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Holzschnitt Geburt Johannes des Täufers – aus dem Missale Romanum (Altarbuch) 1923


Holzschnitt zum Fest der Apostelfürsten aus dem Missale Romanum (Altarbuch) 1923

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Missale Romanum Petrus Paulus

Die 29 Junii – SS. PETRI ET PAULI APOSTOLORUM


Die Übertragung des Heiligen Hauses von Loreto – eine mexikanische Darstellung

Bischof Fellay bleibt uneinsichtig gegenüber dem Widerstand in der FSSPX

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Bischof Fellay im jüngsten Interview mit “Angelus Press”:

[...] Stimmen, wonach die Bruderschaft mit dem Konzil Kompromisse eingehe, verneinte der Bischof: „Das ist reine Propaganda von Leuten, die die Bruderschaft spalten wollen. Ich weiß nicht, warum sie solche Ideen haben.“ Man habe die sehr delikate Situation des letzten Jahres genutzt, um den Oberen für Dinge anzuklagen, die er nie getan hat.

Wenn er zurückblickt, würde Fellay natürlich Dinge anders machen: „Man ist immer weiser nach der Schlacht.“ Er würde stärker hervorheben, dass es einen unverhandelbaren Punkt gibt: „Wir bleiben wie wir sind.“ Zudem hat er bereits die Kommunikation verändert: „Ich war paralysiert von den Löchern“. Heute würde er das anders machen.

Seine Hoffnung ist, dass die Kirche in den nächsten 25 Jahren zu ihrer Tradition zurückfindet.

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Dazu der Kommentar von Pfeil Gottes  [auf Gloria.tv] 11.6.2013 16:28:55

Wie ist das möglich?

„WIR KÖNNEN MIT DENEN, DIE UNSEREN HERRN ENTTHRONEN, NICHT EINES SINNES SEIN“ (Lefebvre 8.12.1988)

Schon vor Beginn der Verhandlungen der Priesterbruderschaft St. Pius X. mit Rom Anfang des Jahres 2009 war vorauszusehen, daß dieses Unterfangen in eine Sackgasse führen, Spannung und Unfrieden, Spaltung und Zwietracht auslösen wird. Doch Bischof Fellay gab offen zu, daß er diese Spaltungen einzuplanen bereit war. Wer sind nun die eigentlichen Verursacher der jetzigen Spaltungen?

In diesen 40 Jahren hat weder Erzbischof Lefebvre noch die Priesterbruderschaft St. Pius X. insgesamt von einer regelwidrigen abweichenden selbstverschuldeten Situation bzw. Unnormalität der Bruderschaft gesprochen, denn im Vordergrund stand der Kampf um den wahren Glauben. Die Exkommunikation war für Lefebvre „null und nichtig. Die Exkommunikation der Bischöfe galt als „Schutz“; sie wurde als Abschirmung vor der falschen konziliaren Gemeinschaft verstanden. Weder Priester noch Gläubige wurden über das Motiv eines Integrierenwollens in diese falsche Gemeinschaft vorher unterrichtet. Vielmehr wurde die ganze Sache als in der Vorsehung Gottes liegend verkauft und der „Geistliche Blumenstrauß“ tat das seine.

Doch nicht einmal jetzt im Nachhinein nach dem Scheitern der Illusionen will die Führungsspitze zugeben, daß weder die schändliche Rücknahme der Exkommunikation, noch das heuchlerische Motu Proprio, noch diese verflixten Romgespräche irgend etwas mit dem Willen Gottes zu tun hatten. Hierin noch die Muttergottes einzubinden und die Vergünstigungen aus Rom, vor denen Lefebvre so sehr gewarnt hatte, als Gebetserhörung darzustellen, ist unfaßbar.Sollten diese beiden römischen „Geschenke“ das „geänderte“ Rom vortäuschen, das doch jetzt so bereit ist mit seinem Wohlwollen gegenüber der Bruderschaft.

Und auf alle Widersprüche, in die sich die Piusbruderschaft seither unaufhörlich verwickelt hat, hat sie neue Widersprüche aufgebaut.

Zu sagen, die Piusbruderschaft habe sich nicht geändert, sondern Rom habe sich verändert, ist eine derart massive Lüge, daß sie nur vom Vater der Lüge kommen kann.

Wie ist die ganze Lage der FSSPX zu erklären? Unseres Erachtens kann der eigentliche Grund nur in der veränderten Priorität, in der falschen Zielsetzung gesehen werden. Nicht mehr die Verteidigung des wahren Glaubens war der Kernpunkt, nein, das eigenmächtige, subjektive Vorgehen, das menschliche Kalkül stand im Mittelpunkt, das dann ausartete im Abwenden von der WAHRHEIT. Ähnlich dem Konzil, das deswegen von Anfang an keine katholische Kirchenversammlung war, weil das Übel im Ansatz lag. Der Wille der Führungsköpfe des Konzils war ein verkehrter: Nicht ausgerichtet auf Gott, auf die WAHRHEIT, die CHRISTUS ist, nicht auf die Lehre der Kirche, sondern auf das eigene Tun, auf das eigene Wollen. Deswegen sollte dieses Konzil auch keine LEHRVERKÜNDIGUNG sein, ja es sollte sogar gegen die Lehre der katholischen Kirche auftreten. Das größte Verbrechen auf diesem Konzil der Ökumene war das Verlassen der WAHRHEIT. Deswegen war dieses Konzil vom HEILIGEN GEIST verlassen und war somit kein Konzil der katholischen Kirche. Es war geprägt von Widerspruch, Doppelzüngigkeit und Falschheit. Dieses Konzil lag mit sich im Widerstreit. Deswegen hat dieses Konzil keinen Bestand; es wurde auf Sand gebaut und wird zerfallen und mit Schmach bedeckt werden.

Wenn nun auf dem Generalkapitel weiter nach Lösungen gesucht wurden, sich dieser „falschen Gemeinschaft“ einzugliedern, ohne nach der einzigen Bedingung der Rückkehr Roms zur WAHRHEIT, zum wahren katholischen Glauben zu fragen, dann hat sich diese Führung bereits in diese falsche Gemeinschaft geistigerweise eingegliedert und verliert damit jede Autorität und Anspruch auf Gehorsam und Achtung. Und die „Sechs Bedingungen“ auf dem Generalkapitel 2012 verlieren ihre Bedeutung, denn die einzige schon von Lefebvre festgelegte Bedingung der Rückkehr Roms zum katholischen Glauben wurde unberücksichtigt lassen.

Warum geht die Führung der sich veränderten Piusbruderschaft nicht darauf ein, wenn die Priester des Widerstands auf die Warnungen Lefebvres hinweisen? Warum führt Bischof Fellay die Bruderschaft in die Irre wenn er behauptet, die Piusbruderschaft habe sich nicht geändert, wohl aber Rom?
Warum geben die Verantwortlichen keine öffentliche Antwort auf die öffentliche Kritik, daß die Piusbruderschaft den Kurs des Erzbischofs verlassen hat?

Wir wollen eine Antwort darauf, warum Bischof Fellay Verrat übt, das Konzil sowie die Neue Messe zu akzeptieren bereit ist und wir wollen eine Antwort auf die Aussagen Lefebvres:

„Das war vollkommen klar und ist eine gute Illustration ihrer Geisteshaltung. Es kommt für sie nicht in Frage, die neue Messe aufzugeben. Im Gegenteil, und das ist evident.
Deshalb ist das, was wie eine Konzession aussieht, in Wirklichkeit nur ein Manöver…Wir müssen unbedingt unsere Gläubigen überzeugen, daß es sich durchaus um ein Manöver handelt, daß es gefährlich ist, sich in die Hände der konziliaren Bischöfe und des modernistischen Rom zu begeben. Wenn wir 20 Jahre lang gestritten haben, um den konziliaren Irrtümer zu entgehen, so nicht, um uns jetzt in die Hände derer zu geben, die diese Irrtümer vertreten.“ (Lefebvre)

Wir wollen eine Antwort darauf, wenn Erzbischof Marcel Lefebvre sagt:
„Man muß also aus diesem Milieu der Bischöfe hinausgehen, wenn man nicht seine Seele verlieren will. DAS ABER GENÜGT NICHT, denn die Häresie hat sich in ROM eingenistet. Wenn die Bischöfe häretisch sind, so nicht ohne den Einfluß von Rom.
Wenn wir uns von diesen Leuten entfernen, so genau wie von Personen, die AIDS haben. Man hat keine Lust, es sich zu holen. Nun aber haben sie das geistige AIDS, eine ansteckende Krankheit. Will man seine Gesundheit erhalten, SO DARF MAN NICHT MIT IHNEN GEHEN.“

Unversehens haben jene, die in Rom aus- und eingingen, sich der Strahlung des Bösen ausgeliefert, haben sich den Keim des Giftes zugezogen, den geistigen Keim des Bösen. Dieser schleicht ganz heimtückisch an jene heran, die sich sorglos diesen Infizierten nähern. Lefebvre spricht von AIDS, das jene bekommen, die sich dem Feinde nahen. Die Dialogbereiten der Bruderschaft haben durch Händeschütteln und Umarmungen in Rom dieses AIDS sich zugezogen. Mit Infizierten läßt man sich nicht ein. So gibt es jetzt auch zum Bedauern keine Einheit mehr unter den damals noch feststehenden beiden Bischöfen.

Warum läuft das alles so: Die drei Bischöfe schreiben an Bischof Fellay einen Brief „Binden Sie die Bruderschaft nicht an ein rein praktisches Abkommen“. Auf dem Generalkapitel jedoch wird der erneute Wille zu einem Abkommen durch die sechs Wahnsinnsbedingungen von den beiden Bischöfen dennoch gutgeheißen. Was haben wir davon zu halten, wenn ein Bischof im Nachhinein sagt, „war nicht einverstanden damit“ aber dennoch sein Einverständnis der Eingliederung in diese Konzilssekte gibt? Oder wie kann ein anderer Bischof sagen, „war nicht einverstanden“ – damals bei der Rücknahme der Exkommunikation. Warum haben Sie dann unterzeichnet, Exzellenz?

Wie ist das alles möglich? Wie ist es möglich, daß ein Bischof beteuert: „Wir suchen keine Versöhnung mit Rom, solange Rom sich nicht zurück zur katholischen Tradition bekehrt“, dann aber in die Knie sich zwingen läßt und einem Abkommen mit Rom beistimmt? Es gab keine Probleme auf dem Generalkapitel, hieß es. Auch nicht für diese beiden Bischöfe?

Eine Bedingung davon ist das Zugeständnis EINES Bischofs aus der Tradition. Genau das aber war mit ein schwerwiegender Punkt, daß Lefebvre die Verhandlungen mit Rom abbrach und wie schon des öfteren hier vermerkt, bis zu seinem Tod keinen Versuch mehr unternahm und auf seine einzige und ausschließliche Bedingung pochte, die in der Rückkehr zum gesamten katholischen Glaubensgut des Papstes bestand.

HERR, um der Ehre Deines Namens willen befreie uns!


Gibt es überhaupt eine „Konzilskirche“ oder vielmehr keine?

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Gedanken zu den Ansichten eines Sophisten.

In einem in deutschsprachigen „Traditionalisten“-Kreisen leider recht verbreiteten Desinformations- Blatt, das sich unlängst darin gefiel, in Kirchenverfolger-Manier Rufmord an einem kontemplativen Kloster und seinem Spiritual zu treiben, fand sich neuerdings ein Beitrag, der angeblich eine „organisierte Verwirrung“ unter den Gläubigen beheben will, in Wahrheit jedoch als genau eine solche angesehen werden muß. Darin soll es nun darum gehen, „den philosophischen und theologischen Irrtum“ gewisser „Eiferer aufzudecken“, und das ausgerechnet mit der übelsten Sorte von Sophisterei. Doch der Reihe nach.

Ansichten eines Sophisten

Da heißt es zunächst: „Sie“ - die „Eiferer“ sind hier gemeint -, „sie“ also „sprechen von Konzilskirche und meinen damit eine andere Kirche. Es gibt aber keine andere Kirche als die konkrete römisch-katholische Kirche, die freilich vom liberalen Geist durchdrungen, entstellt und fast unkenntlich geworden ist“. Sicher ist es richtig, daß es in Wahrheit nur eine einzige Kirche gibt, die Kirche Unseres Herrn Jesus Christus, die auf Petrus, den Fels, gegründet ist. Dennoch hat es  sich eingebürgert – was man bedauern mag, aber nun einmal so ist – auch in bezug auf andere christliche Gemeinschaften von „Kirchen“ zu sprechen. Man redet heute von den protestantischen oder orthodoxen „Kirchen“, obwohl es sich streng genommen um keine Kirchen handelt, denn Kirchen im Plural kann es überhaupt nur im Sinn von Teilkirchen der katholischen Kirche geben, und das sind jene häretischen und schismatischen Gemeinschaften ja gerade nicht.   Genaugenommen müßte man also von Sekten, oder, neutraler, einfach von Religionsgemeinschaften sprechen, und so auch bei der „Konzilskirche“. Der Ausdruck „Konzilssekte“ wäre sicher korrekter, ist aber nicht üblich und in „Traditionalisten“-Kreisen nicht so gängig, zumal auch Erzbischof Lefebvre, wie der Autor unseres in Rede stehenden Beitrags ohne weiteres zugibt, stets von der „Konzilskirche“ gesprochen hat.

Handelt es also im Grunde einfach um eine Frage der Sprachregelung? Nein, weit gefehlt, denn unser kundiger und mit allen Wassern der Sophistik gewaschener Autor macht an diesem zugegeben ungenauen und uneigentlichen Begriff nun seine „philosophisch-theologische“ Argumentation fest, wie er schon angedeutet hat mit dem Hinweis, die „konkrete römisch-katholische Kirche“ sei „vom liberalen Geist durchdrungen, entstellt und fast unkenntlich geworden“. Und das geht ungefähr so: Da es nur eine Kirche gibt, nämlich die „konkrete römisch-katholische“, kann die „Konzilskirche“ keine andere als diese Kirche sein, nur eben „entstellt“ und „fast unkenntlich geworden“. Daß dabei eigentlich nur mit der Äquivozität der Begriffe „Kirche“ gespielt wird, einmal im eigentlichen Sinn genommen als Kirche Jesu Christi, das andere mal im uneigentlichen Sinne genommen für eine Sekte, das scheint dem Autor entweder nicht aufzufallen oder es ist eben gerade typisch für seine sophistischen Gedankengänge. Das ist ein wenig, als würde man behaupten, daß es den Strauß eigentlich nur als Vogel gibt, der im Blumen-Strauß, im Walzer-Strauß oder in Franz Josef Strauß „entstellt“ und „fast unkenntlich geworden“ sei. Zumindest liegt jedoch eine „petitio principii“ vor, insofern das bereits vorausgesetzt wird, was doch erst zu beweisen wäre, nämlich daß es gar keine „Konzilskirche“ gibt.

Doch kommen wir zur Durchführung der Argumentation: „Nach der klassischen Philosophie ist das malum privatio boni, das Übel bzw. das Böse eine Beraubung an Gutem, keine selbststehende Substanz. Mit anderen Worten: Das Gute und das Böse, Gott und der Teufel sind nicht zwei auf gleicher Höhe sich gegenseitig bekämpfende Prinzipien. Vielmehr ist Gott der Absolute und selbst der Teufel vollkommen von ihm abhängig. Dieser ist nicht eine eigenständige böse Substanz, sondern vielmehr als Engel des Lichtes geschaffen, der durch seinen eigenen bösen Willen zum Teufel geworden ist. Sieht man das Böse als selbststehende Substanz, so gelangt man unweigerlich zum Dualismus der Perser und zur Irrlehre der Manichäer.“

Aha. An dieser Stelle wäre es freilich schön gewesen, wenn der Begriff der Substanz, der hier so unvermittelt eingeführt wird, ein wenig näher erläutert würde. Uns Katholiken ist der Begriff am ehesten von der „Transsubstantialisationslehre“ bekannt, also von der Lehre, daß bei der Wandlung in der Heiligen Messe die Substanz des Brotes in den Leib Christi, die Substanz des Weines in das Kostbare Blut Unseres Herrn übergeht. Von Brot und Wein bleiben daher nur die Gestalten, die Akzidentien, wie wir es philosophisch ausdrücken, also das Aussehen, Geschmack, Geruch usw., während das eigentliche darunterliegende Wesen sich verwandelt hat. „Vom Brot allein Gestalt und Schein sieht’s Auge dein.“ Ebenso wäre es vielleicht nicht ganz unwichtig, hier schon darauf hinzuweisen, daß auch die Akzidentien ein Sein besitzen, wenn sie dafür auch eines Trägers bedürfen, daß zweitens akzidentelle Änderungen auch durchaus auf die Substanz rückwirken und von solcher Art sein können, daß sie die Substanz selbst berühren. Wenn man beispielsweise eine konsekrierte Hostie auflöst, so verschwindet mit der Gestalt auch die Substanz; wenn man in den Kelch mit dem Kostbaren Blut so viel Wasser gießt, daß die Gestalt des Weines darin aufgeht, ist auch die Substanz verschwunden.

