VIII
DIE EINIGUNG EUROPAS — MODELL DER
EINIGUNG DER WELT
Als eine Vorbedingung und zugleich als einen Modellfall der Einigung der Welt betrachtet Pius XII. die Einigung Europas. Wir werden im folgenden (S. 137 ff.) sehen, daß der Papst die Europaresignation, die die Rolle Europas in der Welt für ausgespielt hält und einen “Abschied vom Abendland” verkündet, nicht teilt. Da die in der ganzen Welt, in allen Ländern und Erdteilen, in Gang befindliche Umwälzung hauptsächlich durch das Vordringen und den Einbruch der westlichen Welt, namentlich ihrer technischen Zivilisation, verursacht ist, können diese Länder die Erfahrungen Europas zu ihrer Bewältigung und Lenkung nicht entbehren, kann sich Europa aber auch seiner Verantwortung nicht entziehen. Das setzt aber voraus, daß Europa selber seiner Krise Herr wird und zu einer Selbstfindung kommt, in der das Erbe seiner Kultur und die neuen Aufgaben eine fruchtbare Synthese bilden. Die Überwindung seiner Spaltung muß das Kernstück seiner Anstrengungen sein. Dazu drängen es aber auch die noch lebendige Erfahrung der schrecklichen Konsequenzen, die seine Zwietracht, seine Konflikte, seine Selbstzerfleischung gehabt haben, ebenso wie die Erkenntnis, daß seine Wohlfahrt und seine Selbstbehauptung gegen die es von außen bedrohenden Gefahren von seiner Einigung und organisierten Zusammenarbeit abhängen.
So stützt der Papst seinen Aufruf zur Einigung Europas darauf, daß er die Einsicht und das Friedensbedürfnis der Völker anspricht und ihnen gleichzeitig die Notwendigkeit dieser Einigung vor Augen stellt. Er hält es für die geschichtliche Pflicht der europäischen Völker, diesen Sprung in die Zukunft zu tun; es ist ein „vernünftiges Wagnis”, die Forderung dieser unserer Geschichtsstunde.
Von den zahlreichen dieser Aufrufe seien hier drei besonders dringliche mitgeteilt, die in krisenschwere Stunden hineingesprochen wurden: der erste auf einem der Höhepunkte des zweiten Weltkrieges, der in einer solchen Situation wie eine prophetische Kühnheit anmutet; der zweite nach der bitteren Enttäuschung, die das Scheitern der EVG den Hoffnungen auf Europa bereitete; der dritte nach den ungarischen Ereignissen und nachdem der Suezkonflikt so heftige Gefühle der Enttäuschung und der Bitterkeit der europäischen Nationen gegeneinander ausgelöst hatte.
Wir stehen heute vor einer Tatsache von großer, bezeichnender Wichtigkeit. Aus den leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der Kriegsparteien über die Ziele des Krieges und die Gestaltung des Friedens schält sich immer mehr die gemeinsame Auffassung heraus, daß das Vorkriegs-Europa wie auch seine öffentlichen Einrichtungen sich in einer so tiefgreifenden Umwandlung befinden, daß sich der Anfang einer neuen Weltzeit ankündet. Man behauptet, Europa und seine Staatenordnung werden nicht mehr so sein, wie sie früher waren. Etwas Neues, Besseres, Fortschrittlicheres, etwas organisch Gesunderes, Freieres, Stärkeres, müsse an die Stelle des Alten treten, um die Fehler, die Schwächen, die Mängel zu vermeiden, die, wie man sagt, im Lichte des neuen Geschehens offenbar geworden seien.
Solche Ansichten und Stimmungen lassen sich nicht genügend aus der bloßen Neuerungssucht erklären. Im Licht der Erfahrungen dieser Umbruchszeit, unter dem lastenden Druck der von ihr geforderten und auferlegten Opfer erstehen neue Erkenntnisse und neue Bestrebungen, die Geister und Herzen in ihren Bann ziehen. Es ist die sonnenklare Erkenntnis vom Versagen des Heute. Es ist ein entschiedenes Streben nach einer Ordnung, welche die Rechtsgrundsätze des staatlichen und internationalen Lebens sichert. Daß diese drängenden Bestrebungen besonders in den weiten Kreisen des werktätigen Volkes sich bemerkbar machen, kann keineswegs verwundern. Denn gerade sie müssen jeweils mehr als andere, in Kriegs- und Friedenszeiten, die bitteren Folgen der wirtschaftlichen, staatlichen oder internationalen Störungen an sich erfahren. Weniger noch als andere wundert sich die Kirche, die als gemeinsame Mutter aller den Aufschrei besser wahrnimmt und versteht, der aus der gequälten Volksseele hervorbricht1.
Die gegenwärtige Lage der Dinge wird sich nicht bessern, wenn nicht alle Völker die gemeinsamen geistigen und sittlichen Ziele der Menschheit anerkennen, wenn sie sich nicht helfen, sie zu verwirklichen und wenn sie sich folglich nicht miteinander verständigen, um sich der auflösenden Diskrepanz entgegenzustellen, die zwischen ihnen hinsichtlich des Lebensstandards und der Produktivität der Arbeit besteht.
Alles das kann in Europa geschehen, ja es muß dringend geschehen durch das Zustandekommen jener kontinentalen Union seiner Völker, die sich zwar voneinander unterscheiden, aber geographisch und historisch miteinander verbunden sind. Eine gültige Ermutigung zu dieser Union besteht in dem offenkundigen Versagen der entgegengesetzten Politik und in der Tatsache, daß die Völker selber in ihren breitesten Schichten ihre Verwirklichung erhoffen, weil sie sie für notwendig und für praktisch möglich halten. Die Zeit scheint also reif dafür, daß die Idee Wirklichkeit wird. Darum ermahnen Wir vor allem die christlichen Politiker zur Tat, denen Wir nur in Erinnerung zu rufen brauchen, daß jede Art friedlicher Einigung der Völker immer ein Anliegen des Christentums gewesen ist. Warum noch zaudern? Das Ziel ist klar; die Bedürfnisse der Völker liegen offen vor aller Augen. Dem, der im voraus eine absolute Garantie für den glücklichen Ausgang haben wollte, müßte man antworten, daß es sich wohl um ein Wagnis, aber um ein notwendiges Wagnis handle; um ein Wagnis, das jedoch den gegenwärtigen Möglichkeiten entspreche; um ein vernünfliges Wagnis. Gewiß muß man vorsichtig vorgehen, mit wohlberechneten Schritten voranschreiten; aber warum soll man gerade hier nun mißtrauisch sein gegenüber der hohen Stufe, die die politische Wissenschaft und Praxis erreicht hat, die doch die Hindernisse genügend im Voraus zu erkennen und die Abhilfe bereitzuhalten vermag? Zum Handeln drängt vor allem die ernste Lage, in der Europa sich befindet: es gibt für es keine Sicherheit ohne Wagnis. Wer absolute Gewißheit verlangt, beweist keinen guten Willen gegenüber Europa2!
