Quantcast
Channel: POSchenker
Viewing all 6641 articles
Browse latest View live

Das eucharistische Wunder von 1996 in Buenos Aires

$
0
0

1996 war der heutige Papst Franziskus Weihbischof in Buenos Aires. Am 18. August feierte Pfr. Alejandro Pezet die Abendmesse. Nach der Kommunion kam eine Frau zu ihm und sagte, sie habe eine weggelegte Hostie an einem Kerzenstock hinten in der Kirche gefunden. Der Pfarrer ging hin und sah die verschmutzte Hostie. Er konnte sie nicht [kon-]sumieren und legte sie in ein Gefäß mit Wasser in den Tabernakel der Sakramentskapelle.

Am 26. August öffnete er den Tabernakel und staunte, dass die Hostie eine blutige Substanz geworden war. Er informierte den Bischof Bergoglio und der ordnete an, sie professionell zu fotografieren. Das geschah am 6. September. Die Bilder zeigten, dass die Hostie zu einem Stück blutiges Fleisch und deutlich größer geworden war. Mehrere Jahre lag die Hostie im Tabernakel. Das ganze blieb streng geheim. Da die Hostie keine Zerfallszeichen zeigte, entschied sich Kardinal Bergoglio zu einer wissenschaftlichen Analyse.

Am 5. Oktober [1999] entnahm Dr. Castanon unter den Augen von Zeugen des Bischofs eine Probe und sandte sie nach New York zur Untersuchung. Ganz bewusst informierte er die Wissenschaftler nicht, woher die Probe stammte.

Einer von ihnen war der berühmte Herzspezialist und Gerichtsmediziner F. Zubiga. Er bezeugte, dass es echtes Fleisch und Blut war und menschliche DNA enthielt. Er präzisierte: “Das untersuchte Material ist ein Teil des Herzmuskels in der Wand der linken Herzkammer nahe bei den Herzklappen. Nicht zu vergessen: die linke Kammer pumpt das Blut in alle Körperteile. Der Muskel ist anfällig für Entzündungen und enthält eine große Zahl weiße Blutkörperchen. Das zeigt an, dass das Herz lebte, als die Probe entnommen wurde. Das ist mir klar, denn weiße Blutkörperchen sterben außerhalb eines lebenden Organismus. Außerdem waren diese Zellen ins Gewebe eigedrungen, was andeutet, dass das Herz unter einem großen Stress litt, wie wenn der Mensch stark an der Brust geschlagen worden wäre.”

Zwei australische Journalisten verfolgten die Untersuchungen. Sie kannten die Herkunft der Probe und waren sprachlos über das Zeugnis von Dr. Zugiba. Einer fragte ihn, wie lange die Blutzellen überleben würden im Wasser. Er antwortete. Ein paar Minuten. Dann sagte er dem Doktor, woher die Probe kam, die drei Jahre im Wasser gelegen hatte. Das konnte sich Dr. Zugiba nicht erklären. Denn die Zellen bewegten sich und pulsierten.

Dr. Castanon war Atheist und wurde darauf katholisch.

_______

Quelle: Eingesandt von einem Mitglied der “Pro Ecclesia”

Siehe auch:



Wie die Einsiedler Muttergottes dem armen «Stumpenröckli» geholfen hat

$
0
0
Einsiedeln - "Stumpenröckli"

Die alte Urkunde davon ist also überschrieben: «Eine wunderbare, wahrhaftige, offenbare Historie, welche sich mit einer achtzehnjährigen und von Kindswesen auf lah­men Tochter auf der Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau zu den Einsiedeln den neunten Tag Aprilis im 1580sten Jahr hat zugetragen.»

Anna, ein armes Findelkind, ohne Eltern, ohne Heimat, ein Krüppel mit ganz verkrümmten, viel zu kurzen Beinchen, bald da, bald dort in einem Haus aufgenommen, war wirklich ein elendes Geschöpf. Mit 12 Jahren hatten gute Leute von Uznach im sogenannten Tönierhaus das Kind um Gottes Lohn aufgenommen. Anneli fand hier vielleicht zum erstenmal im Leben ein wenig Liebe. Sein junges Herz hungerte ja wie jedes andere nach Verständ­nis und Geliebtwerden. In dieser Bauernstube betete es abends mit der Familie den Rosenkranz und hörte oft erzählen von den Wundern unserer «lieben Frau zu den Einsiedeln». Was mußte das für eine Mutter sein, die sich zu den Aermsten neigte! Ein Verlangen, einmal dorthin zu kommen, wachte in dem Mädchenherzen auf. Aber wie? Laufen konnte Anna nicht. Mit ihren viel zu kurzen verkrümmten Beinchen mußte sie sich nur ganz langsam, gleichsam schleichend fortbewegen. Und Uznach war doch, wie die Leute sagten, 6 Stunden von Einsiedeln entfernt. Das Mädchen wagte nicht, von sei­nem Verlangen zu sprechen; um so heißer brannte die Sehnsucht in ihm. Es hatte ja einen gesunden Verstand und ein liebendes Herz, wenn auch sein Körper nicht normal war, und es von den Leuten immer das «Stum­penröckli» genannt wurde. Um die kleinen, krummen Beine zu decken, brauchte es wirklich nur ein kurzes Röcklein, eben ein «Stumpenröckli». Jahr um Jahr ver­ging, ohne daß Annas Hoffnung erfüllt wurde. Aus dem Kind wurde eine Jungfrau, das Gesichtlein blühte auf, aber die Beine blieben, wie sie waren. Das «Stumpen­röckli» zählte 18 Jahre, als in ihm das Verlangen, nach Einsiedeln zu pilgern, wie eine heiße Flamme von neuem aufloderte, so heftig, so unaussprechlich glühend, daß Anneli nur immer im Herzen beten konnte: «Mutter Gottes, hilf mir, daß ich zu Dir nach Einsiedeln kommen kann.» Als der Frühling 1580 durchs Land zog und die Osterglocken läuteten, war Anna fest entschlossen, sich ohne menschliche Hilfe, nur im unbegrenzten Vertrauen zur Mutter Gottes, auf den Pilgerweg zu machen. Es war also am Weißen Sonntag 1580, als Anna nach dem Gottes­dienst nicht zurückkehrte zum Tönierhaus, sondern sich mit ihrem schleichenden Gang langsam zum Städtlein hinaus bewegte. Ein Dienstknecht fragte: «Wohin willst du, Stumpenröckli?» – «Zu Unserer Lieben Frau von Ein­siedeln», war die Antwort. «Wo denkst du hin? Du könn­test nach Einsiedeln kriechen? Du wirst erliegen. Kehr um und geh nach Hause!» Anna schüttelte den Kopf und kroch tapfer weiter. Als man im Tönierhaus vernahm, was das arme Mädchen vorhabe, lief die Magd Elisabeth Düggelin ihm nach. «Kehr um, Anneli», bat sie, «kommt mit mir heim!» Anna schüttelte wieder den Kopf. Dann kam mit langen Schritten der Knecht Heinrich Segli ge­laufen und rief in rauherm Ton als die andern: «Mach, daß du heimkommst, du dummes Meitli!» Annas Augen füllten sich mit Tränen. Vor ihr war der breite Fluß, die Linth (damals noch nicht korrigiert). Der Heiri schimpfte drauf los: «Ich laß dich nicht übers Wasser. Kehr um!» Da fing Anna bitterlich zu weinen an und schluchzte: «Unsere Liebe Frau von Einsiedeln, hilf mir!» Was konnte sie dafür, daß es da drin in ihrem Herzen immer hefti­ger pochte: «Vorwärts, vorwärts zur Mutter Gottes!». Der Fährmann kam mit seinem Boot vom jenseitigen Ufer und hörte das arme Ding heulen. Hilflos schaute es zu ihm auf und bat: «Nimm mich mit!». Der Knecht schimpfte, die Magd strich mit dem Aermel übers Ge­sicht, und Anna flehte weiter: «Bitte, bitte, führ mich übers Wasser!» Um der Geschichte ein Ende zu machen, hob der starke Mann die Weinende mit einem Ruck ins Boot, erfaßte die Ruder und stieß vom Lande ab. Anna trocknete die Tränen. Die Sonne stand hoch am Himmel, als der Fährmann seine merkwürdige Last am andern Ufer absetzte. «Vergelt’s Gott», sagte sie treuherzig und kroch ihren Weg weiter, langsam wie eine Schnecke dem Schlosse Grynau entgegen. Da kam ein Ehepaar von Tuggen her des Weges, Hans Janser und seine Frau Bar­bara Wäberin. Voll Erbarmen redeten sie das «Stumpen­röckli» an, und als sie von seinem Vorhaben erfuhren, meinten sie, ohne daß ein Wunder geschehe, könne es nie und nimmer nach Einsiedeln. Aber Anna war so sicher, daß die Mutter Gottes sie rufe, daß auch die liebe­vollen Worte der Beiden nichts nutzten. Sie kroch vorwärts. Ein großes Ried ohne Bäume und Sträucher lag vor ihr, kein Mensch, kein Tier weit und breit. Auf ein­mal aber geschah das Sonderbare. Als die kleine Einfalt ihr Auge erhob, stand ein feiner, weißgekleideter Mann vor ihr, wie sie noch nie in ihrem Leben einen gesehen hatte. Von Tuggen her hörte man die Turmuhr elfmal schlagen. «Grüß dich Gott — wohin des Weges?» fragte der vornehme Wanderer. «Zu Unserer Lieben Frau nach Einsiedeln», antwortete Anna schüchtern. Da bot der Mann ihr seine Hand und ließ sie aufstehen. «Das kann ich nicht und konnte es meiner Lebtag nie.» Traurig schaute sie ihn an, probierte aber trotzdem mit aller Kraft sich zu erheben, aber es war wie immer, die krummen und kleinen Füße und Beine streckten sich nicht. Mit­leidig schaute der gütige Herr auf das elende Geschöpf. Es wurde ihr ganz wohl im Herz. Dann beugte er sich nieder, hob mit der linken Hand ihre Füße, fuhr mit der rechten flach darüber und sprach feierlich: «Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.» Er ergriff ihre Hand, sie konnte aufstehen, die Beine streckten sich. Gerade und gesund und aufrecht stand sie plötzlich da wie jeder andere Mensch und kam aus dem Staunen nicht heraus. Ja sie meinte, sie wäre länger als alle Menschen, so weit unten schien ihr der Boden, auf dem sie zeitlebens dahergekrochen. Sie weinte vor Freude, wagte aber nicht zu fragen, wie ihr großer Wohltäter heiße. Dann aber wandte sie ein: «Man wird mir nicht glauben, wenn ich das Wunder in Einsiedeln erzähle.» Da schlug der Mann mit seiner Hand auf ihr rechtes Knie, so daß ein Zeichen darauf entstand, das nie wieder verschwand. Hierauf segnete er sie und ermahnte sie, Gott allezeit vor Augen zu haben, den Sonntag beson­ders heilig zu halten und jetzt die Wallfahrt zur Gnaden­mutter auszuführen. Maria werde immer ihre besondere Beschützerin sein und sie nie verlassen. Glückselig tat nun Anna ihre ersten Schritte im Leben. Was jedes Kind an der Hand seiner Mutter lernt und diesem ärmsten Ge­schöpf versagt war, wurde ihr von der himmlischen Mut­ter geschenkt. War es wohl ein heiliger Engel, oder gar der heilige Josef, den die Mutter der Barmherzigkeit ge­schickt? Auf jeden Fall wollte Anna, nachdem sie voll unsäglichem Jubel etwa zwanzig Schritte zurückgelegt, nochmals danken. Als sie sich umwandte, war niemand mehr zu sehen, auf dem weiten sonnbeschienenen Ried­land, wo weder Baum noch Strauch noch Hütten ein Ver­steck möglich gemacht hätten. Vor lauter Freude dachte sie auf ihrer Wanderung gar nicht daran, daß ihr Rock viel zu kurz sei, bis sie sonntäglich gekleideten Leuten begegnete. Man schaute sie unfreundlich an und hielt ihr vor, ob sie sich nicht schäme, so herumzulaufen. Ein rechtes «Weibervolk» komme nie und nimmer in einem solchen Aufzug daher. Beschämt schaute sie ihren «Stum­penrock» an, der war nicht gewachsen und reichte nur auf die Knie. Anna aber schwieg und bewahrte ihr Ge­heimnis im Herzen. Auf dem schmalen Pfad schritt sie nun bergan durch den Wald auf den Etzel. Ringsum ju­bilierten die Vöglein. Eichhörnchen kletterten auf den Bäumen herum. Noch nie in ihrem Leben hatte das arme Mädchen so schöne Stunden erlebt. In den Waldlucken schaute sie auf zum Blau des Himmels und hinunter auf den See. «Lieber Gott, danke, danke, daß du alles so schön gemacht hast», mußte sie ein- übers anderemal sa­gen. Bei der Meinradkapelle hielt sie Rast. Es war Abend geworden, von Einsiedeln her hörte sie Glockengeläute. Sie faltete die Hände. Tränen der Freude fielen darauf nieder, als sie den Gruß des Engels betete. In der kleinen Herberge bat sie um ein Nachtlager und, obwohl man auch hier mit mißtrauischem Blick die Tochter mit der allzu kurzen «Juppe» betrachtete, ließ sie sich ihre Freude nicht nehmen, ruhte einige Stunden, um am frühen Mor­gen im Duft des Frühlings ihrem Ziele zuzuwandern. «Unsere Liebe Frau von Einsiedeln, jetzt bin ich bald bei Dir», jubelte ihr Herz. Es war also Montag, der 11. April 1580, als die Sonne plötzlich ihre Strahlenbündel über Wälder und Felder schoß; bald zitterte auch das Läuten durch die klare Luft. Es tauchten die Türme des Stiftes auf, die Klostergebäude und davor das Dorf. Zum Glück kannte Anna einen redlichen Mann, bei dem sie anzuklopfen wagte. Es war dies Hans Zink, der Weibel des Gotteshauses, im Tönierhaus zu Uznach kein Unbekann­ter. Als Anna vor ihm stand, gerade und aufrecht in normaler Größe, eine liebliche Jungfrau, kam er nicht aus dem Staunen heraus. «Ich meinte, du seiest das ,Stum­penröckli’; bist du’s oder bist du’s nicht?» – «Ja, ich bin’s werter Mann.» Ihre Augen strahlten wie Sonnen. «Was ist mit dir geschehen?» – «Unsere Liebe Frau hat ein Wunder für mich erbeten.» Dem starken Mann zit­terten die Knie, er mußte sich setzen und betrachtete von neuem die Person vor ihm von oben bis unten. «Wenn ich dich nicht gekannt hätte, könnte ich’s nicht glauben. Aber ich hab dich ja oft genug gesehen, wie du kriechen mußtest. Ich hab geglaubt, du hättest gar keine Füße.» Dann kam seine Frau dazu. Anna mußte ihr Erlebnis erzählen. Es war keine Stunde verflossen, als das Wun­der in jedem Haus des Dorfes schon bekannt geworden. Sie kamen hergelaufen, die Nachbarinnen, um selber das Wunderkind zu sehen. Sie fragten und fragten, schlugen die Hände zusammen, einige weinten. «Eine ,Juppe’ muß sie haben, die bis auf die Füße reicht», beratschlag­ten sie dann. Eine schaute die andere an. Frau Zink sagte: «Ich habe ihr eine», ging in die Kammer nebenan und brachte einen langen gefälteten Rock. «Da probier!» Nach­dem Anna sich des «Stumpenröckli» entledigt hatte und nun wie alle andern in der langen «Juppe» vor ihnen stand, wurde sie von allen Seiten bestaunt. «Dieses Röckli sollte in der Gnadenkapelle aufgehängt werden», war die Meinung einer alten Frau. «Hört, ihr alle», mischt sich nun der Weibel Hans Zink ein, «zu allererst beglei­ten wir Anna zu unserer Gnadenmutter, um mit ihr zu danken. Dann muß sie vor dem Abt und den Kloster­leuten ihr Wunder erzählen.» Das war auch Annas Her­zenswunsch, nun endlich hinzuknien zu ihrer heiligsten Mutter, um ihr zu danken. Sie eilte wie auf Flügeln den andern voraus, öffnete das Portal, trat ein in die große Kirche und stand vor der Gnadenkapelle. Sie wußte nicht, ob sie im Himmel weile, so überwältigt von Licht und Gnade wurde ihre arme Seele, als sie eingehen durfte in die kleine, von Kerzen erhellte Kapelle, wo das Gnadenbild Unserer Lieben Frau auf sie niederschaute. «Mutter Gottes, meine allerliebste Mutter, schau, da bin ich, dein armes Stumpenröckli, das Du so lieb hast», sagte Anna fast laut, nicht nach rechts oder links sich umsehend. Dann sank sie auf die Knie, faltete die Hän­de, redete wie ein Kind mit der Mutter und weinte. Und die liebste, barmherzigste Mutter nahm ihr ärmstes Kind, das keine irdische Mutter kannte, in ihre Arme und er­füllte es mit unbeschreiblicher Freude und einem Frie­den, der nicht von dieser Welt ist. Nach und nach hatte sich die Kapelle gefüllt mit Andächtigen, die ihre Rüh­rung nicht verbergen konnten. Anna merkte es nicht, sie war so sehr versunken ins Gebet, daß sie nicht sah und hörte, was um sie vorging, auch dann nicht, als ein Klosterbruder die Leute wegschickte, um die Kapelle für den Abt und die Mönche frei zu machen. Keiner von ihnen wagte es, das andächtige Kind zu stören. Alle Blicke aber hingen an ihrem von der Freude verklärten Gesicht, über das hin und wieder Tränen tropften. Her­zenseinfalt, nebst einer gewissen vom Leid gezeichneten Herbheit, konnte man in diesen Zügen erkennen. Weder Edelsteine noch schöne Gewänder hatte dieses arme Mädchen je getragen, ja nicht einmal den Mut gehabt, solches zu wünschen, die Armut allein war sein Schmuck und der Duft der Unschuld die Kostbarkeit, die sein Wesen reich machte. Einer der Mönche beobachtete mit besonders scharfem Auge die Betende. Es war dies der Dekan des Klosters, Pater Ulrich Wittwiler, ein berühm­ter Mann seiner Zeit, bekannt durch viele Schriften, be­sonders durch seine Lebensbeschreibung des Einsiedlers Bruder Klaus von Flüe.

Als die Mönche einen Psalm anstimmten, wandte sich Anna um, und sah sich von ihnen umgeben. Schamhaft errötend, stand sie auf und wollte sich entfernen, wurde aber freundlich zurückgehalten. Der fromme Gesang war verklungen, und die Benediktiner verließen die Kapelle. Der Weibel Hans Zink stand plötzlich neben ihr und hieß sie, ihm zu folgen. Er schritt langsam mit ihr hinter den Mönchen her durch das große Gotteshaus. Es dünkte  Anna, schöner könnte es im Himmel nicht sein als hier, denn noch nie hatte sie etwas Aehnliches gesehen. Durch eine Pforte wandten sie sich einem Nebenraum zu, wo sie alle das schüchterne Mädchen begrüßten. Der Abt forderte die Geheilte auf, ihr Erlebnis zu erzählen. Sein freundliches Wort besiegte ihre Schüchternheit, und sie  fing an zu berichten, beginnend von der armseligen Kinderzeit bis zum heutigen Tag. Hin und wieder unterbrach sie der Abt durch eine Frage. Alle konnten feststellen,  daß die Tochter normal und mit klarem Verstand ihre Antworten gab. Pater Ulrich Wittwiler ließ seinen Gänsekiel übers Papier gleiten, um alles richtig festzuhalten, was Anna erzählte. Er wollte das außergewöhnliche Geschehnis dem päpstlichen Nuntius Bonhomini mitteilen.  Nachdem alle sich überzeugt hatten, daß hier ein großes Wunder geschehen, entließen sie segnend das Mädchen. Unter dem Schutz des Weibels Zink kehrte es zurück in die Gnadenkapelle und wäre wohl noch Stunden lang zu Füßen der barmherzigen Mutter gekniet, wenn der Beschützer nicht zum Aufbruch gemahnt hätte. – Acht Tage lang blieb Anna als Gast in seinem Hause, acht Tage lang durfte sie bei ihrer himmlischen Herrin weilen. Allüberall hatte sich die Kunde von dem Wunder verbreitet und in ungezählten Menschen neue Hoffnung und unbegrenztes Vertrauen erweckt. Und wer weiß, wie manch einer, der vorher nicht an solche Dinge geglaubt hat, heimlich wieder sein «Bäti» hervorkramte, um der wunderbaren Mutter mit dem Gruß des Engels seine Rosen zu schenken.

Das arme Findelkind von einst war auf einmal ein Mittelpunkt geworden. Gewichtige Schreiben über seine Heilung wurden von Boten hin- und hergetragen. – Als die acht alten Orte durch ihre Abgeordneten in Luzern tagten, es war gerade in der Zeit, nachdem das Wunder geschehen, ließ Landammann Schorno von Schwyz am 19. April darüber Bericht erstatten.

Einen Monat später machten die Schwyzer ihre gewohnte Pfingstwallfahrt zu Unserer Lieben Frau nach Einsiedeln. Die Behörden ließen durch einen Boten die geheilte Tochter auf den 23. Mai 1580 rufen. Mit Freuden legte sie wieder den Weg von Uznach nach Einsiedeln zurück, betend und dankend. Am Ort ihrer Heilung zwang es sie in die Knie. Sie erlebte gleichsam das Wunder von neuem, sah im Geiste den weißen Mann, der sie im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit von ihrem Leibesübel befreit und ihre Seele mit Wonne erfüllt hatte. Als Anna darauf vor den angesehenen Männern stand, überkam sie die gewohnte Schüchternheit, aber sie wußte, daß Maria durch ihren Bericht geehrt würde. Und es gab für sie seit ihrer Heilung keinen innigeren Wunsch mehr als diesen. Und so stand sie vor den Herren, beantwortete alle ihre Fragen und erzählte genau, wie sich die Sache zugetragen. Mancher von ihnen hatte das verkrüppelte Mädchen schon früher gekannt. Umso erschütternder wirkte auf sie der Vorfall. Sie faßten den Beschluß, zum Dank dafür an der Stelle, wo das Wunder geschehen, eine Kapelle zu erbauen. Sobald dies unter dem Volk bekannt wurde, flossen reichliche Gaben und ermöglichten den Bau der Kapelle am Linthport, so daß diese am 22. Mai 1584 eingeweiht werden konnte. Anna war bei der Feier wohl kaum dabei. Die Cisterzienserinnen in der Au bei Steinen hatten das «Wunderkind» in ihre Gemeinschaft aufgenommen.

Was damals Unsere Liebe Frau von Einsiedeln am «Stumpenröckli» gewirkt, erzählte das Volk weiter, so daß noch nach Generationen davon gesprochen wurde. Schriftlich war der Bericht ja bereits sofort nach dem Ereignis festgehalten und vom Nuntius Bonhomini als Wunder anerkannt und dem Papst gemeldet worden. Auch wir heutigen wunderscheuen Menschen könnten wohl diese seltsame Begebenheit, daß einem Menschen Gliedmaßen, die ihm sozusagen gefehlt, plötzlich gewachsen sind, nicht wie so manches psychologisch erklären. Demütig müssen wir bekennen: «Bei Gott ist kein Ding unmöglich.»

_______

Quelle: Ida Lüthold-Minder: “Madonna im finstern Wald – Aus der Wallfahrtsgeschichte Unserer Lieben Frau von Einsiedeln – Wendelinsverlag Einsiedeln, 2. Auflage 1976, Seiten 63-71


Das II. Vatikanische Konzil oder DIE KIRCHE DER WELT

$
0
0

Fortsetzung und Schluss von «Fortes in Fide» Nr. 17, S. 153ff

Vom Katholizismus zum Humanismus

Fasziniert vom Menschen, dem sich heute alle Blicke zuwenden, und sich verstehend als im Dienste stehend für diese Menschheit, welche sich mit ihren Errungenschaften brüstet und ihren Schöpfer vergisst, konnte sich Vatikanum II nur anthropozentrisch zeigen. Mehr als mit den auf Gott bezogenen Wahrheiten hat es sich um rein menschliche, zufällige und zeitliche Dinge gekümmert.

Muss man also auf die religiöse Nichtigkeit dieses Konzils schliessen, welches, aus Gefälligkeit, sein Verfahren demjenigen der modernen Welt nachgebildet hat? Hat seine anthopozentrische Methode es dazu geführt, die Stellungnahmen derjenigen wieder einzuhalten, welche den Schöpfer aus der Schöpfung zu verbannen suchen? Sicherlich nicht, denn es hat immerhin nicht vergessen, dass «die katholische Religion das Leben ist, dass sie ihm ihren wahren Sinn gibt» (Paul VI., Rede an der öffentlichen Sitzung vom 7. 12. 1965), dass «die Kirche sehr wohl weiss, dass Gott, dessen Magd sie ist, allein den tiefsten Wünschen des menschlichen Herzens entspricht» (G. S. 41,1) und dass dieses Herz, «um den Menschen zu kennen, den wahren, den ganzen Menschen dazu führen muss, Gott zu erkennen» (ibid.).

Indessen, um nichts von den modernen Werten zurückweisen zu müs­sen, hat sich das Konzil bemüht, das Unversöhnliche zu versöhnen: den Willen des gegenwärtigen Menschen, «sich in absoluter Autono­mie zu behaupten und jedes über ihn hinausgehende Gesetz abzu­schütteln, als vollzogene, immerhin achtbare Tatsache hinnehmen» (ibid.), und trotzdem «die Botschaft des Evangeliums als Hilfsmittel auf seine Fragen vorlegen» (G. S. 10). Es hat keinen unüberbrückba­ren Gegensatz sehen wollen zwischen weltlichem Humanismus und christlichem Ideal, Ganz geprägt von der Sorge für alles, was dieses Jahrhundert hervorgebracht hat, hat es den Kompromiss gesucht.

«Was ist geschehen? Ein Zusammenprall, ein Ringen, ein Anathema? das hätte geschehen können, es ist nicht geschehen. Die alte Geschichte des Samariters wurde zum Modell der konziliaren Spiritu­alität (ibid.). Und weil zum gegenseitigen Verständnis die eine Partei sich den Forderungen der anderen anpassen musste, hat sich das Konzil humanistisch gezeigt.

Diese Verhaltens-Änderung wurde umso leichter und mit umso weni­ger Widerstand verwirklicht, als sie in der Fortsetzung der Tradition der Kirche gestellt schien. Auch für sie, gewiss auch gemäss dieser Tra­dition, «nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, fähig seinen Schöpfer zu erkennen und zu lieben, eingesetzt als Herr aller irdischen Kreatu­ren, um sie zu dominieren und sich ihrer zur Verherrlichung Gottes zu bedienen» (G. S. 12,3), war der Mensch immer Gegenstand grosser Achtung. Und ist es nicht ihretwegen, dass die menschliche Person die Würde und die Bedeutung, welche die heidnische Welt verkannt hatte, wiedergefunden hat?

Es wäre also möglich und wünschbar für die heutige Kirche, sich mit der modernen Welt zu verständigen und im Sinne der Bedienung des Menschen mitzuarbeiten, insofern er wesentliche und gemeinschaftli­che Werte besitzt, und beide diesen Dienst zu fördern sich bemühen. «Die Würde der menschlichen Person, die Gemeinschaft der Men­schen, der tiefe Sinn seiner Aktivität, bilden die Grundlage des Ver­hältnisses zwischen Kirche und Welt und ihres gegenseitigen Dialogs» (G. S. 40,1).

Doch wenn die Kirche sich dermassen auf den Menschen polarisieren muss, riskiert sie dann nicht, ihn von Gott zu entfernen? Hier versteht sich das Konzil beruhigend. Tatsächlich, «wenn wir uns daran erin­nern, dass wir im Angesicht jedes Menschen dasjenige Christi, des Soh­nes Gottes erkennen können und müssen, und wenn wir im Angesicht Christi dasjenige des himmlischen Vaters erkennen (wer mich sieht, sagt Jesus, sieht den Vater [Joh. 14,9]), so wird unser Humanismus Christentum und unser Christentum erscheint theozentrisch, so dass wir ebenso gut behaupten können: Um Gott zu erkennen, muss man den Menschen kennen» (ibid.). Können wir also die Folgerung ziehen, dass unter diesem Verhalten sich der Mensch nicht von Gott abgekehrt hätte?

Gewiss, der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass er diese Ähnlichkeit durch die Sünde zerstört hat: denn «obwohl sie Gott erkannten, erwiesen sie ihm nicht als Gott Verehrung und Dank, sondern verfielen in ihren Gedanken auf eitlen Wahn, und verdunkelt wurde ihr unverständiges Herz … und sie verehrten anbetend das Geschaffene an Stelle des Schöpfers» (Röm. 1,21-25). Aus diesem Grunde wollte Gott durch seine Inkarna­tion die ganze menschliche Natur, die Sünde ausgenommen, auf sich nehmen, um dieses Ebenbild in Christus wieder herzustellen, als neuer Adam und vollkommener Mensch, unter Aufruf an alle Menschen, sich danach zu richten, damit Er am Tage des Gerichtes sich in ihnen erkennen kann, um sie in seine Glückseligkeit aufzunehmen.

Er hat es aber auch dem Menschen freigestellt, diese Erlösung anzu­nehmen oder nicht, sodass es nicht jedem Menschen möglich ist das Angesicht Christi, des Gerechten im höchsten Sinne des Wortes, zu erkennen, sondern nur in denjenigen, die sich rechtfertigen liessen. Und weil auf Grund der Erbsünde es dem Menschen nicht möglich ist, sich in sich selber ganz mit Gott zu identifizieren, liegt es auch nicht in der Kenntnis des Menschen, zur vollkommenen Erkenntnis Gottes zu gelangen. Nur die Heiligen können uns durch ihr Beispiel zu Ihm hinführen, indem sie uns zeigen, bis zu welcher Höhe der Mensch sich erheben kann, wenn er sein Leben der Nachahmung Jesu Christi widmet. Aus diesem Grunde ist der von der Kirche gepriesene Hu­manismus, entgegen demjenigen der modernen Zivilisation, nie soweit gegangen, der menschlichen Person einen höchsten Wert zuzuschrei­ben und sie grenzenlos zu exaltieren, denn nur in der Unterwerfung unter die Obrigkeit Christi kann sie eine Güte erwerben, die ihr nicht eigentümlich ist.

Wir müssen also konstatieren, dass sich der konziliäre Humanismus zu guter Letzt mit dem Humanismus dieser Welt identifiziert. Da sie ihre Doktrin nicht auf die Transzendenz Gottes in bezug auf alle Kreaturen gründen wollte, hat sich die Konzilskirche zum Menschen bekehrt und die Religion in eine mehr menschliche als göttliche Bahn geleitet. Doch vom Menschen ausgehen, um zu Gott zu gelangen, heisst die Ordnung der Dinge umkehren, bedeutet unvermeidlich, Gott immanent im Menschen sehen. «Über den Menschen geht der erste Weg, den die Kirche begehen muss, um ihre Mission zu erfüllen.» (Joh.-Paul II., Enzyklika Redemptor Hominis 14,1).

Wenn also Vatikanum II verkündet: «Der Mensch ist es, den es zu ret­ten gilt» (G. S. 3,1), muss man verstehen, dass dies nicht durch das Predigen des Evangeliums geschieht, als einer Doktrin, nach welcher er sich zu richten hat, um gerettet zu werden, sondern als ein Dienst, der ihm helfen soll, sich seiner eigenen Würde bewusst zu werden. Ebenso, wenn man «die menschliche Gesellschaft erneuern soll» (G. S. 3,1), wird es nicht in und durch die Kirche sein, in welcher die sündige Menschheit in Adam umgewandelt wird in eine neue Menschheit in Christus, sondern in der «Einführung einer universellen Brü­derlichkeit» (G. S. 3,2), im Aufbau, durch die Christen und alle Men­schen guten Willens, einer menschlicheren Welt, in welcher sich die Person ohne jeden Zwang entfalten kann. Der Gottesdienst geht fortan durch den Menschen hindurch, und der Kirchendienst wird Beitrag zum Fortschritt der Welt. «Die Kirche, unter gleichzeitiger Respektie­rung der staatlichen Kompetenzen, muss ihre Hilfe zur Förderung eines ganzheitlichen Humanismus anbieten, d. h. eine integrale Ent­wicklung jedes und aller Menschen. Indem sie sich in die Vorhut der sozialen Aktion stellt, muss sie ihre ganze Anstrengung einsetzen, um die Initiativen zugunsten einer umfassenden Förderung des Menschen zu unterstützen und zu fördern» (Paul VI., Rede vom 20. 12. 1970, DC 1976, S. 1112).

Die Kirche, wie Christus, dessen sichtbare Gegenwart sie ist, ist das Alpha und Omega, Beginn und Ende aller Dinge, und nur für sie hat die Welt (auf sich selber angewiesen dem Tode gewidmet) noch eine Daseinsberechtigung. Doch um der Welt zu dienen, hat Vatikanum II diese Ordnung umgestürzt; statt die Welt der Kirche einzuordnen, um sie Christus zu weihen, hat es die Kirche der Welt zugeordnet, um sie dem Menschen zuzuführen. Deshalb kann es logischerweise versi­chern: «Gläubige und Ungläubige sind im allgemeinen darüber einig: alles auf der Welt muss dem Menschen untergeordnet sein, als dessen Mitte und Gipfel.» (G. S. 12,1). Ja, wenn Gott nicht existiert oder sich zurückführen lässt auf ein unbestimmtes Prinzip, das jede Freiheit zulässt, so nimmt der Mensch Seine Stelle ein, und wird die Mitte des Universums und das Ende aller Dinge. Doch wenn es einen Schöpfer gibt, und wenn dieser sich seiner Kreatur offenbart hat, dann erkennt der einsichtige Mensch, der auf Ihn hören wollte, was er ist, und nimmt Kenntnis von seiner Nichtigkeit. Er versteht, dass er sich nicht «dank seiner Aktion … selber vervollkommnet» (G. S. 35,1), wie es die Marxi­sten und die Epigonen des Konzils wahrhaben wollen, sondern durch seine Lenkbarkeit im Hinblick auf den Antrieb der Gnade. Er ernie­drigt sich, um sich in der Ergebenheit in den Willen seines göttlichen Meisters zu erheben. Ihm widmet er seine ganze Existenz und ordnet die ganze Schöpfung in die Kundgebung Seiner Herrlichkeit ein.

Das Konzil hat nun wirklich den Menschen nicht in diese Bahn getrie­ben. In dem Mass, als der «moderne Mensch sich auf dem Weg nach einer vollständigeren Entwicklung seiner Persönlichkeit befindet, in Richtung einer Entdeckung und wachsenden Bestätigung seiner Rechte» (G. S. 41,1), proklamiert er nicht mehr die Rechte Gottes, son­dern die «Rechte der Menschen, erkennt und hält er in Ansehen den Dynamismus unserer Zeit, der überall seinen Rechten einen neuen Anlauf gibt»111 (G. S. 41,3). Vergessend, dass der Mensch nicht nur Gott unterworfen ist, sondern auch seiner Nation und seiner Familie, erklärt es im weiteren: «Die menschliche Person ist und muss Prinzip, Subjekt und Endzweck aller Institutionen sein» (G. S. 25,1), und ermu­tigt so alle Anarchien und Totalitarismen.112

Statt das Gottesreich für jeden, der das Wort Gottes vernehmen will, anzukündigen, hat sich die Konzilskirche, Lanzenspitze des Humanis­mus, für die Verkündigung eines humanitären Messianismus engagiert.113 Inskünftig wird es sich darum handeln, eine säkularisierte Religion, eine Religion, die den Gotteskult durch die Kultur ersetzt,”114 welche ihr Licht nicht mehr von Gott, sondern von den Menschen erbittet, eine subjektive Religion, eine Religion des Menschen, welche mit dem Individualismus und Laizismus der modernen Gesellschaften harmonisiert, um deren höchste Ideologie einzusetzen.

Schlussfolgerung: Die Neue Kirche

Kirche, Sakrament der Welt

Die Hirten haben verraten und sind für die Herde Wölfe geworden. Vatikanum II und alle, die sich darauf berufen und nichtsdestoweniger behaupten, dem ewigen Credo treu zu sein, täuschen und sind getäuscht. Die Hirten sind abgefallen. Sicherlich, etliche behaupten, dass man nicht übertreiben und die Dinge nicht schwarz sehen soll, dass Vatikanum II nur eine vernünftige Klarstellung eingeführt hat, eine Anpassung in der Kontinuität, Bedingung eines neuen missionarischen Eifers; dass, wenn einige Neuerungen schockieren können, sie aus dem Geist einer engagierten, nicht repräsentativen Minderheit entspringen. Diese hätte durch ihre im Endeffekt mehr lärmigen als beunruhigenden Manifestationen die Aufmerksamkeit vom wahren Konzil abgelenkt, welches sehr gut, gerecht und vortrefflich katholisch ist.

Was kümmern uns die unredlichen Interpretationen der Lauen, der Mondänen und anderen « Gemässigten » — gemässigt christlichen. Was ist, ist; was nicht ist, ist nicht. Unsere Analyse hat gezeigt, dass die Lehre von Vatikanum II heterodox und nicht katholisch ist. Wenn sich Intelligenzen finden, um diese Analyse zu widerlegen, so mögen sie uns mit ihrer Wissenschaft erleuchten.

