Quantcast
Channel: POSchenker
Viewing all articles
Browse latest Browse all 6641

Patrick Henry Omlor: DIE HÄRESIE DES ÖKUMENISMUS

$
0
0

(Aus dem Englischen übersetzt von Günther Mevec, Gröbenzell)

I.
Zum Erkennen eines zentralen Irrtums

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt [1970] haben wir es nicht nur mit einem isolierten Mißbrauch, noch mit einer isolierten Häresie oder einem Irrtum, noch bloß mit einer Reihe von Mißbräuchen und Irrtü­mern zu tun; es dürfte wohl auch nie­mand leugnen, daß sowohl die Irrtümer, wie auch die Mißbräuche jetzt zahlreicher sind als jemals zuvor. Daher ist unser Kampf in der Tat viel schwieriger und komplexer, als es der einfache Feldzug gegen Mißbrauch und Irrtum wäre; denn es ist ein Krieg gegen eine umfassende Geisteshaltung.

Es ist nichts weniger als wahr, daß die zahlreichen Mißbräuche, Irrtümer und Neuerungen — kurz der gegenwärtige Auf­ruhr, dessen Zeugen wir sind —, wenig­stens zum Teil das Resultat des Gesamt­planes sind, der die Untergrabung und Zerstörung der Kirche vorsieht. Dieser Plan, so sagte Pius XI. in seiner Beschrei­bung des teuflischen kommunistischen Programms gegen “alles was Gott heißt”, ist “bis in die letzten Einzelheiten ausge­arbeitet”. Das modernistische Programm des totalen Krieges gegen die Mutter Kirche, das von verräterischen Undankba­ren am Busen der Kirche entworfen und genährt wurde, ist vom heiligen Papst Pius X. schon in seinen Anfängen erkannt worden. Er war es, der ständig vor diesem satanischen Plan warnte, der endlich zur vollen Blüte gelangt ist. Sein kommendes Reifen ist — wenn auch nicht ausschließ­lich —, so doch hauptsächlich auf die geduldige Arbeit bewußter Feinde inner­halb und ausserhalb der Kirche zurückzu­führen.

Es ist gewiß wahr, daß die überwiegen­de Mehrzahl der Katholiken, Geistliche wie Laien nicht bewußt und vorsätzlich ­Gott bewahre! — bei diesem Anschlag auf die Kirche mitwirken. Dennoch kommen viele dem Feind durch ihre stillschweigen­de Mitarbeit oder ihre Trägheit zu Hilfe. Eine Hilfestellung für die Sache des Fein­des liegt insbesondere in der gewissen Geisteshaltung, die von vielen eingenom­men wurde. Es nimmt daher nicht wun­der, daß die, welche versuchen, den Miß­bräuchen und Irrtümern zu begegnen, kaum vorwärts kommen, denn diese weit­verbreitete Geisteshaltung, die ein unüber­windliches Hindernis darstellt, kann die Mißbräuche und Irrtümer als solche gar nicht mehr erkennen!

Fragen wir nun, was diese Geisteshal­tung ist? Sie läßt sich zwar nicht scharf definieren, aber einige ihrer Charakteristi­ka kann man untersuchen. Hierzu wollen wir in diesem Artikel unsere Aufmerk­samkeit auf eines der Merkmale richten, denn es ist möglicherweise der Schlüssel zum Verständnis der gesamten Geisteshal­tung. In ihr ist, wenn auch nur unbewußt, tief eingewurzelt der Glaube oder die “Hoffnung”, daß alle Menschen gerettet werden. UNIVERSALISMUS ist die Be­zeichnung, welche man dieser Häresie gegeben hat.

Es ist dies ein alter Fehler. In der Geschichte der Theologie heißt er Apoka­tastasis, d.i. die Doktrin, welche lehrt, daß eine Zeit kommen wird, da alle freien Geschöpfe der Erlösung teilhaftig werden und zwar bei der endgültigen Wiederher­stellung. Origenes (b. 185 A.D.) verfiel diesem und anderen Irrtümern, wofür ihn das 2. Konzil von Konstantinopel verur­teilte.

“Die Apokatastasis war — so sagt die kath. Enzyklopädie —, dazu bestimmt, in den Werken der kirchlichen Schriftsteller wieder aufzuleben… In der Zeit der Re­formation erschien sie in den Schriften Denks (1527) wieder und Harnach hat nicht gezögert zu behaupten, daß beinahe alle Reformer im Herzen Apokatastasi­sten waren, woraus ihre Abneigung gegen­über der traditionellen kirchlichen Sakra­mentenlehre zu erklären sei… Die Lehre der Apokatastasis, betrachtet als der Glaube an eine universelle Erlösung, fin­det sich bei den Anabaptisten, den Mora­vianischen Brüdern, den Christadelphen, unter den rationalistischen Protestanten und zuletzt bei den ausgesprochenen Uni­versalisten.” (Kath. Enzyklopädie V.I, p. 600, 1907) Die Sekte der Universalisten wurde 1750 in London gegründet. Ihre Lehrmeinung war die endgültige Rettung aller Seelen.

Die heutigen Neuerer sind, davon bin ich überzeugt, im Herzen gleichfalls Apo­katastasisten. Auf diesen zentralen Irrtum stützt sich ein Großteil des Denkens, das für den gegenwärtigen Aufruhr verant­wortlich ist. Die ganze Kette von Neue­rungen, die nach einem Schema erfolgt, scheint dazu ausersehen zu sein, die Gei­steshaltung des: “Alle Menschen werden gerettet” unter den Katholiken zu ver­breiten.

Sie werden vielleicht fragen, wo dieser Irrtum schon erfolgreich Fuß gefasst hat und wer den Gedanken, daß alle Men­schen gerettet werden, vorträgt? Ob­schon es vielleicht gegenwärtig nur wenige Katholiken gibt, die den Gedanken öf­fentlich vertreten, so keimen doch im Geiste vieler die Gedanken dieser Lehre, und dieser gefährliche Gedanke erklärt viele ihrer Handlungen. Ein Grund, wes­halb diese Geisteshaltung undurchdring­bar ist, liegt darin: nachdem einmal ge­glaubt wird, daß alle Menschen gerettet werden, lohnt sich eine Diskussion theo­logischer Fragen darüber nicht mehr. Dies ist nebenbei auch ein Grund, weshalb die katholische soziale Aktion gegenwärtig kein höheres Ziel mehr verfolgt als die (angebliche) Verbesserung der materiellen Lage des Menschen.

Wenn wir den Trend zum Universalis­mus analysieren, so werden wir — die Annahme, daß alle Menschen gerettet werden vorausgesetzt —, sehen, daß sich in der Masse endloser Neuerungen ein Schema abzeichnet.

II.
Übersicht über das in Interdum Nr. 1 Dargelegte

Um den Anknüpfungspunkt wieder aufzunehmen, müssen wir einige der allge­meinen Prinzipien der Häresie, die in INTERDUM Nr. 1 dargelegt wurden, wie­derholen. Eine Häresie umschließt immer zwei Wahrheiten, die, obschon sie vonein­ander unterschieden sind, dennoch einen gemeinsamen Berührungspunkt haben. Der Häretiker beginnt immer damit, daß er die eine der beiden Wahrheiten so kraftvoll und emphatisch bejaht, daß die bejahten Aspekte dieser Wahrheit nach und nach übertrieben werden, während zugleich die andere Wahrheit unterbetont, und zuletzt zugunsten der bejahten sogar verneint wird. Häresien entstehen also durch die Störung des harmonischen Gleichgewichts, das zwischen den beiden aufeinander bezogenen Wahrheiten be­steht, und indem, wie bemerkt, die eine Wahrheit zuerst bejaht, dann auf Kosten der anderen übertrieben wird. Zwei sol­cher Wahrheiten, die innig aufeinander bezogen sind und sich daher für dieses Schema (des Über- und Unterbetonens) gut eignen sind:

  • Jesus Christus starb für alle Men­schen;
  • Nicht alle Menschen werden gerettet, sondern nur viele.