Wenn nun auch das Böse an sich sicher keine Substanz ist (aber auch kein Akzidenz, weil es ja gar kein Sein hat), sondern in einem Mangel an Gutem besteht, so haftet doch dieser Mangel seinerseits stets letztlich an einer Substanz und vermindert – zumindest akzidentell – ihre Güte und ihr Sein (denn bonum et ens convertuntur, das Gute und das Sein lassen sich vertauschen). So ist der Teufel zwar eine geschaffene Substanz, aber doch immerhin eine Substanz, und zwar eine Substanz, die eine privatio boni an sich trägt, die nämlich durch ihren bösen Willen selbst böse geworden ist. Der Teufel kann also sehr wohl eine eigenständige böse Substanz genannt werden, wenngleich er als Geschöpf von Gott abhängig ist und diesem keineswegs auf gleicher Ebene gegenübersteht. Der Autor unseres Beitrags leistet sich hier den Sophismus, das abstrakte Böse und den konkreten  Teufel in eins zu setzen (wie es übrigens auch bei vielen Modernisten üblich ist), überdies leugnet  er die geschöpfliche Substanz bzw. verwechselt Substanz mit der „Aseität“ (dem unabhängig und aus sich selbst Existieren) Gottes und kommt so zu dem Fehlschluß, wer den Teufel (für ihn gleichbedeutend mit „das Böse“) als eigenständige böse Substanz betrachte, verfalle dem  Dualismus der Perser und Manichäer.

Doch wozu soll uns dieser ganze Exkurs über Substanz und Akzidentien, über das Böse und den Teufel führen, wo wir doch von der Konzilskirche handeln wollen? Der Autor erklärt es uns, indem er uns darauf hinweist, daß wir uns bei der Redeweise von der „Konzilskirche“ immer bewußt sein müßten, „dass wir nicht von einer real existierenden anderen Kirche sprechen, sondern von der Entstellung und dem Niedergang der wahren römisch-katholischen Kirche“. Also dürfen wir auch nicht von einem real existierenden Teufel sprechen, sondern nur von einem Niedergang der wahren heiligen Engel?

„Mit anderen Worten: Die Konzilskirche ist nicht eine Institution, sondern eine Denkweise, die Darstellung des liberalen, modernistischen, unkatholischen Denkens. Das Unkraut hat den Weizen weitgehend überwuchert; auf manchem Acker der Kirche sieht man ihn überhaupt nicht mehr. Um noch ein anderes Bild zu verwenden: Ein menschlicher Leib, vom Krebs befallen, ist immer noch gut; man muss den Krebs, nicht den kranken Leib bekämpfen. So verhält es sich auch bei der Kirche, dem mystischen Leib Christi. Es geht nicht an, gegen die kranke, aber von Gott gesetzte Autorität der Kirche anzukämpfen, sondern gegen die schlimme Krankheit, welche die Autorität befallen hat.“ Wenn wir das noch einmal auf den Teufel anwenden dürfen, den uns unser Spezialist in diesen Dingen ja selbst als Analogon angegeben hat, müssen wir dann also sagen: Der Teufel ist nicht eine Institution, keine Realität, sondern eine Denkweise, er ist nur von Unkraut überwuchert, darunter aber immer noch gut, man muß nur seinen „Krebs“ bekämpfen? Ist der Teufel nur ein kranker Engel? Wie weit sind wir dann noch vom Modernismus entfernt, wo wir genau solchen Behauptungen stets begegnen? (Daß der Teufel noch immer seine gute Engelsnatur besitzt, steht auf einem anderen Blatt, aber auch diese an sich gute Natur hat er durch die Bosheit seines Willens  ganz in den Dienst des Bösen gestellt.)

Der Kern der Frage: Existiert die „Konzilskirche“ oder nicht?

Doch unser Autor will uns ja nicht über das Wesen des Teufels belehren, auch wenn er hierin sicher sehr erfahren ist, wie er erst unlängst bei der Entlarvung eines diabolischen Karmel-Spirituals und seiner dämonischen Nonnen bewiesen hat, sondern über die Natur bzw. das Nichtvorhandensein der „Konzilskirche“. Wenn wir also seiner etwas wirren Argumentation mit dem Teufel folgen, dann dürfen wir etwa so formulieren: Die „Konzilskirche“ ist nur eine „privatio“, ein „Mangel“ an der wahren katholischen Kirche, existiert also als solche in Wirklichkeit gar nicht, jedenfalls nicht als Institution, sondern allenfalls als Denkweise oder Krankheit. Das, was blinde „Eiferer“ für die Konzilskirche halten, ist unsere gute, heilige katholische Kirche, die schwer an Krebs erkrankt darniederliegt. Statt sie zu bekämpfen, sollten wir ihr vielmehr zur Hilfe eilen, um sie von ihrem Krebs zu heilen.

Wir müssen daher vor allem unvoreingenommen die Frage klären: Gibt es die „Konzilskirche“ wirklich, existiert sie real als von der katholischen Kirche verschiedene Institution oder nicht? Die bisherigen Sophistereien haben uns darin leider nicht weitergebracht, im Gegenteil. Konsequent zu Ende gedacht, führen sie vielmehr, auch wenn sie bisher nur wenige Zeilen im Beitrag unseres Autors in Anspruch genommen haben, bereits zu einer beträchtlichen Zahl handfester Irrtümer.

Wenn es nämlich nur eine Kirche gibt und alle anderen häretischen und schismatischen „Kirchen“ nichts anderes sind als diese eine Kirche, nur durch Krebs entstellt, dann befinden wir uns mitten im konziliaren Ökumenismus. Wenn der Teufel nur ein Chiffre für „das Böse“ ist, das in Wirklichkeit gar nicht existiert, dann nehmen wir mit Herbert Haag „Abschied vom Teufel“. Ist der Teufel hingegen ein an sich guter Engel geblieben, der nur „krank“, also auch heilbar ist, dann sind wir bei der Apokastasis-Lehre eines Origines oder Hans Urs von Balthasar. Und wenn wir die  geschöpfliche Substanz leugnen und dazu vielleicht noch das reale Sein der Akzidentien, dann  bleibt uns nichts als der Monismus oder Pantheismus. Man sieht, wo man hingelangt, wenn man nicht mehr klar und ordentlich denkt.

Um uns nicht gleichfalls im Dickicht solcher wilder und krauser Spekulationen zu verlaufen, wollen wir deshalb die Frage ganz praktisch und historisch angehen. Die katholische Kirche läßt sich bekanntlich auf Unseren Herrn Jesus Christus zurückführen, der sie in eigener Person gegründet  hat. Dazu berief Er Seine Apostel, bestellte einen von ihnen zu deren Oberhaupt, und betraute sie  mit dem dreifachen priesterlichen Amt des Leitens, Lehrens und Heiligens, um damit Seine Nachfolge anzutreten, denn Er ist ja „der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Er hinterließ ihnen zu diesem Zweck Seine eigene Lehre, das Heilige Meßopfer und die aus diesem fließenden  Sakramente und verlieh ihnen den besonderen Beistand des Heiligen Geistes, welcher sie in der Ausübung ihres Amtes leiten und die Unfehlbarkeit der Kirche in Sachen des Glaubens, der Sitten, der Disziplin und der Liturgie gewährleisten sollte. Somit war mit der Herabkunft des Heiligen Geistes am Pfingstfest über die Apostel die Gründung der Kirche Jesu Christi abgeschlossen.  Seither kennen wir sie wesentlich unverändert als die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, welche im römischen Papst als Nachfolger Petri und Stellvertreter Christi ihr sichtbares Oberhaupt hat und von den unter diesem und in Einheit mit ihm sich befindenden Bischöfen geleitet wird.

Ziehen wir zum Vergleich die orthodoxen Ost-“Kirchen“ heran, so stellen wir fest, daß diese sich auf das sog. Morgenländische Schisma zurückführen lassen, also etwa um das Jahr 1000 herum durch Abspaltung von der katholischen Kirche entstanden sind. Wenngleich sie vieles von der katholischen Kirche übernommen haben, darunter nicht zuletzt die sieben Sakramente, so haben sie doch die Verbindung mit dem Papst aufgegeben und gehören somit nicht mehr zur katholischen Kirche; sie sind eigenständige, „autokephale“ Institutionen geworden mit ihrem je eigenen Oberhaupt. Wir kennen sie als „russisch-orthodoxe“, „griechisch-orthodoxe“, „serbisch-orthodoxe“ usw. „Kirchen“, und es handelt sich um real existierende kirchenähnliche Gebilde mit einer Hierarchie, mit Priestern und sich als zugehörig bezeichnenden Gläubigen, die freilich nicht die Kirche Jesu Christi sind noch als Teilkirchen zu dieser gehören.

Deutlicher ist der Unterschied bei jenen Gemeinschaften, die aus der sog. Reformation hervorgegangen sind. Sie entstanden im 16. Jahrhundert und danach und verdanken sich so illustren Gründergestalten wie Martin Luther, Johannes Calvin oder Huldreich Zwingli. Obwohl sie nur noch sehr wenig aus der katholischen Kirche übernahmen (im wesentlichen nur die Heilige Schrift und die Taufe) und selbst den katholischen Kirchenbegriff und natürlich die Hierarchie ablehnten, bildeten sich doch wieder Gemeinschaften, die oftmals sogar gewisse der Kirche nachgeformte Strukturen mit „Bischöfen“ und „Pastoren“ – freilich ohne Weihe – aufweisen und sich zum Teil heute wiederum als „Kirchen“ bezeichnen, so etwa die verschiedenen „Landeskirchen“, die „Lutherische Kirche“ usw. Ja, es ging ein Aufschrei durch die Reihen dieser „Kirchen“, als sie im Jahr 2000 in dem Dokument „Dominus Jesus“ Kardinal Ratzingers nur als „kirchliche Gemeinschaften“ deklariert worden waren.

Wir stellen also fest, daß es von der wahren, katholischen Kirche verschiedene Institutionen gibt,  die jedoch der Kirche Christi nachgebildet wurden, meist aus einer Abspaltung von dieser stammen und daher als „Kirchen“ gelten wollen und im heutigen Sprachgebrauch auch so bezeichnet werden. Wie steht es nun mit der „Konzilskirche“? Läßt sich auch diese als so ein eigenständiges, von der Kirche Christi verschiedenes Gebilde kennzeichnen und geschichtlich festmachen?

Wie der Name schon sagt, beruft sich die „Konzilskirche“ – deren Name übrigens von Erzbischof Benelli stammt, wie unser kundiger Autor ebenfalls in seinem Artikel angibt – auf „das Konzil“, näherhin das „II. Vatikanum“, das von 1962 bis 1965 stattgefunden hat. Es ist bezeichnend, daß dieses Konzil in der Optik vieler Neuerer, die von einer „neuen Kirche“ träumten, als ein „neues Pfingsten“ wahrgenommen wurde, also als Geburtsstunde jener Kirche, die wir mit dem „seligen“ Johannes Paul II. die „Kirche des Neuen Advent“ nennen können. Ist diese „Kirche des Neuen Advent“ die Kirche Jesu Christi?

Ihr Gründungsdatum ist nicht das der katholischen Kirche, denn diese ist fast 2000 Jahre älter. Ihr Gründer ist auch nicht Unser Herr Jesus Christus, sondern der „Konzilspapst“ Paul VI. mit seinem „Vorläufer“ und „Wegbereiter“ Johannes (tatsächlich hat sich Johannes XXIII. ganz in diesem Sinne bewußt nicht nach dem Lieblingsjünger, sondern nach dem Täufer benannt). Demgemäß verfügt diese „Kirche“ über eine eigene Lehre, die sich im Dokument „Dignitatis Humanae“ über die Religionsfreiheit verdichtet und zusammenfassen läßt als der von den Päpsten stets verurteilte und der Kirche wesensfremde und feindliche Liberalismus. Noch Paul VI. verlieh dieser neuen „Kirche“ auch ihre „Neue Messe“ und ihre neuen Sakramente, während der nach ihren Gründungsvätern benannte Johannes Paul II. ihre Disziplin in das neue Kirchenrecht von 1983 goß. Er berief sich dabei ausdrücklich auf Johannes XXIII., von welchem die ursprüngliche Idee des neuen Kirchenrechts ebenso wie die des Konzils stammte, und betont in seiner Bulle „Sacrae Disciplinae Leges“ zur Promulgation des neuen Codex, dieser entspreche „deutlich dem Wesen der Kirche, wie es vor allem durch das Lehramt des II. Vatikanischen Konzils ganz allgemein und besonders in seiner ekklesiologischen Lehre dargestellt wird“. „Ja, dieser neue Codex kann gewissermaßen als ein großes Bemühen aufgefaßt werden, eben diese Lehre, nämlich die konziliare Ekklesiologie, in die kanonistische Sprache zu übersetzen. Auch wenn es unmöglich ist, das in der Lehre des Konzils beschriebene Bild der Kirche erschöpfend in die kanonistische Sprache zu übertragen, wo muß doch der Codex sich immer auf dieses Bild wie auf ein vorrangiges Beispiel beziehen, dessen Züge er soweit wie möglich gemäß seiner Natur ausdrücken muß.“ Etwas weiter im Text spricht der „große“ Johannes Paul vom Codex als „Vervollständigung der vom II. Vatikanischen Konzil vorgestellten Lehre“ und bekennt ohne weiteres, „daß jenes grundlegende Neue, das, ohne jemals von der gesetzgeberischen Tradition der Kirche abzuweichen, im II. Vatikanischen Konzil anzutreffen ist, besonders was seine ekklesiologische Lehre betrifft, auch das Neue im neuen Codex ausmacht“.

Wir haben es also mit einem eigenen „Lehramt des II. Vatikanischen Konzils“ zu tun, welches uns eine „ekklesiologische Lehre“ über das „Wesen der Kirche“ übermittelt, in der sich „grundlegend Neues“ über das „Bild der Kirche“ befindet und die hier in „kanonistische Sprache“ übersetzt wird. Wie könnte man uns deutlicher sagen, daß hier eine neue „Kirche“ entstanden ist, die über ein eigenes Lehramt (das des „II. Vatikanischen Konzils“), eine neue Lehre und Ekklesiologie und damit natürlich auch über ein neues sie strukturierendes Recht verfügen muß? Wir haben somit alle Elemente beisammen, um von einer neuen und daher von der katholischen Kirche durchaus verschiedenen „Kirche“ zu sprechen: ein „neues Pfingsten“, ein neues Lehramt, eine neue Lehre, neue Sakramente, eine neue Disziplin. Und obwohl diese neue „Kirche“ sich allsogleich ganz greifbar überall manifestierte, z.B. durch den Umbau alter Kirchengebäude, die der neuen Liturgie nicht mehr entsprachen und mindestens durch einen „Volksaltar“ angepaßt werden mußten, oder auch durch neue Meßbücher, Gesangbücher, Paramente usw., trotz alledem soll die „Konzilskirche“ keine „real existierende andere Kirche“ sein, keine Institution, sondern lediglich eine „Denkweise“? Ist ein „Volksaltar“ nur eine „Denkweise“, oder ein real existierender – meist sehr massiver –  Klotz? Sollen wir ihn uns einfach nur wegdenken, damit wir uns wieder in der katholischen Kirche befinden?

Auch wenn sich diese „Darstellung des liberalen, modernistischen, unkatholischen Denkens“, wie   es unser Autor nennt, mitten im Raum der katholischen Kirche breitmacht, in den Kirchengebäuden, den Pfarrhäusern, Ordinariaten, ja selbst im Vatikan, so ist und bleibt sie doch eine eigene, der Kirche Christi wesensfremde Realität und wird auch als eine solche wahrgenommen, wie gerade   das Beispiel „Volksaltar“ zeigt. Soll man denn seine Augen verschließen, um nicht mehr zu bemerken, wie allüberall in den Seminarien, den Ordensinstituten, den Schulen, den Familien diese höchst sicht- und greifbaren Erscheinungen wuchern, mit neuen Bibeln, neuen Katechismen, neuen und adretten Ordenskleidchen (wenn überhaupt noch solche getragen werden), neuartiger  Theologie, sentimentaler charismatischer Frömmigkeit abwechselnd mit agnostischem Rationalismus? Und das soll keine neue, keine andere „Kirche“ sein, die sich da breitmacht? Wenn man schon unbedingt den Vergleich mit der Krebskrankheit strapazieren will: Ist ein   Krebsgeschwür keine Realität? Bildet es nicht gerade einen zerstörerischen Fremdkörper im Kranken? Muß es nicht als solches bekämpft und beseitigt werden, um dem Kranken zu helfen? Das Krebsgeschwür ist nicht der Patient, und die „Konzilskirche“ ist nicht die katholische Kirche.

