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Der Oekumenismus: eine Häresie

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«Es können nicht Gott zum Vater haben, die nicht die Kirche zur Mut­ter haben.» (hl. Cyprian, De unitate ecclesiae, Kap. IV)

«Überzeugt, dass man nur selten Menschen antrifft ohne jeglichen reli­giösen Sinn, hegen sie die Hoffnung, dass es trotz den religiösen Unter­schieden ohne Schwierigkeit möglich wäre, die Völker auf eine brüder­liche Verständigung zu bringen über bestimmte Lehren, die als Funda­ment für ein gemeinsames geistiges Leben betrachtet werden könnten. Deshalb gehen sie daran, möglichst gut besuchte Kongresse, Zusam­menkünfte und Vorträge abzuhalten, und zu ihren Diskussionen unterschiedslos alle Menschen einzuladen. Die Ungläubigen aller Schattierungen sowie die Gläubigen, und sogar diejenigen, die unglücklicherweise sich von Christus getrennt haben, oder die erbittert und hartnäckig die Gottheit seiner Natur verneinen.

Solche Unternehmungen können in keiner Weise von den Katholiken befürwortet werden, weil sie auf der falschen Theorie fussen, alle Reli­gionen seien mehr oder weniger löblich und gut (…). Die Folgerung ist klar: Sich mit Anhängern und Förderern solcher Lehren zu solidari­sieren heißt, sich vollständig von der göttlich offenbarten Religion trennen.»51

Damit ist klar beschrieben und verurteilt, was man gemeinhin als Ökumenismus bezeichnet. Der Platz fehlt, um in Hinblick auf diese Intervention des Magisteriums alle von der konziliaren Sekte vorge­brachten heterodoxen Äußerungen zu erwähnen. Und wenn es einen Gegenstand gibt, bei welchem Joh. Paul II. kein Blatt vor den Mund nimmt, dann sicher diesen. Indem er vorgibt, im Namen der Katholi­ken zu sprechen, behauptet er mit den Orthodoxen, Protestanten und Anglikanern, dass «wir vom gleichen Gott geliebt, mit den gleichen Christen verbunden, vom gleichen Geist beseelt sind» (15.6.1980), dass wir «nicht nur einen teilweisen Konsens über einige Wahrheiten, son­dern eine Übereinstimmung über die zentralen Wahrheiten des Glau­bens feststellen können» (17.11.1980), und dass wir «die Wege entdecken müssen, welche erlauben, den Glauben zu bezeugen, den wir bereits gemeinsam haben, sowie die zwar unvollständige, aber reelle Gemeinschaft, die uns bereits in Christus und im Mysterium seiner Kirche vereint» (23.2.1979). Indem er das Feld seines Ökumenismus erweitert, sagt er noch: «Ein unauslöschliches Band vereint die Men­schen; dieses alle Christgläubigen, Mohammedaner und Juden ver­einende Band ergibt sich aus ihrem Glauben an den einzigen und wah­ren Gott» (Februar 1980).

Von daher regt er alle «Christgläubigen» an, «einen Dialog mit den Gläubigen aller Religionen zu führen» (Februar 1981). Man könnte sich kaum widersprüchlichere Redeweisen über die Lehre der Kirche vorstellen.

Wenn zwar die Ökumene die Traditionalisten zuerst sehr bewegte, so scheint sie heute jedoch in Vergessenheit geraten zu sein, so weit, dass die törichten Aussprüche — ob sie von Lustiger oder von Wojtyla stam­men — nicht einmal mehr aufhorchen lassen. Die Verachtung für die Lehre und für die intellektuelle Schärfe prädisponiert nicht zur Abwei­sung eines Irrtums, wo das Gefühl eine große Rolle spielt. Anderseits und vor allem, den konzilaren Ökumenismus widerlegen hieße, Ele­mente der Doktrin hervorheben, die man sorgfältig zu verschweigen sich bemüht; man würde sich aussetzen, entweder endlich den Schluss zu ziehen, dass Vaticanum II und die konziliaren Führer nicht das authentische Magisterium der Kirche seien, oder dann die Realität sei­ner eigenen schismatischen Haltung anzuerkennen. Nicht zu verwun­dern also, dass das, was noch vor einigen Jahren Skandal verursachte, heute ignoriert wird.

Ein Grund mehr die Frage des Ökumenismus zu behandeln. Diese Frage ist schwerwiegend, schwerwiegender als man denken könnte. Sie ist mit derjenigen der Einheit der Kirche verbunden. Dies kann als selbstverständlich vorkommen, wenn man an die verschiedenen ökumenischen Erscheinungsformen denkt: Gebetswoche für die Ein­heit, Sekretariat für die Einheit der Christen, Zeitschriften für die Ein­heit usw. Doch so sehr ist die Lehre verkannt worden, dass es nicht überflüssig ist es zu wiederholen: Der Ökumenismus ist nicht nur ein abweichendes praktisches Verhalten. Die Katholiken können sich nicht damit zufrieden geben, die Tatsachen und beschämenden Erklä­rungen in dieser Sache zu registrieren. Der Ökumenismus ist eine Häresie, da er nichts weniger als darauf hinausgeht, einen Artikel des Credo zu verneinen. Doch müssen wir erst noch von der Doktrin und den Tatsachen Kenntnis nehmen, wenn wir uns davon überzeugen wollen.

I. Die Doktrin

Es fehlt nicht an lehrlichen Quellen über die Einheit der Kirche. Die Wahl, reichlich aus der Enzyklika Leo XIII. «Satis Cognitum» (29.6.1896) zu schöpfen, ist nicht von ungefähr. Ganz am Anfang sei­ner Enzyklika gibt Leo XIII. seine Absicht kund: «Es ist Euch genug­sam bekannt, dass kein geringer Teil unserer Gedanken und Sorgen dem Bemühen zugewendet ist, die Verirrten in den Schafstall, welcher der Gewalt Jesu Christi, des höchsten Hirten der Seelen, untergeben ist, zurückzuführen. Indem wir uns mit diesen Gedanken beschäftig­ten, schien es uns zu dieser heilsamen Absicht nicht wenig förderlich zu sein, das Bild und die Züge der Kirche zu zeichnen und zu entwer­fen. Unter diesen Zügen aber ist der wichtigste und beachtenswerteste die Einheit, welche der göttliche Stifter ihr als Merkmal der Wahrheit und unbesiegbaren Kraft aufgeprägt hat.» Tatsächlich ist die Enzy­klika «Satis Cognitum» ein Lehrdokument über die Einheit der Kir­che. Abgefasst zu einer Zeit großer Gemütsbewegung zugunsten der Einheit der Kirchen, an die Gläubigen gerichtet, aber auch an all dieje­nigen, «welche die Gottlosigkeit verabscheuen und Jesus Christus als Sohn Gottes und Erlöser bekennen», beseitigt diese Enzyklika «jede schwärmerische Vorstellung einer Art föderativer Kirche (…); sie dient der Sache einer starken Einheit, indem sie diese auf einen festen Boden stellt, d. h. zum völligen Anhang an den römischen Stuhl».52

Die Einheit der Kirche

«Die Kirche ist gegründet und eingesetzt durch unsern Herrn Jesus Christus; wenn wir folglich nach der Natur der Kirche fragen, so ist es das wichtigste zu wissen, was Jesus Christus tun wollte und was er auch wirklich tat. Nach dieser Regel muss man die Einheit der Kirche behandeln.»53 Solcher Art ist die von Leo XIII. benützte Methode. Auf jede Frage gibt der Wille und die Absicht Unseres Herrn die Antwort.

Anderswo bestimmt Leo XIII. seinen Gegenstand: Gewiss, es gibt nur eine wahre Kirche Jesu Christi: die offenkundigen und wiederholten Zeugnisse der hl. Schrift haben diesen Punkt so trefflich in alle Geister eingepflanzt, dass kein Christ ihm zu widersprechen wagte (…), die ganze Frage besteht also darin zu wissen, was in Wirklichkeit stattfand, und man muss nicht suchen, auf welche Weise die Kirche eine sein könnte, sondern welche Einheit Jesus Christus ihr geben wollte54 (…). Was hat Christus unser Herr gesucht und gewollt bei der Stiftung und der Erhaltung seiner Kirche? Ein Einziges: der Kirche die Fortsetzung der gleichen Sendung übertragen, des gleichen Auftrages, den er von seinem Vater erhalten hatte (…). Die Mission der Kirche besteht also darin, das durch Jesus Christus erwirkte Heil und alle daraus hervorge­henden Wohltaten weithin unter die Menschen zu verbreiten und auf alle Zeiten auszudehnen. Deshalb muss sie notwendigerweise nach dem Willen ihres Gründers einzig sein in der ganzen Dauer der Zeit. Damit sie eine noch größere Einheit haben könnte, müsste man aus den Grenzen der Erde heraustreten und eine neue, unbekannte Menschheit ersinnen (…). Doch derjenige, der die einzige Kirche errichtet hat, hat sie auch als die eine errichtet: d. h. solcher Art, dass alle, welche ihre Glieder sein sollten, auch verbunden seien durch das Band einer sehr straff gestalteten Gesellschaft, um nur noch allesamt ein einziges Volk, ein einziges Königreich, einen einzigen Körper zu bilden ( ). «Nicht für sie allein bitte ich dich, sondern auch für jene, die durch ihr Wort an mich glauben … damit sie vollkommen seien in Einheit…» (Joh. 17,20-23). Er wollte sogar, dass das Band der Einheit zwischen den Jüngern so innig sei, so vollkommen, dass es gewisser­maßen seine eigene Einheit mit dem Vater nachahme: «Ich bitte dich …, damit alle eins seien wie du, Vater, in mir und ich in dir» (Joh. 17,21). Die wahre Frage besteht nun darin, die Natur dieser Einheit zu suchen, welche Christus für seine Kirche gewollt hat.

Die Einheit des Glaubens

«Jesus wollte, dass die Einheit des Glaubens bestehe in seiner Kirche: der Glaube ist nämlich das erste unter den Banden, die den Menschen mit Gott verknüpfen, und deshalb tragen wir alle den Namen Gläubige.» Indes konnte die Lehre Jesu Christi nicht der «Verschie­denheit des menschlichen Geistes» ausgeliefert werden. Es brauchte dazu ein anderes Prinzip, «denn Gott konnte nicht die Einheit des Glaubens wollen, ohne angemessen für die Erhaltung dieser Einheit zu sorgen».