Wahrheit (A):
Christus starb für alle Menschen

“Christus starb für alle” heißt, daß Er die Menschheit durch Seinen Tod auf Kalvaria erlöst hat. Mit dieser ersten Wahrheit (A) ist das Schlüsselwort ERLÖ­SUNG verbunden, das wörtlich besagt: ein Lösegeld, ein Zurückkaufen, oder das Zahlen eines Preises. Die Sünde Adams war die Sünde der Gattung im Sinne der Ur-Sünde, die auf die Menschheit überge­gangen ist, und von deren Auswirkungen sie insgesamt betroffen ist. Gleicherma­ßen war der Lösepreis Christi — i.e. die Erlösung —, so wie die Sünde Adams, von absolut universellem Wesen. Beides wa­ren, was die Gattung betrifft, umfassende Akte, die sich auf das Kollektiv der Menschheit auswirkten: einmal zerstö­rend, das andere Mal heilend.

Der Tod Christi war das hinreichende Heilmittel und der Lösepreis für alle. Der Sühneakt des Gott-Menschen genügte, um das unendlich Schimpfliche der Sünde wiedergutzumachen. Den ersten unserer Eltern versprach Gott den Erlöser der Menschheit. Dieses Versprechen und seine Erfüllung durch Gottes einzig gezeugten Sohn waren Ausdruck Seiner unendlichen Barmherzigkeit. Da Gott uns in dieser Hinsicht nichts schuldete, deshalb war nicht Seine Gerechtigkeit, sondern nur seine Barmherzigkeit betroffen. Zusam­menfassend läßt sich sagen, daß diese erste Wahrheit, daß Christus für alle ge­storben ist, die folgenden aufeinander bezogenen Unterbegriffe hat: Erlösung ­Menschheit — (im) Kollektiv — universell — (unendliche) Barmherzigkeit (und) hin­reichend.

Wahrheit (B):
Nur viele werden gerettet

Untersucht man die zweite Wahrheit (B), daß nur viele gerettet werden, so findet man eine von der ersten verschiede­ne Reihe von Begriffen, als ersten den der Rettung. Er besagt: nicht alle Menschen werden der ewigen Glückseligkeit im Him­mel, der Rettung teilhaftig, sondern nur viele Seelen werden gerettet werden. Ret­tung bezieht sich also in Wirklichkeit nicht auf die Menschheit in universeller und kollektiver Hinsicht, sondern auf viele individuelle Seelen in besonderer Hinsicht. Obgleich Unser Göttlicher Erlö­ser den Preis für alle Menschen bezahlt hat, so gibt es dennoch Menschen, die durch verderbliches Versäumnis, an der Gnadenwirkung Gottes mitzuwirken, den Nutzen des Loskaufes für sich zunichts gemacht haben.

Das besagt, daß der Tod Christi zwar für alle hinreicht, aber nur dann und nur für jene wirksam wird, die willens sind, für ihr Seelenheil von den entsprechenden Gnaden, die Gott ihnen gibt, Gebrauch zu machen.

Das tridentinische Konzil führt hier­über aus: “Obgleich Er für alle gestorben ist, erlangen doch nicht alle den Nutzen Seines Todes, sondern nur diejenigen, welchen der Wert Seines Leidens mitge­teilt wird.” (VI. Sitzung, Kap. 3)

Ein unendlich gerechter Gott mißt jedem ewiges Heil oder ewige Strafe aus. Gottes Attribut, das mit dieser 2. Wahr­heit am engsten verbunden ist, ist seine unendliche Gerechtigkeit. Insgesamt ge­sehen, gehören zur Wahrheit, daß nur viele gerettet werden, diese Unterbegriffe: Rettung — viele Seelen — individuell ­– besonders — (unendliche) Gerechtigkeit (und) Wirksamkeit (des Sühnetodes Jesu).

In der nachfolgenden Aufstellung sind die Hauptpunkte der Betrachtung zusam­mengefasst:


 Spalte A

CHRISTUS STARB FÜR ALLE

ERLÖSUNG der Menschheit, insgesamt, universell,

was Gottes unendliche Barmherzigkeit beweist

und bezogen auf den Aspekt der HINLÄNGLICHKEIT des Todes Christi


Spalte B

NUR VIELE WERDEN GERETTET

RETTUNG (Heil) vieler Seelen, individuell, in besonderer Weise,

was Gottes unendliche Gerechtigkeit beweist

und bezogen auf den Aspekt der WIRKSAMKEIT des Todes Christi


 

Calvinismus und Jansenismus

In der ersten Ausgabe von Interdum betrachteten wir eine Wurzel der Häresie, die den Calvinisten und Jansenisten ge­meinsam war, die beide die Wahrheit (A) leugneten, indem sie behaupteten, daß Christus nicht für alle Menschen gestor­ben sei. Wir untersuchten, wie dieses schrittweise Leugnen zustande kam und fanden, daß es geschieht durch anfängli­ches Bejahen der bezogenen und ergän­zenden Wahrheit (B), d.h. daß “nur viele gerettet werden”.

Dieses Prinzip des anfänglichen Beja­hens, des folgenden Überbejahens einer Wahrheit, auf welches ein Unterbewerten und schließliches Leugnen der ergänzen­den Wahrheit folgt, haben Calvinisten und Jansenisten in der Tat gut demonstriert. Sie überbetonten alle Gedanken der Spal­te B: Nur viele werden gerettet, das Heil, die individuelle Seele, ihr besonderes Ver­hältnis zu Gott, die Wirksamkeit Kalva­riens und der Gnade. Während aber jeder dieser Gedanken über das rechte Maß hinaus betont wurde, sind die entspre­chenden Momente der Spalte A, d.i. die ausgleichenden Wahrheiten in ihrer Be­deutung unterspielt und verkleinert wor­den. Indem sie (die Calvinisten) Gottes Gerechtigkeit überbetonten, verloren sie seine Barmherzigkeit aus dem Blick. Bei der Überprüfung der Spalte A zeigte es sich, daß das Gleichgewicht des subtilen Zusammenhangs der Wahrheiten gestört war, so als ob es von einer Schockwelle erschüttert worden wäre, denn jeder Ge­danke der Spalte A wurde in seiner Bedeutung bis zum Verschwinden verrin­gert, so daß zuletzt auch die zentrale und höchste Wahrheit, daß Christus für alle gestorben ist, in ihrem Grunde erschüttert wurde!

Will man sich die Geisteshaltung der Calvinisten/Jansenisten verdeutlichen, so muß man nur eine Mentalität ausloten, in der die Hauptwahrheit, daß nur viele gerettet werden, der Leitgedanke ist, und in welcher allen Unterbegriffen der Spalte B eine überhöhte und übertriebene Bedeu­tung beigemessen wird, die an Besessen­heit grenzt, während zugleich die Bedeu­tung der Gedanken in Spalte A entspre­chend verringert wird.

III.
Die “universalistische” Mentalität

Um sich ein genaues Bild von der “Geisteshaltung” zu machen, die heutzu­tage weitverbreitet ist, muß man sich das bestimmte Gegenteil der Jansenistischen “Geisteshaltung” vorstellen. Gegenwärtig werden die Gedanken der Spalte A über­betont: die Menschheit insgesamt, die Kollektivität, die Universalität und die Barmherzigkeit Gottes. Die zentrale auf alle diese Begriffe bezogene Wahrheit, die, daß “Christus für alle gestorben ist”, wird übertrieben und ihr wahrer Sinn verzerrt. Wie eine Werbe- oder Wahlparole wird sie wiederholt, obwohl nur wenige den ei­gentlichen Sinn dieser Wahrheit zu verste­hen scheinen. Es versteht sich daher von selbst, daß das natürliche Resultat dieser Verzerrung die entsprechende Bedeu­tungsverringerung der zentralen Wahrheit in Spalte B ist, d.h., daß nur viele gerettet werden. Und dem bekannten Schema gemäß vollzieht sich dabei das unvermeid­liche Herunterspielen der verwandten Un­terbegriffe der Spalte B: die Rettung des Einzelnen, Gottes Gerechtigkeit und die Wirklichkeit der Hölle, usw.

