Krankenheilungen in der Nacht
Wegen der anwesenden Pharisäer sind die Bewohner von Aruma scheu und melden sich bei Tage nicht. Daher heilt der Herr nicht öffentlich; aber wie in der gestrigen Nacht, so wandelt Er auch in der heutigen Nacht, von ein paar Jüngern begleitet, durch die mondhellen Straßen zu einigen kleinen Pforten, wo Ihn Menschen demütig erwarten, um Ihn in den Hof zu den aufgebahrten Kranken zu führen, die Er ermahnt und heilt. Unter ihnen läßt Er auch eine blutflüssige Frau Seinen Gürtel küssen und spricht dabei Worte, die so viel besagen wie: „Ich heile dich in der Intention, in der dieser Gürtel getragen wird, vom Anfange bis zum Ende.” Anderen Kranken legt Er die Enden Seines Gürtels auf das Haupt. Dieser Gürtel ist ein langes, breites Tuch und wird bald breit, bald schmal zusammengelegt getragen, bald mit kurzen, bald mit lang herniederhängenden Enden, an denen Quasten befestigt sind.
Jüngerherberge bei Thänath-Silo
So. 20.
Nachdem Er morgens nochmals sehr ernsthaft wider die Pharisäer gesprochen hat, indem Er auf ihre Verteidigung der Heiligkeit der äußeren Gebräuche und Formen hin Beispiele von Heiden anführt, denen der Satan schließlich die leeren Formen ausgefüllt habe, wandert Er zu der von Lazarus eingerichteten Jüngerherberge bei ThänathSilo, in jenem Tal vor Samaria, wo sich einst (Gen. 12, 6) Abraham bei der Terebinthe im Hain Moreh zuerst niedergelassen hatte, und übernachtet hier mit den Ihn begleitenden Jüngern.
Ackerbau-Stadt Thänath-Silo
Mo. 21.
Tagsüber wandelt der Herr durch die umliegenden Felder und spricht vor Frauen und Männern, die an großen Getreidehaufen arbeiten, über das Gleichnis vom Sämann und dem verschiedenen Erdreich (Mt. 13, 3 ).
Abends beginnt mit Abschluß des letzten Monatstages, des 30. Tisri, und dem Anfang des 1. Marchesvan das Neumondsfest, zu welchem Jesus aus Seiner Herberge vor der Stadt von den Einwohnern abgeholt und in die Stadt eingeführt wird. Er lehrt im Sabbathaus, speist mit den Gesetzeslehrern und übernachtet wieder in der Jüngerherberge.
Di. 22.
Nachdem Er in Thänath Kranke aller Art, besonders viele Lahme und Gichtleidende geheilt und auch viele kranke und gesunde Kinder gesegnet hat, zieht Er wieder in das Erntefeld hinaus, heilt auch hier viele Arbeiter und nimmt unter einer noch stehenden Laubhütte an einem Picknick teil, welches Ihm die Einwohner von Thänath bereiten. Hierauf hält Er eine große Lehre, die sich besonders gegen die unnütze und übertriebene Lebenssorge richtet, wobei Er das Gleichnis von den Lilien auf dem Felde (Mt. 6, 25) erzählt und auch schon einige Seligpreisungen erklärt, die in der sogenannten Bergpredigt (Mt. 5, 3) die Einleitung bilden. Die Bewohner von Thänath sind in ihrem Ackerbau und Handel sehr erwerbstüchtig, und sie halten den Zehnten, den sie von der ganzen Gegend einzuziehen haben, oft lange zurück und wuchern damit. Pharisäer wohnen hier nicht.
Abrahams Terebinthe im Hain Moreh
Mi. 23.
Morgens heilt der Herr noch die vielen Kranken, die man aus der ganzen Umgegend in Thänath-Silo zusammengebracht hat. Gegen Mittag zieht Er, von Bewohnern begleitet, zum Brunnen Abrahams im Hain Moreh, wo jene Terebinthe (Elon im Hain des Moreh) steht, unter der einst in der neunten Nacht vor Christi Geburt die heilige Jungfrau auf ihrer Reise nach Bethlehem so sehr gefroren hatte und von Gott in ihrem diesbezüglichen Bittgebet erhört worden war. Hier spricht der Herr vor einer Schar von lernbegierigen Leuten, zumal samaritischen Arbeitern, die Ihn hier teils erwartet, teils bis hierher begleitet haben.
Beim Gutsbesitzer Obed
Grenz-Doppel-Stadt Aser-Michmethat
Gegen Abend besucht Er den Lustort vor der Doppel-Stadt Aser-Michmethat, die als Aser im südlichen Stammgebiet Ephraim und als Michmethat im nördlichen Stammgebiet Manasse liegt. Auch hier im Lustort liegt ein Brunnen Abrahams, und Jesus heilt hier erst Kranke und wird von den Bewohnern der Stadt liebevoll empfangen, kehrt aber dann in dem in der Nähe liegenden, großen Landgut des nach Weise eines Patriarchen Job lebenden Obed ein, der Ihn mit Seinen Jüngern sehr liebevoll aufnimmt.
Do. 24.
Am Morgen lehrt der Herr im Badegarten vor Michmethat am Brunnen Abrahams vor ungefähr vierhundert Menschen, die sich auf dem Rasen des treppenförmigen Abhanges um den Brunnen gelagert haben. Er spricht deutlich von der Ankunft des Reiches und Seiner Sendung, von Buße und Taufe, und bereitet auch einige der Hörer zur Taufe vor.
Hierauf wandelt Er mit Obed durch die diesem gehörenden Felder zu einzelnen Häusern und belehrt und tröstet hier die älteren Angehörigen der Gutsarbeiter, die nicht zur Brunnenlehre hatten kommen können. Unterwegs unterhält Er Sich mit Obed über Abraham, Jakob und Job; denn der reiche Obed, dessen Voreltern sich aus Juda hier angesiedelt hatten, lebt wie jene ganz bewußt in Nachahmung jener alten Patriarchen. Er allein hat achtzehn Kinder, von denen viele schon verheiratet sind und alle auf diesem seinem großen Landgut leben, oder in den Orten Aser und Michmethat. Ganz besonders aber verehrt Obed den Job und nimmt ihn sich in allem zum Muster.
Nachmittags wohnt der Herr einer großen Mahlzeit bei, die rund um Obeds Haus und in dem Hof unter Laubhütten unter Beteiligung fast aller Einwohner von Michmethat und besonders aller Armen der Gegend stattfindet. Jesus geht von Tisch zu Tisch, segnet, lehrt, erzählt Parabeln und teilt liebevoll Speisen aus.
Gegen Abend besucht Er noch Kranke in Privathäusern, heilt sie und segnet unterwegs auf den Straßen von Michmethat sehr viele Kinder, die Ihm die Mütter reihenweise vorstellen. Bei Seiner Rückkehr im Hause Obeds segnet Er auch die Kinder der Familie und der weiteren Verwandten. Besonders viel redet Er mit einem siebenjährigen Sohne Obeds, der bei einem älteren Bruder wohnt und oft des Nachts auf dem Felde kniend betet. Nach Jesu Tod kommt dieser fromme Knabe zu den Jüngern Christi.
Fr. 25.
Früh morgens besucht der Herr mit den Jüngern den nördlichen Teil des Ortes, Aser. Die hiesigen Pharisäer sind verärgert, daß Jesus zuerst Michmethat statt Aser aufgesucht hat. Auch viele der Einwohner sind hoffärtig und stecken mit anderen Leuten zusammen, die Abgaben und Zölle für die Römer zu erheben haben, und wuchern mit diesen Geldern. Diese, sowie die Pharisäer lieben Jesus nicht; und doch wollte ihr Ehrgeiz, daß Er, der Gelehrte, zuerst bei ihnen einkehre und nicht bei ihren Nachbarn, auf die sie herabsehen. Jesus lehrt hier im Sabbathause und heilt mehrere Kranke.
Mittags kehrt Er zum Brunnen vor Michmethat zurück und nimmt erst im allgemeinen, dann von einzelnen das Sündenbekenntnis entgegen und läßt durch Saturnin und Judas Barsabas taufen. Nach der Taufe nimmt Jesus einen kleinen Imbiß ein und predigt dann zum Sabbatanfang wieder in Aser über die Vertilgung von Sodom und Gomorrha und über die Wundertaten des Propheten Elisäus. Mit dieser Seiner scharfen Bußpredigt sind die Pharisäer nicht zufrieden, zumal Er nachher beim Mahle mit ihnen davon spricht, daß sie zwar die Zöllner verachten, aber selbst den Wucher, nur versteckter und scheinheiliger, betreiben. Er übernachtet wieder bei Obed.
Sa. 26.
Morgens predigt der Herr wieder im Sabbathause zu Aser, und zwar von Abraham und Elisäus, und heilt dann noch viele Kranke, darunter auch dämonische und melancholische.
Am Nachmittag folgt Er einer Einladung seitens der Pharisäer zum Ehrenmahl im Stadthotel, ruft aber viele Arme und die Leute von Michmethat hinzu und läßt alles durch Seine Jünger bezahlen. Bei Tisch erheben die Pharisäer heftigen Widerspruch gegen Ihn, und Er legt ihnen die Parabel vom ungerechten Schuldner (L. 16, 1) dahin aus, daß sie den Armen die Abgaben abdrückten und den Römern vorlögen, sie könnten nicht bezahlen, um sich dann das übrige Geld einzustecken; auch daß sie höhere Abgaben aufschrieben und den Römern nur den dritten Teil gäben. Als sich die Betroffenen verteidigen wollen, sagt Er: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!” (Mk. 12, 17.) (Denselben Ausspruch tut Er später, am 19. März 34 noch einmal im Tempel.) Sie sind zuletzt ganz ergrimmt und sagen, was denn Ihn dies angehe.
Abends beginnt mit Anbruch des 6. Marchesvan der Fasttag zur Erinnerung an den jüdischen König Sedekias (dem Nabuchodonosor die Augen ausstechen ließ, nachdem er dessen Söhne hatte töten lassen; 4 Kön. 25, 7; Jerem. 52, 10-11).
So. 27.
Wie an Fasttagen üblich, gehen die Leute heute etwas spazieren. Der Herr schließt Sich ihnen hierbei an, besucht die Weinberge, die hier zum zweiten Mal reifen, lehrt dann bei Hirten in der Gegend und predigt zum Schluß wieder am Brunnen vor Michmethat über das Reich, das von den Juden zu den Heiden übergehen werde.