So besteht denn eine der konkreten Forderungen dieser Stunde, eines der Mittel, der ganzen Welt den Frieden und ein fruchtbares Erbe an Hab und Gut zu sichern, eine Kraft, die auch die Völker Asiens und Afrikas, des Mittleren Orients und Palästinas mit den Heiligen Stätten einbezieht, darin, daß die Einheit Europas gefestigt wird. Sie kann jedoch nicht gestärkt werden, solange nicht jede der ihr angehörigen Nationen versteht, daß die politischen und wirtschaftlichen Niederlagen der einen auf die Dauer in keinem Teil der Welt einen wirklichen Gewinn für die anderen darstellen können. Sie wird nicht fester hinsichtlich der Bildung der öffentlichen Meinung, wenn in der Stunde der gemeinsamen Gefahr die Kritik an den Handlungen der einen, auch wenn sie berechtigt ist, von den andern unter so einseitigen Gesichtspunkten zum Ausdruck gebracht wird, daß man daran zweifeln könnte, ob noch irgendein Band zwischen ihnen besteht. Niemals, kann man gute Politik allein aus dem Gefühl machen; noch weniger eine echte Politik von heute aus den Gefühlen von gestern und vorgestern3.
Der Papst erkennt von allen Motiven, die es für die Einigung Europas gibt, dem der Furcht angesichts seiner äußeren Bedrohung, die geringste Wirksamkeit und formende Kraft zu. Denn es kann allzuleicht in sein Gegenteil umschlagen. Er sucht also die Betrachtung der positiven Seiten der Einigung zu bestärken. Diese ihre Vorteile dürfen aber nicht rein wirtschaftlich gesehen werden. Nach der christlichen Soziallehre sind die wirtschaftlichen Zwecke den sozialen unterworfen, (vgl. S. 23) von denen das in dem zweiten Text angeführte Beispiel der Förderung gesunder Familien das wichtigste ist.
Der Wille zum gemeinsamen Leben, der das Europa von morgen fest zusammenhalten wird, muß sich vor Mutlosigkeit angesichts der äußeren Gefahren hüten, die es bedrohen. Ist es nicht besser, daß jeder, statt sich ein wenig widerwillig auf dieses Ziel zudrängen zu lassen, von ihm durch ein positives Element angezogen wird?
Derartige Elemente findet man schon im wirtschaftlichen und politischen Bereich. Das einige Europa nimmt sich vor, die Existenz aller seiner Glieder und des Ganzen, das sie bilden, zu garantieren, den wirtschafllichen Wohlstand zu begünstigen, so daß seine politische Macht sich die geziemende Achtung im Konzert der Weltmächte verschafft. Das ist sicher ein wertvolles positives Ziel der gegenwärtigen Bemühungen für ein einiges Europa4
Heute ist das Problem der Arbeit eine umfassendere Frage geworden, in der ganz Europa solidarisch ist. Die gegenwärtigen Bemühungen, Europa zu einer Einheit umzubilden — wie immer das geschehen mag, wenn es sich nur als wirksam erweist —, erfordern ebenfalls die Schaffung neuer Bedingungen für seinen wirtschaftlichen Fortschritt; nur dann kann man hoffen, das Problem der Arbeit zu lösen. Wer glaubt, den Interessen des Arbeiters mit den alten Methoden des Klassenkampfes zu dienen, irrt sich; und noch mehr irrt sich, wer zudem noch glaubt, er müsse seine Bemühungen rechtfertigen als das einzige Mittel, noch einen religiösen Einfluß auf die Welt der Arbeiter ausüben zu können.
Zweifellos besteht der Vorteil einer europäischen Wirtschafl nicht einfach in einem zusammengefaßten ausgedehnten Raum, in dem der sogenannte Marktmechanismus Produktion und Konsum regelt. Noch wichtiger ist es, daß zugleich mit dem Aufbau der europäischen Wirtschaft im Bereich der Konkurrenz die Stabilisierung eines wirklich sozialen Lebens, die gesunde Entwicklung der Familie von Generation zu Generation angestrebt wird und daß in dieser Hinsicht und mit diesem Ziel die natürlichen Kriterien einer Organisation der Produktion in Raum und Zeit und eines vernünftigen Konsums zur Geltung gebracht werden.
Das ist die einzige Art und Weise, in der Völker mit einem Überschuß von kinderreichen Familien, wie Italien, der europäischen Wirtschafl den wichtigen Beitrag ihres Reichtums an Arbeitskräflen und ihres Potentials an Konsum eingliedern können5.
Das Abstellen auf die rein wirtschaftlichen, materiellen Vorteile der Einigung Europas wäre nicht nur deshalb falsch, weil damit das Ziel einer sozialen Gesundung und Festigung Europas, das für seinen Bestand vorrangig ist, verdeckt würde. (Der Papst warnt immer wieder vor einer allzu „materiellen Fassung des Friedensproblems”; vgl. den Abschnitt „Der technische Geist und die Einheit der Menschheit” S. 43 ff.). Sie sind auch nicht kurzfristig zu erwarten, der zur Einigung notwendige Ausgleich fordert vor allem von den begünstigteren Teilen Europas sicher in mancher Hinsicht Opfer — solche Opfer materieller Art, die sittlich am vertretbarsten sind, stoßen aber in der Wirklichkeit auf den härtesten Widerstand.
Man erkennt ohne Mühe, daß von allen Teilnehmern an einem geeinigten Europa ernsthafte Zugeständnisse verlangt werden müssen. Verlegung von Industrien, Anpassung der Arbeitslöhne, lokale Schwankungen und Schwierigkeiten in dem einen oder anderen Bereich der Produktion, das sind einige der Eventualitäten, denen die Regierungen und die Völker ins Gesicht sehen müssen. Diese Unannehmlichkeiten können vorübergehender, können aber auch dauerhafter Natur sein. Es ist nicht sicher, daß sie immer kurzfristig durch wirtschaftliche Vorteile ausgeglichen werden können, so wie ja auch schon im Inneren eines Landes die ärmeren Gebiete nur mit Hilfe der glücklicheren Gegenden das gleiche Lebensniveau halten können. Man muß daher die Zustimmung der öffentlichen Meinung jeder Nation zu vielleicht dauerhaften Verzichten erreichen, muß ihr deren Notwendigkeit erklären, sie mit dem Wunsche erfüllen, trotzdem mit den anderen vereinigt zu bleiben und ihnen weiter zu helfen6.
Man kann sich die natürliche Reaktion der Egoismen leicht vorstellen, den sozusagen instinktiven Rückzug auf sich selber, die in den Händen von Gegnern und aller derjenigen, deren zweideutige Ziele sich mit den Streitigkeiten anderer wohl vertragen, zur gefährlichen Waffe werden können. Man muß sich deshalb von Anfang an darüber klar sein: die Aussicht auf materiellen Nutzen wird niemals den Willen zu den Opfern garantieren, die für den Erfolg unerläßlich sind. Früher oder später wird sie sich als Trug und Täuschung erweisen. Man kann weiter die Interessen der gemeinsamen Verteidigung anführen. Zweifelsohne ruft Furcht eine zwar heftige, aber gewöhnlich auch kurze und jeder aufbauenden Kraft entbehrende Wirkung hervor und ist nicht imstande, die verschiedenen Kräfte zum Dienste am selben Ziel zusammenzuführen.
