Fortsetzung und Schluss von «Fortes in Fide» Nr. 17, S. 153ff
Vom Katholizismus zum Humanismus
Fasziniert vom Menschen, dem sich heute alle Blicke zuwenden, und sich verstehend als im Dienste stehend für diese Menschheit, welche sich mit ihren Errungenschaften brüstet und ihren Schöpfer vergisst, konnte sich Vatikanum II nur anthropozentrisch zeigen. Mehr als mit den auf Gott bezogenen Wahrheiten hat es sich um rein menschliche, zufällige und zeitliche Dinge gekümmert.
Muss man also auf die religiöse Nichtigkeit dieses Konzils schliessen, welches, aus Gefälligkeit, sein Verfahren demjenigen der modernen Welt nachgebildet hat? Hat seine anthopozentrische Methode es dazu geführt, die Stellungnahmen derjenigen wieder einzuhalten, welche den Schöpfer aus der Schöpfung zu verbannen suchen? Sicherlich nicht, denn es hat immerhin nicht vergessen, dass «die katholische Religion das Leben ist, dass sie ihm ihren wahren Sinn gibt» (Paul VI., Rede an der öffentlichen Sitzung vom 7. 12. 1965), dass «die Kirche sehr wohl weiss, dass Gott, dessen Magd sie ist, allein den tiefsten Wünschen des menschlichen Herzens entspricht» (G. S. 41,1) und dass dieses Herz, «um den Menschen zu kennen, den wahren, den ganzen Menschen dazu führen muss, Gott zu erkennen» (ibid.).
Indessen, um nichts von den modernen Werten zurückweisen zu müssen, hat sich das Konzil bemüht, das Unversöhnliche zu versöhnen: den Willen des gegenwärtigen Menschen, «sich in absoluter Autonomie zu behaupten und jedes über ihn hinausgehende Gesetz abzuschütteln, als vollzogene, immerhin achtbare Tatsache hinnehmen» (ibid.), und trotzdem «die Botschaft des Evangeliums als Hilfsmittel auf seine Fragen vorlegen» (G. S. 10). Es hat keinen unüberbrückbaren Gegensatz sehen wollen zwischen weltlichem Humanismus und christlichem Ideal, Ganz geprägt von der Sorge für alles, was dieses Jahrhundert hervorgebracht hat, hat es den Kompromiss gesucht.
«Was ist geschehen? Ein Zusammenprall, ein Ringen, ein Anathema? das hätte geschehen können, es ist nicht geschehen. Die alte Geschichte des Samariters wurde zum Modell der konziliaren Spiritualität (ibid.). Und weil zum gegenseitigen Verständnis die eine Partei sich den Forderungen der anderen anpassen musste, hat sich das Konzil humanistisch gezeigt.
Diese Verhaltens-Änderung wurde umso leichter und mit umso weniger Widerstand verwirklicht, als sie in der Fortsetzung der Tradition der Kirche gestellt schien. Auch für sie, gewiss auch gemäss dieser Tradition, «nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, fähig seinen Schöpfer zu erkennen und zu lieben, eingesetzt als Herr aller irdischen Kreaturen, um sie zu dominieren und sich ihrer zur Verherrlichung Gottes zu bedienen» (G. S. 12,3), war der Mensch immer Gegenstand grosser Achtung. Und ist es nicht ihretwegen, dass die menschliche Person die Würde und die Bedeutung, welche die heidnische Welt verkannt hatte, wiedergefunden hat?
Es wäre also möglich und wünschbar für die heutige Kirche, sich mit der modernen Welt zu verständigen und im Sinne der Bedienung des Menschen mitzuarbeiten, insofern er wesentliche und gemeinschaftliche Werte besitzt, und beide diesen Dienst zu fördern sich bemühen. «Die Würde der menschlichen Person, die Gemeinschaft der Menschen, der tiefe Sinn seiner Aktivität, bilden die Grundlage des Verhältnisses zwischen Kirche und Welt und ihres gegenseitigen Dialogs» (G. S. 40,1).
