„SCHWUR
P: Priester; A: Alle)
P: Im Angesicht des Dreifaltigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, im Angesicht unseres Herrn Jesus Christus, des menschgewordenen Gott-Sohnes, im Angesicht der allerseligsten Jungfrau und Gottesgebärerin Maria, im Angesicht aller heiligen Kirchenlehrer, aller Heiligen und aller heiligen Ordnungen der Engel vollziehen wir (in der Schwarzwaldhalle zu Karlsruhe im Jahre 1980, am Sonntag nach dem Feste der Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus — auch im Namen all der Vielen, die, im gleichen katholischen Glauben verwurzelt wie wir, zu ihrer Betrübnis daran gehindert sind, hier zu sein -) den heiligen Schwur und das heilige Gelöbnis, im gleichen Sinne katholisch zu sein und zu bleiben, wie wir es von unserer Kindheit und Jugend an erfahren und aufgenommen haben, und wie es alle katholischen Christen aller Zeiten und Räume je verstanden haben. A: Wir schwören es! P: Wir halten daran fest und werden ohne Unterlaß daran festhalten, daß Gott, der Ursprung und das Ende aller Dinge, mit dem natürlichen Licht der Vernunft mit Sicherheit erkannt und bewiesen werden kann. A: Wir schwören es! P: Wir halten daran fest und werden ohne Unterlaß festhalten an allen geoffenbarten Wahrheitsinhalten, die je uns im unmittelbar erkennbaren und unveränderlichen Wortsinn der Dogmen mitgeteilt und auf unfehlbare Weise zum Glauben vorgestellt worden sind. A: Wir schwören es! P: Wir verwerfen und werden immer verwerfen die verderbliche Irrlehre, daß es einen Unterschied gebe zwischen dem Jesus der Geschichte und dem Christus des Glaubens. A: Wir schwören ab diesem Irrtum! P: Wir verwerfen und werden immer verwerfen die verderbliche Irrlehre, daß die Feststellung und Festlegung der geoffenbarten Inhalte des Gottmenschentums in den Dogmen zeitbedingt sei und daß daher diese Dogmen in Sinn und Auslegung eine stete Veränderung erfahren könnten. A: Wir schwören ab diesem Irrtum! P: Wir verwerfen und werden immer verwerfen die verderbliche Irrlehre, daß wir noch auf dem Wege seien zur Wahrheit. A: Wir schwören ab diesem Irrtum!P: Wir verwerfen und werden immer verwerfen die verderbliche Irrlehre, daß es vor dem Jüngsten Tag auf Erden einen kollektiven Fortschritt der Menschheit im Menschlichen geben könne.
A: Wir schwören ab diesem Irrtum!
P: Wir verwerfen und werden immer verwerfen die verderbliche Irrlehre, daß es einzig den Bischöfen vorbehalten sei, ein Abweichen von der katholischen Wahrheit festzustellen.
A: Wir schwören ab diesem Irrtum!
P: Wir schwören den heiligen Eid, daß wir uns niemals — auch nur im Geringsten — abfinden werden mit dem, was seit dem Ereignis, welches genannt wird das II. Vatikanische Konzil, eingebrochen ist in den Innenraum der Kirche!
A: Wir schwören und geloben es!
P: Wir schwören den heiligen Eid, daß wir wissen um die Heraufkunft des gottgesegneten Tages der großen Wende, der wiederherstellen wird der Kirche wesenhafte Erkennbarkeit. Dem weihen wir unser Leben!
A: Wir schwören es!
P und A:
Herr, himmlischer Vater!
Wir haben für immer erkannt das Verderben des Antichristen im Raum Deiner ewigen Kirche. Wir sehen mit Trauer und Entsetzen, wie er sich anmaßt, das Antlitz Deiner Kirche zu entstellen und im Namen Deiner Kirche zu sprechen und zu wirken. Gefangen in seinem Trug, beschwichtigt und gelähmt, sehen wir die Bischöfe des Erdkreises. Wir, die Du erwählt hast als heiligen Rest katholischen Widerstandes, schwören Dir, Wache zu halten für das verdüsterte Land Deines Reiches.
Niemals werden wir dem teuflischen Fortschrittswahn des Neomodernismus ein Zugeständnis machen!
Wir werden nicht aufgeben, nicht wanken und nicht weichen!
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Über die Resonanz der Glaubenskundgebung in Karlsruhe berichtet der spesunica-Brief vom 27. Juni 1980 mit der folgenden Passage, in der Pfarrer Milch auf die sedisvakantistischen Gruppen anspielt, die dieser Veranstaltung fern blieben, nachdem er sich entschieden zu Wort und Werk von Erzbischof Lefebvre bekannt hatte:
“Karlsruhe war in Wahrheit ein großer Erfolg! Wenn man bedenkt, daß sehr viele zu ihrem Leidwesen am Kommen gehindert waren, zudem durch allerlei Verwirrung eine größere Zahl solcher, die 1977 noch in der Rhein-MainHalle zu Wiesbaden sich eingefunden hatten, ihre Teilnahme verweigern zu sollen wähnten, war die Zahl der Anwesenden imponierend! Es waren so viele da wie in Wiesbaden — ein Zeichen göttlicher Fügung und göttlichen Ja-Wortes zu dieser Kundgebung.
