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JOHANNES PAUL II – SUBITO SANTO?

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Zum Verständnis Johannes-Paul II.

(Fortsetzung)

«Wenn ich noch Menschen zu Gefallen sein wollte, dann wäre ich Christi Diener nicht.» (Gal I,10)

Am 16. Oktober [1978] wurde Karol Wojtyla Johannes-Paul II.; schon am nächsten Tag, in seiner Botschaft an die Welt, erklärt er: «Zuerst wol­len wir die weiterhin bleibende Wichtigkeit des II. ökumenischen Kon­zils des Vatikans unterstreichen und dies bedeutet für uns, die wesent­liche Verpflichtung, es anzuwenden. Ist es nicht ein Meilenstein in der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche und infolgedessen in der religiösen und kulturellen Geschichte der Welt? Man muss den fruchtbaren Samen, den die Väter des Konzils, inspiriert durch das Wort Gottes, in die gute Erde gesät haben, im Sinne der Bewegung und des Lebens zur Reife bringen.»

Johannes -Paul II. bestätigte also selbst, gleich zu Beginn des «Spiels», dass er ein Mann von Vaticanum II ist. Wir wollen hier nicht den Beweis der Irrgläubigkeit dieses Konzils und seines Kultes des Men­schen, auf den es letzten Endes hinausläuft, erneut beweisen.94 Wir begnügen uns damit, zu unterstreichen, dass Karol Wojtyla [dem] Vaticanum II die Treue hält, was die Themen der «konziliaren Theologie» betrifft und besonders den Geist, der diese Theologie hervorbrachte, nämlich den Willen, den Glauben mit dem modernen Geist zu versöhnen, die «grenzenlose Sympathie» für diese Welt, die man von nun an nicht mehr bekehren darf, sondern der man dienen muss.

Als Chef der neuen Kirche achtet Johannes-Paul II. den einseitig zugunsten der Welt abgeschlossenen Waffenstillstand. Er spricht die Sprache der Welt, führt mit ihr den Dialog und arbeitet mit ihr zusam­men. Daher braucht man nicht mehr erstaunt zu sein, wenn er eine «humanistische» Rede hält, unklar und zuweilen ganz und gar irr­gläubig; Paul VI. hatte dies vor ihm auch schon getan. Wir wollen aber herausstellen, was bei Johannes-Paul II. kennzeichnend ist; denn Johannes-Paul II. ist nicht Paul VI. Ihre Abstammung, ihre Nationali­tät, ihre Kultur, ihr Temperament, ihr «Charisma» trennen sie vonein­ander. Als Mann des Vaticanum II, wie es schon Paul VI. war, entwic­kelt Johannes-Paul II. keine neuen Themen, aber er hat einen Stil und hat Methoden, die ihm eigentümlich sind. Einige haben dies zum Vor­wand genommen und liessen sich täuschen, indem sie von ihm vergeb­lich eine aufsehenerregende Rückkehr zur kath. Religion erhofften.

Nach diesen Vorbemerkungen werden wir die offenkundigsten «Fehl­tritte», die Johannes-Paul II. (und seine Vorgänger), da er zwei Herren dienen will, schliesslich gemacht hat, festhalten, und diese «Fehltritte» geben uns den wahren Maßstab für Vaticanum II und für die Anhän­ger seiner Theologie an.

I. Ein Mann des Vaticanum II

Wir haben aus der ersten Botschaft an die Welt von Johannes-Paul II. zitiert. Es handelt sich keineswegs um Formulierungen, die durch die Umstände auferlegt sind. Johannes-Paul II nimmt das «Erbe» voll auf — dies ist der Titel des ersten Teils von Redemptor hominis — und nimmt alles wieder auf seine Rechnung, was die bevorzugten Gebiete der Ekklesiologie (= Lehre von der Kirche), der Kollegialität, des Ökumenismus und der Religionsfreiheit berührt.

Das Erbe

Gleich bei seiner ersten Ansprache hat sich Johannes -Paul II. als einen Mann vorgestellt, der vollständig, ohne «sich in Dokumente einzu­schliessen», die Beschlüsse von Vaticanum II anwenden werde. Er hört nicht auf, dies unablässig zu wiederholen: weil «die Kirche während des Konzils sich tiefer ihrer eigenen Natur und ihrer eigenen Mission bewusst geworden ist» (8.12.78), weil wir in diesem Konzil ganz zu Recht «eine neue Phase der Selbstverwirklichung der Kirche im Hin­blick auf die Epoche, in der wir leben» (Dives in misericordia VIII, 15)95 sehen können, und weil der Hl. Geist durch den Mund der Väter gesprochen hat, «machen wir es uns zur Hauptaufgabe, die Lehre die­ses grossen Konzils ins Werk zu setzen». (Dm I,1)

Für Johannes-Paul II., der keinen besondern Zug zur Tradition bekundet — er zitiert nur selten die Päpste, die Kirchenlehrer und die Konzilien —, zählt vor allem «das reiche Erbe der letzten Pontifikate, das im Bewusstsein der Kirche stark verwurzelt ist, und zwar auf eine ganz neue Art und Weise, wie man sie bisher nicht kannte». (Rh II,1) Und deshalb fügt er hinzu: «Johannes XXIII. und Paul VI. stellen eine Etappe dar, auf die ich mich direkt beziehen will wie auf eine Schwelle, von der aus ich, in Gesellschaft Johannes-Paul I., um es so auszudrücken, in die Zukunft marschieren will.» (Rh IU)

Ausdrücklicher noch erklärt Johannes-Paul II., dass Paul VI. für ihn ein wahrer Vater ist, eine überragende Gestalt von unvergänglichem Ruhm, ein strahlender Leuchtturm, ein grossmütiger Sämann des Wortes Gottes, der die ganze Welt mit Wahrheit und Weisheit über­flutet hat, ein Meister und ein Hirte des Geistes und der Gewissen der Menschen, dessen Reden ein Lehrdenkmal bilden, eine wahrhaft theologische Summe, dessen Charisma ein Segen und ein Geschenk war.96

Und Johannes-Paul II. begnügt sich nicht damit, einfach nur ein Sohn Pauls VI. zu sein, er ist ein glücklicher und optimistischer Sohn: «dank Paul VI., dank seiner tiefen Weisheit und seinem Mut, wie auch seiner Beständigkeit und Geduld im Laufe der schwierigen Periode seines Pontifikates nach dem Konzil» (Rh IU), «dank dem providentiellen Gleichgewicht des Steuermanns des Schiffes» (Rh IV,2) ist die Kirche von heute «gegen allen Anschein in der Gemeinschaft des Dienstes und im Bewusstsein ihres Apostolates geeinter als zuvor» (Rh V,1), der neue Lebensschwung der Kirche ist endgültig, «sehr viel mächtiger als die Symptome des Zweifels, des Einsturzes und der Krise». (Rh V,4)

Man darf also nicht darüber erstaunt sein, wenn man Johannes-Paul II. bei jeder Gelegenheit die grossen Grundsätze des Konzils entwickeln sieht, besonders jene Grundsätze, die am auffallendsten mit der kath. Lehre brechen. Sein Enzyklika-Programm ist dafür eine beein­druckende Anwendung.

Die konziliaren Themen

Wenn es sich um die Ekklesiologie (= Lehre von der Kirche) handelt,  dann wiederholt Johannes-Paul II. das Konzilsdokument «Lumen gentium» und nutzt es reichlich aus. Als Kardinal schrieb er: «Das Ziel Johannes XXIII. war vor allem die Einheit der Christen. Man hat auf diesem Wege Riesenschritte gemacht. Die Kirche ist überzeugt wie nie zuvor, dass das, was die Christen eint, stärker ist als das, was sie trennt. Die Sehnsucht nach der Einheit der Christen bildet ein Ganzes zusam­men mit der Sehnsucht nach der Einheit des ganzen Menschenge­schlechtes. Die neue Auffassung von der Idee des Gottesvolkes wird mit der alten Wahrheit über die Möglichkeit der Erlösung ausserhalb der sichtbaren Grenzen der Kirche in Beziehung gebracht.» (Zit. nach Malinski: «Mein Freund Carol Wojtyla», Seite 189.) Der «Papst» widerspricht in keiner Weise dem Kardinal: «Kommt es nicht zuwei­len vor, dass die Festigkeit des Glaubens der Mitglieder der nicht­christlichen Religionen — sie ist auch eine Wirkung des Geistes der Wahrheit, der ausserhalb der sichtbaren Grenzen des mystischen Lei­bes wirkt — die Christen beschämen müsste!» (Rh VI,3)

Wenn es sich um die Kollegialität handelt, dann sagt er: «Das Konzil hat dieses Prinzip der Kollegialität der Bischöfe aber nicht nur in Erin­nerung gebracht, sondern hat es auch zugleich auf sehr intensive Weise neu belebt, indem es unter anderem die Einrichtung eines ständigen Organs anregte, das dann Paul VI. in der Bischofssynode errichtet hat, deren Tätigkeit nicht nur seinem Pontifikate eine neue Dimension gegeben hat, sondern sich auch später von den ersten Tagen an im Pon­tifikat Johannes-Paul I. und dem seines unwürdigen Nachfolgers deut­lich widergespiegelt hat.» (Rh V,1)

Wenn es sich um den Ökumenismus handelt, dann sagt er: «Das II. Vatikanische Konzil hat dieses wichtige Anliegen in gedrängter Form im Dekret über den Ökumenismus behandelt.» (Rh vi,1)97

Wenn es sich endlich um die Religionsfreiheit handelt, dann sagt er: «Das II. Vatikanische Konzil hat es als besonders notwendig erachtet, zu diesem Thema eine ausführliche Erklärung zu erarbeiten. Gemeint ist das Dokument ‹Dignitas humanae›, in dem nicht nur die theologi­sche Konzeption des Problems ausgedrückt worden ist, sondern dieses auch unter dem Aspekt des Naturrechts erörtert wird, das heisst vom ‹rein menschlichen› Standpunkt aus, von jenen Voraussetzungen her, die von der Erfahrung des Menschen, von seiner Vernunft und vom Sinn der Menschenwürde gefordert sind.» (Rh XVII,8)

Man könnte auf die Grundsätze des Konzils nicht besser Bezug neh­men. «Das II. Vatikanische Konzil hat eine ungeheure Arbeit geleistet, um jenes volle und universale Bewusstsein der Kirche heranzubilden.» (Rh XI, 1) Man muss darunter verstehen: das Bewusstsein der neuen Kirche. Der Chef dieser neuen Kirche musste ja all seine Lehre und sein Handeln auf dieser «ungeheuren Arbeit» aufbauen! Wie hätte er sonst denn auch dem Vaticanum II auf den Wegen der Prostitution an die Welt folgen können?

Der Kult des Menschen

Unter dem Vorwand, dass die Menschen nicht mehr auf die Stimme der Kirche hören würden, ist «das II. Vatikanische Konzil in seiner tiefsten Analyse ‹der Welt von heute› zu jenem wichtigsten Punkt der sichtbaren Welt, nämlich zum Menschen gelangt» (Rh VIII,2). In der Tat, durch diese eindringliche Analyse hat Vaticanum II, wie man weiss, mit Vorliebe das gesucht, was einen gemeinsamen Ausgangs­punkt schaffen könnte zwischen dieser sich abkapselnden und sie ver­achtenden Welt und der Kirche Jesu Christi. In der Linie des Liberalis­mus ist nichts anderes übriggeblieben — da man jedes andere Gebiet der Verständigung als illusorisch beurteilte — als der Humanismus, atheistisch für die einen, von christlicher Prägung für die anderen; für alle aber: menschlich, allzu menschlich!

Johannes-Paul II. entgeht offenbar nicht diesem Gesetz. Gemäss sei­nen eigenen Worten handelt es sich darum, die «organische und tiefe Verbindung» des Theozentrismus (= auf Gott bezogen) und des An­thropozentrismus (= auf den Menschen bezogen) zu sichern, denn «die verschiedenen Denkrichtungen, die ehemaligen und die zeitge­nössischen, waren und sind weiterhin bestrebt sich zu trennen und sich einander zu widersetzen» (Dm I,1). Nichts Neues, wird man sagen. Was das Prinzip anbetrifft, so ist dies wahr. Johannes-Paul II. ist der «Papst» des Menschen, ist der «Papst» der Menschenrechte. Paul VI. und der Präsident der Vereinigten Nationen haben diesen Weg vor ihm ausgekundschaftet. Aber die Art von Johannes-Paul II. bringt trotzdem etwas Neues. Wir haben vorausgehend die Philosophie von Karol Wojtyla studiert.98 Sie ist auch nicht sehr originell. Aber sie wirft ein klares Licht auf das Handeln der Person. Der Philosoph Karol Wojtyla will den hl. Thomas und Max Scheler versöhnen. Karol Woj­tyla, der Mann der neuen Kirche, ist sehr gut vorbereitet, den Anthro­pozentrismus und den Theozentrismus miteinander zu versöhnen. Die Revolution auf Vaticanum II konnte ihn nicht überraschen. Vielmehr seine Philosophie, seine geistigen Talente — abwegig, aber trotzdem intellektuell —, seine Talente als Schauspieler, seine körperliche Erscheinung, von denen die Autorität, die das Pontifikat zudem ver­leiht, nichts wegnimmt, im Gegenteil: dies alles gibt Johannes-Paul II. einen Stil, der aus ihm einen «Sachkundigen in Menschlichkeit» macht, über das normale Mass hinaus.

II. Der Stil Johannes-Paul II.

Wir haben es gesagt: Johannes-Paul II. ist nicht der erste, der über den Menschen spricht, oder genauer gesagt: über seine Rechte — die Bezug­nahme auf 1789 oder 1948 besagt wenig. Man kann indessen feststel­len, dass er eine Spezialität daraus macht. Paul VI. hatte den Weg dazu breit geöffnet — man denke insbesondere an seinen Besuch und seine Rede vor der UNO — aber in einem weniger glänzenden Stil, schwan­kend und ein wenig gehemmt Johannes-Paul II. hat nicht diese Hal­tung. Er liebt es, die Worte: Mensch, menschlich, Menschheit zu gebrauchen. Er verzichtet keineswegs darauf. Indem er dies tut, gewin­nen auch seine Darlegungen nicht an Klarheit der Lehre. Wir wollen hier bei Johannes-Paul II. nicht zu unterscheiden suchen, was zwei­deutig und was irrgläubig ist.99

Der grösste Teil seiner Schriften, seiner Reden offenbart mehr, dass er der Welt gefallen will, zeugt von einer liberalen Gedankenführung eher als von einer zusammenhängenden Theologie. Wir wollen nicht bestreiten, dass der Geist der Welt Johannes-Paul II. dahin führt, letz­ten Endes eine wahrhafte Theologie des Menschen aufzustellen. Aber seine Hauptposition ist eine andere. Die Welt fordert: «Prophezeit uns nicht die Wahrheit. Sagt Dinge, die uns gefallen, prophezeit Illusio­nen!» (Is 30,10) Und Johannes-Paul II., von der Welt fasziniert, und ängstlich darauf bedacht, sich ihrer Gunst zu versichern, «prophezeit, indem er lügt». (Jer 5,31) Deshalb hört er nicht auf, den Menschen zu predigen, seine Rechte, seine Würde, seinen Ruhm.

Ein Thema: Die Menschenrechte

Gemäss Johannes-Paul II. «leben wir in einer Zeit, die besonders nach dem Geist hungert, weil sie hungert nach Gerechtigkeit und Frieden, nach Liebe und Güte, nach Starkmut und Verantwortung, nach Men­schenwürde» (Rh XVIII,4). «Die Männer und Frauen von heute haben für die soziale Dimension des Lebens ein grösseres Bewusstsein und daraus folgt, dass sie immer empfindsamer geworden sind gegen­über dem Grundsatz der Freiheit, des Denkens, des Gewissens und der Religion.» (2.11.78) «Die inneren Kräfte des Menschen drängen ihn zur Begegnung, zur gegenseitigen Achtung, zur Brüderlichkeit und zum Frieden.» (La croix, 19.12.79) Indem er «den Reichtum der modernen Welt feiert, die moderne Welt in ihrem Dynamismus, in ihrer Vitalität, in ihrem ständigen Aufstieg zu einem immer höheren Niveau», ruft er begeistert: «Ich beglückwünsche euch, Männer und Frauen, die ihr die Welt von heute und für morgen aufbaut!» (6.7.80) Ein solcher Optimismus, eine solche Faszination können bei Johan­nes-Paul II. nicht sein ohne den Willen, seine Kirche an diesem beständigen Aufstieg teilnehmen zu lassen. «Die Kirche bemüht sich, der Interpret (Auslegerin) der Sehnsucht der Männer und Frauen nach Würde zu sein.» (2.11.78)

Die konziliare Kirche predigt «die Bekehrung zum Menschen hin und zur Wahrheit des Menschen» und «verlangt nur, mit allen Regierun­gen und Völkern zusammenzuwirken, welches immer auch deren Ideologie sei, damit der Mensch gross werde» (23.12.79).

Es handelt sich wohlbemerkt darum, zusammenzuarbeiten. Das 17. Kap. von Redemptor hominis — eines der längsten der Enzyklika — ist ganz und gar den Menschenrechten gewidmet. Johannes-Paul II.: «Wir dürfen es in jedem Fall nicht unterlassen, mit Achtung und gros­ser Hoffnung für die Zukunft an die grossartigen Anstrengungen zu erinnern, mit denen man die Organisation der Vereinigten Nationen ins Leben gerufen hat, Anstrengungen, die darauf abzielen, die objekti­ven und unverletzlichen Menschenrechte zu umschreiben und festzu­setzen.» (Rh XVII,1) Ein wenig weiter misst er diesen Menschenrech­ten alle Tugenden zu: «Letztlich führt sich der Friede zurück auf die Achtung der unverletzlichen Menschenrechte.» (Rh XVII,2) Und sehr wohl zu merken: Auf ihnen gründet auch die Rechtmässigkeit der Staaten: «Die Rechte der staatl. Gewalt können nicht anders verstan­den werden als auf der Grundlage der Achtung der objektiven und unverletzlichen Menschenrechte.» (Rh XVII,7)

Als er am 1. Juni 1980 zu den Franzosen spricht, singt er ein Loblied auf die Führer der Republik: «Was haben eure Söhne und Töchter nicht alles getan für die Erkenntnis des Menschen, um den Menschen zum Ausdruck zu bringen durch die Formulierung seiner unveräusser­lichen Rechte. Man weiss es, welchen Platz die Idee der Freiheit, der Gleichheit, der Brüderlichkeit in eurer Kultur, in eurer Geschichte ein­nimmt. Im Grunde genommen sind dies christliche Ideen! Ich sage dies und bin mir dabei bewusst, dass diejenigen, die als erste dieses Ideal formuliert haben, sich nicht bezogen haben auf das Verhältnis des Menschen zur ewigen Weisheit. Aber sie wollten handeln für den Menschen.» Endlich, als ob dies nicht genügen würde, bringt Johan­nes-Paul II. ausgezeichnet zum Ausdruck, was das Wesen der Men­schenrechte ausmacht: das Volk als souveräner Verneiner des König­tums Christi: «Das Wesen des Staates als politischer Gemeinschaft besteht darin, dass die Gesellschaft, die ihn bildet, das Volk, Herr sei­nes eigenen Geschickes ist.» (Rh XVII,6) — «Es gibt nur eine einzige Macht, die Geltung hat: diejenige, die dem Menschen erlaubt, sich selbst zu entwickeln in seinem Königtum.» (1.6.80)

Johannes-Paul II. wird also mit seiner Kirche darüber wachen, mit sei­ner Kirche, «die es nicht nötig hat, immer wieder zu betonen, wie sehr dieses Problem mit ihrer Sendung in der Welt von heute verbunden ist» (Rh XVII,2), nämlich in der Achtung vor dem Geiste der Men­schenrechte, und dies ohne Unterlass. Das Kapitel 17 von Redemptor hominis trägt den Titel: «Menschenrechte, Buchstabe oder Geist?». Johannes-Paul II. weiss sehr wohl, dass diese Welt nicht so rosig ist, wie er es gerne haben möchte: «Es gibt Schwierigkeiten, die sich in ihrem ganzen Ausmass kundtun» (Dm X) und «die die Wirksamkeit der humanistischen Voraussetzungen in jenen modernen Programmen und Systemen bedrohen oder oft auch zunichte machen» (Rh XVII, 3). «Der Zustand der Ungleichheit zwischen den Menschen und den Völkern» (Dm X) z. B., oder vielmehr noch alle Formen von «Chauvi­nismus, Imperialismus, Neokolonialismus» (Rh XVI,10). Aber es kann keine Rede davon sein, die Menschenrechte deshalb in Frage zu stel­len! Im Gegenteil! «Wir geben der tiefen Überzeugung Ausdruck, dass es heute in der Welt kein Programm gibt, selbst in den entgegengesetz­ten Ideologien bezügl. der Weltanschauung, das nicht den Menschen an die erste Stelle setzt.» Aber, «wenn trotz dieser Voraussetzungen die Menschenrechte auf verschiedene Weise verletzt werden, [...] so drängt sich notwendig die Pflicht auf, diese Programme unter dem Gesichtspunkt der objektiven und unverletzlichen Menschenrechte einer ständigen Revision zu unterziehen» (Rh XVII,3), der Menschen­rechte, «die in unserm Jahrhundert ihre Formulierung auf der interna­tionalen Ebene erlangt haben» (Rh XVII,5). Übrigens, «indem die Kirche die Freude über diese Errungenschaften mit allen Menschen teilt, die guten Willens sind, mit allen Menschen, die wahrhaft die Gerechtigkeit und den Frieden lieben, und da sie weiss, dass der Buch­stabe tötet, während der Geist lebendig macht (2 Kor 3,6), muss sie sich mit diesen Menschen guten Willens verbünden, um ohne Unterlass zu fragen, ob die Erklärung der Menschenrechte und die Annahme dem Buchstaben nach auch die Verwirklichung ihres Geistes bedeuten. Hier erhebt sich in der Tat die begründete Befürchtung, dass wir von dieser Verwirklichung noch weit entfernt sind, und dass zuweilen der Geist des sozialen und öffentlichen Lebens in einem schmerzlichen Widerspruch steht mit dem ‹Buchstaben› der Menschenrechte, wie sie in den Erklärungen stehen.» (Rh XVII,5) Es war für die Welt schwie­rig, eine solche Verteidigung und eine solche Zusammenarbeit anzu­streben für ihr Werk der Entchristlichung.

In seiner Rede vor der UNO im Oktober 1979 versicherte Johannes-Paul II.: «Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte in bezug auf das konkrete Individuum und den Menschen in seinem universalen Wert, [...] ist ein Meilenstein auf dem langen und schwierigen Weg des Menschengeschlechtes.» Hierbei denkt man unwillkürlich an die Worte der ersten Botschaft an die Welt, die wir eingangs zitierten, und wo Johannes-Paul II. sagt, dass das II. Vaticanum «ein Meilenstein in der 2000jährigen Geschichte der Kirche ist, und, infolgedessen, in der religiösen und kulturellen Geschichte der Welt». Die universale Erklä­rung der Menschenrechte von 1948 und Vaticanum II Meilensteine in der Geschichte der Menschheit, man könnte sich keine Parallele vor­stellen, die bezeichnender wäre. Die konziliare Kirche ist sehr wohl die Kirche der Welt, Johannes-Paul II. ist sehr wohl der Papst der Men­schenrechte.100

Eine Technik: die Fälschung

Nicht zufrieden damit, den gemeinsamen «Glauben» der Welt zu unterschreiben, gebraucht Johannes-Paul II. zudem eine geistige Methode, die, wenn sie auch nicht das Verdienst der Klarheit hat, ihm kaum den Zorn der Menschen seiner Zeit zuziehen dürfte.

Wir haben schon im ersten Teil, dieses Artikels, der seiner Philosophie gewidmet ist, darauf hingewiesen, dass es Karol Wojtyla ganz beson­ders liegt, sich in der Sprechweise der zeitgenössischen Denker auszu­drücken.101

Abgesehen vom Hintergrund — wir kommen darauf zurück — sind die Mittwochsansprachen, die der Erklärung der Genesis gewidmet sind, ein vollkommenes Modell für das, wozu Johannes-Paul II. fähig ist, und dies hat ihm auch die Anerkennung der geistigen Klasse der Welt eingebracht. Seine Darlegungen erreichen glücklicherweise nicht immer diese Höhepunkte. Im allgemeinen bleiben sie vielmehr undeutlich. Seine grossen Enzykliken sind dafür ein Beweis — man lese beispielsweise einmal Dives in misericordia! Eine solche Methode erlaubt es ihm übrigens, die weniger Mutigen zum besten zu halten, die die schwache Regung haben, katholisch zu bleiben.

Aber seine Methode macht hier nicht halt. Johannes-Paul II. stützt seine Thesen mit Texten, die er der hl. Schrift entnimmt, und die er sich zu verfälschen bemüht, zweifellos dazu angetrieben durch den ent­schlossenen Willen, das Unversöhnliche zu versöhnen. Man muss zugeben, dass er geschickt darin ist, den Sinn der Worte zu verdrehen. Ein Beweis dafür ist der Gebrauch, den er vom Exultet der Osternacht macht: «O glückliche Schuld, die einen solchen und so grossen Erlöser verdiente!»102

Johannes-Paul II., der die Absicht hat, die Würde des Menschen zu preisen, zögert nicht, diesen Satz zu manipulieren. «Welchen Wert muss der Mensch in den Augen des Schöpfers haben, der es ‹verdient› hat, einen solchen und so grossen Erlöser zu haben.» (Rh X,1) Erinnern wir uns daran: Die Sünden haben uns nichts anderes «verdient» als die Hölle. Sie waren für Gott nur die Gelegenheit, seine unendliche Barm­herzigkeit auszuüben. Ein Lapsus, eine unglückliche Formulierung wird man sagen! Also, Lapsus oder bezeichnender Ausdruck: Er bringt diese Fälschung wieder in seiner zweiten Enzyklika: «Die Wirklichkeit der Erlösung in ihrer menschlichen Dimension enthüllt die unerhörte Grösse des Menschen, qui talem ac tantum meruit habere redempto­rem.» (Dm V,1) Welches auch der Sinn sei, der dem «meruit» (ver­diente) hier beigelegt wird, eine solche Bezugnahme auf das Exultet ist unannehmbar. Das Exultet singt von der gnädigen und unendlichen Liebe Gottes, Johannes-Paul II. gebraucht es, um die unerhörte Grösse des Menschen zu besingen!

Übrigens sagt er uns, dass die missionarische Haltung «mit einer tiefen Wertschätzung gegenüber ‹dem, was im Menschen ist›, beginnt.» (Joh 2,25/Rh XII,1). Nun, das Evangelium nach Johannes versichert dies: «Als Jesus in Jerusalem war, am Osterfest, sahen viele die Wunder, die er wirkte und sie glaubten an seinen Namen. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, weil er sie alle kannte; denn er wusste, was im Men­schen war.» (Joh II, 23-25) Siehe da, durch eine Operation von Karol Wojtyla wird aus dem wenigen Vertrauen des Herrn eine «tiefe Wert­schätzung».

Endlich verschmäht es Johannes-Paul II. nicht, absichtlich verstüm­melte Texte zu verwenden.103

Für ihn heiligt offensichtlich der Zweck die Mittel. Also, warum unserm Herrn nicht die Verneinung der Einheit der Kirche in den Mund legen, im Namen des Ökumenismus!: « Vater, [nicht nur für diese hier] ich bitte, [aber auch für alle diejenigen, die auf ihr Wort hin an mich glauben], dass alle eins seien.» (Joh 17,20-21/Rh IV,1) Und warum soll man nicht die Worte, die Paulus auf die Kirche anwendet auf die ganze Menschheit anwenden! [Ihr seid also alle Kinder Gottes durch den Glauben in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Chri­stus getauft seid, habt Christus angezogen.] Da gibt es nicht mehr Juden und Griechen, Sklaven und Freie, Mann und Weib. Denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.» (Gal 3,26-28/Rh X,1) Endlich noch zwei sehr bezeichnende Beispiele:

  1. Aus der Enzyklika «über das Geheimnis und die Verehrung der hl. Eucharistie», Seite 7, 1. Abschnitt (nach der Ausgabe durch die deut­sche Bischofskonferenz): «Diese unsere Anbetung enthält noch eine weitere Besonderheit. Sie ist durchdrungen von der Grösse dieses Todes eines Menschen, bei dem die Welt, d. h. jeder von uns, bis zur Vollendung geliebt worden ist.»104
  2. Aus Redemptor hominis (Christiana-Verlag), Seite 36, Rh IV, 18, 2. Abschnitt: «Die Vereinigung Christi mit dem Menschen ist in sich selbst ein Geheimnis, aus dem der ‹neue Mensch› hervorgeht, berufen zur Teilnahme am Leben Gottes, neugeschaffen in Christus zur Fülle der Wahrheit. Die Einheit Christi mit dem Menschen ist Kraft und zugleich Quelle der Kraft, nach dem markanten Wort des hl. Johannes im Prolog seines Evangeliums: ‹Das Wort gab Macht, Kinder Gottes zu werden.›105

Diese Beispiele werden genügen, um eine geistige Methode recht zu unterscheiden von äusserem Schein und Betrug, der uns zeigt, wie weit Johannes-Paul II. geht, um mit der Welt zu denken.

Eine Methode: die Kunst des Schauspielers

Alles, was wir soeben gesagt haben, ist wichtig. Aber vielleicht noch wichtiger ist das Benehmen Johannes-Paul II. Wie soll man seinen unvergleichlichen Erfolg erklären und seinen Aufstieg zum auserwähl­ten Kreis der «Grossen dieser Welt»? Man hat ihn mit Herrschern der letzten Jahrzehnte verglichen, niemals jedoch mit irgendeinem kath. Papst. Weder Paul VI. noch Johannes XXIII. waren so populär, noch wurden sie so geehrt. Vor Johannes-Paul II. hat schon Paul VI. den Glauben und die Menschenrechte zugleich umarmt, hat grosse Reisen gemacht und bei internationalen Organisationen Reden gehalten, hat die sinnbildlichen Gesten des Bündnisses mit der Welt vervielfältigt, aber mit weniger Erfolg.

Man weiss nicht, ob man den Erfolg Johannes-Paul II. seiner Vergan­genheit als Schauspieler zuschreiben soll; aber man muss feststellen, dass Johannes-Paul II. über etliche Gaben der Verführung verfügt. Von Paul VI. hat er einige Verhaltensarten übernommen: die Erde küssen, exotische oder unschickliche Hüte usw. Aber er macht Besseres und mehr. Da, wo Paul VI. irgendwie befangen wirkte, gezwungen, leidend da strahlt Johannes-Paul II. von einer Kraft und Ungezwungenheit, die sich aus seinen rein physischen Eigenschaften nicht ganz erklären lassen. Er zögert nicht, Zehntausenden von jungen Leuten im Stadion gegenüberzutreten, was sein Vorgänger nie getan hätte.106

Ein schöner Schauspieler, ein furchtbarer Verführer der Massen, weiss Johannes-Paul II. zur rechten Zeit das rechte Wort zu sagen, vermeidet im allgemeinen die Ungeschicklichkeiten, meistert seine Gefühle; dafür entfesselt er die Empfindungen derer, die gekommen sind, um ihm zuzujubeln. Ein Journalist sagte richtig: «Die Geschicklichkeit Johannes-Paul II., sich seinem Publikum anzupassen, ist eine seiner in die Augen springenden Eigenschaften. Auch auf dem Gebiet des Schauspiels gibt er den andern Schauspielern allgemeinen Unterricht.

Bei der Hitparade im Park der Prinzen wäre er ohne Zweifel die Num­mer eins.» (B. Frappat, Le Monde, 3.6.80)107

Fügen wir noch hinzu, dass Johannes-Paul II. grosse Opfer bringt für die Gepflogenheiten des weltlichen Ruhms, er aber dennoch als ein Mann der Ordnung erscheint. Das nimmt ihm aber nichts von seinem einmaligen Ansehen, im Gegenteil. Indem er die «Progressisten» brandmarkt, die «dem Glaubenssinn der Gläubigen, die aus der Bahn gebracht sind, nicht genügend Rechnung tragen, dies sogar gegenüber dem Wesentlichen des Glaubens» (5.11.79), sichert er sich die «Integri­sten». Indem er letztere daran erinnert, dass «man die Aufgaben, die das Konzil stellt, nicht behandeln darf, als würden sie nicht existieren» (1.6.80), sichert er sich die «Progressisten». Kämen diese Aussagen von einem kath. Papst, der die Entscheidungen eines kath. Konzils anwendet, so würden diese Behauptungen Sicherheit geben. Aber sie kommen von Johannes-Paul II., der unerbittlich die Anpassung ver­folgt, die vom Vaticanum II gewollt ist, um bei der Welt Gehör zu finden.

Bei der Welt Gehör zu finden: Karol Wojtyla hat ohne Zweifel in die­ser Sache eine Art Vollkommenheit erreicht.108 Indem er die Men­schenrechte mit einem unvergleichlichen Eifer predigt, haben er und seine «Kirche» das erhalten, was sie suchen: sie werden von der Welt geehrt. Indem sie dies tun, bekunden sie, dass sie vom Glauben abge­fallen sind.

Die Bestätigung

Die Lehre Johannes-Paul II. wimmelt von Beweisen seiner Abtrünnig­keit, die als Bestätigungen herkommen aus seinem Willen, «die Über­einstimmung zu finden zwischen Christus und Belial» (2 Kor 4; 15). Schon haben wir ja seine Begabung gesehen für die Fälschung der Hl. Schrift, seine Geschicklichkeit, die Menschen zu verführen; alles Dinge, die christliches Empfinden nur verletzen können. Aber es gibt Schlimmeres. In einer wahrhaften Raserei von Aussöhnung mit der Welt macht Johannes-Paul II. bisweilen Vorschläge, die nichts Katho­lisches mehr enthalten, selbst nicht dem Scheine nach.

Die Weltkirche

Wir haben es weiter oben gesagt: In Sachen Lehre von der Kirche und Ökumenismus tut Johannes-Paul II. in einer ersten Zeit nichts als sich auf Vaticanum II berufen. Er schreibt die Hartnäckigkeit im Irrtum — «die Glaubenskraft der Mitglieder der nichtchristlichen Religionen» (Rh VI,3) — dem Hl. Geist zu und versteht es, aus Sekten besondere Heilsmittel zu machen109, «ebenso Abglanz einer einzigen Wahrheit wie die Samen des Wortes, bezeugend, dass das tiefste Verlangen des menschlichen Geistes trotz der Verschiedenheit der Wege einer einzi­gen Richtung zugewandt ist» (Rh XI,2). Aber Johannes-Paul II. will die Anpassung zu ihrem Endpunkt führen und gewissermassen eine religiöse Weltvereinigung schaffen: «Wenn alle Kirchen und Gemeinschaften fortschreiten in der Richtung auf die Fülle des Herrn, wird sein Geist uns den Weg zeigen, um zur vollständigen Einheit der Kir­che zu gelangen, im Innern wie im Äusseren» (16.11.80). Das also ist die Einheit der Kirche, zusammengeklebt mit dem Glaubensbekennt­nis des Karol Wojtyla und in die Zukunft geplant. Aber in der Tat, was kann diese äussere Einheit der Kirche wohl sein? Es verbleibt, die Ermutigungserklärungen an alle Religionen, christliche und nicht­christliche, zu vervielfachen.

Mit den Orthodoxen, Protestanten und Anglikanern «wissen wir jetzt, dass trotz unseren Gegensätzlichkeiten wir vom selben Gott geliebt werden, mit dem gleichen Christus verbunden sind, vom gleichen Geist belebt werden» (15.6.80), freuen wir uns, feststellen zu können nicht eine teilweise Zustimmung zu einigen Wahrheiten, sondern eine Übereinstimmung über die innersten Glaubenswahrheiten, an deren erster Stelle «der einzige Tisch des Herrn» (17.11.80); von jetzt an müs­sen wir entdecken «die Wege, die erlauben werden, Zeugnis zu geben von dem Glauben, den wir schon jetzt gemeinsam haben, und von der unvollständigen, aber wirklichen Gemeinschaft, die uns schon jetzt eint in Christus und in dem Geheimnis seiner Kirche» (23.2.79). Den französischen Protestanten macht Johannes-Paul II. diese rätselhafte Erklärung: «Ich muss sagen, dass ich tief den Jahrestag erlebe, den Sie in diesem Jahre erleben, ich will sagen: den 450. Jahrestag der ‹confes­sio augustana›110, ja, tief. Ich erlebe ihn auf eine für mich unbe­greifbare Weise, weil jemand ist, der ihn in mir erlebt» (31.5.80).

Was die Juden anbetrifft, wäre es auf Grund ihrer zu grossen Gottes­furcht, dass sie die Gottheit unseres Herrn nicht anerkennen können. In der Tat will Johannes-Paul II. «die Schwierigkeiten begreifen, wel­che die jüdische Seele, erfüllt von einer sehr hohen und sehr reinen Kenntnis der göttlichen Übersinnlichkeit, vor dem Geheimnis des fleischgewordenen Wortes» empfindet (12.3.79). Übrigens wären Christen und Juden, jede auf ihrem Wege, «alle sicher, treu und gehor­sam zu sein dem Willen Gottes, des Gottes der Patriarchen und der Propheten» (ebd.).

Auf die gleiche Weise hätten Christen, Juden und Muselmanen die «heilige Pflicht», «ein Segen zu sein für die Welt in dem Masse, wie sie sich miteinander einsetzen für den Frieden und die Gerechtigkeit aller Völker», die «heilige Pflicht», die antwortet auf den «abrahamischen Ruf»: «Könnten doch alle in Jerusalem anwesenden Völker versöhnt und gesegnet sein in Abraham! Dass er, der Unaussprechliche, von dem uns seine Schöpfung spricht, er, der seine Menschheit nicht zwingt, das Gute zu tun, sondern sie führt, er, der unser Schicksal kennt und schweigt, er, der uns alle als sein Volk auserwählt hat, uns führe auf seinen Wegen, seiner Zukunft zu!» (17.11.80) «Mit dem Judentum hat der Islam der Welt den Glauben an einen einzigen Gott geben kön­nen» (ebd.), «den Glauben an Gott, der den geistigen Nachkommen Abrahams: Christen, Muselmanen und Juden, wenn er aufrichtig gelebt wird, so dass er das Leben durchwirkt, eine sichere Grundlage der Würde, der Brüderlichkeit und der Freiheit der Menschen ist, und eine Richtigkeitsgrundlage für das sittliche Verhalten und das Leben in Gemeinschaft» (La Croix, 30.11.79).

Da der Ökumenismus keine Grenzen kennt, ruft Johannes-Paul II. schliesslich die Hindus auf, zu kommen und in dem Schmelztiegel der falschen Religionen aufzugehen: «Die Hindus üben die Askese (Abtö­tung) und die Meditation (Betrachtung) in ihrem Hinwenden zu Gott aus. Der Buddhismus lehrt, dass durch ein Vertrauen voller Frömmig­keit der Mensch zur Freiheit und zum Licht aufsteigt [... ]. Die katholi­sche Kirche nimmt die Wahrheit und die Güte an, die sich in diesen Religionen finden» (21.2.81).

Alles ist also bereit für die Errichtung der Weltkirche auf der Grundlage der Freiheit — «einer Freiheit, einem bestimmten Glauben und der entsprechenden Bekenntnisgemeinschaft anzugehören oder nicht, einer Freiheit, persönlich oder gemeinschaftlich, für sich oder öffentlich Gebets- und Gottesdiensthandlungen zu verrichten oder Kirchen oder Gottesdienststätten zu haben, je nachdem es die Bedürf­nisse der Gläubigen erfordern [... ]; einer Freiheit, nicht gezwungen zu sein, auf persönlicher, bürgerlicher und gesellschaftlicher Ebene Handlungen entgegen seinem Glauben zu vollziehen usw.» (11.11.80); auf dem «Grundsatz einer Miteinanderarbeit im Blick auf den Fort­schritt des Menschen, den Wettbewerb im Guten, die Ausbreitung des Friedens und der Brüderlichkeit in dem freien Bekennen des eigenen Glaubens eines jeden» (La Croix, 30.11.79); schliesslich auf der Grundlage eines gemeinsamen Glaubens an den Menschen, dessen glaubenssätzlicher Umriss abzugrenzen bleibt.

Theologie des Menschen

Man ist ergriffen beim Lesen von Redemptor hominis, zu sehen, wie sehr Johannes-Paul II. nicht aufhört, auf der Tatsache zu beharren, dass der Mensch nach dem Ebenbild Gottes erschaffen worden ist, auf der Tatsache, dass Christus für alle Menschen gestorben ist. All dies ist wahr und entspricht der Auslegung der Lehre von der Erlösung von seiten der Sache, im Grundsätzlichen. Umgekehrt aber unterlässt Johannes-Paul II., die Lehre von der Rechtfertigung von seiten der Person zu entwickeln, d. h.: in ihrer Anwendung. Er sagt wohl, dass die göttliche Ebenbildlichkeit «im ersten Sündenfall verändert worden ist» (Rh 8,2), besteht aber nicht auf den Folgen. Man sucht vergeblich nach einer Aussage über die Bekehrung, die Sakramente, den Glauben und die Werke. Nirgendwo legt Johannes-Paul II. dar, dass, um den neuen Menschen zu kleiden, man zuerst den alten Menschen auszie­hen und sein Kreuz tragen muss. Vom Annehmen der Gnade haucht er kein Wort. Ohne Zweifel ist dies eine Folge der Sorge dafür, «die unerhörte Grösse des Menschen» zu steigern. Wir haben gesehen, wel­che Mittel er hierfür benutzte. Von daher ist ihm alles erlaubt. Der Mensch, sei er Sünder oder nicht, ist mit Gott vereint. Er braucht nur mehr dieses Vereintseins sich bewusstzuwerden. «Der Mensch ist ein Bild von Gott — Gott hat ihn nach seinem eigenen Bild gemacht! — Der Mensch kauft sich frei und entdeckt sich selbst, wenn er sich mit diesem Bild gleichsetzt, wenn er seine eigene Ähnlichkeit mit Gott entdeckt. Der Mensch soll sich selber entdecken, soll sich vollständig loskaufen, soll sich vollständig wiederaufbauen!» (zit. v. Blazynsky, op.cit. S. 256). «Der Mensch, der sich selber bis auf den Grund begreifen will [... ], muss mit seinen Unruhen, seinen Unsicherheiten und selbst seiner Schwachheit und seiner Sünde, mit seinem Leben und seinem Tod sich Christus nahen. Er muss sozusagen in Christus eintreten mit seinem ganzen Sein, er muss die ganze Wirklichkeit der Menschwerdung und der Erlösung ‹sich aneignen› und angleichen, um sich selber wieder­zufinden. Wenn er diesen Vorgang sich tief in sich verwirklichen lässt, dann wird er Früchte nicht nur der Anbetung Gott gegenüber hervor­bringen, sondern auch tiefen Bewunderns für sich selber» (Rh X,1). So muss für Johannes-Paul II. der Mensch durch sich hindurch, auf dem Grunde seiner selbst, Gott finden. «Der geistige Weg führt zu Gott vom Untergrund des Geschöpfes und des Menschen aus» (Das Zei­chen des Widerspruchs, S. 30). Man ist nicht weit vom mitenthalten­seienden Gott der Modernisten. Die «aus dem Untergrund des Geschöpfes und des Menschen» gekommene Geistigkeit leistet dem religiösen Gefühl Widerstand, das, nach den Modernisten, hervorgeht durch «lebenswichtiges Innewohnen aus den Tiefen des Unterbe­wusstseins» (Pascendi; 11).

Der Glaube an den Menschen

Weil das Göttliche auf dem Grunde des Menschlichen entdeckt wer­den muss, wird der Mensch schliesslich selber Gegenstand des Glaubens. Im Mai 1978 sagte Kardinal Wojtyla im Verlauf eines Pilgerzu­ges von Bergleuten: «Nicht zuerst den Glauben verteidige ich, sondern den Menschen!» Johannes-Paul II. verwischt den Gegensatz: «Die Botschaft, die ich überbringen will, ist eine Botschaft von Frieden, Ver­trauen, von Liebe und von Glauben. Von Glauben an Gott ganz gewiss, aber gleicherweise, wenn ich mich so ausdrücken kann, von Glauben an den Menschen» (30.5.80). «Die erste Lüge, die Hauptun­wahrheit ist es, nicht an den Menschen zu glauben» (Botsch. z. Tag des Friedens, 18.12.78). «Weihnachten ist das Fest des Menschen. Es ist die Geburt des Menschen. Es handelt sich um einen der Milliarden Men­schen, die auf Erden geboren wurden, geboren werden und in Zukunft werden geboren werden» (25.12.78).

Die Hoffnung auf den Menschen

Dem Glauben an den Menschen entsprechende Hoffnung. Johannes-Paul II., wie gebannt vom Jahr 2000 — man fragt sich wohl, warum ­stellt die Menschheit «in die Zeit eines neuen Advents, in eine Zeit der Erwartung» (Rh 1,1). Würde dies die Erwartung des Gerichtes sein? Weit entfernt davon! «Eine neue Welt muss aufstehen, im Namen Gottes und des Menschen! Geht keinen Weg zurück! Die Kirche erwartet viel von euch: Willst du mit mir die Welt aufbauen, sie empor­ziehen, sie besser machen, deiner und deiner Brüder würdiger, die auch meine Brüder sind? Enttäuscht nicht die Erwartungen der Kir­che! Enttäuscht nicht die Hoffnung des Menschen, eures Zeitgenos­sen!» (6.7.80) Und Johannes-Paul II. erläutert noch seine Hoffnung durch eine einzigartige Auslegung den zu Paris im Prinzenpark ver­sammelten Jugendlichen: «Der junge Mensch — es handelt sich um den jungen reichen Menschen des Evangeliums — fragt also: ‹Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?› Nun, ihr stellt die gleiche Frage: ‹Kann man glücklich sein in der Welt von heute?› In Wahrheit stellt ihr die gleiche Frage wie dieser Junge!» (1.6.80) Es war schwierig, klarer zu sein. Durch üble Volksverführung stellt Johannes-Paul II. das ewige Leben und das irdische Glück einer neuen, aber hienieden erbauten Welt gleich. Einziger Gegenstand sei­ner Hoffnung!

Die Menschenliebe

Die Nächstenliebe erfährt eine entsprechende Behandlung. An die Stelle der Liebe zu Gott und zum Nächsten um Gottes Willen tritt die Liebe des Menschen zum Menschen: «Man muss den Menschen lieben, weil er Mensch ist! Man muss den Menschen in Anspruch neh­men mit Rücksicht auf die besondere Würde, die er besitzt!» (Rede vor der UNESCO vom 2.6.80). In seinem zweiten Rundschreiben sagt Johannes-Paul II. auch, dass «Jesus vor allem durch seine Lebensweise und seine Taten geoffenbart hat, wie die Liebe gegenwärtig ist in der Welt, wo wir leben, die tätige Liebe, die Liebe, die sich an den Men­schen wendet und alles umfasst, was sein Menschsein ausmacht» (Dm 11,3). Und er unterstützt seine Äusserungen einer dieser Auslegungen, deren Geheimnis er hat. Indem er das Gleichnis vom verlorenen Sohn erläutert, schreibt er die Rührung und das Erbarmen des Vaters nicht der Reue seines Sohnes zu, sondern der Tatsache, dass «ein grundle­gendes Gut gerettet worden ist: das Menschsein seines Sohnes!» Und er fügt nachdrücklich hinzu: «Wiewohl dieser sein Erbe verschleudert hat, sein Menschsein indessen ist unversehrt. Mehr noch: es ist wieder­gefunden worden» (Dm 4,6).

Johannes-Paul II. hält offensichtlich auf so gutem Weg nicht ein, und die ganze katholische Lehre erleidet ihrerseits eine wilde Entstellung. Die Messe wird «eine der Anhörungen, die Christus fortgesetzt der ganzen Menschheit gewährt» und durch die «wir eingeführt werden in das Geheimnis Gottes selber und gleicherweise in die ganze Tiefe der menschlichen Wirklichkeit» (19.11.78). Die Busse wird «eine persönli­chere Begegnung mit Christus» (Rh 20,5), deren «hauptsächliches Streben darin besteht, in sich selber zum Tiefsten seines eigenen Seins zurückzukehren, in diese Ausdehnung seines eigenen menschlichen Wesens, wo, in einem gewissen Sinne, Gott uns erwartet» (28.2.79). Man würde kein Ende finden, das Verzeichnis von wunderlichen Redensarten aufzustellen, die von Johannes-Paul II. gehalten wurden. Wir werden uns also beschränken auf zwei hervorstechende Veran­schaulichungen, bevor wir Schlüsse ziehen.

Die Bejahung des Körpers

«Wir versuchen immer mehr die Sprache dieser Wahrheit zu vertiefen, die der Erlöser des Menschen in diesen Satz eingeschlossen hat: Das Leben gibt der Geist, das Fleisch dient zu nichts (Joh 6,63). Diese Worte drücken, trotz dem Augenschein, die höchste Bejahung des Menschen aus: die Bejahung des Körpers, den der Geist belebt» (Rh 18,2). Trotz dem Augenschein, sicher! Gross mit Worten unseres Herrn, deren Sinn er entstellt, hat Johannes-Paul II. sich einer in unse­rer Zeit kaum schwierigen Aufgabe gewidmet: der Wiederanerken­nung des Fleisches. Man wird z. B. die Überlegtheit der Äusserungen vor einigen Tausend Jugendlicher bemerken: «Jugendliche Frankreichs, die Vereinigung der Körper ist immer die stärkste Sprache gewesen, die zwei Lebewesen einander sagen könnten!» (1.6.80)

Seit seiner Wahl unterhält Johannes-Paul II. die an Mittwochen ihn zu hören gekommenen Gläubigen mit dem «Eros» (sinnliche Liebe) und dem «Ethos des Körpers» (Sitte, Charakter d. K.) und dem «bejahen­den (positiven) Wert des Sex». Der Jargon (verderbte Sprechweise), in dem er sich ausdrückt, entmutigt die Rücksichtsvollsten. In der Erwar­tung einer vertieften Untersuchung werden wir nur zwei Wortlaute als Voraussetzung unterbreiten. P. Andrew Greely, einer der Verteidiger von Hans Küng — dies ist sicherlich nicht eine vortreffliche Bezug­nahme — hat diese Anmerkung ausgegeben: «Wenn die römischen Untersuchungsrichter mit dem schweizerischen Theologen fertigsein werden, werden sie gegen einen anderen katholischen Prediger streng vorgehen müssen. Dieser Mann könnte wohl der gefährlichste von allen sein [...]. Ich rechne auf die Kongregation der Glaubenslehre, um ihn zu verfolgen. Sie wird nicht sehr weit suchen zu gehen brauchen. Gerade in dem Anhörungsaal, wo Johannes-Paul II. alle Mittwoch­morgen spricht [.. ]. Eine solche Auslegung der Schöpfungsgeschichte würde vor 20 Jahren seine Verdammung durch die Kurie nach sich gezogen haben und könnte jetzt noch (sic!) über eine grosse Anzahl von Punkten verhängt werden.» Was Karol Wojtyla anbetrifft, hat er, den Abendländern vorwerfend, übertrieben dem Geist und dem Wil­len den Erstrang eingeräumt zu haben, gesagt: «Wir sind so hoch gestiegen, dass wir das Fleisch vergessen haben. Sie, die Schwarzen oder die Charismatiker (die ausserordentlich Begnadeten), sind in ihren Körper versenkt, leben mit ihren Körpern, wohnen in ihnen [... ]. Sie haben recht! Sie! Vielleicht nicht völlig, aber zu einem grossen Teil» (zit. v. Malinski, op. cit. 5.302).

Die innere Gutheit des Kommunismus

Es ist nicht überraschend, zu sehen, wie der «Papst» der Menschen­rechte seine Bürgschaft dem Kommunismus zuträgt durch Gebärden, deren schlechte Gewohnheit schon Paul VI. an sich hatte — Umarmung mit dem kommunistischen Bürgermeister von Rom am 12. November 1978, herzlicher Empfang der Leiter terroristischer Vereinigungen Südafrikas am 29. November des gleichen Jahres, herzliche Begeg­nung mit dem kongolesischen kommunistischen Gewaltherrscher im Mai 1980, Wahl des Fachmannes in Ostpolitik, Casaroli, zum Pro­staatssekretär, Stellungnahme gegen die künftigen amerikanischen Raketen in Europa und den Boykott (das Sperren) der Spiele von Mos­kau usf. — aber auch durch Erklärungen von schwerwiegender Bedeutung. Anlässlich seiner Reise in Polen (Juni 1979) schätzt sich der, wel­cher «immer die kämpferischsten Formen von Gegenkommunismus entmutigt hat» (Blazynski, op. cit. S. 158), glücklich über die «Normalisierung» der Beziehungen der konziliaren Kirche und des kommuni­stischen Staates dank ihrem gemeinsamen Glauben an die Menschen­rechte. Als er am 16. Januar 1981 den polnischen Gewerkschafter Lech Walesa empfängt, bekräftigt er, dass «keinerlei Widerspruch besteht zwischen dem freien Antrieb der Arbeiter auf der sozialen Ebene und dem System, das die Arbeit des Menschen auf den Rang von grundle­gendem Wert für das Leben der Gesellschaft und des Staates erhebt». Da derjenige feststeht, an den er sich richtet, besteht kein Zweifel, dass Johannes-Paul II. mit seinen Aussagen die kommunistischen Regie­rungen kennzeichnet. Schliesslich huldigt er am 7. Juni 1979 kraftvoll der Sowjetunion: «Wir wissen, welchen Anteil diese Nation während des letzten Krieges für die Freiheit der Völker gehabt hat.» Sicher, jeder weiss das! Erinnern wir daran, dass die Sowjetunion — deren Zuvorkommenheit für die Freiheit der Völker gut bekannt ist! — im Bunde mit dem Dritten Reich Polen im Jahre 1939 angriff. Der Pole, der Karol Wojtyla ist, scheint ein kurzes Gedächtnis zu haben! Die Kommunisten haben sich darin nicht getäuscht, und man begreift ihre Genugtuung: «Die Einstellungen Johannes-Paul II. in ihrem gegen­wärtigen Stand enthalten wichtige und leidenschaftliche Gesamtüber­einstimmungen mit dem Kampf der französischen kommunistischen Partei» (A. Casanova, Hefte des Kommunismus, März 1980); «Wir tragen eine positive Bewertung über Johannes-Paul II» (M. Gremetz, Le Monde, 16.2.80).

Im Jahre 1949 schloss ein Erlass des Hl. Offiziums die mit den Kom­munisten zusammenarbeitenden Gläubigen aus der Kirche aus (Denz. 3865). Im Jahre 1981 arbeitet Johannes-Paul II. mit ihnen zusammen «für die Freiheit der Völker»!

* * *

Am Ende dieser kurzen Untersuchung ergibt sich eine Folgerung mit Offensichtlichkeit: Johannes-Paul ist wahrhaft ein Mann des Vati­canum II. Das ist nichts Überraschendes, ganz im Gegenteil! Karol Wojtyla war durch seinen ganzen zurückliegenden geistigen Weg empfänglich gemacht, man könnte sagen vor-angepasst an die voll­ständige, unter dem Deckmantel des Aggiornamento (Anpassung) durchgeführte Veränderung. Seine philosophischen Ausrichtungen stellten ihn ohne weiteres auf das einzige Gebiet vorstellbaren Einver­nehmens zwischen dem Geist der Welt und dem des katholischen Liberalismus: den personalistischen Humanismus, der die Welt begrifflich wiederaufbaut, ausgehend von der Überlegung der Erwar­tungen, der Träume oder der Trugbilder des in der Tat das Mass aller Dinge gewordenen menschlichen Lebewesens.

Andererseits hat Karol Wojtyla, Bischof seit 1958, wichtige Verant­wortlichkeiten nur im Schoss des Gefüges der neuen Kirche auf sich genommen. Von dieser Tatsache aus ist es nicht übertrieben, zu sagen, dass er das Urbild selber des konziliaren Apparatschiks (Einpeitschers) ist. Schliesslich hat er seit seiner Wahl nicht aufgehört, seine Absicht zu verkünden, die Vorhaben (das Programm) des Vaticanum II anzu­wenden und bis zum Ziel zu vollenden. Erkennen wir an, dass er im Unterschied von Paul VI. freimütig und deutlich ist und sich nicht um die Winkelzüge seines Vorgängers kümmert! Und diese Absicht setzt Johannes-Paul II. in Anwendung, indem er dafür alle seine Kräfte und die ganze Fähigkeit, mit der er begabt ist, nutzt.

In einem Sinne also gibt es das Problem Johannes-Paul II. nicht. Die eigentliche Frage beruht in dem Ursprung (Prinzip), der ihn antreibt: der Geist des Vaticanum II, dieses Weltkonzils, das durch Verführung mit der Überlieferung gebrochen und sich zum Feinde Gottes gemacht hat (Jak 4,4).