Doch wenn die Kirche sich dermassen auf den Menschen polarisieren muss, riskiert sie dann nicht, ihn von Gott zu entfernen? Hier versteht sich das Konzil beruhigend. Tatsächlich, «wenn wir uns daran erinnern, dass wir im Angesicht jedes Menschen dasjenige Christi, des Sohnes Gottes erkennen können und müssen, und wenn wir im Angesicht Christi dasjenige des himmlischen Vaters erkennen (wer mich sieht, sagt Jesus, sieht den Vater [Joh. 14,9]), so wird unser Humanismus Christentum und unser Christentum erscheint theozentrisch, so dass wir ebenso gut behaupten können: Um Gott zu erkennen, muss man den Menschen kennen» (ibid.). Können wir also die Folgerung ziehen, dass unter diesem Verhalten sich der Mensch nicht von Gott abgekehrt hätte?
Gewiss, der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass er diese Ähnlichkeit durch die Sünde zerstört hat: denn «obwohl sie Gott erkannten, erwiesen sie ihm nicht als Gott Verehrung und Dank, sondern verfielen in ihren Gedanken auf eitlen Wahn, und verdunkelt wurde ihr unverständiges Herz … und sie verehrten anbetend das Geschaffene an Stelle des Schöpfers» (Röm. 1,21-25). Aus diesem Grunde wollte Gott durch seine Inkarnation die ganze menschliche Natur, die Sünde ausgenommen, auf sich nehmen, um dieses Ebenbild in Christus wieder herzustellen, als neuer Adam und vollkommener Mensch, unter Aufruf an alle Menschen, sich danach zu richten, damit Er am Tage des Gerichtes sich in ihnen erkennen kann, um sie in seine Glückseligkeit aufzunehmen.
Er hat es aber auch dem Menschen freigestellt, diese Erlösung anzunehmen oder nicht, sodass es nicht jedem Menschen möglich ist das Angesicht Christi, des Gerechten im höchsten Sinne des Wortes, zu erkennen, sondern nur in denjenigen, die sich rechtfertigen liessen. Und weil auf Grund der Erbsünde es dem Menschen nicht möglich ist, sich in sich selber ganz mit Gott zu identifizieren, liegt es auch nicht in der Kenntnis des Menschen, zur vollkommenen Erkenntnis Gottes zu gelangen. Nur die Heiligen können uns durch ihr Beispiel zu Ihm hinführen, indem sie uns zeigen, bis zu welcher Höhe der Mensch sich erheben kann, wenn er sein Leben der Nachahmung Jesu Christi widmet. Aus diesem Grunde ist der von der Kirche gepriesene Humanismus, entgegen demjenigen der modernen Zivilisation, nie soweit gegangen, der menschlichen Person einen höchsten Wert zuzuschreiben und sie grenzenlos zu exaltieren, denn nur in der Unterwerfung unter die Obrigkeit Christi kann sie eine Güte erwerben, die ihr nicht eigentümlich ist.
Wir müssen also konstatieren, dass sich der konziliäre Humanismus zu guter Letzt mit dem Humanismus dieser Welt identifiziert. Da sie ihre Doktrin nicht auf die Transzendenz Gottes in bezug auf alle Kreaturen gründen wollte, hat sich die Konzilskirche zum Menschen bekehrt und die Religion in eine mehr menschliche als göttliche Bahn geleitet. Doch vom Menschen ausgehen, um zu Gott zu gelangen, heisst die Ordnung der Dinge umkehren, bedeutet unvermeidlich, Gott immanent im Menschen sehen. «Über den Menschen geht der erste Weg, den die Kirche begehen muss, um ihre Mission zu erfüllen.» (Joh.-Paul II., Enzyklika Redemptor Hominis 14,1).