Wenn man also feste Garantien für die Zusammenarbeit zwischen den Ländern — wie auch übrigens für jede menschliche Zusammenarbeit sowohl im öffentlichen wie im privaten Bereich, in kleinem Kreise wie auf internationaler Ebene — sucht, so werden sich nur die Werte der geistigen Ordnung als wirksam erweisen. Nur sie werden es ermöglichen, über die Schwierigkeiten zu triumphieren, die aus unvorhergesehenen Umständen oder noch häufiger aus der Bosheit der Menschen früher oder später hervorgehen. Unter den Völkern wie unter den einzelnen Personen kann ohne wahrhafte Freundschaft nichts von Bestand sein.7
Das Problem der Verschiedenartigkeit der Länder Europas nicht nur hinsichtlich ihres natürlichen Reichtums und ihres Lebensstandards, sondern auch hinsichtlich der Stufe der technisch-industriellen und sozialen Entwicklung, die sie erreicht haben, fordert nach sorgfältigem Studium die Schaffung von übernationalen Einrichtungen, durch die der notwendige Ausgleich bzw. die notwendige Angleichung geschieht. Aber schon der Wille zu ihrer Errichtung und dazu, ihnen ausreichende Vollmachten zu geben, damit sie ihren Zweck auch wirklich erreichen können, ferner die wirkliche Überwindung der vielfachen Schwierigkeiten, die im Laufe ihrer Tätigkeit immer wieder entstehen, setzt eine tiefere Bereitschaft zum Zusammenwirken, zur Einheit und den notwendigen Verzichten voraus, die nur aus geistig-sittlichen, im letzten aber religiösen Kräften genährt werden kann: Sie setzen eine innere Umkehr, eine Abwendung von der materialistischen Lebensanschauung und Lebensform voraus und eine Rückkehr zu den geistigen Werten, die das Erbe seiner Geschichte sind und seine Größe und Kraft begründet haben. Von den Kräften, die dieses Erbe geformt haben, ist die stärkste und auch heute noch lebendige — weil unvergängliche — das Christentum.
Wenn Wir die Bemühungen jener Staatsmänner [die für die Einheit Europas arbeiten] verfolgen, so können Wir uns eines bedrückenden Gefühls kaum erwehren. Unter dem Zwang der Not, die gebieterisch die schnelle Einigung Europas heischt, beginnen sie politische Ziele zu verwirklichen, die ein neues Denken von Volk zu Volk voraussetzen. Diese Voraussetzung ist aber leider nicht erfüllt oder jedenfalls nicht genügend erfüllt. Die Atmosphäre, ohne die jene politischen Neuschöpfungen auf die Dauer unmöglich Bestand haben könnten, ist noch nicht da. Und wenn es schon ein Wagnis darstellt, die europäische Neuordnung durch das Zwischenstadium durchretten zu wollen, das zwischen dem alten, zu einseitig nationalen, und dem neuen Denken liegt, so sollte wenigstens einem jeden das Gebot der Stunde klar vor Augen stehen, daß nämlich jene Atmosphäre so schnell wie nur immer möglich geschaffen werden muß8.
Europa wartet noch auf das Erwachen eines eigenen Bewußtseins. In dem, was es als Erfahrung und Weisheit, als Organisation gesellschaftlichen Lebens und als Kultureinfluß darstellt, scheint es inzwischen in nicht wenigen Gebieten der Erde an Boden zu verlieren9.
Der praktischen Verwirklichung der europäischen Einheit …, deren Dringlichkeit alle fühlten und auf die hin sich die Anstrengungen instinktiv richteten, standen zwei große Hindernisse entgegen. Das eine lag im Aufbau des Staates, das andere war psychologischer und moralischer Natur. Das erste enthält in sich eine Reihe von wirtschaftlichen, sozialen, militärischen und politischen Problemen. Die Mitgliedstaaten, die den Wunsch haben, sich zusammenzutun, haben ein verschiedenes Niveau sowohl hinsichtlich der natürlichen Hilfsquellen und der industriellen Entwicklung wie hinsichtlich der sozialen Einrichtungen. Sie können ein gemeinsames Leben erst dann ins Auge fassen, nachdem sie sich der Mittel versichert haben, das Gleichgewicht des Ganzen aufrechtzuerhalten. Aber noch dringlicher stellt sich die Forderung nach dem, was man den europäischen Geist nennt, das Bewußtsein der inneren Einheit, das nicht so sehr auf der Befriedigung wirtschaftlicher Bedürfnisse gegründet ist, sondern auf der Sicht gemeinsamer geistiger Werte, und zwar einer so klaren Sicht, daß sie den festen Willen, in Einigkeit zu leben, rechtfertigen und lebendig erhalten kann10.
Über die wirtschaftlichen und politischen Ziele hinaus muß sich das einige Europa die Behauptung und Verteidigung der geistigen Werte zur Sendung machen, die einstmals die Grundlage und die Stütze seiner Existenz bildeten, die anderen Breiten der Erde und anderen Völkern zu übermitteln einstmals sein Beruf war, den sie heute mit mühsamer Anstrengung wieder suchen muß, um sich selbst zu retten, das heißt den wahren christlichen Glauben als Grundlage der Zivilisation und der Kultur, die die seinige ist, aber auch als Grundlage der Zivilisation und Kultur aller anderen. Wir sagen das deutlich, weil Wir fürchten, daß Europa ohne das nicht die innere Kraft besitzen wird, gegenüber seinen mächtigeren Gegnern nicht nur die Integrität seiner Ideale, sondern auch seine irdische Selbständigkeit zu bewahren11.
So betont der Papst also nachdrücklich, daß die Anerkennung des „Erbes der christlichen Kultur”, jener Tradition, deren Seele das Christentum war, ein leeres Wort sei, wenn diese Seele nicht mehr lebe, wenn ihr Leben vom Glauben abgetrennt werde. Nur ein lebendiges Christentum kann Europa die Kraft geben, seine Aufgabe der Einigung und seine Aufgabe in der Weltsituation von heute zu erfüllen.
Mit großer Freude haben Wir in der Resolution der kulturellen Kommission des Kongresses der „Europäischen Union der Föderalisten” im Haag im Mai dieses Jahres die Erwähnung der „gemeinsamen Erbschaft der christlichen Kultur” gelesen. Aber das ist noch nicht genug, solange man nicht dahin kommt, die Rechte Gottes und seines Gesetzes ausdrücklich anzuerkennen, mindestens aber das Naturrecht als festen Grund, in dem die Menschenrechte verankert sind. Wie sollen diese Rechte und alle Freiheiten, losgelöst von der Religion, Einheit, Ordnung und Frieden sichern können12?
Die Seele [der abendländischen Kultur] bilden die christlichen Prinzipien, die die Kirche ihr übergeben und die sie lebendig erhalten hat. Darum wird auch die abendländische Kultur fortbestehen und fruchtbar bleiben indem Maße, wie sie ihnen treu bleibt; — solange sie nicht ihre Seele verliert13.