Es ist also richtig zu sagen, daß die gegenwärtige Geisteshaltung in gewisser Hinsicht anti-jansenistisch ist, wenn auch nicht in einem gesunden Sinn. Während nämlich der Jansenismus durch seinen Exzess in eine Richtung geht, geht der gegenwärtige Trend — wiederum bis zum Exzess — in die andere Richtung. Fragen wir, was das Endresultat sein muß, wenn die Wahrheit A übertrieben betont wird? Diese Geisteshaltung muß unbedingt und unwiderruflich in der Verleugnung der Wahrheit B enden, so wie der Jansenismus zuletzt unbedingt Wahrheit A verneinte, indem er vertrat, daß Christus nicht für alle gestorben ist. Aber woraus entsteht denn genau genommen diese Verleugnung der Wahrheit B? Durch die Aussage, daß NICHT nur viele gerettet werden, sondern — bejahend ausgedrückt —, daß alle Men­schen gerettet werden. Letzteres aber ist die Häresie des Universalismus.

Die Überbetonung des “Kollektiv”-Aspektes

Lassen Sie uns nur einen Geanken aus der Spalte A herausgreifen, der gegenwär­tig besonders hervorgehoben wird. Wäh­rend die Jansenisten die harmonische Ausgeglichenheit zwischen Wahrheit A und Wahrheit B durch Übertreiben der Bedeutung der einzelnen Seele und ihrer Beziehung zu Gott störten, verkleinert die heute vorherrschende Geisteshaltung die Bedeutung des Einzelnen, überbetont je­doch sein Gegenteil, die Allgemeinheit. Es erfordert gar wenig Mühe festzustellen, daß diese Weise des Betonens der jetzt gängige Trend ist. Betrachten wir dazu einige Beispiele.

In der (sogenannten) Liturgie wird die Teilnahme (der Gemeinde) betont. Dies macht persönliches Gebet und Andacht fast unmöglich. Das persönliche und indi­viduelle Bekenntnis des Nizänischen Glau­bensbekenntnisses (Ich glaube an den einen Gott…) wurde in ein kollektives “WIR glauben” umgeformt. Zudem will uns das gefälschte “Confiteor” zu einem Sündenbekenntnis gegenüber der “Ver­sammlung” bewegen: “Euch, Brüdern und Schwestern, bekenne ich.”

In dem berühmten Kommentar “Römischer Theologen” zum Neuen Or­do Missae findet sich die scharfsinnige Bemerkung: “Hier ist die Konzelebra­tionsmanie, die mit der Zerstörung der eucharistischen Frömmigkeit im Priester enden wird, indem die zentrale Person Christi, alleiniger Priester und alleiniges Opfer, durch das Kollektiv der versam­melten Konzelebranten überdeckt wird.”

In gleicher Weise spiegelt die “Defini­tion” der Messe, die in Kap. II, § 7 der allgemeinen Anweisung, die dem neuen Ordo Missae beigefügt ist, vorgelegt wird, den Geist “des Zusammenseins”, d.i. die kollektivistische Mentalität: “Das Mahl des Herrn, oder die Messe, ist eine heilige Versammlung des Volkes Gottes, das sich unter dem Vorsitz des Priesters zusam­menfindet, um das Gedächtnis des Herrn zu feiern. So ist die Verheissung Jesu, “wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen”, ganz besonders im Hinblick auf die örtliche Kirchgemeinde wahr.” Dieser Satz enthält jedoch die falsche Implika­tion, daß die Wirksamkeit der Messe irgendwie von der Gegenwart der “Ge­meinde” abhängt oder von der versam­melten “Gesellschaft”. Das angeführte Bi­belzitat, das sich in einer Hinsicht auf die Gegenwart Gottes bezieht, gibt in anderer Hinsicht ein falsches Bild vom Wesen der einzigartigen eucharistischen Präsenz im Altarssakrament, da doch das Messopfer gültig vollzogen ist und Christus gegen­wärtig gesetzt wird, gleichgültig ob “zwei oder drei beisammen sind”, oder ob ausser dem Priester niemand zugegen ist. Aber wer sollte dem kollektivistischen Geist das einsichtig machen? ?

Der Ausdruck “Herrenmahl”, die Be­tonung auf “Mahl”, oder “Festmahl christ­licher Liebe” hebt die Notwendigkeit “der Gemeinde” hervor. In ihrer (der Kollektivisten) Ordnung der Dinge wird eine gewiße Gemeinschaftlichkeit und Ge­selligkeit erfordert, ohne die keine Messe stattfindet.

“Volksmessen”, “Gruppen-Dynamik”, “Entfaltung des Feingefühls” all diese wunderlichen Einfälle des Zusammenseins hätte niemand ernst genommen, noch hätten sie irgendwelchen Erfolg gehabt, wäre die kollektivistische Mentalität nicht bereits vorher im Denken vieler einge­pflanzt gewesen.

Vergangenen Dezember wurde der Konsensus zur Eucharistie bekanntgege­ben, i.e. die Punkte derr ‘grundsätzlichen Übereinstimmung’ zwischen der katholi­schen Kirche und den orthodoxen (schis­matischen) Kirchen. Punkt 3 beginnt fol­gendermaßen:

“Das eucharistische Opfer schliesst die aktive Gegenwart Christi, des Hoheprie­sters, mit ein, der durch die christliche Gemeinde handelt, indem er sie in seine erlösende Anbetung einbezieht. Punkt 5, der sich wie eine Seite aus Teilhard de Chardin liest, spricht von der ‘Transfigu­ration des gesamten Kosmos’, die durch die Eucharistie ‘vorweggenommen’ sei.

Teilhard de Chardin glaubte an die Evolution der Menschheit in den Zu­stand eines ‘Überbewußtseins’, das durch den Verlust alles individuell einzelnen Bewußtseins zustandekommt und alle Menschen in einem ‘weltumfassenden Be­wußtsein’ vereint. Diese “Theorie der PIanetisierung” passt zu Teilhards ande­rer Lehre von der Errettung des Individu­ums durch die Gemeinschaft. Durch unse­re Zugehörigkeit zur Kollektivität der Menschheit insegesamt werden wir geret­tet.

Zu welchem Schlagwort ist “die Erlö­sung durch die Gemeinschaft” geworden. Nach Harvey Cox ist “das Heil etwas, das wir entweder gemeinsam erlangen, oder überhaupt nicht.” Dieser Professor der “Theologie” an der Harvard Universität sieht die Rolle der Kirche im Wenigerbe­tonen der Erlösung des Einzelnen und im Hervorheben der Erlösung in der Gruppe. Er beklagt “die individualistische Häre­sie” der Religion, die “Meine individuelle Seele betont…” Harvey bemerkt aber, daß er durch gemeinsame Experimente zur kommunalen Lebensweise, bei der man nicht einmal die Kinder als zu Individuen gehörig, sondern als Gruppen­verantwortlichkeit, d.i. als Art kommuna­ler Kinderkrippe betrachtet worden seien, sehr ermutigt wurden. (Die hier zitierte Bemerkung ist einer Rede Cox’ entnom­men, die er im März 1969 bei einem Symposion an der Wake Forest Universi­tät gehalten hat. Dies berichtet die ‘Re­view of the News’ v. 12.11.1969.)

Die Sexualität ist nunmehr keine priva­te Familienangelegenheit mehr, sondern eine Sache der Gemeinschaft. Der Ver­such, den Eltern die Verantwortung der sexuellen Erziehung zu nehmen, um diese Aufgabe den Schulen zu überantworten, ist als eine weitere Äusserung der durch­dringenden kollektivistischen Geisteshal­tung anzusehen. Die jungen Menschen ­so sagt man —, sollen das, was sie über Sexualität lernen, in einer Atmosphäre des Zusammenseins lernen. Es erübrigt sich, eigens auszuführen, daß der Druck hinter der “sexuallen Erziehung” ande­ren, teuflischen Absichten dient. Zu be­achten ist nur, daß man die “Entfaltung des Feingefühls”, ebenso wie auch die “sexuelle Erziehung” durch die Schulen glatt von der Hand gewiesen hätte, wären nicht bereits so viele der Eltern auf die kollektivistische “Geisteshaltung” einge­stellt gewesen.