Allen, die gekommen waren, sage ich noch einmal herzlichen Dank, ebenso allen, die in ihrer Abwesenheit für das große Ereignis gebetet haben, und selbstverständlich allen, die in der Vorbereitung tätig gewesen sind! …Tragen Sie Karlsruhe weiter in Ihre Gebete, in Ihr ganzes Dasein und in Ihr bekennerisches Tun!
Sie wissen, daß Sie durch Ihre tägliche, am Morgen vollzogene geistige Vereinigung mit Christus im Heilgen Geiste zum Vater hin durch die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau ‘Ströme lebendigen Wassers aussenden’ und den Engeln gebieten! Senden Sie die uns dienenden Engel an die Schwerpunkte der Krisen in Kirche und Welt und auch an die Krisenschwerpunkte Ihrer persönlichen Sorgen. Ich verspreche Ihnen, beim heiligen Opfer und in meinen Gebeten Ihnen dabei inständig zu helfen!
Groß ist Deine und meine Macht in Ihm, durch Ihn und mit Ihm!
Daß Satan gerade in unseren Reihen, auch für Wirrnis sorgt, kann nicht verwundern. Er macht sich an die Bollwerke. Daraus folgt für die Bollwerke die notwendige Pflicht, noch stärker, noch klarsichtiger, noch selbstkritischer, hoffnungsvoller, unbedingter und entschlossener zu werden. Wie, Du wärest kein Bollwerk? 0 doch! Gerade in Deiner Schwachheit bist Du’s! Denn die ‘Kraft Gottes kommt in der Schwachheit zur Vollendung’: ‘Vertraue nur! Ich bin ja bei Dir!’, spricht der Herr der Heerscharen.” —
Im Jahre 1982 wollte Pfarrer Milch ein Zeichen des katholischen Widerstandes im Norden Deutschlands setzen und veranstaltete einen spes-unicaSonntag in der Katharinenkirche zu Lübeck. Sein Brief vom 20. Februar 1982 lädt unter Hinweis auf die Diasporasituation der dortigen Gläubigen mit Nachdruck zur Teilnahme an diesem Ereignis ein:
„Ich möchte Sie … wieder anflehen, dem geplanten ungeheuer wichtigen Reich-Gottes-Anliegen den Vorzug vor allem anderen zu geben!
Da ist der Norden Deutschlands! Es ist eigentlich unverzeihlich für uns Einwohner südlich und etwas nördlich des Mains (wobei ich mich völlig einschließe), daß wir so wenig der Diaspora im Norden gedenken! Ich meine nicht jeden Einzelnen. Es gibt gewiß Ausnahmen, die den hohen Norden mit seinen einsamen Katholiken in ihr Gebet einschließen bzw. ihnen auch zu Hilfe kommen. Aber ich selbst und die meisten von uns, wir müssen uns anklagen, daß wir diese religiös so unterernährte Region allzu leicht vergessen! Und heute ist es ja doppelt schlimm!
Von den wenigen in der Zerstreuung lebenden Katholiken sind es wiederum wenige, die am katholischen Glauben festhalten und mit uns allen im Gebet verharren, auf daß bald die große Wende komme! Also eine doppelte Diaspora-Situation sozusagen: Einmal die Katholiken unter einer protestantischen Mehrheit und zum anderen, was wesentlich schlimmer ist, die treugebliebenen Katholiken inmitten der bewußt oder unbewußt dem antichristlichen Modernismus Preisgegebenen.
Es ist allerhöchste Zeit, daß wir im Norden ein Zeichen setzen, ein weithin hallendes Zeichen!
Und da bitte ich Sie, hinzufahren, wenn es Ihnen nur irgendwie möglich ist! … Es geht diesmal nicht in erster Linie um eigene hohe Erlebnisse, sondern um einen apostolischen Einsatz für andere, die ärmer dran sind als wir!” Da die von Pfarrer Milch beschworene Wende auf sich warten ließ und noch immer auf sich warten läßt, gab es, wie bereits erwähnt, unter den in der actio spes unica vereinigten Gläubigen Anzeichen der Ermüdung im Kampf für den unverfälschten Glauben. Bei nicht wenigen verebbte der Schwung des Anfangs, was sich auch auf die Besucherzahlen bei den Glaubenskundgebungen auswirkte. Zudem hatten sich diesem Priester viele Menschen höheren Alters angeschlossen, die erkannt hatten, was man ihnen im offiziellen Raum der Kirche geraubt hatte, von denen im Laufe der Zeit eine wachsende Zahl nicht mehr in der Lage war, an diesen Veranstaltungen teilzunehmen. Pfarrer Milch wirkte mit aller Energie dem nachlassenden Elan in den eigenen Reihen entgegen. Mehrere spes-unica-Briefe liefern dafür eindrucksvolle Beispiele; so liest man in seinem Brief vom 21. Oktober 1983:
„Seien Sie mir gegrüßt im Zeichen der Hoffnung gegen alle Hoffnung, die ein Feuer ist, verstehen Sie? Ein Feuer, das nie erlischt! Darum haben wir alle einen Todfeind. Kennen Sie diesen Todfeind? Wer ist es? Ist es die schwere Sünde? Gewiß — sie ist der Todfeind, der uns ewiges Verderben bringt, wenn wir nicht radikal Buße tun. Sie kann uns aber auch — eventuell — aufschrecken und uns vom Hochmut heilen, der uns das Wort des heiligen Paulus vergessen läßt: ‘Wer stehet, der sehe zu, daß er nicht falle!’ Darum beten wir ja im Vater Unser: ‘Und führe uns nicht in Versuchung!’ Also wir beten nicht: ‘Versuche uns nicht, Herr!’ Gott kann niemals einen Menschen versuchen; das widerspräche Seiner Heiligkeit. Aber Er kann einen Menschen in Versuchung führen, das heißt es zulassen, daß Satan auf diesen Menschen losgelassen wird; also heißt es ja im heiligen Bericht über die Versuchung Unseres Herrn: ‘Der Geist (also der Heilige Geist) führte Jesus auf einen hohen Berg, damit Er dort vom Teufel versucht werde!’