Als Obed nachher meint, die Heiden könnten durch solche Bemerkungen hoffärtig werden, weist Jesus darauf hin, daß jene gerade wegen der Demut den Vorzug erhalten würden, und warnt hierbei Obed und die Seinen vor dem Gefühl einer gewissen Gerechtigkeit und Selbstzufriedenheit, wozu sie in der Tat etwas hinneigen. Daher erzählt Er ihnen die Parabel von den Talenten (Mt. 25, 14-30). Nachher belehrt Er auch die Frauen des Gutshofes in einem eigenen Park unter einer großen Laube, unter der Er ihnen die Parabel von den klugen und törichten Jungfrauen erzählt (Mt. 25, 1 bis 13).
Aufnahme des Bartholomäus und des Judas
Adventshirtenhaus bei Sichern
Mo. 28.
Des Morgens verläßt der Herr mit fünf Jüngern Michmethat, unterrichtet unterwegs einige Hirten und kommt gegen Mittag in jenem Hirtenhause bei Sicheln an, wo Er am 31. Juli 32 mit Seiner Mutter zusammengetroffen war. Es liegt auf dem Landgut des Patriarchen Joseph, dem Erbteil Jakobs (Gen. 48, 22). Der Wirt dieses Gutes und Hauses ist ein Pächter. Jesus lehrt hier zuerst vor einer großen Volksversammlung und nimmt dann im Hirtenhause ein ländliches Mahl ein.
Gerber-Stadt Meroz
Vom Adventshirtenhaus bei Sichern begibt Sich Jesus zum Gerberorte Meroz. Er wird von den armen Bürgern, die um Seine Ankunft wissen, sehr freudig empfangen. Sie kommen Ihm mit Kleidern und Sandalen entgegen, um sie Ihm und den Jüngern zu überreichen. Der Herr dankt und begibt Sich mit ihnen zum Hotel der Stadt, wo man Ihm die Füße wäscht und einen Imbiß reicht. Dann empfängt Er den Besuch der Pharisäer und lehrt noch am Abend im Sabbathaus vor vielem Volk über die Parabel vom faulen Knecht und dem vergrabenen Talente (Mt. 25, 14), mit dem Er die Einwohner von Meroz vergleicht, da sie als Söhne der Mägde nur ein Talent erhalten hätten, es aber, statt damit zu wuchern, vergraben hätten, weshalb sie jetzt, da Er nahe, sich beeilen sollten, noch etwas zu gewinnen. Auch hält Er ihnen ihre geringe Liebe zu den Nachbarn und ihren Haß gegen die Samariter vor. Die Pharisäer sind zwar mit Ihm nicht zufrieden, um so mehr aber das Volk, da es von jenen sehr gedrückt wird, und da der ganze Ort sonst nie einen Lehrer zu sehen bekommt.
Nach der Lehre geht Jesus mit Seinen Jüngern zu der von Lazarus eingerichteten Jüngerherberge bei einem Feldgut vor dem östlichen Tor von Meroz, welches dem Lazarus gehört. Hier kommen Bartholomäus Nephthali, Simon Zelotes, Judas Thaddäus und Philippus zum Herrn, werden von Ihm freundlich empfangen, nehmen am Abendmahl teil und bleiben zur Nacht hier.
Bartholomäus und Simon Zelotes empfehlen dem Herrn den Judas Ischariot als Jünger. Doch Jesus seufzt bei ihren Reden und scheint betrübt zu sein. Auf ihre Frage, warum, sagt Er: „Es ist jetzt nicht Zeit, davon zu reden, sondern daran zu denken.”
Judas Ischariot ist vor kurzem in Cypern gewesen, und durch seine vielfachen Erzählungen von den Wundern Jesu und von den Urteilen, die man über Ihn fälle wie, daß die einen Ihn den Sohn Davids, die anderen den Christus nennen, und daß die meisten Ihn für den größten aller Propheten halten, sind die dortigen Heiden und Juden, die schon vorher viel Wunderbares von Jesus gehört hatten, noch begieriger geworden, Ihn zu sehen. Cyrinus von Cypern hat daraufhin (vgl. 14. Oktober 32) einen heidnischen Boten zu Jesus nach Ophra geschickt, und Judas ist zusammen mit letzterem von Cypern nach Palästina zurückgereist.
Als Judas erfährt, daß Jesus in die Gegend von Meroz kommen werde, wo er sehr bekannt ist, besucht er den Bartholomäus in Dabbeseth, den er auch schon kennt, und ladet ihn ein, mit ihm nach Meroz zu reisen. Bartholomäus reist aber erst mit Judas Thaddäus nach Kapharnaum. Beide holen dort Philippus ab und dann in Tiberias den Simon Zelotes, treffen sich in Naim wieder mit Judas Ischariot und reisen alle nach Meroz, wo Judas aber in der Stadt in einem ihm bekannten Hause zurückbleibt, während die anderen Jesus in der Jüngerherberge aufsuchen.
Di. 29.
Morgens begibt sich der Herr mit den Jüngern zum Stadtbrunnen von Meroz, wo die Kranken, besonders viele Wassersüchtige und Lahme, von denen Meroz voll ist, versammelt worden sind. Mit Staunen, aber auch skeptisch und verärgert, schauen die Pharisäer den Wunderheilungen des Herrn zu und sehen die Geheilten lobsingend ihre Betten nach Hause tragen. Jesus lehrt und ermahnt und tröstet die Kranken und kümmert sich um die Pharisäer nicht.
Gegen Mittag wandelt Jesus mit den Jüngern wieder zum östlichen Tore hinaus zur Jüngerherberge. Unterwegs schreien Ihn einige ganz wütend Besessene an, die man aus ihrem Behälter losgelassen. Er befiehlt ihnen, zu schweigen, und heilt sie.
Von der Herberge begibt Er Sich zum Hause der Aussätzigen, heißt kurz davor die Jünger sich entfernen, ruft dann die Aussätzigen heraus, rührt sie an und befiehlt den Geheilten, sich den Priestern zur üblichen Begutachtung vorzustellen.
Als Er mit den Jüngern wieder zusammentrifft, stellen Ihm Bartholomäus und Simon Zelotes den Judas Ischariot mit den Worten vor: „Meister, hier ist Judas, von dem wir Dir gesprochen haben.” Jesus sieht ihn sehr freundlich und mit einer unbeschreiblichen Wehmut an, und Judas, sich verbeugend, sagt: „Meister, ich bitte, mich Teil an Deiner Lehre nehmen zu lassen.” Jesus erwidert sanft und prophetisch: „Das kannst du nehmen, wenn du es keinem anderen überlassen willst.” Hiermit weist Er offenbar auf Matthias hin, der später an Judas’ Stelle tritt, und auch auf das Verkaufen Jesu.
Im Weiterwandeln belehrt der Herr die Jünger und erreicht die Höhe des Berges zwischen Meroz und Atharot, auf dem Er für heute eine Lehrpredigt angesagt hat. Aus beiden Orten und der ganzen Umgegend sind die Hörer hier schon versammelt, unter ihnen auch Pharisäer. Jesus hält eine strenge Lehre vom Reich, von der Buße und von der Verlassenheit dieses Volkes, und ermahnt es, sich aus der Trägheit aufzuraffen. Zum Schluß, am Abend, verkündet Er für morgen die Fortsetzung der Lehre, läßt noch das von den Jüngern mitgebrachte Geld unter die Armen verteilen und kehrt mit den Seinen zur Herberge zurück, wo Er beim Mahl und bis in die Nacht hinein vor den Jüngern lehrt.
Die Töchter der Witwe Lais
Mi. 30.
Die erste Hälfte des Tages verläuft mit der Fortsetzung der Bergpredigt und eingeschalteter Pause, während der Er durch die Jünger die von diesen mitgebrachten Speisen, Brot, Honig und Fische, austeilen läßt. Gegen Ende lehrt Er wieder von dem vergrabenen Talent (Mt. 25, 14), wie vorgestern. Er schmäht heftig gegen die Pharisäer, die das arme Volk niederdrücken und in Unwissenheit und Sünde stecken lassen. Es sind auch bekehrte Samariter hier oben, und Jesus hält den Pharisäern vor, warum sie jene hassen, warum sie sie nicht längst zur wahren Lehre zurückgeführt hätten. Die Pharisäer, darüber geärgert, fangen an, mit Ihm zu streiten und werfen Ihm vor, daß Er Seinen Jüngern zu viel Freiheit gestatte in bezug auf Fasten,Waschen, Reinigungen und Sabbatheiligungen und dem Vermeiden der Zöllner und Sektierer.
Der Herr antwortet ihnen mit Hinweis auf das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe (Mt. 22, 34) : Liebe Gott über Alles und deinen Nächsten wie dich selbst, und das verlange Er in erster Linie von Seinen Jüngern. Dann kehrt Er zur Herberge zurück, unterwegs noch die längs des Weges aufgebahrten Kranken heilend.
Bei dieser Gelegenheit ruft Ihn auch eine reiche heidnische Witwe aus Naim, mit Namen Lais, um Hilfe an für ihre beiden besessenen, unehelichen Töchter Sabia und Athalia. Erst nach mehrmaligem Anruf wendet Sich Jesus der Bittenden zu und sagt zu ihr: „Gehe nach Hause; deine Töchter kommen dir entgegen; aber reinige dich; denn es lasten die Sünden der Eltern auf diesen Kindern.” — „Herr, ich beweine schon lange meine Schuld, was soll ich tun?” — „Mache dich von ungerechtem Gute frei; bete, faste, gib Almosen und erbarme dich der Kranken”, ist die Antwort Jesu. Und Lais gelobt alles, zieht freudig von dannen und trifft eine Stunde vor Naim ihre beiden Töchter geheilt und von ihren Wärterinnen und Dienerinnen begleitet. Nachdem sie von Jesus vernommen, ziehen sie sogleich gen Meroz, um dem Herrn zu danken.
Gleich nach dieser Fernheilung treffen Ma-nahem und die beiden Neffen Josephs von Arimathäa, Aram und Themeni, aus Bethanien beim Herrn ein. Zugleich trifft auch eine Einladung seitens der Pharisäer ein, die aber den Herrn fragen lassen, ob denn Seine Jünger, als ungebildete Laien, zur eingeladenen Gesellschaft der Gelehrten passen würden, was ein deutlicher Wink ist, sie in der Jüngerherberge zu lassen und allein zu kommen. Doch Jesus läßt ihnen antworten, wer Ihn einlade, lade auch die Genossen Seines Hauses ein; wer diese nicht wolle, wolle auch Ihn nicht; woraufhin sie auch diese miteinladen. So geht denn Jesus mit den Seinen zur Stadt in das Festhaus und lehrt und erklärt Parabeln im Kreise der Jünger und Pharisäer.
