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DIE WAFFE, DER KEINE GLEICHT

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Von HH Spiritual Alfred Bischof

Oft und oft taucht vor meinem Auge das Bild des hochgewachsenen, stämmigen, aber blinden Paters auf, den ich in den Ferien oft, ja täglich beobachten konnte. Jahrelang wirkte er auf den Seychellen-Inseln als Missionar. Jetzt genießt er im Heimatkloster das Gnadenbrot, aber schon jahrelang erblindet. Was muß das für ein Kreuz sein für einen so aktiven Menschen! ­Blind, zum Nichtstun verurteilt! — Nichtstun? Wir wollen sehen! P. Antonio steht jeden Morgen um drei Uhr auf, ja ihr habt richtig gelesen, um drei Uhr! Jedenfalls nicht, um nichts zu tun! Er feiert seine hl. Messe, allein. Er kann sie auswendig! Die Muttergottesmesse! Er geht in den Beichtstuhl, und — was mir auffiel, ständig, wenn er mit den Hän­den nicht gerade beim Essen beschäftigt ist, sind seine Finger am Rosenkranz seines Gürtels zu sehen… immer wieder beim Rosenkranz! Und, wieviele mögen es an einem Tage sein? Ich wagte nicht, ihn zu fragen.

Ein uneingeweihter Tropf würde sich sagen: Weiß denn der arme Kapuziner nichts Gescheiteres zu tun, als mit den Perlen den ganzen Tag zu rasseln? Muß das ein langweiliges, ödes, stumpfsinniges Le­ben und Dasein sein!

Wir können den Spieß umkehren und ihm sagen: “Muß das ein langweiliges, unbe­friedigendes Leben im Alter sein, wenn man nicht den Rosenkranz beten kann! So wie ich einmal eine alte Dame in einer Alterspen­sion im Appenzellerland —Walzenhausen ­antraf, die nicht genug jammern konnte wegen ewiger Langweile. “Ja, können Sie denn nicht etwas beten? Daß die Zeit schnel­ler herumgeht?”, fragte ich sie. “Nein, ich kann nicht beten”, erwiderte sie kurz und bündig. Armer Tropf! Dagegen wie glücklich der blinde P. Antonio! Der seine alten Tage in Blindheit verleben muß, aber aus jedem Tag einen Tag des Gebetes, einen Tag des Segens, des Segens für sich, für das ganze Kloster, ja für die Mitmenschen zu machen weiß! Es muß also doch etwas daran sein an diesen hölzernen Perlen! Da sie doch ständig durch die Finger des blin­den Antonio gleiten, daß sie ihm die Stun­den ausfüllen, das Leben ausfüllen und große Befriedigung schenken!

David war auf der Flucht vor dem König Saul. Er kommt zum Priester Achimelech und bittet ihn: “Hast du nicht einen Speer oder ein Schwert zur Hand?” Achimelech zu David: “Siehe hier das Schwert des Phili­sters Goliath, den du erschlagen und damit die Feinde in die Flucht geschlagen hast!” Und David: “Gib es mir! Diesem ist kein anderes gleich!” — In der gigantischen Geistesschlacht, die wir heute ausfechten müssen, brauchen wir ebenso eine kräftige Waffe, eine Waffe, die uns den sichern Sieg verspricht.

Madonna del Rosario Pompeii

Madonna del Rosario, Pompeii

Rufen wir darum zu Maria: “Gib Du uns das Schwert, dem kein anderes gleich kommt!” Ja, wir brauchen Maria nicht erst zu bitten. Sie hat uns das Schwert schon lange in die Hand gedrückt. Wenn Maria, die Bundeslade des Neuen Bundes, wenn Maria, die wie ein wohlgeordnetes Kriegs­heer ist nach den Worten des Hohenliedes, wenn sie es der Mühe wert hält, eigens, nicht nur einmal, sondern immer wieder, vom Himmel zu kommen, uns ein Gebet zu lehren, so kann es nur ein solches sein, das alle Eigenschaften der sicheren Erhörung besitzen muß. Jetzt wissen wir, warum Maria dem hl. Dominikus im Kampfe gegen die Irrlehrer seiner Zeit in Frankreich den Rosen­kranz lehrte, dann ihn dem Volk predigte und er mit dieser Waffe Tausende und Tausende abgefallene Katharer und Albi­genser zum Glauben zurückgewann. Jetzt begreifen wir, warum Maria allüberall mit dem Rosenkranz an der Hand oder am Arm erscheint: La Salette, Lourdes, Fatima, Beau­raing, Banneux u.s.w. Rosenkranzbeten ist nicht Privatsache, sagt Leo XIII. “Es ist ein Mitmachen auf dem großen derzeitigen Kriegsschauplatz”. Der Rosenkranz greift tiefer hinein in das Weltgeschehen als alle Diplomatie. Er schafft tiefgreifender als alle Organisationen und Vereine. Er wirkt ge­waltiger als die beste Presse. Wir besitzen in ihm das Heilmittel für die Not unserer Zeit, die Waffe, der keine gleicht.