Es geschah, um die Souveränität des Gottmenschen und Seine klarsichtige Erkenntnis der bösen Satanslist deutlich zu machen. Es geschah außerdem deshalb, damit die dreifache Versuchung, der Adam und Eva erlagen, überwunden werde vom zweiten Adam: Die Versuchung durch die unteren Sinnesbereiche, die Versuchung durch die Geltungssucht, die Versuchung zur Macht um der Macht willen. -
Aber hier meine ich einen anderen Todfeind. Ein sehr wirksamer Dämon im Dienste des Bösen ist es. Es ist: Die Müdigkeit!
Sehen Sie, die meisten Menschen sind bei Sensationen rasch zur Stelle. Jedes Fußballspiel ist eine kurzweilige Sensation, welche geistig anspruchslose Gemüter tagelang in Freude oder Ärger hält. Die Stadien sind ‘schwach’ besetzt, wenn ‘nur’ zwanzigtausend Besucher kommen.
Als der Aufstand gegen das Unheil des Progressismus hohe Flammen schlug, als der hochwürdigste Herr Erzbischof ‘suspendiert’ wurde (eine nach göttlichem Recht und kirchlichem Recht absolut ungültige Farce), da strömten die Menschen herbei, die wahrhaft Gläubigen, die von ihren Hirten bis zur Stunde schmählich im Stich gelassenen katholischen Christen.
Da kamen sie. Wurden zum Teil enttäuscht, wenn lange, wesentlich notwendige, tiefgründige Darlegungen und Beweise das Übel in seiner Wurzel aufzeigten und widerlegten. Sie wollten ein ‘Gewitter am Rhein’. Auch das wurde von Fall zu Fall geliefert, notwendigerweise, im Zeichen heiligen Zornes, wie der Herr ihn uns zur Nachahmung und als Beispiel imponierend offenbarte — an vielen Stellen Seiner Reden und Taten. Immer dann war der Beifall am größten, wenn starke Worte das Verbrechen brandmarkten, das mit dem fälschlich so genannten ‘Konzil’ gegeben war. Und es mußten starke Worte herbei und Brandmarkungen; freilich nicht nur sie, sondern auch die Zumutung scharfen Denkens und in die theologische Tiefe weisende Argumente. Man soll und muß schimpfen (die Behauptung, allein ‘das Positive’ sei von der Liebe gefordert, ist ein Irrtum, der dem Beispiel und Willen des Herrn absolut widerspricht); aber es muß auch das Denken angeregt werden. Und wenn es um das Denken geht, da werden schon recht viele Leute ungeduldig und gähnen. Das ist ein Mißstand.
Mittlerweile ist die Wende, die mit absoluter Sicherheit kommen wird — und zwar, wie ich immer wieder versichere, keineswegs in unabsehbarer Zeit noch immer nicht eingetroffen. Das muß einen Jeden von uns logischerweise zu noch brennenderem Gebet, zu noch deutlicherem Bekenntnis und zu noch flammenderer Entschlossenheit aufwecken. Stattdessen tritt vielerorts Müdigkeit ein. Das ist eine unlogische und unstatthafte Reaktion.”
Auch in seinem spes-unica-Brief vom 14. Juni 1985 wendet sich Pfarrer Milch gegen das Erlahmen des Einsatzes für die Belange des Reiches Gottes: „Wenn man anfängt, müde zu werden, muß es heißen: Jetzt erst recht! Wenn alles so in eingefahrene, gewohnte Geleise einläuft, dann herrscht Alarmstufe 1! Man hat sich an alles gewöhnt: Alle 2-3 Monate spes-unica-Sonntag, dazwischen Jugendwochenenden, regelmäßige Rundbriefe, …
Nicht daß ich Grund hätte, mich zu beschweren — ganz im Gegenteil! Erstaunlich, wie angesichts des Hinscheidens bzw. der Invalidität so vieler alter Menschen so viele es sich nicht nehmen lassen, immer wieder und immer wieder und dennoch zu den Veranstaltungen zu kommen! Erstaunlich, wie viele nicht müde werden, immer wieder und immer wieder den Bischöfen zu schreiben und an ihr Gewissen zu appellieren, sich an die Öffentlichkeit zu wenden durch Leserbriefe und Flugblätter, durch Gebet und apostolischen Einsatz, durch Spenden und Opfer jeglicher Art! Und — ich wiederhole, was ich neulich schrieb — das stille Opfer der Armen, Kranken, Einsamen, Unbeachteten hat gewiss den höchsten Rang und gewaltigste Macht! Ich beuge mich davor!
