Kommentator-Beitrag
Zur Klarstellung: Es handelt sich nicht um eine priesterliche Predigt, sondern um laienhafte Gedanken.
Heute belehrt uns der göttliche Heiland mit einem Gleichnis von unaussprechlicher Tiefe. Bevor wir uns in den Inhalt wenigstens ein wenig vertiefen, wollen wir klären, warum der Herr überhaupt in Gleichnissen zu uns spricht.
Im heiligen Evangelium nach Markus lesen wir: „In vielen [...] Gleichnissen predigte Er ihnen das Wort, so wie sie es fassen konnten“ (4,33). Das heilige Evangelium nach Matthäus verweist auf einen der Psalmen, in denen ja die Gedanken des Herzens Jesu offenbar werden. Dort heißt es: „Ich will Meinen Mund auftun in Gleichnissen und aussprechen, was seit Anbeginn der Welt verborgen war“ (Ps 78,2; Mt 13,35). Im heiligen Evangelium nach Lukas aber werden uns diese Worte Jesu an die Apostel überliefert: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Gottesreiches zu verstehen; den übrigen aber werden sie in Gleichnissen mitgeteilt, sodass sie ‚sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen‘ [Is 6,9]“ (Lk 8,10).
All diese Worte beinhalten die gleiche Aussage: Da die göttlichen Mysterien mit der menschlichen Sprache nicht unmittelbar wiedergegeben werden können, vermittelt sie uns der göttliche Lehrer indirekt, in bildhafter Weise, so dass wir sie wenigstens erahnen, wenn auch letztlich bei Weitem nicht gänzlich verstehen können. Allein den Aposteln wurde eine übernatürlich tiefe Einsicht in die göttlichen Mysterien geschenkt.
So wollen wir nun mit den Jüngern zum Herrn treten und den Herrn bitten: „Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!“ (Mt 13,36) Der Herr kam dieser Bitte nach und wie Er einst zu Seinen Jüngern sprach, so spricht er auch heute noch durch das Evangelium zu uns: „Der den guten Samen aussät, ist der Menschensohn. Der Acker ist die Welt; der gute Same, das sind die Söhne des Reiches, und das Unkraut, und das Unkraut, das sind die ungeratenen Söhne. Der Feind aber, der es säte, ist der Teufel. Die Ernte ist die Vollendung der Welt, und die Schnitter sind die Engel. Wie man nun das Unkraut sammelt und im Feuer verbrennt, so wird es sein bei Vollendung der Welt. Der Menschensohn wird Seine Engel aussenden, und sie werden zusammenholen aus Seinem Reiche ‚alle Ärgernisse und alle die das Böse tun‘ [Soph 1,3], und sie hineinwerfen in den Feuerofen; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen. ‚Dann werden die Gerechten leuchten‘ [Dan 12,3] wie die Sonne im Reiche ihres Vaters. Wer Ohren hat, der höre!“ (Mt 13,37-43).
Ja, auf Unsern Herrn wollen wir hören. Er hat uns die Ohren gegeben und es gibt keine vornehmere Aufgabe der Ohren, nichts Wohltuenderes für die Ohren, als dem göttlichen Lehrer aufmerksam zu lauschen.
Der heilige Augustinus stellt sich die Frage, ob mit „Unkraut“, mit „ungeratenen Söhnen“, in diesem Gleichnis die Irrlehrer oder die schlechten Katholiken gemeint sind. Er schreibt: „Da [...] Christus sagt, sie seien mitten unter den Weizen gestreut, darum könnte man fast glauben, es seien hier jene gemeint, welche zu der gleichen Kirchengemeinschaft gehören.“ Demnach wären also mit Unkraut die schlechten Katholiken gemeint. „Weil aber der Herr diesen Acker nicht als die Kirche, sondern als diese Welt deutet, darum versteht man doch darunter mit Recht die Irrgläubigen“. Die Irrgläubigen befinden sich nämlich nicht mit uns in derselben Kirche, wohl aber befinden sie sich mit uns auf derselben Welt. „Jene aber, die trotz des gleichen Glaubens schlecht leben, könnte man eher Spreu als Unkraut nennen; denn die Spreu hat denselben Halm wie der Weizen und eine gemeinsame Wurzel mit ihm.“ Dies würde darauf hindeuten, dass sie sich in Kirchengemeinschaft mit uns befinden.