Niemand, glauben Wir, wird sich weigern können, der Behauptung zuzustimmen, daß ein geeintes Europa, um sich im Gleichgewicht zu halten und die Verschiedenheit auf seinem eigenen Kontinent auszugleichen — ganz zu schweigen von seinem Einfluß auf die Sicherheit des universellen Friedens — einer unerschütterlichen sittlichen Grundlage bedarf, auf der es ruhen kann. Wo soll es diese Grundtage finden? Lassen wir die Geschichte antworten: es gab eine Zeit, in der Europa in seiner Gesamtheit ein kompaktes Ganzes darstellte, und inmitten all seiner Schwächen und trotz alles menschlichen Versagens war das für es eine Kraft; es vollbrachte dank dieser Einheit große Dinge. Die Seele dieser Einheit war die Religion, die die ganze Gesellschaft bis zum Grund mit christlichem Glauben durchtränkte.
Als sich jedoch erst einmal die Kultur von der Religion getrennt hatte, hat sich die Einheit aufgelöst. Auf die Dauer hat die Irreligiosität, die sich wie ein Ölfleck langsam, aber unaufhaltsam ausgebreitet hat, das öffentliche Leben immer weiter durchdrungen, und ihr vor allem verdankt dieser Kontinent seine Zerrissenheit, sein Elend und seine Unruhe.
Wenn sich also Europa davon freimachen will, muß es dann nicht das Band zwischen Religion und Zivilisation bei sich wieder herstellen14?
Wenn es wahr ist, daß die christliche Botschaft für Europa gleichsam die Hefe im Teig gewesen ist, die in ihm arbeitet und die ganze Masse hebt, so ist es nicht minder wahr, daß diese Botschaft heute wie je den kostbarsten der Werte darstellt, deren Hüter es ist; nur sie ist imstande, zugleich mit der Idee und der Ausübung der Grundfreiheiten der menschlichen Person, das Funktionieren der Familien- und Volksgemeinschaft unangetastet und lebendig zu erhalten und in einer übernationalen Gemeinschaft die Ehrfurcht vor den kulturellen Verschiedenheiten, den Geist der Versöhnung und der Zusammenarbeit zu sichern, zugleich mit der Bereitschaft zu den Opfern, die dies mit sich bringt, und der Hingabe, die es verlangt15.
Der Papst sieht, wie wir (S. 127) gesehen haben, den augenblicklichen Zustand Europas, in dem trotz aller Schwierigkeiten doch schon starke Kräfte und viele Politiker auf die Europäische Gemeinschaft hinarbeiten, als ein »Zwischenstadium” an, in dem sich dieser Bemühung vor allem zwei Aufgaben stellen:
Die Schaffung einer Atmosphäre der Bereitschaft zur Verständigung, Zusammenarbeit und Einigung.
Den Aufbau der Einrichtungen, die auf den verschiedenen Gebieten des Wirtschaftlichen, Sozialen, Kulturellen und Militärischen die krönende politische Einheit vorbereiten.
Die Bereitung der rechten Atmosphäre besteht dabei zum nicht geringen Teil in der Beseitigung der Hemmungen, die die Geschichte zwischen den Völkern und in den Seelen ihrer Angehörigen aufgebaut hat.
Die meisten dieser Hemmungen — Überlegenheits- oder Unterlegenheitsgefühle, alte Feindschaften, Ressentiments, Globalurteile über den andern — entstanden und entstehen im Grunde aus dem Übel, das das Europa der Neuzeit verheert hat: einem falschen Nationalismus.
Als erstes warnt der Papst vor einer falschen Selbsteinschätzung der Nationen, die der heutigen Wirklichkeit nicht mehr angemessen ist. Stolz auf ihre Geschichte, fürchten sie ihre nationale Individualität in einer größeren Europäischen Gemeinschaft aufgeben zu müssen. Diese Furcht beruht auf einem Fehler, den der Papst schon bei einer anderen Stelle dargelegt hatte (vgl. S. 25 f.): der Verwechslung des Nationalen mit dem Nationalstaatlichen.
Die großen Nationen des Kontinents mit ihrer langen Geschichte voller Erinnerungen an Ruhm und Macht können das Zustandekommen einer europäischen Union auch dadurch zum Scheitern bringen, daß sie, ohne darauf zu achten, der Gefahr erliegen, sich am Maß ihrer eigenen Vergangenheit zu messen anstatt an dem der gegenwärtigen Wirklichkeit und der Vorausschau in die Zukunft. Eben darum erwartet man von ihnen, daß sie von ihrer einstigen Größe abzusehen verstehen, um sich einer höheren wirtschaftlichen und politischen Einheit einzufügen. Sie werden das um so bereitwilliger tun, wenn man sie nicht aus einer übertriebenen Sorge um Einheitlichkeit zu einer gewaltsamen Nivellierung zwingt, während doch die Achtung vor dem kulturellen Charakter der einzelnen Völker durch deren harmonische Vielfalt eine leichtere und dauerhaftere Vereinigung zustande bringen würde16.
Man hört zwar oft die Meinung, bei dem heutigen Kräfteverhältnis hätten die europäischen Nationalstaaten nicht mehr die Stärke, den Frieden ernsthaft aufs Spiel zu setzen (obwohl der Suezkonflikt uns inzwischen darüber belehrt hat), aber selbst wenn dem so wäre, lähmt ihr allzu hartnäckiges Festhalten an einer nationalstaatlichen Interessen- oder Prestigepolitik auf jeden Fall den Willen zur Zusammenarbeit und bewirkt ein Fortdauern der Zersplitterung, die Europa gegenüber der Gefahr von Osten hilflos macht. Daß ihr gegenüber das eine Volk sich auf Kosten des anderen retten könne, ist eine Illusion, die die Welt schon einmal an den Rand des Abgrunds gebracht hat.
Man sage nicht, daß unter den neuen Verhältnissen die Dynamik des nationalistischen Staates keine Gefahr mehr darstelle für die übrigen Völker, weil ihm in der Mehrzahl der Fälle die entscheidende wirtschaftliche und militärische Kraft fehle; denn auch die Dynamik einer eingebildeten nationalstaatlichen Macht, die mehr in Gefühlen zum Ausdruck kommt als in Taten, weckt gleicherweise Widerwillen, nährt das Mißtrauen und den Verdacht bei den Bündnissen, verhindert das gegenseitige Verstehen und infolgedessen die ehrliche Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe nicht mehr und nicht weniger, als wäre sie im Besitz wirklicher Macht17.
Wenn die europäische Gemeinschaft auf diesem Weg [des Nationalismus] weiterginge, so würde sich ihr Zusammenhalt als sehr schwach herausstellen im Vergleich zu dem jener Gruppe, die ihr gegenübersteht. Ihre Schwäche würde bestimmt offenbar werden am Tag eines zukünftigen Friedens, der die Aufgabe hätte, mit Klugheit und Gerechtigkeit die noch in der Schwebe gebliebenen Fragen zu regeln18.