Die Ohrenbeichte hat, da sie etwas individuelles, persönliches ist, in der jetzigen Ordnung der Dinge keinen Platz. Dafür muß die kollektivistische, die “ge­meinschaftliche Bußübung” oder die all­gemeine Absolution praktiziert werden. Die Zeitschrift ‘Catholic Currents’ vom 15.5.70 teilt mit, daß Fr. Robert L. Faircy S.J., der vor kurzem von der katholischen Universität entlassen wurde, behauptete, daß er sich beim gegenwärti­gen Klima der katholischen Universität deswegen unbeliebt gemacht habe, weil er — unter anderem — vertreten habe, “daß das persönliche Gebet wertvoll sei.”

Der Egalitarianismus, der auch als “Ni­vellierungsprozess” bekannt ist, ist ein integrales Moment der kollektivistischen Mentalität. Die Zurückführung aller auf das gleiche Niveau, vollkommene Gleich­heit in jeder Hinsicht, ist ein utopisches Ziel. Trotzdem muß dazu religiöses Brauchtum zu Gunsten eines weltlicheren Aussehens (von Religion und Kirche) ver­worfen werden. Priester und Religiose, die sich verpflichtet fühlen, auf das ge­wöhnliche Niveau — sogar in der Kleidung — hinabzusteigen, zeigen, bis zu welchem Grad sie von der kollektivistischen Nivel­lierungsmanie ergriffen sind.

“Nennen Sie mich nur beim Vorna­men.” “Hallo, ich heiße Pat McCor­mack.” Der unterbewußte Wunsch, in jeder Hinsicht in den Laienstand abzusin­ken, erklärt, warum so viele Priester nicht mehr wünschen, als Pater, Hochwürden usw. angesprochen zu werden. Ihren lächerlichsten Ausdruck bietet die Nivel­lierungsmanie durch das absurde Gehabe des (Reform-) Priesters, der bei der Aus­führung des Friedensgrußes, der kürzlich in der ‘Liturgie’ eingeführt wurde, den Ministranten die Hände schüttelt.

Es muß in der Kirche absolute Gleich­heit herrschen. Demokratisierung. “Kolle­gialität” der Bischöfe, Priester, der Aus­schüsse, der Versammlung des Gottesvol­kes, des Rates der Kirchengemeinde. In der Diskussion um den Zölibat wird geltend gemacht, daß Priester immerhin Menschen seien wie alle anderen! Ja, wie alle anderen. Gleichheit! Da die Männer in der Kirche ihr Haupt nicht bedecken, deshalb erfordern die “Rechte der Frau” die Abschaffung der herkömmlichen Kopfbedeckung.

Aber man fordert nicht nur Gleichheit in der Kirche, sondern die Gleichheit der Kirchen untereinander, was für die hier besprochene Geisteshaltung eine logische Folge darstellt. Daher auch die “interkon­fessionellen Versammlungen”, die unbe­dingte Notwendigkeit nach “Interkom­munion”, Ökumenismus, Nationaler Kir­chenrat, Weltkirchenrat. Denn eine Reli­gion ist so gut wie die andere. Der Satz “keine Rettung außerhalb der Kirche” wurde zu “keine Verdammnis außerhalb der Kirche”. Aber auch innerhalb der Kirche gibt es keine Verdammnis, denn es gibt sie überhaupt nicht — Punktum!

In der vorangehenden Betrachtung untersuchten wir einige Zeugnisse, aus welchen hervorgeht, daß die kollektivisti­sche Geisteshaltung der Neuerer, die den gegenwärtigen Aufruhr in der Kirche lei­ten, auch die Reihen der katholischen Geistlichen und Laien ansteckt. Wir möchten in der Untersuchung der umfas­senden Geisteshaltung innehalten, um zu bemerken, daß die kollektivistische Ein­stellung nur einen Aspekt darstellt. Er ist daran zu erkennen, daß er einen der von uns in Spalte A angeführten Unterbegrif­fe, nämlich den des “Kollektiven” über­treibt, während er den Gegenbegriff in Spalte B, den des “Individuellen” in seiner Bedeutung entsprechend schmälert.

Der Interdum-Leser muß wohl nicht daran erinnert werden, bis zu welchem Ausmaß das kollektivistische Denken der allgemeinen Bürgerschaft auf politischer, sozialer und wirtschaftlicher Ebene einge­pflanzt wurde, daß die vielen, seit langem eingesetzten Propagandawerkzeuge diese Mentalität überall popularisiert haben und daß diesem Programm wohldurchdachte und von subversiven Händen vorbereitete Pläne zu Grunde liegen. Eine gelegentli­che Hilfestellung erwächst dieser totalen (kollektivistischen) Bemühung durch die­jenigen, die mit horoskopischem Gewäsch schachern. Aquarius: “Du bist der Men­schenfreund, der sich eher mit der Grup­pe als mit dem Individuum befasst.” Wird unsere Kirche gegenwärtig ins “Zeitalter des Aquarius” hineingeführt? ?

Die Überbetonung der Worte “universell” und “Menschheit”

In unserer Analyse der universalisti­schen “Geisteshaltung” wollen wir aus der Spalte B zwei weitere, heutzutage überbetonte Gedanken herausgreifen: die Menschheit insgesamt und universell. Während die Jansenisten — um hier unse­ren Vergleich fortzusetzen —, in der Entfaltung ihrer Geisteshaltung “den Aus­erwählten” überbetonten und sich ganz und gar auf den Gedanken der begrenzten Zahl einzelner Seelen, die gerettet wer­den, richteten, legen die Universalisten die Betonung auf das extreme Gegenteil, auf die Gesamtheit, auf “alle Menschen”.

Es ist dies nur eine logische Erweiterung der kollektivistischen Mentalität mit dem zusätzlichen Gedanken, daß die Kollekti­vität in keiner Weise beschränkt werden darf, sondern all-umfassend sein muß.

Heutzutage ist das Wort universell in aller Munde: “universeller Friede” (Welt­friede), “universelle Gemeinschaft”, “uni­verselle Brüderschaft”, usw. Und alles was heute geplant wird, muß zum Wohl der “Menschheit” geplant werden. Dabei hat es den Anschein, daß man selten jeman­den findet, der daran interessiert ist, einer einzelnen Person zu helfen, ganz zu schweigen, daß jemandem geholfen wer­den sollte, seine Seele zu retten.

Man führt einen “Krieg gegen die Verseuchung”, viel wird über Okologie geredet und vor kurzem begingen wir den nationalen “Tag der Erde”, (nebenbei der 100. Geburtstag Lenins). All diese und andere Veranstaltungen sind — wohlge­merkt — für das Wohl der Menschheit, um alle auf die Gefahren, die uns umgeben, aufmerksam zu machen.

Eine der Gefahren, die der “Mensch­heit” drohen, ist vermutlich die “Überbe­völkerung”; deswegen müßen um des Wohles der “Menschheit” willen mehrere ernsthafte Maßnahmen ergriffen werden. Nachdem das Wohlergehen der Mensch­heit gefährdet ist, ist es dennoch bedeu­tungslos, daß die vorgeschlagene Abhilfe, wie z.B. die Geburtenkontrolle und legali­sierte Abtreibung auf schweren morali­schen Verfehlungen gegenüber den einzel­nen Individuen beruht, wodurch zum Zustand der gewohnheitsmäßigen Todsün­de ermutigt wird und das Heil der betrof­fenen Individuen ernsthaft in Gefahr ge­bracht wird. Gewiß, das Wohl der Mensch­heit fordert viele Opfer. Gelegentlich verbrennt sich einer der Menschenfreunde bei lebendigem Leib, um gegen einen “unmenschlichen” Krieg zu protestieren. Tragisch ist nur, daß bei solchen “Helden­taten” im Namen der “gesamten Mensch­heit” die einzelne Seele dieser Menschen­freunde Schiffbruch erleidet.