Man könnte hinzufügen, dass mit den „ungeratenen Söhnen“, dem „Unkraut“ in der Welt, nicht bloß (1.) die Häretiker gemeint sind, also die, die direkt dem katholischen Dogma widersprechen, sondern auch (2.) die Schismatiker, also die sich von der Gemeinschaft der Kirche getrennt und eigenständig errichtet haben, und (3.) die Apostaten, also die, die gänzlich vom christlichen Glauben abgefallen sind und (4.) die Exkommunizierten, also die, die durch die schwerste Kirchenstrafe von der Gemeinschaft mit derselben ausgeschlossen sind. Alle wurden in der Taufe Kinder Gottes, aber sie haben ihren Vater im Himmel verlassen und sich entschlossen dem Teufel zu folgen, weshalb man sie als „ungeratene Söhne“ bezeichnen kann. Der hl. Polycarp, Schüler des Apostels Johannes und Bischof von Smyrna, antwortete dem Häretiker Markion als dieser ihn fragte, ob er ihn kenne: „Ja, ich kenne den Erstgeborenen des Teufels!“
Unser Herr bringt mit diesem Gleichnis zum Ausdruck, dass die Häretiker, Schismatiker, Apostaten und Exkommunizierten in die Hölle geworfen werden. Die hl. Johanna Franziska Fremiot soll mit fünf Jahren ein Geschenk, dass ihr ein calvinistischer Ketzer brachte, ins Feuer geworfen haben, mit den Worten: „Schau, so müssen die Irrlehrer in der Hölle brennen, die den Worten Christi keinen Glauben schenken.“ Wer bis zu seinem Ende verhärteten Herzens die Kirche ablehnt, der lehnt den Herrn selber ab, Der die Kirche zur Ehre Gottes und zur Rettung der unsterblichen Seelen gegründet hat. Denn wie der Herr zum Kirchenverfolger Saulus spricht: „Saul, Saul, warum verfolgst du Mich? [...] Ich bin Jesus, Den du verfolgst“ (Apg 9,4 f.). So spricht Er auch zu den Kirchen-Ablehnern: „Warum lehnt ihr Mich ab? Ich bin Jesus, Den ihr ablehnt.“
Wenn auch der heilige Augustinus im „Unkraut“ dieses Gleichnisses aufgrund der Auslegung Christi, wonach der „Acker“ die „Welt“ sei, nicht davon ausgeht, dass man darunter auch die schlechten Katholiken verstehen kann, so ist es durchaus erlaubt, dieses Gleichnis auch auf die schlechten Katholiken zu beziehen und unter dem „Acker“ die „Kirche“ zu verstehen. Denn dasselbe Gleichnis kann ja auf verschiedene Weise richtig ausgelegt werden. Der Römische Katechismus, der im Auftrag des Konzils von Trient herausgegeben wurde, empfiehlt den Priestern angesichts des heutigen Evangeliums die Gläubigen darüber zu unterrichten, dass es zwei Menschengattungen in der Kirche gibt: nämlich die Guten und die Bösen, den Weizen und das Unkraut. Wie wir bereits gehört haben, sind die Häretiker, die Schismatiker, die Apostaten und die Exkommunizierten aus der Kirche ausgeschlossen. Natürlich sind auch die Heiden und Juden aus der Kirche ausgeschlossen, die ihr niemals angehörten. „Von den Übrigen aber wenn auch noch so gottlosen Menschen“ – so lehrt der besagte Römische Katechismus – „ist gar kein Zweifel, dass sie noch in der Kirche verbleiben; und man muss die Gläubigen darüber beständig belehren, damit sie sich gewiss überzeugt halten, dass die Vorsteher der Kirche, wenn ihr Leben auch schändlich wäre, dennoch in der Kirche sind und deshalb nichts von ihrer Gewalt verlieren“ (I,10,9).