Es ist nicht wirklich neu, daß eine solche neue und falsche „Kirche“ durch echte kirchliche Amts- und Würdenträger gebildet wird. Man kann sagen, daß dies fast die Regel ist. Waren es nicht zuallermeist katholische Bischöfe, Priester und Ordensleute, welche am Ursprung schismatischer oder häretischer „Kirchen“ standen oder doch prominent an ihnen mitwirkten? Neu und bislang theologisch unbewältigt ist freilich die Mitwirkung von Päpsten. Doch ändert diese nichts an dem unumstößlichen Befund, daß wir es bei der „Konzilskirche“ mit einer anderen, von der wahren katholischen Kirche verschiedenen, erkenn- und greifbaren Realität und Institution zu tun haben, die wir ablehnen und bekämpfen müssen, wenn wir der katholischen Kirche treu bleiben wollen.

Dazu gehört auch, jene Autoritäten abzulehnen und zu bekämpfen, welche sich zu jener „Konzilskirche“ halten, mögen sie selbst auf dem Papstthron sitzen. Nehmen wir beispielsweise den sich „Franziskus“ und „Bischof von Rom“ nennenden argentinischen Armutsapostel, der im vatikanischen Gästehaus wohnt und dort täglich die Neue Messe feiert (ohne dabei auch noch eine einzige Kniebeuge zu machen), der gleich am Tag nach seiner Amtseinführung „die Vertreter  anderer Religionen und anderer christlicher Kirchen beziehungsweise Gemeinschaften im Vatikan empfangen“ und dabei versichert hat, „den ökumenischen Dialog und das Gespräch der Religionen im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils fortsetzen zu wollen“, der erst unlängst das II. Vatikanum als „Meilenstein in der Kirchengeschichte“ pries, es ein „schönes Werk des Hl. Geistes“ nannte, das leider noch „mangelhaft verwirklicht“ sei, und es bedauerte, daß es da auch „Stimmen“ gebe, die „dickköpfig“ seien, die „gar nicht vorwärts“ wollten, „sondern zurück“, der neuerdings auch die Allerlösungslehre predigte; bekennt und betätigt sich dieser Mann als Autorität der „Konzilskirche“ oder als „kranke, aber von Gott gesetzte“ Autorität der katholischen Kirche? Es ist daher unbegreiflich, wie es ausgerechnet einer sich der „Tradition“ zurechnenden Gemeinschaft einfallen kann, den katholischen Gläubigen nun beibringen zu wollen, die Konzilssekte sei die katholische Kirche und man müsse sich in die Hände eines solchen Papstes begeben!

Wenn man die ganze Pseudo-Argumentation des in Rede stehenden Artikels zusammen überblickt, wird die Sache noch abstruser und gespenstischer. Der Autor behauptet nämlich im Grunde nichts anderes, als daß die katholische Kirche, jene makellose Braut Unseres Herrn Jesus Christus, „vom liberalen Geist durchdrungen“, zur Konzilskirche „entstellt und fast unkenntlich geworden“ und damit gewissermaßen vom heiligen, lichtdurchstrahlten Engel zum häßlichen, finsteren Teufel geworden ist! Und diesem Teufel sollen wir nun helfen, wieder ein heiliger Engel zu werden, denn immerhin ist er ja nur krank und daher heilbar? Unfaßbar! Immerhin befänden sich dann verteufelte Ordensfrauen mit ihren Spiritualen ja in guter Gesellschaft und es bestünde doch noch Hoffnung für sie …

Eine angeblich nicht vorhandene Kursänderung

Ein weiteres, ebenso verfehltes Argument unseres Autors gegen die „Eiferer“, für die er offensichtlich weitaus weniger Verständnis hat als für die armen, „kranken“ Autoritäten der Konzilskirche, wehrt sich gegen den Vorwurf, die „Piusbruderschaft“ habe ihren Kurs geändert, da sie doch bei ihrem Generalkapitel im Jahr 2006 beschlossen habe, „jedem praktischen Abkommen mit Rom müsse eine lehrmäßige Übereinstimmung vorausgehen“.

Die Antwort unseres kompetenten Autors: „In der Tat wurde solches bei besagter Zusammenkunft der Oberen beschlossen. Dann aber änderte sich der Rahmen: Papst Benedikt XVI. gab der heiligen Messe in ihrer altüberlieferten ehrwürdigen Form wieder Heimatrecht – wenigstens in gewissem Umfang, nahm das Exkommunikationsdekret des Jahres 1988 gegen unsere Bischöfe zurück und ordnete Lehrgespräche an, die auch tatsächlich vom Oktober 2009 bis zum April 2011 stattfanden. Diese förderten die Nichtübereinstimmung in einer ganzen Reihe von Punkten klar zutage. Folglich musste auf diese neue Herausforderung eine neue Antwort gegeben werden – und diese gab eben das Generalkapitel des vorigen Jahres.“

Dazu ist zu sagen, daß die hier als gewissermaßen unvorhersehbar neuen Ereignisse dargestellten Punkte bereits lange vor dem Generalkapitel des Jahres 2006 in der „Agenda“ der „Piusbruderschaft“ für ihre Annäherung an das konziliare Rom vorgesehen und geplant waren. Schon im Jahr 2000 forderte man die „Freigabe der alten Messe“ und die „Aufhebung der Exkommunikation“ als „Préalables“, welche zeigen sollten, ob es Rom mit der Annäherung ernst sei. Danach sollten die eigentlichen Verhandlungen stattfinden, welche doktrinärer Art sein und zu einer lehrmäßigen Übereinstimmung führen sollten als unabdingbarer Grundlage für jede juridische Einigung. Das Generalkapitel 2006 startete selbst den ersten „Rosenkranz-Kreuzzug“ für die „Freigabe der Alten Messe“.

Wenn nun nach dem Jahr 2006 diese „Agenda“ Punkt für Punkt abgearbeitet wurde und zu dem – keineswegs überraschenden – Ergebnis einer „Nichtübereinstimmung in einer ganzen Reihe von Punkten“ geführt hat, wäre damit nicht eigentlich einfach nur klar gewesen, daß es eben dann auch zu keiner wie immer gearteten „kanonischen Regelung“ kommen kann? Stattdessen soll sich dadurch nun der „Rahmen geändert“ haben, sodaß auf diese „neue Herausforderung eine neue Antwort“ gegeben werden mußte, die dann ausgerechnet darin bestand, daß man die so groß als „Bekehrung Roms“ verkaufte und angeblich mit allen Fasern angestrebte „lehrmäßige Einigung“ einfach kippte und schlicht darauf verzichtete? Und das soll keine Kursänderung gewesen sein! Das war sie allenfalls dann nicht, wenn man von vornherein wußte, daß man nur auf eine „kanonische Regulierung“ zustrebte und alles andere nur blendendes Beiwerk war.

Noch einige böse Seitenhiebe

Der Beitrag schließt mit dem üblichen Seitenhieb gegen die „Sedisvakantisten“, der die immer gleichen Sophismen und Sottisen wiederholt, die der Autor unseres Beitrags in diesem Zusammenhang stets vorzubringen pflegt, und auf die daher einzugehen sich nicht lohnt, zumal bereits anderswo ausführlich darauf geantwortet wurde. Interessant ist nur das Eigentor, welches der Autor schießt, wenn er von einem „praktischen Sedisvakantismus“ spricht, welcher darin bestehe, daß man „wohl den Papst theoretisch anerkennt, ihm aber gewohnheitsmäßig den Gehorsam verweigert“. Genau das ist aber stets die Haltung der „Piusbruderschaft“ und damit auch unseres Autors gewesen und zwar bis heute! Oder worin gehorcht diese denn dem Papst Franziskus beispielsweise, der fordert, man solle nicht „dickköpfig“ hinter dem Konzil zurückbleiben? Oder gehorchte man Papst Benedikt, indem man die Neue Messe in ihrer „Würde und Heiligkeit“ als die „ordentliche Form“ des „einen römischen Ritus“ anerkannte, wie es das Motu proprio „Summorum Pontificum“ forderte, um im Gegenzug die „außerordentliche Form“ desselben feiern zu dürfen, oder indem man die von ihm ausdrücklich geforderte „doktrinäre Präambel“ unterzeichnete mit der Anerkennung des II. Vatikanums und der „Lizeität“ des „Novus ordo“?

Natürlich fehlt in dem unsäglichen Artikel, um das Maß der Schändlichkeit voll zu machen, auch nicht eine erneute Schmähung des verdienten Bischofs Williamson, und dies ausgerechnet im Zusammenhang mit einem Hinweis auf das 25jährige Jubiläum der Bischofsweihen durch Erzbischof Lefebvre. Bischof Williamson ist immerhin im Sinne seines Wappenspruchs treu geblieben, „ut fidelis inveniatur“, was man von den anderen drei damals geweihten Bischöfen leider nicht sagen kann. Also wahrhaft kein Grund für irgendwelche Jubelfeiern, eher ein Anlaß für kritische Selbstbesinnung, Trauer und Buße, aber auch für stillen Dank, daß uns wenigstens ein Bischof erhalten geblieben ist. Stattdessen muß unser Autor noch einmal zu seinen Sophismen zurückkehren und behauptet:

„Einen Freibischof in der Kirche gibt es jedenfalls nicht. Greifen wir nochmals auf die Philosophie zurück: Akzidenzien gibt es nur in einer Substanz, niemals freischwebend. Sieht man die Kirche als eine Substanz und ihre Amtsträger als ihre akzidentiellen Vertreter, dann wird sofort klar, wie unhaltbar und unkirchlich die jetzige Lage von Bischof Williamson ist. Mit einer solch unkatholischen Haltung dient man angeblich der katholischen Kirche.“

Einen Bischof als „Akzidenz“ an der „Substanz“ Kirche zu betrachten, darauf muß man erst einmal kommen! Hier kann man wirklich nur noch sagen: „Si tacuisses…“ - „wenn du doch nur jetzt endlich geschwiegen hättest“! Doch was ist mit den anderen Bischöfen der Bruderschaft, sind diese Weihbischöfe nicht auch „Freibischöfe“? Und was war mit einem Erzbischof Lefebvre, der schließlich sogar aus dem Päpstlichen Jahrbuch gestrichen wurde? War dieser auch ein „Freibischof“, den es ja gar nicht gibt? Hat er mit seiner „unkatholischen Haltung“, als er ohne päpstliches Mandat und sogar gegen den ausdrücklichen Willen und das Verbot Johannes Pauls II. vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, der katholischen Kirche gedient oder nicht? Hier wird in der Tat sofort klar, wie haltbar und kirchlich die jetzige Lage von Bischof Williamson ist, und wie unhaltbar und unkirchlich die unseres sophistischen Autors!

Wenn man dazu weiß, daß der hier ungenannt gebliebene Autor besagten sophistischen Beitrags einst der Generalobere der von Erzbischof Lefebvre gegründeten Bruderschaft gewesen ist, so  bleibt nichts als grenzenloser Schmerz über solchen Niedergang. Nur die Klagelieder des Jeremias bieten hier noch einigen Trost: „Womit soll ich dich vergleichen, oder was soll ich dir ähnlich finden, Tochter Jerusalem? Was soll ich dir gleichstellen, daß ich dich tröste, Jungfrau, Tochter Sion? Denn groß wie das Meer ist dein Elend, wer kann dich heilen? Deine Propheten erschauten dir Trug und Torheit und deckten deine Verschuldung nicht auf, um dich zur Buße zu bewegen, sondern erschauten dir Sprüche des Truges und der Verstoßung. So hat der Herr ausgeführt, was er beschlossen, er hat sein Wort erfüllt, das er von den Tagen der Vorzeit her entboten; er hat zerstört ohne Schonung, hat den Feind über dich frohlocken lassen und das Horn deiner Bedränger erhöht“ (Klgl. 2,13.14.17).

(P. Bernhard Zaby)


“Pfeil Gottes”:

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“Pfeil Gottes”:
Die Priesterbruderschaft Benedikt XVI. (Neo-Bruderschaft) will sich wieder das Vertrauen der Gläubigen erschleichen
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Nein, dafür waren für uns die „vertraulichen“ Gespräche zu vertraulich! Diese vertraulichen Gespräche haben im geistigen Ehebruch bestanden. Den eigenen Gliedern mißtrauen, den eigenen Priestern das Vertrauen entziehen, aber vertraulich mit dem Feind, dem größten Feind, den es je in der Kirchengeschichte gab, händeschüttelnd Freundschaft schließen, das war für uns zu viel!
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Das also haben wir erlebt: Mißtrauen gegen die eigenen Priester, die ihrem Gewissen treu bleiben wollen, doch Freundschaft und Vertrauen schenken jenen, die Erzbischof Lefebvre hassen bis zur Vernichtung, jenen, die CHRISTUS verleugnen und sich im Kreise der Ketzer und Götzendiener tummeln. Jene, die Schuld tragen an Armut Krieg und Elend, am sittlichen Niedergang der Völker und schließlich Schuld tragen an der Vernichtung ganzer Nationen. Es sind jene, die die Verantwortung tragen an der Verdammung unzähliger Seelen!
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Was sagt Unsere Himmlische Mutter in Fatima?
„Wenn man tut, was ich sage, wird Friede sein. Wenn nicht, wird Rußland seine Irrtümer über die Welt verbreiten.
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Schenken Sie mit Ihrer Truppe weiterhin jenen das Vertrauen, die die Welt in den Irrtümern belassen und in den Abgrund stürzen, die Unzähligen die ewige Seligkeit rauben, schließen Sie ein Bündnis mit jenen, die Schuld tragen an den derzeitigen Verfolgungen der Christen, dem herannahenden Strafgericht, das schlimmer sein wird, als was die Welt je gesehen hat – doch rühren Sie nicht mehr an der Bruderschaft, die Erzbischof Lefebvre gegründet hat.

Pfeil Gottes  14.6.2013 00:08:08 auf Gloria.tv zur Nachricht: Fellay: Rom will uns nicht anerkennen


Bischof Richard Williamson: ASIENREISE

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Eleison-Kommentare Nummer CCCIX (309), 15. Juni 2013

Mons. Williamson3

Bischof Richard Williamson, FSSPX

Etliche Leser beklagten sich über den „Eleison Kommentar“ von vor zwei Wochen, welcher das Thema „gelähmte Autorität“ behandelte. Aus seiner Argumentation, daß bis die „drohende Züchtigung Gottes“ stattfindet, keine weitere katholische Kongregation mehr auf normaler katholischer Basis gegründet werden könne, schlußfolgerten diese Leser, daß ich annähme, ein Bischof könne nichts anderes mehr tun als auf diesen Eingriff Gottes zu warten. Doch warum hätte ich dann soeben eine zweiwöchige Asienreise unternommen, sowie jetzt eine Reise nach Irland? Auf ähnliche Weise schlußfolgerten diese Leser, daß ich keinen Bischof weihen würde. Wozu ich sage – so Gott will – : warten wir einfach ab.

Weil das Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. offensichtlich nach wie vor entschlossen ist, die Bruderschaft in die Arme des Konzilsrom zu führen, gibt es für einen Bischof viel zu tun, um Gläubige, welche am wahren Glauben festhalten wollen, zu besuchen und aufzurichten. Am 17. Juni 2012 schrieb der Generalobere Bischof Fellay an Benedikt XVI.: „Ich beabsichtige weiterhin jede Anstrengung zu unternehmen, um diesen Weg (der Versöhnung mit Rom) zu verfolgen, um die notwendigen Klarstellungen zu erreichen.“ Und in derselben Art schrieb er: „Leider wird in der derzeitigen Situation der Bruderschaft“ der römische Gegenvorschlag vom 13. Juni 2012 auf die Doktrinäre Erklärung des Bischofs von Mitte April 2012 „nicht akzeptiert werden.“ Sagt er damit nicht, daß es ein Glück gewesen wäre, wenn die Bruderschaft damals die römischen Bedi ngungen angenommen hätte?

Auf der einen Seite haben wir also diesen schriftlichen Beweis (veröffentlicht durch das Generalhaus) von Bischof Fellays Entschlossenheit, die Bruderschaft des Erzbischof Lefebvre auszuverkaufen. Auf der anderen Seite haben wir allerdings auch entgegengesetzte Zitate des Generaloberen an seinen französischen Distriktoberen, daß er (der Generalobere) dies „leider“ nur „im Namen des Papstes“ geschrieben habe, sowie Zitate von ihm an die Mutter Oberin des belgischen Karmel, daß er „niemals beabsichtigt habe, ein praktisches Abkommen mit Rom zu verfolgen.“ Leider ist Bischof Fellay so berüchtigt dafür, seine Worte an das jeweilige Publikum anzupassen, daß diese letztgenannten Zitate keineswegs seine Absicht widerlegen können, die Bruderschaft des Erzbischof auszuverkaufen. Seine erstaunliche Fähigkeit, sozusagen die geistige Wohnungsausstattung in seinem Kopf umzust ellen, verdient einen eigenen „Eleison Kommentar“. Inzwischen möchten wir die Frage stellen, ob es da noch verwunderlich ist, wenn die als „Widerstand“ entstehende Bewegung spontan auf der ganzen Welt entsteht?

Vom 24. Mai bis 6. Juni 2013 besuchte ich mit Hw. Chazal einen Großteil seiner Herde von ungefähr 400 Seelen. Dabei spendete ich über 50 Firmungen in Südkorea, den Philippinen und Singapur. Hw. Chazal ist eine echte Persönlichkeit; er verfügt über eine ausgezeichnete Einsicht und ist obendrein noch sehr witzig. Wenn Sie ihn jemals treffen sollten, so lassen Sie sich unbedingt seine Nachahmung eines indischen Politikers vorführen (er sagt, daß die Inder robust sind und „das vertragen können“).

