Heute ist das Fest Mariä Lichtmess. Der Name „Lichtmess“ kommt daher, weil an diesem Tag in der römischen Liturgie während einer Prozession und der Messfeier brennende Kerzen in der Hand gehalten werden, die zuvor feierlich gesegnet und geweiht wurden.
Diese Kerzen versinnbilden zweierlei. Zunächst verweisen sie auf Jesus Christus, der als das wahre Licht, an Weihnachten in die Welt kam. Die Kerzen verweisen zurück auf Weihnachten, auf die Geburt Christi, deren Freude in uns noch lebendig sein soll. Anderseits mahnen sie uns im Lichte eines guten Wandels dem Herrn zu begegnen. Damit deuten sie voraus auf die kommende Fastenzeit und den damit verbundenen Opfergeist. Denn einen guten Wandel können wir nur führen, wenn wir mit der Gnade Gottes den Herrn nachahmen, Der Sich selbst gleich einer Kerze selbst verzehrte und dabei anderen leuchtete. Heute verbinden sich also die Weihnachtsfreuden mit dem Opfergedanken.
Das heutige Fest wird auch „Darstellung des Herrn“ oder „Mariä Reinigung“ genannt. Diese Namen verweisen auf die beiden Geheimnisse, die das heutige Fest beinhaltet und von denen ein jedes der beiden die Weihnachtsfreuden mit dem Opfergedanken verknüpft.
Was dürfen wir unter „Darstellung des Herrn“ verstehen? Das Evangelium verweist selbst mit einem kurzen Zitat auf die entsprechende Stelle im Alten Testament, die uns diese Frage beantwortet. Denn einst sprach Gott zu Moses: „Weihe Mir alle Erstgeburt, die den Mutterschoß öffnet unter den Kindern Israels, sowohl von den Menschen wie vom Vieh; denn Mir gehört doch alles.“ Moses sprach zum Volk: „Was männlichen Geschlechtes ist, sollt ihr dem Herrn weihen. Den erstgeborenen Esel sollt ihr durch ein Schaf ersetzen; wenn ihr ihn so nicht loskaufen könnt, dann sollt ihr ihn töten. Alle menschliche Erstgeburt unter euern Kindern aber sollt ihr durch ein Lösegeld loskaufen.“ Es handelt sich also um ein Opfer. Man weiht, man übergibt Gott den Erstgeborenen und heiligt den Erstgeborenen dadurch. Mit der Geburt Jesu als Erstgeborenem ist also seine Darbringung, seine Opferung verbunden. Darum wurde das heutige Fest früher auch „Jesu Opferung im Tempel“ genannt.
Nun, da wir die Worte der Heiligen Schrift gehört haben, sehen wir auch, dass die Argumentation jener falsch sein muss, die ihre Leugnung der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens damit begründen, dass Jesus im Evangelium als „Erstgeborener“ bezeichnet wird. Denn – so behaupten sie – wenn von einem Erstgeborenen die Rede ist, muss es noch weitere Kinder geben. Diese Denkweise mag heute üblich sein, aber damals war sie es nicht, denn wie wir aus dem Gesetz des Alten Bundes ersehen, wurde als Erstgeburt einfach das von einer Mutter Erstgeborene bezeichnet, unabhängig davon, ob sie danach noch weitere Kinder zur Welt gebracht hat. Die Eltern waren stets verpflichtet, das Erstgeborene dem Herrn darzubringen, unabhängig davon, ob sie noch weitere Kinder bekamen oder nicht.
Kommen wir nun zur Reinigung Mariens. Auch hierzu müssen wir unseren Blick auf das Gesetz des Alten Bundes richten. Gott sprach zu Moses: „Wenn eine Frau nach der Empfängnis einem Knaben das Leben schenkt, gilt sie sieben Tage als unrein wie zur Zeit ihrer monatlichen Reinigung. Und am achten Tage soll das Kindlein beschnitten werden. Sie aber soll 33 Tage daheim bleiben im Blute ihrer Reinigung. Sie soll nichts Heiliges anrühren, noch zum Heiligtume kommen, bis die Tage ihrer Reinigung vollendet sind.“ Darum wird 40 Tage nach Weihnachten Mariä Reinigung gefeiert.