Wir sind überzeugt, daß auch heute gegenüber einem Feind, der entschlossen ist, allen Völkern so oder so eine besondere und unerträgliche Lebensform aufzuerlegen, nur der einhellige und starke Zusammenhalt aller, die die Wahrheit und das Gute lieben, den Frieden retten kann und retten wird. Es wäre ein verhängnisvoller Irrtum, zu wiederholen, was unter ähnlichen Verhältnissen in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg geschah, als jede der bedrohten Nationen, und nicht nur die kleinsten, sich auf Kosten der anderen zu retten versuchte, indem sie diese gleichsam als Schild benutzte, ja sogar versuchte, aus der gefährdeten wirtschaftlichen und politischen Lage der anderen sehr zweifelhafte Vorteile zu ziehen. Das Nachspiel bestand darin, daß alle zusammen in den Weltbrand hineingerissen wurden19.
Ein wesentliches Hemmnis der Freundschaft zwischen den europäischen Völkern ist die Tatsache, daß sie sich alle in der Vergangenheit nur zu oft kriegerisch gegenüberstanden und die in diesen Kriegen geschehenen Taten, Siege und Niederlagen tiefe Narben in der Seele der Völker zurückgelassen haben. Die Europäer haben ein langes geschichtliches Gedächtnis, das etwa bei Franzosen und Engländern auf den Hundertjährigen Krieg im 14./15. Jahrhundert, zwischen Spanien und dem übrigen Europa auf die Zeit Philipps II., bei den Deutschen gegenüber Frankreich zum mindesten auf die Raubkriege Ludwigs XIV. zurückgeht. Besonders tiefe Wunden hat der letzte Weltkrieg geschlagen, die noch, immer nicht verheilt sind. Aber der Papst mahnt, an die kommende Generation zu denken, um ihr zu ersparen, was wir erlitten haben. Das gilt auch hinsichtlich einer Kollektivschuld, die der Papst im übrigen — nicht nur hier, sondern auch in anderen Äußerungen ausdrücklich ablehnt.
Rückblickend in die Vergangenheit gehört zu jener Atmosphäre [der Einigungsbereitschaft] eine ruhige Beurteilung der nationalen Geschichte, der des eigenen Vaterlands wie der Geschichte des anderen oder der anderen ‚Länder. Die Ergebnisse einer sachlichen Geschichtsforschung, die von Fachmännern auf beiden Seiten anerkannt werden, mögen der Maßstab jener Beurteilung sein. Siege und Niederlagen, Bedrückung, Gewalttaten und Grausamkeiten — wahrscheinlich auf der einen wie der anderen Seite im Laufe der Jahrhunderte —, sie sind geschichtliche Tatsachen und bleiben es. Daß eine Nation auf ihre Siege stolz ist, wer wird es ihr verdenken? Daß sie Niederlagen als Unglück betrauert, ist ein natürliches Empfinden gesunder Vaterlandsliebe. Verlangt nichts Unmögliches voneinander, auch keine unechten und unwahren Gesinnungen. Aber jeder kann für das Empfinden auch der anderen Nation Verständnis und Achtung aufbringen20
Daß die Errichtung einer europäischen Union ernstliche Schwierigkeiten bietet, wird niemand bestreiten. Auf den ersten Blick könnte man ins Feld führen, daß, um sie allen Völkern Europas psychologisch erträglich zu machen, ein gewisser Abstand von den Erinnerungen an die Geschehnisse des letzten Krieges gewonnen werden müsse. Aber wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.
Und wenn man wünscht, daß diese Union ihr Ziel erreicht, daß sie der Sache der europäischen Freiheit und Eintracht, der Sache des wirtschaftlichen Friedens und der interkontinentalen Politik wirksam dient, so ist es höchste Zeit, daß sie zustande kommt21.
Warum dann also verlangen, daß die Erinnerung an den Krieg zuerst aus unserem Horizont verschwindet, während doch gerade umgekehrt dessen noch schmerzhaft empfundene Auswirkungen für die Völker Europas eine Ermunterung sind, endlich einmal ihre egoistisch-nationalistischen Sorgen, diesen Quell so vieler Eifersüchteleien, so vielen Hasses aufzugeben, ein Antrieb, Vorsorge zu ihrer berechtigten Verteidigung gegen alle offene oder versteckte Gewaltpolitik zu treffen?22
Man kann Unrecht, Gewalttat und Grausamkeit rückhaltlos verurteilen, auch wenn sie zu Lasten des eigenen Volkes gehen. Vor allem aber soll ein jeder sich darüber klar sein: für die Taten der Vergangenheit sind die heutigen Generationen nicht verantwortlich, nicht die eigene Nation und nicht die andere. Und was den Ablauf der Geschichte, auch das furchtbare Geschehen der Gegenwart angeht, so habt ihr es doch gesehen und erlebt es täglich, daß die Völker als Ganzes dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden können. Gewiß, sie müssen ihr Kollektivschicksal tragen; was aber die Verantwortung angeht, so erlauben der Aufbau der modernen Staatsmaschine und die fast unentwirrbare Verkettung der wirtschaftlichen und politischen Dinge es dem „kleinen Mann” nicht, wirksam auf die Politik Einfluß zu nehmen. Er kann höchstens durch seinen freien Wahlzettel die allgemeine Richtung der Politik mitbestimmen, und auch das nur in beschränktem Maße23.
Wir haben zu wiederholten Malen darauf bestanden: man ziehe möglichst die Schuldigen zur Verantwortung; man scheide jedoch gerecht und sauber zwischen ihnen und dem Volk als ganzem. Massenpsychosen sind auf beiden Seiten vorgekommen; man muß sie hinnehmen. Es ist dem Einzelnen sehr schwer, sich der Massenpsychose zu entziehen und seine Freiheit von ihr nicht antasten zu lassen. Jene aber, über welche die Massenpsychose eines anderen Volkes wie eine furchtbare Katastrophe hereinbricht, mögen sich immer fragen, ob jenes Volk nicht durch Übeltäter ihrer eigenen Nation bis zum Weißglühen in Wut versetzt worden war. Völkerhaß ist jedenfalls immer von grauenvoller Ungerechtigkeit, menschenunwürdig und sinnlos. Setzt ihm das Segenswort des heiligen Paulus entgegen: „Der Herr.. . lenke eure Herzen in der Liebe Gottes und der Geduld Christi” (2 Thess. 3, 5)24.
Es scheint nach manchen Äußerungen des Papstes, daß er die Friedenssehnsucht und Einigungsbereitschaft der Völker höher einschätzt, als die Fähigkeit der Politiker sie in Taten auszudrücken (vgl. auch S. 85). Zwar sind diese Gefühle der Völker häufig unartikuliert, aber es ist die Aufgabe der Menschen guten Willens, diese öffentliche Meinung nicht nur zu beleben, sondern sie auch auf konkrete Ziele hinzulenken. Das gilt auch für die klarsehenden Politiker; sie sind freilich oft dadurch behindert, daß ihnen der Mut, aber auch die Autorität fehlt, ihren Völkern die für die größere Gemeinschaft notwendigen Verzichte und Opfer aufzuerlegen. Viele Politiker leben zudem von den scharfen Gegensätzen innerhalb ihrer Völker, indem sie die angeblichen Interessen der einen Gruppe gegen die der anderen ausspielen, statt, wie es die echte Autorität tut, für ihren Ausgleich und ihre Ordnung zu sorgen. Die Bewältigung der Selbstsucht der inneren Interessengruppen ist aber die Voraussetzung auch für die Bewältigung der nationalen Selbstsucht. Wahre Ordnung und echte Autorität innerhalb der Staaten ist also auch eine Vorbedingung Europas.