Auch kann die von der universellen und der Menschenauffassung besessene Person nicht verstehen, wieso das Denken Unseres Herrn so “beschränkt” gewesen sein sollte, daß er sich zur Konsekration Seines Kostbaren Blutes der Worte “PRO MULTIS” bediente. Was immer Er gesagt haben mag, Er muß damit “alle Men­schen” gemeint haben.

Die von dieser globalen Auffassung besessene Person beginnt zudem bald zu fragen, ob die katholische, die institutio­nelle Kirche wirklich eine ausreichend große Arche des Heils sei. Denn obschon das Wort katholisch — vom griechischen katholikos — wörtlich übersetzt “univer­sell” heißt, scheint es, daß die Kirche nicht “katholisch” ist, da sie nicht alle Menschen befasst. Wahr ist, daß noch vor kurzem eine Vielzahl von Konvertiten in die Kirche eingetreten ist. Das geschah jedoch auf der individuellen Basis, d.h. jeder ist für sich eingetreten. Solch ein Prozess ist aber viel zu langsam und langwierig. Weil aber alle Menschen Mit­glieder der Kirche sein sollen und die Kirche nur so der Definition “katholisch” wirklich gerecht wird, daher muß man an eine gemeinsame Wiedervereinigung den­ken. Der römisch-katholische Plan (der Wiedervereinigung) gilt daher dem Denken des Universalisten — wie Kardinal Manning erklärt —, als klar veraltet:

“Sogar im großen griechischen Schis­ma… sind alle Bedingungen der Wahr­heit und der Gnade erhalten… Die Kirche dort hat eine gültige Ordina­tion, die Gegenwart Jesu sowie die vollständige Ordnung der göttlichen Tatsachen und Wahrheiten, wenngleich infolge des Schismas und der Irrtümer weniger davon. Aber sie ist wiederher­stellbar und vermag sich eines Tages wie von den Toten zu erheben. Das trifft nicht zu für die Glieder (des mystischen Leibes), welche die ständi­ge Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Sakrament verloren und die Ordnung der göttlichen Tatsachen und den Auf­bau des mystischen Leibes entstellt haben: ihnen ist die gemeinsame Wie­dervereinigung unmöglich. Sie sind in der Auflösung begriffen und müssen daher durch die gleiche göttliche Kraft wiederhergestellt werden. Ihre Mitglie­der können einzeln gerettet werden, wie Schiffbrüchige, die man von einem Floß oder Riff aufnimmt; denn ihr Schiff ist verloren. Aus der zerstörten Struktur des Wracks kann der Leib nicht wiederhergestellt werden.” (Hen­ry Kardinal Manning, “The Blessed Sacrament: the Centre of Immutable Truth”).

Nein, denn der römisch-katholische Plan der individuellen Rettung und der Einzelkonversion ist für die pluralistische Gesellschaft von heute einfach nicht angelegt: “In Amerika werden derzeit drei Pläne verwirklicht, wovon jeder ein anderes Ziel verfolgt. Der erste Plan, ein kon­fessionsunabhängiger, ist der Gottes; der zweite ist ein konfessionsgebunde­ner, d.i. der römisch-katholische und der dritte ist ein antikapitalistischer, d.i. der kommunistische Plan.”

“Gottes Plan ist der Vereinigung aller Rassen, Religionen und Glaubensbe­kenntnisse gewidmet. Dieser Plan, der der neuen Ordnung der Dinge gewid­met ist, soll alle Dinge erneuern — soll eine neue Nation, eine neue Gattung, eine Kultur und eine neue, konfes­sionsunabhängige Religion herbeifüh­ren, die bereits als die Religion “des herrlichen Lichtes” erkannt und be­nannt wurde.”

(C.W. Smith, “God’s Plan in America”, erschienen im Sept. 1950 in der Zeit­schrift ‘The New Age, dem offiziellen Organ des ‘Supreme Council 33′ Scot­tisch Rite Freemasonry.)

Ebenfalls aus dem Griechischen, und wie das Wort “katholisch”, “universell” be­deutend, stammt das Wort ökumenisch. Wörtlich genommen ist das Wort ökume­nisch mit dem Wort katholisch sinnver­wandt. Unter Katholiken wurde das Wort bis vor kurzem nur in Bezug auf eine allgemeine oder ökumenische Versamm­lung gebraucht, wogegen das Wort öku­menisch, sowie die Bezeichnung “ökume­nische Bewegung” unter Protestanten und den Orthodoxen Kirchen schon seit länge­rer Zeit andere, spezielle Bedeutungen hatte.

Mit dem 2. Vatikanischen Konzil kam das Wort “Ökumenismus” in Mode. In dem von Vatikan II herausgegebenen Ökumenismusdekret ist das Wort Ökume­nismus nirgendwo präzise definiert. Die folgenden Auszüge aus dem Dekret sollen eine allgemeine Vorstellung von dem ver­mitteln, was unter Ökumenismus zu ver­stehen ist: “Geist der brüderlichen Liebe und Einheit”, “die Wiederherstellung der Einheit unter allen Christen”, “der Wunsch nach Einheit”, diese Bewegung auf die Einheit hin heißt “ökumenisch”, “Gemeinschaft in der Einheit”, “die Förderung der christlichen Einheit”, “die Pflichten für das allgemeine Wohl der Menschheit”, “das Band der Brüderlich­keit zwischen allen Christen”, “das Erlan­gen der Vereinigung”, usw.

“Ökumenismus”, so kann man sagen, ist in gewisser Hinsicht mit der Idee der “Einheit” gleichgesetzt, wiewohl das De­kret insgesamt zu vage ist, um sich für eine solche Sinnfestlegung herzugeben. Wird aber das Wort ‘Ökumenismus’ in dieser Bedeutung gebraucht, so liegt eine Fehlbenennung vor, wie sie denn auch in der Verwendung der ‘ökumenischen Be­wegung’ durch die früheren Protestanten vorlag; denn die Lehre von der Worther­kunft über ‘Ökumenismus’, von Griech. oikoumenikos = universell, zeigt, daß es wörtlich verstanden Universalismus heißt, womit aber ein vom Begriff der ‘Einheit’ vollständig verschiedener Sinn vorliegt. Unter den vier Merkmalen der Kirche finden sich zwei, die — das wird jeder anerkennen —, von einander ver­schieden sind: EINE (bezogen auf Ein­heit) und KATHOLISCH (bezogen auf Universalität). Mit dem Begriff Einheit und dem Begriff Ökumenismus liegen daher verschiedene Gedanken vor, die nicht gleichgesetzt werden können.

Die falsche Bezeichnung ‘Ökumenis­mus’ ist aber in jedem Fall zum Ge­brauchswort geworden. Betrachtet man den Ökumenismus in Aktion in den ver­schiedenen Gemeinden und Diözesen, so zeigt es sich deutlich, daß man selten zwei Pfarrer oder zwei Bischöfe findet, die unter ‘Ökumenismus’ das gleiche verste­hen. Ist das nicht eine merkwürdige Art der “Einheit”?

Insofern dieses Wort `Ökumenismus’ wörtlich Universalismus bedeutet, und die Häresie wiederum, daß alle Menschen gerettet werden, unter der gleichen Be­zeichnung (Universalismus) bekannt ist, wollen wir denselben von jetzt an als die “Häresie des Ökumenismus” bezeichnen.

Mancher wird nun sagen, ich hätte hier einen Kunstgriff erdacht, um den “Öku­menismus” falsch darzustellen, denn das Wort sei von mir in einer Bedeutung gebraucht, die von der durch das II. Vaticanum beabsichtigten abweiche. Hier­auf antworte ich, daß ich mich keiner Fehldarstellung schuldig gemacht habe, denn ich habe vorhin klar und präzise definiert, was ich unter “Ökumenismus” verstehe, und wie ich das Wort im Schlußteil des Artikels zu gebrauchen gedenke. Dieses Vorgehen ist nebenbei gesagt ehrli­cher als das der Neuerer, die den Ökume­nismus falsch darstellen, indem sie Hand­lungsweisen einführen, die der Tradition der Kirche und ihrem Lehramt entgegen­stehen und von denen sie noch dazu behaupten, dies sei im “Geiste des II. Vaticanums”.

