Gartenbau-Stadt Dan (Lais)
Mit langen Schritten, weit vorgebeugt, durchwandert der Herr mit den Jüngern in Schlangenlinie die gebirgigen Pfade bis zur Gartenstadt Dan, unterwegs noch immer vom Gebet sprechend, wobei Er unter anderem auch äußert, die Heiden beteten durchaus nicht bloß um zeitliche Güter, sondern viele von ihnen auch ernstlich um ewige Güter. Nach vier Stunden erreichen sie Dan und kehren mitten in der Stadt in einer eigenen Herberge ein. Die Apostel und Jünger hatten diese wie auch die anderen Herbergen in dieser Gegend bei ihrer letzten Missionsreise eingerichtet. Zur Zeit sind, die Apostel mitgerechnet, etwa dreißig Jünger beim Herrn; die anderen sind in eigenen oder in Geschäften der Gemeinde zu Hause oder auf anderen Sendungen unterwegs.
Mo. 17.
Frühmorgens führen die Jünger, die schon einmal hier gewesen, und an die sich daher die Einwohner wenden, den Herrn zu verschiedenen Kranken und verteilen sich dann in die umliegende Gegend. Petrus, Johannes und Jakobus Major bleiben bei Jesus, der in den Häusern viele Wassersüchtige, Schwermütige, Besessene, Aussätzige und Lahme heilt.
Unter den Gärtnern und Tagelöhnern befinden sich viele Leute mit geschwollenen Wangen und Gliedern, und auch Blinde. Die Blindheit rührt von einem kleinen Insekt her, welches hier in großer Zahl herumfliegt und die Arbeiter in die Augen sticht, worauf sie schnell erblinden. Jesus zeigt ihnen ein Kraut, das hier zu Land wächst, mit dessen Saft sie sich einreiben sollten, in Folge wovon das Insekt sie nicht stechen werde. Hierbei macht Er eine moralische Anwendung von dessen Bedeutung. Auch zeigt Er den Leuten ein anderes Insekt, das sie zerdrückt auf die Geschwulst legen sollten, womit sie sich in Zukunft selbst helfen könnten.
Die Heilung der Syrophönizierin
Während all dieser Heilungen, bei denen sich meist eine Gruppe von Menschen vor den Häusern in den Vorhöfen sammelt und dann den Herrn begleitet, zieht auch eine bejahrte, auf einer Seite gekrümmte heidnische Dame aus Ornithopolis, die dort große Fabriken besitzt, ständig Jesu nach, hält sich demütig in einiger Entfernung und fleht Ihn zuweilen um Hilfe für ihre zu Hause an Besessenheit leidende Tochter an.
Ein Diener begleitet sie mit einem Pack ihres Gerätes. Sie war schon hier, als die Apostel neulich hier gewesen; und diese erinnern den Herrn mehrmals unter Tags an sie. Doch Er antwortet, es sei noch nicht Zeit, Er wolle das Aergernis nicht, Er wolle den Heiden nicht vor den Juden helfen.
Gegen drei Uhr nachmittags macht Jesus mit den drei Aposteln einen Besuch im Hause des hiesigen Juden-Ältesten, einem reichen, wohlgesinnten Nasiräer, der mit Lazarus und Nikodemus befreundet und ein heimlicher Anhänger Jesu ist und bereits viel zu den Gemeindealmosen und Jüngerherbergen beigesteuert hat. Er kann nicht mehr wegen Altersschwäche allein gehen und wird von seinen beiden Söhnen, die ebenfalls das Nasirats-Gelübde abgelegt haben, dem Herrn entgegengeführt; er weint vor Ehrfurcht und Freude, während die Söhne Jesu und den Aposteln die Füße waschen und einen Imbiß von Früchten und kleinen Broten reichen. Alle sind weiß gekleidet, auch die drei Töchter des Hauses, die ebenfalls im Gelübde sind.
Der Herr spricht hier sehr freundlich und vertraut, unter anderem auch von Seinen nächsten Wegen, und daß Er zu Ostern nicht öffentlich auf dem Feste in Jerusalem auftreten werde. Er bleibt nicht lange im Hause, denn das Volk hat Seinen Aufenthalt aufgespürt und sammelt sich auf der Straße und im Vorhof an. Jesus geht hinaus und heilt und lehrt mehrere Stunden im Vorhof, im Garten und zwischen den Terrassenmauern, welche die Gärten stützen.
Hier nähert sich wieder die Syrophönizierin aus Ornithopolis, und es folgt die Szene und Heilung ihrer Tochter, die wir bei Matthäus (15, 21-28) lesen. Als sie dann auf Jesu Frage, ob sie nicht auch selbst wolle geheilt werden, sich dessen nicht als würdig erachtet, legt ihr der Herr die eine Hand auf das Haupt, die andere in die Seite und spricht: „Richte dich auf! Es geschehe dir, wie du willst. Der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren.” Da richtet sie sich in die Höhe — sie ist groß und schlank –, steht eine Weile regungslos, hebt dann die Hände in die Höhe und ruft: „O Herr, ich sehe meine Tochter ruhig und gesund im Bette liegen!” Die Frau ist außer sich vor Freude, und Jesus begibt sich mit den Jüngern hinweg. Abends speist Er mit den Seinen noch bei dem Nasiräer, läßt dort durch die Jünger reichlich an die Armen austeilen und kehrt erst spät in Seine Herberge zurück. Gestern und heute war Neumondsfest mit Beginn des neuen Monats Adar.
Di. 18.
Morgens heilt der Herr in einer offenen Säulenhalle, wo man sonst Markt zu halten pflegt. Hier heilt Er auch den gelähmten Arm und die Taubstummheit eines Verwandten der Syrophönizierin. Der Geheilte fängt an, prophetisch zu sprechen, wendet sich zu den umstehenden Heiden und Juden, nennt die einzelnen Orte und Wunder Jesu und ruft den Juden zu: „Die Speise, die ihr verwerft, ihr Kinder des Hauses, sammeln wir Verworfene auf und werden davon leben und dafür danken; und an der Frucht der Brosamen, die wir sammeln, wird ersetzt werden, was ihr an dem Brote des Himmels zugrunde gehen lasset!” Er redet noch weiter so wunderbar und begeistert, daß eine große Bewegung im Volke entsteht, worauf Jesus mit Mühe aus der Stadt entweicht und Sich im Gebirge, westlich von Dan, mit den Aposteln und Jüngern trifft.
Gebirgshöhle bei Hunin
Steil klettern sie zu einer Höhle hinauf, in der für Reisende Bänke ausgehauen sind. Hier übernachtet Jesus und belehrt die Seinen über die verschiedenen äußeren Formen beim Heilen, über die Gebetsarten, spricht auch noch über die gestern Geheilte und betet mehrmals mit ihnen, während der Nacht aufstehend.
Mi. 19.
Vor der Höhle mit herrlicher Aussicht auf den Merom-See bis hinunter zum See Genezareth ruht der Herr mit Seinen Begleitern und unterrichtet sie über ihr Verhalten bei den nächsten Missionsreisen, ähnlich wie es bei Matthäus (10, 5-16) und Lukas (10, 4-11) kurz geschrieben steht.
Heidenbelehrung
Herberge am Leontes-Fluß
Gegen Mittag sehen sie vieles Volk sich ihrem Berge nähern, um denselben zu besteigen, worauf sie aufbrechen und gen Ornithopolis weiter wandern, wohin die geheilte Syrophönizierin Jesum gestern eingeladen hatte. Jenseits des Leontes-Flusses kehren sie in einer Herberge am Wege ein, die jene, die bereits hier durchgereist war, für den Herrn und die Seinen bestellt hat. Heiden kommen ihnen ehrerbietig entgegen, bedienen sie schüchtern und halten Jesum für einen sehr großen Propheten.
Lehrhügel zwischen Belfort und Ornithopolis
Do. 20.
Morgens begibt Sich der Herr zu einem Lehrhügel nicht weit von der Nachtherberge und einer heidnischen Stadt, und heilt dort mit den Jüngern die versammelten Kranken, unter denen sich Lahme, Ausgedörrte, Melancholische und Halbbesessene befinden. Für die von Insekten herrührenden Geschwülste vieler läßt Er durch die Jünger eine bestimmte Pflanze bringen, die dort auf nacktem Felsen wächst, segnet die Blätter derselben und gießt Wasser darauf, das Er in einer Flasche bei Sich trägt, worauf die Jünger die Blätter den Geheilten mit der gekerbten Seite um die vorher kranke Stelle legen und festbinden.
Nachdem Jesus noch auf dem steinernen Lehrstuhl, der aus den Zeiten der Propheten stammt, über mehrere Stellen aus den Propheten gelehrt und die Nichtigkeit der heidnischen Götzen geschildert hat, wandert Er mit den Seinen weiter gen Westen.
Jesu Besuch bei der Syrophönizierin
Hafenstadt Ornithopolis
Mit vielem Takt hat die Syrophönizierin, die in Ornithopolis Erb-Besitzerin mehrerer großer Webereien und Färbereien ist, alles für den Empfang Jesu bei den hiesigen Diaspora-Juden vorbereitet und läßt alle Gastdienste durch diese besorgen. Die ganze Stadt spricht bereits von den Heilungen Jesu zu Dan, und der auch hier prophetisch redende Geheilte hat dazu nicht wenig beigetragen.