Es bleibt Uns übrig zu fragen, von woher der dringendste Ruf nach der europäischen Einheit kommt? Er kommt von den Menschen, die aufrichtig den Frieden lieben, von den Menschen der Ordnung und der Ruhe, den Menschen, die — zum mindesten nach Intention und Willen — noch nicht entwurzelt sind und in einem ehrsamen und glücklichen Familienleben den ersten Gegenstand ihres Denkens und ihrer Freude finden. Diese werden das Gebäude des Vereinten Europa auf ihren Schultern tragen. Solange man ihrem Ruf das Ohr verschließt, wird man nichts Dauerhaftes, nichts, das den gegenwärtigen Krisen gewachsen ist, bauen können25.
Diese heute noch zu undeutlichen Gefühle [der Verständigungsbereitschaft und Solidarität] gilt es zu beleben, sie bei allen Gelegenheiten zu klären, sie in der Masse zu verbreiten und ihnen zu ermöglichen, sich in Gesten auszudrücken, die denen gleichwertig sind, die wir kürzlich bewundert haben [gemeint sind Unwetterkatastrophen, bei denen aus einem spontanen Solidaritätsgefühl den betroffenen Völkern reiche Hilfe aus vielen Ländern zuteil wurde]26.
Wenn im inneren Leben der Völker keine Ordnung herrscht, ist es vergeblich, die Einigung Europas und die Sicherheit des Friedens für die Welt zu erwarten. In einer Zeit wie der unsern, in der die Irrtümer sich leicht in Katastrophen verwandeln, kann ein christlicher Politiker nicht — und heute weniger denn je — die inneren sozialen Spannungen steigern, indem er sie dramatisiert, indem er übersieht, was positiv ist, und die richtige Erkenntnis dessen, was vernünftigerweise möglich ist, verloren gehen läßt. Von ihm wird Zähigkeit in der Verwirklichung der christlichen Soziallehre verlangt27.
Müssen Wir noch beweisen, daß die Schwäche der Autorität die Stärke eines Landes schwerer bedroht als alle anderen Schwierigkeiten und daß die Schwäche eines Landes eine Schwächung Europas nach sich zieht und den allgemeinen Frieden gefährdet?
Daher muß der irrigen Auffassung entgegengetreten werden, als ob die rechte Vormacht der Autorität und der Gesetze notwendigerweise der Tyrannei den Weg öffne. Wir selber haben vor einigen Jahren bei der gleichen Gelegenheit [24.Dez.1944], als Wir von der Demokratie sprachen, festgestellt, daß in einem demokratischen Staat ebenso wie in jedem wohlgeordneten anderen Staat die Autorität eine echte und wirksame sein müsse. Zweifellos will die Demokratie das Ideal der Freiheit verwirklichen; aber ideal ist nur jene Freiheit, die sich von jeder Zügellosigkeit fernhält, jene Freiheit, die mit dem Bewußtsein des eigenen Rechts die Ehrfurcht vor der Freiheit, der Würde und dem Recht der andern verbindet und die sich ihrer Verantwortung gegenüber dem Gemeinwohl bewußt ist. Natürlich kann diese echte Demokratie nur in einer Atmosphäre der Ehrfurcht vor Gott und der Beobachtung seiner Gebote wie der christlichen Einigkeit und Brüderlichkeit leben und gedeihen28.
Die zweite der oben aufgeführten Aufgaben des „Zwischenstadiums” ist die Errichtung gemeinschaftlicher Institutionen zur Vorbereitung der europäischen Gemeinschaft. Ihre Krönung wäre die Errichtung einer übergeordneten »europäischen politischen Autorität” mit echter Gesetzesgebungs- und Exekutivgewalt. Der Papst beurteilt die schon vorhandenenen Einrichtungen unter dem Gesichtspunkt, wie weit sie in ihrer Verfassung auf dies Ziel zugehen oder von ihm abweichen. Dabei kann er auch scharfe Worte der Ablehnung und Warnung äußern, wie die dritte der folgenden Äußerungen zeigt, die das Scheitern der EVG und die an ihre Stelle gesetzten Ersatzlösungen betrifft.
Sie wissen, wie angelegentlich Wir die Fortschritte der europäischen Idee und alle konkreten Bemühungen verfolgen, die darauf gerichtet sind, sie noch tiefer eindringen zu lassen in die Geister und je nach den aktuellen Möglichkeiten die Verwirklichung einzuleiten. Mag ihr Weg auch ein Wechsel von Erfolgen und Rückschlägen sein, so hat sie doch in diesen letzten Jahren viel an Boden gewonnen. Solange aber die europäische Idee sich nicht wirklich in gemeinsamen Institutionen verkörperte, die mit eigener Autorität ausgestattet und in einem gewissen Maße von den nationalen Regierungen unabhängig sind, handelte es sich zwar ohne Zweifel um ein sehr schönes, aber dennoch mehr oder minder unerreichbares Ideal29.
Der entscheidende Punkt, von dem die Konstituierung einer „Gemeinschaft” im eigentlichen Sinne abhängt, ist die Begründung einer europäischen politischen Autorität, die wirkliche Gewalt besitzt und sich ihrer Verantwortung gemäß einsetzt. Unter diesem Gesichtspunkt stellt die Exekutive der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) einen Rückschritt dar im Vergleich zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, bei der die Hohe Behörde relativ umfassende Vollmachten hat und nicht vom Ministerrat abhängig ist, außer in gewissen genau bestimmten Fällen. Unter den Aufgaben, die Sie jetzt erwarten, steht im Vordergrund die Ratifikation der vorgenannten, am 25. März zu Rom unterzeichneten Verträge durch die verschiedenen Parlamente; ferner werden Sie die Mittel zu finden haben, um für eine Stärkung der Exekutive in den bestehenden Gemeinschaften zu sorgen und damit die Konstituierung eines einheitlichen politischen Organismus ins Auge zu fassen30.
Die jüngsten Vereinbarungen, von denen man hofft, daß sie den Weg zum kalten Frieden öffnen, haben den Leitgedanken einer umfassenderen Einigung Europas nicht mehr zur Grundlage. Viele glauben in der Tat, daß die hohe Politik daran sei, zum Typ des Nationalstaates zurückzukehren, der, geschlossen in sich selbst, die Kräfte in sich zusammenballend, unruhig wechselnd in der Wahl seiner Bündnisse, ebenso schädlich wäre wie der im vergangenen Jahrhundert herrschende Typ31.
