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FORTITUDO MEA

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Volk Gottes, auf zum Streite!
Dein Tag hat sich genaht.
Dein Engel, treu zur Seite,
erfocht dir große Gnad’.
Im Segen deiner Väter
errichte neu mein Haus
und treibe den Verräter
zum Tempeltor hinaus!

Noch wacht dein treuer Hüter,
verratnes Israel.
Ich bin’s, der deinem Wüter
gibt Weisung und Befehl.
Und hat dich seine Knute
geschunden bis auf’s Blut,
ich zahl’s dem Übermute,
wie’s Gottes Zorn nur tut.

Die Lug- und Trugpropheten,
die hoch in Ehren stehn,
zu Staub will ich sie treten,
wie Blätter sie verwehn.
Ich bin’s, der sie erhöhte.
Sie danken’s mir mit Hohn.
Noch eh der Tag sich röte,
da stürz ich sie vom Thron.

Weh deinen falschen Hirten
von rechter Mietlingsart,
den blinden, sinnverwirrten,
in Langmut aufgespart
für jenen Tag, den bittern,
am Weltenrichterthron.
Das gibt ein großes Zittern
und werkgerechten Lohn.

An dir, mein Volk, alleine
wird kund, was ich verhieß,
was einst mit einem Steine
ein Hirtenbub bewies:
Nicht Riesenarmes Stärke,
nicht Zahl und nicht Gewicht!
Ich achte nur und merke,
was Herz zum Herzen spricht.

An dir nur ist’s gelegen,
mein Volk, mein heilger Rest.
Zieh du dem Feind entgegen,
so schick ich ihm die Pest
und schlag ihm durch den Würger
was er an Nachkunft hat.
Des jauchzen alle Bürger
der heilgen Himmelsstadt.

*

Hansjürgen Bertram



Sakraler Populismus – (“Frankyboy the Showman”)

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Sakraler Populismus - Von Eugen Sorg.

Papst Franziskus besuchte afrikanische Flüchtlinge auf der Insel Lampedusa. Der Auftritt war eine vatikanische PR-Veranstaltung, ein brillantes aber verantwortungsloses Illusionstheater. Ein Kommentar.

Es war die erste Pastoralreise des neuen Papstes Franziskus, und sie war wie alles, was der argentinische Jesuit Jorge Bergoglio tut, bis ins kleinste Detail durchgeplant und inszeniert. Reiseziel, Verlautbarungen, jede noch so minimale Geste gehorchten einer professionellen Regie, darauf angelegt, den päpstlichen Ausflug mit sakraler Symbolik und Weihe aufzuladen. Am Montagmorgen traf der Pontifex mit einem kleinen Gefolge im Hafen Punta Favaloro auf der Insel Lampedusa ein, jener Insel südlich von Sizilien, die aufgrund ihrer geringen Distanz zur nordafrikanischen Küste zum Ziel von Tausenden von Armutsmigranten geworden ist. Er übergab einen Gerberakranz dem Meer, Gelb-Weiß, die Farben des Vatikans, im Gedenken an jene, die auf der Überfahrt nach Europa mit ihren überfüllten Booten in den Fluten untergegangen oder verdurstet waren.

Er sei nach Lampedusa gekommen, teilte Franziskus mit, um «ein Zeichen der Nähe zu setzen und unser Gewissen zu wecken». Für die Messe auf dem Sportplatz stieg er auf ein einfaches Fischerboot in den italienischen Landesfarben. Kanzel, Messbecher, Kreuz und Hirtenstab waren gefertigt aus Treibholz gekenterter Barkassen. 10 000 Menschen nahmen am Gottesdienst teil, Insulaner, Touristen, ein stattlicher Tross Journalisten und auch 166 Migranten aus Libyen, die zwei Stunden zuvor heil in Lampedusa vor Anker gegangen waren.

Alle fühlten sich ein wenig schuldig

Der weiß gewandte Franziskus massierte den Anwesenden die Seelen und das schlechte Gewissen, beklagte die «Globalisierung der Gleichgültigkeit» und zitierte Gott: «Kain, wo ist dein Bruder Abel?» Alle fühlten sich ein wenig schuldig, aber doch nicht allzu sehr, denn «so sündig wir alle sind, auch ich», wie Franziskus festhielt, so waren andere doch noch ein wenig sündiger als man selber. Nämlich jene, so der Pontifex, die in «der Anonymität Entscheidungen sozialer und wirtschaftlicher Art treffen, die den Weg zu Dramen wie in Lampedusa ebnen.»

Als er zum Schluss der Predigt noch ein Baby küsste, jedem einzelnen der 166 Neuangekommenen und verdutzten Migranten die Hand schüttelte, sie willkommen hiess und ihnen einen gesegneten Fastenmonat Ramadan wünschte (die allermeisten waren Muslime), hatte er die Journalisten für sich gewonnen. «Ein Papst der Armen», schwärmten sie, «Gesten gegen die Gleichgültigkeit», «Wichtiges Symbol», «Starkes Zeichen». «Für die Politiker in Italien ist das ein Warnschuss», fantasierte der sichtlich gerührte Korrespondent von SRF stellvertretend für seine Kollegen der Zunft, «weil ihnen damit klar wird, dass das Thema Flüchtlingspolitik zur Chefsache im Vatikan wird.»

Warum nicht Syrien, Ägypten, Nigeria, Sudan?

Als ob eine Papstmesse die Politiker in Rom beeindrucken könnte, als ob Italien schuld wäre an der wirtschaftlichen Misere afrikanischer Länder und als ob es sich bei den Afrikanern von Lampedusa um Kriegsflüchtlinge und nicht um Wirtschaftsmigranten handeln würde. Franziskus’ Auftritt war eine vatikanische PR-Veranstaltung, ein brillantes aber verantwortungsloses Illusionstheater. Den Einwanderern gaukelt es vor, es gäbe genügend Arbeit in Europa und spurt so weitere Bootsdramen auf dem Mittelmeer vor. Und es zieht den Blick ab von den Haupt­verantwortlichen der afrikanischen Armut, den korrupten und skrupellosen einheimischen Eliten.

Auch darf man sich fragen, warum er sich nicht eine andere Destination für seine erste Tour gewählt hat. Warum nicht Syrien, Ägypten, Nigeria, Sudan? Dort werden christliche Minderheiten tatsächlich verfolgt und sind an Leib und Leben bedroht. Die Messe von Lampedusa ist sakraler Populismus, Elton Johns «Candles in the Wind» für Flüchtlingsaktivisten, heiliger Kitsch, der wohlige Schauer erzeugt und ablenkt von den unangenehmen Realitäten. (Basler Zeitung)

Hinzufügen könnte man noch die Frage, warum er die 166 Begrüßten nicht
in seinen unbewohnten Apostolischen Palast aufnimmt und ihnen dann noch
eine Moschee einrichtet. (H.F.Sch.)
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Siehe auch:

Der KKK [Katechismus der Katholischen Kirche] und die jüdische Religion

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In Nr. 839 (Seite 250) lesen wir:

Das Verhältnis der Kirche zum jüdischen Volk. . . . Im Unterschied zu den anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund. Das jüdische Volk besitzt „die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus” (Röm 9, 4-5), denn „unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt” (Röm 11, 29).

Diese Aussagen insinuieren (suggerieren, machen unterschwellig glauben), daß das jüdische Volk immer noch eine Vorzugsstellung habe und daß es immer noch das auserwählte Volk sei. Einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Stellen lassen stets Fehlinterpretationen zu. Man möge die Heilige Schrift zur Hand zu nehmen und den gesamten Römerbrief durchlesen, damit sofort einsichtig werde, wovon der heilige Paulus spricht.

Die Vorzüge, die Paulus aufzählt, gelten gegenüber den Heiden, und zwar in der vorchristlichen Zeit des Alten Bundes. Paulus sagt im selben Römerbrief, Kapitel 11, daß nur ein Rest des jüdischen Volkes gerettet wurde, nämlich jene, die an Jesus als den Christus, das heißt, den Messias und Gottes Sohn glaubten. Alle anderen Zweige wurden jedoch aus dem Wurzelstock ausgebrochen, weil sie nicht an den wahren Messias glaubten. Die nachchristlichen Juden, die sich nicht zu Christus bekehrten, sind heute „jenes Volk, das einst das auserwählte war“, wie Papst Leo XIII. in seinem Weihegebet sagte. Diese Stelle wurde später unter Johannes XXIII. gestrichen. Papst Leo XIII. betete in diesem Weihegebet auch für die künftige Bekehrung des vom Bunde mit Gott abgefallenen Volkes mit den Worten: „Möge das Blut, das einst auf sie herabgerufen wurde, einst als Bad der Erlösung (nämlich in der Taufe) auch sie überströmen.”
Der heilige Evangelist Johannes sagt in seinem ersten Brief in 2,23: „Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht.” Damit hat das einst auserwählte Volk auch seine Sohnschaft verloren; denn nur denen, die an Ihn, Jesus den Christus, glauben, „gab er Macht, Kinder Gottes zu werden” (Joh. 1,12).

In der Geheimen Offenbarung sagt der heilige Johannes: „Sie nennen sich Juden, aber sie sind die Synagoge Satans.” Das gilt vor allem von den zionistisch-freimaurerischen Juden unserer Zeit.

In Nr. 840 fährt der „KKK” fort:

Blickt man auf die Zukunft, so streben das Gottesvolk des Alten Bundes und das neue Volk Gottes ähnlichen Zielen zu: Die Ankunft (oder die Wiederkunft) des Messias. . . .

Wieso sind dies ähnliche Ziele? Die Verfasser des „KKK” halten die Gläubigen wohl für sehr dumm und unwissend! Die Christen wissen, daß der wahre Messias schon gekommen ist. Die Juden glauben dies nicht. Darin liegt keine Analogie, sondern ein kontradiktorischer Widerspruch. Zudem wissen wir aus dem Evangelium und der Lehre der Kirchenväter, daß die Juden zur Strafe dafür, daß sie den wahren Messias und Erlöser verworfen haben, den Antichristen für den Messias halten werden. Der Herr sagte: „Ein anderer wird in meinem Namen kommen — und den werdet ihr annehmen!”

Es gibt aber keinen größeren Gegensatz als zwischen Christus und — Antichristus! Gemäß den Plänen des neuen Rom sollen die Neukatholiken zusammen mit den Juden durch die Schaffung einer gerechteren Welt dem kommenden „Messias”, der nichts anderes sein wird als der Antichrist, den Weg bereiten. An einer solchen Ökumene darf und kann kein wahrer Christ teilnehmen.

[Pfr. i.R.] Werner Graus

Siehe auch:


So ging es zu und her bei der Kommunionspendung auf Lampedusa

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Aus dem Editorial von Roger Köppel in der “Weltwoche”:

Eben war Papst Franziskus auf der italienischen Insel Lampedusa, um ein Zeichen zu setzen gegen die «Globalisierung der Gleichgültigkeit».
Seine Appelle richten sich an das schlechte Gewissen Europas mit der Forderung, noch mehr nordafrikanische Flüchtlinge aufzunehmen. Der oberste Katholik ist bekannt dafür, die Bekämpfung der Armut ins Zentrum seines Wirkens zu stellen.
Dass der Pontifex sich der Armen annimmt, geht in Ordnung. Irritierend bleibt, dass in seinen Predigten der Begriff Eigenverantwortung fehlt. Armut ist für ihn ein Schicksal oder präziser: eine am Süden verübte Sünde, für die der Norden alles, der Süden hingegen nichts kann. Wäre es nicht brüderlicher, wenn die Afrikaner, die nach Norden streben, ihre Energien in den Dienst ihrer Heimatländer stellten? Sind die jungen Männer, die aus Nordafrika abwandern, wirklich alles Flüchtlinge?
Und hat der Norden die Pflicht, jeden Afrikaner aufzunehmen, der kommen will? Das Gebot der Nächstenliebe bedeutet Solidarität im Nahbereich. Franziskus predigt Fernstenliebe: Er fordert mehr Solidarität der Europäer für die Afrikaner, die ihrerseits wenig Solidarität untereinander zeigen. Böser Norden, armer Süden: Der neue Papst ist ein Freund bequemer Botschaften im weltanschaulichen Linksbereich. Die Medien bejubeln ihn.

Siehe:


Kommunionhelferinnen bei der Papstmesse auf Lampedusa

Kurze Analyse des Kurswechsels der Bruderschaft St. Pius X. (Textversion)

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Ist diese Schrift berechtigt?

Sie ist nicht nur berechtigt, sondern notwendig, da der hl. Thomas von Aquin sagt: „Man muss wissen, dass, wenn es eine Gefahr für den Glauben gäbe, die Untergebenen gehalten wären, ihre Prälaten zu rügen, sogar öffentlich“ (S.th. II-II, q.33, a.4, ad 2)[1].

Diese Schrift, die überall verbreitet werden soll, möchte zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen öffentlich auf den grundlegenden Kurswechsel, den die Priesterbruderschaft St. Pius X. vollzogen hat, aufmerksam machen, da er viel zu schwerwiegend ist, als dass noch stille Zurückhaltung und geduldiges Abwarten geboten wäre.

Worin besteht der Kurswechsel?

Während die Bruderschaft früher eine kanonische Normalisierung ohne vorhergehende lehrmäßige Einigung mit dem konziliaren Rom ablehnte, begehrt sie nun einen kanonischen Status trotz der bestehenden lehrmäßigen Streitpunkte.

Noch das Generalkapitel von 2006 legte in seiner Erklärung dar, dass „die Kontakte“, die die Bruderschaft „mit den römischen Autoritäten sporadisch unterhält, allein zum Ziel“ haben sollen, „ihnen zu helfen, sich die Tradition wieder zu eigen zu machen, die die Kirche nicht verleugnen kann, ohne ihre Identität zu verlieren, und nicht das Suchen eines Vorteils für die Bruderschaft selbst, oder ein unmögliches, rein praktisches ‚Abkommen‘ zu erreichen. An dem Tag, an dem die Tradition ihre Rechte wiedererlangt, ‚ist das Problem der Wiederversöhnung gegenstandslos und die Kirche wird eine neue Jugend finden‘ [Brief von Mgr. Lefebvre vom 2. Juni 1988 an Papst Johannes Paul II.].“[2]

Dagegen erklärte Pater Pfluger, der 1. Assistent von Bischof Fellay, in seinem Vortrag beim Spes-Unica-Sonntag in Hattersheim am 29. April 2012: „‚Kein praktisches Abkommen ohne eine lehrmäßige Einigung‘ – so lautete das Prinzip, mit dem die Piusbruderschaft in die Gespräche mit dem Heiligen Stuhl gegangen war. Doch die Verhandlungen der vergangenen beiden Jahre haben offenkundig werden lassen, dass die unterschiedlichen Standpunkte in zentralen Fragen der Kirchenlehre nicht überbrückt werden können. In den vergangenen Wochen wurde nun deutlich, dass Papst Benedikt XVI. so sehr an einer kanonischen Lösung für die Bruderschaft interessiert ist, dass er bereit ist, mit ihr ein Abkommen zu schließen, auch wenn diese die strittigen Texte des II. Vatikanischen Konzils und die Neue Messe nicht anerkennt. [...] Unter diesen Umständen hält es der Generalobere, Bischof Bernard Fellay, nicht für möglich, das Angebot des Papstes zurückzuweisen.“[3]

Das Generalkapitel vom Juli 2012 hat bereits „Bedingungen für eine eventuelle kanonische Normalisierung“[4] festgelegt. Diese Bedingungen, die u.a. von Pater Schmidberger in einem Interview mit der Kirchlichen Umschau (Sep. 2012) dargelegt wurden, zeigen einmal mehr, dass eine kanonische Normalisierung der Bruderschaft durch ein praktisches Abkommen verwirklicht werden soll, da die frühere Bedingung einer vorausgehenden lehrmäßigen Übereinkunft fallengelassen wurde.

Warum ist ein Abkommen mit dem konziliaren Rom abzulehnen?

Weil ein derartiges Abkommen, ganz nach dem Prinzip der falschen Ökumene, eine Einheit unter Missachtung der Wahrheit sucht. „Die Glaubenslehre zu übergehen, [...] bedeutet Gott selber zu übergehen bzw. ihn auszuklammern“, erklärt Bischof Williamson in seinem Eleison Kommentar vom 17. September 2010. „Wie könnte ein Diener Gottes jedoch Gott dienen, wenn er ihn übergeht bzw. ausklammert? Wer das näher betrachtet, sieht ein, dass es bereits der erste kleine Schritt in Richtung eines großen Glaubensabfalls ist!“[5]

Es besteht auch kein Zweifel daran, dass Rom, solange es vom Konzil überzeugt ist, letztlich nur beabsichtigt, die Bruderschaft zum Konzil zu führen. In einem Interview für Fideliter (Sep.-Okt. 1988) erläuterte Erzbischof Lefebvre die Lage zu seiner Zeit, die sich bis heute nicht geändert hat: „Wir haben nicht die gleiche Auffassung von der Wiederversöhnung. Kardinal Ratzinger sieht sie in dem Sinne, dass er uns unterwerfen und zur Anerkennung des II. Vatikanums bringen will. Wir sehen sie als eine Rückkehr Roms zur Tradition. Wir verstehen uns nicht; wir reden aneinander vorbei.“[6]

Auch Bischof Fellay erklärte deshalb noch im Mai 2010 in einem Interview für die Zeitschrift The Remnant: „Es ist vollkommen klar, dass jede praktische Lösung ohne eine gesunde, doktrinäre Grundlage direkt in eine Katastrophe führen würde [...] Wir haben alle diese abschreckenden Beispiele vor uns: Die Priesterbruderschaft St. Petrus, das Institut Christus König, und all die anderen Gemeinschaften sind lehrmäßig vollständig blockiert, weil sie zuerst die praktische Übereinkunft annahmen.“[7]

Aber hat nicht Erzbischof Lefebvre ein Abkommen befürwortet?

In der Tat hat sich der Erzbischof, auch wenn er sich von Anfang an stets klar von der konziliar durchdrungenen Amtskirche abgegrenzt hat, über viele Jahre hinweg um eine Verständigung mit dem konziliaren Rom bemüht und am 5. Mai 1988 sogar ein Protokoll über ein Einvernehmen mit Rom unterzeichnet, das einem praktischen Abkommen vorausgehen sollte.

Der Erzbischof hat allerdings bereits am Tag nach der Unterzeichnung des besagten Protokolls seine Unterschrift wieder zurückgezogen und diesen Schritt in seiner Predigt bei den Bischofsweihen vom 30. Juni 1988 folgendermaßen erklärt: „Wenn ich dieses Unternehmen gemeinsam mit Rom durchgeführt und die Absprachen, die wir unterschrieben haben, weitergeführt und in die Tat umgesetzt hätte, würde ich eine ‚Operation Selbstmord‘ durchführen. Das kann ich nicht. Es gibt keine Wahl. Es ist meine Pflicht, alles zu tun, damit wir überleben! Ich bin davon überzeugt, dass ich durch die heutige Konsekration dieser Bischöfe die Tradition fortsetze und ihr helfe zu überleben, das heißt, der katholischen Kirche!“[8]

Der Erzbischof äußerte sich über das Protokoll und die Verhandlungen mit Rom, die im Vorfeld stattgefunden haben, auch in Interviews mit der Zeitschrift Fideliter: Ich bin „zu diesen Verhandlungen nach Rom gefahren, jedoch ohne jegliches Vertrauen. [...] Ich wollte tatsächlich so weit wie möglich gehen, um unseren guten Willen zu zeigen“ (Ecône, 30.6.1989)[9]. „Manche Personen sagen zu mir: ‚Sie müssen sich mit Rom verständigen‘. Ich glaube, ich kann diesen Personen jetzt sagen, dass ich sogar weiter gegangen bin, als ich hätte gehen dürfen“ (Suresnes, 9.8.1990)[10].

In einer Pressekonferenz äußerte er sich wie folgt: „Man kann somit denken: Ihr hattet [Anm.: durch das Protokoll zugesichert] einen Bischof. Das ist gut. Ihr könntet ein wenig mehr Mitglieder in der römischen Kommission haben. Aber es ist nicht dies, was uns interessiert. Es ist das Grundproblem, das immer dahinter steht und das uns Angst macht. Wir wollen keine Mitarbeiter an der Zerstörung der Kirche sein“ (La conférence de presse de Mgr. Lefebvre, in: Fideliter. Mgr. Lefebvre et Rome. Le dossier complet, Sonderausgabe zum 29.-30. Juni, [1988], S. 19)[11].

Bereits am 14. Juli 1987 gab er Kardinal Ratzinger in einer Privataudienz zu verstehen: „Eminenz, selbst wenn Sie uns alles zugestehen: einen Bischof, eine gewisse Unabhängigkeit in Bezug auf die Ortsbischöfe, die Liturgie von 1962, die Weiterführung unserer Seminare… so können wir doch nicht zusammenarbeiten, weil wir nach zwei verschiedenen Richtungen hin wirken: Sie arbeiten auf die Entchristlichung der Gesellschaft, der Kirche hin, wir dagegen arbeiten an ihrer Verchristlichung.“[12]

War also Erzbischof Lefebvre letztlich strikt gegen ein Abkommen?

In einem Interview für Fideliter (Nov.-Dez. 1988) legte der Erzbischof dar, dass er Gespräche, die auf den Abschluss eines rein praktisches Abkommen abzielen, ablehnt: „Ich würde auf der lehrmäßigen Ebene die Frage stellen: ‚Sind sie einverstanden mit den großen Enzykliken aller Ihrer päpstlichen Vorgänger? […] Stimmen Sie mit diesen Päpsten und ihren Aussagen vollkommen überein? Billigen Sie den Antimodernisteneid noch? Treten Sie für das soziale Königtum Unseres Herrn Jesus Christus ein? Wenn Sie die Lehre Ihrer Vorgänger nicht annehmen, hat es keinen Sinn, miteinander zu reden. Solange Sie nicht bereit sind, das Konzil unter Bezug auf die Lehre Ihrer päpstlichen Vorgänger zu reformieren, ist ein Dialog weder möglich noch nützlich.‘“[13]

Am 8. Dezember 1988 sagte er in einem Vortrag in Flavigny: „Es wird uns oft die Frage gestellt, wann eine Einigung mit Rom möglich sein wird. Meine Antwort darauf ist einfach. Wenn Rom Unseren Herrn Jesus Christus wieder auf den Thron erhebt. Wir können mit den Personen, die Unseren Herrn entthronen, nicht eines Sinnes sein. Wenn sie Unseren Herrn eines Tages als König der Völker und der Nationen anerkennen, kehren nicht wir zu ihnen zurück, sondern die katholische Kirche, in der wir bleiben.“[14]

In seiner Ansprache an Priester in Ecône vom 6. September 1990 sagte er: „Einige Leute werden stets das Gras in des Nachbars Wiese bewundern… sie schauen auf unsere Gegner auf der anderen Seite. ‚Schließlich müssen wir lieb sein, müssen wir freundlich sein, dürfen wir nicht trennend sein, schließlich feiern sie die tridentinische Messe, sie sind nicht so schlecht, wie alle sagen‘ – aber sie verraten uns – verraten uns! Sie schütteln die Hände mit den Zerstörern der Kirche. Sie schütteln die Hände mit den Leuten, die modernistische und liberale Ideen vertreten, die von der Kirche verurteilt sind. Und so tun sie des Teufels Arbeit. Sie werden jetzt sagen: ‚Solange sie uns die alte Messe gewähren, können wir mit Rom Hände schütteln, kein Problem.‘ Aber wir werden sehen, wie es funktioniert. Sie sind in einer unmöglichen Situation. Unmöglich. Man kann nicht beides: Hände schütteln mit Modernisten und weiter die Tradition halten. Unmöglich. Unmöglich.“[15]

Wie begründet man den Kurswechsel?

Der Kurswechsel stützt sich auf drei irrtümliche Behauptungen.

I.) Rom habe sich geändert

Die erste dieser Behauptungen besteht darin, von einem Wandel in Rom zu sprechen, der auch eine neue Haltung der Bruderschaft erfordere. Dieser Wandel zeigt sich angeblich insbesondere (1.) durch das Motu proprio Summorum pontificum von 2007, das, so Pater Schmidberger, dem katholischen Messritus „wenigstens in gewissem Umfang“[16] wieder Heimatrecht zugestanden habe, (2.) durch die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bruderschafts-Bischöfe von 2009 und (3.) darin, dass Rom in den Jahren 2009 bis 2011 Lehrgespräche mit der Bruderschaft führte.

zu 1.) Durch das besagte Motu proprio wurde in Wahrheit der katholische Messritus nur einmal mehr gedemütigt, da es feststellte, dass der katholische Messritus zwar als außerordentliche Form niemals abgeschafft wurde, wohl aber als ordentliche Form vom konziliaren Messritus ersetzt wurde und zudem den katholischen Messritus, der Gott ehrt und die Seelen heiligt, mit dem konziliaren Messritus, der Gott beleidigt und die Seelen verdirbt, auf äußerst entwürdigende Weise auf eine Stufe stellt.

zu 2.) Durch die Aufhebung der Exkommunikation wurden in Wahrheit die vier Bruderschafts-Bischöfe nur einmal mehr gedemütigt und – was noch weit schlimmer ist – mit ihnen der Katholizismus selbst, um dessen Bewahrung willen sie sich zum Anschein exkommunizieren ließen, denn es handelte sich dabei, wie Rom ausdrücklich darlegte, um eine Aufhebung der gerechten und gültigen Exkommunikation aus Barmherzigkeit (Barmherzigkeit gibt mehr, als man verdient), anstatt um eine Zurücknahme der ungerechten und ungültigen Exkommunikation aus Gerechtigkeit (Gerechtigkeit gibt, was man verdient).

zu 3.) Durch die Lehrgespräche wurde in Wahrheit einmal mehr deutlich, dass Rom fest von der Richtigkeit der Konzilsirrtümer überzeugt ist.

Erzbischof Lefebvre stellte am 28. August 1987 in einem Brief an die vier von ihm ausersehenen Kandidaten für die Bischofsweihen fest, dass „dieses modernistische und liberale Rom sein Werk der Zerstörung der Herrschaft Unseres Herrn weiterverfolgt, wie Assisi und die Bekräftigung der liberalen Thesen des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Religionsfreiheit beweisen“[17].

Dass nun die Bruderschafts-Führung eine kanonische Normalisierung durch ein praktisches Abkommen plötzlich so heiß begehrt, obwohl sich Rom stets unermüdlich zum ganzen II. Vatikanum bekannte, obwohl 2011 der Assisi-Papst Johannes Paul II. seliggesprochen und obwohl im selben Jahr das 25jährige Jubiläum des ersten interreligiösen Gebetstreffens in Assisi feierlich begangen wurde, gibt sehr zu denken.

II.) Bruderschaft leide ohne kanonischen Status unter einem Mangel

Ein weiterer Irrtum, wodurch der Kurswechsel der Bruderschaft gerechtfertigt werden soll, besteht in der Behauptung, dass die Bruderschaft in der gegenwärtigen Situation ohne kanonischen Status an einem Mangel leide.

Pater Pfluger, der 1. Assistent von Bischof Fellay, vertrat in einem Interview für die Kirchliche Umschau (Nov. 2012) diese Ansicht: „Der Glaubensverlust in den kirchlichen Strukturen, von dem wir Gott sei Dank verschont sind, ist ja nur eine Seite der Krise. Die andere ist, dass auch wir unter einem Mangel leiden, nämlich dem der kanonischen Irregularität. Nicht nur der Zustand der nachkonziliaren Kirche ist unvollkommen, unserer auch. [...] Aber die Verpflichtung, aktiv für die Überwindung der Krise zu arbeiten, kann man nicht bestreiten. Und diese Arbeit beginnt bei uns selbst: Überwinden des anormalen kanonischen Zustandes.“[18]

Dagegen warnte Erzbischof Lefebvre am 9. September 1988 in Ecône davor, die sichtbare Kirche mit der konziliar durchdrungenen Amtskirche gleichzusetzen: „Die sichtbare Kirche erkennt man an den Zeichen, die sie von jeher als Merkmale ihrer Sichtbarkeit festgelegt hat: Sie ist einig, heilig, katholisch und apostolisch. Ich frage Sie: Wo finden sich die wahren Merkmale der Kirche? Eher in der Amtskirche (es handelt sich nicht um die sichtbare Kirche, es handelt sich um die Amtskirche) oder bei uns, in dem, was wir verkörpern, was wir sind? [...] Nicht wir verlassen die Kirche, sondern die Modernisten. Wer sagt ‚die sichtbare Kirche verlassen‘, der irrt, indem er Amtskirche und sichtbare Kirche gleichsetzt. Wir gehören sehr wohl zur sichtbaren Kirche, zur Gemeinschaft der Gläubigen unter der Autorität des Papstes, denn wir lehnen nicht die Autorität des Papstes ab, sondern das, was er tut [...] Verlassen wir demnach die Amtskirche? In gewisser Weise ja, ganz offensichtlich.“[19]

In einem Interview für Fideliter (Jul.-Aug. 1989) sagte der Erzbischof: „Es ist unfassbar, dass man bezüglich der konziliaren Kirche, im Gegensatz zur katholischen Kirche, von einer sichtbaren Kirche sprechen kann. Wir versuchen die katholische Kirche zu repräsentieren und fortzusetzen. Ich sage nicht, dass wir die katholische Kirche sind. Das habe ich nie gesagt. [...] Aber wir repräsentieren die katholische Kirche wirklich so, wie sie früher war. Wir setzen das fort, was die katholische Kirche allezeit vollbracht hat. Gerade dadurch haben wir die Kennzeichen der sichtbaren Kirche – die Einheit, die Katholizität, die Apostolizität, die Heiligkeit. Das macht die sichtbare Kirche aus.“[20]

Tatsächlich wäre ein fehlender kanonischer Status im Normalfall ein schwerwiegender Mangel. Doch es besteht nun einmal ein außerordentlicher Notstand, da die gesamte Amtskirche von einem anti-katholischen Konzil gänzlich beherrscht wird. Aus diesem Grund ist die Ablehnung einer kanonischen Regelung eine unerlässliche Schutzmaßnahme, um die Bruderschaft als letzte weltweite katholische Bastion zu erhalten.

Im September 1988 sagte Erzbischof Lefebvre in einem Interview für Fideliter: „Wenn wir von diesen Leuten Abstand nehmen, es ist genauso wie mit Aids-Kranken. Man will sich nicht von dieser Krankheit anstecken lassen. Diese aber haben ein geistiges Aids, eine ansteckende Krankheit. Will man gesund bleiben, so soll man nicht mit ihnen verkehren.“[21]

Bischof Williamson drückt sich in seinem Eleison Kommentar vom 19. Mai 2012 ähnlich aus, insofern er davon schreibt, dass es „die Bruderschaft tunlichst vermeiden“ sollte, „zu einem Teil des kranken konziliaren Ganzen zu werden. Denn der gesunde Zweig, der auf das kranke konziliare Gewächs aufgepfropft wird, würde sich unbedingt die konziliare Erkrankung holen.“[22]

III.) Die Bruderschaft könne Rom bekehren, indem sie sich Rom unterstellt

Der dritte Irrtum, durch den man den Kurswechsel der Bruderschaft zu begründen versucht, liegt in der Meinung, „das, was man die Konzilskirche nennt, das heißt, diese Sekte, die die katholische Kirche besetzt hält“ (Bischof Tissier de Mallerais, Predigt in Villepreux, 19.5.2013)[23] bekehren zu können, indem man in sie eintritt.

André Cagnon führte am 30. Juni 1989 ein Gespräch mit Erzbischof Lefebvre für die Zeitschrift Fideliter: „Manche behaupten: Der Erzbischof hätte das Abkommen mit Rom annehmen sollen. Wäre die Bruderschaft eines Tages anerkannt und die Suspendierungen aufgehoben worden, hätte er im Inneren der Kirche wirksamer tätig werden können. Jetzt steht er außerhalb der Kirche.“

Der Erzbischof antwortete darauf: „Solche Worte können leicht beiläufig gesagt werden. Was soll das bedeuten, sich ins Innere der Kirche stellen? Vor allem, von welcher Kirche wird gesprochen? Sollte es sich um die konziliare Kirche handeln, müssten wir also in diese konziliare Kirche eintreten, obwohl wir zwanzig Jahre lang mit ihr gerungen haben, weil wir die katholische Kirche wollen. Wir müssten sie sozusagen wieder katholisch machen. Das ist eine vollkommene Illusion. Nicht die Untergebenen formen die Oberen, sondern die Oberen die Untergebenen. In der gesamten heutigen römischen Kurie und inmitten aller Bischöfe dieser Welt, die progressistisch sind, wäre ich vollkommen untergegangen.“[24]

Aber warum soll man sich sorgen, da bisher kein Abkommen zustande gekommen ist?

Weil nicht erst das Gelingen, sondern bereits der Versuch, ein derart schädliches Abkommen zu schließen, beunruhigen sollte. „Das Problem ist weniger das Abkommen als das Verlangen nach irgendeinem Abkommen, das der Bruderschaft offizielle Anerkennung bringen würde“, erläutert Bischof Williamson in seinem Offenen Brief an die Bruderschafts-Priester vom 28. März 2013, „und dieser Wunsch ist immer noch sehr stark vorhanden.“[25]

Zudem bestünde wohl schon längst ein Abkommen, hätte Rom nicht die Doktrinelle Erklärung vom 15. April 2012, die Bischof Fellay als Grundlage für ein praktisches Abkommen vorgesehen hatte, überraschend abgelehnt. Diese Doktrinelle Erklärung, die eigentlich geheim bleiben sollte, obwohl sie naturgemäß öffentlich ist, weil sie alle unsterblichen Seelen betrifft, ist noch verwerflicher als ein rein praktisches Abkommen, insofern sie bereits inhaltlich die Hermeneutik der Kontinuität annimmt, die vorgibt, dass das gesamte Konzil mit der vorkonziliaren Lehre in Einklang gebracht werden kann.

Tendiert diese Schrift zum Sedisvakantismus?

Die meisten Abkommens-Gegner lehnen, wie Erzbischof Lefebvre, den Modernismus ab, ohne dabei den Sedisvakantismus zu vertreten. So schreibt auch Bischof Williamson bezüglich der konziliaren Autoritäten: „Selig sind jene Katholiken, welche die Irrtümer dieser Kirchenautoritäten verabscheuen und trotzdem deren Amt in Ehren halten.“[26]

Pater Zaby stellt an seine Mitbrüder in einem Brief die Frage: „Nun sollte es nicht mehr möglich sein, dem konziliaren Rom im Ungehorsam zu widerstehen außer als Sedisvakantist? Sind damit die Oberen der Bruderschaft nicht von ihrer bisherigen Linie abgewichen, nämlich dass man dem Papst ungehorsam sein kann oder sogar muss, ohne zugleich notwendig sein Papstsein zu leugnen? Sind sie damit nicht ihrerseits ganz auf die sedisvakantistische Argumentation eingeschwenkt: entweder anerkennt man den Papst, dann muss man ihm auch gehorchen, oder man anerkennt ihn eben nicht? Somit würde man den Sedisvakantisten ja sogar letztlich recht geben und zugestehen, dass man all die Jahre über im Irrtum war und einer falschen Ideologie angehängt ist.“[27]

Soll diese Schrift den Frieden stören?

Diese Schrift soll den falschen Frieden der Welt stören, gemäß den Worten Unseres Herrn: „Denket nicht, ich sei gekommen, Frieden auf Erden zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, einen Menschen ‚zu entzweien mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter, und des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein‘ [Mich 7,6].“ (Mt 10,34-36)

Diese Schrift soll aber zum wahren Frieden in Gott führen, gemäß den Worten Unseres Herrn: „Frieden lasse ich euch zurück, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz erschrecke und verzage nicht!“ (Joh 14,27)

„Wer also ein Freund der Welt sein will, macht sich zum Feinde Gottes“ (Jak 4,4). Der weltliche und der göttliche Friede sind unvereinbar, sie schließen einander aus.

Wie können wir weiter vorgehen?

Für die Erhaltung unseres hl. katholischen Glaubens wird jeder wahre Katholik das tun, was ihm möglich ist.

Wir können öffentlich unsere Stimme gegen den neuen Kurs der Bruderschaft erheben, wobei wir freilich auch in Kauf nehmen müssen, dass man uns in den Kapellen Hausverbot erteilt und u.U. sogar den Empfang der Sakramente verweigert. Bedenken wir, dass wir durchaus ohne die hl. Sakramente, aber nicht ohne den alleinseligmachenden katholischen Glauben gerettet werden können. Die Katholiken in Japan mussten über Jahrhunderte hinweg auf die Sakramente verzichten, bewahrten den Glauben jedoch durch das Rosenkranzgebet. Es ist zudem eine Auszeichnung für uns, wenn wir wegen unseres Treuebekenntnisses zu Unserem Herrn ausgeschlossen werden sollten.

Wir können Bischof Williamson sowie jene Priester und Orden durch unsere Gaben unterstützen, die den neuen Kurs der Bruderschaft bereits eindeutig in aller Öffentlichkeit ablehnen, da sie von der Bruderschaft nichts mehr erhalten und wir uns sicher sein können, dass diese Geistlichen dem Weg treubleiben, den uns Erzbischof Lefebvre gewiesen hat.

Wir können mit unseren Priestern sprechen und ihnen zu verstehen geben, dass wir den neuen Kurs der Bruderschaft gänzlich ablehnen und sie ermutigen, ihre Stimme zu erheben und ihnen in diesem Fall unsere Unterstützung zusichern. Die Geistlichen haben es besonders schwer, da sie, wenn sie nicht schweigen wollen, mit entsprechenden Konsequenzen bis hin zum Ausschluss aus der Bruderschaft rechnen müssen.

Auch die Gläubigen müssen wir über die verhängnisvolle Neuausrichtung der Bruderschaft informieren.

Wir können Unserem Herrn Gebet und Opfer darbringen, damit er sich unser erbarmt und uns vor allem auch an die allerseligste Jungfrau Maria wenden, die uns niemals im Stich lassen wird.

Haben wir Mut, denn wir können wahrhaftig aus ganzem Herzen jene Worte wiederholen, die Erzbischof Lefebvre in seinem Vortrag am 22. August 1976 in Ecône sprach: „Wir sind mit zweitausend Jahren Kirche und nicht mit [ein paar Jahrzehnten] einer neuen Kirche, einer Konzilskirche.“[28]

Kontaktmöglichkeiten:

Gerne kann auch Kontakt aufgenommen werden mit Christian Schenk, dem Verfasser dieser Schrift (E-Mail: schenkchristian1@gmail.com; Mobil-Telefon: 0176 75066415) und mit seiner Mitarbeiterin Simone Mai (E-Mail: Mai-Simone@t-online.de).

Weitere Informationsquellen:

Im Internet findet man weitere Informationen auf der Seite des Widerstands gegen den neuen Kurs (http://mitderimmaculata.blogspot.de/) sowie in den wöchentlichen Eleison Kommentaren von Bischof Williamson, die man kostenlos abonnieren kann, um sie dann per E-Mail zu erhalten (http://www.dinoscopus.org/deutsch/deutschwichtigsten.html)

Spendenmöglichkeiten:

Bischof Williamson hat die St. Marcel Initiative (http://www.stmarcelinitiative.com/) gegründet, die jene unterstützt, die öffentlich gegen den Kurswechsel protestieren. Die Karmelitinnen von Brilon-Wald freuen sich auch über jede direkte Unterstützung: Sparkasse HSL Brilon; BLZ 416 517 70; Kto. 56 267; IBAN: DE58 4165 1770 0000 0562 67; BIC: WELADED1HSL

Quellennachweis

Die Zitate wurden in der neuen Rechtschreibung und der äußeren Form vereinheitlicht. Fehler (z.B. in der Grammatik) wurden nicht übernommen.

[1] Zitiert nach: Rechtmäßiger Ungehorsam gegen die Autorität; http://pius.info/lehramt/7858-rechtmaessiger-ungehorsam-gegen-die-autoritaet

[2] Brief an Gläubige und Erklärung des Generalkapitels; http://www.fsspx.org/en/a_fraternite/aa_Documents/aa_From-the-SSPX/Brief-an-Glaubige-und-Erklarung-des-Generalkapittels-automaticaly-imported/

[3] Abkommen mit Rom auch ohne lehrmäßige Einigung; http://www.spes-unica.de/aktuell/nachrichten/2012/120501_abkommen/

[4] Grundsatzerklärung des Generalkapitels; http://pius.info/generalhaus/stellungnahmen/6988-grundsatzerklaerung-des-generalkapitels-

[5] Eleison Kommentare CLXVI. ― Samstag, den 17. September 2010: Doktrin – warum? II.; http://eleisonkommentar.blogspot.de/2010/09/ec-166-doktrin-warum-ii.html

[6] Zitiert nach: Katechismus der Krise der Bruderschaft; http://mitderimmaculata.blogspot.de/2013/03/katechismus-der-krise-der-bruderschaft.html

[7] Zitiert nach: Eleison Kommentare CLXV. ― Samstag, den 11. September 2010: Doktrin – warum?; http://eleisonkommentar.blogspot.de/2010/09/ec-165-doktrin-warum.html

[8] Predigt von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre am 30. Juni 1988 in Ecône (Bischofskonsekration von 4 Priestern); http://pius.info/erzbischof/predigten/174-bischofskonsekration_von_4_priestern_econe_1988

[9] Interview von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre am 30. Juni 1989 in Ecône. Für die Zeitschrift „Fideliter“. Redakteur André Cagnon. Ein Jahr nach den Bischofskonsekrationen; http://pius.info/erzbischof/dokumente/240-interview_(ein_jahr_n_d__bischofskonsekration)__1989

[10] Interview von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre am 9. Dezember 1990 in Suresnes (Paris). Für die Zeitschrift „Fideliter“. Redakteur André Cagnon. Zwanzigjähriges Bestehen der Priesterbruderschaft St. Pius X.; http://pius.info/erzbischof/dokumente/241-interview_(20-jähriges_bestehen_der_priesterbruderschaft)__1990

[11] Zitiert nach: P. Gérard Mura, Bischofsweihen durch Erzbischof Lefebvre. Theologische Untersuchung der Rechtmäßigkeit, Zaitzkofen 1992, S. 46 f.

[12] Zitiert nach: Mitteilungsblatt für den deutschen Sprachraum, August 2008

[13] Zitiert nach: P. Juan Carlos Ortiz, Die neue „Hermeneutik“ Mgr Fellays. Hat die Bruderschaft ihren Standpunkt geändert?; http://poschenker.wordpress.com/2013/05/07/die-neue-hermeneutik-mgr-fellays-pater-juan-carlos-ortiz/

[14] Vortrag von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre im Seminar Saint Curé d’Ars am 8. Dezember 1988 in Flavigny-sur-Ozérain (Die Lage vor und nach den Bischofskonsekrationen); http://pius.info/erzbischof/vortraege/115-die_lage_vor_und_nach_den_bischofskonsekrationen_flavigny_1988

[15] Zitiert nach: Stephen Fox, Ist diese Operation Selbstmord?; https://www.box.com/s/cg15ck7wupbq7fqincdq

[16] P. Franz Schmidberger, Vorwort zum Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X., Juni 2013, S. 2

[17] Brief von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre an seine zukünftigen Bischöfe vom 28. August 1987, Adveniat regnum tuum; http://www.fsspx.at/index.php?option=com_content&view=article&id=13&Itemid=14&show=191

[18] Interview mit Pater Niklaus Pfluger (1. Assistent); http://pius.info/archiv-news/734-beziehungen_zu_rom/7277-interview-mit-pater-niklaus-pfluger-1-assistent

[19] Zitiert nach: Katechismus der Krise der Bruderschaft; ebd.

[20] Interview von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre am 30. Juni 1989 in Ecône; ebd.