In Südkorea verursachte die Kursänderung der Priesterbruderschaft einen scharfen Schnitt unter den Bruderschaftsgläubigen, mit dem Ergebnis, daß die Spenderin der ursprünglichen Bruderschaftskapelle nun eine weitere gestiftet hat. Ich hatte das Vergnügen, die Trauung ihrer Tochter durchzuführen. Auf den Philippinen war – gerade als ich ankam – ein älterer Priester, welcher vor einigen Jahren aus der Neukirche flüchtete, um mit der Bruderschaft zusammenzuarbeiten, nun dabei, aus der Neubruderschaft zu fliehen, um mit dem Widerstand zu arbeiten. Er dürfte mit dem Beginn eines Priesterseminars betraut werden, welches Hw. Chazal eröffnen möchte, sowie Meßzentren überall auf den zentralen Philippinen betreuen. An Arbeit wird es ihm also nicht fehlen. In Singapur, welches ein Paradebeispiel des westlichen Materialismus in der östlichen Hemisphäre darstellt, traf ich auf eine chinesisch e Familie und ihre Freunde, welche den Wandel der Bruderschaft zur Neubruderschaft durchschauen. Die Wahrheit wird auch die ExSPX, wie Hw. Chazal die Neubruderschaft nennt, untergraben – genau so, wie die Wahrheit die Neukirche des Novus Ordo untergräbt.

Es gibt also viele Seelen, welche auf ihrem Weg in den Himmel zu stützen sind. Habe ich irgendwelche Kandidaten, welche für die Bischofsweihe sich anbieten?

Kyrie eleison.


Rückblick: Eine Chronologie der FSSPX-Gespräche mit Rom

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August 2005: Papst Benedikt XVI. empfängt wenige Monate nach seiner Wahl den Generaloberen der Piusbruderschaft, Msgr. Bernard Fellay in Audienz. Der Papst äußert dabei den Wunsch, daß die Piusbruderschaft in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche zurückkehrt.

7. Juli 2007: Papst Benedikt XVI. erläßt das Motu Proprio Summorum Pontificum und erlaubt allgemein für die gesamte Kirche die Feier der überlieferten, sogenannten „tridentinischen“ Messe nach dem Missale von 1962 als „außerordentliche Form des römischen Ritus“.

15. Dezember 2008: Msgr. Fellay bittet in einem Schreiben an die für die Gemeinschaften der Tradition zuständige Päpstliche Kommission Ecclesia Dei in seinem und im Namen der drei anderen Bischöfe der Bruderschaft um die Rücknahme des Exkommunikationsdekrets der Bischofskongregation vom 1. Juli 1988. Er sichert die Anerkennung des päpstlichen Primats und des päpstlichen Lehramtes zu.

21. Januar 2009: Die Bischofskongregation hebt mit Dekret die „Exkommunikation“ der vier Bischöfe Bernard Fellay, Alfonso de Gallareta, Bernard Tissier de Mallerais und Richard Williamson auf.

8. Juli 2009: Papst Benedikt XVI. lädt die Piusbruderschaft zu Gesprächen über Lehrfragen nach Rom ein, um die jeweiligen Positionen zu klären und die Möglichkeit einer Versöhnung auszuloten.

26. Oktober 2009: Am Sitz der Glaubenskongregation in Rom beginnen die theologischen Gespräche in einer „herzlichen, respektvollen und konstruktiven Atmosphäre“. In den kommenden anderthalb Jahren finden rund zehn solcher Gespräche statt.

14. September 2011: Kardinal William Levada, der Präfekt der Glaubenskongregation, übergibt dem Generaloberen der Priesterbruderschaft in Rom eine „Doktrinelle Präambel“. Die Anerkennung und Unterzeichnung der „Präambel“ wird vom Heiligen Stuhl zur Bedingung für die kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft gemacht. Rom teilt mit, daß „nicht-substantielle“ Änderungsvorschläge an der Formulierung möglich sind.

7. Oktober 2011: Am italienischen Distriktsitz in Albano Laziale bei Rom tagen die Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und beraten über die Antwort auf die „Doktrinelle Präambel“. Trotz Meinungsverschiedenheiten wird die Position des Generaloberen Fellay gestärkt, konstruktiv auf eine Einigung hinzuarbeiten und Änderungsvorschläge für „nicht annehmbare“ Teile der Präambel auszuarbeiten.

21. Dezember 2011: Die Piusbruderschaft übermittelt Rom eine erste Antwort, die von Rom jedoch nicht als solche betrachtet wird.

14. Januar 2012: Msgr. Fellay übermittelt Rom eine zweite Antwort der Bruderschaft, die vom Heiligen Stuhl als solche entgegengenommen und einer eingehenden Prüfung unterzogen wird.

16. März 2012: Kardinal Levada erklärt Msgr. Fellay bei einem Treffen in Rom, daß die bisherige Antwort der Piusbruderschaft „ungenügend“ ist und der Heilige Stuhl sich innerhalb eines Monats eine endgültige Antwort erwartet, ohne diese Aufforderung an ein Ultimatum zu knüpfen.

26. März 2012: In den Kirchen und Kapellen des Deutschen Distrikts der Bruderschaft wird ein Schreiben des Distriktoberen Pater Franz Schmidberger verlesen, in dem er von „begründeten Hoffnungen auf eine zufriedenstellende Lösung“ spricht, durch die „alle Kräfte der Tradition in der Kirche gestärkt würden“.

14. April 2012: Zwischen der Piusbruderschaft und deren römischen Gesprächspartnern einigt man sich in intensiven Kontakten auf eine Formulierung, die für beide Seiten annehmbar ist und auch Papst Benedikt XVI. „persönlich überzeugt“ habe [P. Thouvenont in einem Rundschreiben vom 25. Juni 2012].

Bischof Fellay informiert die Priester der Bruderschaft, daß ein akzeptabler Text für die Antwort vereinbart werden konnte, die er dem Heiligen Stuhl zukommen lassen werde. Sie beruht auf zwei Grundsätzen: 1) daß von der Bruderschaft keine Abstriche im Glauben und dem, was sich davon herleitet verlangt werden (Liturgie, Sakramente, Moral, Disziplin); 2) daß der Bruderschaft wirkliche Handlungsfreiheit gewährt wird, die ihre Entwicklung möglich macht.
Die sich abzeichnende Einigung löst innerhalb der Bruderschaft Nervosität aus: Die anderen drei Bischöfe der Bruderschaft sprechen in internen Schreiben ihr Mißtrauen über das Entgegenkommen Roms aus und warnen vor einer möglichen „Falle“.

16. April 2012: Katholisches.info berichtet: „Die Einigung zwischen Rom und Piusbruderschaft scheint besiegelt“.

17. April 2012: Bischof Fellay übergibt dem Heiligen Stuhl im Namen der Bruderschaft eine „Glaubenserklärung“, mit „Präzisierungen“ zur „Doktrinellen Präambel“, wie es vorher mit Rom „informell abgestimmt“ [P. Niklaus Pfluger] worden war. Zur definitiven Einigung scheint nur mehr die formelle Zustimmung Roms zu fehlen.

18. April 2012: Der Heilige Stuhl bestätigt den Eingang der Antwort. Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi spricht von einer „ermutigenden“ Antwort, die „ein Schritt vorwärts“ ist. Die Erklärung werde von der Glaubenskongregation geprüft und dann dem Papst vorgelegt, so der Vatikan-Sprecher, der für die Prüfung durch Rom mit „einigen Wochen“ rechnet. Er gibt bekannt, daß am Ende die endgültige Fassung der Präambel veröffentlicht wird, auf die man sich einigt, nicht aber die ursprüngliche Fassung vom September 2011. Noch „können wir die Gespräche nicht als positiv abgeschlossen betrachten“, aber, „wer die Antwort der Lefebvrianer gelesen hat, hält sie für deutlich verschieden von der vorherigen“.
Vatikanisten rechnen damit, daß die Einigung und die kanonische Errichtung der Bruderschaft als Personalordinariat unmittelbar bevorstehen. Das Generalhaus der Bruderschaft warnt offiziell vor übertriebener Euphorie: „Es handelt sich um einen Etappe, nicht um den Abschluß.“ Inoffiziell ist man sich der Einigung so gut wie sicher.

29. April 2012: Beim Spes-Unica-Sonntag in Hattersheim erklärt Pater Niklaus Pfluger, der 1. Assistent von Bischof Fellay: „Die Verhandlungen der vergangenen beiden Jahren haben offenkundig werden lassen, daß die unterschiedlichen Standpunkte in zentralen Fragen der Kirchenlehre nicht überbrückt werden können. In den vergangenen Wochen wurde nun deutlich, daß Papst Benedikt XVI. so sehr an einer kanonischen Lösung für die Bruderschaft interessiert ist, daß er bereit ist, mit ihr ein Abkommen zu schließen, auch wenn diese die strittigen Texte des II. Vatikanischen Konzils und die Neue Messe nicht anerkennt.“ Papst Benedikt XVI. verlange heute weniger von der Bruderschaft, als Erzbischof Lefebvre 1988 zu akzeptieren bereit war.

2. Mai 2012: Der Vatikanist Andrea Tornielli schreibt, daß innerhalb Mai die Prüfung der „Glaubenserklärung“ abgeschlossen sein werde, die die Piusbruderschaft in die volle Einheit mit Rom führen dürfte.

10. Mai 2012: Msgr. Juan Ignacio Arrieta, der Sekretär des Päpstlichen Rats für die Gesetzestexte bestätigt, daß es keine doktrinellen Hindernisse für eine Einigung mit der Piusbruderschaft gebe: „Ich denke, daß wir die doktrinellen Probleme klären konnten, auch wenn es nicht leicht war, dies schriftlich zu Papier zu bringen.“

3. Mai 2012: Der deutsche Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse erklärt in Rom nach einem Gespräch mit Kurienkardinal Kurt Koch in einem KNA-Interview, daß ihm der Kurienkardinal versichert habe, dass die Piusbrüder das nachkonziliare Lehramt und damit die Autorität des II. Vatikanum  anzuerkennen haben. Das gelte auch für «besonders sensiblen» Frage wie das Bekenntnis zur Religionsfreiheit und das Verhältnis zum Judentum. Da gebe es «kein Zittern und Zaudern seitens des Vatikan», habe ihm Kardinal Koch erklärt. Diese Fragen seien „Essentials, bei denen der Vatikan nicht nachgeben“ werde.

12. Mai 2012: Bischof Fellay trifft sich in Rom mit Vertretern der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei zu einem „positiven“ Gespräch“, bei dem der Generalobere den sicheren Eindruck gewinnt, daß eine Einigung zum Greifen nahe ist. Die Antwort der Bruderschaft in Form der „Glaubenserklärung“ wird von Ecclesia Dei als befriedigend betrachtet.

16. Mai 2012: Die Vollversammlung der Glaubenskongregation (der aus dem deutschen Sprachraum die Kardinäle Kardinäle Christoph Schönborn, Walter Kasper, Kurt Koch und der Bischof von Regensburg Gerhard Ludwig Müller angehören) prüft auf ihrer Sitzung die Antwort der Piusbruderschaft und formuliert „einige Beobachtungen, welche in weiteren Diskussionen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Bruderschaft Beachtung finden werden“. Die „Situation“ der drei Bischöfe der Piusbruderschaft soll wegen ihres bekanntgewordenen Schreibens gegen eine Einigung mit Rom „getrennt und einzeln beurteilt werden“.
In diesem Zusammenhang werfen Kardinäle die Frage auf, ob man denn wisse, wer noch welches Gewicht in der Bruderschaft habe und ob sich selbst bei einer Einigung, durch eine Spaltung der Bruderschaft anschließend nicht das Problem erneut stelle. Irritiert zeigen sich die Mitglieder der Glaubenskongregation zudem über Indiskretionen auf Seiten der Bruderschaft, die Gegnern einer Einigung zugeschrieben werden.

Kardinal Albert Malcolm Ranjith, der Erzbischof von Colombo erklärt, bereit zu sein, die Leitung des Priesterseminar seines Erzbistums der Piusbruderschaft anzuvertrauen.

20. Mai 2012: Bischof Fellay erklärt in Wien zu einer möglichen Einigung: „Ich kann Euch versichern, es ist der Wille des Papstes, daran gibt es keinen Zweifel. Aber zweifelsohne ist es nicht der Wille aller in der Kirche.“

7. Juni 2012: Bischof Fellay erklärt in einem DICI-Interview: „Bei uns mißtraut man Rom, weil man zu viel Unannehmlichkeiten erlitten hat; darum denkt man, daß es sich um eine Falle handeln könnte. Es ist wahr, daß unsere Feinde von diesem Angebot als von einer Falle träumen können; aber der Papst, der wirklich diese kirchenrechtliche Anerkennung will, schlägt sie uns nicht als eine Falle vor, was das römische Angebot dem Recht und den Tatsachen nach erlaubt. Ja, es ist der Papst, der dies will, und ich habe es öfter wiederholt. Ich besitze hinreichend genaue Elemente, um zu behaupten, daß das, was ich sage, wahr ist. […] Ich glaube, daß, wenn meine Mitbrüder sehen und verstehen, daß es dem Recht und den Tatsachen nach im römischen Vorschlag eine wirkliche Möglichkeit für die Bruderschaft gibt, „alles in Christus zu erneuern“, trotz aller Verwirrung, die in der Kirche heute noch besteht, sie ihr Urteil korrigieren könnten ‑ nämlich mit dem kanonischen Statut in der Hand und den Tatsachen vor Augen.“

9. Juni 2012: Kardinal Levada wird von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen und berichtet diesem über den Stand der Gespräche und das Votum der Glaubenskongregation.

13. Juni 2012: Bischof Fellay reist auf Einladung von Kardinal Levada nach Rom, in der begründeten Annahme, die Einigung besiegeln zu können. Statt dessen übergibt der Kardinal eine Neufassung der „Doktrinellen Präambel“, mit der man, so Bischof Fellay, wieder am „Ausgangspunkt“ angelangt“ ist. Der Inhalt der „Präambel“ bleibt weiterhin geheim.

Ebenso wird Fellay ein Vorschlag für eine mögliche kirchenrechtliche Anerkennung der Bruderschaft als Personalprälatur übergeben. Bischof Vitus Huonder von Chur erklärt am selben Tag dem St. Galler Tagblatt, daß er sich eine baldige Einigung erwarte.

14. Juni 2012: Vatikan-Sprecher Lombardi sagt vor Journalisten, daß die von Kardinal Levada übergebene Neufassung der „Präambel“ „nicht exakt“ aber weitgehend dem am 15. April von Bischof Fellay übergebenen Vorschlag entspreche. „Es ist klar, daß der Ball nun bei der Piusbruderschaft liegt“, so Lombardi, diese habe zugesagt, ihre Antwort „in einem annehmbaren Zeitraum“ vorzulegen. Nun sei „die letzte Etappe der Untersuchung der Situation durch die Bruderschaft angebrochen“, so der Vatikan-Sprecher, der zum Ausdruck bringt, daß der Heilige Stuhl auf eine Einigung hofft. Die Letztentscheidung, so Pater Lombardi, steht dem Papst zu.

20. Juni 2012: Der Vatikanist Andrea Tornielli schreibt, daß die Kardinäle am 16. Mai Zweifel zu verschiedenen Änderungs- und Präzisierungsvorschlägen der Bruderschaft aufgeworfen haben und Korrekturen an Formulierungen (vor allem zum II. Vatikanum) vornahmen, die sie für inakzeptabel hielten. Die Bruderschaft habe die neue Fassung der „Doktrinellen Präambel“ anzunehmen. Spielraum für neue Gespräche gebe es nicht. Der Papst teile verschiedene Bedenken seiner Mitarbeiter. Die Bischof Fellay übergebene neue „Präambel“ sei vom Papst genehmigt worden.

25. Juni 2012: Pater Christian Thouvenet, der Sekretär von Bischof Fellay teilt in einem internen Rundbrief an die Oberen der Bruderschaft mit, daß die von Bischof Fellay im April Rom übergebene „Glaubenserklärung“ im Vorfeld mit den römischen Gesprächspartnern abgeklärt wurde und – wie diese informell mitteilten – Papst Benedikt XVI. „persönlich überzeugt“ habe. Die neue Fassung der „Präambel“ entspreche hingegen faktisch der Erstfassung vom September 2011 und sei deshalb für die Bruderschaft „inakzeptabel“. Die Gespräche mit Rom seien an einem „toten Punkt“ angelangt.