Beurteilt man die “Früchte” des II. Vaticanums, oder des “Ökumenismus” in Aktion, so wird man sehen, daß es immer offenkundiger wird, daß der angewandte Ökumenismus, den wir mit eigenen Au­gen beobachten können, vielmehr die von mir aufgestellte Definition wahr macht, als das durch das II. Vaticanum vermut­lich Beabsichtigte. Daher wollen wir ohne weitere Erklärung oder Entschuldigung mit der Untersuchung der ökumenischen Häresie, “alle Menschen werden gerettet”, fortfahren.

Neben der wahren katholischen Kirche wird die Gegenkirche mit ihrem “Lehr­amt der Finsternis” erbaut. Die katholi­sche Kirche ist der mystische Leib Christi. Die ökumenische Kirche ist das “Volk Gottes”. In der katholischen Kirche wird das Heilige Messopfer gefeiert, in der ökumenischen Kirche gibt es die Zelebra­tion des Gedächtnismahles, bekannt als das “Herrenmahl”. In der katholischen Kirche haben wir das Allerheiligste Altars­sakrament, das Sakrament der vielen, das Zeichen der Einheit im mystischen Leib Christi. Die ökumenische Kirche hat in ihrer Liturgie als Symbol der Einheit aller Menschen die Worte “für alle” eingeführt. Diese Veränderung passt in den ganzen häretischen Rahmen wie ein Wort in ein Kreuzworträtsel. Wie lange wird es noch dauern, bis alle Menschen eingeladen werden, an der “Interkommu­nion” der ökumenischen Kirche teilzu­nehmen?

Latein, eine der drei Sprachen der Inschrift des Kreuzes Unseres Herrn, war von der göttlichen Vorsehung dazu be­stimmt, die Sprache der Einheit Seiner wahren katholischen Kirche zu sein. Die universelle Sprache der wahren Kirche wird immer Latein bleiben. Die Führer der ökumenischen Kirche sind sich jedoch ebenfalls bewußt, daß eine universelle Bewegung eine universelle (Kult-) Sprache braucht. Die Umstellung auf die Landes­sprache ist nur ein vorübergehender Pro­zess, dessen eigentlicher Zweck die Ab­schaffung der einheitlichen Sprache der wahren Kirche ist. Die einheitliche Spra­che der ökumenischen Kirche wird das Esperanto sein. Tatsächlich ist die “Litur­gie” der ökumenischen Kirche bereits ins Esperanto übersetzt worden und von Papst Paul VI. als liturgische Sprache anerkannt (vgl. die Sept./Okt. Ausgabe von 1968 der Zeitschrift ‘Notitiae’, offizi­elles Organ der ökumenischen Kirche). Aber wozu benötigt man eine Esperanto-Version der Liturgie? Wieviele verstehen oder sprechen heute Esperanto? Gibt es ein Land oder eine Gemeinde, in der jetzt eine in Esperanto zelebrierte Messe (Li­turgie) verstanden würde? Und wenn nicht, warum ließ die ökumenische Kir­che die Liturgie ins Esperanto übertra­gen? Die ökumenische Kirche verschwen­det gewiß keine Zeit an Spielereien.

Anna Katharina Emmerick (1776-1824), die heilige deutsche Mysti­kerin, sah in ihren Visionen und mysti­schen Erlebnissen die Geburt dessen, was sie als die “Kirche der Finsternis” und als die “schwarze, nachgeahmte Kirche” be­zeichnete. Das Wort Nachahmung (Fälschung) bedeutet mehr als nur “falsch” (falsche Kirche und Formen der Anbetung hat es immer gegeben); Nach­ahmung (Konterfei) aber impliziert die Absicht, etwas als wahr hinzustellen, das Wahre zu imitieren. Wir beanspruchen nicht, die Gabe zu besitzen, Prophezeiungen vollkommen und genau zu interpre­tieren, noch haben wir die Argumente unserer Darstellung je auf Prophezeiungen gestützt. Ebensowenig wollen wir aus den Visionen der Kath. Emmerick einen Be­weis ableiten, denn der Versuch, Prophe­zeiungen zu interpretieren, schließt im­mer das Risiko ein, daß die wahre Bedeu­tung gänzlich verfehlt wird. Dennoch ist es uns erlaubt, darüber zu reflektieren, ob Schwester Emmerick die ökumenische Kirche der gegenwärtigen Zeit vorausgese­hen hat. Die folgenden Ausschnitte sind dem 2. Band des Buches “Das Leben der Anna Katharina Emmerick” von Pater C. E. Schmöger, CSsR, herausgegeben 1867 (neue Gesamtausgabe der Visionen der Anna Katharina Emmerick beim IMMA­CULATA-Verlag, CH-6015 Reußbühl/Lu­zern, in 4 Taschenbänden), entnommen.

Ich sah, daß eine fantastisch und unge­wöhnlich aussehende Kirche erbaut wur­de. (…) Bei der Errichtung halfen keine Engel, sondern Scharen der wildesten planetarischen Geister, die alle möglichen Dinge in das Gewölbe schleppten, wo diese von Personen in kleinen kirchlichen Gewändern empfangen und an verschiede­nen Orten abgestellt wurden. Nichts da­von wurde von Oben gebracht; alles kam von der Erde und den dunklen Regionen, und alles wurde von den planetarischen Geistern erbaut. (…) Ich erkannte, daß viele der Instrumente der neuen Kirche, die Speere und Pfeile dazu bestimmt waren, gegen die lebende Kirche ange­wandt zu werden. (…) In der Höhle darunter (Sakristei) kneteten mehrere Personen Brot, jedoch ohne Erfolg, denn der Teig wollte sich nicht erheben. (…) Alles in dieser Kirche gehörte der Erde an und kehrte in sie zurück; alles war leblos, die Arbeit menschlichen Könnens, eine Kirche des letzten Stils, eine Kirche menschlicher Erfindung, gleich wie die neue heterodoxe Kirche in Rom.” (S. 283-3).

“Ich fürchte, der Heilige Vater wird vor seinem Tode viel Drangsal erleiden, denn ich sehe die dunkle Kirche der Nachahmung sich ausbreiten und verhee­renden Einfluß auf die Öffentlichkeit gewinnen.” (S. 292) “Sie erbauten eine große, besonders extravagante Kirche, die alle Glaubensbekenntnisse als gleichbe­rechtigt umfassen sollte: evangelische, ka­tholische und alle Denominationen, in der wahren Gemeinschaft des Unheiligen, mit einem Hirten und einer Herde. Sie sollten einen bezahlten Papst haben, der anson­sten ohne Besitztümer ist. Alles wurde vorbereitet und viele Dinge vollendet. Aber anstatt eines Altars gab es nur Greuel und Trostlosigkeit. Solcher Art war die neue kommende Kirche, und ihretwegen hat er die alte in Brand gesteckt. Doch Gott fügte es anders. Er starb im Glauben und nach Beicht und Buße — und er erwachte zu neuem Leben.” (S. 353)

“Nachdem ich das Gesicht bis in die letzte Einzelheit geschaut hatte, sah ich den gegenwärtigen Papst wieder, sowie die Kirche der Finsternis seiner Zeit in Rom”. (S. 279) “Ich sah die erschrecken­den Folgen dieser imitierten Kirche; ich sah sie wachsen; ich sah, wie alle Arten von Häretikern nach Rom strömten; ich sah die ständig zunehmende Lauheit der Geistlichkeit und den sich fortwährend erweiternden Kreis der Finsternis. (…) Wiederum sah ich im Gesicht, wie St. Peter nach einem dafür zurechtgelegten Plan von einer geheimen Sekte untergra­ben wurde, während es gleichzeitig durch Stürme beschäftigt wurde; im Augenblick der größten Gefahr aber wurde es geret­tet. Ich sah wie die Allerheiligste Jungfrau ihren Mantel darüber breitete. In dieser letzten Szene sah ich den herrschenden Papst nicht mehr, sondern seinen Nach­folger, einen milden, jedoch sehr ent­schlossenen Mann, der es verstand, sich seine Priester verbunden zu machen, und der die Bösen von sich stieß.” (S. 281)

Unter den weltweisen Geistlichen Deutschlands und den aufgeklärten Prote­stanten sah ich die Pläne zur Vermischung der Religionen und zur Unterdrückung der päpstlichen Autorität…” (s. 346).