Do. 31.
Morgens lehrt der Herr zuerst am Stadtbrunnen in Meroz, wobei Er abermals den Pharisäern die Vernachlässigung des Volkes vorwirft, und setzt dann Seine Bergpredigt auf dem gestrigen Berge fort, indem Er nochmals zum Abschied den Hörern eine Auslegung von dem vergrabenen Talent (Mt. 25, 14) vorträgt und zum Schluß die Armen durch die Jünger speist und beschenkt.
Beim Herabsteigen vom Berge heilt Er noch einige Kranke und sagt einer Einladung von seiten Simons von Ischariot, eines Onkels des Judas, zu. Gleich darauf nahen sich Ihm die beiden geheilten Töchter der Lais, Sabia und Athalia, mit ihren Wärterinnen und Dienerinnen, werfen sich vor Ihm nieder und sprechen: „Herr, wir hielten uns nicht für würdig, Deine Worte zu hören, und harrten hier, Dir zu danken, wo Du uns von der Macht des Feindes befreit hast.” Jesus befiehlt ihnen, aufzustehen und lobt die Geduld, Demut und Gläubigkeit ihrer Mutter, läßt Sich dann von den Jüngern Speise bringen, reicht ihnen und ihrer Begleitung einzeln je ein Stück Brot mit einem Stück Fisch darauf und hält ihnen eine tiefsinnige Lehre darüber, daß sie nun mit ihrer Mutter zu Seinem Hause und zur Gemeinschaft mit dem wahren himmlischen Vater gehörten.
Besuch beim Onkel des Judas Ischariot
Gerber-Ort Ischariot
Nov.: Fr. 1.
Des Morgens begibt Sich der Herr mit den Jüngern zu dem Gerber-Ort Ischariot, der aus etwa fünfundzwanzig Häusern besteht, die auf sumpfigem Gelände stehen. Daneben liegt ein schwarzes, schilfiges Wasser, das hier und da gestaut, Pfützen zum Gerben abgibt. Die meisten Häuser gehören zur Gerberei Simons, des Onkels Judas Ischariots.
Jesus ist der Einladung Simons gefolgt, da dieser ein aufrichtiger, braver Mann ist. Er begrüßt auch dessen Familie und nimmt einen kurzen Imbiß im Hause ein. Simon anempfiehlt dem Herrn noch einmal seinen Neffen.
Hierauf spricht Jesus vor allen Leuten des Ortes, die sich zur Lehre in einer Art Lustgarten auf dem Felde versammelt haben. Er erklärt ihnen die Parabel vom Sämann (Mt. 13, 1) und ermahnt sie, die Ihn zum großen Teil schon in den letzten Tagen auf dem Berge bei Meroz gehört haben, Seine Lehre einen guten Boden finden zu lassen. Auch heilt Er hier nicht, da die Kranken dieses Ortes schon bei Meroz von Ihm geheilt worden sind.
Holzindustrie- und Handels-Stadt Dothan
Nachmittags wandert der Herr, auf dem Wege von drei Haufen Menschen begleitet, mit denen Er abwechselnd geht, nach Dothan, wo Ihn die Pharisäer und Lehrer vor der Synagoge höflich empfangen und nach üblicher Fußwaschung und Imbiß -Verabreichung in das Gotteshaus führen und Ihm die Gesetzesrollen überreichen. Er spricht vom Tode der Sara, von Abrahams zweiter Ehe mit Ketura (Gen. 23 u. 25) und von Salomons Weihe (3 Kön. 3, 5-15). Nach der Predigt begibt Er Sich zum Hotel vor der Stadt, wo Ihn Nathanael (der Bräutigam von Kana) und zwei Söhne des Kleophas und der Maria Heli (der älteren Schwester Mariä) und einige andere Jünger erwarten, die zum Sabbat hierher gekommen sind, sodaß sich nun siebzehn Jünger beim Herrn befinden.
Die Aufnahme des Thomas
Sa. 2.
Nach der Morgenlehre geht der Herr durch die Straßen, und viele Bewohner flehen Ihn an den Türen an, worauf Er mit den Jüngern in die Vorhöfe der Häuser geht und heilt. Andere Jünger werden hie und da angesprochen und bitten für die Leute. Auf diese Weise heilt Er viele und geht noch nachher in den Bezirk der Aussätzigen, um auch dort zu heilen.
Gegen Mittag besucht Er das Haus des reichen Holzhändlers Issachar. Dieser brave, fünfzigjährige Mann aus dem Stamme Levi ist ein alter Bekannter der heiligen Familie und hatte einst im März Maria und Joseph beherbergt, als beide zu Elisabeth nach Juta reisten, und ebenso auf ihrer Rückreise von dort nach Nazareth. Jetzt hat Issachar vor wenigen Tagen seines Bruders Witwe, die fünfundzwanzigjährige Salome, geheiratet, die eine Verwandte des heiligen Josephs ist und aus Bethlehem stammt. Über diese Ehe halten sich die Pharisäer von Dothan auf und verbreiten darüber üble Reden in der Stadt.
Der Herr wird von Salome und ihren Dienerinnen empfangen und um Heilung des an Wassersucht darniederliegenden Issachar gebeten. Jesus begibt Sich in das Krankenzimmer und heilt Issachar und nimmt dessen Einladung für das Abendessen und die Übernachtung an. In Seiner SabbatschlußLehre spricht Er wieder über Abrahams Ehe mit Ketura und verteidigt die Ehe Issachars mit Salome wider die Pharisäer, indem Er die Gesetzlichkeit dieser Ehe beweist und das Motiv des pharisäischen Ärgernisses aufdeckt, nämlich ihre Hoffnung, den kinderlosen reichen Issachar zu beerben.
Nachdem Er dann noch bei Fackelschein Kranke vor der Synagoge und im Hause Issachars geheilt hat, nimmt Er am großen Abendessen Seines Wirtes teil, zu dem alle inDothan weilenden Jünger eingeladen sind. Hier ist auch der künftige Apostel Thomas aus Apheke zugegen, der zurzeit mit seinem rechten und einem Stiefbruder hier im Hause Issachars als guter Bekannter und Kaufmann wohnt. Ferner sind anwesend Jakobus Minor aus Kapharnaum und Nathanael, genannt der kleine Kleophas, ein Sohn der Anna Kleophä, der Vortochter des Kleophas.
Beim Abendessen erzählt Issachar von der Mutter Jesu, wie sie in diesem Hause in seiner Jugend geherbergt und wie jung, schön und fromm sie war und wie viel älter Joseph im Vergleich zu ihr gewesen sei. Alle Jünger Jesu übernachten hier mit ihrem Meister.
So. 3.
Am Morgen geht der Herr mit den siebzehn Jüngern vor der Stadt in den Gärten ‘spazieren. Hier naht sich Ihm Thomas und bittet um Aufnahme unter die Jünger: „Ich will Dir folgen und tun, was Du von mir verlangst. Durch Deine Lehre und durch Deine Wunder, die ich nun gesehen, bin ich überzeugt, daß Johannes und alle die, die ich von Deinen Jüngern kenne, wahr von Dir gesprochen haben. Bitte, laß mich teilnehmen an Deinem Reiche!” — „Ich kenne dich”, erwidert der Herr, „und habe gewußt, daß du zu mir kommen wirst.” — „Wie ist das möglich”, meint Thomas, „ich habe doch nie sonst daran gedacht, denn ich bin kein Freund von Absonderung und habe mich jetzt erst dazu entschlossen, da mich Deine Wunder überzeugt haben!” — „Du sprichst wie Nathanael”, entgegnet der Herr, „du hältst dich für weise und redest töricht; soll der Gärtner nicht die Bäume des Gartens, der Winzer nicht seine Reben kennen, und soll er einen Weinberg bauen und die Knechte nicht kennen, die er hinsenden will?” Und dann spricht Er eine Gleichnisrede vom Sammeln der Feigen an den Dornen (Mt. 7, 16).
Jesus und die Johannesjünger
Auf diesem Spaziergang sprechen den Herrn auch zwei vom Täufer gesandte Johannes-jünger an. Sie sollten sich von Jesu Wundertaten selbst überzeugen und dann Jesum bitten, doch öffentlich und klar auszusprechen, wer Er sei, und Sein Reich auf Erden zu gründen. Nachdem sich die beiden Johannesjünger in Meroz von der Wunderkraft Jesu überzeugt haben, fügen sie nun vor dem Herrn ihrer Bestellung vom Täufer noch die Bitte hinzu, Jesus möge doch bald nach Machärus kommen und Johannes aus dem Kerker befreien. Johannes hoffe, durch Ihn aus dem Kerker befreit zu werden und sehne sich darnach; und dies würde doch ein nützlicheres Wunder sein als die Krankenheilungen.
Der Herr sagt ihnen, Er wisse, daß sich Johannes sehne und hoffe, bald aus diesem Kerker befreit zu werden, und daß er auch daraus werde befreit werden; daß Er, Jesus, aber nach Machärus kommen solle und ihn befreien, daran denke Johannes nicht, der Seine Wege bereitet habe. Sie mögen dem Johannes verkünden, was sie gesehen, und daß Er, Jesus, Seine Sendung vollbringen werde (Mt. 11, 2-6; L. 7, 18-23).
Gegen Mittag begibt Sich der Herr zum steinernen Lehrstuhl, der sich auf dem Platze hinter Issachars Haus bei einem Brunnen befindet, den einst der Prophet Elisäus gesegnet, und dessen Aufsicht zur Zeit dem Issachar anvertraut ist. Hier predigt Jesus vor großer Volksversammlung, die durch gestrige Einladungen seitens Issachars und der Jünger Jesu veranlaßt ward.
Der Herr spricht erst von der Erfüllung der Verheißung, von der Nähe des Reiches, der Buße und Bekehrung und von der Art, die Barmherzigkeit Gottes anzuflehen und die Gnaden und Wunderwirkungen zu empfangen. Dann erzählt Er, wie die Syrer einst den Propheten Elisäus in Dothan fangen wollten und auf sein Gebet hin mit Blindheit geschlagen wurden; wie jener dann die blinden Syrer nach Samaria führte, sie wieder sehend machte und den König von Israel bat, sie nicht zu töten; und wie er ihnen ein Mahl bereiten ließ und sie zu ihrem Herrn entließ, der daraufhin von seiner Verfolgung Israels abließ (4 Kön. 6, 12-23). Und diese Geschichte legt ihnen Jesus auf den Menschensohn und die Verfolgungen seitens der Pharisäer aus.