Seiner Methode treu folgt Leo XIII. Schritt für Schritt unserem Herrn und gibt Rechenschaft über die den Aposteln und ihren Nachfolgern anvertraute Mission: «Gehet hin und lehret alle Völker» (Mt. 28,19). Leo XIII. zieht den Schluss: «Es ist also klar, nach allem eben gesagten, dass Jesus Christus in der Kirche ein lebendiges, authentisches, und zudem immerwährendes Magisterium eingesetzt hat, das er mit seiner eigenen Autorität belehnt, mit dem Geist der Wahrheit versehen, durch Wunder bestätigt hat; zudem hat er streng verordnet, dass die lehrlichen Unterweisungen dieses Magisteriums als die seinen aufge­nommen würden. Und weil es notwendig ist, dass die Christen durch ein unwandelbares Band unter einander verbunden seien, deshalb hat Jesus Christus durch die Gnade seiner Gebete für Petrus erwirkt, dass sein Glaube bei der Ausübung seiner Gewalt nicht schwach werde.» «Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht nachlasse» (Lk. 22,32). Und er hat weiter angeordnet, dass jedesmal, wenn die Umstände es verlangten, er das Licht und die Energie seiner Seele sei­nen Brüdern übertrage: «stärke deine Brüder» (ibidem).

Die Einheit des Glaubens ist also sichergestellt durch das unfehlbare Magisterium, welchem sich alle Gläubigen unterwerfen müssen, bei Strafe, sich von der Einheit der Kirche zu trennen. Leo XIII. besteht mit Nachdruck auf diese Unterordnung unter das Magisterium, und zwar an einer Stelle, welche besonders ausdrücklich die Frage des Ökumenismus beleuchtet; dies um so viel mehr als wir wissen, unter welchen Umständen und unter welchem Ziel diese Enzyklika verfasst wurde. «Jedesmal also, wenn der Wortlaut des Magisteriums erklärt, dass diese oder jene Wahrheit ein Bestandteil der ganzen, göttlich offenbarten Wahrheit ist, muss jeder mit Sicherheit glauben, dass dies wahr ist (…), denn derart ist die Natur des Glaubens, dass durch nichts unmöglich gemacht wird, dieses zu glauben, und jenes zu verwerfen.» Die Kirche bezeugt tatsächlich, dass der Glaube eine «übernatürliche Tugend ist, durch welche wir unter der Eingebung und mit der Hilfe der göttlichen Gnade, glauben, dass das, was uns Gott offenbarte, wahr ist: wir glauben es, nicht wegen der inneren Wahrheit der Dinge, unter dem Licht unseres natürlichen Verstandes, sondern wegen der Autori­tät Gottes selbst, welcher uns diese Wahrheiten offenbart und der weder sich selber noch uns täuschen kann. Wenn wir also in einem klar von Gott offenbarten Punkt den Gehorsam verweigern, so glauben wir überhaupt nichts von dem göttlichen Glauben55 (…). Derjenige, der auch nur in einem Punkt den göttlich offenbarten Wahrheiten seine Zustimmung verweigert, entsagt ganz dem Glauben, da er sich weigert, sich Gott zu unterwerfen, insofern er die höchste Wahrheit und eigent­licher Beweggrund des Glaubens ist». «In vielen Punkten sind sie mit mir, in einigen Punkten nur sind sie nicht mit mir; doch wegen dieser wenigen Punkte, in welchen sie sich von mir trennen, nützt es ihnen nichts, mit mir zu sein in allem übrigen» (hl. Augustinus, ps. LVI, n. 19).

Die Einheit der Regierung und des Kultes

Die Einheit des Glaubens ist nicht genügend für die Kirche. Wahrlich, ihre Mission besteht darin, den Menschen die Heiligung und das Heil zu bringen, das der Glaube allein nicht bringen kann. Denn «so wie die göttliche Lehre nie der Laune und dem einzelnen Urteil der Men­schen preisgegeben wurde, sondern zuerst von Christus gelehrt, und dann ausschließlich dem oben erwähnten Magisterium anvertraut wurde, so hat Gott auch nicht dem Erstbesten unter dem christlichen Volk, sondern bestimmten auserwählten Menschen die Befähigung gegeben, die göttlichen Mysterien zu verwalten sowie die Macht zu befehlen und zu regieren». Diese erwählten Männer sind die Apostel und ihre Nachfolger, von denen uns der hl. Paulus sagt, sie seien die «Minister Christi und die Spender der Geheimnisse Gottes» (Kor. 4,1).

Die Einheit der Kirche ist also nicht nur mehr eine Einheit des Glau­bens. Die Menschen, denen Christus seine Kirche anvertraut hat, stel­len die zu glaubenden Wahrheiten vor, aber unterwerfen ebenfalls die Gläubigen allen sich daraus ergebenden Forderungen. Derart ist die Einheit der Führung verwirklicht, aber auch die Einheit des Kultes und der Sakramente. So ist in der Liebe die vollkommene Gesellschaft bestellt, welcher nur noch eine souveräne Macht fehlt. Bestimmt, diese höchste Macht ist diejenige Christi. Aber es ist nicht nur diejenige Christi. In der Tat, weil er seine körperliche Gegenwart entziehen mus­ste, war es nötig, jemanden zu finden, der an seiner Stelle für die uni­verselle Kirche Sorge tragen sollte. Deswegen sagt er zu Petrus vor sei­ner Auferstehung: «Weide meine Schafe …».

Häretiker und Schismatiker

Aus dem Vorausgehenden ergibt sich klar, dass Schismatiker und Häretiker von der Einheit der Kirche getrennt sind. «Wenn jemand nach Empfang der Taufe unter Wahrung des Namens Christ irgendeine dieser Wahrheiten, die nach göttlichem und katholischem Glauben zu glauben sind, hartnäckig leugnet oder in Zweifel zieht, ist er Häretiker»40. Indem er verweigert, sich dem Lehramt zu unterwer­fen, verzichtet der Häretiker auf die Einheit im Glauben und trennt er sich von der Einheit der Kirche. «Schismatiker ist, wer nach Empfang der Taufe und ohne Verwerfung der Eigenschaft als Christ mit Hart­näckigkeit verweigert, sowohl sich dem Papst zu unterstellen als auch die Gemeinschaft mit den ihm unterstellten Gliedern der Kirche zu halten»41. Indem der Schismatiker sich der Amtsgewalt Petri entzieht, bricht er mit der Einheit der Liebe und trennt er sich von der Einheit der Kirche.

Häretiker und Schismatiker hören also auf, der Kirche anzugehören42. Alle fälschlich wohlwollenden Vermittlungen sind nutzlos. Es gibt keine unsichtbare Einheit für diejenigen, die nach Verlust der sichtba­ren weiterhin Christus als Haupt anerkennen. Indem sie verweigern, sich dem Papst zu unterstellen, verweigern sie, sich Christus zu unter­stellen. Es gibt keine Glaubenseinheit aus einigen Glaubenshauptsät­zen! Der Häretiker, der in auch nur einem Punkt sich weigerte, zu glauben, glaubt überhaupt nichts vom göttlichen Glauben! «Wer auch immer mit Sorgfalt prüfen und die Lage bedenken will, in der sich die verschiedenen unter sich geteilten und von der katholischen Kirche getrennten Religionsgemeinschaften befinden, getrennt von der Kir­che, die seit unserem Herrn Jesus Christus und seinen Aposteln immer durch seine rechtmäßigen Hirten die göttliche Gewalt ausgeübt hat und noch jetzt ausübt, die ihr von demselben Unserem Herrn gegeben worden ist, müsste sich leicht überzeugen, dass weder eine dieser Gemeinschaften noch alle miteinander in irgendeiner Weise diese eine und katholische Kirche darstellen, die unser Herr gegründet und auf­gebaut hat und die er schaffen wollte. Und man kann ebensowenig in irgendeiner Weise sagen, dass diese Gemeinschaften ein Mitglied oder ein Teil dieser selben Kirche seien, weil sie sichtbar von der katholi­schen Einheit getrennt sind»43.

Es bleibt zu verdeutlichen, dass die Einheit der Kirche keineswegs gebrochen oder verändert wird durch das Schisma. «Denn niemals im Laufe der Jahrhunderte ist die geheimnisvolle Braut Christi befleckt worden; sie wird es auch niemals werden nach dem Zeugnis des hl. Cyprian: ‹Die Braut Christi kann nicht entehrt werden; sie ist unbe­stechbar und rein. Sie kennt nur eine Wohnung, und durch ihre reine Zurückhaltung bewahrt sie die unversehrte Heiligkeit eines einzigen Heimes› (de unit. Ecclesiae, VI). Der heilige Märtyrer verwunderte sich noch lebhaft und mit gutem Recht, dass man sich vorstellen könne, ‹dass diese Einheit, Frucht der göttlichen Beständigkeit, gefe­stigt durch die himmlischen Sakramente, dem Zersplittern unter dem Anprall uneinheitlicher Willen ausgesetzt sei› (ebda.)»44.

All dies also befiehlt die Haltung der Kirche mit Blick auf die verlore­nen Schafe.

Die Ermahnung zur Rückkehr

Die Kirche hat nie aufgehört, die «getrennten Brüder» zur Rückkehr in den Schafstall zu ermahnen nach dem Bild des Guten Hirten, der sein verirrtes Schaf suchen geht: «Wer von Euch, der hundert Schafe hat und eines von ihnen verliert, lässt nicht die neunundneunzig in der Wüste und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? (Luk 15,4). Man kann diese Ermahnung kennzeichnen im Blick auf die, welche mit der Kirche gebrochen haben, mit der Festigkeit in der Lehre und der erbarmenden Besorgnis: fortiter in re, suaviter in modo. Die Enzyklika (Rundschreiben) «Satis cognitum» gibt dafür das Vorbild: «Wenn, um zu dieser sehr liebevollen Mutter zurückzukommen, diejenigen, die sie noch nicht gut kennen oder die sie zu unrecht verlassen haben, diese Rückkehr erkaufen müssen, so wird das ohne Zweifel keineswegs zual­lererst um den Preis ihres Blutes sein (und dennoch hat Jesus sie mit diesem Preis bezahlt), sondern wenn es sie dafür einige Anstrengungen kosten soll, einige wohl leichtere Mühen zu ertragen sind, werden sie klar ersehen zumindest, dass diese belastenden Bedingungen den Menschen nicht durch einen menschlichen Willen auferlegt worden sind, sondern auf Weisung und Willen Gottes: und in der Folge wer­den sie mit der Hilfe der himmlischen Gnade leicht durch sich selber die Wahrheit dieses göttlichen Wortes erfahren: «Mein Joch ist mild und meine Bürde leicht». (Mt 11,30).