26. Juni 2012: Papst Benedikt XVI. beginnt mit einem Umbau der Römischen Kurie durch den alle bisherigen Ansprechpartner in den Gesprächen mit der Piusbruderschaft ausgetauscht werden. Der amerikanische Dominikaner, Kurienerzbischof Augustine Di Noia wird zum Vize-Präsidenten von Ecclesia Dei ernannt. Seine Ernennung wird in der Piusbruderschaft begrüßt. Erzbischof Di Noia gehört einer anderen Richtung als Kardinal Levada an, was den Umgang mit den zwischen Heiligen Stuhl und Piusbruderschaft umstrittenen Punkt des II. Vatikanums betrifft. In einem ersten Interview erklärt er: „Die Gespräche gehen inzwischen seit drei Jahren weiter, aber der Heilige Vater will eine Sprache oder eine Weise finden, um alle zu versöhnen. Wir müssen alle I-Tüpfelchen setzen und denen von der Bruderschaft helfen, eine Formel zu finden, um ihre theologische Integrität zu bewahren. Die Einigung ist nahe, man muß ihr nur einen letzten Anstoß geben.“

28. Juni 2012: Radio Vatikan berichtet, daß jüngste Äußerungen von Bischof Fellay in Rom für „Irritationen“ gesorgt haben, in denen er erklärte, Rom verlange von der Bruderschaft nicht mehr, das gesamte II. Vatikanum zu akzeptieren. Die Glaubenskongregation habe daher auf ihrer Versammlung vom 16. Mai bekräftigt, daß die Annahme des vollständigen Lehramtes der katholischen Kirche Grundlage für eine Einigung ist.

30. Juni 2012: Papst Benedikt XVI. bestätigt auf Anfrage der Piusbruderschaft in einem Brief an Bischof Fellay, daß die Neufassung der „Präambel“ seinem Willen entspricht. Die Existenz des Schreibens wird am 16. September von Bischof Tissier de Mallerais bekanntgegeben und am 18. September vom deutschen Distriktoberen in einem Interview bestätigt.

2. Juli 2012: Papst Benedikt XVI. ernennt Bischof Gerhard Ludwig Müller von Regensburg zum neuen Präfekten der Glaubenskongregation und gleichzeitig Präsidenten von Ecclesia Dei. Die Ernennung wird von der Piusbruderschaft keineswegs begrüßt. Es kommt zu einem wenig freundlichen öffentlichen Schlagabtausch zwischen der Bruderschaft und dem neuernannten Glaubenspräfekten. Die Bruderschaft erwartet, daß die Gespräche durch die Ernennung „schwieriger“ werden.

7.-14. Juli 2012: Das Generalkapitel der Piusbruderschaft tagt in Econe. Bischof Richard Williamson wird vom Generaloberen wegen „anhaltendem Ungehorsam“ die Teilnahme verweigert. Die Entscheidung wird von 29 von 38 Oberen gutgeheißen. Das Generalkapitel formuliert drei unverzichtbare Voraussetzungen für eine Einigung mit Rom: 1) den ausschließlichen Gebrauch des Missale von 1962, 2) die Freiheit, Kritik an den „Irrtümern oder den Neuheiten des Modernismus, des Liberalismus, des Zweiten Vatikanischen Konzils und deren Folgen“ üben zu dürfen, 3) die Garantie zumindest eines Bischofs. In der öffentlichen Schlußerklärung heißt es: „Wir haben die notwendigen Bedingungen für eine eventuelle kanonische Normalisierung definiert und angenommen. Es wurde festgelegt, daß in diesem Fall vorher ein außerordentliches, beschließendes Kapitel einberufen wird.“

25. Juli 2012: Der Pressesaal des Heiligen Stuhls gibt bekannt, daß Rom die öffentliche Erklärung des Generalkapitels nicht als Antwort betrachtet. Rom erkenne jedoch eine Gesprächsbereitschaft. Technische Fragen, wie einen exemten Status der Bruderschaft, die sie dem Einfluß der Diözesanbischöfe entzieht, gelten als lösbar, wie der Vatikanist Tornielli berichtet. Im Vatikan, so Tornielli, betone man, daß die Neufassung der „Präambel“ durchaus „verschiedene von Bischof Fellay formulierte Vorschläge und Anregungen“ berücksichtigt. Es handle sich daher um keinen „Rückschritt“, als hätte es die Gespräche nie gegeben.

Zwei Punkte der Präambel seien wieder in die Präambel eingefügt worden, einer auf Wunsch der Glaubenskongregation, der andere auf Wunsch des Papstes. In der Glaubenskongregation gebe es starke Widerstände gegen die Vorstellung, daß Konzilsdokumenten auch nur in Teilen „Irrtümer“ zugeschrieben werden. Man erwarte sich von der Piusbruderschaft, zwischen den Konzilsdokumenten und ihrer Interpretation zu unterscheiden und anzuerkennen, daß das Lehramt von keiner anderen Instanz beurteilt werden könne. Der zweite Punkt betrifft den Novus Ordo Missae. Der Heilige Stuhl erwartet sich, daß die Piusbruderschaft bei aller Kritik an Mißbräuchen und aller Diskussion über die Liturgiereform und deren Umsetzung, deren Lizeität anerkennt.

6. September 2012: Die Piusbruderschaft teilt der Kommission Ecclesia Dei mit, daß sie für Reflexion und Studium der Vorschläge des Heiligen Stuhls mehr Zeit braucht, um Rom eine angemessene Antwort geben zu können.

10. September 2012: Bischof Fellay schließt zwei amerikanische Priester der Bruderschaft wegen „Ungehorsams“ aus. Beide waren entschiedene Gegner einer Einigung mit Rom.

18. September 2012: Pius.info veröffentlicht ein Interview mit Pater Schmidberger, dem deutschen Distriktoberen der Piusbruderschaft. Dieser gibt bekannt, daß Papst Benedikt XVI. auf Anfrage bestätigt hat, daß die am 13. Juni Bischof Fellay übergebene „Präambel“ von ihm genehmigt wurde und daher seinem Willen entspricht. Aus dem Kontext läßt sich entnehmen, daß Rom zwei Punkte fordert: 1.) die Anerkennung der „Lizeität“ (Erlaubtheit) des Novus Ordo Missae und 2.) die Bestätigung des Vorhandensein einer Kontinuität des II. Vatikanums und des nachkonziliaren Lehramtes mit dem früheren Lehramt und den vorausgegangenen Konzilien.

2. Oktober 2012: Der neue Glaubenspräfekt, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller sagt in einem Interview mit dem National Catholic Register von EWTN: Die Piusbruderschaft müsse „eine gewisse Form der Entwicklung in der Liturgie akzeptieren. Der Heilige Vater hat den ewig gültigen Wert der außerordentlichen Form der Liturgie anerkannt, aber dort müssen sie auch anerkennen, daß die neue ordentliche Form der Liturgie, die nach dem Konzil entwickelt wurde, gültig und rechtmäßig ist“. Befragt, wie die Gespräche weitergehen würden sagte er: „Ich bin immer voll Vertrauen in unseren Glauben und optimistisch. Wir müssen beten, daß es einen guten Willen und Einheit in der Kirche gibt.“

6. Oktober 2012:  Glaubenspräfekt Müller erklärt im NDR: „Diese Bruderschaft ist für uns kein Verhandlungspartner, weil es über den Glauben keine Verhandlungen gibt.“ Und weiter: „Es gibt keine Ermäßigungen was den katholischen Glauben angeht, gerade wie er auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil gültig formuliert worden ist. […] Das Zweite Vatikanische Konzil steht nicht im Gegensatz zur gesamtkirchlichen Tradition, allenfalls im Gegensatz zu mancher falschen Interpretation des katholischen Glaubens.“

18. Oktober 2012: Pater Pfluger der 1. Assistent von Bischof Fellay erklärt in einem Interview mit der Kirchlichen Umschau (Ausgabe November): „Es gibt in Rom Gegner einer kirchenrechtlichen Regularisierung der Bruderschaft. Denn eine offizielle Anerkennung der Bruderschaft wäre ja das Signal, daß die Epoche des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Kirchengeschichte geendet hat und ein neues Kapitel beginnt. Das paßt natürlich den Konziliaren nicht; für sie wäre eine Anerkennung der Priesterbruderschaft St. Pius X. nicht nur ein Affront, sondern eine Infragestellung des Konzils, also ein Debakel. Offenbar konnten sie sich durchsetzen.“

23. Oktober 2012: Bischof Richard Williamson wird wegen „anhaltenden Ungehorsams“ aus der Bruderschaft ausgeschlossen. Der Beschluß dazu war bereits am 4. Oktober gefaßt worden, dem Bischof jedoch eine Frist eingeräumt worden, sich unterzuordnen, die er ungenützt verstreichen ließ.

27. Oktober 2012: Der Heilige Stuhl räumt der Piusbruderschaft mehr Zeit für eine Antwort ein. In einer Stellungnahme der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei heißt es, bei den Gesprächen zwischen Rom und Ecône brauche es „Geduld, Ernsthaftigkeit und Durchhaltevermögen“.

1. November 2012: In der November-Ausgabe des deutschen Mitteilungsblattes der Bruderschaft schreibt Pater Schmidberger: „Die Gespräche mit Rom wegen einer Normalisierung unserer Beziehungen zum Heiligen Stuhl sind ins Stocken geraten – von einem Scheitern zu sprechen ist allerdings übertrieben und wird der Sache nicht gerecht.“

3. November 2012: Msgr. Guido Pozzo, der Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei wird von Papst Benedikt XVI. zum Päpstlichen Almosenier ernannt und verläßt die Kommission.

6. November 2012: Die Kommission Ecclesia Dei erteilt auf Anfrage eine negative Antwort, ob ein Gläubiger durch den Besuch einer von einem Priester der Piusbruderschaft zelebrierten Heiligen Messe die Sonntagspflicht erfüllt. Sie widerspricht damit einer Antwort derselben Kommission vom 18. Januar 2003, die lautete: „Im strikten Sinn können Sie Ihre Sonntagspflicht erfüllen, indem Sie einer Messe beiwohnen, die von einem Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. zelebriert wird.“

11. November 2012: In Paris spricht Bischof Fellay über das „Stocken“ der Gespräche, für die er „widersprüchliche Signale“ Roms und „Sabotage“ durch Teile der Kirche verantwortlich macht.

28. Dezember 2012: Für mediales und innerkirchliches Aufsehen sorgt ein Vortrag von Bischof Fellay im kanadischen New Hamburg. Der Generalobere der Piusbruderschaft fragte: „Wer hat sich während dieser Zeit am meisten widersetzt, daß die Kirche die Bruderschaft anerkennt? Die Feinde der Kirche. Juden, Freimaurer, Modernisten.“

18. Januar 2013: Es wird bekannt, daß der Vize-Präsident von Ecclesia Dei, Kurienerzbischof Di Noia bereits vor Weihnachten Bischof Fellay einen umfangreichen persönlichen Brief geschickt hat (der Originalbrief), den dieser Anfang 2013 allen Priestern der Bruderschaft zukommen ließ. Di Noia bekräftigt darin, daß die Fortsetzung des Dialogs ein „großer Wunsch“ Papst Benedikts XVI. ist und unterbreitet in dem Schreiben neue Lösungsansätze, um zu einer Einigung zu gelangen. Unter anderem solle die Frage nach der Haltung gegenüber umstrittenen Punkten des II. Vatikanums offenbleiben und einer zukünftigen Entscheidung überlassen werden.

20. Januar 2013: Bischof Charles Morerod von Genf-Lausanne-Freiburg, der Mitglied der vatikanischen Theologendelegation war, die von 2009-2011 mit der Piusbruderschaft Lehrgespräche führte, bekräftigt mit einem Dekret, daß Priestern der Piusbruderschaft in seiner Diözese die Nutzung von Kirchen und Kapellen untersagt ist, da sie a divinis suspendiert sind.

1. Februar 2013: Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kurienerzbischof Müller, gibt der Tageszeitung Die Welt ein Interview, das auch von der Piusbruderschaft als „katholisch“ bezeichnet wird: „Das könnte eine Erklärung für seine nicht besonders verständnisvolle Haltung gegenüber der Piusbruderschaft sein: ‚Wir brauchen keine Piusbruderschaft‘, – prägnant zusammengefaßt –, ‚wir sind selber katholisch‘.“ So die Reaktion auf Pius.info.
Auf die Frage, wie es mit der Aussöhnung mit der Piusbruderschaft weitergeht, sagt der Glaubenspräfekt: „Einfach und schwer. Die Glaubenskongregation hat der Priesterbruderschaft die Dogmatische Präambel vorgelegt. Die beinhaltet nichts als die Ganzheit des katholischen Glaubens, wo legitimerweise dem Papst die letztverbindliche Lehrautorität zusteht. Daraufhin ist bis jetzt keine Antwort erfolgt. Wir warten aber nicht endlos.“

[Update 7.2.2012: Es wurde auf den Rundbrief von Pater Thouvenot (25. Juni 2012) verlinkt.

Text: Giuseppe Nardi

Quelle: Katholisches.info



Der Neue Ordo der Heiligen Messe [N.O.M.] –“Die Einheit in der Irrlehre”?

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(1. Fortsetzung)

1. Die Liturgiereform ist nicht mehr römisch

Wenn wir sagen “die Liturgiereform”, so verstehen wir darunter keinesfalls bloß die Konzilskonstitution “Sacrosanctum Concilium” und auch nicht nur die einander ohne Unterbruch folgenden Wogen der Reform, wie wir sie nun seit 4 Jahren zur Genüge kennengelernt haben, und deren Authenzitität nur relativer Natur ist wie dies bei allen Beschlüssen von Bischofskonferenzen und auch bei jenen nur zeitweilig geltenden Bestimmungen von einem “Concilium ad exsequendam constitutionem liturgicam” der Fall ist, wenn sie nicht überhaupt nur durch missbräuchliche Ausübung dieser untergeordneten Autorität zustande gekommen sind.

— Wir meinen vielmehr jene “Liturgiereform”, wie sie von Seiner Heiligkeit, Papst Paul VI, in eigener Person beschlossen, der ganzen lateinischen Kirche vorgeschrieben, von ihm autorisiert und feierlich bekanntgemacht wurde, sei es nun in seiner Konstitution vom 3. April 1969 oder durch sein Motu proprio vom 14. Februar 1969. Es kann also gar kein Zweifel bestehen: Die Liturgiereform, die wir ablehnen, ist weder eine konziliäre noch eine von den Bischöfen beschlossene: sie ist in Wirklichkeit eine päpstliche Reform, und zwar in dem Sinne, als dass sie vom Bischof von Rom konzipiert und für die ganze lateinische Kirche angeordnet wurde.
Aus dieser Tatsache folgt auch der Ernst und das Schwerwiegende unserer Feststellung: Obwohl diese “Liturgiereform” das Werk des römischen Bischofs ist, kann sie nicht beanspruchen, römisch zu sein, eine Tatsache, die noch weiterer Erläuterungen bedarf.
Wie wir an anderer Stelle bewiesen haben — und wir erinnerten unsere Leser zu diesem Zweck gleich zu Anfang wieder daran — haben die Römischen Päpste im Laufe der Jahrhunderte niemals aufgehört, die Heilige Liturgie in feierlichen Kundgebungen bekanntzumachen, sie zu begründen oder sogar zu korrigieren; doch haben alle diese feierlichen Kundgebungen nur den einen Sinn und die eine Bedeutung gehabt: sie haben dabei niemals auf etwas anderes abgezielt als auf die Befestigung, Begründung und bisweilen auch Wiederbegründung der “Einheit in der Übereinstimmung und Gleichförmigkeit der liturgischen Riten, Gebräuche und Gebete”. — Die Römischen Päpste haben nie aufgehört, alle Partikularkirchen unter das “süße Joch der heiligen Römischen Liturgie herbei- oder zurückzuführen, unter das Joch der gleichen Sprache, der gleichen liturgischen Gebete und der gleichen Riten und Gebräuche. Dabei entsprang dieses Werk der Römischen Päpste — wie wir ja ebenfalls gesagt haben — keinesfalls irgendeiner Art von Laune oder lokalpatriotischem Eigensinn, oder gar, wie man vielleicht sagen möchte, den noch vorhandenen Überresten des alten römischen und cäsarischen Dranges, sich die ganze Welt zu unterwerfen und gleichzuschalten: Dieses Werk der Einheit in der Liturgie entsprach nur den höchsten und gebieterischsten Erfordernissen, da es nicht der Wertebene des Profanen, sondern dem Ordnungsbereich des Göttlichen angehörte.