An zwanzig Juden, die Ältesten von Jüngeren gestützt, der Lehrer mit allen Kindern, die Frauen und Mädchen verschleiert, nahen sich dem ankommenden Herrn. Die Heiden halten sich in respektvoller Entfernung und halten dem Zuge Jesu grüne Zweige entgegen. Ein Haus bei der Schule ist Ihm und den Jüngern eingeräumt und von der Syrophönizierin mit schönen Teppichen und Lampen ausgestattet. Von den Juden werden ihnen die Füße gewaschen, ein Imibiß gereicht und andere Kleider und Sandalen gegeben, bis die ihrigen ausgeschüttelt, gestrichen und gereinigt sind. Der Herr hält eine Ansprache vor den Juden und spricht dann mit den Vorstehern der Schule.
Nachher findet für alle ein prächtiges Mahl in einer offenen Halle statt, welches die Syrophönizierin samt allen Gefäßen, Speisen und Bedienungen verabreicht hat. Die Tische und Lagerbetten ringsum sind höher als die jüdischen; die Speisen werden in Form von Figuren aufgetragen, die allerlei Tiere, Bäume, Berge und Pyramiden darstellen; auch gibt es Blumen aus Backwerk, Vögel aus Fischfleisch, Fische aus Lammfleisch, Lämmer aus Mehl mit Honig, Gewürzen und Früchten zu essen.
Der Herr speist mit den Aposteln und ältesten Juden an der einen Tafel, an den anderen speisen die Jünger mit den Männern und Jünglingen; die Frauen und Kinder essen an einer durch eine Scheidewand getrennten Tafel. Während des Mahles betritt die Syrophönizierin mit ihrer Tochter, gefolgt von Verwandten und vielen Dienern, die Halle. Die Tochter tritt verschleiert hinter den Herrn heran und bricht über seinem Haupt ein Fläschchen mit kostbarer Salbe und zieht sich mit der Mutter bescheiden etwas zurück, worauf die Diener alles bisherige Geschmeide der Tochter, nebst kostbaren Steinen, Gefäßen, Figuren, Ambra, Goldbäumchen und Geldmünzen in zierlichen Kästen und Schalen vor dem Herrn auf die Tafel setzen.
Nachdem die Syrophönizierin eine kurze Dankesansprache gehalten, antwortet Jesus mit großer Freundlichkeit und bittet um die Erlaubnis, von den Geschenken und Speisen Gebrauch für die Verteilung an arme Diaspora-Juden machen zu dürfen.
In der Diaspora
Fr. 21.
Am Vormittag besucht der Herr die einzelnen Judenfamilien — es sind auch andere aus der Umgegend gekommen — heilt einige, tröstet andere, versammelt dann alle in der Schule, lehrt sehr rührend, bereitet viele zur Taufe vor und läßt nach Tisch in einem Badegarten der Diaspora-Gemeinde etwa zwanzig Männer taufen, unter denen sich auch der geheilte Diener der Syrophönizierin befindet.
Gegen Mittag ist der Herr mit den Jüngern Gast im Privathause der Syrophönizierin und spricht bei dieser Gelegenheit auch mit den eingeladenen heidnischen Freundinnen des Hauses und mit der Dienerschaft. Die Hausfrau bittet Jesum auch sehr inständig für die armen Leute in Sarepta, daß Er sie doch besuchen möge, und ebenso für andere Orte in der Gegend. „Sarepta”, so sagt sie unter anderem, „dessen arme Witwe mit dem Elias geteilt hat (vgl. oben 14. Juli 31), ist selbst eine arme Witwe und in Hungersnot, und Du als der größte Prophet erbarme Dich doch auch derselben. Mir aber, die selbst eine arme Witwe gewesen, der Du alles wieder gegeben, mögest Du darum verzeihen, daß ich Dich auch für Sarepta anflehe.” Der Herr verspricht es ihr; und sie bittet Ihn noch, ihr den Ort anzugeben, wo sie für die Diaspora-Juden eine Synagoge erbauen lassen könne.
Vor Beginn des Sabbats lehrt Jesus noch einzelne Gruppen im Hof des Hauses, liest dann in der Schule der Juden in den Rollen aus Ezechiel (43, 10-27) von dem Altar des neuen Tempels und aus Moses (Ex. 27 bis 30) von Priesterkleidern, Priesterweihe und Opfern und lehrt, um die Hörer besonders zu trösten, über die Stelle, daß das Sprichwort nicht mehr gelten sollte in Israel : „Die Väter haben saure Trauben gegessen, und den Kindern sind die Zähne stumpf geworden” (Ezech. 18, 2-3). Ein jeder, der sich an das verkündete Wort Gottes wende und Buße tue und sich taufen lasse, trage die Sünden der Väter nicht mehr. Und diese Worte Jesu erfreuen die Hörer ungemein. Abends besucht der Herr dann noch mit den Jüngern die Wohnungen Armer und Kranker an der Meeresküste.
Sa. 22.
Morgens weilt Jesus bei den Kindern in der Schule und läßt dann noch einige, worunter nur Knaben, taufen. Nachmittags macht Er Seinen Abschiedsbesuch bei der Syrophönizierin und unterrichtet dann die Jünger über ihre Ordnung und Pflichten auf ihrer jetzigen Sendung. Thomas, Thaddäus und Jakobus Minor gehen mit allen Jüngern, außer denen, die bei Jesus bleiben, nach Süden, in das Stammgebiet Aser hinab, während Er mit den übrigen neun Aposteln und Saturnin, Judas Barsabas und einem dritten Jünger nordwärts gen Sarepta zieht. Alle Juden und viele Heiden begleiten Ihn eine Strecke Weges. Sechzehn Juden gehen ganz mit.
Juden-Ansiedlung bei Sarepta
Dort, wo einst die Witwe von Sarepta Reiser sammelte, als Elias zu ihr kam (3 Kön. 17, 10), haben sich arme Juden angesiedelt und kommen jetzt dem Herrn mit Weib und Kindern freudig entgegen. Die Syrophönizierin hat schon Geschenke vorausgeschickt und die Ankunft Jesu angemeldet. Beim gemeinsamen Mahl lehrt der Herr, teilt schon Almosen aus und sendet Speisen an die Armen.
So. 23.
Die Apostel kaufen in der eine halbe Stunde entfernten Stadt Sarepta Brot und Kleider für die Armen, die Jesus in der Ansiedlung verteilen läßt.
Lehrhügel bei einem Heidenstädtchen
Nachdem der Herr noch die Leute gelehrt und getröstet hat, wandert Er mit den Seinen und sechzehn Männern aus Ornithopolis und aus der Ansiedlung bei Sarepta, ein paar Stunden östlich aufsteigend, und predigt in der Nähe eines Heidenstädtchens auf einem Lehrhügel vor den Heiden, die Ihn bereits erwartet haben. Dann zieht Er weiter und übernachtet in einer Herberge nahe einer anderen Stadt, wo Ihn Seine Begleiter aus den erwähnten Orten verlassen.
Leviten-Stadt Rechob
Mo. 24.
Der Herr überschreitet den Südfuß des Libanon und erreicht jenseits des Leontesflusses die Leviten-Stadt Rechob, südwestlich am Fuß des Hermon, etwa eine Stunde unterhalb von Baal-Hermon, welches mit seinen vielen Götzentempeln auf Rechob herabsieht.
Bei den Zöllnern von Gessur
Zöllner-Ort bei Gessur
Di. 25.
Von Rechob aus wandert der Herr etwa sieben Stunden weiter nordöstlich und kehrt bei den Zöllnern ein, die an der nach Damaskus führenden Römerstraße, dicht vor der Garnisons-Stadt Gessur, wohnen. In Gessur wohnen viele Juden und Heiden, die den Lehren Jesu am Berge der Seligkeiten zugehört hatten, ebenso der sehr alte Großonkel des Bartholomäus mütterlicherseits, der ein Heide ist und hier sehr große Güter besitzt.
Mi. 26.
Der Herr lehrt im Quartier der Zöllner auf einer Terrasse, auf der sonst die durchgehenden Wagen verpackt und verzollt werden. Alles Volk, Männer und Frauen, Heiden und Juden hören zu. Nachher speist Er bei den Zöllnern mit vielen anderen, und es ist ein großes Aufsehen, als viele der Zöllner, durch Jesu Lehre bewegt, ihre Güter ordnen, um alles an die Armen auszuteilen. Auch der Großonkel des Bartholomäus hat sich zur Lehre Jesu hinführen lassen, spricht mit den Aposteln, besonders mit seinem Großneffen, und ladet den Herrn auf morgen in sein Haus zur Mahlzeit ein.
Garnisons-Stadt Gessur
Do. 27.
Prächtig auf heidnische Art mit auf dem Wege ausgebreiteten Teppichen wird Jesus in Gessur bei dem Großonkel des Bartholomäus empfangen und ebenso bewirtet. Vor dem Hause heilt Er im Vorhof einige Leute und hält eine Ansprache.
Zöllner-Ort vor Gessur
Abends lehrt Er wieder bei den Zöllnern und heilt noch einige Kranke.
Fr. 28.
Am Vormittag teilen die Zöllner den größten Teil ihrer Reichtümer aus. Auf der Terrasse liegen große Getreidehaufen, die sie den Armen ausmessen. Auch geben sie Äcker und Gärten an arme Tagelöhner und Sklaven und ersetzen allen Schaden, den sie getan.