Diese Mahnung richtet sich besonders dringlich und barmherzig an die, welche mehr oder weniger guten Glaubens eine von ihren Vorfah­ren geschaffene Lage geerbt haben, um diesen von Pius IX. an die mor­genländischen Schismatiker gerichteten Worten: «Hört Unser Wort, Ihr alle, die Ihr in den Landschaften des Morgenlandes oder an seinen Grenzen Euch rühmt, den Namen Christ zu tragen, und dennoch gar nicht mit der Heiligen Römischen Kirche in Gemeinschaft steht! (…) Erinnert Euch des früheren Zustandes Eurer Kirchen, als sie einig unter sich und mit den anderen Kirchen der katholischen Gesamtheit waren durch das Band der Einheit! Prüfet dann, wozu die Teilungen gedient haben, die folgten, und deren Ergebnis war, die Einheit zu bre­chen, sei es die der Lehre, sei es die der kirchlichen Verwaltung nicht nur mit den abendländischen Kirchen, sondern auch mit Euren eige­nen Kirchen! Erinnert Euch des Glaubensbekenntnisses, in welchem Ihr mit Uns bekennt: zu glauben an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, und sehet dann, ob es möglich ist, diese Einheit der katholischen, heiligen und apostolischen Kirche im Schoße einer derartigen Teilung Eurer Kirchen zu finden, wenn Ihr Euch weigert, sie in der Gemeinschaft der Römischen Kirche anzuerkennen! (…) Folget also den alten Bischöfen und den alten Christen aller Land­schaften des Morgenlandes! Unzählige Denkmäler bezeugen, dass in Übereinstimmung mit den Abendländern sie die Obrigkeit der römi­schen Bischöfe beachteten»45.

Es haben sich indessen hauptsächlich seit dem 19. Jahrhundert zahlrei­che Antriebe, gleichgerichtet und dieser einzigen Weise, zur Rückkehr zu ermahnen, entgegengesetzt, entwickelt, weniger katholische als den konziliaren Ökumenismus voranzeigende.

II. — Die Vorläufer

Das Ende des 19. Jahrhunderts und der Anfang des 20. sind bekannt durch die verschiedenen Bekundungen, die das Leben der Kirche erschüttern: Liberalismus, Modernismus, liturgische Bewegung. Das Verzeichnis ist nicht vollständig, wenn man die Ökumenische Bewe­gung nicht hinzuzählt. Man begegnet dort übrigens recht oft den glei­chen Leuten.

Zu allen Zeiten hat es einige heikle, von einer Vereinigung der Religio­nen träumende Denker gegeben. Man muss aber das Hirngespinst der Aufwiegler zur Verschmelzung einander fremder Religionen, und die Wirklichkeit mehr oder weniger wohlmeinender, aber durch Volksver­führung zu den schlimmsten Abirrungen mitgerissener Apostel unter­scheiden. Die ersteren sind gefährlich, noch gefährlicher sind die ande­ren. Sie sind es, die uns hier interessieren. Sie bilden die Ökumenische Bewegung.

Man muss übrigens anmerken, dass das Wort Ökumenismus verhält­nismäßig neu ist. Bis zu der Notwendigkeit, die ökumenische Bewe­gung und die verschiedenen sie begleitenden Gegebenheiten zu bezeichnen, fehlt das Wort im katholischen Wortschatz. Nur das Eigenschaftswort wird verwendet für Konzilien mit der Bedeutung von allgemein. Der Ökumenismus ist jetzt mit seinem abweichenden Sinn von Unionismus (Zusammenschließerei) in die derzeitige Spra­che eingegangen. Ohne Zweifel hat in den Zwanziger Jahren unter dem Einwirken der zahlreichen protestantischen Zusammenkünfte, die in den Ökumenischen Rat der Kirche münden, das Wort sich auf­gedrängt. Der Eifer, mit dem die Männer des Vatikanum II sich seiner bemächtigt haben, ist schon ein wertvoller Hinweis auf ihre Lehre.

Die Schwierigkeit, zu einem geschichtlichen Bild zu kommen, beruht auf dem Anschwellen der ökumenischen Anregungen. Wir halten uns nur an die bemerkenswertesten, indem wir die herkömmliche Unter­scheidung zwischen anglikanischen, orthodoxen und protestantischen behandeln. Schließlich behalten wir alles, was zeitfolglich nach dem Rundschreiben «Mortalium animos» kommt, dem zweiten Abschnitt dieser Untersuchung vor, nicht, dass die Einwendungen des Lehramtes mit Pius XI. aufgehört hätten, sondern ganz im Gegenteil, weil alles, was in Sachen Ökumenische Bewegung seit der Vorkriegszeit geschieht, schon die Vorboten von Vatikanum II darstellt.

Die Anglikaner

Ohne jeden Zweifel ist die Ökumenische Bewegung seitens und in Richtung der Anglikaner zutage getreten. Das 19. Jahrhundert ist eine sehr bewegte Zeit für die anglikanische Kirche. Mehrere ihrer wichti­gen Mitglieder sammeln sich 1833 in der Oxforder Bewegung, um große Umformungen vorzunehmen — insbesondere breite Anleihen bei der römischen Kirche —. Die Bewegung weitet sich aus auf die per­sönliche Bekehrung zahlreicher Anglikaner, unter ihnen zwei Männer, die Kardinäle werden, Newman und Manning. Im Jahre 1850 stellt Pius IX. die kirliche Hierarchie in England wieder her. Nach dem Weg­gang von Newman und Manning wird Pusey die wichtige Persönlich­keit der anglikanischen Kirche. Wütender Gegner von Bekehrungen und ganz entschieden, sich Rom nicht zu unterstellen, erarbeitet er eine falsche Auffassung von der Kirche, genannt Theorie der drei Zweige, des anglikanischen, römischen und des griechischen. Auf die­ser Theorie gründet der anglikanische Pastor Lee im Jahre 1857 die Vereinigung für die Förderung der Einheit der Christen (APUC). Einige Katholiken schließen sich ihr an, aber die APUC und die Theo­rie der drei Zweige werden von Pius IX. (16. September 1864) verurteilt als eine Neuheit, die «umso gefährlicher ist, als sie sich darstellt unter dem Anschein von eifriger Frömmigkeit und Anstrengung für die Ein­heit der christlichen Gesellschaft». Weit davon entfernt, ein Hindernis für Bekehrungen zu sein, ermutigt diese Verurteilung durch das Lehr­amt sie, wie später die Erklärung der päpstlichen Unfehlbarkeit durch Vatikanum I sie ermutigen wird46.

In diesem Zusammenhang erscheint erstmals der Name eines Lazari­stenpriesters, des P. Portal (1855-1926), um den sich die eigentliche Ökumenische Bewegung bildet. Im Jahre 1889 erholt sich P. Portal auf Madeira von einer Krankheit. Er trifft dort einen puseyistischen Anglikaner, Lord Halifax. Aus dieser Begegnung werden sich erbit­terte ökumenische Anstrengungen ergeben47.

In den Jahren 1893 und 1894 veröffentlicht P. Portal unter dem Decknamen Ferdinand Dalbus einen Beitrag unter der Überschrift «Die anglikanischen Weihen, einen ersten Fluchtstab eines breiten Unternehmens für den Zusammenschluss mit der anglikanischen Kir­che als Ganze Körperschaft48. Unterstützt von allen liberalen und modernistischen Geistern seiner Zeit, durchreist er Frankreich und England. Im September 1894 begegnet er dem Kardinal Rampolla und Leo XIII., was nicht ohne Beunruhigung der englischen Katholiken geschieht. Er glaubt in dem apostolischen Brief Leo XIII. «Ad ange­los», veröffentlicht am 20. April 1895, eine Ermutigung seiner Anstren­gungen zu sehen, und im Dezember dieses gleichen Jahres erscheint seine Englisch-römische Zeitschrift. Daran arbeiten auch so ange­nehme Leute mit wie Klein, der Sänger des Amerikanismus, und die Modernisten Loisy, Duchesne, Le Roy, Battifol und andere. Im Jahre 1896 begibt er sich nach England, um die Auswirkungen des Rund­schreibens «Satis cognitum» zu bekämpfen. Bei seiner Rückkehr erhält er eine Nachricht seines Bischofs und muss die Leitung seiner Zeitschrift aufgeben, die nach der Nichtigkeitserklärung der anglika­nischen Weihen durch den apostolischen Brief «Apostolicae Curae» (18. September 1896) verschwinden wird.

Seltsamerweise wird P. Portal gegen Ende einer kurzen Verbannung Leiter des Seminars von Nizza bis 1899, dann des Universitätsseminars St. Vinzenz von Paul zu Paris. Ein idealer Ort, um sein Werk wieder aufzunehmen und zu entwickeln, das er übrigens auf die orthodoxe Kirche ausdehnt. Ab Beginn eines Studienkreises, dessen religionsphi­losophische Abteilung von Laberthonnière, dem «Erfinder» des modernistischen Immanentismus (Gott ist Wesensbestandteil der Welt), geleitet wird, gründet er im Juni 1904 eine Neue Zeitschrift der Kirchen. Im Jahre 1905 zögert er nicht, sich für die Trennung von Kirche und Staat einzusetzen. Aber die Verurteilung des Modernismus zwingt ihn, die Zeitschrift einzustellen und das Seminar zu verlassen.

Nicht zufrieden mit diesem zweiten Schlag, verfallen Lord Halifax und P. Portal, ermutigt durch die Bemühungen, die ihre protestantischen Freunde ihrerseits entfalten, darauf, zwischen Katholiken und Angli­kanern «theologische Gespräche» zu veranstalten. Sie wenden sich dafür an Kardinal Mercier, den Erzbischof von Malines. Bald begin­nen die Gespräche von Malines mit wohlwollender Zustimmung Bene­dikt XV.

Fünf Gespräche finden von 1921 bis 1926 statt. Aber das vierte (Mai 1925) stellt ihren Höhepunkt dar. Anlässlich dieser Sitzung liest Kardi­nal Mercier persönlich eine durch ihn von Dom Lambert Beauduin, dem Gründer der liturgischen Bewegung, erbetene Denkschrift. Sie ist überschrieben «Die anglikanische Kirche, geeint, aber nicht aufgeso­gen». Ihr Inhalt ist der Uberschrift gemäß: «Unsere Bemühungen um Annäherung dürfen nicht in einem Aufgesogenwerden der anglikani­schen Kirche durch die lateinische münden (…). Die anglikanische Kirche ist eine geschichtliche Wirklichkeit und eine katholische, die eine ganz gleichartige darstellt: sie kann nicht aufgesogen und ver­schmolzen werden (…). Das Beispiel der den mit Rom vereinten Mor­genländern zugestandenen Selbständigkeit zeigte, was der Status (Zustand) eines geeinten anglikanischen Patriarchats sein könnte. Man würde die alten geschichtlichen Sitze der anglikanischen Kirche aufrechterhalten, und man würde die neuen katholischen Sitze unter­drücken.» Der Tod des Kardinals Mercier und des P. Portal verhindert nicht, dass ein fünftes Gespräch im Oktober 1926 erfolgt, aber das Rundschreiben «Mortalium animos» zerbricht endgültig die Gesprä­che von Malines. Zwei Jahre zuvor hatte Kardinal Mercier auf seinem Sterbebett dem Lord Halifax seinen Hirtenring zurückgeschickt49.

