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Brief von P. Niklaus Pfluger an P. Martin Fuchs vom 5. Januar 2014

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PRIESTERBRUDERSCHAFT
ST. PIUS X.
DER ERSTE ASSISTENT

Menzingen, 5. Januar 2014

Lieber Martin,

Herr P. Frey hat mir bereits von Deinem Entschluss berichtet, die Priesterbruderschaft zu verlassen. Nun habe ich Deinen Brief an den Generaloberen gelesen.

Nicht zuletzt die Verbundenheit zu Deiner Familie (kaum ist Dein Vater verstorben, machst Du so einen unklugen Schritt!), insbesondere zu Deiner Mutter und zu Br. Konrad, die Du ohne Rücksicht verletzest und demütigst, aber auch die Wertschätzung für Dich und Deine Vergangenheit, veranlassen mich, Dir zu schreiben.

Ich werde in Kürze Gelegenheit haben, in Österreich in Vorträgen den Gläubigen die wahren Gründe für Deinen Austritt zu erklären. Ich werde in etwa so erklären:

Wir alle wissen um Dein skrupulöses Gewissen, um Deine unkontrollierte und angespannte Art zu argumentieren, die sich in den letzten Jahren zu einer beängstigenden Diskursunfähigkeit entwickelt hat, um Dein ängstliches und legalistisches Denken, um Deinen nervösen und verletzenden Ton, der jede vernünftige und rationale Kommunikation und Diskussion unmöglich macht; Mitbrüder und Obere haben darunter jahrelang gelitten – Du wohl auch, vielleicht sogar am meisten. Darum ist es unmöglich, Dich und Dein subjektives Urteil zu erreichen, es ist eine psychologische Blockade da, die Dich und Deinen Schritt teilweise verständlich machen lässt.

Aber sicher nicht rechtfertigt. Keine Deiner Begründungen hält einer seriösen Kritik auch nur im Ansatz stand; Deine Anklageliste, die wohl ein Versuch ist, Dein Gewissen zu beruhigen, wirkt — entschuldige den Ausdruck — einfach nur lächerlich. Und dass Du einen Pater verteidigst, der für annähernd 100.000 Franken Statuen und religöse Gegenstände gestohlen hat — natürlich immer im Namen des Glaubens — wirkt für einen gewissenhaften Mann, wie Du es sein willst, nachgerade grotesk.

Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Du so mit Verve betonen willst, keinen “sedesvakantistischen Theorien” anhangen zu wollen: Du bist schon längst ein passiver, sicher aber ein praktischer Sedevakantist. Denn ob der Papst Papst ist und ob es eine Kirche gibt oder nicht, spielt doch für Dein Denken und Handeln gar keine Rolle mehr. Du entscheidest nach Deinem Gusto.

Das aber macht Dein Handeln und Dein ‘theologisches’ Urteil schwerwiegender als jeder Skandal im offiziellen Raum der Kirche. Denn gerade weil Du eine solide Formung erhalten hast, auf die Du ja mehrmals in Deiner Rechtfertigung Bezug nimmst, und weil Du das Beispiel des Erzbischofs kennst, ist Deine Gehorsamsverweigerung unentschuldbar, und was Du tust zum Ärgernis der Gläubigen ist modernistischer und protestantischer als alles, was wir in den letzten fünfzehn Jahren in unserer Gemeinschaft erlebt haben. Denn Du bist wissend; Du weisst, dass man sich als Katholik nicht von der Kirche trennen darf. Weil das Urteil und das Handeln Deiner Obern Dir nicht in den Kram passen, weil Du Dein eigenes subjektivistisches Urteil und Gewissen über jede objektive Norm stellst, läufst du davon, jetzt wo es schwierig ist. Gibt es einen grösseren Verrat?

Komm mir nicht mit “… im Namen des Glaubens”, und dass Du das schweren Herzens “für den reinen Glauben” tust. Das wäre Blasphemie. Denn da geht es mit Sicherheit nicht um den Glauben als übernatürliche Tugend, da geht es höchstens um Hochmut und Eitelkeit, da man — dieser Pseudo-Widerstand z. B., aber auch Zaby, Weinzierl, Pinaud etc. — sein eigenes Glaubenskonzept, irgend eine billige “Theologie” retten will. Der katholische Glaube dient da nur als Vorwand, weil diese Herren — und offensichtlich auch Du — sich nicht der Kirche und den rechtmässigen Oberen unterordnen können.