[21] Zitiert nach: Vortrag von Pater Gleize (FSSPX) zur Kirchenkrise; http://pius.info/archiv-news/892-kirchenkrise/7875-vortrag-von-pater-gleize-fsspx-zur-kirchenkrise#_ftn3

[22] Eleison Kommentare CCLIII. ― Samstag, den 19. Mai 2012: Benedikts Ökumenismus V.; http://eleisonkommentar.blogspot.de/2012/05/ec-253-benedikts-okumenismus-v.html

[23] Predigt von Mgr. Tissier de Mallerais am 19. Mai 2013, am Hochfest von Pfingsten in Villepreux während der Chartres-Wallfahrt; http://poschenker.wordpress.com/2013/05/28/predigt-von-mgr-tissier-de-mallerais-am-19-mai-2013-am-hochfest-von-pfingsten-in-villepreux-wahrend-der-chartres-wallfahrt/

[24] Interview von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre am 30. Juni 1989 in Ecône; ebd.

[25] Der Offene Brief vom 28.3.2013 an die Priester der FSSPX von Bischof Richard Williamson; http://poschenker.wordpress.com/2013/03/30/der-offene-brief-vom-28-3-2013-an-die-priester-der-fsspx-von-bischof-richard-williamson/

[26] Eleison Kommentare CCLXXIX. ― Samstag, den 17. November 2012: Schwerwiegendes Problem; http://eleisonkommentar.blogspot.de/2012/11/ec-279-schwerwiegendes-problem.html

[27] Brief von Pater Bernhard Zaby, Spiritual des Karmels von Brilon-Wald, an seine Mitbrüder; http://poschenker.wordpress.com/2013/04/16/fsspx-brief-von-pater-bernhard-zaby-spiritual-des-karmels-von-brilon-wald-an-seine-mitbruder/

[28] Zitiert nach: Vortrag von Pater Gleize (FSSPX) zur Kirchenkrise; ebd.

Quelle: Gloria.tv: CSc 3.7.2013 11:17:19


Der neue Ordo der Heiligen Messe [N.O.M.] –“Die Einheit in der Irrlehre”?

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Von Pierre Tilloy. Aus dem Französischen übersetzt von Eduardo Hugentobler, St. Gallen

3. Fortsetzung

b) Veränderungen im Gebrauch der Heiligen Schrift innerhalb der Liturgie

Neben den tiefgreifenden Änderungen und Verfälschungen, deren sich der Novus Ordo Missae vor allem im Bereiche der eigentlichen Opferhandlung schuldig macht, und wodurch die Heilige Messe in ihrem Wesen, in ihren Akten und in ihrer Zwecksetzung sich völlig entfremdet, denaturiert und zerstört wird, drängt sich uns auch noch eine weitere, unseren Vätern und Vorfahren im heiligen Glauben gänzlich unbekannte und fremde Neuerung auf, welche es uns ebenfalls vollkommen unmöglich macht, sowohl die “Liturgie” des neuen Ordo als auch des neuen “Calendarium Romanum” als fernerhin noch katholisch zu akzeptieren: es handelt sich nämlich um jene unerhörte Neuerung, von der man sich gleichsam wie dank einer stillschweigenden Übereinkunft gewohnt ist, als der “Liturgie des Wortes” zu sprechen. Und noch bevor wir zum Beweis unserer These schreiten, wollen wir ganz offen und klar das Kind beim Namen nennen und feststellen, daß es sich bei dieser neuen “Liturgie des Wortes” wieder einmal mehr ­wie könnte es auch anders sein — um den liturgischen Triumph original protestantisch-reformatorischer Grundsätze handelt: es ist nichts anderes als die alte formelle Häresie des berüchtig­ten “Sola Scriptura” der sogenannten “Reformatoren” und ihrer Anwendung auf die heilige Liturgie, wie dies im 16. Jahr­hundert durch die Protestanten, und im 17. und 18. Jahrhun­dert durch die Jansenisten geschehen ist! —

Wie lauten nun diese Thesen, und die sich aus ihnen ergeben­den Konsequenzen für die Heilige Liturgie, wie sie Protestan­ten und Jansenisten vertraten? — Papst Clemens XI führt sie in seiner berühmten Bulle “Unigenitus” vom 8. September 1713 in vollem Wortlaut an, um sie im gleichen Atemzug zu verdammen:

  • Satz 79: “Es ist zu jeder Zeit, an jedem Orte und jeder Art von Menschen nützlich und heilsam, den Geist, die Frömmigkeit und die Geheimnisse der Heiligen Schrift zu erforschen und kennen zu lernen.”
  • Satz 80: “Das Lesen der Heiligen Schrift ist für alle.”
  • Satz 81: “Das heilige Dunkel des Wortes Gottes ist für die Laien kein Anlass, sich vom Lesen der­selben zurückzuhalten.”
  • Satz 82: “Der Sonntag soll von den Christen durch fromme Lektüre geheiligt werden, und beson­ders durch das Lesen der Heiligen Schrift. Es ist verdammlich, den Christen von dieser Le­sung abzuziehen.”
  • Satz 83: “Es ist eine Täuschung, sich zu überreden, daß die Kenntnisse der Religionsgeheimnisse nicht durch das Lesen der heiligen Bücher den Frauen mitgeteilt werden müsste. Nicht durch die Ein­falt der Frauen, sondern durch die hochmütige Wissenschaft der Männer ist der Missbrauch der Heiligen Schriften entstanden und sind die Ketzereien aufgekommen.”
  • Satz 84: “Das Neue Testament den Händen der Christen entreissen oder es ihnen verschliessen, indem man sie um das Mittel bringt, es zu verstehen, das heisst, ihnen den Mund Christi zustopfen.”
  • Satz 85: “Den Christen das Lesen der Heiligen Schrift, besonders des Evangeliums, zu verbieten, heisst den Kindern des Lichtes den Gebrauch des Lichtes untersagen und machen, daß sie eine Art Exkommunikation erleiden.

Dom Guéranger zieht deshalb mit Recht aus obenstehenden, kirchlich verurteilten Sätzen folgende Konsequenzen für die heilige Liturgie:

“Aus den obenerwähnten Sätzen folgt, daß die Heilige Schrift für alle da ist, und die Laien trotz deren oftmaliger Dunkelheit im Ausdruck keinesfalls vom Lesen und Stu­dieren derselben entbunden sein sollen; folglich wird man also kaum genug zu Übersetzungen der Heiligen Schrift in die Volkssprachen ermutigen können, und da diesen ver­urteilten Thesen zufolge auch die Liturgie in erster Linie den Charakter dogmatischer Unterweisung hat, muss auch sie durch eine Übersetzung in die Vulgärsprachen dem Volke zugänglich gemacht werden.”

Ferner folgt aus den oben erwähnten Sätzen, daß wenn der Sonntag von den Christen durch das Lesen der Heiligen Schrift geheiligt werden muss und demzufolge ein Verbot dieser Lek­türe selbst für einfache Frauen etwa gleich viel heisst, wie die Kinder des Lichtes eine Art geistiger Exkommunikation er­dulden zu lassen — es durchaus angezeigt ist, die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres aus der Gesamtheit der Kirchlichen Offizien herauszustreichen, da diese ja die hauptsächlichste und erste Lektüre der Gläubigen sind, und alle jene Ausdrücke und liturgischen Formeln aus ihnen zu entfernen, die als Frucht göttlich-menschlichen Zusammenwirkens am Baume der ech­ten, katholischen und apostolischen Tradition gewachsen und gereift sind, um sie durch besonders ausgewählte Stellen der Heiligen Schrift zu ersetzen, welche dem Verständnis der Gläubigen durch eigens zu diesem Zwecke angefertigte Über­setzungen in die Volkssprache zugänglich sind. Doch da diese Übersetzungen ihren Zweck nur höchst unvollkommen er­füllen würden, und der lateinische Text der Kirchlichen Offi­zien als einziger, der zu verwenden ist, in Frage kommt, stellt Pasquier Quésnel folgenden Satz 86 auf:

  • Satz 86: “Dem einfältigen Volk diesen Trost zu rauben, seine Stimme mit der Stimme der ganzen Kir­che zu vereinigen, ist ein der apostolischen Übung, und der Absicht Gottes entgegenge­setzter Brauch.”

(Vgl. “Les Institutions Liturgiques”, Tome II, p. 131-132).

Wir haben schon an anderer Stelle gezeigt und nachgewiesen, wie reibungslos und würdig der gegenwärtige Triumph der Vulgärsprachen in der Feier der Heiligen Liturgie sich in den häss­lichen Rattenschwanz der Häresien aller Jahrhunderte ein­ordnen und einverleiben lässt, in offenstem und gröbstem Gegensatz zur ununterbrochenen, universalen und heiligen Tradition der einzig rechtgläubigen Lehre, wie sie nur die Eine, Heilige, Katholische, Apostolische und Römische Kir­che seit den Tagen des ruhmvollen Martyriums der seligen Apostelfürsten Petrus und Paulus mit ängstlicher Sorgfalt be­wahrt, überliefert und verteidigt hat. Doch was wir im Augen­blick vor all diesen Aspekten uns vorerst einmal merken wollen, ist die Tatsache, daß man nur in gröbstem Widerspruch zur Bulle “Unigenitus” und damit auch zur ganzen katholischen Tradition behaupten kann, daß

  1. die Heilige Schrift für alle da sei, trotz ihrer auch von Quesnel zugegebenen Dunkelheit;
  2. es ein Unglück und Unrecht sei, die Laien vom Studium der Heiligen Schrift zu entbinden;
  3. es ein Verstoss wider die Apostolische Regel und die Absicht Gottes sei, das einfache Volk diesbezüglich abseits zu halten;
  4. die Heilige Schrift grundsätzlich biblischen Wortlaut auf­weisen müsse, und jeglicher Ausdruck, der Frucht der katholischen Tradition ist, zu vermeiden oder abzuschaf­fen sei.

Wohlan denn: wir behaupten nichts weniger als daß diese vier von der Bulle “Unigenitus”, also durch das Höchste Kirchliche Lehramt verurteilten Sätze, die in schreiendem Gegensatz zur rechtgläubigen katholischen Tradition stehen und schwere Be­leidigungen der Katholischen Kirche darstellen, welche von ihr selbst unaufhörlich bekämpft und als häretisch verurteilt wur­den, — in den betreffenden römischen Dokumenten

  1. formell
  2. in applizierter Weise

vorhanden sind, die wir deshalb zurückweisen.

Wir finden diese vom Kirchlichen Lehramt schon längst als häretisch verurteilten Sätze Pasquier Quesnels zuerst einmal im Text der Apostolischen Konstitution “Missale Romanum”, die der Feder des Heiligen Vaters entstammt, allwo sie plötz­lich fröhliche Urständ feiern, wie die sorgfältige Analyse des folgenden Textes beweist:

“Gemäß der Vorschrift des II. Vatikanischen Konzils, welche anordnet, daß den Gläubigen innert einer festge­legten Anzahl von Jahren der wichtigste Teil der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testamentes vorgelesen wer­den müsse, wurden alle Sonntagslektionen auf einen Drei­jahreszyklus verteilt. Weiter gehen an Sonn- und Feiertagen der Epistel und dem Evangelium jeweils Lesungen aus dem Alten Testament, oder in der österlichen Zeit, aus der Apostelgeschichte, voraus. Auf diese Weise wird der Dyna­mismus (? processus) des Heilsmysteriums deutlicher her­vorgehoben, und zwar durch den Text der Göttlichen Offenbarung selbst. (verbis Dei revelatis.) So können sich die Gläubigen an den Festtagen überreichlich an den wichtigsten Texten der Heiligen Schrift nähren, während ihnen an den übrigen Tagen die anderen Teile der Heiligen Schrift zu­gänglich gemacht werden.

Dies alles ist klug und vernünftig angeordnet worden, so daß bei den Gläubigen sich immer mehr der “Hunger nach dem Worte Gottes” regen und entwickeln möge, das unter der Führung des Heiligen Geistes das Gottes­volk des Neuen Bundes zur vollkommenen Einheit der Kirche hingeleitet. Wir haben deshalb die lebendige Zu­versicht, daß Priester und Gläubige ihre Herzen hinfort in noch heiligerer Weise auf das Abendmahl des Herrn vorbereiten und sich durch immer tiefere Betrachtung der Heiligen Schrift von Tag zu Tag mehr von den Herren­worten nähren mögen. Daraus folgt, gemäß den Wünschen des II. Vatikanischen Konzils, daß die Heilige Schrift für alle zugleich eine unerschöpfliche Quelle geistigen Lebens, ein Mittel und Werkzeug ersten Ranges für die Überlie­ferung der christlichen Lehre und schließlich zum Mark der ganzen Theologie werde. (sive praecipuum christianae doctrinae tradendae argumentum, sive demum cuiusvis theologicae institutionis medulla ab omnibus habeantur.)” ­(Vgl. Trad. de la D.C. No 1541, cf Ordo Missae, p. 10-1 1).

Der geneigte Leser wird sich das Lehrstück, das ihm die unter­strichenen Stellen dieses vorliegenden Textes erteilt haben, sicher zu Herzen nehmen und sich seinen Reim darauf ma­chen: Von nun an müssen also alle Christgläubigen ohne Unter­schied und Rücksicht auf ihre Vorbereitung direkten Zugang zur Heiligen Schrift haben, nicht bloß zur Förderung ihres geistlichen Lebens, sondern auch — und zwar nicht zuletzt — zur Entgegennahme der “christlichen Lehre”, was, — wenn auch nicht unbedingt und eigentlich durch das Sola-Scriptura­-Prinzip der Reformatoren, so bestenfalls und zumindest doch ohne Kirchliches Lehramt, unter der angeblich “alleinigen Führung des Heiligen Geistes” vor sich geht.

Es ist dies eine Lehre, die ganz und gar nicht eine echte Neuheit, sondern schlicht und einfach bloße Neuauflage einer alten, schon längst verurteilten protestantischen Häresie darstellt; weit entfernt davon, eine gesunde Neuheit in der Erkenntnis der Kirche zu sein, ist sie in Wirklichkeit eine im Grunde genom­men antikatholische Neuerung, die in schroffstem Widerspruch zur Apostolischen Tradition steht, wie sie uns von der Römi­schen Kirche unversehrt überliefert wurde. Sie stellt ein neues, ein falsches Evangelium dar, in Gegensatz zu dem, was uns die heiligen Apostel verkündet haben; ergo kommen wir nicht umhin, zu erkennen, daß der Fluch des Apostolischen Anathem auf ihm lastet, in den auch wir mit den Päpsten und Kirchen­lehrern aller Jahrhunderte miteinstimmen müssen, um Jenem treu zu bleiben, dem die Schlüssel des Himmels und der Erde anvertraut sind, und wir fühlen uns verpflichtet, dies solange zu tun, als man uns nicht klar vor Augen geführt hat, daß ein einziger Papst als einzelnes und im Hinblick auf die säkulare Reihe seiner glorreichen Vorgänger unbedeu­tendes Glied in der heiligen Kette der Apostolischen Sukzession der Nachfolger Petri und Stellvertreter Christi das Recht und die Vollmacht hat, all jene Grundsätze und häresie­verdächtigen liturgischen Praktiken sich zu eigen zu machen und zu vertreten, die seine Vorgänger auf der Apostolischen Cathedra ohne zu zögern und ohne eine einzige Ausnahme verworfen und verdammt haben.

So verurteilt und verwirft Papst Pius VI in seiner Bulle, die von seinem Nachfolger, Pius VII in seiner am 26. Juni 1805 im geheimen Consistorium gehaltenen “Allocution” als “dog­matische Bulle “Auctorem fidei” bezeichnet wird, im Jahre 1794 85 Sätze der jansenistisch-aufklärerisch gesinnten, berüchtigten Synode von Pistoja, die unter dem “Vorsitz” des ganz den Plattitüden der Aufklärung verfallenen Bischofs von Prato und Pistoja, Scipione de Ricci, vom 18./28. Sep­tember 1786 unter dem Patronat des josephinisch gesinnten Erzherzogs Leopold stattfand. Der damalige Heilige Vater, Papst Pius VI hebt in seiner Bulle ausdrücklich hervor, daß es sich bei dieser Verurteilung um eine Kundgebung des Authen­tischen Kirchlichen Lehramtes, und keinesfalls bloß um eine zeitgebundene fromme Privatmeinung des Stellvertreters Chri­sti handelt.

— “Da er (d.h. Scipione de Ricci) nun auf diese dargebotene Wohltat wegen Kränklichkeit einzugehen nicht für gut fand, so können wir nicht länger mehr anstehen, unserem ober­hirtlichen Amte genug zu tun. Es handelt sich nicht von der Gefahr der einen oder anderen Kirche, denn “die allgemeine Kirche wird von jeder Neuerung angefochten”. Allenthalben wird nicht allein schon längst ein Urtheil des höchsten Apostolischen Stuhles erwartet, sondern durch inständig wie­derholtes Bitten dringend gefordert. ES SEI FERN, DASS DIE STIMME PETRI AUF DIESEM SEINEM SITZE JEMALS SCHWEIGE, AUF WELCHEM DIESER, IMMER LEBEND UND GEGENWÄRTIG DEN VERLANGENDEN DIE WAHR­HEIT DES GLAUBENS DARBIETET. Eine längere Nachsicht ist in derlei Dingen nicht ratsam, da es fast ein ebenso grosses Verbrechen ist, hierin nachsichtig zu sein, als SOLCHES GOTTLOSE zu verkünden. Eine solche Wunde muss daher ausgeschnitten werden, weil durch sie nicht nur ein Glied leidet, sondern DEM GANZEN KÖRPER DER KIRCHE VERDERBEN droht. Und daher muss mit Hilfe des Gött­lichen Wohlwollens vorgesehen werden, DASS NACH ENT­FERNUNG DER SPALTUNGEN der Katholische Glaube unverletzt erhalten werde, und diejenigen, deren Glaube be­währt erfunden wurde, durch unser Ansehen gestärkt werden, nachdem solche, die das Verkehrte verteidigen, vom Irrtum zurückgerufen werden. Wir haben daher nach Anrufung des Lichtes des Heiligen Geistes sowohl durch unsere als auch der frommen Christgläubigen besondere und öffentliche Gebete, nachdem wir alles vollständig und reiflich überlegt haben, aus den Akten und Dekreten der genannten Synode (von Pistoja, Anm. d. Übers.) mehrere Propositionen, Lehren, Aus­sprüche, sie mögen ausdrücklich vorgetragen oder durch Zwei­deutigkeit versteckt sein, mit Hinzufügung ihrer und einer jeden Anmerkung und Censuren; wie oben gesagt, zu verdammen und zu verwerfen für wert erachtet, so wie wir sie durch diese unse­re auf ewige Zeiten gültige Constitution verdammen und ver­werfen.” -

Es sind u.a. folgende:

“Von der Verdunkelung der Wahrheiten in der Kirche.” (im Jahre des Herrn 1969: Konstantinische Klammer der Kirche” -”Fehlentwicklungen durch die Gegenreformation” ­”Kirche = Grab Gottes” genannt – Anmerkung des Übers.)

I. “Die Proposition, welche behauptet, “in diesen letzteren Zeiten der Kirche habe sich eine allgemeine Dunkelheit über die wichtigeren Glaubenswahrheiten, die sich auf die Religion beziehen und die Grundlage der Glaubens-und Sittenlehre Jesu Christi sind, gelegt,

ist häretisch.

“Von der der Gemeinschaft der Kirche beigelegten Gewalt, damit sie durch diese den Hirten mitgeteilt werde.”

(Vgl. folgende Nummern der “Institutio Generalis ad Missale Romanum”, deutsche Übersetzung “Allgemeine Einführung zum Missale Romanum”: 1, 2, 3, 7, 11, 12, 13, 14, 15 (!), 24, 28, 29 (!), 33, 34, 45, 47 (!!), 48 in Bezug auf 54, 49, 53, 54, 55b, 56a, g (!) h (!) k, 57, 58, 59, 60, 62 (!!!!!), 69, 73, 74 (!), 76 (!), 77, 95, 98, 99, 111, 115, 122, 124, 125, 133, 241, 253 (!!!!), 257 (!!!!), 271 (!!!!), 273 (!!!!), 280, 297, 313)

II. “Die Proposition, welche bestimmt, “die Gewalt sei der Kirche von Gott verliehen, damit sie den Hirten mitge­teilt werde, die ihre Diener für das Heil der Seele sind”, – so verstanden, daß die Gewalt des kirchlichen Dienstes und Regimentes von der Gemeinschaft der Gläubigen auf die Hirten übergehe,

ist häretisch.”

“Von der Teilnahme am Opfermahle im Messopfer.”

(Vgl. Institutio Generalis ad Missale Romanum, No 2: “die Messe, das Herrenmahl”, No 5: “in sichtbaren Zeichen ge­feiert, die den Glauben nähren, festigen und bezeugen”, No 7: “das Herrenmahl, die Messe”. No 8: “wird der Tisch des Gotteswortes und Herrenleibes bereitet”, No 259: “ist auch der Tisch des Herrn, an dem das Volk Gottes in der gemein­samen Mahlfeier Anteil hat…”, No 260: “… kann die Feier an einem passenden Tisch vollzogen werden…”, No 265: “oder für einen Tisch, der ausserhalb des Kirchenraumes zur Eucharistiefeier verwendet wird, ist kein Altarstein nötig…”, No 268: “aus Ehrfurcht gegenüber der Feier des Herren­gedächtnisses und des Mahles, bei dem Leib und Blut des Herrn gereicht werden…, No 281: “… hat die Kirche immer Brot sowie Wein mit Wasser für die Feier des Herrenmahles gebraucht…”, No 283: “die Aussagekraft der Zeichen ver­langt, daß man die Materie der Eucharistiefeier tatsächlich als Speise erkennt…”, 289: “Kelch und Patene sollen ehr­fürchtig behandelt werden, denn in ihnen wird Wein und Brot dargebracht (warum nicht der Anbetungswürdige Leib und das Anbetungswürdige Blut Christi, die ja der eigent­liche Grund für die “ehrfürchtige Behandlung” sind?!), konse­kriert und zum Empfang gereicht…”.)

XXVIII. “Die Proposition der Synode, in welcher, nachdem sie ausspricht, “die Teilnahme am Opfermahle sei ein wesentlicher Teil des Opfers”, – sie hinzeigt, “sie ver­werfe jedoch nicht die Messen als unerlaubt (die genau gleich schlaue Taktik soll dem naiven Leser in No 4 der Institutio in Satz (9) die durch und durch rationalistisch-protestantische Tendenz der Institutio verwedeln, die den bekannten “gemässigten” protestantischen Theologen und Bruder von Taizi, Max Thurian, am Ende seines in der Zeitschrift LA CROIX v. 30.5.1969 erschienenen Artikels: “Die neue Mess-Ordnung geht in eine tief ökumenische Richtung” in die frohlockenden Worte ausbrechen lässt: “Die neue Mess-Ordnung, ist, ungeachtet ihrer relativen Unvollkommenheiten, die auf das Schwergewicht der Kol­legialität und Universalität gehen, ein Beispiel um diese fruchtbare Sorge um geöffnete Einheit und dynamische Treue, um wirkliche Katholizität. Eine ihrer Früchte wird vielleicht sein, daß nichtkatholische Kommunitäten das Abendmahl (sic!) mit denselben Gebeten feiern können werden wie die katholische Kirche. Theologisch ist dies möglich… . – Dieses vereinfachte Offertorium erscheint nicht mehr als eine Doublette des eucharistischen Gebetes noch als vorgenommener Opferakt. Dadurch entfallen die Schwierigkeiten, welche das ALTE OFFERTORIUM auf dem Ökumenischen Weg verursachte.” Zitiert in NUNC ET SEMPER, Heft 17, JulilAugust 1969, S. 32 aus dem “Courrier de Rome, Paris, 25.6.1969″) – “in welchen die Anwesenden nicht sakramentalisch kommunizieren, des­halb, weil diese, wenn auch weniger vollkommen, am Opfermahle Teil nehmen, indem sie es im Geiste geniessen” – insofern damit gesagt sein soll, daß an der Wesenheit des Opfers bei demjenigen Opfer etwas fehle, das ohne irgend einen Anwesenden oder ohne Anwesende, die weder sakramental noch geistig am Opfermahle Teil nehmen, voll­bracht wird, und als wenn diejenigen Messen als unerlaubte zu verwerfen wären, in welchen ausser dem kommunizieren­den Priester niemand, weder sakramental noch auch geistig kommunizierend anwesend ist, – diese Proposition ist

falsch, irrig, der Häresie ver­dächtig und darnach schmeckend.”

Man darf sich nämlich von jenem Satz (9) in No 4 der Institu­tio nicht täuschen lassen: Im ganzen Neuen Messordo wird die “heilige Messe” (“heilig im deutschen Text klein geschrieben!) in erster Linie als “die Messe – das Herrenmahl” vgl. No 2, No 7, die “heilige Messe – Tisch des Herrenlei­bes” als die “heilige (!) Messe, in welcher die Gläubigen mit heiliger (!) Speise genährt werden” (No 8), als “Gegenwärtig­werdung des Letzten Abendmahles, bei dem Christus die Ge­dächtnisfeier” seines Todes und seiner Auferstehung einsetzte, so oft der Priester, der Christus den Herrn “repräsentiert” das vollzieht, was Christus selbst getan und den Jüngern zu seinem “Gedächtnis” zu tun anvertraut hat, da er das “Opfer” und “österliche Mahl” einsetzte”, (No 48, Meisterwerk eines Gummiparagraphen!) – also als “Mahlhandlung” akzentuiert, was aber nicht eine blosse tolerable Akzentverschiebung dar­stellt, sondern in Wirklichkeit eine raffinierte Substitution des Wesentlichen durch das Unwesentliche ist – selbst wenn an ein paar Stellen des Novus Ordo Missae – gut unterkühlt, selbst­verständlich! – vom eucharistischen “Tun Christi”, “Werk Christi”, “Wirken Gottes” (vgl. No 1), von der “Eucharistie als Opfer seines Leibes und Blutes” (vgl. No 2) vom “eucharisti­schen Hochgebet, das die ganze Gemeinde der Gläubigen im Lobpreis der Machterweise Gottes und in der Darbringung des Opfers mit Christus vereint”, vom “Einsetzungsbericht” ge­sprochen wird, “in welchem durch Christi Wort und Tun das Abendmahl (sic!) gegenwärtig wird, bei dem Christus der Herr, selbst das Sakrament seines “Leidens” und seiner “Auferstehung” einsetzte, und da er den Aposteln seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein zum Essen und Trinken reichte und ihnen zugleich den Auftrag gab, dieses Mysterium immer wieder gegenwärtig zu setzen.” – (Vgl. No 54 u. No 48) – Wir dürfen uns durch diese katholisch klingenden Verschwommenheiten nicht täuschen lassen: Sie sind eine Spekulation auf die Vergess­lichkeit dessen, der die Institutio studiert, denn in No 49 wird ganz deutlich hervorgehoben: “Zu Beginn der Eucharistie-feier bringt man die Gaben zum Altar, die zu Leib und BlutChristi werden sollen. Zuerst wird als Mittelpunkt der ganzen Eucharistiefeier (39) der Altar, der Tisch des Herrn bereitet”, — man sieht deutlich: der Altar als Aus­druck des primären Opfercharakters der Eucharistie wird, “kaum ist das Wort entflohn” in gleicher Weise wie in No 259, dem “Tisch des Herrn, an dem das Volk Gottes in der ge­meinsamen Mahlfeier Anteil hat, und der Mittelpunkt der Dank­sagung ist, die in der Eucharistiefeier erfolgt”, gleichgestellt , das Thysiasterion im 13. Kap., Vers 10 des Hebräerbriefes ist zur schlichten, quasiprofanen “Trapeza”, zum Mahltisch ge­worden. Dass dies keine gesuchte, einseitige Interpretierung des betreffenden Textes unsererseits ist, beweist die Tatsache, daß in No 268 der Institutio, wo die “Ausstattung des Altares” nach minimalistischen Grundsätzen behandelt wird, der Text wie folgt lautet: (No 268): “Aus Ehrfurcht gegenüber der Feier des Herrengedächtnisses und Mahles, bei dem Leib und Blut des Herrn gereicht werden, soll man den Altar mit wenigstens  einem Tuch bedecken, das zur Gestalt und Form des Altares passt.” — Auch in No 56, wo von der Kommunion die Rede ist, wird die Eucharistiefeier wie folgt charakterisiert: No 56: “Da die Eucharistiefeier das österliche Mahl ist, sollen die Gläubigen…” —

Diese lautstarke, fast krampfhafte Betonung des “Mahlcharak­ters der Eucharistie” verrät nur zu deutlich die Liebäugelei mit den protestantischen Abendmahlsfeiern, die vom Konzil von Trient schon seit langem als häretisch verworfen sind. (Vgl. Sessio XXII, Concilii Tridentini, De Sacrificio Missae, Canon 1). Diese in der Institutio einmal versteckt und einmal ganz offen angebahnte Umfunktionalisierung des Mystischen Schlacht­opfers zu einer gemeinschaftlichen Mahlfeier des “Herrenge­dächtnisses” hat ihre würdigen protestantischen Vorgänger. So berichtet ein Zeitgenosse der Wiedertäufer in Münster, dieser keinesfalls illegitimen Kinder der Reformation, über ihren “Gottesdienst”, der sich prinzipiell von jenem Luthers und der andern Reformatoren in gar nichts unterscheidet:

“Newe zeittung von den Widerteuffern zu Münster 1535″:

—  “Als nu vor und nach das runte brot auff die tische ge­bracht, sprach der König: Nemet und esset, und verkün­digt den Tod des Herrn, und darnach gab er den Wein und sprach: Nemet und trincket, und verkündigt den tod des Herrn. Als sie nu gegessen und getruncken, sungen sie den gesang Gloria in Excelsis Deo zu teutsch, und nam der König das semptliche volck an einem hauffen, und stalt im für, ob sie um Christi willen leiden wollen sterben den tod…” ­(Aus: Eberhard Buchner: Religion und Kirche, Albert Langen, München, 1925) * der König = Jan von Leyden, “koninck der widerteuffer”.

“Ihr Bekenntnis”. Vom Abentmal Christi

—  “Des herren Abentmal ist ein hochfest der liebreichen hold­seligsten Erinnerung und gedechtnuss des bitteren Leidens und sterbens unseres herren Jesus Christus, ein inbrünstige Dank­sagung für seyne theuere erlösung von unserer sündt durch das Opfer seines heiligen leibs und bluets.” ‑

—  Man vergleiche bloss einmal die No 2, 7, 8, 48, 49, 54 (!), 55, 56, 62, 253, 259, 260, 267 u. 268 (!). Klingen sie in ihrer Grundtendenz nicht wie ein verlängertes Echo der genannten häretischen Ansichten?

—  Doch hören wir weiter:

—  “Da Christus Brot nimet und seinen Jüngern gibet, will er damit die gemainschafft seines leibs anzaigen, und seinen Jüngern erkleren, dass sy mit im ain Leib, ein pflantz, ein ge­wechs und ein wesen, ein materi, substanz, worden sein (1. Cor. 10b).

Also ist der tisch oder das brot und der trank des herren ein beweisung der gemainschaft seines leidens. (Aus: Fontes Rerum Austriacarum. Zweite Abteilung. Diplomataria et Acta. XLIII Band. Die Geschichtsbücher der Wiedertäufer in der Zeit von 1526 bis 1785 (Wien 1883), angeführt in: “Dokumente zur Geschichte der Kirche, von Michael Pfliegler, Ty­rolia-Verlag, Innsbruck-Wien-München, 1956)

Diese salbungsvoll gepflegten Verschwommenheiten der Wie­dertäufer in Bezug auf das “Abentmal Christi”, die den primären Opfercharakter der Eucharistie stillschweigend über­gehen, kommen nicht von ungefähr: ihr “Bekenntnis” sagt klar und offen: “Der erste (ihrer Glaubensartikel): Sie glauben nit, das der zart, fromb Leichnam Jesu Christi im Sakrament sey, sondern glauben und halten das Abentmal, wies Christus mit seinen Jüngern gehalten hat etc.” —

Den gleichen Tenor hält der berüchtigte Wiedertäufer “Doctor Balthasar Hubmaier” der nach Nikolsburg in Mähren geflohen war, in seinen “18 Schlussreden” an die Waldshuter Geistlich­keit, die am 11. Juni 1524 im Druck erschienen. Es heisst da:

5. “Dies Messe ist kein Opfer, sondern ein “Gedächtnis des Todes Christi. Daher vermag sie weder für Tote noch für Lebendige aufgeopfert zu werden. Damit fallen die Seelenmessen und dergleichen dahin.”

6. ”Wenn dies Gedächtnis gefeiert wird, soll der Tod des Herrn den Gläubigen in der Muttersprache ver­kündigt werden. Damit fallen die stillen Messen.”

Eine oberflächliche Betrachtung der wiedertäuferischen Aus­führungen über das “Abentmal Christi” könnte einen naiven Leser, der mit der Dialektik der Reformation unvertraut ist, glauben machen, in ihnen werde der Glaube an die Reale Ge­genwart Christi ausgesprochen, doch dieser Wortlaut trügt, wie wir gesehen haben. Schon das Fehlen der termini technici, wel­che die Kirche seit dem Mittelalter benützt, um diese wahre, reale und geheimnisvolle Gegenwart Christi unter den Species von Brot und Wein unmissverständlich wiederzugeben, lässt einen mit Grund misstrauisch werden: tatsächlich wird der dogmatische Begriff der Transsubstantiation von den Wieder­täufern nicht aus Gründen eines Wortstreites abgelehnt oder zumindest totgeschwiegen, sondern einzig darum, weil sie die Reale Gegenwart Christi im Allerheiligsten Altarssakrament, so, wie sie die Kirche Christi immer gelehrt und verteidigt hat, offen leugnen und durch rationalistische Plattitüden, sal­bungsvoll mit Sprüchen und Bezügen aus der Heiligen Schrift getarnt, ersetzen.

In ähnlicher Weise wird in der Institutio Generalis ad Missale Romanum bezüglich der “Kommunion” (“Heilige” Kommu­nion ist in den Augen der Verfasser offenbar ein Ausdruck vorkonziliären, magischen Denkens und darum zu liquidieren! Anm. d. Übers.) in Wendungen gesprochen, welche dem naiven Leser die Vermutung nahelegen, es handle sich um den Leib und das Blut Christi im katholischen Sinne dieser hochheiligen Worte. So ist die Eucharistiefeier “durch den Herrn Jesus Christus als Opfer seines Leibes und Blutes einge­setzt und der Kirche, seiner geliebten Braut, als Gedächtnis seines Todes (No 2,6) und seiner Auferstehung anvertraut”, “der zubereitete Tisch des Herrenleibes (No 8,14), “die Gläubigen werden in der Lehre unterrichtet und mit heiliger Speise genährt (No 2,15)”, “zu Beginn der Eucharistiefeier bringt man die Gaben zum Altar, die zu Leib und Blut Christi werden sollen (No 49)”, “im Einsetzungsbericht der Eucharistiefeier wird durch Christi Wort und Tun das Abend­mahl gegenwärtig, bei dem Christus, der Herr, selbst das Sakrament seines Leidens und seiner Auferstehung einsetzte, da er den Aposteln seinen Leib und sein Blut unter den Ge­stalten von Brot und Wein zum Essen und Trinken reichte, und ihnen zugleich den Auftrag gab, dieses Mysterium immer wieder gegenwärtig zu setzen. (No 55d)”. — Doch wenn wir die zitierten Textstellen sorgfältig prüfen, werden wir sofort und trotz aller salbungsvollen Tarnungsversuche feststellen können, daß diese Worte katholischer klingen als sie gemeint sind — mit Ausnahme des Zitates 55d, wo die protestantische Häresie auch nicht vom wohlmeinendsten Interpret der Insti­tutio übersehen werden kann. Vor allem springt die Tatsache in die Augen, daß die Worte: Wesensverwandlung — Transsubstantiation” mit direkt ängstlicher Sorgfalt bei der Ab­fassung des Textes ausgeklammert und unterschlagen wurden, genau so wie dies in den “Bekenntnisschriften” der Protestan­ten des 16. Jahrhunderts in Übung war. So heisst es im 10. Artikel der “Augsburger Konfession”: “De coena domini docent quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuan­tur vescentibus in coena domini sub specie panis et vini, et improbant secus docentes.” — “Von dem Abentmal des Herrn wird also gelert, dass wahrer Leib und Blut Christi wahrhaftig­lich unter Gestalt Weins und Brots im Abendmahl gegenwärtig sei, gegeben und da ausgeteilt und genommen wird. Derhalben wird auch die Gegenlehr verworfen.” (Die in der ursprüng­lichen Fassung der Augsburger Konfession vorhandenen Wor­te: “sub specie panis et vini” — “unter der Gestalt von Brot und Wein” haben in den Ohren Melanchthons so “römisch” geklungen, dass er sie schon 1531 in der Neuauflage ver­schwinden liess. Die nächste Fassung der Augsburger Kon­fession bezüglich des “Abentmales” lautete schon: — “De coena domini docent, quod corpus et sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini, et improbant secus docentes.” — um dann in der Veränderten Augsburger Konfession folgenden endgültigen Wortlaut anzu­nehmen: “De coena domini docent, quod cum pane et vino vere exhibeantur corpus et sanguis Christi, vescentibus in coena domini.” — “Von dem Abentmal des Herrn wird also geleret, dass mit Brot und Wein der wahre Leib Christi ge­währt und ausgeteilt wird der Anfang jener Irrlehre, die die orthodoxen Lutheraner in der “Konkordienformel” mit den Worten: “in, mit und unter dem Brote wird der wahre Leib Christi gereicht” umschrieben haben. (Vgl. “Die symbolischen Bücher der evang. Kirche”, J.T. Müller, 1890) Man sieht also deutlich: In der Zeit der Reformation haben die Worte ihren Sinn und bisher feststehende Begriffe ihre Aussage in das Gegenteil von dem, was sie formal ausdrücken, verkehrt. Trotz aller Beteuerungen vom angeblichen Glauben an den “wahren Leib Christi” und an das “wahre Blut Christi”, die unter “Gestalt” “Brodts und Weins” (wie katholisch das doch klingt!) “gegeben, ausgeteilt und genommen werden”, haben sich die Lutheraner, wo immer sie eine numerische Mehrheit zustande brachten, in wahrhaft diabolischem Hass gegen die Feier der Heiligen Messe als reale Vergegenwärtigung und ge­heimnisvolle Erneuerung des blutigen Kreuzesopfers, gewandt, gegen das Hochheilige Messopfer, das ja die grossartigste Mani­festation der “wahren Gegenwart Christi” “sub specie panis et vini” ist, jener “wahren Gegenwart”, die Luther noch 1529 gegen Zwingli und seinen Anhang auf dem Marburger Religions­gespräch verteidigte, über welche er in seinem “Bekenntnis vom heiligen Abendmahl” mit herzerfrischender Offenheit schreibt: “Die Zwinglianer sind K et z er, Verführer , deren Meister und Geist der Teufel. Zwinglianer sind Christi Feind. Vor Zwingli soll sich Jedermann hüten und seine Bücher meiden wie der Teufel Gift. Ich, Luther, bekenne, dass ich Zwinglium “halt für einen Unchristen, denn er lehrt und hält kein Stück des christlichen Glaubens”, — (Vgl. “Bekenntnis vom heiligen Abendmahl” Martin Luthers, Tom 3) — An einem anderen Ort sagt er diesbezüglich: “Es sind (die Zürcher und die Anhänger des Basler “Reformators” Oekolampadius) unsinnige Gotteslästerer, Verdammte, für die man nicht beten soll. Ich will mich nicht mit ihnen in die geringste Verbindung weder schriftlich noch mündlich einlassen, solange sie nicht be­kennen und eingestehen, daß das Brot der Eucharistie “der wahre und natürliche Leib unseres Herrn sei. Ich bekümmere mich ebensowenig darum, von den phantastischen Zwinglianern, als von den Türken, als vom Pabste, oder von allen Teufeln gelobt, oder getadelt zu werden. Ich will den Ruhm und das Zeugnis mit mir vor den Richterstuhl Christi bringen, daß ich den Karlostadt, Zwingli, Oekolampadius, samt allen anderen phantastischen Feinden des Sakramentes mit Einschluss ihrer Schüler zu Zürich vom Grund meines Herzens verdammt habe, und wir verdammen täglich in unseren Predigten ihre Ketze­reien, voll Gotteslästerung und Trug”. — (Vgl. “Die alte Abendmahlslehre, Zweibrücken, 1827). — Naive katholische Ireniker haben in diesen wie noch in anderen Worten Luthers ein Bekenntnis zur katholischen Eucharistietheologie sehen wollen, doch dies ist verfehlt: seine leidenschaftlichen Ausfäl­le gegen die “Sakramentierer” erfolgen nicht auf Grund seines etwa noch vorhandenen Glaubens an die Transsubstantiation von Brot und Wein, sondern auf Grund seiner von ihm er­fundenen “Ubiquitätslehre”, die irrigerweise behauptet, Chri­stus sei nicht nur in Seiner Gottheit, sondern auch mit Seiner anbetungswürdigen Menschheit allgegenwärtig, und, da in jeder materiellen Substanz, folglich auch im Brote vorhanden. Diese häretische Privatansicht Luthers, mit der er sowohl der bib­lisch bezeugten konkreten Gegenwart Christi im Altarssakra­ment als auch seinen im Gemüt noch vorhandenen katholischen Glaubenspartikeln eine logische und solide theologische Er­klärung verschaffen wollte, wurde durch die “Concordien­formel” förmlich zum Dogma der Lutheraner erhoben, auf welches alle “Diener am Worte Gottes” sich durch Eidschwur verpflichten mussten.

Der Hass Luthers gegen Zwingli und dessen rationalistische Plattheiten — von denen er selber aber keinesfalls grundsätz­lich, sondern nur gemüthaft entfernt war — zeigt sich auch in folgenden Äusserungen:

“Ich, der ich also der unglücklichste aller Menschen bin, schätze mich wegen einer einzigen Sache glückselig, und ich will nur die Glückseligkeit des Psalmisten:

“Selig ist der Mann, der nicht wandelt im Rathe der Sakramentierer (die die “wahre Gegenwart” in der Eucha­ristie leugneten, Anm. d. Übers.) noch tritt auf dem Wege der Zwinglianer, noch sitzet auf dem Stuhle der Züricher.” (Vgl. Bossuet, “Histoire des variations de l’église prote­stante”, 2 Bde, 1688, Zitat aus dem 1. Teil)

und in seinem “Bekenntnis”, das er noch kurz vor seinem Tode ablegte:

“… Ich verdamme auch die Sakramentsfeind und Schwär­mer, den Zwingli, Oekolampad und ihre Jünger in Zürich. Im Irrthum vertieft sind sie, und in ihren Sünden zugrun­de gegangen. Muss an Zwinglis Seligkeit verzweifeln, unan­gesehen, dass ihn seine Jünger zum Heiligen und Märtyrer machen. Müsst mich selbst in den Abgrund der Hölle ver­dammen, wenn ich mit ihnen Gemeinschaft sollt halten”. ­(Vgl. “Züge aus der Reformationsgeschichte der Schweiz”, S. 69).

Diese Uneinigkeit in den grundlegendsten Dingen des “christ­lichen Glaubens”, dieses widerliche Gezänk um die klaren, von der ganzen alten Kirche bezeugten Worte des Herrn, welche die ganz und gar fleischlich gesinnten sog. “Reformatoren” jeder auf seine eigene Weise verfälscht und verdreht haben, hat denn auch den Genfer Tyrannen Calvin zu folgender Äusserung veranlasst:

“Es ist sehr viel daran gelegen, daß die Nachwelt unsere Uneinigkeit nicht erfahre, indem es über alle Begriffe lächerlich ist, daß wir, da wir doch der ganzen Welt entgegen sind, schon beim Anfange der Re­formation uns selbst entgegen, mit uns selbst uneinig sind.” — (Vgl. Calvini Epistulae ad Melancht. Fol. 145).