Die Weichen behaupten, einen harten Geist und ein weiches Herz zu haben: doch haben sie nicht eher einen weichen Geist und ein hartes Herz? Sie haben Augen und sehen nicht, Ohren und hören nicht. Sie sehen nicht, dass Vatikanum II sehr viele Seelen in das geistige Elend und die Verzweiflung führt. Sie haben kein Ohr für den Aufschrei der irregeleiteten Christen, unermessliche Herde, geleitet von zu Wölfen gewordenen Hirten: «Man ändert uns die Religion!» Die Verweltlich­ten erwidern: Stellen sie nicht die grosse Achtung, deren sich zurzeit die Hirten unserer konziliären Kirche erfreuen, fest, insbesondere ihres Oberhauptes Joh.-Paul II.? Doch es geziemt sich, ihnen zu ant­worten: Nicht die Welt hat sich der Kirche ergeben (die Entchristli­chung geht voran), sondern die früheren rechtmässigen Hirten, welche sich der Welt hingegeben haben, passen sich diesen Idolen, Ideologien und Vereinbarungen an.

Den Baum erkennt man an seinen Früchten. Diejenigen, welche die konziliaren Hierarchien vorschlagen, sind, wenn nicht wesenlos, so wenigstens vergiftet. Die Praktizierung der Richtlinien von Vatika­num II schliesst mit einem beträchtlichen Manko ab. Um den vortreff­lichen Ausdruck zu verwenden: Kleriker und Laien sind bei den Barbaren gelandet. Künftighin arbeiten sie mit an der methodischen und allgemeinen Zerstörung der Zivilisation, die ehemals mit gutem Recht christlich genannt werden konnte. Diejenigen, welche auf das Studium ausgerichtet waren, haben sich als kirchliche Intelligenzia konstituiert; sie verbringen ihre Zeit damit, verworrene marxistische, Freud’sche, strukturalistische Auslegungen zu erzeugen, oder solche über die heilige Schrift und theologische Werke. Eine sonderbare Art, seine Talente zu vergraben. Diejenigen, welche Sinn für Apostolat hat­ten, haben sich auf schlimmste Weise eingesetzt für den Aufbau des Sozialismus, den Kampf zur Befreiung der Völker oder für den militanten Syndikalismus, im günstigsten Falle für die Belebung des Aus­schusses für die Quartier-Interessen. Und was die grosse Masse anbe­langt, so ist sie eine Herde alberner und sorgloser Scheinheiliger geworden. Die feste Verkündigung des Evangeliums hat umgeschla­gen in abgeschmackte Reden über die Probleme unserer Zeit. Die «hölzerne Zunge» der neuen Kirche hat zur Verdunkelung der Geister geführt, und die so sehr gesuchte Einheit ist am Prinzip des Pluralismus zerschellt. Es gilt nicht, das Gesicht zu verhüllen, sondern zuzugeben, dass die neue Kirche die streitende verleugnet hat, diejenige, welcher Gott wie zu seinem Propheten sagt: «Schau, ich gebe dir heute die Macht über Völker und Reiche, um auszureissen und einzureissen, zu vernichten und zu zertrümmern, aufzubauen und einzupflanzen!» (Jer. 1,10), jene Kirche, dessen einzige Mission die Ankündigung Chri­sti ist und Ihn den Menschen gegenwärtig werden zu lassen, diejenige, in welcher die gefallene und dem Tode geweihte Menschheit ein neues Leben erhält, «die erhobene Fahne inmitten der Nationen», um allen als Zeichen des Sammelplatzes zu dienen, «der einmalige Saal, in wel­chem der Familienvater die Hochzeit seines Sohnes feiert», «Tempel des lebendigen Gottes» (II Kor. 6,16).

Die konziliare Sekte, welche sich widerrechtlich des Titels Kirche bemächtigt, ist in Wirklichkeit «das Sakrament der Welt», das sichtbare Zeichen aller Verirrungen unserer Zeit und das Mittel, deren Untergang zu beschleunigen, die Vorhut der Utopie, welche das Para­dies auf Erden zu errichten sucht, die Dienerin der Mächtigen dieser Welt, kurz die Veranschaulichung einer kolossalen Subversion.

Man wird sich fragen können: wie hat das geschehen können? Die Ursachen kommen von weit her und es gilt hier nicht, sie historisch zu beleuchten. Klar werden muss uns vor allem, dass hierin das Resultat des schlechten Christentums der Kirchenmänner zu sehen ist. Eben, als die Kirche sich von den gottlosen Gesellschaften in den Winkel der Sakristeien verwiesen sah, erlagen viele Kleriker und Laien, vom Geist der Zeit verführt, der fürchterlichen Versuchung, die neuen Ideale anzunehmen und sie mit dem Evangelium zu verbinden, in der illu­sorischen Hoffnung, den verlorenen Einfluss wieder zu gewinnen.115

Sie hätten der Gnade gegenüber lenksam bleiben und die Mittel finden können, aus dieser gefährlichen Lage herauszukommen Doch ein geschwächter Glaube, eine geistige Lauheit, ein Mangel an Hoffnung gepaart mit dem Wunsch, vor den Menschen glänzen zu wollen, und unter dem Stachel des Machtwillens wurden sie dazu geführt, die Abgötter der Zeit anzubeten, die ihnen besser und glaubwürdiger erschienen als die Lehre Desjenigen, der gesagt hat: Ich habe die Welt besiegt. Indem sie sich feige den Bedingungen ihrer Feinde unterzo­gen, haben sie nicht gezögert, sich akzeptieren zu lassen und eine Rolle zu spielen, das Licht unter den Scheffel zu stellen und die ihnen anver­trauten Talente endgültig zu begraben.

Indem sie das taten, haben sie ihre Berufung verleugnet; sie haben Christus verlassen, um dem Prinzen dieser Welt zu dienen: «Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest» (Mt 4,9). Sie wollten zu glauben vorgeben, dass sie arm seien, wobei sie nur zu dominieren suchen. Sie haben sich fortan als unentbehrlich geglaubt, sind aber nichts anderes als Parasiten, deren man nicht bedarf. Sie haben eine Kirche ohne Seele aufgebaut, welche sich nur mehr mit der Organisation weltlicher Dinge befassen würde; doch ein solch lächerli­ches und unwirksames Instrument zerstört sich selbst und löst sich auf. Für sie gibt es also keine Zukunft.

Doch der treue Christ, welcher weiss, dass die Kirche jenseits aller hinieden erduldeten Drangsale, so schrecklich sie auch sein mögen, weiter besteht, hat weder Anlass zu verzweifeln noch sich zu skandali­sieren. Christus ist der Meister der Geschichte. Er hat sie geführt gemäss Seinen geheimnisvollen Plänen für das Wohl seiner Braut. Der scheinbare Verfall der Kirche, weit davon entfernt, ein Zeichen der Entmutigung zu sein, soll also ein Ruf nach mehr Heiligkeit sein.

Corrigenda:

Auf Seite 11 der Nummer 15 muss es in der vorletzten Zeile heissen: Gültigkeit statt Ungültigkeit.

Auf Seite 12 der gleichen Nummer muss es auf Zeile 18 behaupten statt belangten heissen.

_______

111 Wenn anderswo das Konzil warnt vor «jeder falschen Autonomie» (G. S. 41,3), vermindert dies in keiner Weise die erste Erklärung, denn in dem Masse, wie es den Menschen als solchen als wesentlich gut ansieht, kann es nur ein enges Zusam­menfallen geben zwischen Würde des Menschen und Verkündigung des Evange­liums.

112 Das besondere Gut soll nicht über das allgemeine vorherrschen. Der hl. Thomas lehrt, dass dasWohl des Ganzen der Endzweck jedes der es zusammensetzenden Teile ist, und das Gemeinwohl ist der Endzweck jeder einzelnen Person, die in der Gememinschaft lebt (IIa, IIae, q58, a9, ad3). Folglich «ermisst sich die Güte jedes Teiles im Verhältnis der Einheit zum Ganzen» (ibid., Ia, IIae, q92, a1, ad3).

113 Die Botschaft des Evangeliums richtet sich nicht nur an den Menschen, sondern es ist eine grosse Botschaft über den Menschen» (Joh.-Paul II., Rede zu den Bischö­fen, 6-80, DC 1788).

114 «Es ist der menschlichen Person eigen, nur durch die Kultur wirklich und voll zur Menschheit Zugang zu haben, d. h. indem man die Güter und Werte der Natur kul­tiviert» (G. S. 53,1).

115 Seit dem zweiten Drittel des 19. Jh. hat eine in ihrer Ausdrucksweise unterschiedli­che, im Endeffekt aber gleiche Strömung (liberale Katholiken, Modernisten, christliche Demokraten, Amerikanisten, Sillonisten usw.) in diesem Sinne gewirkt. Mehrmals vom Magisterium verurteilt, doch anderseits durch unglückliche Unter­nehmungen ermutigt (der Anschluss Leo XIII., die katholische Aktion Pius XI., ist diese Strömung schliesslich zu einem scheinbaren Sieg mit der heterodoxen Ver­sammlung des II. Vatikanums gelangt.


Endgültige Antwort von Herrn Pater Pinaud an Mgr. Fellay: Jetzt reicht es!

$
0
0

In der Revolution, die die Priesterbruderschaft St. Pius X. erschüttert, gibt es ein neues Opfer.
Wer wird das nächste sein?
Ich sage euch, wenn meine Jünger schweigen, werden die Steine schreien“ (Lk 19,40) 

14. Januar 2014

Herr Generaloberer,

in der Verlängerung meines Prozesses habe ich Ihre Antwort vom 12. Dezember 2013 auf mein Schreiben vom 9. gleichen Monats erhalten.

Sie haben die Rücknahme meines Einspruchs zur Kenntnis genommen. Sie bestätigen „ das Inkrafttreten des von Herrn Pater Wuilloud in der Strafsache vom 28. Oktober 2013 gegen mich verhängten Urteils“ und Sie fordern mich auf, „mich quam primum nach Montgardin zu begeben…“

Nach acht Monaten unverständlicher Wartezeit auf meinen Prozeß… habe ich die plötzliche Tüchtigkeit Ihres Privatsekretärs zu schätzen gewußt, der schon am 10. Dezember 2013 einen meiner Brüder anrief und ihm ungeduldig vorwarf, meine Telefonnummer nicht zu kennen! Am gleichen Tag rief er um 21.30 Uhr auch meine Eltern an, um zu hören, ob ich dort sei und um die Nummer meines Mobiltelefons zu erfragen. Eine Nummer, die bis zu diesem Tag nicht nützlich schien.

Wenn man im Lexikon unter den Wörtern „Betrug“, „Parodie“ und „Scheinhandlung“ nachschlägt, stellt man fest, daß sie sich auf den Anschein eines Prozesses beziehen… Dieser Betrug hat lange gedauert, aber jetzt neigt er sich endlich dem Ende zu.

Wenn ich einverstanden war, diese Parodie eines Prozesses zu ertragen, dann nicht etwa in der Hoffnung, daß mir Gerechtigkeit widerführe, denn ich persönlich hege seit August 2011, dem Zeitpunkt meiner Rückkehr aus Gabun, keinerlei Zweifel mehr an  Ihrer Geringschätzung eines gegebenen Wortes.

Ich habe nur deshalb diese fingierte Justiz ertragen, um den Mitbrüdern erneut Gelegenheit zu geben, sich von Ihrer intellektuellen Unredlichkeit zu überzeugen.

Jetzt reicht es !!

Die maßlos übertriebene Strafe zeigt, wenn es denn noch nötig wäre, daß diese „groteske und lächerliche“ Inszenierung nicht der Wirklichkeit entspricht… sie kaschiert einen uneingestandenen Willen.

Nach der Veröffentlichung des Artikels vom 11. November 2013 „Die Verurteilung-Rechtfertigung Herrn Pater Pinauds“ auf Austremoine.org haben sie sich mit dessen Autor am Mittwoch, dem 20. November in Zürich getroffen und ihm anvertraut, daß er nicht alles wisse. Sie haben vor allem behauptet, er wisse nicht, daß ich ein „großer Manipulator“ sei, und daß dieser Prozeß, soweit es  mich betreffe, nur die „Spitze des Eisbergs“ sei.

Das Urteil bestraft also einen Eisberg und eine Manipulation, die in der Anklageschrift nicht genauer angegeben werden… Was für ein Eisberg ist das und was für eine Manipulation?

Sind das nicht rein manipulative Unterstellungen Ihrerseits, die sowohl Sie als auch Ihre engen Mitarbeiter so gut formulieren können?

Sie wissen, wie sich Mgr. Tissier de Mallerais über mein Urteil geäußert hat: es ist null und nichtig, weil unter anderem die mir vorgeworfene formelle Mitarbeit gar nicht existiert…

Unter solchen Umständen zwingen Sie mich, auf diesem scheinheiligen Gleis nicht weiterzufahren. Wenn ich mich ein weiteres Mal für einen x-fachen Machtmißbrauch zur Verfügung stellte, würde ich dem Gemeinwohl  der Priesterbruderschaft St. Pius X. schaden.

Es ist daher weder vernünftig noch tugendhaft, diese Kömödie zu verlängern.

Ihre klägliche und grausame Attitüde erinnern mich an die Worte, die Jeanne d’Arc an ihren Henker richtete: „Bischof, durch dich sterbe ich.“

Ihre Blindheit und Ihre Sturheit, mit der Sie die Identität unserer Priesterbruderschaft St. Pius X. zerstören, bestürzen mich. Sie mißachten jeglichen Rat und verfolgen mit Verbissenheit Ihr subversives Ziel, indem Sie über die Leichen Ihrer Priester gehen.

Nichts scheint Sie aufhalten zu können. Was kann ich anderes tun, als Ihnen die Worte des göttlichen Meisters vorzuhalten, die dieser an den Jünger richtete, der ihn verriet: „Was du tun willst, tue bald“

Jetzt reicht es!

Am Fest des hl. Hilarius von Poitiers

Pater Nicolas Pinaud

suspens a divinis, unter Ihrer Gerichtsbarkeit

Aus dem Französischen übersetzt von B. J.

ABBE-PINAUD

ABBE-PINAUD2


UMFRAGE: Was soll mit der aktuellen Führungsspitze der FSSPX geschehen?

$
0
0

Nach ALLEM, was Sie bisher in diesem Blog und in anderen, verwandten Internet-Publikationen über den WIDERSTAND in der Priesterbruderschaft St. Pius X. gegen die Dispositionen und Aktionen des Generalhauses in Menzingen zur Kenntnis nehmen konnten, starten wir nun eine internationale Umfrage, an der Sie sich beteiligen können, selbstverständlich unter absoluter Wahrung Ihrer Identität (die übrigens dabei in keiner Weise festgehalten wird!).

Nehmen Sie aber bitte an dieser Umfrage nur teil, wenn Sie der Priesterbruderschaft St. Pius X. als solcher, als das, was sie von Anfang an, insbesondere unter ihrem heiligmäßigen Stifter, Erzbischof Marcel Lefebvre, war und bis rund um den Jahrtausendwechsel blieb, wohlgesinnt sind.


“Der Bischof von Rom”: “GOTT IST NICHT KATHOLISCH.”

$
0
0

Ich möchte auf diese Aussage des “Bischofs von Rom” Franziskus zurückkommen. Sie hat so weitreichende Implikationen, dass eine ausgiebige theologische Diskussion darüber hier wohl am Platze ist.

Kardinal Carlo M. Martini, Mailand, gestorben 2012, der besondere Freund von Jorge Maria Bergoglio, ergänzt diese Behauptung noch mit: “Gott ist über den Grenzen, die aufgerichtet werden”, und das lautet dann sinngemäß schon gleich wie die unkatholische (häretische) Lehre der “Gospa” von Medjugorje vom 1. Oktober 1981: “Vor Gott sind die Angehörigen aller Religionen gleich. Gott herrscht über jede Religion wie ein Herrscher über sein Reich.”

Zitat aus dem Blog “ISLAM = ANTICHRISTENTUM”:

GOTT ist katholisch! Gott ist auch evangelisch. Gott ist auch orthodox und Gott ist sowieso christlich. Aber Er ist selbstverständlich nicht “evangelisch” (reformiert) oder “orthodox” (schismatisch) im konfessionellen Sinn, sondern er ist katholisch, römisch-katholisch, römisch-katholisch und apostolisch, was evangelisch, weil absolut übereinstimmend mit dem Evangelium, und orthodox, weil absolut umfassend alle richtige Lehre, mit einschließt. GOTT ist total, uneingeschränkt christlich; denn Christus ist ja GOTT, Seine Lehre ist diejenige GOTTES. Gott ist katholisch, weil nur die römisch-katholische, apostolische Kirche von Christus auf Petrus, den Felsen, als Seine, Gottes Kirche auferbaut wurde. Sie ist das Reich Gottes auf Erden, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Nur sie hat und verwahrt und verkündet und praktiziert die vollständige, die ganze, die unverfälschte, ungeschmälerte, unverwässerte Lehre und die Fülle der Gnadenschätze.

Heute aber, seit dem II. Vatikanum, leben wir in einer Zeit des großen Glaubensabfalls. Und deshalb muss derjenige, der seinen echten katholischen Glauben bewahren (und ausüben) will, sich orientieren am katholischen Glauben aller Zeiten und nicht am “katholischen Glauben” der Aktualität. Wenn Aussagen und Lehren heutiger Repräsentanten der Hierarchie und Theologie dem vormals verbindlich Gelehrten widersprechen, muss man sie ächten und deren Verkünder anklagen!

Siehe unter Anderem:


DER WANDEL JESU IN DER WELT – Nach den Visionen der Anna Katharina Emmerich

$
0
0

Krankenheilungen in der Nacht

Wegen der anwesenden Pharisäer sind die Bewohner von Aruma scheu und melden sich bei Tage nicht. Daher heilt der Herr nicht öffentlich; aber wie in der gestrigen Nacht, so wandelt Er auch in der heutigen Nacht, von ein paar Jüngern begleitet, durch die mondhellen Straßen zu einigen kleinen Pforten, wo Ihn Menschen demütig erwarten, um Ihn in den Hof zu den aufgebahrten Kranken zu führen, die Er ermahnt und heilt. Unter ihnen läßt Er auch eine blut­flüssige Frau Seinen Gürtel küssen und spricht dabei Worte, die so viel besagen wie: „Ich heile dich in der Intention, in der dieser Gürtel getragen wird, vom Anfange bis zum Ende.” Anderen Kranken legt Er die Enden Seines Gürtels auf das Haupt. Dieser Gürtel ist ein langes, breites Tuch und wird bald breit, bald schmal zusammen­gelegt getragen, bald mit kurzen, bald mit lang herniederhängenden Enden, an denen Quasten befestigt sind.

Jüngerherberge bei Thänath-Silo

So. 20.

Nachdem Er morgens nochmals sehr ernst­haft wider die Pharisäer gesprochen hat, in­dem Er auf ihre Verteidigung der Heiligkeit der äußeren Gebräuche und Formen hin Beispiele von Heiden anführt, denen der Satan schließlich die leeren Formen ausge­füllt habe, wandert Er zu der von Lazarus eingerichteten Jüngerherberge bei Thänath­Silo, in jenem Tal vor Samaria, wo sich einst (Gen. 12, 6) Abraham bei der Terebinthe im Hain Moreh zuerst niedergelassen hatte, und übernachtet hier mit den Ihn beglei­tenden Jüngern.

Ackerbau-Stadt Thänath-Silo

Mo. 21.

Tagsüber wandelt der Herr durch die um­liegenden Felder und spricht vor Frauen und Männern, die an großen Getreidehaufen arbeiten, über das Gleichnis vom Sämann und dem verschiedenen Erdreich (Mt. 13, 3 ).

Abends beginnt mit Abschluß des letzten Monatstages, des 30. Tisri, und dem Anfang des 1. Marchesvan das Neumondsfest, zu welchem Jesus aus Seiner Herberge vor der Stadt von den Einwohnern abgeholt und in die Stadt eingeführt wird. Er lehrt im Sab­bathaus, speist mit den Gesetzeslehrern und übernachtet wieder in der Jüngerherberge.

Di. 22.

Nachdem Er in Thänath Kranke aller Art, besonders viele Lahme und Gichtleidende geheilt und auch viele kranke und gesunde Kinder gesegnet hat, zieht Er wieder in das Erntefeld hinaus, heilt auch hier viele Ar­beiter und nimmt unter einer noch stehen­den Laubhütte an einem Picknick teil, wel­ches Ihm die Einwohner von Thänath bereiten. Hierauf hält Er eine große Lehre, die sich besonders gegen die unnütze und übertriebene Lebenssorge richtet, wobei Er das Gleichnis von den Lilien auf dem Felde (Mt. 6, 25) erzählt und auch schon einige Seligpreisungen erklärt, die in der sogenann­ten Bergpredigt (Mt. 5, 3) die Einleitung bilden. Die Bewohner von Thänath sind in ihrem Ackerbau und Handel sehr erwerbs­tüchtig, und sie halten den Zehnten, den sie von der ganzen Gegend einzuziehen haben, oft lange zurück und wuchern damit. Phari­säer wohnen hier nicht.

Abrahams Terebinthe im Hain Moreh

Mi. 23.

Morgens heilt der Herr noch die vielen Kran­ken, die man aus der ganzen Umgegend in Thänath-Silo zusammengebracht hat. Gegen Mittag zieht Er, von Bewohnern begleitet, zum Brunnen Abrahams im Hain Moreh, wo jene Terebinthe (Elon im Hain des Moreh) steht, unter der einst in der neunten Nacht vor Christi Geburt die heilige Jungfrau auf ihrer Reise nach Bethlehem so sehr gefroren hatte und von Gott in ihrem diesbezüglichen Bittgebet erhört worden war. Hier spricht der Herr vor einer Schar von lernbegierigen Leuten, zumal samaritischen Arbeitern, die Ihn hier teils erwartet, teils bis hierher be­gleitet haben.

Beim Gutsbesitzer Obed

Grenz-Doppel-Stadt Aser-Michmethat

Gegen Abend besucht Er den Lustort vor der Doppel-Stadt Aser-Michmethat, die als Aser im südlichen Stammgebiet Ephraim und als Michmethat im nördlichen Stamm­gebiet Manasse liegt. Auch hier im Lustort liegt ein Brunnen Abrahams, und Jesus heilt hier erst Kranke und wird von den Bewoh­nern der Stadt liebevoll empfangen, kehrt aber dann in dem in der Nähe liegenden, großen Landgut des nach Weise eines Pa­triarchen Job lebenden Obed ein, der Ihn mit Seinen Jüngern sehr liebevoll aufnimmt.

Do. 24.

Am Morgen lehrt der Herr im Badegarten vor Michmethat am Brunnen Abrahams vor ungefähr vierhundert Menschen, die sich auf dem Rasen des treppenförmigen Abhanges um den Brunnen gelagert haben. Er spricht deutlich von der Ankunft des Reiches und Seiner Sendung, von Buße und Taufe, und bereitet auch einige der Hörer zur Taufe vor.

Hierauf wandelt Er mit Obed durch die die­sem gehörenden Felder zu einzelnen Häu­sern und belehrt und tröstet hier die älteren Angehörigen der Gutsarbeiter, die nicht zur Brunnenlehre hatten kommen können. Un­terwegs unterhält Er Sich mit Obed über Abraham, Jakob und Job; denn der reiche Obed, dessen Voreltern sich aus Juda hier angesiedelt hatten, lebt wie jene ganz be­wußt in Nachahmung jener alten Patriar­chen. Er allein hat achtzehn Kinder, von denen viele schon verheiratet sind und alle auf diesem seinem großen Landgut leben, oder in den Orten Aser und Michmethat. Ganz besonders aber verehrt Obed den Job und nimmt ihn sich in allem zum Muster.

Nachmittags wohnt der Herr einer großen Mahlzeit bei, die rund um Obeds Haus und in dem Hof unter Laubhütten unter Beteili­gung fast aller Einwohner von Michmethat und besonders aller Armen der Gegend stattfindet. Jesus geht von Tisch zu Tisch, segnet, lehrt, erzählt Parabeln und teilt liebevoll Speisen aus.

Gegen Abend besucht Er noch Kranke in Privathäusern, heilt sie und segnet unter­wegs auf den Straßen von Michmethat sehr viele Kinder, die Ihm die Mütter reihen­weise vorstellen. Bei Seiner Rückkehr im Hause Obeds segnet Er auch die Kinder der Familie und der weiteren Verwandten. Be­sonders viel redet Er mit einem siebenjähri­gen Sohne Obeds, der bei einem älteren Bruder wohnt und oft des Nachts auf dem Felde kniend betet. Nach Jesu Tod kommt dieser fromme Knabe zu den Jüngern Christi.

Fr. 25.

Früh morgens besucht der Herr mit den Jün­gern den nördlichen Teil des Ortes, Aser. Die hiesigen Pharisäer sind verärgert, daß Jesus zuerst Michmethat statt Aser aufge­sucht hat. Auch viele der Einwohner sind hoffärtig und stecken mit anderen Leuten zusammen, die Abgaben und Zölle für die Römer zu erheben haben, und wuchern mit diesen Geldern. Diese, sowie die Pharisäer lieben Jesus nicht; und doch wollte ihr Ehr­geiz, daß Er, der Gelehrte, zuerst bei ihnen einkehre und nicht bei ihren Nachbarn, auf die sie herabsehen. Jesus lehrt hier im Sab­bathause und heilt mehrere Kranke.

Mittags kehrt Er zum Brunnen vor Mich­methat zurück und nimmt erst im allgemei­nen, dann von einzelnen das Sündenbekennt­nis entgegen und läßt durch Saturnin und Judas Barsabas taufen. Nach der Taufe nimmt Jesus einen kleinen Imbiß ein und predigt dann zum Sabbatanfang wieder in Aser über die Vertilgung von Sodom und Gomorrha und über die Wundertaten des Propheten Elisäus. Mit dieser Seiner schar­fen Bußpredigt sind die Pharisäer nicht zu­frieden, zumal Er nachher beim Mahle mit ihnen davon spricht, daß sie zwar die Zöll­ner verachten, aber selbst den Wucher, nur versteckter und scheinheiliger, betreiben. Er übernachtet wieder bei Obed.

Sa. 26.

Morgens predigt der Herr wieder im Sabbat­hause zu Aser, und zwar von Abraham und Elisäus, und heilt dann noch viele Kranke, darunter auch dämonische und melancho­lische.

Am Nachmittag folgt Er einer Einladung seitens der Pharisäer zum Ehrenmahl im Stadthotel, ruft aber viele Arme und die Leute von Michmethat hinzu und läßt alles durch Seine Jünger bezahlen. Bei Tisch er­heben die Pharisäer heftigen Widerspruch gegen Ihn, und Er legt ihnen die Parabel vom ungerechten Schuldner (L. 16, 1) da­hin aus, daß sie den Armen die Abgaben abdrückten und den Römern vorlögen, sie könnten nicht bezahlen, um sich dann das übrige Geld einzustecken; auch daß sie höhere Abgaben aufschrieben und den Römern nur den dritten Teil gäben. Als sich die Betroffenen verteidigen wollen, sagt Er: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!” (Mk. 12, 17.) (Denselben Ausspruch tut Er später, am 19. März 34 noch einmal im Tempel.) Sie sind zuletzt ganz ergrimmt und sagen, was denn Ihn dies angehe.

Abends beginnt mit Anbruch des 6. Mar­chesvan der Fasttag zur Erinnerung an den jüdischen König Sedekias (dem Nabuchodo­nosor die Augen ausstechen ließ, nachdem er dessen Söhne hatte töten lassen; 4 Kön. 25, 7; Jerem. 52, 10-11).

So. 27.

Wie an Fasttagen üblich, gehen die Leute heute etwas spazieren. Der Herr schließt Sich ihnen hierbei an, besucht die Wein­berge, die hier zum zweiten Mal reifen, lehrt dann bei Hirten in der Gegend und predigt zum Schluß wieder am Brunnen vor Mich­methat über das Reich, das von den Juden zu den Heiden übergehen werde.

Als Obed nachher meint, die Heiden könn­ten durch solche Bemerkungen hoffärtig werden, weist Jesus darauf hin, daß jene ge­rade wegen der Demut den Vorzug erhalten würden, und warnt hierbei Obed und die Seinen vor dem Gefühl einer gewissen Ge­rechtigkeit und Selbstzufriedenheit, wozu sie in der Tat etwas hinneigen. Daher er­zählt Er ihnen die Parabel von den Talenten (Mt. 25, 14-30). Nachher belehrt Er auch die Frauen des Gutshofes in einem eigenen Park unter einer großen Laube, unter der Er ihnen die Parabel von den klugen und törichten Jungfrauen erzählt (Mt. 25, 1 bis 13).

Aufnahme des Bartholomäus und des Judas

Adventshirtenhaus bei Sichern

Mo. 28.

Des Morgens verläßt der Herr mit fünf Jün­gern Michmethat, unterrichtet unterwegs einige Hirten und kommt gegen Mittag in jenem Hirtenhause bei Sicheln an, wo Er am 31. Juli 32 mit Seiner Mutter zusammen­getroffen war. Es liegt auf dem Landgut des Patriarchen Joseph, dem Erbteil Jakobs (Gen. 48, 22). Der Wirt dieses Gutes und Hauses ist ein Pächter. Jesus lehrt hier zu­erst vor einer großen Volksversammlung und nimmt dann im Hirtenhause ein länd­liches Mahl ein.

Gerber-Stadt Meroz

Vom Adventshirtenhaus bei Sichern begibt Sich Jesus zum Gerberorte Meroz. Er wird von den armen Bürgern, die um Seine An­kunft wissen, sehr freudig empfangen. Sie kommen Ihm mit Kleidern und Sandalen entgegen, um sie Ihm und den Jüngern zu überreichen. Der Herr dankt und begibt Sich mit ihnen zum Hotel der Stadt, wo man Ihm die Füße wäscht und einen Imbiß reicht. Dann empfängt Er den Besuch der Pharisäer und lehrt noch am Abend im Sabbathaus vor vielem Volk über die Parabel vom faulen Knecht und dem vergrabenen Talente (Mt. 25, 14), mit dem Er die Einwohner von Meroz vergleicht, da sie als Söhne der Mägde nur ein Talent erhalten hätten, es aber, statt damit zu wuchern, vergraben hätten, weshalb sie jetzt, da Er nahe, sich beeilen sollten, noch etwas zu gewinnen. Auch hält Er ihnen ihre geringe Liebe zu den Nachbarn und ihren Haß gegen die Samariter vor. Die Pharisäer sind zwar mit Ihm nicht zufrieden, um so mehr aber das Volk, da es von jenen sehr gedrückt wird, und da der ganze Ort sonst nie einen Lehrer zu sehen bekommt.

Nach der Lehre geht Jesus mit Seinen Jün­gern zu der von Lazarus eingerichteten Jün­gerherberge bei einem Feldgut vor dem öst­lichen Tor von Meroz, welches dem Lazarus gehört. Hier kommen Bartholomäus Neph­thali, Simon Zelotes, Judas Thaddäus und Philippus zum Herrn, werden von Ihm freundlich empfangen, nehmen am Abend­mahl teil und bleiben zur Nacht hier.

Bartholomäus und Simon Zelotes empfehlen dem Herrn den Judas Ischariot als Jünger. Doch Jesus seufzt bei ihren Reden und scheint betrübt zu sein. Auf ihre Frage, warum, sagt Er: „Es ist jetzt nicht Zeit, da­von zu reden, sondern daran zu denken.”

Judas Ischariot ist vor kurzem in Cypern gewesen, und durch seine vielfachen Erzäh­lungen von den Wundern Jesu und von den Urteilen, die man über Ihn fälle wie, daß die einen Ihn den Sohn Davids, die anderen den Christus nennen, und daß die meisten Ihn für den größten aller Propheten halten, sind die dortigen Heiden und Juden, die schon vorher viel Wunderbares von Jesus gehört hatten, noch begieriger geworden, Ihn zu sehen. Cyrinus von Cypern hat dar­aufhin (vgl. 14. Oktober 32) einen heid­nischen Boten zu Jesus nach Ophra ge­schickt, und Judas ist zusammen mit letz­terem von Cypern nach Palästina zurück­gereist.

Als Judas erfährt, daß Jesus in die Gegend von Meroz kommen werde, wo er sehr be­kannt ist, besucht er den Bartholomäus in Dabbeseth, den er auch schon kennt, und ladet ihn ein, mit ihm nach Meroz zu reisen. Bartholomäus reist aber erst mit Judas Thad­däus nach Kapharnaum. Beide holen dort Philippus ab und dann in Tiberias den Simon Zelotes, treffen sich in Naim wieder mit Judas Ischariot und reisen alle nach Meroz, wo Judas aber in der Stadt in einem ihm bekannten Hause zurückbleibt, während die anderen Jesus in der Jüngerherberge auf­suchen.

Di. 29.

Morgens begibt sich der Herr mit den Jün­gern zum Stadtbrunnen von Meroz, wo die Kranken, besonders viele Wassersüchtige und Lahme, von denen Meroz voll ist, ver­sammelt worden sind. Mit Staunen, aber auch skeptisch und verärgert, schauen die Pharisäer den Wunderheilungen des Herrn zu und sehen die Geheilten lobsingend ihre Betten nach Hause tragen. Jesus lehrt und ermahnt und tröstet die Kranken und küm­mert sich um die Pharisäer nicht.

Gegen Mittag wandelt Jesus mit den Jüngern wieder zum östlichen Tore hinaus zur Jün­gerherberge. Unterwegs schreien Ihn einige ganz wütend Besessene an, die man aus ihrem Behälter losgelassen. Er befiehlt ihnen, zu schweigen, und heilt sie.

Von der Herberge begibt Er Sich zum Hause der Aussätzigen, heißt kurz davor die Jün­ger sich entfernen, ruft dann die Aussätzigen heraus, rührt sie an und befiehlt den Ge­heilten, sich den Priestern zur üblichen Begutachtung vorzustellen.

Als Er mit den Jüngern wieder zusammen­trifft, stellen Ihm Bartholomäus und Simon Zelotes den Judas Ischariot mit den Worten vor: „Meister, hier ist Judas, von dem wir Dir gesprochen haben.” Jesus sieht ihn sehr freundlich und mit einer unbeschreiblichen Wehmut an, und Judas, sich verbeugend, sagt: „Meister, ich bitte, mich Teil an Dei­ner Lehre nehmen zu lassen.” Jesus er­widert sanft und prophetisch: „Das kannst du nehmen, wenn du es keinem anderen überlassen willst.” Hiermit weist Er offen­bar auf Matthias hin, der später an Judas’ Stelle tritt, und auch auf das Verkaufen Jesu.

Im Weiterwandeln belehrt der Herr die Jün­ger und erreicht die Höhe des Berges zwi­schen Meroz und Atharot, auf dem Er für heute eine Lehrpredigt angesagt hat. Aus beiden Orten und der ganzen Umgegend sind die Hörer hier schon versammelt, unter ihnen auch Pharisäer. Jesus hält eine strenge Lehre vom Reich, von der Buße und von der Verlassenheit dieses Volkes, und er­mahnt es, sich aus der Trägheit aufzuraffen. Zum Schluß, am Abend, verkündet Er für morgen die Fortsetzung der Lehre, läßt noch das von den Jüngern mitgebrachte Geld un­ter die Armen verteilen und kehrt mit den Seinen zur Herberge zurück, wo Er beim Mahl und bis in die Nacht hinein vor den Jüngern lehrt.

Die Töchter der Witwe Lais

Mi. 30.

Die erste Hälfte des Tages verläuft mit der Fortsetzung der Bergpredigt und eingeschal­teter Pause, während der Er durch die Jün­ger die von diesen mitgebrachten Speisen, Brot, Honig und Fische, austeilen läßt. Gegen Ende lehrt Er wieder von dem vergrabe­nen Talent (Mt. 25, 14), wie vorgestern. Er schmäht heftig gegen die Pharisäer, die das arme Volk niederdrücken und in Un­wissenheit und Sünde stecken lassen. Es sind auch bekehrte Samariter hier oben, und Jesus hält den Pharisäern vor, warum sie jene hassen, warum sie sie nicht längst zur wahren Lehre zurückgeführt hätten. Die Pharisäer, darüber geärgert, fangen an, mit Ihm zu streiten und werfen Ihm vor, daß Er Seinen Jüngern zu viel Freiheit gestatte in bezug auf Fasten,Waschen, Reinigungen und Sabbatheiligungen und dem Vermeiden der Zöllner und Sektierer.

Der Herr antwortet ihnen mit Hinweis auf das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe (Mt. 22, 34) : Liebe Gott über Alles und deinen Nächsten wie dich selbst, und das verlange Er in erster Linie von Seinen Jün­gern. Dann kehrt Er zur Herberge zurück, unterwegs noch die längs des Weges auf­gebahrten Kranken heilend.

Bei dieser Gelegenheit ruft Ihn auch eine reiche heidnische Witwe aus Naim, mit Namen Lais, um Hilfe an für ihre beiden besessenen, unehelichen Töchter Sabia und Athalia. Erst nach mehrmaligem Anruf wen­det Sich Jesus der Bittenden zu und sagt zu ihr: „Gehe nach Hause; deine Töchter kom­men dir entgegen; aber reinige dich; denn es lasten die Sünden der Eltern auf diesen Kindern.” — „Herr, ich beweine schon lange meine Schuld, was soll ich tun?” — „Mache dich von ungerechtem Gute frei; bete, faste, gib Almosen und erbarme dich der Kran­ken”, ist die Antwort Jesu. Und Lais gelobt alles, zieht freudig von dannen und trifft eine Stunde vor Naim ihre beiden Töchter geheilt und von ihren Wärterinnen und Dienerinnen begleitet. Nachdem sie von Jesus vernommen, ziehen sie sogleich gen Meroz, um dem Herrn zu danken.