Wenn also Vatikanum II verkündet: «Der Mensch ist es, den es zu retten gilt» (G. S. 3,1), muss man verstehen, dass dies nicht durch das Predigen des Evangeliums geschieht, als einer Doktrin, nach welcher er sich zu richten hat, um gerettet zu werden, sondern als ein Dienst, der ihm helfen soll, sich seiner eigenen Würde bewusst zu werden. Ebenso, wenn man «die menschliche Gesellschaft erneuern soll» (G. S. 3,1), wird es nicht in und durch die Kirche sein, in welcher die sündige Menschheit in Adam umgewandelt wird in eine neue Menschheit in Christus, sondern in der «Einführung einer universellen Brüderlichkeit» (G. S. 3,2), im Aufbau, durch die Christen und alle Menschen guten Willens, einer menschlicheren Welt, in welcher sich die Person ohne jeden Zwang entfalten kann. Der Gottesdienst geht fortan durch den Menschen hindurch, und der Kirchendienst wird Beitrag zum Fortschritt der Welt. «Die Kirche, unter gleichzeitiger Respektierung der staatlichen Kompetenzen, muss ihre Hilfe zur Förderung eines ganzheitlichen Humanismus anbieten, d. h. eine integrale Entwicklung jedes und aller Menschen. Indem sie sich in die Vorhut der sozialen Aktion stellt, muss sie ihre ganze Anstrengung einsetzen, um die Initiativen zugunsten einer umfassenden Förderung des Menschen zu unterstützen und zu fördern» (Paul VI., Rede vom 20. 12. 1970, DC 1976, S. 1112).
Die Kirche, wie Christus, dessen sichtbare Gegenwart sie ist, ist das Alpha und Omega, Beginn und Ende aller Dinge, und nur für sie hat die Welt (auf sich selber angewiesen dem Tode gewidmet) noch eine Daseinsberechtigung. Doch um der Welt zu dienen, hat Vatikanum II diese Ordnung umgestürzt; statt die Welt der Kirche einzuordnen, um sie Christus zu weihen, hat es die Kirche der Welt zugeordnet, um sie dem Menschen zuzuführen. Deshalb kann es logischerweise versichern: «Gläubige und Ungläubige sind im allgemeinen darüber einig: alles auf der Welt muss dem Menschen untergeordnet sein, als dessen Mitte und Gipfel.» (G. S. 12,1). Ja, wenn Gott nicht existiert oder sich zurückführen lässt auf ein unbestimmtes Prinzip, das jede Freiheit zulässt, so nimmt der Mensch Seine Stelle ein, und wird die Mitte des Universums und das Ende aller Dinge. Doch wenn es einen Schöpfer gibt, und wenn dieser sich seiner Kreatur offenbart hat, dann erkennt der einsichtige Mensch, der auf Ihn hören wollte, was er ist, und nimmt Kenntnis von seiner Nichtigkeit. Er versteht, dass er sich nicht «dank seiner Aktion … selber vervollkommnet» (G. S. 35,1), wie es die Marxisten und die Epigonen des Konzils wahrhaben wollen, sondern durch seine Lenkbarkeit im Hinblick auf den Antrieb der Gnade. Er erniedrigt sich, um sich in der Ergebenheit in den Willen seines göttlichen Meisters zu erheben. Ihm widmet er seine ganze Existenz und ordnet die ganze Schöpfung in die Kundgebung Seiner Herrlichkeit ein.