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94 siehe: Vaticanum II oder die Kirche der Welt, «Fortes in Fide» Nr. 16, S. 17.

95 Von nun an bezeichnen wir durch die Abkürzungen Dm und Rh die Enzykliken «Dives in Misericordia» und «Redemptor hominis». Die angegebenen Daten bezie­hen sich auf die Acta des apostolischen Stuhles, die entweder in Documentation catholique oder bei Tequi veröffentlicht sind.

96 Siehe seine Rede vor dem wissenschaftlichen Komitee des Institutes Pauls VI.   (17.2.80), von der in «Fortes in Fide» Nr. 14, S. 138 und 139, Auszüge abgedruckt sind.

97 Johannes-Paul II. fügt die Geste zum Wort hinzu. Kaum einige Tage nach seiner Wahl, als er Orthodoxe, Protestanten und Juden empfing, verurteilt er die Kritik derjenigen, die im ökumenismus die Quelle von Verwirrungen in der Lehre sehen. Seiner Erklärung folgt ein gemeinsames Gebet: «Er nahm dann die Hände der bei­den Personen, die ihm am nächsten waren und bat die andern, es ebenso zu tun. Es bildeten sich zwei konzentrische Kreise: der eine, zusammengesetzt aus sitzenden Prälaten, der andere aus stehenden Personen. — Das stille Gebet dauerte mehrere Minuten.» (La croix, 20.10.78).

98 Siehe «Fortes in Fide» Nr. 17, S. 145 f.

99 Siehe «Fortes in Fide» Nr. 12, S. 63 f., Nr. 13, 5.107 f., Nr. 14, S.156 f.

100 Am 14. November empfängt Johannes-Paul II. Mitglieder vom Rotary-Club: «Gott erhalte den internationalen Rotary-Club in dem edlen Zweck, den er sich gegeben hat. [...] Für dieses neue Licht und diesen transzendenten Humanismus möchte ich heute Zeugnis geben.

101 Siehe «Fortes in Fide» Nr. 17, 5.133.

102 O felix culpa quae talem ac tantum meruit habere redemptorem.

103 Wir setzen die von Johannes-Paul II. ausgelassenen Teile in eckige Klammern.

104 Bezieht sich auf Joh 13,1. Diese Stelle lautet: «Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, so liebte er sie bis zur Vollendung!» Aus «die Seinen» wird bei Joh.-Paul II.: «die Welt.»

105 Joh 1,12. Diese Stelle ist hier verstümmelt; sie lautet: «Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.» Nun, dieses verstümmelte Zitat passt ja auch besser zum letzten Satz des 1. Abschnittes von IV,18: «In der Tat, weil Chri­stus in seinem Geheimnis der Erlösung sich mit ihr vereint hat, muss die Kirche auch mit jedem Menschen eng verbunden sein.» (Auch mit Gotteshassern, den Teuflischen, den Freimaurern, den Kommunisten?!; das «alle, die Ihn aufnah­men» passt nicht in den Rahmen des neuen «Glaubens der universalen Kirche».)

106 Selbst, als er durch das Attentat arg mitgenommen ist, findet er darin ein Mittel, dieses Ereignis sich zunutze zu machen, indem er mit ausgewählten Worten erklärt, dass er seinem Bruder Ali Agca verzeiht …

107 Der Journalist glaubte nicht, so gut gesprochen zu haben. Der Figaro (= franz. Zei­tung) vom 17.7.81 hat folgende Information veröffentlicht: Um das Defizit im Vatikan auszugleichen, «haben die Kardinäle eine Reorganisation der päpstlichen Finanzen ins Auge gefasst, unter der Form eines Pachtverfahrens, wonach der Hei­lige Stuhl den verschiedenen Ortskirchen die Kosten für den Dienst zuweisen würde, den er ihnen erweist, wie wenn es sich um banale Gesellschaften mit kom­merziellem Recht handeln würde.
Erste Anwendung dieses Prinzips: die Reise, die Johannes-Paul II. im nächsten Jahr nach England antreten wird, wird unterstützt durch eine Organisation für öffentliche Belange, die die hohe Befähigung für solche Dinge schon auf dem Gebiet von Sportveranstaltungen bewiesen hat; es ist die internationale Manage­ment Group von Marc McCormak, einem Advokaten von Cleveland in Ohio, der die Angelegenheiten von Björn Borg, Jean-Claude Killy, Arnold Palmer und natürlich von Jackie Stewart zu deren grösstem und seinem eigenen grossen Nut­zen in die Hand nimmt. Niemals also wird Johannes-Paul II. so sehr seinen Ruf als «Superstar» verdient haben.
Diese Entscheidung wird mehr als einen Gläubigen überraschen! Sie wurde näm­lich von der kath. Kirche getroffen, offenbar im Einverständnis mit dem Vatikan. Gemäss der römischen Hierarchie ist die Reise des hl. Petrus ein (Dienst), den der Hohepriester den englischen Gläubigen erweist. Es ist also gerechtfertigt, dass diese dafür die Kosten übernehmen, insgesamt 6 Mill. Pfund. Unter diesem Gesichtspunkt wird McCormak freie Hand haben, die päpstliche Reise rentabel zu machen, indem er sich etwas einfallen lässt: z. B. Schallplatten, Posters (Bilder), Teller mit dem Bild Johannes-Paul II., Postkarten usw.

108 Ein Beispiel: In der Zeitung Express vom 29. Dez. 79 erklärt Jean-Francois Revel, dass er mit Johannes-Paul II. zufrieden ist, weil man für ihn nicht mehr Katholik zu sein braucht.

109 «In dem (ökumenischen) Zusammenhang ist es ausserordentlich wichtig, eine richtige und ehrliche Darstellung der anderen Kirchen und der kirchlichen Gemeinschaften zu geben, deren Christusgeist nicht verwehrt, sich ihrer als Heilsmittels zu bedienen.» Johannes-Paul II. — Apostolische Ermahnung Catechesi tra­dendae (16.10.79).

110 Das Bekenntnis von Augsburg, im Jahre 1530 verfasst von Melanchton, einem Schüler Luthers; eine Art von Mindestziel, das auf entscheidende Weise zum Auf­blühen des Protestantismus beigetragen hat.

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Quelle: FORTES IN FIDE, Nr. 18, Jahrgang 1981, Seiten 190 – 211



DER WANDEL JESU IN DER WELT – Nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich

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Jünger- und Heiden-Belehrung

Zöllner-Hotel bei Galaad

Mo. 19.

In Richtung gen Galaad wandernd, unter­richtet der Herr die vier Jünger in lauter Gleichnissen, von allerlei Ständen und Ge­werben, von jedem Busch, Stein und Baum hergenommen, und was sich so auf dem Wege darbietet. Auch erzählt Er von Elias, der sich an dem Bache Carith einst auf­gehalten (3 Kön. 17, 3-7), in dessen Nähe sie vorbeikommen.

Später weist Er auf die Sandalenfabrik von Dalmanutha, die sie links von sich in der Ferne sehen und wendet von ihr Gleich­nisse auf die Gesinnung der Nazarener an; sagend: „Ich bedarf ihrer Ehrung nicht, die schön gefärbt dasteht, wie die bunten Soh­len in jener Fabrik, und die nachher unter die Füße in den Kot getreten wird. Sie sind wie die Sandalenmacher von Dalmanutha, ihre eigenen Kinder verschmähen und ver­achten sie, und so sie in die Fremde gestoßen sind und irgend etwas gelernt haben von schönen grünen Sandalen, eine neue Mode, so lassen sie selbe wieder kommen aus Neu­gier und wollen dann prahlen mit den San­dalen, die wie diese Ehre mit Füßen getre­ten werden.”

Als sie Ihn fragen, wo Er denn wohnen wolle, ob Er in Kapharnaum ein Haus bauen wolle, antwortet Er, daß Er nicht auf Sand baue, und erwähnt eine andere Stadt, die Er bauen werde. Jedoch wolle Er gern ein eigenes Schiffchen haben, um auf dem See hin und her zu fahren, denn er wolle zu Wasser und zu Lande lehren.

Als sie in die Gegend von Galaad kommen, erzählt Er von Abraham und Loth, die auf ihrem Wege von Haran nach Sichern (Gen. 11, 31-12, 6) hindurchgezogen, und kehrt in der Nähe von Galaad (am heutigen Nahr el-Rukkad) im Zöllner-Hotel an der Handelsstraße Skythopolis – Damaskus ein. Er spricht vor den Gästen und Zöllnern über das Gleichnis von den bösen Winzern (Mt. 21, 33-44) und gibt deutlich zu ver­stehen, daß Er der Sohn sei, aber fügt auch hinzu, daß alle Jene Kinder des Vaters seien, die Dessen Willen täten, wodurch den Hörern die Sache wieder verhüllt wird. Einige derselben bekehren sich jedoch.

Zwischen Gamala und Gergesa

Di. 20.

Über die Berge an der Ostseite des Sees Genezareth wandelnd, begegnen ihnen zwi­schen Gamala und Gergesa Handelskara­wanen, die von Syrien nach Ägypten ziehen. Es haben sich diesen Zügen viele Leute an­geschlossen, um in Galiläa den neuen Pro­pheten zu hören. Von ihnen laufen einige zum Herrn herüber und fragen, ob der neue Prophet jetzt in Kapharnaum lehre. Er sagt ihnen, sie sollten sich an dem Bergabhang nördlich bei Gerasa lagern, der Prophet werde bald dahin kommen. Sie aber schauen Ihn verwundert an und sagen: „Herr, du bist auch ein Prophet!” und Sein Blick macht sie nachdenklich, ob Er es nicht Selbst sei.

Industrie- und Handels-Stadt Gerasa

Abends kehrt Er im Hotel vor Gerasa ein. Es ist aber ein solches Gedränge von Reisen­den im Hause, daß Er Sich gleich absondert, während die Jünger noch mit den Heiden von dem neuen Propheten reden und sie aufklären.

Unterdes ist Martha mit Johanna Chusa und Veronika zur heiligen Jungfrau gereist und hat von Kana aus eine mit Maroni bekannte Witwe aus Naim mitgebracht, die die heilige Jungfrau um Fürbitte bei Jesus angeht, um von ihrer Besessenheit geheilt zu werden. Als der Bote mit dieser Fürbitte Mariä den Herrn auf dieser Reise erreicht, heilt Er jene Witwe aus der Ferne. Sie sinkt im selben Augenblick im Hause Mariä wie tot zur Erde, wird von den Frauen zu Bett ge­bracht, kommt wieder zu sich und steht ganz befreit wieder auf.

Mi. 21.

Indem Er langsam den gestern angegebenen Bergabhang auf Serpentinenwegen hinaufwandelt, belehrt Er die hier sich zu Seiner Lehre gelagerten Heiden in Form von Fra­gen und Antworten, z. B.: „Wo seid ihr her? Was bewegt euch zu der Reise? Was erwartet ihr von dem Propheten? — Selig sind die, die so weit und mühsam gereist kommen, das Heil zu suchen. Wehe aber jenen, unter denen es aufsteht, und die es nicht aufnehmen!” Und dann erklärt Er die Weissagungen vom Messias, die Heilsberu­fung der Heiden und erzählt von dem Zuge der heiligen Drei Könige, die einigen von ihnen bekannt sind.

Es sind auch Leute aus der Gegend und Stadt her, wo der Gesandte des Königs Abgar von Edessa Anfang Mai 32 mit dem Bild durch­reiste und wo er entdeckte, daß auch das Tuch, womit Jesus Sich berührt, Sein Bild enthielt.

Die Hörer sind teils von Jesu Lehre ergrif­fen, teils aber auch enttäuscht, nämlich jene, die etwas ganz anderes von dem Pro­pheten erwartet hatten, das ihren Sinnen mehr schmeichelte.

Die unreine Schüssel

Zu Abend ist Jesus Gast bei einem Schrift­gelehrten, der vor der Stadt wohnt. Auch einige Pharisäer sind zugegen. Als der heid­nische Diener eine sehr schön dekorierte Schüssel mit Zuckerwerk auf den Tisch bringt, macht einer der Anwesenden einen großen Lärm darüber, daß an der Schüssel etwas Unreines sei, stößt den erschrockenen Diener grob zurück und beschimpft ihn. „Nicht die Schüssel”, bemerkt Jesus, „son­dem was darin ist, ist voll Unreinigkeit” (vgl. L. 11, 39). — „Nein”, erwidert der Hausherr, „Du irrst, das Zuckerwerk ist ganz rein und köstlich.” — „Doch, es ist sehr unrein, denn es ist nichts als aus Schweiß, Blut, Mark und Tränen der Witwen, Wai­sen und Armen zusammengeknetete Wol­lust”, entgegnet der Herr und hält ihnen eine scharfe Lektion über ihr Treiben und Verschwenden, über Geiz und Heuchelei.

Die Gäste sind erbittert, können nichts er­widern und verlassen gekränkt das Haus bis auf den Hausherrn, der immer noch den Herrn gleißnerisch umschmeichelt und nur etwas zu erlauern hofft, was er dem Syne­drium zu Kapharnaum gegen Ihn vorbrin­gen könnte.

Abends lehrt Er nochmals vor den Heiden am Bergabhange bis spät in die Dunkelheit bei Fackelschein. Jenen, die sich taufen las­sen und sich sogar hier im Lande nieder­lassen wollen, rät Er, mit der Taufe noch zu warten, bis sie besser belehrt seien, und vor­erst in die Gegend von Adama am Merom­-See zu ziehen, wo bereits von Ihm (im Juli 32) belehrte Heiden und gute Leute seien.

Nach Schluß der Lehre geht der Herr nord­westlich über den Berg nach der Stelle, wo Ihn Petri Knechte mit dem kleinen Schiff erwarten, das Petrus und Andreas mit ihren Leuten selbst für Ihn gezimmert haben. Es faßt etwa zehn Mann. Er landet etwas nörd­lich von Bethsaida, wo Ihn sechs der künf­tigen Apostel begrüßen und zum Hause Petri geleiten (Mt. 4, 13-16).

Die Untersuchungs-Kommission

Petri Haus

Im Hause Petri sind die heilige Jungfrau und die anderen Frauen versammelt. Der Herr speist in ihrer und der Jünger Mitte. Man warnt Ihn vor der in Kapharnaum ein­getroffenen Untersuchungs-Kommission von fünfzehn Pharisäern, der sich auch jener junge Mann aus Nazareth angeschlossen hat, der den Herrn schon mehrmals um Auf­nahme gebeten, und den Er noch das letzte Mal abgewiesen. Die Seinen bitten Ihn, doch ja nicht zum kommenden Sabbat in Kaphar­naum zu lehren, Er solle doch lieber wieder auf die andere Seite des Sees gehen. Bei solchen Gelegenheiten spricht jedoch Jesus kurz ablehnend ohne Auseinandersetzung.

Dem Petrus sagt Er noch, er solle für mor­gen seine Fischerei lassen und Ihm bei der Menschenfischerei helfen, bald werde Er ihn ganz abberufen.

Fischerstadt Bethsaida

Do. 22.

Petrus hat in seinem Hause viele Kranke aufgenommen, die der Herr heute morgen fast alle heilt. Auf dem Wege nach Beth­saida heilt Er ebenfalls die von den Jüngern bereits auf Seine Anordnung hin geordne­ten Kranken. Hierbei belehrt Er sie, und denen, die ihre Sünden bekennen wollen, nimmt Er das Bekenntnis an einem abgeson­derten Ort entgegen. Unter diesen sind auch viele Heiden, die Er zur Taufe oder zu den bekehrten Heiden in Adama am Merom-See weist. Auch in Bethsaida wimmelt es von Kranken und von Leuten, die Ihn hören wol­len. Er heilt und lehrt in verschiedenen Herbergen und auf den Straßen. Nachdem Er bei Andreas gespeist, kehrt Er zum Hause Petri zurück.

Kapharnaum

Fr. 23.

Er heilt noch viele Kranke in Bethsaida, speist im Hause Petri und heilt dann noch im Jüngerversammlungshaus vor Kaphar­naum, welches auch dem Petrus gehört.

Auf dem Wege zur Synagoge laufen Ihm die Besessenen, die man alle aus dem Hafthause losgelassen, entgegen und schreien Ihn an. Er befiehlt ihnen zu schweigen, und sie fol­gen Ihm, gänzlich vom bösen Geiste befreit und ruhig, zum Erstaunen aller Menschen zur Synagoge und hören Seiner Lehre zu (Mk. 1, 21-22).

Um Seinen Lehrstuhl sitzen die Pharisäer mit der Untersuchungs-Kommission der fünfzehn Neuangekommenen. Man behan­delt Ihn mit wirklicher Scheu und geheu­chelter Ehrfurcht, macht Ihm Platz, reicht Ihm die Rollen zur Verlesung der Lektion, und Er lehrt über Isaias 49, daß Gott Seines Volkes doch nicht vergessen werde, und legt alles auf Seine Zeit aus.

Die Pharisäer können Ihm kein Wort wider­sprechen, sie hören ganz still zu, nur zischeln sie sich in die Ohren und spötteln, um ihre Überlegenheit zu zeigen, sind aber doch unbewußt hingerissen von Seinen Worten, obschon sie zuweilen äußerlich vor sich herlächeln.

Zuletzt erzählt Er das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt. 25, 14-30), aber in etwas veränderter Form, dem ver­räterischen jungen nazarenischen Schrift­gelehrten zu Gehör, der zwar innerlich be­schämt, aber nicht gebessert wird.

Vor der Synagoge heilt Er noch auf der Straße und dann im Hause Petri vor dem Tor, um hierauf bis in die Nacht im Kreise Seiner Jünger zu lehren. Am heutigen Abend wird in der Stadt der Schluß des Monats Ab und der Beginn des Monats Elul durch Heraushängen von Fahnen mit Kno­ten und Fruchtschnüren in denselben an­gezeigt. Die Zahl der Knoten gibt die neue Monatszahl an. Um Mitternacht sondert Sich Jesus ab und begibt Sich zum einsamen Ge­bet wieder auf einen der Zypressenhügel in der Nähe.

Er hat Gewalt über die unreinen Geister

Sa. 24.

Als der Herr morgens zur Synagoge kommt, ist sie von Menschen dicht umlagert, und Besessene schreien Ihm entgegen. Ein ganz besonders Rasender kommt gegen Ihn ge­rannt und schreit: „Was haben wir mit Dir, Jesus von Nazareth? Du kamst, uns zu ver­derben. Ich weiß, Du bist der Heilige Got­tes!” Da befiehlt ihm Jesus zu schweigen und sagt: „Verstumme und fahre von ihm aus!” Der unreine Geist zerrt ihn hin und her und fährt mit lautem Geschrei von ihm aus, und der Mensch wird ganz ruhig und wirft sich dem Herrn zu Füßen. Da sagen viele Leute und besonders die Jünger den Pharisäern zu Gehör, die sich darüber ärgern: „Was ist doch das für eine neue Lehre, wer mag Er sein? Er hat Gewalt über die unreinen Geister.” (Mk. 1, 23 bis 27.) Ein ähnlicher Vorgang spielt sich später am 15. November 32 noch einmal ab.

Es ist eine so erstaunliche Menge von Volk und Kranken in und um der Synagoge, daß der Herr auf einer Stelle des Sabbat­hauses lehren muß, die nach innen und nach dem von Menschen vollen Vorhof sieht. Er lehrt lebhafter als sonst, wendet Sich beim Sprechen bald ins Innere des Hauses, bald heraus zur Menge draußen.

Er spricht wieder über Stellen aus Isaias und zählt die Kennzeichen des gekommenen Messias auf (vgl. Mt. 11, 5) : „Die Lahmen werden gehen, die Blinden sehen, Taube hören. Tun sie es etwa nicht? Was will diese Versammlung der Heiden zur Lehre?” (und damit weist Er auf jene hin, die Er drüben bei Gerasa belehrt hat, und die jetzt hier­her gekommen sind, um Ihn weiter zu hören). „Was schreien die Besessenen? Warum fahren die Teufel aus? Warum loben die Genesenen Gott? Verfolgen Ihn die Bösen und Verderber nicht? Umgeben Ihn nicht die Spitzel? Aber sie werden den Sohn des Weinbergsherrn (Mt. 21, 39) hin­ausstoßen und erschlagen, und wie wird es ihnen ergehen? Wollt ihr das Heil nicht an­nehmen, so soll es doch nicht verloren sein, und ihr sollt es den Armen, Kranken, Sün­dern und Zöllnern, den Büßenden, den Hei­den selbst nicht wehren, zu denen es sich von euch abwenden wird!” „Ihr anerkennt Johannes als einen Propheten, den sie ge­fangen haben: geht zu ihm in sein Gefäng­nis, fragt ihn, wessen Wege er bereitet hat und von wem er Zeugnis gibt!”

Die Sündenvergebung vom Lehrstuhl aus

Es schleppen aber während Seiner Lehre acht halbkranke Männer vier andere, an einer unreinen Krankheit leidende, vor­nehme Männer aus Kapharnaum zur Synagoge nach einer Stelle in den Vorhof, wo Jesus sie sehen, und sie Seine Worte hören können. Doch die Pharisäer, welche dies be­merken, reden laut über diese Unordnung. Jesus aber wendet Sich in dem Augenblick, da diese Kranken durch die Reden der Pharisäer erschrocken und traurig werden, zu ihnen hin, sieht sie liebevoll und ernst an und ruft ihnen zu: „Eure Sünden sind euch vergeben!”

Da brechen jene in Tränen aus; die Phari­säer aber murren mit großer Erbitterung: „Wie wagt Er das zu sagen? Wie kann Er Sünden vergeben?” Doch Jesus ruft ihnen zu: „Folgt Mir hinab und seht,was Ich tue!” Er steigt vom Lehrstuhl, geht durch die Menge zu jenen vier Kranken. Die Phari­säer erheben sich und folgen Ihm nach. Er stellt sie fern von den Kranken in eine Reihe: „Bleibt hier, denn sie sind euch ja unrein, Mir sind sie es nicht; denn ihre Sün­den sind ihnen vergeben.” Und nun fragt Er: „Ist es schwerer, zu einem reumütigen Sün­der zu sagen: deine Sünden sind dir ver­geben, als dem Kranken zu sagen: stehe auf und trage dein Bett von dannen?”

Sie können nichts antworten, und Jesus geht zu den Kranken und legt einem nach dem anderen die Hände auf, betet über sie wenige Worte, hebt sie an den Händen empor und befiehlt ihnen, Gott zu danken, nicht mehr zu sündigen und ihre Betten hinwegzu­tragen.

Sie stehen alle vier von den Betten auf, und die anderen acht Halbkranken sind auch ganz rüstig und helfen jenen aus ihren Decken heraus. Diese aber schlagen ihre Betten zusammen, nehmen sie auf die Schulter, und alle zwölf gehen freudig unter dem Gesang: „Gelobt sei der Herr, Gott Israels, Er hat Großes an uns getan, Er hat Sich über Sein Volk erbarmt und uns durch Seinen Propheten geheilt”, durch die stau­nende und jauchzende Menge von dannen.

Die Pharisäer aber gehen voll Ärger und ganz beschämt ihrer Wege, ohne Abschied zu nehmen.

Der Herr begibt Sich ohne Verweilen mit den Jüngern zum Hause Petri bei Bethsaida, wohin man Ihn gerufen, da man meint, Petri Schwiegermutter, deren Krankheit sehr zugenommen, werde sterben. Er tritt an ihr Bett und heilt sie. Und sie steht auf und bedient gleich mit den anderen Frauen bei der folgenden Mahlzeit bei Tisch (L. 4, 38-39).

Petri Schiffstelle

Nach dem Essen geht der Herr am See bei Petri Schiffstelle mit den Jüngern spazie­ren, unterrichtet sie und spricht davon, daß sie bald diese Arbeit ganz liegen lassen und Ihm folgen werden.

Da wird es Petrus ganz bange, er wirft sich vor dem Herrn auf die Knie nieder und bittet Ihn, Er möge doch auf seine Unwis­senheit und Schwäche sehen und nicht ver­langen, daß er bei so wichtigen Dingen sein solle; er sei dessen nicht würdig und ver­möge nicht, andere zu unterrichten. Jesus erwidert, sie sollten keine weltliche Sorge haben, denn Der, der den Kranken Ge­sundheit verleihe, werde auch ihnen Nah­rung und Kraft zu ihren Verrichtungen geben.

Kapharnaum

Nachdem der Herr viele Kranke und Beses­sene vor der Stadt um Petri Haus geheilt (Mt. 8, 16-17), lehrt Er noch in der Syna­goge, entzieht Sich aber, da das Gedränge immer größer wird, unbemerkt der Menge und geht ohne alle Begleitung in jene Tier­schlucht, die sich südwärts von Kaphar­naum beim Schloßgut Serobabels bis zu dem kleinen Dorfe hinzieht, wo dessen Knechte und Arbeiter wohnen. Hier bleibt Er die Nacht hindurch einsam im Gebet.

Jesus unter den Kurgästen

Bad Bethulia

So. 25.

Frühmorgens finden Ihn dort noch im Ge­bet Petrus und die anderen Jünger und melden, daß noch viele Kranke auf Ihn warten. Er aber erwidert, sie sollten Ihm Parmenas, Saturnin, Tharzissus und Aristo­bolus in das Taubental (Wadi El-Hammam, westl. von Magdalum) nachsenden und ver­abschiedet Sich von ihnen (Mk. 1, 35-39).

Nachdem Er im Dorfe des Serobabel noch zwei aussätzige Männer geheilt hat, trifft Er Sich mit den vier Jüngern und wandelt mit ihnen, sie belehrend, nach dem Bade­see und Kurort von Bethulia. Die Bäder haben ein gemeinsames Becken und ringsum abgezeltete Eingänge zu Einzelbädern. Es gibt viele Hotels, auch kann man einzelne Häuser mit Gärten auf bestimmte Zeit mie­ten und hat alles übrige frei. Sehr viele vornehme und wohlhabende Leute aus Gali­läa und auch Judäa haben hier ihre Villen und Gärten, die sie in der schönen Jahres­zeit bewohnen.

Der See ist ungemein rein und spiegelklar bis auf den Grund. Er entsteht aus einem Wasser, das von Westen kommt und aus dem Badesee in das Tal von Magdalum fließt. Der See wimmelt von kleinen Lust­kähnen. Vor den Wohnungen, Bädern und um den See ziehen sich Verbindungswege, Alleen, schattige Laubengänge, breit aus­gespannte Bäume und Lauben; dazwischen liegen Wiesen mit hohem Gras, mit Obst- und Gewürzgärten und Tummelplätzen. Es ist jetzt hier die zweite Ernte.

Der Herr kehrt am Abend in einem Hotel für Durchreisende ein. Es sammeln sich bald allerlei Leute um Ihn, und Er lehrt vor dem Hoteleingang mit ungemeiner Sanft­mut und Milde. Es hören auch viele Frauen zu, unter denen einige leichtfertige aus Joto­pata gleich abreisen, ohne Ihn länger anzu­hören.

Mo. 26.

Morgens kommt eine Kurgesellschaft von Vornehmsten auf Kähnen über den See zum Hotel und ladet den Herrn höflichst ein, zu ihnen hinüberzukommen und vor ihnen zu sprechen. Er fährt mit hinüber, empfängt in einem Hotel ein Frühstück, lehrt vormittags in der Kühle der Bäume und nachmittags vor dem Hotel unter schat­tigen Baumlauben.

Die anwesenden Hörer sind meist gesittete und vermögende, auch wohlgesinnte Leute, die sehr heiter und gemütlich gestimmt sind; und da es hier keine Parteien gibt, so scheut sich keiner vor dem anderen, sich seinem Gefühle hinzugeben, so daß sich alle ganz wohlgesinnt, ehrerbietig und gesittet neu­gierig gegen den Herrn benehmen; und als sie Ihn erst einmal gehört haben, sind sie erquickt und erfreut.

Er spricht von der Reinigung durch das Wasser vom Bad, von der Vereinigung der Gesellschaft hier und ihrer Gleichheit und dem Gefühl der Vertrautheit unter ihnen, von dem Geheimnis des Wassers, von der Sündenabwaschung, vom Bad der Taufe, von Johannes, von der Vereinigung und Liebe unter den Getauften und Bekehrten. Außerdem entlehnt Er Gleichnisse von der schönen Jahreszeit, von der hiesigen Land­schaft und von allem, was die Hörer umgibt. Die Ihm zuhörenden Kreise wechseln auch ab, indem neue hinzukommen und die früheren ihnen Platz machen. Manche hören immer zu und sind ganz hingerissen von Seinen Worten.

Mittags treffen Andreas und Jakobus aus Kapharnaum ein und bereden sich mit dem Herrn betreffs des Taufens in Ainon, denn Er beabsichtigt, dort taufen zu lassen. Beide gehen gleich darauf wieder zurück.

Abends kommen noch einige leichtfertige Damen mit Männern aus Jotopata in die Nähe Jesu; hören aber Seiner Lehre nicht zu, sondern kehren gleich wieder nach Joto­pata zurück und erzählen dort, daß Jesus hier sei. Jotopata liegt, wie in einen Stein­bruch hineingebaut, ungefähr anderthalb Stunden östlich von hier und ist ein Haupt­sitz der Herodianer, einer über das ganze Land verbreiteten Vereinigung von meist klugen, aufgeklärten Leuten, die geheimen Oberen unterstehen und geheime Zeichen und Versammlungshäuser haben. Sie sind heimliche Feinde der Römer und arbeiten sehr vorsichtig an einer Rebellion für die Herodische Sache und glauben, Pharisäer wie Sadduzäer, zu ihren Zwecken zu führen und zu leiten. Äußerlich sind sie aus Vor­schrift sehr höflich und duldsam, haben aber eigentlich gar keine Religion, arbeiten jedoch unter deren Deckmantel auf ein weltliches, freies Reich hin. Herodes Anti­pas unterstützt sie.

Als die Synagoge zu Jotopata von Jesu Auf­enthalt in Bad Bethulia gehört, sendet sie noch spät abends ein paar Herodianer dort­hin, um Ihn nach Jotopata einzuladen. Der Herr gibt jedoch den sich höflich Ihm Nahenden keine bestimmte Zusage. Auch besuchen Ihn noch ein paar Johannesjünger und verwandte Jünger aus der Gegend von Hebron und einer Seiner Vettern aus Nieder­-Sephoris (vgl. 13. und 14. August 32). Er speist mit ihnen allein zu Abend.

Di. 27.

Morgens spricht der Herr noch vor einem Kreis von Badegästen, und im Hintergrunde stehen schüchtern einige gichtlahme Män­ner, die sich nie zu Jesus herangewagt hat­ten. Nachdem Er längere Zeit gelehrt hat, rufen einige der Hörer ganz gerührt: „Herr, wer Dich gehört, kann Dir nicht wider­stehen!” — „Ihr habt viel von Mir reden hören und habt Mich jetzt selbst gehört, wer glaubt ihr, daß Ich sei?” fragt Er sie. Einer antwortet: „Herr, Du bist ein Prophet”; ein anderer sagt: „Du bist mehr als ein Pro­phet; kein Prophet lehrt solches, keiner wirkt Deine Taten”; andere schweigen, und der Herr zeigt auf sie und sagt: „Diese haben recht”, denn Er weiß, was sie denken.

„Herr, Du kannst alles”, meint ein anderer; „ist es wahr, sie sagen, Du habest schon Tote erweckt, die Tochter Jairi zu Phasael?” (12. Februar 32). — „Ja; doch was wißt ihr von Mir? Was sagt man euch Böses von Mir?” — „Man klagt Dich an, daß Du am Sabbat Deine Werke nicht einstellst und die Kranken heilst.” — „Seht da”, entgegnet der Herr und zeigt zum nahen Teich hin­über, „seht die schwachen Hirtenknaben und die jungen, zarten Lämmer! Wenn eines derselben in den Sumpf stürzte und blökte, würden die anderen nicht alle um­herstehen und traurig schreien? und die schwachen Knaben könnten nicht helfen, und der Sohn des Besitzers ginge vorüber am Sabbat und wäre gesandt, die Lämmer zu erhalten und zu weiden, würde er sich nicht des Lammes erbarmen und es aus dem Sumpfe ziehen?” —

Da heben alle die Hände empor und rufen: „Ja, ja, Er würde es tun!” — „Und so es kein Lamm wäre, so es die gefallenen Kin­der des himmlischen Vaters, so es eure Brü­der wären, ja ihr selbst: sollte der Sohn des himmlischen Vaters ihnen am Sabbat nicht helfen?” — Und alle rufen wieder: „Ja, ja!” — „Nun, seht diese eure kranken Brü­der”, und Er zeigt auf die fernstehenden Gichtkranken, „soll Ich ihnen helfen, wenn sie Mich am Sabbat um Hilfe anflehen?” Sollten sie keine Verzeihung der Sünden haben, so sie am Sabbat bereuen, am Sabbat die Sünden bekennen und zum Vater im Himmel schreien?” Da rufen alle: „Ja, ja!”

Und Jesus winkt sie heran, spricht einige Worte vom Glauben zu ihnen, betet und sagt: „Streckt eure Arme aus!” Da strecken sie die kranken Arme gegen Ihn aus; Er fährt ihnen mit der Hand über den Arm, haucht auf ihre Hände nur einen Augen­blick, und sie fühlen sich geheilt und kön­nen ihre Glieder gebrauchen. Er sagt ihnen noch, sie sollten sich baden, und ermahnt sie, sich von gewissen Getränken zu enthalten. Sie werfen sich vor Ihm nieder, danken Ihm, und die ganze Gesellschaft ist voll Lob und Preis. Sie wollen Ihn nicht gehen las­sen, Er aber segnet sie, läßt Sich von ihnen ein Stück Weges begleiten und wandert gen Jotopata.

Bei den Herodianern

Herodianer-Sitz Jotopata

Nachmittags kehrt Er zu Jotopata in einem Hotel ein zwecks Erfrischung Seiner Jün­ger und schickt sie dann zum Vorsteher der Synagoge, um für ihren Meister die Schlüs­sel derselben zu begehren. Da eilt alles Volk zusammen, und die Schriftgelehrten und Herodianer sind voll Erwartung, Ihn in Seiner Lehre zu fangen.

Sie legen Ihm Fragen über die Zeitrechnung und die Erfüllung der Wochen Daniels vor (9, 24-27), und Er weist ihnen die ganze Erfüllung der Prophezeiung mit dem Ein­tritt dieser Zeit nach. Sie bitten Ihn heuch­lerisch, Er möge Sich doch in Seinen Leh­ren etwas mehr in acht nehmen, die jüdi­schen Gebräuche nicht verletzen und Sich durch die Gefangenschaft Johannes warnen lassen. Was Er aber von der Nähe des Messias sage, sei zwar ganz vortrefflich, aber sie könnten doch diesen Messias nirgends finden. So stellen sie sich, als hätten sie Seine allgemeinen Andeutungen nicht ver­standen, um Ihn zu einer deutlichen Be­zeugung Seiner Selbst zu verleiten und Ihn daraufhin anklagen zu können.

Der Herr aber stellt ihre Heuchelei an den Pranger, redet von den Schandtaten des Herodes und spricht die Geheimnisse der Herodianer laut vor allem Volke aus.

Diese werden ganz bleich, schweigen und verlassen nebst den Sadduzäern, die Er auch in Verbindung mit ihnen gebracht hat, ein­zeln die Synagoge.

Jesus predigt noch vor den Jüngern und dem Volke eine Zeitlang weiter. Viele sind gerührt, sagen, so habe noch keiner gespro­chen, und Er lehre besser als ihre Lehrer. Ein Teil des Volkes aber, von den Saddu­zäern und Herodianern aufgewiegelt, mur­ren und machen Tumult, so daß der Herr mit Seinen sieben Jüngern die Stadt ver­läßt und zwischen Bethulia und Gennabris südwärts geht.

Erntefeld Dothaim

Im Erntefeld von Dothaim kehrt Er bei Ihm bekannten guten Leuten in einem großen Bauernhause ein, wo auch die heiligen Frauen auf ihren Reisen nach Bethanien einzukehren pflegen, und wo immer Boten dann und wann von den Seinen Rast machen.

Der Täufer im Gefängnis

Mi. 28.

Von Feld zu Feld gehend, erzählt Er den Schnittern das Gleichnis vom Sämann (Mt. 13, 1) und Unkraut (Mt. 13, 24), hält eine Ansprache an alle, und läßt gegen Abend den Johannesjüngern zu Ainon durch Boten melden, sie mögen nach Machärus gehen und dort das Volk beruhigen, wel­ches stürmisch die Befreiung des Täufers verlangt. Es sind nämlich auch Täuflinge, die sich in Ainon in großer Zahl allmählich angehäuft hatten, von dort nach Machärus gezogen, und unterwegs hatten sich viele Leute ihnen angeschlossen. So ist es dort zu Unruhen gekommen. Die Wachen aber schlossen alle Zugänge, und Herodes stellte sich, als sei er nicht zu Hause.

Do. 29.

Der Herr ist gestern abend noch etwas näher gegen Gennabris in einem zweiten Bauern­hause eingekehrt und lehrt heute in dieser Gegend ähnlich wie gestern und spricht auch über das Gleichnis vom Senfkorn (Mt. 13, 31). Sein Gastgeber klagt Ihm über einen Nachbarn, der ihm seit langer Zeit allerlei Abbruch an seinem Felde getan. Der Herr geht mit ihm hin und läßt Sich das verlorene Stück Feld zeigen und fragt ihn, ob er noch so viel habe, sich und die Seinen zu ernähren. Als jener dies bejaht, sagt der Herr: „Dann hast du noch nichts verloren, denn es gebührt uns nichts, und wenn wir unser Auskommen haben, das Leben zu fristen, haben wir genug. Gib jenem Manne noch mehr dazu, als er verlangt, um seinen Hunger nach Gütern zu stillen. Alles, was du mit freudigem Sinne, um Frieden zu er­halten, hier verläßt, findest du in Meinem Reiche wieder. Jener handelt ja nach seiner Art richtig, denn er hat sein Reich auf der Erde. Lerne du von ihm, wie man sich ver­größern muß, aber strebe, dir Güter im Reiche Gottes zu erwerben.” Und dann fügt der Herr noch ein Gleichnis hinzu von einem Flusse, der das Land diesseits abreißt und jenseits anlegt.

Er schickt heute noch einmal von hier aus Hirten nach Machärus mit der Auffor­derung an die Jünger des Johannes, das Volk dort zum Auseinandergehen zu be­wegen.

Um diese Zeit läßt auch Herodes den Täu­fer vor sich kommen, fragt ihn, was er von Jesus halte, der solchen Aufruhr in Galiläa mache, worauf Johannes so laut und begei­stert von Jesus spricht und ein so über­natürliches Wesen dabei hat, daß Herodes in die größte Angst gerät und sich zuletzt die Ohren zuhält. Schließlich sagt er: „Johannes, du weißt, daß ich dir wohl will, aber du redest aufruhrerregend gegen mich vor dem Volke, indem du meine Ehe ver­wirfst. So du deinen verkehrten Eifer mäßigst und vor dem Volke meine Verbin­dung anerkennst, will ich dich freilassen, und du magst hingehen und lehren und tau­fen.” — „Ich kenne deine Gesinnung”, er­widert der Täufer, „und weiß, daß du das Recht erkennst und vor dem Gerichte zit­terst, aber du hast dich mit Schleppsäcken behängt und liegst in den Schlingen der Unzucht gefangen!” Da läßt Herodes ihn schnell abführen und in einen anderen Kerker bringen, der keine Aussicht nach außen hat, so daß er nicht mehr vom Volk gehört werden kann.

Redner- und Handels-Stadt Gennabris

Fr. 30.

Morgens kommen Andreas, Jakobus und Johannes zum Herrn, um Ihn nach Genna­bris abzuholen. Er spricht aber vormittags noch vor Ackersleuten und besucht die Hüt­ten lahmer Arbeiter, heilt viele von ihnen und sendet sie zu ihrer Arbeitsstätte zurück.

Er kommt gerade zum Sabbatbeginn nach Gennabris, die Jünger waschen Ihm vor dem Sabbathaus die Füße. Viele Pharisäer, Schriftgelehrte, Sadduzäer und Herodianer sind bereits im überfüllten Gotteshaus ver­sammelt und empfangen den Herrn ohne Aufsehen mit geheuchelter Ehrfurcht.

Er liest aus Isaias, Kapitel 54-56, und zum Schluß aus dem Deuteronomium 1, von den Wohltaten Gottes und dem Segen und Fluch auf dem Garizim und Ebal-Berge, legt alles auf das Reich Gottes aus und setzt dem ver­kehrten, vergeblichen Eingehen durch die Seitentür das einzig rechte Eingehen durch die Brauttür entgegen, worunter Er Maria, die Kirche und die Taufe versteht (vgl. Mt. 7, 13).

Nach der Lehre führen sie Ihn zur Mahlzeit bei einem Pharisäer, wo sie auch nichts vor­bringen und ablauern können. Er erzählt bei Tisch die Parabel von einer Mahlzeit, wozu der Herr die Gäste einladet zu einer bestimmten Zeit, dann aber die Tür schlie­ßen läßt und keinen mehr hineinläßt (vgl. Mt. 25, 1).

Er übernachtet mit Seinen Jüngern im Hause des Pharisäers Dinotus, der mit An­dreas bekannt ist und im Anfang Juni 32 die verhafteten Jünger vor Gericht redlich verteidigt hat.

Herodes’ Botschaft an Jesus

Heute läßt Herodes zu Machärus durch abgeschickte Beamte das Volk betreffs Johannes beruhigen, versammelt zur Be­ratung Pharisäer und Herodianer um sich und sendet acht aus diesen an Jesus ab, die Ihm ganz fein zu verstehen geben sollen, Sich doch nur in Obergaliläa aufzuhalten und sein Gebiet in Galiläa und vor allem Judäa zu meiden, und Sich das Schicksal des Johannes vor Augen zu halten.

Sa. 31.

Morgens lehrt Er wieder im Sabbathaus über das gestrige Thema, teilt aber neben­bei den anwesenden Spitzeln die Abreise der Kommission aus Machärus mit und fügt hinzu: „Wenn sie kommen, so sagt den Füchsen, sie mögen dem Fuchs (Herodes) melden, er brauche sich nicht um Mich zu ängstigen und könne sein Treiben fortsetzen (im Sinne von J. 13, 27: „Was du tun willst, tue bald”). Ich meinerseits werde Mich nicht an ihm stören, und lehren, wohin Ich ge­sandt bin, in jeder Gegend, auch zu Jerusa­lem, wenn es sein muß. Ich werde Meine Aufgabe vollenden und Meinem Vater im Himmel Rechenschaft davon geben” (L. 13, 31-33).

Nachmittags geht der Herr mit den Jüngern spazieren. Vor dem Tor holt Andreas den Nathanael Chased aus seinem Haus her­unter, und dieser stellt dem Herrn seinen Vetter vor, dem er sein Geschäft übergeben hat, um mit Jesus mitreisen zu können. Bei der Rückkehr vom Spaziergang flehen etwa zwölf kranke Taglöhner den Herrn um Hilfe an. Sie hatten von Seinem gestrigen Heilen im Erntefeld von Dothaim gehört. Er ermahnt sie zur Geduld, doch die hinter Ihm folgenden Schriftgelehrten fahren sie an, hier am Sabbat keine Störung zu veran­lassen.

In Seiner Sabbatschlußlehre redet Er von der Sabbatheiligung (vgl. L. 41, 1) und ruft jene kranken Taglöhner, die draußen war­ten, in das Sabbathaus und heilt sie. Die erbitterten Schriftgelehrten aber kommen infolge des Jubels und der weiteren Predigt Jesu nicht mehr zur Vorbringung ihrer vorher ausgedachten Einwürfe, wie sehr sie auch vorher vor einander geprahlt hatten, Jesum zurechtzuweisen.

Wo sind denn die Armen?

Abends hat man den Herrn mit Seinen Jüngern zum großen Gastmahl im öffent­lichen Vergnügungspark anläßlich der Voll­endung der Ernte eingeladen. Der Herr er­scheint als Ehrengast, naht Sich der Tafel und spricht leise zu einem Pharisäer, der sich im voraus obenan gesetzt: „Wie kommst du an diesen Platz?” — „Weil hier die löb­liche Gewohnheit ist, daß die Gelehrten und Vornehmeren obenan sitzen.” Da sagt ihm Jesus, die, welche auf Erden die ersten Plätze einzunehmen streben, würden keinen Platz in dem Reiche Seines Vaters haben, und fügt noch mehr hinzu. Der Mann setzt sich darauf, innerlich ganz beschämt, weiter hinab, tut aber äußerlich so, als habe er dies aus eigenem Besserdünken getan. (Das Gleichnis von den Ehrenplätzen [L. 14, 7 bis 11] kommt erst am 18. April 33.)

Bei Tisch erklärt der Herr noch einiges vom Sabbat und erwähnt die Schriftstelle: „Brich dem Hungrigen dein Brot, Arme und Ob­dachlose führe in dein Haus” (Is. 58, 7) und fügt hinzu: „Ist es nicht Gewohnheit dieses Festes als eines Dankfestes des Über­flusses, die Armen zu Gast zu ziehen und mit ihnen zu teilen. Ich wundere Mich, daß man dies hat fallen lassen. Wo sind denn die Armen? Ihr habt Mich eingeladen, obenan gesetzt und so zum Meister der Tafel ge­macht. So ruft denn die Leute herbei, die Ich geheilt, und alle übrigen Armen.” Und da sie es nicht gleich tun, gehen die Jünger, rufen die Armen auf allen Straßen; und als sie kommen, räumt ihnen Jesus mit den Jüngern ihre Plätze ein. Die Schriftgelehr­ten aber machen sich nach und nach fort. Die Armen jedoch werden ganz glücklich, als Jesus und die Jünger ihnen von allen Speisen austeilen und den Rest mit auf den Weg geben (vgl. L. 14, 12-14).

Sept.: So. 1.

Morgens heilt Jesus im Hause Seines Gast­gebers Dinotus vor der Stadt eine große Menge Kranker, die alle aus Gennabris und Umgebung hierhergebracht werden.

Karte Nr. 20
1-Fahsel Emmerick Karte 20

Mittags wandelt Er durch die südlich gele­genen Täler, etwa zwei bis drei Stunden weit, und übernachtet in einem leeren Schnitterschuppen, nicht weit von Ulama zur Rechten.

Jesus unter den Schulkindern

Jugendschul-Stadt Abel-Mehola

Mo. 2.

Gegen zwei Uhr nachmittags setzen sich Jesus und die Jünger vor der Stadt Abel-Mehola, wo Er schon am 24. Dezember 31 kurz ge­heilt, auf einem Ruheplatz nieder, wie es die Wanderer in Palästina zu tun pflegen und dann gewöhnlich von gastfreien Leuten aus der Stadt in ihr Haus geholt werden.

Vorübergehende Leute, die den Herrn wie­dererkennen, melden es zu Hause, und bald kommt ein wohlhabender Landwirt aus der Stadt mit Dienern, bringt einen Imbiß und ladet sie zu sich ein. Er läßt auch gleich eine Mahlzeit herrichten und lädt schnell bekannte Pharisäer ein, um mit seinem Be­such zu prahlen und den Herrn von jenen ausforschen zu lassen.

Unterdes sammeln sich vor dem Haus und im Hofe alle beweglichen Kranken an. Der Hausherr will sie fortjagen, doch Jesus sagt: „Ich habe eine andere Speise, nach der Mich hungert”, setzt Sich nicht zu Tisch, sondern beginnt draußen die Kranken zu heilen und zu belehren. Alle diese Menschen jubeln und singen Loblieder. Die Pharisäer aber verschließen alle Öffnungen des Hauses, ärgern sich bei ihrem Essen und lauschen manchmal durch das Gitter. Da sie schließ­lich nach Hause gehen wollen, müssen sie durch den Hof, durch alle Kranken, Geheilten und Jubelnden hindurch, was ihnen ein rechter Stich ins Herz ist.

In der Abenddämmerung holen fünf Leviten den Herrn nebst den Jüngern zum Abend­essen und zum Übernachten ins Schulhaus. Der Herr verabschiedet Sich bei dem Land­wirt, der sich immer noch ganz freundlich stellt, mit Dank und gibt ihm noch eine kurze Lehre.

Di. 3.

Morgens besucht der Herr mit den Jüngern die nebenan liegende Knabenschule, zu­gleich ein Pensionat für aufgefundene, elternlose und aus der Sklaverei losgekaufte Judenkinder, männlichen und weiblichen Geschlechts. Auch Pharisäer und Sadduzäer haben als Lehrer an dieser Stiftung Anteil und erscheinen bald nach Jesu Eintritt. Die Knaben haben außer vom Propheten Elisäus heute etwas von Job (Hiob) auszurechnen und können mit diesen angewandten Rechen­aufgaben gar nicht fertig werden. Der Herr setzt Sich zu ihnen und schreibt ihnen alles in einigen Buchstaben mit kurzer Erklärung auf.

Im Anschluß hieran erzählt Er den erstaun­ten Knaben die ganze Lebensgeschichte des großen Stammführers Job, wie sie sich wirk­lich zugetragen hatte, angefangen von seiner Abstammung von Heber, seiner Jugendzeit im Kaukasus, seiner Reise zu den Hirten­königen in Ägypten bis zu seinem Leiden. Einige ihrer Lehrer hatten nämlich die Ge­schichte Job als eine Fabel erklärt, und nun erzählt ihnen Jesus alles so ins einzelne gehend wie jemand, der mit Job zusammen gelebt hat.

Zum Schluß spricht Er von der Bedeutung des Salzes (L.14,34-35) und erzählt ihnen Einzelheiten aus der Geschichte vom verlo­renen Sohne (L. 15, 11-32).

Nachher besucht Er die Schule der Mädchen und Jungfrauen. Diese sind mit einer Zeit­rechnung auf die Ankunft des Messias be­schäftigt, und alle ihre Rechnungen treffen auf die jetzige Zeit. Als sie so weit sind, tritt Jesus mit den Jüngern in ihren Saal, und dies macht einen erschütternden Eindruck. Er legt ihnen alles viel deutlicher aus und ermahnt sie, sich glücklich zu preisen, die Zeit zu erleben, nach der sich die Altväter und die Propheten so lange gesehnt.

Zum Schluß redet Er sehr deutlich vom Messias und erzählt ihnen die Geschichte von der verlorenen Drachme (L.15,8-10). Unterdes haben sich auch die Pharisäer ein­gestellt und ärgern sich, daß Er alles auf Sich bezieht und auslegt.

Abends macht Er mit allen Kindern einen Spaziergang vor die Stadt und belehrt sie abwechselnd, indem Er einmal mit der Kna­bengruppe geht und Sich dann wieder der nachfolgenden Mädchengruppe anschließt. Hierbei entnimmt Er aus der Natur der Landschaft allerlei Beispiele für Seine Be­lehrung, und nie haben sich die Kinder so glücklich gefühlt.

Mi. 4.

Morgens disputieren die Pharisäer und Sad­duzäer ganz hartnäckig mit dem Herrn im Sabbathause. Als sie einen an Armen und Händen lahmen Mann, der sich bis zur Tür geschlichen, hinausschieben wollen, stemmt sich jener gegen die Tür und blickt wehmütig nach dem Herrn. „Was verlangst du von Mir?” ruft Jesus. „Herr, ich flehe, daß Du mich heilest, denn Du vermagst es, so Du willst.” — „Dein Glaube hat dir geholfen, strecke deine Hände aus über das Volk”, entgegnete der Herr, und im selben Augen­blick ist der Mann aus der Entfernung ge­heilt, streckt seine Hände empor und lobt Gott hier und draußen.

Da sammeln sich noch mehr Kranke vor dem Hause, und der Herr heilt sie beim Hinaus­gehen.

Do. 5.

Morgens weilt Er wieder unter den Kindern in der Schule und ist zuletzt von den kleinen Mädchen umgeben, die dicht bei Ihm stehen und Ihn an der Hand und den Kleidern fassen. Die anwesenden Jünger sind etwas ver­legen und ängstlich; sie wünschen, Er möge hinweggehen, denn sie sind auf Grund der Landessitte der Auffassung, diese Vertrau­lichkeit mit den Kindern schicke sich nicht für einen Propheten und könnte Seinem Rufe schaden.

Der Herr aber kümmert Sich nicht um sie, und nachdem Er alle Kinder belehrt, die Er­wachsenen ermahnt und die Lehrer im Guten bestärkt hat, läßt Er durch einen Jün­ger kleine, aneinander befestigte Drachmen jedem einzelnen Mädchen zum Geschenk machen, segnet nachher alle Kinder zusam­men und verläßt den Ort.

Pflug- und Spaten-Fabrik Bezech

Unterwegs, weiter südwärts wandernd, spricht Er vor mehreren Versammlungen von Feldarbeitern und Hirten und kehrt nachmittags kurz vor Bezech in einer Her­berge ein, welche die erste der von Betha­nien aus für Ihn und die Jünger eingerich­teten Herbergen ist, die Er auf dieser Reise berührt. Der Pfleger kommt ihnen entgegen, erklärt in der Herberge alle Einrichtungen und bewirtet sie. Nach dem Essen besucht Er in Bezech die Häuser der Arbeiter, heilt bei ihnen Kranke und ladet alle für morgen zur Lehre ein.

Fr. 6.

In der Jüngerherberge haben sich viele Jün­ger aus Ainon und Jerusalem eingefunden, sodaß jetzt an dreißig Jünger bei Jesus sind. Unter diesen befinden sich auch Kleophas aus Emmaus, der ein Neffe des Schwagers Kleophas der heiligen Jungfrau ist, ferner Judas Barsabas, der mit Zacharias aus He­bron verwandt ist, und Matthäus, Joseph Barsabas und Simeon Justus, die drei Söhne der Maria Kleophä, der Nichte der heiligen Jungfrau. Alle diese Erwähnten sind aber vorerst nur Johannesjünger und schließen sich erst später endgültig dem Herrn an.

Morgens hält Jesus eine große Lehre auf einem Hügel mitten in Bezech, wo die Einwohner Ihm einen Lehrstuhl zubereitet ha­ben. Er spricht sehr mild und liebevoll und hält zuletzt noch eine rührende Ansprache an alle Kinder des Ortes und der Umgegend, die Er durch Jünger veranlaßt hat, zu Ihm zu kommen.

Er ermahnt die Knaben, ihren Feinden zu vergeben, nicht nach fremdem Eigentum zu verlangen, gern abzugeben, wenn ein ande­rer Knabe gern etwas von ihrem Spiel- und Schreibzeug haben möchte, und beschreibt ihnen auf kindliche Weise den Ort und Grad der ewigen Seligkeit für die auf Erden Frei­gebigen. Die Mädchen ermahnt Er unter an­derem, sich nicht um den Vorzug und die schönen Kleider zu beneiden; und allen zu­sammen legt Er Gehorsam, Elternliebe, Milde und Gottesfurcht ans Herz.

Diese Kinderbelehrung erteilt Er auch im Hinblick auf die Jünger, um sie auf diese Art Unterricht hinzulenken. Deshalb wen­det Er Sich zum Schluß auch an sie beson­ders, fordert sie zur Güte und Milde auf, aber auch andererseits zur Kraft und Männ­lichkeit im Ertragen der Anfeindungen sei­tens der Erwachsenen und zum kindlichen Vertrauen zum himmlischen Vater, von dem sie alles, jedoch von seiten der Welt nichts erwarten sollen.

Nachdem Er noch viele geheilt und in der Jüngerherberge gespeist, lehrt Er zum Sab­batanfang im Sabbathaus über die Stelle aus Isaias 51, 12 „Ich Selbst will euch trösten! Wer bist du, daß du dich fürchtest vor sterb­lichen Menschen, vor Menschenkindern, die wie Heu verdorren?” Ja, Er legt das ganze Kapitel aus und deutet alles auf Sich, sodaß die anwesenden Pharisäer einander zuflü­stern: „Er gibt Sich für den Messias aus.”

Zum Schluß spricht Er aus dem Deuterono­mium 16-18 über die Richter und Amts­leute, über das Rechtsverdrehen und Beste­chen und trifft damit scharf die Pharisäer. Nachher heilt Er noch vor dem Gotteshaus viele Kranke.

Die Heidenkarawane

Sa. 7.

Von beiden Jordanufern ist eine große Men­schenmenge in Bezech zusammengeströmt. Auch von Ainon haben sich viele Täuflinge eingestellt, und eine Heidenkarawane hat vor dem Ort ihr Lager aufgeschlagen, alles, um Jesus hier zu hören.