Die Orthodoxen

Man findet in der Ökumenischen Bewegung auf die Orthodoxen zu die schon gelegentlich der Anglikaner genannten Namen. Aber die Sache ist viel weniger reich an Ereignissen. Es gibt mehrere Gründe hierfür: die größere Schwierigkeit der Beziehungen infolge der geographi­schen Entfernung und gewisser verworrener geschichtlicher Gegeben­heiten, die inneren Wettstreitigkeiten im Orientschisma, aber auch und vor allem die ständige Sorge der Päpste um die mit Rom geeinten Orientalen. Z.B.: Das Rundschreiben Leo XIII. «Orientalium» (30. November 1894) befiehlt, die Ordnung und die Riten der orientali­schen Kirchen zu achten. Die Wirkung der vielfältigen päpstlichen Anregungen ist eine doppelte. Sie begünstigen die Bekehrungen und lassen die Schismatiker schlechten Glaubens sich offenbaren, die, nicht zufrieden damit, sich der römischen Kirche zu widersetzen, so weit gehen, dass sie die Zusammenschließerei mit den Protestanten ausüben.

Unter diesen Bedingungen ist der Ökumenismus schwierig. Das erwei­sen die unfruchtbaren Bemühungen des unvermeidbaren P. Portal. Er schickt mehrere Abgesandte nach Russland. Aber ihre Suche nach einem russischen Lord Halifax endet mit einem Misserfolg. Von 1917 an wird der Ökumenismus nur mit einigen Ausgewanderten ausgeübt.

Erneut muss man auch den Namen Dom Lambert Beauduin erwäh­nen. Die Tatsachen an sich haben kein großes Interesse, bezeugen aber indessen, das diese Zeit schon den ganzen konziliaren Ökumenis­mus im Keim enthielt. Nutzen ziehend aus den von Pius XI. in dem Brief «Equidem verba» (1924) gegebenen Weisungen, gründet Dom Lambert Beauduin das Priorat Amay an der Maas —1939 nach Cheve­togne verlegt — dessen Aufgabe ist, an der Rückkehr der orthodoxen Kirchen zur Einheit zu arbeiten. In der Planbroschüre sieht man klar unterschieden die drei Fragenkreise der persönlichen Bekehrungen, der Vereinigung ganzer kirchlicher Gemeinschaften und dessen, was Dom Lambert den «seelenkundlichen Weg der Annäherung ohne bestimmtes Ziel von Bekehrungseifer» nennt. Wenn man heute beson­ders die letzten Seiten liest, ist man betroffen von dem Wunder des Gleichgewichts in der theologischen und praktischen Beurteilung, das sie darstellen. Selbst nachdem diese Fragen so weit fortgeschritten scheinen, scheint es nicht, dass man eine schwierigere Richtigstellung ihrer verschiedenen Gesichtspunkte finden könnte (…). Dom Lambert macht sich selber den Einwand: Wenn die katholische Kirche die wahre Kirche ist, dürfte nichts getan werden als ihren Glauben genau darzustellen und die Nichtkatholiken zu ersuchen, zu sagen, ob sie ihn annehmen wollten oder nicht. Dem entspricht, dass es gerade die Aufgabe ist, sie in die Lage zu versetzen, diesen Glauben zu verstehen und dass dies von uns zuerst fordert, die anderen zu verstehen, ihre Fragen, ihre Schwierigkeiten. Er geht schon so weit, die Möglichkeit neuer Entwicklungen in der Kirche ins Auge zu fassen, sogar lehr­mäßige, die den Nichtkatholiken erlauben würden, die amtliche Dar­stellung ihrer Lehre besser zu begreifen und in der Folge leichter anzu­nehmen, eine in sich ohne Zweifel genaue Darstellung, die aber noch unvollständig, unzureichend sein kann (…). All dies scheint uns von Johannes XXIII. und wie eine Erläuterung des Tuns im Verlauf von Vatikanum II. Aber ist das nicht ganz einfach deshalb, weil Johannes XXIII. es eines Tages mit eigenen Worten erklären würde: «Die Methode von Dom Lambert ist die gute» und dass eine seiner größten Sorgen sein würde, sie so amtlich, wie in der Kirche möglich, zur Vor­schrift zu machen?50. Mit dem Kloster gründet Dom Lambert Beau­duin die Zeitschrift «Irenikon», eine durch P. Portal in Erinnerung an das Buch von Pusey angeregte Benennung, das die Theorie der drei Zweige entwickelt: Eirinicon. Diese Tätigkeiten und seine Rolle in den Bekehrungen von Malines — er versucht sogar, sie zu verfolgen — brin­gen Dom Lambert Beauduin schließlich ein, aus dem Priorat von Amay zurückgezogen zu werden. Das wird ihn indessen nicht hindern, seine ökumenische Werbung fortzusetzen, und das Priorat von Amay­-Chevetogne nicht, ein Schmelztiegel der konziliaren Zusammen­schließerei zu sein.

Die Protestanten

Es versteht sich von selbst, dass die Männer, von denen wir soeben sprachen, ihrem zusammenschließerischen Eifer nicht wirklich eine Grenze setzten. Überall, wo sie wirkten, verfehlten sie nicht, die Berüh­rungen mit den Protestanten zu mehren, d. h.: Beten zu veranstalten, Gespräche und gemeinsames Tun. Dennoch ist das amtliche Merkmal dieses Ökumenismus geringer, dies umsomehr, als die Protestanten selber einen sehr breiten und vor allem sehr auffälligen Ökumenismus in Zusammenkünften ausübten, die den Katholiken von den Päpsten immer untersagt waren.

Wir werden also nur schnell die Entstehung des Ökumenischen Rates der Kirchen beschreiben, dessen wichtige Rolle in der Ökumenischen Bewegung der letzten Jahre man kennt.

Alles beginnt im August 1925, als der lutherische Erzbischof von Upsala, Nathan Söderblom, nach einer guten Anzahl von vorbereiten­den Zusammenkünften die Konferenz von Stockholm einberuft zu einem mit «Leben und Handeln» überschriebenen Arbeitsplan. Ein neuer Ausschuss «Glaube und Verfassung», an dem Protestanten, Orthodoxe und Anglikaner teilnehmen, beabsichtigt, zu «Leben und Handeln» eine lehrmäßige Ergänzung beizutragen, und ruft hierzu die Konferenz von Lausanne (August 1927) zusammen. Die katholi­sche Kirche weist die an sie gerichtete Einladung zurück. Alle fortan herkömmlichen Leitsätze des Ökumenismus werden in Lausanne durchberaten — die Kirche, die sichtbare und unsichtbare Kirche, die Sakramente, die Eucharistie und, ganz gewiss, die Einheit der Kirchen — mit der Lehrereinheit, die man kennt. Obschon sie auch die Bekeh­rungen von Malines ins Auge fasst, ist die Enzyklika «Mortalium animos« zuerst und vor allem gegen die Konferenz von Lausanne gerichtet.

Die Bewegung «Leben und Handeln« kommt erneut im Juli 1937 zusammen, «Glaube und Verfassung» im August des gleichen Jahres in Gegenwart von vier halbamtlich entsandten katholischen Beobach­tern. Im Jahre 1938 wird zu Utrecht der Bund der beiden Bewegungen in dem Ökumenischen Rat der Kirchen beschlossen. Der Krieg verzö­gert den schliesslich im Jahre 1948 zu Amsterdam verwirklichten Plan.

So zeugt, von welcher Seite man es auch betrachtet, die Geschichte seit den ersten anglikanischen Vereinigungen bis zum Ökumenischen Rat der Kirchen von einer lebhaften ökumenischen Tätigkeit. Das Lehr­amt der Kirche konnte bei solchen Abweichungen nicht gleichgültig bleiben und hat bei zahlreichen Gelgenheiten sehr ausdrücklich den Ökumenismus erkannt und verurteilt.

III. — Die Zustimmung des Lehramtes

Wir werden hier nicht das Verzeichnis aller Einwendungen des Lehr­amts über die ökumenische Frage aufstellen. Wir haben Bezug oder Anspielung auf mehrere von ihnen gegeben, denen noch die Beleh­rung des Heiligen Offiziums «Ecclesia catholica» vom 20. Dezember 1949 hinzugefügt werden muss. Unter diesen Einwendungen ist ohne Zweifel das Rundschreiben «Mortalium animos» eine der ausführlich­sten in der Verurteilung des Ökumenismus und in der Bekräftigung des einzigen Weges zur Einheit.

Der verurteilte Ökumenismus

Pius XI. weiß schon 1928, wie sehr das Übel verbreitet ist, wie zahlreich die sind, welche er Panchristen nennt: «Diese Menschen sollten übri­gens selten und wenig zahlreich sein; sie haben im Gegenteil voll­ständige Einrichtungen gebildet und überall Vereinigungen gegründet, welche zumeist Nicht-Katholiken leiten trotz ihren persön­lichen Gegensätzlichkeiten in Sachen Glaube. Das Unterfangen verläuft übrigens so geschäftig, dass es sich die Gunst vielfältiger Kreise erworben hat, sogar das Wohlwollen zahlreicher Katholiken, angezo­gen von der Hoffnung, eine, so scheint es, den Wünschen unserer Mut­ter, der heiligen Kirche, angemessene Einheit zu verwirklichen, die zu allen Zeiten nichts so sehr gewünscht hat, als ihre verirrten Kinder her­beizurufen und herbeizuführen. Aber unter den Verführungen des Denkens und dem Schmeicheln der Wörter schleicht sich einer der unbestreitbar schwersten Irrtümer ein, die fähig sind, ganz und gar die Grundlagen des katholischen Glaubens zu zerstören»51.