Als Er jedoch zuletzt vom Gebet und von den guten Werken, vom betenden Pharisäer und Zöllner predigt (L. 19, 9-14), fühlt sich zwar das Volk, welches hier von den Pharisäern und Sadduzäern gequält wird, sehr getröstet; aber jene werden erzürnt, und ihre Erbitterung steigert sich bis zum äußersten, als Jesus nach der Lehre dem Volke Speisen austeilen läßt. Sie drängen sich an den Herrn heran, als wollten sie Ihn gefangen nehmen, und bezichtigen Ihn der Sabbatentheiligung.
Doch Jesus tritt ihnen mutig entgegen, stellt sie um Sich herum und sagt dem Vorlautesten von ihnen: „Wenn du am Sabbat hier im Brunnen lägest, würdest du nicht verlangen, herausgezogen zu werden?” Und so lehrt Er scharfsinnig fort, sodaß sie sich beschämt einzeln zurückziehen. Darauf verabschiedet Sich der Herr von Issachar, der noch fleißig Gaben an die Armen und an die Jünger austeilt, entläßt (gleichsam auf kurzen Urlaub) bis auf neun die übrigen Jünger und verläßt die Stadt Dothan in nordwestlicher Richtung.
Nachtherberge bei Sunem
Unterwegs die neuen Jünger, besonders Thomas, Simon Zelotes, Manahem und den sog. kleinen Kleophas, hinsichtlich der Bedingungen der wahren Nachfolge (Mt. 16, 24)
unterrichtend, kehrt Er mit ihnen zur Nacht in einer einsam liegenden Herberge nahe bei Sunem ein, speist mit den Seinen und begibt Sich, nachdem sich die Jünger zur Ruhe gelegt, allein in das Gebirge zum nächtlichen Gebet.
Vorstadt von Endor
Mo. 4.
Am Morgen kommen Einwohner von Sunem zum Herrn in die Herberge und bitten Ihn zu sich, damit Er ihre kranken Kinder heile. Doch Jesus ermahnt sie zur Geduld und wandert mit den Seinen bei zwei Brunnen Jakobs vorbei und durch ein dem Lazarus gehörendes Feld bis zur Vorstadt von Endor, bleibt hier bei einer Herberge, bis Seine Jünger die Bewohner zur Lehre gerufen haben, und lehrt dann vor zahlreicher Versammlung.
Auf Bitten der Leute hin besucht Er einzelne Häuser und heilt Kranke, die man aus Endor herausgebracht hat. Unter den Kranken befinden sich auch Heiden, von denen Er einen siebenjährigen Knaben vom stummen Teufel befreit, und dessen Vater Er zur Taufe nach Ainon schickt.
Jesus und Seine Verwandten
Talherberge zwischen Abez und Gebirge Gilboa
Jesus betritt die Stadt Endor, wo Er am 15. September 31 mit Eliud gewesen, dieses Mal nicht, sondern begibt Sich zu einer Herberge im Tal zwischen dem Nordabhang des Gilboa-Gebirges und der Stadt Abez. Hier erwarten Ihn mehrere alte Männer und Frauen, Verwandte von Anna, Joachim und Joseph, etwa fünfzehn an der Zahl, die sich alle hier getroffen haben, um den Herrn zu sprechen und um Ihm einige Orte als sicheren Ruhesitz vorzuschlagen, damit Er nicht mehr den Verfolgungen seitens der Pharisäer und anderer Sekten ausgesetzt sei. Jesus setzt ihnen deutlich Seinen Ihm vom himmlischen Vater bestimmten Weg und Beruf auseinander, geht mit ihnen auf schattigen Wegen der Anhöhen spazieren und speist dann in der Talherberge mit ihnen, sie immer weiter in Seine Lehre vom neuen Reiche Gottes einführend. Diese alten, einfältigen frommen Leute taten Jesu diesen Antrag aus großer Liebe; sie waren geärgert durch die steten stichelnden Reden der Übelgesinnten, die ihnen zu Gehör kamen. Der Herr sprach viel und sehr kräftig und liebevoll mit ihnen, aber auf ganz andere Weise als mit dem Volk und den Jüngern.
Abends kommt noch ein studierter Schullehrersohn aus Abez zu Ihm und bittet um ein Amt. Jesus macht ihm klar, daß dies nicht angehe, da Seine Wissenschaft anderer Art sei und nichts mit weltlichen Absichten zu tun habe. Er aber klebe an der Erde.
Saulsbrunnen bei Abez
Di. 5.
Vormittags ist der Herr noch mit Seinen Verwandten zusammen, begleitet sie mit den Jüngern ein Stück Weges und wandert dann zum Saulsbrunnen (so genannt, weil Saul hier verwundet wurde [1 Kön. 31, 3] ) östlich von Abez, wo bei Seiner Ankunft die Wasser holenden Frauen von Abez in die Stadt laufen, um die Anwesenheit Jesu zu melden. Man empfängt Ihn am Brunnen mit Fußwaschung und Imbiß, es versammelt sich viel Volk, und der Herr hält eine Lehre.
Galaaditer-Ansiedlung Abez
Nach Beendigung der Lehre führt man den Herrn in die Stadt Abez, wo Ihm gleich am Tore und aus allen Häusern und Straßenecken Kinder, Knaben und Mädchen, entgegenkommen und mit Blumenkränzen und -gehängen um Ihn her wandeln. Den Jüngern erscheint des Gedränges zu viel, und sie wollen die Kinder wegweisen. Doch der Herr sagt: „Geht ihr zurück und laßt diese Kinder heran!” Da dringen die Kinder alle zu Ihm hin, und Er umfaßt sie, drückt sie an Sich und segnet sie. Die Väter und Mütter aber stehen in den Türen und auf den Galerien der Vorhöfe und freuen sich.
Nachdem der Herr im Sabbathaus gepredigt hat, speist Er unter einer noch stehenden Laubhütte unter Beteiligung vieler Einwohner und heilt noch einige Kranke in Privathäusern. Unterwegs schleichen sich unter der Menge auch einige verhüllte, blutflüssige Frauen an Jesus heran, küssen den Saum Seines Rockes und werden geheilt. An anderen Orten müssen solche Frauen sich entfernt halten, aber in kleineren Orten nimmt man es nicht so genau.
Saulsbrunnen bei Abez
Mi. 6.
Nachdem Er vormittags noch zu Abez in Privathäusern Kranke geheilt, predigt Er gegen Mittag wieder am Saulsbrunnen, wo sich auch viele Leute der Umgegend versammelt haben. Hier kommt auch ein Bote von Kana zu Ihm, der im Auftrage des Vorgesetzten jenes Ortes um die Heilung dessen schwerkranken Sohnes bittet. Derr Herr beruhigt ihn, er möge noch warten.
Gleich darauf kommen auch zwei Boten des Hauptmanns Cornelius von Kapharnaum, der Jesum schon durch die Jünger wegen seines kranken Knechtes hatte bitten lassen, und wiederholen diese Bitte, da der Knecht sonst sterbe. Jesus erwidert, Er werde zu Seiner Zeit kommen, der Knecht sterbe noch nicht. Die Boten hören dann der Fortsetzung Seiner Lehre zu.
Besuch beim Verwandten Jesse
Karte Nr. 22
![1-Fahsel Emmerick Karte 22]()
Hotel vor Dabrath
Am Nachmittag wandert Jesus mit den Jüngern bis vor die Stadt Dabrath.
Der Herr bleibt im Hotel vor der Stadt und belehrt noch bis tief in die Nacht in der nächsten Umgebung.
Leviten- und römische Steuer-Stadt Dabrath
Do. 7.
Nachdem Er noch am Fuß des Tabor lehrend gewandelt, betritt Er gegen Mittag Dabrath, wo Ihn sogleich die Volksmenge umdrängt. Er begibt Sich zum Hause Seines Verwandten Jesse, dessen Diener Ihm auf der großen Freitreppe des Säulenvorhofes entgegenkommen und Ihn hinaufführen.
Jesse ist der Sohn des Elia, eines älteren Bruders des heiligen Josephs. Er ist schon alt an Jahren, seine Frau lebt noch, und er hat drei Söhne und Töchter. Er ist Einnehmer für die hiesigen Leviten und Besitzer einer Tuchfabrik und Kräuterpresserei. Es ist eine fromme Familie, und Jesus nimmt mit Seinen Jüngern Wohnung in diesem Hause. Jesse bittet den Herrn um Aufnahme seiner Söhne Kaleb und Aaron. Jesus verspricht, sie sollen mit Ihm gehen, wenn Er wieder in diese Gegend kommen werde.
Nachmittags heilt Jesus in der Stadt und predigt im Sabbathaus. Nachher halten die Pharisäer und Sadduzäer, da hier eine Art Consistorium ist, Rat, wie sie Jesu am besten widersprechen können. Spät abends wandelt der Herr noch mit den Jüngern zur Südostseite des Tabor, wo sich ein Gärtchen mit einer Höhle befindet, in der einst der Prophet Malachias gewohnt hat: Hierher hat Jesus eine Schar Menschen hinbestellt, die Er beim Mondenschein bis tief in die Nacht hinein belehrt.
Bekehrung einer Ehebrecherin
Fr. 8.
Morgens spricht Jesus im Hause des Jesse, heilt dann in der Stadt einige Kranke und lehrt gegen Mittag nach einer Mahlzeit auf dem Platz vor der Synagoge.
Bei dieser Gelegenheit nähert sich dem Herrn die reiche Witwe Noemi aus Dabrath. Sie hat ihren verstorbenen Gatten sehr betrogen, im Ehebruch mit dem Geschäftsführer gelebt, demselben längst die Ehe versprochen, aber auch ihn bis jetzt mit vielen anderen Liebhabern betrogen. Vor fünf Tagen hat sie Jesum in Dothan gehört, hört Ihn jetzt hier, bekehrt sich vollends und versucht nun, zu Ihm vorzudringen. Die Pharisäer treten ihr in den Weg und ersuchen sie, nach Hause zu gehen. Doch sie bahnt sich ihren Weg, wirft sich Jesu zu Füßen und ruft: „Herr, ist noch Gnade und Vergebung für mich? Herr, ich kann so nicht mehr leben!” Der Herr beruhigt sie, und sie bekennt vor allen ihre Schuld: „Ich habe schwer an meinem Manne gesündigt. Ich habe auch den Mann betrogen, der jetzt meinem Hause vorsteht.” Jedoch hören nicht alle diese Worte, denn Jesus ist abseits getreten, und es herrscht ein großer Lärm, den die Pharisäer verursachen.