“Ich sah die geheime Gesellschaft die große Kirche (St. Peter) untergraben, und in ihrer Nähe sich eine schreckliche Bestie aus der See erheben.” (S. 290) “Ich sah, daß sich während der letzten Tage wun­derbare Dinge mit der Kirch zutrugen. St. Peter war von der Sekte beinahe ganz zerstört, aber deren Mühen wurden dafür zunichte gemacht und alles was ihr gehör­te, ihre Kleider und Werkzeuge, wurden von den Richtern auf dem öffentlichen Platz der Schande verbrannt… In diesem Gesicht sah ich die Mutter Gottes so schwer für die Kirche leiden, daß meine Verehrung für sie bedeutend vertieft wur­de.” (S. 292)

“Sie wollen böse Bischöfe einsetzen. An einem Ort wollen sie eine katholische Kirche in ein lutherisches Versammlungs­gebäude umwandeln.” (S. 299) “Als ich St. Peter in diesem Zustand des Verfalls sah und wie so viele Geistliche — wenn auch heimlich —, sich um die Zerstörung mühten, war ich so überwältigt, daß ich von Herzen zu Jesus um seine Barmher­zigkeit flehte.” (S. 300)

“Ich sah den kleinen schwarzen Mann, der im eigenen Land Diebstähle beging und die Dinge verfälschte. Dort ist die Religion so gekonnt untergraben und eingeschnürt, daß kaum noch hundert treue Priester übrig sind. Ich kann nicht sagen, wie es zugeht, aber ich sehe Nebel und Dunkelheit zunehmen (…). Bald muß alles für alle neu errichtet werden, denn auch die Geistlichen arbeiten an der Zerstörung — und Verfall ist allerorts.” (S. 298)

“(…) Nochmals sah ich die große, ungewöhnlich aussehende Kirche, die nichts Heiliges an sich hatte (…). Alle Schritte, die zu ihrer Errichtung und Erhaltung als notwendig oder tunlich erachtet worden waren, wurden in den entferntesten Ländern getroffen. Ebenso war es mit den Menschen und Dingen, den Lehren und Meinungen, die dazu beigesteuert wurden.” (S. 283 —4)

“Bei diesen Gesichten von der Kirche insgesamt, sehe ich im Nordwesten immer einen dunklen Abgrund in den kein Licht­strahl fällt, und ich fühle, daß dies die Hölle ist (…). Sie waren nicht in der ordentlich gegründeten lebenden Kirche, eins mit der kämpfenden, der leidenden und siegreichen Kirche, noch empfingen sie den Leib des Herrn, sondern nur das bloße Brot. Die sich aber ohne eigenes Verschulden im Irrtum befanden und fromm und sehnsüchtig nach dem Leib des Herrn verlangten, wurden nicht durch ihre Kommunion, sondern geistlicherwei­se getröstet. Diejenigen, welche gewohn­heitsmässig, aber ohne die sehnsüchtige Liebe kommunizierten, empfingen nichts; indes empfängt ein Kind der Kirche eine unermessliche Vermehrung der Kräfte.” (S. 85) “Ich sah unerhörte Greuel sich über das Land ausbreiten und mein Füh­rer sagte mir: ‘Dies ist Babel!’ Im ganzen Land sah ich eine Kette geheimer Gesell­schaften, deren Einfluß dem Babels glich (…). Ich sah, wie alles in Verfall überging, daß heilige Dinge zerstört wurden, und daß Gottlosigkeit und Häresie eindran­gen.” (S. 132)

Die Verzerrung von “Christus starb für alle”

Bis jetzt haben wir die Tendenz der ökumenistischen Mentalität untersucht, aus der hervorgeht, daß sie mehrere Unter­begriffe aus der Spalte A, z.B. “insge­samt”, “Menschheit”, “universell”, be­tont. Diese Tendenz ist ein Teil der Konstitution der gesamten Geisteshal­tung, die letztlich zur Verleugnung der Wahrheit B führt, d.i., zur ökumenischen Häresie, daß alle Menschen gerettet wer­den. Es versteht sich von selbst, daß zusätzlich zur Übertreibung der bezoge­nen Unterbegriffe der Spalte A, auch die Hauptwahrheit der Spalte A, “Christus starb für alle Menschen”, übertrieben wird. Dies entspricht einerseits der janse­nistisch-kalvinistischen Tendenz, die Hauptwahrheit B, “nur wenige werden gerettet”, zu übertreiben, und ist ihr doch zugleich gänzlich entgegengesetzt.

Die wahre Bedeutung des Satzes, daß “Christus für alle Menschen gestorben” ist, daß er die Menschheit erlöste, daß er alle Menschen in seiner Kirche haben will, daß er alle gerettet sehen will, diese wahre Bedeutung wird von den Ökumenisten zur falschen und gefährlichen Lehre der universellen Rettung verzerrt.

Um diese Häresie zu befördern, zögern die Neuerer auch nicht, Hand an die Heilige Schrift zu legen. Man betrachte die Epistel der Mitternachtsmesse von Weihnachten. Der Passus aus Titus 2,11: “Denn die Gnade Gottes, Unseres Erlö­sers, ist allen Menschen erschienen”, heißt in der neuen Lesung: “Gottes Wohlwollen ist erschienen, es bringt allen Menschen Rettung”. Im griechischen Text, der ziemlich kurz ist, findet sich der Aus­druck “Gott Unser Erlöser” nicht weniger als vier Mal, weshalb es keine linguistische Rechtfertigung dafür gibt, diesen Aus­druck als “Rettung bringend” wiederzu­geben. Aber nach der ökumenistischen Ordnung der Dinge ist es notwendig, die Häresie der universellen Rettung unauffäl­lig einzupflanzen. Die falsche Überset­zung dieses speziellen Absatzes wird vom Ökumenisten zweifelsohne als das Beja­hen des Satzes “Christus starb für alle” erklärt.

“Christus starb für alle” ist die ge­wöhnliche Antwort, die gegeben wird auf die Frage hin, warum die Worte des Konsekrationstextes “PRO MULTIS” durch die Worte “für alle Menschen” er­setzt wurden.

Das Mißverständnis “Christus starb für alle Menschen”, das universelle Rettung bedeuten soll, muß zum religiösen Indifferentismus führen. Denn wenn Chri­stus für alle gestorben ist, warum sollten wir dann noch um die Rettung jener besorgt sein, die außerhalb der Kirche stehen. Aus dieser ökumenistischen Men­talität erklärt sich wohl der Rückgang der wahren katholischen Missionstätigkeit. Frühere Epochen erlebten große Missiona­re, unter ihnen viele kanonisierte Heilige, die alles riskierten, nur um in fremde und ferne Länder zu gehen und dort den Heiden zu taufen, und um ihn zum Katholiken zu machen. Im ökumenisti­schen Zeitalter jedoch, würden die mei­sten Priester nicht einmal eine Fahrt zum anderen Stadtende unternehmen, um ei­nen Nichtkatholiken zu bekehren. Hinge­gen geben sie sich alle Mühe, um mit ihm zu “dialogisieren” und herauszufinden, was der Nichtkatholik zu sagen hat.