Die Apostel und Jünger sind in diesen Tagen in der Gegend verteilt, zu Maachati und bis Aram. Der Herr lehrt am Zollhaus, und Heiden und Juden hören zu. Auch kommen fremde Pharisäer zum Sabbat an und werfen hier Jesu vor, daß Er bei Zöllnern herberge und mit ihnen und den Heiden verkehre. Abends lehrt Er im Sabbathaus und hat einigen Streit mit den Pharisäern. Die Zuhörer stehen auf den an allen Seiten aufsteigenden Stufen zum Lehrstuhl, der sich in der Mitte des viereckigen Raumes befindet; und von außen schaut eine große Menge Heiden durch die geöffneten Hallen hinein und hört still zu.
Garnisons-Stadt Gessur
März:
Sa. 1.
Am Vormittag werden der Großonkel des Bartholomäus und sechzehn andere alte Männer in einem Badegarten getauft. Das Wasser wird aus einem Brunnen der Stadt auf einen hochliegenden Kanal hinaufgewunden und so durch diesen in den Garten geleitet. Judas Barsabas tauft. Der ganze Garten ist festlich geschmückt, und alles wird sehr feierlich verrichtet; den Armen wird viel ausgeteilt.
Nachdem Jesus noch eine Mahlzeit bei dem Großonkel genommen, predigt Er zum Sabbatschluß in der Synagoge, nimmt dann an der Zollstätte von allem Volk Abschied, teilt den Armen noch Almosen aus und wandert, von vielen Menschen begleitet, erst südwestlich und dann gen Osten.
Am Phiala-See
Fischerdorf am Phiala-See
Nach fünf Stunden kommt Er spät in einem Fischerdorf am Phiala-See an und kehrt bei dem Lehrer neben der Schule ein. Die Leute sind hier meist Juden.
So. 2.
Nachdem der Herr in der Schule gelehrt, besucht Er mit einzelnen Einwohnern und den Aposteln die um den See zerstreut liegenden Hirtenwohnungen. Johannes der Täufer hat sich hier in der Gegend einst aufgehalten.
Dekapolis-Stadt Nobah
Abends geht Jesus mit Johannes, Bartholomäus und einem Jünger südlich über die Höhe hinab, etwa drei Stunden bis Nobah, wo Heiden und Juden wohnen, und kehrt hier in einem Pharisäer-Hotel ein.
Mo. 3.
In der Frühe geht der Herr mit Bartholomäus und Johannes — die anderen Apostel und Jünger sind noch in der Gegend verstreut — in einzelne kleine Orte und Ansiedelungen auf ein paar Stunden Weges und lehrt und heilt, jedoch nur wenige, denn die meisten aus diesem Landstrich sind bereits am See Genezareth geheilt worden. Auch bereitet Jesus mehrere zur Taufe vor. Das Wasser ist in dieser Gegend schwarz und schlammig, weswegen man es in großen runden Steinbecken abklärt und dann in andere Becken ablaufen läßt. In diese gießen die Apostel Wasser, das sie in Trinkgefäßen bei sich haben, und Jesus segnet das Wasser. Die Leute knien, den Kopf überbeugend, um das Gefäß, wo es klein ist; wo es aber groß ist, stehen sie darin.
Am Nachmittag kehrt der Herr nach Nobah zurück und durchquert das Heidenquartier, wo man Ihn sehr feierlich empfängt. Man zieht Ihm mit grünen und blühenden Zweigen entgegen und breitet vor Ihm viele Decken und Tuchbahnen aus, die die Leute quer über die Straße am Boden halten, und die Er mehrere Male überschreiten muß, da sie damit immer wieder vor Ihm hinlaufen. In der Judenstadt empfangen Ihn die Rabbiner, die Pharisäer sind, und Er lehrt gegen Abend mit Anbruch des 14. Adar zum Beginn des Purimfestes in der Synagoge.
Beim darauffolgenden großen Mahl im Festhause beginnen die Pharisäer, mit dem Herrn zu streiten, und sticheln gegen Ihn, daß Seine Jünger auf dem Wege gegessen und Ähren abgestreift hätten (denn heute ist Esther-Fasten zum Andenken an Esth. 4, 16). Hierauf erzählt Jesus die Parabeln von den Arbeitern im Weinberge (Mt. 20, 1-16) und vom reichen Prasser und armen Lazarus (L. 16, 19-31) und wirft den Pharisäern vor, daß sie die Armen nicht, wie gebührend, eingeladen. Als sie sich mit ihren zu geringen Einkünften entschuldigen, fragt Er sie, ob sie dieses Mahl für Ihn arrangiert hätten, und legt, als sie es bejahen, an einem Kettchen fünf gelbe, dreieckige Stücke auf den Tisch und sagt, sie mögen dies den Armen zuwenden. Dann läßt Er durch die Jünger viele Arme herbeirufen, heißt sie an der Tafel sich niedersetzen, bedient und belehrt sie und teilt viele Speisen aus. Hier muß man wissen, daß zum Purimfest eine Tempelabgabe üblich war und sich auch die Leute gegenseitig zu beschenken pflegten.
Jesus beim Purim-Festspiel
Di. 4.
Am heutigen Purimfest geht der Herr, wie üblich, herum und liest ebenfalls mehreren alten Leuten die Estherrollen vor und heilt einige Kranke. Unterdes beginnen die Festspiele im Ort mit den Aufzügen der jungen Mädchen und Frauen, die heute bestimmte Rechte besitzen. Sie wählen bald die eine, bald die andere zur Königin und setzen sie wieder ab. Den Priestern schenken sie liturgische Kleidungsstücke. Zuletzt wird eine Puppe mißhandelt und aufgehängt, und kleine Knaben klopfen dabei mit Hämmern auf Bretter und rufen Verwünschungen aus (gegen Haman, vgl. Esth. 7, 8-10). Abends ist Jesus wieder in der Synagoge und speist nachher mit den Jüngern allein.
Leviten-Stadt Gaulon
Mi. 5.
Obwohl heute noch gefeiert wird, darf man doch reisen, und Jesus wandert mit einigen Jüngern etwa vier Stunden nach Gaulon, wo Er sehr gut empfangen wird, einige Leute heilt und anschließend lehrt und taufen läßt.
Festung Regaba
Nach nur anderthalb Stunden wandert Er mit den Seinen weiter südlich bei Argob dicht vorüber und dann östlich bis vor Regaba, wo sie vor der Stadt im Grase ruhen und auf die Ankunft einer größeren Gruppe von Jüngern warten, die sich schon von Nobah aus nach verschiedenen Seiten hin verstreut hatte. Als wieder fünfzehn Jünger beisammen sind, begibt Sich der Herr mit ihnen in die zu Regaba für sie errichtete Herberge.
Do. 6.
Den ganzen Tag macht der Herr Besuche, tröstet, lehrt und stärkt den Glauben. Die meisten Leute, Juden wie Heiden, sind bereits getauft, und die meisten Kranken schon früher am Berg der Seligkeiten geheilt.
Fr. 7.
Jesus wirkt heute wie gestern; aber es versammelt sich eine ungeheure Menge Menschen aus der ganzen Gegend zum Sabbath, und dazu kommt noch eine Karawane aus Arabien an. Diese Menschenmenge bringt sehr viele Lahme, Blinde, Stumme und andere Kranke heran und bedrängt den Herrn mit ihrem Ungestüm dermaßen, daß Er Sich nach der Synagogenpredigt aus der Stadt auf einen Berg in der Wildnis zurückzieht. Ein Teil der Jünger zieht mit Ihm, ein Teil bleibt zurück und versucht, die Menge des Volkes, so gut es geht, zu ordnen.
Lehrberg bei Regaba
Sa. 8.
Auf einem Berge bei Regaba spricht Jesus heute vor dem Volk, welches Ihm nachgezogen ist, und lehrt vom Gebet des Herrn, vom Nichtprahlen und Öffentlichtun beim Gebet und von der Erhörung (ähnlich wie bei Mt. 6, 5-65). Auch heilt Er viele Kranke und kehrt dann nach Regaba zur Synagoge zurück. Unterwegs bitten Ihn einige Jünger, die bei der ganzen Erklärung des Vaterunsers nicht zugegen gewesen: „Lehre uns doch auch beten, wie Du es die anderen gelehrt!” und Er legt wieder das Vaterunser aus und warnt vor dem scheinheiligen Beten (vgl. L. 11, 1-4).
Der Herr spricht in diesen Tagen viel von schwerer Zukunft und sagt einmal, es nahe Seine Aufnahme. Vielleicht meint Er damit die Verklärung, und dann werde man Ihn überall verfolgen und Ihm nach dem Leben trachten. Vom Brot des Lebens hat Er aber seit dem 8. Februar nicht mehr gesprochen; denn diese Lehre hatte Er hauptsächlich ausgesprochen, um die Jünger zu prüfen und die schlechten auszuscheiden, damit Er sie nicht immer mit herumschleppen müsse.
Jesu Besuch bei Enue
Tetrarchen-Stadt Caesarea-Philippi
So. 9.
Gegen Mittag kommt der Herr mit den Seinen in Caesarea-Philippi an. Anfang März hatte Er die Stadt gemieden, wegen der Anwesenheit des Tetrarchen Philippus ; jetzt ist er verreist. Die Karawane von Regaba hat Jesu Ankunft bereits hier verkündet, und vor der Stadt empfangen Ihn am Brunnen mit Fußwaschung und Imbiß die Verwandten der am 6. Dezember von Ihm geheilten Enue und andere gute Leute.