Das Konzil hat nun wirklich den Menschen nicht in diese Bahn getrieben. In dem Mass, als der «moderne Mensch sich auf dem Weg nach einer vollständigeren Entwicklung seiner Persönlichkeit befindet, in Richtung einer Entdeckung und wachsenden Bestätigung seiner Rechte» (G. S. 41,1), proklamiert er nicht mehr die Rechte Gottes, sondern die «Rechte der Menschen, erkennt und hält er in Ansehen den Dynamismus unserer Zeit, der überall seinen Rechten einen neuen Anlauf gibt»111 (G. S. 41,3). Vergessend, dass der Mensch nicht nur Gott unterworfen ist, sondern auch seiner Nation und seiner Familie, erklärt es im weiteren: «Die menschliche Person ist und muss Prinzip, Subjekt und Endzweck aller Institutionen sein» (G. S. 25,1), und ermutigt so alle Anarchien und Totalitarismen.112
Statt das Gottesreich für jeden, der das Wort Gottes vernehmen will, anzukündigen, hat sich die Konzilskirche, Lanzenspitze des Humanismus, für die Verkündigung eines humanitären Messianismus engagiert.113 Inskünftig wird es sich darum handeln, eine säkularisierte Religion, eine Religion, die den Gotteskult durch die Kultur ersetzt,”114 welche ihr Licht nicht mehr von Gott, sondern von den Menschen erbittet, eine subjektive Religion, eine Religion des Menschen, welche mit dem Individualismus und Laizismus der modernen Gesellschaften harmonisiert, um deren höchste Ideologie einzusetzen.
Schlussfolgerung: Die Neue Kirche
Kirche, Sakrament der Welt
Die Hirten haben verraten und sind für die Herde Wölfe geworden. Vatikanum II und alle, die sich darauf berufen und nichtsdestoweniger behaupten, dem ewigen Credo treu zu sein, täuschen und sind getäuscht. Die Hirten sind abgefallen. Sicherlich, etliche behaupten, dass man nicht übertreiben und die Dinge nicht schwarz sehen soll, dass Vatikanum II nur eine vernünftige Klarstellung eingeführt hat, eine Anpassung in der Kontinuität, Bedingung eines neuen missionarischen Eifers; dass, wenn einige Neuerungen schockieren können, sie aus dem Geist einer engagierten, nicht repräsentativen Minderheit entspringen. Diese hätte durch ihre im Endeffekt mehr lärmigen als beunruhigenden Manifestationen die Aufmerksamkeit vom wahren Konzil abgelenkt, welches sehr gut, gerecht und vortrefflich katholisch ist.
Was kümmern uns die unredlichen Interpretationen der Lauen, der Mondänen und anderen « Gemässigten » — gemässigt christlichen. Was ist, ist; was nicht ist, ist nicht. Unsere Analyse hat gezeigt, dass die Lehre von Vatikanum II heterodox und nicht katholisch ist. Wenn sich Intelligenzen finden, um diese Analyse zu widerlegen, so mögen sie uns mit ihrer Wissenschaft erleuchten.
Die Weichen behaupten, einen harten Geist und ein weiches Herz zu haben: doch haben sie nicht eher einen weichen Geist und ein hartes Herz? Sie haben Augen und sehen nicht, Ohren und hören nicht. Sie sehen nicht, dass Vatikanum II sehr viele Seelen in das geistige Elend und die Verzweiflung führt. Sie haben kein Ohr für den Aufschrei der irregeleiteten Christen, unermessliche Herde, geleitet von zu Wölfen gewordenen Hirten: «Man ändert uns die Religion!» Die Verweltlichten erwidern: Stellen sie nicht die grosse Achtung, deren sich zurzeit die Hirten unserer konziliären Kirche erfreuen, fest, insbesondere ihres Oberhauptes Joh.-Paul II.? Doch es geziemt sich, ihnen zu antworten: Nicht die Welt hat sich der Kirche ergeben (die Entchristlichung geht voran), sondern die früheren rechtmässigen Hirten, welche sich der Welt hingegeben haben, passen sich diesen Idolen, Ideologien und Vereinbarungen an.