Wenn die Römische Kirche mit Papst Gregor VII wünschte, dass alle Menschen zur Kenntnis nehmen möchten, dass sie nicht die Absicht hege, ihre Kinder, die sie für Christus nährt, aus verschiedenen Brüsten noch mit verschiedenen Arten Milch zu stillen, so einzig und allein aus dem Grunde, “damit sie alle eins seien” und “damit es keine Spaltungen unter ihnen gebe”; wenn sie ferner mit dem heiligen Papste Pius V die Liturgie wieder an die “alte” Regel des Gebetes anpasste, so auch hier wiederum nur aus der berechtigten Furcht heraus, die Einheit der Gläubigen, die doch zu dem Zwecke besteht, den gleichen Gott in einer einzigen Sprache “uno cum ore” anzubeten und zu verherrlichen, — möchte durch diese voneinander abweichenden neuen liturgischen Offizien zerrissen werden. Und es ist die ständige Sorge um die Einheit und Gleichförmigkeit im Wortlaut der priesterlichen Gebete, die schon von den Aposteln festgelegt wurden und auf der ganzen Welt in gleichförmiger Weise für die ganze katholische Kirche Geltung haben, “es ist die ständige Sorge um den gleichen Brauch in den heiligen Handlungen und das Singen der Psalmen, es ist die Sorge um eine allgemein verbindliche Richtschnur für die heiligen Offizien: es ist diese erste Sorge, die vorherrschte, als der heilige Papst Pius V im Juli 1570 das Missale Romanum feierlich promulgierte: “weil es sich geziemte — so sagte der heilige Papst — und weil es sogar höchst notwendig erschien, dass es in der Kirche Gottes nur eine Art und Weise gibt, die Psalmen zu singen und das heilige Messopfer zu feiern, blieb Uns nichts anderes übrig, als uns so rasch wie möglich mit der Herausgabe des Missale Romanum zu befassen, das noch fehlte”.

Haben wir den Mut, es ganz offen auszusprechen:

Wenn der gegenwärtig regierende Stellvertreter Christi dieses Anliegen seines heiligen Vorgängers auf dem Stuhle Petri um die Einheit der Liturgiereform auch zur Kenntnis genommen hat, wird er diesem Anliegen in der praktischen Verwirklichung doch untreu: Er widerspricht ihm in ganz unzweideutiger Weise. — Dass er davon Kenntnis genommen hat, ersehen wir aus dem vorletzten Paragraphen seiner Apostolischen Konstitution “Missale Romanum”:

“Schließlich wollen wir allem was wir weiter oben über das neue Missale Romanum dargelegt haben, Gesetzeskraft verleihen. Als unser heiliger Vorgänger Papst Pius V seinerzeit die amtliche Veröffentlichung des Missale Romanum feierlich bekanntgab, geschah dies vor allem aus der Absicht heraus, der Kirche damit ein Instrument für ihre Einheit in der Liturgie und einen Zeugen der Reinheit ihres Gottesdienstes zu schenken.
Wenn Wir in diesem neuen Missale auch legitimen Abweichungen und begründeten Abänderungen jenen Platz einräumen, der ihnen nach Beschluss des II. Vatikanischen Konzils zukommen soll, so hoffen wir doch, dieses neue Missale werde von den Gläubigen als ein Zeichen und Instrument der gegenseitigen Einheit aller aufgenommen, so dass in der großen Verschiedenheit der Sprachen ein und und dasselbe Hochgebet wie der angenehme Duft von Weihrauch durch unsern Hohepriester Jesus Christus im Heiligen Geiste zum Vater im Himmel emporsteige.”

Das klingt sehr schön, nur können wir nicht verstehen, warum der Papst glaubt, dem Geiste seines seligen Vorgängers treu geblieben zu sein; wenn wir nämlich richtig verstanden haben, müssen wir, die Gläubigen, ausgerechnet das als “Zeichen und Instrument unserer gegenseitigen Einheit” annehmen, was uns in Wirklichkeit oft geradezu bis zum offenen und schroffen Gegensatz trennt. Warum denn eigentlich? Dort, wo der heilige Papst Pius V auf der Suche nach der Verwirklichung der Einheit, die Angemessenheit und sogar die Notwendigkeit des “einen und gleichen Ritus in der Feier der Heiligen Messe” bekräftigte, was, wenn wir uns daran zurückerinnern, keinesfalls nur als Äußerung seines privaten religiösen Denkens angesehen werden kann, sondern in Wirklichkeit nur die Konsequenz aus der universellen Tradition ist, die ihm seine Vorgänger überliefert hatten — dort also geht nun der Stellvertreter Christi, Paul VI, der erklärt, “die Einheit zu suchen”, hin und beteuert, diese durch die Verschiedenheit der Sprachen und die gegenseitigen Abweichungen der Riten für die Feier der Heiligen Messe” zu erlangen. Und dort, wo der heilige Papst Pius V glaubte, durch die Reform der neuen und beinahe von einem Bistum zum anderen voneinander abweichenden Eigenoffizien wieder zur alten “Regel des Gebetes” zurückzukehren, mit der Überzeugung, auf diese Weise jene “Gemeinschaft” aufrechtzuerhalten, die zu dem Zwecke besteht, den gleichen Gott auf eine und dieselbe Weise anzubeten und in Lobgesängen zu verherrlichen”, — gerade dort sucht der gegenwärtig regierende Papst diese “mutam omnium unitatem” im neuen Missale zu finden, welches angeblich legitime und verschiedenartige Abänderungen vorschreibt. Was immer man auch darüber sagen mag, eines ist sicher: in diesem Punkte besteht keine Übereinstimmung zwischen Gestern und Heute: Es zeichnet sich hier deutlich ein Schisma, ein Bruch und ein Widerspruch mit der Tradition ab; die Konstitution vom April 1969 widerspricht den Konstitutionen vom Juli 1568 und vom Juli 1570.

Gewiss, diese Idee des Heiligen Vaters ist nicht erst vor kurzem entstanden, sie durchzieht vielmehr als einer der unveränderlichen Grundsätze seines Denkens wie ein roter Faden seine Äußerungen seit dem 7. März 1965, und jene Leser, die unsere zwei vorhergehenden Studien zur Kenntnis genommen haben, mögen uns verzeihen, wenn wir sie nachfolgend nochmals mit dem Text jener Konstitution vom April 1969 bemühen:

“Die Kirche hat diese Maßnahmen als richtig erachtet; das Konzil hat sie ihr angeraten, und sie selbst hat sich dafür entschieden — und dies einzig und allein aus dem Grunde, den Reichtum ihrer Gebete dem Volke verständlich und begreiflich zu machen. (Als ob es vor Vaticanum II in all den Jahren keine Übersetzungen in die Volkssprache gegeben hätte! Anmerkung d. Übers.!)
Das Wohl des Volkes (!) erfordert dieses Bestreben, auf diese Weise die Beteiligung der Gläubigen am offiziellen und öffentlichen Gottesdienst der Kirche denselben zu ermöglichen, und wenn die Kirche hierbei auf die lateinische Sprache, diese heilige und geheiligte, schöne, äußerst ausdrucksvolle und elegante Sprache verzichtet, so willigt sie bei diesem Verzicht aus Ehrfurcht vor dieser sich nun anbahnenden, größeren Universalität, die es ihr ermöglicht, zu allen zu gelangen, in das Opfer ihrer eigenen Sprache, ihrer eigenen Zunge, ihres eigenen Selbstausdruckes ein.”

Genau diesen Worten entspricht der wesentliche Inhalt der letzten “Allgemeinen Instruktion” des Missale Romanum: Gerade in dem Augenblick, in welchem, wie wir noch sehen werden, die Idee des Opfers in der Heiligen Messe beinahe zur Unerkenntlichkeit aufgelöst und einem “neuen Eucharistieverständnis” mit seinen vagen Theorien geopfert wird, ermuntert man uns von höchster Stelle, großzügig unsere liturgische Einheit zugunsten unserer brüderlichen, obwohl auf alle Teile der Liturgie sich erstreckenden Verschiedenartigkeit zu opfern. Denn wohlgemerkt: Mit dieser neuen Bestimmung werden wir nicht nur dem Dynamismus unserer lebenden und nationalen Sprachen, sondern auch der ungeheuren Buntscheckigkeit unserer nationalen, provinzialen, ja sogar von Dorf zu Dorf schwankenden Gebräuchen ausgeliefert.

“Ratio insuper habeatur indolis diversarum linguarum et ingenii populorum — Man möge überdies Rücksicht auf den verschiedenen Charakter der verschiedenen Sprachen und den Geist und die Mentalität der Völker nehmen”. (Inst. Gener. Mis. Rom. Nr. 18).

Dies gilt auch für die Ausdrucksformen, Gebärden und Haltungen des Körpers. Die Gläubigen müssen den liturgischen Anweisungen der Diakone, Priester oder sonstiger Altardiener, welche von diesen während der Feier der Heiligen Messe erteilt werden, Gehorsam leisten, um auf diese Weise die Gleichförmigkeit in den Ausdrucksformen, Gebärden und Haltungen des Körpers zu gewährleisten (Gebärden und Haltungen, präzisiert vom Paragraph Nr. 21, den wir hier zitieren) “denn eine gemeinsame Haltung des Körpers ist das Zeichen und der Ausdruck der Gemeinschaft und der Einheit der Versammelten” (Nr. 20). Soweit, so gut. Doch nun kommt wieder ein einschränkendes “Et tarnen…” “Es ist Sache der Bischofskonferenz, die Gebärden und Haltungen des Körpers, wie sie im Ordo der Römischen Messe beschrieben sind, der geistigen Naturanlage (ingenio) des betreffenden Volkes anzupassen. (Nr. 21). Mit “geistiger Naturanlage” ist ohne Zweifel das rein profane und rein natürliche Genie dieser Völker gemeint, denn der gleiche Artikel geht noch genauer auf diesen Gegenstand ein:

“Man muss indessen darüber wachen, daß diese Ausdrucksformen und Körperhaltungen jederzeit und in allem dem Charakter eines jeden Abschnittes der Heiligen Messe entsprechen.” (Nr. 21) -

So gibt es also von nun an, was die Gläubigen betrifft, keine Einheit mehr, weder in der Sprache noch im symbolischen Sprachgebrauch, überall nur noch Verschiedenheit und Unterschiede. “Cuique suum” — “Jedem das Seine” ist nun die Parole: ein jeder darf nun seinen angeblich gleichen Glauben auf seine subjektive Art und Weise, nach seinem Fassungsvermögen und seinen Fähigkeiten, nach seiner Bildung und Gesittung ausdrücken — mit einem Wort: nach seinem Eigensinn. — Dieses Faktum ist neu und voll der Neuerungssucht, denn, wenn auch nach all den Tatsachen, die wir bis jetzt angeführt haben, durchaus zugegeben werden kann, dass nicht jede Neuheit und Neuerung in der Kirche Gottes gezwungenermaßen schlecht zu sein braucht, so möge man in den betreffenden Kreisen doch wenigstens so ehrlich sein und dieselbe nicht als der alten katholischen Glaubenstradition entspringend erklären und behaupten, sie stimme mit der bis anhin aufrechterhaltenen und gültigen Tradition der Kirche wesensmäßig überein. Man kann wohl rein subjektiv und gefühlsmäßig gesprochen, in aller Großzügigkeit und christlichen Liebe von der Aufgabe der einen und selben Sprache, des einen und selben Ritus sprechen, aber in keinem Fall kann und darf man diese bedauernswerten Vorgänge als der kirchlichen Tradition entsprechend nennen, denn die Tradition der Römischen Päpste ist in diesem Punkte klar und durch lehramtliche Erlasse scharf umrissen: ja, man kann und darf sie nicht einmal geistigen Fortschritt in der christlichen Liebe, und auch nicht a fortiori als “Gabe des Heiligen Geistes an unsere Zeit” bezeichnen. Der Papst kann wohl denken und es auch offen sagen:

“Nun aber ist schon seit geraumer Zeit die Liturgische Erneuerung gewachsen und hat sich im christlichen Volk immer mehr ausgebreitet. Sie muss nach den Worten von Papst Pius XII, unseres Vorgängers hochseligen Angedenkens, als eine Anordnung der Göttlichen Vorsehung für unsere Zeit betrachtet werden, als ein heilsames Wehen des Heiligen Geistes in seiner Kirche; diese Erneuerung hat auch klar gezeigt, dass die liturgischen Gebete des Missale Romanum durchgesehen und bereichert werden mussten…” (Ed. Typ. p. 7 et 8)

doch steht es ihm nicht zu, gegen die Tradition, gegen die universale Tradition seiner verewigten Vorgänger, noch gegen die noch umfassendere Tradition der Kirchenväter und Kirchenlehrer der vergangenen Jahrhunderte anzugehen, die ja immer wieder versichern, dass die Verschiedenheit der Sprachen und Gebräuche in der Kirche Gottes der “Stachel der Sünde” im Fleische und in der Seele der Menschheit bleibt, die, wenn sie auch bisweilen im Hinblick auf die Schwäche der Menschen geduldet werden kann, keinesfalls etwa als Ausfluss der mütterlichen Fürsorge oder als Frucht ihrer Mutterschaft oder gar etwa als Merkmal des liebevollen Einverständnisses mit dieser sprachlichen Zerrissenheit betrachtet werden könne.

Wenn nun schließlich die Ansprache vom 7.3.1965 und die Constitutio vom 3.4.1969 unsere Herzen und Gemüter auf die so oft versprochene und von der Menschheit so sehnlichst erwartete Einheit im Gehorsam des einen und selben Glaubens ausrichtet, so ist dazu zu bemerken, dass die Tradition im Verschwinden der Verschiedenheit der Sprachen schon immer die conditio sine qua non für eine Verwirklichung jener Prophetie gesehen hat, die wir im Alten Testament beim Propheten Sophonias in glühenden Farben geschildert finden:

“Darum wartet nur auf den Tag — Spruch des Herrn — da ich als Kläger aufstehen werde! Denn mir steht das Recht zu, Völker vorzuladen, Reiche zu versammeln, meinen Grimm über sie auszugießen, all meine Zornesglut. Ja, im Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt. Fürwahr, dann werde ich den Völkern ganz andere, reine Lippen (“eine auserwählte Sprache” — linguam electam — heißt es in der arabischen Übersetzung.) verleihen, dass sie alle den Namen des Herrn anrufen und einmütig ihm dienen. Von jenseits der Ströme von Kusch werden meine Anbeter mir Opfer bringen, die Gemeinde meiner Zerstreuten.” (Sophonias, 3 ,8 —10)

Um keine unnötigen Worte zu verlieren, geben wir nachstehend für unsere Leser die allgemeine Erklärung dieser Stelle wieder, die uns dafür sicher dankbar sein werden.

“Der Prophet spielt hierbei auf die Einheitlichkeit im Sprachgebrauch und auf die Einheit der Sprachen an, die im Zustand der Unschuld und des Naturgesetzes im Paradies bestanden. Tatsächlich ehrten Adam und Eva Gott im Paradiese wie aus einem Munde, in der einen und selben Sprache, die wohl zweifelsohne die hebräische war, und desgleichen taten auch ihre Nachkommen. Nun aber wurde diese eine Sprache durch die Sünde und den Hochmut der Erbauer des Turmes von Babel entheiligt und befleckt, so daß Gott, der Herr, sprach: (Genesis 11,6) — Siehe, sie sind ein Volk und nur eine Sprache haben sie alle; das ist aber erst der Anfang ihres Tuns. Nichts von dem, was sie vorhaben, wird ihnen hinfort unmöglich sein. Wohlan, lasset uns hinabsteigen! Wir wollen dort ihre Sprache verwirren, dass keiner mehr die Sprache des anderen versteht! Und der Herr zerstreute sie von da aus über die ganze Erde hin; sie hörten mit dem Städtebau auf. — (Gen. 11,6-8) Und so spaltete sich die frühe Menschheit durch das besondere Eingreifen Gottes in 70 Sprachfamilien und Dialekte auf. Darum verspricht Gott auch in dieser Prophezeiung, der Menschheit durch seinen Sohn Jesus Christus diese ursprüngliche, auserlesene, einheitliche und reine Sprache wieder zurückzugeben, was er denn auch getan hat, als er seinen Heiligen Geist in Gestalt von Feuerzungen auf die Apostel herabsteigen ließ, durch welche sie befähigt wurden, dem wahren Gott mit Inbrunst und in Herzensreinheit zu verherrlichen und alle Völker im Glauben zu lehren und sie anzuspornen, wie aus einem Munde, wie mit einer Zunge, im einen und selben Geiste und aus dem einen und selben Glauben an Gott zu beten, den wahren Gott zu bekennen, ihn zu loben, ihn anzubeten und ihn anzurufen. Und diese unvergleichliche, von Gott auserwählte Sprache ist das einzigartige Bekenntnis, das einzigartige Gotteslob, das einzigartige Gebet und die einzigartige Verkündigung Gottes. — (…) Der heilige Augustinus bemerkte zum Psalm LIV: ‘Gott spaltete die Sprache der Menschen anlässlich des Turmbaues von Babel, aus der Besorgnis heraus, sie würden, falls sie sich noch weiterhin verstünden, eine gottlose, abwegige Einheit schaffen.’ — Durch den Hochmut der Menschen ist die Sprache der Menschheit aufgespalten worden, durch die Demut der Apostel wird ihre Einheit wieder hergestellt. Der Geist der Hoffart zerstreut die Sprache in alle Winde, der Heilige Geist aber versammelt sie wieder aus allen Winden. Als der Heilige Geist auf die Apostel hinabgesandt wurde, sprachen diese in der Tat in allen Sprachen, und so wurden alle verschiedenen Sprachen zu einer einzigen zusammengeführt. Deshalb geziemt es sich auch, dass die Heiden, solange sie noch unter dem Joch des Zornes Gottes leben, in verschiedene Sprachen zerfallen sind. Wenn sie aber eine einzige Sprache wünschen, so mögen sie zur Kirche kommen; die Verschiedenheit der Sprachen ist das Gesetz des Fleisches, denn nur im Glauben der Kirche finden sie ihre Einheit.” — (Cornelius a Lapide, XIV p. 301 et seq.)

