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Slawomir Oder: Zur Verehrung der Wahrheit

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(Der wahre Johannes Paul II.: Erzählt aus der Sicht seines Postulators im Seligsprechungsprozess)

EPILOG

ZUR VEREHRUNG DER WAHRHEIT

Am 2. April 2005 war ich zusammen mit Tausenden von an­deren Gläubigen auf dem Petersplatz. Als sich um 21.37 Uhr die Nachricht über den Tod von Johannes Paul II. verbreitete, fühlte ich in mir den Wunsch aufsteigen, laut zu schreien: »Ein Heiliger ist gestorben«, wie es am Ende des achtzehn­ten Jahrhunderts römische Kinder, die nach dem Tod von Benoît Joseph Labre durch die Straßen der Stadt liefen, gemacht haben. Tief in mir dachte ich, dass vielleicht, wenn dieser Auf­ruf im Chor wiederholt werden würde, wenn alle versammel­ten Gläubigen sich meiner Schreie anschließen würden, man die Heiligsprechung bereits offen proklamieren könne. Das erleuchtete Zeugnis des Glaubens, das Papst Johannes Paul II. all die Jahre hindurch gab, der Besitz und die Praxis der Tu­genden auf höchstem Niveau, die Entscheidung, das Kreuz des Leidens auf seinen Schultern bis zum Ende seiner Tage zu tragen, die fürsorgliche Liebe zum anderen, waren in den Augen vieler seine relevanten Merkmale, als Mensch und als Hirte, Gründe, die dafür sprachen, ihn sofort zu den Heili­gen zu zählen.

Ich stand still, was ich später ein wenig bedauerte. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass der Seligsprechungsprozess nützlich war: Es war etwas anderes als eine bürokratische Prüfung der Existenz von Johannes Paul II., etwas anderes als eine trockene »Aufzählung« seiner Verdienste mit dem kalten Blick des Forschers. Im Gegenteil, der Prozess erlaubte, die Inten­sität und die Vitalität all der bekannten Aspekte des Lebens von Johannes Paul II. wiederherzustellen, sie mit bislang un­bekannten Episoden, gegeben von Personen, die sie in ihrem Gedächtnis bewahrt haben, zu bereichern.

Viele Menschen wurden durch das Edikt, veröffentlicht von Kardinal Camillo Ruini am 18. Mai 2005, dem Tag also, an dem der Heilige Vater fünfundachtzig Jahre alt geworden wäre, berührt. Der Vikar der Diözese Rom rief die Gläubigen auf, »alle Informationen, die Elemente für oder gegen die Heilig­keit des Dieners Gottes enthalten können, direkt mitzuteilen oder dem Diözesangericht des Vikariats Rom zu übergeben« und »alle Schriften des Dieners Gottes dem genannten Gericht unverzüglich zu überreichen«. Dann, am 28. Juni des gleichen Jahres, am Vorabend des Festes der heiligen Petrus und Pau­lus, begann in Rom eine diözesane Untersuchung des Lebens, der Tugenden und des Rufs der Heiligkeit vom Papst Johan­nes Paul II. Ein paar Monate später bat der neue Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanislaw Dziwisz, in gleicher Weise die polnischen Gläubigen, ihm Zeugnisse mitzuteilen. Der Selig­sprechungsprozess in der Erzdiözese Krakau wurde am 4. No­vember, dem Gedenktag des heiligen Karl Borromäus, also am Namenstag des Papstes, eröffnet. Dem Prozess in Rom und in Krakau schloss sich ein Prozess in New York an, um Zeug­nisse von Personen aus den Vereinigten Staaten zu bekommen.

Insgesamt wurden 114 Personen interviewt: 35 Kardinäle, 20 Erzbischöfe und Bischöfe, 11 Priester, 5 Mönche, 3 Nonnen, 36 katholische Laien, 3 Nichtkatholiken und ein Jude. Ihre Er­klärungen, zusammen mit anderen Dokumenten und Schrif­ten, füllen Tausende von Seiten der so genannten Copia pub­blica, auf deren Grundlage vier Bände der Positio vorbereitet wurden. Überzeugende Zahlen. Zu den gesammelten Aussa­gen im Sitz des Diözesangerichts schlossen sich schrittweise diejenigen an, die in zahlreichen Briefen von Gläubigen an die Postulatur geschickt wurden. Viele von ihnen, besonders diejenigen, die in der Zeit unmittelbar nach dem Tod von Jo­hannes Paul II. verfasst wurden, drücken Dankbarkeit an Gott für das Geschenk dieses großen Papstes aus. Andere enthalten berührende Zeugnisse von erhaltenen Gnaden sowie Fälle der geistigen oder körperlichen Heilung durch die Fürsprache von Papst Johannes Paul II.

Die Sammlung und die Erforschung dieses Materials sowie die Anhörung der Zeugen in dem Prozess war für meine Mit­arbeiter und mich eine sehr absorbierende, aber ohne Zwei­fel notwendige Arbeit. Sie erlaubte es, den Ruf der Heiligkeit von Johannes Paul II. zu bestätigen, und somit einen wertvol­len Beitrag zur Wahrheit zu leisten. Heute scheint diese ein­zigartige Wahrheit mit vollem Glanz durch die Stimmen der­jenigen, die zu ihrer Gesamtentdeckung beigetragen haben.

 S[lawomir].O[der].

Für weitere Informationen und um Treffen rund um das Thema zu organisieren, kann man die Autoren kontaktieren unter den folgenden E-Mail-Adressen:

papa-gp2@virgilio.it und papa-gp2@libero.it.

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Quelle: Buch “Darum ist er heilig” von Slawomir Oder und Saverio Gaeta. Aus dem Italienischen (“Perché è santo. Il vero Giovanni Paolo II raccontato dal postulatore della causa di beatificazione”) übersetzt von Anna Meetschen und Stefan Meetschen, 1. Auflage 2014, @ fe-medienverlags GmbH, Hauptstr. 22, D-88353 Kißlegg, ISBN  978-3-86357-076-7

SLAWOMIR ODER, geboren 1960 in Polen, studierte Betriebswirtschaft und Kirchenrecht. Präsident des Berufungsgerichts in der römischen Kurie und Päpstlicher Ehrenprälat. Postulator des Seligsprechungsprozesses von Papst Johannes Paul II.

SAVERIO GAETA, geboren 1958 in Italien, Studium der Kommunikationswissenschaft. Chefredakteur des itaelienischen Wochenmagazins “Famiglia Cristiana”, früher Redakteur bei der Zeitung “L’Osservatore Romano”.

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Siehe auch:



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