Wenn wir die Protestanten des 16. Jahrhunderts im Bezug auf das “Herrenmahl” so ausgiebig haben zu Worte kommen lassen, so nur um geschichtlich nachzuweisen, wie wenig man sich bei einem dogmatische Glaubenslehren behandelnden, oder diese zumindest berührenden Dokument — wie dies bei der neuesten “Institutio Generalis ad Missale Romanum” ganz sicher der Fall ist — von an und für sich katholisch anmutenden und prin­zipiell durchaus katholisch interpretierbaren Ausdrücken, wie sie auch die Institutio in den Nummern 2, 8, 49, 55 u.a. ent­hält, für dumm verkaufen lassen darf. Die Unterschlagung und Weglassung der eindeutigen, klaren und dogmatisch sanktio­nierten und verbindlichen Begriffe der orthodoxen Theologie vom Hochheiligen Messopfer und ihre Substituierung durch windige Begriffe wie “Eucharistiefeier”, “Herrenmahl”, “Feier des Herrengedächtnisses”, “Tisch des Herrenleibes” (seine Gegenüberstellung und Gleichsetzung zum “Tisch des Gottes­wortes der in der “Messe” (sic!) bereitet wird”, ist direkt aus Wittenberg importierte protestantische Irrlehre!) (Vgl. No. 8!), ferner die Definition der “heiligen Messe” (sic!) als “Werk Christi und des hierarchisch gegliederten Volkes Gottes”, in welcher “das Wirken Gottes, durch das er in Christus die `Welt’ (?) heiligt”, seinen “Höhepunkt findet, aber auch als der Kult, den die “Menschen” dem “Vater” erweisen, die Definition der “Feier der Messe” (sic!) (vgl. No 2!) als “Be­gehung der Mysterien der Erlösung im Jahresablauf, so be­gangen, daß sie in bestimmter Weise gegenwärtig sind”, als “Eucharistie, welche wie die gesamte Liturgie in sichtbaren Zeichen gefeiert wird, die den Glauben nähren, festigen und bezeugen (vgl. die reformierte “Confessio Helvetica Posterior” Heinrich Bullingers, herausgegeben vom “Kirchenrat des Kan­tons Zürich zum Gedächtnis des Erscheinens vor 400 Jahren — 1566, Zwingli-Verlag, Zürich, XXI Kapitel: Das heilige Abendmahl des Herrn!) wobei selbst beim “eucharistischen Hochgebet” No 54 u. 55 noch bei der “Kommunion” No 56 mit keiner Silbe von der Wesensverwandlung von Brot und Wein durch das Sprechen der Konsekrationsworte voluntate et persona Christi gehandelt wird — dies alles ist nicht zufällig:

In einer Zeit, wo das Dogma der Transsubstantiation durch holländische, französische, schweizerische, österreichische, deut­sche, englische, amerikanische und kanadische durch katholi­schen Theologentitel auch katholischen Kredit geniessende Theologaster und Sophisten immer mehr zur alten Häresie der Transfinalisation und Transsignifikation nach bewährtem Re­zept der alten Modernisten umgefälscht und umgebogen wird, nachdem man sein Wesen und seine Aussage geleugnet hat, ist dieses “Schweigen im Walde” der Institutio Generalis, die ja nicht etwa vom “Oekumenischen Weltkrichenrat” zu Genf oder der anglikanischen “Lambethkonferenz” oder vom “Lutherischen Weltbund” oder von der Dachorganisation der “Reformierten Kirchen” herausgegeben wurde, sondern von offizieller kirchlicher Stelle Roms, nichts anderes als der raffinierte Versuch, einen Kompromiss zwischen Rechtgläubig­keit und Irrgläubigkeit zu schmieden, den die Orthodoxen orthodox und die Heterodoxen je nach dem Trend ihrer momentanen menschlichen Meinungen auslegen können — genau das, was man in gewissen holländischen Theologenkreisen und ihrer vorderhand noch klerikal getarnten Weltkarbonaria als “gesunden postkonziliären theologischen Pluralismus” ver­steht!

In einer Zeit, wo das Dogma der Transsubstantiation einmal ganz offen und ein andermal wieder unter einem Schwall frömmlerischer und von rhetorischer Salbung triefenden Wor­ten geleugnet wird, ist eine amtliche Verlautbarung, wie sie die “Institutio Generalis” darstellt, schlimmer als nur ein blosser Kompromiss, der unter den Auspizien des Unfehlbaren Kirch­lichen Lehramtes glücklicherweise immer noch rechtgläubig interpretiert werden kann: diese Institutio Generalis ad Mis­sale Romanum ist in Wirklichkeit ein wohlberechnetes Atten­tat — ein crimen religiosum im wahrsten Sinne des Wortes! ­nicht nur auf die unwandelbare, wenn auch entwicklungs­fähige dogmatische Lehre der Kirche Christi, sondern auch auf den Glaubenssinn des einfachen, aber umso gläubigeren katholischen Volkes, dessen “Ohren hoffentlich auch heute katholischer sein mögen, als der Mund gewisser seiner Bi­schöfe”, die ihm über kurz oder lang Bugninis pseudokatholi­sches Machwerk zuerst als “freiwillig”, nach erfolgter rhetori­scher Einseifung aber als verpflichtend im Namen des Papstes auferlegen werden, je nachdem, wie es die Taktik ratsam er­scheinen lässt.

(Fortsetzung folgt)


Der Papstprediger: Ehefrauen sollen Ehemännern nicht gehorchen

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Von Marian T. Horvat

Ehemänner, liebt eure Frauen, das ist gut. Ehefrauen, unterzieht euch euren Ehegatten, dies ist unannehmbar. Dies war die revolutionäre Botschaft in einer kürzlichen Predigt des Kapuziner-Paters Raniero Cantalamessa, dem Prediger des Päpstlichen Haushaltes.

Pater Cantalamessa kommentierte die Stellen des heiligen Paulus (Eph. 5:21-32), in dem der Vers enthalten ist, der seit langem Feminist(inn)en aus der Fassung gebracht hat, besonders: „Ehefrauen, seid Euren Männern untertan“ (5:22). Gemäß dem Zenit-Bericht hatte Pater Cantalamessa kein Problem mit den Worten des hl. Paulus, mit welchen er ihnen empfiehlt, ihre Frauen zu lieben: „Dies ist gut.“ Der Haken für den päpstlichen Prediger ist „dass er [der hl. Paulus] den Frauen ebenfalls empfiehlt, untergeben zu sein ihren Gatten, und dies – in einer Gesellschaft, die sich betont (und rechtens) bewusst ist der Ebenbürtigkeit der Geschlechter – scheint unannehmbar (P. Cantalamessa über Eheliche Unterordnung“, Zenit, 25. August 2006).

Er fährt fort und erklärt, dass wir die Stelle nicht wörtlich verstehen müssen, da der hl. Paulus in Bezug auf die Autorität des Ehemanns in der Ehe zum Teil bestimmt ist durch die Mentalität des Zeitalters.“ Cantalamessa löst das Problem, indem er erklärt, dass was Christus und die Apostel wirklich gemeint haben für Ehemänner und -Frauen, bedeutet habe, sich zu lieben und sich gegenseitig unterzuordnen (ibid.).

Nun, diese Interpretation ist frontal gegensätzlich und subversiv zu dem, was die Katholische Kirche konstant und konsistent gelehrt hat seit dem heiligen Paulus und bis zum II. Vatikanum.

Ist ein Aufstand oder Protest gegen Pater Cantalamessa’s Kommentar  bevorstehend? Es sieht nicht darnach aus. In der Tat, diese Schlussfolgerung des päpstlichen Predigers wiederholt in gewisser Hinsicht nur die Lehre Johannes Pauls II. in Seinem Apostolische Brief Mulieris dignitatem (15. August 1988). In ihm erwägte Johanne Paul II, dass der in Frage stehende Vers „Frauen seid euren Männern untertan“ effektiv nichtig gemacht werde durch den vorausgehenden Vers 5:21 „Seid einander untertan aus Verehrung für Christus.“ Dieser sei der vorherrschende Vers der Stelle, bekräftigt Woytyla, so dass die „Unterordnung der Frau unter den Mann in der Ehe im Sinne einer ‚gegenseitigen Unterordnung‘ beider ‚aus Verehrung für Christus‘“ (Nr. 24) verstanden werden müsse. Mit dieser „Bibel-Innovation“ soll die Autorität des Ehemannes über die Frau in der Ehe beseitigt werden.

Dies passt den Feminist(inn)en und der gesamten progressivistischen Agenda sehr gut, die die monarchische Struktur aller traditionellen Institutionen abschaffen möchten. Die Familie, wie die Gesellschaft, würden einen angeblich/vermeintlich gesunden Prozess der Evolution erfahren, weg von der Monarchie und auf die Selbst-Regierung/-Verwaltung hin. Es kann weiter zugegeben werden, dass der Ehemann und die Ehefrau verschiedene komplementäre Rollen haben. Aber unter keinen Umständen soll sich die Frau dem Mann unterziehen, denn dies würde eine Verletzung gegen die Gleichheit der Geschlechter bedeuten, eine moderne Norm, welche die Konzilskirche fördert.

Diese Änderung in der Einstellung jedoch ist ein Aufgeben der Katholischen Tradition und des beständigen Lehrens des Magisteriums.

Die frühere Lehre betonte die Unterordnung der Frau unter ihren Ehemann

Es gibt kaum einen Punkt, auf dem die Kirche mehr beharrte, als dass der Vater das Haupt der Familie ist. Die Autorität des Vaters ist zum Wohle der Familie angeordnet als ein Widerschein der Autorität Gottes. Das Konzil von Trient wiederholte die Lehre der Kirchenväter, indem es unterrichtete, dass der Vater als Haupt der Familie handeln müsse und die Mutter ihm „einen bereitwilligen Gehorsam in allen Dingen erweisen solle, die nicht unvereinbar sind mit der christlichen Frömmigkeit“ („Die Pflichten Verheirateter“, Katechismus des Konzils von Trient).

Vielleicht mit einem Auge auf die schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts grollenden feministischen Strömungen, behandelte Papst Leo XIII. die Frage der Autorität in der Ehe gleich in seiner Enzyklika „Arcanum divinae sapientiae“ (10. Februar 1880), indem er die uralte Lehre bestätigte:

„Der Ehemann ist das Oberhaupt der Familie und das Haupt der Ehefrau. Die Ehefrau, weil sie Fleisch von seinem Fleische und Bein von seinem Bein ist, muss ihrem Ehegatten untertänig sein und ihm gehorchen, gewiss nicht als eine Dienstmagd, sondern als eine Gefährtin, so dass ihr Gehorsam weder der Ehre, noch der Würde ermangelt. Da der Ehemann Christus vertritt, und da die Ehefrau die Kirche darstellt, mögen stets in beiden, in ihm, der befielt und ihr, die gehorcht, eine vom Himmel gestütze Liebe vorhanden sein, die beide in ihren jeweiligen Pflichten leitet.“ (Nr. 26)

In seiner Enzyklika „Casti Connubi“ vom 31. Dezember 1930 warnte Papst Pius XI. vor den „falschen Lehrern“, welche im Namen der „menschlichen Würde“ die Ehefrauen überzeugen möchten, den Gehorsam aufzugeben, den sie ihren Ehemännern schuldig sind. „Dies ist nicht Emanzipation, sondern ein Verbrechen“, bekräftigte er betont (Nr. 74). Weiter unterstreicht er, dass die wesentliche Ordnung des Haushaltes sich nicht ändern könne, da sie gegründet ist auf etwas Höherem als menschlichter Autorität und Weisheit, das heißt, der Autorität und der Weisheit Gottes (Nr. 77).

Indem er diese Lehre frontal angreift, verkündet Pater Cantalamessa, dass wir diese Ermahnung zum Gehorsam der Ehefrauen, weil der hl. Paulus „von der Mentalität  seines Zeitalters bestimmt gewesen” sei, missachten können.

Papst Pius XII. sprach ähnliche Worte der Vorsicht/Warnung, indem katholische Frauen instruierte, „moderne Einflüsse“ zu ignorieren, die ihnen beibringen möchten, sie seien in jeder Hinsicht ebenbürtig ihren Männern. Indem er zu einer Gruppe von Frisch-Verheirateten sprach, sagte er zu ihnen: Ihr seid ebenbürtig in der Würde, doch diese Ebenbürtigkeit schließt nicht eine Hierachie aus, welche den Ehemann als Haupt und die Ehefrau als Untergebene von ihm festsetzt. Diese Hierarchie ist nicht nur nötig, sondern unverzichtbar für die Einheit und das Glück. Katholische Männer und Frauen haben die Pflicht, die sich ändernden gesellschaftlichen Bedingungen, welche die Hierarchie in der Familie unterminieren, zu bekämpfen. („Ansprache an die Neuverheirateten“ vom 10. September 1941 in „Die Frau in der modernen Welt“, herausgegeben von den Mönchen von Solesmes, Boston: St. Paul Editions, 1959, SS 64-6).

Das heißt soviel, dass die immerwährende Lehre der Kirche genau das Gegenteil dessen bekräftigt, was der Kommentar des päpstlichen Predigers aussagt.

Die Hierarchie in der Familie wurde nach dem II. Vatikanum umgestoßen/zerrüttet

Vor Vatikan II sehen wir, dass die Päpste die Wichtigkeit der richtigen Familienordnung behandelten, indem sie die Frauen zu einem gebührenden Gehorsam gegenüber den Ehemännern ermahnten. Sie fürchteten sich nicht, das Wort „Untergebung/Unterordnung“ zu benutzen.

Nach Vatikanum II jedoch haben wir gesehen, wie Johannes Paul II. eine andere, revolutionäre Lehre unterstützte und förderte in „Mulieris dignitatem“. Er und andere Konzilspäpste schwiegen zum Thema Gehorsam der Ehefrauen gegenüber ihren Männern. Ich kenne keinen einzigen Fall von ihnen, dass sie Frauen ermahnt hätten, sich ihren Männern unterzuordnen. Stattdessen beharren sie unveränderlich auf der ebenbürtigen persönlichen Würde der Eheleute. Doch nie ein Wort, das bekräftigen würde, dass die Frau sich ihrem Ehegatten unterordnen sollte.

Vatikan II scheint diese Unterlassung zu legitimieren, weil keines der Dokumente das Thema der Autorität des Ehemannes behandelt. Stattdessen werden Partnerschaft und gleiche persönliche Würde in der Ehe betont. „Gaudium et spes“ beschreibt die Ehe als „ein Abbild und Teilen in der Partnerschaft der Liebe zwischen Christus und der Kirche (Nr. 48) und spricht von der „gleichen persönlichen Würde“ der Eheleute (Nr. 49). So weit ich sehen konnte, gibt es nichts anderes. Es ist eine sehr ernsthafte Unterlassung. Genau zu der Zeit, in der die Revolution versuchte, die traditionelle Hierarchie im Familienleben umzustürzen, scheint Vatikan II diese Haltung unterstützt zu haben.

Was den Katechismus der Katholischen Kirche betrifft, der unter JPII im Jahre 1992 promulgiert wurde, schenkt dieser gleicherweise keine Beachtung der früheren Lehre der Kirche betreffend die Autorität des Vaters in der Familie. Er sagt, dass Männer und Frauen gleich sind als Personen und komplementär als männlich und weiblich. In meiner Sicht ist es eine Sprache, die darauf abzielt, Feminismus und Progressismus zu versöhnen.

All diese post-konziliaren Lehren stehen in völliger Abweichung zum konstanten und gleichförmigen Magisterium der Heiligen Mutter Kirche. In der Tat, sie dienen dazu, die Revolution in der katholischen Gesellschaftslehre zu fördern und bringen das Chaos in die Familie.

Dies ist die Lektion, die wir vom päpstlichen Prediger bekommen.

Marian T. Horvat

Quelle: Papal Preacher: Wives Should Not Obey Husbands

(Aus dem Englischen übersetzt von Paul O. Schenker)


Der Bischof von Rom auf der Insel Lampedusa – einige sprechende Bilder vom 8. Juli 2013

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Papst Franziskus auf Lampedusa 9

Papst Franziskus auf Lampedusa

Papst Franziskus auf Lampedusa 4

Papst Franziskus auf Lampedusa 2

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Papst Franziskus auf Lampedusa

Papst Franziskus auf Lampedusa 7

Papst Franziskus auf Lampedusa 8

Papst Franziskus auf Lampedusa 5

Auffällig vor allem dieser Hirtenstab!

Ohne den Gekreuzigten HERRN!

Mit Rücksicht auf die Muslime!



Bischof Richard Williamson: LANGZEITPROGNOSE

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Eleison Kommentare Nummer CCCXIV (314), 20. Juli 2013

Vor fast 20 Jahren zeigte ein gewisser Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X. die grundsätzliche Möglichkeit auf, daß die Bruderschaft von Erzbischof Lefebvre jenen Verrat am Glauben begehen könnte, welcher dann im Jahre 2009 und 2012 auch um ein Haar geschehen ist und nach wie vor zu geschehen droht. Beunruhigt durch die Selbstbewunderung und den Mangel an Ernsthaftigkeit auf dem jüngsten wählenden Generalkapitel der Bruderschaft, wie der erwähnte Bischof beobachtet hatte, folgt nun eine Zusammenfassung (und einige direkte Zitate) dessen, was er am 17. Juli 1994 im Bruderschaftshaus des französischen Ortes Le Brémien sagte (eine Suche im Internet nach „Un évêque s’est levé le Brémien“ sollte zum französischen Originaltext führen) :

Es wäre schön, wenn wir sagen könnten, daß die Bruderschaft überall neue Häuser eröffnet, erbaut und neue Länder betritt, daß wir Berufungen haben, daß jeder nett und goldig ist, jung und begeistert, daß wir vier Bischöfe haben, usw. „Doch warum sollte die Bruderschaft einen besonderen Schutz besitzen gegenüber jenen heute entfesselten Kräften, welche tausende hervorragende Bischöfe und Priester der Amtskirche einfach hinwegfegten? (..) Wo liegen die Qualitäten der Bruderschaft und was sind ihre Garantien?“ Jung zu sein, nun, die Jugendzeit ist gut, man ist gutaussehend und physisch stark, doch was ist mit dem Alter, mit der Erfahrung und der Weisheit der Jahre? Wie kann von den Jünglingen erwartet werden, weise zu sein?

In den 1950er- und 1960er-Jahren schien die Kirche bei guter Gesundheit zu sein und heldenmütig den gottlosen Einflüssen der Nachkriegswelt zu widerstehen. In England und in den USA fand jährlich eine große Zahl von Konversionen statt, und fast schien die Welt an einen Punkt zu gelangen, wo sie zum katholischen Glauben konvertiere. Doch was geschah stattdessen? Das genaue Gegenteil. Durch das Zweite Vatikanische Konzil hörte die Wahrheit zu kämpfen auf und die katholische Kirche kapitulierte vor der modernen Welt.

Daher möchte ich Ihnen nun ein entsprechendes Gedankenspiel für die Bruderschaft vorstellen. In den 1990er-Jahren widersteht diese liebenswürdige kleine Priesterbruderschaft mit all ihren wunderbaren kleinen Priestern noch heldenhaft dem Versagen und Verrat der offiziellen Amtskirche. Es gibt Konversionen und die Menschen begreifen, daß die neue Kirche falsch und nicht funktionstüchtig ist; doch was könnte geschehen, wenn die Amtskirche scheinbar den Punkt ihrer Kapitulation erreicht hat? Ich sage nicht, daß wir dies dann erleben werden, sondern könnten: die Kapitulation der Bruderschaft vor der Neuen Weltordnung und den Anschluß an die Amtskirche. Wenn schon die Universalkirche zusammenbrechen konnte, warum sollte dann eine winzige Priesterbruderschaft nicht zusammenbrechen können?

Noch eine weitere Überlegung möchte ich anstellen. Vor dem Konzil hatte jeder katholische Orden und jede religiöse Gesellschaft die Kongregationen der römischen Kurie über sich. In dem Falle, „wo in einer religiösen Gesellschaft eine Fehlentwicklung entstand – ein Versagen der Oberen nicht ausgeschlossen, was menschlich immer möglich ist –, konnte man stets an Rom appellieren und Rom hätte eingegriffen“. In früheren Zeiten konnte man davon ausgehen, daß Rom immer zum Besten eingriff, während es heute generell zum Schlechtesten eingreift. Deswegen ist es jetzt „besser, nicht unter Rom zu stehen. Doch seien wir vorsichtig, denn dafür müssen wir einen Preis bezahlen; namentlich daß niemand mehr über uns ist. Somit sind unser Generalrat und unser kleiner Generaloberer die Obergrenze. Das ist sehr gefährlich!“ Somit ist die Bruderschaft ganz auf ihre eigenen Mi ttel angewiesen. Erzbischof Lefebvre war 65 Jahre alt, als er die Bruderschaft gegründet hatte. Doch über wieviele älteren Männer mit Langzeiterfahrung verfügt die Bruderschaft im Jahre 1994?

Kurz gesagt, warum sollte die Priesterbruderschaft von den Problemen der Universalkirche verschont bleiben? Keineswegs möchte ich, daß die Bruderschaft auseinanderbricht und ich bitte Gott, daß ich nichts unternehmen werde, um so etwas zu fördern. Dennoch muß ich sagen, daß ich nicht überrascht wäre, wenn sie zerbräche. Möge Gott dies verhindern. Jedoch könnte er zulassen, daß die Bruderschaft den Weg allen Fleisches geht, um uns in Erinnerung zu rufen, wie wenig wir aus uns allein vermögen. Wir brauchen Weisheit, und eine besondere Hilfe von Gott.

Kyrie eleison.

Dazu die englischsprachige Originalversion:

LONG-RANGE FORECAST
Nearly 20 years ago, a certain bishop of the Society of St Pius X showed that it was possible to foresee the betrayal of Archbishop Lefebvre’s SSPX which nearly happened in 2009 and 2012, and which still risks happening. Disturbed by the self-admiration and lack of seriousness which he had observed at the SSPX’s recent elective General Chapter, here is a summary (with a few direct quotes) of what he said in the Society’s house in Le Brémien, France, on 17 July, 1994 (See on the Internet: Un évêque s’est levé le Brémien, and you should find the original text in French).It would be nice to be able to say that in the SSPX we are opening houses everywhere, we are building, we are entering new countries, we have vocations, that everybody is nice and sweet and young and enthusiastic, that we have four bishops, and so on. “But why should the SSPX have any special protection against the forces unleashed today which have swept away thousands of excellent bishops and priests in the mainstream Church ? (…) What are the Society’s qualities, what are its guarantees?” Youth, oh yes, youth is nice, good-looking, physically strong, but what about age, experience and the wisdom of years? How can youth be expected to be wise?In the 1950s and 1960s the Church appeared to be in good health, heroically resisting the onset of the post-war world. In England and the USA, there were huge numbers of conversions each year, so that the world could seem to be on the point of converting to the Catholic faith. But what happened? Exactly the opposite. With Vatican II, the truth stopped fighting and the Catholic Church surrendered to the modern world.So let me give you a parallel scenario for the Society. In the 1990s this lovely little Society with all its marvelous little priests is heroically resisting the failings and betrayals of the official Church. There are conversions, and people are realizing that the new Church is false and non-functional, but just when the official Church seems to be on the point of surrendering, what might we see? I do not say we shall see it, but what might we see? The Society surrendering and going over to the official Church. If the Universal Church could collapse, why not all the more a tiny Society?And here is another consideration. Before Vatican II every Catholic Order and Society had above it the Congregations of the Roman Curia so that “if something went wrong in a Society, not excluding a failure on the part of its leaders, something always humanly possible, then one could always appeal to Rome and Rome could intervene. In olden days it would generally intervene for the best, whereas today it generally intervenes for the worst, so now “it is better not to be under Rome, but watch out, there is a price to be paid, namely that there is nobody above us, and so our General Council, our little Superior-General, are the ceiling! Danger!” The Society is thrown back on its own resources. Now Archbishop Lefebvre was 65 years old when he founded the Society. But how many old men with long experience does the Society have in 1994?In brief why should the Society be spared the problems of the Universal Church? I do not want the Society to break up, and please God, I shall do nothing to help it do so, but I can only say I would not be surprised if it did break up. God may preserve it, but He may also allow it to go the way of all flesh, to make us realize how little we are capable of by ourselves. We need wisdom, and special help from God.

Kyrie Eleison.


Der neue Ordo der Heiligen Messe [N.O.M.] –“Die Einheit in der Irrlehre”?

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Von Pierre Tilloy

Aus dem Französischen übersetzt von Eduardo Hugentobler, St. Gallen

4. Fortsetzung

Wie berechtigt unser Mißtrauen gegenüber den wenigen an und für sich noch katholisch interpretierbaren Ausdrücken wie “die Eucharistie als Opfer seines Leibes und Blutes” (wobei aber jedesmal der erste und vornehmste Zweck dieses “Opfers”, nämlich die Genugtuung und Sühne zur Vergebung der Sünden für viele, unterschlagen wird) (vgl. No 2), oder “die Messe als Tisch des Herrenleibes” (No 8), oder “die Gaben sollen zu Leib und Blut Christi werden”, oder “… da er den Aposteln seinen Leib und sein Blut “unter den Gestalten von Brot und Wein zum Essen und Trinken reichte” (vgl. No 49 und 55), — bei gleichzeitiger Unterschlagung der theologischen dogmatischen und rechtgläubigen Fachausdrücke, ist, mag folgende geschicht­liche Tatsache belegen: obwohl die orthodoxen Lutheraner im allgemeinen wegen der von ihnen so erbittert verteidigten “wahren Gegenwart Christi im Abentmal unter Gestalt Weins und Brods” mit den Anhängern der Zürcher und Genfer Sekte schwer in den Haaren lagen (vgl. Religionsgespräch in Marburg, 1529, die “kleine Wittenberger Konkordie” 1536, kryptokalvi­nischer Streit in Kursachsen 1552) weigerten sie sich größten­teils, diesen ihren angeblich so orthodoxen und “altchristlich-ca­tholischen” Glauben, durch großherzige und freudige Beteili­gung an der alten Fronleichnamsprozession — die übrigens von Jesus Christus selbst durch die kirchlich beglaubigten Visionen der heiligen Juliane von Lüttlich im Jahre 1246 als Konsequenz der in der Heiligen Messe erfolgenden Transsubstantiation gewünscht wurde — darin besteht, die “wahre Gegenwart Christi unter den Gestalten Brots und Weins” öffentlich zu verherrli­chen. Im Gegenteil, sowohl in Deutschland wie auch vor allem in Österreich, verfolgten die lutherisch Gesinnten die treuen Katholiken mit infernalischem Hass. Sie vertrieben die Katholi­ken aus ihren Kirchen, lästerten von ihren Kanzeln alles Katholische, vor allem auch die Glaubenswahrheit von der Transsubstantiation, vertrieben die rechtgläubigen Pfarrer aus ihren Pfarreien, rissen Priester vor allem Volke von der Kanzel; in der Steiermark, die ganz dem Terror des protestantisch gesinnten niederen Adels und vor allem dem Hauptforum seiner häretischen Propaganda, dem “Landtag” zu Bruck im Jahre 1572 ausgeliefert war, hatten es die lutherisch Gesinnten zu einer wahren Kunst ausgebildet, friedliche katholische theopho­rische Prozessionen nicht nur zu stören, sondern förmlich zu überfallen, zu terrorisieren und auseinanderzusprengen. Der orthodoxe lutherische Pastor Homberger der Protestanten zu Graz wagte es sogar, das heilige Fronleichnamsfest, daran der ganze Hof teilnahm, von seiner schmähsüchtigen Kanzel herab für “purlautere Abgötterei”, und deren Teilnehmer und Förde­rer für “verflucht” zu erklären!

Dieser Hass auf die katholische Wahrheit ging sogar soweit, daß im damaligen, offiziell immer noch als katholisch geltenden Österreich der Stadtrat von Graz im Jahre 1581 Hörer der katholischen Predigt über das Sakrament zur Rechenschaft ziehen wollte. Im Jahre 1596 übernahm der tiefgläubige Erzherzog Ferdinand die Regierung der Steiermark. Auf seinen Befehl, die Katholiken in Ruhe nach ihrem Gewissen leben zu lassen, warfen die Lutherischen in verschiedenen Orten die wenigen Katholiken, die noch im Rate sassen, vollends aus demselben heraus. Von den protestantischen Kanzeln der Lutheraner, die die “wahre Gegenwart” so erbittert gegen die von ihnen als “Ketzer” und “junge, zur Höll verdammte Teufel” bezeichneten Zwinglianer verteidigten, erschollen nun lauter denn je die Ausfälle gegen alles, was den Katholiken heilig und teuer war. Kupferstiche zur Verhöhnung des Papstes, Schmähschriften flogen durch das Land, Kirchenplünderung, Schändungen des Altarssakramentes — in welchen sich die lutherischen Landsknechte schon 1527 beim “Sacco di Roma”, zusammen mit glaubenslosen Katholiken, hervorgetan hatten, ­Störung theophorischer Prozessionen, Mißhandlung katholischer Priester und Bürger auf offener Straße kamen überall vor. Setzte der Erzherzog irgendwo einen Beamten ein, so vertrieben ihn die evangelischen Untertanen. War das nicht offene Empö­rung? ” — (Vgl. R. Kralik, Geschichte Österreichs, p. 106, f.)

Wenn die Lutheraner des 16. Jahrhunderts im allgemeinen so fanatisch gegen die öffentliche Verehrung und Anbetung des HERRN im Allerheiligsten Altarssakrament, unter Gestalt des Brotes, vorgingen, so war dies nicht aus zeitbedingter Animosi­tät gegen die römische Kirche zu erklären, sondern hatte seinen (pseudo-)theologischen Grund: die von ihnen verteidigte “wahre Gegenwart Christi unter Gestalt Brots und Weins im Abentmal” war und ist eben nicht jene WIRKLICHE, KÖRPERLICHE Gegenwart, wie sie durch das Mysterium der Transsubstantia­tion der Elemente von Brot und Wein unter Beibehaltung und Fortdauer der Akzidenzien zustande kommt und wie sie die wahre Kirche Christi seit den Tagen der heiligen Apostel durch die Apostolischen Väter, Kirchenschriftsteller, Apologeten, Kir­chenväter, Synoden und Konzilien unentwegt gelehrt, verteidigt und demütig angebetet hat.

Wie wir gesehen haben, gründet die Polemik der orthodoxen Lutheraner wider die “ketzerischen Sakramentierer Zwingli, Karlstadt, Oekolampad u.a.” vor allem auf dem bis anhin in der Christenheit vollkommen unbekannten, von Martin Luther erfundenen und aufgestellten Dogma der Ubiquität der Anbe­tungswürdigen Menschheit Christi, wonach diese in jedem stofflichen Ding, “in jedem Apfel und in jeder Birne”, demzu­folge aber auch in besonderer Weise im “Abentmal” wirklich und wesentlich zugegen sei. Diese Häresie der Ubiquität der Anbetungswürdigen Menschheit Christi hat denn auch bei den Lutheranern ihren Ausdruck in der Formel: “Christi Leib zugegen IN, MIT und UNTER DEM BROTE”, gefunden und wurde seinerzeit im Jahre 1597 vom lutherischen ehemaligen Hauptpastor zu St. Katharinen in Hamburg, dem geistlichen Liederdichter Philipp Nicolai, in seinem bekannten Werk: “Von der Calvinisten Gott und ihrer Religion”, in einem Tone vertreten, der es zu einem berüchtigten Hetzpamphlet gegen die Anhänger Kalvins und Zwinglis stempelte, obwohl doch jene mit ebensoviel Recht nach der ureigensten Lehre des Wittenber­ger Apostaten ihren eigenen Reim auf die objektiven biblischen Aussagen machen durften, wie dies bei den Lutheranern schon seit längerer Zeit geschah.

Die gleiche Methode, bis anhin eindeutige Begriffe, wie z.B.: “Leib des Herrn”, “Eucharistie” “wahrer Leib Christi” usw. nicht nur ihres ureigensten und ursprünglichen Sinnes zu berauben und zu entleeren, sondern sie geradezu in das Gegenteil ihrer bisherigen Aussage zu verdrehen, wendet auch der schlangengewandte Nachfolger Zwinglis zu Zürich, Heinrich Bullinger, mit der sophistischen Klugheit der Kinder dieser Welt in seiner “Confessio Helvetica Posterior”, an: salbungsvoll überschreibt er deren 21. Kapitel dieses teilweise durch schwer­ste Unterschlagungen der biblischen Wahrheit und durch teilwei­se schwersten Schriftmißbrauch zustande gekommene Doku­ment biblisch getarnten Unglaubens mit den doch so unverdäch­tig katholisch klingenden Worten: — “Das heilige Abendmahl” —; und er tut dies, nachdem er schon auf der ersten Seite dieses antikirchlichen und antichristlichen Machwerks falsche Tatsa­chen vorgespiegelt und naive Zeitgenossen glauben gemacht hat, es handle sich hierbei um eine Verteidigung des wahren “katholischen Glaubens”, die er wider besseres Wissen ganz unverfroren mit “Bekenntnis und einfache Erläuterung des orthodoxen Glaubens und der katholischen Lehren der reinen christlichen Religion” überschreibt, obwohl er, der in Kapitel XVIII den heiligen Cyprian von Karthago als angeblichen Kronzeugen gegen den Primat anruft, ganz sicher dessen Werke zumindest oberflächlich kennen muss und daher ganz sicher aus dessen berühmten “Epistulae 16, 64, 65, 67″ und vor allem aus dem “Brief an Cäcilium” weiss, daß es schon seit jeher, seit den Tagen der heiligen Apostel, zum “orthodoxen Glauben” der “reinen Christlichen Religion” gehörte und nur ihm eigen war, das Heilige Meßopfer als Wiedervergegenwärtigung und unbluti­ge, mystische Erneuerung des Kreuzesopfers für die Lebenden und Abgestorbenen zu feiern, eine Tatsache, die Bullinger in seiner Confessio nicht nur totschweigt, sondern auch ausdrück­lich in höhnischem Tone leugnet. — Obwohl es nicht im Rahmen dieser Arbeit liegt, eine Widerlegung der Confessio Helvetica Posterior zu schreiben, was ja ohnehin schon von berufener Seite im 16. Jahrhundert geschehen ist, wollen wir dennoch nicht darauf verzichten, folgendes ausdrückliche und herrliche Zeugnis für das schon in der frühen katholischen Kirche gefeierte, hochheilige Meßopfer, anzuführen. So schreibt der heilige Cyprian und angebliche “protestantische Gesinnungs­freund” Heinrich Bullingers in seinem “Brief an Cäcilius ­nachdem er schon zu Anfang desselben Christus den “Urheber und Lehrer des Eucharistischen Opfers” nennt — was ja Zwingli und Bullinger ausdrücklich leugnen — folgende Worte:

“Wenn Jesus Christus, unser Herr und Gott, selbst der Hohepriester Gottes des Vaters ist und sich selbst zuerst dem Vater als Opfer dargebracht und das nämliche zu seinem Andenken zu tun befohlen hat, so vertritt in Wahrheit nur jener Priester Christi Stelle, welcher das, was Christus getan, nachahmt, und bringt nur dann in der Kirche Gott dem Vater ein wahres und volles Opfer dar, wenn er die Darbringung so vornimmt, wie er sieht, daß Christus selber dargebracht hat.” — (ad Caec. No. 14)

Mit diesen deutlichen Worten werden sämtliche Reformatoren und vor allem auch die “Confessio” Heinrich Bullingers Lügen gestraft, wenn sie behaupten:

“Allerdings gibt es im Neuen Bunde Christi kein derartiges Priestertum mehr wie im alten Bundesvolk, das die äussere Salbung, heilige Gewänder und eine Menge Zeremonien gehabt hat; diese sind auf Christus hinweisende Bilder gewesen, der bei seiner Ankunft dies alles erfüllt und aufgehoben hat. Er selber aber bleibt Priester in Ewigkeit. Um ihm aber nichts zu benehmen, geben wir keinem unter den “Dienern der Kirche” den Namen “Priester”. Denn der Herr selbst hat in der Kirche des Neuen Bundes keine Priester eingesetzt, die vom Weihbischof die Vollmacht empfangen, täglich das Messopfer, nämlich Leib und Blut des Herrn selbst, für Lebendige und Tote darzubringen, sondern bloss solche Diener, die lehren und die Sakramen­te verwalten sollen.” — (Vgl. “Confessio Helvetica Poste­rior, “18. Kapitel, p. 93, Übersetzung v. Dr. iur. utr. Walter Hildebrandt und Pfarrer Rudolf Zimmermann, Jubiläumsausgabe 1966, Zwingli Verlag, Zürich.)

Nachdem, was wir bisher über den “Novus Ordo Missae” gesagt haben, dürfte es nicht schwerfallen, die darin enthaltenen protestantischen Irrlehren in Bezug auf das Priestertum und die “Eucharistiefeier” im Vergleich mit Bullingers “Confessio” zu erkennen und zu verurteilen — der reformierte Theologe Max Thurian von Taize hat mit seinen Äusserungen über diese neue “ökumenische Messe” nur zu recht! —

Bullinger hätte sich das ganze 21. Kapitel seiner Confessio ersparen können, denn es ist eine einzige grosse Schaumschläge­rei und Verwedelung der Tatsache, daß vom ursprünglichen, urchristlichen Sinn des “Abendmahles des Herrn” des “Tisches des Herrn”, der “Eucharistie”, von der “heiligen Handlung” durch die er “uns jetzt speist mit seinem Fleisch und tränkt mit seinem Blut”, vom “Fleisch und Blut Christi, die wirklich Speise und Trank sind zum ewigen Leben”, — nur noch Worte, und nichts als hohle, klingende Worte, übrig geblieben dazu be­stimmt, die Unwissenden und Naiven über den Abfall von der urkirchlichen Lehre mit salbungsvollen Redewendungen hinweg­zutäuschen.

Trotz zahlreicher, biblisch klingender, erbaulich-salbungsvoller Ausdrücke im Bezug auf das “heilige Abendmahl” und das “heilige Mahl” welches ein “sakramentales Essen des Leibes des Herrn” durch das der “Gläubige nicht bloß geistlich und innerlich teil hat am wahren Leib und Blut des Herrn, sondern, wenn er zum Tische des Herrn tritt, auch äusserlich sichtbar das Sakrament des Leibes und Blutes Christi empfängt”, — trotz all dieser durchaus katholisch interpretierbaren Ausdrücken, kann auch Bullinger mit seiner rhetorischen und dialektischen Schlan­gengewandtheit nicht mehr länger den Bocksfuss verhüllen, der in allen reformatorischen Abhandlungen über das “Abentmal des Herren” steckt; auf Seite 112 der “Confessio Helvetica Posterior” kommt er in seiner ganzen rationalistischen Plattheit, Seichtheit und Hässlichkeit zum Vorschein:

“Damit man aber besser und deutlicher verstehe, wieso Fleisch und Blut Christi Speise und Trank der Gläubigen sei, und von ihnen zum ewigen Leben empfangen werde, wollen wir einiges Wenige beifügen. Es gibt nicht nur einerlei Art zu essen. Es gibt ein leibliches Essen, wobei man die Speise in den Mund nimmt, mit den Zähnen zerbeisst und hinunterschluckt. Auf diese Art haben einst die Caphernaiten das Fleisch des Herrn gemeint essen zu müssen, werden aber von ihm selbst widerlegt in Joh. 6,33. Denn wie das Fleisch Christi nicht leiblich gegessen werden kann ohne Frevel und greuliche Rohheit, so ist es auch nicht eine Speise für den Bauch. Das müssen doch alle eingestehen. Wir mißbilligen deshalb unter den Dekreten der Päpste den hierhergehörigen Kanon: — “Ich Beren­gar… ” im Abschnitt 2 über die “Weihen”. DENN WEDER DIE FROMMEN DER ALTEN KIRCHE NOCH WIR glauben, daß der Leib Christi mit dem leiblichen Munde körperlich oder wirklich gegessen werde.” — (“Leibliches Essen des Herrn”).

Ganz abgesehen von der Tatsache, daß Heinrich Bullinger in seiner obenerwähnten hausgemachten Exegese von eigenen Gnaden bewusst verkennt, daß der HERR im 6. Kapitel des Johannesevangeliums in seiner sog. “Eucharistischen Rede” den ungläubigen Juden keinesfalls den Gedanken an ein konkretes Essen seines Heiligsten Leibes und Seines Anbetungswürdigen Blutes, sondern nur ihre grobsinnlichen, offenbar kannibali­schen Auffassungen, die in der katholischen Theologie als “Kaphernaismus” verworfen werden, als böswillige Entstellung verweist — widersprechen die letzten Worte Bullingers, daß “die Frommen der alten Kirche” nicht glaubten, “daß der Leib Christi mit dem leiblichen Munde körperlich oder wirklich gegessen werde”, in krasser Weise der geschichtlichen Wahrheit, und jeder theologisch gebildete Protestant, der die Werke der Väter, der Apologeten, der Kirchenschriftsteller, der Kirchenväter und Konzilien auch nur oberflächlich kennt„ wird sich über so viel reformatorische Ignoranz mit einem milden Lächeln hinwegretten. Denn kein Geringerer als der berühmte protestan­tische Theologe und hervorragende Kenner der altchristlichen Literatur, Professor Adolf HARNACK war es, der im Jahre 1888, folgende Worte über die Transsubstantiationslehre der römischen Kirche äusserte, nachdem er alle Zeugnisse der christlichen Tradition bis in das Zeitalter der Apostolischen Väter angegeben hatte:

“Meine Herren, wenn sie mich nun fragen: Welche Kirche steht in ihrer Lehre auf dem Boden der Urkirche, so muss ich als Historiker sagen: Die KATHOLISCHE KIRCHE ALLEIN HAT DIE LEHRE DER ÄLTESTEN VÄTER BEWAHRT, AN DIESER HISTORISCHEN TATSACHE KANN NICHT GEZWEIFELT WERDEN.” —

Bei diesen Worten möge man sich bewusst sein, daß Adolf Harnack keinesfalls etwa katholisierender Protestant, sondern Vertreter des theologischen Rationalismus war und blieb, was sein Zeugnis gewiss unverdächtig macht. Übrigens kann die Schluß­folgerung dieses eigentlich ungläubigen Dogmenhistorikers einen gläubigen Katholiken nicht im Geringsten verwundern, bekennt doch die Heilige Katholische Kirche schon im Jahre 110 mit dem Munde des heiligen Märtyrerbischofs Ignatius von Antio­chien im berühmten Brief an die “Kirche der Römer” — “Nicht reizt mich vergängliche Nahrung, noch auch die Reize dieses Lebens. BROT GOTTES will ich, das ist JESU CHRISTI FLEISCH, des aus dem Samen Davids Stammenden, und zum Trank will ich sein BLUT, das ist unvergängliche Liebe.” (Ad Rom. VII, 3). Darum mahnt sie auch durch seinen Mund die “Kirche zu Philadelphia”: “Darum seid darauf aus, nur an einer Eucharistie teilzunehmen, denn es gibt nur EIN FLEISCH unseres Herrn Jesus Christus, und nur EINEN KELCH ZUR EINIGUNG MIT SEINEM BLUTE, NUR EINEN ALTAR wie auch nur eien Bischof, zusammen mit dem Presdbyterium und den Diakonen, meinen Mitknechten…” und jene von Smyrna: “Habt acht auf jene, welche über die uns zugekommene Gnade Jesu Christi abweichend lehren, wie sie entgegengesetzt sind dem Sinne Gottes. Nach der Liebe fragen sie nicht, noch nach der Witwe noch nach der Waise, noch nach dem Bedrängten, noch nach dem Gebundenen noch nach dem Freigelassenen, noch nach dem Hungernden, noch nach dem Dürstenden. Von der Eucharistie (Herrenmahl) und vom Gebet halten sie sich fern, weil sie NICHT BEKENNEN, DASS DAS HERRENMAHL DAS FLEISCH Jesu Christi, unseres Herrn und Heilandes ist, DAS FÜR UNS WEGEN UNSERER SÜNDEN GELITTEN, DAS DER VATER IN SEINER GÜTE AUFERWECKT HAT…”. — Man sieht deutlich: Schon in den Tagen der Apostelschüler wird es zum Charakteristikum der IRRLEHRER, NICHT an die wirkliche und körperliche Gegenwart der Heiligsten Menschheit und Gottheit Christi in der Eucharistie zu glauben — ein Drama des Unglaubens, das mit der Abirrung des Apostels Judas Iskariot anlässlich der Eucharistischen Glaubens­forderung des Herrn im 6. Kapitel des Johannesevangeliums seinen Anfang nimmt (vgl. Joh. 6, ff, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72 (!!)) sich über die verschiedenen häretischen Sekten der Urkirche über Berengar von Tours und die Katharer, Waldenser, Wiclifiten und Hussiten bis zur sog. “Reformation” hin er­streckt und verdichtet, dann vom Konzil von Trient ausdrück­lich als häretisch und gottlos verworfen wird, um nun nach der Weinpanscherei des Katholischen Glaubens aufs Neue in Szene zu gehen, in dessen Namen die päpstliche Synode von Rom und die Synode von Vercelli im Jahre 1050, sowie die Synode von Paris 1051 und diejenige von Tours im Jahre 1054 unter dem Vorsitze des nachmaligen Papstes Gregor des VII. die rationali­stischen Irrtümer des Berengar von Tours verworfen worden waren — eine Massnahme, die im Jahre 1059 auf der Lateran­synode und im Jahre 1079 auf der Fastensynode wegen der Doppelzüngigkeit und der dialektischen Mätzchen des letzteren wiederholt werden musste!

