Eleison Kommentar Nummer CCCXLVII (347), 8. März 2014
Der Grund für die – wenigstens bisher – schwache Reaktion innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. auf den vollständigen Kurswechsel unter Bischof Fellay liegt im Wunsch begründet, zum Katholizismus der 1950ger Jahre zurückzukehren. Dies beobachtet eine katholische Gläubige, welche in der englischsprachigen Welt die hl. Messe bei der Bruderschaft besucht. Sie schrieb kürzlich an mich:–
»Warum verfügt unser Teil der Welt über keinen „Widerstand“ ? Die Antwort meine ich herausgefunden zu haben. Sie erwähnten viele Male, daß die meisten der ursprünglichen Bruderschaftsoberen den Erzbischof Lefebvre nie richtig verstanden haben. Hier bei uns vor Ort gilt diese Einschätzung auch für viele der ursprünglichen Kapellengründer, welche heute so an der Bruderschaft und ihren jetzigen Oberen hängen. Wie kommt das? Warum unternehmen sie nichts, wo doch jetzt von innen zu zerstört werden droht, wofür sie so lang und hart gekämpft haben?«
»Die Antwort faßte am Sonntag eine ältere Dame für mich zusammen. Wie ihr Ehemann und sie die Dinge sehen, kämpften sie beherzt sich durch die 1970ger und 1980ger Jahre, und sehen heute in der Kapelle die Frucht ihrer Anstrengungen. Die Messe mit all ihren äußeren Insignien, dem Grundstück, dem Gebäude, den Sitzbänken, den Statuen, den liturgischen Gewändern – alles dies wird durch die bloße Existenz des „Widerstands“ bedroht. Die Gläubigen kämpften all die Jahre dafür, den Katholizismus ihrer Jugend wiederherzustellen. Für sie geht es überhaupt nicht um die Frage nach der Glaubenslehre. Die ältere Dame ist zwar Mitglied eines Drittordens, denkt aber, daß doktrinäre Angelegenheiten nichts für Laien, sondern nur für Priester und Bischöfe seien. Für sie bedeutet das Studieren von päpstlichen Lehrschreiben eine Einmischung in Angelegenheiten, welche Gott nur für die Kirchenhierarchie vorgesehen habe.«
»Also fragte ich diese Dame, ob sie überhaupt einen Bedarf dafür sieht, ihren Glauben zu verstehen, und ob einzelne Seelen vor Gott sich verantworten müßten für die Frage, ob sie ihren Glauben auch kennen. Ihre Antwort war zwar aufrichtig, aber höchst erstaunlich. Denn sie sagte: „Nein. Vielmehr liegt die Verantwortlichkeit eines Katholiken darin, seinen Oberen zu gehorchen.“ Und wenn diese Oberen im Irrtum sind? „Trotzdem gehorchen. Denn alles andere hieße Rebellion.“ Und weiter sagte sie, daß bei einem Katholiken bereits dann „Zeichen der Rebellion“ vorhanden seien, wenn er seine Oberen „in Angelegenheiten, welche den Katholiken nichts angehen“, wie die Doktrin, in Zweifel ziehe. Wenn der Obere falsch liege, werde Gott ihn schon richten – „Einer handelt also niemals falsch, wenn einer dem Priester gehorcht.“ Da haben wir es: die „Widerständler“ seien Rebellen, ungehorsam, despektierlich. Nach dem Motto: Wie können sie es wagen, die Oberen in Frage zu stellen? Und annehmen, Doktrin studieren oder Fragen über ihre Oberen aufwerfen zu dürfen? Und somit sind die „Widerständler“ böse – nicht weil sie doktrinär falsch liegen, sondern weil ihre Worte und Taten den Katholizismus der 1950ger Jahre gefährden.«
»Nun ist allerdings blinder Gehorsam albern. Denn was sollen wir Schäfchen machen, wenn der Hirte geschlagen und die Herde zerstreut ist? Vorgeben, daß alles in Ordnung sei und uns im Namen des Gehorsam von Wölfen verschlingen lassen? Was kann ich solchen Gläubigen denn noch sagen? Sie sind willentlich ignorant und denken noch dazu, daß willentliche Ignoranz eine Tugend sei. Woher kommt ein solche Geisteshaltung? Welcher Irrtum kroch hier in die Kirche und veranlaßte die Katholiken, ihren Verstand auszuschalten? Da bleibt mir nur noch zu sagen übrig: wenn die Bruderschaft solche Herden von lobotomisierten Schafen hat, so wird das konziliare Rom die letzte katholische Bastion im Handstreich hinwegfegen. Die Bruderschaftskapellen brauchen nur noch durch eine formelle Vereinbarung an die Jurisdiktion der konziliaren Ortsbischöfe übergeben zu werden, oder durch eine praktische Zusammenarbeit mit den Priestern des Novus Ordo —; was wir bereits vor Ort sahen.«
Beachten wir, wie diese Gläubige die Möglichkeit anschneidet, daß das konziliare Rom die Priesterbruderschaft nicht, wie bisher angenommen, durch eine klare Vereinbarung aufsaugen könnte, sondern vielmehr durch eine schrittweise Verschmelzung. Das ist eine echte Gefahr. Vielleicht bekommt das Generalhaus der Bruderschaft genau diese Vorgehensweise von seinen „neuen Freunden“ in Rom empfohlen?