Das ist Dir immer schon schwergefallen. Was du nicht verstanden hast, was dir nicht entsprochen hat, das hast Du, mit leidenschaftlicher Härte, abgewiesen. Kirchlich ist das nicht. Priesterlich schon gar nicht.

Und jetzt? Dein univoker und harter Umgang in der Seelsorge hinterlässt Streit und Wunden, wie jetzt in Ungarn. Und der Einfachheit halber ziehst Du Dich zu ein zwei handvoll Laien zurück, die Du indoktriniert hast und die Dir hörig sind. So ein bisschen Priesterei, frei von jeder Autorität und Verantwortung, dafür kriechen vor ein paar selbstgestrickten Kirchenlehrern, mein Gott, ist das ordinär! Ist das der missionarische Auftrag, den Du von der Kirche erhalten hast, ist das priesterlicher Dienst an den Seelen? So eine Art priesterliche Ich-AG? Um Gottes Willen, ist das erbärmlich!

Du kennst ja den Erzbischof kaum. Noch weniger kann Dein enger Geist die Weite seines missionarischen Wirkens und die kirchliche Gesinnung unseres Gründers erfassen, der die geschundene Kirche nicht verachtet, sondern geliebt und der ihre Wunden verbunden hat und nicht noch Salz in sie gestreut hat wie Du es tust. “Keiner der dich – die Kirche – fahren lässt, hat Dich je erfahren”, dichtet Gertrud von Le Fort. Unser Gründer wäre der Erste, der Deine Argumentation zurückweisen würde und der angewidert wäre von einer solch miserablen Theologie. Denn im Gegensatz zu Dir hatte er eine grosse Liebe zur Kirche und hat sein persönliches Uerteil immer der Kirche untergeordnet. Du aber bist so in Dein eigenes Urteil verliebt, dass Du Dich nicht scheust, die Gemeinschaft zu verlassen, der Du alles verdankst. Ist es nicht so: weil Du in dieser am Kreuz hängenden Kirche nicht den geheimnisvollen Leib unseres Herrn erkennen kannst, verlässt Du aus eigener selbstherrlicher Entscheidung die Priesterbruderschaft.

Schade, lieber Martin, dass Du zumindest in den letzten Jahren nicht mehr in der Lage warst zuzuhören, zu lernen, zu vertrauen, dass Hoffnungslosigkeit und Pessimismus Dich gelähmt haben. Schade auch, dass weder Deine natürliche wie auch Deine geistliche Familie Dir so wenig bedeuten. Schade schliesslich, dass du so wenig aus Deinen vielen Talenten gemacht hast.

Bis jetzt habe ich das so nie formuliert. Aber ich habe immer mehr den Eikndruck, dass eine Reinigung in der Bruderschaft Not tut. Solch unkirchliche, egoistische und subversive — Anarchisten, nennt sich und Euch Rioult — Herren brauchen wir in unserer Gemeinschaft nicht. Sie sind es offensichtlich nicht wert, in den Dienst der heiligen katholischen Kirche zu treten. Der Herr beklagt sich ja selbst: “Sie haben die Finsternis — ihr eigenes persönliches Urteil — mehr geliebt als die Wahrheit, als das Licht.” Schade für Dich.

Ich will gerne beten, dass diese selbst gewählte Sackgasse Dich nicht verbittern lässt, und dass die Mutter der heiligen Hoffnung Dich zurück führe zu Deiner ersten Liebe. Mögest Du immer wahre Freunde haben, die Dich ermutigen.

Im Herrn

P. Niklaus Pfluger

p.s. Du kannst diesen Brief gerne auf dem Blog Deiner neuen Freunde und Gesinnungsgenossen veröffentlichen lassen.


(Vergleichen Sie diesen obigen Brief auch mit jenem an Bischof Richard Williamson vom 27.12.2010)

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