Dagegen wusste Pius XI. ohne Zweifel nicht, wie sehr die Verhältnisse, die er beschreibt, uns traurigerweise heute vertraut sein würden: «Man muss also, so schließen sie, die selbst ältesten Gegensätzlichkeiten der Lehre vergessen und beseitigen, die sie auch heute noch andauernd trennen, und mit den anderen Lehrwahrheiten eine gewisse Leitlinie gemeinsamen Glaubens vorschlagen und grundlegen; in diesem Glau­bensbekenntnis werden sie, mehr als sie es wissen werden, sich als wahre Brüder fühlen (…). Es gibt indessen derer, die erklären und zugeben, dass der Protestantismus ein wenig zu unüberlegt gewisse Glaubenssätze oder gewisse äußere Kultausübungen, die dennoch tröstlich und nützlich sind, verworfen haben, wogegen die Römische Kirche sie noch bewahrt. Um es klar zu sagen, sie beeilen sich, anzufü­gen, dass diese Kirche selber abgeirrt sei und dass sie die ursprüngliche Religion entstellt habe, indem sie eine gewisse Anzahl von dem Evan­gelium weniger fremder als entgegengesetzter Lehren hinzufügte und sie dem Glauben der Gläubigen auferlegte. (…) Hinsichtlich der Glaubenslehrsätze ist noch eine Unterscheidung unbedingt unerlaubt: diejenige, die man für gut befand, dass sie eingeführt werde zwischen den als grundlegend bezeichneten Glaubenssätzen und den nicht­grundlegenden, den einen, denen von allen zugestimmt werden muss, und den anderen, die der freien Zustimmung der Gläubigen überlas­sen werden könnten. Nun, die übernatürliche Glaubenstugend hat zum förmlichen Gegenstand die Machtvollkommenheit des offenba­renden Gottes, die keinerlei Unterscheidung diser Art zulässt.«

Derartige Verhaltensweisen beinhalten, dass man den Glauben verlo­ren hat. Bevor Pius XI. sie beschreibt, hat er als deren Grundlage angegeben: «Die Urheber dieses Vorhabens haben in der Tat die Gewohnheit angenommen, bei jeder Aussage die Worte Christi anzu­fuhren: ‹Dass alle eins seien … Es wird nur ein Schafstall und ein einzi­ger Hirte sein› (Joh 17,21; 10,16), wie wenn, nach ihrer Meinung, das Gebet und der Wunsch Jesu Christi bislang toter Buchstabe geblieben wäre! Sie behaupten in der Tat, dass die Einheit des Glaubens und der Leitung — welche das Kennzeichen der einzigen und wahren Kirche ist — bisher fast niemals bestanden habe und dass sie heute noch weniger bestehe; dass man sie, offen gestanden, manchmal wünschen und ver­wirklichen könne durch ein gemeinsames Bündnis der Willen, aber dass man sie nichtsdestoweniger als eine Art von Hirngespinst betrach­ten müsse.» Dennoch, wenn selbst die Anwender des Ökumenismus die Einheit der Kirche nicht leugnen wollten, würden sie ihre Machen­schaften notwendig dem Verlust des Glaubens aussetzen. Pius XII. unterstreicht, dass die Entfaltung der Liebe nicht auf Kosten des Glau­bens geschehen kann, dass der hl. Johannes, der Apostel der Liebe, untersagt, den Häretiker zu grüßen oder aufzunehmen. Er zeigt die Täuscherei, die darin besteht, von Einheit zwischen den tiefver­schiedenen Religionen zu sprechen. Darüber hinaus weist er darauf hin, dass die Tatsache, eine solche Einheit zu ersinnen, zu sehr ernsten Folgen führt: «Wir wissen sehr gut, dass man dadurch zur Vernachläs­sigung der Religion kommt, d. h.: zur Gleichgültigkeit und zu dem, was man als Modernismus bezeichnet. Die Unglücklichen, die von diesen Irrtümern angesteckt sind, behaupten, dass die Lehrsatzwahrheit nicht bedingungslos sei, sondern bedingt, beziehungsabhängig, d. h.: dass sie sich anpassen muss an die veränderlichen Erfordernisse der Zeiten und Gegenden und die verschiedenen Bedürfnisse der Seelen, da sie nicht in einer unveränderten Offenbarung enthalten ist, sondern von ihrer Natur her sich dem Leben der Menschen anpassen muss.»

Der einzige Weg zur Einheit

Nachdem Pius XI. den Ökumenismus verurteilt hat, untersagt er ihn selbstverständlich den Gläubigen. Der Ökumenismus ist ein doppeltes Ärgernis: er macht, dass die, welche ihn ausüben, den Glauben verlie­ren; er beraubt die verirrten Schafe der Verkündigung des Heiles. Pius XI. zeigt also den einzigen Weg zur Einigung: «Die Einheit der Chri­sten kann nicht anders bewirkt werden als durch Förderung der Rück­kehr der Irrgläubigen zur einzigen und wahren Kirche Christi, die ehe­mals zu verlassen sie das Unglück hatten. Die Rückkehr, sagten Wir, zur einzigen wahren Kirche Christi, allen Blicken gut sichtbar, durch den Willen ihres Urhebers dazu bestimmt, so zu bleiben, wie er selber sie eingerichtet hat für das gemeinsame Wohl der Menschen.»

Es verbleibt Pius XI., die Mittel für diese Rückkehr aufzuzeigen: die Unterstellung unter den Römischen Stuhl: «Niemand befindet sich und niemand bleibt in dieser einzigen Kirche Christi, wofern er nicht die Vollmacht des Petrus und seiner Nachfolger mit Gehorsam anerkennt und annimmt (…). Zu dem in dieser Stadt gegründeten Aposto­lischen Stuhl, geweiht durch das Blut der Apostelfürsten Petrus und Paulus, zu diesem Stuhl, sagten Wir, ‹der Grundfeste und dem Ursprung der katholischen Kirche› (St. Cyprian, Bf. 4 an Cornelius, 3), müssen die getrennten Söhne zurückkommen.»

Schließlich, um so recht den ganzen Ernst der ökumenischen Frage aufzuzeigen, richtet Pius XI. einen sehr ernsten Ruf: «Möchten sie die Stimme des Lactanz hören, der ausruft: ‹Einzig … die katholische Kir­che bewahrt den wahren Kult. Sie ist die Quelle der Wahrheit, die Wohnstätte des Glaubens, der Tempel Gottes. Wer nicht in sie eintritt oder aus ihr hinausgeht, verliert jede Hoffnung auf Leben und Heil. Möge niemand sich hartnäckigem Bestreiten überlassen! Es ist eine Frage des Lebens und des Heiles. Wenn man da nicht aufmerksam wacht, ist es der Untergang und der Tod!» (Divin. Instit. IV, XXX, 11-12).

Dieser ernste Ruf wird unglücklicherweise von vielen nicht gehört wer­den. Der Ökumenismus wird weiterhin sein bösartiges Werk verrich­ten und im II. Vatikanischen Konzil siegen. Das wird der Gegenstand des zweiten Teiles dieser Untersuchung sein.

Die Enzyklika Pius XI., «Mortalium animos», (1928) hätte der ökum­enischen Bewegung den entscheidenen Stoß versetzen müssen: aber die Arglist der Neuerer, und vor allem die Lauheit und die Kompro­misse von gewissen Leuten unter denen, die die Pflicht gehabt hätten, durch Strafen einzugreifen und diese zurechtzuweisen, mussten im Gegenteil dazu führen, dieser Bewegung zu erlauben, ihr Werk fortzu­setzen. Da der Ökumenismus verboten war, so waren es einige Leute, von ihren Oberen gedeckt, die durchkamen oder die, wie es Pater Portal nach der Verdammung des Modernismus sagte: «sich unter dem Gewitter beugten», um geduldig das Gelände abzustecken, und das II. Vatican. Konzil brachte ihnen dann den Triumph.

IV. — Von Mortalium animos bis zu Vaticanum II

Wir haben schon die Schwierigkeiten unterstrichen, über die vielfälti­gen ökumenischen Initiativen, die sich vor 1928 entfalteten, Rechen­schaft zu geben. Diese Schwierigkeit bleibt auch für die Zeit von Mor­talium animos (1928) bis zum Vaticanum II. Wir müssen uns also darauf beschränken, die Aktionen der wichtigen Bahnbrecher des Ökumenismus zu beschreiben. Indem wir dies tun, werden wir auch da und dort die Namen ihrer Kampfgefährten auftauchen sehen. Der erste, Abbé Paul Couturier (1888-1953), ist der Erfinder des sogenannten geistlichen Ökumenismus, der sich besonders im interkonfessio­nellen Gebet für die Einheit zeigte. Der Name von Abbé Couturier wird in den Debatten des II. Vaticanum genannt. Der zweite Bahnbre­cher, Pater Yves Congar, ist bekannter. Er ist einer der hervorragend­sten Vertreter des Ökumenismus, den man den technischen-organisa­torischen nennen kann — Theologie und Dialog ökumenischer Art ­und man weiß, dass Congar an einer großen Zahl von konziliaren Texten mit Hand anlegte. Bei dieser Unterscheidung von verschiede­nen Formen des Ökumenismus darf man nicht an einen Widerspruch denken, sondern man darf eher eine Ergänzung darin sehen, und dies im Dienste an derselben schlechten Sache. Wir werden diesen kurzen geschichtlichen Darlgegungen in dieser Sache einige Bemerkungen über das Eingreifen von höheren Stellen hinzufügen und zwar von Sei­ten der katholischen Hierarchie in dieser Zeitspanne, d.h. die Instruk­tion des Hl. Offiziums (Ecclesia catholica, 20. Dez. 1949), und sei es auch nur, um zu zeigen, wie weit die eifernden Ökumeniker gehen und es verstehen, diese Instruktion zu ihren Gunsten zu verdrehen.

Der Abbé Couturier

Vor 1932 hatte Abbé Couturier nur Interesse an der Ökumene wegen der zahlreichen russischen Flüchtlinge, die er betreute, die zum grösßten Teil Orthodoxe waren. In dieser verworrenen Lage knüpfte er die Bande der Einigung. Auf der anderen Seite ist er in freundschaftlichen Beziehungen zu einem Industriellen aus Lyon, Victor Carlhian (1875-­1959). Dieser ist ein ehemaliger Führer der Bewegung «Sillon» (von Pius X. verurteilt), der Herausgeber einer fortschrittlichen Zeitung, Le Van, der denkende Kopf einer kleinen progressistischen Welt in Lyon. Carlhian hat seit 1920 einen großen Einfluss auf Abbé Couturier, indem er ihn besonders die berühmtesten Modernisten entdecken lässt und ihn großzügig in allen seinen Unternehmungen unterstützt.

