört, für mich ist jetzt Schluss! Es sind nun schon zehn Jahre, dass diese Affäre andauert. Ich bin euch gefolgt, ich kenne euch, ich habe mit euch geredet, ich sehe wohl, dass jedesmal wenn ich gekommen bin, die Atmosphäre stets unangenehm war. Man spürte immer eine Gegnerschaft, eine Härte und ein Misstrauen ihrerseits gegenüber mir und gegenüber der Bruderschaft. Es war absolut nicht behaglich, es wurde stets nach rückwärts gearbeitet, eine Arbeit, die man im Gegensinne macht, die nicht übereinstimmt mit dem Geist der Bruderschaft. Ich habe gesagt. „Zehn Jahre dauert dies schon an, das kann nicht weitergehen. Und jetzt setzt ihr der Sache den Gipfel auf mit dem Ungehorsam, zu dem  ihr die jungen Priester drängt. Und jetzt, mit dieser Forderung, werdet ihr die Patrons in Amerika und dann fordert ihr von uns, dass wir dies tun, dass wir jenes tun. Ich habe gesagt: – Nein, es ist Schluss! Ich ziehe es vor, alles zu verlieren in den Vereinigten Staaten, wenn es sein muss, das ganze Apostolat; es ist absolut unmöglich! Tut, was ihr wollt, aber für uns ist es fertig, Schluss! Man kann nicht mehr!“ […]

„Ich will nicht schismatisch sein. Nun aber sind sie praktisch schismatisch, da sie den Papst nicht anerkennen und nicht für den Papst beten, es gibt kein einziges Sakrament, das gültig ist, praktisch, und sie wollen die Liturgie von Johannes XXIII. nicht anerkennen, welches die tridentinische Liturgie ist. Dann machen sie [es so], dass sie auch sagen, dass der Papst Johannes XXIII. nicht Papst ist. Wohin gelangt man aber dann? Dann, Pius XII., da sie auch die Liturgie von Pius XII. für die Heilige Woche nicht annehmen, ist Pius XII. auch kein Papst? Also wohin kommt man mit all dem? Es gibt kein Mittel mehr, es ist die Verrücktheit, man denkt nicht mehr vernünftig… Somit ist dies wahrlich das Schisma.

„Ich, ich will nicht, einerseits, dass sie alle Gläubigen ins Schisma führen, in meinem Namen, im Namen der Bruderschaft, im Namen von Monseigneur Lefebvre. Das, das kann ich nicht akzeptieren, eine solche Sache. Ich will nicht, dass die Leute häretisch werden, aber ich will auch nicht, dass sie schismatisch werden. Wir wollen in der katholischen Kirche bleiben. Und die Leute verstehen es sehr gut. Wenn wir dort drüben zehn Priester hätten, um sie sogleich drüben einzusetzen, würde das Volk bei uns bleiben, die meisten, 90%… Die Leute begreifen diese Dinge sehr schnell. Sie wollen auch nicht schismatisch werden. Sie wollen sich nicht trennen vom Papst. Sie wollen nicht sagen, dass es keinen Papst gibt. Sie wollen, dass man nicht einverstanden ist mit dem Papst, wie es auch wir nicht sind, aber sie wollen nicht, dass es keinen Papst (mehr) gibt. Sie nehmen dies nicht an.

„Und dann, was dies betrifft, schon jetzt bitten mehrere Gruppen Pater Williamson und Pater Petit darum, zu kommen, um sie zu evangelisieren, sich ihrer anzunehmen. Es ist klar, es wäre nötig, dass sie zahlreicher wären. Aber es ist traurig, weil alle diese Priester, ich sage nicht, dass es schlechte Priester sind, aber sie haben sich irreführen lassen in einen Art von Pharisäismus, eine Art von Härte, übrigens charakterlich, temperamentmäßig. Die Gläubigen waren wahrhaftig entsetzt, herumkommendiert. So schafft dies ein Klima, das nicht evangelisch, nicht christlich ist. Es ist nicht katholisch, es ist nicht der Geist des Evangeliums, alles dies! Nun sind die Gläubigen ein wenig erleichtert, jene, die kommen, fühlen sich wie befreit. Im Seminar herrscht jetzt ein vortrefflicher, ruhiger, stiller Geist. Das Seminar geht gut. Sie sind in einer Erleichterung, sie fühlten sich beklemmt in dieser steifen/harten Art, geleitet zu werden. Alles ist gegen den gesunden Menschenverstand und gegen den Glauben, den Geist des Glaubens. Nun sind das schwierige Momente. Man würde sagen, dass der Liebe Gott uns alle drei Jahre eine Prüfung schicken will, um uns zu heiligen, und dann, gleichzeitig um die Bruderschaft wieder in die gute Ausrichtung zu bringen. Dass wir in der guten Ausrichtung bleiben mögen! Damit bitte ich euch, über diese Dinge nachzudenken, loyal zu sein, loyal in eurem Denken, ihr habt ja doch ein Gewissen.“

Mgr. Marcel Lefebvre, Vortrag an die Seminaristen, 20. Mai 1983


Quelle: Credidimus Caritati

(Aus dem Französischen übersetzt von mir [POS].)

Siehe dazu auch:

 

 

 



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