Für viele Menschen, vorab für die Jungen, ist der Rosenkranz wie ein Dorngestrüpp. Sie sehen an ihm nur die Dornen, nicht so sehr die herrlichen Rosen. Sie stoßen sich fortwährend und stechen sich an den Dor­nen. So wollen wir zuerst die Dornen auszie­hen, und so die Rosen erblühen lassen! Die liebe Rosenkranzkönigin möge meine schwa­chen Worte segnen!

Der Rosenkranz ist veraltet, unpraktisch, ganz unmodern! Es müssen ganz andere Gebetsformen her, aufgeschlossene, neu­zeitliche, moderne, kürzere, schmissigere, auch dem technisierten, heutigen Menschen angepaßt! Der Rosenkranz ist veraltet! Das ist der erste Dorn, an dem sich so viele stechen, leider auch Priester stechen. Sie vergessen sich soweit, den Jungen im Unter­richt den Rosenkranz als Plapper-Mühle hinzustellen und lächerlich zu machen. Das nenne ich geradezu ein unerhörtes Verbre­chen an der Jugend! Veraltet! Du wolltest vielleicht sagen: Der Rosenkranz ist alt, aber nicht veraltet! Ja, alt ist er, sehr alt. Er hat wirklich ein ehrwürdiges, ja patriarchali­sches Alter von 700 Jahren, — nein, besser gesagt, ein Alter von 2’000 Jahren! Er geht ja auf unsern Herrn und Erlöser, er geht auf Maria zurück, denn am ANFANG der Menschwerdung Gottes ist er das Tor, der Eingang zu unserer Erlösung. Da steht das Ave Maria des Engels Gabriel. Im Zentrum der Gebetsschulung, die der Herr mit seinen noch ungelehrigen Schülern, den Aposteln vornahm, da steht das Gebet des Herrn, das Gebet aller Gebete: das Vaterunser. Also alles alte, ja uralte Gebete, die vom Himmel selber stammen, und durch den Mund so vieler Heiliger gegangen. Das Schwert, dem kein anderes gleicht! Es ist auch alles darin enthalten, was der Mensch für sich und für andere erbeten kann und soll. Wenn du das Ave Maria immer wieder betest, der Mutter des Herrn und deiner himmlischen Mutter den Gruß des Erzengels immer wieder wie einen Blumenstrauß anbietest, dann reihst du dich in die Schar, ja unabsehbare Schar, den riesig großen Chor jener ein, die mithel­fen, die Prophezeiung unserer himmlischen Mutter zu erfüllen: “Siehe, von nun an wer­den mich selig preisen alle Geschlechter!” — Ja, der Rosenkranz ist alt, ehrwürdig alt, aber nie und nimmer veraltet! Auf was machen die Altertumshändler Jagd? Etwa auf die allerneuesten Modelle von Möbel Pfister? Nein, auf die alten Möbel und Bilder haben sie es abgesehen auf dem Estrich droben, in deiner Grümpelkammer! Er kennt eben ihren Wert und weiß die Jahreszahl herauszufinden. Er kennt den Kunstwert. Dir zahlt er spottwenig, er aber verkauft es um ein Sündengeld.

So ist es beim Rosenkranz! Dem Rosen­kranz, diesem antiken Gebet jagt nur der Kenner nach, der großen, geistigen Gewinn daraus ziehen will.

Gut! Mag sein, aber der Rosenkranz ist im Grund genommen doch langweilig, ein mechanisches, eintöniges Gebet! Das ist der zweite Dorn, an dem sich viele stoßen und stechen! Ja, sie haben recht, die so reden! Der Rosenkranz ist ein langweiliges, wirklich langweiliges Gebet, zum Sterben langweilig! Ja, aber nur für den Christen, der selber langweilig und zu blöd zum Denken ist. Darum sagt der Rembrandtdeut­sche, Julius Langbehn: “Wenn dieses Gebet des Rosenkranzes aus einem vollen Herzen kommt, ist der Rosenkranz das beste; wenn es aus einem leeren Herzen kommt, ist er das schlechteste Gebet. Das ist die Lösung der Frage des Rosenkranzes. Er ist ein Gebet für volle Herzen!