Sie haben auch die Frage einer gemeinsamen Außenpolitik studiert und zu diesem Punkte festgestellt, daß er, um anwendbar zu sein und glückliche Resultate zu schaffen, nicht notwendigerweise zur Voraussetzung hat, daß die wirtschaftliche Integration als bereits vollendete Tatsache im voraus besteht. Eine gemeinsame europäische Außenpolitik, die durchaus gewisse Differenzierungen einschließen kann, je nachdem sie im Kader der oder jener internationalen Organisation erfolgt, gründet sich ebenso auf das Bewußtsein gemeinsamer wirtschaftlicher, als auch gemeinsamer geistiger und kultureller Interessen. Sie wird unerläßlich in einer Welt, die sich in mehr oder minder kompakte Blöcke zu gruppieren neigt. Glücklicherweise fehlen auch die Ansatzpunkte nicht, um sie in den bestehenden europäischen Institutionen ins Werk zu setzen, aber sie bedarf noch eines wirksamen Instruments der Ausarbeitung und Anwendung32.
1952 haben die Parlamente der sechs Länder Westeuropas die Bildung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl der Montanunion gebilligt, deren Ergebnisse sich gegenwärtig ermutigend auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene auswirken. Die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG), die auf militärischer und politischer Ebene die Bemühungen zur Einheit verbürgen sollte, stieß hingegen auf lebhafte Widerstände, die sie zum Scheitern brachten. Damals dachten viele, die früheren Hoffnungen, zur Einigung zu gelangen, würden lange Zeit bis zu ihrer Wiedergeburt brauchen. Auf jeden Fall war der Augenblick, das Problem einer übernationalen Gemeinschaft offen in ganzer Breite anzugehen, noch nicht gekommen, und man mußte sich neu auf die Formel der Westeuropäischen Union (WEU) einigen, die außer dem militärischen Beistand eine Förderung der Zusammenarbeit auf sozialem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet zur Aufgabe stellte. Aber solange sie nach dem Prinzip der Mehrheitsentscheidung im Ministerrat darin Beschränkungen von außen unterliegt und die Versammlung nicht in der Lage ist, ihren Willen durchzusetzen und die parlamentarische Kontrolle auszuüben, wird man sie nicht als tragfähiges Fundament für den Aufbau einer wahren Staatengemeinschaft betrachten können. Seit Frühjahr 1955 begann sich das, was man den zweiten europäischen Anlauf genannt hat, zu entwickeln, und es kam am 25. März 1957 zur Unterzeichnung der Verträge der Euratomgemeinschaft und des gemeinsamen Europäischen Marktes. Mag diese neue Gemeinschaft auch auf den wirtschaftlichen Bereich beschränkt sein, so kann sie doch, gerade durch den Umfang dieses Aufgabengebietes selbst, zur Festigung des Bewußtseins der gemeinsamen Interessen zwischen den Mitgliedstaaten führen; zunächst allein auf materieller Ebene ganz gewiß, wenn aber der Erfolg den Erwartungen entspricht, wird sie sich in der Folge auch auf die Bereiche der mehr geistigen und moralischen Werte ausdehnen können33.
Es geht aus allen diesen Texten schon hervor, daß der Papst, wie in der Einleitung zu diesem Abschnitt schon gesagt wurde, Europa eine entscheidende Rolle in dem Ringen der Welt um eine neue Ordnung zuerkennt und weit entfernt von jedem Europapessimismus ist. Man muß allerdings beachten, daß alle seine Aussagen ein „wenn” enthalten: sie gelten nur, wenn Europa sich selbst wiederfindet, wenn es seine Seele, den christlichen Glauben, nicht nur bewahrt, sondern zu neuem Leber erweckt, wenn es seine Idee glaubwürdig darlebt, wenn es seine alten Fehler, vor allem den Nationalismus — und im Verhältnis zur farbigen Welt den Kolonialismus — überwindet, wenn es nicht seiner vergangenen Größe nachtrauert, nicht müde und resigniert die Hände in den Schoß legt, sich nicht selbst aufgibt, sondern im Bewußtsein der Aufgaben, die es in der Welt hat, die neue Gestalt seiner Geschichte errichtet.
… die Katastrophe ohnegleichen, die wir gerade hinter uns haben, hat nicht nur unsere Kultur ins Wanken gebracht, sondern auch bis zu den entferntesten der überseeischen Völker eine Erschütterung, eine Gärung getragen, deren Folgen unabsehbar sind. Viele sind zur Unabhängigkeit erwacht. Durch ihre Teilnahme am zweiten Weltkrieg sind sie sich ihrer Möglichkeiten bewußt geworden. Aber dieser Durst nach Selbständigkeit, oft von Gewalttaten begleitet, ist nicht ungefährlich, wenn man den gleichzeitigen Schwächezustand bedenkt, in dem sich heute die Staaten des Abendlandes befinden, denen ihr Rang und ihre Berufung als Verkünder des Evangeliums die Aufgabe einer älteren Schwester gegenüber den Kontinenten, die noch „im Dunkel und im Todesschatten sitzen”, auferlegt hatte. Wer sollte nicht fürchten, daß diese Umstände eine Gleichgewichtsstörung beschleunigen könnten, unter der die gesamte Welt auf lange Zeit zu leiden haben würde? Daß Entwicklungen nötig sind, wird gewiß niemand bestreiten. Aber wie sehr muß man wünschen, daß sie sich in Ordnung, Gerechtigkeit, gegenseitigem Verständnis, kurz in Liebe vollziehen?
Gewiß ist niemals die Rede gewesen von Uniformierung und Nivellierung zwischen verschiedenen Kulturen, wie der Brief des Heiligen Stuhls an die 28. Soziale Woche von Versailles mit Recht betont hat: Die Geschichte, so hieß es dort, beweist, wie sehr die Kirche stets ihre unterscheidenden Merkmale, ihre besonderen legitimen Beiträge respektiert hat. Vielleicht nötigen die neuen Verhältnisse, unter welchen sich heute der abendländische Einfluß auf die in voller Gärung befindlichen überseeischen Völker auswirken muß, die verantwortlichen Stellen erst recht, ihre ethnischen Besonderheiten zu beachten und viel mehr, als eine oft von selbstsüchtigen materiellen Interessen geleitete Kolonisation es getan hat, das Verlangen der Eingeborenen nach gerechtem sozialem Fortschritt, der ja auch durch die Würde der menschlichen Person gefordert ist, in Rechnung zu stellen34.