Gleich nach dieser Fernheilung treffen Ma-nahem und die beiden Neffen Josephs von Arimathäa, Aram und Themeni, aus Betha­nien beim Herrn ein. Zugleich trifft auch eine Einladung seitens der Pharisäer ein, die aber den Herrn fragen lassen, ob denn Seine Jünger, als ungebildete Laien, zur ein­geladenen Gesellschaft der Gelehrten pas­sen würden, was ein deutlicher Wink ist, sie in der Jüngerherberge zu lassen und allein zu kommen. Doch Jesus läßt ihnen antwor­ten, wer Ihn einlade, lade auch die Genossen Seines Hauses ein; wer diese nicht wolle, wolle auch Ihn nicht; woraufhin sie auch diese miteinladen. So geht denn Jesus mit den Seinen zur Stadt in das Festhaus und lehrt und erklärt Parabeln im Kreise der Jünger und Pharisäer.

Do. 31.

Morgens lehrt der Herr zuerst am Stadtbrun­nen in Meroz, wobei Er abermals den Pha­risäern die Vernachlässigung des Volkes vor­wirft, und setzt dann Seine Bergpredigt auf dem gestrigen Berge fort, indem Er noch­mals zum Abschied den Hörern eine Aus­legung von dem vergrabenen Talent (Mt. 25, 14) vorträgt und zum Schluß die Armen durch die Jünger speist und beschenkt.

Beim Herabsteigen vom Berge heilt Er noch einige Kranke und sagt einer Einladung von seiten Simons von Ischariot, eines Onkels des Judas, zu. Gleich darauf nahen sich Ihm die beiden geheilten Töchter der Lais, Sabia und Athalia, mit ihren Wärterinnen und Dienerinnen, werfen sich vor Ihm nieder und sprechen: „Herr, wir hielten uns nicht für würdig, Deine Worte zu hören, und harr­ten hier, Dir zu danken, wo Du uns von der Macht des Feindes befreit hast.” Jesus be­fiehlt ihnen, aufzustehen und lobt die Ge­duld, Demut und Gläubigkeit ihrer Mutter, läßt Sich dann von den Jüngern Speise brin­gen, reicht ihnen und ihrer Begleitung ein­zeln je ein Stück Brot mit einem Stück Fisch darauf und hält ihnen eine tiefsinnige Lehre darüber, daß sie nun mit ihrer Mutter zu Seinem Hause und zur Gemeinschaft mit dem wahren himmlischen Vater gehörten.

Besuch beim Onkel des Judas Ischariot

Gerber-Ort Ischariot

Nov.: Fr. 1.

Des Morgens begibt Sich der Herr mit den Jüngern zu dem Gerber-Ort Ischariot, der aus etwa fünfundzwanzig Häusern besteht, die auf sumpfigem Gelände stehen. Dane­ben liegt ein schwarzes, schilfiges Wasser, das hier und da gestaut, Pfützen zum Ger­ben abgibt. Die meisten Häuser gehören zur Gerberei Simons, des Onkels Judas Ischa­riots.

Jesus ist der Einladung Simons gefolgt, da dieser ein aufrichtiger, braver Mann ist. Er begrüßt auch dessen Familie und nimmt einen kurzen Imbiß im Hause ein. Simon anempfiehlt dem Herrn noch einmal seinen Neffen.

Hierauf spricht Jesus vor allen Leuten des Ortes, die sich zur Lehre in einer Art Lust­garten auf dem Felde versammelt haben. Er erklärt ihnen die Parabel vom Sämann (Mt. 13, 1) und ermahnt sie, die Ihn zum großen Teil schon in den letzten Tagen auf dem Berge bei Meroz gehört haben, Seine Lehre einen guten Boden finden zu lassen. Auch heilt Er hier nicht, da die Kranken dieses Ortes schon bei Meroz von Ihm geheilt wor­den sind.

Holzindustrie- und Handels-Stadt Dothan

Nachmittags wandert der Herr, auf dem Wege von drei Haufen Menschen begleitet, mit denen Er abwechselnd geht, nach Do­than, wo Ihn die Pharisäer und Lehrer vor der Synagoge höflich empfangen und nach üblicher Fußwaschung und Imbiß -Verab­reichung in das Gotteshaus führen und Ihm die Gesetzesrollen überreichen. Er spricht vom Tode der Sara, von Abrahams zweiter Ehe mit Ketura (Gen. 23 u. 25) und von Salomons Weihe (3 Kön. 3, 5-15). Nach der Predigt begibt Er Sich zum Hotel vor der Stadt, wo Ihn Nathanael (der Bräuti­gam von Kana) und zwei Söhne des Kleophas und der Maria Heli (der älteren Schwe­ster Mariä) und einige andere Jünger er­warten, die zum Sabbat hierher gekommen sind, sodaß sich nun siebzehn Jünger beim Herrn befinden.

Die Aufnahme des Thomas

Sa. 2.

Nach der Morgenlehre geht der Herr durch die Straßen, und viele Bewohner flehen Ihn an den Türen an, worauf Er mit den Jün­gern in die Vorhöfe der Häuser geht und heilt. Andere Jünger werden hie und da angesprochen und bitten für die Leute. Auf diese Weise heilt Er viele und geht noch nachher in den Bezirk der Aussätzigen, um auch dort zu heilen.

Gegen Mittag besucht Er das Haus des rei­chen Holzhändlers Issachar. Dieser brave, fünfzigjährige Mann aus dem Stamme Levi ist ein alter Bekannter der heiligen Familie und hatte einst im März Maria und Joseph beherbergt, als beide zu Elisabeth nach Juta reisten, und ebenso auf ihrer Rückreise von dort nach Nazareth. Jetzt hat Issachar vor wenigen Tagen seines Bruders Witwe, die fünfundzwanzigjährige Salome, geheiratet, die eine Verwandte des heiligen Josephs ist und aus Bethlehem stammt. Über diese Ehe halten sich die Pharisäer von Dothan auf und verbreiten darüber üble Reden in der Stadt.

Der Herr wird von Salome und ihren Diene­rinnen empfangen und um Heilung des an Wassersucht darniederliegenden Issachar ge­beten. Jesus begibt Sich in das Kranken­zimmer und heilt Issachar und nimmt des­sen Einladung für das Abendessen und die Übernachtung an. In Seiner Sabbatschluß­Lehre spricht Er wieder über Abrahams Ehe mit Ketura und verteidigt die Ehe Issachars mit Salome wider die Pharisäer, indem Er die Gesetzlichkeit dieser Ehe beweist und das Motiv des pharisäischen Ärgernisses auf­deckt, nämlich ihre Hoffnung, den kinder­losen reichen Issachar zu beerben.

Nachdem Er dann noch bei Fackelschein Kranke vor der Synagoge und im Hause Issa­chars geheilt hat, nimmt Er am großen Abendessen Seines Wirtes teil, zu dem alle inDothan weilenden Jünger eingeladen sind. Hier ist auch der künftige Apostel Thomas aus Apheke zugegen, der zurzeit mit seinem rechten und einem Stiefbruder hier im Hause Issachars als guter Bekannter und Kaufmann wohnt. Ferner sind anwesend Jakobus Minor aus Kapharnaum und Natha­nael, genannt der kleine Kleophas, ein Sohn der Anna Kleophä, der Vortochter des Kleo­phas.

Beim Abendessen erzählt Issachar von der Mutter Jesu, wie sie in diesem Hause in sei­ner Jugend geherbergt und wie jung, schön und fromm sie war und wie viel älter Joseph im Vergleich zu ihr gewesen sei. Alle Jünger Jesu übernachten hier mit ihrem Meister.

So. 3.

Am Morgen geht der Herr mit den siebzehn Jüngern vor der Stadt in den Gärten ‘spazie­ren. Hier naht sich Ihm Thomas und bittet um Aufnahme unter die Jünger: „Ich will Dir folgen und tun, was Du von mir ver­langst. Durch Deine Lehre und durch Deine Wunder, die ich nun gesehen, bin ich über­zeugt, daß Johannes und alle die, die ich von Deinen Jüngern kenne, wahr von Dir gesprochen haben. Bitte, laß mich teilneh­men an Deinem Reiche!” — „Ich kenne dich”, erwidert der Herr, „und habe gewußt, daß du zu mir kommen wirst.” — „Wie ist das möglich”, meint Thomas, „ich habe doch nie sonst daran gedacht, denn ich bin kein Freund von Absonderung und habe mich jetzt erst dazu entschlossen, da mich Deine Wunder überzeugt haben!” — „Du sprichst wie Nathanael”, entgegnet der Herr, „du hältst dich für weise und redest töricht; soll der Gärtner nicht die Bäume des Gartens, der Winzer nicht seine Reben kennen, und soll er einen Weinberg bauen und die Knechte nicht kennen, die er hinsenden will?” Und dann spricht Er eine Gleichnisrede vom Sammeln der Feigen an den Dor­nen (Mt. 7, 16).

Jesus und die Johannesjünger

Auf diesem Spaziergang sprechen den Herrn auch zwei vom Täufer gesandte Johannes-jünger an. Sie sollten sich von Jesu Wun­dertaten selbst überzeugen und dann Jesum bitten, doch öffentlich und klar auszuspre­chen, wer Er sei, und Sein Reich auf Erden zu gründen. Nachdem sich die beiden Johannesjünger in Meroz von der Wunder­kraft Jesu überzeugt haben, fügen sie nun vor dem Herrn ihrer Bestellung vom Täufer noch die Bitte hinzu, Jesus möge doch bald nach Machärus kommen und Johannes aus dem Kerker befreien. Johannes hoffe, durch Ihn aus dem Kerker befreit zu werden und sehne sich darnach; und dies würde doch ein nützlicheres Wunder sein als die Kranken­heilungen.

Der Herr sagt ihnen, Er wisse, daß sich Johannes sehne und hoffe, bald aus diesem Kerker befreit zu werden, und daß er auch daraus werde befreit werden; daß Er, Jesus, aber nach Machärus kommen solle und ihn befreien, daran denke Johannes nicht, der Seine Wege bereitet habe. Sie mögen dem Johannes verkünden, was sie gesehen, und daß Er, Jesus, Seine Sendung vollbringen werde (Mt. 11, 2-6; L. 7, 18-23).

Gegen Mittag begibt Sich der Herr zum stei­nernen Lehrstuhl, der sich auf dem Platze hinter Issachars Haus bei einem Brunnen befindet, den einst der Prophet Elisäus ge­segnet, und dessen Aufsicht zur Zeit dem Issachar anvertraut ist. Hier predigt Jesus vor großer Volksversammlung, die durch gestrige Einladungen seitens Issachars und der Jünger Jesu veranlaßt ward.

Der Herr spricht erst von der Erfüllung der Verheißung, von der Nähe des Reiches, der Buße und Bekehrung und von der Art, die Barmherzigkeit Gottes anzuflehen und die Gnaden und Wunderwirkungen zu empfan­gen. Dann erzählt Er, wie die Syrer einst den Propheten Elisäus in Dothan fangen woll­ten und auf sein Gebet hin mit Blindheit geschlagen wurden; wie jener dann die blin­den Syrer nach Samaria führte, sie wieder sehend machte und den König von Israel bat, sie nicht zu töten; und wie er ihnen ein Mahl bereiten ließ und sie zu ihrem Herrn entließ, der daraufhin von seiner Verfolgung Israels abließ (4 Kön. 6, 12-23). Und diese Geschichte legt ihnen Jesus auf den Men­schensohn und die Verfolgungen seitens der Pharisäer aus.

Als Er jedoch zuletzt vom Gebet und von den guten Werken, vom betenden Pharisäer und Zöllner predigt (L. 19, 9-14), fühlt sich zwar das Volk, welches hier von den Pharisäern und Sadduzäern gequält wird, sehr getröstet; aber jene werden erzürnt, und ihre Erbitterung steigert sich bis zum äußersten, als Jesus nach der Lehre dem Volke Speisen austeilen läßt. Sie drängen sich an den Herrn heran, als wollten sie Ihn gefangen nehmen, und bezichtigen Ihn der Sabbatentheiligung.

Doch Jesus tritt ihnen mutig entgegen, stellt sie um Sich herum und sagt dem Vorlaute­sten von ihnen: „Wenn du am Sabbat hier im Brunnen lägest, würdest du nicht verlan­gen, herausgezogen zu werden?” Und so lehrt Er scharfsinnig fort, sodaß sie sich be­schämt einzeln zurückziehen. Darauf ver­abschiedet Sich der Herr von Issachar, der noch fleißig Gaben an die Armen und an die Jünger austeilt, entläßt (gleichsam auf kur­zen Urlaub) bis auf neun die übrigen Jün­ger und verläßt die Stadt Dothan in nord­westlicher Richtung.

Nachtherberge bei Sunem

Unterwegs die neuen Jünger, besonders Tho­mas, Simon Zelotes, Manahem und den sog. kleinen Kleophas, hinsichtlich der Bedin­gungen der wahren Nachfolge (Mt. 16, 24)

unterrichtend, kehrt Er mit ihnen zur Nacht in einer einsam liegenden Herberge nahe bei Sunem ein, speist mit den Seinen und be­gibt Sich, nachdem sich die Jünger zur Ruhe gelegt, allein in das Gebirge zum nächtlichen Gebet.

Vorstadt von Endor

Mo. 4.

Am Morgen kommen Einwohner von Sunem zum Herrn in die Herberge und bitten Ihn zu sich, damit Er ihre kranken Kinder heile. Doch Jesus ermahnt sie zur Geduld und wan­dert mit den Seinen bei zwei Brunnen Jakobs vorbei und durch ein dem Lazarus gehörendes Feld bis zur Vorstadt von Endor, bleibt hier bei einer Herberge, bis Seine Jünger die Bewohner zur Lehre gerufen ha­ben, und lehrt dann vor zahlreicher Ver­sammlung.

Auf Bitten der Leute hin besucht Er ein­zelne Häuser und heilt Kranke, die man aus Endor herausgebracht hat. Unter den Kran­ken befinden sich auch Heiden, von denen Er einen siebenjährigen Knaben vom stum­men Teufel befreit, und dessen Vater Er zur Taufe nach Ainon schickt.

Jesus und Seine Verwandten

Talherberge zwischen Abez und Gebirge Gilboa

Jesus betritt die Stadt Endor, wo Er am 15. September 31 mit Eliud gewesen, dieses Mal nicht, sondern begibt Sich zu einer Her­berge im Tal zwischen dem Nordabhang des Gilboa-Gebirges und der Stadt Abez. Hier erwarten Ihn mehrere alte Männer und Frauen, Verwandte von Anna, Joachim und Joseph, etwa fünfzehn an der Zahl, die sich alle hier getroffen haben, um den Herrn zu sprechen und um Ihm einige Orte als siche­ren Ruhesitz vorzuschlagen, damit Er nicht mehr den Verfolgungen seitens der Phari­säer und anderer Sekten ausgesetzt sei. Jesus setzt ihnen deutlich Seinen Ihm vom himmlischen Vater bestimmten Weg und Beruf auseinander, geht mit ihnen auf schattigen Wegen der Anhöhen spazieren und speist dann in der Talherberge mit ihnen, sie im­mer weiter in Seine Lehre vom neuen Reiche Gottes einführend. Diese alten, einfältigen frommen Leute taten Jesu diesen Antrag aus großer Liebe; sie waren geärgert durch die steten stichelnden Reden der Übelgesinn­ten, die ihnen zu Gehör kamen. Der Herr sprach viel und sehr kräftig und liebevoll mit ihnen, aber auf ganz andere Weise als mit dem Volk und den Jüngern.

Abends kommt noch ein studierter Schul­lehrersohn aus Abez zu Ihm und bittet um ein Amt. Jesus macht ihm klar, daß dies nicht angehe, da Seine Wissenschaft anderer Art sei und nichts mit weltlichen Absichten zu tun habe. Er aber klebe an der Erde.

Saulsbrunnen bei Abez

Di. 5.

Vormittags ist der Herr noch mit Seinen Verwandten zusammen, begleitet sie mit den Jüngern ein Stück Weges und wandert dann zum Saulsbrunnen (so genannt, weil Saul hier verwundet wurde [1 Kön. 31, 3] ) öst­lich von Abez, wo bei Seiner Ankunft die Wasser holenden Frauen von Abez in die Stadt laufen, um die Anwesenheit Jesu zu melden. Man empfängt Ihn am Brunnen mit Fußwaschung und Imbiß, es versammelt sich viel Volk, und der Herr hält eine Lehre.

Galaaditer-Ansiedlung Abez

Nach Beendigung der Lehre führt man den Herrn in die Stadt Abez, wo Ihm gleich am Tore und aus allen Häusern und Straßen­ecken Kinder, Knaben und Mädchen, ent­gegenkommen und mit Blumenkränzen und -gehängen um Ihn her wandeln. Den Jün­gern erscheint des Gedränges zu viel, und sie wollen die Kinder wegweisen. Doch der Herr sagt: „Geht ihr zurück und laßt diese Kinder heran!” Da dringen die Kinder alle zu Ihm hin, und Er umfaßt sie, drückt sie an Sich und segnet sie. Die Väter und Müt­ter aber stehen in den Türen und auf den Galerien der Vorhöfe und freuen sich.

Nachdem der Herr im Sabbathaus gepredigt hat, speist Er unter einer noch stehenden Laubhütte unter Beteiligung vieler Einwoh­ner und heilt noch einige Kranke in Privat­häusern. Unterwegs schleichen sich unter der Menge auch einige verhüllte, blutflüssige Frauen an Jesus heran, küssen den Saum Seines Rockes und werden geheilt. An ande­ren Orten müssen solche Frauen sich ent­fernt halten, aber in kleineren Orten nimmt man es nicht so genau.

Saulsbrunnen bei Abez

Mi. 6.

Nachdem Er vormittags noch zu Abez in Pri­vathäusern Kranke geheilt, predigt Er gegen Mittag wieder am Saulsbrunnen, wo sich auch viele Leute der Umgegend versammelt haben. Hier kommt auch ein Bote von Kana zu Ihm, der im Auftrage des Vorgesetzten jenes Ortes um die Heilung dessen schwer­kranken Sohnes bittet. Derr Herr beruhigt ihn, er möge noch warten.

Gleich darauf kommen auch zwei Boten des Hauptmanns Cornelius von Kapharnaum, der Jesum schon durch die Jünger wegen sei­nes kranken Knechtes hatte bitten lassen, und wiederholen diese Bitte, da der Knecht sonst sterbe. Jesus erwidert, Er werde zu Seiner Zeit kommen, der Knecht sterbe noch nicht. Die Boten hören dann der Fortset­zung Seiner Lehre zu.

Besuch beim Verwandten Jesse

Karte Nr. 22
1-Fahsel Emmerick Karte 22

Hotel vor Dabrath

Am Nachmittag wandert Jesus mit den Jün­gern bis vor die Stadt Dabrath.

Der Herr bleibt im Hotel vor der Stadt und belehrt noch bis tief in die Nacht in der nächsten Umgebung.

Leviten- und römische Steuer-Stadt Dabrath

Do. 7.

Nachdem Er noch am Fuß des Tabor leh­rend gewandelt, betritt Er gegen Mittag Da­brath, wo Ihn sogleich die Volksmenge um­drängt. Er begibt Sich zum Hause Seines Verwandten Jesse, dessen Diener Ihm auf der großen Freitreppe des Säulenvorhofes entgegenkommen und Ihn hinaufführen.

Jesse ist der Sohn des Elia, eines älteren Bruders des heiligen Josephs. Er ist schon alt an Jahren, seine Frau lebt noch, und er hat drei Söhne und Töchter. Er ist Einneh­mer für die hiesigen Leviten und Besitzer einer Tuchfabrik und Kräuterpresserei. Es ist eine fromme Familie, und Jesus nimmt mit Seinen Jüngern Wohnung in diesem Hause. Jesse bittet den Herrn um Aufnahme seiner Söhne Kaleb und Aaron. Jesus ver­spricht, sie sollen mit Ihm gehen, wenn Er wieder in diese Gegend kommen werde.

Nachmittags heilt Jesus in der Stadt und predigt im Sabbathaus. Nachher halten die Pharisäer und Sadduzäer, da hier eine Art Consistorium ist, Rat, wie sie Jesu am besten widersprechen können. Spät abends wan­delt der Herr noch mit den Jüngern zur Süd­ostseite des Tabor, wo sich ein Gärtchen mit einer Höhle befindet, in der einst der Pro­phet Malachias gewohnt hat: Hierher hat Jesus eine Schar Menschen hinbestellt, die Er beim Mondenschein bis tief in die Nacht hinein belehrt.

Bekehrung einer Ehebrecherin

Fr. 8.

Morgens spricht Jesus im Hause des Jesse, heilt dann in der Stadt einige Kranke und lehrt gegen Mittag nach einer Mahlzeit auf dem Platz vor der Synagoge.

Bei dieser Gelegenheit nähert sich dem Herrn die reiche Witwe Noemi aus Dabrath. Sie hat ihren verstorbenen Gatten sehr be­trogen, im Ehebruch mit dem Geschäftsfüh­rer gelebt, demselben längst die Ehe versprochen, aber auch ihn bis jetzt mit vielen an­deren Liebhabern betrogen. Vor fünf Tagen hat sie Jesum in Dothan gehört, hört Ihn jetzt hier, bekehrt sich vollends und ver­sucht nun, zu Ihm vorzudringen. Die Phari­säer treten ihr in den Weg und ersuchen sie, nach Hause zu gehen. Doch sie bahnt sich ihren Weg, wirft sich Jesu zu Füßen und ruft: „Herr, ist noch Gnade und Vergebung für mich? Herr, ich kann so nicht mehr leben!” Der Herr beruhigt sie, und sie be­kennt vor allen ihre Schuld: „Ich habe schwer an meinem Manne gesündigt. Ich habe auch den Mann betrogen, der jetzt mei­nem Hause vorsteht.” Jedoch hören nicht alle diese Worte, denn Jesus ist abseits ge­treten, und es herrscht ein großer Lärm, den die Pharisäer verursachen.

Als Jesus zu ihr sagt: „Stehe auf, deine Sün­den sind dir vergeben!”, verlangt sie eine Buße. Der Herr bestellt sie auf ein anderes Mal; doch sie nimmt ihren Kopfputz mit Perlen, ihre Ringe, Armspangen und Hals­schnüre ab und reicht sie den Pharisäern, daß sie dieselben den Armen geben sollen, und verschleiert ihr Gesicht.

Mit Sabbatanfang begibt Sich Jesus in die Synagoge, und die ergrimmten Pharisäer und Sadduzäer folgen Ihm nach. Er legt die Ge­burt des Esau und Jakob auf Seine Zeit aus, spricht vom Segen Jakobs durch Isaak und redet so wahr und überzeugend, daß die Pharisäer nichts wider diese Seine Lehre vor­bringen können. Doch werfen sie Ihm vor, Er mache Sich Anhang, stifte Herbergen im ganzen Lande, dahin fließe viel Gut und Geld der reichen Witwen, das eigentlich der Synagoge und den Lehrern zugute kommen sollte, und so werde es nun auch mit der reichen Noemi gehen, und wie Er überhaupt dazu komme, ihr die Sünden vergeben zu können.

Spät abends lehrt Jesus noch im Hause des Jesse, wo Er wieder übernachtet.

Schulbesuch und Spiel der Frauen

Sa. 9.

Morgens besucht Er die Schule der Knaben und Mädchen, versammelt sie noch nachher im Hause des Jesse und ermahnt und segnet sie hier im Vorhof. Dann empfängt Er den Besuch der Noemi und ihres Verwalters, redet erst mit beiden einzeln und bespricht dann mit beiden die Verteilung des Vermö­gens für die Jüngerkasse und für die Armen. Von einer erneuten Heirat rät Er ihr ab.

Nach der Mahlzeit beteiligt Er Sich, während die Männer ihren üblichen Sabbat-Spazier­gang machen, am Sabbat-Spiel der Frauen im Hause des Jesse. Noemi und andere weib­liche Gäste sind zugegen, und Jesus schreibt mit einem Rohr vor jeder Frau ein Rätsel in den Sand, und jede muß ihre Antwort darauf schreiben. Er würzt das Spiel durch viele belehrende Parabeln vom Talent und Öl der Lampe, indem Er von Hingabe, Her­zensreinheit, Kinderzucht, Angestellten-Be­handlung lehrt und auch jeder einzelnen ihre verkehrten Neigungen entwickelt und die Vergehen andeutet, die beim letzten Laubhüttenfest vorgekommen sind. Alle sind sehr erschüttert, und viele bekennen dem Herrn nachher, abgesondert, ihre be­gangenen Sünden. Auch haben alle diese Frauen Gewürze, Konfekt und Duft-Essen­zen mitgebracht, die Jesus den Jüngern zur Austeilung an arme Kranke übergibt. Wei­terhin kommen noch andere Gaben für die Armen zusammen, denn jede Frau mußte für eine verkehrte Antwort im Spiel ein Ge­schenk für die Armen geben.

Bevor der Herr zum Sabbatschluß in die Synagoge geht, erscheinen Boten von den hiesigen Herodianern mit einer Einladung zu einem bestimmten Versammlungsort in der Stadt, sie wollten mit ihm sprechen. Doch Er sagt den Boten mit ernstem Ausdruck: „Saget diesen Heuchlern, sie sollen ihre zweizüngigen Mäuler in den Synagogen ge­gen Mich auftun, da will Ich ihnen und den anderen antworten.”

Hierauf lehrt Er zum Sabbatschluß noch­mals von Jakob und Esau, von Gnade und Gesetz, von Kindern und Knechten des Vaters und legt das Ziehen Isaaks von einem Ort zum anderen im Lande der Hungersnot und das Verstopfen der Brunnen durch die Philister (Gen. 26) auf Sein Lehramt und die Verfolgung seitens der Pharisäer aus. Dann lehrt Er die jetzige Erfüllung der Weissagung des Propheten Malachias (1, 11) und nennt ihnen die Wege, die Er bisher ge­wandelt sei, den Namen des Herrn zu ver­herrlichen, und verkündet dieses Sein Wan­deln bis zum Ziel und legt die Mahnworte des Malachias (1, 6) sehr scharf wider die Pharisäer und Sadduzäer aus, die sich be­schämt fühlen und nichts dagegen erwidern können.

Doch beim Verlassen der Synagogen ver­sperren sie Ihm im Vorhof den Weg, umge­ben Ihn in einer Halle und verlangen, Er solle ihnen Rede stehen, es sei nicht nötig, dem ungebildeten Volke alles zu Gehör zu sprechen. Auch stellen sie allerlei verfäng­liche Fragen, besonders über ihr Verhältnis zu den Römern, die hier zu Dabrath in Gar­nison liegen. Er bringt sie durch Seine Ant­worten zum Schweigen, und als sie Ihn zu­letzt schmeichelnd und drohend auffordern, Er solle Sein Herumziehen mit den Jüngern, Sein Lehren und Krankenheilen lassen, sonst würden sie Ihn als Ruhestörer und Aufwieg­ler verklagen und verfolgen, antwortet Er: „Bis zum Endziel werdet ihr die Jünger, die Unwissenden, die Sünder, die Armen und Kranken finden, wo immer ich wandeln werde, jene, die ihr unwissend, sündhaft, arm und krank lasset.” Da verlassen sie mit Ihm die Synagoge zum Schein ganz höflich, aber innerlich voll Grimm und Verwunde­rung.

Spät abends spricht Er wieder am Nordost-Fuß des Tabor beim Mondenschein bis tief in die Nacht vor einer Versammlung Gut­gesinnter, die hier zu Seinen Füßen im Halbkreis sitzen, so wie Er es öfters nach einem schweren Tagewerk zu tun pflegt, um auch den ängstlichen Anhängern Gelegenheit zu geben, Ihn ungestört zu hören und unbe­obachtet ansprechen zu können.

Der Kaufmann von Cypern.

Als Er spät in der Nacht zum Hause des Jesse mit den Hörern zurückkehrt, nähert sich Ihm ein heidnischer Kaufmann aus Cypern, namens Cyrinus, der Jesu Lehre mitange­hört hat. Er wohnt in den Gebäuden des Jesse, mit dessen Kräuterpresserei er in Handelsbeziehungen steht. Aus Bescheiden­heit hat er sich bisher ganz zurückgehalten. Der Herr nimmt ihn mit Sich in die Halle des Hauses und legt Sich ihm gegenüber, wie Ostern 32 dem Nikodemus, und unter­richtet ihn über alles, was dieser mit großer Wißbegierde und Demut fragt. Es ist der gleiche, der Ihm nach Ophra einen Boten gesandt hat (vgl. 14. Okt. 32).

Sie sprechen über den Götzendienst, deren Nichtigkeit Cyrinus erkennt. Nur die Be­schneidung halte ihn vor dem übertritt zum Judentum ab, meint Cyrinus; und Jesus an­vertraut ihm das Wesen der ethischen Be­schneidung und ladet ihn zur Taufe nach Kapharnaum ein. Als Ihn Cyrinus fragt, warum Er dies nicht öffentlich vor den Hei­den lehre, erklärt ihm der Herr die einst­weilige notwendige Rücksichtnahme auf die Schwäche des Volkes und die Gefahr der Entstehung von Sekten, deutet aber die Nähe des Reiches an, da sich der Bund der fleisch­lichen Beschneidung erfüllen werde. Zu­letzt berichtet Cyrinus von der Sehnsucht vieler jüdischer Ansiedler auf Cypern nach Ihm, und erst mit Anbruch des Morgens en­det dieses Gespräch.

Römische Festungs-Stadt Gischala

So. 10.

Am Vormittag wandert der Herr mit den Jüngern nach dem Felde und Orte Gischala, einer Festung römischer Soldaten, die von Herodes besoldet werden. Die Juden woh­nen in einem Städtchen, eine Viertelstunde davor, bearbeiten hier Lederwerk für Mili­tär-Personen und -Pferde und sind teils Be­sitzer, teils Aufseher und Verwalter der fruchtbaren Umgebung.

Als die Einwohner, die gerade heute in den Gärten und auf den Feldern ein Ortsfest feiern, den Herrn zum Brunnen vor der Stadt ziehen sehen, kommen die Vorsteher und der Ortslehrer heran und begrüßen Ihn und die Jünger mit Fußwaschung und Ver­abreichung eines Imbisses, worauf Jesus am Brunnen in einer Parabel von der Ernte lehrt, da sich diese Gegend zurzeit in der zweiten Ernte von Trauben und allerlei Früchten befindet, jener Ernte, auf welche die Jünger am 31. August 32 hingewiesen hatten (J. 4, 35).

Nach der Lehre segnet Er die von den Müt­tern gebrachten Kinder, ebenso auch eine Gruppe heidnischer Kinder, die zum Orts­fest erschienen sind, welches dem Gedächt­nis der Befreiung von einem tyrannischen Manne zu Gischala gilt, der der eigentliche Stifter der Sekte der Sadduzäer gewesen sein soll, noch vor Sadoc und Antigonus Sochäus.

Hierauf kehrt Jesus im Hause des Synago­genvorstehers, eines braven und gelehrten Mannes, mit Seinen Jüngern ein, lehrt dort erst im Vorhof, heilt dann einige Kranke, die man dorthin bringt, und spricht schließ­lich im Kreise der Jünger von den drei Eife­rern, die aus Gischala hervorgehen sollten: erstens von jenem Stifter der Sadduzäer; zweitens von dem künftigen Bösewicht, Jo­hann von Gischala, der später hier in Gali­läa einen Aufruhr stiftet (Jos. Flav., Bell. Jud. II, 21, 1), Jerusalem zum Widerstand wider die Römer auffordert (IV, 3, 1) und schließlich von Titus zur lebenslänglichen Gefangenschaft verurteilt wird (VI, 9, 4) ; drittens von Saulus, dem späteren Apostel Paulus, der in Gischala geboren worden (Hieronymus, de viris illustr. V.: „Oppido Judaeae Giscalis fuit, quo a Romanis capto, cum parentibus suis Tarsum Ciliciae commi­gravit”. Siehe dazu die Note des Henricus Gravius zum Kommentar des Hieronymus über den Brief an Philemon, Fabricius, Bibliotheca eccles. I, p. 36), und der zur Zeit bereits mit seinen Eltern in Tarsus lebt. Die Eltern Pauli haben in Gischala eine Weberei-Fabrik besessen, und nach ihrer Auswanderung hat ein römischer Offizier, namens Achias, ihr Wohnhaus gepachtet und bezogen.

Der römische Hauptmann Achias

Mo. 11.

Morgens wandelt der Herr durch die Felder und Gärten, die voll von erntenden Men­schen sind. Es sammelt sich hier und da eine Gruppe um Ihn, und Er belehrt sie in kurzen Reden und Parabeln, die Er Gegen­ständen der Erntearbeit entnimmt.

Der oben erwähnte römische Hauptmann Achias sehnt sich wegen seines kranken sie­benjährigen Sohnes sehr nach der Hilfe Jesu, aber keiner der Einwohner will ihn bei dem Herrn anmelden, und auch die Jünger Jesu sind teils draußen auf dem Felde, teils nach Kapharnaum voraus. Achias sucht da­her selbst den Heiland auf den Feldern, findet Ihn, geht Ihm bescheiden nach und tritt, als Jesus Sich zu ihm wendet, sich ver­beugend vor Ihn und spricht: „Meister, ver­schmähe Deinen Knecht nicht und erbarme Dich meines kranken Söhnleins, das hier in meinem Hause liegt.” Jesus erwidert: „Es geziemt sich, erst den Kindern des Hauses das Brot zu brechen, ehe man es den Frem­den gibt, die draußen stehen.” (Ähnliche Worte spricht der Herr am 17. Februar 33 zur Syrophönizierin, Mt. 15, 24-26.) „Herr, ich glaube”, entgegnet Achias, „daß Du der Gesandte Gottes und die Erfüllung der Ver­heißung bist; ich glaube, daß Du mir helfen kannst, und weiß, daß Du gesprochen hast, die solches glauben, seien Kinder und nicht Fremde.” Da sagt Jesus zu ihm: „Dein Glaube hat dir geholfen”, und geht mit einigen Jüngern in das Geburtshaus Pauli, wo Achias Ihm durch die Diener seinen Sohn im Bett in die Mitte des Hauses tragen läßt. Der Knabe Jephta ist stumm und ge­lähmt und schaut den Heiland mit seinen klugen Augen gläubig flehend an.

Jesus spricht erst mit den Eltern vom Heils-beruf der Heiden, der Nähe des Reiches und vom Eingehen ins Haus des Vaters durch die Taufe, nimmt dann den Knaben vom Lager in Seine Arme, legt ihm zwei Finger unter die Zunge und stellt ihn auf die Erde und führt ihn gegen Achias hin. Beide Eltern stürzen dem geheilten Kinde ent­gegen und umarmen es unter heftigen Trä­nen der Freude. Das Kind breitet die Arme um die Eltern und ruft: “Ach Vater, ach Mutter, ich kann gehen, ich kann wieder reden!” — „Nehmt den Knaben hin”, sagt Jesus, „ihr wisset nicht, welch’ ein Schatz euch mit ihm gegeben worden; euch ist er wieder gegeben und wird von euch gefor­dert werden!” Dann segnet Er den Knaben und redet sehr lieblich mit ihm, der später ein fleißiger Jünger des Apostels Thomas wird. Den Achias empfiehlt der Herr noch an den königlichen Beamten Serobabel zu Kapharnaum und wandert hierauf weiter nach Gabara am Berge Hattin.

Die dritte Bergpredigt (bei Gabara)

Baumwoll-Stadt Gabara

Jesus wird in Gabara nicht besonders emp­fangen und begibt Sich sogleich in ein Hotel, wo Ihn Herodianer besuchen und über allerlei Fälle höflich ausfragen. Er beant­wortet ihre Schleicherei ganz frei und offen und lehrt auch in der Synagoge.

Unterdes haben die vorausgeschickten Jün­ger schon eifrig in der hiesigen Gegend die Leute zu der für übermorgen von Jesus be­stimmten Bergpredigt bei Gabara einge­laden. Auch Martha hat ihre Schwester Magdalena aufgesucht und sie nach langem Bemühen bewogen, zur angekündigten Lehre Jesu zu kommen.

Di. 12.

Von allen Orten der Umgegend ziehen Grup­pen von Menschen gen Gabara zur morgigen Berglehre. Auch Heiden von Cydessa und von Adama am Merom-See kommen. Alle bringen Proviant und Kranke mit. An sech­zig Jünger, Freunde und Verwandte Jesu versammeln sich hier. Magdalena und Mar­tha treffen mit den heiligen Frauen in der Herberge bei Damma zusammen.

Der Herr hat heute noch Gespräche mit Pharisäern und Herodianern im Hotel, lehrt und heilt dann in der Stadt und lust­wandelt den Rest des Tages mit Seinen Jüngern, sie belehrend und besonders für morgen praktisch unterrichtend.

Lehrberg bei Gabara

Mi. 13.

Magdalena mit ihrer Dienerin, Mara die Suphanitin, Dina von Sichern und Anna Kleophä begeben sich schon früh auf den Lehrberg. Die anderen heiligen Frauen blei­ben in der Herberge zu Damna zurück. Jesu Jünger sorgen bereits überall für Ord­nung, helfen bei der Lagerung der Kranken und verteilen die Hörer in Abteilungen, von denen die eine den Meister zuerst hören soll, die anderen später, da der mit einem Zelt­tuch überspannte Platz des steinernen Lehr­stuhls keine große Umgebung hat.

Gegen zehn Uhr kommt der Herr mit den übrigen Jüngern am Lehrplatz an, gefolgt von Pharisäern, Herodianern und Saddu­zäern. Diese stellen sich in einem Kreise an der einen Seite, die Jünger in einem Kreise an der anderen Seite des Lehrstuhles auf.