Unsere Leser mögen uns diesen längeren theologischen und kirchengeschichtlichen Exkurs pro missae sacrificio verzeihen, aber er war unumgänglich, um überzeugend nachweisen zu können, wie berechtigt unsere Kritik am Neuen Messordo, und wie begründet unser aller Mißtrauen gegenüber den salbungsvol­len und so biblisch klingenden Ausdrücken der Institutio Generalis ad Missale Romanum in mysterio eucharistico, ist, die offiziell schon seit den Tagen der “Reformation” ins polemische Waffenarsenal der häretischen Kontroverstheologie gehören, weobei noch entscheidend ins Gewicht fällt, daß der klare dogmatische Terminus der “Wesensverwandlung” von Brot und Wein in den realen Leib und in das reale Blut Christi, also das Dogma der Transsubstantiation mit ängstlicher Sorgfalt ver­schwiegen, unterschlagen und damit sotto voce geleugnet wird. Dieses Schweigen der Institutio ad Missale Romanum bezüglich des dogmatisierten Geheimnisses der Transsubstantiation ist in einer Zeit, wie der unsern, wo es von antieucharistischen Häresien nur so wimmelt, und wo nicht wenige einstmals rechtgläubige Theologen von “Priestern des Herrenleibes” zu mondänen Baalspfaffen ihres Unterleibes geworden zu sein scheinen, mehr als verdächtig: hat doch die Römische Kirche zu allen Zeiten beim Auftauchen solcher antieucharistischer Häre­sien unverzüglich durch unzweideutige Verlautbarungen die falschen Propheten entlarvt und verdammt, die gesunde Lehre in besonderer Weise herausgestellt und die Häresie als solche gebrandmarkt. Wenn heute die Institutio Generalis ad Missale Romanum, dieses häretisch strukturierte Konkokt aus Annibale Bugninis liturgischer Hexenküche, sich auch in diesem hoch­wichtigen Punkte der orthodoxen Meßtheologie bedeutungsvoll ausschweigt, dann können wir selbst beim besten Willen, die Institutio rechtgläubig umzuinterpretieren, nicht umhin, den alten römischen Grundsatz zu deren Beurteilung anzuwenden: “Qui tacuit consentire videtur — wer schweigt scheint zuzustim­men.” —

Aus diesem Grunde hat denn auch S.H. Papst Pius VI. in seiner dogmatischen Bulle “Auctorem fidei” mit folgenden Worten das Totschweigen der dogmatischen Lehre von der Transsubstantia­tion der Elemente von Brot und Wein im Heiligen Meßopfer, dessen sich die auch von Papst Pius XII. als “ungesetzmässig” verurteilte Synode von Pistoja schuldig gemacht hatte, mit folgenden Worten gebrandmarkt:

“Von der Wirksamkeit des Consecrationsritus”

“Die Lehre der Synode, wo sie die Glaubenslehre vom Ritus der Consecration vorzutragen vorhat, mit HINWEG­LASSUNG ALLER SCHOLASTISCHEN FRAGEN über die Weise, in welcher Christus in der Eucharistie gegen­wärtig ist, und WOVOR SIE DIE DAS LEHRAMT AUSÜBENDEN PFARRER WARNT, nur dieses Zweifa­che aufstellend:

1.) Christus ist nach der Consecration wahrhaft, wirk­lich und wesentlich unter den Gestalten gegenwärtig;

2.) alsdann hört die ganze Substanz des Brotes und Weines auf, so daß nur noch die Gestalten übrig bleiben;

“unterlässt sie gänzlich, auch NUR EINE ERWÄHNUNG VON DER TRANSSUBSTANTIATION ZU TUN, ODER VON DER VERWANDLUNG DER GANZEN SUBSTANZ DES BROTES in den Leib und der GANZEN SUBSTANZ DES WEINES in das Blut, welche das Trienter Konzil als GLAUBENSARTIKEL definiert, und welche in dem feier­lichen Glaubensbekenntnis enthalten ist,

INSOFERN durch diese UNBEDACHTSAME UND VER­DÄCHTIGE (1) AUSLASSUNG sowohl die Kennt­nisnahme von dem zum Glauben gehörenden Artikel als auch die von der Kirche zum Schutze jenes Bekenntnisses GEGEN DIE KETZER GEHEILIGTE Benennung ENT­ZOGEN wird und sogar dahin führt, zu bewirken, dass sie VERGESSEN werde, als wenn es SICH BLOSS UM EINE SCHOLASTISCHE FRAGE HANDLE,

diese Lehre wird als VERDERBLICH, die Erklärung der Wahrheit in Bezug auf das Dogma der Transsubstantiation SCHMÄLERND, und als der KETZEREI GÜNSTIG, verurteilt.” —

Man lasse sich auch nicht durch Paragraph 4 der Institutio irreführen, wo scheinbar die von den Reformatoren infolge der Leugnung des Opfercharakters und der Transsubstantiation so heftig bekämpften Stillmessen gutgeheissen und bestätigt wer­den, mit den Worten: “Dennoch behält die Eucharistiefeier auch ohne mitfeiernde Gemeinde ihre Kraft und Würde, denn sie ist ja das Tun Christi und der Kirche, bei welchem der Priester immer zum Heil des gesamten Volkes handelt.” — Man durfte dieses nach fernen katholischen Zeiten klingende Sätzchen umso eher wagen, als man ganz genau um den mächtigen Trend zur “Konzelebration” weiss, die immer mehr häretische Züge annimmt, weil sie die Konsekrationsgewalt eines jeden einzelnen Priesters immer mehr in jenem “Presbyterkol­lektiv”, das am “Tische des Herrn” agiert, aufgehen lässt, welches auf Grund eines profanen Kollegialitätsprinzips auf dem II. Vatikanum zuerst als scheinheilige “legale Kollegialität der Bischöfe mit dem Papste” in die Katholische Kirche einge­schmuggelt und als “fremde Farbe” (St. Irenäus v. Lyon, Adversus haereses) dem Glauben der Kirche von treulosen und innerlich apostasierten Theologen geschickt beigemischt wurde. Auch hier vermuten wir richtig einen Bocksfuss, der aber erst in Paragraph 267 zum Vorschein kommt: “Es soll nur wenige Nebenaltäre geben. Bei Neubauten sollen sie, vom Hauptraum möglichst getrennt, in Seitenkapellen stehen.” — Da die Stillmesse — die Luther lästernd “Winkelmesse” nennt ­vorzüglich an den Seitenaltären zelebriert wird, bedeutet diese zweideutige Vorschrift, nur noch “wenige” Nebenaltäre aufzu­stellen, nichts anderes, als der heiligen Messe, die still gefeiert wird, ein ebenso stilles Begräbnis zu bereiten, was ja in zahlreichen postkonziliären Kirchen durch Fehlen oder Zerstö­rung der Seitenaltäre schon längst geschehen ist.

Dieser Paragraph 267 der Institutio Generalis ad Missale Romanum ist in Wirklichkeit vom selben ikonoklastischen Ungeist beseelt, wie jene von Papst Pius VI. verurteilte 31. Proposition der ungesetzlichen Synode Scipione Riccis zu Pistoja. Sie wird deshalb ohne Zögern in der dogmatischen Bulle auctorem fidei wie folgt vom damaligen Kirchenlichen Lehramt verurteilt:

“Von der geziemend bei dem Gottesdienste zu beobachtenden Art und Weise.”

  1. XXXI.     — “Die Proposition der Synode, welche erklärt, es sei hinsichtlich der Haltung des Gottesdienstes schicklich, und dem alten Herkommen gemäss, daß sich in jedem Tempel NUR EIN ALTAR BEFINDE, und daß sie die Absicht habe, DIESEN GEBRAUCH WIEDER HERZU­STELLEN”,

ist VERWEGEN, einen SEHR ALTEN, FROMMEN, BE­SONDERS IN DER LATEINISCHEN KIRCHE SCHON SEIT JAHRHUNDERTEN VORHANDENEN UND GE­BILLIGTEN GEBRAUCH SCHMÄHEND”.

ferner:

  1. XXXII. “Ebenso ist die Vorschrift der Synode, welche verbietet, daß auf den Altären Reliquienkasten und Blu­men aufgestellt werden,

VERWEGEN, einen frommen und gebilligten Gebrauch der Kirche SCHMÄHEND.

  1. XXXIII. “Die Proposition der Synode, wonach sie an den Tag legt zu wünschen, daß die Ursachen gehoben werden möchten, durch welche zum Teil das Vergessen der Grundsätze hinsichtlich der Haltung des Gottesdienstes aufgekommen ist, “durch ZURÜCKFÜHREN DERSEL­BEN ZU GRÖSSERER Einfachheit des RITUS, durch Erklärung desselben in der VOLKSSPRACHE, UND LAU­TES AUSSPRECHEN (des Canons)”

als wenn die vorhandene, von der Kirche angenommene und genehmigte Weise des Gottesdienstes irgendwie aus dem Vergessen der Grundsätze hervorgegangen wäre, durch welche er geregelt werden soll,

ist VERWEGEN, FROMME OHREN VERLETZEND, DIE KIRCHE SCHMÄHEND, DEM TADEL DER KETZER GEGEN DIESELBE GÜNSTIG.” ‑

Ist es nicht erschütternd, dieselben dogmatisch-liturgischen Irrtümer in einem amtlichen Dokument eben jener Römischen Kirche zu finden, die sie schon vor nahezu 200 Jahren durch die damaligen Stellvertreter des Gottmenschen JESUS CHRISTUS, nämlich durch Pius VI. und Pius VII. als “verwegen, übellau­tend, fromme Ohren verletzend, die Kirche schmähend, dem Tadel der Ketzer gegen sie günstig, der Ketzerei günstig, verderblich, falsch, irrig, der Ketzerei verdächtig und danach schmeckend, ketzerisch usw.” in einer DOGMATISCHEN BUL­LE verurteilt und verworfen hat? (Vgl. “Allocutio” Pius VII. v. 26.6.1805!)

Auch wenn diese “Institutio Generalis” zum “reformierten” Missale Romanum nicht unter dem Siegel der Unfehlbarkeit des Papsttums erlassen wurde, so ist dennoch ein offizielles römi­sches Dokument, das als “Verlautbarung” des Heiligen Vaters von vielen noch papsttreuen, aber naiven Katholiken als Petri Orakel aufgefasst und beachtet werden wird — obwohl es doch in Wirklichkeit das Machwerk Annibale Bugninis und eine Frucht des postkonziliären Ikonoklasmus ist, der sich von jenem der Protestanten nur in der Art und Weise der Durchführung unterscheidet. Man vergleiche nur einmal die scheinheiligen Ausführungen Heinrich Bullingers im Anhang zum Kapitel über das “heilige Abendmahl”, die “mit Rücksicht auf die zu Bern herrschenden Bräuche” nicht in die Confessio aufgenommen wurden, mit Paragraph 306 der Institutio Generalis! Er schreibt:

“Wir lehren, daß von den Dienern des Abendmahls gewöhnliche Kleider und Gefässe verwendet werden sollen, wenn auch reinliche und anständige. Der selige Bischof Ambrosius hat gesagt: “Die Sakramente erfordern nicht Gold, und es passt auch nicht zu ihnen, weil sie nicht mit Gold erworben werden. (wer hatte denn schon jemals unter den Katholiken letzteres behauptet? Anm. d. Übers.) Deshalb stellt man in unseren Kirchen das Brot des Herrn in geflochtenen Körben auf den Tisch des Herrn und bringt es dem Volke vom Tische des Herrn auf Holztellern, nicht auf goldenen “Opferschalen” — wie man sagt. So teilt man auch das Blut des Herrn nicht in goldenen Kelchen aus, sondern ebenfalls in hölzernen Bechern. WIR lehren nämlich, Gott billige nicht den Luxus, sondern das Masshalten, und beim Gebrauch der Sakramente dürfe man nicht um das Material der Gefässe besorgt sein, und dieses betrachten, sondern man solle auf das GEHEIMNIS sehen. Deshalb haben wir auch ALLE ALTÄRE ABGESCHAFFT UND GEBRAUCHEN TRAGBARE HÖLZERNE TI­SCHE…”—

Paragraph 306 der Institutio Generalis:

“Schönheit und Würde der liturgischen Kleidung SOLL NICHT DURCH EINE ANHÄUFUNG VON SCHMUCK UND VERZIERUNG erreicht werden, sondern durch die AUSWAHL DES STOFFES und durch SEINE Formge­bung. Die Gewänder sollen nur SOWEIT Bilder, bzw. Symbole tragen, als diese dem liturgischen Geschehen gerecht werden…”

Paragraph 311:

“Neben den liturgischen Gefässen und Gewändern, für die es bestimmte Vorschriften gibt, ist auch bei den andern Gegenständen, die direkt für den Gebrauch beim Gottes­dienst bestimmt sind oder sonst in der Kirche verwendet werden, auf geeignete und zweckmässige Form zu achten.”

Paragraph 312:

“Auch bei geringfügigen Dingen soll guter Geschmack, Einfachheit und Sauberkeit immer gewahrt bleiben.”

Die Ausführungen Bullingers zur liturgischen Gewandung unter­scheiden sich von jenen der “Institutio Generalis” keinesfalls, wie man bei erstem Zusehen vielleicht meinen möchte, in wesentlicher Hinsicht, sondern höchstens graduell.

Wer nämlich die postkonziliäre Entwicklung und Handhabung der liturgischen Gewänder, besonders jener, die vom “Vorsteher und seinen Dienern” (vgl. No 271) zur Eucharistiefeier getragen werden, auch nur mit einem Minimum an Interesse verfolgt, kann unschwer konkret feststellen, in welchem Sinne die oben zitierten Vorschriften praktisch verwirklicht werden: diese ganze “Reform” der Heiligen Gewänder (dieser altehrwürdige Ausdruck aus der Frühzeit der Kirche kommt im ganzen Abschnitt “Die liturgische Kleidung” der Institutio kein einziges Mal vor!) wird von rein profanen, diesseitig-praktisch-utilitari­stischen Gesichtspunkten bestimmt. Immer mehr entfremdet sie sich dem ihr zu Grunde liegenden Gedanken, daß sie in erster Linie auf die Allheiligkeit und Allherrlichkeit des sich Moses im Feuer des Dornbusches geoffenbarten, transzendenten Gottes hinzuweisen hat, jenes Gottes, der ganz anders ist, als wir, und dessen Gedanken andere Wege gehen als die unsern. Und dieser gleiche Gott, der sich Moses am Horeb mitten im Feuer geoffenbart, ist nun im “Neuen Bunde in Seinem Blute” (vgl. Matth. 26,27 f) unter den Gestalten von Brot und Wein ebenso konkret als Gottmensch zugegen. Deshalb gilt auch heute noch, was der HERR damals Moses aus dem Feuerbusch zugerufen: “Moses, Moses — tritt nicht näher heran! Ziehe deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehst, ist geheiligter Boden. Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, und der Gott Jakobs.” — “Da verhüllte Moses sein Angesicht, denn er wagte nicht aufzuschauen gegen Gott”. — (Vgl. Exodus, 3,5), und jene Tendenz, das “Sakrale zu entgrenzen”, in dem Sinne, daß wir von nun an Gott als unseresgleichen behandeln und begegnen, indem wir das angeblich in einer demokratischen Gesellschaft veraltete “Vatermodell Gottes” durch das panthe­istische “Brudermodell” ersetzen, ist satanische Revolte schlechthin.

Wenn Gott im Alten Testamente den Juden durch seinen heiligen Propheten Moses bis ins kleinste Detail den Kult, die Kultgegenstände, die Kultgewänder und die Kultstätte und vor allem die Materialien, aus denen sie zu verfertigen sind, vorschreibt, so einzig und allein deswegen, um den Menschen im allgemeinen deutlich zu machen, daß ER der HEILIGE ISRA­ELS und der HERR DES HIMMELS UND DER ERDE ist, der sich durch niemanden von Seinem Throne verdrängen lässt, der durch keine menschliche Ideologie und keinen Entmythologisie­rungsprozess zu ersetzen und aufzulösen ist. Nicht als ob Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, den Kultus lebensnot­wendig hätte wie die heidnischen Götter — aber als Schöpfer des Weltalls und all seiner Herrlichkeit hat ER alle Dinge zu Seiner Verherrlichung ins Dasein gerufen — wie uns die Psalmen so eindrücklich vor Augen führen — weshalb es nur ein Akt primitivsten Anstandes ist, all die “Erstlinge” von Gold, Silber, Platin, Seide, Wolle, Brot, Wein und Weihrauch zu Seiner Ehre und öffentlichen Anbetung zu gebrauchen. (Vgl. II. Buch Moses, Exodus, Kapitel 25 u. folgende!) Man wird nun wohl einwenden, dies alles treffe zwar für den Alten Bund mit Moses zu, sei nun aber mit der Stiftung des Neuen Bundes durch Christus hinfällig geworden, da ja nach der Lehre der Kirche die alttestamentlichen Opfer und Zeremonien als blasse Vorbilder des Opfers Christi (vgl. Hebräerbrief!) durch das Kreuzesopfer auf Golgatha und mit ihnen auch der ganze Kultaufwand an Gold, Silber, Seide, Weihrauch und andere Spezereien unnötig im Sinne von Luxus geworden sei. Doch letzteres ist ein Trugschluss: Zwar gibt der HERR im Neuen Testament, wie es uns geschrieben überliefert wird, keine Anweisungen bezüglich des äusserlichen Kultes (was keinesfalls als argumentum ex silentio gegen denselben gelten kann, da die Evangelien und Apostelbriefe sowie die Apokalypse keinesfalls alle Aspekte des Katholischen Glaubens, sondern nur Teile desselben wieder­geben und durch die Apostolische Tradition ergänzt und verstanden werden müssen) — dennoch aber ist seine Gott-Person schon von Geburt an Gegenstand des LATREUTI­SCHEN KULTES, — wenigstens bei jenen, “die ihn aufnahmen, und denen er Macht gab, Kinder Gottes zu werden”. Man vergleiche einmal folgende Stellen aus dem Neuen Testament mit der zitierten Bemerkung Bullingers über den “Luxus” der kirchlichen Goldgeräte und der kostbaren Messgewänder sowie mit dem Ungeiste der progressistischen Krämerseelen, welche die Institutio Generalis verfasst haben. Ihre armseligen, kleinli­chen, und vertrockneten alten Geizhälsen würdige minimalisti­schen Grundsätze, wie sie besonders in den Nummern 289-291, besonders aber in 294, 295, 306, 311 und 312 zum Ausdruck kommen, nehmen sich neben den folgenden Szenen aus dem Neuen Testament erschütternd und für unsere römischen neue­rungssüchtigen und berechnenden Prälaten höchst peinlich aus:

“Da sie aber den Stern sahen, hatten sie eine überaus grosse Freude. Sie gingen in das Haus, fanden das KIND MIT MARIA, SEINER MUTTER, FIELEN NIEDER UND BETETEN ES AN (procidentes adoraverunt eum). SIE TATEN AUCH IHRE SCHÄTZE AUF UND BRACHTEN IHM GESCHENKE: GOLD, WEIHRAUCH und MYRRHE.” — (Vgl. Matth. 2,11)

“Als JESUS in Bethanien war, im Hause Simons des Aussätzigen, kam eine Frau mit einem Gefäss von ALABA­STER, VOLL ECHTEN, KOSTBAREN NARDENÖLS, zerbrach das Gefäss und goss es über sein Haupt.

Einige aber sagten unwillig zueinander: “Wozu diese VERSCHWENDUNG (perditio!) des Salböls? MAN HÄTTE dieses Salböl um mehr als DREIHUNDERT DENARE (ca. 300 Sfr.!) VERKAUFEN und den ARMEN GEBEN KÖNNEN.” UND SIE SCHALTEN AUF DIE FRAU. JESUS ABER sprach: “Lasst sie! Was kränkt ihr sie? EIN GUTES WERK HAT SIE AN MIR GETAN. Denn allezeit habt ihr die Armen bei euch und könnt, so oft ihr wollt, ihnen Gutes tun, mich aber habt ihr nicht allezeit.

DIESE TAT, WAS SIE KONNTE, sie salbte schon im VORAUS meinen Leib zum Begräbnis.

Wahrlich, ich sage euch: WO IMMER VERKÜNDET WIRD DAS EVANGELIUM AUF DER GANZEN WELT, DAS WIRD AUCH GESAGT WERDEN, WAS SIE GETAN HAT, IHR ZUM GEDÄCHTNIS.” (Vgl. Markus, 14,1-9) “Es bat IHN einer von den Pharisäern, daß er bei ihm esse, und er trat in das Haus des Pharisäers und begab sich zu Tisch. Da brachte eine Frau, die in der Stadt als Sünderin lebte und erfahren hatte, daß er im Hause des Pharisäers zu Tische sei, ein ALABASTERGEFÄSS MIT SALBÖL HER­BEI, trat weinend von hinten neben seine Füsse und begann mit ihren Tränen seine Füsse zu benetzen und trocknete mit den Haaren ihres Hauptes ab, KÜSSTE SEINE FÜSSE und SALBTE sie mit dem Salböl. Als der Pharisäer, der IHN geladen hatte, dies sah, sprach er bei sich: “Wäre dieser ein Prophet, so würde er wissen WER und WAS FÜR EINE FRAU IHN anrührt, da SIE doch eine SÜNDERIN ist.

JESUS aber sprach zu ihm: “Simon, ich habe dir etwas zu sagen”…, “ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war ihm 500 Denare schuldig, der andere 50. Da sie aber beide nicht in der Lage waren zu bezahlen, schenkte er es beiden. Welcher nun von diesen beiden wird ihn mehr lieben? — Simon antwortete: Ich vermute, der, dem er mehr geschenkt hat. ER sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt.

Dann wandte ER sich zu der FRAU und sagte zu Simon: Ich kam in DEIN HAUS, und DU gabst mir kein Wasser für Meine Füsse; sie aber benetzte meine Füsse mit ihren Tränen und trocknete sie ab mit ihren Haaren.

DU gabst mir KEINEN KUSS, SIE ABER HÖRTE SEIT MEINEM EINTRETEN NICHT AUF, MEINE FÜSSE ZU KÜSSEN.

DU salbtest mein Haupt NICHT MIT ÖL, sie aber salbte mit Salböl meine Füsse. Darum sage ich dir: Vergeben sind ihre vielen Sünden, denn SIE HAT VIEL GELIEBT; wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig.

Und ER sprach zu IHR: Vergeben sind deine Sünden!

Da fingen die Tischgenossen an für sich zu sagen: Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt? Er aber sprach zu der Frau: “Dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin in Frieden!” (Luk. 7,36 f)

Welch vernichtend Urteil über die gegenwärtige “Liturgiere­form” im allgemeinen und über den neuen Messordo im besonderen mit ihrer nur schlecht verhüllten Tendenz, alle Ausdrücke und Äusserungen eines liebeglühenden Herzens, alle Zeremonien der Hingabe, des Staunens und der Anbetung auf armselige Pflichtportionen und Pflichtübungen zu beschränken und den göttlichen Kult zu rationieren. Mögen doch die Hintermänner Bugninis mit der uns aufgezwungenen protestan­tisch-häretischen neuen “Messordnung” ihren neu kreierten “Vorsteher der Gemeinde” und derselben dazu eine Art liturgische Rechenschieber zur Institutio Generalis mitliefern, damit von nun an “Vorsteher” und “Eucharistieversammlung” zusammen sorgfältig und einträchtig heraustüfteln können, auf welche Art und Weise sie am wenigsten Gefühle der Liebe, der Dankbarkeit, der Hoffnung, des Glaubens und der Anbetung an den unter Brots- und Weingestalt vorhandenen “Schönsten HERRN JESUS” an den HIMMLISCHEN VATER und an den HEILIGEN GEIST verschwenden — wobei wir mit diesen Worten von der Annahme ausgehen, der “Vorsteher” agiere noch als KATHOLISCHERPRIESTER und nicht als blosser Zeremoniar der “eucharistiefeiernden Gemeinde”.

Wie frostig, wie schäbig, wie mickrig — und schlimmer noch: wie UNGEHEUERLICH klingen doch die Worte des “erst kürzlich ge Ökumenischen Konzils” (sic!) — dessen “Willensäusserung” (sic! eine “solche Abänderung” des Ritus der Heiligen Messe angeb­lich “geschuldet” ist (sic!) — im Munde jenes Mannes, von dem wir unerschütterlich glauben, er sei als Stellvertreter des Gottmenschen Jesus Christus und als Nachfolger des Felsenman­nes, als vorläufig letztes Glied einer glorreichen Kette von “getreuen Zeugen” und “Haushalter Gottes” nicht nur auser­wählt, sondern vielmehr noch streng VERPFLICHTET, die Überlieferung der heiligen Apostel strikte zu bewahren, fördern und gegen die als “Engel des Lichtes” getarnten HÄRETI­SCHEN REFORMISTEN aller Jahrhunderte ENERGISCH ZU VERTEIDIGEN, indem er ihre antichristlichen Konspirationen aufdeckt, ihre pseudotheologischen Aspirationen als eitles Wor­tegeklirr und Sophisterei nachweist und ihnen selbst die fromme, pseudoliturgiewissenschaftliche Maske vom Gesicht reisst — wie dies S.H. Papst Pius XII. hochseligen Angedenkens in seiner von uns nun schon oft zitierten Enzyklika “MEDI­ATOR DEI” bei aller Offenheit für eine ECHTE, KATHOLI­SCHE LITURGIEBEWEGUNG unter den Laien mit uner­schrockenen Worten getan hat.

Doch hören wir die Worte des Konzils aus des Heiligen Vaters Mund:

“Die rituelle Ordnung der MESSE (sic!) soll revidiert werden, damit das besondere Wesen der einzelnen Teile und ihre gegenseitige Beziehung klarer hervortrete und damit die FROMME (sic!) und aktive Teilnahme der Gläubigen erleichtert werde.

Darum sollen die RITEN, in ihrem Wesen treu bewahrt, VEREINFACHT (sic!) werden.

Jene Elemente sollen UNTERDRÜCKT werden, die im Laufe der Jahrhunderte VERDOPPELT wurden oder als WENIGER NÜTZLICH HINZUGEKOMMEN SIND.

Einige Elemente hingegen, die mit der Zeit verloren gingen, sollen WIEDER HERGESTELLT werden, gemäss der ÜBERLIEFERUNG der HEILIGEN VÄTER, in dem Masse, das angemessen oder nötig erscheinen wird.” —

Wie tief hinunter nach Italien muss doch die aufklärerische

Tramontana aus dem Norden geblasen haben, daß ihr alles Frömmigkeitsleben lähmender eisiger Hauch zum gegenwärtig herrschenden Klima auf dem vatikanischen Hügel hat werden können, und wie total muss doch die Lähmung der Nerven jenes gesunden, hochempfindlichen katholischen Geruch- und Spür­sinnes sein, wie er bis 1962 so typisch für die Nachfolger Petri war, wenn der heutige Nachfolger des Felsenmannes jene unseligen Worte des Konzils zur Rechtfertigung für den mit der ganzen katholischen Tradition brechenden protestantisch-häre­tischen neuen Messordo anführt, die durchsetzt sind vom rationalistischen MIEF der Häresien aller Jahrhunderte. Wie proletenhaft kleinlich und imprägniert von einem geistigen Armenhäuslergeruch der Engherzigkeit, wie er typisch ist für diese ganze verfehlte “Reform” nehmen sich doch diese Worte neben den grossherzigen Liebesakten dieser obenerwähnten “Sünderin” aus, die doch in den Augen der damaligen Pharisäer ebenfalls als “Verdoppelungen”, “wenig nützlich für die Allge­meinheit”, “unnötige Hinzufügungen” und als “Übertreibun­gen” mit scheelen Blicken und eiskalt kalkulierender Ratio mürrisch bagatellisiert wurden.

Doch hören wir weiter der Stimme der Evangelisten zu; dieses Mal wollen wir St. Johannes zu Worte kommen lassen:

“Sechs Tage nun vor dem Pascha kam JESUS nach Bethanien, wo Lazarus war, den JESUS auferweckt hatte von den Toten.

Man bereitete IHM dort ein Mahl, und Martha bediente; Lazarus war aber einer von denen, die mit IHM zu Tische warer. .

Maria aber nahm EIN PFUND ECHTEN, KOSTBAREN NARDENÖLS, salbte die Füsse JESU und trocknete mit ihren Haaren Seine Füsse; das Haus aber wurde erfüllt vom Dufte des Salböls.

Da sagte Judas Iskarioth, einer von seinen Jüngern, der IHN VERRATEN sollte:

Warum hat man dieses Salböl nicht VERKAUFT UM DREIHUNDERT DENARE UND DEN ARMEN GEGE­BEN?

Das sagte er aber nicht, weil ihm etwas an den Armen lag, sondern weil er ein DIEB war, und als Kassenführer, das, was eingelegt wurde, wegnahm.

JESUS aber sprach: “Lasst SIE! Sie sollte es für den Tag meines Begräbnisses aufbewahren…” —

Genau so wie in Markus 14, 1-9 entwickeln die FEINDE JESU ein rührendes soziales Gewissen, ein seltenes Zartgefühl für die ARMEN — heute würde man sagen für die “wirtschaftlich unterentwickelten Völker” — wenn es darum geht, unserem HERRN und GOTT die IHM gebührende öffentliche Ehre und Verherrlichung vorzuenthalten; heute wie damals ignorieren sie in ihren mit religiösen Halbwahrheiten getarnten FILZIGEN und GEIZIGEN HERZEN die Tatsache, daß der gleiche GOTT JAHWE, der für sich ausdrücklich ein von feinstem Golde und von seltensten Edelsteinen erstrahlendes HEILIGTUM von den Kindern Israels forderte, dieses gleiche HUNGERNDE und DÜRSTENDE Volk Israel in der Wüste in Zeiten der Not durch 40 Jahre hindurch mit himmlischem Manna und Wachtelschwär­men ernährte und mit Wasser aus dem Felsen tränkte! Und so ganz nebenbei gibt dieser so grossen, “asozialen” Luxus fordernde GOTT JAHWE im Pentateuch die hervorragendste Sozialgesetzgebung der Antike, die auch dem armseligsten hebräischen Sklaven die “Menschenrechte” garantiert, und Arme, Witwen und Waise vor der Ausbeutung durch die Mächtigen schützt. Und diese zutiefst menschenfreundliche Linie wird nicht etwa abgebrochen mit dem Auftreten des von alters her verheissenen “Menschensohnes” JESUS CHRISTUS, sondern nur noch vertieft und zum typischen SOZIALEN Kennzeichen seiner Jünger erhoben; denn “erschienen ist ja die Gnade, Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Ret­ters als Heil für ALLE MENSCHEN (Titus 2,11 u. 3,4), damit die, welche in Finsternis wandeln, ihre “guten Werke sehen und den Vater im Himmel darüber preisen.” Der gleiche Gottmensch JESUS CHRISTUS, der an Seinem heiligsten Leibe die “perdi­tio” — oder, um mit Heinrich Bullinger zu sprechen — den “Luxus” kostbarer Dinge geschehen lässt wie zum Beispiel die Salbung mit kostbarer Narde oder den Gebrauch goldener “Opferschalen” für den “zarten Fronleichnam” unter Gestalt verwandelten Brotes und Weines — dieser gleiche “anspruchs­volle” JESUS CHRISTUS, der mit einem GOLDENEN GÜR­TEL gegürtet (vgl. Offenbarung 1,13) “wie Jaspis und Sardis­stein” anzusehen ist und auf einem THRONE WIE VON SMARAGD” (Offb. 4,3) als “Lamm steht, das wie geschlachtet anzusehen ist” (vgl. Offb. 5,6) — dieser gleiche nach Heinrich Bullingers Begriffen grösster Luxus treibende Menschensohn speist in wunderbaren Brotvermehrungen Tausende von hun­gernden Männern, Frauen und Kindern, heilt Aussätzige, Taube, Blinde, Lahme, und treibt die Teufel aus.

Wir sehen also deutlich: Dort wo der HERR ÖFFENTLICH unter Aufbietung der grössten Kostbarkeiten dieser Erde — als da sind GOLD, WEIHRAUCH, MYRRHE, EDELGESTEIN und SPEZEREIEN wie NARDE etc. — als HERR des Himmels und der Erde in sinnlich wahrnehmbarem Kult angebetet und verherrlicht wird, geschieht die wahre “Anbetung im Geist und in der Wahrheit” (Joh. 4,23 f.) als Ausdruck der echten Gottesliebe, wie sie uns der HERR am Beispiel der “Sünderin” gelehrt hat: der Wert des Kultes hängt natürlich nicht prinzipiell von den Äusserlichkeiten ab, sondern von der LIEBE, die durch diese sinnlich wahrnehmbaren äusseren Zeichen ausgedrückt wird. JESUS hat die Menschheit KONKRET aus dem Abgrund der Sünde erlöst, er hat die Elenden mit KONKRETEN HEILSGÜTERN geistiger und materieller Natur beschenkt, deshalb wollen auch wir nicht zögern, in die Spuren der heiligen Drei Könige zu treten und in jeder Heiligen Messe, die ja auch immer eine geheimnisvolle reale Erneuerung der Menschwer­dung des HERRN zu Bethlehem ist, dem GOTTMENSCHEN JESUS CHRISTUS anbetend im Gold Seiner Heiligen Gefässe und Paramente und im Dufte von Weihrauch und kostbaren Blumen und Kerzen als Ausdruck unserer inneren Gesinnung unsere Huldigung erweisen.

Wer den angeblichen “Luxus” und “übermässigen Prunk” der vorkonziliären Kirche wie Heinrich Bullinger durch angebliches “Masshalten” oder wie die Institutio Generalis durch “Einfach­heit” und “Zweckmässigkeit” aus “sozialer Verantwortung” abbauen zu müssen glaubt, der betrachte nur einmal die Geschichte des katholischen Mittelalters, also derjenigen Zeit, wo die Katholiken die grossartigen romanischen und gotischen Dome (z.B. Köln, Chartres u.a.) unter unsäglichen finanziellen Opfern gebaut haben und sich der katholische Kultus in herrlicher Pracht entfaltete: Zu keiner Zeit in der Kirchenge­schichte wurde für die Armen besser gesorgt als damals — eine Armensteuer war so gut wie unbekannt — sie eingeführt zu haben ist das “Verdienst der Reformation” — wo die milden Stiftungen für die Armen und Kranken in brutaler Weise von den Machthabern jenes unseligen Jahrhunderts zu höchst eigenem Profit SÄKULARISIERT wurden, wie dies vor allem auch im Zürich Heinrich Bullingers geschehen war, wo die heiligen Gefässe aus Edelmetall auf Befehl des von Zwingli verhetzten Rates in solide “Kelchbatzen” umgegossen wurden. Nach diesem freventlichen Gottesraub zugunsten der eigenen Kasse musste man wohl oder übel, um das eigene Gesicht zu wahren, das Sakrileg zu einem “fröhlichen Gottesdienst” uminterpretieren, die früher aus Liebe und Ehrfurcht vor dem im Heiligen Messopfer wahrhaftig gegenwärtigen Herrn und Heiland JESUS CHRISTUS gebrauchten heiligen Gewänder und Gefässe aus Gold und Silber als “Luxus” der Gott dem Herrn angeblich mißfalle, und die heilige Liturgie als “Götzendienst” verketzern und verleumden.

Man kann den Drahtziehern der Reformation in Zürich nicht einmal guten Glauben zubilligen: Wenn sie nämlich die — wenn auch irrige — Gewissensüberzeugung besassen, der Kultus der Kirche Christi sei mit all seinen erhebenden und feierlichen Zeremonien dem Götzendienst der Israeliten zu vergleichen, den diese mit dem goldenen Kalb veranstalteten, als Moses auf dem Berge Gottes weilte, — wären sie verpflichtet gewesen, alle zu diesem “Götzendienste” gebrauchten kirchenlichen Geräte zu zermalmen und den daraus entstehenden Staub als “Greuel vor dem Angesichte des Herrn” in die Limmat zu streuen, denn “als Moses nahe zum Lager kam, sah er das (goldene) Kalb und die Reigentänze, und in heftigen Zorn geratend, warf er die Tafeln aus der Hand, und zerschmetterte sie am Fusse des Berges. Dann ergriff er das (goldene) Kalb, das sie gemacht hatten, verbrann­ten es und zermalmte es zu STAUB, und streute diesen in Wasser, und gab den Söhnen Israels davon zu trinken…”

Sie aber haben aus dem Golde der “Götzendiener” — das von ihrem Standpunkt her betrachtet, doch unter dem gleichen Banngesetz stand wie die kostbaren alttestamentlichen Götzen­bilder der götzendienerischen Stadt Jericho — die zu trauriger Berühmtheit gelangen “Kelchbatzen” geschlagen, und haben sich damit in schwerster Weise gegen das alttestamentliche Banngesetz wider die götzendienerischen Kultgegenstände ver­gangen! Josue, der Nachfolger Moses sprach nämlich kurz vor der Offensive gegen Jericho zum ganzen Volk Israel: “… Erhebet ein Geschrei, denn der HERR hat euch die Stadt preisgegeben; DIESE STADT SEI IM BANNE, ALLES WAS DARIN IST, SOLL DEM HERRN VERBANNT, d.h. teils vertilgt, sein… ihr aber HÜTET EUCH, etwas von dem zu berühren, was verboten ist und euch zu versündigen…” — “doch die Söhne Israels übertraten das Gebot, und VERGRIF­FEN sich an dem Gebannten, denn Achan, der Sohn Charmis, des Sohnes Zabdis, des Sohnes Zares, vom Stamme Juda, nahm etwas von dem Gebannten. Da zürnte der HERR über die Söhne Israels…” … “Israel hat sich versündigt, und meinen Bund übertreten, sie haben von dem Gebannten genommen, und einen DIEBSTAHL begangen und Unterschlagung, und haben es unter ihren Gerätschaften verborgen…”

…”Und Josue sprach zu Achan: Mein Sohn! gibt dem HERRN, dem GOTT ISRAELS die Ehre, und bekenne, und zeige mir an, was du getan hast, und verheimliche es nicht…” … “Da antwortete Achan Josue und und sprach zu ihm: Wahrlich, ich habe gegen den HERRN, den GOTT ISRAELS gesündigt, und so und so habe ich es getan: “Ich sah nämlich unter der Beute einen sehr schönen roten Mantel, und zweihundert Sekel Silber, und eine Goldstange, fünfzig Sekel schwer, da gelüstete es mich darnach, und ich nahm es weg und verbarg es unter der Erde in der Mitte meines Zeltes…” … “da steinigten ihn zur Strafe ganz Israel und alles was sein war, wurde mit Feuer verbrannt.” —

Die Drahtzieher der Reformation in Zürich haben sich also offensichtlich von ihrem Standpunkt her gesehen des gleichen Bannfrevels schuldig gemacht, wie der unglückliche Achan, der aber ehrlicher ist als sie und seine niedere Habgier nicht mit “Liebe zum Masshalten” und “Ablehnung von Luxus im Dienste Gottes” bemäntelt; ihr Vergehen wiegt aber umso schwerer, da in Vers 19 im 6. Kapitel des Buches Josue über das Banngut Jerichos ausdrücklich Folgendes bestimmt ist:

“Alles aber, was an Gold und Silber, ehernen und eisernen Gegenständen und Geräten da ist, soll DEM HERRN GEHEILIGT SEIN, und in SEINEN SCHATZ NIEDER­GELEGT WERDEN” (Vgl. Josue, 6, 16,17,18,19, 7. lf, 19, 20, 21, 25)

Da nun aber die heiligen Geräte des christlichen Kultes sowie die “roten Mäntel” (Paramente!) objektiv gesehen, dem wahren GOTT ISRAELS und Seinem Heiligen Dienste geweiht sind, wird die ganze Zerstörung der Zürcher Kultgeräte und Para­mente doppelt sinnlos, ein zweifaches Sakrileg. Indem der damalige Zürcher Rat auf Anstiften Zwinglis die heiligen Geräte des Herrn entweder zu profanem Gebrauch verkaufte oder in schnödem Mammonismus zu “Kelchbatzen” umgiessen liess, machte er sich und alle Helfershelfer des gleichen Verbrechens schuldig, wie es der babylonische König Balthassar in seiner Trunkenheit anlässlich eines grossen Zechgelages verübte, als er befahl, die “goldenen und silbernen Gefässe herbeizubringen, welche sein Grossvater Nabuchodonosor aus dem Tempel des Herrn zu Jerusalem weggeführt hatte… und alsbald brachte man die goldenen und silbernen Gefässe, welche jener aus dem Tempel zu Jerusalem weggeführt hatte, und es tranken aus denselben der König und seine Grossen, seine Gemahlinnen und Nebenfrauen… und in der selben Stunde noch erschienen Finger gleich einer Menschenhand, welche schreibt, dem Leuchter gegenüber, auf der Oberfläche der Wand des Königsaales… da veränderte sich des Königs Angesicht, und seine Gedanken machten ihn bestürzt, und seine Hüftgelenke lösten sich, und seine Knie schlugen aneinander…” — (Daniel, 5,1)

Man mag der Entschuldigungs- und Milderungsgründe für den Frevel des damaligen Rates von Zürich, und die Reformatoren im allgemeinen, anführen soviele wie man will; eines bleibt gewiss: ihre sakrilegischen Säkularisationstendenzen bringen sie ganz gefährlich in die Nähe der materialistisch-atheistischen Gedankenwelt jenes Bolschewikenpatriarchen W.J. LENIN, der gesagt hat, GOLD werde am SINNVOLLSTEN FÜR ZAHN­TECHNIK UND ZUM VERGOLDEN VON TOILETTEN VER­WENDET, — ein Vorwurf, der auch der römischen Institutio Generalis ad Missale Romanum nicht erspart bleiben kann, da auch sie mit ihrem Paragraphen 294, nur mit graduellem Unterschied, im gleichen Fahrwasser der Säkularisation schwimmt:

“Aus Metall hergestellte Gefässe für den Gebrauch im Gottesdienst sollen in der Regel innen vergoldet sein, sofern es sich um oxydierendes Metall handelt; sind sie jedoch aus rostfreiem oder edlem Metall, IST EINE VERGOLDUNG NICHT NOTWENDIG.” —

Diese minimalistischen Grundsätze mögen angehen für arme Pfarrgemeinden oder Missionsstationen — obwohl gerade die Ärmsten (vgl. Lukas 21,1 f.: Scherflein der Witwe im Tempel) der Armen ihre letzten Groschen opfern, um freudig dem Herrn einen würdigen Kult darbringen zu können — doch sind in Anbetracht unserer immer luxuriöser eingerichteten Fussball-und Sportstadien, unserer hypermodernen Theaterhäuser, unse­rer chromblitzenden Strassenkreuzer und aufwendigen Shop­pingcenters, Bank- und Börsengebäude, und vor allem unseres eigenen hohen Lebensstandards, solche Worte ein Beweis mehr, wie drastisch in der Kirche Roms ein Eisernes Zeitalter des Geizes, der Engherzigkeit und der Kalkulation ausgebrochen zu sein scheint.