1932 verbringt der Pater einen Monat im Kloster von Amay, einer Gründung von Dom Lambert Beauduin. Dort begegnet er Congar. Und dort entdeckt er, indem er das Testament «des großen Kardinals» sucht — es handelt sich um den Kardinal Mercier — «seine ökumenische Berufung». So führt er die Woche des großen Gebetes ein, die in Lyon im Januar 1936 beginnt, und zwar unter der Schutzherrschaft von Kard. Gerlier, der nie aufhören wird, die Unternehmung zu ermuti­gen. Die Erklärung, die einer der treuen Schüler des Abbé Couturier über den neuen Aspekt dieser Kundgebung machte, ist äußerst auf­schlussreich: «Indem er die Woche des allgemeinen Gebetes einführte, hat Abbé Couturier, wie jeder weiß, aus früheren Initiativen Nutzen gezogen. (…) Im Jahre 1895 hat Leo XIII. die Pfingstnovene eingeführt, um ‹das Werk der Versöhnung mit den getrennten Brüdern› zu beschleunigen. 1908 haben zwei anglikanische Religionsdiener, Spen­cer Jones und Paul Wattson die Church Unity Octave (Oktave für die Kircheneinheit) eingeführt, die 9 Monate später durch die Bekehrung von Wattson ein Werkzeug in den Händen der kath. Hierarchie für das Apostolat wurde. Diese Oktav erwies sich bald als eine Art Kreuzzug fur die «Bekehrung» der Nichtkatholiken.

(…) Man sagt dem Werk von Pater Wattson nichts Schlechtes nach, wenn man sagt, dass es innerhalb der Mauern (= der kath. Kirche) blieb. Dieses sein Werk wurde von den letzten drei Päpsten aufs höch­ste empfohlen. Nachdem dies gesagt ist, hüten wir uns davor, die Bewegung der inneren Bekehrung zu kritisieren, die sicherlich von der Liebe eingegeben war. Aber wir müssen leider auch feststellen, dass daraus oft starke Spannungen hervorgehen anstatt des Guten, das man daraus hätte erwarten dürfen, und wir können sagen, dass solche Bewegungen, welcher auch ihr Ursprung sei, kein allgemeines Gebet verwirklichen können, und wir sprechen deshalb nicht anders davon.»52

Von 1936 bis zu seinem Tode widmete Abbé Couturier alle seine Kräfte dem Ökumenismus, besonders aber der Ausbreitung der Gebetswoche, in allen Gegenden, in jedem Land, aber auch in jeder christlichen Konfession. Schnell erwirbt er sich die Freundschaft der Russisch-Orthodoxen, der Anglikaner und gewisser Mitglieder des künftigen ökumensichen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat) und der reformierten Kirche in Frankreich. Er knüpft enge Beziehungen an mit Roger Schutz, noch bevor dieser die Gemeinschaft von Taizé gründet und mit Dr. Visser’t Hooft dem wichtigsten Theologen und Organisator des Weltkirchenrates. Abbé Couturier wacht aufmerksam darüber, dass der «Geist» der Gebetswochen beachtet wird und des­halb veröffentlicht er eine ganze Reihe von Abhandlungen.

Nicht zufrieden mit diesem «geistlichen» Ökumenismus, gründet Abbé Couturier im September 1937 eine Gruppe, die heute noch unter dem Namen «Groupe des Dombes» besteht. Jedes Jahr seit 1937 prak­tiziert eine Gruppe von kath. Priestern und protestantischen Pastoren die theologischen Wege.53 Um über die Lehre von Abbé Couturier zu urteilen, genügt es, auf seine Texte Bezug zu nehmen, die die Titel tra­gen: «Gebet und christliche Einheit», am 1. Mai 1944 veröffentlicht, ohne Namen, dann wieder herausgegeben und mit der kirchl. Druckerlaubnis versehen (Erzbischof von Lyon), einige Monate vor seinem Tode und er betrachtet dies als sein ökumenisches Testament»54. Es fehlt hier der Platz, um die theologischen Ungeheuerlichkeiten zu bringen, die Abbé Couturier ausgesprochen hat. Aber man findet in den folgenden Texten einige Überschriften von Kapiteln, die genü­gend für sich selbst sprechen: «Das Problem der christlichen Einheit stellt sich nicht in Ausdrücken wie ‹Rückkehr›, sondern in Ausdrücken wie ‹Vervollständigung› oder ‹Wiedereingliederung›, ‹Die Einheit kann nicht erreicht werden durch ein weites Insgesamt von einzelnen Bekehrungen›, ‹Die Vereinigungen in Gruppen sind der normale Weg zur Einheit› »55. «Niemand hat das Recht zu beten, dass eine christliche Kirche besiegt werde und dass seine eigene Kirche triumphiere.» Man findet in diesem Buch andere interessante Bemerkungen wie diese: «Psychologisch gesehen befinden sich Katholiken, Protestanten und Orthodoxe in ihrer Beziehung zur christl. Einheit in einer ähnlichen Lage». Wir wollen schließen mit dieser überraschenden Darlegung über den Glauben und die Liebe: «Gott kann nicht zuerst die Einheit der Geister (der Intellekte) in der Wahrheit bewerkstelligen und dann erst die Einheit der Herzen in der Liebe. Psychologisch gesehen, in der Ordnung der Verwirklichung, ist genau das Umgekehrte richtig. Wenn man sagt: ‹Von der Einheit des Glaubens muss auch das Band der Liebe ausgehen. Ut sint Unum (Dass sie eins seien)!›, dann ist man in der Abstraktion, nämlich, wenn man sagen will, dass vorerst und vor allen Dingen die Einheit des Glaubens sich vollziehe, damit dann infolgedessen das Band der Liebe hervorgehe. (…), die Liebe geht der Erkenntnis voraus, der Wille dem Gedanken, die Einheit der Herzen in der Liebe geht notwendigerweise voraus und bereitet unfehlbar vor: die Einheit der Geister in der Wahrheit.»56 Man muss sich daruber wundern, dass Abbé Couturier nicht Gegenstand von Bestrafungen war. Aber all’ das versteht man, wenn man weiß, welche unheilvolle Rolle der Kard. Gerlier gespielt hat, der zu jeder Zeit die Handlungen und Gesten des Abbé deckte, indem er ihm die Unannehmlichkeiten ersparte, die sein Werk verdient hätte.

Zehn Jahre nach seinem Tode ist Abbé Couturier in der Person zahlrei­cher Bischöfe und Theologen auf dem Konzil gegenwärtig, das er schon 1942 herbeisehnte. «Unter dem Einfluss des Gebetes wird jede christl. Gruppe, die Katholiken mit eingeschlossen, ihr Leben vertie­fen, ihre Talente zeigen, wird sie sich in dem reformieren, was bei ihr reformiert werden muss, wird sie zum Herrn bis zu jener Höhe aufstei­gen, wo die Mauern der Trennung aufhören. Alle werden dann, und zwar gegenseitig, indem sie Ihn in ihren Brüdern erkennen, Christus anbeten, und sie werden Ihn erkennen, wie Er ist, sich selbst gleich, Einer, einzig in seiner Liebe, seinem Leben und seinem Denken. Dann wird sich auch die dogmatische Einheit verwirklicht finden, das voll­ständige Anhängen aller Geister (Intellekte) an den einzigen Gedan­ken Christi. Und die Einheit wird sich selbst ausrufen durch die Stimme der religiösen Führer und durch die Stimme Petri. Dies wird vielleicht auf einem gewaltigen ökumenischen Konzil geschehen.57 » Ohne jedoch vollständig die Utopie von Abbé Couturier zu verwirkli­chen, wird sich das Vaticanum II weitgehend an seinem Ökumenismus inspirieren.

Der Pater Congar

Die Anstrengungen des Abbé Couturier liefern das Material für das einigende Gebet; Pater Congar sollte beitragen zu einer neuen, öku­menischen Theologie. Über alle seine Forschungen in diesem Gebiet hat Pater Congar übrigens ein Buch herausgegeben58. 1932 besuchte er Dom Lambert Beauduin, um ihn über sein Vorhaben zu unterrichten: «Eine kirchliche Erneuerung in Verbindung mit einer breiten Teilnahme an der Einigungsbewegung»59. Diese wenigen Worte fassen vollständig und gut die Aktion des Pater Congar zusam­men, dessen Auswirkungen sich nach mehrere Richtungen hin zeigen.

Auf der einen Seite organisiert er ununterbrochen ökumenische Tref­fen. Unter den Teilnehmern finden sich Leute, deren Namen immer wieder bei der Wiedervereinigungsbewegung auftauchen: Kanonikus Thils, Prof. in Louvain, Pére Dumont, Direktor des Zentrums Istina, Dom Clément Lianine, Leiter der Zeitschrift Irenikon; Dom Olivier Rousseau, sein Nachfolger, Jaques Maritain, Gabriel Marcel, Karl Barth, Dr. Visser’t Hooft usw. Pater Congar begibt sich mehrmals nach England, um den Angklikanimus kennenzulernen. Er gründete die Gruppe Fernand Portal, die von 1937 bis nach dem Krieg «eine tiefere geistige und geistliche Bildung im Hinblick auf einen besseren Dienst fur die Einheit» sicherstellt60. Dann versucht er an den Konferenzen, die den Weltkirchenrat vorbereiten, teilzunehmen; aber dies wird ihm immer wieder untersagt.

Andererseits versteht es Pater Congar, theologische Neuheiten zu ver­breiten. Dank der Zeitschrift «Vie Intellectuelle» veröffentlicht er zuerst Arbeiten mit dem Titel: «Hefte für den Protestantismus» (1935). Dann, «um der Erneuerung von der Lehre über die Kirche zu dienen»61 , gründet er 1937, im Verlag Cerf, die Sammlung «Unam San­catam», die durch eine große Anzahl von Werken im weitesten Sinn der ökumenischen Bewegung zugutekommen wird. Das erste Werk dieser Sammlung «Chrétiens désunis» (Christen in Uneinigkeit), Grundsätze eines katholischen «Ökumenismus »62 stammt von Pater Congar selber. Das, was er darüber sagt, ist leider keine Angeberei: «Chrétiens désunis hat, wie man sagt, einen großen Einfluss; ich habe mir seitdem oft darüber Rechenschaft gegeben. Wieviele Priester und Laien, wieviele Bischöfe auf dem Konzil haben mir gesagt, dass sie diesem Buch entweder ein ökumenisches Erwachen oder zumeist Ein Sich Öffnen für ein neues Verständnis der Kirche verdanken, ein Verständ­nis das weiter ist und traditioneller! (…) Ich denke, dass die Hauptwir­kung von (Chrétiens désunis) darin liegt, dass zum erstenmal der Versuch unternommen wurde den ‹Ökumenismus› theologisch zu bestimmen oder zumindest festzulegen63.» Es ist hier unmöglich, auf den Inhalt eines solchen Buches einzugehen. Wir überlassen es wie­derum dem Autor, selbst den Gehalt des Buches wiederzugeben und zwar in seinen Gedanken, die er sich 1943 darüber machte: « (…) Wenn ich Chrétiens désunis wieder lese, wenn ich an mein Handeln denke, wenn ich die Stellung betrachte, die ich eingenommen habe, so sehe ich nicht viel, was man daran ändern müsste.»

