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Erzbischof Marcel Lefebvre beim Interview vom 9. Dezember 1990 in Paris

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Das gegenwärtige Klima in Rom wird immer schlechter. Die Grundsätze, die heute in der konziliaren Kirche maßgebend sind, widersprechen immer mehr und mehr und immer offener der katholischen Lehre.

Beispiel: Kardinal Casaroli, der vor den Vereinten Nationen erklärt hat: „Die katholische Kirche und ihr Oberster Hirte, der die Menschenrechte zu einem der gewichtigsten The­men seiner Predigt gemacht hat, haben nicht verabsäumt darauf hinzuweisen, dass in ei­ner vom Menschen und für den Menschen gemachten Welt jede Organisation der Gesell­schaft nur insoweit einen Sinn hat, als sie die menschliche Dimension zu einem zentralen Anliegen macht.” Das hört man aus dem Munde eines Kardinals! Von Gott spricht er nicht!

Kardinal Ratzinger behauptet „das erste Mal in voller Klarheit, daß die Entscheidungen des Lehramtes nicht das letzte Wort über eine Materie als solche sein können, sondern nur eine Art provisorischer Verfügung…”

Papst Johannes Paul II. will die Einheit außerhalb des Glaubens schaffen.

Frage: „Sie haben in Hinblick auf Dom Gérard und die anderen gesagt: Sie verraten uns. Sie reichen jetzt denen die Hand, die die Kirche niederreißen, den Liberalen, den Modernisten. Ist das nicht etwas streng?”

Nein. Sie haben sich fünfzehn Jahre lang an mich gewendet. Nicht ich habe sie aufge­sucht. Sie sind selbst zu mir gekommen und haben mich gebeten, sie zu unterstützen, Weihen vorzunehmen. Sie haben bei der Eröffnung aller unserer Priorate um die Freund­schaft unserer Priester gebeten, und auch, daß wir ihnen finanziell helfen. Sie haben sich aller unser bedient, soviel sie nur konnten. Man hat es gern getan, ja sogar großzügig. Ich war glücklich darüber, diese Weihen vorzunehmen, unsere Häuser für sie zu öffnen, so daß sie von der Großmut unserer Wohltäter profitieren konnten… Und dann, auf einmal, telefoniert man mir: „Man hat Sie nicht mehr nötig, es ist aus. Wir gehen zum Erzbischof von Avignon. Man ist jetzt mit Rom einverstanden. Wir haben ein Protokoll unterzeichnet.”

Wir selber haben nicht zu unserer Freude Schwierigkeiten mit Rom gehabt. Es war nicht zu unserer Freude, daß wir uns schlagen mussten. Wir haben es um Prinzipien wil­len getan, um den katholischen Glauben zu bewahren. Und sie waren mit uns einig, sie haben mit uns zusammengearbeitet. Und dann, mit einem Schlag, gibt man den wahren Kampf auf und vereint sich mit den Zerstörern unter dem Vorwand, daß sie einem einige Privilegien zugestehen. Das ist unvertretbar.

Sie haben praktisch den Kampf um den Glauben aufgegeben. Sie können Rom nicht mehr entgegentreten.

Frage: „Manche Gläubige fühlen sich versucht, gute Beziehungen mit den Wiederan­geschlossenen aufrecht zu erhalten, das heißt deren Messe oder Zeremonien beizuwoh­nen; glauben Sie, daß darin eine Gefahr liegt?”

Ich habe die Gläubigen immer davor gewarnt, zum Beispiel vor den Sedisvakantisten. Sie sagen da auch: „Die Messe ist gut, wir gehen hin.” Ja, es gibt eine Messe. Sie ist gut. Aber es gibt auch die Predigt, es gibt die Atmosphäre, es gibt die Gespräche, die Kontak­te vorher und nachher, die dazu führen, daß man ganz langsam seine Gesinnung ändert. Das ist also eine Gefahr und darum meine ich ganz allgemein, daß das alles ein Ganzes bildet. Man geht nicht nur zur Messe, man begibt sich in ein geistiges Milieu.

Es gibt natürlich Leute, die, von den schönen Zeremonien angezogen, auch nach Fontgombault gehen, wo man die alte Messe wieder aufgenommen hat. Sie befinden sich dort in einem Klima der Zweideutigkeit, das nach meiner Ansicht gefährlich ist. Sowie man sich in dieser Atmosphäre befindet, dem Vatikan unterworfen, letzten Endes dem Konzil unterworfen, wird man schließlich Ökumenist.

Frage: „Mehr als eine Frage der Liturgie, so sagen Sie oft, ist es jetzt eine Frage des Glaubens, die uns in Opposition zu dem heutigen Rom versetzt.”

Sicher ist die Frage der Liturgie und der Sakramente sehr wichtig, aber sie ist nicht die wichtigste. Die wichtigste ist die Frage des Glaubens. Für uns ist sie gelöst. Wir haben den Glauben aller Zeiten, den Glauben des Konzils von Trient und des Katechismus des hl. Pius X., aller Konzile und aller Päpste von vor dem II. Vatikanum.

Jahrelang haben sie sich in Rom bemüht zu zeigen, daß alles im Konzil vollkommen konform mit der Tradition war. Jetzt aber legen sie die Maske ab. Kardinal Ratzinger hat sich bisher noch nie mit solcher Klarheit ausgesprochen. Es gibt keine „Tradition”. Es gibt kein hinterlegtes Glaubensgut mehr, das überliefert werden muss. Die Tradition in der Kirche ist das, was der Papst heute sagt. Sie müssen sich dem unterwerfen, was der Papst und die Bischöfe heute sagen. Für sie ist das die Tradition, die berühmte „lebendi­ge Tradition”, das einzige Motiv unserer Verurteilung.