Wie wir schon einmal darauf hingewiesen haben, darf das Fehlen detaillierter KULTVORSCHRIFTEN in den Urkunden des Neuen Testamentes nicht dahin interpretiert werden, die KUL­TISCHE Gottesverehrung habe mit dem Kreuzesopfer Christi ihr Ende gefunden und sei damit dahingefallen, von nun an regiere diesbezüglich nur noch die persönliche Willkür jedes einzelnen Christen.

Die Apostelgeschichte berichtet uns in dieser Hinsicht gerade das Gegenteil: “Diejenigen, die sein Wort annahmen, wurden getauft. Und es wurden an jenem Tage gegen dreitausend Seelen hinzugenommen. Sie aber verharrten in der LEHRE DER APOSTEL, in der GEMEINSCHAFT, IM BROTBRECHEN UND IN DEN GEBETEN.” (Apg. 2,41, f) Ferner: “In Antio­chien wirkten in der dortigen Gemeinde als Propheten und Lehrer: Barnabas und Symeon genannt Niger, und Lucius von Cyrene, sowie Manahen, ein Jugendgefährte des Vierfürsten Herodes, und Saulus. WÄHREND SIE DEM HERRN DEN HEILIGEN DIENST verrichteten und fasteten, sprach der Heilige Geist zu ihnen: Sondert mir den Paulus und den Barnabas aus für das Werk, für das ich sie berufen habe.” — “Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und liessen sie ziehen.” — (Vgl. Apg. 13, 1 f) — “Nachdem sie dem Herrn den heiligen Dienst verrichtet hatten” wird im griechischen Texte des Neuen Testamentes mit “LEITURGUNTON DE AUTON TO KYRIO” wiedergegeben, also mit einer grammati­kalischen Form, die aus dem Infinitiv “leiturgein” abgeleitet ist und in der Heiligen Schrift des Alten Testamentes sehr oft für den priesterlichen Opferdienst im Tempel zu Jerusalem ge­braucht wird. Darum nennt auch die griechisch sprechende Ostkirche die Feier des Eucharistischen Opfers heute noch in sehr bezeichnender Weise LEITURGIA. Da im Alten Testament, wie wir gezeigt haben, der heilige Schlachtopferdienst im Tempel mit dem griechischen Wort LEITURGIA (vgl. den griech. Text von Lukas 1,8 f. u. 1,23!) wiedergegeben wird, sind wir durchaus berechtigt, jenes “leiturgunton de auton to Kyriou” von Apg. 13,1 f. als den Eucharistischen Schlachtopfer-dienst des Neuen Testamentes zu interpretieren, umso mehr als der Hebräerbrief uns im 10. Vers des 13. Kapitels ausdrücklich darauf hinweist, daß wir “einen Schlachtopferaltar haben, von welchem jene nicht ESSEN dürfen, die dem Zelte dienen.” (ECHOMEN THYSIASTERION EX OU PHAGEIN OUK ECHOUSIN EXOUSIAN OI TE SKENE LATREUONTES). ­Das Heilige Messopfer — die Leiturgia — muss also schon damals in der Kirche der Urzeit des Christentums nach einem bestimm­ten Ritual vollzogen worden sein, worauf ja auch der oben zitierte Text von Apg. 2,41 anspielt, denn unter dem “Brot­brechen” ist hier sicher die Feier der Heiligen Geheimnisse zu verstehen, wie aus Apg. 20,7,11 und vor allem aus 1. Kor. 10,16 wörtlich hervorgeht. Wie sonst hätte der heilige Paulus die schweren Mißstände, die in Korinth bei der Feier des Eucharisti­schen Opfers eingerissen waren, besonders die Völlerei der damals noch mit dem Messopfer verbundenen Liebesmahle ­tadeln (vgl. 1. Kor. 11 f) sowie in den Kapiteln 12 u. 14 des gleichen Briefes jene Charismatiker der dortigen Gemeinde mit sehr bestimmten Worten zurechtweisen können, die von ihren Gnadengaben unklugen Gebrauch machten und so nicht wenig die Lehre des Apostels in Verruf brachten; Gott ist ja gemäss den Worten Pauli nicht ein “Gott der Unordnung, sondern des Friedens” (1. Kor. 14,33) und “alles geschehe deshalb in RECHTER WEISE und RECHTER ORDNUNG.” Darum schreibt er auch am Ende des 11. Kapitels — “Ist aber jemand hungrig, SO ESSE ER ZU HAUSE, DAMIT IHR NICHT ZUM GERICHTE zusammenkommt — (das Reich Gottes besteht ja nicht in Essen und Trinken) — das übrige aber werde ICH ANORDNEN, wenn ich komme.

(Fortsetzung folgt)


Sankt-Josefs-Blatt Juli 2013 – NACHDENKLICHES

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«Jener, welcher der Lehre der Kirche als der unfehlbaren Richtschnur anhängt, stimmt allem zu, was die Kirche lehrt. Andernfalls wenn er von dem, was die Kirche lehrt, festhält, was er will, und nicht festhält, was er will, so ist er nicht mehr der Lehre der Kirche als der unfehlbaren Regel verhaftet, sondern dem eigenen Willen».

(Hl. Thomas von Aquin)

Papst Pius XI. beginnt seine Enzyklika „Ad salutem“ zum 1500. Todesjahr des heiligen Augustinus, Bischof von Hippo und Kirchenlehrers vom 20. April 1930 mit einem Lobpreis auf die hl. Kirche:

Zum Heile des Menschengeschlechtes hat Jesus Christus mit seinem vorausschauenden Blick die Kirche eingerichtet. Ihr war er bis heute nahe und wird er weiterhin nahe bleiben. Das entspricht ihrer Wesensanlage. Das beruht auch auf dem Versprechen des göttlichen Stifters, das wir im Evangelium lesen. Von  beiden  abgesehen:  die  Jahrbücher  der  Kirche zeigen es genug und übergenug, dass nie eine Seuche von Irrtum sie angesteckt, nie der Abfall noch so vieler Kinder sie ins Wanken gebracht, nie die Stürme des Unglaubens, auch die erbittertsten nicht, verhindert haben, dass sie immer von neuem zu jugendfrischer Lebenskraft aufblühte. Nun hat freilich unser Herr nicht immer nach demselben Plan und auf demselben Wege die Festigkeit seiner für alle Zeit bestimmten Schöpfung gesichert und ihr Wachstum gefördert. Er ging viel weiter. In jedem Zeitalter erweckte er ausgezeichnete Männer, die durch geistiges Mühen nach den Erfordernissen der Zeitverhältnisse dem christlichen Volke die Freude geben sollten, die ‘Gewalt der Finsternis’ niedergehalten und besiegt zu wissen.“

Die Kirche ist ja die makellose Braut Jesu Christi, sie ist diejenige, die von keinem Irrtum befleckt alle Stürme des Unglaubens überstanden hat und auch immer überstehen wird. Die Versuchung, diese Lehre der Kirche über die Kirche zu verfälschen, war wohl selten so groß wie heute. Nachdem die modernistischen Irrlehrer scharenweise in die Kirche eingedrungen sind, wurde es für den Katholiken immer schwieriger, die wahre Kirche im Blick zu behalten. Der hl. Pius X. hat schon 1907 in seiner Enzyklika „Pascendi Dominici gregis“ vom 8. September 1907 festgestellt: „Die Urheber der Irrtümer gilt es heute nicht mehr unter den Feinden der Kirche zu suchen. Sie verbergen sich … im Schoß und im Herzen der Kirche selbst. Wir sprechen von einer großen Zahl … von Priestern, die unter dem trügerischen Anschein der Liebe zur Kirche … bis ins Mark von einem Gift des Irrtums durchdrungen sind, das sie bei den Gegnern des katholischen Glaubens geschöpft haben … Sie geben sich … als Erneuerer der Kirche aus.“

Diese „Erneuerer“ haben seit nun schon über 50 Jahren mit einem Handstreich die Leitung der Kirche übernommen und die Konzilskirche geschaffen. Die Metamorphose des ganzen kirchlichen Lebens nach dem Konzil brachte es mit sich, daß der Katholik mehr oder weniger ratlos vor den verschiedenen, gleichsam über Nacht aus dem Boden geschossenen Gruppierungen stand und sich fragen mußte: Welche Gruppe hat nun Recht? Jede dieser Gruppen entwickelte letztlich eine eigene; vorher nie gehörte Interpretation dessen, was man einmal Kirche nannte. Ein völlig neues Kirchenbild wurde vor den staunenden Augen des einfachen Gläubigen geschaffen: die Kirche des neuen Pfingstens, die Kirche des Aggiornamento, die ihren Glauben der modernen, liberalen Welt angleicht, eine Kirche mit neuen Sakramenten, einem neuen kanonischen Recht, neuen Heiligen, neuen ökumenischen, charismatischen Gemeinschaften – es wurde innerhalb weniger Jahren die Konzilskirche mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln der Macht gemacht. Anna Katharina Emmerich nennt sie so überaus treffend: Menschenmachwerkskirche.

Der Katholik kam durch diese Neuschöpfung einer Konzilskirche in eine nicht geringe Bedrängnis. „Wo ist nun die wahre Kirche zu finden?“, so mußte er bangen Herzens fragen. Wo ist diejenige Gemeinschaft, in der ich meinen Glauben ungefährdet leben kann? Der Katholik ist nach dem Konzil mit einer kirchlichen Situation konfrontiert, die so neu war, daß sie ihn im Grunde überforderte. Diese Überforderung verleitete ihn, resignierend sich mit Halbwahrheiten zufrieden zu geben. Wir wollen in diesem und den nächsten Sankt-Josefs-Blättern versuchen, diese Halbwahrheiten zu benennen und den Weg zur ganzen Wahrheit frei zu machen. Dazu müssen wir die verschiedenen Spielarten heutigen kirchlichen Lebens anhand der Grundlage der Lehre der Kirche über die Kirche prüfen.

DIE MENSCHENMACHWERKSKIRCHE

Beginnen wir mit der sog. Konzilskirche oder auch Amtskirche genannt. Damit ist die Gemeinschaft gemeint, welche mit und nach dem Konzil die kirchlichen Strukturen übernommen hat und damit verbunden den ganzen kirchlichen Machtapparat.

Eigentlich hätte für katholische Ohren allein schon die Wortschöpfung „Konzilskirche“ ein alarmierender Hinweis sein müssen, daß hier etwas Ungeheuerliches  geschehen  ist.  In  der  Theologie  gibt  es  die  Zensur „Fromme Ohren verletzend“. Die Wortschöpfung „Konzilskirche“ ist ganz sicher eine fromme Ohren verletzende Aussage, bzw. Lehre über die Kirche. Nach keinem einzigen der vielen Konzilien im Laufe der Jahrhunderte ist man auf die Idee gekommen, von einer Konzilskirche zu sprechen. Man ist nicht auf diese Idee gekommen, weil niemals eine neue Kirche entstanden ist, welche einen derartigen Begriff rechtfertigen würde. Vielmehr waren die Konzilien gerade dazu einberufen worden, um Entwicklungen zu korrigieren und alle jene Lehren als Irrtümer zu erweisen, welche an der Grundlage der Kirche rüttelten und irgendwelche lehrmäßige Neuerungen nach sich zogen. Immer galt es, den „alten“ Glauben zu stärken und die Neuerungen zu verurteilen. Die Novatores – die Neuerer – waren immer die Irrlehrer, also diejenigen, die neue, bisher ungehörte Lehren behaupteten und in Umlauf setzten.

Daß dieses katholische Gespür – das Neue ist der Irrtum – bei der Mehrheit der Verantwortlichen nicht mehr vorhanden war, zeigt allein schon, daß diese zu Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils schon ganz und gar vom modernen Denken infiziert waren. Denn für die Moderne ist das Neue immer das Gute. Der moderne Mensch ist seinem Wesen nach vollkommen fortschrittsgläubig, um nicht zu sagen fortschrittsgierig. Benedikt XV. sagt über den Geist des Modernismus in seiner Enzyklika „Ad beatissimi Apostolorum“: Wer von diesem Geist getrieben wird, der weist alles, was nach Alter schmeckt, widerwillig zurück, sucht aber gierig allenthalben das Neue: in der Art, über die göttlichen Dinge zu sprechen, in der Feier des Gottesdienstes, in den katholischen Einrichtungen, selbst in der privaten Fömmigkeitsübung.“ (DS 3626)

Die Konzilsgeneration war in diesem Sinne zutiefst modern. Die Älteren unter den Lesern können sich sicher an nicht wenige selbst erlebte Begebenheiten nach dem Konzil erinnern, die dies belegen. Bischöfe, Pfarrer und Kapläne, die offensichtlich ihre Freude daran hatten „den alten Zopf abzuschneiden“, also alles zu zerstören, was noch irgendwie an die „alte“ Kirche erinnern könnte, trieben landauf landab völlig ungehindert ihr Unwesen. Es konnte – und kann! – nichts ausgefallen, abgehoben, ungewöhnlich genug sein, um die Gläubigen immer neu zu animieren. Zweifelsohne war hier eine neue Kirche am Entstehen, in der die „alten“ Bräuche, Lehren, Gebete, usw. keinen Platz mehr fanden. Was jedoch die allermeisten Katholiken nicht so recht wahrhaben wollten, war die Tatsache, daß diese neue „Kirche“ nicht von irgendjemandem gemacht wurde – mit diesen irgendjemanden sind hier Laien, Priester oder Diözesan-Bischöfe gemeint – sondern von Rom! Schließlich wurde diese neue Kirche im Rahmen eines Konzils entworfen, das ganz unter der Aufsicht des Papstes arbeitete. Unter den Augen des Papstes wurde all das lehrmäßig grundgelegt und sodann mit allen zur Verfügung stehenden Machtmitteln der päpstlichen Autorität weltweit installiert, was wir heute unter Konzilskirche verstehen. Wie eine Flutwelle überschwemmte der moderne Geist nach dem Konzil alle Länder der Welt, alle Diözesen und Pfarreien und Ordenshäuser bis in den letzten Winkel einer einsamen Missionsstation irgendwo im Nirgendwo. In kürzester Zeit wurde alles modern. Mit dem hl. Hieronymus konnte man sagen: Der ganze Erdkreis sah mit Erstaunen, daß er arianisch geworden sei. (Ingemiscens Orbis terrarum se arianum esse miratus est.)

Als Symbol für diese Modernität, für dieses neue Verständnis von Kirche und Glaube und Liturgie galt und gilt der sog. Volksaltar, der zusammen mit der Neuen Messe in allen Kirchen der Welt Einzug hielt und jedem sichtbar vergegenwärtigte, daß die Revolution auch hier angekommen ist. Das, was diese revolutionäre Bewegung so effektiv machte, war ein Trick. Der von allen beschworene Geist des Konzils – also die zwar zunächst noch scheinbar unausgesprochene, aber doch genügend in die Konzilsdokumente eingearbeitete Lehre bzw. Irrlehre von der neuen Kirche – legitimierte die Revolution, ohne sie konkret faßbar zu machen. Von den allermeisten Katholiken wurde darum die Tatsache nicht wahrgenommen, daß der Motor dieser Revolution Rom war, d.h. der „Papst“. Denn ganz offensichtlich hat nicht irgendwer, sondern die römische Autorität diesen neuen Geist der ganzen katholischen Welt aufgezwungen. Nicht irgendwer, sondern Rom schuf am Schreibtisch die neuen Riten für alle Sakramente, Rom schuf ein neues ökumenisches Kirchenverständnis mit interkonfessionellen Religionstreffen, Rom schuf ein neues Kirchenrecht, Rom schuf neue „Heilige“, Rom anerkannte die charismatischen Gemeinschaften usw.

Die Revolutionäre hatten es so leicht, weil die Katholiken mit dieser Möglichkeit nicht gerechnet hatten, ja sie niemals für möglich hielten und sie deswegen auch nicht für wahr halten wollten und vielmals bis heute – nachdem schon alles Wesentliche geschehen ist – immer noch nicht wahr haben wollen. Viele gutwillige Katholiken verteidigten daher selbst die liberalsten, modernistischen, synkretistischen bis apostatischen „Päpste“, die doch die eigentlichen Totengräber der „alten“ Kirche waren – und nicht ein Küng oder Rahner oder Teilhard de Chardin oder Schillebeeckx oder Henri de Lubac und wie sie alle heißen mögen. Das dialektische Spiel funktionierte einwandfrei: Während die progressiven Theologen die Blicke und  die  Aufmerksamkeit  der  Masse  auf  sich  zogen, konnten  die „gemäßigten“ Bischöfe und Päpste Kirche neu erfinden und den Leuten dabei immer wieder einreden, im Grunde hätte sich nichts geändert und die Exzesse der Progressisten seien ihnen auch nicht recht. Seltsamerweise blieben aber all die Bischöfe, Priester und Kapläne auch bei ihren wildesten liturgischen Spielen vollkommen unbehelligt, während man all diejenigen Bischöfe und Priester bis aufs Blut verfolgte, die es wagten, an der „alten“ Messe festzuhalten.

Dieser kurze und recht summarische Überblick über das Geschehene war deswegen notwendig, weil es seit geraumer Zeit unternommen wird, den inzwischen postmodernen Gläubigen einzureden, im Grunde sei alles nicht so schlimm, es hätte sich wesentlich nichts geändert, im Grunde käme es nur auf die richtige Interpretation des Konzils an. Daß eine solche Lüge inzwischen möglich ist, ohne daß sie mit schallendem Gelächter quittiert wird, zeigt, wie weit der Glaubenssinn inzwischen zerstört worden ist. Fast niemand kennt noch die wahre Kirche Jesu Christi und niemand weiß mehr über die wahre Lehre genügend Bescheid, die allermeisten sind mit einem Zerrbild mehr als zufrieden. Die Revolution in Tiara und Chorrock hat letztlich ihr Ziel erreicht.

Damit dieses Geschehen noch ein wenig greifbarer wird, wollen wir versuchen, die Revolution auch inhaltlich etwas genauer zu fassen. Dabei müssen wir uns natürlich in diesem Rahmen auf das Wesentliche beschränken. Wer eine umfangreichere Auseinandersetzung mit der Lehre (oder besser gesagt Irrlehre) des Konzil sucht, der findet sie in dem Buch von Anton Holzer: „Vatikanum II Reformkonzil oder Konstituante einer neuen Kirche“. Wer dieses Buch aus dem Jahr 1977 eingehender studiert, ist sicher über die Klarheit der Einsichten erstaunt, eine Klarheit, die man bei den allermeisten Texten, die vielleicht Jahrzehnte später geschrieben wurden und die nachkonziliare Entwicklung vor Augen haben, vergeblich sucht. Man kann im Nachhinein dem Autor einen gewissen prophetischen Geist nicht absprechen, was ihn als echten Philosophen und Theologen ausweist.

Ein oft zitiertes Urteil über das Vatikanum II soll an den Anfang unserer Erwägungen über den wesentlichen Irrtum des Konzils gestellt werden. Das Schicksal dieses Zitates spiegelt den Umgang mit dem unseligen Konzil vollkommen treffend wieder: Denn genauso wie man das, was in dem Zitat ganz und gar unmißverständlich gesagt wird, niemals ernst genommen hat – weil man es nämlich niemals zu Ende denken wollte – genauso wird auch das, was eigentlich im und nach dem Konzil geschehen ist und von den maßgeblichen Autoritäten unzählige Male eingestanden wurde, bis heute nicht ernst genommen und zu Ende gedacht – selbst wenn das Ende inzwischen Wirklichkeit geworden ist.

Der damalige Erzbischof von München und Freising, nachmaliger Kardinal und Präfekt der Glaubenkongregation, nachmaliger Benedikt XVI. schrieb:

Wenn man nach der Gesamtdiagnose für den Text sucht, so könnte man sagen, daß er in Verbindung mit den Texten über die Religionsfreiheit und die Weltreligion eine Revision des Syllabus Pius‘ IX. darstellt, eine Art Antisyllabus“.

Wenn menschliche Sprache einen Sinn haben soll, dann ist mit diesem Satz gesagt: Das Zweite Vatikanische Konzil stellt seinem Wesen nach eine Lehre dar, die dem, was Pius IX in seinem sog. Syllabus formuliert bzw. verurteilt hat, kontradiktorisch entgegengesetzt ist. Das Konzil stellt eine Anti-Lehre, also eine Gegenlehre zur Lehre der katholischen Kirche über die moderne Zeit und ihre Irrtümer dar, denn das ist der Inhalt des sog. Syllabus. Während der Syllabus Pius IX. die wesentlichen Grundlagen des modernen Denkens (Liberalismus, Relativismus, Minimalismus, Ökumenismus) verurteilt, bejaht das Konzil dieses Denken und übernimmt die damit verbundenen Irrtümer.

Sechs Jahre nach der Eröffnungsansprache zum Konzil erklärte Paul VI.:

„Eine dieser Weisungen (des Zweiten Vatikanischen Konzils), die unsere Lebensweise und noch mehr unsere praktische Haltung verändert, betrifft die Sicht, die wir Katholiken von der Welt haben müssen, in der wir leben. Wie sieht die Kirche die Welt heute? Diese Sicht hat das Konzil genau dargelegt, vertieft und erweitert bis zu einer beträchtlichen Veränderung des Urteils und der Haltung, die wir gegenüber der Welt haben müssen… Diese neue Haltung muß das Kennzeichen der Kirche heute werden, die erwacht und aus ihrem Herzen neue apostolische Energien schöpft.“ Abgesehen davon, daß die Worte Pauls VI., die Kirche wäre durch das Konzil erwacht und hätte neue apostolische Energien geschöpft, heute angesichts des weltweiten Ruins äußerst naiv und weltfremd klingen – ist diese neue (?) Sicht der Welt durch die Konzilskirche nicht genau das, was im Syllabus von 1864 als typisch liberaler Satz verworfen worden ist: „Der Papst muss und kann sich mir dem Fortschritt, mit dem Liberalismus und mit der neuen Zivilisation versöhnen und abfinden“?

Genau das haben die Päpste nach dem Konzil offensichtlich gemacht. Auch nach Paul VI. ändert die „Kirche“ durch das Zweiten Vatikanischen Konzil ihr Urteil über die sog. „Welt“ grundlegend, weil sie selbst eine grundlegende lehrmäßige Neuorientierung vorgenommen hat. Die neue Sicht der „Welt“ besteht darin, daß man nunmehr die trennenden Irrtümer nicht mehr beachtet – bzw. sich diese Irrtümer sogar selbst zu eigen gemacht hat. Die neue „Kirche“ ist eine „Kirche“ des liberalen, modernen Geistes, d.h. eines Geistes, der nicht mehr nach der Wahrheit fragt, weil er nicht mehr glaubt, daß es eine objektive Wahrheit gibt. Daher denkt diese neue „Kirche“ nicht mehr diakritisch, sondern dialogisch. Es geht ihr nicht mehr darum, die Wahrheit zu verteidigen und den Irrtum zu verurteilen, sondern es geht darum, miteinander zu sprechen und nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen, der uns doch jetzt schon verbindet. Nicht das Trennende ist wichtig, sondern das Verbindende. Das ist die neue „Kirche“ des Aggiornamento, die mit allen auf gleicher Ebene steht und redet. Das ist die dialogische „Kirche“ des Konzilsgeistes, wie sie uns der „größte Theologe des zwanzigsten Jahrhunderts“, Josef Ratzinger ist damit gemeint, schon vorstellt hat und noch etwas ausführlicher so beschreibt:

„Die Kirche kooperiert mit der Welt, um die Welt aufzubauen… Das Verhältnis zwischen Kirche und Welt wird also als ‘Colloqium’ betrachtet, als Miteinander-Reden … Wenn man nach der Gesamtdiagnose für den Text sucht, so könnte man sagen, daß er in Verbindung mit den Texten über die Religionsfreiheit und die Weltreligion eine Revision des Syllabus Pius‘ IX. darstellt, eine Art Antisyllabus … daß der Text die Rolle eines Gegensyllabus spielt und insofern den Versuch einer offiziellen Versöhnung der Kirche mit der seit 1789 gewordenen neuen Zeit darstellt… Mit ‘Welt’ ist im Grunde der Geist der Neuzeit gemeint, dem gegenüber sich das kirchli- che Gruppenbewußtsein als ein getrenntes Subjekt empfand, das nun nach heißem und  kaltem Krieg  auf Dialog  und  Kooperation drängte“ (Joseph Ratzinger, Theologische Prinzipienlehre, München 1982). Nochmals: Wenn Sprache einen Sinn haben soll, dann sagt der größte Theologe des zwanzigsten Jahrhunderts, durch das Konzil wurde die von Pius IX. verkündete Verurteilung des modernen Denkens revidiert und zudem eine Versöhnung mir der Revolution von 1789 vollzogen. Mit anderen Worten: Die Diener der Kirche sind zum Feind übergelaufen.

Im Jahre 1865 hatte Papst Leo XIII. noch erklärt:

„Es gab einmal eine Zeit, da die Philosophie der Heilsbotschaft die Staaten beherrschte, da der Einfluss der christlichen Weisheit und göttlichen Vollkommenheit in Gesetzen, Einrichtungen und Volksbräuchen, in allen Ständen und Beziehungen des Gemeinwesens zutagetrat, da der von Christus gegründete Glaube jenen Rang einnahm, der ihm zukommt, und unter dem gebührenden Schutz von Fürsten und Staatsbehörden blühte, da Eintracht und wechselseitige Hilfsbereitschaft Priesterschaft (sacerdotium) und Herrschaft (imperium) miteinander glücklich verband … Leider aber kam es zu jenen verderblichen, unglückseligen Neuerungen, die im 16. Jahrhundert hervorbrachen. Sie verwirrten zunächst den Begriff des christlichen Glaubens, griffen dann in einer fast zwangsläufigen Bewegung auf die Philosophie über und von der Philosophie auf alle Gebiete der staatlichen Gemeinschaft. Aus dieser Quelle stammen die neueren Formeln jener zügellosen Freiheit, die beim schrecklichen Umsturz des vorigen Jahrhunderts ausgeheckt und verkündet wurden als Grundlagen und Leitsätze eines sog. neuen Rechtes, das vordem niemand kannte und das sowohl mit dem christlichen als auch mit dem Schöpfungsrecht in mehr als einer Beziehung im Widerspruch steht…“ (Enz. Immortale Dei vom 1. Nov. 1885).

Der viel gepriesene neue Geist des Konzils ist der Liberalismus, jener moderne Geist ungeordneter, zügelloser Freiheit, der fast schon die ganze Welt erobert hat. Dieser Geist wurde von der wahren Kirche seit seinem Aufkommen verurteilt. Don Félix Sarda y Salvany führt dazu aus: „Am Tag der Darstellung Jesu im Tempel sagte der Greis Simeon unter dem Anhauch des prophetischen Geistes zur Allerseligsten Jungfrau, ihr göttlicher Sohn werde als Zeichen des Widerspruchs in die Welt kommen, das für viele den Untergang und für viele die Auferstehung mit sich bringen werde. Den Charakter seiner göttlichen Sendung hat Jesus Christus seiner Kirche übertragen, und dies liefert die Erklärung dafür, daß in der Frühzeit des Christentums die Häresie zum Angriff auf die Glaubenswahrheiten antrat. Dieser Widerspruch hat seither nicht aufgehört, doch hat er sich gewissermaßen in jedem Jahrhundert gewandelt und ein neues Gesicht angenommen, sobald der vorhergehende Irrtum vollständig vernichtet oder entlarvt worden war. Um uns auf die letzten drei Jahrhunderte zu beschränken: Im sechzehnten dominierte die protestantische Häresie; der Jansenismus versuchte das siebzehnte zu korrumpieren und im achtzehnten strebte der philosophische Naturalismus danach, die Grundlagen der Gesellschaft selbst umzustürzen. Im neunzehnten Jahrhundert stieß zu den Überresten dieser Irrtümer ein neuer hinzu, der womöglich noch gefährlicher als die früheren, weil subtiler ist: Statt diesen oder jenen Punkt der Lehre ins Visier zu nehmen, versucht er die Lehre als Ganzes zu unterwandern, um sie durch und durch zu verderben … Es handelt sich um den Liberalismus. Auf praktischer Ebene ist er eine Sünde gegen die heiligen Gebote Gottes und der Kirche, weil er sie alle überschreitet. Um es klarer zu sagen: Auf der Ebene der Lehre ist der Liberalismus die radikale und universale Häresie … Auf praktischer Ebene ist er die universale und radikale Verletzung des Gesetzes Gottes, weil er sämtliche Verstöße gegen dieses erlaubt … Er leugnet die absolute Herrschaft Jesu Christi, Gottes, über die Einzelmenschen und  menschlichen  Gemeinschaften …  Er  leugnet  die Notwendigkeit der göttlichen Offenbarung und die Verpflichtung eines jeden Menschen, sie anzunehmen, wenn er seine letzte Bestimmung erreichen will … Nach dieser allgemeinen, allumfassenden Leugnung leugnet der Liberalismus jedes Dogma ganz oder teilweise, je nachdem, wieweit es im Widerspruch zu seinem rationalistischen Urteil steht. Beispielsweise leugnet er den Glauben an die [Notwendigkeit der] Taufe, wenn er die Gleichheit der Religionen annimmt oder voraussetzt … Auf praktischer Ebene ist der Liberalismus die radikale Unmoral. Er ist dies, weil er das Prinzip oder die Grundregel jeder Moral zerstört, welches die ewige, der menschlichen Vernunft überlegene Vernunft Gottes ist; weil er das absurde Prinzip der unabhängigen Moral verficht, die im Grunde die Moral ohne Gesetz, die freie Moral ist … Ja, der Liberalismus ist in all seinen Abstufungen und in all seinen Formen sehr wohl formell verurteilt worden, so daß, abgesehen von der ihm innewohnenden Hinterlist, die ihn böse und verbrecherisch macht, für jeden glaubenstreuen Katholiken gegen ihn die höchste und unwiderrufliche Erklärung der Kirche steht, die ihn als böse und verbrecherisch verurteilt und dementsprechend in Acht und Bann getan hat…“ (Le libéralisme est un péché, S. 8, 9, 10, 37; Ed. Téqui 1910, vom heiligen Pius X. gelobtes Werk).

Wer diese Ausführungen Don Félix Sarda y Salvanys aufmerksam liest und erwägt und sodann in Verbindung setzt mit dem, was Josef Ratzinger über das Konzil gesagt hat, der wird sich nicht mehr über all das wundern, was in der modernen Kirche seit jenem unseligen „Konzil“ geschehen ist. Vielmehr wird er begreifen, daß all die Irrlehren und Mißstände der Nachkonzilszeit durchaus keine Überspanntheiten und Entgleisungen von einzelnen, besonders progressiven Päpsten oder Bischöfen oder Priestern oder Laien waren oder sind, sondern notwendig aus dem liberalen System folgen, das man übernommen hat.

Daß die konziliare Entwicklung inzwischen ihr Ziel erreicht hat und zur Normalität im Leben der Konzilskirche geworden ist, soll zum Schluß unserer Gedanken durch folgende aktuelle Meldung ganz einfach noch einmal kurz dokumentiert werden:

Genf (kath.net/KNA). Katholiken und Lutheraner haben sich auf eine gemeinsame Darstellung der Reformationsgeschichte geeinigt. Der Lutherische Weltbund nahm am Montag bei seiner Ratstagung in Genf das in mehrjähriger Arbeit erstellte Studiendokument «Vom Konflikt zur Gemeinschaft» entgegen, das eine gemeinsame lutherisch-katholische Aufarbeitung der Geschichte enthält. In fünf „ökumenischen Imperativen“ für die Zeit zum 500. Jahrestag des Beginns der Reformation 2017 fordert es Katholiken und Lutheraner auf, „immer von der Perspektive der Einheit und nicht von der Perspektive der Spaltung auszugehen, um das zu stärken, was sie gemeinsam haben, auch wenn es viel leichter ist, die Unterschiede zu sehen und zu erfahren“.

Beide Konfessionen sollten sich ständig durch die Begegnung mit dem anderen und durch das gegenseitige Zeugnis des Glaubens verändern lassen, heißt es weiter in dem 90-seitigen Dokument. Ferner sollten Katholiken und Lutheraner die sichtbare Einheit der Kirchen suchen, die Kraft des Evangeliums von Jesus Christus wiederentdecken und zusammen Zeugnis für Gottes Gnade ablegen.

Der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, verwies auf die unterschiedliche Bedeutung des Reformationsgedenkens für die jeweiligen kirchlichen Traditionen. „Es ist verständlich, dass für Lutheraner die Freude über die reformatorische Wiederentdeckung vor allem des Evangeliums von der Rechtfertigung des Menschen allein in Gnade im Vordergrund steht“, so Koch. Diese Freude teilten Katholiken. Für Katholiken sei „das Reformationsgedenken aber auch mit tiefem Schmerz verbunden, weil es zur Spaltung der Kirche und vielen negativen Auswirkungen“ geführt habe. Man könne die tragischen Folgen der Kirchenspaltung nicht feiern, aber das Positive gemeinsam sehen und gemeinsam Wege in die Zukunft suchen.

Vor Journalisten erläuterte Koch, dass es sich bei dem neuen Papier nicht um ein lehramtliches Dokument der Kirchen handele. Aber schon Benedikt XVI. habe in seiner Amtszeit die Erarbeitung des Dokumentes unterstützt und Franziskus I. unterstütze es ebenfalls. Aufgabe der katholischen Kirche sei es nun, den Text in Bischofskonferenzen und Ortskirchen bekanntzumachen.

Anna Katharina Emmerich beschreibt uns das ganze seltsame Geschehen vor etwa 180 Jahren so:

Sie bauten eine große, wunderliche, tolle Kirche, da sollten alle darin sein und einig und mit gleichen Rechten, evangelisch, katholisch und alle Sekten, und es sollte eine wahre Gemeinschaft der Unheiligen sein und ein Hirt und eine Herde werden. Es sollte auch ein Papst sein, er sollte aber gar nichts besitzen und besoldet werden. Es war alles schon vorbereitet und vieles fertig; aber wo der Altar war, da war es wüst und gräulich. Das sollte die neue Kirche werden, und so steckte er das Haus der alten Kirche an.“ (P. K. E. Schmöger, Bd. I, 1870, S 563)

Das also ist die Menschenmachwerkskirche – wer könnte diese mit der katholischen Kirche verwechseln, so denkt man und ist erstaunt, feststellen zu müssen: Fast alle! Das nennt man im modernen Sprachgebrauch Bewußtseinsveränderung – oder auf neudeutsch: learning by doing (lernen durch das Tun) …

Mit  priesterlichem  Segensgruß Ihr

P. Hermann Weinzierl


GANZ ODER HALB – Gedicht von Franz Eichert

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Wir wollen keine halben Taten,
Wir wollen keinen halben Mut;
Soll unsre Sache je geraten,
Hinein denn in des Kampfes Glut!
Kein fauler Friede kann uns retten;
Wir dürfen feige nicht entfliehn
Und unsern Leib auf Rosen betten,
Wenn sie den Herrn zum Kreuze ziehn!

Wie Licht und Dunkel, Glut und Wasser
Sich hassen hier in Raum und Zeit,
So muß die Schar der Kreuzeshasser
Dem Kreuze künden Haß und Streit.
Nein — keine Wahl ist uns geblieben ­
Der Krieg ist da und heischt sein Recht:
Entflieht der Meister nicht den Hieben
Der Feinde — darfs der treue Knecht?

Wir müssen, müssen uns der Wahrheit,
Wenn nicht, uns ganz der Lüge weihn,
Es kann nicht Dunkelheit und Klarheit
Zugleich an einem Himmel sein!
Wir müssen endlich uns entscheiden,
Sonst tötet uns des Zweifels Qual;
Wir müssen wählen zwischen beiden:
Wenn Christus nicht, dann Belial!

Die Gott und auch dem Mammon dienen,
Die sind die wahre Natternbrut,
Weil der Verräterfluch auf ihnen,
Der einst dem Judas lohnte, ruht.
Bewahr uns, Gott, vor diesen Halben,
Die jeder Mannestat entfliehn,
Die, wie dem Sommer nach die Schwalben,
Nach Gold und Menschengnade ziehn.

Sie sinds, um die wir Schande tragen,
Die uns gebeugt ins schwere Joch;
Wir hätten längst den Feind geschlagen,
Der stets vor Taten sich verkroch.
Sie haben uns mit Schlummertränken
Den frohen Kampfesmut gelähmt,
Den heilgen Streit mit schlauen Ränken
Uns stets verleidet und verfehmt.

Nun aber soll der Feigheit Grollen
Nicht länger uns den Mut entziehn,
Wie Gottes Donner soll es rollen
Hoch über alle Zaudrer hin:
“Auf, Gott mit uns in heilger Fehde —
“ja, Fehde dir, Tyrann der Zeit,
“Du Heuchler voll versüßter Rede
“und feiger Ungerechtigkeit!”

Ja, Zeit ists, Fehde anzusagen
Der Gier, die höllisch sengt und brennt,
Und hoch das Kreuz voranzutragen
Der Welt, die keinen Gott mehr kennt.
Doch jene, die entwöhnt der Taten
Auf weichgepfühltem Lottersitz
Stets nur das eigne Wohl beraten ­
Die Feigen treffe Gottes Blitz!


Was wollen die katholischen “Traditionalisten”?

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Von Niklas Freiherr von Schrenck und Notzing

Unter den Millionen von Menschen, die sich katholisch nennen, bilden die Traditionalisten nur eine Minderheit. Wo sie sich um eine Zeitschrift oder um eine Persönlichkeit geschart haben, sind sie in der pluralisierten Kirche von heute nur eine kleine Gruppe unter vielen. Sie heben sich klar und deutlich von der herrschenden Richtung der postkonziliaren Kirche ab, die ihnen denn auch den Dialog verweigert, sie totschweigt, verspottet, verdächtigt oder exkommuniziert. Die Hierarchie unterdrückt die alte römisch-katholische Messe der Traditionalisten, fast der einzige untersagte Ritus im “neuen Reichtum” liturgischer Vielfalt. Im Zeichen des Ökumenismus und der Mitmenschlichkeit ist für den schrift- und traditionsgläubigen Christen bald kein Platz mehr in der postkonziliaren Kirche.

Sind die Traditionalisten also Sektierer? Nein, wenn man nicht jede religiöse Minderheit als Sekte betrachtet; wenn man eine religiöse Bewegung nicht an der Steuerkraft ihrer Mitglieder, sondern an den Quellen ihres Glaubens mißt; wenn man als Sektierer jene bezeichnet, die sich aus einzelnen Elementen ihrer Religion eine neue zusammenstellen und sich einen eigenen Glauben, eine eigene Liturgie und eigene kirchliche Strukturen gestalten. Sektierer glauben sich im Besitz religiöser Wahrheiten, die ihrer Ursprungsreligion verborgen blieben. Die Traditionalisten aber glauben nichts anderes als die katholische und apostolische Kirche seit fast 2000 Jahren als den wahren christlichen Glauben bezeugt. Sektierer sind esoterisch und elitär, sie kennen keine Autorität als ihre eigene Verkündigung; ihre Lehre übersteigert einseitig einzelne Thesen und Gesichtspunkte und ist oft örtlich und zeitlich gebunden. Die Traditionalisten aber charakterisiert die Bewahrung des “Katholischen” in einer religiös, geistig, liturgisch und territorial zerrissenen Kirche. Sie bleiben unbeirrbar bei der ewig und allgemein gültigen, allen Menschen gleich gerechten und gleich zugänglichen, eben katholischen Glaubenslehre. Diese Lehre ist für sie die übernatürliche Offenbarung Jesu Christi, das Evangelium, wie es durch die Heilige Schrift und durch die kirchliche Tradition auf uns gekommen ist. Für sie hat das Lehr-und Hirtenamt der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes das Evangelium wahr und rein, ganz und integer durch die Jahrhunderte bewahrt. Was dieser Tradition entgegen ist, halten die Traditionalisten für falsch und verderblich. Ob etwas rechtgläubig oder häretisch ist, hängt für sie allein von der Übereinstimmung oder Unvereinbarkeit mit der katholischen Lehre ab. Papst und Bischöfe haben von Christus das Lehramt anvertraut erhalten. Sie stehen also nicht über ihm, sondern unter ihm. Sie sind an Schrift und Tradition gebunden wie jeder andere. Deshalb können auch sie zu Häretikern werden und vom katholischen Glauben abfallen.

Wenn die Traditionalisten nun keine Sektierer sind, sondern die traditionsgläubige Richtung innerhalb der Kirche bilden, sind sie dann nicht wenigstens Extremisten? Weichen doch ihre Ansichten von der “gesunden Mitte” aller Meinungen ab, nach “rechts” etwa, wenn die Progressisten “links” sind! Liegt denn die Wahrheit nicht immer in der Mitte? Um diese Frage zu beantworten, muß zunächst geklärt werden, was man unter “Mitte” versteht. Da ist einmal das “statische, rückwärtsgewandte, autoritäre” Weltbild, das einen persönlichen Gott kennt, ein absolutes Sein, eine absolute Wahrheit und eine gottgeschaffene Ordnung der Dinge. Die Mitte ist das ewige — für den Christen der ewige dreieinige Gott —, die Quelle alles Wahren, Guten und Lebendigen, das Zentrum der rechten Ordnung und echten Welt. Was sich von dieser zentralen Mitte entfernt, wird mit der zentrifugalen Kraft des Irrtums und der Selbstsucht, der Lüge und des Bösen hinausgetragen an die Peripherie des Seins, wo es von der lebendigen Wirklichkeit getrennt in der Verblasenheit des Nichts endet. Dann gibt es aber auch das “evolutionäre, fortschrittliche, demokratische” Weltbild der modernen Dialektik. Es kennt keine absolute, nur eine geschichtlich sich wandelnde, progressive Wahrheit. Sie liegt als Synthesis in der Mitte von Thesis und Antithesis. Die dialektische Mitte liegt zwischen den beiden extremen Positionen der These und Antithese, beiden gleich weit entfernt. Die Mitte ist also das Produkt ihrer Extreme. Sie ist immer von einem theoretischen Gegensatzpaar “rechts” und “links” abhängig und damit ständiger Veränderung unterworfen. Die Wahrheit dieser Mitte ist nicht wirklich, sondern manipuliert.

“Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich”, sagt Christus. Er ist das Haupt der Kirche und ihrer Mitte. In Schrift und Tradition bewahrt die Kirche seine Offenbarung. Sie ist die Mitte des katholischen Glaubens. Wer sich von dieser Mitte entfernt, wird von den zentrifugalen Kräften der Häresie und des Sektierertums erfaßt. Für den christlichen Katholiken kann es daher keine Wahrheit des dialektischen Kompromisses geben. Eine sich stets wandelnde Wahrheit leugnet die absolute Wahrheit. Eine Wahrheit in der Mitte zwischen zwei theologischen Lehrgebäuden leugnet die übernatürliche Offenbarung. Die Mitte zwischen in Schrift und Tradition niedergelegter katholischer Lehre und einer Häresie ist selbst bereits Häresie, da sie sich von der zentralen Mitte entfernt hat. Sie ist auch Menschenwerk, da sie in der Willkür dessen liegt, der mit dem extremen Ort seiner Lehre zugleich auch die von ihm gewünschte dialektische Mitte bestimmt. Man nennt das heute “die Akzente nach links verrücken”. Der Christ, der den in Schrift und Tradition bezeugten Glauben bekennt, befindet sich nicht an der Peripherie der Kirche, sondern in ihrer Mitte. Für den Traditionalisten kann es daher nur eine Frage geben: ob er nämlich wirklich an der Tradition, an der Wahrheit festhält. Ob er sich in der Mitte zwischen irgendwelchen Irrtümern aufhält, ist für ihn ohne Belang.