Auch für Maria ist die Geburt mit einem Opfer verbunden. Im alten Gesetz steht geschrieben: „Wenn die Tage ihrer Reinigung vollendet sind, sowohl beim Sohn wie bei der Tochter, soll sie ein einjähriges Lamm zum Brandopfer bringen und eine junge Taube oder eine Turteltaube zum Sühneopfer am Eingang zum Bundeszelt und es dem Priester übergeben. Dieser soll es dem Herrn darbringen und für sie beten; und so wird sie gereinigt werden von ihrem Blutgange. Dieses Gesetz gilt für die Mütter von Knaben und Mädchen. Wenn sie kein Lamm zu opfern vermag, so soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nehmen, eine zum Brandopfer, eine zum Sühneopfer. Und der Priester soll für sie beten, und so wird sie rein werden.“ Wenn wir diese Worte mit denen des Evangeliums vergleichen, so sehen wir, dass die heilige Familie in Armut gelebt hat, da sie zwei Tauben opferte. Ein Lamm zu opfern konnte sie sich nicht leisten.
Aber musste Jesus, der doch Gott ist, Gott übergeben werden? Musste Maria, die doch eine reine Jungfrau ist, gereinigt werden? Im Einführungstext des Römischen Messbuchs zum heutigen Fest liest man: „Beide Gesetze waren weder auf Jesus noch auf Maria anzuwenden. Dennoch unterwarfen sich beide diesem Doppelgesetz: der Allerheiligste, Der nicht der Heiligung, und die Allerreinste, die nicht der Reinigung bedurfte.“ Sie haben das, wozu sie nicht verpflichtet waren, freiwillig getan, um uns ein Beispiel zu geben, damit wir das, wozu wir verpflichtet sind: nämlich zur Einhaltung des göttlichen Gesetzes, gerne tun.
Da das Opfer im heutigen Evangelium eine große Rolle spielt, soll näher auf den Sinn desselben eingegangen werden. Warum fordert Gott Opfer von uns? Der hl. Augustinus, der sich erst nach vielen Irrwegen zum katholischen Glauben bekehrte, fragte sich angesichts der biblischen Berichte zunächst, „ob auch die für Gerechte gelten könnten, die [...] Menschen töteten und Tieropfer darbrachten“. Andererseits kann auch ein Ungläubiger feststellen, dass die Aufopferung von Gaben der menschlichen Natur zu entsprechen scheint. Der hl. Thomas von Aquin weist darauf hin, „dass es in jedem Zeitalter und bei allen Menschenvölkern immer irgendeine Darbringung von Opfern gegeben hat“. Daraus schlussfolgert er: „Was es nun aber bei allen gibt, scheint naturhaft zu sein.“
Da das menschliche Wesen eine Einheit von Leib und Geistseele ist, drückt der Mensch seine innere Haltung auch naturgemäß stets äußerlich aus und der äußerliche Ausdruck hilft ihm wiederum dabei, die innere Haltung zu stärken. So nimmt der Mensch beim innerlichen Gebet auch äußerlich die entsprechende Haltung ein, indem er sich niederkniet und ein Ehepaar trägt die Liebe nicht bloß im Herzen, sondern tut sie auch durch äußere Zeichen kund. Das äußere Opfer muss kein blutiges sein, aber es soll ein lebendes Wesen oder ein lebloses Ding sein, das sich der Mensch rechtmäßig erworben hat und das er für sich selbst gebrauchen könnte. Solche Opfergaben waren in der vorchristlichen Zeit z.B. Lämmer, Rinder, Tauben; Brot, Wein, Öl, Salz, Weihrauch.
Eine äußerliche Handlung, die nicht die innere Haltung ausdrückt, ist aber wertlos. Sie ist bloß eine Fassade, eine leere Hülse, wie ein Geschenk ohne Inhalt. Dies wird auch in der Heiligen Schrift verurteilt, wenn es heißt: „An Schlacht- und Speiseopfern hast Du kein Gefallen, Brand- und Sündopfer forderst Du nicht. Doch das Gehör hast Du mir eingepflanzt; darum sage ich: Ja, ich komme [...] Deinen Willen zu tun“ (Ps 40,7f.). Oder: „Das Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke ist Mir zuwider! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für Witwen!“ (Jes 1,11;17). Oder: „Liebe will Ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer“ (Hos 6,6; Mt 9,13; Mt 12,7). Diese Worte können also nicht in dem Sinne verstanden werden, dass Gott generell keine Tieropfer wünscht, da ja an zahlreichen anderen Stellen der Schrift klar und deutlich zu lesen ist, dass Er sie anordnete. Aus dem Zusammenhang wird deutlich, dass Er lediglich die oberflächliche rein äußerliche Darbringung von Opfern verabscheut, die keinerlei innere Entsprechung aufweisen. Dadurch wird die Opferhandlung nichtig.