Wenn die Päpste Geliebte halten und Mörder beauftragen, so bleiben sie dennoch rechtmäßige Päpste, die Geliebten und die Mörder wären allerdings moralisch verpflichtet, ihnen nicht als Geliebte oder Mörder zu dienen. Eine Sünde bleibt eine Sünde und darum zu verabscheuen, auch wenn ein Papst sie befiehlt. Hier gelten die Worte Petri, des ersten Papstes: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29).
Dennoch müssen derartige Päpste, seien sie auch noch so schlecht, als Stellvertreter Christi anerkannt und verehrt werden. Die Ehre, die einem Papst zukommt, gebührt ja nicht seiner sündigen Person, sondern seinem heiligen Amt. Die hl. Katharina von Siena scheute sich nicht, den Papst zurechtzuweisen, wenn er sich schlecht verhielt und dennoch hätte sie es niemals gewagt, sich den amtlichen Anordnungen eines rechtmäßigen Papstes zu widersetzen. Das bezeugt sie in einem Brief: „Und selbst wenn der Papst ein fleischgewordener Teufel wäre, statt eines gütigen Vaters“, schreibt sie, „so müssten wir ihm dennoch gehorchen, nicht seiner Person wegen, sondern Gottes wegen. Denn Christus will, dass wir Seinem Stellvertreter gehorchen“. Es kann nie einen Grund geben, die Unterordnung unter einen Papst in Lehre, Liturgie und Gesetzen zu verweigern, da alles, was der Papst kraft seines Amtes in diesen Bereichen anordnet, dem Willen Gottes entspricht. Er kann gar nicht anders als in diesen Punkten den Willen Gottes zu erfüllen. Papst Bonifaz VIII. konnte darum folgendes Dogma verkünden: „Dem römischen Papst sich zu unterwerfen, ist für alle Menschen unbedingt zum Heile notwendig: Das erklären, behaupten, bestimmen und verkünden Wir“ (Bulle Unam sanctam, 13.11.1302).
Wie sollen wir uns – so können und müssen wir fragen – angesichts der heutigen Lage verhalten. Sollen wir uns Franziskus unterwerfen? Hätten wir uns auch seinen Vorgängern unterwerfen sollen? Wenn sie Päpste gewesen wären, so hätten wir es hinsichtlich Lehre, Liturgie und Gesetzen tun müssen. Wir hätten auch die geistliche Gemeinschaft mit ihnen wahren müssen. Wenn sie sich Geliebte gehalten und Mörder beauftragt hätten, so hätte dies keinen Grund für uns darstellen dürfen, uns von ihnen in allem, was die Religion betrifft, zu trennen. Da die letzten Männer, die das Papstamt beanspruchten aber eindeutig falsche Lehren verkündeten, eine unwürdige Liturgie vorschrieben, ungültige Sakramentsriten einführten und schädliche Gesetze erlassen haben, so kann überhaupt kein Zweifel daran bestehen, dass es sich dabei nie und nimmer um rechtmäßige Päpste gehandelt haben kann. Das waren keine schlechten Päpste – wie uns die Gemeinschaft von Erzbischof Lefebvre lehren möchte – sondern das waren überhaupt keine Päpste, denn wären sie es gewesen, so hätten sie das, was sie taten, nicht tun können.
Es gibt also zwei Dogmen, die wir berücksichtigen müssen, wenn es um die Heiligkeit der Kirche geht. Einerseits ist da das Dogma, wonach die Heiligkeit ein Wesensmerkmal der wahren Kirche Christi ist und andererseits gibt es das Dogma, wonach die Kirche nicht bloß heilige, sondern auch sündige Glieder umfasst.