Er spricht aus Isaias 51 und 52 und aus dem Deuteronomium 16-21 über Johannes und die Kennzeichen des Messias, ähnlich wie es Matthäus (11, 7-15) vom Ereignis am 20. November 32 berichtet. Auch ruft Er zum Schluß ähnlich wie an jenem kommen­den Tage (Mt. 11, 16-19), aber hier mit anderen Worten aus : „Johannes war einsam in der Wüste und ging zu niemand: das war euch nicht recht. Ich gehe von Ort zu Ort, lehre und heile, und das ist euch auch nicht recht! Was wollt ihr für einen Messias? Jeder will etwas anderes! Ihr seid wie die Kinder, die auf den Straßen laufen: jedes macht sich ein anderes Instrument, darauf zu blasen, der eine ein tiefes Horn von Bast, der andere eine hohe Rohrpfeife”; und nun zählt Er allerlei Kinderspielzeug her, und wie jedes Kind wolle, man solle in seinem Tone spielen, und jedem gefalle nur sein Spielwerk.

Zu den Krankenheilungen am Abend gibt es der Hilfe Begehrenden so viele, daß Jesus nicht ganz herumkommen kann. Die Jün­ger helfen Ihm mit Heben, Aufrichten und Loswickeln der Tücher, ja, Er legt dem Andreas, Johannes und Judas Barsabas Seine Hände auf den Kopf, nimmt dann ihre Hände in Seine Hand und befiehlt ihnen, einem Teil der Kranken in Seinem Namen dasselbe zu tun, was Er tue. Somit hat Er heute zum ersten Male drei von den Seinen die Gnadengabe des Wunderheilens mitge­teilt, jedoch nur vorübergehend.

Die anderen Jünger hat Er zur Heidenkara­wane geschickt, um deren Mitglieder zu un­terrichten. Abends speist Er mit allen Jüngern in Seiner Herberge und läßt einen gro­ßen Teil der Speisen, nachdem Er sie ge­segnet, zu den vor Bezech lagernden armen Heiden und auch zu anderen Armen brin­gen.

Zeltlager zwischen Sukkoth und Ainon

So. 8.

Nachdem der Herr noch vor der Herberge gelehrt und geheilt, wandert Er mit den Jün­gern, von der Heidenkarawane und vielen Menschen begleitet und unterwegs hier und da lehrend, weiter südwärts bei Zarthan vor­bei und setzt auf der großen Fähre nahe bei Salem über den Jordan und lagert zwischen Sukkoth und Ainon unter aufgeschlagenen Zelten. Den Rest des Tages lehrt und heilt Er vor denselben und übernachtet dann hier.

Mara, die Suphanitin

Tetrarchen-Stadt Ainon

Mo. 9.

Vor Ainon kommen die Pharisäer, unter ihnen auch Simon des Aussätzigen von Bethanien Sohn, dem Herrn und den Jün­gern entgegen, empfangen sie freundlich und ehrenvoll, bringen sie in ein Zelt, waschen ihnen die Füße, schütteln ihnen die Kleider aus und erquicken sie mit Honig und Brot und einem Becher. Dieser ganze Vorgang gehört zur damaligen Sitte eines Ehrenempfanges und wiederholt sich in ähnlicher Weise jetzt des öfteren auf der Rundreise Jesu durch Peräa; denn hier im Ostjordangebiet sind die Leute, selbst die Pharisäer, dem neuen Propheten aus Naza­reth vorurteilsloser und aufrichtiger zuge­tan als drüben.

Man führt den Herrn in die Stadt zu einem Hof mit weiter Säulenhalle, wo eine große Menge Kranker unter Zelten und Hallen aufgebahrt ist. Jesus hat den Pharisäern, da hier redlich gesinnte Leute unter ihnen sind, eine Vorzugsstelle eingeräumt, damit sie Seinen Heilungen gut beiwohnen können und die Ordnung aufrecht erhalten.

Während Er mit dem Heilen beschäftigt ist, versucht eine vornehm gekleidete Dame vergebens, durch die dicht stehenden Men­schen hindurch zum Herrn zu gelangen. Ja, die Pharisäer weisen sie barsch hinweg: „Weib, scher’ dich nach Hause. Er wird Sich nicht mit dir befassen, du bist eine Ehebrecherin!” Da stürzt sie ohnmächtig zu Boden und wird von umstehenden Frauen nach ihrer Wohnung getragen. Jesus weiß das wohl, will aber die Pharisäer hier nicht beschämen, und außerdem ist die Stunde jener Hilfeflehenden noch nicht gekommen. Wer ist sie?

Es ist Mara, die Suphanitin (Supha, ein Ort, der im hebräischen Text Num. 21, 14 er­wähnt wird und auf Grund dessen am Arnon-Fluß, östlich vom Toten Meer zu suchen ist). Ihr jüdischer Gatte hatte sie, da sie nacheinander vier Liebhaber gehabt, von denen sie drei Kinder besitzt, verstoßen. Sie ist reich und wohnt jetzt hier in Ainon im eigenen Hause. Sie ist besessen, aber von der Lehre des Täufers betreffs des Ehe­bruchs des Herodes tief erschüttert worden und sucht nun Jesu Hilfe.

Erste Taufstelle bei Ainon

Von den Jüngern, den Pharisäern und vie­lem Volk begleitet, begibt Sich der Herr mittags zur Taufstelle des Täufers, steigt auf den Lehrhügel, der mit einem nach allen Seiten offenen Zelttuch überspannt ist, hält eine große Lehre von der Barmherzigkeit Gottes, von Johannis Wirken und Gefangen­schaft und spricht noch deutlicher als in Bezech aus, daß Er der bezeugte Messias sei. Die Scharen des Volkes werden Ihm abwech­selnd zugeführt, um Seine Lehre zu hören. Dann teilt Er die Menge der Täuflinge in Gruppen und erteilt ihnen eine Art von Taufunterricht mit Fragen und von ihnen gegebenen Antworten und bestimmt dement­sprechend, welche zuerst und welche erst später nach weiterer Belehrung zu taufen seien.

Gegen 3 Uhr nachmittags führt man Ihn wieder zur Stadt, wo man Ihm ein großes Ehrenmahl veranstaltet hat. Doch Er geht nicht in die Festhalle, sondern sagt: „Ich habe einen anderen Hunger”, läßt Sich das Wohnhaus der Suphanitin zeigen, begibt Sich mit ein paar Jüngern dorthin, exor­zisiert die besessene Mara und vergibt der tief Reuigen ihre Vergehen.

Als ihre Kinder, ein zwölfjähriger Knabe und zwei neun- und siebenjährige Mädchen, die Stube betreten, spricht Jesus freundlich mit ihnen. „Dankt dem Propheten, Er hat mich geheilt”, sagt die Mutter. Sie fallen vor dem Herrn auf die Knie. Er segnet sie, führt sie einzeln nach ihrem Alter zur Mutter und legt ihre Hände in die Mutterhand zum Zei­chen, daß Er auch von ihnen einen Schimpf hinwegnimmt und sie zu ihren rechtmäßigen Kindern macht.

Zum Schluß tröstet Er Mara, sie werde noch mit ihrem Manne ausgesöhnt werden, gibt ihr Ratschläge für ihr künftiges Leben und begibt Sich dann zum Ehrenmahl in der Festhalle.

Gegen Mitte der Mahlzeit erscheinen die drei Kinder der Mara in Feierkleidern und stellen ihre Geschenke: drei Gefäße mit kostbaren Essenzen vor den Herrn auf die Tafel, worauf sich auch Mara verschleiert mit ihren Dienerinnen naht. Die Pharisäer schauen verdrießlich gegen sie und die Kin­der; doch Jesus ruft: „Nahe dich, Mara!” Sie tritt demütig hinter ihre Kinder und gibt ihnen eine schimmernde Glasschale mit Gewürzen von Kräutern umgeben, welche jene ebenfalls auf die Tafel stellen.

Als die Pharisäer über diese Verschwendung murren, sagt der Herr: „Alle Gaben kom­men von Gott. Für Köstliches gibt der Dank das Köstlichste, was er hat. Verschwendung ist dies nicht; die Leute, die diese Gewürze sammeln und zubereiten, müssen auch leben.” Und er befiehlt einem der Jünger, den Wert davon unter die Armen zu ver­teilen.

Nachdem Mara mit ihren Kindern den Saal verlassen, erzählt Jesus diesbezüglich das Gleichnis vom verlorenen Schaf (Mt. 18, 10-14) und teilt zum Schluß die Reste der Mahlzeit und andere Ihm zugeflossene Ga­ben an die Armen aus.

Abends belehrt Er noch vor Seiner gestrigen Zeltherberge die Heiden. Es sind Soldaten des Herodes zur Bespitzelung anwesend.

Beginn der Rundreise im Ostjordanlande

Jair-Stadt Kamon

Di. 10.

Er läßt Andreas, Jakobus und Johannes und einige andere Jünger zum Taufen bei Ainon zurück und begibt Sich mit etwa zwölf Jüngern, darunter auch die drei Söhne der Maria Kleophä, nach Kamon, wo der Rich­ter Jair begraben liegt (Rich. 10, 5). Der Herr lehrt und heilt hier.

Leviten-Stadt Mahanaim

Weiterwandernd, überschreitet Er den Jab­bok-Fluß und setzt Sich vor Mahanaim an den Brunnen, wo einst dem Jakob Engel begegneten (Gen. 32, 2). Bald nahen sich die Synagogenvorsteher und Stadtältesten mit Wasserbecken, Speise und Trank, berei­ten Ihm und den Jüngern den üblichen Ehrenempfang und führen Ihn in ihre Stadt, wo Er eine kurze Lehre vom Erzvater Jakob hält, was dieser hier herum alles erlebt habe.

Leviten- und Weber-Stadt Ramoth-Galaad

Ein Jünger geht südwärts nach Ramoth-­Galaad voraus, um Jesu Ankunft zu melden. Die Stadt liegt auf einer Bergterrasse, und dahinter liegt im Tal jener Teil der Stadt, den die Heiden bewohnen. Nach dem übli­chen Ehrenempfang in Ramoth heilt der Herr auf dem großen Platz des Ortes viele Kranke und lehrt zum Sabbat des begin­nenden Opfer-Festes der Tochter Jephte’s (Richt. 11, 39-40).

Abends sind Jesus und die Jünger Tischgäste bei den Leviten und übernachten in einem Hause bei der Synagoge. Hier in der Gegend befinden sich keine für die Jünger einge­richteten Herbergen; aber in Ainon, Kamon und Mahanaim waren die Herbergen im voraus von den Jüngern gemietet und die Anzahl der Gäste bestimmt.

Jesus beim Festspiel

Mi. 11.

Der Herr zieht nebst den Jüngern mit den Leviten vor die Ostseite der Stadt auf einen großen Platz im Freien, wo alle Anstalten zu dem heutigen (19. Elul) Gedächtnisfeste des Opfers der Tochter Jephte’s getroffen sind. Hier steht noch der Hügel mit dem Altar, auf dem die Jephtias geopfert worden war. Ihm gegenüber befindet sich ein Halb­kreis von Rasensitzen für die Jungfrauen und auch Sitze für die Leviten und Richter der Stadt.

Alles Volk und an der Spitze alle Jung­frauen von Ramoth und von vielen anderen Städten ziehen in langen Zügen zum Fest­platz, wo eine Art Mysterienspiel beginnt, bei dem eine weißgekleidete und ver­schleierte Jungfrau die Rolle der Jephtias spielt.

Auch Jesus ist bei diesem Feste beteiligt und stellt den obersten Richter oder Priester dar, spricht einige übliche Reden und geht dann zum eigenen freien Vortrag mit fol­genden einleitenden Worten über: „Jeph­tias, du hättest zu Hause Gott danken sollen für den Sieg, den Er dem Volke gegeben, aber du zogest, eitel und den Ruhm einer Heldentochter suchend, mit vielem Putz und großem Festgeräusch hinaus, vor den Töchtern des Landes prahlend.”

Nach dem Festspiel ziehen alle in einen nahegelegenen Vergnügungspark, wo unter Lauben und Zelten lange Tafeln zur Fest­mahlzeit zubereitet sind. Der Herr setzt Sich an die Tafel, an der die Armen gespeist wer­den, und erzählt mehrere spannende Para­beln.

Abends heilt Er in der Stadt viele Kranke und predigt dann zum Abschluß des Tages in dem Sabbathaus über den Verkauf des Joseph durch seine Brüder. Spät kommen noch Abgesandte aus der Heidenstadt im Tal zu Ihm und bitten bescheiden, ob sie nicht auch einen Anteil an dem großen Pro­pheten haben dürften. Jesus verspricht ihnen für morgen Seinen Besuch.

Im Quartier der Heiden

Do. 12.

In der Frühe begibt Sich der Herr mit Sei­nen Jüngern in das Quartier der Heiden, die Ihn mit großer Ehrerbietung am Eingange ihrer Straße empfangen. Nachdem Er auf dem Lehrplatz die Kranken geheilt, die man dorthin gebracht, besteigt Er den Lehrstuhl und spricht vor den Priestern und Philoso­phen, die Ihn eingeladen haben.

Diese wissen von dem Zuge der heiligen Drei Könige, und wie diese die Geburt des Königs der Juden aus den Sternen gesehen, denn sie haben eine ähnliche Weltanschauung, schauen auch nach den Sternen und besit­zen eine ähnliche Stufenpyramide als Stern­warte wie jene.

Der Herr lehrt hier anders als bei den Juden, denn Er spricht von der Schöpfung, vom Sündenfall, von den nacheinanderfolgenden Stufen der Heilsoffenbarung und zuletzt von einer Dreiheit in der Gottheit und von Drei, die Zeugnis geben: das Wasser, das Blut und der Geist, und daß diese Drei Eins seien (vgl. 1 J. 5, 7).

Auch sagt Er ihnen, daß die Juden das ge­lobte Land nicht ganz eingenommen hätten, daß viele Heiden darin übrig geblieben, und daß Er nun komme, das einzunehmen, was sie übrig gelassen, und es Seinem Reiche einzuverleiben, aber nicht mit dem Schwert, sondern mit der Liebe und der Gnade. Er rührt viele ganz ungemein und sendet sie nach Ainon zur Taufe. Sieben alte Männer aber läßt Er gleich hier von einem Seiner Jünger taufen. Nachher lehrt Er noch vor dem Volke und zum Schluß vor den heid­nischen Frauen.

Nachmittags spricht Er wieder in der Ober­stadt im Sabbathaus, und zwar von der Heils­berufung der Heiden, und daß viele dersel­ben vor den Kindern Israels in Seinem Reiche sitzen würden (Mt. 8, 11), und daß Er gekommen sei, die Heiden, die die Israe­liten nicht bezwungen hätten, mit dem gelob­ten Lande durch Gnade, Lehre und Taufe zu vereinigen.

Nachdem Er noch einer Mahlzeit der Levi­ten beigewohnt, wandert Er mit sieben Jün­gern und einigen Leuten aus Ramoth nord­wärts über den Jabbok-Fluß und dann über den Höhenzug El-Me’rad, Gerasa rechts lie­gen lassend, bis Arga, wo Er in einer offenen Herberge vor der Stadt an der großen Han­delsstraße einkehrt. Die Jünger haben Speise bei sich. Nachts sondert Er Sich zum einsamen Gebet im Freien ab.

Teppich-Stadt Arga

Fr. 13.

Wegen seiner großen Teppich-Fabrikation herrscht in Arga von alters her größte Rein­lichkeit. Zwischen der Stadt und den Stadt­mauern laufen viele Zeltgebäude hin, in denen Frauen an ausgespannten langen Bah­nen sitzen und arbeiten. Wie die meisten Städte hier zu Land, wo auch Heiden wohnen, ist Arga mit geraden, nicht engen Straßen und auf sternförmige Art gebaut. Die Einwohner haben keine eigenen Haus­haltungen, das heißt, sie bereiten die Spei­sen nicht zu Hause, sondern es gibt große Kochhäuser, wohin sie essen gehen oder sich die Speisen holen lassen. Man schläft hier auf den Dächern der Häuser unter Zelten.

Morgens begibt Sich der Herr mit den Jüngern zur Stadt und setzt Sich, wie üblich, an den Brunnen vor dem Tor. Doch schon kommen Ihm die Leviten und Ersten des Ortes entgegen, bereiten Ihm den Ehren­empfang und führen Ihn zur Predigt ins Sabbathaus. Er spricht unter anderem von der Anfertigung der Bundeslade, von dem Tisch der Schaubrote und anderen Kult­gegenständen; denn es wächst hier in der Gegend ein kostbares Holz, ungemein hart und zäh, das sich sehr fein, ja wie Bast aus­einanderspalten läßt und durch Bleichung und Trocknen unzerstörbar fest und sehr schön wird. Der betreffende Baum hat auch ein sehr feines Mark in sich, aber ein Säge­schnitt vertilgt schon die Markrinne, und es bleibt nichts als eine feine, rötliche Ader in der Mitte der innersten Bohlen. Dieses Holz nun verarbeiten die hiesigen Bewohner zu kleinen Tischen und allerlei eingelegten Tafeln, und aus ihren Werkstätten hatten sie für jene Kultgegenstände des Tempels freiwillige Spenden geliefert, die Jesus in Seiner heutigen Predigt als ein vorbildliches Opfer darstellt. Jesus ermahnt sie nun, jetzt, zur Zeit der Erfüllung auch ihre Herzen und Seelen durch Buße und Bekehrung zum Opfer darzubringen.

Nach der Predigt heilt Er auf dem Platz die versammelten Kranken, darunter viele Schwindsüchtige, und macht auch Kranken­besuche in Privathäusern. Zum Ehrenmahl mit den Leviten und anderen Gästen werden die Speisen von einem Kochhause in die Festhalle gebracht.

Zum Sabbatanfang spricht Er merkwürdi­gerweise über den Amorrhiterkönig Balak, der Israel durch den Propheten Balaam zu verderben suchte (Num. 22) und über die Erstechung des unzüchtigen Samri nebst der madianitischen Dirne durch Aarons Sohn Phinees (Num. 25), indem Er offenbar diese Geschichten als Gleichnisse für gewisse Ge­bote und Verbote aus den in der heutigen Sabbatlektion verlesenen Gesetzen Mosis (Deut. 21-26) benutzt.

Sa. 14.

Zwischen den beiden Sabbatpredigten folgt Jesus einer Einladung in das Hotel der Hei­den. Hier warten fünf heidnische Familien auf ihrer Durchreise auf den Anschluß an eine demnächst eintreffende Karawane. Diese 37 Leute wissen von den heiligen Drei Königen und haben den sehnlichen Wunsch, von Jesus unterrichtet und getauft zu wer­den, fürchten aber, bei einer Reise zur Tauf­stelle nach Ainon ihre Karawane zu versäu­men. Der liebevolle Heiland, der zu allem bereit ist, wenn Er die aufrichtige Heils­gesinnung erkennt, beantwortet im Hotel alle ihre Fragen, legt ihnen die Taufe aus und verspricht ihnen für morgen die Vornahme derselben.

So. 15.

Jesus ist wieder bei den Heiden von gestern, erteilt den letzten Taufunterricht und läßt die alle in Weiß Gekleideten von Saturnin und Judas Barsabas im Hotelgarten am Was­serbecken taufen. Ihre für die Kasse der Jünger gespendeten goldenen Spangen und Ohrgehänge läßt der Herr zu Geld machen und dasselbe an die Armen verteilen. Den Getauften weist Er auf ihre Frage, wo sie sich später niederlassen sollen, die geeigne­ten Orte an.

Das Gideonsfest

Öl-Stadt Azo

Nachdem Er nachmittags noch im Sabbat­haus gelehrt und mit den Leviten gespeist hat, wandert Er in Begleitung von Einwoh­nern aus Arga nach der kleinen Stadt Azo, die am Südabhang eines Berges liegt und viele Ölbäume aufweist, die auf Terrassen künstlich gepflanzt und an Spalieren gezo­gen werden.

Heute sind hier viele Menschen versammelt, denn am Abend beginnt mit Anbruch des 24. Elul die Gedächtnisfeier des Sieges Gi­deons, der hier von Azo aus mit den dreihundert Mann in das Lager der Madianiter ein­brach (Richt. 7, 19). Jesus wird von den Leviten vor dem Ort empfangen und zum Sabbathaus geführt. Er spricht hier über dieses historische Ereignis.

Mo. 16.

Früh morgens ziehen Jesus und die Jünger mit den Leviten zur historischen Eiche, von dessen Platz aus der Soldat des Gideon im Traume von dem nahen Berge das Gersten­brot ins Lager der Madianiter herabrollen sah (Richt. 7, 13). Hier werden alle Rollen von Gideon abgelesen und Sieges-Psalmen gesungen und von einem Leviten Feuer aus einem Rohr in das unter dem Rost des Altars liegende Holz geblasen (vermutlich zum Andenken daran, daß der Engel Gideons Opfer mit einem Stabe anzündete; Richt. 6, 21). Hierauf hält der Herr noch eine An­sprache an das versammelte Volk und läßt das übriggebliebene Opferfleisch an die Armen austeilen.

Nachmittags beteiligt Sich Jesus an einem Ausfluge ins südliche Tal, wo um eine kleine Quelle herum ein Vergnügungsort angelegt ist, und wo sich die Einwohner zum Fest ver­sammelt haben. Der Herr setzt Sich an die Tafel der Armen und erzählt die Parabel vom verlorenen Sohn und dem Kalb, das ihm der Vater schlachtet (L. 15, 11-32).

Der hiesigen Sitte gemäß übernachtet der Herr auf dem Dach des Sabbathauses unter einem Zelt.

Di. 17.

Nachdem Er noch im Sabbathaus gelehrt und viele Blinde, Schwindsüchtige und einige gutartig Besessene geheilt und mit den Levi­ten gespeist hat, wandert Er mit den Jüngern und dreißig Einheimischen über einen hohen Berg in ein Tal zu einem kleinen Fischsee, wo der Herr beim Picknick das Gleichnis vom Fischnetz (Mt. 13, 47) erzählt, während Er vorher unterwegs auf dem steinigen Berg­wege die Parabel vom Sämann und steini­gen Acker (Mt. 13, 1) vortrug. Nachher steigen einige Gäste der Gesellschaft in ein paar Kähne und fangen mit Harnen (Fangnetzen) Fische aus dem See, die auf Veran­lassung des Herrn hin von den hier Zurück­kehrenden den Armen in Azo mitgenommen werden.

Metallindustrie-Stadt Ephron

Mit Seinen Jüngern wandert der Herr gen Ephron. Vor der Stadt wird Er von den dortigen Leviten wie gewöhnlich empfangen und heilt gleich die hier in hölzernen Kästen liegenden Kranken.

Mi. 18.

Da die hiesigen Leviten der alten Sekte der Rechabiten angehören, verweist ihnen Jesus in Seiner Lehre die allzu große Strenge und Härte ihrer Meinungen und ermahnt auch das Volk, vielen ihrer Gebote nicht zu folgen. Im Anschluß hieran erwähnt Er auch jene Leviten bei Bethsames, welche die von den Philistern zurückgesandte Bundeslade neugierig angeschaut hatten und bestraft wurden (1 Kön. 6, 19).

Erz-Bergwerk bei Ephron

Do. 19.

Nachdem Er noch in Ephron Kranke ge­heilt hat, besucht Er das in der Nähe ge­legene Bergwerk, dessen Erz zu Ephron in Gießereien und Metallschmieden zu Töpfen, zu Rinnen und Röhren für Wasserleitungen verarbeitet wird. Der Herr spricht hier vor den Hüttenarbeitern und wandert dann mit den Jüngern gen Betharamphtha.

Die verstoßene Abigail

Dattel-Stadt Betharamphtha-Julias

Fr. 20.

Der Herr wird in der Stadt gut empfangen und bewirtet, und dies hat hier seine beson­dere Ursache: Oben auf dem Stadtberge liegt ein schönes Schloß mit Türmen und Gärten. In ihm wohnt die Jebusiterin Abi­gail, die von den Königen von Gessur ab­stammt und eine geschiedene Frau des Tetrarchen Philippus ist, der, ihrer müde, seine Stieftochter heiratete und Abigail hier auf dieses Schloß verbannte. Sie ist eine bejahrte, aber schöne und wohltätige Frau, hat von Jesus gehört und den lebhaften Wunsch, Ihn zu sehen und zu sprechen. Fürs erste sendet sie, von Seiner Ankunft benachrich­tigt, jetzt Gaben an die Juden herab zur Bewirtung Jesu und der Jünger.

Sa. 21.

Wie gestern, so predigt auch heute morgen der Herr über den Zehnten und die Erst­geburt (Deut. 26-29) und heilt viele kranke Juden. Abends beginnt mit Schluß des 29. Elul und Anbruch des 1. Tisri die Feier des bürgerlichen Neujahrsfestes (das liturgische Jahr beginnt mit dem 1. Nisan im März). Es wird von der Höhe der Syna­goge mit großen Posaunen geblasen, an denen mehrere Mündungen zusammenlau­fen (Fest der Trompeten).

So. 22.

Während des Festtages begibt Sich der Herr nebst einigen Seiner Jünger nach der Hei­denstadt auf einen öffentlichen mit Bäumen bepflanzten Lustplatz, der zwischen beiden Stadtquartieren liegt und der den gewöhn­lichen Treffpunkt der Juden und Heiden bei gemeinsamen Geschäften bildet. Hier­her hat heute morgen Abigail den Herrn zu einer Zusammenkunft mit ihr bitten las­sen; und selbst die Juden, denen sie viel Gutes erwiesen, befürworten das Gesuch.

In Begleitung ihrer fünf erwachsenen Töch­ter, vieler heidnischer Jungfrauen und an­derer Heiden, unter denen sich auch be­ständige Aufpasser befinden, empfängt Abi­gail den Herrn am Sprachort mit den übli­chen Ehrenbezeugungen, bittet um Ver­gebung, daß sie nach Seiner Belehrung ver­langt habe, und ladet Ihn zur Teilnahme an einem Feste ein, das sie Ihm bereitet habe. Der Herr ist sehr gütig gegen alle, nimmt die Einladung an, und Seine Worte wie Seine Erscheinung erschüttern Abigail tief, denn sie ist voll Kummer und halber Erkenntnis.

Sie begeben sich zur Ostseite der Stadt, nicht weit vom Tempel, zum heidnischen Vergnügungspark, wo auch die Heiden mit besonderer Pracht den heutigen Neumond feiern. Jesus lehrt lange, teils im Aufund­abwandeln, teils beim Mahl. Er spricht in allerlei Parabeln von Tieren, vom bestän­digen, oft so unnützen Arbeiten der Spinne, von der Geschäftigkeit der Ameisen und Wespen und stellt diese der schönen geord­neten Arbeit der Bienen gegenüber.

Das Mahl, woran Abigail zu Tische liegend teilnimmt, wird auf Jesu Veranlassung größtenteils an die Armen verteilt. Er lehrt noch nach dem Essen, und es bekehren sich viele Heiden und ziehen nach Ainon zur Taufe.

Abends steigt der Herr bei Fackelschein zum Schloß hinauf und spricht mit Abigail in einer Vorhalle unter Säulen. Es sind einige Beamte des Philippus bei ihr, die sie stets beobachten. Sie ist dadurch sehr be­hindert in allem, was sie tut, und gibt dem Herrn ihre Verlegenheit durch einen Blick zu verstehen, den sie auf diese Männer wirft. Sie fragt, ob sie mit Gott versöhnt werden könne; ein Punkt drücke sie unauf­hörlich, ihr an ihrem ersten rechten Manne begangener Ehebruch und dessen Tod. Jesus tröstet sie, ihre Sünden seien ihr ver­geben, sie solle in guten Werken fortfahren und harren und beten. Spät abends kehrt der Herr zur Judenstadt zurück und über­nachtet bei den Leviten.

Mo. 23.

Morgens früh heilt Er in der Mauerstraße zwischen Heiden- und Judenstadt, alle die armen kranken Heiden, die hier in elenden Mauerlöchern hausen, und läßt durch die Jünger Almosen austeilen. Nachher lehrt Er noch zum Abschied im Sabbathaus und spricht, da mit dem Neujahrsfest auch das Gedächtnis an Isaaks Opferung (Gen. 22) verbunden ist, über den wahren und wirk­lichen Isaak, was sie jedoch nicht verstehen.

Leviten- und Rechabiten-Stadt Abila

Bei Seiner Ankunft vor Abila kommen Ihm die hiesigen Leviten und Rechabiten entgegen und führen Ihn gleich ins Stadt­zentrum zum Brunnenhause des durch den Propheten Elias berühmten Bache Carith, wo ihn die Raben gespeist (3 Kön. 17, 3 bis 6). Auf diesem Platze, von dem alle Stra­ßen sternförmig ausgehen, findet die üb­liche Empfangszeremonie statt, und von hier zieht der Herr mit Seinen Begleitern zur Elias-Säule vor der Stadt.

Diese Säule ist zum Gedächtnis an Elias auf einer breiten Steinbrücke erbaut, die über den Bach Carith führt, und hat oben eine Rednerkanzel, zu der man im Innern der Säule hinaufsteigt. Die beiden Ufer des schmalen Baches sind treppenförmig für die Zuhörer eingerichtet und ganz mit Men­schen besetzt. Der Herr lehrt oben, nach allen Seiten Sich wendend.

Nach der Lehre findet in einem Vergnü­gungspark vor der Stadt noch ein Essen statt, bei dem viele Arme anwesend sind, denen jeder Gast zuerst etwas von seiner Portion vorlegen muß. Das Mahl endet mit dem abendlichen Anbruch des 3. Tisri als einem Sabbat, da morgen das Gedächtnis an die Ermordung des den Juden wohlgesinnten Statthalters des Nabuchodonosors, Godolias, gefeiert wird (4 Kön. 25, 24-25).

In der Taubstummen- und Blinden-Anstalt

Di. 24.

Morgens läßt Sich der Herr von den Leviten in das Hospital führen, in welchem Taub­stumm- und Blindengeborene gepflegt wer­den. Die Taubstummen sind ganz wie Kin­der, jeder hat ein Gärtchen, in welchem er spielt und pflanzt. Sie kommen alle um den Herrn herum, lächeln und zeigen mit den Fingern auf den Mund. Jesus schreibt mit dem Finger Zeichen in den Sand; sie schauen aufmerksam zu und zeigen bei jedem Wort, das Er schreibt, auf diesen oder jenen Gegenstand umher. Nachher legt Er ihnen die Finger in die Ohren und be­rührt sie mit dem Daumen und Zeigefinger unter der Zunge. Sie werden heftig bewegt, schauen um sich, sie hören, fangen an zu weinen, lallen und beginnen zu sprechen. Da werfen sie sich vor dem Herrn nieder und brechen nachher in ein sehr rührendes eintöniges Singen von wenigen Worten aus. Es lautet fast wie das wunderbar ergreifende Singen der heiligen Drei Könige auf ihrem Zuge gen Bethlehem.

Hierauf geht der Herr zu den blinden Män­nern, die still in einer Reihe stehen. Er betet, legt ihnen die zwei Daumen auf die Augen, und sie öffnen dieselben und sehen den Heiland und Erlöser und mischen ihren Lobgesang mit dem der geheilten Taub­stummen. Die ganze Stadt gerät in Freude und Jubel, als Jesus mit den Geheilten die Anstalt verläßt.

Auf Seinem Wege zur Lehrsäule wird Er in den Straßen von einer bewegten Menge umringt. Auf die Nachricht von Seinen Wundern läßt man auch mehrere Besessene los, die Ihm an einer Straßenecke entgegen­rennen und von Ihm befreit werden. Auf der Lehrsäule spricht Er wieder aus dem Leben des Propheten Elias und besucht dann noch mit den Leviten die Eliashöhle unter einem überhängenden Felsblock am östlichen Abhang des Tales, wo man Ihm die bemooste Steinbank zeigt, auf der Elias geruht hat.

Mi. 25.

Nach einer Lehre im Sabbathaus und eini­gen Heilungen, macht der Herr mit den Jüngern, Leviten und Rechabiten einen Ausflug in die westlich liegenden Wein­berge. Unterwegs fragen Ihn die Leviten über allerlei Stellen aus den Psalmen, die sich auf den Messias beziehen. Bei der Stelle: „Es sprach der Herr zu meinem Herrn” (Ps. 9, 1) und der Stelle aus Isaias (63, 3) : „Die Kelter trat ich allein”, sagen sie: „Du bist gewiß der Nächste am Mes­sias.” Jesus erklärt ihnen alles, und sie sitzen um einen Weinhügel herum und essen Weinbeeren. Als die Rechabiten nicht mitessen wollen, fordert sie der Herr zum Essen auf, sagend, wenn sie damit sündigten, solle die Schuld auf Ihn kommen. Da sie von diesem ihrem Gesetz sprechen, kommt auch die Rede darauf, daß der Prophet Jeremias es ihnen einmal auf Gottes Befehl geboten und sie es nicht getan (Jer. 35, 5 bis 10) ; jetzt befiehlt es ihnen aber Jesus, und sie tun es.

Nach ihrer Rückkehr findet noch eine Mahl­zeit statt, bei der die Armen gespeist werden; dann lehrt der Herr im Sabbathaus und übernachtet bei den Leviten auf dem Dach unter einem Zelt.

Die Angst der Schriftgelehrten

Festung und Synedrium-Stadt Gadara

Do. 26.

Nachdem Er noch im Sabbathaus gelehrt und viele Kranke geheilt hat, zieht Er mit den Leviten wieder in die Weinberge, kehrt aber nicht von dort wieder nach Abila zu­rück, sondern wandert mit Seinen Jüngern gen Gadara, wo Er abends vor dem jüdischen Stadtteil am Südtor von den hier als Syne­drium für diese Gegend residierenden Pha­risäern und Sadduzäern nebst einigen ande­ren galiläischen Jüngern, die Ihn hier erwar­teten, empfangen wird. Er wohnt im für Ihn und die Jünger bestellten Hotel, wo be­reits eine große Menge Lauben zum kom­menden Laubhüttenfest aufgeschlagen sind.

Fr. 27.

Auf Seinem Wege zur Synagogenlehre wol­len die den Herrn begleitenden Pharisäer und Sadduzäer, die sonst ganz gut gesinnt sind, die vor dem Sabbathaus versammelten Kranken und Besessenen wegweisen. Doch Jesus entgegnet freundlich, jene mögen doch bleiben, Er sei um ihretwillen gekommen; und hieraufhin heilt Er viele.

Unterdes beratschlagt das hiesige Syne­drium, ob sie Ihn lehren lassen sollen, da so viel Widerspruch gegen Ihn herrsche; sie ge­stehen es aber einstimmig zu; denn sie hat­ten andererseits auch sehr vorteilhaft von Ihm sprechen hören, besonders von der Fernheilung des Sohnes des Serobabel von Kapharnaum (8. August 32 ).

Während Er vormittags im Gotteshaus von der Einführung des phönizischen Baalsdien­stes in Israel durch den gottlosen König Achab und sein heidnisches Weib Jezabel, von deren Bau eines Baal-Tempels in Samaria und vom Einschreiten des Prophe­ten Elias spricht, predigt Er zum Sabbat­anfang von der Erneuerung des Bundes Got­tes mit Israel durch Moses, bevor er sein Amt dem Josue übergab, und legt wieder die Isaias-Stelle (63, 3), wie vorgestern, auf Sich aus. Abends beginnt das Fasten als Buße für die Anbetung des goldenen Kalbes (Exod. 32, 5-8).

Er lehrt so tief und ernst, daß die Schrift­gelehrten betroffen und erschüttert werden, ohne Ihn doch zu verstehen. Sie kommen noch in der Nacht zusammen, schlagen viele Rollen auf und sprechen hin und her; denn sie sind der Auffassung, Er müsse mit irgend­einem benachbarten Volke verbunden sein und werde nächstens mit einem großen Kriegsheer kommen, um Judäa zu erobern. Unterdes schläft Jesus im Hotel vor der Stadt, wo Er gestern eingekehrt ist.

Sa. 28.

Morgens heilt Er die Kranken, die man von der Stadt in die soeben errichteten Laubhüt­ten getragen hat. Als die Schriftgelehrten zu Ihm kommen, sagt Er zu ihnen: „Was seid ihr heute nacht so in Sorgen über Meine gestrige Lehre gewesen? Warum fürchtet ihr euch vor einem Kriegsheer, da doch Gott die Gerechten beschützt? Erfüllet das Gesetz und die Propheten! Warum fürchtet ihr euch?” Und hierauf lehrt Er wie gestern wieder im Sabbathaus.

Die heidnische Priesterin

Mittags kommt eine heidnische Priesterin ganz scheu zu den Jüngern ins Hotel und fleht den Herrn an, ihr Kind zu heilen. Er geht nach Tische mit mehreren Jüngern in das Heidenquartier zum Hause jener Priesterin. Der Ehemann empfängt Ihn. Der Knabe liegt tot in seinem Bettkasten. „Laßt Mich mit dem Kinde allein und schickt Mir zwei Meiner Jünger herauf !” Es kommen Judas Barsabas und Nathanael der Bräuti­gam. Jesus nimmt das Kind in Seine Arme und haucht es an. Es schlägt die Augen auf und regt sich. Der Herr stellt es vor Sich und befiehlt den beiden Jüngern, ihre Hände auf des Kindes Haupt zu legen und es zu segnen. Da wird das Kind gesund. Er bringt es zu den Eltern, die es umarmen und sich vor dem Herrn unter Tränen niederwer­fen, und die Frau ruft aus: „Groß ist der Herr, Gott Israels, Er ist über alle Götter! Mein Mann hat mir das schon gesagt, und ich will auch keinem anderen Gott mehr die­nen!”

Bald sammeln sich unten viele Heiden und bringen dem Herrn noch mehrere, meist konvulsivische Kinder, die Er alle heilt. Die Mütter klagen, daß sie so viel Unglück mit ihren Kleinen hätten, und die Priesterin sie nicht heilen könne. Er ruft dieselbe. Sie naht sich mit auf einmal abgewandtem Ge­sicht. „Ich will euch zeigen”, wendet Sich Jesus an die umstehenden Männer, „welche Weisheit ihr in dieser Frau und ihrer Kunst verehrt”, und sogleich befiehlt Er, ihre Gei­ster sollten sie verlassen. Die Frau stürzt in Zuckungen zu Boden, erhebt sich langsam, fällt vor dem Herrn auf die Knie und ist befreit.

Hierauf läßt Sich Jesus mit den Jüngern von ihr zum Erdgewölbe ihres Götzen führen und mehrere heidnische Priester herbei­rufen. Er sagt ihnen, sie möchten ihren Gott hervorrufen; und da sie ihn durch ein Hebel­werk aufsteigen lassen, bedauert Er sie, daß sie einen Gott haben, der sich nicht selbst helfen könne, und befiehlt der geheilten Priesterin, sie solle laut das Lob ihres Got­tes verkünden. Da geht es ihr wie dem Pro­pheten Balaam (Num. 23), sie sagt laut alle Greuel dieses Dienstes aus und verkündet die Wunder des Gottes Israels vor allem Volk. Die meisten Heiden sind tief ergriffen und beschämt, besonders die Priester, wenn auch einige Unwillen zeigen. Das Volk aber ist ganz auf Seiner Seite, und Er hält ihnen noch eine schöne Lehre, woraufhin sich viele be­kehren.

„Wo sollen wir uns hinwenden”, fragen Ihn die Heiden, deren Kinder Er vorhin geheilt, „denn wir wollen dem Götzendienst ent­sagen.” Jesus spricht ihnen von der Taufe, und daß sie sich einstweilen ruhig verhalten und harren sollten; Er schildert ihnen Gott als einen Vater, dem man die bösen Gelüste opfern müsse, und der keiner anderen Opfer bedürfe als der der Herzen.

Abends beschließt Er mit einer Lehre den Sabbat, nimmt noch ein Mahl, und dann be­ginnt heute abend mit Anbruch des 8. Tisri der Fasttag wegen Anbetung des goldenen Kalbes, der diesmal um einen Tag weiter verschoben wird, da der Siebente mit dem Wochensabbat zusammenfällt.

Herberge am Wadi et-Taijibe

So. 29.

Nachdem der Herr noch morgens in Gadara gelehrt und geheilt und die Ihm für die Hei­lung ihrer Kinder nochmals dankenden Hei­den gesegnet hat, wandert Er mit etwa zwölf Jüngern südlich bis zu einer Herberge in der Gegend des Wadi et-Taijibe und spricht vor einzelnen Gruppen von Leuten, die in der Nähe mit Einsammeln von Früchten be­schäftigt sind.

Die Dankesprozession der Geheilten

Dekapolis-Stadt Dion

Mo. 30.

Gegen zehn Uhr vormittags kommt Er vor Dion an, wo Ihm die Priester und Vorgesetz­ten des Ortes unter einer der errichteten Laubhütten den üblichen Ehrenempfang be­reiten. Der Herr beginnt sogleich, die Kran­ken zu heilen, die man in den Laubhütten bis zur Stadt untergebracht hat. Die Jünger hel­fen und sorgen für Ordnung. Unter den Kranken sind Lahme, Stumme, Blinde, Was­sersüchtige und Gichtbrüchige. Einige stehen zwischen dreifüßigen Krücken, in die sie sich lehnen können, ohne die Füße zu gebrau­chen. Die kranken Frauen liegen und sitzen unter einer langen Reihe von Laubhütten unmittelbar am Tor. Mit allen redet Jesus liebevoll, ermahnt jeden Kranken einzeln und gibt Winke zur Besserung besonderer Fehler und zu bestimmten Genugtuungen. Er heilt und segnet auch mehrere Kinder, die Ihm von den Müttern gebracht werden.

Die Heilungen dauern bis nachmittags, und zum Schluß ziehen alle Geheilten lobsin­gend, ihre Betten und Krücken tragend, hei­ter und froh, von ihren freudigen Verwand­ten, Freunden und Dienern begleitet, in einer schönen Ordnung, wie sie geheilt wor­den, in die Stadt, und der Herr geht mit den Jüngern und Leviten in ihrer Mitte. Die Demut und der Ernst Jesu in solchen Fäl­len ist unaussprechlich. Die Kinder und Frauen ziehen voraus und alle singen den vierzigsten Psalm Davids: „Selig ist, der des Armen und Bedürftigen gedenket; am Tage des Unglücks wird ihn der Herr erretten.” Nachdem alle im Sabbathaus Gott gedankt, findet ein öffentliches Mahl unter einer gro­ßen Laubhütte statt, und mit Anbruch des 10. Tisri begeben sich alle in Trauerkleidern ins Gotteshaus zum Beginn des großen Ver­söhnungstages (Levit. 16 und 23, 26-32).

Viertes Vierteljahr:

Von der Reise im Ostjordanlande bis zur endgültigen Bekehrung Magdalenas (1. Oktober bis 31. Dezember 32)

Das Versöhnungsfest und die Karaiten

Dekapolis-Stadt Dion

Okt.: Di. 1.

Am heutigen Versöhnungstage, an dem alle während des Jahres vorgekommenen Sünden und Verunreinigungen des ganzen Volkes vom Hohenpriester an bis hinab zum gering­sten Laien gesühnt und getilgt werden sollen, hält der Herr im Sabbathaus zu Dion Buß­predigten und spricht gegen die bloß kör­perliche Reinigung, die nicht die Seele bän­dige.

Karaiten-Stadt Jogbeha

Mi. 2.

Morgens lehrt Er noch in Dion. Als Er die Stadt verläßt, nahen sich Ihm aus dem Hei­denquartier sehr schüchtern einige Heiden, die von Seinen Heilungen zu Gadara am 27. September 32 gehört, und bringen Ihm ihre kranken Kinder. Er heilt sie und be­wegt die Eltern zum Entschluß, zur Taufe nach Ainon zu gehen.

Hierauf wandert Er südwärts bis zu dem kleinen vergessenen Ort Jogbeha, wo Er von den hier wohnenden Karaiten (siehe S. 75) freundlich empfangen und mit Honig und Brot, unter Asche gebacken, bewirtet wird. Er belehrt die Karaiten in allem und äußert den Wunsch, sie mögen sich in Judäa nieder­lassen. Sie hören Ihm ehrerbietig zu; denn sie erwarten den Messias und beten sehr nach ihm, aber sie stellen sich ihn als einen weltlichen Fürsten vor und halten Jesus für einen Propheten.

Do. 3.

Er lehrt zu Jogbeha am Vor- und Nachmit­tag, heilt unter den Kranken auch einige an hundert Jahre alte Leute und lobt die hier waltende Verehrung der Kinder gegen die Eltern, der Schüler gegen die Lehrer, sowie die Hochachtung der Erwachsenen vor dem Alter und die große Aufmerksamkeit, mit der man hier die Armen und Kranken in besonderen, wohlgeordneten Häusern pflegt.

Die Ehrung Jesu durch Mara

Karte Nr. 21
1-Fahsel Emmerick Karte 21

Tetrarchen-Stadt Ainon

Fr. 4.

Auf dem Wege von Sukkoth, wo Er nur über­nachtet hat, nach Ainon, spricht der Herr hier und da vor Karawanenlagern und vor Gruppen von Leuten, die zur Taufe nach Ainon ziehen. Die Strecken längs des Weges weisen viele Zelte auf und sind von schönen, grünen Feldern bedeckt. An diesen Tagen aber stehen am Wege auch lange Reihen von Laubhütten, an denen man noch mit den letzten Zurüstungen beschäftigt ist, da mit Schluß des Sabbats, morgen abend, das Laubhüttenfest beginnt.

Vor Ainon ist ein Ehrenzelt für Jesus auf­geschlagen, und von Mara, der Suphanitin, die Er hier am 9. September 32 geheilt, ein festlicher Empfang vorbereitet. Es sind die Angesehensten der Stadt und die Priester, sowie Mara mit ihren Kindern und Freun­dinnen zugegen. Die Männer empfangen den Herrn mit Fußwaschung und Imbiß ; Mara und die Frauen werfen sich verschleiert vor Ihm nieder. Er grüßt und segnet alle mit großer Freundlichkeit.

Die Einladung seitens Mara in ihr Haus nimmt Jesus an, und beim Zuge dorthin durch die Stadt tragen ihre und andere Kin­der vor, neben und hinter Ihm lange Blu­mengewinde mit wollenen Bändern. Mara erzählt Ihm, daß die Samariterin Dina aus Sichem sie besucht, und der Mann, mit dem jene gelebt, die Taufe bei Ainon empfangen habe. Mara kennt Dina von Damaskus her. In ihrem Hause zeigt Mara dem Heiland viele kostbare Priestergewänder, die sie für den Tempel angefertigt hat; denn sie ist zu solchen Arbeiten ungemein geschickt und zugleich geldlich vermögend. Der Herr gibt ihr den Rat, wieder zu ihrem Manne zu zie­hen und ihn vorerst durch Boten zu sich einzuladen.

Erste Taufstelle bei Ainon

Vom Haus der Mara begibt Er Sich zur ersten Taufstelle bei Ainon, wo Er am 10. September 32 Andreas, Jakobus und Johannes zum Taufen zurückgelassen, und lehrt am Taufplatz vom Lehrstuhl des Johan­nes des Täufers herab. Unter den Hörern stehen auch Lazarus, Joseph von Arimathäa, Veronika, Simeons Söhne und andere Jeru­salemer Jünger, die zu diesem Sabbat hier­her gereist sind. Sie bringen vom gefan­genen Täufer aus Machärunt die Botschaft an Jesus, Er möge doch nach Jerusalem ge­hen und offen vor aller Welt sagen, wer Er sei; denn er, der Täufer, könne Ihn nun nicht mehr verkünden.

Tetrarchen-Stadt Ainon

Zum Sabbatanfang predigt der Herr in der Synagoge zu Ainon von der Erschaffung der Welt, von den Wassern und dem Sündenfall und redet aus dem 42. bis 45. Kapitel des Isaias sehr erschütternd und deutlich über Sich und Seine Beziehungen zum Volke.

Nach der Predigt nimmt Er an dem von Mara gestifteten Ehrenmahl im öffentlichen Festhaus teil. An reichgeschmückten Tafeln liegen viele Gäste, und die Frauen sitzen ab­gesondert durch eine Scheidewand, so daß sie alle Worte Jesu hören können. Während des Essens stellt Mara mit ihren Kindern wieder wie am 9. September 32 kostbare Ge­würzschalen auf Jesu Tafel und gießt dies­mal eine Flasche wohlriechender Essenz über Jesu Haupt und wirft sich vor Ihm nie­der. Niemand tadelt sie, denn man liebt sie hier wegen ihrer großen Freigebigkeit. Der Herr erzählt bei Tisch mehrere Parabeln.

Sa. 5.

Nachdem Er morgens mehrere Kranke ge­heilt und im Sabbathaus gepredigt hat, lehrt Er noch öffentlich, damit Ihn auch die heid­nischen Täuflinge hören können, über die Parabel vom verlorenen Sohn (L. 15, 11).

Alles Volk ist versammelt, und Er spricht so lebendig und anschaulich, als sei Er Selbst der Vater, der den Sohn wieder aufnimmt. Er streckt Seine Arme aus und ruft: „Siehe, siehe, da kehrt er zurück, wir wollen ihm ein Fest feiern!” Die Leute schauen hier und dort hin, als sei alles wirklich da, was Er sagt. Bei Erwähnung des Kalbes, das der Vater dem wiedergefundenen Sohne schlachten läßt, spricht Er anders, geheimnisvol­ler; es ist, als sage Er: Welche Liebe aber, wenn der himmlische Vater, um seine ver­lorenen Kinder zu retten, seinen eigenen Sohn als Schlachtopfer hingäbe! Alle Hörer werden von Freude und Nächstenliebe er­faßt, und diese Lehre hat zur Folge, daß man am kommenden Laubhüttenfest die Heiden hier sehr freundlich bewirtet.

Nach Tisch macht Jesus mit den Jüngern und vielen Leuten aus Ainon den Sabbat­spaziergang am Jordan längs der blumigen Wiesen und Zelten der Heiden. Alle spre­chen noch von dem verlorenen Sohne und sind froh und glücklich und voll Liebe zu­einander.

Das Laubhüttenfest zu Ainon

Nach Jesu Sabbatschluß-Lehre begeben sich alle vor die Stadt zum großen Beginn des Laubhüttenfestes bei Anbruch des 15. Tisri. Das Fest dauert sieben Tage (Levit. 23, 41) und gilt sowohl der Erinnerung an das Woh­nen der Israeliten in der Wüste unter Hüt­ten (Levit. 23, 43), als auch dem Dank und dem Abschluß der Obst-, Öl- und Weinernte und der Einsammlung aller Früchte des Landes überhaupt (Levit. 23, 39).

In der mittelsten der drei Reihen von Laub­hütten sitzen Jesus, die Jünger und die Prie­ster und Bürger der Stadt in vielen Gesell­schaften. In den Reihen links und rechts sitzen die Frauen und Schulkinder mit ihren Lehrern. Die Kinder ziehen auch, mit Krän­zen geschmückt, mit Flöten, Klingelwerk und Harfen um alle Tafeln umher und spie­len und singen. Auch die Heiden haben ihre Laubhütten und werden von den Juden bewirtet.

Der Herr geht hin und wieder an den Tischen entlang, spricht, setzt Sich auf kurze Zeit hinzu und läßt, wo etwas mangelt, durch die Jünger das Fehlende herbeitragen. Das Mahl dauert bis in die Nacht. Überall schimmern Lichter; und es ist ein wunderbar freudiges Geschwirre über die Gegend ver­breitet, von Gebet und Gesang unterbrochen.

Abraham-Stadt Sukkoth

So. 6.

Nachdem Er noch morgens in Ainon gelehrt und geheilt, wandelt der Herr mit den Jün­gern und vielen Einwohnern langsam den von Laubhütten und Karawanenzelten dicht eingefaßten Weg nach Sukkoth.

Die Buße der Ehebrecherin

Auf diesem Wege bringt Jesus mehrere Stun­den zu; denn überall wird Er begrüßt, steht still und lehrt, sodaß Er erst gegen fünf Uhr nachmittags über die Jabbok-Brücke nach Sukkoth kommt, wo Er sogleich die außer­ordentlich große und schöne Synagoge be­sucht und gerade zur hier stattfindenden großen Beichtandacht eintrifft.

Er wird am Eingang empfangen und stellt Sich dann an der einen Seite oben zu den Lehrern, von denen gerade einer lehrt. Da drängt sich plötzlich von den hinteren Beichtgittern der Frauen eine Dienerin, von ihrer Herrin gefolgt, zu den vorderen Plät­zen der Priester vor und ruft, als die dort stehenden Aufseher sie zurückdrängen wol­len: „Platz, macht Platz für meine Frau! Sie will opfern, sie will büßen, Platz für sie! Sie will ihre Seele reinigen!” Die Frau wirft sich den Priestern zu Füßen. Sie weisen sie zurück, sie gehöre nicht hierher; jedoch ein junger Priester nimmt sie bei der Hand und sagt: „Ich will dich aussöhnen. Gehört auch dein Leib nicht hierher, so doch deine Seele, weil du bereust”, und wendet sich mit ihr gegen Jesus hin und sagt: „Rabbi, entscheide Du!” — Er erwidert: „Ja, ihre Seele gehört hierher, lasse das Menschenkind büßen!”

Der Priester geht mit ihr in den Beichtstuhl. Darnach tritt sie wieder hervor, wirft sich zur Erde und ruft: „Wischet eure Füße an mir ab; denn ich bin eine Ehebrecherin”, und die Priester berühren sie mit den Fü­ßen. Es wird auch ihr Mann gerufen, der von nichts weiß und von Jesu Rede, der jetzt auf dem Lehrstuhl steht, sehr gerührt wird. Jesus spricht zu ihr: „Deine Sünden sind dir vergeben. Stehe auf, du Kind Gottes !”, und der Mann reicht seiner Frau die Hand. Ihre Hände werden sodann mit dem Schleier der Frau und dem Halstuch des Mannes zu­sammengebunden und nach einem Segen ge­löst. Die Frau war nach ihrer Aussöhnung ganz wie berauscht vor Freude. Sie brauchte ihren Buhlen nicht vor den Priestern zu nennen, und ihr Mann sollte ihn auch nicht kennen; es wurde ihm verboten, nach ihm zu fragen und ihr, ihn zu nennen. Der Mann war fromm und vergaß und verzieh von Herzen. -

Der Herr predigt dann noch sehr rührend über die Sünden der Vorfahren und unse­rem Anteil an denselben, wobei Er unter anderem äußert: „Eure Väter haben Wein­beeren gegessen, und euch sind die Zähne davon stumpf geworden.” (Jer. 31, 30; Ezech. 18, 2.)

Am Schlusse des Gottesdienstes läßt Jesus die vor die Synagoge gebrachten Kranken durch die Jünger in die Gänge zwischen Kirche und Lehrerwohnungen bringen und heilt beim Lampenschimmer viele von ihnen. Bei der Laubhüttenmahlzeit auf dem großen Stadtplatz geht Jesus wieder von Tisch zu Tisch, auch zu den Tafeln der Frauen, wo Ihm die vorhin Ausgesöhnte herzlichst dankt und Ihn leise für ihren früheren Liebhaber bittet. Jesus beruhigt sie; Er wisse schon ihre Sorge, es werde alles zu seiner Zeit geschehen. Auf Seinem Wege zur Wohnung am Sabbathaus trifft Er Sich mit ihm, der sich Ihm zu Füßen wirft. Der Herr tröstet ihn, ermahnt ihn, nicht wieder zu fallen und gibt eine Geldbuße zu einem milden Zweck auf.

Der Abschied von Ainon

Erste Taufstelle bei Ainon

Mo. 7.

Morgens begibt Sich der Herr von Sukkoth wieder zum Taufplatz bei Ainon zur Lehre, heilt Kranke und macht Besuche in den Laubhütten umher und bei den Heiden. Hierauf wohnt Er den Taufen bei und emp­fängt von vielen das Sündenbekenntnis und spricht sie los. Er hat auch einigen älteren Jüngern, z. B. dem Andreas, diese Gewalt gegeben. Johannes der Evangelist tauft nicht, sondern ist Zeuge und Pate. Abends findet wieder das Laubhüttenmahl statt.

Tetrarchen-Stadt Ainon

Di. 8.

Nachdem Er morgens noch mit Mara in ihrem Hause gesprochen, die unterdes auch von Veronika, Johanna Chusa und Martha besucht worden ist, was Jesus veranlaßt hat, wird Er bei Seinem Auszug aus Ainon unter Gesang der Menge ein Stück Weges begleitet. Mara und viele andere Einwohner beschen­ken Ihn reichlich. Er läßt alle Geschenke auf einen Haufen legen und sogleich an die Armen verteilen. Vor der Stadt reichen Ihm Mara und andere Frauen mit ihren Kindern Kränze zum Abschied, wohl eine mit dem Laubhüttenfest verbundene Sitte.

Hirtenort Akrabis

Abends wird Er vor Akrabis, wo Er am 16. Januar 32 schon einmal gelehrt hat, feier­lich empfangen, da man bereits um Seine Ankunft wußte. Vor dem Tore bewirtet man Ihn am Platze der Laubhütten, und Er über­nachtet in einem der Karawanen-Hotels vor dem Tore.

Laubhüttenfest in Süd-Samaria

Mi. 9.