Auch hier kehrt der Herr in dem Hotel der Pharisäer dicht bei der Synagoge ein, und bald kommen Kranke und anderes Volk. Die Apostel heilen hier und da.
Mo. 10.
Jesus heilt und lehrt heute vor der Stadt auf einem Hügel. Es werden Kranke von allen Gegenden gebracht. Oft rufen sie auch: „Herr, befiehl einem Deiner Jünger, uns zu helfen!” Abends speist Er mit den Pharisäern, und sie sticheln gegen Ihn, warum er mit lauter so geringen Leuten umherziehe und Sich nicht mit Gelehrten abgebe.
Unterwegs empfängt der Herr eine Einladung von seiten der Verwandten der Enue, die Er für Morgen annimmt.
Di. 11.
Vor zahlreicher Hörerschaft setzt der Herr die gestrige Lehre auf der Anhöhe vor der Stadt fort, heilt dann mit den Jüngern viele Kranke und läßt an die Armen Almosen, Speisen und Kleider austeilen, für deren Herbeischaffung Enue, ihr noch heidnischer Onkel und die Jünger gesorgt haben.
Zur gleichen Zeit treffen die am 22. Februar nach Tyrus, ins Land Chabul und in das Stammgebiet Aser ausgesandten drei Apostel ein und auch fast alle anderen Jünger, die Jesus für heute Vormittag hierher bestellt hatte. Alle begrüßen sich auf herzliche Weise, reichen sich die Hände und umarmen einander. Nach gegenseitiger Fußwaschung nehmen alle gleich an der Austeilung der Almosen und an den Heilungen teil.
Gegen Mittag begibt Sich der Herr mit allen den Seinigen, etwa sechzig an Zahl, in das Haus des Onkels der Enue, wo man sie feierlich nach heidnischer Art mit ausgebreiteten Teppichen und mit Zweigen und Kränzen empfängt. Enue und ihre Tochter führen dem Herrn den alten Onkel entgegen.
Dieser möchte sich gern taufen lassen, hat aber Bedenken wegen der Beschneidung. Jesus wußte dies und ist deshalb persönlich erschienen; denn Er pflegt diese Frage nicht öffentlich zur Sprache zu bringen, sondern sagt heidnischen Taufanwärtern, welche die Beschneidung scheuen, privatim, es genüge, das zu glauben und zu üben, was sie von Ihm gehört. Auch den Aposteln gegenüber spricht Er Sich hierüber nicht aus, um sie nicht zu ärgern, weshalb Ihn auch die Pharisäer, die auf alles lauern, niemals deswegen beschuldigen, selbst später bei der Passion nicht.
Im schön beplatteten Innenhof des Hauses finden unter einem oben offenen, weißen Zelttuch zwischen Bäumen und Blumenkränzen die Taufen statt. Jesus lehrt noch vorher und spricht mit den Täuflingen vertraut allein. Sie bekennen Ihm ihr ganzes Herz und Leben und sprechen ihren Glauben aus, und Er vergibt ihnen ihre Sünden. Sodann werden sie aus dem Becken, dessen Wasser der Herr gesegnet hat, von Saturnin getauft.
Während der sich hieran anschließenden Mahlzeit, an der alle Jünger und alle Hausfreunde teilnehmen, tritt die einundzwanzigjährige Tochter der Enue verschleiert hinter den Herrn, zerbricht über Seinem Haupt ein weißlich schimmerndes Gefäß, streicht die duftende Essenz mit beiden Händen links und rechts über Sein Haar und hinter den Ohren zum Nacken hin zusammen, faßt dann ihr langes Schleierende in einen Bündel, fährt damit abtrocknend über Jesu Haupt und zieht sich bescheiden wieder zurück. Beim Essen lehrt Jesus, erzählt Gleichnisse und läßt zum Schluß den Armen vor dem Hause Speisen hinaustragen.
Mi. 12.
Am Vormittag feiern die Heiden in Caesarea ein Fest, die Wohltat des Wassers betreffend. Unter Beteiligung bekränzter Mädchen räuchern sie auf Dreifüßen auf dem Säulenplatz beim Stadtbrunnen inmitten allerlei Tempelgebäuden vor einem Götzenbild in Gestalt von drei oder vier mit dem Rücken aneinandersitzenden Menschenfiguren.
Nach Schluß dieses Festes kommt der Herr hierher, bereitet mehrere Juden vor und läßt sie von den Jüngern taufen. Dann besucht Er noch mit einigen Jüngern das Haus der Enue, wo man Ihn stehend bewirtet und sich mit vieler Demut und Verehrung unter Tränen vom Herrn verabschiedet. Auch hat man unterdessen Brote, Getreide, Kleider und Decken vor das Stadttor gesendet, wo Jesus gleich darauf noch viele Arme der Stadt und der erwähnten Karawane versammelt, diese und andere belehrt, einige heilt und schließlich jene Almosen an die Bedürftigen verteilen läßt. Diesem Beispiele der Barmherzigkeit folgen jetzt auch noch andere fromme Juden und Neugetaufte, messen Getreide aus und verteilen Tücher, Decken und Mäntel.
In Seiner Herberge nötigen den Herrn noch einige Pharisäer auf ganz höfliche Art, ihnen noch Einiges in der Synagoge zu erklären. Er begibt Sich mit den Aposteln dorthin. Die Pharisäer stellen allerlei verfängliche Fragen über die Ehescheidung, die sie sich ausgedacht; denn es gibt hier viele verworrene Ehestreitigkeiten, von denen Jesus bereits einige geschlichtet hat.
Zum Schluß stellen sie den Herrn zur Rede, warum Er einen jungen Mann nicht zum Jünger aufgenommen habe, der doch so inständig darum gebeten. Der Herr hatte nämlich von jenem jungen Manne verlangt, Vater und Mutter zu verlassen und all’ das Seinige den Armen zu geben (vgl. L. 14, 26 und 18, 22-23). Hier hatte er sich nun wiederum bei Jesus gemeldet, wollte aber sein Vermögen behalten und verwalten, und der Herr hatte ihn abgewiesen. Daraufhin verklagte er Jesum bei den Pharisäern und steht nun unter diesen, bringt auch selbst allerhand unverdautes Zeug vor, was der Herr alles von ihm verlange, und ruft die Apostel zu Zeugen an. Diese schweigen verlegen, da sie weder hierauf vorbereitet sind, noch genügend Bescheid wissen. Als nun die Pharisäer Jesu vorwerfen, Er mute Seinen Jüngern zu viel zu, ziehe nur mit unwissendem Volke umher, und dieser junge Mann sei Ihm zu gelehrt, darum habe Er ihn abgewiesen, antwortet Er ihnen derb, deckt ihre Gesinnung auf und begibt Sich, von ihnen bespöttelt, hinweg auf die Reise.
Vor der Stadt unterrichtet Er die Apostel und Jünger, sendet sie gen Osten und Nordosten in ziemlich ferne Orte bis gen Damaskus und Arabien und wandert Selbst mit nur zwei Jüngern gen Süden.
Der Andrang in Gaulanitis
Leviten-Stadt Argob
Spät abends erreicht Er Argob und kehrt hier an der Synagoge bei Leviten ein.
Do. 13.
Vormittags spricht Er an einem öffentlichen Platz der Stadt, heilt hier einige Kranke, macht Hausbesuche bei kranken und alten Leuten und verläßt am Nachmittag, von einigen Einwohnern begleitet, den Ort.
Herberge am Hirtenort
Unterwegs hält Er Sich zwei Stunden in einer offenen Herberge eines Hirtenortes auf, wo auch zuweilen Karawanen lagern, die jährlich dreimal in solcher Richtung ziehen. Hier treffen vier Jünger aus Süden ein. Sie tragen einen Pack auf dem Rücken und einen auf der Brust, beide quer über den Schultern verbunden. Die beiden leichten Bastkörbe auf dem Rücken enthalten breite, gespaltene, gesalzene und getrocknete Fische, und die Bündel auf der Brust zusammengelegte Brote und Gefäße mit Honigwaben. Sie kommen über Kapharnaum von den Freunden aus Jerusalem, und das hiesige Zusammentreffen mit dem Herrn ist von diesem verabredet worden.
Fr. 14.
Am frühen Morgen ist Jesus schon wieder von einer großen Menschenmenge umgeben, die Seine Lehre von den bösen Winzern (Mt. 21, 33) anhört, Ihn aber so stark umdrängt, daß Er Sich am Ende in die Wildnis zurückzieht.
Attentatsversuch der Pharisäer
Burg von Regaba
Im Laufe des Nachmittags trifft Er in der Burg von Regaba ein, die eine Synagoge mit mehreren Reihen von Häusern umschließt. Eine ungeheure Menschenmenge und viele aus den Karawanen erwarten den Herrn. Auch sechs der ausgesandten Apostel treffen ein; ebenso viele Pharisäer, die von Kapharnaum herübergekommen sind, um den Herrn zu bespitzeln. Die Synagoge ist überfüllt und dicht umlagert. Jesus lehrt am Sabbat von der Einweihung der Priesterkleider (Ex. 28) und vom Bau des salomonischen Tempels (3 Kön. 6-7). Dann lehrt Er aus den Klageliedern Jeremiä und spricht davon, wie sie Ihn jetzt suchen und haben wollen, wie sie aber nach einiger Zeit Ihn alle verlassen, verspotten und mißhandeln würden.