So lautet also die Lehre der Tradition! Die Verschiedenheit der Sprachen ist das Gesetz des Fleisches und des rein natürlichen Zustandes, ihre Einheit aber ist das Gesetz des Geistes und des Gnadenzustandes. Und die Römischen Päpste haben dies durch alle Jahrhunderte hindurch sehr gut verstanden: Sie haben die Einheit der einen und selben Sprache der Kirche Gottes nur aus dem Grunde auferlegt, um auf diese einzigartige Weise den einen und selben Glauben in der Kirche in allgemein verbindlicher Art und Weise auszudrücken. Durch ein gegenteiliges Vorgehen hätten sie den Eindruck gewonnen, man beabsichtige, die Kirche dem Schimpf auszusetzen, nicht mehr “MUTTER” sondern “SPALTUNG” genannt werden zu wollen. Gibt es also in dieser Angelegenheit eine höhere, entscheidendere Autorität als die Tradition der Römischen Päpste? Wer wollte sich unterstehen, dies zu bestreiten?

— Was immer man auch dagegen vorbringen mag, eines steht fest: vom 30. November 1969 an werden die gläubigen und treuen Katholiken (was nicht unbedingt das gleiche besagt, wie jenes “christifideles” von denen im Texte, den wir untersuchen, die Rede ist, und worauf wir noch zurückkommen werden!) die Einheit der selben Sprache, die Gleichförmigkeit des selben Bekenntnisses, die Übereinstimmung der selben Übungen der Frömmigkeit und des religiösen Lebens verloren haben: sie werden tatsächlich “getrennte Brüder” geworden sein: secernati nisi schismatici, wie man diesen schmerzlichen Zustand in katholischen Zeiten mit dem lateinischen Fachausdruck zu nennen pflegte: GETRENNT — WENN NICHT GAR SCHON IM SCHISMA! Was für eine schreckliche Prüfung! —

Aber dieser Zustand will für die gläubigen Katholiken noch gar nichts heißen im Vergleich mit dem, was dann zu diesem Zeitpunkt aus dem katholischen Priester geworden sein wird.

Gestern war er noch Vater der Gläubigen und ihr Seelenhirte, der seine Schäflein als Stellvertreter Christi zur Einheit des Glaubens zurückführte, wenn sie sich durch ihre Sünden von der kirchlichen Gemeinschaft getrennt hatten, und dies zweifelsohne nicht nur in geistiger sondern auch in physischer und materieller Weise, indem er nämlich den Herrn in seinen Gebeten anflehte, die Kirche auf der ganzen Erde zu einen: “adunare… digneris toto terrarum, una cum famulo tuo Papa nostro”, und nicht zuletzt auch indem er diese Einheit auch nach außen durch die einzigartige, allgemein gültige, aus den Händen der heiligen Apostel empfangene Regel des Canon Missae, als auch durch den einen und selben Ritus, das Heilige Messopfer zu feiern, verkörperte und kundtat.

Doch heute ist er zum einfachen, quasi-profanen Vollzugsapparatschik und vom Jünger Christi zum Jünger der versammelten Gemeinde geworden, der er — weit entfernt davon, sie zu jener Gemeinschaft hinzuführen, die darin besteht, dem einen und selben Gott die einen und selben Gebete und Lobgesänge in der einen und selben Weise aufzuopfern — in allem folgen muss, um ihre rein subjektive, selbst zurechtgebastelte Frömmigkeit offiziell nachzuvollziehen und ihr “kultischen” Ausdruck zu verleihen.

War es gestern noch der Priester, der das gläubige Volk durch den objektiven, sakramentalen Vollzug dem “Mysterium tremendum” einverleibte und gleichförmig machte, das durch ihn, den Priester eodem sensu eademque sententia in der Feier des Heiligen Messopfers vollzogen wurde, so verhält sich dies heute geradezu umgekehrt:

Der Priester ist es, der sich den individuellen Verschiedenheiten und den einzelnen Charakterzügen, wie sie einer jeden der von ihm “präsidierten” “Eucharistieversammlungen” eigen sind, anzupassen hat (cf Nr. 58 u. 59), eine Tatsache, an der auch die papierenen Vorsichtsmassregeln, wie sie in der “Instructio Generalis” enthalten sind, nichts mehr ändern können, denn die Vorschriften des neuen Ordo bewirken notwendigerweise und automatisch, dass der “Priester” nur noch als “primus inter pares”, als ein durch seine bloße akademische Bildung ausgezeichnetes Mitglied der Gemeinde am “Eucharistietisch” fungiert, als Vertreter einer Gemeinde, bei der jedes einzelne Mitglied prinzipiell gleiche göttliche Vollmachten hat, und die man nur aus Gründen der Disziplin an einen Einzelnen delegiert hat.

Wir wollen dies nun mit einigen praktischen Anwendungen beweisen:

Lassen wir vorerst einmal die Liturgischen Gewänder beiseite, die den Priester am Opferaltar grundsätzlich von der Gemeinde zu unterscheiden haben, um den “Auftrag, die Verantwortung und die Vollmachten, wie sie einem jeden kirchlichen Amt eigen sind”, besser hervorzuheben, und deren Bestandesaufnahme in den Nr. 297-303 deutlich erkennen lässt, dass eine stattliche Anzahl davon unterdrückt und ausgeschaltet worden ist, während diejenigen, die man vorderhand noch bestehen lässt, voneinander tatsächlich ebenso verschieden und abweichend sein werden, wie die verschiedenen Zivilisationen und Kulturen: “Was die Form der Heiligen Gewänder betrifft, können die nationalen Bischofskonferenzen die Verschiedenheiten — aptationes — genau umschreiben und festlegen, so dass sie den Bedürfnissen und dem Brauchtum der einzelnen Gebiete entsprechen, und dem Apostolischen Stuhle diesbezügliche Vorschläge unterbreiten. (Nr. 304). — Lassen wir also vorerst einmal die Verschiedenheiten in der Liturgischen Gewandung beiseite, und sehen wir vielmehr einmal zu, wie sie sich in der Feier des Heiligen Messopfers auswirken.

I. Betrachten wir zuerst einmal die “Initial-Riten” — wie man sich neuerdings nach der neuen Terminologie in rebus sacris auszudrücken beliebt.
Früher bereitete sich der katholische Priester darauf vor, zum “Altare Gottes” hinzutreten, und er tat dies ganz allein für sich durch ein Gebet, welches nur ihm zukam, auch wenn das gläubige Volk in frommem Nacheifer sein Confiteor nachsprach; doch heute weht da ein anderer Wind: “der Priester fordert die Gläubigen durch eine Formel zur Buße auf, die mit ihrem Plural der Konfusion Vorschub leistet und die Person des Priesters mit jener der Gemeinde verwechselt:

“Brüder, lasset uns unsere Sünden bekennen um fähig zu sein, die heiligen Geheimnisse zu feiern” — und “nach kurzem Stillschweigen” “sprechen alle zusammen gleichzeitig das Sündenbekenntnis”. -

Wir möchten dazu noch bemerken, dass diese Art und Weise des Vorgehens beim Confiteor (noch) nicht obligatorisch ist; es gibt noch zwei andere Formeln, zwischen welchen der Priester ad libitum wählen kann; dennoch aber wird der Priester nicht darum herumkommen, sich den “Bedürfnissen” und “Gebräuchen” der “Eucharistieversammlung” zu unterwerfen, deren “Vorsitz” er führt. Aus diesem Sachverhalt ergibt sich denn auch, dass das GLORIA “inchoari potest aut ipso sacerdote aut a cantoribus aut etiam ab omnibus simul”. (Nr. 87, S. 35). In diesem neuen Ordo Missae gibt es also keine von gottverliehener Vollmacht getragene priesterliche Autorität und Exklusivität mehr und vor allem keine Gleichförmigkeit; der eine und selbe Ritus für alle ist nicht mehr, das Gotteslob ex uno ore et una cum voce ist verstummt.

II. Die Auswirkungen der Verschiedenheiten in der “Liturgie des Wortes”. Wird man nun vielleicht etwa hier jene Übereinstimmung in der Unterweisung und beim Anhören des selben Textes der heiligen Schriften des Alten und Neuen Bundes finden, die man in den Riten leichtfertig zerstört hat? Leider nicht! Nicht nur der Kuss der heiligen Evangelien kann durch die “Bemühungen” und Bestimmungen der “nationalen Bischofskonferenzen” und mit Zustimmung des Heiligen Stuhls (sic!) sehr gut durch ein “anderes Zeichen”, das mit der “Tradition” und dem “Charakter” irgendeiner Gegend weniger im “Widerspruch” steht, ersetzt werden, sondern auch die Texte, die verwendet werden, müssen keinesfalls unbedingt die gleichen sein, und können je nach den Gruppen von Menschen, denen sie vorgelesen werden sollen, verschieden und angepasst sein: “In den Messen für besondere Gruppen (peculiaribus coetibus) soll es dem Priester erlaubt sein, von jenen Lesungen, die innerhalb einer Woche vorkommen, diejenigen auszuwählen, die ihm am geeignetsten erscheinen, eine solche ganz bestimmte Gruppe zu unterweisen (ad certum quendam coetum — Nr. 319). Es ist dies eine Wahl, die umso leichter und in ihren Möglichkeiten umso weitgehender sein wird, als die “Pastoral” ja selber fordert: “Die seelsorgliche Wirksamkeit der Zelebration wird sicherlich zunehmen, wenn die Texte der Lesungen, Gebete und Gesänge, soweit es möglich und notwendig ist, der geistigen Vorbereitung (praeparationi animi) derselben angepasst sind und dem Charakter der Teilnehmenden entsprechen. (Nr. 313)

Im neuen Ordo Missae ist nämlich nicht mehr der Hirte der Herde “forma gregis ex animo” sondern die Herde ist es im Bezug auf ihren Hirten! Was für eine seltsame und wesensfremde Um- und Verkehrung einer bis anhin unwandelbaren Überlieferung, die dem Priester “in seligenda Missa” jegliche persönliche Frömmigkeit verbieten will (cf Nr. 313)! —

III. Die Auswirkungen der Verschiedenheiten im Verlaufe der “Liturgie der Eucharistie” — Wird der bis anhin der Gemeinde schon weitestgehend gleichgeschaltete Priester wenigstens dort allein sein und als “aus dem Stande der übrigen Menschen von Gott auserwählter Diener” Christi (vgl. Hebr. 5,4f) das eucharistische Opfer vollziehen? Wird er nicht an jener heiligen Opferstätte ohne Zweifel “forma gregis” sein, Gestaltungsprinzip seiner anvertrauten Herde, die er wie einst früher auffordert, sich seinem Opfer anzuschließen und zu vereinen, mit den Worten: “Orate fratres ut meum sacrificium…” Doch nein, auch hier an heiligstem Orte ist dem keineswegs so, denn das Wesen des eucharistischen Opfers besteht jetzt ja vor allem in der “vollen und tätigen Teilnahme (plene et actuose participat) (Nr. 74) des “Volkes Gottes”, worauf die “Institutio Generalis” auf jeder Seite zurückkommt: Im Offertorium wird es sich hinfort nicht mehr darum handeln und wir werden noch darauf zurückkommen — die Opferung des Unbefleckten Schlachtopfers zu verwirklichen (hostia immaculata), ein Akt, bei welchem es sich um ein sacrificium oblationis und keinesfalls um eine einfache Benediktion der Gaben handelt. Jetzt heißt es ganz einfach: “Es ist nützlich (expedit), die Beteiligung der Gläubigen durch die Oblation von Brot und Wein für die “Feier der Heiligen Eucharistie” oder auch von anderen Gaben, durch welche man den Bedürfnissen der Kirche und den Armen zu Hilfe kommt, äußerlich kundzutun.” (Nr. 101, Nr. 18; Ordo Missae, S. 84). Und da diesbezüglich keine genaueren Erläuterungen mehr folgen, gilt nach wie vor auch hier die Regel des “Cuique suum”, und der Priester muss sich nun, bevor er zum Altare Gottes hintritt, bei der von ihm “präsidierten” Gemeinde bzw. “Eucharistie-Versammlung” erkundigen, welches nun wohl ihre gottesdienstlichen Sitten und Gebräuche sind, die gerade im Augenblick gelten: “Quomodo fiet istud?” — Was das nun mit laut vernehmbarer Stimme gesprochene “Eucharistische Gebet” betrifft, welches man früher noch “CANON MISSAE” zu nennen pflegte, so zeigt es sich deutlich, dass auch hier, im innersten Herzen der Heiligen Messe das “ad libitum” der Willkürlichkeit herrscht. Vier Formeln stehen dem Priester zu Auswahl, wobei nichts anderes für die Gesichtspunkte dieser Wahl angegeben wird als das lakonische Sätzchen: … nisi ob rationes pastorales… wenn nicht wegen seelsorglichen Gründen. (Nr. 322).

Aber verweilen wir noch etwas beim alten Kanon der Heiligen Messe, und wir können klar erkennen, dass der Priester von nun an sehr wohl alle jene Stellen aus ihm herausamputieren kann, die zwischen Klammern gesetzt sind (Nr. 28, Ordo Missae, S. 86), das heißt, christologische Doxologien wie etwa “per eundem Dominum nostrum Jesum Christum” und das Andenken der Heiligen in “Communicantes” (Nr. 53 — Ordo M. S. 113) wie auch in “Nobis quoque peccatoribus” (Nr. 69, Ordo, S. 116) können schweigend übergangen und damit totgeschwiegen werden.

Halten wir vorerst nur einmal diese Tatsache fest, ohne sofort auf ihre theologische Tragweite und Konsequenzen zu sprechen zu kommen: sie beweist und klar und deutlich, dass der neue Ordo Missae mit der römischen Tradition der Päpste in Sachen Liturgie weitestgehend bricht, nicht nur weil er viele ihrer Gebete, Formeln, Gebräuche und Riten, die bisweilen bis zu 1500 Jahre alt sind, unterdrückt und ausschaltet, sondern vor allem auch weil bezüglich derjenigen, die er noch gnädig bestehen lässt oder auferlegt, die Regel der “freien Wahl” durch den Zelebranten gilt; doch ist es nicht einmal eine “freie” persönliche Wahl durch denselben, sondern eine “freie” Wahl von jener Art und Weise, bei welcher der Priester verpflichtet ist, in erster Linie zu versuchen, die Beteiligung der Gläubigen nach außenhin zu demonstrieren und diese dadurch zustande zu bringen, indem sich diese “freie” Wahl des “Eucharistievorsitzenden” ihren “Bedürfnissen” und “Wünschen” anpasst und ihrem Geisteszustand Rechnung trägt. Dies ist es, was im neuen Dokument aus Rom gesagt und mehr als zwanzigmal wiederholt wird.

IV. Nun bleibt noch zu beobachten, wie sich der “Ritus communionis” entfalten wird. Trotz des alten, beibehaltenen Begriffes “communio”, der bis anhin für jeden gläubigen Katholiken die gleichen Riten, die gleichen liturgischen Formeln, die gleichen Gesten und die gleichen Körperhaltungen als selbstverständlich vorausgesetzt hat, gilt leider auch hier wieder die Regel des “agere pro opportunitate” und des “agere juxta locorum consuetudinem” (Nr. 112, Ordo, S. 38). Und mittlerweile wissen wir nur zu gut, wie diese Freiheit der Zügellosigkeit von der französischen Bischofskonferenz an ihrer soeben abgehaltenen Zusammenkunft interpretiert worden ist: “Wenn auch alle Gläubigen an der selben wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes, der Menschheit und Gottheit unseres Herrn JESUS CHRISTUS teilnehmen, so mögen sie es dennoch in einer Weise tun, die ihrem Alter und ihrer Gemüts- und Geistesverfassung entspricht und eigen ist.” Damit stiftet man die Leute, ob man nun will oder nicht, kurz gesagt zum Klassenkampf auf und entzündet einen Generationenkonflikt, indem man ihre von Natur her bedingten Unterschiede und Ungleichheiten in besonderer Weise noch herausstellt.

Die Worte der französischen Bischofskonferenz bewirken also gerade das Gegenteil von “mutuam omnium unitatem”, sie kommen einer pseudoreligiösen Weihe des “Gesetzes des Fleisches” gleich. Qui capiat, capiat!

V. Nun bleibt noch der “Ritus conclusionis” zu betrachten. Auch dort noch hätte der Gesetzgeber das berühmte “Diversité est ma devise” unseres Fabeldichters entlehnen und sich zueigen machen können, denn je nach Tag und Anlass kann der Segensformel eine andere, feierlichere oder auch bloß ein Gebet vorgezogen werden, das über das Volk gesprochen wird. (Nr 124, Ordo S. 39) Und selbst diese Riten sind nicht streng verpflichtend, wenn sich der “Messe” noch “irgend ein liturgischer Akt” anschließt. (Nr. 126, Ordo S. 39).