Am Vormittag wandelt der Herr rund um die Stadt von Osten nach Norden und We­sten. Vor jedem Tore hatte der demselben nächstgelegene Stadtteil seine Laubhütten errichtet. Jedesmal, wenn Jesus bei Seinem Rundgang an solchem Platz vor dem Tore ankommt und wieder fortgeht, empfangen und begleiten Ihn Knaben und Mädchen, die Blumengewinde um Ihn herum tragen. Es ist dies eine Sitte, denn mit solchen Krän­zen ziehen auch die einzelnen Torgemeinden bei den anderen zu Besuch, um einer Lehre oder einem Mahle beizuwohnen.

Auch Jesus hält jedesmal eine Lehre, be­sucht einzelne Laubhütten und heilt viele, auch kranke Frauen. Nachmittags geben die einheimischen Lehrer Ihm und den Jüngern ein mäßiges Mahl unter einer oben offenen Halle, worauf Er mit den Seinen weiter süd­westlich nach Siloh wandert.

Seminar-Stadt Siloh

Gegen Abend wird Er vor Siloh von den auf Ihn wartenden Einwohnern empfangen und in den Laubhütten bewirtet. Hierauf begibt Er Sich sogleich auf die abgesonderte Anhöhe in der Stadt, wo einst die Bundeslade ge­standen (Josue 18), und wo Er schon am 19. Dezember 31 mit den Schriftgelehrten gewesen, und lehrt dann im Freien auf einem steinernen Lehrstuhl vor versammeltem Volk. Er übernachtet mit den Seinen hier oben im Hotel des Sabbathauses.

Do. 10.

Am heutigen 19. Tisri ist hier ein besonde­res Ortsfest innerhalb der Laubhüttentage, an dem ein Lehrer auf dem Lehrstuhl ohne den mindesten Widerspruch eine große Strafrede halten darf; und Jesus ist haupt­sächlich hierher gekommen, um diese Lehre zu übernehmen. Alle Männer und Frauen und Kinder ziehen von ihren Laubhütten­bezirken in Prozessionen mit Laubgewinden zwischen jeder Abteilung, Klasse und Fami­lie zum Lehrstuhl hinauf, der mit Zelt­bahnen und Laub überspannt ist.

Der Herr lehrt bis mittags und spricht von aller Barmherzigkeit Gottes mit seinem Volk, von dessen Verfall und Schändlichkeit, von allen Strafgerichten über Jerusalem und von der jetzigen letzten Zeit der Gnade. Es ist eine ganz erschütternde Lehre, und alle hören still und erschrocken zu, denn Er er­wähnt sehr deutlich, daß Er es sei, der das Heil bringe, indem Er die Weissagungen alle bis auf diese Zeit auslegt. Die hiesigen Pha­risäer, die nicht viel wert sind, und die Ihn ähnlich wie jene zu Akrabis mit geheuchel­ter Ehrerbietung empfangen, schweigen mit Verwunderung und Erbitterung still; das Volk hingegen jubelt und stimmt Lob­gesänge an.

Abends findet ein Mahl mit den Pharisäern in den Laubhütten statt. Jesus aber entzieht Sich unauffällig dieser Gesellschaft und geht zu den Laubhütten der einfachen Bevölke­rung und tröstet und lehrt hier und da. Es kommen jetzt auch viele zu Ihm, die sich vorher aus Furcht vor den Pharisäern fern­gehalten hatten.

Die Heilung des blinden Manahem

Pharisäer-Stadt Koreä

Fr. 11.

Vor der Stadt Koreä kommen die Pharisäer dem Herrn zum Empfang entgegen und brin­gen Ihm einen schönen und großgewachse­nen, aber blindgeborenen Mann aus der Stadt mit, in der Absicht, Ihn mit diesem in Versuchung zu führen.

Dieser junge Mann, namens Manahem, be­sitzt die Gabe der Prophetie, ist ein treuer Hörer des Täufers und von ihm getauft und hat in Koreä oft viele Jünglinge um sich ver­sammelt, die er belehrt und denen er begei­stert von Jesus prophezeit hat. Die Pharisäer führen ihn nun dem Herrn zu, weil sie über­zeugt sind, daß Jesus ihm nicht werde hel­fen können, denn man hatte nie die Pupille in seinen Augen entdeckt.

Zum Erstaunen aller wendet sich der Blinde von selbst dem ihm nahenden Heiland zu und wirft sich vor Ihm nieder. Auf die Fra­gen des Herrn antwortet er klug, weissagt zugleich über die Jesu drohenden Verfolgungen und beschreibt eingehend die Gestalt und das Aussehen des Herrn. Dieser legt ihm hierauf die Hand an die Stirn, zeichnet mit dem Daumen ein Kreuz auf die geschlos­senen Augenlider und schiebt dieselben öff­nend in die Höhe mit den Worten: „Ich gebe dir ein doppeltes Licht, das des äußeren und des inneren Gesichtes.”

Da wirft der Blinde sein breites Leinentuch von Haupt und Schultern, schaut staunend und freudig umher und ruft aus: „Groß sind die Werke des Allmächtigen.” Dann wirft er sich vor dem Herrn nieder, der ihn segnet. Die Pharisäer senken schweigend die Blicke zu Boden. Die Verwandten Manahems neh­men den Geheilten in ihre Mitte, und die Menge stimmt in den weiteren Psalmenge­sang des Manahem ein und zieht so, dem Herrn voran, in Koreä ein, wo Jesus noch viele, auch andere Blinde, heilt, die zwi­schen den Häusern und den Wällen der Stadt wohnen.

Abends spricht Jesus im Sabbathaus vom Ge­schlecht des Noe, vom Bau der Arche, vom Regenbogen, von den Erbarmungen Gottes nach Isaias (54 u. 55) und kommt schließ­lich auf das Mißverstehen der Schrift und die falsche Rechnung der Zeiten zu spre­chen, wobei Er alle Prophezeiungen und Er­füllungszeiten richtigstellt.

Sa. 12.

Zwischen den beiden Sabbatlehren heilt Er die in der großen Halle beim Gotteshaus zu­sammengebrachten Kranken und verteidigt beim Abendessen mit den Pharisäern nicht nur den Manahem, sondern auch den Pro­pheten Ezechiel, gegen deren Prozhezeiun­gen jene verschiedene Einwände erheben. Unterdes legt der sehend gewordene Mana­hem das Nasirats-Gelübde ab (siehe oben S. 75) und verkündet Gottes Lob in der Stadt. Mit Schluß des heutigen Sabbats (21. Tisri) findet das diesjährige Laubhüttenfest seinen Abschluß.

So. 13.

Morgens besucht der Herr, wie Er dem Manahem versprochen, dessen Eltern, die Essener sind. Sein Vater Syrus führt ihn dem Herrn mit der Bitte entgegen, ihn als Jünger aufzunehmen. Jesus nimmt ihn auf und sendet ihn mit dem Jünger Silas und einem anderen Jünger von Hebron nach Bethanien zu Lazarus, um letzterem eine Freude zu be­reiten, denn Lazarus kennt den Manahem von Jugend auf und schätzt seine mystische Begabung. Gegen Mittag wandert Jesus mit etwa noch sieben Jüngern — die anderen sind bereits in ihre Heimatorte abgereist ­gen Ophra weiter.

Handels-Stadt Ophra

Bei Seiner Ankunft vor Ophra gehen Män­ner, die an beiden Seiten der Straßen mit Sammeln von Weintrauben zum heutigen Abendfest beschäftigt sind, dem Herrn ent­gegen und führen Ihn in die Stadt zur Her­berge bei der Synagoge. Nachmittags besucht Jesus mehrere Häuser, in denen Er Kranke heilt und kleine Lehren erteilt.

Abends findet in der Gesetzesschule noch eine Art Schlußfeier (Assereth) als achter Tag der sieben Laubhüttentage statt. Es wird in allen Rollen gelesen und dann die Thora-Rolle herumgetragen, aus der jeder etwas liest. Hieran schließt sich noch ein Mahl im Festhause an, bei dem außer Lämmern noch die zum Laubhüttenfest verwendeten soge­nannten Esrog-Äpfel (auch Paradies- oder Patriarchen-Äpfel oder Äpfel der Persea ge­nannt) gegessen werden. Die Speisen wer­den von Sabbatdienern, die keine Juden sind, zugerichtet.

Ein Bote aus Cypern

Mo. 14.

Morgens geht der Herr von Haus zu Haus, die Leute mit wenigen Worten von der Er­werbgier und Habsucht abzumahnen — denn Ophra lebt von durchziehenden Kara­wanen und ist voll von Wirts- und Handels­häusern — und zur Synagogenlehre einzu­laden. Zugleich sagt Er allen eine Art Glückwunsch zum Festesschluß. Nachmit­tags tragen die Knaben alle Zweige der Laub­hütten auf einen Haufen zusammen, der an­gezündet wird, und wobei die Juden aus dem Aufsteigen der Flammen auf mancherlei Glück oder Unglück zu schließen pflegen.

Im Sabbathaus spricht der Herr hierauf vom Glück und Unglück Adams und Josues, lehrt von verkehrter Sorge im Gleichnis von den Vögeln des Himmels und den Lilien des Feldes (Mt. 6, 25-34) und erzählt von Da­niel und Job als Männern voller Geschäfte und doch ohne weltliche Sorge. Abends be­teiligt Er Sich an einem Mahl im Festhause, doch wird Er hier nicht umsonst verpflegt, denn die Jünger bezahlen alle Unkosten im Hotel.

Spät abends besucht Ihn noch ein Bote des reichen heidnischen Kaufmanns Cyrinus von Cypern, der durch Serobabel in Kaphar­naum den jetzigen Aufenthalt Jesu erfahren hat und von Machärus aus, wo er über den Täufer Erkundigung eingezogen, hier in Ophra angekommen ist. Jesus spricht bis tief in die Nacht mit ihm, und die Jünger müssen ihm in Seiner Gegenwart alles auf­schreiben, was er zu wissen verlangt.

Der Vorfahre jenes cyprischen Herrn ist ein ehemaliger König von Cypern gewesen, der viele Juden in der Verfolgung aufgenommen und sie sogar an seiner Tafel gespeist hatte. Dieses Werk der Barmherzigkeit trug ihm noch in seinem Nachkommen, Cyrinus, Früchte, sodaß dieser die Gnade hat, an Jesum Christum zu glauben. Er ladet den Herrn jetzt durch diesen seinen Boten nach Cypern ein, und Jesus wird auch im näch­sten Mai hinüberfahren. Der Bote reist noch nachts ab, um sein nach Cypern abge­hendes Schiff zu erreichen.

Felder westlich von Lebonah

Di. 15.

Von Ophra aus wandert der Herr mit den Seinen durch die Felder westlich von Lebonah, wo Er einzelne Bauernhöfe besucht und schließlich in jenem Bauern- und Hirtenhaus übernachtet, in welchem Maria und Joseph auf ihrer Adventsreise, am sie­benten Tage vor Christi Geburt, geherbergt hatten, und wo Jesus mit Seinen ermüdeten Jüngern am Abend des 29. Juli 32 einge­kehrt ist.

Wald Hareth

Mi. 16.

Nachdem Er noch andere Bauernhöfe öst­lich von Sichem besucht hat, durchquert Er gegen Mittag südöstlich den Wald Hareth. Vom Walde steigt Er über eine Höhe zu den Feldern hinab, auf denen Leute aus Salem mit Arbeit bei großen Getreidehaufen be­schäftigt sind. Er belehrt sie und geht dann mit ihnen noch tiefer nach Salem.

Melchisedech-Stadt Salem

Vor der Stadt empfangen Ihn andere Ein­wohner, führen Ihn und die Jünger in ein Haus, waschen ihnen die Füße, reichen ihnen andere Sandalen und Kleider, bis die ihrigen ausgeschüttelt und gestreckt sind, und bringen dann den Herrn und die Jünger zu ihrem Elisäus-Brunnen, wo sie einen Im­biß erhalten.

Doch schon sind hier und die Straßen ent­lang Kranke aufgebahrt, und der Herr be­ginnt Seinen Heilweg, ruhig von einem zum anderen gehend, und heilt bis gegen vier Uhr, worauf Er einem Mahl im Hotel beiwohnt und dann im Sabbathaus über Melchisedech und Malachias spricht, die sich einst hier auf­gehalten.

Unter Pharisäern und Schriftgelehrten

Die Bewohner von Salem sind weder arm noch reich und samt ihren Gesetzeslehrern wohlgesinnt und liebevoll gegeneinander. Doch kommen aus der Nähe oft Pharisäer hierher und belästigen die hiesigen Lehrer und die Gemeinde.

Do. 17.

Morgens besucht Jesus in der Ufergegend des Winkels, den der Wadi Far’a mit dem Jordan bildet, den Badeort bei den drei Fischteichen und lehrt wandelnd vor zahl­reicher Begleitung. Auch drüben am Ost­ufer des Jordan gehen Leute spazieren, und man kann dort die Stadt Ainon liegen sehen. Gegen Mittag begeben sich alle nach Salem zurück, und der Herr ist Gast bei einem Ehrenmahl im öffentlichen Festhaus, bei dem auch unter vielen Pharisäern aus Aruma ein Bruder Simons des Aussätzigen von Bethanien zugegen ist, einer der vornehm­sten Pharisäer von Aruma. Da jene fürchten, Jesus werde zu Salem den Sabbat feiern und sich dadurch noch mehr die Herzen der Bewohner gewinnen, ladet Ihn Simons Bru­der zu sich nach Aruma ein, was der Herr auch annimmt.

Pharisäer- und Sadduzäer-Stadt Aruma

Fr. 18.

Da Ihn die Pharisäer vor dem Tore von Aruma, wo Er schon am 23. Oktober 31 und am 12. Februar 32 gewesen, nicht empfan­gen, geht Er mit etwa sieben der unbekann­teren Jünger geschürzt durch das Stadttor ein. Nun empfangen Ihn einige wohlge­sinnte Bürger nach der Landessitte, wie man es Reisenden tut, die geschürzt zum Tor ein­gehen, denn die ungeschürzt Kommenden haben schon vor dem Tore Gastfreundschaft empfangen.

Nach dem Empfangsimbiß besucht der Herr das Priesterhaus bei der Synagoge, wo sich Simons Bruder mit mehreren anderen Pha­risäern und Sadduzäern befindet, die von Thebez und anderen Orten hierher gekom­men sind. Sie nehmen allerlei Schriftrollen mit sich und gehen mit dem Herrn zum Badebrunnen und Lustpark vor der Stadt und unterhalten sich über die Schriftstellen der heutigen Sabbatlesung, gleichsam als Vorbereitung auf die Predigt.

Sie sprechen höflich und glatt mit Jesus und bitten Ihn, heute abend zu lehren, aber ihnen doch ja nicht das Volk aufrührerisch zu ma­chen. Der Herr antwortet ehrlich und gerade heraus, Er werde lehren, was die Schrift ent­halte, nämlich die Wahrheit, und spricht auch von Wölfen in Schafskleidern (Mt. 7, 15).

Gegen drei Uhr speist Er im Hause von Simons Bruder und begrüßt hier dessen Frau und Kinder und die übrigen Gäste. Abends spricht Er im Sabbathaus über die hebräische Sprache, die Vorfahren Abra­hams und über dessen Berufung (Gen. 12).

Der Herr wohnt hier im Hause von Simons Bruder und empfängt den Besuch des Esse­ners Jairus aus Phasael, dessen Tochter Er am 12. Februar vom Tode auferweckt hatte.

Sa. 19.

Nachdem Er morgens im Sabbathaus wieder von Abrahams Berufung und aus Isaias gelehrt hat, besucht Er ein Altersheim, in welchem alte Männer und Witwen nach einer Art von Ordensregel leben, belehrt und tröstet sie, und wohnt dann einem Ehrenmahl in der Stadt bei, das bis zum Abend währt. Er pflegt bei solchen Mahl­zeiten nie viel zu essen, sondern geht von Tisch zu Tisch, lehrend und Gleichnisse er­zählend.

Nach heutigem Sabbatschluß beginnt mit Anbruch des 29. Tisri das Fest der Einwei­hung des salomonischen Tempels (3 Kön. 8, 65-66; nicht zu verwechseln mit dem Lich­terfest der Tempelweihe des Makkabäus vom 25. bis 30. Kislew). Der eigentliche Festtag war schon am Ende des Laubhütten­festes, wird aber heute hier nachgefeiert. Jesus predigt im Sabbathaus, in dessen Mitte eine Pyramide von Lichtern steht, über den Tempelbau Salomons. Auf Seine Androhung der kommenden Zerstörung des Tempels hin, entwickelt sich ein lebhafter Disput mit den Pharisäern. Doch der Herr hat ein Wesen, daß sie erschüttert werden und Ihn kaum anblicken können. Er spricht ähnlich vom Abbrechen des Tempels und Wiederaufbau desselben in drei Tagen, wie am 11. April 32, aber noch nicht so deutlich, wie kurz vor Seinem Leiden. Doch die Pharisäer fühlen das Geheimnisvolle Seiner Worte mit Schau­dern und Grimm. Sie murren und werden sehr unwillig. Jesus aber läßt Sich dadurch nicht stören und fährt sehr schön in Seiner Lehre fort, sodaß sie Ihm nicht widerspre­chen können und ganz wider ihren Willen innerlich überwältigt werden. Beim Heraus­gehen aus dem Sabbathaus reichen sie Ihm die Hände und scheinen äußerlich den Frie­den herstellen zu wollen. Jesus sagt noch ganz sanft einige ernste Worte und begibt Sich zum Hause von Simons Bruder.


Erster Brief von Abbé de Nantes an Seine Heiligkeit, Papst Paul VI.

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(Erster Teil)

(Übersetzung aus dem Französischen von mir [Paul O. Schenker])

Oktober 1967

Heiliger Vater!

Der Hochmut der Reformatoren, der sich in den vergangenen Jahrhunderten immer an der heiligen Treue des Apostolischen Lehramtes gegenüber Christus, seinem Gründer, stieß, hat heute von der Ober­sten Autorität jede Handlungsfreiheit er­halten, um unsere traditionelle Kirche zu «renovieren» und sie durch ein entschie­denes «Aggiornamento» zum Evangelium zurückzuführen, sie von allem in ihr zu reinigen, was die Spur jahrhundertealter Unvollkommenheiten trug, um alles das zu berichtigen, was die moderne Welt an­widerte und ihren Forderungen wider­sprach. So planen die ruhmreichen Pio­niere dieser Reformation der Kirche, sie endlich den Menschen zu präsentieren entsprechend der Utopie, von der sie seit langem träumen. Den vorgeblichen Refor­matoren des XVI. Jahrhunderts, den we­gen Schismen und Häresie aus der Kirche gejagten Protestanten, die so genötigt waren, sie von außen her anzugreifen, den Mo­dernisten, die sich insgeheim verschwo­ren, den Glauben und die Institutionen der Kirche durch ihr Wirken im Innern zu wandeln, jedoch gegen eine Hierarchie, die sie  von der Enzyklika «Pascendi» (1907) und dem «Brief über den Sillon» (1910) bis zur Enzyklika «Humani Gene­ris» (1950) verwarf —, folgen seit dem 11. Oktober 1962 diese Reformatoren mit Mandat, Konzilsväter oder Experten, deren Werk der Neuinterpretation der Dogmen, der Umgestaltung der Sitten, der Moder­nisierung der Riten und der Disziplin in ihrem Prinzip und unter ihrer allgemeinsten Form einer «Renovation» von der Hier­archie selbst als vom «Geiste» inspiriert und geleitet betrachtet wird. Die Römische Kirche, gestern noch «eins, heilig, katho­lisch und apostolisch», ist demnach «im Zustande permanenter Reform». Sie wan­delt sich in beschleunigtem Gang. Sie ändert ihr Gesicht und ihre Seele, unter Ihrem Pontifikat. Sie wird bald den sehn­süchtig gewünschten, aber wenig benei­denswerten Titel einer Reformierten Kir­che verdienen.

In dieser Abtreibung, die sie weit von ihrer Geburtsstatt wegführt, in dieser Ver­klärung (oder Entstellung) ihres geschicht­lichen Seins, in dieser Öffnung zur Welt drängt sich der Aufmerksamkeit Eurer Heiligkeit eine Tatsache auf, jene der Entzweiung der Kirche in den Herzen und in den Gedanken. Das Verständnis eines Begriffs kann sich nicht entwickeln, ohne dass im gleichen Maße seine Aus­dehnung variiert. Das «Volk Gottes» der Neuen Reform ist nicht mehr genau das gleiche wie das treue katholische Volk von früher. Jene, die vorgeben, den Maßstab ihrer Mentalität und ihrer neuen Ge­wohnheiten in der Zukunft der Menschen zu finden, scheiden sich notwendigerweise von jenen, die ihn für immer und in der Fülle in der christlichen Vergangenheit ge­funden haben. Lassen wir die unter­schiedslose Masse der Herde, die alles an­nimmt, das Alte und das Neue, mit dem blinden Gehorsam und dem Köhlerglau­ben. Ihr gestaltloses Einverständnis oder das von den Tagesautoritäten erbetene, beweist nichts Gutes. Die Tatsache der Zweiteilung flackert an den Extremen auf. Da ist eine entschlossene Schar von katho­lischen Gläubigen, die völlig an der vor­konziliaren Kirche festhalten, denen es aber widerstrebt, in die nachkonziliare Neuerung einzutreten. Dort sind es Un­gläubige, Schismatiker oder Häretiker, Ex­kommunizierte, die ungeachtet ihrer for­mellen Ablehnung, der sichtbaren Kirche Christi anzugehören, von der Neuen Kir­che als die Ihren betrachtet werden. Neh­men wir zwei Beispiele. Vollumfänglich treu dem katholischen Glauben und offi­ziell (noch) als Glieder der Kirche, im Vollsinn des Wortes verstanden, betrachtet, verurteile ich indes aus allen meinen Kräf­ten die gegenwärtige Reform, ihr Nieder­reißen wie ihre Neueinführungen, und gelte aus diesem Grunde praktisch als eine Art Abtrünniger der «lebendigen» nachkonziliaren Kirche. Demgegenüber wird ein Pastor Schutz, obwohl formell häretisch in den Augen der eigentlichen römischen Kirche, öffentlich von den Pastoren der Kirche-im-Zustand-der-Re­form als einer der Ihren betrachtet, als ein Bruder, in dem der Neue Geist Got­tes wohnt! Da bin ich durch die kirch­liche Autorität daran gehindert, das heilige Messopfer in der Diözese, in der ich resi­diere, zu zelebrieren, obwohl ich katholi­scher Priester bin, aufgrund meiner Oppo­sition gegen die Neuerungen, aber Barba­rina Olson erlebt es, wie Eure Heiligkeit ihr die sakramentale Kommunion des Leibes Christi gewährt, obwohl sie als halsstarrige Presbyterin keineswegs der Einzigen (alten) Kirche Christi angehören will. Sind also jene Glieder der Neuen Kirche, deren Häresie oder Schisma sie formell von der Katholischen Gemeinschaft ausschließt? Und wie lange noch werden die Tausenden von Gläubigen und Prie­stern, die es ablehnen, zur Reform über­zugehen, zur Zahl der Glieder des Mysti­schen Leibes Christi gerechnet?

Diese Uneinigkeit ist weder materiell noch oberflächlich. Sie ist geistig und formell. Es bestehen unter uns zwei Religionen, die zwei Kirchen ausmachen, jene der dogmatisch-unveränderlichen und jene der pastoral-modernen, jene des Katholizis­mus und jene des Ökumenismus, jene des Gotteskultes in Jesus Christus und, gemäß Ihren eigenen Worten, jene des Menschenkultes in der Welt. Diese beiden Religionen sind nicht identisch; diese geht nicht aus jener durch logische Entwick­lung hervor; sie gibt im übrigen vor, besser als die andere das wahre und reine Evangelium aufscheinen zu lassen. Diese beiden Kirchen decken sich nicht, da ja die Gläubigen der einen aus diesem einzigen Grunde nicht zur anderen gehören. Es besteht ein Bruch in der geschicht­lichen Tradition, durch die Überlagerung oder Ersetzung eines religiösen Glaubens durch einen andern. Es besteht eine Spal­tung in der katholischen Gesellschaft zwi­schen den Verfechtern der alten Zuge­hörigkeit und den Eingenommenen der neuen. Ihre Heiligkeit selbst hat nicht die Macht, die Gegner zu zwingen, die konzi­liare Reform anzunehmen im Namen des katholischen Glaubens. Es übersteigt dies die heiligen Notwendigkeiten unserer Re­ligion. Ebensowenig haben Sie weder von Pastor Schutz noch von Barbarina Olson verlangt, ihrer Häresie abzuschwören und in die Einzige Kirche einzutreten, um in Ihrer Gemeinschaft und Ihrer Brüderlich­keit zu bleiben. Diese zweifache Niederlage, diese Machtlosigkeit, uns zu über­zeugen, und diese Zögerung, sie zu bekeh­ren, ist von letzter Gefährlichkeit. Sie stellt in Frage die vier göttlichen Noten der Römischen Kirche, die durch ihre Päpste in eine Veränderung hineingezogen wurde, die sie zerreißt und ihre aposto­lischen Fundamente erschüttert.

Diese beiden Lehren, die zwei Kirchen bilden, die sich nur zum Teil decken, finden daran besteht kein Zweifel — ­ihre Quelle in zwei verschiedenen Mäch­ten, sei es, dass man sich eine «Parallel-Hierarchie» denkt, die sich in der Nach­barschaft der Heiligen Hierarchie verstellt, sei es vielmehr, dass diese beiden Mächte gleichzeitig in den gleichen als Würde eingesetzten Personen bestehen. Vor dem Konzil griff die reformistische Partei den «Integralismus» des Lehramtes an, aber jenes wurde davon nicht erschüttert und blieb seiner einzigen Pflicht treu. Seit dem 11. Oktober 1962 betrachten Ihr Vor­gänger und Sie selbst die eine und die andere Rolle, der Wahrung und der Re­form, der Regierung der Kirche und der Schaffung einer neuen ökumenischen Ge­sellschaft als zwei verbundene Funktionen der Hierarchischen Macht. Die Bischöfe haben es  anscheinend alle — nicht ver­schmäht, Ihnen in dieser doppelten Haupt­sorge zu folgen. Während die Vorgänger Eurer Heiligkeit ausschließlich Stellver­treter Jesu Christi, Hirten der Treuen der ganzen Kirche und von ihnen allein waren, erscheint Ihre Person einerseits als der rechtmäßige Chef der apostolischen Kir­che und andererseits als der Begründer einer neuen Gemeinschaft, ausgestattet mit einem anderen Geist. Papst Paul Vl., der 263. Nachfolger des heiligen Petrus, ist unser Oberster Hirte, und wir anerkennen vollauf seine göttliche Autorität entspre­chend dem alten kanonischen Gesetz; aber er will auch als Vordermann des Refor­mismus, als Pionier einer neuen und frem­den Religion, als Förderer dieser Aller­weltsgemeinschaft gelten, die «alle Men­schen guten Willens» auf der Basis eines von der Revolution des Jahres 1789 und seiner freimaurerischen Philosophie geerb­ten «transzendenten Humanismus» ver­einigt. Dies sind zwei nicht zusammenpas­sende, widersprechende Funktionen, und es ist dies zu viel für einen und den selben Mann. Ich habe hier von Paul VI. und da von Johann-Baptist Montini gespro­chen, indem ich der zivilen Person alles das beimesse, was nicht aus dem kirch­lichen Lehramt hervorgehen konnte, um dieser notwendigen Unterscheidung Ge­stalt zu verleihen. Gewisse haben diese Art und Weise für unehrerbietig erachtet. Aber es wäre ein größerer Fehler, die Initiativen des Propheten irgend einer be­liebigen «Bewegung zur geistigen Bele­bung der Allwelt-Demokratie» (Mouve­ment d’Animation Spirituelle de la Démocratie Universelle» — M. A. S. D. U.), die nichts gemein hat mit der Kirche, mit der Autorität des Apostolischen Stuhles zu verwechseln! Der Prinz dieses MASDU ist nicht als solcher der Nachfolger des hl. Petrus. Trotz der Einheit der individuellen Person haben die beiden Mächte weder die gleiche Quelle noch den gleichen Zweck noch die gleiche Autorität. Die Juden des B’nai-Berith, die Buddhisten, die Sowjets, die, von Ihnen als Brüder in der Humanität empfangen werden und einge­laden sind, beim Aufbau in aller Welt des Friedens mitzuarbeiten, anerkennen nur den Prinzen des MASDU, den Kollegen des Herrn U Thant, nicht das Haupt der Kirche Christi. Wir verbeugen uns vor Diesem, im Gegenteil, und wir unterwerfen uns seiner Autorität, ohne im gering­sten Jenen anzuerkennen.

Welches ist unsere Pflicht in dieser bei­spiellosen Lage? Wo das Heil suchen?

Wir, die wir dieses beklagenswerte, dieses bereits unheilvolle Aggiornamento ableh­nen, haben keinerlei Verpflichtung, keiner­lei Begehr, die einzige Kirche Christi zu verlassen, die allein die Worte des Ewigen Lebens hat. Die Krankheit, von der sie gegenwärtig befallen ist, in ihrem Haupte und in ihren Gliedern, macht sie uns nur noch lieber. Gewisse, die uns eingeladen haben, sie zu verlassen, weil wir sie hin­derten in ihrem Reformwerk, haben sich eigenartig getäuscht über unsere Gefühle: Wir werden weder Schismatiker werden noch Apostaten, wenn sie uns selbst bis zum Äußersten drängten. Auch die dün­kelhafteste Inquisition wird keine Häresie als Prozessmaterie in unserem Glauben finden, der vollumfänglich und ganz ein­fach der Glaube der «vorsintflutlichen» Kirche ist, um mit den neuen Theologen zu sprechen. Denn die konziliare Reform, man weiß es, hat nichts von dem, was sie an Neuerungen brachte, unserer Religion aufzwingen wollen. Es bliebe somit die Exkommunikation. Gerade diese leichte Waffe ist es, deren man sich bedient, um uns auf subalternen Ebenen um unseren Leumund zu bringen. Jedoch Ihre Heilig­keit könnte wahre Gläubige der Römi­schen Kirche nicht exkommunizieren, ohne sich als Parteichef und nicht mehr als All­gemeiner Vater zu geben, indem er die Pläne und die Interessen einer Sekte vor den Glauben und das Gesetz der eigent­lichen Kirche stellen würde. Man exkom­muniziert die wahren Katholiken nicht, seien sie selbst Rebellen in der Meinung und den Direktiven des Augenblickes, vor allem wenn man die Arme den Häretikern und den halsstarrigen Ungläubigen wie eigenen Söhnen öffnet. Wir sind und blei­ben daher römische Katholiken.

Würde die Lösung darin bestehen, das gleiche «Volk Gottes» in zwei Gemein­schaften zu teilen, jene der «Alt-Katho­liken» und jene der «Neuchristen», indem diese Trennung jenen die Freiheit nach ihrem Glauben, ihren jahrhundertealten Riten und ihrer Disziplin zu leben ließe, die den nachkonziliaren Neuerungen fremd, gleichgültig oder feindlich bleiben? So würden Seite an Seite die katholische Re­ligion strikter Observanz und die vom Aggiornamento gemilderte Religion leben. Jeder der beiden Zweige würde sich an seinen Früchten beurteilen lassen. Genau hier müsste der «Pluralismus» den Neue­rern legitim erscheinen. Sie dürften diese Konfrontation der Lehren und der Litur­gien, diesen Wetteifer im Apostolat nicht fürchten, nachdem die ihrigen so sehr mehr angepasst sind der modernen Welt! Ach, leider wird uns Eure Heiligkeit diese Freiheit nie zuerkennen, ebensowenig wie sie uns schon jetzt unsere Bischöfe lassen. Denn es hieße dies auf einen Schlag den willkürlichen und improvisierten, unnützen und ungewissen Charakter dieser immen­sen Umgestaltung der Kirche anerkennen, der sich die Massen und eine große Zahl ihrer Hirten nur wegen Erschlaffung, aus Gehorsam oder durch Zwang unterziehen. Auf kurze Sicht würden im Hinblick auf die Unordnung und die Entzweiungen, des allgemeinen Unbehagens und des Zerfal­les, den das Konzil überall hervorbringt, die vorzüglichen, wunderbaren Gnaden­früchte erscheinen, welche die strikte Ob­servanz der vorkonziliaren Römischen Kir­che kraft der göttlichen Verheißungen un­ausbleiblich erhält. Wir müssen unrecht haben, damit die Reform recht habe. Damit sie triumphiere, müssen wir zunichte gemacht werden, und wir sind es beinahe.

Unser Überleben allein ist der moderni­stischen Sekte, die die Kirche in ihren Händen hält, um sie zu ersticken, uner­träglich.

Es besteht also, und es kann bestehen, heute wie gestern, vor wie nach dieser neuen Sintflut oder diesem «Neuen Pfing­sten», nur eine einzige, unteilbare Kirche, jene Jesu Christi, die nie reformiert wurde, der aus vollem Recht alle und ein jeder jener angehören, die den Glauben der Apostel bekennen und sich unter die hei­lige Autorität des Römischen Stuhles stel­len. Diesseits und jenseits sind die Schis­men und die Häresien, Neuerer und Spal­ter. Wenn die von diesem Pontifikat und diesem Konzil entschiedene Reform die logische und übernatürliche Entwicklung dessen ist, was immer und überall be­kannt und praktiziert wurde, dass man es sage, und dass man es beweise, indem man zuerst jene zum Schweigen bringt, die die Verachtung der Vergangenheit der Kirche lehren, mit welcher sie gründlich aufräumen. Und dass man nicht mehr von einer «Reform der Kirche» spreche! Dann werden wir den Frieden und die Einheit vergangener Zeiten wiederfinden. Unmög­liche Lösung! Der Modernismus ist nicht herunterzubringen zur bloßen Glaubens­hinterlage, die Neue Kirche wird auf den Ruinen der Alten gebaut, die Reform widersetzt sich im allgemeinen und in den Einzelheiten der Tradition, wie das vor­gebliche neue Gute und die pastorale Per­fektion dem jahrhundertealten Schlechten und der alten Sünde der Kirche. Somit gibt es Heil nur im Vergessen, in der Tilgung, in der Widerrufung all dieser Moden und weltlichen Fabeln, die einen Augenblick das göttliche Geheimnis der Heiligen Kirche verborgen haben. Was sind fünf Jahre kollektiver Verirrungen und unsinnigen Hochmutes im Hinblick auf die zweitausendjährige Weisheit der apostolischen Hierarchie?

Früher oder später und koste es was es wolle, wird Ihr Oberstes Lehramt zu die­sen extremen Maßnahmen greifen müs­sen. Jeder Tag, der vergeht, verschlim­mert die Verwirrung und kompromittiert die Zukunft …

Während ich so auf die reine und ein­fache Ablehnung dieser «Zweiten Reform» folgere, zittert meine Hand nicht. Was seit der Eröffnung des Konzils vorgeht, ist Propagandawerk und drängt sich als eine wertlose Vorliebe, als Tageslaune auf. Die weltlichen Mächte, welchen diese Neuerungen schmeicheln, jubeln ihnen mit großem Getöse zu. Dieser Schein allge­meinen Beifalles, allumfassender Begeiste­rung, trägt dazu bei, die Herde mitzureißen und scheint selbst vielen Hirten als «ein Zeichen Gottes»; aber dies kann keinen Eindruck machen auf überlegte Geister. Im Gegenteil, viele Dinge er­scheinen ihnen verdächtig in diesem eigenartigen Konzil, und vielleicht waren die Bischöfe dabei die Opfer einer «Schurkerei» wie man davon in der Kir­chengeschichte nur wenige findet. Indem man das Alter eines Papstes missbrauchte, bediente man sich seiner Stimme, um für die ökumenische Versammlung das unge­wöhnlichste, das unerwartetste Programm festzusetzen, jenes der Reform der Kirche selbst, anstatt der Unterdrückung der Irr­tümer und der Fehler ihrer Glieder. Von diesem Augenblick an war das ganze konziliare Werk irregeführt. Theologen, ein Konzil, selbst ein Papst, «ein Engel», würde der hl. Paulus sagen, keiner hat weder die Eingebung noch die Gnade, das zu reformieren, was Jesus Christus Selbst eingesetzt hat und das auf den Kopf zu stellen, was sein Heiliger Geist in der Folge der Jahrhunderte geschaffen hat. Die religiöse Macht der Hierarchie endet auf der Schwelle dieses Sakrilegiums, das aus sich null und nichtig ist. Als Bewah­rer und Lehrer des Glaubens, als Hirten, die damit beauftragt sind, das Heil der Seelen mittels der Gnade und dem Gesetz Christi zu wirken, sind die zurzeit leben­den Papst und Bischöfe gemäß dem hl. Franz von Sales nicht die Herren Besitzer der Kirche, sondern ihre Verwalter. Sie haben nicht die Sendung erhalten, noch werden sie sie jemals erhalten, deren Metamorphose sicherzustellen, und die revolutionäre Formel, die man überall wiederholt, einer «neuen Kirche für eine neue Welt», kommt nicht von Gott. Der Eckstein der Kirche ist Christus, und nie­mand anders. Ein einziges Pfingsten hat genügt; jedes andere könnte nur von einem andern Geist kommen, vom Anti­christen.

Erstaunliche Sache, es fand sich niemand, um sich von Anfang an einem solchen Programm zu widersetzen. Alle haben es an­genommen, dieses Werk anzufassen, für welches sie keinerlei rechtliche Kompe­tenz noch göttliche Erleuchtungen hatten, ein Werk, welches nicht zu versuchen, nicht einmal zu wünschen war. So haben sie sich denn auf die Wege des Verder­bens verirrt, und mit ihnen die ganze Kirche, bis auf diesen Tag. Die neuen Lehren haben ihre Übereinstimmung mit den offenbarten Dogmen nicht ge­funden, die sogenannten pastoralen Neue­rungen haben den jahrhundertealten Insti­tutionen Schaden zugefügt und haben sie nicht ersetzt. Weder Gutes noch Starkes ist aus einer solchen Selbstkritik, einige sagen aus dieser «Selbstvernichtung» des Christentums, hervorgegangen. Das Kon­zil ist abgeschlossen, aber die Manie des allumfassenden und ewigen Änderns hat sich überall verbreitet, Ruinen anhäufend. Mithin ist es diesem subversiven Kurs, diesem Reformfieber, dem man sich end­lich widersetzen muss. Die Folgerungen sind zu sichtbar, wenn es der ursächliche Irrtum weniger wäre. Es ist Zeit, von diesem ungeheuerlichen Missgriff abzu­stehen, der den göttlichen Aspekt der Kirche und den Unfehlbarkeitscharakter der apostolischen Hierarchie so schwer­wiegend verdunkelt. Es ist dringlich, die Ordnung der katholischen Tradition wie­derherzustellen und eine Lehre der Ge­gen-Reform zu entwickeln, wenn man die Kirche retten will.

Ein Bischof hat es für gut erachtet, mir den Unwillen seiner französischen und selbst europäischen Kollegen bekanntzu­machen, den sie beim Lesen meiner Kri­tiken der Konzils-Debatten verspürten. «Die Kirche braucht keine Reformatoren, sondern Heilige», schrieb er mir. Para­doxerweise war dies gerade der ganze Hintergrund meiner Gedanken, und jener einer Menge von Priestern und Gläubigen, welche die Erschütterung aller Dinge er­schreckte, von welcher die Konzils-Ver­sammlung das Schauspiel gab. Und es ist dies noch einmal die Substanz dieses Offenen Briefes, den ich an Eure Heilig­keit zu richten wage. Ich bin überzeugt, dass sich die Gutgläubigkeit der Konzils­väter überrumpeln ließ von einer subtilen Theorie der notwendigen und immerwäh­renden Reform der kirchlichen Institutionen wie auch der dogmatischen Formeln, einer Theorie, die gebildete Theologen ihnen vorzusetzen verstanden, als «die eigent­liche Dialektik des Lebens». Der Irrtum liegt hier. Er hält sich ganz in der Um­kehr der Maxime dieses guten Bischofs, oder dieses andern, der aus frühestem Jahrhundert kommt: «Die stets heilige Kirche muss fortwährend reformiert wer­den.» Dies verstand sich leicht, bevor Aufwiegler den allgemeinen Sinn der Kirche verdorben hatten. Heilig in ihren Institutionen, unfehlbar in ihrer Lehre, muss die Kirche ohne Unterbruch verbes­sert, gereinigt, wiederaufgerichtet werden in ihren sündigen und fehlbaren Gliedern. Aber siehe da, die Revolution unserer Zeit, siehe da, wie das Haupt und die Glieder der Kirche sich heute einbilden, weise und heilig zu sein, inspiriert und unfehlbar, und die Reform der Institutio­nen und jahrhundertealten Lehren ent­scheiden, welche sie für sündhaft und ausgedient halten! Die Heiligen, die Voll­kommenen dieser Generation machen sich daran, die Kirche von ihren Unordnungen und von ihren jahrtausendelangen Miss­bräuchen zu reinigen, um sie endlich zu dem wiederzumachen, was sie nicht mehr war, zu einem «Zeichen, aufgerichtet unter den Nationen», dem Licht der Welt!

Die Zentralidee dieses Pontifikates und dieses Konzils:

Der Plan einer Reform der Kirche

Am 11. Oktober 1962 hat die Römisch-katholische Kirche, versammelt im öku­menischen Konzil, entschieden, ihre eigene Reform zu unternehmen: «optatam totius Ecclesiae renovationem», die von der gan­zen Kirche gewünschte Neumachung. Es wird ein «neues Pfingsten» sein, eine Mauserzeit ohne anderes Beispiel in der Vergangenheit, sagt man, als nur die Ver­wandlung des Judentums in das Christen­tum, die durch Christus und das apostoli­sche Kollegium vollbracht wurde. Es ist Johannes XXIII. der sie ankündigt. Die Ungenauigkeit selbst seiner Ansprache verleiht der Idee einer allumfassenden Erneuerung ihre ungeheuerliche Deflagra­tionsmacht. Von diesem Tage an trägt die Partei der Subversion den Sieg davon; ihre Kühnheiten sind zum vornherein pri­vilegiert. Der Papst stößt «die Propheten des Unheils» zur Seite und wirft so den Verruf auf jene, die über die Reinheit der Lehre wachen und an den jahrhunderte­alten Institutionen hängen; man wird für ihre Beschimpfung fürderhin kein Maß mehr kennen. Indem er darauf verzichtet, «die Waffen der Strenge blitzen zu las­sen», um «zum Heilmittel der Barmher­zigkeit zu greifen», versichert er die Pro­pheten des Irrtums und der Unordnung gänzlicher Straflosigkeit. Die falschen Lehrer werden alsbald von dieser befrem­denden Großherzigkeit profitieren, um laut zu reden und sich aufzudrängen. Der Papst, seinerseits Prophet des Glückes, kündigte dem Konzil einen unerhörten, wunderbaren Erfolg an, ohne im übrigen darüber Genaueres zu sagen: «Heute kann die Kirche, die endlich befreit ist von allen weltlichen Hindernissen früherer Zeiten, von dieser vatikanischen Basilika aus, wie von einem zweiten Zönakel (!), ihre majestätische und gewichtige Stimme hörbar machen». Das Konzil wird sich aufmachen auf die Suche dieser wunder­baren Renovation, ausgestattet als ein wegweisendes Prinzip mit einem magi­schen Wort, welches alles versprach, aber nichts aussagte: Aggiornamento. Am Tage des Abschlusses der ersten Session, am 8. Dezember 1962, hat die reformistische Begeisterung des Papstes seinen Höhe­punkt erreicht, zu eben der Zeit, da das Konzil mit den Füßen nicht vom Fleck kommt: «Es wird dies dann wahrhaftig das so lange erwartete neue Pfingsten sein … Es wird dies ein neuer Sprung vorwärts sein …»

Man hat vorgegeben, dass Kardinal Montini die Rede vom 11. Oktober inspiriert habe. Immerhin bleibt wahr, dass Eure Heiligkeit, besser als Ihr Vorgänger, das genaue Programm kannte, welches den leeren Rahmen der angekündigten Reform auszufüllen kommen würde. Zu Bethle­hem, am 6. Januar 1964, ließen Sie des­sen radikalen Charakter und seine Weite durchscheinen: «Wir erleben die historische Stunde, in der die Kirche Christi ihre tiefe und sichtbare Einheit leben muss … Wir müssen unser ökumenisches Konzil zu Ende führen; Wir müssen dem Leben der Kirche eine neue Weise des Fühlens, des Wollens und der Haltung zusichern (ich hebe mit Absicht diese verblüffenden Äußerungen hervor); ihr das Wiederfinden einer geistigen Schönheit unter allen Aspekten ermöglichen: im Bereiche des Gedankens und des Wortes, im Gebet und in Erziehungsmethoden, in der Kunst und der kanonischen Gesetzgebung. Es wird eines einstimmigen Bemühens bedür­fen, dem alle Gruppierungen ihre Mit­arbeit beitragen werden müssen. Dass ein jeder den Anruf höre, der an ihn von Christus durch Unsere Stimme ergeht.» Die Reform wird daher total und totalitär sein. Die Kirche hatte nie gehört, dass Christus an sie einen solchen Aufruf durch den Mund eines Papstes richtete.

Eure Heiligkeit unterstützte den Reformis­mus; von diesem Augenblick an führte er das Konzil souverän. Man betrat die Wege einer neuen Formulierung und selbst einer Neuinterpretation der Dog­men, gemäß dem in der Ansprache vom 11. Oktober (italienischer Text) ausge­drückten Wunsche: «Es ist nötig, dass diese gewisse und unabänderliche Lehre, die treu beachtet werden muss, gemäß den Methoden und der Darstellung stu­diert und dargestellt werde, von denen das moderne Denken Gebrauch macht. Denn anders ist die Substanz der alten Lehre, die in der Glaubenshinterlage enthalten ist, anders die Formulierung, mit der man sie bekleidet, indem man sich für die For­men und Proportionen nach den Bedürf­nissen eines vorwiegend pastoralen Lehr­amtes und Stiles richtet.» Diese bestür­zende Erklärung hatte den verderblichsten Irrtum und die wichtigste Gebietsbean­spruchung für den Modernismus ins Herz des Konzils eingeführt. Von der Eröff­nung der zweiten Session, dem 29. Sep­tember 1963 an, entschied Eure Heiligkeit die Anpassung der kirchlichen Institutio­nen an die moderne Welt, unter Aufgabe oder Berichtigung der jahrhundertealten Traditionen. Dieses war die zweite Ge­bietsbeanspruchung des Modernismus. Sie sagten: «Ja, das Konzil neigt zu einer Er­neuerung der Kirche. Aber missverstehen wir uns nicht über die Wünsche, die wir ausdrücken; sie schließen das Geständnis nicht ein, dass die heutige Kirche der substantiellen Untreue bezichtigt werden könnte (ich unterstreiche dieses »substan­tiell«) gegenüber dem Gedanken ihres göttlichen Gründers. Im Gegenteil, die vertiefte Entdeckung ihrer substantiellen Treue gegenüber Christus erfüllt sie mit Dankbarkeit und Demut, und flößt ihr die Kraft ein, die Unvollkommenheiten zu berichtigen, die der menschlichen Schwach­heit beigemessen werden müssen ( … und siehe da, das unermessliche Gebiet der »zufälligen« Treulosigkeiten der Kirche gegenüber ihrem Gründer den Niederreißern offenstehen!). Die vom Konzil an­visierte Erneuerung besteht daher nicht in einer Umstürzung des gegenwärtigen Lebens der Kirche, noch in einem Bruch mit ihrer Tradition in demjenigen, was sie Wesentliches und Verehrungswürdiges auf­weist, sondern sie ist vielmehr eine Ehr­erbietung gegenüber dieser Überlieferung, im Akt selbst, der sie von allem entledigen will, was Hinfälliges und Schadhaftes in ihr ist, um sie authentisch und frucht­bar zu machen.» Nach einer flüchtigen Huldigung der Tradition hat man sie tat­sächlich aus dem Wege geschafft.

Solcherart war also der gefällte und ein­gehaltene Entscheid: Die Reform der Kirche unternehmen in ihrer ganzen Art und Weise des Seins, des Denkens, des Wollens, des Handelns, um ihr das Wie­derfinden einer geistigen Vitalität und Schön­heit zu ermöglichen, die sie seinerzeit ver­loren hatte. Und solcherart war die Garan­tie, welche diesen kühnen Plan und seine ganze Ausführung deckte: die Formeln würden geändert, jedoch nicht die Lehre, nur die Form würde neu sein und nicht der Grund, die Verjüngung und die Rei­nigung der zweitrangigen und mensch­lichen Institutionen sollen in keinem Fall die göttliche und unantastbare Substanz der Kirche in Mitleidenschaft ziehen. Der Papst bestätigte, dass diese Renovation möglich, wünschenswert, von Gott ge­wollt und des Erfolges sicher sei. Das Konzil ließ sich mit Begeisterung in diese reformistische Aktivität einspannen, wel­che Eure Heiligkeit in ergreifenden Bil­dern auszudrücken vermochte: «Die Kir­che will sich in Christus wie in einem Spiegel sehen: wenn dieser Blick irgend­einen Schatten offenbaren sollte, irgend einen Schönheitsfehler auf dem Antlitze der Kirche oder auf ihrem Brautkleide, was müsste sie instinktiv und mutig tun? Es ist klar: sie müsste sich reformieren, sich korrigieren, sich bemühen, diese Übereinstimmung mit ihrem göttlichen Modell wiederzuerlangen, was ihre funda­mentale Pflicht ist.»

Nie ist Eure Heiligkeit, noch irgendein Bischof meines Wissens auf dieses Prinzip der Reform zurückgekommen und ange­sichts des unermesslichen Wirrwarrs, der daraus resultierte, haben unsere Bischöfe und Sie selbst einzig diese Grenze, die nicht zu überschreiten es gilt, erwähnt, dieses Maß, das es zu halten, diese Unter­scheidung, die es zu machen gilt zwischen dem Wesentlichen und dem Zweitrangi­gen, zwischen der Tradition und den Traditiönchen, zwischen der Struktur und den Superstrukturen. Vom 18. November 1965 ab haben Sie Ihre definitive Haltung eingenommen: «Es ist nun der Augenblick des wahrhaftigen Aggiornamentos gekom­men, befürwortet von Unserem ehrwürdi­gen Vorgänger, Johannes XXIII. Dieser, indem er dieses programmatische Wort gebrauchte, maß ihm gewiss nicht jene Bedeutung bei, die einige ihm zu geben versuchen, die es erlaubte, alles das zu »relativieren«, gemäß der Mentalität der Welt, was die Kirche berührt: Dogmen, Gesetze, Strukturen, Überlieferungen, währenddem es in diesem Wort einen so lebhaften und festen Sinn gibt, der Per­manenz der Lehre und der Strukturen der Kirche, dass diese die Meisteridee ihres Denkens und Handelns aus ihnen macht. Aggiornamento wird also inskünftig für Uns bedeuten: Erleuchtete Durchdringung des Konzilsgeistes und treue Anwendung der Leitsätze, welche es auf so glückliche und heilige Weise vorgezeichnet hat. Wir denken, dass es in dieser Bahn ist, in der sich der neue Geist der Kirche entwickeln muss.» So werden die Akten des Konzils ausgegeben als das stabile Gesetz der zu unternehmenden Reform und das für alle Male festgelegte Programm des Aggior­namentos. Jedoch, zwei Wochen nach Be­schließung des Konzils hat dieses magi­sche Wort immer noch keine klare Defi­nition erhalten und hat deshalb weder Grenzen noch Begründung noch Ziel. Man leistet der Revolution nicht seinen Teil. Aus dem Winde von so vielen Reden wird sich bald ein Sturm erheben, den nie­mand mehr beruhigt zu haben sich wähnen können wird. Es bleibt, auf dieses ganze Reform-Programm der Kirche zurückzu­kommen, um es zu widerrufen und auf­zugeben, als einen unerhörten, nicht zu verwirklichenden und obenhinein unrecht­mäßigen Versuch. Man reformiert die Kirche nicht.

Ist es nicht zu diesen radikalen Folgerun­gen, zu welchen uns die sehr ernste War­nung leitet, die in Ihrem Namen der Kardinal-Staatssekretär an den beunruhi­genden Theologen-Kongress von Toronto vergangenen August gerichtet hat? Es scheint mir, von da her noch die noch ent­fernte Ankündigung der Gegen-Reform zu hören, welche die Kirche des 20. Jahr­hunderts aus der Gefahr retten wird: «Von ihren Anfängen an musste die Kirche die Geburt in ihrem Schoße von unterschiedlichen Versuchen falscher Re­formen und aus der Fassung bringender Neuerungen beklagen, oft vollführt unter dem trügerischen Vorwand einer größe­ren Übereinstimmung mit dem Geiste und der Lehre des Evangeliums und um sie besser zu befähigen, ihre Sendung in der Welt zu erfüllen. Der Herr Selber hatte seinen Jüngern den Auftritt falscher Propheten vorausgesagt (Mat. 24, 11). Die Apostel versäumten es nicht, ihre ersten Erscheinungen im Schoße der Gemein­schaft der Gläubigen zu verurteilen (cf. Tit. 1, 10; 2. Joh. 1, 7) und zahlreiche Aufrufe zur Wachsamkeit gegen die Ver­breiter von verderblichen Neuerungen wurden von den Konzilien, den Päpsten und den Bischöfen lanciert.»

Möge Ihre Heiligkeit heroisch auf den Spuren von so vielen heiligen Pontifices und Lehrern der Kirche weiterschreiten!

1. Vom unerhörten Charakter dieses Planes der «Reform der Kirche»

Die Konzilsversammlung hat diesen Weg einer Reform der Kirche nicht frei ge­wählt. Sie wurde dazu veranlasst durch eine Rede des Papstes und durch die be­rüchtigten Ränkespiele der modernistischen Partei. Wenn sie ihn indes angenommen hat, so deshalb, weil sie irregeführt wurde durch den zweideutigen Sinn dieser Worte: Reform, Erneuerung und ähnlicher, mit welchen man sie betäubte. Die Bischöfe waren nicht gefasst auf den absolut einzigartigen und neuerungsversessenen Wesenszug des Unternehmens, in welches man sie hineinstellte. Zweifellos hätte sie das Reden-Hören über das Konzil als von einem zweiten Pfingsten und einem neuen Zönakel beunruhigen müssen, mehr als ihnen zu flattieren und sie trunken zu machen, wie von einem neuen Wein, der nichts von einem plötzlichen Einguss des Heiligen Geistes hatte. Aber die Worte «Reform» und «Reformator» wurden schon auf so viele Heilige, auf so viele große Päpste und Konzilien angewendet, dass der Plan, formuliert durch die Stimme des Obersten Hirten, ihnen so er­schien, als schriebe er sich in die beste Tradition der Kirche ein. Und hierin ist es, dass die Masse der Bischöfe wissent­lich getäuscht wurde. Sie waren entschuld­bar, die Theorie des Modernismus nie gekannt oder vergessen zu haben, und genauerhin die Rechtfertigung des Semi­modernismus, welche Pater Congar schon ab 1950 in seinem Buche «Wahre und falsche Reform in der Kirche» versuchte, ein Buch, das ich alsbald als eines der gefährlichsten bekämpfte und verurteilte und welches das Heilige Offizium bald aus dem Handel zurückziehen sollte. Die nötigen Aufklärungen, die man dem Kon­zil versagte, hatte «einer jener, die am meisten für das Konzil beitrugen», zum vornherein geliefert, indem er präzisierte: a) die Reform klassischen Typus, die in unseren Tagen zu unternehmen nicht er­forderlich war, b) die Reform, die zu ver­langen noch zu versuchen niemand das Recht hatte; c) und, auf halbem Weg der einen zur andern, die Reform, welche der Semimodernismus mit allen Kräften schon von den Jahren 1945-1950 an, mit der Hierarchie, ohne sie oder trotz ihrer ver­wirklichen wollte. Nun ist aber der Ge­danke einer solchen Reform — Pater Congar gibt es wohl zu — an sich uner­hört in der Kirchengeschichte. Diese Re­formisten sind Neuerer. Dies ist es genau, was den Konzilsvätern nicht bekannt wurde, die von dieser Bewegung durch Überlistung in Frondienst genommen wurden.

a) Katholische «Reform» und «Reforma­toren». In seinem ehrlichen und traditio­nellen Sinne verstanden, betrifft das Werk der Reform der religiösen Orden, des Klerus oder selbst der Kirche die Miss­bräuche und die sittlichen Unordnungen, die sich wegen ihren schlechtesten Glie­dern in jede religiöse Gemeinschaft ein­schleichen. «Reformieren, im Mittelalter, heißt, eine Sache neu formen, die schon existiert, aber deformiert ist, heißt eine im Laufe der Zeit geschwächte und durch die Missbräuche unterminierte und ver­dorbene Institution zurückführen zu einer ursprünglichen Form, die für vorzüglich und kraftvoll gehalten wird» (L. Celier, zitiert bei Congar, «Vraie et Fausse forme», S. 357). In diesem Sinne ist der erste und unvergleichliche «Reformator» unser Herr Jesus Christus selbst, gemäß dem Worte des hl. Thomas: «Incarnatio Christi est reformativa totius humanae naturae» (111a, q. 2, a. 11). Alle Refor­men, die die Kirche unternommen oder anerkannt hat, waren solche von Miss­bräuchen und sittlichen Unordnungen, von Zerfall und Verirrungen, die manch­mal seit langem in Gewohnheit überge­gangen waren, aber von dem besten, von dem gesündesten Teil der Hierarchie und des christlichen Volkes ohne Rast und Ruhe verurteilt wurden. Parallel dazu gaben die in die Spekulation und Predigt der Kirche eingeführten Irrtümer Anlass nicht zu Reformen, sondern zu Verurtei­lungen, als der wahren katholischen Ge­meinschaft immer fremd geblieben.