Als Jesus zu ihr sagt: „Stehe auf, deine Sünden sind dir vergeben!”, verlangt sie eine Buße. Der Herr bestellt sie auf ein anderes Mal; doch sie nimmt ihren Kopfputz mit Perlen, ihre Ringe, Armspangen und Halsschnüre ab und reicht sie den Pharisäern, daß sie dieselben den Armen geben sollen, und verschleiert ihr Gesicht.
Mit Sabbatanfang begibt Sich Jesus in die Synagoge, und die ergrimmten Pharisäer und Sadduzäer folgen Ihm nach. Er legt die Geburt des Esau und Jakob auf Seine Zeit aus, spricht vom Segen Jakobs durch Isaak und redet so wahr und überzeugend, daß die Pharisäer nichts wider diese Seine Lehre vorbringen können. Doch werfen sie Ihm vor, Er mache Sich Anhang, stifte Herbergen im ganzen Lande, dahin fließe viel Gut und Geld der reichen Witwen, das eigentlich der Synagoge und den Lehrern zugute kommen sollte, und so werde es nun auch mit der reichen Noemi gehen, und wie Er überhaupt dazu komme, ihr die Sünden vergeben zu können.
Spät abends lehrt Jesus noch im Hause des Jesse, wo Er wieder übernachtet.
Schulbesuch und Spiel der Frauen
Sa. 9.
Morgens besucht Er die Schule der Knaben und Mädchen, versammelt sie noch nachher im Hause des Jesse und ermahnt und segnet sie hier im Vorhof. Dann empfängt Er den Besuch der Noemi und ihres Verwalters, redet erst mit beiden einzeln und bespricht dann mit beiden die Verteilung des Vermögens für die Jüngerkasse und für die Armen. Von einer erneuten Heirat rät Er ihr ab.
Nach der Mahlzeit beteiligt Er Sich, während die Männer ihren üblichen Sabbat-Spaziergang machen, am Sabbat-Spiel der Frauen im Hause des Jesse. Noemi und andere weibliche Gäste sind zugegen, und Jesus schreibt mit einem Rohr vor jeder Frau ein Rätsel in den Sand, und jede muß ihre Antwort darauf schreiben. Er würzt das Spiel durch viele belehrende Parabeln vom Talent und Öl der Lampe, indem Er von Hingabe, Herzensreinheit, Kinderzucht, Angestellten-Behandlung lehrt und auch jeder einzelnen ihre verkehrten Neigungen entwickelt und die Vergehen andeutet, die beim letzten Laubhüttenfest vorgekommen sind. Alle sind sehr erschüttert, und viele bekennen dem Herrn nachher, abgesondert, ihre begangenen Sünden. Auch haben alle diese Frauen Gewürze, Konfekt und Duft-Essenzen mitgebracht, die Jesus den Jüngern zur Austeilung an arme Kranke übergibt. Weiterhin kommen noch andere Gaben für die Armen zusammen, denn jede Frau mußte für eine verkehrte Antwort im Spiel ein Geschenk für die Armen geben.
Bevor der Herr zum Sabbatschluß in die Synagoge geht, erscheinen Boten von den hiesigen Herodianern mit einer Einladung zu einem bestimmten Versammlungsort in der Stadt, sie wollten mit ihm sprechen. Doch Er sagt den Boten mit ernstem Ausdruck: „Saget diesen Heuchlern, sie sollen ihre zweizüngigen Mäuler in den Synagogen gegen Mich auftun, da will Ich ihnen und den anderen antworten.”
Hierauf lehrt Er zum Sabbatschluß nochmals von Jakob und Esau, von Gnade und Gesetz, von Kindern und Knechten des Vaters und legt das Ziehen Isaaks von einem Ort zum anderen im Lande der Hungersnot und das Verstopfen der Brunnen durch die Philister (Gen. 26) auf Sein Lehramt und die Verfolgung seitens der Pharisäer aus. Dann lehrt Er die jetzige Erfüllung der Weissagung des Propheten Malachias (1, 11) und nennt ihnen die Wege, die Er bisher gewandelt sei, den Namen des Herrn zu verherrlichen, und verkündet dieses Sein Wandeln bis zum Ziel und legt die Mahnworte des Malachias (1, 6) sehr scharf wider die Pharisäer und Sadduzäer aus, die sich beschämt fühlen und nichts dagegen erwidern können.
Doch beim Verlassen der Synagogen versperren sie Ihm im Vorhof den Weg, umgeben Ihn in einer Halle und verlangen, Er solle ihnen Rede stehen, es sei nicht nötig, dem ungebildeten Volke alles zu Gehör zu sprechen. Auch stellen sie allerlei verfängliche Fragen, besonders über ihr Verhältnis zu den Römern, die hier zu Dabrath in Garnison liegen. Er bringt sie durch Seine Antworten zum Schweigen, und als sie Ihn zuletzt schmeichelnd und drohend auffordern, Er solle Sein Herumziehen mit den Jüngern, Sein Lehren und Krankenheilen lassen, sonst würden sie Ihn als Ruhestörer und Aufwiegler verklagen und verfolgen, antwortet Er: „Bis zum Endziel werdet ihr die Jünger, die Unwissenden, die Sünder, die Armen und Kranken finden, wo immer ich wandeln werde, jene, die ihr unwissend, sündhaft, arm und krank lasset.” Da verlassen sie mit Ihm die Synagoge zum Schein ganz höflich, aber innerlich voll Grimm und Verwunderung.
Spät abends spricht Er wieder am Nordost-Fuß des Tabor beim Mondenschein bis tief in die Nacht vor einer Versammlung Gutgesinnter, die hier zu Seinen Füßen im Halbkreis sitzen, so wie Er es öfters nach einem schweren Tagewerk zu tun pflegt, um auch den ängstlichen Anhängern Gelegenheit zu geben, Ihn ungestört zu hören und unbeobachtet ansprechen zu können.
Der Kaufmann von Cypern.
Als Er spät in der Nacht zum Hause des Jesse mit den Hörern zurückkehrt, nähert sich Ihm ein heidnischer Kaufmann aus Cypern, namens Cyrinus, der Jesu Lehre mitangehört hat. Er wohnt in den Gebäuden des Jesse, mit dessen Kräuterpresserei er in Handelsbeziehungen steht. Aus Bescheidenheit hat er sich bisher ganz zurückgehalten. Der Herr nimmt ihn mit Sich in die Halle des Hauses und legt Sich ihm gegenüber, wie Ostern 32 dem Nikodemus, und unterrichtet ihn über alles, was dieser mit großer Wißbegierde und Demut fragt. Es ist der gleiche, der Ihm nach Ophra einen Boten gesandt hat (vgl. 14. Okt. 32).
Sie sprechen über den Götzendienst, deren Nichtigkeit Cyrinus erkennt. Nur die Beschneidung halte ihn vor dem übertritt zum Judentum ab, meint Cyrinus; und Jesus anvertraut ihm das Wesen der ethischen Beschneidung und ladet ihn zur Taufe nach Kapharnaum ein. Als Ihn Cyrinus fragt, warum Er dies nicht öffentlich vor den Heiden lehre, erklärt ihm der Herr die einstweilige notwendige Rücksichtnahme auf die Schwäche des Volkes und die Gefahr der Entstehung von Sekten, deutet aber die Nähe des Reiches an, da sich der Bund der fleischlichen Beschneidung erfüllen werde. Zuletzt berichtet Cyrinus von der Sehnsucht vieler jüdischer Ansiedler auf Cypern nach Ihm, und erst mit Anbruch des Morgens endet dieses Gespräch.
Römische Festungs-Stadt Gischala
So. 10.
Am Vormittag wandert der Herr mit den Jüngern nach dem Felde und Orte Gischala, einer Festung römischer Soldaten, die von Herodes besoldet werden. Die Juden wohnen in einem Städtchen, eine Viertelstunde davor, bearbeiten hier Lederwerk für Militär-Personen und -Pferde und sind teils Besitzer, teils Aufseher und Verwalter der fruchtbaren Umgebung.
Als die Einwohner, die gerade heute in den Gärten und auf den Feldern ein Ortsfest feiern, den Herrn zum Brunnen vor der Stadt ziehen sehen, kommen die Vorsteher und der Ortslehrer heran und begrüßen Ihn und die Jünger mit Fußwaschung und Verabreichung eines Imbisses, worauf Jesus am Brunnen in einer Parabel von der Ernte lehrt, da sich diese Gegend zurzeit in der zweiten Ernte von Trauben und allerlei Früchten befindet, jener Ernte, auf welche die Jünger am 31. August 32 hingewiesen hatten (J. 4, 35).
Nach der Lehre segnet Er die von den Müttern gebrachten Kinder, ebenso auch eine Gruppe heidnischer Kinder, die zum Ortsfest erschienen sind, welches dem Gedächtnis der Befreiung von einem tyrannischen Manne zu Gischala gilt, der der eigentliche Stifter der Sekte der Sadduzäer gewesen sein soll, noch vor Sadoc und Antigonus Sochäus.
Hierauf kehrt Jesus im Hause des Synagogenvorstehers, eines braven und gelehrten Mannes, mit Seinen Jüngern ein, lehrt dort erst im Vorhof, heilt dann einige Kranke, die man dorthin bringt, und spricht schließlich im Kreise der Jünger von den drei Eiferern, die aus Gischala hervorgehen sollten: erstens von jenem Stifter der Sadduzäer; zweitens von dem künftigen Bösewicht, Johann von Gischala, der später hier in Galiläa einen Aufruhr stiftet (Jos. Flav., Bell. Jud. II, 21, 1), Jerusalem zum Widerstand wider die Römer auffordert (IV, 3, 1) und schließlich von Titus zur lebenslänglichen Gefangenschaft verurteilt wird (VI, 9, 4) ; drittens von Saulus, dem späteren Apostel Paulus, der in Gischala geboren worden (Hieronymus, de viris illustr. V.: „Oppido Judaeae Giscalis fuit, quo a Romanis capto, cum parentibus suis Tarsum Ciliciae commigravit”. Siehe dazu die Note des Henricus Gravius zum Kommentar des Hieronymus über den Brief an Philemon, Fabricius, Bibliotheca eccles. I, p. 36), und der zur Zeit bereits mit seinen Eltern in Tarsus lebt. Die Eltern Pauli haben in Gischala eine Weberei-Fabrik besessen, und nach ihrer Auswanderung hat ein römischer Offizier, namens Achias, ihr Wohnhaus gepachtet und bezogen.
Der römische Hauptmann Achias
Mo. 11.
Morgens wandelt der Herr durch die Felder und Gärten, die voll von erntenden Menschen sind. Es sammelt sich hier und da eine Gruppe um Ihn, und Er belehrt sie in kurzen Reden und Parabeln, die Er Gegenständen der Erntearbeit entnimmt.
