Generalaudienz am Mittwoch, dem 29. März 2017 — Volltext
Wir dokumentieren in einer eigenen Übersetzung die Katechese von Papst Franziskus bei der Generalaudienz von Mittwoch, dem 29. März 2017, auf dem Petersplatz.
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Die christliche Hoffnung – 16. Hoffnung gegen jede Hoffnung (vgl. Röm 4,16-25)
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Die soeben vernommene Stelle aus dem Brief des hl. Paulus an die Römer macht uns ein großes Geschenk. Tatsächlich sind wir daran gewöhnt, in Abraham unseren Vater im Glauben zu erkennen; heute lässt uns der Apostel begreifen, dass Abraham der Vater in der Hoffnung für uns ist; nicht nur der Vater des Glaubens, sondern Vater in der Hoffnung. Bei der Betrachtung seines Lebens können wir bereits eine Verheißung der Auferstehung erkennen, des neuen Lebens, das das Böse und selbst den Tod besiegt.
In dem Text lesen wir, dass Abraham an Gott glaubte, „der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft“ (Röm 4,17). Anschließend wird präzisiert: „Ohne im Glauben schwach zu werden, war er, der fast Hundertjährige, sich bewusst, dass sein Leib und auch Saras Mutterschoß erstorben waren“ (Röm 4,19). Auch wir sind dazu berufen, diese Erfahrung zu machen. Gott offenbart sich Abraham als der rettende Gott, der aus der Verzweiflung und dem Tod austreten lässt, der zum Leben beruft. In der Geschichte Abrahams wird alles zu einer Hymne an Gott, der befreit und zu neuem Leben erweckt, alles wird zu einer Prophetie. Dazu wird es für uns, die wir nun die Vollendung all dessen im Pasche-Geheimnis anerkennen und feiern. So hat Gott „Jesus […] von den Toten auferweckt“ (Röm 4,24), damit auch wir in ihm vom Tod zum Leben übergehen können. Somit kann Abraham insofern durchaus als „Vater vieler Völker“ betrachtet werden, als er als Verheißung einer neuen Menschheit – uns! – erstrahlt, die von Christus von der Sünde und vor dem Tod befreit wurde und ein für allemal in der Umarmung der Liebe Gottes geführt wurde.
An dieser Stelle hilft uns Paulus, die enge Verbindung zwischen Glauben und Hoffnung zu begreifen. So sagt er, dass Abraham gegen alle Hoffnung voll Hoffnung geglaubt hat (vgl. Röm 4,18). Unsere Hoffnung stützt sich nicht auf Überlegungen, Prognosen und menschlichen Sicherheiten; sie zeigt sich dort, wo keine Hoffnung mehr gegeben ist, wo es nichts mehr zu hoffen gibt; genau so, wie es im Falle Abrahams angesichts seines bevorstehenden Todes und der Unfruchtbarkeit seiner Frau Sara geschah. Das Ende der beiden nähert sich, sie konnten keine Kinder bekommen, und in dieser Situation glaubte Abraham und hegte Hoffnung gegen jede Hoffnung. Und das ist großartig! Die große Hoffnung wurzelt im Glauben, und gerade deshalb kann sie über jede Hoffnung hinausgehen. Ja, denn sie gründet sich nicht auf unser Wort, sondern auf das Wort Gottes. Auch in diesem Sinne sind wir daher dazu berufen, dem Beispiel Abrahams zu folgen, der trotz der Offenkundigkeit einer Realität, die dem Tod geweiht erscheint Gott vertraut ; „fest davon überzeugt, dass Gott die Macht besitzt zu tun, was er verheißen hat“ (Röm 4,21). Ich würde euch gerne eine Frage stellen: Sind wir, wir alle, überzeugt davon? Sind wir überzeugt davon, dass Gott uns gern hat und dazu bereit ist, alles zu tun, was er verheißen hat? Aber Vater, wie viel müssen wir dafür bezahlen? Es gibt nur einen Preis: „das Herz öffnen“. Öffnet eure Herzen und diese Kraft Gottes wird euch vorwärts bringen. Sie wird wundervolle Dinge vollbringen und euch lehren, was Hoffnung ist. Das ist der einzige Preis: Öffnen das Herz für den Glauben und Gott tut den Rest.
Das ist der Widerspruch und zugleich das stärkste und höchste Element unserer Hoffnung – einer Hoffnung, die sich auf eine Verheißung gründet, die aus menschlicher Perspektive unsicher und unvorhersehbar erscheint, die jedoch nicht einmal angesichts des Todes verloren geht, wenn die Verheißung von dem Gott der Auferstehung und des Lebens stammt. Dies wird nicht von irgendjemandem verheißen! Der verheißende ist der Gott der Auferstehung und des Lebens.
Liebe Brüder und Schwestern, bitten wir heute den Herrn um die Gnade, uns nicht so sehr auf unsere Sicherheiten zu gründen, auf unsere Fähigkeiten, sondern auf die Hoffnung, die der Verheißung Gottes entspringt, als wahre Kinder Abrahams. Wenn Gott verheißt, dann tut er, was er verheißen hat. Er hält sein Wort immer. So wird unser Leben ein neues Licht annehmen, in dem Bewusstsein, dass er, der seinen Sohn auferweckt hat, auch uns auferwecken wird und uns wirklich eins mit ihm werden lässt, zusammen mit all unseren Brüdern und Schwestern im Glauben. Wir alle glauben. Heute sind wir alle auf der Piazza versammelt; wir preisen den Herrn, singen das Vater Unser und werden dann den Segen empfangen … Aber dies geht vorbei. Es ist jedoch auch eine Verheißung der Hoffnung. Wenn unser Herz heute offen ist, versichere ich euch, dass wir alle uns auf der Piazza des nie vergehenden Himmels für immer begegnen werden. Dies ist die Verheißung Gottes und das ist unsere Hoffnung, wenn wir unsere Herzen öffnen. Danke.
[Übersetzt aus dem Italienischen von Sarah Fleissner]
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