« (…) Ich glaube immer mehr, dass der wesentliche Ökumenismus für die kath. Kirche darin besteht, ihr Leben voller und reiner zu leben (…) Wie in Chrétiens désunis (Christen in Uneinigkeit) glaube ich, dass dies eine Arbeit der Erweiterung, der Reinigung, sagen wir der Reform vor­aussetzt, die in der Bildung des Klerus beginnen muss. (…) Ich glaube, dass die kath. Weite voraussetzen wird, dass wir in unser Denken, die Orthodoxie, die Reformation und den Anglikanismus mit einbeziehen müssen. Wir müssen einen nachreformatorischen Katholizismus haben, das heißt einen Katholizismus, für den die Reforamtion wirk­lich als Problem vorhanden ist; ein Katholizismus der, nachdem er sich tief und redlich dem Probelm gestellt hat, lebhafte Reaktionen des Angleichen erzeugt hätte, die es ihm erlauben, alles Positive der Reformation sich einzuverleiben und auf die Fragen zu antworten, die die Reformation wirklich gestellt hat. »64

Das erste Werk von Unam Sanctam sollte Congar die ersten Schwierig­keiten mit der kirchlichen Zensur bringen. Und obwohl das Buch schon 1941 vergriffen war, wurde es nicht wieder aufgelegt. Aber der Theologe des «Ökumenismus» nimmt seine Bemühungen wieder auf und nennt diese Zeit «die wunderbaren Jahre nach dem Kriege»65. Er vervielfacht die Kontakte mit Roger Schutz und Max Thurian (Taizé) und vor allem mit dem in der Entstehung begriffenen Weltkirchenrat. Auf dessen Bitte hin stellt Pater Congar eine Liste von 10 Personen auf, welche die kath. Kirche für die Konferenz in Amsterdam vertreten sollten. Aber durch eine Mahnung vom 6. Juni 1948 behält sich das Hl. Offizium die Erlaubnis vor, Beobachter zu entsenden. Am 28. Juni wird angekündigt, dass keine Erlaubnis dafür gegeben werden wird. Trotzdem werden sich in Amsterdam, unter igendeinem Vorwand, Pater Tromp und Pater Boyer, der römische Ökumeniker und Präsi­dent der Vereinigung Unitas, einfinden.66 Pater Congar seinerseits wird sich bemühen, seine ganze Sympathie den nichtkatholischen Ökumenikem zu bezeugen: «Nachdem ich die Zustimmung des Erzbi­schofs erhalten habe, werde ich eine Messe zu Ehren des hl. Franz Xaver organisieren für Sonntag, den 29. August. Ich werde dort predi­gen: in einem ersten Teil der Predigt werde ich schnell die Gründe darlegen, die die kath. Kirche hatte, dass sie nicht in Amsterdam dabeisein kann; in einem zweiten Teil werde ich zeigen, dass das ‹Nein› gegenüber der ökumenischen Bewegung und der Konferenz nicht das einzige Wort war, das die kath. Kirche für sie hatte und dass es in unserer Haltung sehr viel positivere Aspekte gab».67 Die folgen­den Jahre sind nicht sehr günstig für Pater Congar. Ein Versuch, das Buch Chrétiens désunis wiederherauszubringen, neue Bücher, ebenso verderbt, bringen ihm eine immer strengere Überwachung ein. Das, was er über diesen Zeitabschnitt sagte, kennzeichnet den Geisteszu­stand der Ökumenisten: «Die Verkündigung des Dogmas von der Himmelfahrt Mariens war ein harter Schlag für die ökumenischen Unternehmungen.

(…) Ich meinerseits war so still wie möglich in der Sache des eigentli­chen Ökumenismus, vor allem auf dem Gebiet der Veröffentlichun­gen. Ich dachte, dass die Verurteilung eines Buches wie Chrétiens désunis oder eine formelle Missbilligung die Sache um 30 Jahre zurückge­worfen hätte. Es schien mir, dass ich gegenwärtig dieser Sache nur die­nen könne, indem ich schwieg, auf jedenfall nichts veröffentlichte. Ich sparte das Wort auf für die Gebetswochen oder für kleine Gruppen (…)»68. Und trotzdem, unter diesen schwierigen Umständen nimmt Pater Congar zusammen mit Abbé Willebrands und Thyssens, mit Bil­ligung von Pater Tromp, Boyer und Bea an der Gründung der Konfe­renz für ökumenische Fragen um Msgr. Charrière teil (1952). Als einige Jahre später Johannes XXIII. das Sekretariat für die Einheit der Christen schuf, brauchten Kard. Bea, Präsident, und Msgr. Willebrands, Sekretär, ihre Mitarbeiter nicht anderswo zu suchen als im Schoße die­ser Konferenz.

Von 1953 an wird Pater Congar an verschiedene Orte verbannt. Aber Msgr. Weber ruft ihn 1956 nach Strassburg zurück, wo er frei unter­richten kann. Und 1962 ernennt ihn Joh. XXIII. zum Mitglied der theologischen Kommission fur das Konzil.

Die Instruktion Ecclesia Catholica

Wir haben auf die gerechten Zensuren hingewiesen, dessen Gegen­stand der Pater Congar war. Dies beweist, dass die kath. Hierarchie nicht untätig blieb gegenüber dieser unionistischen Ausschweifung, wenn es nötig war. Die Enzykliken Pius XII., Mystici corporis (29. Juni 1943) und Humani generis (12. Aug. 1950), ebenso wie andere päpstli­che Verlautbarungen enthielten alles, um die ökumenische Bewegung zu verurteilen. Aber in dieser Sache und in diesem Zeitabschnitt von Mortalium animos bis zu Vaticanum II, ist es die Instruktion des hl. Officiums «Ecclesia catholica» (20. Dez. 1949) die das hauptsäch­lichste Eingreifen Roms darstellt69.

Ecclesia catholica geht auf den Wunsch ein für eine Rückkehr zur Ein­heit, der sich da und dort zeigt, und nennt die Pflicht, die die Bischöfe haben, die Aktionen, die im Hinblick auf die Wiedervereinigung ver­anstaltet werden, zu überwachen, zu fördern und zu lenken. Dafür wurde eine gewisse Zahl von genauen Richtlinien gegeben, die im wesentlichen einschränkend sind70. Die Instruktion fügt zu diesen Richtlinien eine strenge Warnung hinzu vor dem Irenismus (Friede um jeden Preis), vor dem Relativismus gegenüber dem Unterricht des Lehramtes, vor der Übertreibung bezüglich der Fehler der Katholiken und des Verschweigen der Fehler der Reformatoren; vor einer Darle­gung der Lehre, die weder ganz noch vollständig wäre; vor dem Gedanken, dass die Rückkehr der Dissidenten der Kirche etwas Wesentliches bringen könnte usw., kurzum, sie verwahrt sich gegen die ökumenischen Praktiken dieser Zeit.

Dennoch, ohne eine allzu große Begeisterung zu zeigen, sind die Unionisten mit «Ecclesia catholica» zufrieden, oder sie berufen sich sogar darauf, um ihre Unternehmungen noch anzuspornen.

Mit vielen andern hat Pater Congar sich auf die Instruktion «Ecclesia catholica» berufen, «durch die das hl. Offizium den Standpunkt der Teilnahme der Katholiken an den Veranstaltungen der ökumenischen Bewegung festlegte und damit nichts anderes tat, als das als recht­mäßig zu erklären, was wir schon praktiziert hatten.»71 Wie soll man dies anders auslegen als Heuchelei und schlechten Glauben der Neue­rer, die immer bereit sind, «sich zu unterwerfen» aber in ihrer Ausle­gung und nach ihrer Wahl. So erkannte das hl. Offizium an, dass «in mehreren Teilen der Welt, sei es auf Grund äußerer Ereignisse oder der Änderung innerer Einstellung, sei es dank des gemeinsamen Gebe­tes der Gläubigen, unter der Eingebung der Gnade des Hl. Geistes, der Wunsch in den Herzen vieler Menschen, die von der kath. Kirche getrennt sind, zur Einheit zurückzukehren, lebendiger geworden ist». Wenn man weiß, dass im Dezember 1949 weniger als zwei Jahre ver­flossen sind seit der Gründung des Weltkirchenrates, und dass der letztere im Mittelpunkt aller ökumenischen Bemühungen steht, so war es leicht für gewisse Geister, die eine schlechte Absicht hatten, daraus unausweichlich abzuleiten, dass «die Gnade des Hl. Geistes» in dieser neuen Institution am Werke war. Selbst wenn «Ecclesia catholica» in Erinnerung rief, «dass alle diese Konferenzen oder Versammlungen, seien sie öffentlich oder nichtöffentlich, einem breiten Publikum zugänglich oder nicht, mit gemeinsamen Einverständnis organisiert, für jeden der beiden Teilnehmer, katholisch und nichtkatholisch, um dabei gleichberechtigt zu diskutieren und zwar über Fragen des Glau­bens und der Moral, und jede der beiden Parteien dies darlegt gemäß der Lehre ihrer Konfession, dass dies trotzdem alles den Vorschriften der Kirche unterworfen bleibt,» glaubten sich die Ökumenisten berechtigt, die interkonfessionellen Diskusionen zu vervielfachen «unter Gleichberechtigung» und dabei recht schnell die strikten Vor­schriften der Kirchen zu vergessen. Was die Bischöfe anbetrifft, denen die Förderung der Aktionen für die Rückkehr anvertraut war, so «ver­standen» viele von ihnen darunter «ökumenische Aktion». Und wieder andere, wie der Kard. Gerlier, «verstanden» es, die Praxis eines kon­zilaren Ökumenismus vorwegzunehmen. Und die Helden in dieser Sache geben den Beweis eines Zynismus ohne Fehl: «1949, am 20.Dezember dieses Jahres gibt eine Instruktion des hl. Offiziums mit dem Titel ‹Ecclesia catholica› die Erlaubnis für Kontakte mit den (getrennten Brüdern>, ebenso wie die Erlaubnis, mit ihnen das (Vater Unser> zu beten. (…) Im Vergleich zur früheren Disziplin, die ein Erbe der Gegenreformation war, ist diese Erlaubnis eine Erweiterung, aber zum Preise einer strikten Überwachung und gesetzlichen Regelung.