Einerseits ist die Kirche heilig, weil Christus, ihr Stifter und Haupt heilig ist und der Heilige Geist, der die Kirche leitet. Heilig ist auch der Zweck der Kirche, der darin besteht, Gott zu ehren und die Seelen zu retten. Heilig sind schließlich auch die Mittel, die sie gebraucht, um ihr Ziel zu erreichen: diese Mittel sind die Glaubens- und Sittenlehre, der liturgische Kult und die Sakramente, die Gesetze und Einrichtungen der Kirche. Heilig sind sodann ihre Glieder, insofern sie sich entweder wenigstens im Gnadenstand befinden oder aber sogar in der heroischen Heiligkeit üben. Unser Herr sandte die Apostel mit den Worten: „Wie Mich der Vater gesandt hat, so sende Ich euch“ (Joh 20,21). Er sprach zu ihnen: „Seht, Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Er sandte ihnen den Heiligen Geist (vgl. Apg 2,1-4). Der Apostel Paulus bezeichnet „die Kirche des lebendigen Gottes“ darum als „Säule und Grundfeste der Wahrheit“ (1 Tim 3,15). Er schreibt über sie, dass sie „ohne Flecken oder Falten oder etwas dergleichen, sondern dass sie heilig sei und ohne Makel“ (Eph 5,27). Diese Heiligkeit suchen wir in der Gemeinschaft der Anhänger des II. Vatikanums im Großen und Ganzen vergeblich, weshalb es sich dabei auch nicht um die Kirche handeln kann. Wäre diese Gemeinschaft die Kirche, so hätten die Pforten der Hölle sie überwältigt. Der Herr versicherte uns aber, dass dies niemals geschehen würde.
Andererseits gilt, dass die Kirche auch die Todsünder umfasst. Die Novatianer und die Donatisten leugneten dies hartnäckig und schlossen sich so selbst aus der Kirche aus. Luther vertrat ein Jahrtausend später dieselbe Häresie. Zahlreiche Gleichnisse aus der Heiligen Schrift belegen dies. Z.B. schreibt Augustinus über das Gleichnis vom Netz, das ins Meer geworfen wird: „Unter jenem Netze, das schlechte und gute Fische enthält, werden sehr richtig die schlechten Katholiken verstanden.“ Er verweist darauf, dass das „Meer“ die „Welt“ bedeutet und das „Netz“ die „Kirche“ symbolisiere, in der sich sowohl Gute als auch Schlechte befinden. Der Römische Katechismus verweist diesbezüglich auf das Gleichnis von der Tenne, welche Getreide mit Spreu vermischt enthält, auf das Gleichnis von den zehn Jungfrauen, die teils klug, teils töricht waren und sogar auf die Arche Noahs, die ein Vorbild der Kirche sei, insofern sie nicht nur reine, sondern auch unreine Tiere umfasste (vgl. I,10,8).
Zu guter Letzt wollen wir noch einmal auf das Gleichnis vom heutigen Tag blicken. Wenn wir das heutige Gleichnis betrachten, so könnten wir uns fragen, ob es nicht falsch war, dass die Inquisition in die Kirche eingeführt wurde, um nach Häretikern zu fahnden, die letztlich – wenn sie von Anfang an unbelehrbar waren oder aber, nachdem sie sich belehren ließen, wieder rückfällig wurden – letztlich von der weltlichen Gewalt auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurden. Es heißt ja im Gleichnis ausdrücklich, dass das Unkraut nicht ausgerissen und verbrannt werden soll, sondern dass man auf das Jüngste Gericht warten soll, denn dann würden die Schnitter, die Engel Gottes, es ausreißen und in die Hölle werden. Dem widerspricht aber, dass die Heiligkeit der Kirche sich auch in ihren Einrichtungen zeigt und die Inquisition war eine solche segensreiche Einrichtung der Kirche. Dem widerspricht auch, dass Heilige, wie etwa der Märtyrer Petrus von Verona, der spätere Papst Pius V. oder Kardinal Bellarmin Inquisitoren waren und die Kirche gibt uns das Leben der Heiligen zum Vorbild. Dem widerspricht auch, dass Papst Leo X. in seiner Bulle „Exsurge Domine“ den Irrtum Luthers verurteilte, wonach das Verbrennen der Ketzer gegen den Willen des Heiligen Geistes sei. Dem widerspricht letztlich ja auch die Anordnung Gottes im Alten Bund für ähnliche Fälle. Gott ordnete nämlich an, dass die Götzendiener mit dem Tode bestraft werden sollen. Es kann also nicht der geringste Zweifel daran bestehen, dass die Inquisition eine gottgewollte Einrichtung war.