«Die Reformen verübten sich in der Lebensordnung der Kirche, nicht in der­jenigen ihrer Struktur: Dogmen, Sakra­mente, hierarchische Konstitution. Dies beschränkte ziemlich allgemein die Refor­men auf jene der Missbräuche, durch eine striktere Anwendung der kanonischen Ge­setze, die schon existierten, oder, wenn es nötig war, durch die Erlassung neuer Dekrete … Jedenfalls dies ist eine klassische Bemerkung , man reformierte die Sitten, nicht die Lehre: diese betref­fend, die durch die Überlieferung über­reicht wurde, verurteilte man im Gegen­teil jeden Versuch einer Umgestaltung» (ibid.).

Siehe da, was klar ist, nobel und voll­kommen. Wenn die Kirche eine solche Reform einleitet, weiß sie wohin sie geht. Die Schwierigkeiten und die Hindernisse können furchtbar sein, aber sie hält eine feste Rampe und kann auf die Hilfe Gottes zählen. So haben alle heiligen Päpste und Reform-Konzilien, die unse­rem «Neuen Pfingsten» vorausgingen, als Programm genommen, die Irrtümer zu verdammen und die Missbräuche zu refor­mieren, die sich in die christliche Gesell­schaft wegen der Boshaftigkeit und der Schwäche der Menschen eingeschlichen hatten. Diese Reformen drängten sich auf, kraft bekannter doktrinärer und sittlicher Normen, im Namen der Überlieferung der Kirche, die von allen als unantastbar, beispielhaft und heilig erachtet wurde. Der beste Teil des Episkopates nahm sich zweifellos bei der Einberufung des Kon­zils vor, sich mit übernatürlichem Eifer und mit Mut einem solchen Werke hinzu­geben. Die Vorbereitungen des Konzils zeugen von der Qualität und von der Zahl dieser wahren Hirten gemäß dem Herzen Gottes. Johannes XXIII. selber stellte sich so die «Erneuerung» vor, die er wünschte und für welche ihm die Römische Synode als Modell und als Vorzeichen erschien. Diese Bischöfe wurden enttäuscht, sie wurden getäuscht in ihren Hoffnungen. Die reformistische Partei wollte keine sol­che Reform, die begonnen hätte mit ihrer eigenen Verurteilung. Schon 1950 verbot es sich Pater Congar, sich auf solche Wege einzulassen. Die Zeit, Anathemen zu schleudern ist vorbei, sagte er, «und was die Missbräuche anbelangt, die noch so schreiend waren im 16. Jahrhundert, gibt es kaum mehr welche davon; sie scheinen verbunden gewesen zu sein mit einer Situation, in der die Kirche, «die heilige Kirche», reich war und mächtig … Es ist eine Tatsache, unsere Zeit interes­siert sich weniger für die sittlichen Sün­den der Glieder der Kirche als für die Fehler und Unterlassungen in betreff der Erfordernisse der Zeit» (Sainte Eglise, S. 131). Erstaunliches Argument, welches endlos wiederaufgenommen wird, um die­ser formellen Ablehnung, zuerst zur Ver­urteilung der Irrtümer und Unterdrückung der Missbräuche zu schreiten, irgendeinen Anstrich von Ehrlichkeit zu geben. Höch­ste Begründung: die Welt erwartet die­ses nicht von der Kirche, sondern (im Gegenteil!), dass sie sich reformiere nach ihrem Maße und nach ihrem Belieben. Das Konzil hatte nicht die Erlaubnis, dar­über zu diskutieren und darüber zu ent­scheiden, selber und frei. Das klassische und heilige Werk, für welches die Kon­zilien gemacht sind, wurde ihm untersagt. Es verhielt sich gleich mit allen Räuber-Konzilien des IV. Jahrhunderts, welche die Lehrer des Glaubens: Athanasius, Hilarius und die andern exkommunizier­ten. Diese Ähnlichkeit der Prozedur zeigt klar an, dass unsere Reformisten die ersten Opfer einer jeglichen gerechten Reinigung der Kirche gewesen wären und dass ihre «Reform» darin vom ersten Tage an ihre definitive Verurteilung ge­funden hätte. Man hat somit das Konzil von dieser kapitalen Pflicht abgewandt, aber man hat es jedoch nicht gewagt, ihm zu erklären, dass die Reform, die zu un­ternehmen es sich vorbereitete, genau das Gegenteil davon sein würde. Die Gutgläu­bigkeit der Väter wurde verraten.

b) Spaltende «Reformen» und «Reforma­toren». Im Gegensatz zur heiligen katholi­schen Reform, sind die Reformen, die das in Frage stellen, was Pater Congar «die Struktur der Kirche» nennt, selbstver­ständlich unannehmbar. Jene, die im Laufe der Jahrhunderte nach solcher Sub­version verlangten und sie unternahmen, schlossen sich von der Kirche aus, aus dem alleinigen Grunde, weil sie den Dogmen des Glaubens und den funda­mentalen Institutionen, kurz, dem Erbe Christi, schadeten. Unser gelehrter Ex­perte hält dafür, dass all diese «falschen Reformen» von einer (vorgeblichen) Re­form der Missbräuche zu einer Änderung der Glaubenssubstanz abgegleitet sind, zu einer radikalen Subversion des sakramen­talen Lebens, zu einer Bestreitung der Apostolischen Autorität. Es ist wichtig fest­zuhalten, dass er damals den Modernis­mus, der durch den heiligen Papst Pius X. im Zaume gehalten wurde, ausdrücklich unter diese «falschen Reformen» reihte, die «der Struktur» Schaden zufügen und deshalb unzulässig sind. Demgegenüber «scheint der gegenwärtige Trend des Re­formismus und der Erneuerung … durch­aus gesund», Pater Congar gab sich als dessen Garant aus: «Ich bezeuge (!), dass ich meinerseits nicht einen einzigen Fall kenne, bei welchem eine reformistische Aktivität von vorgeblichen Modernisten ausginge oder irgendwelchen vertrauten Umgang mit modernistischen Positionen hätte. Das Gegebene des Glaubens, die apostolische Tradition, die hierarchische Struktur der Kirche sind keineswegs in Frage gestellt. Wenn sie es auf diese oder jene Weise wären, so nur aus reinem Ver­sehen, durch Unwissenheit, ohne das Be­wusstsein und den Starrsinn, die den Schismatiker und den Häretiker aus­machen. Es gibt nichts «Revolutionäres» im gegenwärtigen Reformismus … Die gegenwärtige reformistische Bewegung kommt viel mehr aus der Reinheit der Kirche als aus ihrer Unreinheit. Das Schauspiel, welches die Kirche gegenwär­tig bietet, ist schön und bestärkend» (VFR, S. 569-571). Dies wurde geschrieben im Jahre 1950.

Könnte man dies noch behaupten im Jahre 1967? Gewiss nicht. Eure Heiligkeit beklagt sich immerzu über «das Über­schreiten der von der rechtmässigen Auto­rität in Sachen Neuerungen festgelegten Grenzen» (4. 11. 65). Sie nimmt Gegen­stellung zu den Behauptungen des Pater Congar, der schrieb: «Wir wissen, dass diese Krise, die wirklich besteht, und diese Selbstkritik in Wirklichkeit nichts gemein haben mit dem Modernismus vom Anfang des Jahrhunderts … Es handelt sich nicht um das Dogma … Die Sakra­mente sind nicht gefährdet … Ebenso­wenig ist in Frage gestellt die hierarchi­sche Autorität … Schließlich handelt es sich nicht um das Christentum selbst. Was in Frage gestellt ist, sind gewisse  Züge des zeitlichen Gesichtes, die es von einer andern historischen Welt erhalten hat als jener, in der wir das Bewusst­sein haben, eingetreten zu sein» (S. 40, 183-186). Es ist eine offensichtliche, unbestreitbare und von allen anerkannte Tatsache: eine «falsche Reform» ent­wickelt sich zur gegenwärtigen Stunde in der Kirche, die — selbst wenn sie es sich mit Energie verbietet — «die Struktur», sagen wir die Katholische Religion selbst, gefährdet. Gewiss, Eure Heiligkeit macht von der ganzen Macht ihres Wortes Ge­brauch um zu bezeugen, dass diese «fälschlicherweise postkonziliare Mentali­tät» nichts zu tun hat mit der authenti­schen und bewundernswerten Erneuerung der Kirche. Indes, diese unzulässige und verheerende Revolution unterhält mit der konziliaren und postkonziliaren Reform enge Verbindungen: gleiche Parteigänger, gleicher Wortschatz, ähnliche Programme, parallele Entwicklung in der Zeit und im Raum. Die eine wie die andere leisten sich eine gegenseitige Hilfe. Schließlich, und mehr als alles, haben Modernismus und Halbmodernismus, «fälschlicherweise nachkonziliarer» und «echt nachkonzilia­rer» Reformismus die gleichen Prinzipien und bilden nur einen einzigen und glei­chen Strom in Opposition zum Traditio­nalismus, unter dem Vorwand, heute eine sensationelle Erneuerung der ganzen Kir­che zu vollbringen.

Merken wir uns schon einmal diese histo­rische Feststellung: Jede Reform, die da­hin schlittert, dem Dogma, den Sakra­menten, der hierarchischen Autorität zu schaden, ist eine «falsche Reform». Ganz natürlich will niemand, oder wenn er es will, wird niemand unter den Reformatoren von 1950, von 1962 oder von 1967 zugeben, dass er «die Struktur der Kir­che» ändern will. Die Modernisten, die es wollten, offenbarten ihre wahrhaftigen Absichten nie. Eine solche Erklärung hätte sie dahin gebracht, dass sie hinaus­geworfen worden wären. Eine Reform kann sich deshalb als gemäßigt, annehm­bar oder progressiv erweisen und dennoch falsch, verabscheuenswürdig, ruinierend sein, gemäß den Beschreibungen des P. Congar. Dies genügt, um schon einmal zu überlegen, dass die Unterscheidung zwi­schen dem konziliaren Reformismus, der gemäßigt sei und dem andern, der es nicht sei, für unseren Gegenstand keiner­lei Gewichtigkeit hat: die gegenwärtige Reform, im ganzen, ist in diese tiefe Sub­version der Kirche hineingegleitet, welche P. Congar als charakteristisch erklärt für «falsche Reformen». Und es betrifft alle Reformisten, von denen wir heute sagen, indem wir das bewundernswerte Wort von Bartholomäus Arnoldi wiederholen: «Wenn sie nur die wirklichen Missbräuche hätten reformieren wollen, wäre ich mit ihnen gewesen, aber sie haben die Lehre und das Gebet der Kirche ändern wollen» (cf. Denifle, II, p. 17). Es bleibt somit, dass das Konzil dieses nicht gewollt hat. Was wollte es demnach und wer hat es dahin gebracht, wohin es nicht gehen wollte?

c) «Reform» und «Reformisten» des II. Vatikanums. Das vom Konzil ver­langte Aggiornamento sollte gewiss nicht an «das Wesentliche» des Christentums rühren. Es sollte sich indes mit ganz anderer Sache befassen als mit der simp­len Unterdrückung der individuellen Irr­tümer und Missbräuche. Die Erneuerung sollte gesucht werden in einer tiefgreifen­den Reform der Institutionen. Das Konzil sollte «mutig» alle «die historischen und konkreten Strukturen» in Frage stellen, in welchen sich die geistige Botschaft Christi durch die Jahrhunderte hindurch materialisierte und nach und nach immo­bilisierte: Traditionen, Geisteshaltungen, Gewohnheiten, Riten … Eine solche kol­lektive und allgemeine «Lebensüber­holung» wird gemäß allgemeinem Ge­ständnis eine gänzliche Neuheit in der Geschichte sein. Aber sie ist inspiriert von einer intensiven pastoralen Nächstenliebe: «Die Krise, die gegenwärtige Selbstkritik, erklärt P. Congar, gehen nicht hervor aus einer Theorie über die dogmatische, sakramentale und hierarchische Struktur der Kirche, sondern aus Feststellungen in der Ordnung der Tatsachen, die betrachtet werden unter dem apostolischen Gesichts­winkel.» Nun aber «läuft die Analyse der gegenwärtigen Lage auf die Kritik hinaus von gewissen Formen oder Strukturen, welche gegenwärtig das Christentum auf­weist, nachdem es sie von der Geschichte erhalten hat. Denn dieses ist es, worum es sich handelt» (S. 184). Die Struktur wech­selt nicht, und sie bleibt der kritischen Überholung unzugänglich (?), aber die Strukturen, sie sind, zufällig, in Bewegung, und müssen sich gemäß dem Lauf der Welt und den Zeichen der Zeit entwickeln.

Jahrhunderte «starrer» Geisteshaltung haben sie kanonisiert verhärtet, geronnen gemacht. Unser «Evolutionismus» wird es verstehen, diesen gesetzlichen Rahmen zu brechen, um neue Formen, lebendige und dynamische zu finden, die unserer Zeit angepasst sind. Die gesellschaftlichen Wirklichkeiten sind in ständiger Bewe­gung. Die Institutionen der Kirche selber haben sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt, trotz dem Konservatismus der Hierarchie. Der gegenwärtige Reformis­mus entspringt einer Bewusstseinsnahme dieser historischen Dialektik durch die Männer der Kirche, die intelligentesten und die großzügigsten. Sie wollen ihre Leitung ergreifen und vollbewußt die Umgestaltung verwirklichen, die die große Veränderung der modernen Welt der Kirche auferlegt.

Der pastorale Eifer des Konzils war so von Anfang an bedingt durch eine gewisse Theorie der allgemeinen Evolution der menschlichen Institutionen, eine hegelia­nische und marxistische, aber nicht christ­liche Theorie. «Im Grunde», behauptet P. Congar, «erheischt jede aktive Bewegung in der Kirche eine Überholung dessen, was man vor ihr hielt, und sie geschieht dank einer neuen Befragung der Quellen und der immerwährenden Belebungsprinzi­pien der kirchlichen Gesellschaft» (S. 21). Zum ersten Male geht die Hierarchie hin, die Initiative dieses «Rückgriffs auf die Quelle» und dieser «Erneuerung» zu er­greifen, anstatt die Initiative dazu dem gläubigen Volk zu überlassen. Die Hier­archie stellt ihre Reformaktion auf diese «Art von Dialektik ab, die jeder Entwick­lung innewohnt, wo die gewonnene Wirk­lichkeit zugleich geleugnet und bekräftigt, überholt und vollführt wird und die, positis ponendis, das Gesetz der Kirche selbst bleiben wird» (S. 142), und P. Congar stellte schon für das Konzil gesetzgebend fest, wenn er schrieb: «Keine völlige An­passung, keine völlige Reform der Anpas­sung, ohne dass die Kirche, unterstützt durch einen Elan evangelischen Rückgriffs auf die Quelle, nicht sehr großzügig es annimmt, sich in Harmonie zu bringen mit den Strukturen einer neuen Welt und einer erneuerten Gesellschaft, die sie auch tau­fen muss». Es ist dieses, was P. Chenu seinerseits eine «zeitliche Revolution für das ewige Heil» nennt (cf. VFR, S. 114). Wahrhaftig, in den Augenblicken der Wen­dungen großer «Epochen», ist das sozio­logische Problem des kirchlichen Lebens ein sehr tiefes Problem, und dasjenige eines bis zu diesem Niveau getragenen Reformismus ist innig verbunden mit den Imperativen selbst des Evangeliums (VFR, S. 191). Dies ist genau der letzte (ver­dammte) Satz des Syllabus: «Der römische Papst kann und soll sich aussöhnen und ausgleichen mit dem Fortschritt, dem Libe­ralismus und der modernen Welt». Es ist also ein «evangelischer Imperativ», durch eine sehr tiefgehende Reform der Struk­turen diese neue Etappe des dialektischen Fortschrittes der Kirche zurückzulegen. Widrigenfalls, sagt man, würde es die Niederlage bedeuten, das Veraltern, den Tod der Kirche.

Siehe da das Programm des konziliaren Reformismus genau vorgezeichnet: ein «evangelischer Rückgriff auf die Quelle», unter Aufgabe der archaischen Formeln und der verjährten Institutionen, um einer «Harmonisierung» des Glaubens und des Lebens der Kirche mit unserer «erneuer­ten Gesellschaft» willen. Aber siehe da vor allem die philosophische Grundmauer dieser Reform ausgestellt. Das Programm ist unerhört: nie hatte das Lehramt, noch hatte je irgendein Heiliger eine solche Um­gestaltung aller «historischen und konkre­ten Strukturen» der Kirche ins Auge ge­fasst. Aber unerhörter noch ist die eigent­liche Idee einer solchen Erneuerung. Mehr als die reformistische Aktivität, die kon­ziliare und nachkonziliare, ist es die Theo­rie, die sie empfiehlt und die sie auf­drängt, von der man bekennen muss, dass sie der katholischen Tradition fremd ist. Die Heilige Schrift kennt sie nicht, noch die Väter, noch das Lehramt. Oder wenn sie diesen Evolutionismus kennen, so ist es, um ihn zu verdammen. Es ist also ungeheuer, dass dieses ganze neomoder­nistische System dem Bischofs-Korps als eine Folge von neuerdings entdeckten, aber absolut indiskutablen Augenscheinlichkei­ten aufgedrängt wurde! Auf dieser fau­len Basis ist es, auf der das Konzils-Werk gebaut ist. Denn die Idee einer fortwäh­renden und progressiven dialektischen Evo­lution der Institutionen und Lehren in der Kirche steht im Grund und Boden im Gegensatz zu unserem Glauben. Gleicherweise das nachfolgende Prinzip, gemäß welchem die zeitlichen und konkreten For­men, die der reinen Botschaft Jesu Christi in der Folge der Jahrhunderte gegeben werden, notwendigerweise hinfällig und im übrigen von der Unreinheit der ver­gangenen Epochen angesteckt wären. Und überdies, die Unterscheidung des Wesentli­chen vom Zufälligen in den kirchlichen Traditionen, des einen unveränderlich und unantastbar Bleibenden, des anderen im­merzu erneuert und dem Jahrhundert an­gepasst werden Müssenden. Da liegt die Pflichtvergessenheit. Schließlich, wer konn­te von der Höhe seiner persönlichen Un­fehlbarkeit herab garantieren, dass diese Infragestellung des ganzen geschichtlichen Seins der Kirche, ihrer ganzen lebendigen Tradition, dem Dogma, den Sakramenten, der göttlichen Grundlegung der Kirche nicht schaden würde? Wer konnte es, wenn schon das eigentliche Prinzip die­ser Reform eine gewisse Verletzung der­selben darstellte und die Heiligkeit der Kirche beeinträchtigte! Vielleicht waren die Neuerer «aufrichtig» in ihren großen Träumen allumfassender Erneuerung. Aber sie hatten nicht das Recht, den Konzils­vätern zu verbergen, dass sich ihr «Aggior­namento» an einer der katholischen Tra­dition fremden und vom Apostolischen Lehramt verurteilten Soziologie inspirierte. Heiliger Vater,
Die listige von P. Congar entwickelte «Phänomenologie» der «wahren und falschen Reformen in der Kirche» hat ge­wiss absichtlich die klarsten Wahrheiten verdunkelt, wie sie die weniger gewarnten Geister verführte, indem sie eine «Reform der Institutionen» als normal, möglich und heilsam darstellte, die keinesfalls die Institution selbst, die göttliche, der Kirche in Gefahr brächte. Diese Behaup­tung des Theologen wurde formell demen­tiert durch die Erfahrung des II. Vatika­nums und durch seine Folgen. Es gibt also nur zwei Sorten der Reform in der Kirche. Die eine ist klassisch, sie ist ein Werk des Lichtes, der Gerechtigkeit und der Heiligkeit. Sie besteht in der Ver­dammung der Irrtümer und der Verweise der Missbräuche der Kirchenglieder. Sie bringt diese zurück zur Wahrheit und zum Gesetz Gottes, das die Tradition lehrt. Die andere ist jene der Schismatiker und der alten Häretiker. Sie ist die Reform der modernistischen Neuerer von heute. Sie strebt nach der Umgestaltung der Institu­tionen der Kirche und dem Umsturz ihrer Traditionen, nach dem Belieben der Auffassungen und der Wünsche der Kir­chenglieder oder der gegenwärtigen Welt. Von dem Tage an, da das Konzil ohne Debatte, noch mit Hinweis, auf diesen ver­rufenen Weg gesetzt wurde, war ihm Ge­walt angetan und die ganze Folge seiner Aktion bleibt bekleckst davon, zweifellos, und zunichte gemacht.

Die Neuigkeit stand immer schon im Rufe der Gefahr in der Kirche, wieviel mehr müsste es diese hier sein, die das Ver­ändern zur Höhe eines obersten Aktions­prinzips erhebt und die Neuigkeit zur Höhe eines absoluten Ideals! Doch es war den Weisen und Heiligen nicht nötig, da­mit Erfahrung zu machen. Man weiß dies aus dem göttlichen und gewissen Glauben: alles was unerhört ist in der Tradition der Kirche, ist ebensosehr unsinnig und gott­los. Gerade das ist es, was ich Ihnen jetzt zu beweisen gedenke.

(Fortsetzung folgt)

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Quelle: “DAS ZEICHEN MARIENS”, 1. Jahrgang Nr. 7, November 1967, S. 95-100


Bischof Richard Williamson: BILLOT – III

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Eleison Kommentar Nummer CCCXXXVIII (338), 4. Januar 2014

Die gegenwärtigen Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. arbeiten beständig und auf listige Weise daran, die Bruderschaft in den Rahmen der Amtskirche einzufügen, welche wiederum stetig und auf listige Weise die Revolution und die konziliaren Ideale der Freiheit (Religionsfreiheit), Gleichheit (Kollegialität) und Brüderlichkeit (Ökumenismus) vorantreibt. Dennoch nehmen diese Oberen gewiß Kardinal Billot ernst. Sie täten gut daran, über seine Überlegungen zu unserem fünften Kirchenzeitalter nachzudenken. Diese Überlegungen finden wir gleich hinter seiner Darstellung über die Sieben Zeitalter der Kirche im Epilog des ersten Bandes seiner berühmten Abhandlung über die Kirche Christi. Es folgen einige dieser Überlegungen, frei aus dem Lateinischen übersetzt und angepaßt :–

„Unsere heutige Zeit wäre demnach das fünfte Kirchenzeitalter, das Zeitalter der Treulosigkeit, des Glaubensabfalls und des Liberalismus, welches zwischen dem Ende des Heiligen Römischen Reiches und einer Zeit liegt, welche der Hl. Paulus die „Auferstehung von den Toten“ nennt. Möge es so sein! Dieses Zeitalter gibt uns allen, inmitten unserer vielen und großen Drangsale (dies schrieb der Kardinal im Jahre 1927 — was würde er heute sagen?) somit Hoffnung auf eine zukünftige Wiederherstellung und – verzeihen Sie mir den Ausdruck – eine Gegenrevolution. Bereits heute erkennen und gestehen viele führenden Wissenschaftler, Politiker und Volkswirte frei ein, wie vergiftet die Früchte der Französischen Revolution von 1789 sind. Diese Revolution rief damals laut aus, daß die eine und einzige Quelle allen Übels auf der Welt die Verachtung der „Menschenrechte“ sei. Welche Leichtsinnigkeit! Welche Albernheit! Welcher Wahn!“

„Die Freiheit der Revolutionäre führt zur Tyrannei der Starken über die Schwachen; ihre Gleichheit hat ein paar Millionäre zur Folge, welche nur noch stärker über das ganze Volk herrschen (denken wir im Jahre 2013 an die Wall-Street); ihre Brüderlichkeit mündet im inneren Streit und im unversöhnlichen Klassenhaß. Manche durchschauen dieses Spiel, doch die meisten erkennen die grundlegend satanische Prägung der Revolution nicht. Wer allerdings unter die Oberfläche schaut, erkennt, daß die religiöse Frage allen anderen, derzeit die Menschheit erregenden Fragen, zugrundeliegt: die Seuche des politischen und wirtschaftlichen Liberalismus entsteht aus dem oben dargelegten atheistischen und antichristlichen Liberalismus, und die Gesellschaftsordnung kann auf keinen Fall wiederhergestellt werden, solange nicht die Prinzipien der Kirche erneut das öffentliche Leben leiten.“

„Möge doch die Anerkennung dieser Theorie praktische Früchte tragen. Aus ganzem Herzen verlangen wir eine solche Wiederherstellung. Wohl wissen wir, daß die heidnischen Gesetze, unter welchen wir heute leben müssen, zwar gewissen Einzelnen noch das Christsein erlauben dürften (im Jahre 2013 fragen wir uns, wie lange noch?), aber eine christliche Gesellschaft völlig unmöglich machen. Deshalb suchen wir vor allem anderen Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, ohne geringzuschätzen, was uns dann noch dazugegeben wird (Matthäus 6,33). Was der Hl. Paulus über die Frömmigkeit sagt, „die zu allem nützlich ist“, gilt auch für den Einfluß der Kirche, „sie hat die Verheißung des Lebens, des irdischen und des künftigen.“ (1. Timotheusbrief 4,8).“

Wir sehen hierbei schnell ein, daß der Kardinal nicht zu den vielen Seelen zählt, von welchen er sagte, daß sie den falschen Glanz der modernen Welt nicht durchschauen. Im Gegenteil erlaubt ihm sein kräftiges Erfassen der katholischen Lehre, unsere eigene Zeit zu beschreiben, und zwar fast ein Jahrhundert später.

Erwachet doch, ihr Oberen im Generalhaus der Bruderschaft, aus eurem törichten Traum, die Liberalen an den Schaltstellen der Kirche bekehren zu können. Und hört auf, mittels einer Reihe von doppeldeutigen Erklärungen vorzugeben, daß ihr immer noch die Tradition verteidigen würdet. Eure Taten beweisen das Gegenteil, und Taten sprechen eine stärkere Sprache als zahllose Erklärungen. Ihr habt den Namen, daß ihr lebt, und seid tot. Werdet wach und stärket das übrige, das daran ist zu sterben. Bedenket also, wie ihr es empfangen habt vom Erzbischof, verwirklichet es und kehret um!

Kyrie eleison.

Dazu die Originalversion in Englisch:

Number CCCXXXVIII (338) 4 January 2014

BILLOT III
The present leaders of the Society of St Pius X are working steadily and craftily towards inserting it into the framework of the mainstream Church, which is steadily and craftily pushing forward the Revolutionary and Conciliar ideals of liberty (religious liberty), equality (collegiality) and fraternity (ecumenism). Yet these leaders surely take Cardinal Billot seriously. They should meditate on his reflections on our Fifth Age of the Church which follow his exposition of the Seven Ages in the Epilogue to the first volume of his celebrated Treatise on the Church of Christ. Here are some of those reflections, freely translated and adapted from the Latin:–

“Our own age would then be the Fifth Age, Age of defection, apostasy and liberalism, coming between the end of the Holy Roman Empire and what St Paul calls aresurrection from the dead” (Rom. XI, 15). May it be so ! It gives us all amidst our so many and so great tribulations of today (the Cardinal wrote in 1927 – what would he have written in 2013?) hope of a future restoration and – forgive the expression — Counter-revolution. Already today many leading scientists, politicians and economists are recognizing and freely admitting how poisoned are the fruits of the French Revolution of 1789, which proclaimed that the one and only source of all the world’s ills was scorn for the “rights of man”. What frivolity ! What silliness ! What stupidity !

“The Revolutionaries’ liberty results in tyranny of the strong over the weak; their equality results in a few millionaires lording it ever more over the people (one thinks of Wall Street, 2013 !); their fraternity results in internal strife and class hatred. Some people grasp this, while many do not see the essentially satanic character of the Revolution. However those who go beneath the surface see that the religious question underlies all other questions presently agitating mankind: that the plague of political and economic liberalism arises from the atheistic and anti-Christian liberalism laid out above; that the social order can in no way be restored unless the Church’s principles once more direct public life.

“Would that this recognition of the theory might bear practical fruit ! With all our heart we call for such a restoration, knowing how the pagan laws under which we are now living may still allow individuals to be Christian (in 2013, how much longer ?), but they make a Christian society altogether impossible. Therefore we seek above all the kingdom of God and his justice, without despising the rest that will be added unto us(cf. Mt. VI, 33). As St Paul says of godliness that it is, “profitable to all things”, so too is the Church’s influence, “having promise of the life that now is, and of that which is to come” (cf. I Tim. IV, 8).

It is not difficult to see here how the Cardinal was not one of the many souls he mentions that do not see through the false glamour of the modern world. On the contrary his firm grasp of Catholic doctrine enables him to describe our own times, nearly a century later.

SSPX Headquarters, wake up from your foolish dream of converting the liberals now controlling the Church, and stop pretending with a flow of ambiguous Declarations that you are still defending Tradition. Your actions prove the contrary, and actions speak louder than a series of Declarations ! You have the name of being alive, but you are dead. Wake up, and strengthen the things that remain, which are ready to die. Have in mind what you received from the Archbishop, and put it into practice, and do penance.

Kyrie eleison.


Pater Franz Schmidberger – 1989 in Mainz

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Zitate aus seinem Vortrag gehalten am 9. April 1989 in Mainz vor der Bewegung “actio spes unica” (überarbeitet und ergänzt):

Im Lichte der objektiven Wahrheit, der natürlichen und der im Dogma als geoffenbart enthaltenen, müssen die Texte des Konzils geprüft, Zweideutigkeiten auf die Eindeutigkeit hin erklärt und die verheerenden Zeitbomben entschärft und beseitigt werden. Der verstorbene Kurienkardinal Stickler sagte mir mehrmals in Rom, das II. Vatikanum bedürfe selbstverständlich einer Revision. Solange die Irrtümer dieses Konzils nicht zugegeben und richtig gestellt, solange die Sünden des Konzils nicht bereut und wiedergutgemacht sind, gibt es keine wahre Genesung des mystischen Leibes des Herrn und der Christenheit im Großen. Öffentliche Schuldbekenntnisse sind heute „in“, insbesondere, wenn sie auf dem Rücken unserer Vorfahren oder einer vergangenen Zeit   abgelegt werden. Wir warten mit Sehnsucht auf das Schuldbekenntnis jener, die durch das II. Vatikanische Konzil und die daraus folgenden Reformen die Kirche der Erniedrigung und die Seelen dem Verderben ausgeliefert und dem Dreifaltigen Gott die schuldige Ehre geraubt haben.
„Initium operum bonorum confessio est operum malorum“, sagt der heilige Augustinus in seinem Kommentar zum Johannesevangelium: „Der Beginn der guten Werke ist das Bekenntnis der bösen Taten.“

Ernennungen konservativer Bischöfe, die vermehrte Feier der heiligen Messe im überlieferten Ritus, die Rückkehr zur ehrfürchtigen Kommunionspendung und dem anbetenden Empfang ist sehr zu begrüßen. Wenn sich aber die Restauration unter Ausblendung des Problems der Lehre und des Glaubens darauf beschränkt, dann ist es eine falsche Restauration. Hier liegt der Kardinalfehler bei den meisten Ecclesia-Dei-Gruppen; sie versagen sich dem Kampf gegen die Irrtümer des II. Vatikanums und gegen den Liberalismus im Allgemeinen. Man ist geneigt, von „Erbsünde“ und Fahnenflucht zu sprechen.

Sobald wir über die Grundprinzipien in der Lehre einig sind, einig auf der Grundlage der 2000-jährigen unveränderlichen Lehre, steht die Priesterbruderschaft St. Pius X. in einer ihr verliehenen angemessenen rechtlichen Struktur Papst und Bischöfen für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt Gottes mit Freuden zur Verfügung.

Rom muss die verheerenden Zeitbomben des II. Vatikanischen Konzils entschärfen und vollkommen beseitigen. Dafür zu arbeiten und zu beten ist Pflicht eines jeden aufrechten Katholiken. Der verheerende Konzilsgeist muss niedergerungen, der Spalt, durch den der Rauch Satans in die Kirche eingedrungen ist, sofort geschlossen werden. Inzwischen gilt es, heldenhaft unter dem Kreuz der Ausgrenzung auszuharren. Wir vertrauen dieses Anliegen der allerseligsten Jungfrau Maria, der Mutter der Barmherzigkeit an, die ihren bedrängten Kindern immer zur Seite gestanden hat, um sie gegen die Irrtümer und Verführungen Satans zu verteidigen. Sie ist weder liberal noch modernistisch: Sie kennt keinen anderen Gott als ihren vielgeliebten Sohn. Mit ihr zusammen singen wir das Christus vincit – Christus regnat – Christus imperat! Christus siegt – Christus regiert – Christus herrscht!

Stuttgart, im Rosenkranzmonat Oktober 2008

Quelle: Die Zeitbomben des Zweiten Vatikanischen Konzils


Der heiligste Name JESUS als Heilmittel in unseren Krankheiten

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IHS

Von Ulrich Vig. Biart, Kloster-Spiritual in Cazis
(Gest. 23. April 1918)

Motto: Möge Gott in unsern Tagen die unvergleichliche Kraft des Namens Jesus, welche bloß die Gleichgültigkeit der Menschen zur Untätigkeit verurteilt hatte, zu neuem Leben erwecken. (Hl. Bernardin von Siena)

Die Herrlichkeit des Namens “Jesus” besteht in der Bedeutung. Er bedeutet “Gott ist Heil, Heiland” und bezeichnet so voll und kräftig das Amt, die Aufgabe des Gottmenschen. Es ist also “Jesus” der persönliche und volle Name des Gottmenschen. Deshalb klingt er auch überall wieder; er wird genannt bei seiner Wiege, und er steht über seinem Kreuz. – Der heilige Name Jesus ist ein heiliger majestätischer Name. Er ist der Name des unendlich herrlichen Gottes, vor dem Himmel und Erde sich neigen; er ist vom himmlischen Vater selbst ausgewählt, von einem heiligen Engel verkündet. Es ist der Name, von dem der heilige Paulus schreibt: Im Namen Jesu sollen sich alle Knie beugen. Darum sollen wir ihn verehren. Der Name Jesus ist ein süßer, lieblicher Name. Dieser süße Name erinnert uns, wie sehr uns Gott geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn für uns hingegeben; wie sehr der Sohn Gottes uns geliebt, daß er um unsertwillen ein armes, kleines Kind geworden, ein Leben voll Leiden und Mühen geführt und zuletzt am Kreuze sein Blut für uns vergossen hat. Er erinnert uns, daß wir in diesem Namen selig werden (Apg. 4,12), wieder in den Himmel kommen können. Darum lieben wir diesen süßen Namen. Der Name Jesus ist ein mächtiger Name. Es ist ja der Name des allmächtigen Gottes, dessen, der den Satan überwunden hat. Darum sollen wir ihn andächtig gebrauchen, und wir werden Hilfe an Leib und Seele erfahren.

Im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und gehe”, sprach Petrus und heilte den armen, lahmen Mann an der Tempelpforte (Apg. 3,5); durch die Kraft des Namens “Jesus” treibt Paulus zu Philippi den Teufel aus einer Besessenen. Der Apostel sprach zum Geist: “Ich befehle dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren.” Und in derselben Stunde fuhr er aus (Apg. 16,18). In diesem heiligen Namen haben die Heiligen die Versuchungen des Satans überwunden und ihn vertrieben, und wir wollen uns bewahren vor den Fallstricken des Teufels, der “unaufhörlich wie ein brüllender Löwe uns umschleicht und sucht, uns zu verschlingen” (1. Petr. 5,8). Wollen wir überhaupt in allen unsern Krankheiten der Seele ein sicheres Heilmittel haben, so rufen wir den heiligen, süßen und mächtigen Namen Jesus mit Liebe und Andacht an; denn der liebe Heiland selbst hat uns gelehrt: was wir im Namen Jesu bitten, werden wir sicher bekommen (Joh. 16,23). Daher lehrt der heilige Bernhard, dieser große Verehrer dieses heiligsten Namens: “Dieser Name ist unser Licht, unsere Speise, unsere Arznei; er erleuchtet, wenn er gepredigt, er nährt, wenn er betrachtet, er lindert, tröstet, und heilt, wenn er angerufen wird… Nein, es gibt nichts, was besser geeignet wäre, den Ungestüm des Zornes zu brechen, die Wunden des Neides zu heilen, unreine Lust zurückzuhalten, das Feuer der Schmähsucht auszulöschen, den Durst des Geizes zu stillen und überhaupt alle schädlichen und ungeordneten Neigungen in ihre Schranken zurückzuweisen.” Daher ermahnt der heilige Chrysostomus: “Wenn du issest, wenn du trinkest, wenn du verreisest, so tue alles im Namen Jesus, das heißt, rufe Ihn an. Alles tue im Namen des Herrn, und alles wird gelingen. Wenn du mit Glauben den Namen Jesus anrufest, so wirst du die Krankheiten verscheuchen und die Teufel in die Flucht schlagen. Und wenn du auch die Krankheiten nicht vertreiben kannst, so geschieht es nicht aus Ohnmacht dieses Namens, sondern weil es so nützlicher ist. Durch diesen Namen ist der Erdkreis bekehrt, der Teufel unter die Füße getreten und der Himmel geöffnet worden.” So dürfen wir sicher annehmen, daß unser Seelenheil aus der andächtigen Anrufung des Namens Jesus Nutzen zieht, und auch der Leib, der von so vielen Krankheiten, als den Folgen der ersten Sünde heimgesucht wird, kann durch Anrufung dieses heiligsten Namens die frühere Gesundheit erlangen.

In Krankheiten und Leiden der Seele und des Leibes – wobei aus Zulassung Gottes nicht selten der böse Geist bedeutenden Einfluß hat; denken wir nur an Job – ist der andächtige Gebrauch des heiligen Kreuzzeichens sehr zu empfehlen. “Mach dieses Zeichen”, ermahnt der heilige Emphräm, “auf Stirne, Mund und Herz. Bei Tag und bei Nacht und an allen Orten decke dich mit diesem Panier, und kein Übel wird dir nahen; denn beim Anblick dieses Zeichens flieht zitternd die Macht der Hölle.” Und der heilige Cyrill sagt: “Dieses Zeichen heilt die Krankheiten bis auf die jetzige Stunde.”

Latanei vom heiligsten Namen Jesu

  • Herr, erbarme Dich unser!
  • Christus, erbarme Dich unser!
  • Herr, erbarme Dich unser!
  • Jesus, höre uns!
  • Jesus, erhöre uns!
  • Gott Vater vom Himmel, erbarme Dich unser!
  • Gott Sohn, Erlöser der Welt,1)
  • Gott Heiliger Geist,
  • Heiligste Dreifaltigkeit, ein einiger Gott,
  • Jesus, Du Sohn des lebendigen Gottes,
  • Jesus, Du Abglanz des Vaters,
  • Jesus, Du Schönheit des ewigen Lichtes,
  • Jesus, Du König der Herrlichkeit,
  • Jesus, Du Sonne der Gerechtigkeit,
  • Jesus, Du Sohn der Jungfrau Maria,
  • Du liebenswürdiger Jesus,
  • Du wunderbarer Jesus,
  • Jesus, Du starker Gott,
  • Jesus, Du Vater der Zukunft,
  • Jesus, Du Verkünder des großen Ratschlusses,
  • Du mächtigster Jesus,
  • Du geduldigster Jesus,
  • Du gehorsamster Jesus,
  • Jesus, sanft und demütig von Herzen,
  • Jesus, Du Liebhaber der Keuschheit,
  • Jesus, unser Liebhaber,
  • Jesus, Du Gott des Friedens,
  • Jesus, Du Urheber des Lebens,
  • Jesus, Du Vorbild aller Tugend,
  • Jesus, Du Eiferer der Seelen,
  • Jesus, unser Gott,
  • Jesus, unsere Zuflucht,
  • Jesus, Du Vater der Armen,
  • Jesus, Du Schatz der Gläubigen,
  • Jesus, Du guter Hirt,
  • Jesus, Du wahres Licht,
  • Jesus, Du ewige Weisheit,
  • Jesus, Du unendliche Güte,
  • Jesus, unser Weg und Leben,
  • Jesus, Du Freude der Engel,
  • Jesus, Du König der Patriarchen,
  • Jesus, Du Meister der Apostel,
  • Jesus, Du Lehrer der Evangelisten,
  • Jesus, Du Stärke der Märtyrer,
  • Jesus, Du Licht der Bekenner,
  • Jesus, Du Reinheit der Jungfrauen,
  • Jesus, Du Krone aller Heiligen,
  • Sei uns gnädig, verschone uns, o Jesus!
  • Sei uns gnädig, erhöre uns, o Jesus!
  • Von allem Übel, erlöse uns, o Jesus!
  • Von aller Sünde,2)
  • Von deinem Zorne,
  • Von den Nachstellungen des Teufels,
  • Von dem Geiste der Unlauterkeit,
  • Von dem ewigen Tode,
  • Von der Vernachlässigung deiner heiligen Einsprechungen,
  • Durch das Geheimnis deiner heiligen Menschwerdung,
  • Durch deine Geburt,
  • Durch deine Kindheit,
  • Durch dein heiliges Leben,
  • Durch deine Arbeiten,
  • Durch deine Todesangst und dein Leiden,
  • Durch dein Kreuz und deine Verlassenheit,
  • Durch deine Schmerzen,
  • Durch deinen Tod und dein Begräbnis,
  • Durch deine Auferstehung,
  • Durch deine Himmelfahrt,
  • Durch die Einsetzung des heiligsten Altarssakramentes,
  • Durch deine Freuden,
  • Durch deine Herrlichkeit,
  • O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, verschone uns, o Jesus!
  • O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erhöre uns, o Jesus!
  • O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erbarme Dich unser, o Jesus!
  • Jesus, höre uns
  • Jesus, erhöre uns

1) Erbarme Dich unser!
2) Erlöse uns, o Jesus!

Lasset uns beten!

Herr Jesus Christus, Du hast gesagt: Bittet, und ihr werdet empfangen; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan. Wir bitten Dich inständig, erfülle uns mit Deiner göttlichen Liebe, auf daß wir Dich lieben mit ganzem Herzen, mit Wort und Werk, und nimmer lassen von Deinem Lobe.

Deinen heiligen Namen, o Herr, laß uns immerdar fürchten und lieben zugleich, weil Du ja niemals Deine Führung jenen entziehst, die Du fest begründet hast in Deiner Liebe, der Du lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.

7 Jahre Ablaß. Vollkommener Ablaß unter gewöhnlichen Bedingungen, wenn man die Litanei mit der Oration einen ganzen Monat lang jeden Tag andächtig betet. (Ablaßbuch, Rom 1950, Seite 52).

Gebet zum süßen Namen Jesus

Allergütigster Jesus! schreibe deinen allersüßesten Namen Jesus in mein Herz, auf daß Jesus allezeit sei in meinem Munde, in meinem Sinne und in meinem Herzen. O lieber Name Jesus, Du süßer Name! Denn was heißt Jesus anders als ein Heiland? Und was ist Jesus anderes als ein Seligmacher? Darum, o Jesus, sei mein Jesus, wenn ich wache! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich schlafe! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich bete! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich arbeite! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich angefochten bin! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich in Sünden gefallen bin! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich in Nöten bin! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich in Ängsten bin! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich krank bin! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich in Todesgefahr bin! O Jesus, sei mein Jesus, solange ich lebe! O Jesus, sei mein Jesus, wenn ich sterbe! O Jesus, sei in meinem Munde, wenn mein Geist ausfährt, auf daß mein letztes Wort sei Jesus! Jesus! Jesus! Amen.

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Siehe auch:


Niklaus Wolf von Rippertschwand – Die Heilung Kranker IM NAMEN JESU

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Dieser Verderbnis der Religion setzte die Vorsehung den wahrhaft frommen Niklaus Wolf als Erwecker, Erneuerer und Vorkämpfer des im Grunde großenteils immer noch gläubigen Luzernervolkes entgegen. Wie klar dieser die ungeheure Gefahr für Religion und Kirche und deren Ursachen erkannte, geht aus verschiedenen uns zuverlässig überlieferten Äußerungen des Gottesmannes hervor. So, wenn er in urwüchsiger und zugleich heiliger Entrüstung an die freigeistigen Theologieprofessoren in Luzern einmal schrieb: “Mit Eurer windigen Theologie bringt Ihr unser Volk in die größten Zweifel. Gott möge es Euch verzeihen!” Oder wenn er sich über den Generalvikar von Konstanz äußerte: “Dieser Wessenberg ist die Verwüstung der Religion in Menschengestalt.”

Hinter all dem Bösen seiner Zeit aber erkannte Vater Wolf mit untrüglicher Klarheit als treibende Kraft den “Widersacher von Anbeginn” – den Teufel. Die folgende Aussage ist dafür überaus bezeichnend:

“Hat denn nicht Christus den Fürst der Finsternis genannt? Haben denn nicht alle Apostel vor diesem Widersacher gewarnt? Ja, wir haben mit der Welt, mit dem Fleische und mit dem Satan zu kämpfen. Unter diesen dreien ist aber Satan der gefährlichste Feind. Denn es ist dem Teufel gelungen, sich ganz verborgen zu halten, indem er die Menschen durch den neuen Wind der Lehre glauben machte: Es gebe keinen Teufel. Dies ist ein gar listiger Betrug, in welchem er die Welt zu führen wußte, daß sie im Stolze ihrer Vernunft das Dasein und Wirken eines Teufels als lächerlich verwerfen. Er hat den Gewinn dabei, daß er unbekannt und ungehindert durch die Kinder des Unglaubens wirken und unter den Schafen Christi als grimmiger Wolf wüten kann. – Und seither, da diesem Feinde diese List gelungen, haben Unglaube und Lieblosigkeit aller Art, Spöttelei über das Göttliche, über die Kirche und ihre heiligen Gebräuche und Sakramente und Sakramentalien, Weihwasser, gesegnetes Öl usw. überhand genommen, und ebenso andere Laster, Ungehorsam und Achtungslosigkeit gegen Priesterschaft und Obrigkeit… Was ist unter solchen Umständen zu tun, als sich an Gott zu wenden, die Sünden zu bereuen, der Kirche Gottes anzuhangen, zu Gott zu schreien und zu flehen im Namen seines innigstgeliebten Sohnes um die Gnade des lebendigen Glaubens, eines starkmütigen Vertrauens auf die Gewalt der Kirche wider die Hölle… Dieser Feind beschädigt die Menschen in ihren Glaubensgütern.” -

Nun erhebt sich die Frage, wie es Niklaus Wolf denn überhaupt möglich war, die Mehrheit des Luzerner Landvolkes allmählich hinter sich zu scharen und die antireligiöse Flut nicht nur aufzuhalten, sondern sogar entscheidend zurückzudrängen. Seine natürlichen Eigenschaften, so außergewöhnlich sie waren, hätten dafür zweifellos nicht genügt. Es ist aber auch fraglich, ob seine tiefe Frömmigkeit und der vorbildliche Lebenswandel – so unerläßliche Voraussetzungen für die Erfüllung seiner außerordentlichen Sendung sie zwar bildeten – allein vermocht hätten, das vom Zeitgeist weithin teils angesteckte, teils verwirrte Landvolk in den Bannkreis seiner Persönlichkeit zu ziehen und in christlichem Geiste neuzuformen.

Dazu brauchte es offenbar eine besondere Kraft, die das Volk bei seinen irdischen Nöten packte, um die Brücke von der Natur zur Übernatur zu schlagen. Und diese Kraft war die vielhundertfach bezeugte Begnadung Vater Wolfs, durch Anrufung des allerheiligsten Namens Jesus Kranke heilen zu können.

Die Kenntnis dieser übernatürlichen Heilkraft und den Anstoß, sie im Dienste der christlichen Nächstenliebe und dadurch zur Stärkung und Mehrung des Glaubens einzusetzen, erhielt Vater Wolf, indem er Kunde bekam von einem Priester der Diözese Regensburg, namens Johann J. Gaßner (1727 geboren und 1779 als Pfarrer und Dekan in Pondorf an der Donau gestorben), der unter Anrufung des Namens Jesus natürlicherweise nicht erklärbare Krankenheilungen vollbrachte. In zahlreichen Schriften (u.a. “Weise, fromm und gesund zu leben und gottselig zu sterben”, Verlag Crätz, Augsburg, 1775) begründete er sein Wirken mit Überlegungen, die kurz zusammengefaßt besagen: Der Satan ist der schlimmste Feind der Menschen, der sie nicht nur an der Seele, sondern auch am Leibe anficht, um sie durch allerlei Gebrechen zur Unlust im Guten, zu Kleinmütigkeit und Zorn gegen Gott zu veranlassen, wie er ja den geduldigen Job versuchte. Der Einfluß des bösen Feindes aber könne behoben werden durch die Macht des Erlösernamens.

Zwar kannte Vater Wolf selber die Schriften Gaßners nicht, sondern hörte davon nur aus den Abhandlungen, die der berühmte Dichter und fromme Pastor Johann Kaspar Lavater in Zürich (1741-1801) zur Verteidigung Gaßners gegen die Angriffe freigeistiger Rationalisten schrieb. So unter anderem in seiner Monatsschrift 1790: “Gaßner? Was ich über ihn sage? Kein Wort. Ich will warten und sage nur: Fakta sind Fakta, und – Ton des spinnwebenen, kalten, seelenlosen Jahrhunderts ist’s, Fakta mit Räsonnements wegzulächeln.” Und in einer späteren Abhandlung: “Die Seele zerschneidet es mir, daß diese Sache, die so deutlich und bestimmt aus den Worten Jesu hervorgeht, im achtzehnten Jahrhundert nach der Geburt des Sohnes Gottes erst noch eine Sache der Untersuchung werden will. Die höchste Unbilligkeit ist es, wenn man, sobald man auf diese Sache zu sprechen kommt, sogleich mit den verächtlichen Wörtern: Imagination, Schwärmerei, Fanatismus usw. um sich wirft.”

Durch diese Auseinandersetzungen erhielt Vater Wolf den Anstoß, sich mit der Abwendung zeitlicher Übel durch Anrufung des Namens Jesus zu befassen, und drang so immer tiefer in die Bedeutung der priesterlichen Segnungen und der kirchlichen Sakramentalien ein. Darin noch besonders bestärkt wurde er durch die grundlegenden Stellen der Heiligen Schrift, wie zum Beispiel: “Die Wunder aber, die denen folgen werden, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden…” (Evangelium vom Feste Christi Himmelfahrt, Markus 16,17 u. ff.) Ferner die Worte aus Johannes 16,23: “Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, so wird er es euch geben.”

Vater Wolf ließ sich natürlich im Glauben an diese Verheißungen Christi auch nicht beirren durch den Spott und Hohn, den die Freigeister über J.J. Gaßner und dessen Verteidiger Lavater ausgossen – im Gegenteil.

Von entscheidender Bedeutung für ihn wurde, daß er die Wunderkraft der beharrlichen Anrufung des Namens Jesus buchstäblich am eigenen Leibe erfahren durfte, worüber er folgendes berichtet: “Ich litt ein ganzes Jahr an einem Magenübel und Herzklopfen so gewaltig, daß ich beinahe keine Speise mehr vertragen mochte. Das ganze Jahr hindurch wandte ich ununterbrochen ärztliche Hilfe dagegen an, aber vergeblich. Von der geistlichen Heilart hielt mich damals noch Scheu ab. Eines Abends aber, als ich mit meinem geistlichen Vetter neuerdings über das Gebet im Namen Jesu ein kräftiges Wort gewechselt und mich spät zur Ruhe begeben hatte, rief ich, durch mein Übel daran gemahnt – ganz schüchtern noch – den heiligen Namen Jesus dawider an, und – war augenblicklich von allem Schmerz und aller Empfindung des Übels befreit und blieb es.” – Das war im Jahre 1803.

Eine zweite plötzliche Heilung widerfuhr Vater Wolf ein Jahr später, da er wegen unerträglicher Fußschmerzen sich genötigt sah, den Ratssaal in Luzern zu verlassen und den zweistündigen Heimweg nach Rippertschwand anzutreten. Er erzählt darüber:

“Ich faßte ein Herz und ein allgewaltiges Vertrauen zum heiligsten Namen Jesu und rief ihn wider mein Übel an, und dieses – wich augenblicklich samt all seinen Begleiterscheinungen. Da fuhr es wie Feuer durch meine Seele, und ich konnte nicht genug danken, lobpreisen und bewundern. Mein Herz war freudig bewegt bis nach Hause, und so blieb es noch tage- und wochenlang.

Später wagte ich es, weil mein Herz zu voll davon war, wenn in meinem Hause und in meiner Verwandtschaft oder Nähe ein Leiden, eine Not war, vom Namen Jesu, über Glauben und Vertrauen zu reden. Ich betete um Hilfe im Namen Jesu, und sie wurde mir zuteil. Sooft ich anklopfte, wurde mir aufgetan. Ich tat keine einzige Fehlbitte zum Herrn. – Bald wurde es aber weit umher bekannt und weither der Zulauf und die Ansprache um Hilfe zu mir. Ich glaubte es der Ehre Gottes und der Liebe des Nächsten schuldig zu sein, für sie zu beten und den Namen des Herrn für sie anzurufen. Bald wurde dies mein Tagewerk. Ich wurde da- und dorthin gerufen, und wo ich gerufen wurde, ging ich in Gottes Namen.”

Vater Wolf war gerade 50jährig, als er sich ganz dieser höheren Berufung zuwandte. Er konnte das tun, ohne seinen Hof, die Grundlage der Familienexistenz, zu vernachlässigen, da sein im Jahre 1788 geborener Sohn Johann trotz seiner Jugendlichkeit bereits fähig geworden war, dem vielseitigen Bauernbetrieb selbständig vorzustehen.

So begann Niklaus Wolf ein neues Leben gemäß seinem Wahlspruch: “Zur Ehre des heiligsten Namens Jesu, zum Heile der Menschen und zum Sturze der Hölle.” Im Gegensatz zu gewissen “Gesundbetern” aber gab er Gott allein die Ehre und riet auch nie von der Beiziehung eines Arztes und dem Gebrauch der verordneten Medizinen ab. Seine alle Mitmenschen umfassende Nächstenliebe zeigte sich in schönster Weise besonders darin, daß er Leidende nichtkatholischer Religion, die zu ihm nicht selten Zuflucht nahmen, keineswegs zurückstieß, sondern auch ihnen mit seinem Gebete helfend und heilend beistand.

Sein Wirken war fortan ein einziges Apostolat, indem er den Heilungsuchenden als unerläßliche Voraussetzung des Erfolges die gläubige und vertrauensvolle Hingabe an Gott einflößte. Und zwar argumentierte er so: “Gott ist allmächtig, er kann helfen. Er ist unendlich gütig, er will helfen. Und er versprach: ‘Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.’ Darum muß Gott helfen; er hat es ja versprochen: ‘Bittet, und ihr werdet empfangen.’ … Stehen diese Worte nicht im Evangelium? Wer will daran zweifeln? Wenn diesen nicht zu trauen ist, wem sollten wir dann trauen? Er hat es teuer und heilig versprochen…” Nach solchem Zuspruch, der von bergeversetzendem Glauben zeugt, betete Vater Wolf gewöhnlich fünf Vaterunser, Ave Maria, den Glauben und “Unter deinen Schutz und Schirm…”. Dann bezeichnete er sich und den Kranken mit Weihwasser mit dem heiligen Kreuzzeichen und ermahnte nochmals zum Gottvertrauen, zum Vertrauen auf den heiligen Namen Jesus und die Allmacht, Weisheit und Güte des göttlichen Heilandes. Hernach folgte ein eigenes Gebet zum Namen Jesu. – Ein ganz besonderes Vertrauen hatte er auch zum Englischen Gruß, und er wählte, wenn es sich zeitlich schickte, mit Vorliebe die Stunden des Betzeitläutens, um den Kranken zu helfen.