(…) Durch diese enge Pforte hindurch vollzogen sich unsere Dialoge seit 1950, und dies im striktesten Gehorsam. Aber, selbst, wenn wir uns anstrengen wollten, die Instruktion mit Begeisterung auszulegen, dann ist es nur gerecht, dass wir hinzufügen, dass wir darin nicht viel an Bereicherung fanden, noch weniger an Erweiterung. Um die Wahrheit zu sagen, unsere theologischen Gespräche hatten schon den Nutzen einer langen Erfahrung (…) Diese waren es, welche es uns lehrten, eine Methode zu entdecken, die die Gegensätze überbrückt, uns gegen­seitig in einer absoluten Redlichkeit bereichert, und uns schon einen Vorgeschmack für eine ökumenische Theologie der Zukunft gibt — mit einem Wort: die Methode, die heute im Sekretariat für die Einheit in Kraft ist. Wir lebten schon vom Dekret über den Ökumenismus, lange bevor es begreifbar wurde für die, die uns richteten und die begannen, uns eine strenge Disziplin aufzuerlegen. Wir waren die ‹Sorgenkinder› der Kirche und empfingen von ihr kaum eine Ermutigung.»72

Ebensowenig wie «Mortalium animos» konnte «Ecclesia catholica» die ökumenische Bewegung anhalten. Die Dinge mussten also bis zur Reife gehen, nämlich bis zur konzilaren Revolution.

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Die folgenden Fußnoten 51-55 beziehen sich auf den ersten Teil dieses Gesamtartikels aus Heft Nr. 19:

51 Pius XI., Enzyklika Mortalium Animos vom 6.1.1928

52 Mourret, Histoire générale de l’Eglise, Bd. IX, S. 371

53 Leo XIII., Enzyklika Satis Cognitum. Alle folgenden Zitate sind, ohne gegenteilige Bemerkung aus dieser Enzyklika entnommen.

54 Von uns unterstrichen

55 Von uns unterstrichen

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Die folgenden Fußnoten 40-72 beziehen sich auf den zweiten Teil dieses Gesamtartikels aus Heft Nr. 20:

40 Can. 1325, § 2

41 Ebda. Merken wir hier an, dass das Schisma kaum mehr ohne Häresie bestehen kann. Der Wille der Schismatiker, sich zu rechtfertigen, führt sie allgemein dazu, irgendeine Häresie zu stützen und an allererster Stelle dazu, den Primat des Petrus zu leugnen. Das ist übrigens der verhängnisvolle Abhang, auf den heute Mgr. Lefèbvre fortgerissen wird.

42 Häretiker und Schismatiker guten Glaubens können indessen mit der Kirche geeint sein durch Sehnsucht oder Wunsch. Dies ist z. B. der Fall der gültig getauften Kinder in gewissen Sekten.

43 Pius XI., Brief «Vos omnes» vom 13. September 1868. Hervorhebungen durch uns. Dieser verurteilt alle Theorien, die einen gewissen Grad von Einheit den getrennten Kirchen zugestehen möchten und von denen man eine packende Anwendung aus der Feder von A. Michel im Wörterbuch der katholischen Theologie findet: «Man hat sehr oft dem Einwand eine unbedingte Form gegeben, sei es negativ, indem man erklärte, dass keine christliche Gemeinschaft außerhalb der katholischen Kirche die Einheit besitze, sei es bestätigend, indem man erklärte — was auf das Gleiche hinauskommt — dass die katholische Kirche allein das Merkmal der Einheit besitze. Dieses Vorgehen wagt, zu vielen Enttäuschungen zu führen, indem es den Tatsa­chen und Absichten nicht genügend Gerechtigkeit erweist. Die vergleichende Form wäre vielleicht geeigneter, die Geister guten Glaubens zu überzeugen: zeigen, dass die römisch-katholische Kirche die Einheit in einem offenkundig höheren Masse besitzt als die in den anderen Christenheiten sich findende, und dass diese katholi­sche Einheit sich mehr als die der anderen christlichen Gemeinschaften der von Jesus Christus gewollten Zielfülle nähert.» (art. Einheit der Kirche, col. 2227 und 2228).

44 Pius XI. an genannter Stelle

45 In suprema Petri, 6. Januar 1864

46 Was die Ökumeniker nicht daran hindert, die Ungeheuerlichkeit wiederzukäuen, nach welcher die Bekehrungen durch die Eingriffe des Lehramtes gebremst würden.

47 «Wenigstens einmal in der Woche reisen wir quer über das Land. In endlosen Plau­dereien oder vielmehr wirklicher Unterhaltungen ergossen sich unsere Seelen eine in die andere, um sich enger zu einen!» (Zitiert von J. Bernard, Zu denen am ande­ren Rand). Diese wenigen Wörter des P. Portal sind kennzeichnend für die romanti­sche Gefühlhaftigkeit, welche die ganze ökumenische Bewegung beseelt.

48 Zu sprechen von «Einheit der Gemeinschaften» gibt zu verstehen, dass die anglika­nische Kirche ein lebender Körper ist, welcher mittels einiger geringfügiger Umbil­dungen zur Einheit zurückkommen könnte unter Wahrung ihres Gefüges. Die Kir­che hingegen erwartet die Rückkehr der Getrennten zur Einheit durch die persönli­che Bekehrung eines jeden einzelnen ihrer Glieder.

49 Diese Gebärde ist wie die Ankündigung derjenigen von der Paul VI. dem anglikani­schen Erzbischof Ramsey gegenüber. Zwei Auszüge von Briefen des Kardinals Mercier zeigen uns, wie sehr letzterer in der Ökumenischen Bewegung gefährdet war. An den Erzbischof von Canterbury schreibt er: «Wir bilden eine Untersu­chungsgemeinschaft, aber noch mehr eine Seelengemeinschaft in einem gemeinsa­men Beten»; an Lord Halifax: «Es ist Tatsache, dass seit dem hl. Augustinus bis zum 16. Jahrhundert die Kirche von England nur einen einzigen Körper mit der römi­schen Kirche gebildet hat. Ist sie im Grunde genommen nicht stillschweigend mit Rom geeint?» (Von der Zeitschrift: «Einheit der Christen» angeführte Briefe, Nr. 23, Februar 1976).

50 Louis Bouyer, angeführt von «Einheit der Christen», (Nr.23).

51 Pius XI. Enzyklika «Mortalium animos». Alle Wiedergaben, die folgen, sind der gleichen Enzyklika entnommen

52 Maurice Villain, Einführung in den Ökumenismus, Casterman 1961, Anm. 1, SS. 173 / 174. Wir haben hier ein vollkommenes Modell der Heuchelei die dem größten Teil der Ökumenisten gemeinsam ist für die alles, was katholisch ist, der Gegenstand einer herablassenden Verachtung ist.

53 Seit 1956 beschließt die Groupe des Dombes ihre Arbeiten mit der Veröffentlichung von gemeinsamen Thesen «Einmal haben wir infolge der Veröffentlichung unserer ersten ‹Übereinkunft› in der eucharistischen Lehre unsere protestantischen Brüder am kath. Tisch aufgenommen und Arm in Arm haben wir den Leib und das Blut Christi aus den Händen des Herrn Pater empfangen. Das war unser schönster Tag (7. Sept. 1972): Christus hatte uns buchstäblich umgeformt, jenseits aller Diskussionen. Weinend gaben wir uns Friedensküsse und die Agapen (= brüderliches Mahl), die folgten, wo wir sonst Stille bewahrten im Zeichen der Buße, waren ein Ausbruch der Freude» (Maurice Villain «Unité des chrétiens» Nr. 14, April 1974).

54 Der Text ist vollständig wiedergegeben auf den Seiten 354 bis 372 des Buches von Maurice Villain, «Abbé Paul Couturier», Casterman 1957.

55 Über diesen Gegenstand, siehe den ersten Teil unserer Studie, Fortes in Fide Nr.19, S.38. Die «Wiedervereinigung in Gruppen» kann ohne Zweifel ins Auge gefasst werden für gewisse schismatische Kirchen (das war der Fall bei den «Unierten») und unter gewissen Bedingungen; aber es ist offenbar irrig, sie als einzigen Weg der Rückkehr zur Einheit zu bezeichnen, besonders dann, wenn dies Sekten betrifft, wo das Sakrament der Priesterweihe nicht vorhanden ist (die anglikanische «Kirche» zum Beispiel).

56 Der Abbé Couturier bekämpft hier ganz ausdrücklich die Enzyklika «Mortalium animos», die besonders betont: «So ist also, da die Liebe als Fundament einen aufrichtigen und vollständigen Glauben hat, die Einheit des Glaubens notwendigerweise infolgedessen das Hauptband, das die Jünger Christi einigt.»

57 Vereinigung der Christen, 1942, zitiert in Einheit der Christen, Nr. 43, Juli 1981.

58 Une passion: l’unité, Cerf 1974 (Eine Leidenschaft die Einheit)

59 op. cit. S.21

60 Ebenda S.30

61 Ebenda S.45

62 Es ist zu bemerken, dass Pater Congar 1937 «Ökumenismus» noch in Anführungszeichen setzt. Man kann hier hinweisen auf Nr.36 der Sammlung «Konzil und Rückkehr zur Einheit: sich erneuern, um die Einheit zu wecken» von Hans Küng, Cerf 1961 — ein wirklicher Kommentar über den Ökumenismus, den Texten des Konzils vorauseilend.

63 Pater Congar, op. cit., SS. 49-50

64 Ebenda SS.59-60

65 Ebenda S.60

66 «Die Zeitschrift Unitas, weitverbreitet, folgt der Überlieferung von Pater Wattson, erweckt aber manchmal den Eindruck, als wolle sie sich zu der Methode von Abbé Couturier hinwenden.» Maurice Villain, «Einführung in den Ökumenismus» zit. weiter oben, S. 227.

67 Pater Congar, op. cit. SS. 69-70

68 Ebenda SS. 73-74

69 Wir entnehmen alle Zitate von «Ecclesia catholica» dem Buch von Roger Aubert, «Probleme der christlichen Einheit», Editions de Chevetogne, 1952.

70 Zum Beispiel die interkonfessionellen Versammlungen betreffend: «die Versammlungen, die den Rahmen der Diözese überschreiten, sind den Theologen vorbehalten und unterstehen direkt dem hl. Stuhl.»

71 op.cit., S.71

72 Maurice Villain, «Vaticanum II und der ökumenische Dialogs, Casterman, 1966, SS. 13-14

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Quelle: FORTES IN FIDE Jahrgang 1982, Nr. 19 und Nr. 20



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