Und dennoch ist es meine heilige Pflicht, auf die Gefahr der eingefahrenen Geleise, der Gewöhnung, der Ermüdung hinzuweisen mit flammender Beschwörung: Jetzt erst recht!” —
Das Jahr 1983 stand im Zeichen der großen Glaubenskundgebung der Priesterbruderschaft St. Pius X. in der Olympiahalle zu München. Pfarrer Milch schloß sich diesem mächtigen Zeugnis für den Glauben an und warb mit der ihm eigenen Überzeugungskraft um Teilnahme, wobei er in diesem Zusammenhang von einer Gewissenspflicht sprach, woran einige Anstoß nahmen. Mit seinem spes-unica-Brief vom 24. März 1983 reagierte er auf seine Kritiker wie folgt:
„Seien Sie mir alle herzlichst gegrüßt im grenzenlosen Erbarmen und im Namen der fürbittenden Allmacht, Maria!
Als ich im vorigen Rundbrief mit brennender Sorge und Begeisterung an die Pflicht gemahnte, nach München zu kommen am 14./15. Mai 1983, da sprachen einige von ‘Gewissenszwang’.
Nun gut — das Wort ‘Pflicht’ ist eigentlich dort nicht angemessen, wo die Leidenschaft für die heilige Notwendigkeit in sich keine andere Wahl zulassen kann. Und das zweifellos ist hier der Fall.
Wer je unter dem Greuel der Verwüstung litt, der geistig und unsichtbarerweise den Innenraum der heiligen Kirche heimsucht, wer je verstanden hat, daß nicht nur ‘viele bedauerliche Dinge’ geschehen, sondern eine satanische Ideologie das offizielle Antlitz der katholischen Kirche prägt und entstellt, wer je von namenloser Trauer erfüllt war über den Mord an den Seelen, welchen die Beherrscher des kirchlichen Raumes und die verbrecherische Duldsamkeit der Marionetten-Bischöfe verüben, wer je den Verrat an der ewigen gottmenschlichen Wahrheit und die Verführung der Jugend klagend erlitt, wer je mit Recht das fade ‘Gemeinschafts’ -Gelaber verwünschte, welches das heilige Opfergeschehen täglich millionenmal schändet — der wird nach München kommen! Und dadurch beweisen, daß es ihm ernst ist!
Ich flehe einen jeden von Ihnen an auf den Knien meines Herzens!”
Die sich ausbreitende Resignation in den eigenen Reihen zeigt sich vor allem in zwei Reaktionen. Die eine besteht in einer separatistischen Mentalität, einer Mentalität, welche die Hoffnung auf die Bekehrung Roms aufgegeben hat und sich ein für allemal im Abseits einzurichten gedenkt. Die andere Form der Resignation drückt sich in der Überzeugung aus, daß der persönliche Einsatz für den Glauben vergeblich ist, weil nur noch große Katastrophen die Menschen im allgemeinen und Rom im besonderen zur Vernunft bringen können. Gegen beide Fehleinstellungen wandte sich Pfarrer Milch in seiner Predigt zum 6. Sonntag nach Erscheinung 1984 mit den Worten:
„Wir sind in dieser Kapelle, und wir bilden innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X., der Meßzentren und der actio spes unica eine heilige Formation des Gebetes, der Hingabe, der Hoffnung mit einem klaren Ziel, das uns bindet und bestimmt. Und dieses Ziel heißt: Für das gemeindliche Leben soll diese Kapelle einmal überflüssig werden, sie ist gebaut, um überflüssig zu werden. Die actio spes unica ist gegründet, um überflüssig zu werden. Die Priesterbruderschaft ist da, um einmal überholt zu sein. Ich sage mit aller Deutlichkeit, daß keiner von uns das Recht hat, innerlich die Hoffnung aufzugeben auf diesen großen Termin der Wende, sonst ist sein Dasein als Betender und Sühnender überflüssig. …
Manche haben sich innerlich damit abgefunden [mit der Position des Abseits] und ergehen sich, was die Zukunft der Kirche anbetrifft, in einer behaglichen Skepsis: ‘Es ist doch nichts mehr zu hoffen’ oder ‘es muß zuerst ein Strafgericht kommen, damit die Menschen zur Besinnung gelangen’ eine totale Illusion, eine unerlaubte Utopie, völlig unrealistisch. Denn erstens ist das mit dem Strafgericht theologisch nicht haltbar, und zweitens wird durch eine große Katastrophe keineswegs erreicht, daß ‘die Menschen zur Besinnung gelangen’. …
Wir müssen beten, daß die Katastrophe, die freilich uns bedroht, abgewendet wird. Sie bedroht uns deswegen, weil die Masse der Menschen und unsere, deine und meine allzugroße Gleichgültigkeit eingeschlossen, sich von Gott abwendet und sich dadurch der Willkürherrschaft des Fürsten dieser Welt ausliefert. Und wenn man sich dem Fürsten der Welt ausliefert, dann liefert man sich den Katastrophen aus. Da ist dann nichts mehr, was eingebunden wäre in die Disposition des Vaters und niemand mehr, dem die Verheißung gilt ‘denen, die sich Gott verschwören, gereichen alle Dinge zum besten.’ Dann wird nichts mehr zum besten gereichen, sondern es wird alles entsetzlich werden. Dem müssen wir uns entgegenstellen und dürfen nicht sagen: `es muß erst einmal der Herrgott dreinschlagen’, was schon einmal nicht stimmt. Er schlägt nicht drein, sondern es schlägt Satan drein. Das ist so eine Selbstdispens von der Hoffnung gegen alle Hoffnung. Es ist uns nicht erlaubt, dieses Zwischenereignis ins Auge zu fassen, sondern es ist nur erlaubt und geboten, gegen alle Hoffnung den Tag der Wende herbeizusehnen, herbeizubeten, herbeizuhoffen. Dazu sind wir da. Wenn dann der Tag der Wende kommt, dann kann diese Kapelle eine Anbetungskapelle bleiben und ein Gedächtnismal unseres heiligen Widerstandes. Aber wir werden dann in unser angestammtes Eigentum, das momentan unter Fremdherrschaft steht, zurückkehren, — wir, die eigentlichen Eigentümer. …
Es wird einen Gewaltakt von einem obersten Hirten geben, dem es egal ist, ob er beliebt oder unbeliebt ist, ob es Revolten, Protestaktionen, Umzüge, Widerstände geben wird. Wir brauchen einen Hirten, der sich um Beliebtheit oder Unbeliebtheit nicht schert, dem Jubel oder Haß gleichgültig sind, der ein schlechtes Gewissen hat, wenn er nicht den Haß der Welt gegen sich lenkt. Wer mit gutem Gewissen erträgt, daß die Welt ihn nicht haßt, taugt nicht zum Hirten. … Wenn er beliebt ist, allgemein beliebt, ist das für ihn ein Grund zu allerschlechtestem Gewissen.”