Den Baum erkennt man an seinen Früchten. Diejenigen, welche die konziliaren Hierarchien vorschlagen, sind, wenn nicht wesenlos, so wenigstens vergiftet. Die Praktizierung der Richtlinien von Vatikanum II schliesst mit einem beträchtlichen Manko ab. Um den vortrefflichen Ausdruck zu verwenden: Kleriker und Laien sind bei den Barbaren gelandet. Künftighin arbeiten sie mit an der methodischen und allgemeinen Zerstörung der Zivilisation, die ehemals mit gutem Recht christlich genannt werden konnte. Diejenigen, welche auf das Studium ausgerichtet waren, haben sich als kirchliche Intelligenzia konstituiert; sie verbringen ihre Zeit damit, verworrene marxistische, Freud’sche, strukturalistische Auslegungen zu erzeugen, oder solche über die heilige Schrift und theologische Werke. Eine sonderbare Art, seine Talente zu vergraben. Diejenigen, welche Sinn für Apostolat hatten, haben sich auf schlimmste Weise eingesetzt für den Aufbau des Sozialismus, den Kampf zur Befreiung der Völker oder für den militanten Syndikalismus, im günstigsten Falle für die Belebung des Ausschusses für die Quartier-Interessen. Und was die grosse Masse anbelangt, so ist sie eine Herde alberner und sorgloser Scheinheiliger geworden. Die feste Verkündigung des Evangeliums hat umgeschlagen in abgeschmackte Reden über die Probleme unserer Zeit. Die «hölzerne Zunge» der neuen Kirche hat zur Verdunkelung der Geister geführt, und die so sehr gesuchte Einheit ist am Prinzip des Pluralismus zerschellt. Es gilt nicht, das Gesicht zu verhüllen, sondern zuzugeben, dass die neue Kirche die streitende verleugnet hat, diejenige, welcher Gott wie zu seinem Propheten sagt: «Schau, ich gebe dir heute die Macht über Völker und Reiche, um auszureissen und einzureissen, zu vernichten und zu zertrümmern, aufzubauen und einzupflanzen!» (Jer. 1,10), jene Kirche, dessen einzige Mission die Ankündigung Christi ist und Ihn den Menschen gegenwärtig werden zu lassen, diejenige, in welcher die gefallene und dem Tode geweihte Menschheit ein neues Leben erhält, «die erhobene Fahne inmitten der Nationen», um allen als Zeichen des Sammelplatzes zu dienen, «der einmalige Saal, in welchem der Familienvater die Hochzeit seines Sohnes feiert», «Tempel des lebendigen Gottes» (II Kor. 6,16).
Die konziliare Sekte, welche sich widerrechtlich des Titels Kirche bemächtigt, ist in Wirklichkeit «das Sakrament der Welt», das sichtbare Zeichen aller Verirrungen unserer Zeit und das Mittel, deren Untergang zu beschleunigen, die Vorhut der Utopie, welche das Paradies auf Erden zu errichten sucht, die Dienerin der Mächtigen dieser Welt, kurz die Veranschaulichung einer kolossalen Subversion.
Man wird sich fragen können: wie hat das geschehen können? Die Ursachen kommen von weit her und es gilt hier nicht, sie historisch zu beleuchten. Klar werden muss uns vor allem, dass hierin das Resultat des schlechten Christentums der Kirchenmänner zu sehen ist. Eben, als die Kirche sich von den gottlosen Gesellschaften in den Winkel der Sakristeien verwiesen sah, erlagen viele Kleriker und Laien, vom Geist der Zeit verführt, der fürchterlichen Versuchung, die neuen Ideale anzunehmen und sie mit dem Evangelium zu verbinden, in der illusorischen Hoffnung, den verlorenen Einfluss wieder zu gewinnen.115
Sie hätten der Gnade gegenüber lenksam bleiben und die Mittel finden können, aus dieser gefährlichen Lage herauszukommen Doch ein geschwächter Glaube, eine geistige Lauheit, ein Mangel an Hoffnung gepaart mit dem Wunsch, vor den Menschen glänzen zu wollen, und unter dem Stachel des Machtwillens wurden sie dazu geführt, die Abgötter der Zeit anzubeten, die ihnen besser und glaubwürdiger erschienen als die Lehre Desjenigen, der gesagt hat: Ich habe die Welt besiegt. Indem sie sich feige den Bedingungen ihrer Feinde unterzogen, haben sie nicht gezögert, sich akzeptieren zu lassen und eine Rolle zu spielen, das Licht unter den Scheffel zu stellen und die ihnen anvertrauten Talente endgültig zu begraben.