Der oben erwähnte römische Hauptmann Achias sehnt sich wegen seines kranken siebenjährigen Sohnes sehr nach der Hilfe Jesu, aber keiner der Einwohner will ihn bei dem Herrn anmelden, und auch die Jünger Jesu sind teils draußen auf dem Felde, teils nach Kapharnaum voraus. Achias sucht daher selbst den Heiland auf den Feldern, findet Ihn, geht Ihm bescheiden nach und tritt, als Jesus Sich zu ihm wendet, sich verbeugend vor Ihn und spricht: „Meister, verschmähe Deinen Knecht nicht und erbarme Dich meines kranken Söhnleins, das hier in meinem Hause liegt.” Jesus erwidert: „Es geziemt sich, erst den Kindern des Hauses das Brot zu brechen, ehe man es den Fremden gibt, die draußen stehen.” (Ähnliche Worte spricht der Herr am 17. Februar 33 zur Syrophönizierin, Mt. 15, 24-26.) „Herr, ich glaube”, entgegnet Achias, „daß Du der Gesandte Gottes und die Erfüllung der Verheißung bist; ich glaube, daß Du mir helfen kannst, und weiß, daß Du gesprochen hast, die solches glauben, seien Kinder und nicht Fremde.” Da sagt Jesus zu ihm: „Dein Glaube hat dir geholfen”, und geht mit einigen Jüngern in das Geburtshaus Pauli, wo Achias Ihm durch die Diener seinen Sohn im Bett in die Mitte des Hauses tragen läßt. Der Knabe Jephta ist stumm und gelähmt und schaut den Heiland mit seinen klugen Augen gläubig flehend an.
Jesus spricht erst mit den Eltern vom Heils-beruf der Heiden, der Nähe des Reiches und vom Eingehen ins Haus des Vaters durch die Taufe, nimmt dann den Knaben vom Lager in Seine Arme, legt ihm zwei Finger unter die Zunge und stellt ihn auf die Erde und führt ihn gegen Achias hin. Beide Eltern stürzen dem geheilten Kinde entgegen und umarmen es unter heftigen Tränen der Freude. Das Kind breitet die Arme um die Eltern und ruft: “Ach Vater, ach Mutter, ich kann gehen, ich kann wieder reden!” — „Nehmt den Knaben hin”, sagt Jesus, „ihr wisset nicht, welch’ ein Schatz euch mit ihm gegeben worden; euch ist er wieder gegeben und wird von euch gefordert werden!” Dann segnet Er den Knaben und redet sehr lieblich mit ihm, der später ein fleißiger Jünger des Apostels Thomas wird. Den Achias empfiehlt der Herr noch an den königlichen Beamten Serobabel zu Kapharnaum und wandert hierauf weiter nach Gabara am Berge Hattin.
Die dritte Bergpredigt (bei Gabara)
Baumwoll-Stadt Gabara
Jesus wird in Gabara nicht besonders empfangen und begibt Sich sogleich in ein Hotel, wo Ihn Herodianer besuchen und über allerlei Fälle höflich ausfragen. Er beantwortet ihre Schleicherei ganz frei und offen und lehrt auch in der Synagoge.
Unterdes haben die vorausgeschickten Jünger schon eifrig in der hiesigen Gegend die Leute zu der für übermorgen von Jesus bestimmten Bergpredigt bei Gabara eingeladen. Auch Martha hat ihre Schwester Magdalena aufgesucht und sie nach langem Bemühen bewogen, zur angekündigten Lehre Jesu zu kommen.
Di. 12.
Von allen Orten der Umgegend ziehen Gruppen von Menschen gen Gabara zur morgigen Berglehre. Auch Heiden von Cydessa und von Adama am Merom-See kommen. Alle bringen Proviant und Kranke mit. An sechzig Jünger, Freunde und Verwandte Jesu versammeln sich hier. Magdalena und Martha treffen mit den heiligen Frauen in der Herberge bei Damma zusammen.
Der Herr hat heute noch Gespräche mit Pharisäern und Herodianern im Hotel, lehrt und heilt dann in der Stadt und lustwandelt den Rest des Tages mit Seinen Jüngern, sie belehrend und besonders für morgen praktisch unterrichtend.
Lehrberg bei Gabara
Mi. 13.
Magdalena mit ihrer Dienerin, Mara die Suphanitin, Dina von Sichern und Anna Kleophä begeben sich schon früh auf den Lehrberg. Die anderen heiligen Frauen bleiben in der Herberge zu Damna zurück. Jesu Jünger sorgen bereits überall für Ordnung, helfen bei der Lagerung der Kranken und verteilen die Hörer in Abteilungen, von denen die eine den Meister zuerst hören soll, die anderen später, da der mit einem Zelttuch überspannte Platz des steinernen Lehrstuhls keine große Umgebung hat.
Gegen zehn Uhr kommt der Herr mit den übrigen Jüngern am Lehrplatz an, gefolgt von Pharisäern, Herodianern und Sadduzäern. Diese stellen sich in einem Kreise an der einen Seite, die Jünger in einem Kreise an der anderen Seite des Lehrstuhles auf.
Die Lehre, die Jesus hält, ist eine der schärfsten und gewaltigsten, die Er je gehalten. Ehe Er das Einleitungsgebet spricht, sagt Er gleich, man solle sich nicht an Ihm ärgern, wenn Er Gott Seinen Vater nenne, denn wer den Willen des Vaters im Himmel tue, der sei dessen Sohn; und dann beweist Er, daß Er diesen Willen erfülle. Hierauf betet Er laut zu Seinem Vater und beginnt eine strenge Bußpredigt nach Art der Propheten-lehre. Er führt alle Androhungen der Propheten an und legt die Erfüllung derselben als Vorbilder für die jetzige Zeit und die nächste Zukunft dar.
Alles dies wiederholt Er mehrere Male, da die Hörergruppen wechseln. In den Zwischenpausen nehmen die Leute, und auch der Herr einmal eine kleine Erquickung zu sich. Man reicht Jesus einen Bissen und auch einen Trunk.
Nachdem Er gegen Ende auch die Jünger angesprochen, sie zur Treue und Ausdauer aufgefordert und ebenfalls streng zur Buße gerufen hat, wird Er wieder ganz voll Liebe und ruft alle Sünder zu Sich; ja, Er vergießt Tränen der Liebe. Er betet, Sein Vater möge die Herzen rühren, wenn nur ein Teil, nur einige, nur einer zu Ihm käme, auch mit aller Schuld belastet; wenn Er nur eine einzige Seele gewinnen könne, Er wolle alles für sie hingeben, Er wolle gern mit Seinem Leben für sie bezahlen. Er streckt die Hände gegen alle aus und ruft: „Kommet zu Mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken” (Mt. 11, 28). (Dieser Ausspruch folgt bei Matthäus auf die Gottpreisung Jesu, die Er am 18. November in Verbindung mit dem obigen Zuruf ausspricht, so daß wohl dieser spätere Zeitpunkt erst der Bibelstelle zu Grunde liegt, oder der 26. Juni 33, wo Matthäus bereits beim Herrn ist.)
Auch den Pharisäern und allen Seinen Gegnern streckt der Herr die Arme entgegen, wenn auch nur einer zu Ihm kommen wolle.
Die erste Bekehrung Magdalenas
Maria Magdalena hat anfangs wie eine vornehme, selbstsichere Dame bei den Frauen auf einem bequemen Sitz in einiger Entfernung an der Anhöhe gesessen. Wenigstens gab sie sich diesen Anschein, denn sie war schon beschämt und bewegt heraufgekommen. Anfangs sah sie umher unter der Menge; als aber Jesus erschien und lehrte, wurde ihr Blick und ihre Seele immer mehr von Ihm gefesselt. Sie wurde heftig von Seiner Bußrede, von Seiner Lasterschilderung, von den Drohungen der Strafe erschüttert; sie konnte nicht widerstehen, sie bebte und weinte unter ihrem Schleier.
Als der Herr nun jetzt so liebevoll und flehend den Sündern zuruft, zu Ihm zu kommen, fühlen sich viele hingerissen, und es entsteht eine Bewegung im Hörerkreis; das Volk drängt sich näher heran; auch Magdalena und die Frauen, auf ihre Veranlassung hin, nähern sich Ihm. Als Er aber sagt: „Und wenn es nur eine einzige Seele wäre, die zu mir kommt!” will Magdalena zu Ihm, tut schon einen Schritt vorwärts, doch die anderen halten sie zurück und sagen: „Nachher! Später!”
Unterdes ist es sechs Uhr geworden; die Sonne steht schon tief dem Berge im Rükken. Jesus betet, segnet und entläßt die Hörer. Von den Jüngern läßt Er für die Armen Speisen bei jenen kaufen, die überflüssigen Proviant besitzen. Einige derselben geben freiwillig, andere verkaufen gern.
Ein anderer Teil der Jünger geht mit dem Herrn zu den vielen Kranken, die an einer Seite des Weges hinab an einer Buchtung des Berges gebettet sind. Die meisten Pharisäer und dergleichen kehren, teils geärgert, teils gerührt, verwundert, teils ergrimmt, nach Gabara zurück; und der Pharisäer und Synagogenvorsteher Simon Zabulon erinnert Jesum noch vorher, daß er Ihn zur Abendmahlzeit in seinem Hause eingeladen habe (L.7, 36). Jesus sagt, Er werde kommen. Und so gehen jene einstweilen hinab und mäkeln und kritteln unterwegs so lange über den Herrn, Seine Lehre und Sein
Wesen, indem sich einer vor dem anderen schämt, seine Rührung merken zu lassen, bis sie bei ihrer Ankunft in Gabara wieder ganz in ihrer Selbstgerechtigkeit verhärtet sind.
Magdalena und die vier anderen Frauen folgen dem Herrn auf dem Fuß und versuchen, bei den kranken Frauen zu helfen, während Jesus zuerst die kranken Männer heilt. Als Er auch zu den kranken Frauen kommt, versucht Magdalena, sich bei jeder Gelegenheit dem Herrn zu nähern, doch Er wendet Sich immer hinweg.
Das Gastmahl der Pharisäer
In der Dämmerung steigt Jesus zur Stadt hinab. Den Jüngern, die dem Herrn das nahe Folgen Magdalenas mitteilen, sagt Er: „Laßt sie gehen, dies ist nicht eure Sache.” Im Vorhof des Festhauses, wo die Pharisäer mit dem Abendessen auf Ihn warten, heilt Er erst noch die dort zusammengebrachten Kranken. Dem Simon Zabulon antwortet er: „Diese sind Meine Gäste, die Ich eingeladen, und Ich muß sie erst erquicken. Hast du aber Mich zum Mahl geladen, so hast du auch •diese eingeladen, und Ich werde erst zur Tafel kommen, wenn diesen geholfen ist, und Ich werde mit diesen kommen!”