Jenseits von dumpfem Pessimismus und seichtem Optimismus setzte Pfarrer Milch dem gigantischen Zerstörungswerk im Innenraum der Kirche eine unbezwingbare Hoffnung entgegen die, wie er sagte, als Gotteskraft ihre Erfüllung aus sich selbst hervorbringt, mögen auch alle äußeren Anzeichen dagegensprechen. Unermüdlich lenkte er den Blick der Leser seiner Briefe und der Hörer seiner Predigten auf die kommende Wende in der Kirche. Ergänzend zu unseren Ausführungen an früherer Stelle zitieren wir noch eine Passage zu dieser Thematik aus dem spes-unica-Brief vom 16. Mai 1984, die sich an seine dortigen Darlegungen über das Treiben der Modernisten und ihrer halbkonservativen Steigbügelhalter anschließt:
„Aus alledem folgt, daß wir im Geiste und im Herzen nicht ruhen und nicht rasten, bis das eine große Datum, die Wende kommt, die wir mit heißem und blutendem Herzen ersehnen und um die wir mit unbeirrbarer Hoffnung wissen gegen alle Erwartungen der Heiden.
Wir ruhen uns nicht aus auf dem Kissen der Selbstgefälligkeit, sondern wir brennen um die Kirche, daß sie wieder als solche in Erscheinung trete dort, wo sie zur Stunde nur seinshaft zugegen ist.” -
Pfarrer Milch war sich bewußt, daß er an die ihm anvertrauten Gläubigen hohe Anforderungen stellen mußte, sowohl was die geistige Auseinandersetzung mit dem innerkirchlichen Modernismus betraf als auch im Hinblick auf den persönlichen Einsatz für die Belange des Reiches Gottes durch Opfer und Gebet. Deshalb war er bemüht, den Gläubigen die notwendige geistige und seelische Unterstützung zu geben. Da in diesem Kapitel bisher die argumentative Seite im Vordergrund stand, soll nun in der Hauptsache von der seelischen Unterstützung die Rede sein, die er diesen Gläubigen gab. Eine Reihe von spes-unica-Briefen erweisen ihn als einen einfühlsamen Seelenkenner, der es verstand, die Bedrückten aufzurichten und ihnen Mut und Zuversicht zu geben. Wir beginnen mit einer Passage von besonderer Schönheit aus dem spes-unica-Brief vom 21. Januar 1981:
„Noch ist es Weihnachtszeit. ‘Die Finsternis ist im Schwinden begriffen, und schon leuchtet das wahre Licht!’, wie uns der heilige Evangelist (1 Jo 2,8) so unsagbar tröstlich und tief beruhigend versichert. Das milde Licht durchstrahlt den Raum der heiligen Mysterien und die Seelen der Einsamen, Treuen, Verlachten und Verlassenen. Es leuchtet im Leid derer, die das Unheil erkennen, welches in den Innenraum der Kirche eingebrochen ist. Es leuchtet in der Hoffnung der Unentwegten, die nicht aufgeben, obgleich sie mit unbestechlicher Klarheit erkennen, daß sich auf der Ebene der ‘Verantwortlichen’, der ‘offiziellen Vertreter’ der Kirche noch kein einziges Signal der wendeschaffenden Einsicht und Entschlossenheit wahrnehmen läßt. Das wunderbare Licht strahlt dennoch — überall, wo die heilige Messe in ihrer gottgewollten überlieferten Weise gefeiert wird, wo die Sakramente gespendet werden im Zeichen des ewigen Willens der ewigen Kirche, wo die geoffenbarte Wahrheit um der Wahrheit willen verkündet wird, wo sich Beter seufzend verhüllen im Kämmerlein ihrer Seele, um dort den Bräutigam Christus in Seiner stärkenden Zärtlichkeit und himmlisch-kosenden Kraft zu erfahren, wo sie sich finden im gemeinsamen Leid, im Schoße der von ihren Söhnen im Stich gelassenen Mutter, im gemeinsamen Gebet und in der gemeinsamen Zuversicht, daß die leidende, tränenvergießende himmlische Braut zugleich ‘die Siegerin in allen Schlachten Gottes ist’.”