Warum sollten wir im ökumenistischen Zeitalter wie dem unseren wegen der Konversion anderer bekümmert sein? Denn Christus ist immerhin für alle Men­schen gestorben. Daher sehen wir nun­mehr einen radikalen Rückgang der Kon­versionen zum wahren Glauben. Warum werden so viele katholische Schulen ge­schlossen? Zugegeben, das erklärt sich zum Teil aus der Abneigung unter den traditionalistischen Katholiken für diese Schulen. Doch es gibt gar nicht so viele, wirklich informierte, traditionalistische Katholiken. Die Wahrheit ist, daß die Mentalität des: “Christus starb immerhin für alle Menschen” die Notwendigkeit für katholische Schulen einfach nicht mehr sieht. Und wenn “Christus für alle Men­schen gestorben ist”, was universelle Ret­tung bedeutet, wozu dann noch Heiligen­verehrung? Als Vorbilder, die man nach­ahmt und als Beschützer, die uns beiste­hen, sind sie nicht mehr nötig. Worin sollten sie uns beistehen? Wir alle sind ja Heilige. Wir sind alle gleich! Auf solche Weise ziehen die Heiligen aus dem römi­schen Kalender aus. Hans Küng hat der ökumenistischen Absicht gemäß erklärt, daß “alle Kanonisierungen einzustellen sind.” (In der Zeitschrift ‘Catholic Cur­rents’, v. 15.5.1970)

Die Verzerrung von “Gottes Barmherzigkeit”

Die jansenistische Überbetonung Got­tes unendlicher Gerechtigkeit führte zu einer Besessenheit bezüglich der Lehre von der Hölle, zu einer minimalen Wert­schätzung von Gottes Barmherzigkeit, so­wie zu fremdartigen Auffassungen hin­sichtlich der Vorherbestimmung. Der Ökumenist von heute denkt an nichts anderes mehr denn an Gottes Barmherzig­keit (oder “Liebe”), vergisst jedoch Got­tes unendliche Gerechtigkeit, und glaubt daher gar nicht mehr an die Hölle.

In meinem Artikel “Die Infragestel­lung der Gültigkeit der Messen, die den gänzlich englischen Kanon gebrauchen” (Questioning the Validity of the Masses using the All-Englisch Canon), schrieb ich den folgenden Satz: “Christi Leiden kommt nicht allen Menschen zugute, denn wir wissen de fide daß nicht alle Menschen das ewige Heil erlangen.” Als ich diese Abhandlung schrieb, war ich mir bewußt, daß ich meine Position in Bezug auf viele der darin enthaltenen Punkte zu verteidigen haben würde. Nie habe ich aber daran gedacht, daß gerade der obige Satz in Frage gestellt würde. Aber er wurde es! Fr. Theodore Mackin wandte ein, daß ich an anderer Stelle der Abhand­lung sage: “daß die Kirche lehre, daß einige Menschen verdammt seien.” Und er fährt fort: “Herr Omlor ist — meines Wissens — der erste Theologe, der diese Lehre vorgetragen hat.” — (!) Es sei bemerkt, daß Pater Mackin Rektor der Theologischen Fakultät an der Universität von Santa Clara ist.

Am 29.5.1970 erschien in der Zeit­schrift ‘National Catholic Reporter’ ein von Sidney Callahan verfasster Artikel mit dem Titel “Die Hölle un der Teufel, sind sie wirklich? ” Frau Callahan schreibt darin: “Ich habe endlich verstan­den, daß viele Christen im Glauben an die Hölle erzogen wurden. (…) Ich weiß nicht, warum ich so lange brauchte, um zu verstehen, daß andere wirklich an die Hölle und den Teufel glauben. Ich vermu­te, daß dies meinem Erbe der Aufklärung, das von der Konversion nicht wirklich berührt wurde, zuzuschreiben ist. (…) Denn Güte, Schönheit und Freude auf Erden machten Gott und den Himmel für mich immer zu einem angemessenen Ge­rücht. (…) Aber die Hölle? (…) Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß die tätige Liebe in Wirklichkeit zurückgewie­sen werden könnte, oder daß göttliche Liebe nicht doch auch die hoffnungslose­ste Verunstaltung heilen könnte. (…) Manche Begriffe, wie z.B. der des Fege­feuers oder der Läuterung (Purgatorium) sind mir verständlich, aber endgültige Verdammnis ist mir unbegreiflich. (…) Was die Frage des Bösen, der Hölle und des Teufels angeht, bin ich letztlich agno­stisch. Ich behaupte nicht, daß es derarti­ges nicht geben könne, (mögen die Inqui­sitoren dies bemerken) denn wenn ich mit der Folter konfrontiert werde, so sind mir die obigen Begriffe wenigstens von der Vorstellung her zugänglich.”

Der Prozess der Verleugnung der Hölle ist ein gradueller. Die erste hierin entste­hende Frage betrifft den Aspekt der Ewigkeit der Hölle. Wie könnte ein un­endlich barmherziger Gott jemanden für alle Ewigkeit in die Hölle stürzen? Dies ist der Fuß in der Tür. Aber das genügt bereits. Nimmt man das Ewige vom Be­griff der Hölle, so verschwindet dieser Begriff; denn eine Hölle, die nicht ewig ist, ist im schlimmsten Falle eine Art Fegefeuer.

In der neuen “Liturgie” der ökumeni­schen Kirche ist das Gebet für die im Glauben verstorbenen durch das folgende ersetzt: “Gedenke jener, die im Frieden Christi geschieden und aller Toten, deren Glaube nur Du allein kennst.” (Euchari­stisches Gebet IV) Was impliziert das Beten für “alle Toten”? Sät es nicht wenigstens den Samen, daß alle Toten immer noch die Möglichkeit der Rettung haben? Und vielleicht ist die Hölle trotz allem nicht ewig! Die einleitenden Worte “Gedenke jener, die im Frieden Christi verstorben sind” kann man gewiß als auf die Seelen im Fegefeuer bezogen verste­hen, (nicht auf die Heiligen, die der Gebete nicht bedürfen). Aber den einlei­tenden Worten folgt das Wort u n d, das eine andere Gruppe meint, die von der ersten verschieden ist, welcher aber eben­so gedacht werden soll: ” u n d aller Toten…”.

Mit der Verleugnung der Hölle ist der Gipfelpunkt der Häresie erreicht. Denn wenn es keine Hölle gibt, so folgt damit automatisch, daß niemand je verdammt werden kann. “Alle Menschen sind geret­tet.”

ZUSAMMENFASSUNG

Wir haben die ökumenistische, oder die universalistische “Geisteshaltung” un­tersucht. Sie befasst sich besonders mit der Vorstellung der Kollektivität, der Universalität, der Menschheit, mit Gottes Barmherzigkeit und der verzerrten Wahr­heit, daß “Christus für alle gestorben ist”. Sie spielt die individuelle Rettung herun­ter, die besondere Beziehung der Seele zu Gott, Gottes Gerechtigkeit, sowie die Wahrheit, daß “nur viele gerettet wer­den”. In dieser Ordnung der Dinge hat die Hölle keinen Platz. Für den Ökumenisten ist die Lehre von der Hölle unvereinbar mit seiner verdrehten Auffassung von Gottes “Barmherzigkeit”; denn das aus­gleichende Prädikat von Gottes Gerechtig­keit wurde verdeckt. Der Höhepunkt, daß alle Menschen gerettet werden, folgt für den Ökumenisten aus seiner Geisteshal­tung, wie die Nacht dem Tag folgt.

Die Antwort des treuen Katholiken auf den Ökumenismus mit seinem Pomp und seinen Werken muß das klassi­sche Wort von W.C. Field sein: “I refuse to be participated.” (Ich weigere mich, einbezogen zu werden.”)

Patrick Henry Omlor

Für die Übersetzung: Günther Mevec

Hinweis der Redaktion:

INTERDUM ist eine ausgezeichnete, gele­gentlich erscheinende amerikanische Zeit­schrift, die jedem Englisch verstehenden Leser des DZM nur wärmstens empfohlen werden kann. Schreiben Sie um Abonne­mente an: Patrick Henry Omlor, Box R, Menlo Park, California 94025, U.S.A.

_______

Quelle: DZM Oktober 1970, Seiten 1024-1030



Viewing all articles
Browse latest Browse all 6641