Dies alte Europa, Mittelpunkt und Wiege der Katholizität, hat, so dürfen wir wohl hoffen, noch nicht aufgehört, eine hervorragende Rolle beim Entstehen einer brüderlich nach den ewig gültigen Normen des Evangeliums erneuerten Welt zu spielen. Aber dazu müssen wir von den Lehren der Ereignisse profitieren und uns entschlossen zu den rettenden Tugenden des Christentums bekennen, die allein imstande sind, einen dauerhaften Sieg über die materialistischen Lehren zu erringen, deren Drohung heute so schwer auf der Welt lastet …35
Auf jeden Fall: das, was bleiben muß und zweifellos bleiben wird, ist das echte Europa, die Fülle der geistig-sittlichen und kulturellen Werte, die das Abendland aufgehäuft hat, aus den Reichtümern seiner einzelnen Nationen schöpfend, um sie der ganzen Welt auszuteilen. Europa wird nach den Fügungen der göttlichen Vorsehung auch noch weiterhin Hort und Spender dieser Werte sein können, wenn es versteht, sich auf sein eigenes geistiges Wesen zurückzubesinnen und der Vergötzung der Macht abzuschwören. Wie in der Vergangenheit die Quellen seiner Kraft und seiner Kultur im höchsten Grade christlich waren, so muß es sich zur Rückkehr zu Gott und den christlichen Idealen entschließen, wenn es Grundlage und Band seiner Einheit und seiner wahren Größe wiederfinden will. Und wenn jene Quellen teilweise vertrocknet zu sein scheinen, wenn jenes Band zu zerreißen und das Fundament seiner Einheit zu zerbrechen droht, so fällt die geschichtliche oder gegenwärtige Verantwortung auf beide Parteien, die sich heute in angstvoller gegenseitiger Furcht gegenüberstehen36.
Europa allerdings müssen jene Völker [Asiens und Afrikas] das Verdienst ihres Fortschritts zuerkennen; Europa, ohne dessen auf allen Gebieten wirksamen Einfluß sie von einem blinden Nationalismus in einen Abgrund von Sklaverei und Chaos hinabgerissen werden können37.
Es scheint Uns notwendig, daß Europa in Afrika die Möglichkeit behält, seinen erzieherischen und bildenden Einfluß auszuüben, und daß es auf der Grundlage dieser Tätigkeit eine ausgebreitete und verständnisvolle materielle Hilfe entfaltet, die dazu beitragen kann, den Lebensstandard der afrikanischen Völker zu heben und die natürlichen Reichtümer dieses Kontinents zu erschließen. So wird es beweisen, daß sein Wille, eine Staatengemeinschaft zu gründen, kein egoistisches Sichabschließen bedeutet, daß er nicht aus einem Verteidigungstrieb gegen äußere Mächte hervorgeht, die seine Interessen bedrohen, sondern vor allem aus konstruktiven und selbstlosen Gründen38.
Die Völker des Abendlandes und insbesondere Europas dürfen in dem Komplex der angedeuteten Fragen nicht passiv in unnützem Der-Vergangenheit-Nachweinen oder im gegenseitigen Vorwurf von Kolonialismus verharren. Sie müßten sich statt dessen konstruktiv ans Werk machen, um dorthin, wo es noch nicht geschehen ist, die echten Werte Europas und des Westens zu tragen, die in anderen Kontinenten so viele gute Früchte hervorgebracht haben. Je mehr sie nur auf dies bedacht sein werden, um so mehr werden sie den jungen Völkern eine Hilfe zu echter Freiheit sein39.
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VIII
1 Ansprache vom 24. 12. 1940 an das Kardinals16llegium (Weihnachtsbotschaft 1940); U.-G. Nr. 3582, S. 1832.
2 Rundfunkansprache vom 24..12. 1953 (Weihnachtsbotschaft 1953); HK 8. Jhg., S. 171 f.; U.-G, Nr. 674, S. 318.
3 Rundfunkansprache vom 23. 12. 1956 (Weihnachtsbotschaft 1956); HK 11. Jhg., S. 178.
4 Ansprache vom 15. 3. 1953 an Professoren und Studenten des Europa-Kollegs von Brügge; HK 7. Jhg., S. 312; U.-G. Nr. 3896, 3897, S. 2004.
5 Ansprache zum 1. Mai 1953 an italienische Arbeiter; HK 7. Jhg., S. 408 f.; U.-G. Nr. 721, 722, S. 339 f.
6 wie 4; HK 7. Jhg., S. 311; U.-G. Nr. 3890, S. 2002.
7 wie 4; HK 7. Jhg., S. 311; U.-G. Nr. 3891, 3892, 3893, S. 2002 f.
8 Ansprache vom 13. 9. 1952 an Mitglieder der Pax-Christi”-Bewegung; HK 7. Jhg., S. 76; U.-G. Nr. 3875, S. 1995.
9 Weihnachtsbotschaft 1954 (wegen der Krankheit des Papstes veröffentlicht am 3. 1. 1955 im „Osservatore Romana”); HK 9. Jhg., S. 215.
10 wie 4; HK 7. Jhg., S. 311; U.-G. Nr. 3888, S. 2001.
11 wie 4; HK 7. Jhg., S. 312; U.-G. Nr. 3898, S. 2005.
12 Ansprache vom 11. 11. 1948 an Teilnehmer des 2. Internationalen Kongresses der Europäischen Union der Föderalisten; HK 3. Jhg., 167; U.-G. Nr. 3868, S. 1990.
13 Ansprache vom 9. 3. 1956 an Mitglieder der Internationalen Vereinigung der Institute für Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte in Rom; HK 10. Jhg., S. 351.
14 wie 12; HK 3, Jhg., S. 167; U.-G. Nr. 3866, S. 1990.
15 Ansprache vom 13. 6. 1957 an Teilnehmer des Europa-Kongresses; HK 11. Jhg., S. 522.
16 wie 12; HK 7. Jhg., S. 167; U.-G. Nr. 3864, S. 1989.
17 wie 9; HK 9. Jhg., S. 215.
18 wie 9; HK 9. Jhg., S. 215.
19 wie 3; HK 11. Jhg., S. 178.
20 wie 8; HK 7. Jhg., S. 76; U.-G. Nr. 3877, S. 1996.
21 wie 12; HK. 3. Jhg., S. 167; U.-G. Nr. 3861, S. 1988.
22 wie 12; HK 3. Jhg., S. 167; U.-G. Nr. 3862, S. 1989.
23 wie 8; HK 7. Jhg., S. 76 f.; U.-G. Nr. 3878, S. 1996.
24 wie 8; HK 7. Jhg., S. 77; U.-G. Nr. 3879, S. 1996 f.
25 wie 12; HK 3. Jhg., S. 167; U.-G. Nr. 3870, S. 1999.
26 wie 4; HK 7. Jhg., S. 312; U.-G. Nr. 3895, S. 2004.
27 wie 2; HK 8. Jhg., S. 172; U.-G. Nr. 675, S. 314.
28 wie 2; HK 8. Jhg., S. 172; U.-G. Nr. 676, S. 314.
29 wie 15; HK 11. Jhg., S. 521.
30 wie 15; HK 11. Jhg., S. 521.
31 wie 9; HK 9. Jhg., S. 215.
32 wie 15; HK 11. Jhg., S. 522.
33 wie 15; HK 11.6Jhg., S. 521.
34 Brief vom 19. 7. 1948 des Unterstaatssekretärs Msgr. Montini im Namen des Hl. Vaters an die Sozialen Wochen von Frankreich; HK 2. Jhg., S. 563.
35 ebd.; HK 2. Jhg., S. 564
36 wie 9; HK 9. Jhg., S. 216.
37 Rundfunkansprache vom 24. 12. 1955 (Weihnachtsbotschaft 1955); HK 10. Jhg., S. 180.
38 wie 15; HK 11. Jhg., S. 522.
39 wie 37; HK 10. Jhg., S. 180.