Die Fähigkeit von Pfarrer Milch, in einzigartiger Weise Trost zu spenden vor dem Hintergrund des Glückes, das nur die Kirche Gottes zu geben vermag, zeigt auch die folgende Passage aus dem spes-unica-Brief vom 4. Juni 1986: „Die Lichtkraft der spes unica, der einzigen Hoffnung, meine lieben Brüder und Schwestern, erwärme in diesen Sommerwochen Ihre Seele und erquicke Ihren Leib, gebe Ihnen souveräne Sicherheit und unbeugsamen Widerstand gegen alle Versuchung, die da rät, aufzugeben. Die Lichtkraft der spes unica wehre allem Erschlaffen und allem Ermüden! Bedenken Sie, daß Sie durch die spes unica Aufnahme gefunden haben im göttlichen Geschlechte derer, die niemals aufgeben! Und göttlichen Geschlechtes wahrlich sind Sie, bin ich seit der Taufe und erst recht seit dem Empfang der heiligen Firmung und des ewigen himmlischen Freundes, der Sich im heiligen Opfer der Messe hineinsenkt in Seele und Leib.
Vereinen Sie alle Ihre Leiden, Arbeiten, Gebete, Gedanken und Entschlüsse mit Christus und Seiner erlösenden Tat! Ineinander Sie und ich stehen so auf hohem Berge — unsichtbar lenkend der Kirche Los, des Sieges gewiß, ausströmend lebendige Wasser, Strahlkräfte des Heiligen Geistes. So, mein Bruder, meine Schwester, feiern wir Tag für Tag durch alle kommenden Wochen hindurch spes unica!
Ich bin im Herrn stolz auf Sie, Gefährten meines Kampfes und meiner Gebete, daß Sie sich nicht irremachen lassen! Sie werden es in der Zukunft erleben, wie sehr die Ereignisse Bestätigung geben werden der actio spes unica! Der Herr vergelte Ihnen in der Fülle Seines Segens! Unsere Devise heißt: `Nicht stehen bleiben! Weiter von Licht zu Licht!’” -
„Trost spenden kann nur eine Realität”. Diesen Satz konnte man gelegentlich aus dem Munde dieses Priesters im Zusammenhang mit dem Ableben eines Menschen hören um den seine Angehörigen trauerten. Er gilt aber auch für die Leiden, die glaubenstreue Katholiken heutzutage im Innenraum der Kirche zu erdulden haben. Die Realität, um die es hier geht, ist die Wirkmächtigkeit dieser Leiden für die beschleunigte Herbeiführung der Wende, worauf der spes-unica-Brief vom 27. Mai 1982 in folgender Weise zu sprechen kommt:
„Die großen Feste unserer Erlösung sind in heiligen Handlungen vollzogen, die Mysterien verwirklicht, und die heilige Kirche, deren heiliges Wesen wir wahren und darstellen, ist überstrahlt und durchseelt vom Feuer des Heiligen Geistes!
Ich sage es Dir in Deiner Einsamkeit und Schwermut: Weißt Du nicht, daß Du erkoren bist zu einer Kampfstation des katholischen Einsatzes, zu einer Befehlsstelle, wo Du den Engeln gebietest und sie aussendest in die besetzten Gefilde der Kirche, in denen Satan seine Herrschaft ausübt?!
Weißt Du nicht, daß Deine Seele und Dein Leib Wohnstätten des Lichtes sind, das wirksam wird für die Verirrten und Blinden, die Zweifelnden und Verzweifelten, wenn Du jeden Deiner Tage bewußt vereinst mit dem menschgewordenen Gott-Sohn?!
Du bist mächtiger als die höchsten Präsidenten und Machthaber dieser Welt, wenn Du all Dein Leiden, Deine Sorgen, Einsamkeiten und Mühen hineingibst in das Kreuz dessen, welcher der innig Vertraute aller Schmerzen ist und all das Deine übernimmt, zu Seinen Leiden und Mühen erhebt, wenn Du es willst!
Dann gehen die ‘Ströme lebendigen Wassers von Dir aus’ (Joh 7,38) und `Du ergänzest an Deinem Leibe, was an den Leiden des Christus noch aussteht, für Seinen Leib, die Kirche’ (Kol 1,24):
Menschen, die Dich nicht kennen und von denen Du nichts weißt, werden durch Dein Erdulden oder Opfer oder Tun oder Gebet erleuchtet, gestärkt, aufgerichtet, getröstet. Die Engel erheben sich auf Deinen Wink und treten an Stationen wichtiger Entscheidungen Satan entgegen!
Warum versinkst Du in Traurigkeit, da doch Dein Dasein so gewaltig, so unabsehbar gestiegen ist an Macht, Würde und Bedeutung; wie nie zuvor bist Du aufgewertet für Gottes Reich und Träger höchster Mission, die Du ausübst in scheinbar unbedeutenden, unwirksamen Handlungen und Leiden. Weit über alles Wahrnehmbare hinaus bist Du imstande, geheimer Machthaber zu sein auf Erden ‘in Ihm, durch Ihn und mit Ihm’, denn ‘Dein Leben ist mit Christus verborgen im Vater’ (Kol 3,3).