Wohl oder übel richten die Pharisäer nun Tische für die geheilten Kranken und Armen her. Die Jünger führen dieselben zu Tisch, und es werden ihnen Lampen angezündet. Nachher kommt der Herr mit einem Teil der Jünger zur Ehrentafel. Es ist ein reichliches Mahl, und Er sendet oft von den Speisen an die Tische der Armen.
Als Er dann beim Essen lehrt, und die Pharisäer gerade einen heftigen Disput mit Ihm beginnen, betritt Magdalena, das Haupt verschleiert, den Saal, geht hinter den Herrn, gießt Ihm den Inhalt eines kleinen weißen Fläschchens auf das Haupt und faßt das lange Ende ihres Schleiers zwischen beide Hände zusammengefaltet und streift einmal über das Haupt Jesu, als wolle sie die Haare glatt streichen und den Überfluß der Salbe damit abtrocknen. Diese Handlung geschieht schnell, und sie tritt einige Schritte zurück.
Das heftige Gespräch ist unterbrochen. Alles ist still und schaut auf das Weib und den Herrn. Wohlgeruch verbreitet sich. Jesus ist ruhig. Viele stecken die Köpfe zusammen, blicken unwillig auf Magdalena und flüstern. Da sagt Jesus zu Simon Zabulon, der besonders.geärgert scheint: „Ich weiß wohl, was du denkst, Simon! Du denkst, es sei nicht schicklich, daß Ich mir von diesem Weibe das Haupt salben lasse. Du denkst, sie ist eine Sünderin; aber du hast unrecht, denn sie hat aus Liebe getan, was du unterlassen hast. Du hast Mir die Ehre, die dem Gast gebührt, nicht erwiesen.” Sich zu Magdalena wendend, sagt Er: „Gehe hin in Frieden, dir ist vieles vergeben!” Sie geht, und Er spricht zur Gesellschaft von ihr, nennt sie ein gutes Weib, das viel Mitleiden habe, und spricht vom Richten anderer, vom Bekennen offener, bekannter Schuld, während man oft viel größere heimliche in seinem Herzen trage. Er lehrt noch lange und geht sodann mit den Seinigen zur Herberge (L. 7, 36-50).
Noch in der Nacht gehen viele Jünger, die in der Nähe wohnen, auf kurze Zeit nach Hause, unter ihnen auch Petrus und Andreas.
Gutsort des Serobabel
Do. 14.
Nachdem der Herr noch zu Gabara gelehrt und einzelne geheilt hat, geht Er, von den übrigen Jüngern und einigem Volk begleitet, zum Gutsort des königlichen Beamten Serobabel, wo Er am 25. August 32 zwei Aussätzige geheilt hat. Diese kommen heute zu Ihm und danken Ihm für ihre Genesung, denn damals hielt Sich der Herr nicht lange hier auf.
Der Ort besteht aus einzelnen mit Mauern umgebenen Gärten, und die etwa fünfzig Wohnungen sind alle in die untermauerten Gartenhügelwände eingebaut. In ihnen wohnen die Gärtner, Dienstleute, Sklaven und Pächter des Serobabel, dem das ganze Grundstück nebst der Tierschlucht beim Tal von Kapharnaum gehört. In diesem Ort lehrt der Herr vor dem Verwalter, allen Angestellten und dem von Ihm am 8. August geheilten Sohne des Hauses; alle sind bereits getauft. In jene Schlucht mit allerlei schönen Tieren und Anlagen begab Sich der Herr schon öfters und auch bei Seiner letzten Anwesenheit in Kapharnaum (25. August 32).
Der römische Hauptmann Cornelius
Kapharnaum
Nachdem Jesus noch im Gutsort Serobabeis einige Kranke geheilt und ein kurzes Mahl genommen hat, begibt Er Sich in der Dämmerung zum Hause Seiner heiligen Mutter (L. 7, 1), wo alle heiligen Frauen und auch Petrus und die Verwandten zum Abendessen versammelt sind. Man warnt den Herrn wieder vor der Pharisäer-Kommission zu Kapharnaum, die über Ihn sehr erbittert sei, und wiederholt die Bitte, Er möge doch einstweilen östlich vom See lehren. Jesus beruhigt die Ängstlichen. Die heilige Jungfrau empfiehlt Ihm nochmals den Hauptmann Cornelius wegen seines kranken Knechtes; es sei dies ein sehr guter Mann, er habe als Heide den Juden aus Zuneigung eine Synagoge erbaut (vgl. L. 7, 5). Auch bittet sie Ihn, die kranke Tochter des Synagogen-Vorstehers Jairus zu heilen.
Fr. 15.
Morgens kommen dem Herrn auf Seinem Wege zum Hause des Cornelius die beiden Männer (jüdische Älteste [L. 7, 2-5] ) entgegen, die Ihn schon am 6. November 32 in Abez für Cornelius gebeten haben, und wiederholen ihre Bitte (Mt. 8, 5-7). Jesus schickt sie zu Cornelius voraus und folgt zum Nordtor und dann rechts oben den Weg zwischen Stadt und Mauer nach. Dicht bei der Hütte eines Aussätzigen, dem es vergönnt ist, hier zu wohnen, naht sich Cornelius. Sein Bote läuft dem Herrn entgegen und spricht: „Der Hauptmann läßt Dir sagen: Herr, ich bin nicht würdig, daß Du unter mein Dach kommst, sprich nur ein Wort, so wird mein Diener gesund”, und fügt das Gleichnis hinzu, welches bei Matthäus (8, 9) aufgezeichnet ist. Da wendet sich Jesus zu den Umstehenden und lobt den Glauben des Cornelius und heilt den Diener aus der Ferne (Mt. 8, 10-13). Der Bote ruft Jesu Worte, zu dem knienden Hauptmann eilend, diesem entgegen. Cornelius beugt sich zur Erde und eilt dann nach Hause.
Hierauf kehrt der Herr zur Hütte des Aussätzigen zurück, um an ihr vorüber in die Stadt zu gehen. Da tritt Ihm der Aussätzige entgegen, wird von Jesus geheilt und verkündet zu Kapharnaum seine Heilung (Mk. 1, 40-45).
Der Herr heilt darauf auf dem Brunnenplatz in Kapharnaum etwa eine Stunde lang die Kranken, die man dort zusammengebracht hat.
Unterdes untersuchen die Pharisäer den geheilten Aussätzigen sehr scharf und müssen ihn freisprechen, zanken aber doch mit ihm und stoßen ihn beinahe von sich. Der Herr aber zieht Sich um des Lärmes willen, der deswegen in der Stadt entsteht, aus Kapharnaum zurück (vgl. Mk. 1, 45).
Herberge im Taubental
Jesus trifft im Taubental in der offenen Herberge, unweit von Damna, mit der Witwe Maroni aus Naim, der Heidin Lais von Naim und deren beiden, von Ihm am 30. Oktober 32 geheilten Töchtern, Sabia und Athalia, zusammen. Sie bringen Geschenke für die Gemeinde zu jener Herberge, und Maroni bittet den Herrn hier um Heilung ihres todkranken zwölfjährigen Sohnes Martialis. (Siehe Verwandtentafel oben S. 38.) Jesus verspricht ihr Sein baldiges Kommen und redet mit den Frauen über deren künftige Arbeit in der Gemeinde.
Auch Bartholomäus mit Joses, dem Söhnchen seiner verwitweten Schwester, ist hier angekommen, ebenso Thomas mit Jephta, dem geheilten Sohne des Hauptmanns Achias aus Gischala, und schließlich Judas Ischariot von Meroz. Jesus speist hier mit ihnen zusammen und kehrt dann zum Sabbatanfang nach Kapharnaum zurück.
Die Heilungen in der Synagoge
Kapharnaum
In der Synagoge zu Kapharnaum sind alle Jünger Jesu und Verwandten und heiligen Frauen versammelt, auch Maria Heli, die in Japha (3 km südwestlich von Nazareth) wohnt, und ihre jüngere Schwester, die zur Zeit hei Jesu Mutter zu Besuch weilen.
Die Pharisäer und Sadduzäer haben sich verabredet, heute in der Synagoge Jesu ernsten Widerstand zu leisten, einen Tumult zu erregen und Ihn bei dieser Gelegenheit zu verhaften. Doch als sie während Seiner Lehre eben losbrechen wollen, stürzt ein besessener Tuchweber, der seine Fesseln zerbrochen, während seine Wächter in der Synagoge sind, in das Sabbathaus, schreit den Herrn an und wird von Ihm geheilt (Mk. 1, 21-28).
Nach diesem Auftritt haben die Gegner Jesu allen Mut verloren, und Jesus lehrt ungestört weiter aus Moses und aus dem Propheten Hoseas und spricht wie einer, der Gewalt hat.
Abends weilt der Herr im Hause Mariä im Kreise der Seinen und bespricht mit ihnen Fragen der apostolischen Arbeit. Zur Zeit sind siebenunddreißig Frauen als Helferinnen tätig. Bei Jesu Tode werden es siebenzig sein.
Sa. 16.
Morgens lehrt Jesus ungestört im Sabbathaus. Die Pharisäer beschließen, alles nach Jerusalem zu melden und dann dort am Osterfest Seine Gegenwart im Tempel abzuwarten. Nach der Morgenlehre heilt der Herr viele Kranke in den Straßen der Stadt. Als Er bei einer großen Gruppe vorübergeht, rufen Ihm die Kranken zu: „Herr, alle jene Schwerkranken heilst Du, uns heilst Du nicht!” — „Warum streckt ihr nicht eure Hände nach Mir aus?” — „Herr, hier sind unsere Hände!” — „Ja, diese Hände streckt ihr wohl aus, aber die Hände eures Herzens kann Ich nicht fassen; ihr haltet sie zurück und geschlossen, denn ihr seid voll Finsternis.” Darüber lehrt Er noch einiges; und mehrere, die sich bekehren, heilt Er; andere erhalten abermals Linderung; an noch anderen geht Er vorüber.