Die Lehre, die Jesus hält, ist eine der schärf­sten und gewaltigsten, die Er je gehalten. Ehe Er das Einleitungsgebet spricht, sagt Er gleich, man solle sich nicht an Ihm ärgern, wenn Er Gott Seinen Vater nenne, denn wer den Willen des Vaters im Himmel tue, der sei dessen Sohn; und dann beweist Er, daß Er diesen Willen erfülle. Hierauf betet Er laut zu Seinem Vater und beginnt eine strenge Bußpredigt nach Art der Propheten-lehre. Er führt alle Androhungen der Pro­pheten an und legt die Erfüllung derselben als Vorbilder für die jetzige Zeit und die nächste Zukunft dar.

Alles dies wiederholt Er mehrere Male, da die Hörergruppen wechseln. In den Zwi­schenpausen nehmen die Leute, und auch der Herr einmal eine kleine Erquickung zu sich. Man reicht Jesus einen Bissen und auch einen Trunk.

Nachdem Er gegen Ende auch die Jünger angesprochen, sie zur Treue und Ausdauer aufgefordert und ebenfalls streng zur Buße gerufen hat, wird Er wieder ganz voll Liebe und ruft alle Sünder zu Sich; ja, Er vergießt Tränen der Liebe. Er betet, Sein Vater möge die Herzen rühren, wenn nur ein Teil, nur einige, nur einer zu Ihm käme, auch mit aller Schuld belastet; wenn Er nur eine ein­zige Seele gewinnen könne, Er wolle alles für sie hingeben, Er wolle gern mit Seinem Leben für sie bezahlen. Er streckt die Hände gegen alle aus und ruft: „Kommet zu Mir, alle, die ihr mühselig und be­laden seid, Ich will euch erquicken” (Mt. 11, 28). (Dieser Ausspruch folgt bei Matthäus auf die Gottpreisung Jesu, die Er am 18. November in Verbindung mit dem obigen Zuruf ausspricht, so daß wohl dieser spätere Zeitpunkt erst der Bibelstelle zu Grunde liegt, oder der 26. Juni 33, wo Mat­thäus bereits beim Herrn ist.)

Auch den Pharisäern und allen Seinen Gegnern streckt der Herr die Arme ent­gegen, wenn auch nur einer zu Ihm kommen wolle.

Die erste Bekehrung Magdalenas

Maria Magdalena hat anfangs wie eine vor­nehme, selbstsichere Dame bei den Frauen auf einem bequemen Sitz in einiger Ent­fernung an der Anhöhe gesessen. Wenig­stens gab sie sich diesen Anschein, denn sie war schon beschämt und bewegt heraufge­kommen. Anfangs sah sie umher unter der Menge; als aber Jesus erschien und lehrte, wurde ihr Blick und ihre Seele immer mehr von Ihm gefesselt. Sie wurde heftig von Seiner Bußrede, von Seiner Lasterschil­derung, von den Drohungen der Strafe er­schüttert; sie konnte nicht widerstehen, sie bebte und weinte unter ihrem Schleier.

Als der Herr nun jetzt so liebevoll und fle­hend den Sündern zuruft, zu Ihm zu kom­men, fühlen sich viele hingerissen, und es entsteht eine Bewegung im Hörerkreis; das Volk drängt sich näher heran; auch Magda­lena und die Frauen, auf ihre Veranlassung hin, nähern sich Ihm. Als Er aber sagt: „Und wenn es nur eine einzige Seele wäre, die zu mir kommt!” will Magdalena zu Ihm, tut schon einen Schritt vorwärts, doch die anderen halten sie zurück und sagen: „Nach­her! Später!”

Unterdes ist es sechs Uhr geworden; die Sonne steht schon tief dem Berge im Rük­ken. Jesus betet, segnet und entläßt die Hörer. Von den Jüngern läßt Er für die Armen Speisen bei jenen kaufen, die über­flüssigen Proviant besitzen. Einige derselben geben freiwillig, andere verkaufen gern.

Ein anderer Teil der Jünger geht mit dem Herrn zu den vielen Kranken, die an einer Seite des Weges hinab an einer Buchtung des Berges gebettet sind. Die meisten Pha­risäer und dergleichen kehren, teils geärgert, teils gerührt, verwundert, teils ergrimmt, nach Gabara zurück; und der Pharisäer und Synagogenvorsteher Simon Zabulon erin­nert Jesum noch vorher, daß er Ihn zur Abendmahlzeit in seinem Hause eingeladen habe (L.7, 36). Jesus sagt, Er werde kom­men. Und so gehen jene einstweilen hinab und mäkeln und kritteln unterwegs so lange über den Herrn, Seine Lehre und Sein

Wesen, indem sich einer vor dem anderen schämt, seine Rührung merken zu lassen, bis sie bei ihrer Ankunft in Gabara wieder ganz in ihrer Selbstgerechtigkeit verhärtet sind.

Magdalena und die vier anderen Frauen folgen dem Herrn auf dem Fuß und ver­suchen, bei den kranken Frauen zu helfen, während Jesus zuerst die kranken Männer heilt. Als Er auch zu den kranken Frauen kommt, versucht Magdalena, sich bei jeder Gelegenheit dem Herrn zu nähern, doch Er wendet Sich immer hinweg.

Das Gastmahl der Pharisäer

In der Dämmerung steigt Jesus zur Stadt hinab. Den Jüngern, die dem Herrn das nahe Folgen Magdalenas mitteilen, sagt Er: „Laßt sie gehen, dies ist nicht eure Sache.” Im Vorhof des Festhauses, wo die Pharisäer mit dem Abendessen auf Ihn warten, heilt Er erst noch die dort zusammengebrachten Kranken. Dem Simon Zabulon antwortet er: „Diese sind Meine Gäste, die Ich eingeladen, und Ich muß sie erst erquicken. Hast du aber Mich zum Mahl geladen, so hast du auch •diese eingeladen, und Ich werde erst zur Tafel kommen, wenn diesen geholfen ist, und Ich werde mit diesen kommen!”

Wohl oder übel richten die Pharisäer nun Tische für die geheilten Kranken und Armen her. Die Jünger führen dieselben zu Tisch, und es werden ihnen Lampen ange­zündet. Nachher kommt der Herr mit einem Teil der Jünger zur Ehrentafel. Es ist ein reichliches Mahl, und Er sendet oft von den Speisen an die Tische der Armen.

Als Er dann beim Essen lehrt, und die Pha­risäer gerade einen heftigen Disput mit Ihm beginnen, betritt Magdalena, das Haupt verschleiert, den Saal, geht hinter den Herrn, gießt Ihm den Inhalt eines kleinen weißen Fläschchens auf das Haupt und faßt das lange Ende ihres Schleiers zwischen beide Hände zusammengefaltet und streift einmal über das Haupt Jesu, als wolle sie die Haare glatt streichen und den Überfluß der Salbe damit abtrocknen. Diese Hand­lung geschieht schnell, und sie tritt einige Schritte zurück.

Das heftige Gespräch ist unterbrochen. Alles ist still und schaut auf das Weib und den Herrn. Wohlgeruch verbreitet sich. Jesus ist ruhig. Viele stecken die Köpfe zu­sammen, blicken unwillig auf Magdalena und flüstern. Da sagt Jesus zu Simon Zabu­lon, der besonders.geärgert scheint: „Ich weiß wohl, was du denkst, Simon! Du denkst, es sei nicht schicklich, daß Ich mir von diesem Weibe das Haupt salben lasse. Du denkst, sie ist eine Sünderin; aber du hast unrecht, denn sie hat aus Liebe getan, was du unterlassen hast. Du hast Mir die Ehre, die dem Gast gebührt, nicht erwiesen.” Sich zu Magdalena wendend, sagt Er: „Gehe hin in Frieden, dir ist vieles vergeben!” Sie geht, und Er spricht zur Gesellschaft von ihr, nennt sie ein gutes Weib, das viel Mit­leiden habe, und spricht vom Richten an­derer, vom Bekennen offener, bekannter Schuld, während man oft viel größere heim­liche in seinem Herzen trage. Er lehrt noch lange und geht sodann mit den Seinigen zur Herberge (L. 7, 36-50).

Noch in der Nacht gehen viele Jünger, die in der Nähe wohnen, auf kurze Zeit nach Hause, unter ihnen auch Petrus und An­dreas.

Gutsort des Serobabel

Do. 14.

Nachdem der Herr noch zu Gabara gelehrt und einzelne geheilt hat, geht Er, von den übrigen Jüngern und einigem Volk begleitet, zum Gutsort des königlichen Beamten Sero­babel, wo Er am 25. August 32 zwei Aus­sätzige geheilt hat. Diese kommen heute zu Ihm und danken Ihm für ihre Genesung, denn damals hielt Sich der Herr nicht lange hier auf.

Der Ort besteht aus einzelnen mit Mauern umgebenen Gärten, und die etwa fünfzig Wohnungen sind alle in die untermauerten Gartenhügelwände eingebaut. In ihnen wohnen die Gärtner, Dienstleute, Sklaven und Pächter des Serobabel, dem das ganze Grundstück nebst der Tierschlucht beim Tal von Kapharnaum gehört. In diesem Ort lehrt der Herr vor dem Verwalter, allen Angestellten und dem von Ihm am 8. August geheilten Sohne des Hauses; alle sind be­reits getauft. In jene Schlucht mit allerlei schönen Tieren und Anlagen begab Sich der Herr schon öfters und auch bei Seiner letz­ten Anwesenheit in Kapharnaum (25. Au­gust 32).

Der römische Hauptmann Cornelius

Kapharnaum

Nachdem Jesus noch im Gutsort Serobabeis einige Kranke geheilt und ein kurzes Mahl genommen hat, begibt Er Sich in der Däm­merung zum Hause Seiner heiligen Mutter (L. 7, 1), wo alle heiligen Frauen und auch Petrus und die Verwandten zum Abend­essen versammelt sind. Man warnt den Herrn wieder vor der Pharisäer-Kommis­sion zu Kapharnaum, die über Ihn sehr er­bittert sei, und wiederholt die Bitte, Er möge doch einstweilen östlich vom See lehren. Jesus beruhigt die Ängstlichen. Die heilige Jungfrau empfiehlt Ihm nochmals den Hauptmann Cornelius wegen seines kranken Knechtes; es sei dies ein sehr guter Mann, er habe als Heide den Juden aus Zuneigung eine Synagoge erbaut (vgl. L. 7, 5). Auch bittet sie Ihn, die kranke Tochter des Syna­gogen-Vorstehers Jairus zu heilen.

Fr. 15.

Morgens kommen dem Herrn auf Seinem Wege zum Hause des Cornelius die beiden Männer (jüdische Älteste [L. 7, 2-5] ) ent­gegen, die Ihn schon am 6. November 32 in Abez für Cornelius gebeten haben, und wiederholen ihre Bitte (Mt. 8, 5-7). Jesus schickt sie zu Cornelius voraus und folgt zum Nordtor und dann rechts oben den Weg zwischen Stadt und Mauer nach. Dicht bei der Hütte eines Aussätzigen, dem es vergönnt ist, hier zu wohnen, naht sich Cornelius. Sein Bote läuft dem Herrn entgegen und spricht: „Der Hauptmann läßt Dir sagen: Herr, ich bin nicht würdig, daß Du unter mein Dach kommst, sprich nur ein Wort, so wird mein Diener gesund”, und fügt das Gleichnis hinzu, welches bei Matthäus (8, 9) aufgezeichnet ist. Da wendet sich Jesus zu den Umstehenden und lobt den Glauben des Cornelius und heilt den Diener aus der Ferne (Mt. 8, 10-13). Der Bote ruft Jesu Worte, zu dem knienden Hauptmann eilend, diesem entgegen. Cornelius beugt sich zur Erde und eilt dann nach Hause.

Hierauf kehrt der Herr zur Hütte des Aus­sätzigen zurück, um an ihr vorüber in die Stadt zu gehen. Da tritt Ihm der Aussätzige entgegen, wird von Jesus geheilt und ver­kündet zu Kapharnaum seine Heilung (Mk. 1, 40-45).

Der Herr heilt darauf auf dem Brunnenplatz in Kapharnaum etwa eine Stunde lang die Kranken, die man dort zusammengebracht hat.

Unterdes untersuchen die Pharisäer den geheilten Aussätzigen sehr scharf und müs­sen ihn freisprechen, zanken aber doch mit ihm und stoßen ihn beinahe von sich. Der Herr aber zieht Sich um des Lärmes willen, der deswegen in der Stadt entsteht, aus Kapharnaum zurück (vgl. Mk. 1, 45).

Herberge im Taubental

Jesus trifft im Taubental in der offenen Herberge, unweit von Damna, mit der Witwe Maroni aus Naim, der Heidin Lais von Naim und deren beiden, von Ihm am 30. Oktober 32 geheilten Töchtern, Sabia und Athalia, zusammen. Sie bringen Geschenke für die Gemeinde zu jener Herberge, und Maroni bittet den Herrn hier um Heilung ihres todkranken zwölfjährigen Sohnes Martialis. (Siehe Verwandtentafel oben S. 38.) Jesus verspricht ihr Sein baldiges Kommen und redet mit den Frauen über deren künftige Arbeit in der Gemeinde.

Auch Bartholomäus mit Joses, dem Söhn­chen seiner verwitweten Schwester, ist hier angekommen, ebenso Thomas mit Jephta, dem geheilten Sohne des Hauptmanns Achias aus Gischala, und schließlich Judas Ischariot von Meroz. Jesus speist hier mit ihnen zusammen und kehrt dann zum Sabbat­anfang nach Kapharnaum zurück.

Die Heilungen in der Synagoge

Kapharnaum

In der Synagoge zu Kapharnaum sind alle Jünger Jesu und Verwandten und heiligen Frauen versammelt, auch Maria Heli, die in Japha (3 km südwestlich von Nazareth) wohnt, und ihre jüngere Schwester, die zur Zeit hei Jesu Mutter zu Besuch weilen.

Die Pharisäer und Sadduzäer haben sich verabredet, heute in der Synagoge Jesu ern­sten Widerstand zu leisten, einen Tumult zu erregen und Ihn bei dieser Gelegenheit zu verhaften. Doch als sie während Seiner Lehre eben losbrechen wollen, stürzt ein besessener Tuchweber, der seine Fesseln zerbrochen, während seine Wächter in der Synagoge sind, in das Sabbathaus, schreit den Herrn an und wird von Ihm geheilt (Mk. 1, 21-28).

Nach diesem Auftritt haben die Gegner Jesu allen Mut verloren, und Jesus lehrt unge­stört weiter aus Moses und aus dem Pro­pheten Hoseas und spricht wie einer, der Gewalt hat.

Abends weilt der Herr im Hause Mariä im Kreise der Seinen und bespricht mit ihnen Fragen der apostolischen Arbeit. Zur Zeit sind siebenunddreißig Frauen als Helferin­nen tätig. Bei Jesu Tode werden es siebenzig sein.

Sa. 16.

Morgens lehrt Jesus ungestört im Sabbat­haus. Die Pharisäer beschließen, alles nach Jerusalem zu melden und dann dort am Osterfest Seine Gegenwart im Tempel abzu­warten. Nach der Morgenlehre heilt der Herr viele Kranke in den Straßen der Stadt. Als Er bei einer großen Gruppe vorüber­geht, rufen Ihm die Kranken zu: „Herr, alle jene Schwerkranken heilst Du, uns heilst Du nicht!” — „Warum streckt ihr nicht eure Hände nach Mir aus?” — „Herr, hier sind unsere Hände!” — „Ja, diese Hände streckt ihr wohl aus, aber die Hände eures Herzens kann Ich nicht fassen; ihr haltet sie zurück und geschlossen, denn ihr seid voll Finsternis.” Darüber lehrt Er noch einiges; und mehrere, die sich bekehren, heilt Er; andere erhalten abermals Linde­rung; an noch anderen geht Er vorüber.

Der Sabbat-Spaziergang Jesu und Mariä

Zu Mittag speist Er mit den Seinen im Hause Mariä und macht den Sabbatspaziergang mit allen Jüngern und männlichen Ver­wandten gegen den See hin zum Lustgarten an der Südseite des Tales von Kapharnaum. Unterdes begibt sich die heilige Jungfrau mit den anderen bekannten Frauen, wor­unter sich Dina, Lais, Athalia, Sabia und Martha befinden, zur Anhöhe bei Bethsaida oberhalb des Aussätzigen-Hospitals. Dort lagert eine Heidenkarawane, deren weib­lichen Teil die heilige Jungfrau besucht, tröstet und belehrt. Sie beantwortet viele Fragen und erzählt manches von den Alt­vätern, von den Propheten und von Jesus. Etwas später lehrt der Herr vor einer gro­ßen Volksmenge an der Anhöhe der Gärten des Serobabel. Er spricht in Gleichnissen (Mt.13, 34-35). Nachher sagt Ihm Jakobus Major, sie, die Jünger, verstünden Ihn nicht, und warum Er nicht deutlicher rede. Jesus erwidert, Er werde ihnen alles erklären (vgl. Mk. 4, 34), aber wegen der Schwachen und Heiden dürfe das Reich Gottes nicht nackt dargestellt werden. Da diese jetzt schon davor zurückschrecken würden, weil es ihrer Versunkenheit zu schwer erscheine, so müßten sie es erst in der Hülle des Gleich­nisses kennen lernen, und es müsse wie ein Samenkorn in ihnen aufgehen, in welchem die Ähre verhüllt sei, und welches wieder selbst in die Erde eingesenkt werde.

Hierauf erklärt Er den Jüngern die Parabel vom Sämann (Mt. 13, 18-23) und vom Unkraut unter dem Weizen (Mt. 13, 36 bis 43), und spricht von der Gefahr, Weizen mit dem Unkraut auszureißen (Mt. 13, 24 bis 30). Und diese Gleichnisse erklärt Er ihnen mit Bezugnahme auf ihren Beruf, in der Ernte zu arbeiten, und spricht dann von der Nachfolge überhaupt, und daß sie bald alle mit Ihm wandeln würden, und Er ihnen alles erklären würde.

Der Tumult der Pharisäer

Nach der Sabbatschluß-Lehre beginnen die Pharisäer, im Vorhof der Synagoge wieder mit Ihm zu disputieren; und einige von ihnen, die beim Mahl zu Gabara am 13. No­vember 32 zugegen gewesen, werfen Ihm die Sündenvergebung an Magdalena vor. Woher Er wisse, daß ihr die Sünden vergeben seien, wie Er das könne. Dies sei eine Gottesläste­rung. Überhaupt versuchen sie, Ihn zu rei­zen, damit Er es ausspreche, Er sei kein Mensch, Er sei ein Gott. Jesus aber bringt sie durch Seine Antworten immer wieder zum Schweigen und macht ihre Versuche zu Schanden.

Schließlich erheben sie ein solches Geschrei und erregen einen solchen Tumult unter der Menge, daß Sich der Herr unter dem Auf­lauf der Menschen ihnen entzieht, sodaß sie nicht wissen, wohin Er gegangen. Er aber geht durch die Gartenschlucht hinter der Synagoge zu den Gärten des Serobabel und kommt auf einem Umweg zum Hause Mariä, bleibt hier einen Teil der Nacht, mit Seiner Mutter und den anderen Frauen redend, und läßt dem Petrus und vielen anderen Jüngern melden, sich mit Ihm am anderen Morgen jenseits des Tales oberhalb Petri Schiffsteile zu treffen, um mit Ihm nach Naim zu gehen. Dann zieht Er Sich zum Gebet an eine einsame Stelle der Umgegend zurück.

Ebene Jezrael

So. 17.

In drei großen Gruppen wandert der Herr morgens mit den künftigen Aposteln, vielen Jüngern und Bekannten aus Gabara und Kapharnaum nach der Ebene Jezrael. Der Herr geht meist in der mittleren Gruppe. Nach neun bis zehn Stunden kehren sie in einer Herberge bei Hirten ein, nachdem sie den Bach Kison überschritten haben. Unter­wegs lehrt Jesus viel, unter anderem auch, wie sie die falschen Lehrer von den wahren unterscheiden sollen (Mt. 7, 15-20).

Der Jüngling von Naim

Landbau-Stadt Naim

Mo. 18.

Der Herr hat gestern auf dem Wege zur Ebene Jezrael mit Absicht die Stadt Naim gemieden. Heute nähert Er Sich gegen neun Uhr morgens mit etwa dreißig Begleitern diesem Orte. Der Weg über die Hügel wird hier schmäler, und es wandelt eine Gruppe vor, eine nach, Jesus in der Mitte. Kurz vor dem Stadttore kommt ihnen ein Trauerzug entgegen. Vier Männer tragen den nach Art eines menschlichen Leibes geformten Sarg auf Querstangen zwischen sich (L. 7, 11 bis 12).

Jesus geht durch die Jünger hindurch, die sich in zwei Reihen an den Wegrand stellen, befiehlt den Trägern, still zu stehen, legt die Hand auf den Deckel des leichten Kastens und sagt: „Setzt den Sarg nieder!” Die Männer setzen den Sarg nieder und tre­ten zur Seite. Der ganze Trauerzug bleibt stehen, und Jesus wendet sich den vier verschleierten Frauen zu, welche die Spitze des nachfolgenden Zuges bilden und spricht zu der einen der Frauen, die still vor sich hin weint: „Weine nicht, Weib!” Es ist die in der ganzen Stadt wegen ihrer Freigebigkeit beliebte Witwe Maroni, die den Herrn ge­legentlich Seines Aufenthaltes zu Naim am 7. August 32 im Torhotel mit ihrer Freundin aufgesucht hatte, und die nun hier ihren jungen, einzigen Sohn zu Grabe trägt (L. 7, 13-14).

„Man bringe Mir Wasser und einen Zweig”, begehrt der Herr; und man bringt einem der Jünger ein kleines Kesselchen mit Wasser und bricht einen Ysopzweig im nächsten Gar­ten ab. „Öffnet den Sarg und wickelt die Binde los!” spricht Jesus zu den Trägern; und während diese die Binde, den Leib des Toten mit den Händen unterstützend, auf­rollen, erhebt der Herr die Augen zum Him­mel und ruft: „Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du dies vor Weisen und Klugen verborgen, aber Ein­fähigen geoffenbart hast. Ja, Vater, so war es Dir wohlgefällig. Alles ist Mir von Mei­nem Vater übergeben worden, und niemand keimt den Sohn als nur der Vater, und nie­mand kennt den Vater als nur der Sohn, und wem der Sohn es offenbaren will.” (Mt. 11, 25-27.)

Dann wendet Er Sich an die Menge der Um­stehenden: — denn auch viele Neugierige sind herbeigeeilt — und ruft:, „Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken. Nehmt Mein Joch auf euch und lernt von Mir, denn Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn Mein Joch ist sanft und Meine Bürde leicht!” (Mt. 11, 28-30.)

Und bei den letzten Worten segnet Er das Wasser, taucht den Zweig hinein und be­sprengt die Menge rings umher; und die Leute werden inniger und gerührt, und es ist, als werde alles heller und reiner.

Zuletzt besprengt Jesus auch den Toten, macht mit der Hand ein Kreuz über ihn und spricht: „Jüngling, Ich sage dir, steh auf!” Da richtet sich der Tote in sitzende Stellung und schaut, langsam sich nach allen Seiten wendend, verwundert rund um sich her. „Gebt ihm ein Kleid!” meint Jesus; und sie legen dem Jüngling einen Mantel um. Dieser richtet sich nun stehend auf und fragt erstaunt: „Wie ist das? Wie komme ich hierher?” Sie legen ihm die Sandalen an, da tritt er aus dem Kasten her­aus, und Jesus nimmt ihn bei der Hand und führt ihn der entgegeneilenden Mutter in die Arme (L. 7, 15) mit den Worten: „Hier hast du deinen Sohn zurück; aber Ich for­dere ihn von dir zurück, wiedergeboren in der Taufe” (am 3. Dezember 32).

Maroni ist außer sich vor Freude, Staunen, Ehrfurcht, und es fallen weniger Worte des Dankes, als vielmehr nur Tränen und Um­armungen des wiedergeschenkten Kindes. Ringsum bricht die Menge in Jubel aus und folgt dem Rückzug zum Häuserkom­plex der wohlhabenden Witwe unter ab­wechselnden Lobgesängen: „Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht” (L. 7, 16). Auch Jesus schließt Sich mit den Jüngern dem Zuge an.

Kaum dort angekommen, mehren sich die Freunde und Bekannten von allen Seiten. Alles drängt sich, den Jüngling Martialis zu sehen. Dieser wird gebadet und legt sein weißes Festkleid mit weißer Schärpe an. Unterdes werden dem Herrn und den Jün­gern von Dienern des Hauses die Füße ge­waschen und der übliche Ehrenimbiß ge­reicht; während Maroni damit beschäftigt ist, durch ihre Hausmädchen Geschenke an die Armen auszuteilen, die sich zum Glück­wünschen im vordersten Atrium drängen. Es werden Kleider, Laken, Getreide, Brot, Lämmer, Vögel und Münzen verteilt; und Jesus lehrt inzwischen vor den einzelnen Gruppen der Bekannten im Säulenhof.

Alsbald läuft Martialis fröhlich hin und her, läßt sich besehen und teilt mit aus. Nun trifft auch seine Schulklasse mit dem Ordi­narius im Vorgarten des Hauses ein. Viele der Knaben sind ganz scheu, als sei Martialis vielleicht ein Geist; doch dieser läuft auf sie zu und schreckt sie mit scherzhaften Tönen, sodaß sie ängstlich zurückweichen. Aber an­dere lachen sie aus, spielen die Tapferen und schütteln dem wiedergewonnenen Ka­meraden kräftig die Hand.

Unterdes wird im Hauptgebäude und in des­sen hinteren Höfen das Festmahl gerüstet, zu dem alle eingeladen sind. Petrus als der Verwandte der Witwe — sie ist seines Schwiegervaters Nichte — ist besonders froh und vertraut im Hause und macht gewisser­maßen den Hausvater. Jesus aber nimmt Sich den wiedererweckten Knaben mehr­mals vor und belehrt ihn, den Anwesenden zum Gehör, mit Worten, durch welche sich viele der Hörer im Innern erkannt fühlen. Hier sei noch bemerkt, daß der Herr kurz vor dem heutigen Wunder unter anderem auch deshalb den Umkreis mit gesegnetem Wasser besprengte, um vorhandene schlechte Gesinnungen wie ein Hindernis zu beseiti­gen; denn die bösen Geister hatten eine Ge­walt über verschiedene Anwesende, die teils geärgert, teils neidisch, teils voll heimlicher Schadenfreude waren und meinten, Er werde den Toten wohl nicht erwecken kön­nen.


Die Intelligenz unter dem Gehorsam gegen Christus

$
0
0

Unser übernatürliches Leben ist nichts Geringeres als das göttl. Leben. Es hat also seine Quelle in der heiligsten Dreifaltigkeit selbst, in deren Schoss uns Christus führt, das göttliche Wort, der Mittelpunkt unseres geistlichen Lebens.

«Alles ist durch es geworden und ohne es ist nichts geworden.» (Joh. 1, 3). Denn wir sind durch es geschaffen worden nach seinem Bild und Gleichnis (Gn. 1, 26) und dies schon zeigt uns unsere Abhängigkeit und unsere Grösse, wenn wir diese Abhängigkeit annehmen, wie wir es schuldig sind. Aber mehr noch durch die Tatsache der Menschwer­dung des Sohnes sind wir nach seinem Bild geschaffen. «Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.» (Joh. 1, 14). Aus Liebe zu uns und um unsere Sünden zu sühnen und uns von neuem am göttlichen Leben teilnehmen zu lassen, das wir verloren hatten, ist der ewige Sohn Gottes Mensch geworden. Und «allen, die ihn aufnah­men, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden» (Joh. 1, 12). Das Wort ist Fleisch geworden, um in einem jeden von uns zu leben. Wir leben von seiner Gnade und wir folgen ihm als unserm Vorbild auf den Wegen der Vollkommenheit, indem wir uns ihm eingliedern in seinen mystischen Leib, die Kirche, und zwar derart, dass nicht mehr wir leben, sondern Christus in uns lebt (Gal. 2, 20). Wir vereinigen uns mit dem Opfer, das er darbringt, er, der einzige Priester; wir gehorchen den Geboten, die er uns gibt, er, der einzige König; und wir nehmen die Lehre an, die er uns bringt, er, der einzige Lehrer.

Diesen letzten Punkt wollen wir hier vertiefen, indem wir Jesus Chri­stus als den einzigen Lehrer betrachten: das Amt, das er als einziger Lehrer und grosser Prophet von nun an innehat bis zum Ende der Zei­ten, indem wir betrachten, in welcher Art und Weise wir heute seine Lehre annehmen können und müssen.

I. Der einzige Weg der Wahrheit

Christus ist also der einzige Lehrer, oder auch, was auf dasselbe her­auskommt, da das, was er lehrt, von Gott kommt, der grosse Prophet im eigentlichen Sinn. Er ist das Licht, das in die Welt kommt und alle Menschen erleuchtet (Joh. 1, 9). Er lehrt sie in der Tat die barmherzige Liebe, die Gott ihnen entgegenbringt: ihren Loskauf und ihre Annahme als Brüder des menschgewordenen Wortes und Söhne Got­tes. Er lehrt sie den Weg des Glückes: die Vereinigung mit Jesus in sei­nem Erlösungsopfer, die Nachahmung seiner Tugenden und vor allem die Liebe zu Gott und zu dem Nächsten.

Und all dies lehrt er mit Autorität: «Das Volk bewunderte seine Lehre; denn er lehrte wie einer, der Macht hat und nicht wie ihre Schriftge­lehrten.» (Mt. 7, 28-29). In der Tat ist er mit aller Vollmacht Gottes bekleidet: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» (Joh. 14, 6). Auch sehr misstrauische Hörer erkannten dies an: «Niemals hat ein Mensch gesprochen wie dieser.» (Joh. 7, 46). Schriftgelehrte und Phari­säer, in den schwierigsten und spitzfindigsten Diskussionen besiegt, sind durch sein Wissen und die Klarheit seiner Argumentation ver­wirrt. Seine zahlreichen Wunder beweisen die Wahrheit seiner Mis­sion: «Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird die Frohbotschaft ver­kündet.» (Mt. 11, 5).

Unser Herr versichert es uns und er beweist es uns: Er ist die unfehlbare Wahrheit, die wir glauben müssen; er ist der Meister schlechthin: «Ihr habt nur einen Meister (Lehrer), nämlich Christus.» (Mt. 23, 10).

Die Kirche, begründet durch das Wort Gottes

Wir können nur vom göttlichen Leben leben, wenn wir uns mit Chri­stus vereinigen, indem wir uns ihm eingliedern gemäss den Worten des heiligen Paulus. So begründet sich die Kirche, sein mystischer Leib, dessen Glieder wir sind und dessen Haupt er ist; er ist der wahre Wein­stock und wir sind die Reben an ihm Diese Bilder bringen die innige Vereinigung der Christen zum Ausdruck, der Glieder der Kirche, mit ihrem Herrn und untereinander. Dass es sich hier um eine wesentliche Sache handelt, erklärt Christus ganz klar: «Wie die Rebe nicht von sich aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstocke bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.» (Joh. 15, 4). Anders ausge­drückt, ausserhalb des mystischen Leibes ist kein Heil. «Wenn einer nicht in mir bleibt und ich in ihm, wird er hinausgeworfen wie der Reb­zweig und verdorrt. Man liest sie zusammen und wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.» (Joh. 15, 6). Das ewige Feuer ist das schreckliche Los derer, die durch ihre eigne Schuld ausserhalb der Einheit der Kirche geflohen sind. Und deshalb hat unser Herr noch einmal, in einem feier­lichen Augenblick, in seinem priesterlichen Gebet, das die Reden beim Abendmahl beendet, zu seinem Vater gesagt: «Ich bitte aber nicht allein für diese (die Apostel), sondern auch für die, die auf ihr Wort hin an mich glauben werden, dass alle eins seien wie Du, Vater, in mir und ich in dir; dass sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.» (Joh. 17, 20-21).

Diese Einheit umfasst viele Gesichtspunkte und er gibt diese Einheit seiner Kirche in vielfacher Weise, aber in erster Linie als Lehrer durch das Band der Einheit im Glauben. Denen, «die an seinen Namen glau­ben», gibt er die Macht, Kinder Gottes zu werden. Wir haben soeben gesehen, wie er für die gebetet hat, die «an ihn glauben werden». Die so tiefe Einheit der Kirche, die Harmonie der Willen, das Einverneh­men im Handeln beruhen notwendigerweise auf einem Einverständnis und einer Einheit der Intelligenzen im selben Glauben: «denn der Glaube ist das erste von allen Banden, die den Menschen mit Gott eini­gen, und ihm verdanken wir den Namen <Gläubige> — ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (Eph. 4, 5) — d. h. ebenso wie sie nur einen Herrn und eine Taufe haben, so dürfen alle Christen in der ganzen Welt nur einen Glauben haben.» 21

Diese Glaubenseinheit beruht auf der Lehre Jesu, auf der Annahme dieser Lehre als einer Lehre, die von Gott selbst kommt: deshalb, weil wir glauben, dass er Gott ist, wie er es gesagt und durch sein Leben, seine Wunder, die Erfüllung der messianischen Prophetien bekundet hat, durch seinen Tod und durch seine Auferstehung — deshalb glau­ben wir, was er lehrt: er kann nicht sich täuschen und er kann uns nicht täuschen.

Indem wir dies glauben und die Taufe empfangen, sind wir seinem mystischen Leibe geeint, seiner Kirche beigestellt. Diese Kirche also ist gegründet und als die Eine gegründet durch das Wort Gottes, unsern Herrn Jesus Christus.

Die Kirche ist selbst das Wort Gottes

Wenn wir ein wenig weitersehen, was der Glaube ist, und wenn wir die Notwendigkeit der Einheit des Glaubens sehen, so sehen wir, wie Schwierigkeiten auftauchen. Jesus hat auf dieser Erde an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit gelehrt. Wie kann man zwanzig Jahrhunderte später sicher sein, mit Verstand zu glauben, was er gelehrt hat, und sicher sein, es in demselben Sinn zu glauben, in dem er es gelehrt hat? Seine Lehre ist wohl in Büchern aufgezeichnet. Aber die Geschichte zeigt zur Genüge, dass schon von Anfang an unter denen, die die einen oder die andern Bücher als von Gott eingegeben hielten, Spaltungen entstanden sind darüber, wie man sie auslegen sollte. So sagt schon Irenäus von den Häretikern im II. Jahrh.: «Sie bekennen die Schriften; aber sie verderben sie durch ihre Auslegun­gen.»22 Und der heilige Augustinus schreibt im IV. Jahrh.: «Der Ursprung der Häresien und dieser verkehrten Lehren, die den Seelen zum Fallstrick werden und sie in den Abgrund stürzen, ist einzig und allein darin zu finden, dass sie die Schriften, die gut sind, auf eine Art und Weise verstehen, die nicht gut ist. »23 Wie soll man erstaunt sein, wenn man sieht, wie sich der Fürst der Apostel darüber beklagt, dass gewisse seiner Zeitgenossen den Sinn der Briefe des heiligen Paulus verkehren.

Und in der Tat, wer sagt uns denn, dass diese Bücher von Gott eingege­ben sind? Die Echtheit dieser göttlichen Inspiration braucht einen Zeugen und Garanten. Und wer überliefert uns den richtigen Sinn der Heiligen Schrift? Auch dafür war ein Interpret nötig! Ohne einen Zeu­gen, einen Garanten, einen Ausleger ist keine Einigkeit unter den Gläubigen von gestern und heute möglich, ist keine Treue gegenüber der Lehre des Herrn möglich, seit er in seiner Himmelfahrt zu seinem Vater zurückgekehrt ist.

«Gott wollte offenbar diese Einheit des Glaubens nicht, ohne dass er auf eine passende Art und Weise Vorsorge treffen wollte für die Bewahrung dieser Einheit »24 Deshalb gibt er den Aposteln zuerst als Grundlage die Mission, das Werk fortzusetzen, das er begonnen hat, und dies zuerst durch die Predigt, die Lehre des Wortes Gottes: «Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Gehet also hin und lehret alle Völker… und lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe.» (Mt. 28, 18-20).

Dieser Hinweis auf die allumfassende Macht zeigt wohl, dass die Apo­stel von nun an mit der Macht selbst bekleidet sind, die der Vater sei­nem Sohne übertragen hat. Sie sind also nicht die mehr oder weniger getreuen Propagandisten der Gedanken des Meisters, sondern seine wahrhaften Nachfolger, und damit sie diese Mission erfüllen können, verspricht er ihnen die Hilfen, ohne die sie diese nicht hätten erfüllen können: er verspricht ihnen den Beistand des Geistes der Wahrheit, der dritten göttlichen Person, die in der Trinität die Einheit zwischen dem Vater und dem Sohne besiegelt: «Wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch senden (den Beistand) … und wenn dieser Geist der Wahr­heit gekommen sein wird, wird er euch alle Wahrheit lehren.» (Joh. 16,7-13); «und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen andern Beistand geben, damit er immer bei euch sei: den Geist der Wahrheit …» (Joh. 14, 16-17); «dieser wird Zeugnis von mir geben, und auch ihr werdet Zeugnis geben» (Joh. 15, 26-27).

Da sie den Beistand des Heiligen Geistes besitzen, muss man den Apo­steln denselben Glauben entgegenbringen wie Christus: «Wie mein Vater mich gesandt hat, so sende ich euch.» (Joh. 20, 21); «Wer euch hört, hört mich. Wer euch verachtet, verachtet mich.» (Lk. 10, 16). Ihre Lehre ist also ganz und gar die Lehre Jesu Christi, sie ist ganz und gar das Wort Gottes, «bestätigt durch Wunder, die es begleiteten» (Mk. 16, 20).