Notwendig bei alledem ist, daß wir um Mariens Fürbitte flehen, die den Heiligen Geist in uns zur vollkommenen Wirkung entbindet; daß wir in Christus zum Vater uns wenden — ohne Unterlaß anrufend Sein Erbarmen, welches wiederum eins ist mit dem Heiligen Geist: auf daß der Glaube in uns wachse!
In der Tat — wer geruhsam wähnt, sein Glaube sei vollkommen und durchdringe sein Dasein bis in die Wurzel (d.h. ins Herz), dessen Glaube bleibt matt und wirkungslos bis ans Ende.
Nur wer um sein Nichtglauben weiß und ohne Unterlaß ruft: ‘Herr, ich glaube! Hilf meinem Unglauben’ (Mk 9,24) — ‘aufstöhnend’, wie es an gleicher Stelle heißt —, dessen Glaube hat Macht, Leben und Wachstum. Er reift zum Feuer heiliger Leidenschaft zu unbeirrbarer Hoffnung und flammender Liebe! So meine lieben Freunde, wirken Du und ich der heiligen, großen Wende Beschleunigung. …
Für diese heißersehnte Stunde halten wir uns bereit! Wir werden dann in unser befreites Eigentum zurückkehren — ‘von den Flüssen Babylons’, von den Katakomben, vom scheinbaren Außen, wo wir das ewige Innen in der ehernen Urne unseres unbedingten Willens hegen und wahren, ins offenbare und wiederum wahrnehmbare Jerusalem des Neuen Bundes.
Und Du wirst dabei sein! Vergiß es nicht! Überwinde Deine Traurigkeit! Trauernde aus Liebe und unbändiger Freude heraus wollen wir und sollen wir sein, da wir so vieler gewahr werden, die unsere Freude nicht teilen können. Niemals aber Traurige! Die Trauer kommt aus der Freude und mündet in die Freude. Die Traurigkeit lähmt und ist eine Versuchung des Vaters der Lüge.”
Der spes-unica-Brief vom 9. Oktober 1982 bekräftigt, daß die in der Priesterbruderschaft St. Pius X. und der actio spes unica zusammengeschlossenen Gläubigen mitten in der Kirche sind und findet ergreifende Worte zum Rosenkranzmonat:
„Von ganzem Herzen grüße ich Sie alle und jeden Einzelnen von Ihnen im Zeichen der einzigen katholischen Wahrheit! Ich preise das Glück eines Jeden von Ihnen! Denn Sie sind zu Hause. Mögen uns die anderen als Fremdlinge und Außenstehende betrachten — wir wissen, daß unsere Heimat ist im Schoße der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, und daß wir mitten drinnen sind.
Unser Schein ist das Außen; unser Sein ist das Innen.
Deren Schein ist das Innen; deren Sein ist das Außen!
Beten wir für diese — nicht in pharisäischer Selbstgerechtigkeit, sondern im demütigen Wunsche, auch sie möchten teilhaben an unserem unverdienten Glück! …
Wir befinden uns im Rosenkranzmonat und lassen täglich die Geheimnisse der Erlösung, der Menschwerdung, des Leidens und des Sieges unseres Herrn vor unserem geistigen Auge sich darstellen; wir bewegen sie in unserem Herzen und bewahren sie in unserem Geiste; gelehnt, kosend-gekost, an den Schoß der jungfräulichen Gottesgebärerin, schauen wir mit ihren mütterlichen Augen, eingetaucht in ihre bräutliche Seele, die Taten und Leiden Jesu; Sein mildes, allgewaltiges, feuriges Antlitz lassen wir tröstend und fordernd, voller Verheißung und Ansporn auf uns ruhen und hören Seine wundervollen Worte, die unser Dasein beherrschen. Ströme des Lichtes und Seines Sieges durchdringen unser Leben und Leiden.”
Der spes unica Brief vom 16. Mai 1984 wendet sich erneut den Leidenden zu, insbesondere denjenigen, die von den Modernisten terrorisiert werden:
„Ich sehe vor mir die vielen einsamen Seelen — ach könnte ich doch alle Briefe beantworten, die aus dem innersten Aufstöhnen trauernder und fast verzweifelnder Seelen kommen! Ich erlebe in meinem Herzen ihre Verlassenheit und Trostlosigkeit. Ich sehe die Treugebliebenen in der doppelten Diaspora, wo sie schmachten und vergehen im Verlangen nach der gottgefälligen Messe — dort, wo die ganz wenigen Katholiken noch [nicht] angesteckt sind vom Ungeist des Progressismus.
Ich sehe vor mir die wahrhaften Katholiken, die von den so ‘toleranten’ und `humanen’ Betreuern ‘katholischer’ Altersheime tyrannisiert werden, weil sie meine Rundbriefe erhalten. Sie bitten mich, von weiteren Zusendungen abzusehen, weil sie sonst im modernistischen ‘Paradies’ die Hölle haben. Sagen Sie es weiter, daß ich volles Verständnis habe für ihre Absagen und daß ich sie umso stärker in meine Gebete hineinnehme!
Ich bin — im Zeichen der vollkommensten Verbundenheit des geheimnisvollen (mystischen) Leibes Christi, wo es keine Entfernungen gibt — ganz nahe bei Ihnen allen! Sie sind nicht allein! Bei Ihnen wohnen liebend die Heerscharen der Engel. Gottes Erbarmen durchdringt Sie; der Gottmensch, der Tiefvertraute aller Leiden und aller Verlassenheiten, leidet Ihr Leiden in Ihrer Seele, so daß jene gewaltigen Ströme lebendigen Wassers von Ihnen ausgehen, die imstande sind, in der ganzen Welt Gnade zu wirken! Sie sind geborgen im Liebes-Schoße unserer hochheiligen Mutter, der allerseligsten Jungfrau Maria, deren vollkommenes Jawort Sie in der unmittelbarsten Weise mit Christus verbindet.