Aber entfernen sich die Traditionalisten nicht von der echten Mitte, indem sie versteinerte, fossile, petrefakte Traditionen bewahren statt der lebendigen? Fehlt ihnen nicht die notwendige Unterscheidung der äußeren Formen der Tradition von deren Inhalt? Nun ist zunächst ganz allgemein jede Tradition, soweit sie Tradition ist, fest geformt und versteinert wie ein Fels. Darin liegt ja gerade ihr Wesen, daß sie so und nicht anders als etwas Vollendetes von den vorderen Generationen übernommen, aus den zeitbedingten Wandlungen herausgehoben und über diese gestellt worden ist. Verändere ich eine Tradition, so mache ich sie neu. Mache ich sie neu, so zerstöre ich sie und setze eine Neuschöpfung. Das hat nichts damit zu tun, daß es richtige und falsche, gute und schlechte Traditionen gibt, daß die meisten Anschauungen sowohl Überliefertes als auch Neues in sich vereinigen. Auch die aufgewärmte Suppe des Modernismus hat ihre Tradition! Für den katholischen Traditionalisten nun ist das Evangelium Christi absolute Wahrheit. Diese Wahrheit wird, so glaubt er, vom Lehramt der Kirche in der ununterbrochenen, auf die Apostel zurückreichenden Tradition bewahrt, entfaltet und geformt. Alles was endgültig definierte oder unverändert überlieferte katholische Lehre ist, kann daher nicht geändert und reformiert werden, ohne diese Lehre selbst zu zerstören und damit das Evangelium zu leugnen. Der Angriff auf die kirchliche Tradition ist ein Angriff auf den Glauben; und wenn er von päpstlichen Theologen und Bischöfen vorgetragen wird. Unter diesen Aspekten muß auch die Behauptung gesehen werden, man könne in der kirchlichen Tradition immer eine veränderliche Form jüngerer Herkunft und einen gültigen ursprünglichen Inhalt trennen, man könne oder müsse sogar die Form verändern, um den Inhalt zu bewahren. Form und Inhalt bilden aber gerade in der Tradition oft ein derart einheitliches Ganzes, daß das eine nicht ohne das andere zerstört werden kann. Die so und nicht anders festgelegte Form dient ja gerade zur unverfälschten Bewahrung des Inhaltes. Das gilt für den Wortlaut, mit dem ein Dogma endgültig definiert wurde; das gilt für die Meßliturgie, soweit sie vom Konzil von Trient und dem heiligen Papst Pius V. endgültig geordnet wurde; das gilt für den Primat des Papstes, dem im Felsen Petri versteinerten Lehramt. Wenn man dann noch sieht, wie sich manche Glaubenswahrheit beim Volke nur noch in der äußeren, liturgischen Form erhalten hat, so dürfte es keinen Zweifel mehr geben, daß der Angriff auf die “veränderliche” Form den “unveränderlichen” Inhalt meint. Es gibt aber in allen Religionen eine üble Erscheinung, die durch das Festhalten an bestimmten Traditionen hervorgerufen wird: Der Pharisäismus. Der Pharisäismus, der hier gemeint ist, besteht in der Überordnung der in der Tradition verankerten priesterlichen Jurisdiktion über die Glaubens- und Sittenlehre. Einem Parasiten gleich überwuchert das Gesetz die Lehre, trennt sich von ihr und gewinnt ein Eigenleben. Der Knecht macht sich zum Herrn. Das Gesetz hört auf, Weisung und Hilfe auf dem Weg zum ewigen Leben zu sein, den der Gläubige in Erfüllung des göttlichen Gebotes aus dem Glauben geht. Es maßt sich an, selbst dieser Weg zu sein. Der Pharisäer glaubt allein durch den Gehorsam gegen das priesterliche Gesetz das ewige Heil zu erringen; nach Gebot und Willen Gottes fragt er nicht, denn für ihn ist nur heilsentscheidend, daß er alle Gesetze gleichermaßen, blind und buchstabengetreu äußerlich erfüllt. So werden die Worte des Herrn verständlich: Ihr verlasset das Gebot Gottes und haltet die Menschensatzungen, das Waschen der Krüge und Becher. Auch die Kirche kennt den Pharisäismus. Er war es, durch den sie immer mehr an Substanz verloren hat, der immer mehr Gewohnheitschristen und eingeschriebene Mitglieder züchtete, der die Katholiken der Widerstandskraft gegen den vom Zweiten Vatikanischen Konzil virulent gemachten Abfall beraubte. Der Pharisäismus leugnet die bischöfliche Autorität, die er zu verteidigen vorgibt, indem er ihre Wurzel leugnet. Er macht vielen den katholischen Glauben unglaubwürdig und treibt sie den Irrlehrern zu. Pius XII. hatte ihn erkannt und bekämpft. Heute aber feiert er bei den Gemäßigten fröhliche Urständ. Papst, Kurie und Bischöfe glauben durch ihn der schweren Krise der Kirche Herr zu werden, deren Ursache er doch ist. Denn die schweigende Befolgung des Gesetzes wird dem verwirrten Katholiken als Weg gewiesen, nicht die aus dem Glauben erwachsende Fügung in die göttlichen Gebote. Und da jeder Bischof seine eigenen Gesetze machen darf, soll der Katholik jeweils seinem augenblicklichen Ortsbischof gehorchen; der rechtlichen Einheit wegen. Dagegen wird der Traditionalist als katholischer Christ den kirchlichen Gesetzen gehorchen, solange sie dem in Schrift und Tradition niedergelegten Glauben und Willen der Kirche entsprechen. Er wird aber nichts tun, was seinen christlichen Glauben zerstören kann. Er wird seinen von Gott gesetzten Oberhirten Gefolgschaft leisten, solange und soweit sie als römisch-katholische Bischöfe gemäß ihrer apostolischen Sukzession und gemäß ihrem Amtseid handeln. Wie soll er das aber erkennen? Schon an den Anfängen der Kirche wurde die Antwort auf diese Frage gegeben. Der Apostel Paulus schreibt in seinem (2.) Brief an Timotheus: “Du aber halte fest an dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt doch, von wem du es gelernt hast. Auch kennst du von Kindheit an die heiligen Schriften, die dich zum Heil unterweisen können durch den Glauben, der in Christus Jesus gegründet ist.”

Niklas Freiherr von Schrenck


Eine selbstredende Bilderserie vom “Weltjugendtag” in Rio de Janeiro

Bischof Richard Williamson: ANDAUERNDER SCHADEN — I

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Eleison Kommentare Nummer CCCXV (315), 27. Juli 2013

Mitte April des letzten Jahres übergab die Priesterbruderschaft St. Pius X. offiziell eine Doktrinelle Deklaration an die römischen Autoritäten, welche als Grundlage für eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Bruderschaft dienen sollte. Doch diese Deklaration ist sehr schlecht, und deshalb argumentieren viele von ihren Verteidigern, daß Rom diese Deklaration schließlich abgelehnt hat, sie daher nicht weiter von Belang sei und sozusagen vergessen werden könne. Ein Gegenargument zu dieser Behauptung erschien in der aktuellen Ausgabe der englischen Monatszeitschrift „The Recusant“ (historischer Begriff für die Gegner der anglikanischen Glaubensgemeinschaft), dem neu entstandenen Magazin der Widerstandsbewegung in England. Dieses Gegenargument verdient sorgfältige Aufmerksamkeit und sei daher im folgenden wiedergegeben, teilweise in Form von direkten Zitaten, teilweise als Zusammenfassung: –

„Die Doktrinelle Deklaration ist, wie ihr Name und Inhalt deutlich machen, eine Erklärung, welche besagt, daß eine Reihe von lehrmäßigen Positionen mit allergrößter Bedeutung für die gegenwärtige Kirchenkrise vonseiten der Bruderschaft annehmbar sind. Das Problem ist nun, daß mehrere dieser in der Deklaration ausgedrückten Positionen jedoch nicht akzeptabel sind.“ Beispielsweise sagte ein führender Bruderschaftstheologe dem Generalkapitel der Bruderschaft im Juli des letzten Jahres: „Diese Deklaration ist (…) zutiefst mehrdeutig und sündigt somit durch Unterlassung gegen die Pflicht, deutlich eine Verurteilung jener grundsätzlichen Irrtümer auszusprechen, welche nach wie vor in der Kirche wüten und den Glauben der Katholiken zerstören. Nach Lage der Dinge gibt diese Deklaration den Eindruck, daß wir die »Hermeneutik der Kontinuität« annähmen.“

„Der von der Doktrinellen Deklaration verursachte Schaden entspricht somit dem einer öffentlichen, lehrmäßig zweifelhaften Erklärung. Auch wurde die Deklaration als solche weder „zurückgezogen“ noch wurde ihr „abgeschworen“. Vielmehr weigert Bischof Fellay sich konsequent, zuzugeben, daß diese Deklaration lehrmäßig zweifelhaft ist. Allerhöchstens gesteht er ein, daß er versucht habe, „zu feinsinnig“ zu sein. Doch er gibt nicht zu, daß eine solche Feinsinnigkeit in Angelegenheiten der Glaubensverteidigung höchst fragwürdig ist. Vielmehr denkt der Bischof, das ganze Problem bestehe nur darin, daß „er nicht richtig verstanden worden“ sei, selbst von theologisch sehr kompetenten Bruderschaftspriestern nicht. Unter anderem erlaubt er Hw. Themann, diese Deklaration auf öffentlichen Konferenzen in den USA zu verteidigen, w elche aufgenommen und dann unter den Gläubigen verteilt werden.“

Zwar mag es stimmen, daß eine Annahme der Deklaration durch Rom die Sache noch verschlimmert hätte. Doch verringert dies keineswegs den andauernden Schaden, welcher durch die Deklaration entsteht, wenn sie darlegt, was der Bruderschaft lehrmäßig annehmbar ist. Sollte Bischof Fellay nun sagen, daß er die Deklaration „zurückzieht“ oder „ihr abschwört“, so meint er damit höchstwahrscheinlich nur, daß ihre Veröffentlichung zum gegenwärtigen Zeitpunkt ungelegen war, weil sie Spaltungen in der Bruderschaft verursacht hätte. „Bischof Fellay hat die ganze Zeit über nicht einmal angedeutet, daß die Doktrinelle Deklaration lehrmäßig zweifelhaft und somit unannehmbar ist. Doch hier steckt von Anfang an das Kernproblem, und wir sind weit von einer Lösung entfernt: Der Generalobere scheint sich zu weigern, ein unzweideutiges Bekenntnis von der Einstellung der Bruder schaft abzugeben.“

Schlußendlich ist der von dieser Deklaration verursachte Skandal nach wie vor nicht saniert worden. „Der Versuch, die Ernsthaftigkeit des Themas herunterzuspielen, damit Friede und Ruhe unter den Gläubigen bewahrt oder zurückgewonnen werde, riskiert jene Denkart zu fördern, wonach die Glaubenslehre keine allzu große Rolle spielt, solange nur alles rund läuft und wir die wahre Messe bewahren können, usw.“ In Wahrheit macht dieses Herunterspielen den Skandal nur noch schlimmer. (Ende des „Recusant“-Artikels.)

Dieser Artikel bringt auf sehr gemäßigte Weise das Problem auf den Punkt, daß Bischof Fellay die Doktrinelle Deklaration weder öffentlich widerrufen noch zurückgezogen hat. Wie kann eine katholische Kongregation die Wahrheit aufrechterhalten und ihr dienen, wenn sie von einem Oberen geführt wird, welcher mit der Wahrheit herumspielt? Wenn die Bruderschaft ein Rettungsboot ist, dann muß sie entweder ihren verblendeten Kapitän loswerden, welcher ständig danach strebt, Löcher in den Rumpf des Rettungsbootes zu bohren, oder aber die Bruderschaft verwandelt sich in ein „Ertrinkungsboot“. Möge Gott in seiner Barmherzigkeit die Priesterbruderschaft aufwecken.

Kyrie eleison.

Dazu die englischsprachige Originalversion:

CONTINUING DAMAGE — I
When people wish to defend the very bad Doctrinal Declaration (DD) officially submitted by the Society of St Pius X to the Roman authorities in mid-April of last year as the basis for a practical agreement between Rome and the SSPX, they will often argue that since Rome refused the DD, the DD is of no further interest and may be forgotten. But in this month’s issue of the “Recusant”, newly arisen magazine of the Resistance in England, there appears a contrary argument which deserves careful attention. Here it is, either quoted directly from the original, or summarized:–“The DD, as both its name and its contents make clear, is a statement saying that a number of doctrinal positions on questions of the greatest importance in the present crisis in the Church are acceptable to the SSPX. The problem is that several of the positions expressed in the DD are not acceptable.” For instance the SSPX’s General Chapter of last July was told by a leading theologian of the SSPX that “This Declaration is (…) profoundly ambiguous and sins by omission against the duty to denounce clearly the principal errors which are still raging within the Church and are destroying the faith of Catholics. As it stands, this Declaration gives the impression that we would accept the ‘hermeneutic of continuity’.”The harm done by the DD is therefore that of a doctrinally dubious public statement. Nor has it, as such, been “withdrawn” or “renounced”. In fact Bishop Fellay consistently refuses to admit that there is anything doctrinally dubious about his Declaration. At the very most he admits to having tried to be “too subtle”, but he does not admit that such subtlety is highly objectionable in matters pertaining to the defence of the Faith. Bishop Fellay complains that the whole problem is that he “has not been properly understood” even by theologically very skilled members of the SSPX. He allows, among others, Fr Themann in the USA to defend the Declaration in public conferences that have been recorded and are being distributed among the faithful.”

It is true that matters might have been worse if Rome had accepted the DD, but that does not lessen the standing damage wrought by the DD’s manifestation of what is doctrinally acceptable to the SSPX. For if Bishop Fellay says that he “withdraws” and “renounces” the DD, he certainly seems to mean no more than that it was inopportune at that moment, as being liable to cause division in the SSPX. “He has never as much as suggested that the DD is doctrinally dubious and unacceptable. And that is where the real issue has been all along, and that is the issue that is far from being solved: the Superior General seems to refuse to make any unambiguous profession of the SSPX’s position.”

In conclusion, the scandal caused by the DD has still not been repaired “Trying to downplay the seriousness of the matter for the purpose of maintaining or regaining peace and quiet among the faithful risks encouraging the mentality that doctrine does not matter all that much, as long as things run smoothly and we can keep the true Mass, etc..” Such downplaying will only make the scandal worse (End of the article in the “Recusant”).

This article states very moderately the problem of the DD not being publicly recanted or retracted by Bishop Fellay. But how can any Catholic Congregation keep and serve the Truth when it is led by a Superior who so obstinately plays at ducks and drakes with the Truth ? If the SSPX is a lifeboat, either it gets rid of this deluded Captain who constantly seeks to drill holes in the floor of the lifeboat, or the SSPX turns into a deathboat. May God in his mercy open the SSPX’s eyes.

Kyrie eleison.



Weitere sprechende Bilder vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro

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“Sacerdotes ejus contempserunt legem meam, et polluerunt sanctuaria mea : inter sanctum et profanum non habuerunt distantiam, et inter pollutum et mundum non intellexerunt : et a sabbatis meis averterunt oculos suos, et coinquinabar in medio eorum.” (Ezechiel 22:26)

“Ihre Priester verachten mein Gesetz, und entheiligen mein Heiligtum; zwischen Heilig und Gemein machen sie keinen Unterschied; auf Unterscheidung von Rein und Unrein geht nicht ihr Sinnen; von meinen Sabbaten wenden sie ihre Augen ab, und ich werde entheiligt in ihrer Mitte.” (Ezechiel 22:26, Vulgata Allioli)

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Aerobic-Choreografie der Bischöfe am Weltjugendtag in Rio de Janeiro

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Dazu die Frage eines mir persönlich bekannten Priesters der Tradition, der mich auf dieses Video aufmerksam gemacht hat:

“Der über den Erdkreis verstreute Episkopat nimmt in besonderer Weise am höchsten Lehramt teil. ….. Auch bei Aerobic?”


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Der neue Ordo der Heiligen Messe [N.O.M.] –“Die Einheit in der Irrlehre”?

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Von Pierre Tilloy

Aus dem Französischen übersetzt von Eduardo Hugentobler, St. Gallen

5. Fortsetzung

Offenbar hatte der heilige Paulus schon damals “Umfunktionali­sierungstendenzen” entgegenzutreten, die es darauf abzielten, das Eucharistische Opfer in eine bloße, profane Mahlfeier mit orgiastischem Akzent (vgl. 1 Kor. 11,20, 21, 22, 33) umzufäl­schen. Aus den Briefen des Völkerapostels geht also klar hervor, dass die Feier des göttlichen Kultes auf apostolische Anordnung hin erfolgte, nach Vorschriften, die es ermöglichten, dass das “Heilige heilig verrichtet werde”. (Vgl. Sess. Conc. Trid. XXII, Caput IV). Diese Apostolischen Anordnungen hinwiederum sind sicher keine bloßen frommen, zeitgebundenen menschlichen Privatmeinungen der Jünger des Herrn, sondern in erster Linie Frucht der Unterweisungen JESU nach seiner Auferstehung. So bezeugt der Evangelist Lukas in seiner Apostelgeschichte: “In der ersten Erzählung, o Theophilus, habe ich von allem gesprochen, was Jesus zu tun und zu lehren anfing, bis zu dem Tage, an welchem er aufgenommen ward, nachdem er den Aposteln, die ER auserwählt hatte , durch den Heiligen Geist seine Aufträge gegeben, und denen er auch nach seinem Leiden durch viele Beweise als lebend sich zeigte, da er ihnen vierzig Tage hindurch erschien, und mit ihnen vom Reiche Gottes (d.i. die Kirche,  Anm. d. Übers.) redete.” Diese Unterweisungen vom “Reiche Gottes” hatten sicher auch den Kult des Eucharisti­schen Opfers zum Gegenstande, da dieser ja das vorzüglichste Opfer und die vollkommenste Anbetung des himmlischen Vaters im “Geiste und in der Wahrheit” (Joh. 4,24) ist, und der Sinn des “Reiches Gottes” darin besteht, dass wir “aus der Hand unserer Feinde befreit, furchtlos IHM dienen, heilig und gerecht vor ihm” “alle Tage unseres Lebens”, (vgl. Lukas, 1,74 f) “den Vater im Himmel anrufend (1. Petr. 1,17), unsere “Seelen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit heiligend” (1. Petr. 1,22), als “geistiger Tempel, auferbaut aus lebendigen Steinen, als heiliges Priestertum, bestimmt, um durch Jesus Christus geistige, Gott wohlgefällige Opfer darzubringen.” — (Vgl. 1. Petr. 2,5). Und damit diese Seine Vorschriften und Unterweisungen nicht durch irgend eine menschliche Schwäche der Apostel verloren gehen, verspricht er ihnen ausdrücklich: “Ich will den Vater bitten, dass er euch einen anderen Beistand gibt, der in Ewigkeit bei Euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit , den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr jedoch kennt IHN, denn ER wird dauernd in Euch sein. Ich will Euch nicht als Waisen zurücklassen, ich werde zu Euch kom­men.” (Joh. 14,16 f) Da der gütigste HERR JESUS um die Beschränktheit des geistigen und religiösen Fassungsvermögens, die menschliche Unzulänglichkeit seiner Apostel gründlich weiß, tröstet ER sie in ihrer Verzagtheit in der Nacht vor Seinem Leiden, und spricht es in Seiner Abschiedsrede auch deutlich aus: — “Noch vieles hätte ich Euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht ertragen. Wenn aber jener Geist der Wahrheit kommt, wird ER euch in alle Wahrheit einführen. Denn er wird nicht aus sich reden, sondern, was er hört wird er reden, und, was zukünftig ist, euch verkünden. ER WIRD MICH VERHERRLICHEN, denn er wird von dem meinigen nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein, darum habe ich gesagt: Er wird von dem Meinigen nehmen und es euch verkünden.” — (Joh. 14,12)

Wie wenig die junge Kirche daran dachte, sich von der kultischen Gottesverehrung zu trennen, zeigt die Tatsache, dass Kephas, der erste Papst und Johannes, der Lieblingsjünger des Herrn, miteinander auch nach der Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Urkirche, um die neunte Stunde, zur Zeit des Gebetes, wie uns Apg 3,1 ausdrücklich versichert, in den Tempel hinaufgingen und in denselben eintraten um dort zu beten — obwohl der alttestamentliche Opferkult inzwischen durch das Eucharistische Speise- und Schlachtopfer Jesu Christi ersetzt worden war, welches aus grundsätzlichen Erwägungen in den Häusern einzelner großherziger Urchristen gefeiert werden musste. (Vgl. Apg, 16, 14,15,40). Auch der heilige Paulus, der doch so leidenschaftlich und unentwegt in seinen Briefen an die Römer, an die Korinther, Galater und vor allem an die Hebräer auf die Tatsache hinweist, dass der Alte Bund mit seinen levitischen Vorschriften und Opfern durch den Opfertod des Gottmenschen JESUS CHRISTUS erfüllt und damit aufgeho­ben, bzw. durch einen neuen und ewigen Bund ersetzt und vervollkommnet worden sei, will damit keinesfalls einem kultischen Minimalismus das Wort reden — ganz im Gegenteil. So schreibt er, wohl in der Absicht, schon damals auftretenden Tendenzen zur “Entgrenzung des Sakralen” und Rationalisie­rung des Heiligen die Spitze abzubrechen, im 3. Kapitel des 2. Briefes an die Korinther:

“Offen daliegend seid ihr ein Brief Christi, besorgt von uns, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln von Stein, sondern auf Tafeln von Fleisch und Blut.

Diese Zuversicht aber haben wir durch Christus vor Gott, nicht weil wir aus uns selbst fähig wären, etwas als eigene Leistung anzusehen, unsere Fähigkeit stammt vielmehr von Gott.

Er hat uns auch befähigt zu Dienern des Neuen Bundes, nicht des Buchstabens (wie die Reformatoren des 16. u. die Jansenisten des 17. u. 18. Jahrhunderts es wahrhaben wollten; vgl. die verurteilten Thesen Quesnels!) sondern des Geistes. Denn der Buchstabe macht tot, der Geist aber macht lebendig.

Wenn nun aber schon der Dienst am todbringenden Buchstaben, eingegraben auf Stein, in einem solchen Glanz geschah, dass die Söhne Israels das Angesicht des Moses nicht schauen konnten wegen des Glanzes seines Angesichtes — der doch vergänglich war, wie sollte da der Dienst des Geistes nicht viel glanzvoller sein? War schon der Dienst, der zur Verurteilung führt, so glanzvoll, so ist der zur Gerechtigkeit führende Dienst noch um vieles reicher an Glanz. Ja, was dort im Glanz erstrahlte, ist gar nichts mehr gegenüber diesem alles überstrahlenden Glanz. Denn wenn das Vergäng­liche sich glanzvoll zeigte, wird das Bleibende (sic! ) noch viel mehr im Glanz erstrahlen.” —

Obwohl der Völkerapostel hier an erster Stelle von der geistigen und dogmatischen Schönheit und deren wesensmäßiger Ver­schiedenheit in Bezug auf das alttestamentliche Kultgesetz und den neutestamentlichen “Bund im Blüte des Herrn” (Luk. 22,20) spricht, will er damit keinesfalls die kultische Äußerung des Dogmas in Frage stellen:

Offenbarte sich schon die Erhabenheit des “Dienstes am Buchstaben” des alttestamentlichen Gesetzes, das der Patriarch Moses nach 40tägigem Fasten und Beten auf dem Berg Sinai von JAHWE unter dramatischen Begleiterscheinungen empfangen hatte (Exodus, 34 f) auch in materieller, symbolischer Weise vor den Priestern und Söhnen Israels durch das Strahlen seines Antlitzes — obwohl doch dieses Gesetz und der mit ihm verbundene Opferdienst nur Vorbild und Schatten des kommen­den, vollkommenen und ewigen Opferkultes durch den Gott­menschen JESUS CHRISTUS war, der als “Priester nach der Ordnung Melchisedek” (Hebr. 7f) nicht mehr mit dem Blute von “Böcken und Rindern”, sondern “mit seinem eigenen Blute ein für allemal in das Heiligtum” eingetreten ist, und uns durch sein Kreuzesopfer, welches auf der Blutopferstätte des “Neuen Israels nach dem Geiste” (1. Kor. 10,18) der Katholischen Kirche, der Römischen Kirche, unter den Spezies von Brot und Wein auf mystisch-konkrete Weise vergegenwärtigt, erneuert und fortgesetzt wird, mit Seinem himmlischen Vater versöhnt und von seinem heiligen Zorn losgekauft hat. — Wieviel strahlender, machtvoller und ehrfurchtgebietender musste dann erst die Herrlichkeit des Neuen und Ewigen Bundes im Blute des Gottmenschen JESUS CHRISTUS in der Liturgeia seiner Kirche zum Ausdruck kommen, die ja hinfort nicht mehr unter der Knechtschaft des “Gesetzes” opfert und anbetet (Römer­brief, 7 f), sondern die Erfüllung jener alten Prophezeiung aus dem Propheten Jeremias an sich erfährt, die da lautet:

“Fürwahr, Tage kommen — Spruch des Herrn der Heerscha­ren — da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen Neuen Bund, nicht dem Bunde gleich, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Lande Ägypten herauszuführen. Sie waren es ja, die meinen Bund brachen, während ich über sie die Herrschaft ausübte” — Spruch des Herrn — “vielmehr so soll der Bund sein, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließe — Spruch des Herrn — Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres und schreibe es ihnen ins Herz. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.” (Jeremias, 31,31, Hebräerbrief, 8,1f, 8f)

Durch die Anordnungen und Aufträge, die der HERR den Aposteln während der 40 Tage nach seiner glorreichen Auferstehung “im Heiligen Geiste” erteilte (Apg. 1,1,2,3) und die er ihnen bei seiner triumphalen Himmelfahrt nochmals ausdrücklich in Erinnerung rief mit den Worten:

“Mir ist alle Gewalt gegeben, im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern, und taufet sie im Namen des VATERS UND DES SOHNES UND DES HEILIGEN GEISTES, und lehret sie alles halten, was ich euch aufgetragen habe. Seht, ich bin bei euch, alle Tage, bis ans Ende der Welt.” —

sowie vor allem auch durch die HERABKUNFT DES HEILI­GEN GEISTES AUF DIE URKRICHE, der die Apostel gemäß dem Versprechen des HERRN in alle Wahrheit einführte, und sie an alles erinnerte, was der HERR ihnen anbefohlen hatte (Joh. 16,12) — durch diese Wirksamkeit des HEILIGEN GEISTES wurde dem Erbe des apostasierten Israels, der Kirche, der Trägerin der Verheißungen Gottes im Alten Bunde, das “Gesetz des Betens und Opferns” ins “Innere gelegt, ins Herz geschrieben”. (Jer. 31,31, Hebr. 8,1f) Sie kann niemals mehr von diesem Gesetze ablassen, ohne ihrem Göttlichen Bräutigam JESUS CHRISTUS untreu zu werden. Schon der bloße Versuch einer “Reformatio” ihrer Struktur, ihrer Theologie und damit auch ihrer Liturgie ist notwendigerweise immer auch Versuch einer Apostasie von jenem Gesetz des Betens und Opferns, wie es vom HEILIGEN GEISTE in ihr Inneres, in ihr Herz gelegt und eingeschrieben wurde, und damit Hochverrat — selbst dann, wenn diese “Reformatio” aus Rom in die Kirche Christi eingeschleust werden sollte, wie uns Karl Rahner und Mario von Galli — beides Mitglieder der Gesellschaft Jesu (!) — in ihrem gleichnamigen Buch “Reformation aus Rom” in naivem konziliaristischem Triumphalismus berichten.

Mögen auch die pseudotheologischen Termiten schon tief in den Stamm unserer heiligen Mutter Kirche vorgedrungen sein und nun schon das Lebensmark angreifen — die Seele dieses mächtigen Baumes, der aus dem Senfkörnchen JESU entstanden ist und in dem nun schon seit beinahe 1900 Jahren die verschiedensten Vögel des Himmels mit ihrer Pracht genistet haben, diese Seele werden sie nicht zerstören können, denn sie ist kein Geschöpf, sondern der HEILIGE GEIST selber, der den SOHN in der KIRCHE VERHERRLICHT (Joh. 16,12). Darum wird die Kirche, so lange sie besteht, ohne Unterlass die Worte des heiligen Paulus in ihrem göttlichen Kult verwirklichen, der im 2. Kapitel des Philipperbriefes schreibt:

“Seid so gesinnt wie Christus Jesus. Er, der in Gottesgestalt war, erachtete sein gottgleiches Sein nicht für ein Gut, das er mit Gewalt festhalten sollte.

Vielmehr entäußerte er sich, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich. Er erschien im Äußeren als Mensch und erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuz.

Darum hat IHN GOTT auch so hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist: IM NAMEN JESU SOLL JEDES KNIE SICH BEUGEN, IM HIMMEL UND AUF ERDEN, UND IN DER UNTERWELT, UND JEDE ZUNGE SOLL ZUR EHRE GOTTES DES VATERS BEKENNEN: JESUS CHRISTUS IST DER KYRIOS ­ALLE ENGEL GOTTES SOLLEN IHN ANBETEN (Hebr. 1,7f)

Wie wenig der Novus Ordo Missae von diesem Geiste der Urkirche erfüllt ist, kommt neben den bisher so zahlreich zitierten Vorschriften der Institutio Generalis vor allem auch in den Paragraphen 232, 233, 234 derselben zum Ausdruck. Es heißt dort:

“Entsprechend dem überlieferten liturgischen Brauch verehrt man den Altar und das Evangelienbuch mit einem Kuss.”

Nun, soweit, so gut. Doch erwärmen wir uns vor Freude nicht zu sehr, denn für eine kalte Dusche wird sofort gesorgt. Sie wird direkt im Anschluß an den oben zitierten Text verabfolgt:

“Wo jedoch dieses Zeichen nicht der Tradition bzw. dem Empfinden des Volkes entspricht, soll die Bischofskonfe­renz ein anderes Zeichen vorsehen und den Apostolischen Stuhl davon in Kenntnis setzen. (§ 232)

  • § 233:    “Während der Messe (sic!) sind drei Kniebeugungen vorgesehen:

Nach dem Emporheben der Hostie und des Kelches und vor der Kommunion.

Befindet sich der Tabernakel mit dem Allerheiligsten im Altarraum, macht man auch zu Beginn und am Ende der Messe (sic!) eine Kniebeugung, desgleichen, sooft jemand vor dem Allerheiligsten vorbeigeht.” ‑

  • § 234:    “Zwei Arten von Verneigungen sind vorgesehen, Kopf- und Körperverneigung.

a)       Die Kopfverneigung macht man bei den Namen Jesu, Mariae und des Heiligen, zu dessen Gedächtnis die Messe (sic!) gefeiert wird.

b)       Die Körperverneigung oder tiefe Verneigung erfolgt bei der Begrüßung des Altars, wenn sich auf ihm kein Tabernakel mit dem Allerheiligsten befindet, zu den Gebeten: “Reinige Herr, mein Herz” und “Im Geiste der Demut” (!), im Glaubensbekenntnis zu den Worten: “Er hat Fleisch angenommen”, im Römischen Kanon zu den Worten: “In Demut flehen wir zu dir”.

Die gleiche Verneigung macht der Diakon, wenn er zur Verkündigung des Evangeliums den Segen erbittet.

Der Priester verneigt sich auch ein wenig (!), wenn er bei der Konsekration die Worte des Herrn spricht.” ‑

Vergleichen wir doch einmal diese knapp kalkulierten und den armseligen Mief einer inzwischen kirchlich salonfähig geworde­nen Filzigkeit atmenden Vorschriften der Institutio Generalis eines Annibale Bugnini — mit jenem herrlichen Reichtum an klassischen Zeremonien, wie er vom römisch-katholischen Priester vor diesem unseligen 2. Vatikanischen Konzil zur Feier der Heiligen Messe vorgefunden wurde, — ein Reichtum an Symbolen, Segensgesten, Körperhaltungen und Gebeten, zu dem sich erst noch die Schönheit der Paramente und Kultgefäße gesellte und die es ihm eigentlich erst erlaubten, das HEILIGE HEILIG ZU VERRICHTEN — wie es das HEILIGE KONZIL VON TRIENT im 4. Kapitel der 22. Sitzung: “Doctrina de Sacrificio Missae” expressis verbis vorschreibt. Es ist eine erhebende Tatsache — oder vielmehr es war eine erhebende Tatsache — daß der nunmehr zum “Vorsteher der Gemeinde” nivellierte und verflachte, damals noch römisch-ka­tholische Opferpriester während der Feier der Heiligen Messe

  • 16 Male sich mit dem Zeichen des Heiligen Kreuzes bezeichnete
  • 06 Male sich dem gläubigen Volke zuwendete
  • 08 Male dem Heiligen Altar zuwendete. 11 Male seine Augen gen Himmel erhob
  • 10 Male in Zerknirschung an seine Brust schlug
  • 10 Male niederkniete
  • 54 Male seine gesalbten Hände anbetend zusammenlegte 21 Male sein Haupt voll Ehrfurcht beugte
  • 07 Male seine Schultern demütig beugte
  • 08 Male seinen Körper in tiefer Anbetung verbeugte
  • 31 Male das Heilige Opfer mit dem Zeichen des Heiligen Kreuzes segnete
  • 29 Male seine priesterlichen Hände als Ausdruck seiner Zuflucht zum Altare Gottes flach auf die Mensa legte
  • 14 Male mit weitausgespannten Armen (Orantenstellung der Katakombenkirche!) betete
  • 36 Male mit zusammengelegten Händen betete
  • 07 Male seine zusammengefalteten Hände auf den Altar legte
  • 09 Male seine linke Hand auf den Altar alleine legte
  • 11 Male seine linke Hand auf seine Brust legte
  • 08 Male seine beiden Hände gen Himmel flehend erhob.
  • 11 Male still für sich betete
  • 13 Male laut vernehmlich betete
  • 10 Male den Kelch ab- und zudeckte 20 Male sich hin und her bewegte.

Wenn wir diesen Schatz an Äußerungen der Anbetung, des Dankes, der Sühne, des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe mit den schäbigen drei Kniebeugungen des § 233, mit dem aus lauem Herzen zugestandenen Kuss von § 232 und den aus Gründen bloßer Etikette gegenüber den “Nachzüglern der Gemeinde zugestandenen spärlichen Körperverneigungen in § 233 vergleichen, können wir beim besten Willen nicht umhin, in dieser Institutio Generalis ad Missale Romanum die erste in der Geschichte der Katholischen Kirche durch die höchste Autorität des Heiligen Vaters von Rom erteilte Approbation jenes bekannten und berüchtigten

“MISPRIZING BY FAINT ACCLAIM”

zu sehen, wie es in sehr bezeichnender Weise gerade von Simon, dem Aussätzigen und Judas Iskarioth, den FALSCHEN FREUNDEN JESU, samt zeitgenössischem Anhang (vgl. Lukas, 7,44, Markus 14,3, Johannes, 12,4), in bestem Einklang mit den Krämerseelen und Kirchenräubern aller Jahrhunderte der Kirchengeschichte praktiziert wurde. Der gleiche Vorwurf des “misprizing by faint acclaim” trifft heute in besonderer Weise auf jenen Typ konziliaristischer Klerisei und geistlicher Manager à la hollandaise zu, die aus pseudosozialen und mit angeblicher Nächstenliebe getarnten Gründen voll der Hartherzigkeit und des Unglaubens, allen kostbaren Schmuck, alle herrlichen Paramente, alle materiellen Äußerungen echt christlicher, echt katholischer Mystik aus dem “Zelte Gottes unter den Men­schen” (Offenb. 21,4), um der “Armen” willen entfernen zu müssen glauben — eine “Säuberungsaktion” die besser antika­tholischer Ikonoklasmus genannt würde, denn ihr eigener, nicht allzu bescheidener Lebensstandard, sowie ihre luxuriösen “Gemeindezentren” und “Häuser der Begegnung” sind bis anhin — wenigstens nach unserem Wissen — kaum Objekt biblisch fundierter Einfachheitstendenzen gewesen. Ihnen allen, und vor allem auch der Institutio Generalis Annibale Bugninis und seiner antikatholischen Helfershelfer, gelten die würdigen Worte des HERRN, die ER im Heiligen Evangelium gesprochen hat:

“Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Siehst du diese Frau? Ich kam in dein Haus, und du gabst mir kein Wasser für meine Füße, SIE ABER hat meine Füße mit ihren Tränen benetzt, und mit ihren Haaren getrocknet.

Ich kam in dein Haus, doch du gabst mir keinen Kuss, SIE ABER hat seit meinem Eintritt unaufhörlich meine Füße geküsst.

Du salbtest mein Haupt nicht mit Öl, sie aber hat meine Füße mit Narde gesalbt.

Lasst sie! Warum kränkt ihr sie? Sie hat doch nur ein gutes Werk an mir getan. Arme habt ihr allezeit unter euch, und ihr könnt ihnen Gutes tun, sooft ihr wollt…

Sie hat getan, was sie konnte: Sie hat meinen Leib im voraus für das Begräbnis gesalbt. Sie soll das Salböl für den Tag meines Begräbnisses aufbewahren!

Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie soviel Liebe gezeigt hat.

Wahrlich, ICH sage euch: Überall in der ganzen Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird man auch ZU IHREM ANDENKEN erzählen, WAS SIE GETAN HAT.” — (Vgl. Markus, 14,3 f, Lukas, 7,44 f, Johannes, 12, f)

Da die Kirche von Rom seit jeher gelehrt und gehalten hat, dass das Hochheilige Messopfer die mystisch-reale, konkrete Verge­genwärtigung und Erneuerung der “Mysterien der Erlösung” (sic! Inst. Gen. 1,3) bewirkt und ist — wobei unter “Mysterien der Erlösung” die Heiligste Geburt, das Heiligste Verborgene und Öffentliche Leben, das Heiligste Sühneleben und Sühnegebet, das Heiligste Sühneleiden, das Heiligste Blutvergießen, die Heiligste Todesnot- und Todesangst, der Heiligste Tod, der triumphalste Abstieg in die Vorhölle, die Glorreichste Auferstehung und Himmelfahrt unseres Herrn und Gottes JESUS CHRISTUS sowie die Herrlichste Ausgießung des HEILIGEN GEISTES über die junge Kirche zu Jerusalem ­verstanden werden, wenn wir der “Erklärung des Hochheiligen Messopfers über Honig süß” des ehrwürdigen Paters Martin von Cochem, Benzigerverlag, 1898, glauben wollen, ist die ganze Aufbietung des Reichtums der stofflichen und geistigen Welt nicht nur als “gutes Werk” gerechtfertigt, sondern darüber hinaus geschöpfliche Pflicht.

Da nun die Institutio Generalis sich in Paragraph 1 den Anschein zu verschaffen weiß, an diese “Mysterien der Erlösung” (sic!) zu glauben — was aber infolge des ziemlich eindeutigen Kontextes sehr viel rechtgläubiger klingt, als es in Wirklichkeit gemeint ist, eine Tatsache, die wir ja schon mehrere Male hervorzuheben Gelegenheit hatten — da nun also diese “Allgemeine Einführung zum Missale” wenigstens formal, die “Eucharistiefeier” als “Begehung der Mysterien der Erlösung im Jahresablauf”, voraussetzt, mutet es uns Katholiken, die wir den Glauben der Apostel bewahrt haben, höchst seltsam und höchst verdächtig an, wenn wir in der Grundtendenz des “Neuen Messordo”, wie wir sie bis jetzt kritisch beleuchtet haben, und vor allem in den Paragraphen 232, 233, 234 entdecken müssen, dass der hierin herrschende Geist ganz entschieden dem Geiste der ältesten kirchlichen Überlieferung, wie sie in den Evangelien verzeichnet ist, widerspricht.

Aus welchem Grunde kann der gleiche Messordo, der so salbungsvoll über die “Mysterien der Erlösung” handelt, gerade jene liturgischen Formen zu unbedeutenden Überbleibseln abwürgen und verstümmeln, die in ganz besonderer Weise dazu angetan sind, “ein jedes Knie im Namen JESU sich beugen zu lassen, im Himmel, auf der Erde und in der Unterwelt” (Phil. 2), Ehrfurcht, Anbetung, Glaube, Hoffnung, Liebe, Dankbarkeit, Zerknirschung und Buße in unübertrefflicher, klassischer Weise auszudrücken, wo wir doch aus den Heiligen Evangelien wissen, dass der HERR solches nicht nur an sich geduldet, sondern geradezu für sich in Anspruch genommen hat, und die Salbung mit kostbarer Narde durch jene Frau ein “GUTES WERK AN MIR GETAN” nennt, eine Salbung für Sein Heiligstes Leiden, Seinen Heiligsten Todeskampf, Sein Heiligstes Sterben, vor allem aber eine “Salbung für sein Begräbnis”, als kostbares Sinnbild für die Glaubenswahrheit, dass GOTT DER VATER, dem “HEILIGEN ISRAELS” nicht die “Verwesung zu schauen gibt und seine “Seele nicht in der Scheol” versenkt sein lässt, sondern zu ihm spricht: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde mache zum Schemel deiner Füße”, (vgl. Psalm 15, 8-11, Psalm 109, 1). Wenn die “Eucharistiefeier” angeblich die “Begehung der Mysterien der Erlösung” ist, warum umgibt man dann diese “Mysterien” — zu denen ja vor allem auch das Sterben des Herrn am Kreuze gehört, im neuen Messordo nicht mit reichlicheren Formen der Ehrfurcht, Anbetung und Liebe, wie es jene Frau mit ihrer kostbaren Narde getan, und von der Unser HERR bestätigt, dass sie viel geliebt und nur um ihrer Liebe willen das Kostbarste an Spezereien, das sie besaß, über Sein Göttliches Haupt gegossen hat?

Wozu erwähnt man in Paragraph 232 — allerdings mit Worten, die einem feinfühligen Menschen das Herz im Leibe zu Eis gefrieren lassen — zuerst die Tatsache, dass es einem “überliefer­ten liturgischen Brauch” entspricht, den “Altar und das Evangelienbuch” mit einem Kuss zu “verehren”, wenn man anschließend stracks das Gegenteil propagiert, indem man schreibt: “Wo jedoch dieses Zeichen nicht der Tradition, bzw. dem Empfinden des Volkes, entspricht, soll die Bischofskonfe­renz ein anderes Zeichen vorsehen und den Apostolischen Stuhl davon in Kenntnis setzen”, wohl wissend, dass man dadurch mit der linken Hand abserviert, was man mit der rechten aufgetra­gen, und dass sich bei geschickter Gehirnwäsche durch die progressistische Klerisei sehr bald Mittel und Wege finden lassen, um zu “beweisen”, dass der Kuss des Heiligen Opferaltares und der Heiligen Evangelien dem “Volksempfinden” und der ”Volkstradition” angeblich zutiefst “widerspricht” bzw. dassel­be “verletzt” oder “nicht wieder gut zu machende seelische Schäden” hinterlässt!

Doch es bleibt Tatsache: Der HERR hat im Lukasevangelium nicht den falschen Pharisäer Simon, (genannt “der Aussätzige”) der IHM den Kuss hämisch verweigerte, gelobt, sondern die Spontanität der Sünderin, die IHM die Füße geküsst; und ER tadelt sie deswegen keineswegs, indem er etwa sagt: “Hör endlich auf damit!” sondern er freut sich von Herzen über die Küsse dieser von allen verachteten “Sünderin”: “Du gabst mir keinen Kuss, sie aber hat seit ihrem Eintritt nicht aufgehört, meine Füße zu küssen!” — Wenn “Christus selbst in seinem Worte inmitten der Gläubigen gegenwärtig ist” — wie die Institutio Generalis in Satz 30 von Paragraph 33 uns glauben machen will — ist Paragraph 232 ein logisches Monstrum, oder — wohl zutreffender, der berüchtigte Bocksfuß, der nun halt doch, trotz der salbungsvollen Worte in seiner ganzen Hässlich­keit zu Tage tritt und beweist, dass alle jene Ausdrücke in der Institutio, die noch katholisch klingen, nur zur bewussten Täuschung naiver Gemüter mit in den Text hineingenommen worden sind.