Sie bemühen sich nicht mehr zu beweisen, daß das, was sie sagen, konform ist mit dem, was Pius IX. geschrieben hat, mit dem, was das Konzil von Trient promulgiert hat. Nein, das alles ist zu Ende, das ist überholt, wie Kardinal Ratzinger sagt. Das ist klar und sie hätten es schon früher sagen können, aber es war ihnen nicht der Mühe wert, uns re­den zu lassen, zu diskutieren. Jetzt herrscht die Tyrannei der Behörde, weil es kein Ge­setz mehr gibt. Man kann sich nicht mehr auf die Vergangenheit beziehen.

In gewissem Sinn werden die Dinge heute klarer, sie geben uns immer mehr recht. Wir haben es mit Leuten zu tun, die eine andere Philosophie haben als wir, eine andere Sicht, die von sämtlichen modernen und subjektivistischen Philosophen beeinflusst sind. Für sie gibt es keine feste Wahrheit, gibt es kein Dogma. Alles befindet sich in Entwicklung. Es ist das eine ganz und gar freimaurerische Konzeption. Es ist wirklich die Zerstörung des Glaubens. Zum Glück fahren wir fort, uns auf die Tradition zu stützen!

Frage: „Ja, aber Sie sind allein gegen alle.”

Ja; das ist ein großes Geheimnis.

Man hat mir vor kurzem wieder die Prophetie Unserer Lieben Frau von Quito zu lesen gegeben, wo zu Anfang des 17. Jahrhunderts die allerseligste Jungfrau Maria einer hei­ligmäßigen Ordensfrau [Anm.: Schwester Francisa Mariana von Jesus; unversehrt; Selig­sprechungsprozess eingeleitet im Jahre 1986] die Auflösung der Moral und die schreckli­che Krise geoffenbart hat, die heute die Kirche und ihren Klerus heimsucht und auch an­gekündigt hat, daß ein Prälat sein Leben der Wiederherstellung des Priestertums widmen werde.

Die allerseligste Jungfrau hat das für das 20. Jahrhundert angekündigt. Das ist eine Tatsache. Der liebe Gott hat diese Zeit in der Kirche vorhergesehen.

Frage: „Was können Sie den Gläubigen sagen, die immer noch auf die Möglichkeit ei­ner Einigung mit Rom hoffen?”

Unsere wahren Gläubigen, die, welche das Problem erfaßt haben und die uns ihrer­seits geholfen haben, die gerade und feste Linie der Tradition und des Glaubens zu ver­folgen, hatten Angst vor den Schritten, die ich in Rom unternommen habe. Sie haben mir gesagt, das sei gefährlich und daß ich nur meine Zeit vergeude. Ja, natürlich habe ich bis zur letzten Minute gehofft, daß man in Rom ein klein wenig Loyalität bezeugen würde. Man kann mir nicht vorwerfen, nicht das Maximum getan zu haben. Daher glaube ich jetzt denen, die mir sagen: „Sie müssen sich mit Rom verständigen”, sagen zu können, daß ich sogar weiter gegangen bin, als ich hätte gehen dürfen.

Vor nicht langer Zeit habe ich einen Bischof getroffen, einen meiner Freunde, mit dem wir während des Konzils gearbeitet haben und der mit mir zu jener Zeit vollkommen einig war. Und er sagte zu mir: „Es ist ein Unglück, daß Sie in Schwierigkeiten mit Rom sind.”

Ich habe ihm geantwortet: „Wie können Sie, der Sie während des Konzils aus densel­ben Motiven wie ich gekämpft haben, jetzt erstaunt sein? Wir haben ständig miteinander und mit anderen Zusammenkünfte abgehalten und versucht, die Linie der Tradition auf dem Konzil aufrecht zu erhalten. …War das, was wir gemacht haben, verwerflich?”

„Schauen Sie auf die Ergebnisse des Konzils. Können Sie mir Ergebnisse nennen, die positiv sind? Wo und auf welchem Gebiet haben das Konzil und die Reformen, die es her­vorgebracht hat, eine außerordentliche Erneuerung in der Kirche gebracht?” – Er konnte nicht antworten. Es gibt nichts. Alles ist negativ.

Frage: „Was für eine Bilanz kann man für die Bruderschaft ziehen, jetzt nach zwanzig Jahren ihres Bestehens?”

Der liebe Gott hat die Tradition gewollt. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß die Bru­derschaft das Mittel darstellt, das der liebe Gott gewollt hat, um den Glauben zu bewah­ren und aufrecht zu erhalten, den Glauben, die Wahrheit der Kirche und was sich in der Kirche noch retten lässt. Dank der Bischöfe, die den Generaloberen der Bruderschaft um­geben, die ihre unentbehrliche Aufgabe erfüllen, den Glauben als Prediger des Glaubens aufrechtzuerhalten und die Gnaden des Priestertums und der Firmung zu verleihen, bleibt die Tradition unverändert und als immer fruchtbare Quelle des göttlichen Lebens beste­hen.

Das alles ist wirklich sehr tröstlich und ich glaube, daß wir dem lieben Gott danken müssen und daß wir fortfahren müssen, die Schätze der Kirche treu zu bewahren in der Hoffnung, daß eines Tages diese Schätze wieder den Platz einnehmen werden, der ihnen in Rom gebührt und den sie niemals hätten verlieren dürfen.

(9.12.1990 in Paris)



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