Sa. 15.
Während des Tages heilt der Herr besonders viele Blinde und befreit, wie an den letzten Tagen, wieder mehrere Besessene. Abends disputieren in der Synagoge die Pharisäer mit Ihm heftig und werfen Ihm unter anderem wieder das Teufelsaustreiben durch Beelzebub vor (wie am 13. Dez. 32 u. 31. Jan. 33). Er jedoch nennt ihren Vater den Vater der Lüge (wie später im September 32, vgl. J. 8, 44) und spricht davon, daß Gott keine blutigen Opfer verlange, kein Blut der Kälber, Lämmer und Böcke (Is. 1, 11), und prophezeit ihr Vergießen von unschuldigem Blut als Ende ihres Dienstes; doch die an das geschlachtete Lamm glauben würden, würden durch dieses Opfer mit Gott versöhnt werden, die Mörder aber verdammt. Als sie Ihn daraufhin einen Samaritaner schimpfen (vgl. J. 8, 48), erzählt Er die Parabel vom barmherzigen Samariter (J. 12, 24) und vorn Weizenkorn, das auf steinigen Grund fiel (Mt. 13, 5), und warnt die Jünger vor den anwesenden Pharisäern. Ganz erbittert bringen diese wieder alle alten Vorwürfe vor, auch die Nichtannahme des reichen Jünglings von vorgestern, der Ihm wohl zu gelehrt sei, und werden so ergrimmt, daß Jesus und die Jünger sich entfernen und in die Wildnis eilen. Die Pharisäer aber lassen Leute mit Knüppeln auf Ihn lauern.
Wildnis südlich von Regaba
Nachts finden die Jünger den Herrn südlich von Regaba in einem der Weidetäler, die viele Schlupfwinkel bieten.
Eisenindustrie-Stadt Groß-Chorazin
So. 16.
Auf dem Wege nach Groß-Chorazin, wo Heiden und Juden wohnen und sich viele Eisenarbeiter aufhalten, erklärt Jesus den Seinen, warum Er jenen Jüngling nicht aufnehme, und erreicht bald die Stadt. Eine große Menge Menschen folgen Ihm auch hierher, und die Einwohner haben bereits viele Kranke auf Jesu Weg durch die Stadt gebettet, die Er auf Seinem Gang zur Synagoge heilt.
Mo. 17.
Unter heftigem Gezänk der Pharisäer lehrt Er im Sabbathaus, ähnlich wie gestern und vorgestern. Als Er Chorazin verläßt, folgen Ihm die Pharisäer nach und fordern eine nähere Erklärung. Er antwortet ihnen, daß sie diese jetzt nicht verstehen könnten. Im Gedränge führen die Jünger dem Herrn einen guten, frommen Hirten aus der Gegend zu, der taubstumm ist, und bitten, Er möge ihm die Hand auflegen. Jesus läßt ihn aus dem Gedränge wegführen; doch die Pharisäer folgen, und Er heilt jenen vor ihnen in der Weise, wie es der Evangelist Markus (7, 31-37) beschreibt, damit die Gegner sähen, daß Er kraft des Gebetes und Glaubens an Seinen himmlischen Vater und nicht durch den Teufel heile.
Matthäi Zollstätte
Als der Andrang des Volkes immer größer wird — denn es ist noch eine Karawane angekommen —, begibt Sich der Herr zur Zollstätte des Matthäus; und da sich auch hier das Volk häuft, läßt Er ein paar Jünger bei der Menge und fährt mit den anderen Jüngern auf den See hinaus.
Am Fuß des Berges der Seligkeiten
Sie landen etwas weiter nördlich und bleiben bis zur Nacht am Fuß des Berges der Seligkeiten unter sich allein, und Jesus spricht vom Gehen nach Jerusalem und von Seiner nahen Aufnahme (Verklärung oder Passion?).
Fischerstadt Bethsaida
Nachts fahren sie über den Jordan und sprechen im Hause des Andreas zu Bethsaida mit Boten des Lazarus.
Schluß der sogenannten Bergpredigt
Bergrücken über Matthäi Zollstätte
Di. 18.
Auf dem Bergrücken über Matthäi Zollstätte haben sich viele Menschen versammelt, darunter viele Heiden aus der Dekapolis und von Karawanen. Kranke werden auf Bahren und Eseln heraufgetragen. Nachdem der Herr geheilt hat (Mt. 15, 29-31), lehrt Er vom dringenden Gebet mit dem Beispiel des seinen Vater um Brot bittenden Kindes (Mt. 7, 7-11) und bemerkt hierbei, daß Er Heiden kenne, die ein solches Vertrauen zu Gott hätten, daß sie um gar nichts flehten, sondern nur für alles Empfangene dankten; und Er fügt hinzu: „Wenn die Knechte und Fremdlinge solches Vertrauen haben, welches Vertrauen müssen da die Kinder des Vaters haben!” Hierauf spricht Er auch von der Danksagung für empfangene Heilung durch Besserung des Lebens und von der Strafe der Rückfälligen, und daß diese sich in einem übleren Seelenzustand als vorher befänden.
Bald wird das Gedränge so groß, daß Er Sich wieder entfernt, nachdem Er für morgen eine große Lehre auf dem nordöstlich gelegenen Berge ankündigt. Am Abend beginnt der neue Monat Nisan, und Jesus übernachtet mit den Seinen im ehemaligen Hause des Matthäus.
Lehrberg nordöstlich des Berges der Seligkeiten
Mi. 19.
Frühmorgens begibt Sich der Herr mit den Jüngern auf den Berg nordöstlich des Berges der Seligkeiten. Das Volk zieht von allen Seiten heran; denn es lagerte verstreut in der ganzen Gegend, an Höhen und in Tälern, und forschte überall, wo Jesus Sich hinbegebe. Dieser heilt heute nicht, sondern lehrt von der siebenten und achten Seligkeit (Mt. 5, 9-10), indem Er das Thema vom 3. Februar 33, dem Tage Seiner Speisung der Fünftausend, fortsetzt. Gegen Abend fährt Er mit den Seinen im Schiffe Petri auf den See, landet aber nicht, da auch das Volk Ihm auf Schiffen folgt.
Lehrberg der Speisung der Viertausend
Do. 20.
Erst am Morgen geht der Herr an Land und steigt noch weiter nordöstlich hinauf als gestern. Auf einem von Reisenden kürzlich benutzten Lagerplatz, einem länglichen viereckigen Felsenstück, lehrt Er nach Ansammlung der Menge den Anschluß an die acht Seligkeiten und beendet damit die sogenannte Bergpredigt des Evangeliums (Mt. 5, 11-7, 29). Er spricht ungemein stark und rührend.
Die Speisung der Viertausend
Gegen Abend macht Jesus eine Pause und spricht mit Johannes, die Leute zögen Ihm nun schon drei Tage nach; Er werde sie jetzt auf lange verlassen, wolle sie aber nicht gern so hungernd gehen lassen. „Wir sind hier ganz in der Wildnis”, entgegnet Johannes, „es ist weit, um Brot zu holen; sollen wir ihnen Beeren und Früchte, die in der Gegend noch an Sträuchern und Bäumen hängen geblieben, sammeln?” — „Frage die anderen, wieviel Brote sie haben”, entgegnet Jesus. „Sieben Brote und sieben kleine Fische”, lautet die Antwort. Da befiehlt der Herr, die leeren Brotkörbe der Leute heranzubringen und die Brote und Fische ( die armlang sind) auf die Steinbank zu legen.
Unterdes lehrt Er noch eine halbe Stunde lang, spricht sehr deutlich aus, daß Er der Messias sei, und Seine Verfolgung bald beginne. An jenem Tage aber würden diese Berge erschüttert werden und auch dieser Stein zerspringen — Er zeigt auf die Steinbank—, wo Er die Wahrheit verkündet habe, die sie nicht angenommen. Dann ruft Er wieder, wie am 10. Dezember 32, Wehe über Kapharnaum, Chorazin und viele Orte der Gegend aus (Mt. 11, 20-24, vgl. später 2. Juli 33). Sie alle sollten am Tage Seiner Aufnahme fühlen, daß sie das Heil von sich gestoßen. Doch spricht Er auch vom Glück dieser Gegend, der Er das Brot des Lebens gebrochen; aber die Durchziehenden nähmen das Glück mit sich. „Die Kinder des Hauses werfen das Brot unter den Tisch, und die Fremden, die Hündlein, wie die Syrophönizierin (17. Febr. 33) gesprochen, sammeln die Brosamen auf, und sie werden ganze Flecken und Dörfer mit denselben erquicken und entzünden.” Dann nimmt Er Abschied von den Hörern, fleht sie nochmals an zur Buße und Bekehrung, schärft ihnen Seine Drohung ein und nennt diese Worte den Schluß Seiner Lehre hier. Viele weinen und wundern sich, verstehen aber manche Seiner Worte nicht.
Hierauf befiehlt Er ihnen, sich am Abhang zu lagern; und nun erfolgt die im Evangelium (Mt. 15, 32-29) erzählte Speisung der Viertausend, die sich in ähnlicher Weise vollzieht wie die wunderbare Speisung der Fünftausend am 3. Februar 33. Nachher werden sieben Körbe voll Brocken gesammelt und unter die armen Reisenden verteilt.