Zwar hat Vater Wolf über die durch ihn bewirkten Gebetserhörungen und Heilungen keine Aufzeichnungen gemacht. Die Überlieferung und die Zeugnisse von Zeitgenossen schließen aber jeden Zweifel daran aus, daß es sich im Laufe eines vollen Vierteljahrhunderts um Tausende von Fällen handelte, worunter viele Krankheiten, gegen die sich jede ärztliche Hilfe als machtlos erwiesen hatte. Aus diesen Beispielen seien nachfolgend einige der ausgezeichneten, seit 1931 in vier Auflagen erschienenen Schrift: “Der fromme Niklaus Wolf von Rippertschwand” von + Johann Erni, Pfarrer, Sempach (Verlag Buchdruckerei Schnarrwiler, Sempach-Station) entnommen.

Im Emmenwald, einem der ältesten Gehöfte der Gemeinde Neuenkirch, war zur Zeit Pfarrer Schniepers (1793-1815) die Frau des Josef Tanner zum Tode krank; sie war vom Arzte aufgegeben und vom Pfarrer auf den Tod vorbereitet. Da wurde Vater Wolf gerufen. Er betete über sie, ermahnte sie zum Glauben und Vertrauen. Frau Tanner wurde zur selben Stunde vollkommen gesund, verlangte und aß eine starke Suppe mit andern Speisen und begab sich sodann wieder an die Hausgeschäfte, als hätte ihr nie etwas gefehlt. Als der Pfarrer sie bald darauf wieder besuchen und zum Tode stärken wollte, verwunderte er sich dermaßen, daß er in Zukunft dem gläubigen Gebete und Wirken im Namen Jesu alle Ehre widerfahren ließ.

In Rothenburg lebte der 17jährige Schmied Schmidli. Stark lungenschwindsüchtig, hatte er mehrere ausgezeichnete Ärzte in Luzern und Zürich konsultiert. Keiner konnte ihm helfen. Weil von liberaler Gesinnung, wollte er zuerst nichts wissen von Niklaus Wolf. Schließlich nahm er aber doch Zuflucht bei ihm. Den Weg von Rothenburg bis Rippertschwand, etwa fünf Kilometer, legte er in zwei Stunden zurück. Niklaus Wolf gab ihm unter anderem fünf andächtige Vaterunser für den Heimweg zu beten auf. Zudem schärfte er ihm ein, dabei nichts anderes zu denken. Unterdessen wolle er, Vater Wolf, für ihn beten. Als Schmidli nach Hause kam, war es bedeutend besser mit ihm, und schließlich wurde er von der Schwindsucht befreit. Er heiratete, bekam mehrere Kinder und wurde über 60 Jahre alt. – Das erzählte sein eigener Sohn.

In St., Kirchgang G., Kanton Luzern, lag eine Frau an der Gicht so gefährlich krank, daß selbst der Arzt alle Hoffnung zur Wiederherstellung verloren hatte. In dieser Not kam man auf den Gedanken, Vater Wolf kommen zu lassen. Er weigerte sich zuerst. Da bat man ihn um Gottes willen. Wolf ließ sich bewegen und ging. Am Orte angelangt, begab er sich sogleich zur Kranken und verrichtete ein Gebet. Nach vollendetem Gebet war sie gesund und verließ das Bett.

In M. wurde er zur Dienstmagd eines ansehnlichen Gutsbesitzers gerufen. Aus Nächstenliebe und auf wiederholte Bitten ging er, viele Stunden weit, hin. Die Person lag bereits mehrere Tage in Todesgefahr. Wolf betete etwa fünf Minuten lang still, und wie sein Gebet beendet war, war auch die Krankheit gewichen. Die Dienstmagd genoß viele Speisen ohne Belästigung und kehrte zu ihren Arbeiten zurück. Der Geistliche des Orts, der sie besuchen und zum Tode vorbereiten wollte, kehrte verwundert und Gott lobend wieder nach Hause zurück.

Jemand hatte sich mit siedendem Wasser die Glieder überschüttet und so fest verbrannt, daß beim Ausziehen der Kleidung auch die Haut mitgerissen wurde, und schnell eine starke Entzündung eintrat. Es geschah in Wolfs Nachbarschaft. Sogleich wurde Vater Wolf gerufen. Er eilte hin, betete, ließ die Wunden mit gesegnetem Öl salben, und innert fünf Minuten war die Entzündung behoben, der Schmerz gestillt, so daß die Person sogleich ihrer gewohnten Arbeit (Garnsechten) nachgehen und nach vier Tagen eine kleine Reise machen konnte.

Einem Kinde, dem ein Bruch ausgetreten war, und der schon die schwarzbraunen Zeichen des Brandes hatte, bewirkte er in einigen Minuten das Zurücktreten des Bruches und die volle Gesundheit.

Hauptmann R. von S. war seit mehreren Jahren von der Fallsucht heimgesucht. In- und ausländische Ärzte wurden konsultiert. Das Übel wurde immer ärger; oft kamen die Anfälle zweimal im Tage vor, und nie blieben sie länger als drei Monate aus. Im Jahre 1828 wandte er sich an Niklaus Wolf. Dieser machte ihn auf die wunderbare Kraft des Namens Jesus aufmerksam; mit Glauben und Gebet im Namen Jesu solle er sich dem Übel entgegensetzen; es werde ihm nicht mehr kommen. Der Hauptmann sagte ihm, auf Anraten vieler habe er sich von Wein und hitzigen Speisen enthalten und von Zeit zu Zeit zu Ader gelassen; ob er das auch wieder tun müsse. Wolf antwortete: “Nein! Machet von Speise und Trank den Gebrauch, den Euch die Vernunft für das Leben erlaubt; auch braucht Ihr nicht mehr zu Ader zu lassen. Das Übel kommt Euch nicht mehr; der Name Jesus ist stark genug.” Und tatsächlich blieb das Übel aus; Herr R. erfreute sich fortan der besten Gesundheit. -

Der Ruf des segensreichen Wirkens Vater Wolfs drang bald weit über die Grenzen des Luzernerlandes hinaus, so daß Hilfesuchende aus den Urkantonen, Zug, Aargau, Solothurn und Bern den Weg nach Rippertschwand fanden. Oft wurde er aber auch – und zwar naturgemäß in den schwererer Fällen – zu den Kranken gerufen und war daher sehr häufig auf Reisen.

Mit den Jahren wurde er so stark in Anspruch genommen, daß er unmöglich überall persönlich hingehen oder auch nur Besuch empfangen konnte, sondern zum schriftlichen Verfahren Zuflucht nehmen mußte. Über dieses hinterließ er uns folgende Darstellung:

“Ich wies ihnen (den Kranken) eine Stunde an und ließ sie ermahnen, sich in dieser Stunde mit mir und den Meinigen im Gebete zu vereinigen – im Glauben der hl. katholischen Kirche. Besonders sollten sie die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe erwecken, die Reue und Leid; dann ferner mit Gebet sich der Fürbitte der Mutter Gottes anempfehlen und auf dieselbe, sowie auf den heiligen Namen Jesus Vertrauen fassen. Sie sollen denken, es sei in der Kirche Gottes Kraft genug, sie von ihrem Übel zu befreien, wenn es nicht zum Tode oder für ihr Seelenheil notwendig und nützlich sei. Für jeden Fall sollen sie mit großem Vertrauen beten; denn im ersten Falle helfe es zu einem seligen Tode, im zweiten werden sie viel Erleichterung finden im Gemüte und solches mit desto größerer Geduld ertragen, das Leiden Christi mit größerer Inbrunst betrachten, sich desto eifriger dem Willen Gottes ergeben. Sie sollen also ungezweifelte Hilfe erwarten durch den heiligen Namen Jesus; wir (d.h. Wolf und seine Familie) werden in dieser Zeit für sie beten und den hl. Namen Jesus über sie anrufen. Sie (die kranke Person) soll sich aber nicht irren und von uns Hilfe erwarten, sondern nur durch den heiligen Namen Jesus. Auch soll sie öfters gesegnetes Wasser gebrauchen, mit Andacht, Gebet und Vertrauen; alle Speise und Trank damit segnen, Zimmer und Lagerstatt ebenso.”

Und weiter berichtete Vater Wolf: “vielmal waren die Übel von solcher Art, daß sie noch schleunigere Hilfe forderten; z.B. in übergroßen Schmerzen, Geburtsnöten usw. Da schritt ich natürlich sogleich, ungeachtet der Abwesenheit vom Leidenden, zum Gebete – mit großem Ernst, Eifer, Inbrunst und starkem Glauben im heiligen Namen Jesu, und gar oft war den Leuten in derselben Stunde besser geworden.”

Wie ganz Vater Wolf sich nur als Werkzeug Gottes fühlte und diesem allein die Ehre gab, wenn Menschen ihm dankten, ist vielfach bezeugt. So pflegte er zu sagen: “Gott hat es getan, nicht ich; will man Gott Einsprache tun?”

Bezeichnend für Wolfs übernatürliche Auffassung seiner Sendung für die leidenden Mitmenschen ist auch der folgende Ausspruch: “Allerwenigstens wird doch Milderung der Schmerzen erlangt. Und wenn von hundert Pfund Schmerzen nur neunzig Pfund weichen, die gewöhnlich vom Satan gewirkt sind, um den Menschen zur Ungeduld zu bringen, so ist schon damit wohl die Mühe belohnt und viel gewonnen, daß der Mensch nunmehr mit Ergebung leide.”

Ein überaus bemerkenswerter Charakterzug Wolfs ist endlich, daß er für seine Liebesdienste an den Mitmenschen, denen er Heilung und damit in vielen Fällen Befreiung aus materiellen Nöten brachte, niemals eine Bezahlung annahm, geschweige denn verlangte. Und als ihm einst jemand Geld aufdrängen wollte mit der Begründung, er könne es ja den Armen geben, erwiderte Wolf, er solle das selber tun, Arme gebe es überall. Diese Uneigennützigkeit trug natürlich viel dazu bei, das Vertrauen des Volkes zu ihm noch zu mehren.

Wie weit der Ruf vom Wirken Vater Wolfs schon zu seinen Lebzeiten gedrungen war, beweist dessen ehrenvolle Erwähnung im Buche: “Über etwas, das der Heilkunst not tut. Ein Versuch dieser Heilkunst mit der christlichen Philosophie, von Carl Josef Hieronymus Windischmann, königl. preuß. Medizinalrat und Professor der Philosophie und Medizin an der königl. Rhein-Universtität in Bonn”, Leipzig, 1824, bei C. Cnobloch (S. 288). Prof. Windischmamnn war zur Verfassung dieses Buches dadurch angeregt worden, daß er selber von einem Augenleiden auf übernatürliche Weise geheilt worden war, nachdem alle ärztliche Kunst versagt hatte. Das Werk fand eine einläßliche Besprechung in der Zeitschrift: “Zeichen der gegenwärtigen Zeit im Guten und Bösen”, Luzern, bei Xaver Meier, 1824, II. Jahrgang, worin auf Seite 117 das auf natürliche Weise nicht erklärbare Wirken Vater Wolfs als allgemein bekannte Tatsache festgestellt wird. -

Wir könnten dieses Kapitel nicht passender abschließen, als indem wir den folgenden Brief Vater Wolfs an Schwester Maria Theresia N. im Frauenkloster bei Maria Loreto auf dem Berge Sion (St. Gallen) im Wortlaut kommentarlos wiedergeben:

Liebe Schwester!

Ihr Schreiben habe ich empfangen und das Verlangen der würdigen Frau Mutter darin gesehen. Allein der Weg ist weit! Ich bin alt. Nebstdem ist die Gegenwart nicht notwendig, weil nicht der Mensch, sondern der hl. Name Jesus die Kraft hat, Teufel und Krankheiten zu vertreiben, und der Glaube des Hilfesuchenden das meiste beitragen muß; und nach dem Ausspruch Jesu Christi jeder es tun kann, der es glaubt. Auch ist dies viel leichter zu tun, als man glaubt. Ein blinder, einfältiger, fester Glaube an den göttlichen Erlöser, ein Sichverlassen auf sein Versprechen ohne Klügeln oder Mißtrauen auf die eigene Würdigkeit wird erfordert, indem es Gott nicht der Würdigkeit oder Heiligkeit der Menschen versprochen hat, sondern nur dem Glauben. Nebstdem braucht es (allgemein davon zu reden) keinen Wunderglauben, indem es gewöhnlichermaßen nur ein Streit mit dem Satan ist. Sowohl im hl. Evangelium als in den Apostelgeschichten und in ihren Briefen, auch in den Schriften der hl. Väter, die ich der Kürze halber nicht anführe, sondern die Ihnen wohl werden bekannt sein, ersieht man, daß wir einen beständigen Streit haben mit der Hölle. Der Teufel stellt der Seele auf alle nur mögliche Weisen nach, sie von Gott abzubringen und in die Hölle zu stürzen. Kann er nun aber die Seele als den edleren Teil so anfallen, warum den Leib nicht? Oder hat der göttliche Erlöser bei der Erlösung nicht so viel Augenmerk auf den Leib als auf die Seele gehabt? Auch die von dem Hl. Geist geleitete Kirche – wieviel Segnungen und Exorzismen macht sie das Jahr hindurch wider die Hölle! Schon bei der Taufe fängt sie ihre Beschwörung wider die Hölle an, und dann weiters usw. Von diesem wäre noch vieles zu schreiben gegen jene, die dies fast nicht glauben. Kürzehalber übergehe ich es. Auch hat Gott die heiligsten und weisesten Absichten dabei, nämlich die Verherrlichung des hl. Namens Jesus, und daß wir durch Kämpfen, Streiten und Siegen Verdienste sammeln und den Himmel erwerben. Auch hab ich’s aus mehr als zehnjähriger Erfahrung, daß von hundert Übeln, Schmerzen und Krankheiten kaum eine ist, wo nicht der Satan die Ursache davon ist oder wenigstens selbe vergrößert oder unheilbar macht. Und besonders, wenn keine Medizin anschlagen will, braucht es keinen Wunderglauben, diese Übel zu vertreiben. O wenn wir Jesum recht liebten und mit ihm und seinem Namen wider die Hölle streiten würden, wieviele und wie große Verherrlichungen des heiligsten Namens Jesus würden geschehen, wieviele Sünder bekehrt, wieviele Uneinigkeiten würden gehoben, deren Urheber er ist, – wieviele Übel und Krankheiten würden wir vertreiben, die uns zum Dienste Gottes und unsere Berufspflichten zu erfüllen untauglich machen! Man kann nicht beschreiben, wieviel Böses der Satan anstiftet: warum sollen wir nicht mit Zorn auf ihn losgehen? So schön es scheint, wenn jemand spricht: “Ja, wenn’s der Wille Gotte ist, wenn’s zur Ehre Gottes…” usw., so lieb uns der hl. Wille Gottes sein soll, so taugt doch dies in diesem Falle zu nichts, als jenes lebendige Vertrauen zu stören und jenen Kampf und Streit zu hintertreiben, welche Gott von uns fordert. Denn es ist der ausdrückliche Wille Gottes, daß wir den Satan bestreiten und besiegen sollen; ja, Gott fordert jeden in der hl. Taufe dazu auf, indem es heißt: Widersagst du dem Teufel, seiner Hoffart und allen seinen Werken?

Also allen seinen Werken, sie mögen Namen haben, was sie wollen; denn der Teufel hat allezeit böse Absichten. Man kann so sagen: Von Gott nehme ich alles mit Danksagung an, von dem Teufel nichts. Ist nun jemand mit Krankheit oder Schmerzen behaftet, so kann ja eine der andern zu Hilfe kommen. Zuerst bete man, daß die Hindernisse weichen sollen, die uns verhindern an der Verherrlichung des Namens Jesus und an der Hilfe des Nächsten. Nachher betet und befiehlt man im hl. Namen Jesu, daß dieses Übel oder Schmerzen oder Krankheit weichen solle, und so fort, bis es weicht. Wird es ärger als zuvor, so soll man nicht erschrecken, sondern desto häufiger zusetzen. Dies geschieht öfter so. Hört das Übel auf, so wird dennoch ein und der andere Befehl gemacht, daß die Werke des Satans in dieser Person ganz zerstört sein sollen. Auch bediene man sich der gesegneten Mittel, Weihwasser und gesegnetes Öl.

Kürzehalber habe ich alles nur berührt. Übung und Gebet, dem Gott alles versprochen, wird Sie des mehreren belehren.

Meine Begrüßung an die würdige Frau Mutter und das ganze Konvent, besonders an die Mechtilde. Ich befehle mich in Ihr hl. Gebet und ende mit dem ablaßreichen Christengruß: “Gelobt sei Jesus Christus!”

Den 25. September 1816.
Klaus Wolf, zu Neuenkirch, in Rippertschwand, Kanton Luzern.

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Siehe auch: http://immaculata.ch/verlag/niklaus_w1.htm


“80% der FSSPX-Gläubigen in Paraguay gehören dem Widerstand an!”

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Père Jean-Michel Faure, FSSPX

Père Jean-Michel Faure

Pater [Jean Michel] Faure informiert, dass, trotz des ausdrücklichen Verbotes von Pater [Christian] Bouchacourt, 60 von einem Gesamt von ungefähr 100 Gläubigen, heute der Messe beigewohnt haben. Der ersten Messe des Widerstandes in Asunción!
Wir können sagen, dass 80% der Gläubigen in Paraguay beim Widerstand sind. Diese Gläubigen führen einen guten Glaubenskampf, so wie es Erzbischof Lefebvre erhofft hatte. Gott sei Dank!
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Siehe auch:


Ein weiterer Priester schließt sich dem FSSPX-Widerstand an

Wo sind jetzt die ABGETRIEBENEN Kinder, wo werden sie sein in aller Ewigkeit?

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Ich lege hiermit diese Frage meinen geschätzten Lesern und Kommentatoren zur ernsthaften, gut überlegten Meinungsäußerung/Beantwortung vor.

Child

Dies ist ein (noch) ungeborenes, (noch) nicht abgetriebenes Kind!

Beachten Sie, dass — gemäß den Statistiken — seit 1980 bis heute weltweit rund 1.300.000.000 Ungeborene abgetrieben wurden! Und dass aktuell täglich rund 100.000 Menschenkinder durch Abtreibung gemordet werden! – Und das alles ohne Berücksichtigung der Dunkelziffern!


P. Martin Fuchs: Erklärung zu meinem Weggang aus der Priesterbruderschaft St. Pius X.

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Schweren, sehr schweren Herzens habe ich am 30. Dezember dem Generaloberen meinen Austritt aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. mitgeteilt. In alle Ewigkeit werde ich Erzbischof Lefebvre für den katholischen Glauben und das Priestertum dankbar sein! Mit Bedauern musste ich jedoch in den vergangenen Jahren feststellen, dass man von seinem vorgezeichneten Weg nach und nach abgewichen ist:

1. das „Te Deum“ als Dank für das Motu proprio, bei dem die tridentinische Messe mit der Messe Paul’s VI. unlösbar verknüpft und die Annahme des II. Vatikanischen Konzils verlangt wurde. So war vor kurzem noch im Internet unter dem Priorat St. Pius X. in München zu lesen: Hl. Messe (im außerordentlichen Ritus). Im Seminar hatte ich gelernt, dass wir die Hl. Messe im tridentinischen Ritus lesen, da gibt es keinen ordentlichen und außerordentlichen Ritus, das ist ein vollkommen unhaltbares Konstrukt von Papst Benedikt XVI. Wer von einem außerordentlichen Ritus redet, muss konsequenterweise einen ordentlichen Ritus, die Neue Messe, im Auge haben und akzeptieren.

2. die Dankesbezeugungen für die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe. Erzbischof Lefebvre sagte 1988 bei einer Pressekonferenz: „So sind wir denn exkommuniziert durch Modernisten, durch Leute, die durch die vorhergehenden Päpste exkommuniziert worden wären. Was soll das? Wir sind verurteilt durch Menschen, die verurteilt worden sind und die öffentlich verurteilt werden müssten. Das lässt uns gleichgültig.“ Erzbischof Lefebvre hat die Exkommunikation immer als null und nichtig angesehen. Was aber null und nichtig ist, braucht nicht aufgehoben zu werden. – Zudem bleibt bei einer Aufhebung das Unrecht, das man den beiden verstorbenen Bischöfen Lefebvre und de Castro Mayer zugefügt hat, weiterhin bestehen.

3. die Bereitschaft mit Rom zu verhandeln, obschon Erzbischof Lefebvre klar und unmissverständlich gesagt hatte, unter welchen Bedingungen er dies zukünftig tun werde. „Wenn Rom mich nach einer gewissen Zeit erneut einladen würde, würde ich die Bedingungen stellen und fragen: „Sind sie einverstanden mit den großen Enzykliken aller Päpste, die Ihnen vorangegangen sind? Sind sie einverstanden mit „Quanta cura“ von Pius IX., “Quas primas” von Pius XI., “Humani generis” von Pius XII. Sind Sie in voller Gemeinschaft mit diesen Päpsten und ihren Verlautbarungen? Erkennen Sie den Antimodernisteneid noch an? Sind Sie für das soziale Königtum unseres Herrn Jesus Christus? Wenn Sie die Lehre Ihrer Vorgänger nicht annehmen, ist es unnötig, weitere Gespräche zu führen. Wenn Sie nicht bereit sind, das Konzil zu reformieren, indem Sie die Lehre dieser Päpste vor Augen haben, ist ein Dialog nicht möglich, es ist sinnlos!“ – (Fideliter Nr. 70)

4. das Vorziehen einer praktischen Lösung ohne dogmatische Bereinigung der Irrlehren des II. Vatikanischen Konzils. In einem geistlichen Vortrag am 21. Dezember 1984 sagte der Erzbischof: „Die kanonische Frage ist zweitrangig. Das, was ist, ist in der Kirche zu bleiben, in der Kirche, d.h. im kath. Glauben aller Zeiten und im wahren Priestertum, in der wahren Messe, in den wahren Sakramenten, mit dem Katechismus aller Zeiten, mit der Bibel aller Zeiten. Das ist es, was uns interessiert. Das ist die Kirche. Öffentlich anerkannt zu sein, das ist zweitrangig.“

5. Immer wieder musste ich auch feststellen, dass keine klare Sprache mehr gesprochen wird. So heißt es im neuen Rosenkranzkreuzzug unter Punkt 2: „für die Rückkehr der Tradition in der Kirche…“. Was ist mit Kirche gemeint? Etwa die katholische Kirche wie sie von Jesus Christus gegründet wurde oder die nachkonziliare Kirche? Wenn die katholische Kirche gemeint ist, dann kann es keine Rückkehr geben, weil die Tradition fester Bestandteil der kath. Kirche ist, wenn die nachkonziliare Kirche gemeint ist, dann hat sie die Tradition verlassen. Dann muss sie zur Tradition und nicht die Tradition in die Kirche zurückkehren.

Dies sind die Hauptgründe, die mich zu diesem Entschluss geführt haben. Trotz Warnungen von Seiten der drei Weihbischöfe, Bischof Williamson, Bischof Tissier de Mallerais und Bischof de Galarreta, trotz Warnungen von Seiten der Priesterbruderschaft vom Guten Hirten, trotz Wissen um die Haltung von Papst Benedikt XVI., bei dem ohne Akzeptanz des II. Vatikanischen Konzils nichts weiterging, wurden die Gespräche und Verhandlungen fortgesetzt.

Man wendet vielleicht ein: „Unser Generaloberer hat ja gar nichts unterschrieben.“ – Aber er wäre zu einer Einigung bereit gewesen, ohne die dogmatischen Differenzen zu bereinigen, wie es sein Brief vom 17. Juni 2012 beweist. Man wäre zum Schlimmsten bereit gewesen, aber Rom hat nicht gewollt. – Das Vertrauen in die Obrigkeit ist nicht nur irgendwie erschüttert, es ist zerstört.

Ihnen, liebe Gläubige, danke ich an dieser Stelle von ganzem Herzen für all Ihre Gebete und Opfer, mit denen Sie mein priesterliches Wirken unterstützt haben. Gerne empfehle ich mich auch weiterhin Ihren Gebeten.

Jaidhof, 5. Januar 2014, P. Martin Fuchs


OFFENER BRIEF AN MONSEIGNEUR FELLAY von Adrien Loubier [1]

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Exzellenz,

die Ungerechtigkeit, die Sie Herrn Pater Nicolas Pinaud gegenüber an den Tag gelegt haben durch das Urteil, das ihm die „Strohmänner“ mitgeteilt haben, hinter denen Sie sich vergebens verbergen, hat bei mir große Entrüstung hervorgerufen. Daher bringe ich in diesem Brief den Abscheu hunderter Gläubiger und zahlreicher Priester zum Ausdruck.

Zur allgemeinen Kenntnisnahme rufe ich hier den Wortlaut des „Urteils“ Ihrer Vollstrecker der niederträchtigen Werke in Erinnerung:

DAHER verurteilen wir Herrn Pater PINAUD zu einer Sühnestrafe der Suspension aller Handlungen, die aus der Gewalt des Weihesakramentes, sowie aller Handlungen, die aus der Leitungsgewalt hervorgehen (can. 2278 ss. CIC-17 und 1333 CIC-83). Die Aufhebung dieser reservierten Zensur muß gemäß Kirchenrecht erfolgen (can. 2245 CIC-17 und 1355 CIC-83).

Eine Berufung mit aufschiebener Wirkung kann gegen diese Entscheidung (can. 1353 CIC-83) auf dem hierarchischen Weg innerhalb von 15 Tagen nach Kenntnisnahme des vorliegenden Urteils eingelegt werden (can 1630 § 1 CIC-83).

Ausgestellt zu Rickenbach am 28. Oktober 2013

Bezogen auf das Urteil hat ein Kirchenrechtler dem Opfer den Sinn des o.g. Kanons 2278 deutlich gemacht:

Sie haben das Recht zu beichten und die Kommunion zu empfangen, sonst nichts. Sie dürfen weder privat die Messe lesen, noch Beichte hören, noch predigen.

Jedoch erlaubt man Ihnen aufgrund dieses sehr großzügigen Urteils weiterhin das Tragen der Soutane… Die Suspensionsstrafe, die Rom 1976 gegen Monseigneur Lefebvre verhängt hatte, war leichter… (in Wirklichkeit die gleiche).

Diese Verurteilung ist so unerhört, daß viele derart Mühe haben, daran zu glauben, daß man ihnen das Urteil vorlegen muß, damit sie es schwarz auf weiß sehen!

Vor einem Jahr empfanden Sie es als schmerzlich, daß Sie mit dem modernistischen Rom Benedikts XVI. kein Abkommen schließen konnten und somit keinerlei kirchenrechtlichen Status haben. Und Sie verwenden ohne weiteres und schamlos das Kirchenrecht von 1917, wozu Sie kein Recht haben und das neue von 1983, das Ihr Gründer Monseigneur Lefebvre als skandalös und die Häresien fördernd beurteilte.

Und Sie verwenden beide bei der Parodie eines Verfahrens, um einen Ihrer besten Priester praktisch in den Laienstand zurückzuversetzen! Ihre „Großügigkeit“ (!) läßt ihm lediglich das Recht auf seine Soutane! Damit er nicht ganz nackt zu seiner Familie zurückkehren muß?!

Das ist abscheulich!

Zu einem Zeitpunkt, da wir unter einem schmerzlichen Priestermangel leiden, beabsichtigen Sie, einen dieser Priester aus dem Weg zu räumen! Und das nachdem Sie ihn acht Monate lang eingesperrt haben aus dem alleinigen Grund, daß er einige Orthographiefehler in einem Text korrigiert hatte, den er nicht verfaßt hat!? Und nachdem Sie sich Zugriff auf fremde e-mails verschafft und falsche Adressen benutzt und so vergeblich versucht haben, ihn durch strafbare Mittel und Verfahren zu kompromittieren, die von der zivilen Justiz üblicherweise mit Gefängnis bestraft werden!?

Die groteske Komödie dieses Verfahrens würde zum Lachen reizen, wenn sie nicht in dramatischer Weise Teil des Hasses wäre, mit dem Sie die Gegner Ihrer traurigen Anschlußpolitik an das modernistische Rom und Ihres Verrats am Werk Ihres Gründers, Mgr. Marcel Lefebvre, verfolgen!

Denn für alle ist klar erkennbar, daß Sie Herrn Pater Pinaud verfolgen, um ihn zum „Prügelknaben“ zu machen und daß der alleinige Grund für dieses ungerechte Urteil die weitere Ausübung des Terrors innerhalb der Bruderschaft ist, mit dessen Hilfe Sie ihre immer strittigere und angefochtene Autorität zu wahren suchen!

Sie haben soeben einen Gesinnungswandel öffentlich gemacht, der nur die ewig Naiven täuschen wird!

Das öffentliche Ziel Ihrer Rosenkranzkampagnen war das Erreichen eines „Abkommens“ mit dem Rom Benedikts XVI. Und heute beglückwünschen Sie sich zu dessen Scheitern, das es Ihnen erspart hat, Franziskus unterstellt zu sein; dieses Ergebnis kam gegen Ihren Willen zustande, und Sie wollen sich heute mit dessen Lorbeeren schmücken?  Damit haben Sie eine weitere Kehrtwende auf dem Kerbholz!

Daß die Bruderschaft noch einmal davongekommen ist, verdankt sie aber nur der Göttlichen Vorsehung, die allein in der Lage ist, auf krummen Zeilen gerade zu schreiben! Was von Ihrem Werk seit mehr als zwei Jahren bleibt, sind krumme und verzerrte Zeilen und der Verrat, der Sie dazu angeregt hat!

Sie bemühen sich vergeblich, einer klaren Antwort durch Ihr verschwommenes Reden auszuweichen, dessen verworrenes Gepräge nur den Naiven noch entgeht, die dadurch eingeschläfert werden!

Die gemeine Brutalität des „Urteils“ (!) , das Sie ohne jegliche Legitimation einem geachteten und  achtbaren Priester entgegengeschleudert haben, ist ein öffentlicher Skandal!

Sie haben Ihre Glaubwürdigkeit so sehr eingebüßt, daß Ihnen nur noch ein Ausweg bleibt: Ihr RÜCKTRITT!

P.S.: Im übrigen rufe ich Ihnen als einfacher Laie, dem gewisse Legate, die der Bruderschaft aufgrund des Vertrauens in das Werk Mgr. Lefebvres anvertraut wurden, zu verdanken sind, in Erinnerung, daß die Güter dieses Werks die Verteidigung des Glaubens zum Ziel hat und nicht durch irgendeinen Verrat in die Hände der konziliaren Kirche geraten darf: diese Sekte, die das derzeitige Rom besetzt hält, wie es Ihr Mitbruder, Mgr. Tissier de Mallerais, so angemessen formuliert hat.

Diese Güter sind nicht Ihr Eigentum!

Wenn Sie dieses Werk verraten, werden sich am Tage des Gerichts alle Wohltäter der Bruderschaft gegen Sie erheben und vor Gott Gerechtigkeit gegen Sie einfordern.

Aber vielleicht stehen Ihnen ja heute andere Einkommensquellen zur Verfügung? Die von internationalen Banken stammen? Dieses Geld überlassen wir Ihnen… mit Abscheu!

   


[1]    Hrsg. d. Zeitschrift „Sous la Bannière“ (Anm. d. Übers.)


Erster Brief von Abbé de Nantes an Seine Heiligkeit, Papst Paul VI.

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(Zweiter Teil)

(Übersetzung von Frau Dr. phil. Elisabeth Gerstner)

2. Über den unsinnigen Charakter des Unternehmens einer «Reform der Kirche».

Eine junge Novizin bei den Dominika­nerinnen, die außerdem auch noch aus gut katholischer Familie stammt, antwor­tete jemandem, der sich erstaunt darüber gezeigt hatte, dass sie so leidenschaftlich mit dem Traditionalismus auf Kriegsfuß lebte, in aller Naivität folgendermaßen: «Ich fühle, dass ich in der juridischen Kirche von vor 20 Jahren nicht hätte leben können.» Ein fürwahr erstaunliches Wort: Sie hätte nicht darin leben können! In einer so beengenden Luft! Ehe nicht Jo­hannes XXIII. die Fenster öffnete! Da hätten wir also die Denkungsart unserer «reformierten» Generation. Die Neuerungen der alten Häretiker waren pünktlich, sogar serienweise. Die gegenwärtige kon­ziliäre und nachkonziliäre Reform ist glo­bal. Sie setzt die im Laufe der Jahrhun­derte gegen die Kirche unternommenen Angriffe fort. Schlimmer noch, sie ist de­ren Sammelbecken. Es sind hier nicht etwa diese und jene Institutionen bedroht, sondern, so sagt man, das ganze Unaus­stehliche unserer «Mentalität» und unserer «Gewohnheiten». Der «vorkonziliäre Geist», wie Ihr Freund, der Kardinal Pellegrino, erklärte, sollte im Vatikanum II einem dringenden, unfehlbaren und wun­derbaren Erneuerungsprozess unterworfen werden. Luther und Calvin sind, vergli­chen mit dem, nur Waisenknaben! Hätte die Kirche den einen oder anderen ihrer präzisen und anerkannten Mißstände be­heben wollen, was ja fatalerweise selbst bei den besten Institutionen gelegentlich aufgrund des Alterns passieren kann, so wäre das von allen begrüßt worden. So geartete Verbesserungen ergeben sich aus der Natur der Sache von selber und erle­digen sich im Sinne der Tradition. Aber das Unternehmen einer Reform der sicht­baren Kirche in ihrer gesamten Liturgie, in all ihren dogmatischen Formeln und Moralgesetzen, ihrem gesamten Kanoni­schen Recht, dem weiten Feld ihrer mo­nastischen Institutionen, den missionari­schen, erzieherischen und karitativen Wer­ken, in all ihren allgemeinen Beziehungen mit der Welt und den politischen Mäch­ten, das alles, Heiliger Vater, und ich schreibe dieses nur unter dem Zwang zur Wahrheit, ist ein absurder Traum, ein un­heilvolles Werk und ein monumentaler Irrtum.

a) Es handelt sich um einen absurden Traum.

Die Idee einer solchen Reform, so erklärt P. Congar, entspringt aus dem Anreiz der «Selbstkritik» (VFR, S. 22 bis 59), wo­durch Individuen, Laien oder Theologen, Bischöfe oder ein Papst selbst, sich dar­über aufregen, dass die Kirche, in der sie leben, so wie sie ist, sich nicht auf der Höhe ihres Ideals befindet. Die Schwierig­keiten ihres Apostolates bereiten ihnen ein «latentes Unbehagen» (S. 40). Sie machen die fehlende globale Anpassung der Kirche von gestern an die Welt von morgen für ihre Niederlagen verantwortlich. Diese Op­position, in der Kirche gegen die Kirche, erklärt sich «prophetisch». Der Protestan­tismus jagte der Schimäre eines Zurück zum reinen Evangelium, der Modernis­mus jener einer Öffnung zur modernen Gesellschaft nach, unser konziliärer Pro­phetismus aber verfolgt diese beiden Ha­sen gleichzeitig, als wenn sie den selben Weg liefen! Er will, um dieses zu bewerk­stelligen, «die historischen und konkreten Strukturen» der Kirche verändern, das heißt also, das über tausendjährige ge­samte Gedanken-, Kultur- und Sozialgut. Wir fragen: Um was an seine Stelle zu setzen?… Wieder etwas, das nur als Wunschzustand existiert: futuristische und abstrak­te Strukturen! Eine solche Reform dekretieren, heißt das Begriffliche dem Wirklichen, das Imaginäre dem Konkreten, das Faktische dem Traditionellen vorziehen.

«Es gibt», so verkündet gefährlicherweise P. Congar, «eine Liaison, die übrigens völ­lig gesund und normal ist, zwischen der reformistischen Strömung der Selbstkritik und einer gewissen »revolutionären« Hal­tung: es gibt die revolutionäre Haltung, seit man bestrebt ist, das Angesicht einer »Welt« zu verändern, gewisse Lebensfor­men als überholt erachtet, um sie durch andere zu ersetzen.» (S. 49.)

Dieses muss dann … «eine völlig militan­te Geschichte sein. Denn es ist eines der Gesetze menschlicher Zeitlichkeit oder der Geschichte, dass die Dinge nur in und durch den Widerspruch leben und sich entwickeln können. Hegel hat eine tiefe Wahrheit erfasst … Und dieses Programm der dynamischen Verwirklichung fordert seitens der Kirche eine entsprechende Hal­tung.» (SE, S. 149.) Da passt alles zusam­men! Der gegenwärtige Reformismus schwimmt völlig in der revolutionären Illu­sion, in dieser kollektiven Psychose uni­versellen Umsturzes, der die moderne Menschheit befallen hat, und nun eine lai­zisierte und sozialisierte Kirche überflutet. Es handelt sich hier weder um Politik noch um Theologie: es ist vielmehr eine Geisteskrankheit.

Unsere Reformatoren — und hinfort wer­de ich mich, aus Respekt, der Namens­nennung enthalten  sind mit allem un­zufrieden und über rein gar nichts glück­lich. Ihre inkohärente Kritik am Latein, dem Rosenkranz, der Kurie, dem Sylla­bus, der Tiara usw. entspringt einer uni­versellen «Angriffslust». Nun ist es ja durchaus möglich, dass es im Garten der Kirche auch irgendeine bittere Frucht gibt. Aber dass alle Früchte bitter wären? Nein! Da sollte man doch eher annehmen, dass diese angeekelten Leute selber an einer kranken Zunge leiden. Außerdem sind sie von nagender Unruhe geplagt, noch ehe sie sich einem bestimmten Gegenstand zu­wenden. Daher stammt dann das Zufällige jener albernen Slogans, die im Konzil «pa­storale» Prinzipien ersetzten: Constantinis­mus! Triumphalismus! Juridismus! Immo­bilismus! Formalismus! Solche vagen Be­schimpfungen sind bar jeglicher objektiven Bedeutung und völlig ungeeignet, als Grundlage ernsthafter Arbeit zu dienen. Es mutet an wie das Erbrechen von bit­terer Galle und ist ein Anzeichen eines kranken Glaubens oder einer kranken Le­ber (frz. Wortspiel foi-foie). Aus vagen Gründen von der gegenwärtigen Kirche angeekelt, haben unsere Reformatoren durch den ebenso vagen Charakter ihrer praktischen Vorschläge, durch ihre un­glaubliche Ideenarmut gezeigt, dass sie ein­fach selber nicht eigentlich wissen, was sie nun wollen. Sie beanspruchen «Au­thentizität». Was soll das bedeuten? Auch dieses ist wieder so recht eine Krankheit unserer Zeit, dass sie sich einbildet, dass alles, was sie will und verspricht, ohne Panne, ganz wie erträumt, vonstatten geht. Die Analyse der konziliären Programme und der daraus folgenden Werke ergibt das klinische Bild einer Paranoia. Die Projekte sind alle theoretisch, nebulös, nicht prak­tikabel, kurz, nicht existent. Hier wird die Anarchie organisiert. Das Subjektive hat entschieden das Objektive verdrängt: höchster Wert ist nun die Neuheit. Was das nun wirklich ist, spielt keine Rolle, Hauptsache, es ist etwas Neues, anderes. Die Übereinstimmung der Konzilsakten und Dekrete mit dem Glauben, dem Ge­setz, der Vernunft, der Tradition, oder auch Erfahrung, war weniger ausschlaggebend, wohl aber die Anziehungskraft des Sen­sationellen. Nur die ästhetisierende Beur­teilung, der sentimentale Enthusiasmus für das Neue, Extravagante zählte.

b) Es handelt sich um ein unheilvolles Unternehmen.

Ganz sicherlich handelt es sich um per­verse Leute, die dieses verrückte Abenteuer dirigieren, und ihnen ist bewusst, auf wel­che Apostasie das zusteuert. Das Gros der Herde aber ist blind dieser Massenpsycho­se ausgeliefert: diese Abscheu vor dem Alten, die Vorliebe für das Neue, das Fiebern nach Veränderung. Solche Hal­tung führt dann zu geradezu absurden Entscheidungen. Die Laune, die Mode des Tages, das Sichüberbieten an Kritik, all dieses muss einfach dazu führen, dass ge­wisse Dinge zerstört werden, um zweifel­haften Rekonstruktionen Platz zu machen. Das Leben bietet aber meistens nur schlichte Alternativen: das Ja und das Nein, die Tür geöffnet oder verschlossen, Priesterehe oder Zölibat, stehender oder knieender Kommunionempfang, Kanon der Messe laut oder leise. Die Mythoma­nie der Reformisten bildet sich immer ein, dass es ein großes eventuelles Angebot an noch unerfundenen Lösungen für diese ewigen Probleme gibt, dass man also end­los fortlaufend den Ausdruck unwandelbarer Wahrheiten erneuern könnte, und dass sich auf den Ruinen der alten alle möglichen neuen Einrichtungen erheben könnten. Nichts ist jedoch falscher als das. Die a priori vorgenommene Ablehnung der traditionellen Entscheidung für etwas führt zumeist, ohne weitere Überlegung noch Freiheit, zur entgegengesetzten Lö­sung des Problems. Die erstere war wegen des ihr innewohnenden Wahrheitsgehaltes und ihrer Güte getroffen worden, während die letztere an Anmut nichts weiter als das Neusein hat. Mit einem Schlage wird sich alsbald die Reform verrennen. Nun ist die reinste Tollwut ausgebrochen! Was soll man dazu noch sagen, wenn man dem Sein das Nichts vorzieht! Oder wenn man beispielsweise den unvergleichlichen Schatz der Gregorianik und der großen Poly­phonie aufgibt, ehe man an ihre Stelle nichts besseres als rund hundert unglück­selige Leiergesänge zu setzen hat. Solche Entscheidungen sind schlechthin irrsinnig und geradezu kriminell.

Auf allen Gebieten des moralischen Le­bens ist die Vollkommenheit in der Mitte zwischen den Extremen.

Die Kirche hatte durch gemächlichen Fort­schritt Formeln eines stabilen Gleichge­wichtes und des klugen und entschlosse­nen Kompromisses gefunden. Die Perfek­tomanie der Reformatoren hat alsbald die­se Mäßigung der Mittelmäßigkeit und Sünde geziehen. Sie führt zu radikalen Haltungen, zu einem Zuviel oder Zuwenig, wenn nicht gar zu beidem gleichzeitig. Willkür und Demagogie als Zwillingspaar treten jetzt an die Stelle der gelassenen und komplexen Anordnungen des «welt­lichen Juridismus». Bedenken Sie nur die Widersprüchlichkeit, die darin besteht, dass die Reformer gleichzeitig den Reichtum der feierlichen, distanzierten, geheimnis­vollen und umständlichen orientalischen Liturgie wie auch die protestantische, ent­sakralisierte, trostlose, volkssprachliche, pragmatische Schmucklosigkeit loben … und wie sie gegen das Meisterwerk an Harmonie und Würde unserer römischen Liturgie arbeiten. Ihr Ärger allein ver­leitet sie zu solchen Inkonsequenzen, und sie sind darin nicht ungefährlich.

Im gesamten eigentlichen theologalen Leben steigt und kulminiert der Fortschritt bis zu einem Gipfel, von dem aus man sich nicht mehr fortbewegen kann, es sei denn, man falle. Die Intelligenz des Glau­bens umzingelt methodisch die geheimnis­volle Wahrheit und fixiert sie in sich fort­laufend vereinfachenden Formeln, ja diese werden immer befriedigender, immer wun­derbarer. Parallel dazu entdeckt die Hei­ligkeit erfahrungsgemäß die Etappen des Weges zur Vollkommenheit und beschreibt sie immer klarer und in eifriger Mitteil­samkeit die vorgeschriebene Pilgerreise. Und so ist es ja auch bei den sportlichen Höchstleistungen: Es kommt der Tag, an dem man es einfach nicht mehr besser schaffen kann, selbst wenn man sich noch so sehr anstrengte. Der Größenwahnsinn aber, die Megalomanie, ist aufgebracht ge­gen die im Laufe der Jahrhunderte ent­standenen Formeln und Gewohnheiten. Diese Verachtung macht die Neuerer der Fortschrittsbewegung gegenüber zu Frem­den, denn schließlich ist die Weisheit doch eine Frucht davon. Da will man also an­dere Formeln als «consubstantiell» oder «transsubstantiation» (wesensgleich, eines Wesens), oder man maßt sich die «Entmythologisierung» der Auferstehung Chri­sti oder der Jungfräulichkeit Mariens an, man will den Missionsgedanken neu durch­denken usw. Ach, versucht es doch ein­mal, auf dem Gebiete der Spiritualität et­was Besseres zu schaffen als die Nachfolge Christi, oder erfindet doch mystische We­ge, die denen des hl. Johannes vom Kreuz entgegenzusetzen wären! Von solchen Gip­feln sich fortbewegen, das ist der Absturz. Man purzelt in unnennbare Abgründe, aus Veränderungssucht. Das ist also das Aben­teuer dieses Konzils, das die Dogmen neu interpretieren wollte und danach trachtete, eine Religion für den Menschen einer neuen Welt zu finden.

So entspringt denn jedes Projekt einer glo­balen Reform einer krankhaften Paranoia und ist der Hässlichkeit, dem Irrtum und dem Laster geweiht. Unfehlbar ist das so. In der erfinderischen Leere, die auf den Ekel und die Verachtung dessen, was ist, erfolgt, stellt sich dann der Geschmack an den Dingen der Welt ein, dazu noch die Anziehungskraft der Nachsichtigkeit; das Sichzufriedengeben mit dem körperlichen Zustand wird plötzlich alles andere ver­drängen. Monsieur Guitton kostet es nichts, festzustellen, dass die Erleichterungen der konziliären Reform auf viel wunderbarere Weise schwierig sind als die Schwierig­keiten der Gesetze, die sie umgestürzt hat: Wir können über solchen Sophismus eines Höflings nur lächeln. Jede Reform dieser Art wird mit einer Dekadenz erkauft!

In einem anderen stark traditionalistischen Klima hätte die Anpassung an die Welt sogar für das Apostolat manche heilsame Wirkung haben können, indem man den göttlichen Dingen einen Humanismus, eine «Philanthropie» (Tit. 3,4) beigegeben hät­te, die sie allen zugänglich macht. Aber auf einem solchen Terrain revolutionärer Neurosen konnte einfach nur eine totale Angleichung an die Welt wachsen, bei gleichzeitiger Evakuierung all dessen, was die göttliche Substanz der christlichen Re­ligion ausmachte. Die um jeden Preis erstrebte Neuerung wird nur durch den totalen Verlust des Wahren, Guten und Schönen erkauft, was doch in ganz emi­nenter Weise als der Tradition zugehörig gilt.

c) Es handelt sich um einen monumenta­len Irrtum.

Reden wir von dem, was das Allerärger­lichste ist. Dieser Krieg gegen all unsere Traditionen geschieht im Namen der Kir­che selbst, um ihr ihre «spirituelle Au­thentizität» wiederzugeben. Aus Liebe zu ihr und aus Sorge um ihre evangelische Reinheit machen sich unsere Reformatoren an jedes Detail ihres Lebens. Sie sind von ihren Tiefen begeistert, sie suchen sie an ihrer Quelle, nicht in den durch das Heute getrübten Gewässern, die den Schlamm und die Abwässer gestorbener Zivilisatio­nen mit sich führen. Weit davon entfernt, den Plan Gottes von der Welt zu fälschen, soll das Aggiornamento ihn in seiner ur­sprünglichen Schönheit wiederherstellen. So, E. Heiligkeit haben es hundertmal ga­rantiert, würde die Veränderung nur das Sichtbare betreffen, nicht aber das Un­sichtbare, es würden die historischen In­stitutionen, nicht aber die wesentliche Struktur, das Menschenwerk, nicht das Gottes verändert, die soziologische Kirche also und ihr «sündhafter Leib», aber nie­mals und keinesfalls der göttliche Ur­sprung, die geheimnisvolle Seele, die dort gefangengehalten wird.

Kurz philosophisch formuliert: nicht die Substanz, wohl aber die Akzidenzien. Die Kirche ist in ihrer Substanz vollkommen, liebenswert, beglückend. Sie ist unrein, ent­täuschend, ungeeignet, heruntergekommen in ihren Akzidenzien. Welch seltsamer Eifer, welche unruhestiftende Liebe! Mich dünkt, Pascal darüber lachen zu hören: «Und weshalb liebt man den Körper oder die Seele, wenn nicht wegen ihrer Eigen­schaften, die nicht das sind, was das Ich ausmacht, da sie vergänglich sind? Denn würde man die abstrakte Seele eines Men­schen, gleichgültig, was sie für Eigenschaf­ten hätte, lieben? Das ist unmöglich und wäre ungerecht. Man liebt also niemals die Person, sondern immer nur die Eigen­schaften.» (Gedanken 323.) Wir kommen also auf dem Wege über ihre Qualitäten zur Liebe gegenüber einer Person! Was mich anlangt, so liebe ich die Kirche in ihrer Liturgie, in ihren Dogmen und ihren Anathemen, wegen ihrer Feste und Hei­ligen, in ihren Gesetzen und dem Codex des Kirchenrechts, und auch sogar dann, wenn man ihn gegen mich selber anwen­det; ich liebe die Kirche in ihrem Kate­chismus, ihren Basiliken, Klöstern, kurzum in allem, und es gibt nichts, was mir nicht als ein souveränes Gut erscheint. Meine Liebe zur Kirche ist weder Heuchelei noch Sophistik. Ich hänge einfach an all diesen «historischen und konkreten» Formen, die sie mir aus ihrem unsichtbaren und verborgenen Herzen schenkt. Ist das nicht das gleiche wie: sie selber lieben?… Und an­dererseits unsere Reformatoren. Sie verachten so viele kirchliche Dinge, dieses Wort kirchlich selber gar verachten sie, und endlos könnte man aufzählen, was sie alles ablehnen. Bunt durcheinander aufgezählt: ihre Monarchie, die Verehrung zum Heiligsten Herzen, den Weihrauch, die Konfessionsschule, die Kommunionbänke, den hl. Thomas, den Kardinal Ot­taviani, Fatima. Wer sagt da, ich führe nur Details an! Natürlich tue ich das. Ich spräche nur vom Zufälligen und Vergäng­lichen. Zugegeben. Aber, letzten Endes, was bliebe denn von der Kirche übrig, wollte man von all diesen auserwählten und geheiligten Zeichen ihres weltlichen Erscheinungsbildes absehen? Welche Kirche lieben sie eigentlich, sie, die all das verändern wollen und verachten, was die Kirche im Laufe der Zeiten empfangen, gewünscht und geschaffen hat? Der gesunde Menschenverstand antwortet darauf mit Pascal: eine Abstraktion, ein Ektoplasma ist das, was jeder nach seiner Phantasie gestaltet und was nur dazu führt, unsere Mutter, die Kirche, dem in­dividuellen Evangelium nachzumodellieren. Um hier Abhilfe zu schaffen, fehlt es nicht an «philosophischen» Theorien, die aber allesamt in die Irre gehen. In der Praxis sehen wir, wie man in Be­griff ist, ihren «Geist» zu verändern, indem all das, was an ihr das allermenschlichste ist, monopolisiert und aufrecht er­halten wird, ihre soziale Armatur also, ihre Macht, ihr Reichtum, all das wird leidenschaftlich geliebt. Man bemächtigte sich der Kirche, indem man vorgab, ihren materiellen Körper reinigen zu wollen, um ihre Seele zu retten, aber man ist nun da angelangt, wo man sich an Macht, Reich­tum und Ehrungen anklammert, nachdem man die Seele schon verändert hat … Die Kirche gehört zu jenen höheren, le­bendigen und spirituellen Substanzen, de­ren Natur sich unter der ständigen imma­nenten Orientierung einer Seele bestimmt und entwickelt, die sich selber der Beob­achtung wie jeglicher Einflussnahme ent­zieht. Es ist der Irrtum unserer Reformer, sich die Kirche wie ein Haus vorzustellen, das die Menschen nach einem Plan er­bauen. Sie behaupten, dass sie den Plan konsultieren, um die Fehler der alten Er­bauer zu korrigieren. Alle Häretiker ha­ben so die historische Realität der Kirche mit irgendeinem evangelischen Plan ver­glichen, der ihrem eigenen Geist entsprun­gen war. Der wahrhaft göttliche Plan je­doch ist dem Menschen unzugänglich, nur die Seele der Kirche kennt ihn, und sie ist es, die den lebendigen Übergang der ur­sprünglichen evangelischen Institution zur gegenwärtigen sichtbaren Gestalt ge­währleistet. Wollte man dieses Verhältnis des eines zum anderen angreifen, diesen ganzen Zeitraum der Jahrhunderte, der die vorkonziläre Kirche vom Evangelium trennt oder besser mit ihm verbindet, so käme das einer Absage an die gesamte apostolische Tradition gleich; das aber heißt sich gegen den Heiligen Geist ver­sündigen, der doch die Seele der Kirche ist. Und das ist die größte aller Sünden, die Sünde, für die es keine Vergebung gibt.

3. Über den gottlosen Charakter des Un­ternehmens einer «Reform der Kirche».

Das Aggiornamento der Religion hat bei den Bemühungen der katholischen Hier­archie den Platz der Konversion der See­len zu Jesus Christus eingenommen. Man liest, und das bezieht sich auf alles und nichts und auf alles: «Zum erstenmal ein Konzil …», «Erstmalig in der Geschichte hat der Papst …» Kindisch ist solches, wenn es sich um die Tatsache einer Reise im modernsten Flugzeug handelt oder um Fernsehansprachen, schwerwiegender wird es, wenn es sich um Versöhnung mit dem Judaismus, um Zusammenarbeit mit den kommunistischen Staaten, um die kollegia­le Verwaltung der Kirche, die sexuelle Erziehung in der Nonnenschule han­delt … Dann nämlich ist die Neuheit eine Mutation, und diese Mutation bringt eine Änderung der Religion der Väter mit sich. Die Parteinahme für die Neuerung großen Stils führt notwendigerweise zur Untreue. Nun werden nicht mehr nur die Details diskutiert, sondern die Prinzipien, die sie alle beherrschen. Die globale Re­form betet einen neuen «Geist» an, der diesen «vorkonziliären Geist», dem die Kirche doch alle «Formen, Praktiken, Ge­wohnheiten des historischen Katholizis­mus» verdankt, verwirft und Neues an seine Stelle setzt, wie es uns P. Congar sagt, um alsbald hinzuzufügen: «Genaugenommen würde man all dieses den Ka­tholiken einer gewissen katholischen historischen Welt, also gewissen historisch-sozialen Gegebenheiten des Katholizismus zuschreiben.» (S. 50.) So hätte sich denn zwischen den Heiligen Geist und uns, ich weiß nicht was für ein dummer und de­kadenter «Geist» eingeschmuggelt, der alle Formen unseres täglichen religiösen Lebens geprägt hätte. Die konziliäre Reform hat sich verschworen, den Geist des traditio­nellen Katholizismus auszulöschen.

Es handelt sich also nicht mehr um diese logischen Entwicklungen, um Fortschritt ohne Erschütterungen, was doch immer den Ruhm der Kirche ausgemacht hatte, sie, die sich nie widerrief, da sie doch immer größer wurde. Es handelt sich vielmehr nun um eine gewaltsame Veränderung im Denken wie in der Gesamthaltung, um eine «Konversion … zum Menschen hin, zur Welt, zur sozialen Revolution», wie es Kardinal Leger verkündete. Die Kirche von gestern war nicht nur überholt, ver­altet, sie war also unrein und schlecht.

Der Rationalismus … Diese staunener­regende Unterscheidung zwischen Substanz und Akzidenzien ist hier nur eine pedan­tische Übung. Sie war recht eigentlich immer das System aller «Proteste» des 16. und aller Streitigkeiten des 20. Jahr­hunderts, welches es erlaubte, das, was missfiel, dem freien Urteil zu überlassen als Angelegenheit freier Meinungsbildung, wobei dann angeblich das Wesentliche, die gemeinsame unwandelbare und notwendige Grundlage erhalten blieb. Gewiss unterscheidet die Theologie da, wo sie sichere Entscheidungen fällt, verschiedene Stufen, aber sie weiß auch, dass die Wahrheit nicht auf das Belieben der individuellen Vernunft zurückzuführen und ihm anzupassen ist. Die Autorität der Kirche erkennt Unterschiede in der Bedeutung ihrer Riten, in der Verpflichtung ihrer Gesetze, in der Notwendigkeit ihrer Institutionen und, und sie betont hiervon gleichzeitig die vitale Kohärenz und Fruchtbarkeit des Ganzen. Die individuelle Vernunft wird es nie vermögen, die Grenze zwischen dem Essentiellen und Sekundären oder die Grenze zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen genau abzustecken. Nie­mand dürfte die Seele der Kirche so gut kennen, dass er sich anmaßen könnte, festzustellen, dass dieses von ihrem Körper abzulehnen und jenes zu erhalten ist. Nichts ist unnötig, nichts davon ist indifferent. Unsere Reformer aber, finden Pa­rasitäres, Fremdes, Feindliches an der «Substanz» der Kirche, und da handelt es sich dann genaugenommen um all das, was sie nie verstanden haben, was sie nie zu kosten und bejahen vermochten. Arme Kirche, dass man Dich so auf Deine «Es­senz» reduziert, als pedantisch ausgearbei­tetes Ergebnis der Hirntätigkeit von tau­send kleinen Geistern! Das Gewand der Kirche sei nicht für sie passend? Nun ja. Aber schließlich hat sie es doch gewählt, sie trägt es nun und sie glaubt daran. So ist also dieses ihr Ge­wand ein Stück von ihr! Und dann dieses Wort und jene Geste … Und diese Erinnerungen an vergangene Zeiten. Sie liebt den Weihrauch? Sie ist zu abendländisch? Na und? Sie betet auf Latein in gregorianischer Musik? Aber das ist doch wunder­bar! Und dieses Haar an ihrem Hals, ihre Runzeln, dieses Licht in ihren Augen, ist das nicht rührend? Wollte man ihr all das entreißen und all das verändern, so wäre das fürwahr das schlimmste Attentat, das jemals ihre Kinder gegen sie ersonnen hätten. Wer unter uns würde es wagen, das Gesicht seiner Mutter einer Schön­heitsoperation zu unterwerfen? Derjenige nämlich, der das Gesicht nicht liebt, liebt auch die Seele nicht und auch nicht die Person. 