Der Sabbat-Spaziergang Jesu und Mariä
Zu Mittag speist Er mit den Seinen im Hause Mariä und macht den Sabbatspaziergang mit allen Jüngern und männlichen Verwandten gegen den See hin zum Lustgarten an der Südseite des Tales von Kapharnaum. Unterdes begibt sich die heilige Jungfrau mit den anderen bekannten Frauen, worunter sich Dina, Lais, Athalia, Sabia und Martha befinden, zur Anhöhe bei Bethsaida oberhalb des Aussätzigen-Hospitals. Dort lagert eine Heidenkarawane, deren weiblichen Teil die heilige Jungfrau besucht, tröstet und belehrt. Sie beantwortet viele Fragen und erzählt manches von den Altvätern, von den Propheten und von Jesus. Etwas später lehrt der Herr vor einer großen Volksmenge an der Anhöhe der Gärten des Serobabel. Er spricht in Gleichnissen (Mt.13, 34-35). Nachher sagt Ihm Jakobus Major, sie, die Jünger, verstünden Ihn nicht, und warum Er nicht deutlicher rede. Jesus erwidert, Er werde ihnen alles erklären (vgl. Mk. 4, 34), aber wegen der Schwachen und Heiden dürfe das Reich Gottes nicht nackt dargestellt werden. Da diese jetzt schon davor zurückschrecken würden, weil es ihrer Versunkenheit zu schwer erscheine, so müßten sie es erst in der Hülle des Gleichnisses kennen lernen, und es müsse wie ein Samenkorn in ihnen aufgehen, in welchem die Ähre verhüllt sei, und welches wieder selbst in die Erde eingesenkt werde.
Hierauf erklärt Er den Jüngern die Parabel vom Sämann (Mt. 13, 18-23) und vom Unkraut unter dem Weizen (Mt. 13, 36 bis 43), und spricht von der Gefahr, Weizen mit dem Unkraut auszureißen (Mt. 13, 24 bis 30). Und diese Gleichnisse erklärt Er ihnen mit Bezugnahme auf ihren Beruf, in der Ernte zu arbeiten, und spricht dann von der Nachfolge überhaupt, und daß sie bald alle mit Ihm wandeln würden, und Er ihnen alles erklären würde.
Der Tumult der Pharisäer
Nach der Sabbatschluß-Lehre beginnen die Pharisäer, im Vorhof der Synagoge wieder mit Ihm zu disputieren; und einige von ihnen, die beim Mahl zu Gabara am 13. November 32 zugegen gewesen, werfen Ihm die Sündenvergebung an Magdalena vor. Woher Er wisse, daß ihr die Sünden vergeben seien, wie Er das könne. Dies sei eine Gotteslästerung. Überhaupt versuchen sie, Ihn zu reizen, damit Er es ausspreche, Er sei kein Mensch, Er sei ein Gott. Jesus aber bringt sie durch Seine Antworten immer wieder zum Schweigen und macht ihre Versuche zu Schanden.
Schließlich erheben sie ein solches Geschrei und erregen einen solchen Tumult unter der Menge, daß Sich der Herr unter dem Auflauf der Menschen ihnen entzieht, sodaß sie nicht wissen, wohin Er gegangen. Er aber geht durch die Gartenschlucht hinter der Synagoge zu den Gärten des Serobabel und kommt auf einem Umweg zum Hause Mariä, bleibt hier einen Teil der Nacht, mit Seiner Mutter und den anderen Frauen redend, und läßt dem Petrus und vielen anderen Jüngern melden, sich mit Ihm am anderen Morgen jenseits des Tales oberhalb Petri Schiffsteile zu treffen, um mit Ihm nach Naim zu gehen. Dann zieht Er Sich zum Gebet an eine einsame Stelle der Umgegend zurück.
Ebene Jezrael
So. 17.
In drei großen Gruppen wandert der Herr morgens mit den künftigen Aposteln, vielen Jüngern und Bekannten aus Gabara und Kapharnaum nach der Ebene Jezrael. Der Herr geht meist in der mittleren Gruppe. Nach neun bis zehn Stunden kehren sie in einer Herberge bei Hirten ein, nachdem sie den Bach Kison überschritten haben. Unterwegs lehrt Jesus viel, unter anderem auch, wie sie die falschen Lehrer von den wahren unterscheiden sollen (Mt. 7, 15-20).
Der Jüngling von Naim
Landbau-Stadt Naim
Mo. 18.
Der Herr hat gestern auf dem Wege zur Ebene Jezrael mit Absicht die Stadt Naim gemieden. Heute nähert Er Sich gegen neun Uhr morgens mit etwa dreißig Begleitern diesem Orte. Der Weg über die Hügel wird hier schmäler, und es wandelt eine Gruppe vor, eine nach, Jesus in der Mitte. Kurz vor dem Stadttore kommt ihnen ein Trauerzug entgegen. Vier Männer tragen den nach Art eines menschlichen Leibes geformten Sarg auf Querstangen zwischen sich (L. 7, 11 bis 12).
Jesus geht durch die Jünger hindurch, die sich in zwei Reihen an den Wegrand stellen, befiehlt den Trägern, still zu stehen, legt die Hand auf den Deckel des leichten Kastens und sagt: „Setzt den Sarg nieder!” Die Männer setzen den Sarg nieder und treten zur Seite. Der ganze Trauerzug bleibt stehen, und Jesus wendet sich den vier verschleierten Frauen zu, welche die Spitze des nachfolgenden Zuges bilden und spricht zu der einen der Frauen, die still vor sich hin weint: „Weine nicht, Weib!” Es ist die in der ganzen Stadt wegen ihrer Freigebigkeit beliebte Witwe Maroni, die den Herrn gelegentlich Seines Aufenthaltes zu Naim am 7. August 32 im Torhotel mit ihrer Freundin aufgesucht hatte, und die nun hier ihren jungen, einzigen Sohn zu Grabe trägt (L. 7, 13-14).
„Man bringe Mir Wasser und einen Zweig”, begehrt der Herr; und man bringt einem der Jünger ein kleines Kesselchen mit Wasser und bricht einen Ysopzweig im nächsten Garten ab. „Öffnet den Sarg und wickelt die Binde los!” spricht Jesus zu den Trägern; und während diese die Binde, den Leib des Toten mit den Händen unterstützend, aufrollen, erhebt der Herr die Augen zum Himmel und ruft: „Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du dies vor Weisen und Klugen verborgen, aber Einfähigen geoffenbart hast. Ja, Vater, so war es Dir wohlgefällig. Alles ist Mir von Meinem Vater übergeben worden, und niemand keimt den Sohn als nur der Vater, und niemand kennt den Vater als nur der Sohn, und wem der Sohn es offenbaren will.” (Mt. 11, 25-27.)
Dann wendet Er Sich an die Menge der Umstehenden: — denn auch viele Neugierige sind herbeigeeilt — und ruft:, „Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken. Nehmt Mein Joch auf euch und lernt von Mir, denn Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn Mein Joch ist sanft und Meine Bürde leicht!” (Mt. 11, 28-30.)
Und bei den letzten Worten segnet Er das Wasser, taucht den Zweig hinein und besprengt die Menge rings umher; und die Leute werden inniger und gerührt, und es ist, als werde alles heller und reiner.
Zuletzt besprengt Jesus auch den Toten, macht mit der Hand ein Kreuz über ihn und spricht: „Jüngling, Ich sage dir, steh auf!” Da richtet sich der Tote in sitzende Stellung und schaut, langsam sich nach allen Seiten wendend, verwundert rund um sich her. „Gebt ihm ein Kleid!” meint Jesus; und sie legen dem Jüngling einen Mantel um. Dieser richtet sich nun stehend auf und fragt erstaunt: „Wie ist das? Wie komme ich hierher?” Sie legen ihm die Sandalen an, da tritt er aus dem Kasten heraus, und Jesus nimmt ihn bei der Hand und führt ihn der entgegeneilenden Mutter in die Arme (L. 7, 15) mit den Worten: „Hier hast du deinen Sohn zurück; aber Ich fordere ihn von dir zurück, wiedergeboren in der Taufe” (am 3. Dezember 32).
Maroni ist außer sich vor Freude, Staunen, Ehrfurcht, und es fallen weniger Worte des Dankes, als vielmehr nur Tränen und Umarmungen des wiedergeschenkten Kindes. Ringsum bricht die Menge in Jubel aus und folgt dem Rückzug zum Häuserkomplex der wohlhabenden Witwe unter abwechselnden Lobgesängen: „Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht” (L. 7, 16). Auch Jesus schließt Sich mit den Jüngern dem Zuge an.
Kaum dort angekommen, mehren sich die Freunde und Bekannten von allen Seiten. Alles drängt sich, den Jüngling Martialis zu sehen. Dieser wird gebadet und legt sein weißes Festkleid mit weißer Schärpe an. Unterdes werden dem Herrn und den Jüngern von Dienern des Hauses die Füße gewaschen und der übliche Ehrenimbiß gereicht; während Maroni damit beschäftigt ist, durch ihre Hausmädchen Geschenke an die Armen auszuteilen, die sich zum Glückwünschen im vordersten Atrium drängen. Es werden Kleider, Laken, Getreide, Brot, Lämmer, Vögel und Münzen verteilt; und Jesus lehrt inzwischen vor den einzelnen Gruppen der Bekannten im Säulenhof.
Alsbald läuft Martialis fröhlich hin und her, läßt sich besehen und teilt mit aus. Nun trifft auch seine Schulklasse mit dem Ordinarius im Vorgarten des Hauses ein. Viele der Knaben sind ganz scheu, als sei Martialis vielleicht ein Geist; doch dieser läuft auf sie zu und schreckt sie mit scherzhaften Tönen, sodaß sie ängstlich zurückweichen. Aber andere lachen sie aus, spielen die Tapferen und schütteln dem wiedergewonnenen Kameraden kräftig die Hand.
Unterdes wird im Hauptgebäude und in dessen hinteren Höfen das Festmahl gerüstet, zu dem alle eingeladen sind. Petrus als der Verwandte der Witwe — sie ist seines Schwiegervaters Nichte — ist besonders froh und vertraut im Hause und macht gewissermaßen den Hausvater. Jesus aber nimmt Sich den wiedererweckten Knaben mehrmals vor und belehrt ihn, den Anwesenden zum Gehör, mit Worten, durch welche sich viele der Hörer im Innern erkannt fühlen. Hier sei noch bemerkt, daß der Herr kurz vor dem heutigen Wunder unter anderem auch deshalb den Umkreis mit gesegnetem Wasser besprengte, um vorhandene schlechte Gesinnungen wie ein Hindernis zu beseitigen; denn die bösen Geister hatten eine Gewalt über verschiedene Anwesende, die teils geärgert, teils neidisch, teils voll heimlicher Schadenfreude waren und meinten, Er werde den Toten wohl nicht erwecken können.