Kyrie eleison.
Zusammenfassung –
Der Mangel an Widerstand gegen das liberale Abgleiten der Priesterbruderschaft kann teilweise damit erklärt werden, daß viele Gläubige lediglich in die 1950ger Jahre zurückkehren wollen.
Dazu die Originalversion in Englisch:
Eleison Comments Number CCCXLVII (347), 8th March 2014
FIFTIESISM OBSERVED
If there is, at least up till now, relatively little reaction from within the Society of St Pius X to its complete change of direction under Bishop Fellay, that is because of the desire to return to the Catholicism of the 1950’s. So observes a Catholic attending Mass at an SSPX Chapel in the English-speaking world. She wrote to me recently:–
“Why is there no “Resistance” in our part of the world ? I think I’ve figured it out. You’ve mentioned many times that most of the original leaders of the Society of St Pius X never really understood Archbishop Lefebvre. Locally, I think that that applies to many of our original chapel founders here, who are the ones clinging to the Society and to its present leaders. How come ? Why don’t they take action, when what they fought so long and hard for is threatened with destruction from within?
“On Sunday, an elderly lady summed it up for me. As she and her husband see it, they strove valiantly through the 1970s into the early 80s, and the fruit of their labours is the chapel itself. The Mass with all the outward trappings, the property, the buildings, the pews, the statues, the vestments — this is what is threatened by the mere existence of the Resistance! They fought all those years to restore for themselves the Catholicism of their youth. For them, it’s NOT a question of doctrine at all. The woman is member of a Third Order, yet she believes doctrinal matters are for priests and bishops, not laity. For example, to study Papal encyclicals is meddling in affairs that God assigned to the hierarchy.
“I asked if they see a need to understand their Faith, if individual souls do not answer to God for knowing their Faith? Their response was sincere, I believe, but to me it was astonishing. They said, ‘No! The responsibility of the Catholic is to obey his superiors.’ And if the superiors are in error? ‘Obey anyway! To do otherwise is rebellion.’ It is for a Catholic ‘a sign of rebellion’ to even question his superiors ‘in matters that do not concern him,’ i.e. doctrine. If the superior is wrong, God will judge him – ‘You will never go wrong obeying the priest.’ So there you have it. The Resistants are rebels, disobedient, disrespectful. How dare they question the superior? How dare they presume to study doctrine, to ask questions of their superiors about it? The Resistants are evil, not because they are doctrinally wrong, but because their words and actions threaten the Catholicism of the 1950’s.
“But blind obedience is ridiculous! What are we lambs to do when the Shepherd is struck and the sheep are scattered ? Pretend all is well. and let ourselves be devoured by wolves in the name of obedience ? What can one say to such people? They are wilfully ignorant in the belief that wilful ignorance is a virtue! Where does such a mindset come from ? What error crept into the Church to make Catholics switch off their minds? All I can say is that if the SSPX is left with flocks of lobotomised sheep, it will be easy for Rome to wipe out the last fortress of Tradition! The SSPX chapels need only to be handed over to the jurisdiction of the local bishop by formal agreement, or by de facto cooperation with Novus Ordo priests, which we have seen locally.”
Notice her evocation of the possibility of Rome absorbing the SSPX no longer by any clear-cut agreement, but by a gradual merger. It is a real danger. I wonder if that is not what SSPX HQ is being advised to do by its “new friends” in Rome.
Kyrie eleison
A lack of resistance to the liberal slide of the SSPX is partly explained by souls only wanting to return to the 1950’s.