Aber dann entsteht folgende Schwierigkeit: Die Mission unseres Herrn, fortgesetzt durch die Apostel, war eingesetzt für das Heil des Menschengeschlechtes. Er befahl ihnen, «das Evangelium aller Kreatur zu predigen» (Mk. 16, 15); «seinen Namen vor die Völker und Könige zu bringen» und «ihm als Zeugen zu dienen bis an die Enden der Erde» (Apg. 1, 8). Er versprach ihnen, «bei ihnen zu sein bis an das Ende der Welt» und wie der hl. Hieronymus schrieb: «Derjenige, der versprach, bei seinen Jüngern zu sein bis ans Ende der Welt, zeigt dadurch, dass seine Jünger immer leben werden und dass er niemals aufhören wird, mit den Gläubigen zu sein.»25 Nun, die Apostel sind gestorben. Damit die Mission, die dem Sohne vom Vater aufgetragen war, universal war, war es nötig, dass die Apostel sie ihrerseits wei­tergaben und dass sie von Generation zu Generation zu allen Men­schen gelange. Und deshalb sehen wir, wie sie Bischöfe weihen und sie als unmittelbare Nachfolger «im Dienste am Wort» bestimmen Und deshalb sehen wir, wie sie verordnen, dass diese wiederum ihrerseits andere für diese Aufgabe auswählen müssen: «So sei denn du, mein Sohn, stark in der Gnade und vertraue das, was du von mir im Beisein vieler Zeugen gehört hast, zuverlässigen Leuten an, die geeignet sein werden, wieder andere zu lehren.» (2 Tim. 2, 1-2).

Unser Herr Jesus Christus hat also gewollt, dass die Kirche in der Person der Apostel, dann ihrer Nachfolger, der Bischöfe, die Mission, die er vom Vater hatte, weiterführe. Dies nennt man das Lehramt; es hat die Aufgabe, das Glaubensgut zu überliefern und zu erklären, das sich im Prinzip mit dem Tode des letzten Apostels vollendet, das aber doch zu allen Menschen gelangen muss bis zum Ende der Welt. Die Kirche, als die Eine durch die gelehrige Annahme des Wortes begründet, überliefert dieses Glaubensgut den Menschen aller Länder und aller Zeiten, um auch diese zur Einheit des Glaubens zu führen. Diese Menschen haben gegenüber dem lebendigen Lehramt der Kir­che dieselbe Verpflichtung wie die Zuhörer gegenüber dem lehrenden Christus. Selbst heute gibt es nicht die Möglichkeit, an Christus zu glauben, ohne zu gleicher Zeit an die Kirche zu glauben, die uns Chri­stus übermittelt: «Wer immer sich von ihr (= der Kirche) entfernt, ent­fernt sich vom Willen und Befehl unsres Herrn Jesus Christus, er ver­lässt den Weg des Heiles, er geht seinem Verderben entgegen. »26

Die Einheit, Kennzeichen der wahren Kirche Christi

Das Evangelium kommt zu uns durch die Kirche. Wäre es denn nun heute schwieriger zu glauben als gestern? Auch hier gibt es eine Schwierigkeit, die behoben werden muss. Diese Schwierigkeit ist für uns in besonderer Weise spürbar durch den Abfall des grössten Teils derer, die mit der Mission unseres Herrn Jesus Christus beauftragt sind. Indessen, dies ist nicht neu; wie kann man jedoch unter denen, die behaupten, seine Jünger zu sein, die wahre Kirche erkennen?

Gott lässt uns offensichtlich in dieser für unser Heil so ausschlaggeben­den Wahl nicht ohne Hilfe. Es sind innere Hilfen: seine Gnade; ohne dass wir uns selbst bewusst sind, ist sie am Werk in unseren Herzen, um sie zu erleuchten. Es sind äussere Hilfen: Die wahre Kirche wird, auch in den schlimmsten Verwirrungen und Betrübnissen, immer die Zeichen der Echtheit ihrer Mission besitzen.27 Und zu diesen Zeichen gehört das Kennzeichen der Einheit: Unser Herr hat gebetet für diese Einheit, «damit die Welt glaube» an seine eigene Mission (Joh. 22, 21).

Man muss sich also vor allem dessen sicher sein, dass das Band der Ein­heit von denen, die sich Kirche nennen, sehr wohl bewahrt wurde. Wenn diese Einheit zerbrochen wurde, sei es durch die Annahme neuer Lehren, sei es durch den Bruch mit der apostolischen Nachfolge, sei es durch Trennung vom Nachfolger Petri, dann ist das nicht, trotz allem äusseren Anschein, der lebendige Leib der Kirche, der sich an uns wendet, sondern ein Leichnam: «Die Seele folgt keineswegs dem amputierten Glied. »28 Ein Leichnam kann uns nicht das Leben bringen und die Einheit, die er verloren hat. «Wer immer diese Einheit nicht bewahrt, bewahrt nicht das Gesetz Gottes, er bewahrt nicht den Glau­ben des Vaters und des Sohnes, er bewahrt nicht das Leben und auch nicht das Heil.»29

Derjenige, der mit Hilfe der Gnade Gottes darnach strebt, sich mit sei­nem Sohne zu vereinigen, kann sich also darin nicht täuschen: Christus ist nicht mehr in der neuen Kirche von heute wie er auch nicht in der Kirche Heinrich VIII. von England war oder in der mächtigen Sekte der Arianer zur Zeit ihres Höhepunktes. Das Kriterium der Einheit genügt, um dies zu zeigen.

Die Einheit und Unteilbarkeit des Glaubens

Man könnte sich indessen vorstellen, dass in diesen Sekten, die nicht mehr oder die nie die Kirche gewesen sind, sich noch ein gewisser Glaube findet, da in ihrer Lehre gewisse Elemente der christlichen Wahrheit fortbestehen.

Aber welches ist denn der Glaube, den Jesus Christus von seiner Kir­che gefordert hat, und zwar unter Androhung von Belohnung oder ewiger Pein? Das ist wohlverstanden der Glaube an jene Wahrheiten, die er selbst gelehrt hat. Aber einen solchen Glauben zu fordern wäre unsinnig, wenn er nicht selbst gegründet wäre auf die Sicherheit, dass Gott es ist, der durch ihn spricht.

Wenn es Gott ist, der spricht, dann muss alles, was er lehrt, geglaubt werden. «In der Tat, sich weigern zu glauben Gott gegenüber, der zu uns spricht, und wenn auch nur in einem einzigen Punkt, steht im Gegensatz zur Vernunft.» 30 Die Zustimmung muss total sein. «Alles, was er befiehlt, befiehlt er mit derselben Autorität. Von der Zustim­mung des Geistes, die er fordert, nimmt er nichts aus, macht er keinen Unterschied.»31 Und wie wir gesehen haben, ist der Glaube an Christus durch seine Kirche nicht von dem Glauben an Gott unterschie­den; denn der Herr hat seinen Gesandten seine ganze Vollmacht übergeben. Derjenige, der unterscheiden und ausnehmen möchte, was es auch sei, in dem, was das einzige Lehramt der Kirche ihm zu glauben vorlegt oder ihm vorschreibt, im Namen Christi zu tun — das Lehramt, das von Christus beauftragt ist —, der beleidigt damit Gott, der zu ihm spricht und der ihm befiehlt. Er glaubt noch gewisse Dinge, das ist wahr; aber nach seinem eignen Gutdünken, nach seinem eigenen Gefühl; wenn er aber dies tut, bekundet er damit, dass er nicht mehr auf das Zeugnis Gottes hin glaubt, dass sein «Glaube» nicht mehr der wirkliche Glaube ist, dass er sich selbst vom Leibe Christi getrennt hat.

Von daher sieht man, bis zu welchem Punkt Vaticanum II die kath. Lehre entstellt, wenn es von den häretischen und schismatischen Sek­ten behauptet, dass «der Geist Christi sich nicht weigert, sich ihrer als Heilsmittel zu bedienen, deren Kraft aus der Fülle der Gnade und der Wahrheit fliesst, die der kath. Kirche anvertraut wurden». 32 Oder auch wenn es behauptet, dass ausserhalb des Organismus der kath. Kirche «man mehrere Elemente der Heiligkeit und der Wahrheit findet, die, als der Kirche Christi eigene Gaben, zur kath. Einheit hinstreben».33 Oder auch, wenn es bei der Darlegung der Lehre über die Ökumene «eine Hierarchie der Wahrheiten einführt wegen ihrer verschiedenen Beziehung zu den Fundamenten des christlichen Glaubens». 34

All dies geht hervor aus einem Missverständnis dessen, was der Glaube wirklich ist, wenn nicht gar von einem verkehrten Willen, den Glauben zu zerstückeln und ihn ungebührlich den Ungläubigen aller Art zuzu­teilen.

Der Glaube ist einer: eine in der Tat ist die Kirche, die ihn uns überlie­fert, eine in Raum und Zeit, eine mit Christus, da sie ja dessen Fülle und Gemeinschaft mit ihm ist.

Diese Einheit ist immer noch zu vervollständigen in dem Sinne, dass, bis zum Ende der Welt, Menschen übrigbleiben, die in die Kirche zu führen sind. Aber bei all denen, die jetzt Glieder Christi sind, besteht diese Einheit schon, besiegelt durch den Heiligen Geist: Wir sind eins mit unserm Herrn, wie er und sein Vater eins sind, weil wir an ihn glau­ben.

Die Natur des Glaubens legt es den Gläubigen auf, sich vor Gott zu beugen, der durch seinen Sohn und seine Kirche spricht.

Solcherart muss die erste und hauptsächlichste Bewegung unseres Vera standes sein in den religiösen Dingen.

II. Der Verstand im Dienste des Glaubens

Der Verstand muss sich also zuerst und immer dem Glauben unterstel­len, den ihm das Lehramt unterbreitet. Will man damit sagen, dass der Gläubige in religiösen Dingen aufhören soll, seinen Verstand zu benutzen? Das ist niemals weder die Lehre noch das Tun der Kirche gewesen. Daher muss genauer gesagt werden, auf welche Weise das christliche Denkvermögen sich um die Glaubensgegebenheiten bemü­hen muss. Dies führt uns dazu, zunächst die Rolle der Theologie (Lehre von Gott) zu untersuchen, d. h.: das Erforschen der geoffenbar­ten Wahrheit.

Die Theologie in der Kirche

Wir wollen hier nicht all das wiederholen, was in einem vorausge­gangenen Beitrag35 über die Beziehungen zwischen dem Verstand und dem Glauben gesagt worden ist. Dennoch wird man sich erinnern, dass der Verstand in der Annahme selbst des Glaubens eine Rolle spielt, dessen natürliche Grundlage er darstellt: Man glaubt, weil man es mit der Gnade Gottes für vernünftig hält zu glauben, gemäss diesen «sehr sicheren und dem Erkenntnisvermögen aller angemessenen Zei­chen» 36, welche die äusseren Beweise der Offenbarung sind.

Aber die Rolle des Verstandes endet damit nicht. Das Vatikanische Konzil hat in seiner Konstitution (gesetzl. Anordnung) über den katholischen Glauben in einigen Worten zusammengefasst, was ihm noch möglich ist, und zeigt seine Grenzen auf: «Wenn der Verstand, vom Glauben erleuchtet, mit Sorgfalt, Ehrfurcht und Mässigung sucht, gelangt er mit der Gnade Gottes zu einer sicheren, sehr fruchtbringen­den Erkenntnis der Geheimnisse, sei es dank der Entsprechung mit den Dingen, die er natürlicherweise kennt, sei es dank den Verbindungen, welche die Geheimnisse unter sich und mit dem letzten Ziel des Menschen verbinden. Dennoch wird er nie fähig, sie zu durchdringen wie die Wahrheiten, die seinen eigentlichen Gegenstand darstellen …» (Dz. 1796).

Auf diese Weise können wir fortschreiten in der Kenntnis der göttli­chen Dinge. Mit Ehrfurcht; denn die heilige Lehre ist nicht dazu bestimmt, eine eitle Neugier zu nähren, sondern uns mit Gott zu verei­nen. Mit Sorgfalt; denn man behandelt das Wort Gottes nicht leicht­fertig. Mit Mässigung; denn wir werden die Glaubenswahrheiten nur in der beseligenden Anschauung wahrhaft durchdringen. Und dennoch werden wir von ihnen eine «sehr fruchtbringende Erkennt­nis» erlangen können: dieses Forschen ist nicht nutzlos, erlaubt uns aber, mit Gottes Hilfe im Glauben zu wachsen, in einem lebendigen und handelnden Glauben, durch den wir sicherer dem Heile entge­gengehen. In der Tat, indem wir tiefer in die Geheimnisse eindringen, ersehen wir daraus besser z. B. alle Folgen für uns, wir wappnen uns gegen die Zweifel und die verschiedenartigen Versuchungen, die uns überkommen können werden, wir bereiten uns darauf vor, die christli­che Lehre anderen besser auszulegen und sie der Bekehrung zuzufüh­ren.

Auf diese Weise auch ist vor uns die ganze Kirche im Glauben fortge­schritten. Die Kirche hat niemals den menschlichen Verstand miss­achtet; sie hat im Gegenteil immer die geehrt, die, indem sie mit Demut (Dienmut!) die Wahrheit annehmen, die sie ihnen zu glauben vorstellt, ihren Verstand in ihren Dienst stellen und so ihre Gaben und Fähigkeiten dazu benutzen, die Kenntnis der heiligen Lehre zu meh­ren und sie gegen die Angriffe ihrer Feinde zu verteidigen zum grösse­ren Wohle aller. «Die Kirche hat immer nicht nur die ersten Väter und Gelehrten, sondern auch die Schriftsteller aller Zeiten geehrt, die geforscht und Bücher veröffentlicht haben, um die Wahrheit zu ver­breiten, um sie zu verteidigen gegen Angriffe der Ungläubigen und die volle Übereinstimmung des Glaubens und des Verstandes zur Geltung zu bringen.»37

Treu zur Überlieferung und Fortschreiten des Dogmas

Es könnte scheinen, dass es einen Widerspruch gebe zwischen eines­teils der Demuthaltung, die darin besteht, vom Lehramt das Glau­bensgut zu empfangen und es unversehrt zu bewahren, und anderen­teils in dem Willen, in der Kenntnis der Wahrheit fortzuschreiten.

Dennoch gibt es einen Schritt, entsprechend dem des Gelehrten, der, um die Gesetze der Wirklichkeit, die er erforscht, zu entdecken, zuerst diese Wirklichkeit so, wie sie ist, annehmen muss ohne die Absicht, ihr hinzuzufügen oder von ihr abzutrennen, was auch immer es sei. Man wird nie genug begreifen, dass für den Theologen vom Fach wie für den ernsthaften Christen die Treue zur Überlieferung das Gleich­wertige der Wirklichkeitstreue in den weltlichen Dingen ist: Man schreitet in der Kenntnis der Angelegenheiten Gottes nicht vorwärts, indem man mit seinem Wort handelt oder es ablehnt, wie man in der wissenschaftlichen Kenntnis nicht fortschreitet, indem man die Beob­achtung und den Versuch verwirft.

Das Wort Gottes ist nicht mehr zu entdecken oder zu bestätigen, aber, wenn man es ganz und gar angenommen hat, bleibt immer alles zu erforschen, was darin eingeschlossen ist: nicht, um etwas hinzuzufü­gen, weil mit dem Tode der Apostel die Offenbarung ja abgeschlossen und alles, was zu glauben ist, in der Lehre eingeschlossen ist, die sie der Kirche gegeben haben — «Der Glaube ist den Heiligen ein- für allemal übergeben worden» (Jud. 3) — nicht einmal, um darin Wahr­heiten wiederzufinden, die sich seither verdunkelt hätten, denn die Kirche kann niemals in ihrem Auftrag versagt haben, und der göttliche Beistand, der ihr versprochen worden ist (Mt. 28, 18-20), kann ihr nicht gefehlt haben; auch nicht, um den Glaubenssätzen einen ande­ren Sinn zuzulegen als denjenigen, den die Kirche immer verstanden hat; auch nicht mit der Anmassung, dem einfachen Verstand die uner­gründbaren Glaubensgeheimnisse einsichtig zu machen. Alle diese Versuche sind durch die Kirche Christi verurteilt worden, die «als sorg­same und aufmerksame Hüterin der Glaubenslehren, die ihr anver­traut sind, niemals etwas daran ändert, nichts davon wegnimmt, nie­mals etwas hinzufügt ».38 Worin also kann dieses Vertiefen des Glau­bensschatzes bestehen? Darin, alles, was er immer in sich schloss, zu verdeutlichen und zur Geltung zu bringen, Folgerungen zu ziehen aus den Grundsätzen, die er enthält. Auf diese Weise, aus schlichter Liebe zur Wahrheit, um wesentlich die Ehrfurcht zu nähren oder um diese oder jene wirkliche Schwierigkeit zu lösen, oder auch noch, um auf die­sen oder jenen Einwand zu antworten, durchforschen die Christen, und insbesondere die Theologen, den Glaubenslehrsatz und gewinnen dadurch eine immer tiefere Kenntnis von ihm Aber, vergessen wir das nicht, da ist noch das Lehramt, das dieser geistigen Arbeit seine Zustimmung gibt, indem es ihre Ergebnisse zu den seinigen macht und zum Gegenstand von feierlichen Entscheidungen des Papstes (Defini­tionen), die den Gläubigen ausdrücklich zu glauben unterbreitet wer­den.

Der hl. Vinzenz von Lerins hat diese Lehreentfaltung in prächtigen Ausdrücken in Worte gefasst, welche die Kirche übernommen hat: «Es ist demnach nötig, dass das Einsichtvermögen und die Weisheit eines jeden der Christen und aller, für einen einzelnen Menschen wie für die ganze Kirche, breit und kraftvoll wachsen und fortschreiten mit dem jedem Alter und jeder Zeit eigenen Mass, vorausgesetzt, dass sie ihrer Ordnung gemäss wachsen, d. h.: im selben Sinn, im selben Glauben und im selben Geist.»39

Die Treue zur Überlieferung ist also nicht ein Veraltetsein, ein unfruchtbares Starrsein, wie sie es bei den morgenländischen Abge­spaltenen geworden ist. Sie entfaltet sich in einem kraftvollen Wach­sen, d. h.: in einem reichen und starken, das nichts zu fürchten hat, sich den Schwierigkeiten der Zeit zu stellen — ganz im Gegenteil, denn «es ist gut, dass es Irrlehren gebe» (1. Kor. 11, 19) —, denn dies ist das Wach­sen des Wortes Gottes in seiner Kirche.

Aber vielleicht wird man noch besser begreifen, was die geistige Hal­tung des Christen in bezug auf den Glauben sein muss, indem man mehrere Arten von Abweichungen überprüft.

Die befreite Theologie

Der hl. Pius X. hat sehr gut in seinem Rundschreiben «Pascendi» beschrieben, was die Modernisten verstehen unter der Entwicklung des Dogmas (des Glaubenslehrsatzes), die völlig der katholischen Lehre entgegensteht, an die wir soeben erinnert haben. Für sie handelt es sich nicht mehr um ein Fortschreiten des Dogmas, sondern um ein Entwickeln: «entwickeln und ändern, das kann das Dogma nicht nur, das muss es …». Und diese Entwicklung, geboren aus dem «Bedürfnis, sich den geschichtlichen Umständen anzupassen, sich auszugleichen mit den bestehenden Formen der bürgerlichen Gesellschaften, ent­stammt dem Widerstreit zweier Kräfte, deren eine zum Fortschreiten drängt, wogegen die andere zum Bewahren strebt. Die bewahrende Kraft in der Kirche ist die Überlieferung, und die Überlieferung wird vergegenwärtigt durch die religiöse Obrigkeit, die, indem sie die Lebensbereiche überblickt, nicht oder nur sehr wenig die Anreize zum Fortschritt spürt. Die fortschrittliche Kraft demgegenüber, die dieje­nige ist, die auf die Bedürfnisse antwortet, nistet und gärt in den per­sönlichen Bewusstseinshaltungen, und in denen vor allem, die in enger Berührung mit dem Leben stehen … Nun, aufgrund einer Art von Ver­gleich und von Übereinkommen zwischen der bewahrenden Kraft und der fortschreitenden verwirklichen sich die Veränderungen und die Fortschritte. Es kommt dazu, dass die persönlichen Gewissen, zumindest gewisse, auf das Massengewissen hin handeln: dieses sei­nerseits übt Druck aus auf die Treuhänder der Amtsgewalt, bis sie schliesslich zu einem Vergleich kommen; und nach Vertragsabschluss wacht es über seine Einhaltung.» Die Wahrheit kommt also nicht mehr von oben, sondern entsteht unten. Unterstreichen wir mit dem hl. Pius X., dass diese Auffassung das planvolle Vorgehen der Modernisten erklärt: in der Kirche bleiben und sie verändern!

Dieses planmässige Vorgehen haben sie angewendet mit dem Erfolg, den man kennt. Und jetzt ist die Freiheit des Theologen ein bevorzugter Leitsatz der derzeitigen Modernisten, die Rechtfertigung ihrer her­ablassenden Verachtung für die Hierarchie (kirchliche Rangordnung). Der «Theologe in Freiheit»,40 als welchen sich z. B. P. Chenu ausgibt, glaubt sich «geeigneter für das reine, freie Zeugnis als der Mensch mit Macht», d.h.: geeigneter für das Zeugnis als der Zeuge, den ihm unser Herr Jesus Christus vorsetzt. Er zögert nicht, den Sendungsauftrag völ­lig umzukehren, der den Nachfolgern der Apostel anvertraut worden ist: Für ihn ist der Theologe der Mensch, der «in einer Unabhängigkeit vom Lehramt das Gewissen der Gemeinschaft ist (…), das prüfende Gewissen der Welt in Glaubensarbeit (…). Der Theologe beobachtet das Wort Gottes bei der Arbeit in der Gemeinschaft.» Er ist, er «muss sein Prophet durch eine Art von Abtasten der Welt in Bewegung». Die Arbeit der Hierarchie ist nur ein Überbau: «Ich entdecke das Wort Gottes nicht in Reihen von durch ein Lehramt gelehrten Aussagen, sondern, wäre es auch quer durch die Verschlüsselung durch dieses Lehramt, ich lese es im Handeln, im Aufbrausen in einem Volk (…); die Theologie zieht ihre Kraft aus ihr selber und nicht von einer Ein­richtung», versteht sich: von der bischöflichen Gesamtheit.

Es ist zwecklos, auf dem Verwerfen des wahren Glaubens zu verhar­ren, das ungestraft so ausgesprochen wurde durch einen der «Lehrer» des konziliaren Denkens. 41 Zwecklos auch, zu beharren auf dem Verwerfen seiner Sendung durch die solchen «Fachleuten» unterworfene Bischofschaft.

Demgegenüber muss man die Wurzel dieser Abtrünnigkeit unterstrei­chen: die Widerstreitspitzfindigkeit zwischen dem theologischen Wis­sen und der hierarchischen Macht macht es dem Theologen leicht: Die Macht, dargestellt als ein Zügel, ein Verzögerer, ist insgesamt nur ein notwendiges Übel, um in dem allgemeinen Gären ein wenig Ordnung zu schaffen; das Wissen hingegen, wesensgemäss frei, vorgehend auf die Entwicklung, ist das edle Werkzeug. Selbst wenn er von der Hierar­chie verurteilt, von dem unwissenden Volk wie ein Ausgestossener behandelt wird, der Theologe weiss, und weiss, dass er recht hat gegen alle! Eine schmeichelhafte Lage für einen Intellektuellen (Verstandes­’ menschen) und gar nicht so unangenehm im schlimmsten der Fälle! Denn der Verstandesmensch, selbst nebenbei, der sich gegen die Macht erhebt, behält die Wertschätzung der ihm Gleichwertigen. Es gibt in der neuen Kirche eine Partei von Theologen, wie es in unserem Lande eine Klasse von Verstandesmenschen gibt, welche die gleiche Rolle spielt wie jene: herrschen, ohne die Wechselfälle der Machtaus­übung zu kennen! Wieso wäre diese Partei nicht vor allem die des Stol­zes?

Aber der Stolz ist nicht das Erbvorrecht der Modernisten. Er lauert auf alle diejenigen, die, indem sie zu sehr ihrer Geschicklichkeit vertrauen, die wahre Stellung des Verstandes, des Dieners des Glaubens, verges­sen, der sich dem Lehramt unterstellen muss, dem einzigen Bürgen sei­ner Echtheit. So sieht man die sogenannten Traditionalisten sich in nützliche theologische Zurechtmachungen verirren, die jedoch ohne Grundlage in der Offenbarung sind. Indem sie sich der vom hl. Vin­zenz von Lerins ausgesprochenen Glaubensregel: «Man muss für wahr halten, was überall, immer und von allen geglaubt worden ist» 42 bemächtigen, zögern sie nicht, diese anzurufen gegen das Lehramt im Namen der Überlieferung, wie wenn das Lehramt nicht deren einziger beglaubigter Zeuge wäre! Der Richtsatz des hl. Vinzenz von Lerins, sicherlich sehr nützlich, um sich vor neuen Irrlehren zu bewahren, die auftreten und vom Lehramt noch nicht verurteilt worden sind, kann nicht gegen das Lehramt selber gelten, dessen Tätigkeit eben genau die ist, weiterzugeben, und zwar unfehlbar weiterzugeben, «was überall, immer und von allen geglaubt worden ist». 43 Es ist völlig unmöglich, wie gewisse, es zu tun, nicht zögern, «die Kirche eines Tages» der «Kir­che von immer» entgegenzustellen! Die Kirche eines Tages, die mit der Kirche von immer gebrochen hat, ist nicht mehr die Kirche! Es ist unsinnig und gotteslästerlich, zu behaupten, ihre Führer als die Nach­folger der Apostel verehren zu wollen, vor allem, wenn man ihre behauptete Machtbefugnis täglich lächerlich macht!

Angst vor dem Verstand, erstarrte Geisteshaltung undfreie Gewissensfor­schung

Die «freie Theologie», oder vielmehr die anarchistische (gesetzlose), findet ihr Gegenstück in den Haltungen, die trotz dem Anschein genau so gefährlich für den Glauben sind. Man muss hier wohl einen bei den Traditionalisten sehr verbreiteten Geisteszustand aufzeigen. Einen Geisteszustand, den man als talmudisch bezeichnen könnte, denn er drückt sich zuerst durch ein ungezähmtes Kleben am Buchstaben aus, diesem Buchstaben, der tötet, wenn man eifrig betreibt, ihn vom Geist zu trennen, wenn man eifrig seinen Sinn nicht zu beachten strebt. Einen Geisteszustand, der an den der Pharisäer erinnert, die sich vor allen Dingen zu rechtfertigen suchten, indem sie ihre Haltung peinlich genau auf die unbedeutendsten Gesetzesvorschriften ausrichteten. Auch unsere heutigen Pharisäer schränken ihre Religion auf Aus­übungen ein, die sie für sie selber fruchtlos und für die anderen verab­scheuungswürdig machen, «indem sie die wichtigsten Punkte des Gesetzes vernachlässigen: die Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit und den guten Glauben» (Mt. 23, 23); indem sie ganz überlegt das nicht beachten, nach dem alles eingerichtet werden muss: die Gottes- und die Nächstenliebe (Mt. 22, 34-40).

Sagen wir es deutlich! Die Glaubenssätze der hl. Kirche, unserer Mut­ter, sind nicht leere Redewendungen, die zu wiederholen genügt; wir müssen auch den Sinn ergründen, um darin unser Handeln zu befesti­gen, und nicht den lügnerischen Worten derer trauen, die sich damit begnügen, wie die Zeitgenossen des Jeremias zu sägen: «Hier ist das Haus Gottes, das Haus Gottes, das Haus Gottes!» (Jer. 7, 4). Wir müs­sen uns hierfür unseres Verstandes bedienen! Wir können das, was heute geschieht, nicht verstehen und ihm zufolge handeln ohne ein Geringstes an Erforschen unserer Religion und der Welt, die uns umgibt, und ohne eine unseren Fähigkeiten entsprechende geistige Anstrengung! Die talmudische Geisteshaltung aber behindert diese Anstrengung! Sie führt in die Bequemlichkeit stets gleichbleibender Handlungsweisen ein, um der Pflicht zu entkommen, sich des Verstan­des zu bedienen! Noch schlimmer: Heuchlerisch stellt sie den Glauben dem Verstande entgegen, stolz die behandelnd, die sich nicht an seine Moral ohne Grundlage halten wollen!

Man vergisst zu oft, dass die Unterwerfung des Verstandes unter den Glauben «nicht die eines Sklaven ist, der keinerlei Recht noch Macht behielte. Die Unterwerfung ist selbst die nicht eines gewöhnlichen Hausknechtes, sie ist die eines bevorrechteten und für den Dienst sei­nes Herrn geadelten Untertans … Nirgendwo verwirklicht sich besser die Wahrheit dieses Wortes: «Servire Deo regnare est.»44 Ist  nicht wahr, dass viele sich davor fürchten, der Verstand herrsche im Dienste Gottes? Ist es nicht wahr, dass viele sich gefallen im Nichtwissen, gedrängt von gewissen Priestern, von jeder persönlichen verstandes­mässigen Anstrengung abzurücken? Heisst so zu handeln, nicht, das Talent vergraben, und mehr als ein einziges Talent: den ganzen Reich­tum des Glaubensschatzes, der bestimmt ist, in den Seelen Früchte zu tragen?

Diese Geisteshaltung wird, wenn nicht geschaffen, in der Tat zum mindesten unterhalten und ausgenutzt durch viele «Anführer», um zu beginnen mit Mgr. Lefebvre, der z. B. diese unglaubliche Losung ausgab: «Ohne uns um alles zu sorgen, was heute um uns herum geschieht, sollten wir die Augen verschliessen vor den Schrecken des Dramas, das wir erleben, die Augen schliessen, unser Credo bejahen, unsere Zehn Gebote, nachsinnen über die Bergpredigt, die gleicher­weise unser Gesetz ist, uns dem hl. Messopfer anschliessen, uns den Sakramenten anschliessen in der Erwartung, dass das Licht um uns herum von neuem aufleuchte. Das ist alles ! »45 Die Augen schliessen! Das ist alles! Man kann sagen, dass diese Weisung weithin befolgt wor­den ist von anderen freiwillig Blinden, miteinander unterwegs auf die Grube zu (Mt. 15, 14), unfähig, irgendjemandem den Grund für ihren Widerstand anzugeben. Einige Schlagwörter dienen als Verstandes­ersatz: «die Religion unserer Kindheit», «die Messe meiner Priester­weihe» usw. Aber was versteht man darunter? Wenn man nicht klar sagt, gegen wen und gegen was man sich schlägt, wenn man zögert, die häretische Eigenart der neuen Religion zu bestätigen, den Abfall ihrer Leiter aufzuzeigen, wenn man darauf beharrt, ihnen die Amtsgewalt von Nachfolgern der Apostel zuzuerkennen, gibt man zu verstehen, dass man die vergangenen Praktiken (Ausübungen) nur beWahrbewahrt eine Art von Altertumskunde, durch «diese übertriebene und gefährli­che Leidenschaft für alte Dinge», die Pius XII. aufzeigte.46 Man gibt zu verstehen, dass man «sich so die Freiheit anmasst, sich selber Richt­linien zu geben und wie sein eigener Herr anderen aufzuerlegen»47 in einem Bereich, in dem allein der Papst das Recht hat, einzugreifen. Und so führt der Fixismus, die talmudische Geisteshaltung, zum freien Erforschen, führt er unmerklich der Spaltung zu.

* * *

Weniger als je kann heute jemand sich zufriedengeben mit dem, was man gemeinhin den Köhlerglauben nennt. Diese abscheuliche Bezeichnung verbirgt am häufigsten eine schuldhafte Faulheit; denn es heisst schwer sündigen, im unklaren zu bleiben über die christlichen Wahrheiten, wenn ihr ruhiger Besitz täglich in Frage gestellt wird durch die wirklichkeitsfremde Herabsetzung mittels der Nachrichten­mittel oder ganz einfach durch den umgebenden Lebenskreis, Eltern und «Freunde» eingeschlossen.

Unermesslich ist in dieser Hinsicht das durch so viele untadelige Prie­ster unwissentlich begangene Übel, die Veröffentlichungen voller guter Absichten, d. h. guter Ratschläge, verbreiten, aber den Gläubi­gen abraten, die schwerwiegenden Fragen beantworten zu wollen, denen sie gegenübergestellt werden. «Wir sind keine Theologen!» sagen sie ihnen, «entzweien wir uns nicht wegen zweitrangiger Fra­gen!» Die Früchte dieser Geisteshaltung sind rings um uns sichtbar. Man leistet Widerstand, ohne zu wissen, gegen was und warum! Man verbleibt bei schlecht untermauerten persönlichen Meinungen über Punkte, wo die allereinfachste Gewissenhaftigkeit das Suchen nach einer wahrhaften Sicherheit fordert! Man gleitet unbemerkt der Spal­tung und der Irrlehre zu, mangels des Wissens dessen, was die Kirche zu glauben auferlegt, mangels des Wissens, welchen Gehorsam sie von den Christen verlangt! Es braucht dann nur eine stärkere Versuchung zu kommen in Gestalt einer persönlichen Prüfung oder des Abfalls, des Versagens eines «Führers », dem man blindlings folgte, und der Sturz ist da: man ist aus der Kirche draussen! Der Glaube geht durch nur ein einziges Handeln gegen den Glauben verloren! Aber diesem Han­deln sind ungezählte Verfehlungen vorausgegangen durch eine schuldhafte Faulheit im Erforschen der christlichen Lehre, was das Einsichtvermögen ohne Verteidigung gegen die Vorspiegelung lässt.

Demgegenüber muss die Intelligenz wieder zu Ehren gebracht werden. Nicht die ihren Kräften allein überlassene menschliche Intelligenz, sondern die christliche, durch den Glaubensgehorsam unvergleichbar überhöhte, durch die Gnade Gottes eines immer wachsenden Fort­schreitens in der Kenntnis der Glaubensgeheimnisse fähige! Von die­sem Fortschreiten zeugt die ganze Geschichte der Kirche. An diesem Fortschreiten teilzunehmen gemäss dem Geschenk Gottes, jedoch nicht ohne einige Anstrengung unsererseits, lädt sie uns alle ein, um seine Erleuchtungen zu empfangen.

_______

21 Leo XII., Enzyklika “Satis Cognitum”.

22 Adv. Haeres., lib.III, c. XII, n.12.

23 In Evang. Joan…. tract. XVIII, c. V, n. I.

24 Leo XIII. loc. cit.

25 In Matth., HV, c. XXVIII, v. 20.

26 Leo XIII, loc. cit.

27 siehe Fortes in Fide Nr. 16, S. 82, «Zeichen für die Völker», wo wir klar gezeigt haben, dass die Kennzeichen der Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität sich nicht in der neuen Kirche fanden, sondern in dem weiterbestehen, was von der kath. Kirche übrigbleibt.

28 Hl. Augustinus, Serm. CCLXVII, n. 4.

29 Hl. Cyprian, De Cath. Eccl. unitate, n. 6.

30 Leo XIII. loc. cit.

31 Leo XIII., loc. cit.

32 Dekret über den Ökumenismus.

33 Konstitution «Lumen gentium». Noch neueren Datums, Joh. Paul II.: «In unserem Dialog mit dem lutherischen Weltbund haben wir begonnen, die tiefen Bande wie­derzuentdecken, die uns im Glauben einen und die verdeckt waren durch die Polemi­ken (Streitereien) der Vergangenheit.» (8. Febr. 1980). Der hl. Robert Bellarmin, der hl. Franz von Sales hätten also durch ihre Polemiken (unfruchtbar, wie jeder weiss) die tiefe Einheit verdeckt, die immer zwischen der kath. Wahrheit und den häreti­schen Ausgeburten des Geistes bestehen!

34 Dekret über den Ökumenismus.

35 «Zeugnis geben von der Wahrheit», Forts dans la Foi, No 3 N.S.

36 Denz. 1790.

37 Hl. Pius X., Rede beim Universalkongress, 10. Mai 1909.

38 St. Vinzenz von Lerins, Commonitorium, 16.

39 Vatikankonzil, 3. Sess., Konstitution De Fide, Kap. 4.

40 Die folgenden Zeilen sind Auszüge von P. Chenu: «Ein Theologe in Freiheit», Cen­turion 1975.

41 P. Chenu schrieb jüngst das Vorwort zu einer französischen Ausgabe der letzten Enzyklika von Johannes Paul II. «Laborem exercens».

42 Commonitorium II, Kap. 23.

43 Unsere ecönischen Leser mögen sich daran erinnern, dass der Modernist Brunetière wie sie den lerinischen Kanon anrief gegen das Lehramt (Vorwort zur Ausgabe des Commonitorium von de Labriolle, S. 41).

44 «Gott dienen, heisst herrschen»; M.J. Scheeben: Die Geheimnisse des Christen­tums; D. D. B. 1947.

45 Predigt S.E.Mgr. Marcel Lefebvre gelegentlich des 30. Jahrestages seiner Weihe zum Bischof, 1. September 1977.

46 Enzyklika «Mediator Dei».

47 Ebenda.

_______

Quelle: “FORTES IN FIDE”, Nr. 19, Jahrgang 1982, Seiten 16-33



PATER ALTAMIRA HAT DIE ERSTE ERMAHNUNG ERHALTEN

$
0
0

Am 14. Januar hat P. Altamira die erste schriftliche Ermahnung erhalten als Teil des Ausschlussverfahrens. Es erfolgen zwei Ermahnungen und nachher wird der Ausschluss aus der Bruderschaft dekretiert.

