(Vergleiche den Kommentar von “Stephan” vom 13.05.2014 um 21:31)
1. Können Sie uns erklären, wie das dann aussehen müsse bzw. wie sich die FSSPX nun gegenüber Bergoglio und Co. verhalten müsste, um Lefebvre „treu zu bleiben“?
Die FSSPX muss sich ihm gegenüber gleich verhalten wie sich Mgr. Lefebvre gegenüber Paul VI. und Johannes-Paul II. verhalten hat. D.h. sie muss ihn als gültigen, gültig gewählten, amtierenden Papst anerkennen. Sie muss mit ihm, bzw. mit seinen engsten Mitarbeitern Gespräche führen, (gar) wenn sie dazu eingeladen wird. Dabei muss sie auf den Grundsätzen und Postulaten beharren, die sie sich unter Erzbischof Lefebvre gegeben hat(te).
Die Führung der FSSPX hat sich grundsätzlich richtig verhalten unter Johannes-Paul II. und insbesondere unter Benedikt XVI. Das Mitwirken bei der Suche nach einem Abkommen mit Rom war/ist nicht falsch und muss weitergehen. Verhängnisvoll falsch aber war das Verhalten Bischof Fellay’s / Menzingens den eigenen Priestern (– ja teilweise auch den anderen 3 FSSPX-Bischöfen –) gegenüber, die ihre Bedenken zu einem größtenteils verschwiegenen, geheimgehaltenen Abkommen äußerten. Bischof Fellay müsste, um Remedur zu schaffen, die Ausgeschlossenen wieder einladen, in die FSSPX zurückzukehren. Und dazu müsste er sich bei ihnen und auch bei den betroffenen Gläubigen für das geschehene Unrecht entschuldigen.
2. Wie kann man „traditionstreu“ sein, wenn man doch Irrlehren und Positionen (z.B. die der Gallikaner und Jansenisten) vertritt, die von der Kirche bereits verurteilt und verworfen wurden.
Die FSSPX vertritt keine Irrlehren und Positionen, auch jene der Gallikaner und Jansenisten nicht, die von der Kirche bereits verurteilt und verworfen wurden. Das ist eine unbegründete Behauptung, ein Fehlurteil – eine Fehlkonklusion aus falschen, falsch gesetzten und falsch verstandenen Prämissen.
3. Wie kann man „traditionstreu“ sein, wenn man ein Kirchenbild bzw. eine Haltung gegenüber dem Lehramt vertritt, welche von der Kirche bereits klar und deutlich als häretisch verworfen wurde? Die FSSPX vertritt selber modernistische Positionen und bereits verurteilte Irrlehren bezüglich des Lehramtes und der Ekklesiologie.
Die FSSPX vertritt offiziell keine modernistischen Positionen und lehrt keine bereits verurteilten Irrlehren, auch nicht bezüglich des Lehramtes und der Ekklesiologie.
4. Wenn eine Autorität unkatholische „Lehren“ verkündet, dann handelt es sich hierbei offenkundig NICHT um eine Autorität der röm.-kath. Kirche, gemäß dem folgenden katholischen Grundsatz: „Eine Autorität, welche den IRRTUM lehrt, sei es in guter oder in böser Absicht, IST ÜBERHAUPT KEINE AUTORITÄT mehr.“ (Dom Guéranger, zitiert nach Bischof de Castro Mayer) Die Haltung der FSSPX ist somit offenkundig widersprüchlich und unkatholisch.
Die Haltung der FSSPX ist (grundsätzlich) nicht (offenkundig) widersprüchlich und unkatholisch. Sie befindet sich in gewisser Hinsicht in einer widersprüchlichen und „unkatholischen“ Situation, für die sie nicht verantwortlich ist und die sie selber, aus sich heraus, nicht beheben kann, solange in Rom, im Vatikan, beim Papst, keine Klarheit, Widersprüchlichkeit, eine in vielem „unkatholisch scheinende Situation“ herrscht.
5. Warum nennt sie z.B. einen Bergoglio „Heiligen Vater“ bzw. betrachtet diesen Nicht-Katholiken als Papst bzw. Oberhaupt der röm.-kath. Kirche? Und warum wollen sich die Oberen der FSSPX denn mit der „Konzilskirche“ einigen, wenn es sich bei der „Konzilskirche“ gemäß den Oberen der FSSPX nicht um die von Jesus Christus gegründete röm.-kath. Kirche handeln würde?
Sie nennt ihn ganz natürlicherweise „Heiligen Vater“, „Oberhaupt der röm.-kath. Kirche“, weil sie Bergoglio (vorerst einmal) für den gültig gewählten Papst hält, den sie (vorerst einmal) nicht als „Nicht-Katholiken“ betrachtet. Und die Oberen der FSSPX wollen sich gar nicht mit der „Konzilskirche“ einigen, sondern mit der wahren röm.-kath. Kirche (zu der sie nie nicht gehörten), also mit jenen „Elementen“ in der „Konzilskirche“, die mental tatsächlich (noch) zur von Jesus Christus gegründeten röm.-kath., apostolischen Kirche gehören.