Was die Rechtmäßigkeit der blutigen Opfer betrifft, so muss darauf hingewiesen werden, dass Gott als Urgrund alles Seienden und damit auch aller Lebewesen naturgemäß der Herr über Leben und Tod ist. In Seiner Allgüte bestimmt Er für jedes Geschöpf, wann es leben und sterben soll. So kann Gott auch rechtmäßig einem Menschen befehlen, einen anderen Menschen oder ein Tier zu töten. Darum fand sich auch in der Prüfung Abrahams keine unrechte Forderung und Abraham hat richtig gehandelt, als er nicht zögerte, seinen Sohn Isaak aus Gehorsam gegenüber Gott, als Opfer darzubieten. Dementsprechend wird Abraham auch von Gott für seine Treue gelobt. Gott hat also das Recht blutige Opfer zu verlangen und kein Mensch hat das Recht – wenn Er sie verlangt – dieselben zu verweigern. Der Herr hinderte Abraham aber letztlich daran, Isaak zu schlachten und hat die blutigen Menschenopfer verboten. Im Gesetz des Alten Bundes lesen wir: „Wenn du dem Herrn, deinem Gott, dienst, sollst du nicht das Gleiche tun wie sie [die Heiden rundherum]; denn sie haben, wenn sie ihren Göttern dienten, alle Gräuel begangen, die der Herr hasst. Sie haben sogar ihre Söhne und Töchter im Feuer verbrannt, wenn sie ihren Göttern dienten.“ Diese Götter sind falsche Götter, Götzen. Es handelt sich dabei wohl oftmals um Dämonen, die sich als Götter ausgaben und Menschenopfer einforderten.
Einen Grund dafür, warum Gott Opfer fordert, nennt Er selbst, indem Er den Befehl zur Weihe der Erstgeburt mit den Worten begründet: „denn Mir gehört doch alles“. Durch die Opfergabe erkennt der Mensch die Oberherrlichkeit Gottes an, er anerkennt, dass Gott der oberste Herr über die ganze Welt ist, auch wenn Gott die Welt in menschliche Gewalt gegeben hat. Im Buch der Psalmen lesen wir ja: „Du [Gott] hast ihm [dem Menschen] Macht über das Werk Deiner Hände gegeben, alles zu seinen Füßen gelegt: die Schafe und Rinder alle, dazu das Getier in Wald und Feld, die Vögel des Himmels, die Fische der See, und was auf den Straßen der Meere zieht.“ Die Opfergabe an den Höchsten Herrn soll den Menschen daran erinnern, dass er seine Herrschaft über die Welt nicht willkürlich ausüben darf, sondern dabei an das Gesetz Gottes, das Dieser einerseits in die Natur eingeschrieben und andererseits in der Offenbarung kundgetan hat, gebunden ist.
Hier merken wir auch schon, warum viele Menschen zu allen Zeiten der Opfergedanke zuwider war und warum gerade der moderne Mensch ihn radikal ablehnt. Weil er sich als autonom, d.h. unabhängig, versteht, unabhängig von Gott. Die ganze Ideologie des Subjektivismus erstrebt mittels des Liberalismus nichts anderes als die Rebellion gegen und die Befreiung von Gott.
Der Kern des Liberalismus ist darum auch die Religionsfreiheit, die als Menschenrecht propagiert wird, d.h. als ein Recht, dass jeder Mensch aufgrund seiner menschlichen Natur hat. Es gibt tatsächlich ein Menschenrecht auf Religionsfreiheit, nämlich, wenn es in dem Sinne verstanden wird, dass jeder Mensch das Recht dazu hat, durch die freie, ungehinderte Ausübung der katholischen Religion Gott zu ehren und sich selbst zu heiligen. Der Mensch hat nämlich die Pflicht dazu, die wahre Religion auszuüben und darum hat er auch das Recht, von keinem Menschen dabei gehindert zu werden. Die modernen Ideologen verstehen aber ein Menschenrecht auf Religionsfreiheit im ganz anderen Sinn. Jeder Mensch – so wird behauptet – hat das Recht die Religion auszuüben, die er ausüben möchte. Es macht dabei keinen Unterschied, ob er durch seine Religionsausübung Gott ehrt und die Seele heiligt oder aber Gott beleidigt und die Seele verdirbt. Diese Vorstellung widerspricht entweder dem gesunden Menschenverstand oder basiert auf der ebenso verrückten und zudem häretischen Ansicht, dass jede Religion Gott ehrt und die Seelen heiligt (obwohl sie sich doch widersprechen) oder auf der verrückten und häretischen Ansicht, dass Gott nicht der rechtmäßige Herr über Himmel und Erde ist und Ihm darum die vernunftbegabten Geschöpfe keinen Gehorsam schulden. In jedem Fall handelt es sich um eine Verletzung des Gottesrechtes auf unumschränkte Herrschaft über die ganze Schöpfung.