Der Südamerikanische Distrikt hat proportional die meisten Priester im Widerstand. Nachfolgend sind die Betreffenden in der Reihenfolge ihres Anschlusses an den Widerstand aufgeführt:

1. P. Ernesto Cardozo, Argentiner. Er trat dem Widerstand bei im Mai 2012. Er ist ausgeschlossen.

2. P. René Trincado, Chilener. Er trat dem Widerstand bei im Oktober 2012. Er ist ausgeschlossen.

3. P. Michel Faure, Franzose. Er trat dem Widerstand bei im Februar 2013. (Es sei auf die abscheuliche politische Manipulation der Neo-FSSPX hingewiesen: Pater Faure sei nicht im Ausschlussverfahren, weil er bis jetzt noch keinerlei Verwarnung erhalten habe.)

4. P. Fernando Altarmira, Argentiner. Er trat dem Widerstand bei im Januar 2014. Er befindet sich im Prozess des Ausschlusses.

Aus dem Distrikt von Mexiko:

1. P. Arturo Vargas, Mexikaner

2. P. Hugo Ruiz, Mexikaner

Weitere spanischsprachige Priester im Widerstand:

1. P. Juan Carlos Ortiz, Kolumbianer

2. P. Rafael Arízaga OSB, Mexikaner

3. P. Ramiro Ribas, Spanier

4. P. Juan Antonio Iglesias, Spanier

_______

Quelle: NON POSSUMUS (Übersetzung aus dem Spanischen von mir, POS)

_______

Haben Sie an der UMFRAGE “Was soll mit der aktuellen Führungsspitze der FSSPX geschehen?” schon teilgenommen?


Erzbischof Marcel Lefebvre [20. April 1976]: „WIR HABEN KEINEN PAPST”

$
0
0
Lefebvre-Ordination-1977-b

Mgr Marcel Lefebvre, 1977

(Red.) Die meisten Anhänger und Priester der Bruderschaft St. Pius X. scheinen ein sehr kurzes Gedächtnis zu haben, sobald sie mit den Aussagen Erzbischofs Lefebvre konfrontiert werden, aus denen ein­deutig hervorgeht, daß es auch einmal eine Zeit gab, in der er den Ge­danken an die Vakanz des Apostolischen Stuhles gar nicht so weit von sich wies, wie manch einer heute glauben machen will, sondern ihm die größere Wahrscheinlichkeit einräumte. Um den Hochmut jener nicht zu groß werden zu lassen, die heute mit erhobenem Zeigefinger despek­tierlich auf dienigen herabblicken, denen die Vakanz des päpstlichen Stuhles einsichtig ist, zitieren wir zur Auffrischung derer Erinnerung noch einmal einen Artikel, der bereits in Kyrie eleison Nr. 5/81 erschienen ist.

Als Vorwort zu einer Rede von Erzbischof Lefebvre erschien in dem damaligen Heft ein kurzer Prolog von Adrien Loubier, den wir wegen der Vollständigkeit, der größeren Glaubwürdigkeit und der ge­samtheitlichen Authentizität auch hier voranstellen wollen. Der franzö­sische Wortlaut der Rede des Erzbischofs wurde anläßlich eines Tradi­tionalisten-Führertreffens von Adrien Loubier auf einer Tonkassette aufgenommen. An diesem Treffen nahmen auch die Herren Dr. Zep­penfeld und Studienrat Anton Holzer als Liga-Mitglieder teil. Dieser Artikel erschien zuerst in Frankreich im Bulletin de l’Occident Chrétien, Nr. 51 vom April 1980.

Das Bild und der Bildtext auf Seite 41, die Fußnoten sowie die drucktechnischen Hervorhebungen im Text sind naturgemäß, da von einer Tonkassette abgenommen, von der Kyrie-eléison-Redaktion eingebracht, An einigen Stellen sind Gallizismen (feststehende französiche Spracheigentümlichkeiten), die unserer Ansicht nach zu wört­lich übersetzt wurden, in gefälligeres Deutsch gegossen worden.

Vorwort von Adrien Loubier

„Wir geben hier einige Passagen aus einer zweistündigen Konfe­renz wieder, die Erzbischof Lefebvre am 20.4.1976 vor etwa 100 Ver­antwortlichen der Vereinigung mehrerer Länder abgehalten hat.

Die Worte eines Bischofs haben eine gewisse Bedeutung, die in den ernsten Umständen außerordentlich weit über die Person und das Werk des Bischofs, der spricht, hinausragen. Die Zeilen, die zu veröf­fentlichen ich die persönliche Verantwortung übernehme, haben seit vier Jahren die Aktion, die Entscheidungen und die Orientierung Hunderter aktiver Katholiken geführt, die ihr Herz, ihren Glauben, ihren Mut, ihre Seele, ihren Ruf ihre Ehre dafür eingesetzt haben.

Ich bin einer von ihnen, und ich werde, wie Hunderte anderer, die­se Worte, wenn nötig mit dem Preis meines Blutes verteidigen, gleich­gültig, gegen wen, und wäre es ein Engel des Himmels, weil ich die Überzeugung habe, an diesem Tag einen Bischof sprechen gehört zu haben. Einen Bischof der katholischen, apostolischen, römischen Kir­che.”

Adrien Loubier

Worte des Erzbischofs Marcel Lefebvre

Alle Reformen von Vatikan II sind in dem Geist der Nivellierung mit den Gedanken des modernen Menschen, den Gedanken unserer Epoche, mit den Gedanken durchgeführt worden, die freimaurerisch sind, Gedanken derjenigen, die die Feinde der Kirche sind.

Die katholischen Liberalen sind Leute, die am Katholischsein krank sind. Sie wollen sich katholisch nennen, aber sie sind daran krank. … Sie sind der Treibriemen im Getriebe zwischen dem wahren Katholi­ken, dem, der noch Katholik ist, der Kirche und dann den Feinden der Kirche. Diese Liberalen lassen überall die katholischen Verhältnisse in den Sozialismus und in den Kommunismus gleiten. In dem Augenblick, in dem sie sehen, daß sie nahe daran sind, im Sozialismus und im Kommunismus unterzugehen, stecken sie ein wenig zurück, weil sie Furcht haben, und werden von neuem krank, nicht links zu sein, nicht wie die anderen zu sein. Sie versuchen, ein wenig zurückzuweichen; da sie jedoch nicht die katholischen Grundsätze wollen, da sie nicht die Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRISTUS wollen, da sie nicht feste und endgültige Grundsätze wollen, die unser HERR festgelegt hat, entfernen sie sich und gleiten immer mehr von der katholischen Wahrheit weg. Und jetzt ist diese Krankheit in die Kirche eingedrun­gen. … Das Übel, das sich in der Kirche bemerkbar macht, ist seit an­derthalb Jahrhunderten Ausfluß einer Politik, die wir zur Zeit vergegenwärtigen, einer Politik, die von freimaurerischen Grundsätzen durchdrungen ist, von liberalen Grundsätzen, die in die Kirche einge­drungen sind, die jetzt verwest ist, sozusagen verwest durch diese Grundsätze. Jetzt ist es die Kirche selbst, die sich schämt, katholisch zu sein, und die zum Feind übergehen will. Man schämt sich, zu denken, daß es noch einen katholischen Staat gäbe, der ein Privileg ( = Sonder­recht) haben könnte. Das hat mir der Nuntius von Bern vor vier­zehn Tagen gesagt. …

Ich habe ihm gesagt: „Im Namen der religiösen Freiheit lassen Sie alle katholischen Staaten unterdrücken und Sie verlangen, daß in den Konstitutionen der katholischen Staaten der erste Artikel unter­drückt wird, der da besagt, daß die katholische Religion die einzige ist, die in diesem Staat anerkannt wird. So haben Sie es in Kolumbi­en gemacht.” Wissen Sie, was er geantwortet hat? „Aber auch in der Schweiz.” Da habe ich ihm geantwortet „Also sind Sie es, der auch ein Kollaborateur für die Zerstörung des katholischen Wallis war!” Er hat geantwortet: „Ja.” Alsdann stellte ich ihm die Frage: „ Was machen Sie nun aus der Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRI­STUS ?” Er sagte: “Die spezielle Herrschaft unseres HERRN JE­SUS CHRISTUS kann niemand mehr verstehen.” Ich sagte: „Es kann also keinen katholischen Staat mehr geben?” Er sagte: „Nein, das ist nicht mehr möglich, man kann der Kirche kein Sonderrecht mehr geben.” Ich habe gesagt: „Also ist unser HERR nicht mehr König? Und was machen Sie dann mit der Enzyklika QUAS PRIMAS? 1Er hat geantwortet: „So etwas wird er 2 nicht mehr schreiben.”

Das hat mir der Nuntius vor vierzehn Tagen gesagt. Also tut ein Nuntius nichts mehr, er sagt nichts mehr aus sich selbst. Der Nuntius ist einfach der telefonische Apparat am Ende der Leitung, die in Rom ist.

Das ist furchtbar, aber ich habe es selbst vor vierzehn Tagen gehört. Es gibt keine Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRISTUS mehr. Aber was tut alsdann die Kirche? … Jetzt muß auf die einzelnen und auf die Gesellschaft eingewirkt werden. Wenn jedoch die Gesellschaft nicht mehr katholisch sein will, was nützt es dann, die einzelnen katho­lisch machen, die laisiert werden wollen und durch einen freimaureri­schen Staat verdorben sind, der von neuem die Religion zerstören wird. Unser Ziel muß es vor allem sein, zu erreichen, daß die ganze Gesell­schaft unter die Herrschaft unseres HERRN kommt. Das ist wahn­sinnig. … Das ist der Grund, weshalb sie in Spanien soviel verlangen, und sie werden schließlich das katholische Spanien zerstören; dies alles unter dem Einfluß des Heiligen Stuhles. Das darf nicht vergessen wer­den. Es muß klar ausgesprochen werden, daß da irgendwelche Verän­derungen greifen. Wenn man liest, was der Papst in seiner Ansprache am Schluß des Konzils den Regierenden gesagt hat … das darf man nicht vergessen. Als ich diesen Satz vernahm, war ich gerade auf dem Petersplatz in Rom. Da habe ich gesagt: Das ist häretisch, das ist doch nicht möglich, dies aus dem Munde eines Papstes zu hören. Folgendes hat der Papst den Regierenden gesagt:

„In unserem irdischen und zeitlichen Staat baut ER in geheimnis­voller Weise Seine geistige und Ewige Stadt auf, Seine Kirche. Und was verlangt diese Kirche von euch nach zweitausend Jahren plötzli­cher Umwälzungen aller Art in unseren Beziehungen zu euch, den Mächtigen der Erde? Was verlangt sie heute von euch? Sie hat es auch in einem der wichtigsten Texte dieses Konzils gesagt: Sie ver­langt von euch n u r die Freiheit.”

Das ist häretisch ! Sie verlangt von euch nur die Freiheit? Das ist genau das Wort von Lamenais! Genau dieselbe Sache! Und dieser Text ist von Papst Gregor XVI. in seiner Enzyklika MIRARI VOS4 verurteilt worden. Die ganze Enzyklika MIRARI VOS ist gegen Lamenais gerichtet, gegen diese Idee, daß die Kirche nur die Freiheit braucht, daß folglich unser HERR nicht der König der Gesellschaft zu sein braucht, daß unser HERR nur verlangt, daß man IHM die Freiheit gibt, wie man sie den anderen gibt;5 das ist die Religionsfrei­heit.

Vergeßt nicht in derselben Abfassung über die Religionsfreiheit den furchtbaren, abscheulichen Text. Irgendwann einmal wird die Kirchen­geschichte noch von diesen blasphemischen Worten sprechen.

Die Religionsfreiheit, sagt dieser Text, verlangt unter anderem, daß die religiösen Gruppen nicht gehindert werden dürfen, die erstaunliche Wirksamkeit ihrer Lehre kundzutun, um die Gesellschaft zu gestalten. Jede Gruppe hat also das Recht, ihre Prinzipien und ihre Lehre anzu­wenden, um die Gesellschaft zu gestalten und die gesamte menschliche Aktivität zu beleben. Aber wo bleibt schließlich unser HERR ? „Alle religiösen Gruppen!” Unser HERR ist auf eine Ebene mit den Frei­maurern, Buddhisten, Muselmanen, Protestanten versetzt! In dem Text der Erklärung über die Religionsfreiheit. Ich erdichte es nicht! Die ge­samte menschliche Aktivität belebt in der zwischenmenschlichen Natur derart, daß sich im Charakter der Religion das Fundament des Rechts findet, das die Menschen aufgrund ihrer religiösen Überzeugung haben, in Freiheit Zusammenschlüsse zu bilden und Vereinigungen erziehli­cher, kultureller, karitativer und sozialer Art zu gründen.

Aber das ist unerhört! Also hat sich die Kirche während zweier Jahrtausende getäuscht! Denn die Kirche hat immer von Königen und Fürsten verlangt, daß die katholische Religion die einzige Religi­on sei und daß man den Irrtum nur dulde, wo man nicht anders kann. (….)

Wir müssen unser Möglichstes tun, damit unser HERR im Staat regiere. Wenn man in einem katholischen Land den ersten Artikel auf­hebt, der besagt, daß die katholische Religion die einzige Religion sei, dann kommt dies der Wegnahme der Krone unseres HERRN JESUS CHRISTUS gleich. Der Präsident von Kolumbien hat das sehr gut begriffen, und man spürte es sehr gut in seiner Ansprache, dass nicht er es war, der dies gewollt hat. Der Bischof selbst, Sekretär der Konferenz von Kolumbien, hat mir gesagt: “Wir haben während zweier Jahre Druck auf das Amt des Präsidenten ausgeübt, damit er diesen Artikel der Verfassung aufhebe.”

Also ist es ROM. Es ist ROM, woher diese Dinge kommen. Es ist nicht nötig, sich sentimentalen Gefühlen hinzugeben. Es ist ROM, das dies alles gewollt hat, dies mit Hartnäckigkeit und ohne Zögern will, und das es heute will. Seies Sie dessen gewiss!

(…) Ich erinnere mich sogar noch, zum Justizminister gegangen zu sein, der mit der Religionsausübung beauftragt ist. … Ich habe ihn angefleht: “Hängen Sie es an die große Glocke!” (Er hat geantwortet:) “Gegen Rom, um Rom zu verteidigen? Gegen das gegenwärtige Rom, um Rom zu verteidigen? Nein, wir haben genug von dieser Arbeit, die Sie in Gang setzen, die einen zweiten Bürgerkrieg in Spanien vorbereitet.” Es ist sicher, daß dieser Brügerkrieg kommen wird … oder es wird keine Reaktion geben, und sie werden Kommunisten werden!

Nein, es ist nicht möglich! Wir können bei dieser Krise nicht gleich­gültig bleiben; wir müssen das klar sehen. Es hat eine radikale Umstellung in der Kirche gegeben, eine von Grund auf liberale; ich würde sagen, eine freimaurerische. Ich bin davon überzeugt, daß sich der Schleier immer mehr lüften wird, daß wir es nämlich im Vatikan sozu­sagen mit einer freimaurerischen Loge zu tun haben. Vielleicht wird sich auch wenig zeigen. Man wird Namen von freimaurerischen Mit­gliedern veröffentlichen. Sie erledigen sehr gut ihre Arbeit. Zumindest unterstützen sie sie.

Man kennt schon von mehreren hohen Würdenträgern in Rom das Datum ihres Beitritts zur Freimaurerei. Wenn diesen Dingen der Schleier genommen wird, werden wir meines Erachtens wissen, daß es eine Invasion des Apostolischen Stuhles gegeben hat, daß es ihnen ge­lungen ist, den Apostolischen Stuhl zu besetzen.

Nun werden Sie mich fragen, was denken Sie vom Papst? Das ist die große Frage. Ein unergründliches Geheimnis. Man kann daran nicht ohne tiefen Schmerz für die Kirche denken; was nämlich den Papst anbetrifft: Wer mit dem Papst ist, der ist mit CHRISTUS . Wer mit dem Papst ist, ist mit der Kirche – gewiß – jedoch kann man sich dann alle möglichen Fragen vorlegen, wenn man fragt, wie dies möglich ist. Wenn der Papst wirklich Papst ist, ist er ein Nachfolger des heiligen Petrus. Dann muß er folglich die Erleuchtung des Heiligen Geistes haben. Er muß vom Heiligen Geist in dem, was er tut, geleitet sein, weil er das Wort unseres HERRN hat, bei der Bewahrung des Glaubens geschützt zu sein. Also ist es nicht der Papst, der diese Dinge tut. Das sind Dinge, die derart kraß im Widerspruch zur Kirche stehen, im Widerspruch zum Glauben, den Glauben und die Kirche selbst zerstörend, daß nicht er es ist, sondern seine Umgebung.

Das ist eine Lösung. „Der Papst ist Gefangener, der Papst ist ein Märtyrer, der Papst ist eingeschlossen, ist nicht mehr frei. Der Papst ist drogensüchtig. Man macht mit ihm, was man will. Man läßt ihn alles unterschreiben, was man will.” Das ist eine Lösung, die erstaun­licherweise von vielen Visionären gestützt wird, oder von Personen, die Visionen zu haben behaupten. Ich sage, sie sind teuflisch, diese Visionen!

… Dies alles ist sehr geschickt von Seiten des Dämons eingefädelt; denn das vereinigt immer eine Zahl von Leuten, die sagen: „Der Papst, der Papst, nein, sprecht uns nicht vom Papst. Unterwerft euch bitte! Das ist seine Umgebung, das ist nicht er.”

Aber ich sage, daß man das Problem auch umkehren kann: Ich stimme mit Ihnen tatsächlich überein, daß es nicht möglich ist, daß der Papst, der vom Heiligen Geist erleuchtet, vom Heiligen Geist und von den Worten unseres HERRN JESUS CHRISTUS unter­stützt wird, so etwas Ähnliches tun könnte. Ich bin Ihrer Meinung, daß das nicht möglich ist. Es ist unerträglich, diese Zerstörung in der Kirche, diese Zerstörung der Herrschaft unseres HERRN JESUS CHRISTUS, diese Zerstörung des katholischen Glaubens in allen Be­reichen: dem Katechismus, den Universitäten, den katholischen Schulen, den religiösen Kongregationen, den Seminaren. Was man überall erblickt, das ist die systematische Zerstörung der ganzen Kir­che, gewollt von allen Reformen, die dem II. Vatikanischen Konzil gefolgt sind. Vatikanum II war nur dasjenige, das die Reformen durchzuführen erlaubt hat. Was vorgeschrieben werden mußte, das sind die Reformen. Vatikanum II hat unter zweideutigen Sätzen erlaubt, sich in die Reformen zu stürzen, und das war gewollt. Das ist das Sprungbrett gewesen, das dieses erlaubt hat!

Also kann man tatsächlich sagen, es ist nicht möglich, daß ein Papst dies tun konnte!

Also ist er nicht Papst.

Ah! Die Schlußfolgerung gilt! Ich weiß nichts! Ich sage nicht, daß es so ist! Es gibt mehrere Hypothesen! Aber das könnte eine gültige Hypothese sein! Sie wird sich vielleicht bestätigen. Nach meinem Empfinden ist sie noch nicht klar. Aber wenn eines Tages der Schleier gelüftet wird, und das ist nicht unmöglich. Darüber hat es auch einige Erscheinungen gegeben, und sie sind vom Heiligen Stuhl anerkannt. Da ist Fatima, da ist La Salette, wo ausgesagt wurde, daß der Dämon bis zur Spitze der Kirche vordringen wird! Ich weiß nicht, ob bis zur höchsten Spitze, das will sagen, bis zum Staats-Sekretariat oder noch weiter bis zum Papst! Oder bis zu dem, der sich Papst nennt! Ich weiß es nicht, aber Sie wissen, das ist nicht unmöglich.

Die Theologen haben das Problem studiert, um in Erfahrung zu brin­gen, ob dies ein möglicher Sachverhalt ist! Wenn ein Papst zum Bei­spiel häretisch wäre! Folglich wäre er exkommuniziert, und alle seine Amtshandlungen wären ungültig. Und wenn es sich herausstel­len würde, daß der Papst vor seiner Wahl Mitglied einer freimau­rerischen Loge gewesen wäre, wäre er exkommuniziert. Seine Wahl wäre ungültig; ein Exkommunizierter kann nicht Papst sein. Und wir hätten seit Jahren einen Papst, der nicht Papst wäre. Das sind mögliche Dinge. Ich wiederhole noch einmal: Ich sage nicht, daß dies so sei, aber was wollen Sie. In der Situation, in der wir uns befin­den, sucht man Lösungen. Man sieht sich vor einem fast unlösbaren Problem. Theologisch. Ich sage: theologisch fast unlösbar.6

(…)

Kardinal Staffa sagte mir: Warten Sie, schweigen Sie, warten Sie, das ändert sich, das wird sich ändern, … äußern Sie sich nicht!” Ich habe ihm gesagt: „Sie sind in dieser Zeit hinter Ihrem Schreibtisch; das ist offensichtlich nicht schwierig! Sie warten, noch zwei oder drei Jahre, dann wird sich das ändern.” Er war da in seinem Präsidenten-Büro. … Und dann sind während dieser Zeit Tausende von Seelen ver­lorengegangen! Die Seelen gehen in die Hölle wegen der Versäumnisse der Kardinäle und Bischöfe, sogar der traditionalistischen, die nichts sagen.7

Mgr. Marcel Lefebvre

_______

1)  Apostolisches Rundschreiben Papst Pius’ XI. vom 11. Dezember 1925 über die Einsetzung des Festes Unseres Herrn Jesus Christus des Königs; Wesen und Bedeutung des Königstums Christi. Dieses und andere Lehrschreiben können für ein paar Pfennig bestellt werden bei Karl Haselböck, Sobieskigasse 18/13, A-1090 Wien, Tel. (Vorwahl von Österreich aus) 0222 – 34 30 443. Diese Schriftenreihe verbreiten zu helfen ist echte Nächstenliebe in unserer Zeit.

2)  Gemeint ist mit “er” der apostatische Paul VI.

3)  Das ist selbstverständlich, weil die “Konzilskirche” die Strukturen der wahren Kirche beibehalten hat. Deswegen verwechseln Leichtgläubige ja stets die eine mit der anderen, obwohl es gar keine zwei, sondern nur eine gibt.

4)  Apostolisches Rundschreiben Papst Gregors XVI. vom 15. August 1832 über Äußerungen der Verwirrung in Kirche und Staat, u.a. “Gewissensfreiheit”, “Religionsfreiheit”, “Ehescheidung”, “Trennung von Kirche und Staat”. Die Be­zugsquelle ist dieselbe, die in der Fußnote 1 angegeben ist.

5) Anm. der KE-Red.: Aus der Zurückweisung aller anderen Forderungen, zum Beispiel des ausdrücklichen Missionsbefehls Christi, die ganze Welt katholisch zu machen, ergibt sich folgerichtig die Abschaffung jeglicher Missionierung bei den armen Heiden, die nach der Wahrheit hungern. Die „Konzilskirche” lebt nur noch unter der Devise: „Entschuldigen Sie vieltausendmal, daß wir überhaupt noch existieren. Wir versichern Ihnen hoch und heilig, daß wir niemals davon reden werden, wozu wir von Gott selbst eigentlich gegründet wurden. Den einzigen Wunsch, den wir an Sie haben, stören Sie bittschön nicht unseren unausweichli­chen Untergang. Nur dazu brauchen wir Freiheit!”

6)    Nein! Das Problem ist eindeutig lösbar und gelöst!

7)    Und so wartet die Priesterbruderschaft wie weiland die bayerische Staatsre­gierung in dem Zeichentrickfilm Ein Bayer im Himmel noch heute auf eine Einge­bung des Himmels, statt direkt in den unfehlbaren und glaubensverpflichtenden Urkunden der kirchlichen Lehrverkündigung nachzulesen.

_______

Quelle: KYRIE ELEISON, 24. Jahrgang, 1995, Nr. 4, S. 36-44


Die Bischöfe und die Kirche

$
0
0

Die Kirche ist durch den Willen ihres Stifters hierarchisch. Die Gläubigen hören das Wort Gottes und empfangen das Leben der Gnade durch die Vermittlung von ausgewählten Menschen, die sie zum Heil führen sollen.

Obwohl die Kirche heute in der schlimmsten Krise ihrer Geschichte steckt, hat sie dennoch ihren hierarchischen Aufbau behalten1. Man kann also das Verhalten der Gläubigen verstehen: da sie von ihren Hirten verraten sind, suchen sie, wo die Hierarchie noch vorhanden ist. Es versteht sich, dass sie sich nicht mehr an den apostolischen Stuhl wenden können, da er vorläufig unbesetzt ist, dann aber bei anderen Bischöfen die Lehre und die Sakramente erbitten, die sie brauchen. «Ich werde bei euch sein alle Tage bis ans Ende der Welt» (Mt 28,20), spricht Christus zu seinen Aposteln. Dadurch sichert er ihnen zu, dass sie bis zum Ende der Welt wahre Nachfolger haben werden. O, möch­ten wir es doch bald erleben, dass sich jene katholischen Bischöfe erhe­ben, welche bisher so schwach, so zögernd und so säumig gewesen sind. Christus wird ihnen seinen Beistand nicht versagen, wenn sie nur bit­terlich beweinen — wie einst der hl. Petrus —, dass sie den Herrn verleug­net haben.

Trägt ein Bischof lediglich Verantwortung für seine Herde? Oder ist ihm eine Befugnis gegeben, mehr zu tun, als nur im Rahmen seines eigenen Bistums zu kämpfen? Oder, was kann einer noch tun, wenn er keinem Bistum vorsteht? Was kann ein Bischof noch zur Zeit einer Sedisvakanz tun? Die Antwort auf diese verschiedenen Fragen soll es möglich machen, dass man sich ein Urteil bilden kann. Wenn gegen­wärtig zahlreiche Verbindungen zu Bischöfen aufgenommen wurden, so müssen diese Unternehmungen auf dem Hintergrund der Antwort als lohnend angesehen werden. Was können und müssen wir von ihnen erwarten? Je nach der Antwort auf diese Fragen, können wir unsere Hoffnung, unser Beten und unser Tun auf sichere Sachbezüge grün­den2.

Was ist ein Bischof?

In einem früheren Beitrag wiesen wir auf die Notwendigkeit des Lehr­amtes für die Kirche hin: das Wort Christi — sollte es die Menschen in seiner Reinheit erreichen — muss unfehlbar durch die Apostel und ihre Nachfolger verkündet werden. Jesus Christus hat sich aber nicht damit begnügt zu predigen, sondern er hat auch gehandelt, um die Menschen von der Sünde zu erlösen und ihnen das Leben der Gnade mitzuteilen. Da der Mensch kein körperloser Geist ist, war es der Wille Christi, die unsichtbare Gnade, die er geben kann, wem er will, zunächst jenen zu schenken, die ihm körperlich nahetreten. So sieht man, wie er auf sei­nen Wanderungen durch Galiläa, Samaria, Judäa, die Zehnstädtege­gend und Phönizien zahlreiche Menschen anrührt und wie die seeli­schen Heilungen auch stets mit Körperheilungen einhergehen. Dafür bedient er sich sogar armseliger Mittel wie z. B. Teig (aus Speichel und Erde bereitet), womit er die Augen des Blinden von Silo bestreicht (Joh 9,6). Nach dem Willen des Erlösers sollte dieses unmittelbare, körperliche Tun niemals aufhören: die Hierarchie verlängert die Gegenwart Christi, seine Lehre und sein Handeln dadurch, dass sie da ist, die Lehre verkündet und die Sakramente spendet. Hier haben wir das unsichtbare Wirken der Gnade, welche uns durch die Vermittlung konkreter Menschen und, entsprechend der Schwäche der menschli­chen Natur, durch sinnfällige Zeichen gegeben wird.

Im grossen und ganzen haben wir hier die Begründung für das Beste­hen der katholischen Hierarchie: die Menschwerdung des Gottessoh­nes wird in der Zeit fortgesetzt durch die Predigt des Evangeliums, durch die Weitergabe des übernatürlichen Lebens und durch ein wirk­sames Hinführen der Menschen zur ewigen Glückseligkeit. Durch die Ausübung dieser drei Ämter nimmt die Kirche das Prophetenamt, das Priesteramt und das Königsamt des Messias wahr und zwar in seinem Namen und mit der unausgesetzten Hilfe des Heiligen Geistes ohne irgend eine Schwächung der Wirkmacht, im Gegenteil: «Wer an mich glaubt, wird auch die Werke tun, die ich vollbringe, ja er wird noch grössere tun, denn ich gehe zum Vater» (Joh 14,12).

Die Bischöfe, Nachfolger der Apostel

Wer sind denn die Männer, die mit dieser Macht ausgestattet sind? Wer bildet die Hierarchie? Zunächst im Verein mit dem hl. Petrus, ihrem Oberhaupt, der die Stelle Christi vertritt. Dann jene, denen sie ihre Vollmacht übertragen haben. Das sind die Bischöfe, die in Gemeinschaft stehen mit dem Nachfolger Petri auf dem Thron der Kirche in Rom und der auch der Stellvertreter Christi ist. Schliesslich jene, denen die Bischöfe einen Teil ihrer eigenen Vollmacht übertra­gen, zu ihrer eigenen Entlastung, wie Priester, Diakone, die niederen Weihegrade, und die mit ihrem Bischof geeint sind.

Die Bischöfe sind also vor allem die Nachfolger der Apostel; sie haben alle Vollmachten von ihnen erhalten mit Ausnahme derer, die nicht weitergegeben werden konnten, weil sie ihnen als bevorzugten Zeugen des Lebens und der Auferstehung Jesu persönlich zu eigen waren. Nach dem Tode des letzten Apostels ist die Offenbarung abgeschlos­sen, alle Sakramente sind verordnet und die Kirche hat ihren wesentli­chen Aufbau erhalten. Aber das Glaubensgut muss weitergegeben, erklärt und verteidigt werden; die Sakramente müssen bewahrt, vor Veränderungen geschützt und allen Menschen aller Orte und Zeiten zugänglich gemacht werden, die Gläubigen müssen auf dem Heilswege geleitet werden: in alledem besteht der Auftrag der Bischöfe und auf das alles erstreckt sich ihre furchtbare Verantwortung.

Haben Menschen die Fähigkeit, einen Auftrag dieser Art überhaupt zu erfüllen? Nein, das wäre nicht denkbar, wenn die Kirche nur eine menschliche Gesellschaft darstellte. Die Tatsache, dass sie trotz der Gegnerschaft der Welt nun schon während zwanzig Jahrhunderten standgehalten hat, ist geradezu als ein Wunder zu bezeichnen, zumal wenn man den Verrat von manchen und soviel menschlichen Schwä­chen innerhalb der Kirche in Rechnung stellt. Die Kirche wird somit zu einem leuchtenden Zeichen dafür, dass die christliche Offenbarung göttlichen Charakter hat. Vom Glauben her können wir verstehen, warum das so ist. Vom Glauben her wissen wir, dass die Kirche keine Gesellschaft wie die anderen ist, denn sie ist ein lebendiger Leib weit mehr und besser als jede andere Gesellschaft. Sie ist nämlich der mysti­sche Leib des Gottessohnes d. h. sie lebt aus dem Leben Gottes selbst. Dadurch wird sie in die vollkommene Einheit gesetzt, denn in ihr ist jegliches Leben, jegliche Sendung und jegliche Vollmacht ein Ausfluss, Weitergabe des Lebens, der Sendung und der Gewalt Jesu Christi, alles Dinge, die er selbst vom Vater erhalten hat. Die allumfassende Kirche hat auf Erden viele Teilkirchen gegründet und jede von ihr schenkt einem Teil von Gläubigen das göttliche Leben. Aber Jesus Christus lebt und handelt im ganzen wie auch im kleinsten Teil: «Da er unsichtbar ist, hat er sich der ganzen Kirche ganz geschenkt und die Kirche gibt ihn jedem einzelnen Teile ganz … Die Teilkirchen beste­hen ja nur durch die Gesamtkirche. Alles in allem haben die Teilkir­chen als bestimmtes Volk das göttliche Geschenk zu eigen, welches der gesamten neuen Menschheit zuerst in der Gesamtkirche zuteil wurde»4.

Mit dem heiligen Petrus Damianus kann man sogar sagen: «In jedem Gläubigen muss eine kleine Kirche gesehen werden: denn, wenn das Geheimnis des Sakramentes der Einheit sichergestellt ist, empfängt ein einziger Mensch alle Sakramente für die Erlösung der Menschen, wel­che der Gesamtkirche von Gott geschenkt worden sind»5.

Die Bischofsgnaden

Bischöfe sind also nicht Gesandte wie andere. Was sie einer begrenzten Gruppe von Menschen mitteilen, «das ist das ungeteilte Gewand Chri­sti, ein für allemal, vollständig … das Gewand, wodurch Jesus die Ein­heit der Kirche darstellte »6. Damit diese Menschen keiner Irreführung seitens der Bischöfe unterliegen müssen, hat unser Herr alles getan, damit den Bischöfen zu ihrer Pflichterfüllung nichts fehle.

Sie haben die Gewähr, in der Weitergabe des offenbarten Wortes (Lehramt) ungeteilt mit der Lehre Jesu Christi verbunden zu bleiben. Denn Christus spricht noch in der Kirche «durch die Einsetzung eines Stellvertreters, der sein ständiges Sprachrohr sein soll, Hüter und unfehlbarer Verkünder seines Wortes. Alle Bischöfe scharen sich um ihn, sie vereinigen sich mit ihm und erlangen durch ihn die Fähigkeit, mit ihm und durch ihn das eine allgemeine Lehramt der gesamten Kir­che zu bilden. Die Bischöfe kommen aus diesem Kollegium, um ihren Teilkirchen das empfangene Wort zu überbringen: und so wird das Lehramt Christi, das sich stets in seinem Stellvertreter zeigt, stufen­weise bis zur untersten Rangstufe wirksam sein»7.

Was das priesterliche Wirken betrifft, «verleiht Jesus Christus als Hoherpriester den Bischöfen die Fülle dieser heiligenden Gewalt. Dem Bischof steht es zu, die Taufe zu spenden, die hl. Eucharistie zu feiern. Es ist seine Aufgabe, die neuen Geschöpfe durch die Taufe ins Leben zu rufen und in der Firmung zu vollenden; es ist seine Aufgabe, das eucharistische Opfer darzubringen und sein Volk daraus zu spei­sen. Er lässt in der Busse die Sünde nach. Wenn auch die Brautleute beim Ehesakrament sich selber die Gnade spenden, so tun sie es nur kraft der Taufe, welche sie von ihm empfangen haben. So wirkt Jesus Christus durch den Bischof alle Heiligung in der Kirche. Ihrerseits set­zen die Bischöfe den untergeordneten Rang der Priester für sein heili­gendes Wirken ein»8.

Was die Leitungsfunktion betrifft, «so leiten die Bischöfe, in allem mit Christus verbunden, mit ihm und unter ihm die Gesamtkriche. Aber, wie wir es vorhin bei der Besprechung über das Lehramt darlegten, ist Christus ihr Oberhaupt sichtbar geworden, indem er sich in seinem Stellvertreter an ihre Spitze stellt; dieser vertritt Christus in allen Ange­legenheiten voll und ganz. Dieser Stellvertreter hört nicht auf, seine volle und höchste Gewalt als Oberhaupt in seinem Namen auszuüben. Jesus Christus hat zu ihm gesagt: <Weide meine Lämmer, weide meine Schafe> (Joh 21,15-17). Das Bischofskollegium sieht stets durch ihn sein einziges Oberhaupt, es weiss immer, wo die Quelle der ihm eige­nen Amtsgewalt und wo das göttliche Oberhaupt Jesus Christus stets in Erscheinung tritt, da er in seinem Stellvertreter als seinem Organ stets sichtbar ist»9. Die Bischöfe, die mit der einzigen Amtsgewalt des Papstes in Verbindung stehen und unter seiner Abhängigkeit, erlassen infolgedessen Gesetze, sprechen Richtersprüche aus, erteilen Befehle und verhängen Kirchenstrafen.

In der Gesamtkirche wie auch in ihren Teilkirchen spricht, heiligt und befiehlt also der Heiland durch die Bischöfe, die mit dem Papst geeint sind. Über den Bischöfen steht kein anderer als Jesus Christus. Als Bischof ist der Papst nicht mehr als die anderen Bischöfe, denn «das Bischofsamt lässt in seinen Gliedern keine Unterordnung zu, und der Bischof von Rom ist nicht mehr Bischof als der Bischof irgendeiner unbedeutenden Stadt»10. «Die vom Papst ausgeübte Gewalt geht durch ihre Natur und ihren Rechtstitel über jene der Bischöfe hinaus, denn diese Gewalt ist die Gewalt Jesu Christi selber, als Haupt, Ursprung und Herr der Bischöfe»11. «Der Stellvertreter Jesu Christi teilt die gleiche Gewalt mit Jesus Christus, oder besser die gesamte Gewalt Jesu Christi, ohne dass sie aufgeteilt oder bemessen mitgeteilt würde»12. Aus diesem Grunde regiert er die Gesamtkirche im ganzen wie auch in den einzelnen Teilen, setzt er auch die Lehre der Wahrheit ohne Unterlass fort.

Der Bischof und seine Teilkirche

Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass der Ortsbischof, der mit seinen Brüdern im Bischofsamt mit dem Papste geeint die Hierarchie für die Gesamtkirche darstellt, auch für eine begrenzte Gruppe von Gläubigen Christus mit all seinen Vollmachten darstellt. So gibt er die­sen in einer sogenannten Teilkriche13 versammelten Gläubigen die Möglichkeit, auch Kirche zu sein, lebendige und tätige Gegenwart des Gottessohnes. Mit wenigen Worten bestimmt der hl. Cyprian die Teil­kirche und die Beziehungen, wodurch sie unzertrennlich mit dem Bischof geeint ist: «So solltst du wissen, dass es in der Kirche einen Bischof gibt und dass die Kirche im Bischof vorhanden ist. Wenn jemand nicht mit dem Bischof ist, so ist er nicht in der Kirche. Jene sind die Kirche, die das Volk sind und mit dem Priester geeint sind, und die Herde, die dem Hirten anhängt»14. Nebenbei bemerkt: an der Tatsa­che, dass man sich daran gewöhnt hat, in einem Bischof nur noch einen Verwaltungsvollstrecker der päpstlichen Gewalt zu sehen, können wir ermessen, wie sehr das Christentum gesunken ist.