Ein edler Priester hat ein schönes Büchlein über den Rosenkranz geschrieben. Da steht am Anfang zu lesen: “Im Rosenkranz schlum­mert ein göttliches Leben. Wer es weckt, der sieht die Perlen in Blumen sich verwandeln. Es ist ein Elisabethenwunder. Geheimnisse tun sich auf wie keusche Blumen.”

Nicht langweilig, nicht eintönig! Voller Leben! Singt nicht die Amsel im Frühling und Sommer an schönen Abenden immer wie­der das gleiche, ergreifende, zu Herz und Gemütgehende und sprechende Lied? Immer wieder lauschen wir ihrem Gesang. Warum sollten wir nicht lauschen dem, was Gott selber uns zu beten gelehrt, und Maria so eindringlich wünscht, um uns und die Fami­lie zu retten? Ich habe gehört, daß beim Passionsspiel in Oberammergau bei den Volksmassen vor Pilati Haus und auf dem Kalvarienberg mehrere Hundert Personen auf der Bühne mitmachen. Das soll langwei­lig sein? Da ist doch Leben, flutendes, pulsie­rendes Leben! Und dieses Passionsspiel ist ein schwaches Abbild nur von der blutigen Wirklichkeit des Jahres 33. Stellen wir uns nicht abseits, als ob es uns nichts anginge, als hätten wir nichts damit zu tun! Stellen wir uns nur hinein, in die Schar der Beteiligten, machen wir mit! Es geht uns ja zuinnerst an, es geht ja um unsere unsterbliche Seele: Diese wird im blutigen Streit durch unsern leidenden und sterbenden Heiland vom Teufel abgehandelt, abgekauft! Und dies sollte uns nichts angehen, kalt lassen, lang­weilig dünken? Ja, aber nur für den, der von Presse, Radio, Fernsehen, Kino, Verkehr, von der Technik und alle dem, was täglich auf ihn einstürmt, total überfüttert ist, der, ja der ist der Langweiler, aber nicht der Rosen­kranz.

Aber der Rosenkranz ist doch mecha­nisch, geistlos! Ja, er ist wirklich ein mecha­nisches, ein geistloses Geplapper. Ja, ich gebe es gerne zu, aber nur für den Men­schen, der selber geistlos ist, der keine Grütze mehr im Vorrat hat. Sollte wirklich der Rosenkranz daran schuld sein, wenn er geistlos, spröde, gedankenlos gebetet wird? Nein, mit dem Rosenkranz bist du in ganz guter Gesellschaft. Ganz große Geister fanden den Rosenkranz nicht geistlos, son­dern geistreich und haben sich mit ihm befreundet, so daß sie im Leben und erst recht im Sterben nicht von ihm lassen woll­ten. Der vielleicht größte Geist des 19. Jahrhunderts, der Konvertit, spätere Kardi­nal Newman hat es begriffen. Für ihn war der Rosenkranz die schönste aller Andachts­übungen. In seinen letzten Lebensjahren sah man ihn kaum anders als mit dieser Kette in der Hand, die Himmel und Erde verbindet. In Altötting kann man in der Krypta der Stiftskirche das Grabmal Tilly’s sehen, von dem Wallenstein sagte: “Er hatte nicht sei­nesgleichen. Er war Sieger in 22 Schlach­ten. Drei Dinge nahm der Held stets mit in den Kampf: Schwert, Kurzifix und Rosen­kranz!” —Wenn Musikkenner heute noch an Haydn’s Musik sich erfreuen und ergötzen, so dürfen wir wissen, daß er rosenkranzbe­tend auf- und abging in seinem Zimmer, wenn er komponierte, “… und die Töne und Melodien flogen mir während des Betens zu, daß ich Mühe hatte, sie nachher aufs Papier zu bringen”. Große Geister waren Rosenkranzbeter. Wir sind also in guter Gesellschaft!