Schon am Mittag war eine große Anzahl von Pharisäern unter dem Volke bei Jesu Lehre gewesen, hatte sich aber wieder hinab in die Hirtentäler begeben. Jetzt gegen Abend ist wieder eine Gruppe von ihnen oben gewesen, hat einem Teil Seiner Drohungen und auch der Brotvermehrung beigewohnt und eilt jetzt schnell hinunter, um sich mit den anderen zu beraten, was man dem Herrn sagen solle, wenn Er herabkomme.
Unterdes entläßt Jesus oben das Volk. Man weint, dankt und preist Ihn mit lauter Stimme. Nur mit Mühe kann Er von den Ihn Umringenden loskommen. Er steigt mit den Jüngern zum See hinab; ehe Er aber oberhalb Matthäi Zollstätte das Schiff besteigt, eilen die Pharisäer herbei, versperren Ihm höhnend den Weg und begehren, ein Wunderzeichen am Himmel von Ihm zu sehen. Jesus gibt ihnen die Antwort, die Matthäus (16, 1-4) überliefert hat, und nennt ihnen noch eine bestimmte Zahl von 53 Wochen, nach deren Ablauf ihnen das Zeichen des Jonas gegeben werden würde (vgl. Mt. 12, 40 u. 3. Aug. u. 12. Febr. 32). Dann läßt Er Sie stehen, geht mit den Aposteln an den See und besteigt mit ihnen das Schiff Petri.
Jüngerbelehrung auf dem See
Auf dem See Genezareth
Fr. 21.
Nachdem der Herr mit den Seinen auf dem Schiff nahe bei Magdala und Dalmanutha übernachtet hat, belehrt Er sie tagsüber bei langsamer Fahrt auf dem See gen Norden. Zuerst knüpft Er an ihr Bemerken, daß sie nur ein Brot bei sich haben, an, indem Er sie vor dem Sauerteige der Pharisäer und Sadduzäer warnt und über den geistigen Sinn Seiner Worte aufklärt (Mt. 16, 5-12). Dann spricht Er noch deutlicher als je aus, daß Er Christus der Messias sei; wie Er zu Jerusalem leiden werde; daß der nicht Sein Jünger sein könne, der nicht all das Seine und die Seinigen verlasse und Ihm nicht glaubend in Seiner Verfolgung nachfolge.
Als sie Ihn fragen, ob wohl Jener (vom 8. Dez. 32) zurückkehren werde, der seinen Vater erst habe begraben wollen, und ob Er ihn nicht aufnehmen wolle, denn er scheine ihnen dieses wohl zu verdienen, deckt Jesus ihnen den Charakter jenes Schriftgelehrten auf, und wie er am irdischen Gute hänge und erst die Erbschaft in Sicherheit bringen wollte. Da schnappt der eifrige Petrus mit der Erklärung vor: „Gott sei Dank! solche Gedanken habe ich nicht gehabt, da ich Dir folgte.” Jesus aber gibt ihm einen Verweis und sagt, daß er dieses hätte verschweigen sollen, bis Er, der Herr, es ihm gesagt hätte.
Fischerstadt Bethsaida
Die ersten Stunden nach Mittag verbringen sie ungestört im Hause des Andreas zu Bethsaida, um sich zu erquicken. Das Volk weiß nicht, wo der Herr geblieben und hat sich zerstreut. Als aber Jesus das Haus verläßt, bringt man Ihm einen alten, blindgeborenen Einwohner von Bethsaida, den Er immer noch nicht geheilt hat. Jesus nimmt den Bittenden an der Hand mit hinaus vor den Ort und heilt ihn in der Weise, wie es Markus (8, 22-26) beschrieben hat.
Der Herr fährt mit den Seinen zum Ostufer hinüber; und auf dem Wege am Ostufer des Jordan begegnen Ihm die am 12. März ausgesandten übrigen Apostel und Jünger nach ihrem Abstieg vom östlichen Lehrberge und schließen sich dem Herrn an. Jesus spricht auch hier von Seiner nahen Aufnahme, und die Apostel bitten Ihn, sie doch nicht mehr auszusenden, damit sie in der Not bei Ihm sein könnten.
Der Disput mit den Gelehrten
Universitäts-Stadt Bethsaida-Julias
Als sie sich zum Sabbat der Stadt Bethsaida nahen, kommen dem Herrn Einwohner freundlich entgegen — denn andere Sabbatgänger hatten bereits Seine Ankunft in der Stadt gemeldet — und bieten der Gesellschaft Jesu in einem Hotel Imbiß und Fußwaschung. Auch Heiden, die hier zahlreich wohnen, begrüßen den Herrn aus respektvoller Entfernung.
Zum Sabbat lehrt der Herr in der großen und überfüllten Synagoge der Stadt. Fast alle Lehrer der hiesigen Universität hören Ihm zu. Alles ist sehr erfreut, daß Jesus so unerwartet und zum ersten Male auch hierher gekommen, die Laien von Herzen, die Schriftgelehrten mehr aus Eitelkeit, damit sie den Lehrer, um den so viel Lärm in der Gegend und besonders zu Kapharnaum sei, doch auch gehört und beurteilt hätten. Sie sind ganz höflich, aber kalt und vornehm wie Professoren, und disputieren auch mit dem Herrn, indem sie Ihm allerlei Fragen aus dem Gesetz und den Propheten vorlegen, doch ohne Bosheit und mehr aus Neugierde und um zugleich auch ihr Wissen vor dem Volke zu zeigen.
Nachdem Jesus die fällige Sabbatlektion gelesen und erklärt hat, hält Er einen Vortrag über das vierte Gebot, wobei Er die Worte vom langen Leben auf Erden tiefsinnig auslegt und unter anderem sagt, ein Strom müsse versiegen, wenn seine Quelle verschüttet werde.
Am Abend ist der Herr Ehrengast bei einer sehr festlich gehaltenen Mahlzeit, bei der auch die Schulkinder an eigenen Tischen sitzen. Hier erzählt Jesus auch die Parabel von den Arbeitern im Weinberge und legt sie aus (Mt. 20, 1-16).
Sa. 22.
Nach der morgendlichen Lehre in der Synagoge besucht der Herr die verschiedenen Schulen der Stadt. Gelegentlich Seines Sabbatspazierganges ziehen Ihm die Einwohner nach, halten Ihn an und fragen Ihn betreffs der rechten Lehre und nach der besten Lebensführung. Er antwortet ihnen offen, daß sie die Lehre nicht befolgen würden, wenn Er sie ihnen auch mitteile, und daß sie neugierig seien; Seine Lehre hätten sie ja schon oft in der Gegend gehört, oder ob sie eine andere hören wollten, da sie fragten. Er habe Seine Lehre gestern und auch heute früh verkündet.
Sie gehen aber mit Ihm zu ihren Gütern und führen Ihn schließlich auf die Bauplätze, wo Holz und Steine liegen. Als hier die Architekten von der neuen schönen Bauart sprechen, lehrt der Herr in Gleichnissen vom Bauen auf Sand und vom Bauen auf Felsen (Mt. 7, 24-26) und spricht vom Eckstein, den die Bauleute verwerfen würden (Mt. 21, 42 ), und vom Einstürzen ihres Baues (Mt. 7, 27). Auf dem Rückwege werden Ihm noch mehrere Kranke, Lahme, Wassersüchtige und ein paar blödsinnig Besessene an den Weg gebracht, und Er heilt dieselben.
Beim abendlichen Sabbatschluß disputieren noch die Pharisäer mit Ihm, aber hier ohne Bosheit, nur sehr kalt und vornehm tuend. Die heilige Jungfrau und ihre Freundinnen befinden sich schon seit mehreren Tagen in Bethanien.
Verleihung des Primates an Petrus
Gaulanitis-Flecken Sogane
So. 23.
Morgens ziemlich spät verläßt der Herr mit den Zwölfen und etwa dreißig Jüngern Julias und belehrt auf dem ganzen Wege, und oft verweilend, die Jünger und Apostel. Bei Seiner Ankunft in Sogane umdrängen Ihn die Einwohner und begehren Unterricht; und Er lehrt und heilt bis gegen Abend.
Höhe südöstlich von Sogane
Dann geht Er mit den Seinen etwa eine Stunde südöstlich zurück auf eine Höhe, die oben mehrere Tiefen und Hügel bildet. Unterwegs läßt Er Sich von den Jüngern und Aposteln ihre Erlebnisse und Taten während ihrer letzten Reise erzählen. Hierbei kommt auch der Eindruck zur Sprache, den der Herr in verschiedenen Orten hinterlassen hat, durch die sie wieder gekommen waren. Jesus erklärt ihnen vieles, verweist und befiehlt manches, spricht dann wieder von der nächsten Reise zum Osterfest, der Annäherung Seiner Aufnahme und von dem baldigen Aufgang Seines Reiches, wie auch von dem Berufe eines jeden in demselben. Zum Schluß, da die Dunkelheit anbricht, legt Er ihnen nahe, jetzt zu speisen, dann aber ernstlich zu beten und hierauf zu ruhen, da Er ihnen morgen Ernstes und Wichtiges mitzuteilen habe. Mit diesen Worten trennt Er Sich von ihnen, begibt Sich in die Einsamkeit und betet, liegend oder stehend, während des größten Teiles der Nacht, wie Er es immer vor heiligen Handlungen zu tun pflegt.