Man mag die Tatsache drehen und wenden wie man will: Eines ist gewiss: Dieser Novus Ordo Missae — (und vor allem seine erwähnten Paragraphen 232, 233 und 234) ist nicht das Werk derjenigen, von denen der HERR sich gedrängt fühlt, auszuru­fen: dass sie viel geliebt haben; er ist ehrfurchtsloses, glaubensverfälschendes Machwerk — die Häresie soll über die lex orandi eingeschmuggelt werden, das geht einfacher! — er ist weder kalt noch warm, sondern lau, und darum wird ihn der HERR aus seinem Munde ausspeien. (Offenbarung, 3,15). Der “Novus Ordo Missae” hat in Wirklichkeit in seiner Grundten­denz nicht die Heilige Katholische und Apostolische Kirche von Rom zur Mutter, da er, wie wir gesehen haben, nicht dem GEISTE JESU entspricht, sondern dem Ungeiste der ungläubi­gen Pharisäer und ihrem Anhang durch alle Jahrhunderte; die antikatholische und christusfeindliche Tendenz dieser neuen Messordnung hat also vielmehr zwei verdächtige Väter anstelle einer Heiligen Mutter: Es sind dies, Simon, der Pharisäer, und Judas Iskarioth, von dem es im betreffenden Abschnitt heißt (Johannes, 12,4): “Da bemerkte einer Seiner Jünger, JUDAS ISKARIOTH, der IHN VERRATEN sollte: Warum hat man dieses Salböl nicht für 300 Denare verkauft und diese unter die Armen verteilt? Das sagte er aber nicht, weil ihm an den Armen etwas lag, sondern weil er ein Dieb war und im Besitze der Kasse, das was einkam, unterschlug.” — Der neue Messordo kann diese seine familiären Züge nicht verleugnen; er ist und bleibt ein würdiges Früchtchen jenes Baumes, an dem er entstanden und nicht weit davon zur Erde gefallen ist!

Wer den Baum nach seinen Früchten beurteilt und eine sogenannte “Reformation aus Rom” (sic!) nach den Konver­sionen einschätzt, die unter ihrem geistigen und religiösen Einfluss in den Reihen der Atheisten, Häretiker und Taufschein­katholiken bewirkt werden — der hat sich in den letzten paar Jahren der sog. “Liturgiereform” überreichlich Gelegenheit geboten, festzustellen, daß durch sie gerade das Gegenteil von dem zustande gebracht wird, was der heilige Paulus als Kriterium und Charakteristikum für das Wirken GOTTES in der Heiligen Liturgie aufstellt; weit entfernt davon, Frieden und Ordnung in die bedrängte und tief zerrissene Herde Jesu Christi zu bringen, die PETRUS und seine Nachfolger im Primat gemäss den Worten unseres Herrn in Lukas 22,32, Matth. 16,16 u. Johannes 21,15 “im Glauben zu bestärken”, als Inhaber der “Schlüssel des Himmels und der Erde”, dogmatisch und disziplinär zu “binden” und von ihren Sünden und Sündenstra­fen zu lösen und als Oberster sichtbarer Hirte auf der grünen Au des Glaubens zu weiden haben, geht die Tendenz dieser unseligen, unheilschwangeren, ganz von profanen Prinzipien bestimmten konziliaristischen und päpstlichen Reform, einzig und allein dahin, die “geknickten Rohre” noch gründlicher zu brechen, die wohlgetarnte pseudotheologische Subversion der Modernisten und Kirchenfeinde aller Jahrhunderte der Kirchen­geschichte nachträglich mit der Legitimation des Apostolischen Stuhles von Rom zu versehen, und schließlich vor allem die gegen diesen Hochverrat am wahren Katholischen Glauben aufmuckernden rechtgläubigen Kinder der Kirche, wie zum Beispiel Konvertiten und Traditionalisten, als naive Fundamen­talisten, als formal unrettbar festgefahrene Idioten, dem Hohngelächter und den erbarmungslosen Verleumdungs- und Gehirnwäschekampagnen der Gottes- und Kirchenfeinde aller Zeiten zur unwürdigen Schau zu stellen, und dies alles nach dem berüchtigten, inzwischen vom größten Teil der Hierarchie des progressistisch-konziliaristischen Establishments und ihren mit Kirchensteuergeldern des rechtgläubigen katholischen Volkes ausgehaltenen Helfershelfern wohlerprobten Rezept: NICHT DER MÖRDER, SONDERN DER ERMORDETE IST SCHULD.

Diese ganze sog. “Reformation aus Rom”, samt dem Novus Ordo Missae, der ihrem Ungeist entspricht, bedeutet für einen katholischen Konvertiten, der eben um der unerbittlichen Wahrheit all dieser nun ökumenisch verfälschten und nivellier­ten urkatholischen Unterscheidungslehren willen schwerste persönliche Opfer gebracht hat, einzig und allein um in die Eine, Wahre Kirche CHRISTI eintreten zu können — diese ganze jetzt herrschende Tendenz in der Kirche Roms bedeutet für ihn, den einstmals Außenstehenden, der wie Abraham einst sein Ur in Chaldäa freudig aufgegeben hat, um ins Land, “das ich Dir zeigen werde” zu gelangen — nichts weniger als eine einzige, ungeheure, geistige Ohrfeige, die ihn, begleitet vom Hohngeläch­ter der Reformatoren des 16. Jahrhunderts, nicht etwa vom Weltforum aller Häresien, dem sog. “Ökumenischen Weltkir­chenrat” zu Genf, sondern von den Heiligen Höhen des durch das Grab und die Reliquien PETRI konsekrierten mons Vaticanus von erlauchter Hand schallend erteilt wird.

Wir haben weiter oben die problematischen Worte des II. Vatikanums (Art. 50 der Liturgie-Konstitution) bezüglich der von ihm beschlossenen “Liturgiereform” kennengelernt, und sie zu unserer ungeheuren Bestürzung in der Allgemeinen Audienz vom 19. November 1969 in St. Peter zu Rom aus dem Munde Seiner Heiligkeit, Papst Paul VI. höchstpersönlich vernommen, der sie nicht nur zitiert, sondern sogar noch verteidigt, nicht erkennend, dass er damit selber Hand mit anlegt, die Beine jener Kathedra abzusägen, die ihm St. Petrus vererbt hat.

Diese unsere Bestürzung ist nun keinesfalls als Resultat einer “antikonziliaristischen Neurose” unsererseits zu werten; sie ist vielmehr nur die Konsequenz unseres Wissens um die diesbezüg­lichen Lehren der Kirche, wie sie in den Verlautbarun­gen der Höchsten Autorität und der von ihr bestätigten Konzilien niedergelegt und historisch gesichert ist. Unsere Leser mögen uns verzeihen, wenn wir die bereits schon einmal zitierten Worte des II. Vatikanischen Konzils nochmals anfüh­ren, aber es geschieht einzig aus dem Grunde, dadurch einen klaren Vergleich mit den entsprechenden, vom Kirchlichen Lehramt schon längst verurteilten Propositionen der Refor­mation, des Jansenismus, der Synode von Pistoja und des Neomodernismus, wie ihn Papst Pius XII in “Mediator Dei” entlarvt und verdammt hat, — zu ermöglichen.

Das II. Vatikanische Konzil lehrt: (Art. 50 der Liturgiekonstitu­tion)

“Die rituelle Ordnung der Messe (sic!) soll revidiert werden, damit das besondere Wesen der einzelnen Teile und ihre gegenseitige Verbindung klarer hervortrete, und damit die fromme und aktive Teilnahme der Gläubigen erleichtert werde.

Darum sollen die Riten, in ihrem Wesen getreu bewahrt, vereinfacht werden.

Jene Elemente sollen unterdrückt werden, die im Laufe der Jahrhunderte verdoppelt wurden oder als weniger nützlich hinzugekommen sind.

Einige Elemente hingegen, die mit der Zeit verloren gingen, sollen wieder hergestellt werden, gemäß der Überlieferung der heiligen Väter und in dem Maße, wie es angemessen oder nötig erscheinen wird. (Vgl. DAS NEUE VOLK, 24.12.69, N. 52)

Papst PIUS V., der große heilige Felsenmann der katholischen Gegenreformation lehrt aber in Seinem hochwichtigen Reform­dekret QUO PRIMUM vom 19. Juli 1570 expressis verbis das Gegenteil von Vatikanum II:

“Von nun an, und auch in Zukunft, kann kein Priester jemals mehr gezwungen werden, auf andere Weise die Heilige Messe zu feiern, als wie sie in diesem Missale enthalten ist.

Daher verordnen und bestimmen Wir kraft Unserer Aposto­lischen Autorität, dass dieser Unser gegenwärtig vorliegender Ordo und dieses auf ihn bezügliche Dekret, in alle Ewigkeit gelten sollen und auch in Zukunft niemals auf legale Weise weder widerrufen noch berichtigt oder ergänzt werden können.” —

Der jetzt regierende Heilige Vater, Papst Paul VI., gesteht in seiner Generalaudienz vom 19. November 1969 unumwunden zu, dass

“die Messe in der Liturgie des Novus Ordo Missae” in einer etwas von der Form verschiedenen Weise gefeiert werden wird, als wir sie seit 400 Jahren, nämlich seit dem heiligen Papst Pius V. und dem Konzil von Trient zu feiern gewohnt waren.

Dieser Wechsel hat etwas Überraschendes, Außerordentli­ches. Denn die Messe wurde bis anhin als traditioneller und unantastbarer Ausdruck unseres religiösen Kultes, der Authentizität unseres Glaubens angesehen.

Wozu dieser Wechsel? Und worin besteht dieser Wechsel? Welche Folgen bedingt er für jene, die an der Heiligen Messe teilnehmen werden?

Die Antworten auf diese und ähnliche Fragen, welche durch eine solch einzigartige NEUHEIT hervorgerufen werden, werden ihnen gegeben werden und ausgiebig in allen Kirchen wiederholt, in allen Veröffentli­chungen religiöser Natur, in allen Schulen, wo man den Religionsunterricht erteilt.

Wieso denn eine solche Abänderung ? Antwort: Sie ist einer Willensäußerung geschuldet, die das kürzlich gefeierte Ökumenische Konzil kundgegeben hat.

Worin besteht diese Änderung ? Sie werden es sehen. Sie besteht in vielen neuen rituellen Vorschriften, die besonders am Anfange eine gewisse Aufmerksamkeit und eine gewisse Sorgfalt erfordern werden. Die persönliche Andacht und das Gemeinschaftsgefühl werden die Beobach­tung dieser neuen Vorschriften leicht und angenehm machen.”

Wir überlassen es unseren Lesern, die angeführten Äußerungen Papst Paul VI. mit dem Dekret QUO PRIMUM seines Vorgängers, des heiligen Pius V. zu vergleichen. Man mag persönlich zu ihnen stehen wie man will, eines ist gewiss: Papst Pius V. und das Tridentinum widersprechen Papst Paul VI., und umgekehrt. Wer diese angeführten Worte aufmerksam mit­einander vergleicht, wird unschwer feststellen können, dass der jetzige Heilige Vater, Papst Paul VI., unter dem Einfluss einer häretischen Carbonaria, die Apostolische Tradition wie sie allein in der Römischen Kirche ungebrochen fortlebt, verraten hat ­und es bricht uns das Herz, wenn wir dies, um der unerbittlichen Wahrheit willen, von der Privatperson jenes Mannes feststellen müssen, von dem wir nach wie vor glauben, dass er der STELLVERTRETER DES GOTTMENSCHEN JESUS CHRISTUS, OBERSTER PRIESTER, HIRTE UND LEHRER DES ORBIS CATHOLICUS und der ganzen Welt ist. — Dass Du, o Herr, Deinen Diener, unseren Papst Paul, in der Wahrheit des Katholischen und Apostolischen Glaubens bestär­ken wollest

TE ROGAMUS — AUDI NOS!

Wir haben vorhin die Worte des II. Vatikanischen Konzils, dieses würdigen theologischen Latrociniums des 20. Jahrhunderts, aus dem Munde jenes Heiligen Vaters vernommen, der es zugelassen hat, dass der alte Römische Messkanon nicht nur vom Throne der Heiligen Liturgie gestoßen, sondern nachträglich noch kräftig verstümmelt, zerstört und durch neomodernistische Verwässerungen und Eintagsfliegen ersetzt wurde — und dies erst noch im Stile von Heinrich Zschokkes bekanntem, rationalistisch-betulichen Zuckerwasserbuch mit dem erbau­lichen Titel “Stunden der Andacht”. — Da also selbst der Papst in die Liquidierung des Kanons eingewilligt oder diese zumin­dest nicht verhindert hat, sind wir gezwungen, anzunehmen, auch er rechne den Kanon und die Vielfalt der oben angeführten Zeremonien während des Vollzugs der Heiligen Messe zu jenen “Elementen”, die im Laufe der Jahre “verdoppelt wurden oder als weniger nützlich hinzugekommen sind. (Vgl. Allg. Audienz v. 19.11.69)

Doch verlieren wir uns nicht in unfruchtbarer Polemik, gehen wir lieber zurück, ad fontes, um nicht mit den fleischlichen Waffen unserer Rhetorik zu kämpfen, sondern mit den Waffen des Heiligen Geistes, wie sie uns die Heilige Mutter Kirche in den Beschlüssen des Konzils von Trient aufbewahrt und nun zum Kampfe gegen die Häresie aus Rom anbietet.

Das Konzil von Trient lehrt in seiner XXII. Session “Doctrina de Sacrificio Missae” als authentisch:

4. Kapitel. Vom Kanon der Heiligen Messe:

“Und da es sich geziemt, dass das Heilige heilig verrichtet werde, und dieses das heiligste von allen Opfern ist, so hat die Katholische Kirche, damit es würdig und ehrfurchtsvoll dargebracht und empfangen werde, vor vielen Jahrhunder­ten den Heiligen Kanon eingesetzt, der von allem Irrtum so rein ist, dass er nichts enthält, was nicht ganz besonders Heiligkeit und Frömmigkeit bemerken lässt, und die Gemüter der Opfernden zu Gott erhebt; denn derselbe Kanon besteht sowohl aus Anordnungen des Herrn selbst, als auch aus den Überlieferungen der Apostel, und aus frommen Einrichtungen heiliger Päpste.” —

5. Kapitel. Von den Gebräuchen und Zeremonien des Mess­opfers.

“Weil nun die menschliche Natur so beschaffen ist, dass sie sich nicht leicht ohne äußerliche Beihilfe zur Betrachtung göttlicher Dinge zu erheben vermag, so hat die fromme Mutter Kirche einige Gebräuche eingeführt, dass nämlich in der heiligen Messe einiges mit leiser, anderes aber mit lauter Stimme ausgesprochen werden soll. Ebenso ordnete sie Zeremonien an, so wie die mystischen Segnungen, Lichter, Räucherungen, Gewänder und vieles andere dieser Art, nach der apostolischen Lehre und Überlieferung, damit sowohl die Herrlichkeit dieses so großen Opfers dadurch ausge­zeichnet als auch die Gemüter der Gläubigen durch diese sichtbaren Zeichen der Religion und Frömmigkeit zur Betrachtung der erhabensten Dinge, die in diesem Opfer verborgen sind, angeregt werden”. —

Hellhörige verstehen den päpstlichen Wink mit dem Zaunpfahl:

Der bisherige Kanon, den das Heilige Konzil von Trient ausdrücklich als “von allem Irrtum so rein”, als “nichts enthaltend, was nicht eine ganz besondere Heiligkeit und Frömmigkeit bemerken lässt”, als “die Gemüter der Opfernden zu Gott erhebend”, als “aus den WORTEN DES HERRN SELBST BESTEHEND als auch aus den ÜBER­LIEFERUNGEN DER APOSTEL und aus FROMMEN EINRICHTUNGEN HEILIGER PÄPSTE”,

erklärt, über alles lobt und bestätigt, als auch

Die bisherige Anordnung, dass bei der Feier der Heiligen Messe “einiges mit leiser, anderes aber mit lauter Stimme gesprochen werden soll”,

sowie

Die bisher gültige Bestimmung, dass die Heilige Messe mit den feierlichsten und herrlichsten Zeremonien wie zum Beispiel “mystische Segnungen, Pracht und Lichter, Bilder, Kreuze, wohlduftende Räucherungen”, und in wundervol­len Paramenten, und “vielem Anderem dieser Art” gefeiert werden müsse,

alle diese authentischen Äußerungen des Kirchlichen Lehram­tes, wie sie das Heilige Konzil von Trient verpflichtend erlassen hat, sind nach den Worten des II. Vatikanischen Konzils, die sich auch der Summus Pontifex in seiner Audienz vom 19. November 1969 zu eigen machte — wenigstens formellerweise! — sind, dem Wortlaut der “Willensäußerung” wie sie das kürzlich gefeierte “ökumenische Konzil kundgegeben hat” gemäß

  1. revisionsbedürftig, weil veraltet
  2. unklar und dunkel
  3. die fromme und aktive Teilnahme der Gläubigen erschwerend
  4. von undemokratischer Kompliziertheit
  5. als quasi magisch-esoterischer Geheimkult einer antide­mokratischen Priesterkaste unterdrückungswürdig
  6. unnötige Verdoppelung
  7. weniger und damit sogar wenig nützliche Anhängsel an das “Wesentliche”
  8. Surrogate von liturgischen Elementen, die im Laufe der Zeit verloren gegangen sind.

Man weiß als unbedarftes Kind der Heiligen Mutter Kirche wirklich nicht, worüber man sich bei diesen Auslassungen des “kürzlich gefeierten ökumenischen Konzils” mehr verwundern soll:

1. Über die naive Ungeheuerlichkeit, mit der Vatikanum II nachträglich Ohrfeigen der Zensur an die erlauchte Versamm­lung zu Trient austeilen zu müssen glaubt und über die eines theologischen Pubeszenten würdige Arroganz, mit der man die ehrwürdigen Konzilsväter aus dem 16. Jahrhundert zu behan­deln geruht — jene vielen heiligmäßigen Kardinäle, Bischöfe, Äbte, Priester, Theologen und Mönche, von denen nicht wenige ihrer Treue zum “papistischen System” und dessen Römischer Liturgie wegen mit all ihren “Verdoppelungen”, “Kompliziert­heiten”, “weniger nützlichen Zusätzen”, “Surrogaten für Ele­mente, die im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen sind”, schwerste Schmach und sogar blutige Verfolgung seitens der Anhänger des apostasierten Wittenberger Mönches und dessen schweizerischen Helfershelfern, erlitten hatten, und von deren Glaubensernst und Gebetsgeist nicht wenige Konzilsväter des 20. Jahrhunderts samt den theologischen Nattern, die sie an ihrem bischöflichen Busen genährt, sich eine mächtige Scheibe hätten abschneiden können. Sie aber haben sich nicht nur damit begnügt, die Beschlüsse des Konzils von Trient und ihren nun schon seit 400 Jahren ungeschwächt andauernden Segen zu bagatellisieren und mit dem Ruch des Fanatismus zu belegen, sondern sind in ihrem irren Reformationstaumel selbst nicht einmal davor zurückgeschreckt, ihre Kollegen, die das zwar höchst unpluralistische, dafür aber umso katholischer empfin­dende Konzil von Trient zur höheren Ehre Gottes abgehalten haben, durch die entsprechenden Aussagen des II. Vatikani­schen Konzils nachträglich Lügen zu strafen und dem katholischen Volk von heute als

    • Vollidioten in Sachen Liturgie
    • Theologische Schwachköpfe
    • Herrschsüchtige Priesterkaste und
    • Urheber eines frommen Betruges

zur Schau zu stellen, um sie dann anschließend bei den kirchenfeindlichen Häretikern mit sadistischer Freude Spieß­ruten laufen zu lassen. — oder

2. Über die traurige Tatsache, dass sich seit Beginn des II. Vatikanischen Konzils in steigendem Maße eine Dialektik und Sophisterei innerhalb der Kirche Roms, bis hinauf auf die heiligen Höhen des Mons Vaticanus, hat ausbreiten und salonfähig werden können, wie sie bis anhin nur im Machtbe­reich des Bolschewismus gang und gäbe war; unter Anwendung der beiden Erfolgsrezepte “Aus weiß mach schwarz — aus schwarz mach weiß — der Ermordete, nicht der Mörder ist schuld” — gelten nun auch in weiten Kreisen der Hierarchie und der sie manipulierenden Theologen diese wahrheitsfeindlichen Grundsätze, die dem “Wörterbuch des Unmenschen” entnom­men sein könnten:

“Die Wahrheit von gestern ist die Häresie von heute.”

“Die Häresie von gestern ist die Wahrheit von heute.”

War gestern noch die vom Konzil von Trient festgelegte Liturgie mit ihrem altehrwürdigen Kanon und ihren heiligen Zeremonien “von allem Irrtum so rein, dass sie nichts enthält, was nicht eine ganz besondere Heiligkeit und Frömmigkeit bemerken lässt, die Gemüter der Opfernden zu Gott erhebend, aus den Worten des HERRN SELBST als auch aus den Überlieferungen der heiligen “Apostel und den frommen Anordnungen heiliger Päpste bestehend”,

so ist sie heute in den Augen des II. Vatikanischen Konzils

“revisionsbedürftig, veraltet, unklar, die Wahrheit die ausgedrückt werden soll, verdunkelnd, die fromme und aktive Teilnahme der Gläubigen erschwerend, von undemo­kratischer Kompliziertheit, voll von Verdoppelungen und weniger nützlichen Anhängseln und Zusätzen, durchsetzt von Surrogaten für jene liturgischen Elemente, die im Laufe der Zeit verloren gegangen sind.” —

Wahrlich, wir übertreiben nicht: Deutlicher und ärgerniserregender hätten selbst die protestantischen Reformatoren des 16. Jahrhunderts ihrer berüchtigten Verachtung für die alte römische Liturie der Heiligen Messe und deren Kanon nicht Ausdruck verleihen können!

Diese “Willensäußerung des kürzlich gefeierten ökumenischen Konzils” unterscheidet sich in Tenor und Aussage nur dem Grade, und der Art und Weise nach, von den diesbezüglichen Äußerungen Luthers, Zwinglis und Calvins, und macht sich, nolens volens, zum würdigen Vierten im Bunde des häretischen Kleeblattes, wobei selbstverständlich auch die Haltung und Gestalt des Heiligen Vaters, Papst Paul VI. ins Zwielicht geraten muss, da er ja besagte “Willensäußerung des ökumenischen Konzils” (Art. 50 der Liturgiekonstitution) nicht nur objektiv zitiert, sondern seinem anschließenden Kommentar zufolge auch voll bejaht. Deshalb wieder einmal mehr:

“Lasset uns beten, dass Gott, der Herr, seinen Diener, unsern Heiligen Vater, Papst Paul VI. im allein wahren, katholischen apostolischen und römischen Glauben der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus erhalten und bestärken möge!

TE ROGAMUS, AUDI NOS!

(Fortsetzung folgt)


Bericht über die Erscheinung Unserer Lieben Frau von La Salette von Maximin Giraud

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Maximin & Mélanie

Die Seherkinder Maximin und Mélanie

Es ist Mittag. Dies ist also nicht die Stunde der Dunkelheit, welche die Täuschung begünstigt. Der Himmel ist heiter; die merkwürdigen Wolkenformationen lassen uns keine Gaukelbilder sehen. Die Sonne leuchtet in hellster Pracht. Für die beiden Zeugen wäre es leicht, ihren Glanz mit dem der Allerheiligsten Jungfrau zu vergleichen.

Ich sage diese Dinge; denn welche Hypothesen sind aus Freude, uns zu bekämpfen, nicht erfunden worden?

Melanie und ich saßen auf dem Gipfel des hl. Berges, auf einer aus Steinen aufgeschichteten Bank, nahe einer versiegten Quelle, die am nämlichen Tage wieder zu fließen begann, die seither ununterbrochen fließt und die den Namen ‘Wunderbare Quelle’ (fontaine miraculeuse) trägt. Dort hielten wir unser kärgliches Mahl. Unsere Kühe tränkten und verstreuten sich. Ich war müde, streckte mich im Gras aus und schlief. Einige Augenblicke später hörte ich Melanies Stimme. Sie rief: “Memin (Kosenamen für Maximin), komm schnell, und lass uns sehen, wo die Kühe sind.” Ich sprang auf, ergriff meinen Stock und folgte Melanie, die voran ging. Wir überquerten die Sezia, erklommen schnell den Hang eines Hügels und gewahrten auf dem anderen Hang die rastenden Rinder. Wir kehrten nun zur Steinbank zurück, wo wir wenige Momente vorher unsere Brotbeutel gelassen hatten. Plötzlich hält Melanie inne; der Stock entfällt ihren Händen; erschreckt wendet sie sich mir zu und sagt: “Siehst du das große Licht dort unten? — Ja, antwortete ich, ich sehe es; nimm du deinen Stock.” Den meinigen drohend schwingend sagte ich: “Wenn es uns berührt, werde ich ihm einen tüchtigen Schlag versetzen.”

Dieses Licht, vor dem die Sonne zu erbleichen schien, öffnete sich, und wir bemerkten darin die Form einer Frau, die noch leuchtender war. Sie machte den Eindruck einer zutiefst betrübten Person; sie saß auf einem der Steine der Bank, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen verborgen.

Obwohl uns ca. zwanzig Meter von ihr trennten, hörten wir eine Stimme, die aus einem Mund ganz dicht bei unserem Ohr zu kommen schien; sie sagte:

“Kommt näher, meine Kinder, fürchtet euch nicht; ich bin hier, um euch eine wichtige Nachricht zu bringen.”

Die Ehrfurcht, die uns ferngehalten hatte schwand, und wir liefen zu ihr, wie zu einer guten und vortrefflichen Mutter. Die schöne Frau kam ihrerseits auf uns zu, hielt vor uns — etwa zehn Zentimeter über dem Boden schwebend — an, und begann zu reden:

“Wenn mein Volk sich nicht unterwirft, bin ich gezwungen, den Arm meines Sohnes fallen zu lassen; er ist so schwer und drückend, daß ich ihn nicht länger zurückzuhalten vermag. Seit der Zeit, da ich für euch leide, weil ich nicht will, daß mein Sohn euch verläßt, bin ich genötigt, ihn ununterbrochen zu bitten; ihr aber macht euch nichts daraus. Sechs Tage habe ich für die Arbeit gegeben, den siebten mir vorbehalten; aber man ist nicht gewillt, ihn mir zu widmen. Aus diesem Grunde wird der Arm meines Sohnes immer schwerer. Die Kärrner können schon nicht mehr fluchen, ohne dabei den Namen meines Sohnes zu mißbrauchen. Diese beiden Dinge belasten den Arm meines Sohnes sehr. Selbst wenn die Ernte verdirbt, stört ihr euch nicht daran. An den Kartoffeln habe ich es euch im letzten Jahr gezeigt, aber das bekümmert euch nicht. Im Gegenteil; ihr flucht auf den Namen meines Sohnes, wenn ihr verdorbene findet. Zu Weihnachten werden die Kartoffeln aufgebraucht sein.”

Die Schöne Frau bemerkte, daß Melanie den Ausdruck ‘pommes de terre’ (Kartoffeln) nicht verstand und sagte:

“Meine Kinder, ihr versteht kein Französisch; wartet, ich werde anders zu euch sprechen.”

Daraufhin setzte Sie Ihre Rede in ‘patois’ (d.i. der um Corps gesprochene Dialekt) fort. (Hier wird der obige Passus “Selbst wenn die Ernte verdirbt…” in Patois wiederholt. Darauf folgt der Einwand Melanies:)

“Nein, Madame, das ist doch nicht wahr!”

“Doch, mein Kind, du wirst es sehen.” Sie setzte ihre Rede fort:

“Die, welche Weizen zu sähen gedenken, sollen es unterlassen; denn die Tiere werden die Samen fressen; sollten sich doch einige Ähren bilden, so werden sie beim Dreschen zu Staub zerfallen. Eine große Hungersnot wird kommen. Davor aber werden die siebenjährigen Kinder von einem Zittern befallen werden und in den Armen derjenigen, die sie halten, sterben. Die Erwachsenen werden durch Hunger Buße tun. Die Trauben werden verderben und die Nüsse werden faulen.”

An dieser Stelle teilte uns die Schöne Frau das Geheimnis mit. Obwohl sie dabei die gleiche Stimme behielt, konnte ich nichts verstehen, als sie zu Melanie sprach. Während sie mir mein Geheimnis anvertraute, wurde Melanie gänzlich taub. Diese augenblickliche Taubheit verschwand und sie setzte ihre Rede mit diesen Worten fort (auch das nun folgende spricht die Muttergottes in Patois):

“Wenn sie sich bekehren, so werden die Steine zu Weizen und die Kartoffeln werden ohne ihr Zutun ausgesät sein.”

Dann fragte Sie uns:

“Meine Kinder, verrichtet ihr regelmäßig euer Gebet? “

Hierauf antworteten beide: “Nein, Madame, nicht regelmäßig.”

“Seht, meine Kinder, das sollt ihr morgens und abends tun. Wenn ihr keine Zeit habt, so betet wenigstens ein Vaterunser und ein Ave Maria; habt ihr aber Zeit, dann betet mehr. Außer einigen alten Weibern geht niemand mehr zur Kirche. Die anderen arbeiten das ganze Jahr hindurch, auch an den Sonntagen. Im Winter gehen sie dann zur Messe, aber nur, um die Religion zu verspotten. In der Fastenzeit gehen sie wie die Hunde zum Fleischerladen.”

Sie fragte uns dann:

“Meine Kinder, habt ihr schon einmal verdorbenen Weizen gesehen? “

Ich sagte: “Nein, Madame, ich habe noch nie solchen gesehen. — Daraufhin sagte sie zu mir:

“Du, mein Kind, hast solchen schon gesehen. Als du einmal mit deinem Vater nach Coin gingst, sagte der Besitzer eines kleinen Feldes zu deinem Vater: “Komm her, und schau, wie mein Getreide verwest!” Ihr seid zu ihm hingegangen, und dein Vater nahm zwei oder drei Ähren in die Hand, rieb sie, und diese zerfielen zu Staub. Ihr habt euren Weg fortgesetzt, und als ihr eine halbe Stunde von Corps entfernt wart, gab dein Vater dir ein Stück Brot und sagte: Hier mein Kind, iß, wenigstens heuer noch; denn ich weiß nicht, wer im nächsten Jahr noch essen wird, wenn das Getreide verdirbt, wie dasjenige dort.”

Ich antwortete: “Das ist wahr, Madame; ich hatte mich schon nicht mehr erinnert.” Sie beschloß ihre Mitteilung in Französisch mit den Worten:

“Wohlan, meine Kinder, sorgt dafür, daß dies meinem Volk mitgeteilt wird.”

Die schöne Frau überquerte die Sezia, indem sie meine rechte Seite leicht streifte und setzte ihren Weg fort, ohne sich nochmals nach uns umzuschauen. Wie zum letzten Abschied wiederholte sie uns von neuem die Worte:

“Wohlan, meine Kinder, sorgt dafür, daß dies meinem Volk bekannt gemacht wird.”

Bewegungslos, die Augen auf die schöne Frau gerichtet, sahen wir, wie sie gleich einem Eisläufer, die Füße nebeneinander, über die Spitzen des Grases, die sich nicht neigten, dahinschwebte. Aus unserer Entzückung erwacht, liefen wir ihr nach und hatten sie bald eingeholt. Melanie stellte sich vor sie, ich mich halbrechts hinter sie. Dort erhob sich die Schöne Frau unmerklich, ruhte einige Minuten ca. zwei Meter über dem Boden zwischen Himmel und Erde. Dann tauchte der Kopf, der Körper, die Beine und die Füße in das Licht ein, das sie umgab. Wir sahen jetzt nur noch die Lichtkugel, die sich erhob und am Firmament verschwand.

In unserer naiven Sprache nannten wir diese Kugel die zweite Sonne. Unsere Blicke ruhten lange auf dem Punkt, wo die leuchtende Kugel verschwunden war. Ich kann hier nicht die Exstase beschreiben, in der wir uns befanden. Ich spreche nur von mir. Ich weiß sehr wohl, daß mein ganzes Sein aufgehoben war, daß der Organismus in mir still gestanden hat. Nachdem wir wieder zu uns gekommen waren, schauten wir uns gegenseitig an; ohne ein Wort sagen zu können, erhoben wir bald die Augen zum Himmel, bald blickten wir auf unsere Füße und um uns herum, dann wieder musterten wir unsere Umgebung mit fragenden Blicken. Wir schienen die leuchtende Person zu suchen, die ich nicht mehr sah.

Meine Begleiterin brach das Schweigen zuerst. Sie sagte: “Memin, das ist bestimmt der liebe Gott oder die heilige Jungfrau meines Vaters gewesen, oder irgend ein großer Heiliger. — Ja, sagte ich, wenn ich das gewußt hätte, hätte ich sie gebeten, mich in den Himmel mitzunehmen.”

Wenn ich von der Schönen Frau sprechen soll, die mir auf dem heiligen Berg erschienen ist, fühle ich das Hindernis, das der hl. Paulus gefühlt haben muß, nachdem er in den dritten Himmel entrückt worden war. Kein Menschenauge hat je gesehen, noch hat Menschenohr je gehört, was ich sehen und hören durfte.

Wie sollen ungebildete Kinder, die über solch außergewöhnliche Dinge sich zu erklären aufgefordert sind, den angemessenen Ausdruck finden, den hervorragende Geister zur Beschreibung gewöhnlicher Dinge oft nicht zu finden vermögen. Man wundere sich daher nicht, daß das, was wir Haube, Krone, Schultertuch, Kette, Rosen, Schürze, Kleid, Strümpfe, Schnalle und Schuhe nannten, kaum der wahren Form gleichkommt. Ihre schöne Tracht hatte nichts Irdisches. Die Strahlen alleine und die verschiedenen Nuancen, die ineinander übergingen ergaben ein herrliches Ganzes, das wir (bei der Beschreibung) verringerten und vergegenständlichten.

Ein Ausdruck hat nur den Wert, der ihm sinnhaft beigelegt wird. Woher sollte unsere Sprache jedoch den Ausdruck nehmen, um zu beschreiben, wovon die Menschen keine Vorstellung haben? Das Licht z.B. war eines von allem anderen verschiedenes; es drang direkt in mein Herz ein, ohne die anderen Organe zu berühren. Es tat dies mit einer Harmonie, die auch das schönste Konzert nicht hervorzubringen vermag, und es war von einer Sanftheit, die selbst dem besten Liquör fremd ist.

Ich weiß nicht, welche Vergleiche ich anwenden soll; denn die auf die Dinge dieser Welt bezogenen haben alle jenen Mangel, den ich unserer Sprache vorwerfe; sie können dem Geist nicht die Vorstellung vermitteln, die ich wiederzugeben wünsche. Wenn die Menge zu Ende eines Feuerwerkes ausruft: “Hier ist das Bouquet”, besteht da ein Zusammenhang zwischen den Blumen und der Gruppe von Raketen, die hochschießen? Gewiß nicht. Der Unterschied zwischen den Vergleichen, die ich verwende und der Vorstellung, die ich wiederzugeben wünsche, ist noch unendlich größer als das obige Beispiel zum Ausdruck bringt.

Die Sonne senkte sich. Melanie und ich trieben die Kühe zusammen, die sich kaum von der Stelle gerührt hatten. An der Seite der Tiere, die nacheinander auf dem schmalen Pfad einhergingen, kam ich in Gedanken versunken in das Dorf Ablandins zurück. Ich war es, der der Herrin Melanies von der Schönen Frau erzählte. Die Worte der Frau im Licht, von der zweiten Sonne, erweckten den Anschein, als hätte ich den Kopf verloren. Sie bat mich, ihr zu erzählen, was ich auf dem hl. Berg gesehen und gehört hatte. Was sie und auch mich verwunderte, war, daß sie nicht wie ich, das strahlende Licht gesehen hatte, das über dem Gipfel des Berges stand, und daher weithin sichtbar sein mußte. Ich konnte mir nicht denken, daß ich eine besondere Gnade empfangen hatte.

Am Tag darauf kehrte ich zu meinem Vater nach Corps zurück; Melanie hütete weiterhin ihre Herde. Während dreier Monate waren wir durch göttliche Vorsehung voneinander getrennt, und berichteten jedes für sich, was wir gesehen und gehört hatten; wir beantworteten alle Einwände, die man uns machte, und zwar auf Französisch, das wir am nämlichen Morgen des 19. Septembers 1846 noch nicht zu sprechen wußten. So verlief der unvergessliche Tag.

Maximin Giraud

(Übersetzung aus dem Französischen von Günther Mevec, Gröbenzell)

Siehe auch:


Sankt-Josefs-Blatt August 2013 – NACHDENKLICHES

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Um sich in dem gegenwärtigen Chaos kirchlichen Lebens einigermaßen zurechtzufinden, muss man sich auf die sichere Lehre der Kirche stützen, also auf jene Lehre, die in den Akten des kirchlichen Lehramts und in Abhängigkeit davon von den großen Theologen niedergeschrieben worden ist. Das ist zwar mit einer nicht geringen Mühe verbunden, wer aber diese Mühe scheut, wird sich letztlich immer mit vorschnellen und zu kurz greifenden Antworten zufrieden geben. Und sobald jemand dies nicht mehr wahrnimmt, verfängt er sich in seiner selbstverfertigten Lehre und wird zum Ideologen. Wir haben uns im Sankt-Josefs-Blatt vom Mai mit diesem Thema beschäftigt. Im Juni vergegenwärtigten wir uns die Lehre der Kirche über die Kirche, um diese aufzufrischen und dadurch urteilsfähig zu werden, ob denn die Konzilskirche die katholische Kirche sein könne. Über diese Frage – Ist die Konzilskirche die katholische Kirche? – gibt es in der sog. Bewegung der Tradition durchaus keine einheitliche Meinung, was doch eigentlich angesichts der nachkonziliaren Katastrophe verwunderlich ist. Doch mischen sich gerade bei dieser Frage nach dem Wesen der Konzilskirche viele irrationale Beweggründe in das Urteil des Einzelnen. Meist sind es ideologische Vorentscheidungen, die den Ausschlag geben, und nicht theologische Erwägungen über das, was die Kirche immer sein muss, wenn sie Kirche Jesu Christi sein soll.

Weil diese Frage in der heutigen Situation des Katholiken so entscheidend ist, wollen wir anhand eines Beispiels zeigen, was geschieht, sobald man die Antwort verfehlt. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) versucht nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt mit allen Mitteln, sich dem nachkonziliaren, postmodernen Rom anzuschließen, um ihren kanonischen Mangel loszuwerden. Offensichtlich leiden ihre Oberen unter dem Kainsmal des Ausgestoßenseins so sehr, dass sie sogar bereit sind, den Bestand ihrer eigenen Gemeinschaft zu riskieren, um zur Wiedervereinigung mit der vom modernistischen Geist geprägten römischen Kirche zu gelangen. Den Oberen dieser Gemeinschaft erscheint die Rückkehr in die Konzilskirche offensichtlich inzwischen wie die Rettung aus der eigenen Krise. Dieses an sich recht merkwürdige Verhalten hat eine viel tieferreichende Wurzel, als gemeinhin wahrgenommen wird. Dieser geistigen Wurzel müssen wir zunächst unsere Aufmerksamkeit zuwenden, ehe wir dann – im nächsten Sankt-Josefs-Blatt – über das Kirchenbild dieser Gemeinschaft eingehender nachdenken können.

DIE GOLDENE MITTE ODER

WEDER FISCH NOCH FLEISCH?

Wir sind die Mitte!

Das Selbstverständnis der FSSPX ergibt sich – das ist wohl von kaum jemandem thematisiert worden – aus der kirchenpolitischen Einordnung, welche diese Gemeinschaft in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vorgenommen hat. Die FSSPX positioniert sich selbst in dieser Frühphase des nachkonziliaren Widerstandes zwischen dem Modernismus und dem sog. Sedisvakantismus. Ihren Gläubigen gegenüber gibt sie diese Position als die goldene Mitte aus. Stolz verkündet man allenthalben, dass man weder Modernist noch Sedisvakantist sei! Nun wirft diese Selbstdefinition der Gemeinschaft eine ganze Reihe von Fragen auf, die leider von den Verantwortlichen nicht einmal wahrgenommen werden.

Ein erstes merkwürdiges Faktum ist: durch diese Selbstdefinition als goldene Mitte zwischen Modernismus und Sedisvakantismus stellt die FSSPX den Modernismus und den sog. Sedisvakantismus als gleichgeartete und gleicherweise zu meidende Extreme dar. Nun ist aber der Modernismus bekanntermaßen eine von der Kirche verurteilte Irrlehre (bzw. ein ganzes System von Irrlehren), wohingegen die sog. Sedisvakanz (also eine Zeit, in der der Stuhl Petri nicht besetzt ist) zum einen Teil ganz einfach eine Tatsache und zum anderen Teil eine von der Kirche sicher gelehrte Lehre ist. Die Sedisvakanz ist eine Tatsache, wenn ein Papst gestorben ist, und sie ist eine ganz sichere, über Jahrhunderte sogar ins Kirchenrecht aufgenommene Lehre, die der hl. Robert Bellarmin folgendermaßen prägnant zusammenfaßt:

„Ein notorisch häretischer Papst hört automatisch auf, Papst und Oberhaupt der Kirche zu sein, so wie er automatisch aufhört, Christ und Mitglied des Leibes der Kirche zu sein. Aus diesen Gründen kann er von der Kirche verurteilt und bestraft werden. Fügen wir hinzu, dass die Lage der Kirche sehr unglücklich wäre, würde sie gezwungen, als Hirt einen Wolf anzuerkennen, der sich offen gegen sie wendet.“

Die FSSPX kann nur deswegen ihren Gläubigen die selbstgewählte Position als Mitte zwischen gleichermaßen zu meidenden Extreme ausgeben, weil die Gläubigen zwar den Modernismus noch einigermaßen (wenn auch immer weniger) als Irrlehre durchschauen, wohingegen sie über die Lehre der Kirche bezüglich einer Sedisvakanz bei Häresie eines Papstes meistens gar nichts wissen, ja von den Verantwortlichen der FSSPX vollkommen desinformiert und systematisch in die Irre geführt werden. So verwirrt etwa der bis zum 15. August dieses Jahres noch mit kanonischem Mangel „amtierende“ Distriktobere von Deutschland seit geraumer Zeit die Gläubigen immer wieder durch ein Zitat aus dem Ersten Vatikanischen Konzil, das er beharrlich und offensichtlich unbelehrbar fehlinterpretiert.

Die FSSPX konstruiert also eine Mitte nicht zwischen zwei wirklich zu meidenden Extremen, sondern zwischen einem Irrtum und einer Wahrheit, wobei die Wahrheit als Irrtum ausgegeben wird – was selbstverständlich nicht folgenlos bleiben kann, denn wie viele Wahrheiten muss man wohl verdrehen, bis eine Wahrheit als Irrtum erscheint?