6. Sie verhandelt offenkundig mit Häretikern um einen Beitrtitt zu der Gemeinschaft dieser Häretiker und möchte nur nicht „öffentlich“ über die Häretiker „richten“? Übrigens, es geht nicht ums Richten, sondern es geht um die Feststellung, dass es sich bei den angeblichen „Hirten“ um Wölfe handelt. Würde die FSSPX ihre Hirtenaufgabe ernstnehmen, dann würde sie ihre Schafe nicht den Wölfen zuführen wollen.
Sie verhandelt eben nicht mit „offenkundigen Häretikern“, und sie verhandelt auch nicht um einen Beitritt zu der „Gemeinschaft dieser Häretiker“, sondern sie verhandelt (intentionell) mit kirchlichen Amtspersonen, die nicht offenkundige Häretiker, nicht Wölfe sind, und sie verhandelt (intentionell) um eine Anerkennung ihrer Zugehörigkeit zur von Jesus Christus gegründeten röm.-kath., apostolischen Kirche.
7. Warum appelliert die FSSPX an einen offensichtlichen Häretiker und will uns weismachen, dieser Häretiker sei der Stellvertreter Christi? Wie gesagt, es geht überhaupt nicht um einen Richterspruch über die Seele eines Menschen, sondern es geht um die Feststellung der äußeren Tatsachen. Und wenn sich äußerlich zeigt, dass man es mit Häretikern zu tun hat, dann muss man sich entsprechend verhalten. Die Lehre der Kirche hierzu ist eindeutig.
Sie appelliert nicht an einen „offensichtlichen Häretiker“. Der amtierende Papst ist für sie kein offensichtlicher, erwiesener, überführter Häretiker, und deshalb ist er für sie (noch) der Stellvertreter Christi. Ihn als offensichtlicher Häretiker zu bezeichnen und zu behandeln, ist ein vermessenes Richten über ihn in und vor der Öffentlichkeit und für die kirchliche Öffentlichkeit.
8. Es geht bei der in „Auctorem Fidei“ als häretisch verworfenen Behauptung um das Lehramt. Diese häretische Behauptung unter I.) wurde einst gegen das kirchliche Lehramt vorgebracht. Doch wenn die FSSPX behauptet, dass die angeblichen Autoritäten der röm.-kath. Kirche unkatholische Dinge lehren würden oder dass sie nicht katholisch denken könnten, weil sie ja modernistisch seien und deshalb die katholische Wahrheit nicht verstehen würden, dann trifft sich das mit der als Häresie verworfenen Behauptung. Denn das kirchliche Lehramt bzw. die entsprechenden Träger des Lehramtes können über die wahre Lehre der Kirche nicht im „Dunkeln“ bzw. im Unklaren sein. Denn, entweder sind die Autoritäten der „Konzilskirche das tatsächliche Lehramt der röm.-kath. Kirche, dann wären deren „Lehren“ keineswegs unkatholisch, dann kann es sich bei den V2-Autoritäten eben offenkundig NICHT um das kirchliche Lehramt handeln (und somit sind sie auch keine rechtmäßigen Autoritäten der röm.-kath. Kirche) Beides gleichzeitig geht nicht, das wäre wie eckige Eier.
Die (häretische) Behauptung in „Auctorem Fidei“ lautet: I. „Die Vorlage, welche behauptet, in diesen letzten Zeiten [die Apostolische Konstitution datiert von 27. August 1794!] habe sich eine allgemeine Dunkelheit über die wichtigeren Wahrheiten verbreitet, die sich auf die Religion beziehen und die Grundlage der Glaubens- und Sittenlehre Jesu Christi sind,“
Das, was – nach Ihnen – die FSSPX behauptet, trifft sich eben nicht mit der als Häresie verworfenen Behauptung. Wenn sie – einmal unüberprüft angenommen – sagt, „die Autoritäten der röm.-kath. Kirche lehren unkatholische Dinge und können nicht katholisch denken, weil sie modernistisch seien und deshalb die katholische Wahrheit nicht verstehen“, dann muss man das so verstehen, dass sie das nicht von den, also von allen Autoritäten der röm.-kath. Kirche, also auch vom Papst, meint, sondern nur von gewissen (untergeordneten) Autoritäten.