Mo. 24.
Noch vor Tagesanbruch gesellt Sich der Herr wieder zu ihnen, betet kurz mit ihnen, und als die Rede wieder auf einiges kommt, was sie gestern erzählt haben, fragt Er die Zwölfe und einige alte Jünger, die aber außerhalb des engeren Kreises stehen: „Was sagen denn die Menschen, wer Ich sei?” Als sie mancherlei Meinungen berichten, die sie hier und da auf der Reise vernommen (Mt. 16, 13-14), und nun Seine Antwort hierauf erwarten, schweigt Er eine Weile, schaut sie sehr ernst an und fragt: „Ihr aber, für wen haltet ihr Mich?” Keiner fühlt sich getrieben zu antworten; aber Petrus wird ganz voll Kraft und Feuer, tritt mit einem Fuß energisch in den Kreis und sagt, mit der Hand feierlich beteuernd und wie die Stimme aller, laut und kräftig: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes !” Die anderen Apostel blicken sich und Petrus und den Herrn bestürzt und scheu an; selbst Johannes gibt sein Erschrecken merklich zu verstehen. Da antwortet der Herr mit einem großen Ernst, und Seine Stimme ist prophetisch stark und wie belebend, und Er scheint zu leuchten und wie vom Erdboden erhoben: „Selig bist du Simon, Jonas’ Sohn! denn Fleisch und Blut haben dir dieses nicht offenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist; und Ich sage dir: Du bist ein Fels, und auf diesen Fels will Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen; und Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben: was du auf Erden bindest, das soll im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösest, das soll auch im Himmel gelöst sein!” (Mt. 16, 15-20).
Unterdes ist die Sonne aufgegangen. Die anderen Apostel reden leise und erregt miteinander; sie verstehen die Worte nicht ganz und meinen, Jesus wolle in Seinem Reiche dem Petrus das Hohepriesteramt geben. Doch Petrus fühlt die wahre Bedeutung der Worte; und der Herr sagt nun den Aposteln noch ganz deutlich heraus, daß Er der verheißene Messias sei, und wendet alle Stellen der Propheten auf Sich an und tritt mit den Worten: „Laßt uns nun auf das Fest nach Jerusalem gehen”, den Rückweg zur Jordanbrücke an.
Unterwegs spricht unter anderem Jakobus Major zu seinem Bruder Johannes davon, sie würden doch wahrscheinlich die nächsten Stellen nach Petrus erhalten. Jesus aber ruft den Johannes zu Sich und verweist ihm leise, aber ernsthaft sein voriges Erschrecken beim Bekenntnis des Petrus. Dieser aber ist noch ganz voll von der Verheißung Jesu, meint in seinem Eifer, seine Arbeit beginne nun gleich; denn die Bedingung des Leidens Christi und der Sendung des Hl. Geistes sind ihm noch unbekannt. Also naht er sich jetzt dem Herrn und fragt betreffs mehrerer Fälle, vor allem betreffs der Zöllner und der öffentlichen Ehebrüche, ob er in diesen oder jenen Fällen auch Sünden lösen könne. Jesus beruhigt ihn, er werde alles dieses noch deutlicher erfahren, es sei dieses anders, als er erwarte, denn es komme ein anderes Gesetz.
Dann beginnt der Herr, im Gehen oder wieder im Kreise der Seinen stehend, Einzelheiten Seines Gehens nach Jerusalem, der Nachstellungen Seiner Gegner, Seiner schließlichen Tötung und Auferstehung am dritten Tage zu verkünden (Mt. 16, 21). Petrus aber betrübt sich über das erwähnte Mißhandeln und Töten so sehr, daß er etwas später dem Herrn nacheilt, allein mit Ihm sprechend dagegen streitet und eifert, das könne nicht so weit kommen, das werde er nicht zugeben; er wolle eher sterben, als das dulden. Da wendet Sich Jesus sehr ernsthaft um und sagt leidenschaftlich: „Weg von Mir, Satan! du bist Mir zum Anstoß, du hast keinen Sinn für das, was Gottes ist, sondern für das, was Menschen planen!”
Dann geht Er rasch weiter, und Petrus bleibt erschrocken zurück und überlegt, wie Jesus in der Frühe gesagt, er habe nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Gottes Offenbarung Ihn als Christus verkündet, und wie Er ihn nun Satan nenne und einen, der die Leiden verhindernd nach Menschen Sinn und Begehren spreche. Und er vergleicht beides, wird demütiger und schaut bewundernder und glaubender dem Herrn nach und folgt.
Reise zum zweiten Osterfest
Bade-Ort Bethulia
Tagsüber vermeidet der Herr mit den Seinen die Berührung aller Städte und kommt in der Nacht in jenem Hotel am Badesee von Bethulia an, wo Er meist einzukehren pflegt, und wo Ihn jetzt, wie verabredet, bereits Lazarus mit einigen jerusalemischen Jüngern erwartet.
Noch in der Nacht berichtet Lazarus dem Herrn, Pilatus verlange nicht nur eine neue Abgabe vom Tempel, um dem Kaiser ein Standbild davon errichten zu lassen, sondern er verlange auch, gewisse Opfer zur Ehre des Kaisers zu verrichten und demselben gewisse hochverehrende Namen öffentlich zuzugestehen. Gegen diese Einführung hätten die Juden einen Aufstand vorbereitet, und es solle eine große Anzahl Galiläer unter Anführung des Judas von Gamala aus Gaulanitis auftreten, der viel Anhang habe und öffentlich gegen die Knechtschaft und den Römer-Zins lehre. Jesus möge Sich daher am Feste zurückhalten, weil große Unruhe entstehen könne. Doch der Herr antwortet dem Lazarus, es sei Seine Zeit noch nicht, es werde Ihm noch nichts geschehen. Dieser Aufruhr werde nur ein Vorbild eines viel größeren Aufruhrs über ein Jahr sein, wo Seine Zeit komme, da der Menschensohn den Händen der Sünder überliefert werde.
Landgut Lazari bei Ginäa
Di. 25.
Frühmorgens sendet der Herr in Bethulia die Apostel und Jünger in getrennten Gruppen auf verschiedene Wege und behält nur Simon Zelotes, Judas Thaddäus, Nathanael Chased und Judas Barsabas bei Sich; die anderen sollen teils am Jordan hinab, teils westlich von Garizim durch Ephraim zum Fest ziehen und noch einige Orte besuchen, wo sie noch nicht gewesen. Lazarus reist ebenfalls mit den jerusalemischen Jüngern ab, und Jesus verbietet ihnen, die Städte der Samariter zu besuchen, und gibt ihnen noch verschiedene Verhaltungsregeln. Er Selbst wandert mit den vier erwähnten Begleitern südwärts, hält Sich nur einmal kurz bei Hirten östlich vom Tabor auf und kommt nach raschem Marsch abends auf dem Landgut Lazari bei Ginäa an, wo Er vor ungefähr acht Monaten (am 3. und 4. August 32) die Kinder belehrte, und übernachtet hier.
Leviten-Stadt Lebonah
Mi. 26.
Tagsüber wandert Er mit Seinen vier Begleitern weiter gen Süden und erreicht abends Lebonah, nicht die Burg Lebonah, sondern die Stadt. Hier erwarten Ihn viele Freunde, auch die Eltern des von Ihm am 11. Oktober 32 geheilten prophetischen Essenerjünglings von Koreä.
Pharisäer-Stadt Koreä
Do. 27.
Nachdem der Herr noch in Lebonah einige vertraute Leute in ihren Häusern geheilt hat, nehmen Ihn die Eltern des Manahem mit nach Koreä, ihrer Stadt. Auch hier heilt Er einige Aussätzige und andere Kranke ohne Aufsehen in ihren Häusern.
(Der 26. März 1823 war der Mittwoch vor dem Gründonnerstag; daher sind die Mitteilungen an diesen Tagen, an denen Anna Katharina die ganze Passion mitzuleiden pflegte, so dürftig. Cl. Brentano.)
Sechster Besuch bei Lazarus
Hirtenherberge Lazari südlich von Ephron
Fr. 28.
Als Sich der Herr mit Seinen vier Begleitern dem einzeln gelegenen Hirtenhaus südlich von Ephron nähert, dessen Bewohner von Lazarus leben, und wo Er und Maria schon oft geherbergt haben, eilt Ihm Maria Magdalena entgegen und umarmt Seine Füße. Sie war mit der Witwe Salome, einer Verwandten Josephs, die schon lange in Bethanien bei Martha wohnt, dem Herrn bis hierher entgegengekommen, um Ihm eine Erquickung anzubieten. Nachdem Jesus ein wenig geruht und mit den beiden Frauen gesprochen, setzt Er Seinen Weg fort, während die beiden Frauen auf einem anderen Wege folgen.
Lazari Herberge vor Bethanien
Eine Stunde vor Bethanien findet der Herr in der Jüngerherberge Lazari schon einen Teil der von Ihm am Dienstag ausgesandten Jünger zurück und andere treffen gerade noch ein.