Der dialektische Materialismus … Die Reform richtet sich gegen die dogmatischen Formulierungen, die Institutionen und die Disziplin der Kirche, wie auch ge­gen die Verquickungen, die ihr durch weltliche Einflüsse auferlegt wurden und ihr artfremd geblieben wären. Die dialektische Analyse ihrer Geschichte würde zum Vorschein bringen, wie es eine dauernde Spannung zwischen der Macht des über­zeitlichen Evangeliums einerseits und den machtgierigen Kräften menschlicher Men­talitäten und Interessen andererseits, auf­grund der Zusammensetzung, kommen muss. So hätte also die «sich selbst entfremdete» Kirche ihre Befreier ersehnt! Die Konzilsväter übernahmen diese Rolle. Sie unternahmen es, kühn an dieser ver­wickelten Verquickung göttlicher Tugen­den und gesellschaftlicher Laster, die man noch Christenheit nannte, den Schnitt an­zusetzen. «Die Kirche ist nicht mit dem Kapitalismus verheiratet», ruft Ihr Freund, Dom Helder Camara, aber als Entgelt da­für wird sie nun vom Sozialismus verge­waltigt … Von solcher Dialektik vollge­pfropft, hat, das Konzil seine Reform im Namen der Armut, Gerechtigkeit, des Friedens geführt, und das in enger Gleich­schaltung mit der kommunistischen Welt­revolution … Befreit von ihren «Verfrem­dungen» verfällt die Kirche nun dem Mar­xismus. Ob es der Körper oder ihre Seele ist, die geändert ist, ich überlasse es Ihnen, E. Heiligkeit, das zu entscheiden.

Der biologische Evolutionismus

Die allerunkontrollierbarsten Gedanken, die allerverwegensten auch sind es, die die Menschen am ehesten begeistern. Es ist wahr, dass die Natur uns in einigen ihrer seltenen Wunder zeigt, wie lebende We­sen durch erstaunliche Metamorphosen ge­hen. So wie jene Raupe, die zum Schmet­terling wird und den Kirchenvätern wie ein Symbol der Auferstehung erschien. Nun gut. Unser Konzil hat sich davon überzeugt, dass die Zeit gekommen wäre für eine grandiose Mutation der Kirche. Unter seinen schöpferischen Wehen wür­de sie nun ihre alte Haut abstossen und eine andere, eine neue annehmen, geeig­neter für eine neue Welt. Ein solcher Glaube gestattete es, den Besuch des aller-hl. Sakramentes, die theologischen Hand­bücher, die Soziallehre der Päpste, die Statuen und was weiß ich was noch über Bord zu werfen. Man kann ohne alles auskommen. Sogar ohne den Papst sel­ber … Das Leben schafft sich selbst neue Formen! Es erfindet sie nach Maß. Unsere solchermaßen verwirrten Bischöfe glaub­ten schließlich an eine wunderbare See­lenwanderung und ließen es also zu, dass die Kirche in den toten Häuten und den Mumifizierungen des Judaismus, Protestan­tismus, Liberalismus, Modernismus, in all den Irrtümern und Mißständen, die die alte Kirche fernzuhalten und aufzulösen verstanden hatte, eingeschlossen wurde. Das ist nun der Preis für solchen dum­men Stolz!

Diese Reform ist also ihrem Wesen nach unsinnig.

Sie weiß nicht um die unvergleichliche, sichtbare und mystische Wirklichkeit der Kirche. Sie zerstückelt diese durch die gewalttätige Dichotomie von Substanz und Akzidenzien, durch die absurde Verach­tung des Buchstabens, den es zu ändern gälte, um einen Geist wieder zu entdecken, der aus ihm entschwunden wäre! Diese Dialektik ist die Mutter aller revolutionä­ren Irrtümer. Zweifelsohne hat Christus die Kirche in ihrem Wesenskern konstituiert, und natürlich ist alles übrige in der Folge, im Laufe der Geschichte und durch Menschenwerk hinzugekommen. Aber dieses reine Evangelium, wie es in diesem Fleisch der Kirche Gestalt annahm, ist nun nicht mehr von ihr zu trennen; es ist nun niemandem mehr zugänglich, und diejeni­gen, die sich anmaßen, in der «Heiligen Schrift allein» es noch zu finden, setzen nur eine Rekonstruktion ihrer Phantasie anstelle der lebendigen und definitiven Konstruktion der katholischen Tradition. Die konkreten Verwirklichungen, die der Lauf der Zeiten dem Depot hinzugefügt hat, sind der Kirche nicht von außen gegeben oder gar aufgezwungen worden, sie sind vielmehr in ihr langsam gereift und waren die Bekundungen ihrer tiefen, wesentlichen, charakteristischen oder auch einzigartigen Seele. Unsere Reformer vergessen, dass die Kirche schon vor ihnen ein lebendiger Organismus war, und dass er es auch ohne sie ist! Die Kirche selbst schuf sich im Laufe der Zeit Institutionen, die ihre göttlichen Kräfte entwickelten. Die forcierte Erneuerung aber, der diese die Kirche unterziehen wollen, zeigt im Gegensatz dazu die Invasion eines trägen und menschlichen «Buchstabens», ohne Be­zug zu seinem lebendigmachenden «Geist»! Diese Reform, die die traditionellen Struk­turen der Kirche ins Auge fasst, ohne das innere Wesen der Kirche verletzen zu wol­len, ist also gar nicht zu bewerkstelligen. Wenn auch nur die winzigsten Gebräuche oder Lebensäußerungen der Kirche ver­schrien oder abgeschafft werden, wird sie dabei etwas von ihrer Persönlichkeit ein­büßen; wenn es sich aber um große Ein­richtungen handelt, wie etwa die eucha­ristische Frömmigkeit oder die mariani­sche oder den kirchlichen Zölibat, den Gregorianischen Gesang, dann würde ihr eigener und einzigartiger Charakter be­troffen, ihre eigentliche Wesenstiefe wäre alsdann verdunkelt; und wenn schließlich die tiefen Strukturen selber und das, was man global unter den geringschätzigen Be­griffen wie vorkonziliäre «Mentalität» oder «Gewohnheiten» geißelt, betroffen werden, so, werden ihre lebendigen Werke; die ihrem Mysterium entspringen, davon tödlich erfasst. Im Handumdrehen wird es dann die Religion selber sein, die ver­ändert ist. Die konziliäre Partei erhob den Anspruch, in der Theorie, das gesamte Äußere der Kirche zu verändern, um es auf die Innerlichkeit des reinen Evange­liums zurückzuführen. Ihre Langsamkeit, ihre Schwächen waren also schuldhaftes Versagen. Man muss die Kirche der Welt anpassen, was sie weder gewusst noch je vorher gewollt hatte. Doch scheint es, dass man sie daher «auf Christus neu be­ziehen» muss. Und so sehen wir die Män­ner der Kirche seit fünf Jahren eifrig da­mit beschäftigt, die Kirche zu konvertie­ren!

Wer erinnerte sich nicht an die Anspra­che, mit der E. Heiligkeit die Liturgie­reform als «eine neue spirituelle Pädago­gie» lancierte. Hier werden die Gläubigen eingeladen, «lebendiges und wirkendes Glied des Corpus Mysticum» zu werden, also nicht mehr unbewusst, träge, passiv. Sie sagten: «Die neue Liturgiekonstitution öffnet außergewöhnliche religiöse und spirituelle Horizonte: Vertiefung und dok­trinelle Authentizität, rationelle christliche Logik, Reinheit und Reichtum kultureller und künstlerischer Elemente, Konformität mit dem Charakter und den Erfordernissen des modernen Menschen», und Sie setzten dieses seltene Wunder den «Mentalitäten, die zur Gewohnheit geworden sind» ge­genüber, bei denen oft «die Zeremonien nichts anderes sind als eine passive, zerstreute Teilnahme» (13. Januar 1965). Wenn man Sie so hörte, Heiliger Vater, schien das die Geburt des Lichtes selber zu sein aus der Vernebelung der vorpau­linischen Kirche! Und hundertmal trumpft alsbald die Selbstzufriedenheit der Neuerer in Verachtung ihrer Vorgänger auf, und zwar ganz offen. Oder nehmen wir Ihre Ansprache vom letzten 12. Juli: «Das Konzil hat der Kirche eine große und schwierige Anweisung gegeben, die näm­lich, die Brücke zwischen ihr und dem Menschen von heute neu zu schlagen. Das setzt auf jeden Fall voraus, dass diese Brücke im Augenblick noch nicht existiert, oder auch, dass sie wenig praktikabel ist, wenn nicht gar völlig eingestürzt. Wenn wir dieses recht bedenken, stellt dieser Zu­stand, diese Sachlage ein schreckliches und ungeheures historisches, soziales und spi­rituelles Drama dar. Das heißt, dass, im gegenwärtigen Zustand die Kirche Christus nicht zufriedenstellenderweise der Welt darzubieten vermag.» Wenn wir dieses recht bedenken, setzt das voraus …, dieses schreckliche und ungeheure histori­sche, spirituelle und soziale Drama …: die vorpaulinische Kirche hat demnach ihre göttliche, historische, spirituelle und soziale Mission verfehlt!

Wenn die «große Bewegung» der konzi­liären Reform «notwendig, opportun, pro­videntiell erneuernd und, wie Wir hoffen, auch tröstend war» (Ihre Rede vom I. 3. 1965), so ist das, weil die kirchliche Tra­dition, die sie von Grund auf umstürzt, ganz und gar die «Authentizität, Tiefe, Logik, Reinheit, Reichtum, Wirksamkeit, Modernität» verloren hatte (Ihre Rede vom 13. I. 1965). In dem Maße wie sich die Neuerer stark machen, erdrücken sie die alte Kirche, ja sie gehen sogar so weit, Vergebung für ihre Fehler zu erflehen, und zwar nicht etwa bei Gott, sondern bei den Menschen, bei Häretikern, Schisma­tikern, Juden, Heiden, ja selbst Atheisten. Die gegenwärtige Generation beschuldigt die Kirche ganzer Jahrhunderte der Sünde in dem, was sie geschaffen und gelehrt, aber mehr noch als das wegen ihres hart­näckigen treuen Festhaltens an all ihren konsekrierten Traditionen, die sie doch erhalten sehen wollte, allen Reformatoren und Rebellen zum Trotz. Der Papst und das Bischofscorps dieser unglückseligen und schändlichen Zeit haben sich gegen ihre Väter im Glauben und ihre erhabe­nen Vorgänger in der Autorität erhoben, indem sie diese beschuldigen, es an Eifer für das Evangelium fehlen gelassen zu haben und außerdem noch an Liebe zu den Menschen. Hier ist nun ihre zweite Reformation gekommen, die die Kirche von ihrer weltlichen Schuld reinigen soll. Anathemen, Heiliger Vater, Anathemen über diejenigen, die die heilige, apostoli­sche Kirche verfluchen!

a) Die Reformatoren klagen die hierar­chische Kirche der Sünde an.

Es soll sich also in der Tat um die Sünde der Kirche handeln. In seinem Artikel: «Wie sich die Kirche erneuern soll», be­reitet P. Congar seit 1961 die Wege für das Konzil: «Man muss unterscheiden», so sagte er, «zwischen den Sünden im moralischen und eigentlichen Sinne des Wortes und den Begrenzungen, Verzöge­rungen, historischen Fehlern; man könnte sagen, zwischen Sünden einerseits und Missständen andererseits.» Letztere sind der Kollektivität zuzuschreiben. Das Sind: «Fehler, Verfehlungen, Verständnislosig­keiten, Mittelmäßigkeiten» (die heilige Kirche, S. 146). Die Pietätlosigkeit des Konzilsgelehrten schreitet kleinen Schrit­tes voran: «Man kann der Kirche in die­sem konkreten Sinn des Wortes, für die Mißstände, Verzögerungen und das Ver­sagen, kurz für ihre historischen Fehler, Situationen zur Last legen, die ein Gottes­urteil heraufbeschwören.» Nun wären wir also so weit: Gott gegen die Kirche! Und unsere Reformatoren als Rächer Gottes: «Das Hauptziel der reformistischen Funk­tion ist diese ganze Domäne der historisch-sozialen Fehler der Kirche.» (VFR, S. 113.) «Die Männer der Kirche haben so manches mal versagt» (S. 120), und ihre schlechten Werke sind zu Institutionen und Doktrinen geworden, die diese «histori­schen Mißstände schwer belastet haben». Dieses ist die Zentralidee des P. Congar und des Congarianischen Konzils Vatika­num II, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kirche von ihrem Schmutz zu reinigen. Angesichts des Massakers, das seit nunmehr fünf Jahren am christlichen Erbe vorgenommen wird, möge man die Größe dieser «Sünde der Kirche» ermessen!

Wir wissen natürlich um «den fundamentaten Unterschied zwischen der Schwä­che der Männer der Kirche und der Rein­heit der Kirche selbst». Aber P. Congar mogelt, wenn er alsbald jene andere Un­terscheidung hinzufügt, die mit ihr keineswegs identisch ist, «zwischen der Art Wert­minderung, der die kirchlichen Gegeben­heiten unterworfen sind, weil sie von Men­schen ausgeübt werden, und jenen Tätig­keiten selber, die in ihrem Wesen selbst und in ihrem Prinzip ins Auge gefasst sind» (Seite 127).

Dieses entehrende Taschenspielerkunst­stück verbannt die «Reinheit» in meta­physische Höhen, während es die histori­schen Strukturen der Zone menschlicher «Sündhaftigkeit» zuordnet. Demnach wäre die gesamte Realität der Kirche misera­bel, allein die Abstraktion wäre heilig! Von solchen «Experten» angeführt, erach­teten die Reformatoren die kirchliche Tra­dition für fehlerhaft, die noch bis zum 11. Oktober 1962 einstimmig geehrt und geachtet worden war. Indem sie sich als Richter der Kirche aufspielten, maßten sie sich im Namen ihrer Wissenschaft, ihres «vom Geist» illuminierten Gewis­sens an, die Kirche von ihrer ererbten Misere zu reinigen. So richtet also die Wissenschaft über die Kirche. «Die Ge­schichte ist eine große Lehrmeisterin der Gerechtigkeit und Wahrheit. Sie erlaubt es, die Sache von ihrer konkreten Be­schaffenheit zu unterscheiden. Sie ist es, die die Kriterien besitzt, nach denen es angebracht ist, mit Gerechtigkeit und Ob­jektivität alles das, was in der Ausübung der kirchlichen Gewalt das Menschliche ausmacht, zu werten» (S. 123-124). Und der Geist richtet über die Institution: die Reform ist das Werk von Propheten, die «in ihnen die unbesiegbare Kraft des Ge­wissens erweckt hat», sie ist das Werk derer, die mit Hilfe «spiritueller Kriterien, die aus einem ebenso evangelischen wie sehr realistischen Sinn für die Dinge ent­springen», urteilen, derer also, die «im Namen Gottes sprechen» (S. 196-228). Im Feuer einer solchermaßen inspirierten Kritik kommt die Hierarchie nicht gut weg: «Daher gab es immer und wird es immer geben, einen gewissen Zusammen­stoß zwischen dem Prophetismus und For­malismus oder Ritualismus: lauter Dinge, zu denen das Priestertum von Beruf aus neigt.» (S. 202.) Papst und Bischöfe sind auf der Seite der Sünde der Kirche. «Die Hierarchie hat nicht immer gerne auf die Aufforderung zu einer Infragestellung des Zustandes der Dinge, der historischen und konkreten Strukturen gehört, dem Vermitt­lungsentwurf zwischen diesem Zustand der schlichten Missbräuche und der Struktur.» Wovon man sie halb entschuldigt: «Die Tatsache erklärt sich ohne Zweifel aus dem mehr oder weniger engen Band, das zwischen den historischen Strukturen und der Struktur schlechthin besteht, wobei die ersteren die konkrete Form darstellen  die sicherlich in vielen Fällen relativ ist —, worin sich historisch ein Element der Struktur realisiert.» (Seite 358.) Und zur anderen Hälfte heißt es: «Das Ärgernis kommt oft daher, dass man, wenn man im historischen Leben der Kirche so viele Unvollkommenheiten feststellt, bei ihr auf eine Art Starrsinn stößt, die man leicht für Hochmut halten könnte.» (Seite 125.) Das infame Gerücht, das sich insgeheim unter Pius XII, ausbreitete, ist zu einer Art heroischer Legende der neuen Zeiten geworden: die Laster der Institutionen sind die Brandmale der jahrhundertealten Fehler der Hierarchie, die nunmehr von den mutigen Propheten der Reform glücklich aufgegriffen und bekämpft werden. Nun sind sie die Herren der Kirche, die wegen ihrer Proteste von Päpsten und Bischöfen energisch verfolgt worden waren, und sie wollen nun die Kirche vom Uebel be­freien.

Am 11. Oktober 1962 hat die Hierarchie sich mit dem Prophetismus vereint, eine plötzliche Volte von unermesslicher Tragweite. Dem Lehramt, das sich seinen Funk­tionen der Bewahrung des heiligen Depots und der Entwicklung der traditionellen Institutionen gewidmet hatte, folgte nun «ein neuer Typus» von Bischöfen und Papst, dixit Congar, eifrig darauf bedacht, persönlich diese prophetische Berufung der Selbstkritik und Erneuerung der Kirche auszuführen. Nicht dass die Hierarchie ihre ersten Pflichten aufgäbe oder darauf verzichtete, die apostolische Tradition aufrechtzuerhalten. Aber sie befreit sich da­von gerade so viel, wie es nötig ist, um alles von oben aus zu beurteilen, um die Sünde offenbar zu machen, im Lichte löffelweise gegessenen prophetischen Geistes. Allmählich, man weiß nicht recht, kommt es von unten oder kommt es nun von oben, versetzt diese berauschende «Mis­sion» nun Klerus wie Laien in Aufregung. Schimpfen, korrigieren, die verweltlichte Kirche reinigen, was für ein pas­sionierendes Spiel! Was die anbetrifft, die da nicht mitmachen, so werden sie einfach als die schuldhaften Verteidiger der jahrhundertealten Sünde der Kirche angesehen. Traditionalist sein, das ist die einzige wahre Sünde in den Augen unserer konziliären Epoche. Die Anhänglichkeit an alte Formeln und Riten ist die einzige Leidenschaft, von der man noch die Men­schen zu bekehren trachtet. Also ist in den Augen der Reformatoren die Hauptquelle der ursprünglichen Infektion gerade die Tradition der Kirche!

b) Die kirchliche Tradition ist das Werk des Heiligen Geistes und des Apostolischen Lehramtes! Sie ist heilig!

Sich anmaßen, die Gesamtheit der katho­lischen Institutionen und Gebräuche zu richten, die Formeln und den Geist der jahrhundertealten Doktrin zu kritisieren, heißt gleichzeitig sich selbst die Fülle der Weisheit zugestehen und sie der alten Hierarchie absprechen. Zu erklären, dass so manche historischen Strukturen «das Gericht Gottes auf sich ziehen», bedeutet, dem vorausgegangenen Lehramt diesen Geist der Kraft und Heiligkeit streitig zu machen, den man sich doch selber beilegt aufgrund eines prophetischen Cha­rismas. So beanspruchen denn die zeitgenössischen Reformatoren für sich den Besitz der unfehlbaren Kriterien, die es ihnen erlauben würden, in den verschiedenen Traditionen der Kirche eine heilsame Sor­tiererrolle zu spielen zwischen dem, was «Mißstände, Verzögerungen, Versagen» und dem, was des Evangeliums würdig ist und es verdient, am Leben gelassen zu werden. Sie wagen es sogar, vollständig neue Riten und Gedanken einzuführen, die a priori alle «authentisch, gültig, pastoral» sein sollen. Das aber heißt wirklich, selbst für einen Papst oder ein Konzil, dass man für sich die Exklusivität des Heiligen Gei­stes beansprucht. Das heißt auch, davon ausgehen, o welch ruchlose Ungeheuerlich­keit, welche entsetzliche Blasphemie, dass Seine Sendung, wie sie von Jesus Christus angekündigt wurde, erst mit unserer Gene­ration begänne. Als wenn die alten Sün­den noch auf uns lasteten und noch nie abgelegt worden wären!

Die Alten haben viel gesündigt, und sie befleckten ihre frommen Werke mit Bos­heit und Laster. Die Fehler der Päpste und Bischöfe, wie die allgemeine Unordnung in der Christenheit mussten in jeder Epo­che als Last der Kirche getragen werden. Niemand, der das bestreitet. Unnütz, dar­auf zu insistieren, denn all dieses «Men­scheln» («hommerie»), um es mit Mon­taigne zu sagen, war das Werk der Kirche in ihren sündhaften Gliedern. Zyniker sprechen daher vom «sündhaften Körper der Kirche». Es sei ihnen gestattet. Die Kirche kann mit Pusteln bedeckt sein, mit Wunden und Schandflecken gar, von Lepra und Krebs zerfressen, sie kann von ihren Feinden wie von Mikroben übersät sein. Und sie war es auch zu Zeiten. Aber sie ist es heute vielleicht mehr denn je. Aber wenn die ganze Realität der Kirche nur darin bestände, dann wäre sie schon lange vor dem Erscheinen der zu Hilfe herbei­eilenden Chirugen und der Medizin un­serer Reformatoren gestorben!

Aber die Kirche ist lebendig. Und nicht erst seit 1962. Sondern seit Jesus Christus. Die Kirche wird von dieser allmächtigen und heiligen Seele, die ihr vom Heiligen Geist gegeben wurde, erhalten, orientiert, umsorgt und gereinigt. Nicht am 11. Okto­ber 1962 geschah das. Sondern am Tage des ersten, entscheidenden Pfingsten. Die­ser Geist der Weisheit steht der Kirche bei und hilft dem guten christlichen Volk auf solche Weise, dass das Gute sich trotz des Bösen entfalten kann, ja dass es dar­über den Sieg davonträgt und schließlich alleine noch übrigbleibt. Das ist so, und nicht erst seit fünf Jahren. Das geschieht so, jeden Tag, seit dem Anfang. Die Funk­tionen des Lebens selbst, als da sind: Assi­milation, Elimination, Wachstum, Repro­duktion, vollziehen sich hier regelmäßig, unfehlbar, seit jeher, schon lange vor dem Vatikanum II. Der Organismus stößt die Toxine der Laster und die Fremdkörper der Irrtümer ab, er lässt die Wunden der Abspaltung vernarben, er zerstört die Krebsgeschwulste der Häresien. Im selben Augenblick assimiliert er die guten Werke der Heiligen und verewigt sie in seinen Institutionen. So wächst er und erneuert sich in der unerschöpflichen Jugend der Generationen. Also, wenn die Hierarchie gesündigt hat, so viel oder gar mehr noch als das gläubige Volk, wobei die Fehler der Kirche angelastet wurden, so hat sie es doch selber verstanden, die Spuren da­von wegzuwischen. Durch die ihrem Lehr­amt eigentümliche Gnade ist nun in der heiligen Tradition nichts mehr davon übrig­geblieben. Der Heilige Geist gab ihr die Urteilskraft, festzustellen, was gut ist, und dazu noch  die Fähigkeit, nichts zu behal­ten, als das, was vollkommen ist. So sou­verän also richtet die Geschichte. Und nicht die historische Wissenschaft, in deren Namen P. Congar sich anmaßt, alle großen, längst vergangenen Prozesse wieder auf­zunehmen und neu aufzurollen. Vielmehr bewirkt die Geschichte der Kirche selbst im Laufe der Jahrhunderte aus dem chaotischen Material der unaufhörlichen menschlichen Gegebenheiten diese Selek­tion und Einstufung der Dinge, die es nicht mehr anzutasten gilt. Wenn es in der Kirche einen sicheren Prophetismus gibt, dann ist er da, und nicht etwa in den beispiel­haften Gewissen der Neuerer.

So erhält sich die unaufhörlich größer werdende Tradition, auch wenn sie, wenn man es so sehen will, von der gegenwärtigen Sünde der Menschen dieser Kirche bedeckt ist, auf wunderbare Weise unver­sehrt, wie ja auch ein gesunder Körper sich gesund erhält und vom Übel befreit, ob­wohl er unaufhörlich so viele Dinge in sich aufnimmt, von denen er nur das Beste behält und das übrige abstößt. Zum großen Schaden des P. Congar und zur Verwirrung so mancher Konzilshelden haben die historischen Ereignisse schon ihre exakten Proportionen erhalten, und sie verankerten ihren endgültigen Wert in der Tradition. Es ist unfehlbar wahr, dass die Kirche auf der Seite der Jeanne d’Arc war, nicht aber auf der Seite der des Bischofs Cauchon und des Tribunals der Heiligen Inquisition, so sehr das auch den Anschein hatte. Im Gegenteil dazu war sie auf der Seite von Kardinal Humbert de Moyen­-Moutier und nicht auf der des Michel Cerulaire.

Es gibt hier keine Rehabilitierung zu er­hoffen. Es gibt keinen großen Appell vor dem großen Richter gegen die heiligen Traditionen der Kirche! Ähnlich ist auch schon die Frage des kirchlichen Zölibats entschieden, ebenso die des Lateins, auch die der Autorität und des Gehorsams in der Kirche. Nein! Keine Skandale, keine noch so großen Ungerechtigkeiten noch jahrhundertealte Versehen, nichts, rein gar nichts, das den großen Apparat eines Reformkonzils oder eines Neuerers als Papst rechtfertigte. Schon längst hat die heilige Seele der Kirche alles erleuchtet, entschieden, gereinigt, geordnet, auf souve­räne Weise, von innen her, durch ein ge­lassenes, apostolisches und römisches Wir­ken der Hierarchie, wobei die Caritas den Vorsitz führt. Wenn die Männer der Kir­che gefehlt haben, so hat ihre Mutter und Lehrmeisterin sie schon lange von ihren Sünden befreit, mit denen sie sie be­laden hatten. Die alte Kirche ist für uns nur noch die sehr heilige Braut Christi, die uns nach besten Kräften all ihre Schätze in der Tradition schenkt.

c) Die Sünde der Kirche ist heute akut. Und die Sünde der Kirche seit fünf Jah­ren: das ist die Reform!

Wir geben den heutigen Reformatoren all die Beleidigungen zurück, mit denen sie die Männer der Kirche der Vergangenheit besudeln. Wenn die andern gesündigt ha­ben, warum sollten sie es nicht auch? Wenn die andern sich angemaßt haben, selbst den Strukturen der Kirche ihre Irr­tümer und Ungerechtigkeiten durch Erklä­rungen und Dekrete aufzuerlegen, was soll man dann von denen halten, die von ihnen stammen? P. Congar behauptet: «Es ist ganz gewiss für die Männer der Kirche eine Versuchung, sich in ihrem Geist mit dem zu identifizieren, was sie konkret mit der in sich geheiligten Funktion machen» (VFR S. 118). Wenn das für die Vergan­genheit wahr sein soll, so ist das jetzt um so wahrer! Denn heute prägen die Männer der Kirche mehr denn je in der Geschichte den Strukturen und Institutionen, die sie uns auferlegen, den Stempel ihrer Sünden auf. Der Hauptunterschied ist aber der, dass das Erbe der vergangenen Jahrhun­derte jetzt geläutert ist von allen Sünden, während unser trauriges Heute noch unter der Macht der Sünde wie der Tugenden der Menschen leidet, die uns regieren. Das was der Tag uns einbringt, ist noch das fehlbare Werk von Menschen, deren Heiligkeit noch nicht sicher ist und die nicht in allem untadelig sind. Aus dieser rohen Vermischung nehmen wir die feierlichen Definitionen des außergewöhnlichen Lehr­amtes aus. Und auch noch die autorisier­ten Ermahnungen, die das gewöhnliche Lehramt aus der unwandelbaren Lehre und den Gesetzen der Kirche machen wird. Was das übrige anlangt, so sehen wir we­niger klar. Und wenn Eure Heiligkeit wie Eure bischöflichen Kollegen uns ihre Neue­rungen als notwendigerweise heilig, glei­chermaßen obligatorisch, unfehlbar glück­lich auferlegen werden, so wird diese Ge­walttätigkeit nur das Anzeichen für die Sünde der Menschen sein, die zur Sünde der Kirche gemacht wird.

Der zeitliche Abstand fehlt, der die selek­tive Aktivität aus der Tradition erlauben würde. Wo sind die Athanasius und Hilarius, Augustinus und Thomas unserer Generation? Wo sind die Arius, Luther, Heinrich VIII., die Lamennais und Loisy? So klar, wie es der Blick in die Vergan­genheit erlaubt, können wir heute noch nicht, mangels Abstand, unterscheiden. Noch ist nichts aussortiert und endgültig von der Kirche selbst festgelegt. Wie soll nun demzufolge gehandelt werden, wie soll man wägen und all die neuen Dinge prü­fen, wenn nicht in Beziehung zu diesen Überlieferungen unseres Glaubens, zu die­ser «Mentalität» und zu diesen «vorkonzi­liären Gewohnheiten», von denen wir doch wissen, dass sie frei von Unreinheit und wirklich heilig sind! Jeden der Neuerer reizt es, in den kirchlichen Traditionen nach den prophetischen Erleuchtungen des individuellen Gewissens frei zu wählen und zu verwerfen… und nach der gegenwärti­gen Orientierung der Autorität. Das heißt nun aber, die Welt auf den Kopf stellen! Wenn man sich also vor dem Irrtum und der Sünde hüten muss, dann zuallererst vor denen der Kirche von heute, und es kann dieses nur in Beziehung zu unseren gehei­ligten Überlieferungen und jahrhunderte­alten Lehren beurteilt werden.

Daraus erhellt, dass unter den andern un­sicheren oder besonderen Sünden der Kir­che die Reform die große Sünde der modernen Kirche ist.

Wenn die Sünde der Kirche in jeder Epo­che an ihrer Opposition zu den von den Vätern erprobten Traditionen erkennbar wurde, gibt es dann eine größere Schuld, eine wesentlichere Schuld, als dieses Re­formwerk, das geradezu all diesen Traditionen entgegengesetzt intendiert war? In dem Maße nämlich sich eine Gruppe von Menschen, ja ich sage selbst ein Papst oder ein Konzil, und sei es ökumenisch, sich als Examinator, Richter, Ankläger dieser kirch­lichen Tradition aufspielt, erhebt er sich gegen den Heiligen Geist, der diese ge­reinigte Tradition geheiligt hat. So wahr die hierarchische Kirche in ihrer lehramtlichen und apostolischen Funktion der Unter­scheidung in den menschlichen Gedanken und Werken, nach Gottes Willen, heilig ist, so wahr ist es, dass diejenigen, die sich anmaßen, sie zu richten und zur Ziel­scheibe ihrer wissenschaftlichen und pro­phetischen Kritik zu machen, sich an der Kirche versündigen. Und wenn ihre per­sönliche Autorität die Macht hat, ihren Willen dem gläubigen Volk aufzuerlegen, so ist eben dieses die Supersünde der Kirche.

Man beruft sich nicht auf das Urteil der katholischen Arbeiterjugend, auf Monsignore Elchinger oder Kardinal Bea, wenn es sich um die alten Entscheidungen der Hierarchie handelt. Und auch nicht um die Entscheidungen Leos XIII. über die anglikanischen Ordinationen als freie Beurtei­lung durch E. Heiligkeit, noch dürfen die Lehren Pius IX. und Pius X. dem Gut­dünken des Vatikanum II überlassen wer­den. Die Sünde der Kirche mag hier und mag dort sein, und wir wissen nicht ganz sicher, ob die Heiligkeit in Pius XII. oder in Johannes XXIII. war, oder in beiden. Aber eines wissen wir: dass die Sünde der Kirche da ist, wo ihre Tradition systema­tisch verhöhnt wird, der Geist Satans ist überall da, wo die unfehlbaren Werke des Heiligen Geistes durch das Sieb der Beur­teilung durch den Menschen, durch Neue­rer und Revolutionäre passieren müssen. So sieht also die unerhörte Pietätlosigkeit dieses Reformismus aus, der als oberstes Gesetz der «Neuen Kirche» gilt. Sie er­schüttert die apostolische Kirche bis in ihre Fundamente. Diejenigen, die es wagen, über das Richten der Kirche zu richten, greifen den Richterstand selber an, den gegenwärtigen wie den vergangenen. Die aktuelle Autorität begibt sich ihrer eigenen Rechte in dem selben Augenblick, wo sie die Autorität von dem bestreitet, woher sie ihre eigene Garantie bezieht. Ihre aposto­lische Macht hat also nur insofern Legiti­mität, als sie in dieser Kontinuität und Ab­hängigkeit steht. So will es das göttliche Geheimnis des kirchlichen Lehramtes, das dauernde Wunder seiner Einheit, Heilig­keit, Katholizität und Apostolizität. Daher ist alle angemaßte Reform der Kirche sakrilegisch, und diese ist die eigentliche, die Sünde der Kirche des 20. Jahrhunderts. Heiliger Vater, seit heute vor fünf Jah­ren, seit dem 11. Oktober 1962, ist die Sünde dieser perversen Menschen, der Mo­dernisten, wie sie von Pius X. genannt wurden, zur offiziellen Sünde der Kirche geworden. Diese schreckliche Schlussfolge­rung diktiert uns gleichzeitig unsere Hoff­nung wie auch unsere Pflicht.

Unsere Hoffnung! Mit P. Congar wissen wir, bis zu welchen Gipfeln die Sünde der Kirche aufsteigen und bis zu welchen Extremitäten sie gelangen kann. Damit sie einen Moment dominiert, genügt es, dass die Masse der Bischöfe und  was Gott verhüten möge — der Papst dem ganzen treuen Volk kraft ihrer geheiligten Voll­machten ihre eigene Unordnung wie die Launen ihres eigenen Denkens aufzwingen. Das hat es auch schon gegeben und kann wieder geschehen. Aber wir wissen auch, was der Konzilsexperte vergessen zu haben scheint, oder woran er nicht glaubt, dass nämlich diese Lehren und Dekrete, die durch menschliche Gewalt dem Corpus Mysticum Jesu Christi aufgedrängt wer­den, ihm zutiefst wesensfremd bleiben und dass er mit seinem ganzen geheiligten In­stinkt, der ihn am Leben erhält, gegen diesen Überfall kämpft und das Marty­rium erleidet, bis er sich von ihm befreit hat. Die Sünde ist eine geistige Korrup­tion, ein Schandfleck. Ein gesunder und kräftiger Körper eliminiert das, was ihn zu verderben trachtet, ein sauberer Mensch wäscht das, was ihn besudelt hat, ab. So arbeitet die wahre Kirche in ihrem ver­tieften Leben im Verborgenen, um ihre Tradition vor dieser Reform, die sie rui­niert, zu retten, und energisch und hart­näckig weist sie all diese Irrlehren, Laster, all die Unordnung ab, die in der offenen Wunde des konziliären Aggiornamentos wimmeln.

Wir haben Zuversicht, und unsere Hoff­nung gründet sich auf 19 Jahrhunderte der Kontinuität gleichen Geistes, gleicher Absichten, gleicher Gefühle. Auch hat die Kirche schon hundertmal die Attacken dieser Krankheit erlebt, die übrigens die in der Menschheit am häufigsten anzu­treffende Krankheit ist: die des Stolzes, wie auch seines schändlichen Begleiters, der Unzucht. Sie hat es verstanden, die Meinungsverschiedenheiten zu vermindern, die Neuerungen abzulehnen, die Dekadenzerscheinungen zu bekämpfen. Jedesmal noch ist ihr echter Fortschritt, der einen Augenblick durch diese angemaßten Re­formen und Neuerungen aufgehalten wur­de, aus der energischen Beschneidung, die sie an jedem Schisma und aller Häresie vornahm, gefolgt. «Die Regel des Alter­tums schließt die Wesensänderung, nicht aber den Fortschritt aus», schreibt Kardi­nal Journet in seinem Traktat: «Die Kirche des fleischgewordenen Wortes«, und er zitiert den hl. Vincent de Lerins, der die­jenigen lobte, die auf dem Konzil zu Rimini «den alten Glauben den perfiden Neuerungen vorzogen und sich so vor der Ansteckung durch die Plage bewahrten.» (Bd. 1, S. 690.) Von diesen redlichen Tra­ditionalisten kam damals das Heil der Kirche, und so wird es morgen wieder sein. Unsere Pflicht! Selbst wenn wir im Augen­blick nicht die Energie des apostolischen Lehramtes gegen die perfiden Neuerungen der Reform am Werke sehen, wir glauben daran! Gewiss ist es furchtbar, zusehen zu müssen, wie die ganze Welt sich in die Apostasie stürzt und wie die offizielle Kirche, fast ohne Widerstand, dem folgt. Doch unser Glaube bleibt unerschütterlich: Der Heilige Geist, die ungeschaffene Seele der Kirche, lässt seine göttliche Energie in Ihr Lehramt einfließen und über das der katholischen Bischöfe, der geschaffenen Seele der Kirche, kommen; und diese Kräf­te stoßen unfehlbar die Invasion der Häresie wie das Schisma und die Treulosig­keit der zweiten Reformation ab, wie sie es früher mit der anderen des 16. Jahr­hunderts getan haben. Schon sind die Ängste und Klagen E. Heiligkeit das Zei­chen des Glaubens. Ihre heilige Aktion wird bei uns, wie bei allen wahren Chri­sten, vollkommene Gefolgschaft finden. Unsere Pflicht! Weil diese Reform ihrem Wesen nach satanisch und gottlos in ihren Manifestationen und Gesetzen ist, werden wir uns davor, wie vor der allerschwersten Sünde, bewahren. Wir werden, so gut es uns gelingen möge, gemäß dem unfehl­baren Kriterium der Tradition, das, was aus Ihrem gewöhnlichen und katholischen Lehramt hervorgeht, und dem wir uns un­terwerfen, von dem unterscheiden, was aus dieser usurpierten Autorität für die Re­form der Kirche hervorgeht, all dieses nämlich werden wir immer für null und nichtig erachten. Wir sind Ihre treuen und gehorsamen Diener in all dem, was die heilige Reform der Sitten und die Verur­teilung der Irrtümer anlangt, jener Irrtümer, die den Körper der Kirche unsicher machen an Kopf und Gliedern, in uns allen, die wir Sünder sind. Und noch mehr sind wir Ihre anhänglichen Söhne in dem großen Werk der Gegenreformation, auf das wir zuversichtlich hoffen, denn dieses Werk wird den wunderbaren Fortschritt der Kirche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennzeichnen.

Mit dieser tapferen Kirche, die Widerstand leistet und die Sünde bekämpft, wider­setzen wir uns, an unserem bescheidenen Platz, nach unserer schlichten Berufung, der Flut der Irrlehren und Laster, die un­ter dem Deckmantel zweier Päpste und eines ökumenischen Reformkonzils über uns Wellen schlägt. Von Ihrem prophe­tischen Geist aber, Heiliger Vater, und durch Ihre unfehlbare Stimme hoffen wir bald, das tröstende Wort Jesu zu hören, das Er in der Nacht der Agonie zu Seinen Aposteln sprach: «Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.»

Très Saint Père,

Je suis, de Votre Sainteté, le très humble et très obéissant serviteur.

Abbé G(eorges) de Nantes

 


P. Fernando Altamira, Prior in Bogotá (Kolumbien), wird wohl aus der FSSPX ausgestoßen werden!

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P. Fernando Altamira, FSSPXPater Fernando Altamira, Prior von Bogotá, hat mehrmals gegenüber seinem Oberen, Pater Bouchacourt, und vor einigen Mitbrüdern die Unrichtigkeit der Aussagen und Taten Bischof Fellays angesprochen in dieser internen Krise, welche die Bruderschaft St. Pius X. heimsucht. Pater Bouchacourt sagte ihm, vor mehr als einem Jahr, wenn er so gegen das sei, was Bischof Fellay tue, dass er die Bruderschaft verlassen solle. Schließlich kam dieser Zustand zu einem konkreten Abschluss, nachdem Pater Altamira am 22. Dezember 2013 in einer Predigt über den neuen “Kreuzzug” von Bischof Fellay sprach (diese Predigt wird bald veröffentlicht werden). Diese Predigt wurde von “Jemandem” an Pater Rubio (den Assisstenten von P. Bouchacourt) geschickt. Aufgrund der Predigt P. Altarmiras rief ihn P. Bouchacourt an und sagte, dass er, um “Maßnahmen” gegen hin zu vermeiden, zwei Dinge öffentlich tun müsse. P. Altamira sagte Nein zu beiden Forderungen. Der Entscheid darauf war, ihn nach Buenos Aires zu transferieren.

Hier veröffentlichen wir den Brief, den Pater Altamira an Pater Bouchacourt schickte:

Geschätzter Pater Bouchacourt,

Nach meiner Predigt vom 22. Dezember über den neuen Rosenkranz-Kreuzzug, baten Sie mich, zwei Dinge zu tun, um “Maßnahmen” zu vermeiden.

Ich sagte Nein zu beiden aus den dort erwähnten Gründen. Als ein Ergebnis meiner Weigerung haben Sie mir gesagt, dass ich nach Buenos Aires transferiert werde als Assistent des Priors (Pater Rubio) und dass hier in Bogotá ein neuer Prior (Pater Francisco Jiménez) an meiner Stelle sein werde.

Die Situation, in der sich unserer Bruderschaft, die Bruderschaft des Heiligen Pius X., befindet, besteht schon eine große Zahl von Jahren (einige erkannten dies schon vom Beginn weg). Sie verschlechterte sich enorm in diesen letzten zweieinhalb Jahren, und wurde für viele von uns Priestern immer offensichtlicher und klarer.

Dieser Zustand wird verursacht durch die Ideen, Worte und Irrtümer unseres Generaloberen, Bischof Bernhard Fellay. Ebenso wegen der Aktionen, die er in seiner Regierung verwirklicht. Bischof Fellay hat in ihr die Sprache der Wahrheit sozusagen zum Veschwinden gebracht, indem er in minderen Fällen DAS REICH DER ZWEIDEUTIGKEIT zur Herrschaft gebracht hat und in anderen schlimmeren Fällen Irrtümer gegen die Katholische Lehre offenbart hat (vgl. die Doktrinelle Erklärung, die er im April 2012 Rom präsentiert hat). Und wir verschweigen wohl besser seine Aussage zur modernen Messe: Wenn Erzbischof Lefebvre sie gut/richtig zelebriert gesehen hätte, würde er den Schritt nicht getan haben, den er gemacht hat (Fall Kard. Cañizares); und den Namen des Gründers dafür gebrauchen, um dies zu sagen!

In alldem von Bischof Fellay gibt es überdies einen Schlüssepunkt: Das II. Vatikanische Konzil.

Er verursacht eine ganze Bewegung, damit wir dahin gelangen, das erwähnte Vatikanum II als “Katholisches Lehramt” anzunehmen und es anzuerkennen. Seine Worte: Wir nehmen es an mit Vorbehalten, sie verlangen von uns nicht die totale, sondern eine teilweise Annahme, wir anerkennen 95% des Konzils, es gibt Gutes und Schlechtes in ihm.

Ich glaube, dass dies einer der wichtigsten Punkte ist in seiner Agenda, denn wir wissen, dass das modernistische Rom es niemals annehmen wird, dass wir das besagte Konzil nicht als “Lehramt” annehmen. Kann etwas “Lehramt” sein, was Gutes und Schlechtes, Wahrheit und Irrtum enthält? Bischof Fellay hat “gute” Theologen gehabt, die ihm Artikel schrieben auf der Suche darnach klarzulegen, dass Vatikan II “das Lehramt der Kirche darstellt”. Soweit sind wir.

Aber das besagte Konzil ist dennoch nur “ein Konziliabulum mehr” unter allen, die es in der Geschichte der Kirche gegeben hat. VATIKAN II IST KEIN KATHOLISCHES LEHRAMT, und wie Pater Calderón und andere lehren, “muss man (für uns) feierlich seine totale Nichtigkeit erklären”.

Überdies, diese fixe Idee, die Bischof Fellay hat, dass er denkt als ob wir nicht in der Katholischen Kirche wären. Wir lesen diese Worte von ihm (ich glaube, es könnten weit mehr genannt werden): “Les Nouvelles caléedoniennes”: “der Papst kehrt zu den traditionellen Ideen zurück (Anmerkung von Pater Altamira: er spricht von Benedikt XVI., der ein schlimmer Heuchler/Lügner ist, er ist sehr modernistisch “bis in sein Herz”)… Manchmal sind wir dem Papst näher als es scheint. (…) Überdies (…) Ein Akt Roms genügt, um zu sagen, dass es aufgehört hat und dass wir WIEDER IN DIE KIRCHE EINTRETEN. Das wird kommen. Ich bin sehr optimistisch” (27. Dezember 2010). Es sind die anderen, die ausgetreten sind: Die falsche “Konzilskirche”. Wir haben die vier Kennzeichen (man lese Bischof Lefebvre in meiner Predigt vom 22. Dezember). Diese Krise der Kirche wird – wie ich glaube – nur durch Gott behoben werden können, und unterdessen müssen wir fortfahren, das zu tun, was wir immer getan haben (oder hätten tun müssen?).

Ich will mich nicht länger auslassen, vielleicht schreibe ich einen Offenen Brief an Bischof Fellay.

Ohne Zweifel sind meine Entscheidungen nicht “wegen” des zuletzt lancierten Kreuzzuges erfolgt, sondern vielmehr “anlässlich” davon. Dieser Kreuzzug ist nicht eine isolierte Tatsache, und in meinem Fall war er “der letzten Tropfen”, nach einem Zustand, der schon diese Jahre angedauert hat. MAN MUSS EINMAL SAGEN KÖNNEN: ES GENÜGT, ich glaube dass viele von uns Priestern sagen müssen: es genügt, und ich glaube, dass unsere Geduld ÜBERMÄSSIG gewesen ist. Andererseits wissen wir beide, dass Sie schon vor mehr als einem Jahr, in Bucaramanga, nachdem ich Ihnen meine Opposition erklärt habe gegen das, was geschah, mir sagten: “aber wenn Sie so gegen das sind, was Bischof Fellay macht, müssen sie gehen”, und ich habe ihnen darauf geantwortet: “Pater, wenn ich ganz gegen das bin, was Bischof Fellay tut, habe ich den Eindruck, dass die Bruderschaft böse enden wird, aber ich sehe jetzt, was alles geschieht und in diesen Monaten noch geschehen wird, und ich werde dann sehen, was ich mache”. Es ist schon zuviel, dass es ein weiteres Jahr angedauert hat.

Zum Schluss: ich werde also nicht tun, wie Sie mir sagen (nach Buenos Aires gehen, etc.). Ich bleibe an meinem Posten als Prior und in meinem Haus des Priorats von Bogotá in Erwartung der kanonischen Ermahnungen und des Prozesses einer sehr wahrscheinlichen (ungültigen?) Ausschließung.

Im Prozess, den man ziemlich sicher einleitet, wird man argumentieren, dass dies darum sei, weil ich nicht nach Buenos Aires gehe:

Ich möchte schon jetzt klarstellen, dass der Grund nicht dieser ist, DER GRUND IST DOKTRINÄR, DER GRUND IST DIE DOKTRIN: Die Irrtümer, Aussagen, Worte und Zweideutigkeiten Bischof Fellays, welcher voraussichtlich schließlich unsere Bruderschaft zerstören wird,  AUCH OHNE DIE NOTWENDIGKEIT, EIN ABKOMMEN ZU MACHEN mit der falschen “Konzilskirche”.

Ich grüße Sie hochachtungsvoll.

In der Allerseligsten Jungfrau Maria. Pater F. Altamira (Montag, 6. Januar [2014], am Fest der Heiligen Drei Könige).

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Aus dem Spanischen [Original] übersetzt von mir, POS [P.O. Schenker]

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P. ALTAMIRA: DIE PREDIGT, DIE DEN ZORN MENZINGENS AUSGELÖST HAT

Predigt über den neuen Rosenkranzkreuzzug (Bogotá, Sonntag, 22. Dezember 2013)

(Übersetzung ins Deutsche!)


P. ALTAMIRA: DIE PREDIGT, DIE MENZINGEN IN ZORN VERSETZT HAT

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Siehe vorausgehend diesen Artikel!

Predigt über: Der neue „Rosenkranzkreuzzug“ (Bogotá, Sonntag, 22. Dezember 2013)

(Einleitung: Der Primat der Wahrheit)

Geliebte Gläubige:

Pater Fernando Altamira, FSSPX

Pater Fernando Altamira, FSSPX

Ich möchte über ein Thema der Aktualität sprechen. Jedoch zuvor eine Einführung, die sich auf alles bezieht, was man in dieser Krise der Kirche erlebt, angesichts der falschen „Konzilskirche“, die sich mit dem II. Vatikanischen Konzil gebildet hat, und auch unter uns, der Bruderschaft St. Pius X.

Das Thema ist: DER PRIMAT DER WAHRHEIT. Das heißt: Die Wahrheit muss gesagt und verteidigt werden, weil dies, wenn man es tut, das Gleiche ist wie Christus predigen und verteidigen, Gott, Unseren Herrn: Er hat gesagt, und mit Recht, „Ich bin die Wahrheit, der Weg und das Leben“.

Und wenn wir sagen „der Primat der Wahrheit“ ist dies dasselbe wie wenn wir sagen“der Primat des Glaubens“, da sich dies bezieht auf die Höchsten Wahrheiten, d.h.: die von Gott gegebenen Wahrheiten, an welche wir uns halten müssen. Dies ist der Glaube, dies ist „Glauben haben“, die Zustimmung meiner Inteligenz zu den von Gott gegebenen Wahrheiten, „wegen der Autorität des offenbarenden Gottes“, da es Gott ist, der sie offenbart und lehrt.

Dieser Primat der Wahrheit ist – es ist gut, es zu wiederholen – vorrangig und ein Ausgangspunkt: Sie [die Wahrheit] geht der Nächstenliebe, der Frömmigkeit, einem falschen Gehorsam, und der Diplomatie (!) voraus. Nicht zu reden von der Politik, oder davon, „Politik zu machen“, welcher einleuchtenderweise die Wahrheit vorausgehen muss und sich auf die Wahrheit gründen muss. Die erwähnten Dinge müssen dienen, „Diener“ sein der Wahrheit, und nicht umgekehrt (mit einem Vorbehalt, welcher der Caritas entspricht).

Die Caritas, die höchste Gott und dem Nächsten wie auch sich selbst geschuldete Liebe, ist die wichtigste der Tugenden, sie ist „die Königin“. Aber zweifellos gründet sie (und muss sich gründen!) auf der Wahrheit. Sie werden sich vorstellen können, dass etwas, was auf Lüge oder auf Falschheiten, auf dem Irrtum gründet, keinerlei Caritas ist. Die Caritas muss sich auf dem gründen, was die Dinge sind (im Sein der Dinge), und nicht darin, Irrtümer zu rechtfertigen, und nicht schlechte Taten zu rechtfertigen: Dies ist eine falsche Caritas.

Die Frömmigkeit, zum Beispiel in den Gebeten, die wir an Gott richten, die Tugend der Religion, können unmöglich sich nicht auf die Wahrheit abstützen: Wie kann ich meine Gebete an einen falschen Gott richten, an den Allah der Muslime, an Jehova oder Yahwe der Juden! (es kann sein, dass dies guten Glaubens getan wird, aber objektiv ist es ein Irrtum). Um wahrhaftige Frömmigkeit zu haben und wahre Tugend der Religion, muss ich wissen, dass der einzige wahre Gott die Allerheiligste Dreifaltigkeit ist, was der Katholizismus lehrt; man kann sagen, dass „ein katholischer Gott existiert und dass Er der einzige ist, der existiert“.  Gott ist die Allerheiligste Dreifalitgkeit. UND JESUS CHRISTUS, DIE ZWEITE PERSON DER ALLERHEILIGTEN DREIFALTIGKEIT, IST GOTT.

Der Gehorsam: Er muss auf der Wahrheit gründen, auf dem Glauben. Ich kann nicht Befehlen gehorchen, die auf dem Irrtum oder auf schlechten Befehlen gründen. Dies wäre ein falscher Gehorsam, denn DER GEHORSAM IST FÜR DIE WAHRHEIT DA, DER GEHORSAM IST FÜR DEN GLAUBEN DA, UND NICHT UMGEKEHRT. Gott sagt uns in der Heiligen Schrift: „dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen“. Und dieser geht auch jeglicher Autorität voraus, welches auch immer es sei.

Und über die Diplomatie sprechen wir nicht einmal: Es ist eine falsche Diplomatie, eine Diplomatie des Fleisches, der Sünde, die die Wahrheit beiseiteschiebt, oder schlimmer, wenn sie sich auf die Lüge gründet, auf die Falschheit, und auch wenn sie sich auf die Zweideutigkeit abstützt: Die Diplomatie ist für die Wahrheit und für den Glauben, und nicht umgekehrt!

Denken Sie daran, dass in jeder guten und „realen“ katholischen Erziehung DER PRIMAT DER WAHRHEIT eine ausdrückliche, sehr bekräftigte Lehre sein muss: Jedoch dem ist [jetzt] nicht so, das tut man nicht.

Bedenken Sie, dass auch wenn man daraus einen Schlüsselpunkt für die Erziehung macht, auch wenn man dieses Prinzip in den Verstand der Köpfe einprägt, dass wir scheitern können, und wir gehen fehl wegen unserer gefallenen Natur und wegen unseres Elendes, und verraten die Wahrheit, verraten den Glauben; bedenken Sie, wie diese Verrate zunehmen und sich vervielfachen können, wenn man nicht das Vorrangige lehrt, wenn man es nicht einmal bemerkt, wenn wir dies nicht festverankert in unseren Köpfen halten.

Und wir können sagen, dass dies nicht „bemerkt“ wird, dass nicht darauf „beharrt“ wird, weder in der Erziehung der Gesellschaft, noch in der Erziehung der Seminare zur Bildung der zukünftigen Priester: Die Lehre über den Primat der Wahrheit wird ein wenig, oder „ein wenig gar viel“ übergangen.

(Erster Teil: Der neue Rosenkranz-„Feldzug“)

Treten wir auf das Thema der Aktualität ein.

In „der Welt der Tradition“ haben wir jetzt einen neuen Rosenkranz-„Feldzug“. Das zweite Anliegen, wofür dieser gemacht wird, ist schlecht oder ist mindestens zweideutig (um es anders auszudrücken: stets „die zweideutige Sprache“), und deswegen kann man sie nicht annehmen. Welches ist dieser „zweite“ Punkt oder diese zweite Intention?

Wir sollten beten:  „Pour le retour de la Tradition dans l’Eglise“ [1] „Für die Rückkehr der Tradition in der/der Kirche“ .

(A) Wenn das Wort „Tradition“ verstanden wird im strikten, theologischen Sinn: ist „Tradition“ das Gesamt der Wahrheiten, die Gott in mündlicher Form offenbart und DIE GLAUBENSHINTERLAGE bildet. Nur schlecht kann man demnach davon sprechen „einer Rückkehr der Tradition in der/in die Kirche“.

Die katholische Kirche kann niemals die Tradition verlieren; denn die Tradition kann nunmöglich außerhalb der Kirche sein. Damit es wirklich „die Katholische Kirche“ sei, muss sie, (und sie tut es immer!) DIE  geschriebene HINTERLAGE (Schriftliche Offenbarung: Die Heilige Schrift) und DIE mündliche HINTERLAGE (mündliche Offenbarung: Die Tradition) festhalten.
Nochmals: Nur schlecht kann man deshalb um die Rückkehr der Tradition in der/die Kirche bitten: Niemals ist die Tradition entschwunden, niemals kann die Tradition verlorengehen in der Kirche.