9. Wer sich von der „Konzilskirche“ nicht wirklich lösen will, der hält freilich grundsätzlich an ihr fest. Wer sich von einer Todsünde über Jahrzehnte nicht lösen will, der hält grundsätzlich an dieser Todsünde fest. Und wer modernistische Positionen vertritt, der hält eben daran grundsätzlich fest. Außer natürlich wir erklären nun den gesunden Menschenverstand für abgeschafft…
Wenn man unter „Konzilskirche“ das Zusammenwirken jener Kräfte in/aus der röm.-kath., apostolischen Kirche versteht, die Feinde der wahren katholischen Kirche sind, dann löst man sich von diesen eo ipso als traditionsverbundene bekennende katholische Christen, bzw. gehört man ihr zu keiner Zeit an. Die FSSPX ist das Musterbeispiel einer katholischen Gemeinschaft, die nicht modernistische Positionen vertritt.
10. Wer Irrlehren vertritt, der orientiert sich ganz sicher NICHT am gesicherten Glaubensdepositum. Wer mit der „Konzilskirche“ um einen Beitritt verhandelt, der scheint kein wirkliches Problem mit dem Zeitgeist zu haben.
Es ist offensichtlich, dass die FSSPX nicht allen (bis V2) verkündeten Lehren der röm.-kath. Kirche beistimmt.
Somit ist deutlich, dass die Haltung der FSSPX gegenüber Bergoglio und Co. NICHT katholisch ist, wenn Bergoglio und Co. tatsächlich Päpste (gewesen) seien.
Die FSSPX (zum Beispiel) orientiert sich ganz sicher am gesicherten Glaubensdepositum. Sie stimmt allen (bis V2) verkündeten Lehren der röm.-kath. Kirche bei. Sie verhandelt nicht mit der „Konzilskirche“ um einen Beitritt, sondern sie verhandelt, wie gesagt, mit den amtierenden Autoritäten um eine Anerkennung ihrer sicheren, vollkommenen Zugehörigkeit zur wahren röm.-kath., apostolischen Kirche.
12. Wer nicht der Lehre der röm.-kath. [Kirche] im vollen Umfang treu ist, kann nicht von sich sagen, dieser Kirche tatsächlich anzuhängen. Wer immer nach der „Konzilskirche“ schielt und um eine Einigung mit dieser offenkundig häretischen Organisation sucht, der hängt ganz offensichtlich an ihr.
Die FSSPX ist der Lehre der röm.-kath. Kirche in ihrem ganzen Wollen und Wirken von Anfang an im vollen Umfang prinzipiell treu. Und sie schielt nicht nach der „Konzilskirche“ um eine Einigung mit ihr, sondern sie sucht schlicht die offizielle Anerkennung, dass sie zur wahren, einzigen, einigen katholischen Kirche gehört.
13. Nennen Sie uns doch bitte die (angeblichen) jetzigen Oberhirten der röm.-kath. Kirche.
Die jetzigen Oberhirten der röm.-kath. Kirche sind offiziell Papst Franziskus mit allen Oberhirten (Bischöfen, Kardinälen), die offiziell zur röm.-kath. Kirche gehören.
14. Erklären Sie uns doch einmal, wie man ein wahrer katholischer Christ sein könne, wenn man gar nicht der Lehre der Kirche in vollem Umfang anhängt, sondern sogar modernistische Standpunkte vertritt?
Selbstverständlich kann man kein wahrer katholischer Christ sein, wenn man gar nicht der Lehre der Kirche in vollem Umfang anhängt und sogar echt modernistische Standpunkte vertritt. Aber der FSSPX z.B. kann man nicht vorwerfen, sie hange der Lehre der Kirche nicht in vollem Umfange an oder sie vertrete gar modernistische Standpunkte. Das kann man jedenfalls nicht Erzbischof Lefebvre vorwerfen und jenen, die sich treu an ihn halten.
Die konsequenten Sedisvakantisten konstruieren ihre Anklagen und Urteile über die traditionsverbundenen Nicht-Sedisvakantisten zur Hauptsache rein aus einer Feststellung einer Nicht-(vollständigen-)Übereinstimmung von dogmatischen Aussagen mit dem (ihnen meist angedichteten) Denken, Reden, Schreiben und Verhalten von Gläubigen (Kleriker und Laien). Darin ähneln sie den pharisäischen Gesetzeslehrern, deren Standard-Kurz-Schluss lautet(e): „Wir haben ein Gesetz, und nach diesem muss er [Christus!] sterben (muss er getötet werden)“. Übertragen auf diese Sedisvakantisten: „Wir haben ein Dogma, und wer dieses nicht be(ob)achtet, der ist nicht katholisch, der ist ein Häretiker, ein Schismatiker, ein Apostat; mit dem können, dürfen wir nicht (mehr) verkehren, der sei im Banne! Der wahre christliche, katholische Glaube geht aber weit über das reine Beobachten der Dogmen hinaus. Das Wesentlichste davon ist das Beobachten des zweifachen Gebotes der Liebe, wie JESUS es auslegt und das nur ein einziges Gebot ist und die Erfüllung des Gesetzes darstellt:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“ (Mt 22, 37–40).
Siehe Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) 435/2055!