Überall aber, wo die Kirche ist, ist auch die ganze Kirche zugegen, weil in ihr der ganze Christus zugegen ist. So wie auch der sakramentale Christus nicht geteilt wird, wenn die eucharistischen Gestalten geteilt werden, so wird auch die Gesamtkirche nicht herabgemindert, wenn sie sich in Teilkirchen kundtut. Ja, «diese einzelne Kirche und diese Braut des Bischofs wird noch die Kirche und die Braut Jesu Christi sein; sie ist in ihrem Bischof unzertrennlich mit Christus geeint, sie geht ja nur aus Jesus Christus hervor und sieht ihn im Bischof, der sie beruft, zum Leben erweckt und ihrer Leitung vorsteht»15.

Als erstes ist der Bischof Lehrer der Teilkirche. «Der Glaube des Bischofs, der das Wort des Lebens als erster erhalten hat, wird den Glauben seiner Kirche prägen dadurch, dass er ihr dieses Wort vermit­telt. Der Glaube des Bischofs ist also ein lehrender Glaube und der Glaube des Volkes hat zum Gegenstand, was ihm gelehrt worden ist»16.

Der Bischof ist sodann jener, der seine Teilkirche heiligt. Er ist es, der die Sakramente als hauptsächlicher und ordentlicher Ausspender aus­teilt. Der hl. Cyprian sagte: «Wir sind es, die wir durch die Gnade Got­tes dem dürstenden Gottesvolke das Wasser der Heiles geben; wir bestimmen darüber, was der Lebensbrunn gibt»17.

Schliesslich ist er auch der Oberhirte seiner Teilkirche: «Die Bischöfe haben das Recht und die Pflicht, ihr Bistum in geistigen und zeitlichen Dingen mit der Gesetzes-, Richter- und Strafgewalt zu regieren und zwar nach Massgabe der heiligen Kanones»18. Der Bischof hat also die Gewalt, Gesetze und Verordnungen zu erlassen, Streitfälle oder Vergehen zu richten, seine Beschlüsse auszuführen und die Schuldigen zu bestrafen, «ja sogar die Pflichtvergessenen und die Widerspenstigen aus der Kirche auszuschliessen»19.

Das ganze Wirken der Geistlichkeit, der örtlichen Hierarchie, die der Bischof einbezieht, wickelt sich in seiner Abhängigkeit ab, in seinem Namen und mit seiner stillschweigenden oder vorausgesetzten Zustimmung. «Die Priester predigen, ja, aber im Namen des Bischofs. Wenn sie am Altare allein zelebrieren, so handeln sie hier an seiner Stelle, sprechen die alten Texte, und die erteilten Absolutionen gelten nur aufgrund einer delegierten Vollmacht»20. «Nur jene Eucharistie ist legitim und hat Bestand, welche sich unter dem Vorsitz des Bischofs oder dessen, der das Amt hat, vollzieht», sagte der hl. Ignatius21. In früheren Zeiten spendete er die Taufe und heute sollte man von ihm die Erwachsenentaufe spenden lassen.

Es stimmt schon, dass wir die zentrale Stellung des Bischofs in unserm religiösen Leben ein wenig aus den Augen verloren haben, umstände­halber. Es ist ja schon lange her, dass unsere Bischöfe ihre Kirchen im Stich gelassen haben. Wir müssen uns gut der grundsätzlichen Unvoll­kommenheit einer Situation bewusst sein, in der einige Priester in Bereichen, wo es ihnen möglich ist, nicht nur die Fahnenflucht der Bischöfe, sondern sogar des Papstes ergänzen und ersetzen müssen. Wir müssen uns des durchaus provisorischen Zustandes von allem, was wir in dieser Situation aufbauen, bewusst sein, auch wenn dieser Zustand noch lange anhalten sollte. Sonst könnte sich bei uns eine falsche Vorstel­lung über die Kirche einnisten, wo dann die Hierarchie nur noch zweit­rangig wäre. Wenn man diese Bedingungen nicht beachtete, dann würden unter dem Schutz der Gesetzlosigkeit nur die allzu verbreiteten Verhal­tensweisen um sich greifen, wovon der Endpunkt notwendig zwingend das Schisma sein muss.

Der Bischof und die Gesamtkirche

Der Bischof ist nicht nur das Oberhaupt einer Teilkirche. Übrigens ist er es nur, weil er vorerst mit den übrigen Bischöfen und unter der sichtbaren Leitung des Papstes die Gesamtkirche bildet; und das ist ihm von Christus verliehen worden. Das Wirken der Bischöfe «geht von der Gesamtkirche auf die Teilkirche über»22. Dies bezieht sich ganz und gar auf die Gesamtkirche, ausserhalb derselben hätte es kei­nen Sinn.

Es kommt vor, dass ein Bischof keine seelsorgerliche bischöfliche Ver­antwortung über Gläubige hat. So die Titularbischöfe, die man früher Bischöfe in partibus infidelium nannte, d. h. sie bekleideten ihr Amt für eine frühere Teilkirche, welche dem Angriff des Unglaubens zum Opfer fiel und die augenblicklich in ihrer Person zusammengefasst ist. Sie erfüllen eine Aufgabe als Nuntius oder als apostolischer Delegier­ter, als Teilhaber an der Regierung des Papstes oder noch als Koad­jutor, Weihbischof, apostolischer Vikar oder Würdenträger als Teilha­ber am Amte eines anderen Bischofs. Welches nun auch ihre Aufgabe sei, sind die Titularbischöfe wesentlich Bischöfe. Sie sind ja alle Nach­folger der Apostel und dem Rang der Bischöfe für immer zugeordnet. An alle richten sich die Worte Christi: «Geht hin und lehret alle Völ­ker» (Mt 28,19). «Wer auf euch hört, hört auf mich; wer euch verachtet, verachtet mich» (Lk 10,16). – «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch» (Joh 20,21). «Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf» (Mt 10,40). Die Kirche hängt von ihnen allen ab; sie ist in ihnen allen enthalten; als Bischofsordnung in Verbindung mit dem Ober­haupt, vertreten sie alle die Gesamtkirche. Ihre gegenseitige Gleich­heit beruht wesentlich auf ihrem Bischofsamt. Hingegen sind sie ungleich, weil sie für besondere Bereiche zugeteilt wurden, aufgrund des Willens Christi, der durch den Bischof von Rom, seinen Stellver­treter zum Ausdruck kommt; denn er vertraut ja dem einen einen Teil der Herde und dem anderen eine andere Aufgabe an, die sich aus einer Machtbefugnis oder der eines bischöflichen Mitbruders ergibt.

Das Bischofsamt besteht also in erster Linie im Hinblick auf die Gesamtkirche, bevor es für eine Teilkirche oder für eine Sonder­aufgabe da ist. Dies wurde sehr gut mit dem althergebrachten Aus­druck «hierarchische Gemeinschaft» bezeichnet. «Dieser Ausdruck wurde allgemein seit dem hohen Altertum verwendet; er bedeutet, dass der empfangene Rang rechtmässig ist und dass der Amtsinhaber in die gesetzmässige Hierarchie eingeführt ist und folglich in den Dienst der Gesamtkirche. Durch die Gemeinschaft in seinem Rang oder durch die hierarchische Gemeinschaft wird der Geistliche, der Bischof, der Priester oder Diener als solcher von der Gesamtkirche angenommen Er ist Bischof, Priester, Diener der katholischen Kirche; er kann überall von ihr eingesetzt werden. Mit ihrer Zustimmung kann er überall jene Aufgaben erfüllen, die dem Rang seines Amtes entspre­chen, erlaubterweise und gesetzlicherweise jene Amtshandlungen set­zen, die sonst nur im Grunde durch den Weiherang gültig wären»23.

Die Zugehörigkeit jedes einzelnen Bischofs zur Gesamtkirche wie auch jedes einzelnen Christen wird im Ausdruck Gemeinschaft mit Rom angedeutet. Die Einheit mit dem Stellvertreter Christi drückt nämlich die Einheit der Kirche in einer anderen Weise aus. Und das Wort «katholisch» drückt ebenfalls den gleichen Universalismus aus.

Wenn aber jeder einzelne Christ der Gesamtkirche angehört, so hat der Bischof aber ihr gegenüber einen Platz inne, der nicht nur der eines einfachen Christen ist. Die Bischofsordnung, der er angehört, stellt die Nachfolge des Apostelkollegiums dar. Durch den Willen Christi wird der Bischof in die Leitung der ganzen Kirche einbezogen. Man beachte es wohl: das heisst nicht, dass er mit den anderen Bischöfen einen Anteil an der Macht hätte, die der römische Papst allein innehat. Um die Hirten und die Gläubigen im Gewissen zu verpflichten, bedarf der Papst für seine Beschlüsse nicht der Zustimmung der Bischofsordnung. Um seine Jurisdiktionsgewalt auszuüben, braucht er nicht die Vermittlung der Bischöfe; darum wird sie unmittelbar genannt24. Das heisst aber, dass die Bischöfe ihr Amt ständig innehaben, wenn sie auch vom Papst ihre Jurisdiktion über einen Teil der Herde erlangen und wenn sie auch gewissermassen ihre Delegierten sind. Die Bischöfe üben eine Leitungsfunktion göttlichen Rechts aus, da sie aufgrund des göttlichen Aufbaus der Kirche und ihres bischöflichen Amtes an der Regierung der Kirche beteiligt sind. Hingegen ist ein päpstlicher Legat trotz der Tatsache, dass er an der Leitung der Kirche beteiligt ist, nur Legat auf­grund einer provisorischen Delegation, die aus dem kirchlichen Recht und dem Willen eines Menschen (des Papstes) hervorgeht.

Dieser Anteil der Bischöfe an der Leitung der Gesamtkirche wird in den ökumenischen Konzilien klar erkennbar. Hier trifft all das zu, was wir darüber gesagt haben: seitens der Bischöfe gibt es da keine Über­spielung der päpstlichen Vollmachten. Im Gegenteil! Jede Vollmacht kommt vom Oberhaupt der Kirche: ihm kommt es zu, ein Konzil ein­zuberufen und dessen Vorsitz persönlich oder durch seinen Legaten zu führen. Vor allem muss er die Beschlüsse bestätigen25. «Die Handlung des Oberhauptes ist unbedingt das Wichtigste. D. h. die Konzilstexte müssen für die Gültigkeit unbedingt seine eigenen Akte werden durch einen gewissen inneren Einfluss, der von seiner eigenen und wichtig­sten Gewalt ausgeht»26.

Alle Bischöfe können aufgrund ihres Bischofsamtes rechtens daran teilnehmen, obschon in Wirklichkeit nicht immer alle dabei sind. In ihrer Amtsgewalt als Richter in Glaubens- und Sittensachen sind alle gleich, welche auch ihre eigene Würde sei.

Die Teilhabe der Bischöfe an der Leitung der Gesamtkirche zeigt sich auch ausserhalb des Konzils. Denn «die Bischöfe, die in der Welt ver­streut sind, hören nicht auf, wenn auch auf eine weniger sichtbare Weise, an der Leitung der Gesamtkirche, der katholischen Kirche mit­zuwirken. In ihr üben sie das Lehramt und die Disziplinargewalt aus, welche sich uns zunächst in den Konzilsversammlungen gezeigt hat»27. Das nennt man das allgemeine ordentliche Lehramt der Kirche, wel­ches ebenfalls in Abhängigkeit des Stellvertreters Jesu Christi aus­geübt wird. Der Papst verleiht diesem Lehramt durch seine stillschwei­gende Annahme oder durch seine ausdrückliche Anerkennung seine eigene Autorität und Unfehlbarkeit.

So verhielt es sich seinerzeit mit den Heiligsprechungen. «Eine Heilig­sprechung wurde häufig in einer Teilkirche begonnen (sie hatte den Wert einer Seligsprechung) und wurde dann durch die Zustimmung der Gesamtkirche vollendet: d. h. die gesamten Bischöfe in Gemein­schaft mit ihrem Oberhaupt; mit der Bestätigung ihrer Urteile erhalten sie von ihm Autorität und Unfehlbarkeit»28. «So hat die Tätigkeit der Bischöfe, die in der Welt verstreut sind, aufgrund des Geheimnisses und des Wesens der Hierarchie dieselbe Natur und dieselbe Stärke wie das versammelte Konzil»29.

Die Teilhabe der Bischöfe an der Leitung der Gesamtkirche zeigt sich noch im aussergewöhnlichen Handeln in aussergewöhnlichen Situa­tionen. Es ist ein aussergewöhnliches Handeln, das den von Christus gewollten Rahmen nicht überschreitet und der den grundlegenden Gesetzen der Hierarchie unterworfen bleibt. Dom Gréa schreibt dar­über: «Hier wollen wir an erster Stelle von der Autorität sprechen, wel­che die Apostel, ihre Schüler und ihre Nachfolger, die Bischöfe der ersten Zeit entfaltet haben, um das Evangelium überall zu verkünden und die Kirche einzupflanzen und dann die aussergewöhnlichen Handlungen, die späterhin von den Bischöfen ohne Scheu unternom­men wurden, um den dringenden Nöten des christlichen Volkes zu begegnen und Kirchen unter Anwendung einer fast apostolischen Gewalt wieder aufzurichten, nachdem sie durch Ungläubige und Häretiker in äusserste Gefahr geraten waren»30. Wenn solches Vorge­hen zur Seltenheit geworden ist, dann kommt das daher, dass örtliche Hierarchien sehr schnell eingesetzt wurden; dann hat «der hl. Stuhl sich zu normalen Zeiten das ganze Missionswerk vorbehalten, zum Wohl des Apostolates ausserhalb der Kirche und um das Wirken der Missionare wirksamer und geordneter zu gestalten»31. Das Gemein­wohl der Kirche forderte somit eine Begrenzung der Aufgaben des ein­zelnen Bischofs. Wenn also ein Bischof unter gewöhnlichen Umstän­den die vom Papst begrenzten Befugnisse überschritte, würde er eine schwere Sünde begehen. Demgegenüber ist es natürlich ein klarer Fall, dass die Gewalt der Bischöfe in verworrenen Zeiten wieder für die allge­meine Verbreitung des Evangeliums entfaltet werden muss, — weil ja diese unveränderliche Gewalt grundsätzlich dem Bischofsamt wesentlich ist ­«entweder durch den ausdrücklichen Willen des römischen Oberhirten, oder auf grund der aussergewöhnlichen Umstände und Nöte, die gewiss seine Zustimmung voraussetzen liessen, wenn die Möglichkeit nicht bestünde, Rat bei ihm einzuholen)». 32Die Anwendung all dieser Regeln auf unsere Situation ist leicht und kann in seinem Prinzip nicht ange­fochten werden. Weniger schlimme Situationen in der Geschichte haben heiligmässige Bischöfe in einem Wirken dieser Art berühmt werden lassen: «Es versteht sich, dass beim Fehlen von Einzeloberhir­ten das, was allgemein ist in den Vollmachten der Hierarchie allein übrig bleibt, und dass die Gesamtkirche durch die allgemeinen Befug­nisse ihrer Hierarchie und ihrer Bischofsordnung sozusagen die Stelle der Teilkirchen einnimmt und den Seelen unmittelbar zu Hilfe eilt … Im 4. Jahrhundert besuchte der hl. Eusebius von Samosat die von den Arianern zerstörten Ostkirchen und weihte für sie rechtgläubige Ober­hirten, ohne dass er eine besondere Jurisdiktion über diese Kirchen gehabt hätte … Als er vernommen hatte, dass viele Kirchen keinen Hirten mehr hatten, bereiste er als Soldat verkleidet und mit einem Helm auf dem Kopf Syrien, Phönizien und Palästina und weihte dort Priester und Diakone, auch spendete er dort die anderen kirchlichen Weihen. Wenn er rechtgläubige Bischöfe antraf, stellte er sie als Ober­hirten an die Spitze der Kirchen, die verwaist waren»33. Sicherlich lies­sen sich zu anderen dramatischen Zeiten der Kirchengeschichte ähnli­che Beispiele finden.

Darum brauchte man sich nicht zu wundern, als man sah, wie Mgr. Lefebvre, einfacher Bischof in partibus, die ganze Welt durchquerte, um Priester zu weihen und die Firmung zu spenden. Jene, die katho­lisch bleiben wollten, erkannten in den Umständen eine breite Recht­fertigung für dieses Tun. Leider sollte aber das Verhalten des Prä­laten immer unverständlicher und ärgerniserregender werden: er
behauptete nämlich deutlich, er wolle die Autorität eines wahren Nachfolgers des hl. Petrus anerkennen in dem, dessen Befehle und Verbote er jedoch mit Füssen tritt. Dann wurden die verdächtigsten Theorien über die päpstliche Unfehlbarkeit von seiner Umgebung vorgebracht, um zu versuchen, diesen Widerspruch auf Kosten der katholischen Lehre zu rechtfertigen. Und je mehr Mgr. Lefebvre dem Oberhaupt der neuen Kirche eine Stütze in der Lehre gab, desto mehr offenbarten seine Handlungen gefährliche Tendenzen zur Autokepha­lie34

Das traurige Beispiel von Mgr. Lefebvre — gebe Gott, dass er sich wie­der fange — sollte nicht abschreckend wirken. Das eine sollte aber im Bewusstsein von allen haften bleiben: Unter keinem Vorwand dürfen wir jemals von einem Bischof annehmen, was er geheim, ohne sichere Lehre und im praktischen Laxismus tun würde. Die Kirche kann nicht wieder aufkommen durch Bischöfe, die nicht wissen, was sie tun dürfen und können oder die es mit schlechtem Gewissen tun.

Was können wir heute von den Bischöfen erwarten?

Von welchen Bischöfen ist hier die Rede? Es handelt sich vor allem um solche, die feststellen, dass in der Religion vom II. vatikanischen Konzil etwas nicht in Ordnung ist; es handelt sich um solche Bischöfe, die den katholischen Glauben in ihrem Herzen nicht mutwillig preis­gegeben haben.

Was können sie tun, was sollten sie tun? Zunächst sich weigern, im Vatikanum II die katholische Lehre zu erkennen und in den Inhabern des apostolischen Stuhles von Paul VI. bis Johannes Paul II. recht­mässige Nachfolger des hl. Petrus anzuerkennen.

Dann sollten sie wieder die ganze katholische Wahrheit bekennen und den Irrtum zurückweisen, weil ja niemand aus ihnen von kleineren oder grösseren Kompromissen mit der neuen Religion ganz frei zu sein scheint, oder wenigstens, weil sie zu lange geschwiegen haben. »0 Christ, erkenne deine Würde»35! Wieviel mehr könnte man sagen: «O Bischöfe, erkennet euere Würde!» zu den Nachfolgern der Apostel und von soviel Bischöfen, die ihr Blut vergossen haben oder die ihr Leben Tag für Tag bis zur Erschöpfung eingesetzt haben, um für Chri­stus Zeugnis abzulegen. Wenn es für die treugläubigen Christen eine Pflicht ist, danach zu streben, wieder von Bischöfen geführt zu werden, so ist es für die Bischöfe eine noch grössere Pflicht, sich den Gläubigen zur Verfügung zu stellen, um die ihm anvertrauten Talente wieder fruchtbar zu machen, d.i. das Wort Göttes und die Gnade der Sakra­mente: «Mit der Fülle der Gaben wächst auch die Schwere der Abrechnung. Jeder sollte im empfangenen Geschenk einen Grund sehen, umso demütiger zu sein und sich um so rascher in den Dienst Gottes zu stellen, je besser er erkennt, über zahlreichere Verpflichtun­gen Rechenschaft ablegen zu müssen»36.

Wenn es schon für den einzelnen Christen eine Pflicht ist, den Glauben nach aussen hin zu bekennen, wieviel mehr trifft diese Pflicht auf die lehrende Kirche zu? Nach dem Glauben kommen die Sakramente und zunächst das grösste, die hl. Eucharistie: sollten sie unglücklicherweise das wahre heilige Messopfer preisgegeben haben, so sollten sie es wie­der feiern. Mögen sie sich an das Gebet aus den apostolischen Konsti­tutionen erinnern37! Es trifft auf einen jeden von ihnen zu. «Allmächti­ger Herr und Gott … möge er dir in der Süsse und Reinheit des Herzens ständig gefallen, damit er dir durch Christus das reine und unblutige, fehlerlose und tadellose Opfer darbringe, welches du als Geheimnis des Neuen Bundes zum süssen Wohlgeruch durch deinen heiligen Sohn Jesus Christus unseren Herrn und Heiland eingesetzt hast.» Mögen die Bischöfe aus diesem Opfer alle sakramentalen Gnaden her­vorquellen lassen, die die Gläubigen jetzt so notwendig brauchen. Ins­besondere die Firmgnade, die soviele Getaufte heute entbehren müs­sen. Auch die Weihegnaden, wodurch ihre Talente hundertfältige Frucht bringen, wenn sie einen Teil ihrer Gewalt Diakonen und Prie­stern zukommen lassen.

Schliesslich muss auch die Hierarchie der Gesamtkirche wiederherge­stellt werden, damit die zerstreute Herde wieder gesammelt werde und damit die Gläubigen wieder geleitet werden. Wer könnte leugnen, dass die gegenwärtige Situation derart ist, dass jeder Bischof gleich welchen Titels nicht nur zum Handeln ermächtigt ist, sondern sogar dazu ver­pflichtet ist, um den Katholiken zu Hilfe zu eilen, die bisher in der äus­sersten Gefahr allein stehen.

Indem sie vor der ganzen Kirche den Glauben lehren und die Sakra­mente spenden, werden diese Bischöfe keineswegs ihre Kompetenzen überschreiten und in keiner Weise gegen die Vorrechte des römischen Oberhirten verstossen. Werden sie doch im Bewusstsein handeln, dass ihr Tun Grenzen hat. Sie werden alles tun, wovon sie voraussetzen können, dass ein rechtmässiger Papst es ihnen befehlen würde, aber sonst nichts; so soll sich ja auch gleichwelcher Untergebener verhalten, wenn sein Vorgesetzter ausfällt und wenn die Dringlichkeit der Notlage dennoch zum Handeln zwingt.

Solange die Kirche keinen Papst hat, der an ihrer Spitze Christus ver­tritt, wird die Hierarchie gewiss niemals vollständig wiederhergestellt sein. So wie die Gläubigen und die Priester heute katholische Bischöfe suchen, so werden auch sie alles in Bewegung setzen müssen, damit die Kirche wieder einen Papst bekommt Wenn die Hierarchie wieder in ihrer Gesamtheit hergestellt ist, möge sie von ihrem Mittelpunkt aus ihr Licht über die ganze Welt ausstrahlen, so wie früher.

_______

1 Hier meinen wir die wahre Kirche: jene, die die Irrlehren vom II. Vatikanuni wis­sentlich übernommen haben, sind nicht mehr die Kirche.

2 Wir berufen uns hauptsächlich auf Erläuterungen zur Lehre von Dom Gréa: Die Kirche und ihr göttlicher Aufbau, Casterman, 1965. Dieses Buch wurde vor mehr als hundert Jahren geschrieben. Es ist noch immer grundlegend für dieses Thema.

3 Fortes in Fide Nr. 19: Die Intelligenz unter dem Gehorsam gegen Christus.
4 Dom Gréa, op.cit. S.79-80

5 hl. Petrus Damianus, Op. Dominus vobiscum, 10, P.L. 145,239

6 hl. Cyprian, über die Einheit der kath. Kirche, 5, P.L. 4,501

7 Dom Gréa, op. cit. S.91

8 Ebenda S.96

9 Ebenda S.99

10 S.142

11 5.142

12 Ebenda 5.143

13 «Die eng nebeneinanderliegenden Begriffe <Teilkirche> und <Diözese> müssen aus­einandergehalten werden: Die Diözese ist das abgegrenzte Gebiet, über das sich die Jurisdiktion eines Bischofssitzes erstreckt; die Gesamtheit der Kirchen, die von einem Bischof abhängen» (Dom Gréa, op. cit. S.372).

14 hl. Cyprian, Br. 79, P.L. 4, 406

15 Dom Grea, op. cit. S.290

16 Ebenda S.299

17 hl. Cyprian, Brief 73, 11,2

18 CIC, can 335 & 1

19 Dom Gréa, op. cit. S. 305

20 Paul Broutin s. j. Mysterium Ecclesiae, L’Orante, 1947, S. 166

21 Brief an die Bewohner von Smyrna, 8 P.G. 5,713

22 Dom Gréa, op. cit. S. 289

23 Ebenda S. 110-111

24 1. vatikanische Konzil, Konst. Pastor aeternus, Denz. 1827: »Wir lehren und erklä­ren… dass die Jurisdiktionsvollmacht des römischen Papstes, eine wirklich bischöfliche Vollmacht, unmittelbar ist. Die Hirten aller Rangordnungen und aller Riten und die Gläubigen, jeder einzelne oder alle zusammen unterliegen der Unter­werfungspflicht unter die Hierarchie und dem wahren Gehorsam».

25 Vgl. CIC can 222. In früheren Zeiten galt die Bestätigung als Ersatz für die Einberu­fung und die Anwesenheit des Papstes.

26 Dom Gréa op. cit. S. 203

27 Ebenda 5.224

28 Ebenda S.224-225, N.2

29 Ebenda S.225

30 Ebenda 5.226

31 Ebenda 5.235; siehe CIC, can 1350 § 2

32 Ebenda S.235

33 Ebenda 5.236 N. 8

34 Die «Bestimmungen in bezug auf die Vollmachten und die Befugnisse der Mitglie­der der Priesterbruderschaft des hl. Pius X.» vom 1. Mai 1980 stören sich nicht nur keineswegs an der Macht der Modernisten, sondern auch nicht an den noch unter dem letzten rechtmässigen Pontifikat geltenden Gesetze; es wird da einfachen Prie­stern die Vollmacht zur Spendung der Firmung erteilt, was nur mit der Zustimmung des hl. Stuhles geschehen darf. Es wird sich in betrügerischer Weise auf das Motu proprio Pastorale munus (30. November 1963) berufen.

35 hl. Leo, Papst, 1. Predigt über die Geburt des Herrn

36 hl. Gregor, Papst, 9. Homilie über das Evangelium

37 L. 8, C. 5. P.G. I, 1074

_______

Quelle: FORTES IN FIDE, Nr. 20, Jahrgang 1982, S. 51-65


Pater Ramiro Martín Ribas, FSSPX Widerstand in Spanien

Der FSSPX-Widerstand in Bogotá verfügt jetzt über ein Priorat

$
0
0

Mit großer Freude informieren wir Sie, dass Pater Altamira gestern die Schlüssel zum außerordentlich schönen Haus erhalten hat, das inskünfig als PRIORAT SANKT PIUS X. des Widerstandes in Bogotá funktionieren wird.

Das Priorat befindet sich an der Carrera 24, n° 42-40, barrio de Teusaquillo (hinter dem Supermarkt Carulla).

¡ VIVA CRISTO REY !
¡ VIVA SAN PÍO X !
¡ VIVA MONS. LEFEBRE!

*

Quelle mit Fotos der Liegenschaft


Le Courrier de Tychique N° 482 – Ein immenses Leiden!

$
0
0

LE COURRIER DE TYCHIQUE

Correspondance à adresser à
M. Jean Marc Chabanon
168, Route du Grobon – 01400 – Châtillon-sur-Chalaronne

N° 482

Sonntag, 19. Januar 2014, 2. Sonntag nach Epiphanie

Ein immenses Leiden !

Was nach menschlichem Ermessen unmöglich schien, ist im Begriffe, sich zu verwirklichen.

Unmöglich ist es den von Mgr. Lefebvre geweihten Priestern, seine Lehre zu verraten und auf seinen Kampf zu verzichten! Unmöglich für drei von ihm geweihte Bischöfe, dass einer von ihnen das lehrt, was Mgr. Lefebvre verurteilte und dass die zwei andern schweigsam bleiben und demnach Komplizen sind…  und übrigens den Ausschluss des vierten gutheißen wegen Treue gegenüber seinem Weihenden! Unmöglich auch, dass so viele Leiden, soviel schwere Arbeit, soviel Mut, soviel Großherzigkeit und oft soviel Tränen… so munter vergessen sind und verachtet. Unmöglich schließlich dass eine wilde Autorität wütend über eine Einheit herrschen kann, die sich noch mit dem Titel „Bruderschaft“ schmückt, während gewisse delikate Situationen ohne die geringsten Zeichen der Aufmerksamkeit, des Verständnissen, und um alles zu sagen… der christlichen Nächstenliebe behandelt werden! Und doch ist es ebendies, was zu geschehen im Begriffe ist, was den Untergang eines Gebäudes provoziert, das man für unsinkbar hielt.

Der Untergang…

Nur noch die Blinden können sich dessen nicht bewusst werden!  Gewisse freuen sich darüber: sie sind am Ränkespiel beteiligt seit Jahrzehnten. Am 16. September 1987 (also vor 27 Jahren!) schrieb mir Mgr Lefebvre: „Ich bin völlig einverstanden bezüglich dieser gefährlichen Infiltration. Ich spüre sehr wohl, dass eine heimtückische Aktion im Gange ist, um den Block der katholischen Tradition zu ruinieren“ (Handgeschriebener Brief: Faksimile S. 134 meines Buches). Die „heimtückische Aktion“ hat demnach ihr Ziel erreicht. Man muss es sehr bedauern, dass zu jener Zeit, als wir einige waren, welche „Achtung – der Wolf!“ riefen, wir uns heruntermachen ließen… und sogar auch viel später!… Wir wurden angeschaut als gefährliche Störenfriede! Ich habe schwer darunter gelitten im Jahr 2010!

Im Geiste von Mgr. Lefebvre, war die FSSPX der „Block der katholischen Tradition“. Dieser Block ist ruiniert!  In seiner Mitte vervielfachen sich die Verrate, die Verfolgungen, die Ausschaltung/Ausschlüsse und Versetzungen. Es vergeht keine Woche, ohne dass neue Fälle offenbar werden, so sehr, dass es schwierig wird, sie zu zählen! Und es ist nicht das Ende… Welch ein Elend! Welch ein Albtraum! Und hier, was Mgr. Fellay in Kansas City (11-13. Oktober 2013) erklärt hat: „Wenn man sieht, was sich jetzt ereignet, danken wir Gott, danken wir wahrlich Gott, uns bewahrt zu haben vor jeglicher Form eines Abkommens im vergangenen Jahr. (…) Stellt euch vor, dass gewisse Personen fortfahren zu behaupten, dass wir immer noch versuchen, mit Rom ein Abkommen zu bekommen… die Armen! Ich fordere sie auf, zu beweisen, was sie vorbringen“.  Man bleibt also verdutzt vor dem Schicksal, welches den Priestern vorbehalten ist, die eben genau gegen diese Wiedervereinigung sind! Wie kann der Generalobere der Brudrschaft „Gott danken, bewahrt worden zu sein vor jeglicher Art Abkommen“, wenn er in Wirklichkeit enttäuscht war, dass das Abkommen nicht unterzeichnet wurde! Hatte er nicht geschrieben, dass er „leider“ das Abkommen nicht unterzeichen konnte mangels eines Konsenses innerhalb der Bruderschaft?…

Leider!…

Jedoch!

Am Folgetag des 30. Juni 1988 – glorreichen Andenkens – begaben sich mehrere traditionalistische Priester nach Rom, um der konziliaren Kirche den Treueeid zu schwören, womit sie an Mgr. Lefebvre Verrat übten, dem die meisten ihr Priestertum verdankten. Am 5. und 6. Juli trafen sie den Papst und Kardinal Ratzinger – damals Präfekt der Glaubenskongregation – sowie Kardinal A. Meyer, den neuen Präsidenten der römischen Komission für die Bearbeitung der Fragen bezüglich der katholischen Tradition. Am 18. Juli gründeten sie in der Zisterzienserabtei Hauterive die „Petrusbruderschaft“, zu deren Generaloberer Pater Joseph Bisig gewählt wurde und die Patres Denis Coiffet (Frankreich) und Gebriel Bauman (Schweiz) zu seinen Assistenten. Mr. Fellay, damals Distriktoberer der Schweiz, war darob sehr betrübt. Er richtete einen Brief an die Schweizer Priester der FSSPX. Einer dieser Priester schickte mir eine Fotokopie… Davon einige Auszüge:

„Eine sehr traurige Nachricht ist mir gestern Abend zugegangen: zwei Schweizer Priester der Bruderschaft St. Pius X.  haben uns definitiv verlassen, und einer, der dritte, ist im Begriffe, ihnen nachzufolgen.  Sie haben nicht mehr und nicht weniger als die Absicht, die Bruderschaft „fortzuführen“, die sich, gemäß ihnen, aktuell ohne Kopf befindet (…)

„Wie man es erwarten konnte, Rom „schnürt das Paket“ in seiner Operation der Zurückgewinnung und der Teilung/Spaltung (…) Man verlangt von ihnen nur, das Protokoll vom 5. Mai zu unterschreiben und ihre Treue gegenüber dem Heiligen Stuhl zu erklären, mit der Anerkennung, dass Mgr Lefebvre im Schisma ist; man verspricht ihnen, in Kürze die  Bruderschaft St. Petrus zu errichten, die päpstlichen Rechts sein werde (die Unterstreichung ist von mir), deren Statuten nichts anderes als jene unserer Bruderschaft sein würden. (…)

„Trotz aller Lektionen der Vergangenheit haben sich unsere lieben und bedauerlichen obenerwähnten Mitbrüder in die Falle ziehen lassen, eine schöne Falle, muss man anerkennen, und unglücklich machen sie sich zu Instrumenten der Spaltung (…) Die Falle ist gut gelegt: trennt Euch von Mgr Lefebvre, dem ihr alles verdankt; wir gewähren euch, was ihr wünscht, aber unterwerft euch uns, die wir den Ökumenismus fördern, eine neue Sicht auf das Judentum und den Islam, die Menschenrechte und die neue Messe, die neuen Katechismen und das neue Kirchenrecht! Wer sieht nicht, auf was hinaus dieses neue Unternehmen schließlich läuft? Früher oder später wird es Konfrontation zwischen der römischen Autorität und den Mitgliedern der Petrusbruderschaft geben… und wer wird nachgeben?… Es ist nicht schwer es vorauszusagen… Es wird viele Tränen geben auf diesem Wege. (…)

Es ist ein bloßes und einfaches „Ausschneiden und Einfügen“ (copy and paste) alles dessen, was Mgr. Fellay selber vorgelegt/vorgeschlagen wurde! Hat er sich nicht daran erinnert?

_______

Aus dem Französischen übersetzt von mir [POS]

_______

Haben Sie an der UMFRAGE schon teilgenommen?


FSSPX-WIDERSTANDS-PRIESTER-APPELL AN DIE GLÄUBIGEN

$
0
0

Samstag, den 18. Januar 2014, 11:49h

Die unten aufgeführten Priester wünschen, dass dieser Appell veröffentlicht wird:

APPELL AN DIE GLÄUBIGEN

Getreu dem Erbe von Erzbischof Marcel Lefebvre und im besonderen seiner denkwürdigen Erklärung vom 21. November 1974, „halten wir uns mit unserem ganzen Herzen, mit unserer ganzen Seele, an das katholische Rom, der Wächterin unseres katholischen Glaubens und der notwendigen Bedingungen, um unseren Glauben aufrechtzuerhalten, an das ewige Rom, die Lehrmeisterin der Weisheit und der Wahrheit.“

Entsprechend dem Beispiel dieses großen Prälaten, des furchtlosen Verteidigers der Kirche und des Apostolischen Stuhls, „weigern wir uns andererseits und haben es stets abgelehnt, dem neo-modernistischen und neo-protestantischen Rom zu folgen, das sich klar offenbart hat beim Zweiten Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil, in allen Reformen und Ausrichtungen, die darauf folgten.“

Seit dem Jahr 2000 und besonders von 2012 an haben die Autoritäten der Priesterbruderschaft St. Pius X. die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen, indem sie sich am modernistischen Rom ausrichteten.

Die doktrinelle Erklärung vom 15. April 2012, gefolgt vom Ausschluss eines Bischofs und zahlreicher Priester und bestätigt durch die Verurteilung des Buches „Monseigneur Lefebvre, Unsere Beziehungen mit Rom“, alles dies zeigt die Hartnäckigkeit in dieser Ausrichtung, die zum Tode führt.

Keinerlei Autorität, auch nicht die höchste in der Hierarchie, kann uns abbringen vom Katholischen Glauben oder ihn vermindern wie er klar ausgedrückt wird vom Lehramt der Kirche während zwanzig Jahrhunderten.

Unter dem Schutz unserer Lieben Frau, der Hüterin des Glaubens, beabsichtigen wir, der ‘Operation Überleben’ zu folgen, die von Erzbischof Lefebvre begonnen wurde.

Folglich stellen wir in diesen tragischen Umständigen, in denen wir uns befinden, unser Priestertum all jenen zur Verfügung, die treu bleiben wollen im Glaubenskampf. Das ist der Grund, warum wir von jetzt an uns einsetzen werden, auf die Bitten zu antworten, die an uns gerichtet werden, um Ihre Familien in ihren erzieherischen Pflichten zu unterstützen, die priesterliche Ausbildung jungen Männern anzubieten, die sie begehren, die heilige Messe, die Sakramente und die lehrmäßige Ausbildung zu gewährleisten, wo immer wir darum gebeten werden.

Was Sie anbelangt, ermahnen wir Sie, eifrige Apostel zu sein für das Reich Christi, des Königs, und Mariens, unserer Königin.