Gartenstadt Bethanien
Jesus geht nicht durch Bethanien, sondern betritt von der Rückseite das Grundstück des Lazarus. Im Hof eilen Ihm weitere Jünger und alle Freunde des Hauses entgegen. Lazarus wäscht Ihm die Füße, und dann gehen sie durch die Gärten, wo Ihn die Frauen verschleiert begrüßen. In diesem Augenblick werden gerade vier Osterlämmer gebracht, die man von der Herde ausgesondert hat und auf einen abgezäunten Grasplatz führt. Die heiligste Jungfrau und Magdalena hatten Kränzchen gewunden, die nach damaliger Sitte den Osterlämmern um den Hals gehängt werden.
Im großen Saal des Schlosses feiert der Herr mit allen den Sabbat. Er ist sehr ernst, spricht einige sehr zu Herzen gehende Worte bei dieser Gelegenheit, liest hierauf die fällige Lektion und lehrt darüber. Abends beim Mahl spricht Er noch vieles vom Osterlamm und Seinem künftigen Leiden.
Die Unruhen haben heute nachmittag schon vor dem Sabbat zu Jerusalem begonnen, aber noch ohne Tätlichkeiten. Pontius Pilatus sitzt auf einem hohen Platz auf einer Mauer der Burg Antonia und ist von Militär umringt. Alles Volk ist auf dem Forum versammelt, und es werden ihm die neuen Gesetze des Pilatus vorgelesen betreffs einer Steuer, am Tempel zu erlegen, bestimmt zu einer neuen Wasserleitung bis zum Forum und zum Tempel. Als die neuen Ehrenbezeugungen, Namen und Opfer für den römischen Kaiser Tiberius verkündet werden, entsteht großer Tumult, Geschrei und Gemurre unter dem Volk, besonders dort, wo die Galiläer stehen. Doch geht es noch gut ab. Pilatus läßt ihnen Bedenkzeit geben, warnt sie, und die Menge geht unter Murren auseinander. Die Herodianer haben, ohne daß man sie fassen kann, ihre aufwiegelnde Hand hier mit im Spiele und den Judas Gaulanita zugleich heimlich in der Hand.
Sa. 29.
Jesus lehrt morgens und abends zum Sabbat im Schloß und wandelt in den Gärten des Grundstückes mit den Freunden und Jüngern. In allen wächst die Ehrfurcht und Bewunderung. In Magdalena kann, wie es scheint, die Reue und Liebe nicht mehr wachsen. Sie folgt Jesu überall, sitzt zu Seinen Füßen, steht und harrt überall auf Ihn, denkt nur an Ihn, sieht nur Ihn, und Jesus sagt ihr oft tröstende Worte.
Nach Sabbatschluß findet ein großes Mahl statt, an dem auch alle jerusalemischen guten Bekannten, sowie Heli aus Hebron, teilnehmen, jener Witwer von Elisabeths Schwester Enue, der beim letzten Abendmahl Jesu Speisemeister und Hauswirt sein wird (vgl. Mk. 14, 14). Auch sein Sohn, der Levit Zacharias, der das Vaterhaus des Täufers bewohnt, ist mit seinen fünf Töchtern, die Essenerinnen sind, beim Mahle zugegen.
Beginn der Lehren im Tempel
Jerusalem
So. 30.
Gegen zehn Uhr morgens begibt Sich der Herr mit den Aposteln und etwa dreißig Jüngern über den Ölberg und durch die Vorstadt Ophel zum Tempel. Alle tragen braune Röcke von grober Wolle, wie die ärmeren Galiläer sie zu tragen pflegen. Nur Jesus trägt einen breiteren Gürtel, mit Buchstaben beschrieben. Er fällt diesmal nicht auf, denn es gehen viele Gruppen so gekleideter Galiläer in der Stadt umher. Das Fest steht bevor, und es ziehen sich große Lager von Hütten und Zelten rings um die Stadt, und auf allen Straßen treffen noch Festteilnehmer ein.
Jesus lehrt im Tempel vor Seinen Jüngern und einer großen Zahl Menschen wohl eine Stunde lang. Es sind mehrere Lehrstühle von Rednern besetzt, die lehren, und alles ist mit den Zurüstungen zum Fest so beschäftigt und zugleich mit dem Aufruhr gegen Pilatus, der heute fortgesetzt worden ist, daß den Herrn kein vornehmerer Priester angreift. Nur einige geringere Pharisäer treten an Ihn heran und fragen Ihn, wie Er es wage, Sich hier sehen zu lassen, und wie lange es mit Ihm noch dauern solle; man werde Ihm wohl das Handwerk bald legen. Jesus beschämt sie durch Seine Antwort, lehrt ungestört weiter und kehrt dann nach Bethanien zurück.
Am Nachmittag verschaffen sich die galiläischen Anhänger des Judas Gaulanita, von den Herodianern aufgewiegelt, bei Pilatus Audienz und führen zügellose Reden. Pilatus weiß schon alles und hat Spitzel und verkleidete Soldaten unter ihnen. Gleich darauf läßt er sie draußen plötzlich überfallen und etwa fünfzig verhaften. Doch das Volk stürzt darauf zu, macht sie frei und zerstreut sich dann; und es kommen dabei etwa fünf unschuldige Juden und ein paar römische Soldaten ums Leben.
Abends gehen Jesus und Seine Freunde noch an den Ölberg.
Bethanien und Jerusalem
Mo. 31.
Als der Herr des Morgens wieder mit allen Jüngern zum Tempel geht, harren auf Ihn im Vorhof dort, wo Er vorüberkommt, schon Leute mit mehreren Kranken; denn Jesu Anwesenheit auf dem Fest hat sich bereits herumgesprochen. Schon unten an dem ansteigenden Berg bringt man Ihm einen wassersüchtigen Mann auf einem Tragbett an den Weg. Jesus heilt ihn und oben am Tempel noch andere. Es ziehen Ihm daher viele Menschen nach.
Als Er beim Eintritt in den Tempel den von Ihm am 24. Januar am Teich Bethesda Geheilten wieder sieht, der augenblicklich als Tagelöhner beim Ausräumen des Tempelraumes arbeitet, ruft Er ihm zu: „Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit dir künftig nicht noch Ärgeres widerfahre!” Dieser schaut auf, erkennt in Jesus seinen damaligen Helfer wieder und hat nun nichts Eiligeres zu tun, als den nächsten besten Pharisäern, die vorbei kommen, zu erzählen, daß Jesus es gewesen, der ihn geheilt (J. 5, 14-15) ; denn man hatte ihn, da er sehr bekannt ist, schon viel nach dem Namen seines Wundertäters gefragt. Damals hatten die Pharisäer sehr über jenen Sabbatbruch geschimpft, und nun finden sie eine geeignete neue Anklage wider den Herrn, sammeln sich um Seinen Lehrstuhl und unterbrechen den Vortrag durch Zwischenrufe in Form dieser Anklage.
Jesus redet weiter vom Osterlamm als dem Vorbild eines höchsten Opfers, das sich bald erfüllen werde. „Willst Du uns die Ehre antun, das Osterlamm mit uns zu essen?” ruft einer der Gegner höhnisch dazwischen.
„Der Menschensohn wird Selbst das Opfer für eure Sünden sein”, antwortet der Herr.
Es weilt auch zur Zeit jener Schriftgelehrte in Jerusalem, den der Herr am 8. Dezember 32 abgewiesen hatte; und von diesem haben die Pharisäer hier jene Worte Jesu erfahren: „Laß die Toten die Toten begraben!” Nun fragen sie den Herrn, was Er darunter verstehe, und wie denn ein Toter den anderen begraben könne. Jesus antwortet ihnen, wer Seiner Lehre nicht folge, nicht Buße tue und Seine Sendung nicht glaube, der habe kein Leben in sich und sei tot; und wer sein Hab und Gut mehr schätze als sein Heil, der folge Seiner Lehre nicht und glaube nicht an Ihn. Also sei jener auf dem Wege zum Tode, der sich erst mit seinem alten Vater um sein Erbe habe abfinden und den Vater auf Pension setzen wollen; er habe am toten Erbe gehangen, könne also kein Erbe Seines Reiches und des Lebens werden; und darum habe Er ihn gewarnt, er solle die Toten ihre Toten begraben lassen, sich selbst aber zum Leben hinwenden.
Hieran knüpft der Herr nun an und verweist ihnen ihre Habsucht strenge. Als Er aber seine Jünger, wie am 21. März, vor dem Sauerteig der Pharisäer warnt und die Parabel vom reichen Manne und armen Lazarus erzählt (L. 16, 19), werden die Pharisäer so erbittert, daß sie ein großes Getümmel erheben; und der Herr verliert Sich unter dem Volke und entweicht, sonst hätten sie Ihn festgenommen.
Gartenstadt Bethanien
Am Nachmittag beginnen im Schlosse Lazari die Vorbereitungen zum morgigen Paschafest mit dem üblichen Baden. Alle gehen paarweise abwechselnd in das Bad, Männer und Frauen nach verschiedenen Seiten der Gebäude. Der Herr geht allein dorthin.
Am Abend geht Lazarus zu einem der Brunnen, bringt Wasser in einem Krug ins Haus, wo dieser verdeckt für morgen zur Bereitung der ungesäuerten Brote stehen bleibt; dann geht er mit einem Diener, der ihm leuchtet, in verschiedene Winkel der Gemächer und fegt, wie zu einer Zeremonie, ein wenig aus den Ecken, worauf die Knechte und Mägde alles fegen und reinigen und die Geschirre und Zubereitungsorte der Brote scheuern, was man das Ausfegen des Sauerteiges nennt (Exod. 12, 15).