Der „Grundriss der katholischen Dogmatik“ von Ludwig Ott erläutert zur Allherrschaft Gottes Folgendes: „Sie umschließt eine unumschränkte Regierungsgewalt (dominium iurisdictionis) und ein unumschränktes Eigentumsrecht (dominium proprietatis) über alles Geschaffene und verlangt von den vernünftigen Geschöpfen vorbehaltlose Anerkennung. Diese wirkt sich in der Annahme seiner Offenbarung, in der Erfüllung seiner Gebote und im Kult der Anbetung praktisch aus. Das Herrscherrecht und das Eigentumsrecht Gottes sind in der Erschaffung der Welt und in der Erlösung der Menschen begründet.“ Papst Leo XIII. erklärt darum, „dass es niemals erlaubt ist, die Gedankenfreiheit, Pressefreiheit, Lehrfreiheit, sowie unterschiedslose Freiheit der Religionen zu fordern, zu verteidigen, oder zu gewähren, so als seien dies ebenso Rechte, welche die Natur dem Menschen verliehen habe. Hätte die Natur diese Rechte verliehen, so wäre es erlaubt, Gottes Oberherrlichkeit zu bestreiten, und der menschlichen Freiheit könnten durch kein Gesetz Schranken gezogen werden“ (Enzyklika Libertas praestantissimum).
Die Gemeinschaft der Anhänger des II. Vatikanums behauptet dagegen in der Erklärung Dignitatis humanae über die Religionsfreiheit, dass weder eine katholische Staatsgewalt im staatlichen Bereich noch ein katholischer Hausherr im häuslichen Bereich jemanden daran hindern darf, eine falsche Religion auszuüben (vgl. Art. 2). In Wirklichkeit handelt es sich dabei aber um die ersten und wichtigsten Pflichten der Staatsgewalt und des Hausherrn. Johannes Paul II. – eines der Oberhäupter dieser Gemeinschaft – hat sogar die Vertreter sämtlicher falscher Religionen dazu aufgerufen, falsche Götter oder den wahren Gott auf falsche Weise zu verehren und sie dazu nach Assisi eingeladen. Sogar Kirchengebäude wurden ihnen dazu geöffnet. Dagegen lehrt der hl. Thomas von Aquin: „Wir sehen [...], wie in jedem Gemeinwesen beobachtet wird, dass man den höchsten Leiter mit irgendeinem einzigartigen Zeichen ehrt, dessen Übertragung auf jeden anderen Majestätsbeleidigung sein würde. Darum ist im göttlichen Gesetz die Todesstrafe für diejenigen festgesetzt, welche die göttliche Ehre anderen erweisen (Exod. 22,20; 30,31 ff.).“
Die Opfer werden Gott aber auch zur Sühne für die Sünden der Menschen dargebracht. Der griechische Philosoph Heraklit verspottete zu Unrecht jene, die in der vorchristlichen Zeit blutige Opfer darbrachten, mit den Worten: „Aber Reinigung von (Blutschuld) suchen sie, indem sie sich mit neuem Blut besudeln“. Doch hierin liegt nur ein scheinbarer Widerspruch. Sühne ist Wiedergutmachung für geschehenes Unrecht. Ein Unrecht geschieht dann, wenn dem Gesetz Gottes zuwidergehandelt und damit wenigstens indirekt auch die Oberherrschaft Gottes angegriffen wird. Indem nun der Mensch von seinem Besitz Gott eine Gabe darbietet – sei es eine blutige oder auch Brot, Wein, Salz, Öl oder Weihrauch – gibt er zu verstehen, dass er seine Rebellion gegen Gott wiedergutmachen möchte, denn das Opfer ist ja äußerer Ausdruck der inneren Anerkennung der Oberherrlichkeit Gottes. Das vollendete Opfer und die vollendete Unterwerfung unter Gott aber ist die Selbstopferung des Menschen. Die drei Jünglinge im Feuerofen wollten sich Gott als Opfer anbieten. Asarja wandte sich betend im glühenden Feuerofen an Gott und er sprach, dass sie in dieser Zeit […] weder Brandopfer noch Schlachtopfer, weder Speiseopfer noch Räucherwerk, noch einen Ort haben, um Gott die Erstlingsgaben darzubringen. Und so bittet Asarja Gott inbrünstig: „Du aber nimm uns an! Wir kommen mit zerknirschtem Herzen und demütigem Sinn. Wie Brandopfer von Widdern und Stieren, wie Tausende fetter Lämmer, so gelte heute unser Opfer vor dir und verschaffe uns bei dir Sühne.“ (Dan 3, 38-40) Letztlich wurden sie aber vor dem Feuertod und sogar vor jeder Verletzung durch die Flammen wunderbar bewahrt. Die sieben Makkabäerbrüder und ihre Mutter dagegen erlitten ein grausames Martyrium.