Als weiteres Kuriosum kommt noch hinzu, dass das Feindbild der FSSPX sich die letzten 15 Jahre erstaunlich verschoben, verstärkt und fixiert hat. Während die Oberen inzwischen von „unseren neuen Freunden in Rom“ sprechen, also sich ihrer neuen Freunde unter den Postmodernisten rühmen (für die sie schon mehrere eigene Priester geopfert, d.h. aus der eigenen Gemeinschaft ausgeschlossen haben), sind die sog. Sedisvakantisten zu Todfeinden erklärt worden. Man muss das einmal in aller Ruhe überdenken: Die von der vorkonziliaren Kirche verurteilten und exkommunizierten Modernisten/Postmodernisten sind die neuen Freunde der FSSPX, während die rechtgläubigen Sedisvakantisten ihre Todfeinde sind. Die Gemeinschaft, die die Kirche, die Tradition, die Hl. Messe retten möchte, sieht in dem Zusammenschluss mit den Modernisten die Rettung aus ihrer kanonischen Irregularität, während diejenigen, die sie vor dieser Torheit bewahren wollen, ihre Todfeinde sind. Sie erinnern sich vielleicht: Eine Ideologie lebt vom Feindbild und nicht von der Wahrheit und darum macht die Ideologie auch blind.

Kommen wir nun zum zweiten Punkt unserer Erwägungen. Die Selbstdefinition der FSSPX als Mitte zwischen Modernismus und Sedisvakantismus ist eine rein politische Einordnung. Was ist in der Politik die Mitte? In Deutschland beherrschten Jahrzehnte hindurch drei Parteien die Politik: CDU/CSU, SPD und in der Mitte die F.D.P., die Liberalen. Genauso wie die F.D.P. ihre Koalitionspartner jeweils gewechselt hat, wenn es ihr zum eigenen Vorteil schien, so ändert die FSSPX ihre Position je nach Belieben, d.h. je nach vermeintlichem eigenen Vorteil. Dass man jedoch in diesem politischen Spiel notwendiger Weise ganz eigenen Gesetzen unterworfen wird, das stört die Oberen der FSSPX offensichtlich in keiner Weise mehr, weil sie selbst nämlich nur noch politisch denken und urteilen. Darum war es nicht zufällig, dass der erste Assistent des Generaloberen der FSSPX in seinem Vortrag in Hattersheim am 1. Mai 2012 für ein Abkommen mit Rom auch ohne lehrmäßige Einigung plädiert hat. Es käme nämlich einem Abgleiten in den Sedisvakantismus gleich (da haben Sie wieder das Feindbild), sollte man sich dem Wunsch des Heiligen Vaters nach Einigung noch verschließen. Vielleicht ist Ihnen das auch schon aufgefallen, man muss viele Aussagen der Verantwortlichen der FSSPX ergänzen, wenn man ihren eigentlichen Sinn verstehen will. Der erste Assistent des Generaloberen der FSSPX sagt –  genau genommen – das: Den Wunsch des „Heiligen Vaters“ nach Einigung auf der Grundlage des „Glaubens“ des Konzils und der Theologie der neuen Sakramente kann man nicht zurückweisen, weil das einem Abgleiten in den Sedisvakantismus gleichkäme, weshalb man auch die Wahrheitsfrage ausklammern kann, ja muss. Das ist – genau genommen – das gedankliche Fundament der goldenen Mitte der FSSPX! Aber wo ist denn da eigentlich noch die Mitte?!

Die FSSPX ist offensichtlich einer schlimmen Verwechslung zum Opfer gefallen. Einer ihrer Priester hat einmal naiv und unreflektiert, aber allen Ernstes behauptet: Die Wahrheit steht immer in der Mitte. Genauso wie dieser Priester die Wahrheitserkenntnis mit der Tugendlehre verwechselt hat (die Tugend steht gewöhnlich immer in der Mitte, bis auf ganz wenige Ausnahmen), geht es nun der ganzen Gemeinschaft: Ihre Wahrheit steht plötzlich immer in der Mitte, wobei diese Mitte, wie es in der Politik üblich ist, nach links (zu den Modernisten/Postmodernisten) hin weit offen ist , während sie nach rechts (Sedisvakantisten) keinerlei Toleranz kennt. Letztlich ist der Liberale weder Fisch noch Fleisch mit ständiger Tendenz nach links.

Eines sei noch ergänzt: Wer sich auf die Ebene der Politik begibt, wer also die Wahrheit dem Machbaren unterordnet, der serviert seinen Gläubigen letztlich nur noch Tagesmeinungen. Ein Beispiel dafür ist das Schreiben der drei Weihbischöfe der FSSPX zu ihrem 25jährigen Bischofsjubiläum. Wie Sie sicher wissen, hat sich gegenüber dem letzten Jahr die kirchenpolitische Situation der Piusbrüder (so die neue von der Gemeinschaft selbst übernommene Sprachregelung der Presse) durch das Scheitern der Wiederangliederung an das postmoderne Rom wieder einmal geändert. Da ändert sich auch – schwuppdiwupp –  sofort wieder die Sprechweise. Die drei Weihbischöfe haben zu ihrem 25. Bischofsjubiläum ein Schreiben verfasst, wo sie auf einmal wieder in gespielter Einheit recht starke Töne von sich geben, ganz im Gegensatz zu dem, was sie noch vor ein paar Monaten gesagt haben. Rechnen sie inzwischen genauso wie die Politiker mit der Vergesslichkeit ihrer Gefolgsleute, die heute nicht mehr wissen, was man ihnen gestern versprochen hat? Man muss sich doch wirklich fragen, wie ernst ist denn so ein „Gerede“ noch gemeint? Und wirklich, die drei Weihbischöfe haben sich ganz nach Art der Politiker trotz der starken Töne gleich wieder alle Wege offengelassen, wie man in der Nr. 11 der Erklärung nachlesen kann.

Grundsatzerklärung vom 21. November 1974: Das doppelte Rom

Wenn man den tieferen Grund für den jahrelangen Zickzackkurs dieser Gemeinschaft einsehen will, muss man sich eingehender mit den theoretischen Grundlagen beschäftigen. Nur so findet man nämlich eine gültige Antwort. Was sind also die theoretischen Grundlagen der FSSPX?

Schauen wir auf die Anfänge dieser Gemeinschaft zurück. Der Gründer der FSSPX, Erzbischof Marcel Lefebvre, hat nach dem Konzil erkannt, dass die vom Konzil ausgelöste modernistische Revolution zur Katastrophe führt. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat er die Priesterbruderschaft St. Pius X gegründet. Innerhalb des damals noch viel breiteren Stromes der sog. Tradition übernahm Mgr. Lefebvre in den 70er Jahren mehr und mehr eine Führungsrolle. Er (und seine maßgeblichen Ratgeber) manövrierte die FSSPX in jene Mittelstellung, die  wir  oben  schon  beschrieben  haben.  In  seiner  oft  zitierten Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 schreibt er:

„Wir hängen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der für die Erhaltung dieses Glaubens notwendigen Traditionen, am Ewigen Rom, der Lehrerin der Weisheit und Wahrheit. Wir lehnen es hingegen ab, und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neomodernistischen und neoprotestantischen Tendenz zu folgen, die klar im Zweiten Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus hervorgingen, zum Durchbruch kam. Alle diese Reformen haben in der Tat dazu beigetragen und wirken weiter an der Zerstörung der Kirche, dem Ruin des Priestertums, an der Vernichtung des heiligen Messopfers und der Sakramente, am Erlöschen des religiösen Lebens, am naturalistischen und teilhardistischen Unterricht an den Universitäten und Priesterseminaren und in der Katechese, einem Unterricht, der aus dem Liberalismus und dem Protestantismus hervorgegangen ist und schon etliche Male vom Lehramt der Kirche feierlich verurteilt worden ist.“

Nach Mgr. Lefebvre gibt es offensichtlich zwei „Rom“: Ein katholisches Rom, Hüterin des Glaubens, Lehrerin der Weisheit und Wahrheit, und ein Rom der neomodernistischen und neoprotestantischen Tendenzen. Dem ersten Rom soll man folgen, das zweite dagegen ablehnen, weil es an der Zerstörung der Kirche, dem Ruin des Priestertums, an der Vernichtung des heiligen Messopfers und der Sakramente usw. arbeitet.

Die Schwierigkeit dieser „Erklärung“ ist, dass sie das eigentliche, das der Unterscheidung zugrundeliegende Problem nicht klärt. Diesem doppelten Rom steht nämlich nach Ansicht Lefebvres ein und derselbe „Papst“ vor, das doppelte „Rom“ hat ein einziges Oberhaupt. Dieses Oberhaupt ist somit einmal Hüter des Glaubens und Lehrer der Weisheit und Wahrheit – und zugleich derjenige, der die Kirche, das Priestertum, das Messopfer und alle Sakramente zerstört. Zugleich in einer Person vereinigen sich nach Mgr. Lefebvre die Kirche und die Gegenkirche.

Wenn man Mgr. Lefebvre darauf angesprochen und gefragt hat, wie das denn gehen solle, dann hat er gewöhnlich geantwortet, der „Papst“ sei ein Liberaler und ein Liberaler hätte nun einmal zwei Gesichter. Das ist zwar richtig, ein Liberaler hat zwei Gesichter, aber er ist niemals katholisch. Er hat zwei Gesichter, weil er das katholische Denksystem mit dem modernistischen vertauscht hat und es deswegen für ihn keine verbindliche Wahrheit mehr gibt. Aus diesem Grund kann er situationsbezogen einmal so und einmal so reden. Ein Liberaler, d.i. im kirchlichen Bereich ein Modernist, ist und bleibt immer flexibel, weil er niemals durch eine Wahrheit gebunden ist (außer der Wahrheit, dass es keine erkennbare Wahrheit gibt).

Wir müssen das beachten: Der Liberale hat sich vollkommen vom katholischen Denksystem gelöst. Er hat die Erkenntnisprinzipien grundlegend verändert und die katholischen Koordinaten mit unkatholischen vertauscht. Wenn er auch ab und zu etwas „Katholisches“ sagt, meint er dies gar nicht mehr im katholischen Sinne. Seine Ausführungen klingen nur noch katholisch, ohne es wirklich zu sein. Schon Pius X. weist auf dieses Phänomen in seiner Enzyklika gegen den Modernismus hin. Die Modernisten können ganz katholisch klingende Texte schreiben, einige Seiten später schreiben sie dann genau das Gegenteil. Der Papst nennt auch den Grund für dieses Phänomen: Es kommt einfach darauf an, in welcher Rolle der Modernist sich gerade befindet, schreibt er als gläubiger Christ, als Historiker, als Naturwissenschaftler, usw. Jeder hat seine eigene, für ihn legitime Sicht der Dinge, die sich durchaus auch widersprechen können. Dabei ist jedoch auf eines besonders zu achten: „Während sie auf tausend Weisen ihren frevlerischen Plan verfolgen, ist nichts verfänglicher, nichts perfider als ihre Taktik: sie verschmelzen in sich den Rationalisten mit dem Katholiken, und dies mit so ausgesuchter Geschicklichkeit, dass sie die ungenügend vorgewarnten Gemüter mit Leichtigkeit hintergehen“. Pius X. sagt hier wohlgemerkt „verschmelzen“, nicht nebeneinanderstellen! Der  Modernist  verschmilzt  alle  Bereiche  des  Glaubens  mit  seinem  rationalistischen System, womit er den übernatürlichen Glauben von der Wurzel her zerstört. Vom katholischen Glauben bleiben nur noch Worthülsen übrig, womit sie die ungenügend vorgewarnten Gemüter mit Leichtigkeit hintergehen. Wie soll aber nun ein liberaler Papst mit einem solch rationalistischen antichristlichen Denken dem ewigen Rom vorstehen können und Hüter des katholischen Glaubens, Lehrer der Weisheit und Wahrheit sein? Wie soll er im Rahmen seiner lehramtlichen Tätigkeit katholische Entscheidungen treffen und entsprechende katholische Antworten auf die Fragen der Zeit geben können? Das scheint doch unmöglich zu sein, also muss an dieser Erklärung irgendetwas falsch sein!

Der schizophrene Papst

Wenn man sich eingehender mit den Texten Mgr. Lefebvres beschäftigt, erkennt man allmählich, dass die Konstruktion Mgr. Lefebvres in seiner Grundsatzerklärung gar nicht die eines liberalen „Papstes“ ist, sondern eine ganz andere.

Die Unterscheidung Mgr. Lefebvres zwischen dem ewigen Rom und dem Rom der neomodernistischen und neoprotestantischen Tendenz unter der Führung eines einzigen „Papstes“ ist viel eher eine oberflächige, rein phänomenologische Beschreibung dessen, was man als Katholik im Jahre 1974 erlebt hat, als eine theologische Aufarbeitung. Wobei man sich durchaus auch damals schon die Frage stellen konnte und eigentlich auch musste, ob das „ewige Rom“ neben dem „modernistischen Rom“ nicht schon viel eher eine Fiktion war als eine Wirklichkeit? Denn wo war denn damals das ewige Rom konkret? Das ewige Rom mit Paul VI. an der Spitze? Dieser Paul VI., der die moderne Religionsfreiheit zur Lehre der Konzilskirche erklärt, die Neue Messe der ganzen Weltkirche mit brachialer Gewalt aufoktroyiert hat und alle übrigen Sakramente auf dem Schreibtisch neu erfinden ließ – dieser Paul VI. soll katholisch sein und als Papst dem ewigen Rom vorstehen und zugleich ein Modernist, der dem modernistischen Rom präsidiert und die wahre Kirche zerstört? Entgleitet damit das „ewige Rom“ nicht ganz und gar in die Vergangenheit? Das aber bedeutet, dass es für uns nicht mehr direkt erreichbar ist, sondern nur noch indirekt, was weitreichendste Folgen für unseren katholischen Glauben hat.

Man muss sich nur etwas eingehender in die Materie hineindenken, um zu erkennen, dass die Erklärung vom liberalen Papst die so beschriebene Wirklichkeit letztlich gar nicht trifft. Es gibt nur ein einziges „Phänomen“ mit dem man diese Konstruktion Lefebvres erklären kann: Schizophrenie. Schizophrenie ist Bewusstseinsspaltung. In einem einzigen Menschen finden sich zwei ganz unterschiedliche, sich völlig widersprechende Persönlichkeiten. Wer so etwas schon einmal erlebt hat, der weiß, man kann es kaum glauben, wie ein einziger Mensch sich so widersprüchlich verhalten kann. Ein schizophrener Mensch ist eine in sich zerbrochene, unberechenbare, sich ständig widersprechende Persönlichkeit. Ein „Papst“, der wahrer Papst sein soll, also Stellvertreter Jesu Christi, Wahrer und Schützer der Kirche und zugleich ihr Zerstörer, ja der Antichrist, das kann nur eine schizophrene Persönlichkeit sein. Schizophrenie ist aber eine Geisteskrankheit, und Geisteskrankheit ist einer der Gründe, weswegen ein Papst sein Amt verliert, denn ein geistig kranker Mann kann unmöglich die Verantwortung für die Kirche übernehmen. Würde ein Geisteskranker die Kirche leiten, so würde das unvorstellbare Verwirrungen stiften. Das sieht sicher jeder unmittelbar ein. Wohingegen erstaunlicher Weise kaum jemand einsieht, wie auch die Annahme, das ewige Rom sei mit dem modernistischen Rom unter der Führung eines einzigen Papstes eins, eine große Verwirrung zu Folge haben muss. Das hängt wohl damit zusammen, dass heutzutage die wenigsten „Katholiken“ überhaupt noch wissen, was der Papst eigentlich ist und immer wesentlich sein muss! Schon allein die Annahme, ein Papst könne in solch schizophrener Weise zwei sich vollkommen widersprechenden Gemeinschaften vorstehen, verändert die Theologie des Papsttums grundlegend. Dass unsere Interpretation des Sachverhalts auch wirklich stimmt, wollen wir noch anhand einiger Gedanken eines Schülers von Mgr. Lefebvre, Abbé Bonneterre, erhärten. In seiner Predigt zum Fronleichnamsfest 1987 paraphrasiert er die Ausführungen Mgr. Lefebvres folgendermaßen:

Im Modernisten sind zwei Menschen, sagt Mgr. Lefebvre, einer, der sich katholisch nennt und einer, der sich modern nennt. Es gibt immer zwei Gesichter, zwei Gedanken wie zwei Seelen. …

Paul VI. war ein Mensch mit doppeltem Gesicht und doppelten Gedanken. Was Johannes Paul II. anbetrifft, so ist das ebenso: manchmal ist das, was er sagt oder macht, nicht schlecht; manchmal ist es das Gegenteil, es ist ganz modernistisch (Fideliter Nr. 57, S. 16). Als Modernisten verurteilen die Päpste Mgr. Lefebvre, – als Katholiken ‚können sie ihm nur zustimmen.“

Das von uns Erarbeitete bestätigt der Abbé voll und ganz: Im Modernisten sind zwei Menschen – also nicht nur ein Mensch mit einer bestimmten Lehre, einer bestimmten geistigen Haltung, einem bestimmten Gedankensystem, sondern zwei Menschen mit zwei Gesichtern, zwei Gedanken, ja sogar zwei Seelen – Schizophrenie nennt man einen derartigen krankhaften geistigen Zustand in der Fachsprache der Psychologie. Dieser schizophrene Papst, Paul VI. aber auch Johannes Paul II., kann Mgr. Lefebvre zugleich verurteilen und zustimmen, was es im Leben sonst weit und breit nicht gibt.

Aber es kommt noch besser, der Pater erklärt weiter:

Ich glaube, dass diese Zweideutigkeit, die Ambivalenz der Beziehungen zwischen den Konzilspäpsten und Mgr. Lefebvre in diesem Drama seinen Grund hat. Vom Modernismus durchdrungen, kann der Papst nicht seine Zustimmung geben, aber die katholische Seite seines Bewusstseins kann nicht nein sagen.

Mgr. Lefebvre kann legitimerweise die Zustimmung des Papstes voraussetzen. Jacques Ploncard d’Assac hat von der ‚besetzten Kirche’ gesprochen, es sei uns gestattet, vom besetzten Papst’ zu sprechen. Für seine Befreiung zu beten, gegen seinen modernistischen Willen zu handeln, seinem katholischen Willen untergeben zu sein: das ist der ganze klarsehende Gehorsam, den Mgr. Lefebvre dem Papst entgegenbringt, und das ist zweifellos der größte Dienst, den er der Kirche und dem Papst erweisen kann.“

Kann man es noch deutlicher sagen – bzw. noch verrückter formulieren: „Vom Modernismus durchdrungen, kann der Papst nicht seine Zustimmung geben, aber die katholische Seite seines Bewusstseins kann nicht nein sagen“ – wenn das keine Bewusstseinsspaltung ist! Aber nicht allein ein doppeltes Bewusstsein, auch noch einen doppelten Willen gesteht der Pater der FSSPX seinem „Papst“ zu. Ja, man kann sogar von einem „besetzten Papst“ sprechen, also von einem Papst, der vom Teufel besessen ist. Dieses Kuriosum, das Abbé Bonneterre hier beschreibt, ist der ausgereifte „Papst“ des doppelten Roms. Dieser „Papst“ hat einen ganz großen Vorteil gegenüber einem wirklichen Papst, man braucht ihn niemals ernst zu nehmen und man kann ihm – genauer gesagt: der katholischen Seite seines Bewusstseins – all das unterjubeln, was man nur will. Dieser „Papst“ ist selbst dann noch für uns, wenn er uns als Modernist verurteilt, suspendiert, exkommuniziert, usw. So wird der aktuelle Ungehorsam – etwa Bischofsweihen gegen den Willen des Papstes – wunderbar verwandelt und es wird daraus der ganz klarsehende Gehorsam, den Mgr. Lefebvre dem Papst entgegenbringt, und das ist zweifellos der größte Dienst, den er der Kirche und dem Papst erweisen kann.“ Wer könnte daran noch zweifeln – oder ist da etwa etwas ganz schön durcheinander gekommen?

Die Schlussfolgerung des Abbés sieht schließlich so aus:

Der modernistische Papst spricht seine Verurteilungen aus, während das katholische Element in ihm nicht anders kann, als dem unermüdlichen Bischof-Missionar zuzustimmen. Dieser weiß von Anfang an, dass der Hl. Petrus ihm schließlich recht geben würde.“

Um Sie, verehrte Leser, nach diesen recht abenteuerlichen, verwirrenden und verirrenden Gedanken des Paters aus der FSSPX wieder auf den Boden der katholischen Theologie zurückzuholen, möchte ich kurz zwei echte Päpste zu Wort kommen lassen, bei denen wir uns keine Gedanken machen müssen, welche Seite ihres Bewusstseins gerade spricht:

Desgleichen legt eine wenig aufrichtige Unterwerfung an den Tag, wer einen Gegensatz zwischen einem Papst und einem anderen zu konstruieren sucht. Jene, die von zwei unterschiedlichen Befehlen den gegenwärtigen verweigern, um sich an den vergangenen zu halten, liefern keinen Beweis ihres Gehorsams gegenüber der Autorität, die das Recht und die Pflicht hat, sie zu leiten; in gewisser Weise gleichen sie jenen, die angesichts ihrer Verurteilung an ein künftiges Konzil oder einen besser unterrichteten Papst appellieren möchten.“ (Leo XIII. in “Epistula tua” vom 17. Juni 1885)

„Es geht tatsächlich darum, ehrwürdige Brüder und geliebte Kinder, dem apostolischen Sitz den Gehorsam entweder zu erweisen oder zu verweigern; es geht darum, seine oberste Autorität selbst über eure Kirchen anzuerkennen, und zwar nicht nur hinsichtlich des Glaubens, sondern auch in bezug auf die Disziplin: wer diese (Autorität) leugnet, ist ein Häretiker; wer sie zwar anerkennt, sich aber hartnäckig weigert, ihr zu gehorchen, verdient die Exkommunikation.“ (Pius IX., Enzyklika “Quae in patriarchatu”, 1. September 1876)

Der wahre Papst ist und muss auch wesensnotwendig die nächste Norm meines Glaubens sein, weshalb ich ihm auch in allem, was den Glauben und die Sitten betrifft, Gehorsam schulde. Wer dem Papst diesen Gehorsam verweigert, ist ein Häretiker, wer die Autorität zwar (theoretisch) anerkennt, sich aber in der Praxis hartnäckig weigert, ihr zu gehorchen, verdient die Exkommunikation. Es ist durchaus nicht möglich, zwischen dem derzeitig regierenden Papst und einem anderen (also früheren) einen Gegensatz zu konstruieren. Mit anderen Worten: man kann nicht sagen, ich gehorche dem ewigen Rom (dem Papst von gestern) und widerstehe dem derzeitigen Rom (dem Papst von heute). Warum nicht? Damit  löse  ich  letztlich  jegliche Autorität  des  Papstes  auf.  Wirklich,  wenn  man  die Gedankenspielereien des Pater Bonneterres ernst nimmt, was bleibt dann noch von der Autorität des Papstes und dem kirchlichen Lehramt übrig? Nichts! Warum nichts? Ein schizophrener, also ein in sich widersprüchlicher „Papst“ hebt sich selbst auf! Seine Entscheidungen sind sinnlos, wertlos, nichtig, weil sie niemals in sich und für sich bindend sein können. Sie verweisen notwendiger Weise immer auf ein weiteres Urteil, nämlich das Urteil, welche Seite seines Bewusstseins gerade tätig ist. Das letzte, entscheidende, bindende, die Wahrheit verbürgende Urteil fällt somit gar nicht mehr der „Papst“, sondern immer ich selbst! Mit einem schizophrenen Papst hört das Lehramt der Kirche de facto einfach auf zu existieren, was dem Herrn Pater aus der FSSPX seltsamer Weise (?) in keiner Weise mehr ins Bewusstsein kommt. Womöglich hat er sich von der Geisteskrankheit seines Papstes ein wenig anstecken lassen?

Anders ausgedrückt, um wieder zur FSSPX zurückzukehren: Es zählt jetzt, wenn man ehrlich ist und das System zu Ende denkt, nicht mehr das, was in Rom gesagt wird, wie in Rom über dieses oder jenes geurteilt wird – sondern in Ecône, denn Mgr. Lefebvre weiß von Anfang an, dass der Hl. Petrus ihm schließlich recht geben würde“, was der schizophrene Papst ganz sicher nicht weiß.

Ziehen wir nun die Konsequenz aus dem Erarbeiteten: Ähnlich wie die Protestanten eine reine Geistkirche konstruierten, konstruiert die FSSPX einen rein geistigen Papst. In der Philosophie spricht man von einem „ens rationis“ d.h. einem reinen Gedankending, das nur im Kopf des Denkenden existiert, aber keine reale Existenz außerhalb unseres Denkens besitzt. Der „Papst“ der FSSPX ist ein solches „ens rationis“. Er hat keinerlei reale Existenz mehr, denn, was dieser konkrete Papst wirklich sagt und tut und fordert, hat keinerlei Bedeutung. Wichtig ist immer nur das, was ich denke, dass er denken würde, wenn er katholisch wäre. Der Papst der FSSPX existiert wirklich nur in den Köpfen ihrer Oberen und ihrer Priester. Sie wissen immer besser als der reale Papst, was er eigentlich will und sagt und fordert. Ja, sie wissen zuweilen sogar ganz sicher, dass er in Wirklichkeit genau das Gegenteil von dem will, was er ihnen wirklich direkt ins Gesicht gesagt und von ihnen gefordert hat – wie etwa bei der Bischofsweihe 1988. Der „Papst“ als reines Gedankending hat freilich einen ganz großen Vorteil, er bleibt letztlich immer stumm, weshalb er sich natürlich nicht gegen derartig absurde und ungeheuerliche Unterstellungen wehren kann. Dr. J.B. Heinrich schreibt in seiner „Dogmatischen Theologie“ Bd. 2 von 1876:

In diesem Sinn kann und muss daher allerdings die höchste Lehrautorität und die damit verbundene lehramtliche Unfehlbarkeit als etwas dem Papst persönlich Eigenes, als ein persönlicher Vorzug, ein persönliches Recht, ein persönliches Privileg des Papstes (…) bezeichnet werden, nämlich als etwas, was dem Papste allein, nicht einem anderen zusteht. Es hat also in dem allgemein bekannten und anerkannten Sinne der katholischen Autoren dieses Wort nicht den Sinn, dass Lehrgewalt und Unfehlbarkeit dem Papste als Privatperson eigen sei, sondern in seinem Amte, seiner amtlichen Eigenschaft, seiner amtlichen Persönlichkeit. Das gilt aber nicht nur vom Papste, sondern von einem jeden Träger eines Amtes, insbesondere vom Bischof; auch alle Gewalt und alle Gnade, welche mit dem bischöflichen Amte als solchem verknüpft ist, inhäriert, wie das Amt selbst, der Person des Bischofs, nicht irgend einem nichtigen Gedankending oder einem unter diesem Namen versteckten anderen Subjekte.“ (S. 213) (Hervorhebung von uns)

Das Lehramt von Ecône

Das von uns Geschilderte ist leider keine Karikatur der Position der FSSPX. Die Folgen dieser Haltung sind vielmehr bei den Gläubigen in allen Messzentren nachweisbar. Genauso wie sich Mgr. Lefebvre angesichts der modernistischen Wirrungen gegen Rom und über den vermeintlich liberalen „Papst“ stellen musste, um noch katholisch bleiben zu können, genauso muss sich auch heute noch jeder Katholik gegen das modernistische Rom und über den vermeintlich liberalen „Papst“ stellen. Er muss immer selber entscheiden: jetzt spricht der Papst als Modernist – jetzt spricht er als Katholik. Man sieht schließlich den Texten, die aus dem Vatikan kommen, nicht an, welche Seite des Bewusstseins des Papstes gerade für sie verantwortlich ist. Mit anderen Worten: Er, der Gläubige (!), ersetzt das Lehramt – oder noch etwas treffender formuliert: Der Gläubige spielt Lehramt, denn wahres Lehramt kann er niemals sein, er bleibt immer nur eine Karikatur desselben. Doch die Gläubigen der FSSPX haben sich an dieses Spiel inzwischen so gut gewöhnt, dass sie es in keiner Weise mehr durchschauen. Ganz selbstverständlich halten sie ihrem „Papst“, also dem lebendigen Lehramt, die Texte des toten Lehramtes entgegen – oder etwas theologischer ausgedrückt: Vollkommen unreflektiert stellen sie die entfernte Norm des Glaubens über die nächste Norm des Glaubens, womit ihr „Papst“ in Rom nichts anderes mehr ist als eine Marionette, die an den Fäden ihrer eigenen Gedanken, Einbildungen und Phantasien hängt.

Leider hat Mgr. Lefebvre seine Fehlerklärung niemals durchschaut und deswegen auch niemals korrigiert. Ja, durch das Vorbild seines eigenen Handelns hat er all jenen zugespielt, die so weit gingen zu behaupten, das Lehramt befinde sich nun nicht mehr in Rom, sondern in Ecône.

Auch diese Behauptung, das Lehramt sei von Rom auf Ecône übergegangen, ist durchaus keine böswillige Unterstellung. Bischof Tissier de Mallerais etwa erklärte in einem Artikel zur Rechtfertigung der Bischofsweihen mit der Überschrift „Ecclesia Dei adflicta” zum Motu proprio Johannes Pauls II. gleichen Titels auf die Frage „Was bleibt vom Lehramt der Kirche?”: „Es ist Glaubenslehre, dass der Herr seine Kirche mit einem lebendigen und fortdauernden Lehramt ausgestattet hat, d.h. mit der Stimme des Papstes und der Bischöfe, die zu jeder Zeit und in der Gegenwart sich zum Echo der göttlichen Offenbarung machen, zur Übertragungsinstanz für die Tradition. Nun, eben dieses Lehramt finden wir – wenigstens, was die von den Konzilsanhängern geleugneten Wahrheiten betrifft – auf sichere Weise in Msgr. Lefebvre. Er ist das wahre Echo der Tradition, der treue Zeuge, der gute Hirt, den die einfachen Schäflein inmitten der in Schafsfellen gehüllten Wölfe erkennen konnten. Ja, die Kirche hat ein lebendiges und fortdauerndes Lehramt, und Msgr. Lefebvre ist sein Retter. Die Indefektibilität der Kirche, das ist der unbeugsame Erzbischof, der ihr strahlendster Held ist, wie einst Athanasius, der von Papst Liberius, dem ersten ökumenistischen Papst exkommuniziert wurde. Der Prälat von Ecône ist derzeit die festeste Stütze des verdunkelten, verfinsterten Lehramts des Papstes und seiner Brüder im Bischofsamt…” (in: Fideliter n°72 Nov.-Dez. 1989, S. 4-11, hier: S. 10)

Derselbe Bischof sagte ein Jahr später, in einem Vortrag über Das II. Vatikanische Konzil und die wahre Tradition, gehalten am 16. Mai 1990 im Priorat Basel, erneut: Das Wesen des Lehramts ist es, Mund der Tradition zu sein”, und spekulierte dann weiter, dieses Lehramt befinde sich dementsprechend nunmehr nicht mehr im modernistischen Rom, sondern in Ecône! Er scheute sich nicht, wörtlich zu erklären: Der Leuchtturm der Wahrheit, der Rom ist, erfährt jetzt eine geheimnisvolle Verfinsterung. Wo kann man also das lebendige, immer lebendige und unvergängliche Lehramt der Kirche finden, – wo? – Ihr Glaube antwortet einfach: in Ecône. – So ist es. – Erzbischof Lefebvre ist jetzt die beste Stütze, der festeste Beschützer des Lehramtes der Kirche und des Papstes, er ist die authentische Stimme der Tradition.” (in einem Vortrag im Priorat Basel am 16. 5.1990 über <Das II. Vatikanische Konzil und die wahre Tradition>, nach einem privaten Mitschnitt des Vortrags auf Audio-Casette.)

Auch P. Schmidberger formuliert fast hymnisch den gleichen Sachverhalt, nur mit etwas anderen Worten: Die Bruderschaft erachtet es darüber hinaus für äußerst wichtig, die Tatsache ins Licht zu rücken, dass Erzbischof Lefebvre sich nicht nur als demütiger Kirchenfürst und liebevoller Hirte bewährt hat, sondern auch als fachkundiger Theologe, ja sogar auch auf profanem Gebiet. Er hatte sich einen Grad an theoretischem und praktischem Wissen, an pastoralen und pädagogischen Fähigkeiten erworben, an den seit Pius XII. kaum einer seiner Zeitgenossen heranreichte. Auch in dieser Hinsicht sind die Mitglieder der Bruderschaft privilegierte Zeugen, und dies nicht nur als seine Söhne, sondern auch als seine Schüler. Ohne einem späteren Urteil der Kirche vorgreifen zu wollen, dürfen wir in ihm einen Kirchenlehrer für unsere Zeit sehen, weil rechtens nicht bestritten werden kann, dass in unserer Zeit, was die ‘Rechtgläubigkeit seiner Lehre’, die ‘Heiligkeit seines Lebenswandels’ und die ‘hervorragende Gelehrsamkeit’ betrifft, niemand an ihn heranreichte, sieht man vielleicht einmal von Bischof de Castro Mayer ab.“ (In der Einführung zu M. Lefebvre, Damit die Kirche fortbestehe, S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre der Verteidiger des Glaubens, der Kirche und des Papsttums, Dokumente, Predigten und Richtlinien, Eine historiographische Dokumentation. Herausgeber: Priesterbruderschaft St. Pius X. Stuttgart 1992, S. 23.)

Abbé Simoulin schieb in seinem monatlichen Informationsbrief Roma felix (Jahrg. 1, n.11, November 1999, S. 1f): „Wenn wir das begriffen haben (was Mgr. Lefebvre in seiner Erklärung vom 21. November 1974 gesagt hat), denke ich, dann müssten wir uns bemühen, allem gegenüber sehr treu und gelehrig zu sein, was Mgr. Lefebvre uns im Namen der Kirche übergeben hat: den Glauben ganz sicher, aber auch das moralische Gesetz, die Disziplin, die Liturgie, ebenso wie viele Dinge geringerer Bedeutung, die aber jeder von uns aus kindlicher Pietät bewahren müsste sowie auch deswegen, weil die Untreue in den kleinen Dingen oft der Anfang schlimmerer Verfehlungen ist. Wir können nicht wählen, was uns gefällt, und beiseite schieben, was uns nicht gefällt. Man muss alles nehmen, weil alles verbunden ist. Ich bin z.B. erstaunt, von Personen zu hören, die ihre Bewunderung für Mgr. Lefebvre ausdrücken und die gleichzeitig sagen, er habe sich in dieser oder jener Kleinigkeit, in der Moral oder in der Liturgie, getäuscht. Seltsam, denn wenn er sich wirklich bezüglich Kleinigkeiten getäuscht hat, wer kann mir dann die Gewissheit geben, dass er sich nicht auch in wichtigen Dingen getäuscht hat?“

Hier wird doch offensichtlich Mgr. Lefebvre eine (zumindest faktische) Unfehlbarkeit zugeschrieben. Und während man den offiziell anerkannten Konzilspäpsten gegenüber berechtigt ist, zu „wählen, was uns gefällt, und beiseite schieben, was uns nicht gefällt”, ist diese Haltung Lefebvre gegenüber nicht erlaubt. Er ist also an die Stelle des unfehlbaren Papstes getreten – und, wie könnte es anders sein, er ist – schwuppdiwupp – zum Superpapst geworden, der selbst in jeder Kleinigkeit unfehlbar ist. Solchen Fabeleien ganz entgegenstehend schreibt Pater Pierre de Cloriviere S.J.: … Selbst dann, wenn man die Kirche oder ihren obersten Hirten, dem die Unfehlbarkeit verheißen wurde, nicht um Rat fragen kann, darf man keiner wie auch immer gearteten Autorität blindes Vertrauen schenken, da es keine Autorität gibt, die nicht selbst dem Irrtum verfallen und uns mit hineinziehen könnte“ (Etudes sur la Revolution, Ed. Sainte Jeanne d’Arc, S. 132-133). Nein, niemals darf ein Katholik neben dem Lehramt der Kirche einer wie auch immer gearteten Autorität blindes Vertrauen schenken. Würde er dies tun, hätte er seinen katholischen Glauben bereits verloren, denn er hätte seinen Glauben nicht mehr von der Kirche, sondern von der Gemeinschaft, der er blind (= wie einem Lehramt) vertraut. Dementsprechend kann man sagen, all diejenigen Gläubigen, die ihren Glauben blind auf die FSSPX stützen, haben durch diesen Akt ihren katholischen Glauben schon verloren. Sie haben einen Piusbruderglauben angenommen, d.h. sie sind Mitglieder einer Sekte geworden. Es ist bezeichnend für den in der FSSPX herrschenden Ungeist, dass bei der Neuausgabe des Werks von Pater Pierre de Cloriviere S.J. in den „Éditions Fideliter“, einem Verlag der FSSPX, der von uns zitierte Satz der Zensur zum Opfer gefallen, also einfach weggelassen worden ist. Wir müssen als wichtiges Ergebnis unserer Überlegungen festhalten: Wer der Lösung von Mgr. Lefebvre – doppeltes Rom mit schizophrenem Papst – konsequent folgen möchte, der muss sich auch darüber im Klaren sein, dass er schließlich nicht mehr dem römischen  Lehramt  Folge  leistet,  sondern  seinem  eigenen  Lehramt  oder  dem ecônesischen Lehramt. Dies zeigte sich die letzten Jahre übrigens in der hartnäckigen Forderung der FSSPX nach einem theologischen Disput mit Rom, in dem man gemäß ihrem Generaloberen „umstrittene Punkte in der Lehre der Kirche“ mit dem Lehramt der Kirche diskutieren wollte. Eine solche Diskussion dürfte sicherlich in der ganzen Kirchengeschichte einmalig sein. Die Piusbrüder hatten das Glück, dass sie es mit der modernistischen Seite des Bewusstseins ihres „Papstes“ zu tun hatten, denn die katholische Seite seines Bewusstseins hätte sie aufgrund dieses Ansinnens sofort exkommuniziert. Erstaunlicher Weise (oder auch nicht) haben die „unfehlbaren“ Lehrer in der FSSPX das nicht einmal bemerkt.

Lefebvre gegen Lefebvre

Es ist durchaus nicht so, daß Mgr. Lefebvre die Schwierigkeiten bezüglich seiner eigenen Position überhaupt nicht wahrgenommen hätte. Vor allem in den heißen Kampfphasen seiner Auseinandersetzung mit dem modernistischen Rom kommt er immer wieder auf die entscheidenden Probleme zu sprechen – ohne jedoch jemals die entsprechenden Konsequenzen daraus zu ziehen!

In seiner Erklärung vom 2. August 1976 (Itinéraires n. 206, Sept.-Okt. 1976, p. 280) stellte er etwa fest: „…Denn schließlich stellt sich ein ernstes Problem dem Gewissen und dem Glauben aller Katholiken seit dem Anfang des Pontifikates Pauls VI. Wie kann ein Papst, ein wahrer Nachfolger Petri, unter dem Beistand des Hl. Geistes, der Kirchenzerstörung präsidieren, der tiefsten und umfassendsten ihrer Geschichte, in so kurzer Zeit, was keinem Häresiearchen je gelungen ist?

Da kann man Mgr. Lefebvre nur Recht geben, das ist nun wirklich die entscheidende Frage: Kann der Nachfolger Petri, unter dem Beistand des Hl. Geistes, der Kirchenzerstörung präsidieren? Kann der Papst, der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, zugleich der Antichrist sein, wie derselbe Erzbischof nach dem Skandal von Assisi immerhin Johannes Paul II. genannt hat?

Noch ein weiteres Beispiel in diese Richtung sei hier angeführt. Bei den Priesterweihen, die dem „heißen Sommer“ vorausgingen, hielt Mgr. Lefebvre eine Predigt, in der er sagte: „Eine Kirche, die dergleichen Irrtümer (Gewissensfreiheit etc.) vertritt, ist häretisch und schismatisch zugleich. … Dieser konziliaren Kirche wollen wir nicht angehören … Diese Konzilskirche ist also nicht katholisch. In dem Maße, in dem der Papst, die Bischöfe, Priester oder Gläubigen dieser neuen Kirche anhängen, trennen sie sich von der katholischen Kirche und werden schismatisch“ (Ecône, 29. Juni 1976).

Wenn man sich bemüht, die nachkonziliare Wirklichkeit nur einigermaßen nüchtern und objektiv zu beurteilen, dann kann man zweifelsohne nur eines feststellen: der Papst, die Bischöfe, die Priester und die Gläubigen hingen und hängen mit ganzem Herzen  an  dieser  neuen  Kirche,  folglich  trennten  und  trennen  sie  sich  von  der katholischen Kirche und wurden bzw. werden schismatisch. Was aber bedeutet dies für  den  „Papst“  und  die  „Bischöfe“  dieser  neuen  Konzilskirche  und  welche Konsequenzen muss man aus der allgemeinen Apostasie für die Amtsträger ziehen? Nochmals sei es  gesagt:  Leider hat  Mgr.  Lefebvre  niemals  die  entsprechenden, notwendigen Konsequenzen aus solchen Einsichten gezogen. Vielmehr hat er, sobald die heiße Phase der Auseinandersetzung vorüber war, jeweils wieder ganz andere, moderatere Töne angeschlagen und wenn nötig das Gegenteil gesagt. Auch hierzu einige Beispiele:

Ich wünsche die friedliche Koexistenz der vor- und nachkonziliaren Riten. Man lasse also die Priester und die Gläubigen wählen, welcher ‚Riten-Familie’ sie angehören wollen“, schreibt er am 17. 9. 1976 in einem Brief an den Präsidenten der „Una Voce“.

„Was das Konzil anbelangt, so gibt es sicherlich Dinge, die am Konzil schwer zu akzeptieren sind, und doch wäre ich bereit, einen Satz wie den folgenden zu unterschreiben: ‚Ich akzeptiere die Dokumente des Konzils, wenn sie im Sinne der Tradition interpretiert werden.’ Ich meine, dass dies ein Satz ist, den ich eventuell akzeptieren und auch unterschreiben könnte, wenn Sie wollen“ (Vortrag in Ecône, 21. November 1978).

„Es ist zu hoffen, daß die Dinge mit Papst Johannes Paul II. ins Lot kommen werden, und ich bin durchaus zuversichtlich, mit ihm zu einer umfassenden Verständigung zu gelangen … Wir ersuchen einfach darum, die theoretischen Probleme nicht allzu eingehend zu diskutieren und die Fragen beiseite zu lassen, die uns trennen, wie jene nach der Religionsfreiheit“ (Angers, 23. November 1980).

In der Februarnummer der Monatszeitschrift 30Giorni“ („30Tage“) lesen wir die folgende an Mgr. Lefebvre gerichtete Frage: „Können Sie sich vorstellen, dass der Papst auf dem Petersplatz auftritt und den Gläubigen verkündet, man habe nach mehr als zwanzig Jahren gemerkt, dass sich das Konzil getäuscht hat und dass man mindestens zwei Dekrete abschaffen muss, für welche die Mehrheit der Väter gestimmt hat und die vom Papst gutgeheißen worden sind?“ Lefebvres Antwort darauf: „Ach wo! In Rom wird man eine diskretere Modalität finden… Der Papst könnte kraft seines Amtes beteuern, gewisse Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils müssten besser im Licht der Tradition interpretiert werden, etwa so, es sei notwendig, nach gewissen Wendungen zu suchen, um sie dem Lehramt der vorhergehenden Päpste stärker anzugleichen.“

Man könnte die Zitate Mgr. Lefebvres sowohl für die harte also auch für die gemäßigte Sicht der Dinge beliebig vermehren, was ja zur Zeit auch von der FSSPX (gemäßigte Sicht der Dinge) und dem sog. Widerstand (harte Sicht der Dinge) fleißig getan wird, man haut sich gegenseitig sich widersprechende Zitate von Mgr. Lefebvre um die Ohren. Für den gläubigen Katholiken stellt sich anhand dieser sich vollkommen widersprechenden Textzeugnisse die verwirrende Frage: An welche der Aussagen des Leuchtturmbischofs soll man sich denn nun halten? Es wird den Katholiken wohl nichts anderes übrigbleiben, jeder muss für sich wählen, was er für richtig hält – aber daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt, denn mit den Verlautbarungen der „Päpste“ machen wir das schließlich schon seit mehr als vier Jahrzehnten.

Mit priesterlichem Segensgruß Ihr

Pater Hermann Weinzierl


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