(B) Wenn man in diesem Ausdruck, der zweiten Intention des Feldzuges, sich mit dem Wort „Tradition“ auf uns bezieht, auf die Bruderschaft St. Pius X., kann man auch schwerlich sagen und bitten „um die Rückkehr in die Kirche“, DA WIR NIEMALS AUS IHR GESCHIEDEN SIND, da wir nie auch nur um ein Jota von der katholischen Lehre abgewichen sind, vom Glabuen von immer, von der Lehre sämtlicher Päpste, von allen heiligen Päpsten, bis zum II. Vatikanischen Konzil. Welches Konzil den Glauben veränderte, ja, unsere Katholische Religion änderte und eine falsche Kirche gebildet hat: „DIE KONZILS-KIRCHE“, wie sie Erzbischof Lefebvre selber nannte.

Alle Probleme, die wir gehabt haben, die Mitglieder der Bruderschaft St. Pius X., sind gewesen, um nicht den Glauben zu ändern, um den Katholischen Glauben aufrechtzuerhalten.

In dieser zweiten Intention, wenn sie von uns mit dieser „Rückkehr in die Kirche“ spricht, deutet man an, zurückkehren zu wollen dahin, woher wir nie uns entfernt haben: Die wahre katholische Kirche, da wir nichts verändert haben und nichts zu ändern verlangen an der katholischen Lehre, eines Heiligen Pius X., eines Heiligen Pius V., ja des Heiligen Petrus.

Mit diesem Ausdruck, mit dieser ZWEIDEUTIGEN SPRACHE, deutet man die Rückkehr von uns zur „Konzilskirche des Franziskus“ an, zur „Kirche des II. Vatikanischen Konzils“.  Deutet man an… – vielleicht – ein Abkommen zu schließen mit dem Konziliaren Rom: Weitere Verhandlungen, wieder… und wieder…

(C) Und alles dies anstatt zu beten um: Die Rückkehr ROMS (des Modernistischen Rom) zur Tradition, seine Rückkehr zur wahren Katholischen Kirche, von welcher dieses Neu-Rom sich verabschiedet hat, dieses ja, durch das II. Vatikanische Konzil und die Dinge, die auf es folgten. Man muss klar sprechen, wir müssen klar reden.

Alles dies anstatt zu beten um: Die Rückkehr der römischen Autoritäten, des Franziskus, zum Katholischen Glauben, zur wahren Katholischen Kirche.

(Zweiter Teil: Erzbischof Marcel Lefebvre)

Betreffend dieses „Verbleibens in den Katholischen Kirche“, dem „ZURÜCKKEHREN in die Katholische Kirche“, ist es angebracht, die Worte von Erzbischof Lefebvre in Erinnerung zu rufen.

„Wo gibt es „einen Katholiken“, wo sieht man „einen Katholiken“? Dort, wo „DIE KENNZEICHEN“ der Kirche, die Merkmale des Katholizismus gewahrt sind: Die Kirche ist einig, heilig, katholisch und apostolisch: Zwei Jahrtausende der Theologie belehren uns über die vier Kennzeichen der Kirche.

Da wird „ein Katholik“sein, und man wird ihn als solchen erkennen, in jeglicher Person, vereinzelt oder in Gemeinschft, wo diese VIER KENNZEICHEN bewahrt sind.

„Wo gibt es eine katholische religiöse Gemeinschaft? Wo immer man DIE VIER KENNZEICHEN  der Kirche bewahrt.

Die Priesterbruderschaft St. Pius X.: Bewahrt oder hat sie die vier Kennzeichen? Ja. Also davon zu reden, dass sie in die Kirche zurückkehre: Die Bruderschaft St. Pius X. hat sich nie von der katholischen Kirche verabschiedet!

Die Neue Kirche gebildet durch das II. Vatikanische Konzil, d.h. die Konzilskirche: hat sie die Kennzeichen des Katholizismus? Nein, durch nichts. Also: Wer muss zurückkehren, wer muss „in die Kirche zurückkehren“? Das modernistische und protestantische Neo-Rom, wie es Mgr.Lefebvre gesagt hat, es ist es, das zurückkeren muss: Es muss die Falschheiten und Häresien verlassen, die seit dem II. Vatikanischen Konzil aufgetaucht sind, zum wahren Katholischen Glauben zurückkehren, von welchem es niemals hätte weggehen dürfen.

Aber hören wir Erzbischof Lefebvre selber zu all diesen Auffassungen [2]. Er spricht zu Priestern im Jahre 1988 (Sie kennen diesen Text bereits, Zeitschrift Fidéliter N° 66):

Meine geliebten Freunde: (…) Sie setzen die Wahrheit der Kirche, der Katholischen Kirche fort und repräsentieren sie. Ich glaube, dass es nötig ist, sich dessen gewiss zu sein (…)

Wo ist die sichtbare Kirche? Die sichtbare Kirche erkennt man an den Zeichen, die immer erforderlich waren für ihre Sichtbarkeit: Sie ist EINZIG, HEILIG, KATHOLISCH UND APOSTOLISCH.

Ich frage Sie: wo sind die wahren Kennzeichen der Kirche? Sind sie mehr in der „offiziellen“ [3] Kirche, es handelt sich nicht um die „sichtbare“ Kirche, es handelt sich um die „offizielle“ Kirche), oder bei uns, in dem, was wir vertreten, in dem was wir sind?

Es ist klar, dass wir es sind, welche „DIE EINHEIT DES GLAUBENS“ bewahren, die aus der offiziellen Kirche verschwunden ist. Ein Bischof glaubt an das, ein anderer nicht; der Glaube unterscheidet sich. Ihre abscheulichen Katechismen enthalten Häresien. „Wo ist die Einheit des Glaubens in Rom? Wo ist die Einheit des Glaubens in der Welt? Sie ist in uns, die wir sie bewahren.

Die Einheit des Glaubens verwirklicht in der ganzen Welt ist „DIE KATHOLIZITÄT“. Also denn, diese Einheit des Glaubens in der ganzen Welt existiert nicht mehr, es gibt also praktisch keine Katholizität mehr. Es wird bald [so] viele „katholische Kirchen“ geben wie Bischöfe und Diözesen. Ein jeder hält seine Sichtweise aufrecht, des Denkens, des Predigens, seinen Katechismus zu machen. Es gibt keine Katholizität mehr.

Und DIE APOSTOLIZITÄT? Sie haben mit der Vergangenheit gebrochen. Wenn sie etwas gut gemacht haben, so ist es dieses. Sie möchten nichts mehr wissen von der Vergangenheit vor dem II. Vatikansichen Konzil. (…) Es ist nicht nötig, sich zu beziehen auf die Zeit vor dem II. Vatikanum, dies (die Vergangenheit) bedeutet nichts. (…) Was vergangen ist, ist vergangen, ist verschwunden. (…) Dies ist es, was es ermöglicht, das Gegenteil zu sagen von dem, was man früher sagte… (…) Wir hätten eine falsche Auffassung von Tradition, denn für sie ist sie lebendig und, folglich, evolutiv. Doch dies ist der modernistische Irrtum: Der Heilige Papst St. Pius X., verurteilt dies, diese Ausdrücke in der Enziyklika „Pascendi“…

Die Apostolizität: Wir sind vereinigt mit den Aposteln durch die Autorität. Mein Priestertum kommt mir von den Aposteln; euer Priestertum kommt euch von den Aposteln. (…)

Was die Apostolizität des Glaubens anbelangt: WIR GLAUBEN DEN GLEICHEN GLAUBEN WIE DIE APOSTEL. Wir ändern nichts und wir wollen nichts ändern.

Und dann, „DIE HEILIGKEIT“. (…) betrachten wir die Früchte unseres Apostolats, die Früchte der Berufungen, unserer Ordensfrauen, unserer Ordensbrüder. Und auch die katholischen Familien [4], die guten und heiligen katholischen Familien, aus welchen Gnaden für Euer Apostolat fließen. Dies ist eine Tatsache… (…)

Alles dies macht es klar, dass wir es sind, die DIE KENNZEICHEN der „sichtbaren“ Kirche haben. Wenn es eine SICHTBARKEIT der Kirche heute gibt, ist es dank Ihnen. DIESE ZEICHEN erkennt man bereits nicht mehr bei den Andern. Bei ihnen gibt es keine „Einheit im Glauben“ mehr. Also denn: DER GLAUBE IST DIE GRUNDLAGE VON JEGLICHER SICHTBARKEIT DER KIRCHE. Die Katholizität ist der Glaube im Raum (der räulichen Ausdehnung). Die Apostolizität ist der Glaube in der Zeit. Die Heiligkeit ist die Frucht des Glaubens… (…) NICHT WIR SIND ES, SONDERN DIE MODERNISTEN, WELCHE AUS DER KIRCHE SCHEIDEN. (…) MAN TÄUSCHT SICH, wenn man „die offizielle Kirche“ DER SICHTBAREN KIRCHE gleichsetzt[5]. (…)

(…) in Rom ist es, wo sich die Häresie festsetzt (…) DAS IST DER GRUND, WARUM WIR UNS MIT ROM NICHT VERBINDEN KÖNNEN. Geschehe was wolle, wir müssen weiterfahren wie wir es getan haben, und der Liebe Gott zeigt uns, dass wir, wenn wir diesen Weg weitergehen, unsere Pflicht erfüllen. (…) Wir können nicht die Prinzipien des Konzils befolgen. (…) [6] Sie sehen, (Anmerkung: KARDINAL RATZINGER [7 ]) dass er uns in „die konziliare Kirche“ ziehen wollte (…).

Wenn wir diese so klaren Worte hören, fragen wir uns erneut: Wer muss zurückkehren, wer hat sich von der Katholizität verabschiedet? Die Tradition, die Bruderschaft St. Pius X.? Oder das Konziliäre Rom, die Konzilskirche? Bischof Tissier de Mallerais nennt diese Konzilskirche „eine Sekte“.

(Dritter Teil: Ein wieteres Mal Erzbischof Lefebvre)

Und hören wir erneut Erzbischof Lefebvre ein Jahr später [8]:

- Fideliter: „Einige sagen: Ja, aber Monsignor hätte EIN ABKOMMEN MIT ROM annehmen sollen…“.

- Monsignor Lefebvre: „(…) vorerst einmal, von welcher Kirche spricht man da? Wenn es „die konziliäre Kirche“ ist, wäre es nötig, dass wir, die wir gegen sie gekämpft haben während zwanzig Jahren, weil wir „die Katholische Kirche“ lieben, zurückkehren müssten, um in diese „konziliare Kirche“ einzutreten, um angeblich wieder katholisch zu sein. DIES IST EINE TOTALE ISSLUSION! Es sind nicht die Untergebenen, die die Oberen machen, sondern die Oberen, welche die Untergebenen bilden. In dieser ganzen Römischen Kurie, unter allen Bischöfen der Welt, welche Progressisten sind, wäre ich vollständig erwürgt worden. (…)“.

-Fideliter: „Fürchten Sie nicht, dass sich aufs weitere… die Trennung verschlimmert und dass man ein wenig den Eindruck hat, dass eine parallele Kirche entsteht zu der, was einige „die sichtbare Kirche“ nennen?

-Monsignor Lefebvre: „Diese Geschichte von der sichtbaren Kirche von Dom Gérard und des Herrn Madiran IST INFANTIL (kindisch). Es ist unglaublich, dass man von der SICHTBAREN KIRCHE reden kann in Bezug auf die „KONZILIARE KIRCHE“, und in Opposition zur KATHOLISCHEN KIRCHE, welche wir vertreten und der wir folgen wollen.

Ich sage nicht, dass wir die Katholische Kirche sind. Das habe ich nie gesagt… Jedoch, WIR VERTRETEN IN WAHRHEIT DIE KATHOLISCHE KIRCHE so wie sie vorher war, da wir dem folgen, was sie immer getan hat. WIR SIND ES, WELCHE DIE KENNZEICHEN DER „SICHTBAREN KIRCHE“ HABEN: die Einheit, die Katholizität, die Apostolizität, die Heiligkeit. DAS IST ES, WAS DIE SICHTBARE KIRCHE AUSMACHT. (…) Offensichtlich sind wir in Opposition zur „konziliaren“ Kirche (Anmerkung: welche sich mit dem II. Vatikanischen Konzils bildete), die praktisch schismatisch ist, auch wenn sie dies nicht annnehmen. In der Praxis ist sie eine virtuell exkommuniziert Kirche, weil sie eine MODERNISTISCHE Kirche ist. (…) [9] WIR SIND WAS WIR IMMER GEWESEN SIND: KATHOLIKEN, DIE WEITERMACHEN. Das ist alles. Man muss nicht Mittag suchen um Vierzehn Uhr…“.

(Schluss)

Um abszuschließen fragen wir uns noch ein weiteres Mal: Kreuzzug „für die Rückkehr der Tradition in die/der Kirche“? Wer muss zurückkehren? Das modernistische Rom muss zurückkehren, „Die Konzilskirche“ muss zurückkehren. Die Tradition ist nie ausgezogen.

AVE MARIA PURISIMA! – AVE, ALLERREINSTE JUNGFRAU MARIA!

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[1] Die Veröffentlichung in Französisch lautet: „Objectif: 5 millions de chapelets. 1) Pour implorer une protection spéciale du Coeur Immaculé de Marie sur les oeuvres de la Tradition. (Ziel: 5 Millionen Rosenkränze. 1) Um einen besonderen Schutz des Unbefleckten Herzens Mariens unserer Werke der Tradition zu erbitten.) 2) Pour le retour de la Tradition dans l’Eglise (2. Für die Rückkehr der Tradition in der Kirche); 3) Pour le triomphe du Coeur Immaculé de Marie par la consécration de la Russie (3. Für den Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens durch die Weihe Russlands).“

[2] Konferenz über: „Die Sichtbarkeit der Kirche und die aktuelle Lage“; gehalten im Seminar von Ecône am 9. September 1988, nach Priesterexerzitien; umfassende Auszüge dieser Konferenz wurden veröffentlicht von der Zeitschrift „Fideliter“ Nr. 66, November-Dezember 1988.

[3] Die Klarstellung/Verdeutlichung dieses Einschubs ist, soweit wir wissen, von Mgr. Lefebvre selber. Sie ist nicht von uns hinzugefügt worden, sie war im Text selber, den wir aus der Zeitschrift Fideliter entnommen haben.

[4] Dort hieß es „christliche“, aber da dieser Ausdruck heutigentags verwechselt werden könnte mit den protestantischen Sekten (welche sich auch „christlich“ nennen), haben wir verwendet und werden wir in ähnlichen Fällen verwenden das Wort „katholisch“, da dieses eindeutig ist.

[5] Hier hieß es wörtlich „assimilieren“.

[6] So ging die Konferenz weiter: „Ich wurde mir des Willens Roms bewusst, uns ihre Ideen aufzuzwingen und ihre Sichtweise. Kardinal Ratzinger sagte mir stets: „Aber, Monsignor, es gibt nur eine Kirche, es ist nicht nötig, eine parallele Kirche zu machen“. „Welches ist diese Kirche für ihn? Die konziliare Kirche (Anmerkung: jene des II. Vatikanischen Konzils), das ist klar.

[7] Siehe die vorausgehende Anmerkung: dieser Text ist die Fortsetzung des in jener Anmerkung gesagten. Es/er spricht von dem, was der damalige Kardinal Ratzinger sagte, etc.

[8] Interview Msgr. Lefebvre’s, ein Jahr nach des Bischofsweihen (Zeitschrift „Fideliter“, Nr. 70, Juli-Auguswt 1989).

[9] Der Paragraph fährt wie folgt fort: „Sie sind es, die uns exkommunizieren, während wir weiter katholisch sind. Wir wollen mit dem katholischen Papst und mit der Katholischen Kirche sein. Das ist der Unterschied. Ich denke, deshalb, dass wir keinerlei Zögern, noch Skrupel haben müssen hinsichtlich der Bischofsweihen. Wir sind weder schismatisch, noch exkommuniziert; wir sind nicht gegen den Papst. Wir sind nicht gegen die Katholische Kirche. Wir machen nicht eine parallele Kirche. Alles dies ist absurd. WIR SIND, WAS WIR IMMER GEWESEN SIND: KATHOLIKEN, DIE WEITERMACHEN. DAS IST ALLES. MAN MUSS NICHT MITTAG SUCHEN UM VIERZEHN UHR. „Wir stellen nicht „eine kleine Kirche“ dar!“ Letztes Jahr hat ein Priester, der in den USA wohnt, diesen letzteren Ausdruck der „kleinen Kirche“, „la petite église“, verwendet.

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Aus dem Spanischen übersetzt von mir [POS, Paul O. Schenker]



Angelegenheit Pinaud: Abschluss des Prozesses und Abweisung der Berufung

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Père Nicolas Pinaud, FSSPX

Abbé Nicolas Pinaud

Pater [Nicolas] Pinaud hat acht Monate Isolierung und Beraubung jeglichen kirchlichen Dienstes erlitten, um [schließlich] vernehmen zu müssen, dass er inskünftig das Opfer der Heiligen Messe nicht mehr darbringen könne. Man wirft ihm vor, Rechtschreibfehler eines Briefes korrigiert zu haben, einem Mitbruder, der ihn um Auskunft gebeten hat, privat einen Rat gegeben zu haben und gedacht zu haben, dass man sich einer Autorität widersetzen könne, die den Glauben in Gefahr bringt, auch wenn  diese Autorität Mgr. Fellay heißt.

Am 15. November 2013, am Vortag, bevor er Jaidhof, sein kirchliches Gefängnis in Österreich, verließ, hat Pater Pinaud den Brief, der hier folgt, dem Generaloberen geschrieben:

Brief von Abbé Pinaud an Mgr Fellay

Monseigneur,

Der Schiedsspruch vom 28. Oktober 2013, der mich verurteilt, wurde mir am 8. November 2013 durch Pater Frey überreicht.

Ich erhebe mit dem Gegenwärtigen Einspruch dagegen aus folgenden Gründen:

  1. Der Rechtsanwalt, den ich gewählt hatte, wurde ohne genügenden Grund abgelehnt.
  2. Die kanonische Maßnahme, die Sie mir gegenüber vorgenommen haben, wie auch der Prozess, der darauf folgte, beruhen in ausschließlicher Weise auf zwei privaten Briefen, abgesehen vom Missbrauch der Identität, deren Opfer ich wurde.
  3. Die Urkunde des Gerichts, die mich verurteilt, entspricht nur teilweise meiner Verteidigung.
  4. Das ergangene Urteil ist unverhältnismäßig in Bezug auf die mir zur Last gelegten Taten. Wenn man den Umstand hinzufügt, dass der Generalobere zugleich Richter und Partei ist, wird es wohl viele Mitbrüder und Gläubige entrüsten.
  5. Der Punkt 6 zeigt, dass ich verurteilt bin, weil ich bei meinem Erscheinen vor Gericht am 19. Oktober 2013 folgende Äußerungen gemacht habe: „Aufgrund der zahlreichen Zugeständnisse, die sie dem Konzil und den unannehmbaren Konzilsreformen gemacht hat, stellt die Doktrinelle Erklärung vom 15. April 2012 für sich allein eine Gefahr für den Glauben dar, welche die Revolte legitimiert; denn diese doktrinelle Erklärung ist nicht ‚ein minimalistischer Text‘, wie es Mgr. Fellay im Editorial von Cor Unum N° 102 schreibt.“

Da mir durch die Aberkennung meines Advokaten einige Ungeschicklichkeiten passierten, möchte ich den Ausdruck „Revolte“ durch jenen des „Widerstandes“ ersetzen, der meinem Denken eher entspricht; aber wie könnte ich Reue empfinden weil ich der Ansicht war, dass, was ein praktisches Abkommen ohne doktrinelles Abkommen begünstigte, ein großes Unglück wäre für die Priesterbruderschaft Sankt Pius X.?

Mit Ihnen danke ich Gott, „dass wir bewahrt worden sind von jeglicher Art Abkommen letztes Jahr“. Aber ich kann nicht umhin, auch neute noch zu denken, dass die Hauptgründe, die uns ins Unglück führten, einerseits die Nicht-Beachtung der Vorschriften des Kapitels vom Juli 2006 waren, welche ein praktisches Abkommen ohne doktrinelles Abkommen ausschlossen, und andererseits die Weigerung, den zahlreichen weisen und berechtigten Ratschlägen jener Rechnung zu tragen, die Sie flehentlich baten, nicht auf diesem Wege eines praktischen Abkommens weiterzugehen. Einzig die einem praktischen Abkommen beifällige Meinung wurde in unseren Publikationen dargestellt. Die Mitbrüder, die auf die eine oder andrere Weise ihr Missfallen kundtaten, wurden ermahnt oder bestraft.

Überdies favorisierten die sehr ungünstigen Urteile, welche durch die höheren Oberen erlassen wurden, die vertrauliche Kenntnis hatten vom Inhalt der doktrinellen Erklärung vom 15. April 2012 ernsthafte Verdächtigungen bezüglich der unannehmbaren Konzessionen, welche gemacht worden wären. Die Veröffentlichung dieser Deklaration im Frühjahr 2013 hat diese Verdächtigungen bestätigt. Bischof Tissier de Mallerais schrieb mir am 20. Mai 2013: „Ich werde mich nicht auslassen über den Inhalt der letzten Nummer von Cor Unum, der zu bedauerlich ist, um kommentiert zu werden, zu klar unbefriedigend, um gutgeheißen zu werden, zu schockierend, um nicht den/diejenigen zu beschämen, den/die es angeht.“

Es ist klar, dass diese ganze Affaire sich um die doktrinellen Positionen dreht, welche in dieser Erklärung vom 15. April 2012 ausgedrückt sind und die nicht widerrufen wurden anlässlich des Kapitels. Ihre nachfolgenden Erklärungen, wenn Sie diesen Text auch zurückzogen, leugnen nicht ihren Inhalt und bringen nicht die notwendigen doktrinellen Korrekturen.

Halten Sie Ihre Annahme aufrecht der neuen Formel des Glaubensbekenntnisses und des Treugelöbnisses, um eine Aufgabe ausgeübt im Namen der Kirche zu übernehmen (DD II, Anmerkung 1)?

Bleiben Sie dabei, dass die neue Messe und die neuen Sakramente rechtmäßig promulgiert wurden durch die Päpste Paul VI und Johannes-Paul II (DD III, § 7)?

Behaupten Sie weiter, dass Mgr Lefebvre im Jahr 1988 „die Rechtmäßigkeit oder Legitimität der Promulgation des NOM akzeptiert hat“ (Ihre Darstellung der DD veröffentlicht im Cor unum 104)?

Halten Sie an Ihrer Annahme des neuen Kirchenrechts von 1983 (DD III, § 8) fest?

Die Tatsache, die dogmatische Konstitution Pastor aeternus im DD II erwähnt zu haben, hebt die Annahme des neuen Glaubensbekenntnisses nicht auf, welche im vorausgehenden Paragraph gemacht wurde, noch hebt sie die übrigen Zweideutigkeit der übrigen oben erwähnten Aussagen auf, auch da gibt es keine Zweideutigkeiten in diesen Aussagen.

Indem ich Sie meines Gebetes versichere, bitte ich Sie, Monseigneur, meine ehrfurchtsvollen Grüße entgegenzunehmen.

Antwort von Bischof Fellay

Menzingen, 25. November 2013

Monsieur l’abbé,

Ihr Brief vom 15. November, mit welchem Sie Einspruch erheben gegen den Entscheid des Gerichts vom 28. Oktober, ist mir richtig zugegangen. Sie werden später informiert werden über die Folgen, welche Ihrem Rekurs gegeben werden.

Wie ich Ihnen mit dem Fax, den Ihnen mein Sekretär am 15. Oktober  zugehen ließ, gestatte ich Ihnen, zwei Wochen Ferien zu nehmen in Ihrer Familie. Nach diesen zwei Wochen bitte ich Sie, sich nach Montgardin zu begeben.

Die Ausführung der durch das Urteil vom 28. Oktober vorgesehenen Strafe ist sistiert durch Ihren Einspruch. Hingegen, was ich Ihnen mit dem Fax vom vorigen 15. Oktober mitgeteilt habe, bleibt bestehen, das heißt, dass Sie während ihres Aufenthaltes in der Familie es unterlassen sollen, in unsere Priorate zu gehen und sich damit zu begnügen müssen, Ihre Messe privat zu zelebrieren.

Seien Sie meines Gebetes für Sie versichert.

+ Bernard Fellay.

Letzte Antwort von Pater Pinaud

Am 8. Dezember 2013

Monseigneur,

Ihre Antwort auf meinen Brief vom 15. Oktober ist mir richtig zugegangen, und ich danke Ihnen dafür.

Da die Maßnahmen, die Sie mir auferlegen, in keiner Weise nötig sind zur Sicherung, stelle ich fest, dass sie die Eigenschaft einer Strafe haben, was gegen die Unschuldsvermutung geht.

Ich bin verurteilt bevor ich gerichtet bin.

Unter diesen willkürlichen Bedingungen ist mein Einspruch gegenstandslos, und ich ziehe ihn zurück.

Indem ich Sie meines Gebetes versichere, bitte ich Sie, Monseigneur, meine ehrfurchtsvollen Grüße entgegenzunehmen.

*

Seither hat Mgr. Fellay, als Abwesenheitsurteil, die von P. Wuilloud dekretierte Strafe in Kraft gesetzt. Mgr. Fellay ließ Pater Pinaud wissen, dass seine Ferien in der Familie zuende seien, dass er jetzt suspens a divinis sei, dass er bereits in Mongardin sei müss[t]e und dass er sich deshalb dahin begeben müsse, um dort seine Strafe während einer noch nicht festgesetzten Zeit abzubüßen…

Pater Pinaud ist in diesem Moment nicht in Mongardin und feiert täglich die Messe privat wie auch öffentlich.

Es lebe Christus der König!

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Quelle: RECONQUISTA
(Übersetzung aus dem Französischen von mir [POS, Paul O. Schenker])


DER WIDERSTAND BEGINNT IN BOGOTÁ!

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RP Arízaga OSB, RP Altamira FSSPX y RP Trincado FSSPX

P. Arízaga OSB, P. Altamira und P. Trincado, FSSPX, heute Morgen, 10. Januar 2014

Heute wird Pater Altamira die erste Messe des Widerstandes in Bogotá lesen, in einer ersten momentanen Kapelle.

Heute Morgen kamen die Patres Bouchacourt, Suárez und Jiménez (der neue Prior) im Priorat von Bogotá an. Pater Altamira bestätigte seine Haltung vor dem Distriktoberen.

Der Widerstand von Bogotá schließt sich ab diesem Augenblick dem bereits von P. Rafael Aríziga OSB (1) und seinem Kloster St. Josef, in Boyacá, Kolumbien, begonnenen an.

Pater Altamira hat sich entschieden, ab heute an einem anderen Ort zu wohnen, obwohl ihm P. Bouchacourt angeboten hat, noch eine Weile im Priorat zu bleiben.

Die Messe wird um 18 Uhr heute am Firmensitz der Universidad Cooperative, Diagonal 40-A (antigua calle 39), 3 14- 35, Teusaquillo, stattfinden. Der Ort befindet sich 30 Meter von der Av. Caracas.

(1): der Bruder von Pater Bernardo Arízaga, Vikar im Priorat von Bogotá.

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“DER LIBERALISMUS IST EINE SÜNDE”
P. Sardá y Salvany

 
ES LEBE ERZBISCHOF LEFEBVRE!
ES LEBE CHRISTUS DER KÖNIG!
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Quelle: Non Possumus - (Übersetzung aus dem Spanischen von mir, [POS] P. O. Schenker)

BISCHOF RICHARD WILLIAMSON WIRD SPANIEN BESUCHEN

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Mons. Richard Williamson, FSSPX

Mons. Richard Williamson, FSSPX

Im kommenden Monat Februar wird Monsignor Williamson den Widerstand in Spanien besuchen.

Es wird Firmungen geben am 9. Februar um 12.00 Uhr in der Kapelle der Unbefleckten Empfängnis, die sich nahe Sacedón, Guadalajara, befindet.

Weitere Informationen: Pater Ramiro Martín Ribas. Telefon: 0034 622908245, oder:

apostoladoeucaristico@hotmail.com

ES LEBE DIE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS!

ES LEBE CHRISTUS DER KÖNIG!

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Quelle: Apostolado Eucarístico (Übersetzung: POS)


Bischof Richard Williamson: SYRISCHER VERSTAND

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Eleison-Kommentar Nr. 339, 11. Januar 2014

Nummer CCCXXXIX (339)

 

11 Januar, 2014

SYRISCHER VERSTAND

Eine bemerkenswerte politische Zusammenfassung der Frage, wie und warum die heutige Welt so auf Abwege gekommen ist, finden wir auf Youtube unter dem Suchbegriff „Syrian Girl Partisan“ (d.h. „syrisches Partisanen-Mädchen“). Der junge weibliche Patriot aus Syrien liefert acht gute Gründe, warum die Neue Weltordnung (kurz NWO) Syrien so haßt und entsprechend alles daransetzt, die jetzige syrische Regierung zu stürzen und durch NWO-Marionetten zu ersetzen. Wir Katholiken dürfen allerdings weder zulassen, daß die Propaganda und Lügen des Westens unseren Verstand vergiften, noch behaupten, daß die Politik nichts mit der Religion zu tun habe. Die Neue Weltordnung ist von dem wahnsinnigen Traum getrieben, sowohl die universelle Herrschaft des Christuskönigs als auch Gottes natürliche Weltordnung völlig auszuschalten. Doch nun die Gründe des syrischen Mädchens :–1) Die syrische Zentralbank ist im Besitz und unter Kontrolle des Staates, um der syrischen Volkswirtschaft und dem Volk zu dienen, anstatt die Bankster der westlichen Nationen und Israels zu bereichern, welche fast allen Nationen weltweit Wucherkredite aufzwingen, die dann wiederum künstliche Währungskrisen verursachen, durch welche diese Nationen im Endeffekt versklavt werden.2) Syrien hat keine Schulden beim Internationale Währungsfonds (IWF). Der IWF agiert als Schuldeneintreiber-Polizei der internationalen Bankster. Jede kluge Nation bleibt den Fängen des IWF fern. Genau das macht Syrien, und die Bankster sind über diese Klugheit höchst unglücklich.

3) Syrien hat genmanipuliertes Saatgut verbannt, auf englisch „Franken-Food“ und auf deutsch „Genfraß“. Denn Präsident Bashar Assad möchte die Gesundheit seines Volkes schützen. „Genfraß“ führt zu Lebensmittelkontrolle, und diese wiederum zu Bevölkerungskontrolle. Augenscheinlich bevorzugt die NWO „Genfraß“ (beispielsweise erlegten die USA dem eroberten Irak prompt „Genfraß“ auf).

4) Die Bevölkerung Syriens ist über die NWO gut informiert, und die syrischen Medien und Universitäten erörtern offen die Kontrolle der weltweiten Marionettenpolitiker durch die NWO und ihre Denkfabriken und Geheimgesellschaften. Eine solche Offenheit ist der NWO natürlich ein Dorn im Auge, weil sie ihre Aktivitäten im Verborgenen treiben muß.

5) Syrien verfügt über große Öl- und Gasvorkommen, und arbeitet daran, diese unabhängig von den riesigen westlichen Ölgesellschaften wie Shell und Texaco zu nutzen. Die NWO liebt zwar das Öl, keineswegs jedoch die Öl-Unabhängigkeit.
6) Syrien widersteht klar und eindeutig dem Zionismus und Israel. In den letzten Jahren hat selbst eine gewisse Zahl von westlichen Medien darauf reagiert, daß Israel das gesamte Palästina praktisch in ein Super-Goulag verwandelt. Und Syrien verurteilt diese brutale Apartheid Israels. Offenkundig vereinen sich nun alle israelischen Interessengruppen rund um die Welt und spielen all ihren Einfluß aus, um diesen entschiedenen Widerstand gegen ihre Mit-Juden in Israel zu beenden.

7) Syrien ist einer der letzten säkularen Moslemstaaten im Nahen Osten und verweigert die Anerkennung einer angeblichen Überlegenheit jenes Volkes, welches nach wie vor von sich behauptet, Gottes auserwähltes Volk zu sein (ganze 2000 Jahre nachdem der fleischgewordene Gott Jesus Christus aufgehört hat, sein Volk nach der Rasse zu erwählen, um stattdessen sein Volk nach dem Glauben zu erwählen; vergleiche Römerbrief, Kapitel 3 & 4, usw.). Dieselben vorher genannten Interessengruppen geißeln jede Ablehnung ihrer religiösen wie rassischen angeblichen Überlegenheit.

8) Mit Stolz bewahrt und beschützt Syrien seine politische und kulturelle nationale Identität, während die NWO danach trachtet, für den nahenden Antichrist alle Nationen (bis auf eine) in einen zusammengewürfelten Haufen von Herdenmenschen einzuschmelzen.

Sie können den ursprünglichen, neun Minuten langen Film des „Syrian Girl Partisan“ auf Youtube ansehen, oder die Zusammenfassung des hervorragenden argentinischen Kommentators auf „actualidad.rt.com/expertos/salbuchi“ lesen (diese Ausgabe der „Eleison Kommentare“ greift stark auf den Text von Adrian Salbuchi zurück). So sehr den moslemischen Nationen auch gewisse Irrtümer anhaften, so kommen wir doch nicht umhin festzustellen, daß sie weitaus mehr zum Widerstand gegen die gottlose Neue Weltordnung beitragen, als der gesamte korrupte und dekadente Westen zusammen.

Kyrie eleison.

Dazu die Originalversion in Englisch:

Number CCCXXXIX (339)

 

11 January 2014

SYRIAN SENSE

A remarkable summary on the political level of how and why the world has gone so wrong today is presented on YouTube by “Syrian Girl Partisan”. She is a young Syrian patriot giving eight reasons why the New World Order hates Syria and is doing all it can to overthrow the present Syrian government and replace it with NWO puppets. But Catholics must not allow Western propaganda and lies to poison their minds, nor must they say that politics have nothing to do with religion. The NWO is driven by the mad dream of eliminating altogether the Social Kingship of Christ the King, together with God’s natural world order. Here are the Syrian Girl’s reasons:–1 Syria’s Central Bank is state-owned and state-controlled so as to serve the national economy and the Syrian people, instead of enriching the international banksters of the Western nations and Israel, who force upon almost all nations of the world usurious loans generating artificial debt crises by which these nations are in effect enslaved.

Syria has no international Monetary Fund debt. The IMF acts as the debt collection police of the international banksters. Any wise nation stays out of the IMF’s clutches, which is what Syria has succeeded in doing, but the banksters are not happy at all with such wisdom.

Syria has banned genetically modified seeds, or “Franken-food”, because Bashar Assad wants to protect his people’s health. “Franken-food” means food control which means population control. Obviously the NWO favours “Franken-food” (the USA imposed it on conquered Iraq.)

Syria’s population is well-informed about the NWO, whose domination of the world’s puppet politicians by its think-tanks and secret societies is openly discussedin Syria’s media and universities. Such openness is anathema to the NWO, which must cover its operations in darkness.

Syria has massive oil and gas reserves, and it is working to exploit them independently of the giant Western oil companies like Shell and Texaco. The NWO loves oil, but not oil independence.

Syria clearly and unequivocally opposes Zionism and Israel. In recent years even the base Western media have reacted to Israel’s virtual turning of Palestine into a mega-Goulag. Syria denounces Israel’s brutal apartheid. Obviously the Jewish lobbies all round the world will unite to use all their influence to put an end to such firm opposition to their fellow-Jews in Israel.

Syria is one of the last secular Muslim States in the Middle East, and refuses to recognize any superiority of that people which still claims to be the Chosen People of God (even 2,000 years after the Incarnate God, Jesus Christ, ceased to choose his People by race and began to choose it instead by faith — Romans III, IV, etc.). The same lobbies will chastise any refusal of their religious as of their racial superiority.

Syria proudly maintains and protects its political and cultural national identity, whereas the NWO seeks to melt down all nations (except one) into a single conglomerate mass of sheeple for the approaching Antichrist.

Watch the original nine-minute video of “Syrian Girl Partisan” on YouTube, or read the excellent Argentinian commentator’s summary on actualidad.rt.com/expertos/salbuchi. (These “Eleison Comments” draw heavily on Adrian Salbuchi’s text.) Whatever be other faults of the Muslim nations, who cannot notice how much more they are doing than the corrupt and decadent Western nations to resist the godless New World Order ?

Kyrie eleison.


BRIEF DER GLÄUBIGEN VON KOLUMBIEN AN PATER BOUCHACOURT

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Die Gläubigen der FSSPX von Bogotá

Die Gläubigen der FSSPX von Bogotá

Santa Fe de Bogotá, 10. Januar 2014

Hochw. Pater
Christian Bouchacourt
Superior des Südamerikanischen Distrikts
Priesterbruderschaft St. Pius X.

Hochwürdiger Pater

Wie öffentlich bekannt ist, hat unser Prior, hochw. Pater Fernando Altamira, kürzlich vom Ambo aus gewisse Kritiken doktrineller Natur geäußert hinsichtlich bestimmter aktueller Ausrichtungen der Autoritäten der FSSPX. Die Reaktion der Bruderschaft darauf war: ihm das Amt des Priors zu entziehen und ihn in ein anderes Land zu versetzen.

Angesichts dessen drücken wir, im Nachstehenden Unterzeichneten, Gläubige der FSSPX von Kolumbien, Euer Hochwürdigen respektvoll das Folgende aus:

1.  Die kolumbanische Gläubigen-Gemeinde  ist,  dank der andauernden, durch die FSSPX verwirklichten Bildungs-Arbeit, zur Zeit eine katholische Gruppe festen Glaubens und dadurch aufmerksam/wachsam auf die allmähliche Abweichung, die die doktrinelle Position der Bruderschaft erleidet, insbesondere in dem, was die Beziehungen mit Rom betrifft.

2. Was dieses Letztere angeht, schärf[t]en uns Erzbischof Lefebvre und seine Priester der Bruderschaft dieses Prinzip ein: die FSSPX wird keine Verhandlungen mit dem apostatischen Rom machen, die hingeordnet wären auf ein Abkommen mit Rom, solange es sich nicht bekehrt, d.h. solange es nicht zur Tradition und zur Wahrheit zurückkehrt (Generalkapitel von 2006).

3. Weil das Jahr 2012 uns große Überraschung und Ratlosigkeit verursachte, dass wir darüber unterrichtet wurden, dass die aktuellen Mitglieder des Kapitels der Bruderschaft im Geheimen Anstrengungen zuende geführt haben, die darauf hinausliefen, die Bruderschaft von Msg. Lefebvre diesem apostatischen, modernistischen, blinden und wankelmütigen Rom zu unterstellen, und dabei die Wahrheit selbst zu opfern.

4. Andererseits hat diese Absicht der Autoritäten der Bruderschaft, sich Rom zu nähern, vor den Gläubigen in freier und transparenter Weise nicht Recht bekommen; im Gegenteil, die Autoritäten haben für das Gelingen des Abkommens oder der Regulierung, auf andauernde Zweideutigkeiten in der Sprache, auf Machtmissbräuche, auf übermäßige Diplomatie, auf widerrechtliche Geheimnisse, auf politische und seltsame Winkelzüge, wie die Lancierung von Rosenkranzfeldzügen, welche die Frömmigkeit und den guten Willen der Gläubigen manipulieren, usf. zurückgegriffen; alles dies hat Zweifel und Verwirrung unter der Gläubigen-Gemeinde gestreut. Dieser bedauerliche Zustand hat überdies den Verlust des Vertrauens in die Oberen bewirkt. Alles hiervor Genannte stellt eine äußerst ernste und noch nie gesehene Situation in der Geschichte der Bruderschaft dar.

5. Überdies, diese Strategie der Zweideutigkeit und andere ähnliche Zeichen veranlassen uns zu denken, dass die vom vorkonziliaren Lehramt denunzierte und verurteilte globale Organisation, der wohlbekannten Neuen Weltordnung, die schließlich Rom besetzte und den Modernismus in sie einführte („das Sammelbecken aller Häresien“), die Entscheidungen der Bruderschaft beeinflusst. Sie operiert in ihr mit derselben Verschlagenheit und demselben Zorn, mit welcher/welchem sie vorging, als sie sich Roms bemächtigte, indem sie versuchte, sie zu vernichten auf dem Weg des falschen Gehorsams.

6. Wir haben mit Schmerz festgestellt, dass der Glaubens-Verteidigungskampf gegen die Feinde der Wahrheit nun nicht mehr der Kampf der Führungsspitze der FSSPX oder ihre wirkliche Priorität ist. Weder sprechen diese Autoritäten noch schreiben sie mit Klarheit wie vorher, noch verurteilen sie mit der alten Festigkeit, noch erlauben sie die Veröffentlichung von guten Dokumenten verbunden mit diesem gloriosen Kampf, welcher jener war, den Msgr Lefebvre stets unterstützte und welcher ihn zur Isolierung führte, zur Verleumdung und zum geistigen Martyrium.

7. Andererseits, die Priester, welche den Wert, sich unbeweglich in der Wahrheit zu verhalten, bewahrt haben, sind ausgestoßen worden durch unrechtmäßige Urteile und ohne dass man ihnen genügend klare doktrinelle Antworten gegeben hat, was beweist, dass in der Führungsspitze der Bruderschaft eine liberale Vergiftung besteht, welche Anlass gegeben hat zu Interessen, die der Verteidigung des Glaubens und der Postulate von Msgr. Lefebvre fremd sind.

8. Die Bruderschaft lehrte uns, dass das II. Vatikanische Konzil, das mit der Tradition brach und den Katholiken eine andere Religion aufgezwungen hat; destotrotz haben wir mit großer Bestürzung gesehen, dass die FSSPX und besonders der Generalobere, die vormalige Haltung kategorischer Ablehnung  ihr gegenüber aufgeweicht hat.

9. Die Autoritäten der FSSPX weisen uns bereits nicht mehr auf den wahren Feind hin. Im Falle von P. Altamira: er hat bewiesen, dass er eine bewährte Vorbereitung und doktrinelle Bildung hat, um den externen und internen Feind zu erkennen, um unsere Seele gegen den Wolf zu verteidigen, und deshalb vertrauen wir ihm und lassen wir uns führen von ihm, dem guten Hirten.

10. Wir verstehen, dass der Gehorsam ausgerichtet sein muss auf den Glauben und die Wahrheit.  Deshalb ist aller Gehorsam in Bezug auf das Suchen einer Einheit mit dem apostatischen Rom falsch, illusorisch und beinhaltet einen schwerwiegenden Verrat (an) der Wahrheit, die Jesus Christus ist, Unser Herr.

11. Wegen des Abweichens der Autoritäten der Bruderschaft scheint das Schlachtfeld heute innerhalb der Bruderschaft selbst zu sein und nicht im Äußeren, wo der wahre Feind ist. Ein Beispiel dafür ist, dass Pater Altamira angefeindet wird, während die mächtigen alten Feinde der Kirche gefürchtet und sogar belobigt und verteidigt werden.

12. Zusammenfassend: wir sehen mit Traurigkeit und Schmerz, dass unser guter Vater und Hirte, Pater Altamira, aktuell verfolgt wird, weil er den Irrtum bekämpft, während die Führungsspitze der FSSPX es unterlassen hat, mit Entschiedenheit die neuen doktrinelle Häresien und die liberale und modernistische Hierarchie zu bekämpfen, die sie verbreiten; jedoch, wie es der hl. Pius X. sagte: „den Irrtum nicht bekämpfen, heißt, ihn zu erlauben“.

In Anbetracht des Vorausgehenden, erklären wir:

1. Dass wir wegen schwerwiegenden Ungerechtigkeit  und Unbegründetheit, die Vorgehensweise der Absetzung von P. Altamira als Prior des Priorats von Bogota und seine Versetzung außerhalb Kolumbiens ablehnen.

2. Dass wir den Pater unterstützen werden, damit er fortfahre, sein heiliges Apostolat weiter zu festigen, das uns im Kampfe unterstützt und für die Heiligung unserer Seelen wirkt. Weil P. Altamira jeder Veränderung in der katholischen Lehre widersteht, werden wir ihm folgen in diesem Widerstand.

3. Dass wir absolut die liberale Kursabweichung, welche die FSSPX erleidet, von ganzem Herzen inakzeptabel finden, wofür ihre aktuellen Autoritäten Rechenschaft werden geben müssen vor Gott. Wir sind Zeugen der Selbstzerstörung des Werkes von Msgr. Lefebvre. Wir beten zu Gott, dass diese Autoritäten, zum Wohle ihrer eigenen Seelen und für das Wohl der Kirche, ihre Irrtümer berichtigen und mit Großherzigkeit und christlichem Mut die Herausforderung annehmen, die die göttliche Vorsehnung uns, den Katholiken, in der schlimmsten Krise der Geschichte der Kirche anbietet. Sie mögen sich daran erinnern, dass die wahre Kirche stets bereit gewesen ist zum Martyrium aus Liebe zur Wahrheit, und dass sie diese ewigen Worte Christi, Unseres Herrn vor Augen halten: „wer mir nachfolgen will, möge sich verleugnen und täglich sein Kreuz auf sich nehmen“.

Gott möge Sie behüten, Sie beschützen und segnen.

Wir erwarten Ihre prompte Antwort an die E-Mail-Adresse: (…)

Unterzeichnete

1.    ADRIANA LUCIA GOMEZ
2.    ALBA DE CARRERO
3.    ALEJANDRA PEÑA
4.    ALEJANDRO BAYER T.
5.    ALEXANDER  RIVEROS DIAZ
6.    ALICIA CORREA BARRERA
7.    ALVARO HERNANDO SANCHEZ HURTADO
8.    AMABIL DE JESUS DIAZ
9.    ANALEJANDRA  QUINTERO OSPINA
10. ANDREA CAROLINA VILLA JAIMES
11. ANDREA ORTIZ PEREA
12. ANDRES RAMIREZ
13. ANGELA DEL PILAR MENDOZA PERILLA
14. BEATRIZ  FAJARDO
15. BEATRIZ PLATA
16. BENJAMIN  BURGOS PEREZ
17. BLANCA DIAZ
18. CAMILO CASTELLANOS
19. CARLOS ALBERTO BAQUERO ZAPATA
20. CARLOS DANETY BAQUERO G
21. CARLOS ESCOBAR
22. CARLOS ESTEBAN MONSALVE GONZALEZ
23. CARLOS VERA
24. CAROLINA  CAMARGO GARCIA
25. MARIA CAROLINA MARINAS
26. CESAR VARGAS
27. CLARA LUCILA MORENO
28. CLARA PATRICIA LEON GRANADOS
29. CLAUDIA MONTES
30. CLAUDIA PATRICIA SIERRA
31. DANIEL  ALVARADO PATIÑO
32. DAVID RAMIREZ
33. DEIZA GUERRERO
34. DIANA CAROLINA JIMENEZ DAZA
35. DIANA CAROLINA LANCHEROS MURCIA
36. DIANA PATRICIA RODRIGUEZ LARA
37. DIEGO GONZALEZ
38. DORA NELLY MURCIA R.
39. DORYS  PEÑA C.
40. EDITH YANILA QUINTERO OSPINA
41. EDWIN SANTIAGO PEREZ VARGAS
42. EFRAIN MARTINEZ
43. ELIZABETH  VELEZ MENDOZA
44. ELKIN  ORDOÑEZ RIVERA
45. ESPERANZA DULCE
46. FERNANDA SOFIA PEÑA VARGAS
47. FLOR ALBA MALES
48. FRANCY MABEL BERNAL GOMEZ
49. GABRIEL MENESES
50. GERMAN DAVID LAMILLA SANTOS
51. GLORIA MANOSALVA
52. GLORIA MARIA CORREA BARRERA
53. GUSTAVO  HERNANDEZ
54. HEIDI MARIANA LANCHEROS MURCIA
55. HUMBERTO  YATE TIQUE
56. IBETH MARIA CARDENAS VALLEJO
57. ISABEL P. VARGAS
58. JOHANA MELO
59. JORGE ANDRES MURCIA PULIDO
60. JORGE HERNANDEZ
61. JOSE ARMANDO MOLANO SUESCUN
62. JOSE FERNANDO CAMARGO BANOY
63. JUAN CAMILO CARO ESTEBAN
64. JUAN CAMILO MOLINA
65. JUAN CARLOS BARRERA
66. JUAN CARLOS NOVOA
67. JUAN CARLOS VILA
68. JUAN GUILLERMO SEPULVEDA DUARTE
69. JULIO CESAR MORILLO DULCE
70. JULIO CESAR PERILLA RUIZ
71. LIGIA  CASTAÑEDA CASTILLO
72. LILIA BEATRIZ PINZON LOPEZ
73. LINA VILLEGAS
74. LUDY STELLA LIZCANO DE YATE
75. LUIS ENRIQUE CASTELLANOS RODRIGUEZ
76. LUIS HERNANDO CARRERO S.
77. LUISA FERNANDA VARGAS
78. MARIA EUGENIA CARREÑO
79. MARIA EUGENIA VALDERRAMA GARZON
80. MARIA LUISA CORREA BARRERA
81. MARIBEL  SANCHEZ MORENO
82. MARIO DAVID RAMIREZ CARO
83. MARTHA ELENA PINZON RIVILLAS
84. MIGUEL ANTONIO VARGAS AYALA
85. MILDRED  ALVARADO PATIÑO
86. MERCEDES ZORRO
87. NELLY ARIAS
88. NELY SUSANA GONZALEZ DE ROJAS
89. NESTOR RODRIGUEZ
90. ELDA DE VARGAS
91. NOHORA ARACELY SANCHEZ MORENO
92. NORA RODRIGUEZ
93. NUBIA VARGAS
94. OLGA ROCIO GUAQUETA FIGUEROA
95. OMAR SANTAMARIA
96. OSCAR DARIO RODRIGUEZ NUÑEZ
97. OSCAR ENRIQUE ROJAS JARAMILLO
98. OSCAR USSA
99. OVIDIO  LEON RODRIGUEZ
100.          PAOLA NIÑO DE RODRIGUEZ
101.          RAFAEL FERNANDO SALAZAR S.
102.          RAQUEL VIVIANA VARON
103.          RICARDO ZORNOSA
104.          RONALD VALENCIA
105.          ROSA ELENA PINZON LOPEZ
106.          RUBEN POSADA CANCHON
107.          SANDY MILENA CABAS VASQUEZ
108.          SERGIO CORTES
109.          SKIOLD IVAR NIÑO ALVARADO
110.          TATIANA  VASQUEZ
111.          TERESITA ESCOBAR TRIANA
112.          TOMAS POSADA CANCHON
113.          VIVIANA ANTONIA PEÑA VARGAS
114.          VIVIANA ANTONIA PEÑA VARGAS
115.          WILLIAM ROLDAN
116.          WILMAN VARGAS
117.          YERLIN PINEDA PEREIRA
118.          YOLANDA  NIETO G
119.          ZORAIDA PLATA
120.          JAIME TOBON FERRER
121.          NATALIA VASCONCELOS
122.          JUAN PABLO ZULUAGA
123.          TOMAS N. ZULUAGA
124.          VALERIA N. ZULUAGA
125.          CAROLINA ACOSTA MUÑOZ
126.          ADRIANA LUCIA GOMEZ DE SANCHEZ
127.          JAIME ALBERTO SANCHEZ TABARES
128.          JESÚS RAMÓN GÓMEZ
129.          ALBA LUCIA MARIN VILLADA
130.          DIEGO OSORIO VÉLEZ
131.          DANIEL VILLEGAS LONDOÑO
132.          CAROLINA OSORIO DE VILLEGAS
133.          MA.  ESPERANZA CEDEÑO JARAMILLO
134.          SANTIAGO CEDEÑO
135.          DAVID BAYER TAMAYO
136.          TOBIAS BAYER PICCIOTTI
137.          DOMINIC BAYER PICCIOTTI
138.          AGUSTIN BAYER PICCIOTTI
139.          ALVARO BAYER PICCIOTTI
140.          GABRIEL BAYER PICCIOTTI
141.          FRANCESCA BAYER PICCIOTTI
142.          JUAN CARLOS RIVERA CHAVARRO
143.          CAROLINA PEÑA PORTILLA
144.          MARIA CLARA RIVERA PEÑA
145.          JUAN IGNACIO RIVERA PEÑA
146.          ERBIN JOSE PEÑA HERNANDEZ
147.          LUZ FANNY PORTILLA ROJAS
148.          DIANA PATRICIA PEÑA PORTILLA
149.          MARIA ISABEL VERA PEÑA
150.          ADRIANA AURORA TORRES
151.          AIDA DE LAS MERCEDES PUENTES DE RIAÑO
152.          AIDA VERÓNICA RIAÑO PUENTES
153.          ÁLVARO PÍO QUINTERO VEGA
154.          ANA WALDINA ÁVILA PARDO
155.          ANDRÉS CUBILES RAMOS
156.          AURA MARÍA VEGA DE QUINTERO
157.          BELLALDINA TORRES FARFÁN
158.          BLASINA VELANDIA
159.          BRIAN SÁNCHEZ
160.          CARLOS ANTONIO VARGAS VARGAS
161.          CARLOS ARTURO RIAÑO PUENTES
162.          CLARA MARÍA CARABUENA
163.          DANIEL CAMARGO RIAÑO
164.          DIANA CAROLINA RAMOS BECERRA
165.          DIDIER ÁLZATE
166.          DIEGO CAMARGO RIAÑO
167.          DOLORES SÁNCHEZ
168.          ÉDGAR FERNANDO SALAMANCA VARGAS
169.          EDISON HERNANDO MONTAÑA GARCÍA
170.          ELSI ROSSÍO MONTAÑA GARCÍA
171.          EUDELO PARRA
172.          EVERARDO VELANDIA
173.          FANNY VILLAMIL GONZÁLEZ
174.          FREY LEODÁN MONTAÑA GARCÍA
175.          GUILLERMO ENRIQUE QUINTERO VEGA
176.          ISAAC SAAVEDRA AGUDELO
177.          JAIME ALBERTO VALENZUELA ÁVILA
178.          JAIME ARANGO
179.          JAIRO CELY
180.          JAIRO VELANDIA
181.          JEIDY KATHERINE TÉLLEZ MUÑOZ
182.          JHOHAN FERNANDO QUINTERO VEGA
183.          JOAQUÍN VELANDIA
184.          JORGE LUÍS QUINTERO GONZÁLEZ
185.          JOSÉ ALFREDO VALENZUELA ÁVILA
186.          JOSÉ GONZÁLEZ
187.          JOSÉ HERNANDO MONTAÑA GÓMEZ
188.          JOSÉ JACINTO SALAMANCA VARGAS
189.          JOSÉ VICENTE RINCÓN
190.          JUAN BAUTISTA MONTAÑA GARCÍA
191.          JUDY PAOLA PEÑA
192.          JULIO ERNESTO RIAÑO PUENTES
193.          KAREN SÁNCHEZ
194.          LIBARDO ZAMBRANO
195.          LUCILA SIERRA
196.          LUÍS CARLOS VALENZUELA ÁVILA
197.          LUIS M. FAJARDO
198.          MARCOS FONSECA
199.          MARGARITA SOLANO DE FINO
200.          MARÍA ADELA MUÑOZ
201.          MARÍA SOLANO
202.          MARÍA UBALDINA S.
203.          MARIBEL REINA
204.          NIEVES GAMBOA
205.          OCTAVIO CASTELLANOS BOHÓRQUEZ
206.          PEDRO ALONSO VALENZUELA ÁVILA
207.          RAFAEL ANTONIO VALENZUELA ÁVILA
208.          RICARDO IVÁN RIAÑO PUENTES
209.          ROSAURA GARCÍA GONZÁLEZ
210.          SANDRA GÓMEZ
211.          VERÓNICA DE QUINTERO
212.          VÍCTOR HERNANDO RINCÓN SIERRA
213.          WELIO  BARBOSA
214.     LILIANA RINCÓN
215.     ANA CAMARGO
216.     ALFONSO RINCÓN
217.     CAROLINA CAMARGO
(primera recolección de firmas)

11-01-14 ANMKERUNG: DIE FOLGENDEN NAMEN WURDEN IRRTÜMLICHERWEISE HINZUGEFÜGT:
 
ALVARO HERNANDO SANCHEZ HURTADO
ANDREA CAROLINA VILLA JAIMES
JUAN CARLOS NOVOA
MARIA EUGENIA CARREÑO
RONALD VALENCIA
RUBEN POSADA CANCHON
DIANA CAROLINA JIMÉNEZ
JUAN CAMILO CARO ESTEBAN
NEUE BEIPFLICHTUNGEN ZUM BRIEF:
1   Anyela Andrea Restrepo
2   Maria Rocío Sanabria
3   Ana Isabel Aza
4   Lucía Yazo
5   Yohanna Gutiérrez
6   José Armando Muñoz
7   Andrea Viviana Rodríguez
8   María Hilda López
9   Ana María de Tamayo
10 Ema Paulina Ulloa
11 Carmen Rosa Bernal
12 Sandra Liliana Cruz
13 Carmen Rosa Pedraza
14 Mauricio Mick Dulcey
15 Juan Pablo Mick
16 Isabel Vargas
17 Fernando Torres
18 Eduardo Varela
19 Agnes de Bondy
_______
Übersetzung aus dem Spanischen von POS [P. O. Schenker]

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