Alle Opfer, vor allem die blutigen und insbesondere die Selbstopferung der Märtyrer des Alten Bundes, waren Vorbilder des Opfers Christi. Unser Herr Jesus Christus hat alle blutigen Opfer, die ein Vorbild Seines Opfers am Kreuz waren, zur Vollendung geführt. Die bisherigen Tieropfer zur Sühne für die Sünden waren nur Vorbilder, denn – wie Paulus schreibt – „durch diese Opfer wird alljährlich nur an die Sünden erinnert, denn das Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich Sünden wegnehmen“ (Hebr 10,3f). Und über das Opfer Christi schreibt er: „nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit Seinem eigenen Blut, […] so hat Er eine ewige Erlösung bewirkt“ (Hebr 9,12). „Jeder Priester steht Tag für Tag da, versieht seinen Dienst und bringt viele Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals Sünden wegnehmen können. Dieser aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht“ (Hebr 10,11f). Dieses Opfer wird Tag für Tag auf den Altären von den Priestern vergegenwärtigt. Es ist ein vollkommenes Opfer, da es aus reinster makelloser Liebe zu Gott und den Menschen vollbracht wurde. Der Herr hat nicht nur von Seinem Besitz geopfert, sondern sich selbst, stellvertretend für alle Menschen, indem er leiblich und seelisch bis zum Äußersten litt.
Auf vollkommenste Weise sind dem Herrn in Seinen blutigen Fußstapfen die Märtyrer nachgefolgt. Seitdem der Herr am Kreuz bis auf Seinen letzten Tropfen Blut Sich ganz und gar Gott dargebracht hat, gibt es nur noch das blutige Opfer des Martyriums und das der Selbstkasteiung. Es gibt auch die unblutigen Opfer der Selbstverleugnung und des hingebungsvollen Dienstes. In jedem Fall wird Christus nachgeahmt, Der auf Golgotha Priester und Opfergabe zugleich war und Der es bis heute in jeder heiligen Messe ist. Der Apostel Paulus schreibt: „Brüder, bei der Barmherzigkeit Gottes ermahne ich euch: Bringt euren Leib Gott als ein lebendiges, heiliges, wohlgefälliges Opfer dar. Das ist euer geistiger Gottesdienst.“ Er hat uns den vollkommenen Opfergeist vermittelt, eine Mentalität des sich Hinopferns aus Liebe zu Gott und für die Menschen. Opfern wir uns nicht nur für das zeitliche Wohl der Menschen, sondern v.a. für ihr ewiges Wohl. Dabei dürfen wir auch nicht davor zurückschrecken, unsere Gesundheit zu schädigen. Wer keine Opfer bringen will, der anerkennt nicht einmal die gerechte Ordnung an, geschweige denn, dass er Liebe hätte, denn die Liebe, die naturgemäß innerlich ist, zeigt sich unweigerlich äußerlich in der Selbsthingabe.
Schauen wir also auf Unseren Herrn, auf Sein Beispiel und wenn wir es tun und nachahmen, dann werden wir dereinst mit dem gerechten Simon sprechen können: „Nun entlässest Du, Herr, Deinen Diener nach Deinem Worte in Frieden. Denn es haben geschaut meine Augen Dein Heil, das Du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker“.
Christian Schenk