Mein Geist steigt in die Dachkammern und vergessenen Stuben alter und kranker Menschen, die den Rosenkranz beten. Und von den Gebeten der wahrhaft demütigen und verspotteten Getreuen wird die Rettung unserer Kirche ausgehen.
Ich sehe die Not der Standhaften und Unbeirrbaren im Getümmel der offiziellen Klöster und religiösen Vereinigungen. Sie müssen unter dem Haß und der Verfolgung der ‘Apostel der neuen Menschlichkeit’ Marterqualen des Herzens erleiden.
Unser aller Gebet muß aber auch — mit der wahrhaft christlichen Dennoch-Liebe — den Vertretern der antichristlichen Besatzungsmacht gelten, den professoralen Drahtziehern, die ihre beachtliche Denkkraft von den Maßstäben und Gesetzen des Geistes gelöst haben und ohne Grund und Boden ins `Freie’ , das heißt in die Leere des Nichts hinein ihre ‘theologischen’ Spekulationen schwadronieren lassen. Unser Gebet gilt den braven ‘konservativen’ Steigbügelhaltern des verderblichen Modernismus, die vom falschen ‘Gehorsam’ nicht loskommen und so, ohne es zu wollen, alles Wahre, das sie sagen und vollziehen hinter das höllische Vorzeichen der antichristlichen Ideologie setzen und so um Sinn und Wert bringen.”
Der Trost und die Zuversicht, die dieser Priester zu geben imstande war, gründet, wie wir bereits erkannten, nicht zuletzt darin, daß er, angesichts des Versagens der Hirten, jedem Gläubigen die Bedeutung gerade seines Einsatzes eindringlich vor Augen zu stellen wußte. Ein weiteres Beispiel dafür liefert der spes-unica-Brief vom 10. September 1985:
„Ununterbrochen gehen meine Gedanken zu Ihnen allen hin! Sie alle sind in meinen Gebeten und heißen Wünschen — die Kranken, Einsamen, Sie alle, und jede und jeder Einzelne von Ihnen soll es wissen:
Sie sind geborgen in der All-Einheit, die im Gottmenschen gründet.
Nach dem Sommer gehen wir neu gerüstet an das heilige Werk unserer Hoffnung gegen alle Hoffnung. In der Tat ist diese Hoffnung ein Werk, eine gewaltige Anstrengung, die nur im Heiligen Geiste möglich ist. Unverfälscht, nur in sich stehend, unvermischt mit Selbstbeschwichtigung und Optimismus, aus sich wachsend als in Gott gründende Kraft — so steht die Hoffnung da und wirkt aus sich selbst ihre Erfüllung. Nicht daß da eine Zahl festzustellen ist, gibt unserer Hoffnung Nahrung. Entscheidend ist nicht die Zahl. Zusammenzählbares bzw. Zusammengezähltes ist kein Thema im Gottesreich. Du und Du und Ich und Ich können nicht addiert oder multipliziert werden. Nicht daß da 3000 Mitglieder gezählt werden können in der actio spes unica, sondern daß Du in der Unendlichkeit Deines Wertes in Ihm hoffst — dies und nur dies ist entscheidend. ‘Also kommt es ganz auf mich an?’ Jawohl — es kommt ganz auf Dich an! Daß Du Kranke, Kranker, Dein Leiden in die mächtige Waagschale der Gotteskraft Hoffnung legst — daß Du mit Deinen Sorgen, Nöten, Arbeiten in Ihm lebst und Dich dreingibst in Ihn — dies ist unersetzbar wichtig und grenzenlos mächtig für die Wende!”
Wir beenden unsere Ausführungen über die Führung der actio spes unica durch Pfarrer Milch mit den Worten, mit denen er eine Predigt Über das Gebet beendete:
„Wenn Du ringsum die Finsternis siehst, dann hast Du einen gewaltigen Trost. Schau in den Spiegel — nicht in Eitelkeit, sondern in tiefer Ehrfurcht und sage Dir: ‘Ich bin noch da!’ Ist das nichts? Es ist alles! Du bist die Großmacht der Hoffnung, weil in Dir Gott lebt. Denn wir sind ja nicht mehr im Alten Bund, im Unerlösten, als Gott von außen kam, sondern im Neuen Bund, da Gott in Dir ist, weil Du es willst! Und es gibt kein Miteinander-Wollen und kein Miteinander-Entscheiden, sondern wollen und entscheiden, Ihn wollen, sich Ihm hingeben in Mariens Namen, im Namen des allumfassenden Sinnes, das bist Du, Du die Großmacht! Amen.”
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Quelle: Wolfgang Schüler: Pfarrer Hans Milch – Eine große Stimme des katholischen Glaubens, Band 2, Seiten 1623-1637 – © Edition Actio Spes Unica, 2005 – ISBN 3-934692-20-6 -
“Gewidmet allen katholischen Priestern, die dem in den Innenraum der Kirche eingebrochenen Modernismus widerstehen, insbesondere den Priestern der Priesterbruderschaft St. Pius X.”
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