Ja, aber der Rosenkranz ist wirklichkeits­fremd. Er hat mit dem werktätigen Leben wenig Beziehung. Was interessiert mich, was vor 2000 Jahren geschehen ist? Ganz richtig, der Rosenkranz ist wirklichkeitsfremd und abstrakt, für alle jene, die nicht in der Wirklichkeit leben, für Christen, die in Wolken und Luftschlössern schweben und träumen. Das Leben ist nicht ein Spazier­gang zwischen herrlichen Blumenbeeten. Es packt den Menchen mit seiner rauhen Wirklichkeit an. Die Mutter, die schon jahre­lang auf die Rückkehr eines Sohnes wartet; Eltern, die erleben müssen, wie Kinder trotz guter Erziehung auf Abwege geraten, der Kirche den Rücken kehren, diese wissen, was Ölbergstunden und Kreuzweg sind. Ihnen drückt die rauhe Wirklichkeit den Rosenkranz in die Hand, und sie beten vor dem Bild der Schmerzensmutter: Den Du, o Jungfrau, mit Schmerzen gesucht und wie­der gefunden hast! Aus vollem Herzen betet der Kranke auf dem Schmerzenslager den 2. Rosenkranz. Er sieht in seinen Geheimnis­sen nichts Wirklichkeitsfremdes, sondern etwas sehr Lebensnahes und fühlt sich dem Gekreuzigten und seiner Schmerzensmutter nie näher und mehr verbunden, als wenn er betet: “Der für uns Blut geschwitzt hat; Der für uns das schwere Kreuz getragen hat!” ­Ja, der Rosenkranz hat für jede Freude, für jedes Leid und jegliche Not ein entsprechen­des Echo und einen angemessenen Wider­hall.

Zum Schluß noch 2 Bilder aus dem Leben: Vor geraumer Zeit hat es sich zugetragen. Ich habe die Familie gut gekannt. Eine junge Frau, Mutter von 5 unmündigen Kindern, hat sich in der Kammer neben dem jüngsten Kind das Leben genommen. Ein Jahr früher hatte sich ihr Mann im Wald draußen das Leben genommen.

Ein anderes Bild: Eine Frau steigt mit zwei Kleinen in den Zug. Sie sitzt zwischen den beiden Kindern. Ein Priester im gleichen Abteil frägt sie: “Sie haben viel Kummer? Man sieht es ihnen an!” — Das habe ich auch, Herr Pfarrer!” — “Aber ich will nicht klagen. Der liebe Gott hat mir ein Mittel an die Hand gegeben, das mir alles Leid leich­ter macht. Sehen Sie, das ist der Rosen­kranz! Den glorreichen bete ich für meinen Mann sel. und die zwei Ältesten, die im Krieg gefallen sind, daß unser Herr und Gott uns alle wieder vereinigt am Auferstehungs­tag. Den freudenreichen bete ich für meine noch übrigen Kinder, daß sie gut bleiben und Jesus von Nazareth nachfolgen. Den schmerzensreichen bete ich für mich, daß ich bei all dem Kreuz den Kopf hochhalte der Kinder wegen.”

Das sind zwei Bilder aus dem wirklichen Leben. Zwei Frauen, zwei Mütter, sorgenbe­ladene Mütter! Die eine flieht vor dem Opfer, bricht zusammen unter der Last des Kreuzes. Die andere steht mutig unter dem Kreuz, Maria ähnlich. Die eine greift zur Schnur des Strickes und hängt sich daran auf. Die andere greift auch zur Schnur, aber zur Perlschnur des Rosenkranzes, und hängt daran nicht sich, sondern alle ihre Sorgen auf, sie richtet sich auf am Heiland, an Maria, die auf dem Kreuzweg liebevoll ihrem göttlichen Sohn begegnet. Sie richet sich auf am Trost, den Maria dem Heiland spendet. Sie tröstet sich am Schmerz und Trost, den der Herr Seiner schmerzgebeug­ten Mutter spendet. Diese Frau weiß, daß Gottes Güte immer wieder einen helfenden Simeon, eine gute Veronika an den Kreuz­weg des Lebens stellt, die ihr das Kreuz tragen helfen. Zwei Familien-Schicksale! Wir dürfen und müssen uns doch fragen: Woher der Unterschied? Die einen fallen zusam­men unter dem Kreuz; die andern stehen standhaft wie Maria unter dem Kreuz!

Pius XII. sagt: “Der Rosenkranz nimmt auf alle Nöte und Bedürfnisse der Familien Bezug.”

Mutter Gottes, Königin des hl. Rosenkran­zes, drück uns die Waffe, das Schwert des Rosenkranzes immer fester in die Hand! Denn es ist keines diesem gleich. Amen.

U.I.O.G.D.E.B.V.M. — Alfred Bischof, Res.



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