Lang lebe Christus unser König!

Unsere Liebe Frau, die Hüterin des Glaubens, möge uns beschützen!

Heiliger Papst Pius X., bitte für uns!

Am 7. Januar 2014

Unterzeichner:

Fr. Roland de Mérode (prieur, France)
Fr. Hubert de Sainte-Marie d’Agneau (France)
Fr. Nicolas Pinaud (France)
Fr. Olivier Rioult (France)
Fr. Matthieu Salenave (France)
Fr. Pierre-Marie OP and 10 other priests from the Convent of Avrillé (France)
Fr. Bruno OSB (France)
Fr. Avril, fondateur de l’œuvre de Notre-Dame de Salérans (France)
Fr. Raffali (France)
Fr. Rémi Picot (Kenya)
Fr. Jean-Michel Faure (South America)
Fr. François Chazal (Asia)
Fr. Florian Abrahamowicz (Italy)
Fr. Martin Fuchs (Austria)
Fr. Patrick Girouard (Canada)
Fr. David Hewko (USA)
Fr. Pierre-Célestin N’dong (Gabon)
Fr. Ernesto Cardozo (Brazil)
Fr. Arturo Vargas (Mexico)
Fr. Fernando Altamira (Columbia)
Fr. Hugo Ruiz (Mexico)
Fr. Juan Carlos Ortiz (Australia)
Fr. Frank Sauer (Germany)
Fr. Eduardo Suelo (Asia)
Fr. Richard Voigt (USA)
Fr. Arnold Trauner (Austria)
Fr. Trincado (Mexico)
Fr. Valan Rajkumar (Asia)
Fr. Rafael Arizaga OSB (Mexico)
Fr. Thomas d’Aquin Ferreira da Costa OSB (Brazil)
Fr. Jahir Brito, FMBV (Brazil)
Fr. Joaquim Daniel Maria de Sant’ana, FMBV (Brazil)
[Wird fortgesetzt…]

Quelle

[Verantwortlich: Pater Juan Carlos Ortiz (Australien)]



Bischof Richard Williamson – GUTE NEUIGKEITEN

$
0
0
Nummer CCCXL (340) 18 Januar, 2014

GUTE NEUIGKEITEN
Die erste gute Neuigkeit lautet, daß wir gerade dabei sind, das neue Haus Königin der Märtyrer im Südosten Englands zu kaufen. Zuerst schien der Kaufpreis unerreichbar zu sein, aber zwei Telephonanrufe bei einem französischen und bei einem US-amerikanischen Wohltäter erhöhten die verfügbaren Mittel um zwei Fünftel respektive ein Viertel des Kaufpreises, und so rückte der Kauf plötzlich in greifbarer Nähe. Ein weiteres Siebtel der Summe kam von den vielen Wohltätern der St. Marcel Initiative, sodann leerte ich noch einige Sparschweine von mir, und schließlich hob eine asiatische Wohltäterin uns über den Berg. Ein echtes Dankeschön an alle, welche zum Gelingen beitrugen; denn auch die kleineren Spender sind nicht zu verachten. Der liebe Gott sieht nicht allein auf die Menge, und vielleicht inspiriert er die zahlungskräftigen Wohltäter erst, wenn genügend Witwen ihre zwei Heller hineinlegen (vergleiche Lukas 11,1-4). Bei Gott führt der Geist die Materie, nicht umgekehrt. Beten Sie bitte dennoch für die drei eingangs genannten Wohltäter, denn wir alle sind ihnen zu Dank verpflichtet. Besonders denke ich daran, daß dieses Haus nun als Zufluchtsort für besuchende Priester dienen kann, wie eine Oase (mit Gottes Hilfe) der geistigen Gesundheit.Die zweite gute Neuigkeit ist, daß die Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. den Glaubensverrat der Neubruderschaftsführer allmählich immer deutlicher erkennen. Ein Priester nach dem anderen, und sogar einige der besten, werden entfremdet und dann aus der Neubruderschaft ausgeschlossen. Letztere gibt vor, daß diese Priester aus freien Stücken oder lediglich aus persönlichen Gründen gehen würden, oder daß sie für ihren Ungehorsam ausgeschlossen worden wären. Natürlich geben die Verräter im Generalhaus der Bruderschaft niemals zu, daß gerade ihr eigener Verrat diese Priester hinausgetrieben hat. Doch alle gegangenen Priester erklären, daß ihr Problem mit der Neubruderschaft ein lehrmäßiges ist: die offiziellen Bruderschaftsdokumente vom 15. April und 14. Juli 2012, sowie vom 27. Juni 2013, belegen, daß die Oberen der Neubruderschaft den glorreichen Glaubenskampf Erzbischof Lefebvres für ein konziliares Linsengericht aufgeben.

Nun verweigert in Südamerika ein fähiger und ergebener Prior der Bruderschaft seine Versetzung anzunehmen, welche seine Gegnerschaft zum Ausverkauf durch das Generalhaus offensichtlich unter Kontrolle und zum Schweigen bringen soll. In Österreich gibt ein langmütiger und treuer ehemaliger Prior fünf ernsthafte Gründe für seinen Austritt aus der Priesterbruderschaft an, und das einzige, was der Erste Generalassistent als Antwort zu bieten hat ist, daß die Gründe des Priesters nicht beachtenswert seien. Vor allem in Frankreich trafen zwölf Priester sich und veröffentlichten eine Deklaration, mit welcher sie ihre Treue zur Lehrstandpunkt Erzbischof Lefebvres unterstreichen, und sie stellen ihr Priestertum zur Verfügung an Eltern, welche für ihre Kinder eine Erziehung suchen, sowie an junge Männer, welche Priesterseminaristen werden wollen, und an alle Seelen, welche die hl. Sakramente benötigen. Zwar dauerte es eine gewisse Zeit, bis diese französischen Priester reagierten, aber umso stärker dürfte diese Reaktion nun ausfallen. Erzbischof Lefebvre zitierte gerne das Sprichwort: Alles braucht seine Zeit.

Liebe Leser, haben Sie also Geduld. Weder ist Gott in Eile, noch läßt er seiner spotten (vergleiche Galaterbrief 6,7). Wenn die Bruderschaftsverführer damit sich trösten wollen, daß die gegangenen und ausgeschlossenen Priester nur eine kleine Minderheit der insgesamt ungefähr 500 Priester repräsentieren, so beweisen diese Verführer nur nochmals, daß sie nichts von der Macht der Wahrheit verstehen. Sie haben diese Wahrheit aufgegeben und deswegen ist die Wahrheit nun dabei, sie ebenfalls aufzugeben – unaufhaltsam. Gnade Gott uns allen.

Kyrie eleison.

Dazu die Originalversion in English:

Number CCCXL (340) 18 January 2014

GOOD NEWS
The first piece of good news is that Queen of Martyrs house in south-east England is being bought these very days. At first the purchase price seemed out of reach, but two telephone calls to a French and an American benefactor promptly raised about two fifths and another quarter respectively of the sum needed, and suddenly the purchase came within range. About another seventh part came from the many benefactors of the St Marcel Initiative, I emptied out several piggy-banks of my own, and finally an Asian benefactor put us over the top. Resounding thanks to every one of you that contributed, because the smaller donations are not to be scorned. God does not look only on the amount. Maybe only when he sees enough widows caring enough to pay in their widows’ mites (Lk.XXI, 1-4), does he inspire the benefactors capable of the larger donations. With God, spirit leads matter, and not the other way round. But do please pray for the three benefactors mentioned above, to whom we are all indebted. Especially I think of the house being able to serve as a refuge for priests to visit, as an island of sanity.For indeed the second piece of good news is that the betrayal of the Faith by the leaders of the Newsociety of St Pius X is becoming clearer, little by little, to SSPX priests. One by one, some of the best of them are being alienated and then excluded by the Newsociety. It pretends that they are leaving of their own free will, or for purely personal reasons, or that they are being excluded for their disobedience. Never of course will these traitors in SSPX headquarters admit that it is their own treachery which is driving these priests out. Yet one after another they are declaring that their problem with the Newsociety is one of doctrine: the official SSPX documents of April 15 and July 14, 2012, and June 27, 2013, demonstrate that the Newsociety leaders are abandoning Archbishop Lefebvre’s glorious fight for the Faith in exchange for a mess of Conciliar pottage.

Thus in South America a capable and devoted SSPX Prior is refusing a change of post obviously designed to control and silence his opposition to the sell-out by Headquarters, and he writes to his District Superior that his refusal is for purely doctrinal reasons. In Austria a long-suffering and faithful former Prior gives five serious reasons for his departure from the SSPX, and all that the First Assistant finds to reply is that his reasons are “beneath consideration”. In France above all, a group of priests have met together and issued a public declaration of allegiance to the doctrinal stand of Archbishop Lefebvre, and they have placed their priesthoods at the disposal of parents needing education for their children, of young men needing formation for the priesthood and of souls needing the sacraments. It has taken time for the priests in France to begin to react, but the reaction should be all the stronger for the delay. Archbishop Lefebvre was fond of quot ing the French proverb which says that time does not respect anything done without it.

Have patience, dear readers. God is not in a hurry, nor is he mocked (Gal.VI, 7). If the SSPX misleaders try to console themselves that the priests departing or excluded represent only a small minority of the total of some 500 SSPX priests, how little they understand the power of truth ! They have abandoned it, and it is abandoning them – inexorably. God have mercy on us all.

Kyrie eleison.


“MITTEILUNG AN DIE GLÄUBIGEN” vom 19. Januar 2014

$
0
0

(Red.: Dies ist eine erweiterte Variante zu diesem vorausgehenden Artikel!)

Diese Mitteilung an die Gläubigen wurde von 45 Priestern unterschrieben und an diesem Sonntag, dem 19. Januar 2014, in ihren jeweiligen Kapellen verlesen. Viele Mitbrüder haben gezögert, sich ihr anzuschließen, sei es, weil sie unter Druck standen, sei es, weil sie von der Absicht Herrn Pater de Cacquerays, selbst eine endgültige Aktion gegenüber Menzingen durchzuführen, zurückgehalten wurden. Aber Pater de Cacqueray hat sein mutiges Vorhaben aufgegeben und begnügt sich mit dem x-ten Text, der wieder einmal durch Doppeldeutigkeit besticht.

Am 16. Januar erklärte Mgr. Fellay in einem dreiseitigen internen Papier, daß die Löcher, die er ins Boot bohrt, nach den Regeln der Kunst gebohrt sind… Und zwei Wochen zuvor erklärte Herr Pater Pfluger den Brüdern, die Exerzitien machten, daß die Bruderschaft „gereinigt“ werden müsse…

Pater de Cacqueray hatte bereits nach der Erklärung der drei Bischöfe vom 27. Juni 2013 und trotz deren Doppeldeutigkeit ein Ultimatum verstreichen lassen, das er Mgr. Fellay gestellt hatte. Und was Mgr. Tissier betrifft, so bedauert dieser heute im privaten Kreis, daß er seine Unterschrift unter diese gefährliche Erklärung gesetzt hat. Aber das Unglück ist nun einmal geschehen… Der Zeitpunkt naht, an dem viele Mitbrüder, die die typisch liberalen Spitzfindigkeiten leid sind, ihr zögerliches Schweigen aufgeben und – zum größten Nutzen der Seelen und zur Ehre Gottes – zur Freiheit der apostolischen Verkündigung zurückfinden.

Der Mitteilung an die Gläubigen folgt die Liste der Unterzeichner und eine Erklärung von Pater Bruno.

MITTEILUNG AN DIE GLÄUBIGEN

Getreu dem Erbe Mgr. Lefebvres, vor allem seiner denkwürdigen „Erklärung“ vom 21. November 1974, hängen wir mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der zum Erhalt dieses Glaubens nötigen Traditionen, am ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit.

Wir folgen dem Beispiel dieses großen Prälaten, dem unerschrockenen Verteidiger der Kirche und des Apostolischen Stuhls. Wir lehnen es hingegen ab und haben es immer abgelehnt, dem neo-modernistischen und neo-protestantischen Rom zu folgen, das im II. Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen und Ausrichtungen, die daraus hervorgingen, offenbar wurde.

Seit dem Jahr 2000 und vor allem seit 2012 gehen die Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. den umgekehrten Weg, indem sie sich dem modernistischen Rom annähern.

Die doktrinelle Erklärung vom 15. April 2012, die durch den Ausschluß eines Bischofs und zahlreicher Priester sowie durch das Verbot des Buches „S.E. Mgr. Lefebvre – Unsere Beziehungen zu Rom“ bestätigt wurde, all das zeigt die Hartnäckigkeit, mit der dieser Weg verfolgt wird, der zum Tod führt.

Keine Autorität, auch nicht die höchststehende in der Hierarchie, kann uns zwingen, unseren katholischen Glauben, der durch das Lehramt der Kirche seit 20 Jahrhunderten klar ausgedrückt und gelehrt wird, aufzugeben oder zu mindern.

Unter dem Schutz Unserer Lieben Frau, der Hüterin des Glaubens, wollen wir das von Mgr. Lefebvre begonnene Werk des Überlebens fortsetzen.

Angesichts der tragischen Umstände, in denen wir uns befinden, stellen wir daher unser Priestertum all denjenigen zur Verfügung, die dem Kampf für den Glauben treu bleiben wollen. Wir verpflichten uns daher, ab jetzt allen uns erreichenden Anfragen Folge zu leisten, um Ihre Familien in ihren Erziehungsaufgaben zu unterstützen, jungen Männern, die dies wünschen, eine Priesterausbildung zu bieten und die Feier der hl. Messe, die Spendung der Sakramente und die  Unterweisung im Glauben überall dort zu sichern, wo es nötig sein wird.

Sie aber spornen wir an, eifrige Apostel des Königtums Christi und Mariens zu sein.

Es lebe Christus, der König!

Unsere Liebe Frau, Hüterin des Glaubens, beschütze uns!

Hl. Pius X., bitte für uns!

Am siebten Januar Zweitausendvierzehn

Wir stehen Ihnen, unseren priesterlichen Mitbrüdern, zur Verfügung: einige von Ihnen konnten oder wollten sich, zumindest zunächst, unserem Weg nicht anschließen. Zögern Sie nicht, mit einem von uns Kontakt aufzunehmen (wir sichern Ihnen Diskretion zu).  

Kontakt: adresse.fidele@gmail.com

Wir stehen auch den Ordensbrüdern und Ordensschwestern der Tradition zur Verfügung, die den außerordentlichen Ernst der derzeitigen Lage erkennen. 

Liste der Unterzeichner

(Siehe Originalartikel dieser Übersetzung auf La Sapinière)

(Red.: die Übersetzung der  ”Erklärung von Pater Bruno” ist noch in Bearbeitung!)


Pater Bruno OSB: Warum ich unsere “Mitteilung an die Gläubigen” unterschrieben habe

$
0
0

Ergänzung zu diesem vorausgehenden Artikel:

Viele werfen uns vor, wir seien stürmisch und maßlos und von Ungeduld oder verbittertem Eifer angetrieben. Ich kann jedermann wahrheitsgemäß sagen, daß ich die folgenden Zeilen „ohne jegliche Bitterkeit, ohne Groll“ (Mgr Lefebvre, Erklärung vom 21. November 1974) geschrieben habe.

Ich trat 1980 in Bédoin[1] ein, wurde  von Mgr. Lefebvre 1986 zum Priester geweiht und habe 2002 Le Barroux verlassen. Ich habe dann im Rahmen des französischen Distrikts der Bruderschaft verschiedene Ämter ausgeübt. Bis zum heutigen Tag (19. Januar 2014) bin ich im Priorat von Gavrus in der Nähe von Caen tätig.

Seit einigen Jahren beobachte ich mit wachsender Sorge die Anzeichen eines Sinneswandels in der Tradition. Ich habe mich diesbezüglich mehrmals dem französischen Distriktoberen, Herrn Pater de Cacqueray, anvertraut. Ich habe auch im April 2012 an Mgr. Fellay selbst geschrieben (der Brief blieb unbeantwortet).

Viele Mitbrüder und Gläubige kennen ja bereits meine Einstellung. Aber seit Monaten ist mir mehr und mehr bewußt geworden, daß ich öffentlich und offiziell meine kategorische Ablehnung des  Richtungswechsels kundtun muß, den das Generalhaus uns aufzwingen will. Ich kann mich dieser Aufgabe nicht mehr guten Gewissens entziehen.

Der Priester muß die Wahrheit über alles lieben.

Der Priester muß für die Wahrheit Zeugnis ablegen, koste es, was es wolle.

Der Priester muß den Irrtum anprangern, auch wenn er von oben kommt, ungeachtet der Folgen, die er deswegen vielleicht tragen muß.

Er muß es in erster Linie deshalb tun, weil er Stellvertreter und Diener Christi ist, der während seiner Passion verkündete: „Dazu bin ich geboren und in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis gebe.“

Er muß es auch tun, weil er im Dienst der Seelen steht. Unsere lieben Gläubigen haben ein Anrecht auf die Wahrheit; sie erwarten von ihren Hirten eine klare und eindeutige Haltung, die daher öffentlich bekannt sein muß.

Darin besteht der Sinn der „Mitteilung an die Gläubigen“, an deren Abfassung ich teilhaben durfte. Es handelt sich hier nicht um die Erklärung eines Bruches, sondern vielmehr um das öffentliche Zeugnis unseres unwandelbaren Festhaltens an den Prinzipien, von denen sich Mgr. Lefebvre in seinem Kampf für den Glauben leiten ließ.

Da unser Text bewußt kurz gehalten ist und viele Gläubige nicht über das unterrichtet sind, was sich in der Tradition im Verlauf der beiden letzten Jahre ereignet hat, können einige Angaben dazu beitragen, die Tragweite dieser „Mitteilung“ zu erfassen.

I. Die ersten beiden Absätze sowie der fünfte („Keine Autorität…“) sind bis auf ein Detail der (mehrfach, vor allem am 15. August 2013 veröffentlichen) Treueerklärung entnommen, die mit der  Erklärung von Mgr. Lefebvre vom 21. November 1974 übereinstimmt, die ihrerseits die Charta des katholischen Widerstandes gegen die Konzilsreligion ist.

II. Der vierte Absatz erwähnt drei Faktoren: eine doktrinelle Erklärung, den Ausschluß von Mitgliedern der Bruderschaft und das Verbot eines Buches.

1. „Die doktrinelle Erklärung vom 15. April 2012“: Dieser Text, den Mgr. Fellay in Rom vorlegte, ist skandalös und unannehmbar. Er erkennt die Legitimität der neuen Messe an, um nur ein Beispiel zu nennen. Darüber hinaus hat Mgr. Fellay, als dieses Dokument ein Jahr später im Cor unum[2] veröffentlicht wurde, behauptet, er hätte gehandelt  „wie Mgr. Lefebvre 1988“.  Hier handelt es sich  objektiv um  eine schwere Beleidigung gegenüber dem Andenken Mgr. Lefebvres. Dieser hat niemals die Legitimität der Promulgierung der „Bastardmesse“, wie er sie in einer denkwürdigen Predigt 1976 bezeichnete, anerkannt.

2. „Der Ausschluß eines Bischofs und zahlreicher Priester“: Hinzuzufügen sind noch andere Strafmaßnahmen, vor allem die Verurteilung von Herrn Pater Pinaud. Daß das Urteil null und nichtig ist, nimmt ihm nichts von seinem wahrhaft widerlichen Gepräge.

Dieser zweite Punkt ist mit dem ersten eng verbunden. Es ist sehr bezeichnend, daß der Text, durch den Pater Pinaud mit einer Suspendierung belegt wird, unseren Mitbruder beschuldigt, behauptet zu haben, daß die Erklärung vom 15. April eine „Gefahr für den Glauben“ darstelle, was nun wirklich der Wahrheit entspricht.

3. „Das Verbot des Buches Mgr. Lefebvre- Unsere Beziehungen zu Rom“: Dies bezieht sich auf eine nicht unterschriebene Studie von 16 Seiten, von der aber Herr Pater Thouvenot behauptet, sie „erhärte wesentlich das Urteil“ von Mgr. Fellay. Diese „Rezension“ enthält Passagen, die  skandalös sind. Greifen wir die zweifellos schlimmste heraus: Der Verfasser dieser Notiz, die wesentlich das Urteil Mgr. Fellays erhärtet, wirft Herrn Pater Pivert[3] vor, „sich auf besondere Aspekte zu  fokussieren“ (S. 7). Und das Beispiel, das er dann unmittelbar anführt, ist das … des Chistkönigs. Ein besonderer Aspekt? Das ist ganz im Gegenteil der Leitgedanke Mgr. Lefebvres! „Wir müssen immer darum besorgt sein [um das Herrschertum Christi]“ (Predigt zum Christkönig-Fest 1978). „Wir müssen“, so möchte ich sagen, „von dieser Notwendigkeit fast besessen sein, von der Notwendigkeit, dieses Geheimnis Unseres Herrn zu betrachten und sein Reich auszubreiten. Wir haben kein anderes Ziel, keinen anderen Grund, Priester zu sein, als Unseren Herrn Jesus Christus herrschen zu lassen“ (Vortrag in Ecône am 3. Juni 1980)…

Das sind ganz allgemeine Ansichten, wird manch einer sagen. Wenn es sich aber, genauer gesagt, um die Beziehungen zu Rom handelt, dann geschieht es völlig zu Recht, daß „Pater Pivert vorbringt, das ganze Drama zwischen Ecône und Rom spiele sich vor dem Hintergrund dieser Treue [zum Christkönig] ab.“ (S. 7) Man möge nach den Worten Monseigneurs selbst urteilen: „Die fundamentale Opposition hat die Herrschaft Unseres Herrn Jesus Christus zum Gegenstand. Opportet illum regnare, er muß herrschen, sagt uns der hl. Paulus, Unser Herr ist gekommen, um zu herrschen. Sie sagen nein, wir hingegegen sagen ja, mit allen Päpsten“ (Vortrag in Sierre am 27. November 1988).

Als der Nuntius im Jahr 1976 vorgibt, daß das soziale Herrschertum unseres Herrn nicht mehr möglich sei und daß der Papst heutzutage die Enzyklika Quas primas (Pius XI) nicht mehr schreiben würde, empört sich der Prälat: „Wir haben nicht mehr die gleiche Religion! [...] Wenn es etwas gibt, was wir unser ganzes Leben lang angestrebt haben, dann ist es das soziale Herrschertum Unseres Herrn Jesus Christus“ (Vortrag in Ecône am 20. August 1976).

Und 1987 gibt er anläßlich eines Vortrags vor Priestern seine Antwort an Kardinal Ratzinger wieder: „Unser Apostolat ist das Herrschertum Unseres Herrn Jesus Christus. Das ist es, wofür wir einstehen. Und Sie, Sie tun das Gegenteil“ (Ecône, 4. September 1987).

III. Im sechsten Absatz stellen wir unseren Schritt unter den Schutz „Unserer Lieben Frau, der Hüterin des Glaubens“. Das ist der Titel der hl. Jungfrau von Bourguillon, einer geweihten Stätte in der Nähe von Fribourg, wohin Monseigneur seine ersten Seminaristen führte, um sein beginnendes Werk unserer Lieben Frau, der Hüterin des Glaubens, zu weihen.

Jetzt, mehr als vierzig Jahre später, da eine furchtbare Krise die Tradition erschüttert, müssen wir alles tun, um das Erbe Mgr. Lefebvres zu retten. Die Bruderschaft als Institution mag verschwinden oder zumindest ihre Identität verlieren (und das geschieht leider derzeit), aber das Erbe Monseigneur Lefebvres, sein Geist, seine Prinzipien, sein Kampf im Dienste des Christkönigs und der heiligen Kirche, dieses Erbe kann und darf nicht verlorengehen. Mit der Gnade Gottes und der Hilfe des Unbefleckten Herzens Mariens werden wir es erhalten.

 „Der höchste Treue- und Liebesbeweis, den der Priester Gott und den Menschen geben muß, besteht darin, das unendlich kostbare Erbe zu bewahren, das ihm anvertraut wurde, als der Bischof ihm die Hände auflegte.“ schrieb Pater Calmel 

 


[1]    Vorläufer des Klosters Le Barroux, das sich nach den Bischofsweihen von Mgr. Lefebvre trennte (Anm. d. Übers.).

[2]    ausschließlich Priestern vorbehaltenes Mitteilungsblatt (Anm. d. Übers.)

[3]    Autor des Buches

_______

Original in Französisch siehe: La Sapinière


Pater Nicolas Pinaud nimmt eine Taufe vor

$
0
0
Baptême par Abbé Nicolas Pinaud, FSSPX

Baptême par l’Abbé Nicolas Pinaud, FSSPX

Herr Xavier Barge teilt uns die Taufe seines zehnten Kindes, Gregor, mit, die Pater Pinaud am 18. Januar 2014 im Baskenland vorgenommen hat. Er schreibt:

Wir gehören zu den Gläubigen, die von den „Handlangern“ Mgr. Fellays getäuscht und hintergangen wurden (Sie haben falsche e-mails gesandt, indem sie sich als die Patres Pinaud und Rioult ausgaben und um Auskünfte baten…). Wir haben jegliches Vertrauen in diese „Bruderschaft“ verloren, die einen ihrer besten Kämpfer mit Sanktionen belegt. Der Widerstand ist im Baskenland auf dem Vormarsch (…)

_______

Aus dem Französischen übersetzt aus “Avec l’Immaculée


Erscheint die Muttergottes in Medjugorje?

$
0
0

Von Christian Schenk

Seit dem 24. Juni 1981 soll die Muttergottes Sehern in Medjugorje, einer Ortschaft in der Herzegowina, erscheinen und bis heute hat sie der Welt durch diese Seher angeblich unzählige Botschaften, die stets veröffentlicht werden, übermittelt.

Doch woran erkennen wir, ob es wirklich die Muttergottes ist, die dort erscheint? „Es tarnt sich ja selbst der Satan als ein Engel des Lichtes“ (2 Kor 11,14), schreibt der Apostel Paulus. Und in der Geheimen Offenbarung lesen wir: „Es sind Dämonengeister, die Wunderzeichen tun“ (Offb 16,14). „Liebe Brüder, traut nicht jedem Geist“, ermahnt uns daher eindringlich der Apostel Johannes, „sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgezogen“ (1 Joh 4,1).

Ein entscheidendes Kriterium für die Beantwortung der Frage, ob es die Muttergottes ist, die in Medjugorje erscheint, bildet die Untersuchung, ob die Botschaften dieser Erscheinung mit den Lehren und Geboten Gottes im Einklang stehen. Einst sprach Moses im Namen Gottes zum Volk des Alten Bundes: „Alles, was ich euch heute befehle, sollt ihr genau befolgen, nichts hinzutun und nichts davon wegnehmen! Steht etwa in deiner Mitte ein Prophet oder ein Traumseher auf und bietet dir ein Wahrzeichen oder ein Wunder an, und es geschieht tatsächlich das Zeichen oder Wunder, aufgrund dessen er dich aufforderte: Lasst uns anderen Göttern nachlaufen, die ihr nicht kennt, und sie verehren, dann darfst du auf die Worte jenes Propheten oder Träumers nicht hören. Denn der Herr, euer Gott, stellt euch nur auf die Probe, um zu erfahren, ob ihr den Herrn, euren Gott, aus eurem ganzen Herzen und aus eurer ganzen Seele liebt. Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen, Ihn fürchten, Seine Gebote beobachten, auf Seine Stimme hören, Ihm dienen und Ihm in Treue anhangen!“ (Deut 13,1-5). Der göttliche Heiland, Unser Herr Jesus Christus, warnte uns ebenso: „Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben, oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen. Nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen Meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu Mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in Deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht mit Deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit Deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde Ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von Mir, ihr Übertreter des Gesetzes!“ (Mt 7,15-23).

Der Himmel widerspricht Sich nicht. Zum einen würde die Muttergottes niemals etwas verkünden, was der Offenbarung Gottes entgegensteht und zum anderen besitzt das, was Gott einmal geoffenbart hat, ewige Gültigkeit. Der Apostel Jakobus schreibt über Gott, dass bei Ihm „kein Wechsel ist oder ein Schatten von Veränderung“ (Jak 1,17). Unser Herr selbst spricht: „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen“ (Mk 13,31). Wenn wir also auf Gott hören wollen, wenn wir nicht „geschaukelt und umhergeworfen“ werden wollen, „von jedem Wind der Lehre im Trugspiel der Menschen, das voll Hinterlist ausgeht auf Täuschung und Verführung“ (Eph 4,14), wenn wir nicht „der Meereswelle“ gleichen wollen, „die vom Winde bewegt und umhergetrieben wird“ (Jak 1,6), dann können wir Erscheinungen, die der göttlichen Offenbarung widersprechen, keinen Glauben schenken. Wenn wir mit dem Apostel Paulus bekennen: „In der Wahrheit wollen wir stehen“!, dann müssen wir „in Liebe alles hinwachsen lassen auf [...] Christus“ (Eph 4,15), Der „die Wahrheit“ ist (Joh 14,6) und von Dem geschrieben steht, dass Er „gestern und heute derselbe“ ist „und in Ewigkeit“, weshalb wir uns „nicht verführen“ lassen dürfen „durch buntschillernde und fremdartige Lehren; denn gut ist es, das Herz mit Gnade zu stärken, nicht mit Speisen, die denen nichts nützten, die sich danach richteten“ (Hebr 13,8f.).

Da die göttliche Offenbarung, wie sie uns in der Heiligen Schrift und in der Apostolischen Überlieferung vorliegt, leicht missverstanden werden kann – man betrachte nur die Uneinigkeit in der Schriftauslegung bei den Protestanten! – braucht es eine unfehlbare Instanz, die die göttliche Offenbarung stets im richtigen Sinn auslegt. Diese Aufgabe hat der göttliche Heiland der Kirche übergeben, die Er auf Petrus gebaut (vgl. Mt 16,18) und dem Er alle Seine Lämmer und Schafe übergeben hat, damit er sie weide (vgl. Joh 21,15-17). Den Aposteln, den ersten Bischöfen, versprach der Herr: „Seht, Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Fünfzig Tage nach der Auferstehung Christi wurde den Aposteln der Heilige Geist gesandt (vgl. Apg 2,1-4). Der Apostel Paulus bezeichnet „die Kirche des lebendigen Gottes“ darum als „Säule und Grundfeste der Wahrheit“ (1 Tim 3,15). Es kann also kein Zweifel daran bestehen, dass die Kirche in ihrer Lehrtätigkeit immerdar unfehlbar ist und dass der, der die Kirche ablehnt, Christus selbst ablehnt. Unser Herr erklärte, dass uns jene, die die Kirche nicht hören wollen, wie Heiden und öffentliche Sünder gelten sollen (vgl. Mt 18,17). Wie sehr Sich der göttliche Heiland mit der Kirche identifiziert, sehen wir daran, dass Er den Saulus, dem Er erschien, als dieser sich gerade auf dem Weg nach Damaskus befand, um dort die Kirche zu bekämpfen, fragte: „Saul, Saul, warum verfolgst du Mich? [...] Ich bin Jesus, Den du verfolgst“ (Apg 9,4f.). Christus sandte die Apostel – und damit die Kirche – mit den Worten: „Wie Mich der Vater gesandt hat, so sende Ich euch“ (Joh 20,21). Hat Er nicht selbst gesagt, dass jene, die die von Ihm Gesandten hören, Ihn selbst hören und jene, die sie missachten, Ihn selbst missachten (vgl. Lk 10,16)? Der Apostel Johannes schreibt: „Wir aber“ – damit meint er die Kirche – „sind aus Gott. Wer Gott erkennt, hört auf uns; wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums“ (1 Joh 4,6).

Wäre es wirklich die Muttergottes, die in Medjugorje erscheint, so würde sie also nichts lehren, was dem entgegensteht, was uns die Kirche kraft göttlicher Vollmacht zu glauben befiehlt. Die Erscheinung von Medjugorje aber widerspricht der kirchlichen Lehre. Es genügt dazu, die Botschaft vom 24. Juli 1982 zu betrachten, um nachzuweisen, dass es keineswegs die Muttergottes sein kann, die hier erscheint. Die Erscheinung sprach nämlich an jenem Tag: „Nach dem Tod zerfällt der Leib, der von der Erde genommen wurde. Er wird nie wieder leben. Der Mensch erhält einen verklärten Leib.“[1] Es stimmt, dass der Leib nach dem Tod in der Erde zerfällt und die Guten einen verklärten Leib erhalten werden, aber die Ansicht, dass der irdische Leib „nie wieder leben“ wird, widerspricht direkt dem Dogma, wonach der Mensch mit demselben Leib auferstehen wird, den er auf Erden getragen hat. Es handelt sich bei diesen Worten also zweifellos um eine Häresie. Die Erscheinung leugnet – wie schon der Häretiker Origenes – „die materielle Identität des Auferstehungsleibes mit dem irdischen Leib“[2]. Unser Herr dagegen lehrt: „Es kommt die Stunde, in der alle, welche in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Es werden hervorgehen, die Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben zur Auferstehung des Gerichtes (Joh 5,28f.).

Ludwig Ott verweist in seinem „Grundriss der katholischen Dogmatik“ auf die Heilige Schrift, die „die Identität“ des Auferstehungsleibes mit dem irdischen Leib schon mit den Worten „Auferweckung“ und „Auferstehung“ bezeugt, „denn eine solche [Auferweckung/Auferstehung] ist nur dann gegeben, wenn derselbe Leib, der stirbt und zerfällt, wieder auflebt“[3]. In der Heiligen Schrift lesen wir beim Apostel Paulus: „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben; ebenso wenig wird die Verweslichkeit die Unverweslichkeit erben“ (1 Kor 15,50). Das heißt nichts anderes, als dass Fleisch und Blut nicht aus eigenem Vermögen den Himmel erben, dass nur jene „Kinder Gottes“ werden können, „die nicht aus dem Blute und nicht aus dem Wollen des Fleisches und nicht aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“ (Joh 1,12f.). Denn Paulus schreibt kurz darauf über die Vorgänge am Ende der Zeit, wenn der Herr zum Allgemeinen Gericht wiederkommen wird: „[...] erschallen wird die Posaune, und die Toten werden als Unverwesliche auferweckt, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche [d.h. der irdische Leib] muss anziehen Unverweslichkeit, und dieses Sterbliche [d.h. der irdische Leib] muss anziehen Unsterblichkeit“ (1 Kor 15,52f.). Ebenso lesen wir in der Heiligen Schrift in einem anderen Brief desselben Apostels: „Wir erwarten den Erlöser, Unsern Herrn Jesus Christus, Welcher unsern armseligen Leib umgestalten und ihn Seinem verklärten Leib ähnlich machen wird“ (Phil 3,20f.). Aus diesen Worten wird ebenfalls deutlich, dass es der irdische Leib ist, der verklärt wird.

Auch die heiligen Väter, die uns die Apostolische Überlieferung übermittelt haben, sind sich einig. „Die Väter in der Zeit vor Origenes lehren übereinstimmend, dass ‚dieses Fleisch aufersteht und gerichtet wird‘ und dass ‚wir in diesem Fleisch unseren Lohn empfangen werden‘ (Ps.-Klemens, 2  Kor 9,1-5). Justin bezeugt: ‚Wir erwarten, dass wir unsere toten und in die Erde hineingelegten Leiber wiedererlangen werden, indem wir behaupten, dass bei Gott nichts unmöglich ist‘ (Apol. I 18). [...] Gegen Origenes verteidigen [die Identität des irdischen mit dem auferstandenen Leib] Methodius von Olympus, Gregor von Nyssa, Epiphanius (Hær. 64) und Hieronymus (Adv. Ioannem Hierosolymitanum).“[4]

Das kirchliche Lehramt äußerste sich beim IV. Laterankonzil im Jahre 1215 über die Toten: „Sie werden alle mit ihren eigenen Leibern auferstehen, die sie jetzt tragen.“[5] Bei Ludwig Ott wird diese Lehre darum als Dogma aufgeführt: „Die Toten werden mit (numerisch) demselben Leib auferstehen, den sie auf Erden getragen haben. De fide.“[6]

Damit wäre kurz und knapp, aber völlig hinreichend, nachgewiesen, dass die Erscheinung in Medjugorje nicht die Muttergottes sein kann, denn es ist absolut undenkbar, dass die Muttergottes eine Häresie verkünden würde. Wir müssen in  unseren Tagen sehr wachsam sein, denn heute treffen die Worte Christi: „Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist Er! Hier ist Er!, so geht nicht hin und lauft nicht hinterher!“ (Lk 17,22f.). Der Heiland warnt uns: „Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter Meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach!“ (Lk 21,8). Zu uns spricht der Apostel Paulus: „Niemand soll euch verachten, [...] der mit Visionen prahlt und sich ohne Grund nach weltlicher Art wichtig macht, sich dabei aber nicht an das Haupt [Christus] hält, von Dem aus der ganze Leib [die Kirche] durch Gelenke und Bänder versorgt und zusammengehalten wird und durch Gottes Wirken wächst“ (Kol 2,18f.).


[1] Medjugorje – Wo der Himmel die Erde berührt. Offizielle Webseite für den deutschsprachigen Raum; http://www.medjugorje.de/botschaften/betrachtung/botschaft-vom-24071982.html?tx_medjumessage_pi1%5Bcontroller%5D=Message&cHash=68b818bb92faeb265ac91e74571fb19c [Zugriff am: 9.1.2014].

[2] Ott, Ludwig, Grundriss der katholischen Dogmatik, Freiburg i. B. 21954, Fünftes Hauptstück, Zweites Kapitel, § 7,2a [S. 561].

[3] Ott, a.a.O.

[4] Ott, a.a.O.

[5] Zitiert nach: Ott, a.a.O.

[6] Ott, a.a.O., § 7,2 [S. 561].


Viewing all 6641 articles
Browse latest View live


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>