Indem sie das taten, haben sie ihre Berufung verleugnet; sie haben Christus verlassen, um dem Prinzen dieser Welt zu dienen: «Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest» (Mt 4,9). Sie wollten zu glauben vorgeben, dass sie arm seien, wobei sie nur zu dominieren suchen. Sie haben sich fortan als unentbehrlich geglaubt, sind aber nichts anderes als Parasiten, deren man nicht bedarf. Sie haben eine Kirche ohne Seele aufgebaut, welche sich nur mehr mit der Organisation weltlicher Dinge befassen würde; doch ein solch lächerliches und unwirksames Instrument zerstört sich selbst und löst sich auf. Für sie gibt es also keine Zukunft.
Doch der treue Christ, welcher weiss, dass die Kirche jenseits aller hinieden erduldeten Drangsale, so schrecklich sie auch sein mögen, weiter besteht, hat weder Anlass zu verzweifeln noch sich zu skandalisieren. Christus ist der Meister der Geschichte. Er hat sie geführt gemäss Seinen geheimnisvollen Plänen für das Wohl seiner Braut. Der scheinbare Verfall der Kirche, weit davon entfernt, ein Zeichen der Entmutigung zu sein, soll also ein Ruf nach mehr Heiligkeit sein.
Corrigenda:
Auf Seite 11 der Nummer 15 muss es in der vorletzten Zeile heissen: Gültigkeit statt Ungültigkeit.
Auf Seite 12 der gleichen Nummer muss es auf Zeile 18 behaupten statt belangten heissen.
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111 Wenn anderswo das Konzil warnt vor «jeder falschen Autonomie» (G. S. 41,3), vermindert dies in keiner Weise die erste Erklärung, denn in dem Masse, wie es den Menschen als solchen als wesentlich gut ansieht, kann es nur ein enges Zusammenfallen geben zwischen Würde des Menschen und Verkündigung des Evangeliums.
112 Das besondere Gut soll nicht über das allgemeine vorherrschen. Der hl. Thomas lehrt, dass dasWohl des Ganzen der Endzweck jedes der es zusammensetzenden Teile ist, und das Gemeinwohl ist der Endzweck jeder einzelnen Person, die in der Gememinschaft lebt (IIa, IIae, q58, a9, ad3). Folglich «ermisst sich die Güte jedes Teiles im Verhältnis der Einheit zum Ganzen» (ibid., Ia, IIae, q92, a1, ad3).
113 Die Botschaft des Evangeliums richtet sich nicht nur an den Menschen, sondern es ist eine grosse Botschaft über den Menschen» (Joh.-Paul II., Rede zu den Bischöfen, 6-80, DC 1788).
114 «Es ist der menschlichen Person eigen, nur durch die Kultur wirklich und voll zur Menschheit Zugang zu haben, d. h. indem man die Güter und Werte der Natur kultiviert» (G. S. 53,1).
115 Seit dem zweiten Drittel des 19. Jh. hat eine in ihrer Ausdrucksweise unterschiedliche, im Endeffekt aber gleiche Strömung (liberale Katholiken, Modernisten, christliche Demokraten, Amerikanisten, Sillonisten usw.) in diesem Sinne gewirkt. Mehrmals vom Magisterium verurteilt, doch anderseits durch unglückliche Unternehmungen ermutigt (der Anschluss Leo XIII., die katholische Aktion Pius XI., ist diese Strömung schliesslich zu einem scheinbaren Sieg mit der heterodoxen Versammlung des II. Vatikanums gelangt.