Wir müssen genauer auf das Gleichnis schauen, um diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen. Der Herr will uns nämlich mit diesem Gleichnis keineswegs lehren, dass wir auf den Jüngsten Tag wartend tatenlos zusehen sollen, wie das Unkraut immer schlimmer wuchert. Es geht Ihm nicht darum, dass das Unkraut ungestört wachsen kann, sondern Er lehrt uns – wie der hl. Thomas von Aquin schreibt – „vom Ausreißen des Unkrauts abzusehen, damit der Weizen geschont wird“ (S.th. II-II q.64 a.2 ad1). Als nämlich im Gleichnis die Knechte den Hausherrn fragen, ob sie das Unkraut sammeln sollen, da erwiderte der Hausherr: „Nein; damit ihr nicht etwa, wenn ihr das Unkraut sammelt, mit ihm zugleich den Weizen herausreißt“ (Mt 13,29). Hier sind wir wieder an jenem Punkt angelangt, den wir vor zwei Wochen betrachtet haben: Wir sind moralisch dazu verpflichtet, alle Übel, die wir beseitigen können, zu beseitigen. Es gibt allerdings eine Art von Übel, die wir, auch wenn wir es können, keineswegs beseitigen dürfen. Das sind jene Übel, die untrennbar mit einem größeren Gut verbunden sind, sodass deren Beseitigung auch zugleich den Wegfall dieses Gutes bedeuten würde oder – um es mit anderen Worten auszudrücken – deren Beseitigung ein noch schlimmeres Übel hervorrufen würde. Das Unkraut soll also nur dann nicht ausgerissen werden, wenn zu befürchten ist, dass auch der Weizen Schaden erleidet. Wenn also kein größerer Schaden für den Weizen zu befürchten ist, wäre es unmoralisch, dass Unkraut wuchern zu lassen. Wenn aber sogar die leiblichen Mörder zu Recht mit dem Tode bestraft werden, um wie viel mehr ist es dann gerechtfertigt und angebracht, die seelischen Mörder mit dem Tode zu bestrafen, denn während jene das zeitliche Leben nehmen, nehmen diese sogar das ewige Leben. Wer behauptet, man dürfte das Verbrechen der Häresie im Hier und Jetzt nicht bekämpfen, der muss auch behaupten, dass man Mord, Diebstahl, Betrug und sämtliche Verbrechen nicht bekämpfen darf, was offenkundig dem gesunden Menschenverstand betrifft. Ein Verbrechen darf man nur dulden, wenn ein Eingreifen unsererseits alles nur noch schlimmer machen würde. Das lehrt uns der Heiland mit diesen Worten.
So ist es also falsch, wenn sich die Erklärung „Dignitatis humanae“ des II. Vatikanums über die Religionsfreiheit auf dieses Gleichnis beruft (Artikel 11), um damit zu begründen, dass auch die katholische Staatsgewalt kein Recht dazu habe, die Ausübung falscher Religionen zu verhindern. Die Römisch-Katholische Kirche lehrte dagegen immer – wie es uns das Gleichnis des heutigen Evangeliums und auch schon der gesunde Menschenverstand lehrt – dass die Ausübung falscher Religionen durch die Staatsgewalt nur dann geduldet werden darf, wenn durch staatliches Eingreifen ein höheres Gut wegfiele bzw. ein schlimmeres Übel entstünde.
Christian Schenk
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Anmerkung des Herausgebers:
Wenn ich (ab und zu) einen Artikel eines Kommentators veröffentliche, heißt das nicht, dass ich mich mit allem, was darin ausgesagt ist, identifiziere, sondern dass ich ihn insgesamt für beachtenswert halte.