Man möge uns verzeihen, dass wir nochmals darauf zurückkommen, aber der neue Ordo Missae kümmert sich vom Anfang bis zum Ende der “Messe” keinen Deut darum, jene “communio” zu schaffen und zu begründen, die ja gerade darin besteht, “Gott, dem Herrn, Gebete und Lobgesänge in der einen und selben Form aufzuopfern”, geschweige denn die Gläubigen und den Priester zur Einheit in Christus durch die Gleichförmigkeit ihrer liturgischen Gesten, Körperhaltungen und Worte hinzuführen. Das innerste Bestreben dieses neuen Ordo Missae geht vielmehr dahin, bei allen und jeden “anzukommen” und die Bücklinge seiner Referenz jener “größeren Universalität” zu erweisen, wie sie angeblich durch die Verschiedenheit der Sprachen und liturgischen Gebräuche der Vielzahl der Völker entsteht; es ist wahrhaftig dieses vielförmige Allerlei, das er zu seiner Goldenen Regel erhoben hat. Hinfort wird und darf es nichts Unveränderliches mehr geben: einzig und allein nur noch — und dies bei jeder Gelegenheit — “varietates et adaptiones”. —

— “Deshalb lässt es sich diese Institution angelegen sein, ebenso sehr allgemeine Richtlinien für die würdige Feier der Eucharistie zu geben, als auch die Regeln darzulegen, gemäss welchen über die einzelnen verschiedenen Formen der Zelebration verfügt werden kann. Die nationalen Bischofskonferenzen können gemäss ihrer Vollmacht und nach dem Wortlaut der Konstitution “De Sacra Liturgia” die Normen festsetzen, welche die Traditionen und das Genie der einzelnen Völker, Länder und Eucharistieversammlungen berücksichtigen”. — (Nr. 6)

Hat der heilige Papst Pius V in Nachfolge seiner verewigten Vorgänger und haben mit ihm alle römischen Päpste bis und mit Papst Pius XII hochseligen Angedenkens “in der einzigen, für alle gültigen und verbindlichen Art und Weise, die Psalmen zu singen und das Heilige Messopfer zu feiern” das vorzüglichste und wirksamste Instrument der Einheit in der Liturgie und für die Reinheit des göttlichen Kultes in der Kirche” gesehen, so gilt heutzutage geradezu das Gegenteil in der Kirche: die gleiche Einheit der Liturgie und die gleiche Reinheit des göttlichen Kultes werden von jetzt an durch die Verschiedenheit und Unterschiede in der Art und Weise der Psalmodie und der Zelebration des Heiligen Messopfers gesucht und gefördert. Wenn wir diese Worte so nehmen, wie sie gemeint sind und sie auf ihren objektiven Gehalt prüfen, so werden wir sofort erkennen, was für ein Widerspruch in dieser neuen Ansicht liegt. — “Denn”, — um auf ein Wort des heiligen Hilarius von Poitiers (315-367) zurückzukommen — “es ist unmöglich, und die Vernunft duldet es nicht, dass gegenseitig sich ausschließende Gegensätze sich verbinden, dass widersprüchliche Anschauungen sich als solche miteinander versöhnen, dass Wahres und Falsches sich mischt, dass Licht und Finsternis in einander übergehen, dass Tag und Nacht miteinander einen Vertrag gütlichen Einvernehmens abschließen”. —

So bleiben uns denn nur noch zwei mögliche Stellungnahmen offen:

1. Entweder hat uns die Kirche vor dem II. Vatikanischen Konzil getäuscht, wenn sie immer behauptete, die dogmatische Einheit der Definierten Tradition müsse ihren Ausdruck in der Liturgischen Einheit der Bekannten Tradition finden, und dies in Übereinstimmung mit der universalen Autorität der Angewandten Tradition, deren einziger letztlich verbindlicher Repräsentant der Papst ist.

Oder:

2. Wir werden heute von der Kirche, bzw. ihrer Hierarchie getäuscht und in die Irre geführt, wenn sie behauptet und zulässt,
dass die dogmatische Einheit der Definierten Tradition sich der Liturgischen Einheit der Bekannten Tradition begeben könne, und dies auch praktisch dadurch zum Ausdruck bringt, indem sie die höchste Amts- und Regierungsgewalt des Römischen Papstes “in personis atque rebus” zugunsten der zweitrangigen und letztlich doch vom Papsttum entliehenen Autorität der nationalen Bischofskonferenzen abwertet. —

Aber in gar keinem Fall kann und darf man behaupten, dass jene Kirche, die sich gestern noch entschlossen weigerte, ihre geistigen Kinder aus verschiedenen Brüsten und mit verschiedenen Arten von Milch zu nähren identisch sei mit der neuen Kirche, die jetzt ihre Kinder aus Brüsten und mit Arten von Milch nährt, die ebenso verschieden sind, wie die verschiedenen Völker, Rassen und Länder; nur eine davon kann die echte sein.

Gestern noch Mutter der Einheit, heute Mutter der Verschiedenheit; gestern noch eifersüchtig auf die Unwandelbarkeit ihrer Liturgie bedacht, ist diese Kirche heute vor allem und in erster Linie darum bekümmert, wie sie möglichst rasch den Anpassungsprozess in ihren Beziehungen zum einzelnen Gläubigen, zu den einzelnen “Eucharistieversammlungen” und zu den einzelnen Völkern vollziehen kann, um auf diese Weise angeblich ihren “Bedürfnissen”, “Traditionen”, “Gebräuchen”, “Mentalitäten” und “Geisteszuständen” besser Rechnung tragen zu können.

Gestern noch MATER ET MAGISTRA der Nationen, ist sie heute zu deren Sklavin und würdelosen Magd geworden, immer aufmerksam und bereit, ihnen zu gehorchen und sich ihren Wünschen und Ansinnen zu beugen und anzupassen, anstatt sie zu lehren, sie zu leiten, sie zu erziehen.

Aus allen diesen Gründen weisen wir die Neue Liturgie, wie sie in der “Institutio Generalis” dargelegt und schmackhaft gemacht wird, und so wie sie der letzte “Ordo Missae” promulgiert und in die Kirche einführt, entschieden zurück: Wir verwerfen sie als nicht-römisch; wir verwerfen sie als antirömisch.

Wir verwerfen sie als nicht-römisch, weil sie in offenem Gegensatz zur universalen Tradition der römischen Päpste in der Ausübung ihres Apostolischen Amtes steht; wir verwerfen sie als anti-römisch, weil sie in offenem Gegensatz zum Stuhle Petri steht, der nur in dem Masse “Cathedra Amoris” sein kann, als er auch “verbo et opere, de facto et de jure” “Cathedra Petri”, oberster Lehrstuhl desjenigen Apostels bleibt, dem vom Herrn die Schlüssel des Himmels und der Erde (vgl. St. Matth. 16,16f) übergeben wurden, dem der HERR dreimal befohlen hat: (vgl. St. Joh. 21,15f) — “Weide meine Schafe, weide meine Lämmer!” — Nichts und niemand kann an dieser Tatsache göttlichen Rechtes auch nur ein Jota ändern, und anathema sei derjenige, der sich dazu unterstehen sollte. —

Nun, was uns betrifft: Wenn die ganz aus Gnade erwiesene Barmherzigkeit des “Vaters des Lichtes” uns und unsere Vorfahren unter das heilige “Joch” der liturgischen Einheit mit Rom gestellt hat, einer Einheit mit was auch immer sich daraus ergebenden Konsequenzen, so können und dürfen wir es niemals zulassen, dass man uns von diesem süßen Joch unter was auch immer für Vorwänden je “befreit”. Und wir scheuen uns nicht, es ganz offen herauszusagen: Wenn am 30. November 1969 der gegenwärtig noch geltende Ordo zu Ende geht, um dem neuen Ordo Missae zu weichen, dann werden wir dem bis anhin unerhörten Trauerspiel einer bis anhin nie gekannten Selbstzerstörung der Kirche beiwohnen, welches mit der höchsteigenen Autorisation und auf Befehl desjenigen in Szene geht, welcher das sichtbare Oberhaupt der Kirche ist. Und diese Selbstzerstörung ist umso hinterlistiger und verderblicher ins Werk gesetzt, als sie in “Sachen Liturgie” nicht den sensationellen Knalleffekt von offen verkündigten Irrtümern und Irrlehren in Bezug auf Glaubenslehre und Moral der römischen Kirche aufweist, was im katholischen Volk unmittelbar größtes Aufsehen zur Folge hätte und flammenden Widerspruch erregen würde; nein, im Gegenteil, diese raffiniert geplante Selbstzerstörung geht vielmehr schleichend unter dem Deckmantel angeblich notwendiger und legitimer Änderungen vor sich, die letztlich doch disziplinärer Natur sind, und somit einer Ordnung angehören, die im Laufe der Kirchengeschichte schon immer legitimen und verschiedenartigen Anpassungen und Angleichungen an veränderte Zeitumstände und deren Forderungen unterworfen war. —

— Wir haben schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, wie ungenau und ausgesprochen falsch es ist, die heilige Liturgie als das “hauptsächliche Instrument der Glaubenstradition” grundsätzlich den Kategorien der Disziplin beizuordnen, und wir werden nun unverzüglich daran gehen, nachzuweisen, dass die gegenwärtigen Änderungen der “lex supplicandi” das eigentliche und innerste Wesen der “lex credendi” nicht nur berühren, sondern auch auf höchst nachteilige Weise verändern, verfälschen und verderben.

Für den Augenblick wollen wir vorerst nur einmal Folgendes festhalten: Selbst im Falle, dass das gläubige katholische Volk der Veränderungen und Abweichungen in der Glaubenslehre nicht gewahr würde, und wenn selbst fromme, mit treukatholischem Sinne erfüllte Seelen auf Mittel und Wege sännen, um dem neuen, soeben aufgestellten Messformular, das am 30. November 1969 in Kraft treten soll, eine Interpretation zu geben, welche der bis anhin aufrechterhaltenen traditionellen Lehre der römischen Kirche entspricht, selbst dann wäre die Wirklichkeit um kein Haar weniger tragisch: denn wenn die Heilige Römische Kirche ihre Liturgische Einheit preisgibt, opfert sie damit auch das hauptsächlichste Instrument ihrer Einheit in Lehre, Verfassung und Disziplin und damit letztlich auch den “einen Herrn”, den “einen Glauben”, die “eine Taufe”, den “einen GOTT und den EINEN VATER ALLER”, “der da ist über allen, durch alle und in allen” (Ephes. 4 50) durch das Motu proprio ihres eigenen sichtbaren Oberhauptes, das ja vor allem auch das Kennzeichen der weltweiten Einheit der Katholischen Kirche ist, wird nun das “Licht der Heiligen Stadt auf dem Berge” (St. Matth. 5,14f) verdunkelt, die leuchtende Schönheit ihres Angesichtes vernebelt. Doch GOTT, dem HERRN, wird diese Pauperisierung seiner mystischen Braut missfallen, “denn so wollte er sich eine herrliche Kirche bereiten, ohne Flecken, ohne Runzeln oder sonst etwas dergleichen, sondern heilig und makellos” (Ephes. 5,27f), sie ist die “Königstochter, die dasteht in kostbarem Schmuck, die Gemahlin zu seiner Rechten in Ophir-Gold”, “der König begehrt ihre Schönheit, “sie möge vor ihn hintreten, in Geflechten von Gold, gekleidet in bunte Gewänder” (Messianischer Psalm 45 (44)) und er wird es nicht dulden, dass man ihr diesen Glanz der Liturgie raube, denn “Er hat uns zu Dienern des Neuen Bundes befähigt, eines Bundes nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. Wenn aber schon der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Stein eingehauen, so glanzvoll war, dass die Kinder Israels dem Moses nicht ins Angesicht zu schauen vermochten wegen des Glanzes auf seinem Antlitze, der doch vergänglich war: wie wird da der Dienst des Geistes nicht glanzvoller sein? Denn wenn schon der Dienst der Verdammung so glanzvoll war, so ist der Dienst der Rechtfertigung noch viel glanzvoller. Ja, der dort vorhandene Glanz verblasst ganz vor diesem überwältigenden Glanze. Denn wenn schon das Vergängliche so glanzvoll war, dann wird das Bleibende noch viel glanzvoller sein.” — (Vgl. 2. Kor. 3,f.)

Wir wollen deshalb den Herrn der Kirche in unseren Gebeten bestürmen, er möge es nicht zulassen, dass es Satans dämonischen Legionen und ihren menschlichen Helfershelfern gelinge, durch ihre Anschläge der Bosheit “das Heiligtum des Apostelfürsten und seines Nachfolgers”, die “Burg”, die “Grundfeste der Wahrheit” zu erobern und zu entweihen, indem sie das Mystische “Schlacht- und Speiseopfer”, das “Mysterium Tremendum” freventlich entheiligen und unterdrücken, “die Wahrheit zu Boden werfen” und den “Greuel der Verwüstung” an Heiliger Stätte, in der Einen, Heiligen, Katholischen, Apostolischen und Römischen Kirche, errichten, eingedenk seiner Verheißung an den Ersten Papst und Apostelfürsten: TU ES PETRUS, ET SUPER HANC PETRAM AEDIFICABO ECCLESIAM MEAM, ET PORTAE INFERII NON PRAEVALEBUNT ADVERSUS EAM.” — (Vgl. AT: Buch Daniel, 7,35f., 8., 11-13, 9.27; Matthäus 16,16f, 1. Brief an Timotheus, 3, 14 f.)

Möge PETRUS diese unsere Bitte endlich doch vernehmen;
Möge PETRUS doch sein Ohr dem Flehruf seiner Herde neigen;
Möge PETRUS doch nicht nochmals seines Herrn sich schämen; -
Möge PETRUS endlich aufstehen (*) und nicht mehr länger schweigen;
Möge PETRUS voll des Heiligen Geistes mit den Brüdern sich erheben;
Möge PETRUS endlich sprechen, daß der Kirche Feind’ erbeben!

(*) Vgl. Apostelgeschichte 15, 6-11, 12.

(Fortsetzung folgt!)


Der neue Ordo der Heiligen Messe [N.O.M.] –“Die Einheit in der Irrlehre”?

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2. Fortsetzung

Die Liturgiereform ist nicht mehr katholisch

Da die gegenwärtige Liturgiereform in ihrem Geiste und Wesen mit der römischen, von den heiligen Apostelfürsten PETRUS und PAULUS überkommenen Tradition gebrochen, kann sie konsequenterweise auch nicht mehr katholisch sein, denn nirgendwo wie hier gilt das alte christliche Axiom mehr: “Wer nicht römisch ist, ist auch nicht katholisch!”, denn gerade diese von den Apostelfürsten begründete christliche Romanität ist es, welche die Katholizität der Kirche Christi garantiert.

Das Heilige Messopfer

Das Heilige Messopfer
Gravur von W. Sommer

Wir werden nun daran gehen, den Beweis zu erbringen, dass die gegenwärtige Liturgiereform, wie sie verbindlich durch die Apostolische Konstitution “IN COENA DOMINI” vom 3. April 1969 durch S.H. Papst Paul den VI. promulgiert wurde, tatsächlich nicht mehr katholisch, sondern irrgläubig ist, und den letztlich antichristlichen Reklamationen der Irrlehrer aller Jahrhunderte der Kirchengeschichte entgegenkommt. Und zwar begünstigt sie nicht einfach irgendwelche unbedeutende Reklamationen gegen die kirchliche Disziplin oder gegen die äußere Erscheinungsweise der Kirche, sondern vor allem und in besonderer Weise (und das versteht sich ganz von selbst!), den Protest und die kirchenfeindliche Polemik der Häresiarchen aller Jahrhunderte gegen das BONUM DEPOSITUM FIDEI, gegen das ANVERTRAUTE (also unter keinen Umständen manipulierbare!) GLAUBENSGUT (vgl. Acta Apostolorum, 2,41; 2. Thess. 2,15, 1. Korintherbr. 11,2, 11,17f., 11,23: “Ego enim accepi a DOMINO quod et tradidi vobis, quoniam Dominus JESUS in qua nocte tradebatur accepit panem…”, 11,34; 16,1, 2. Tim. 1, 12-14: “Formam habe verborum sanorum quae a me audisti in fide et dilectione in Christo Jesu. BONUM DEPOSITUM CUSTODI per Spiritum Sanctum qui habitat IN NOBIS.”; 2. Tim. 2, 1-3; 3, 13-17, I. Johannesbrief, 2,24: “Omnis qui negat Filium nec Patrem habet, qui confitetur Filium et Patrem habet. VOS QUOD AUDISTIS. AB INITIO IN VOBIS PERMANEAT. Si in vobis permanserit quod audistis ab initio, et VOS IN FILIO ET PATRE MANEBITIS.” — Vgl. auch Acta Apostolorum, 16,4: “Cum autem pertransirent civitates, tradebant eis custodire DOGMATA, quae erant decreta ab apostolis et senioribus, qui erant Hierosolymis, et ecclesia quidem confirmabantur fide et abundant numero quotidie” —) — welches einzig und allein die Römische Kirche seit den Tagen der heiligen Apostel Petrus und Paulus treu und unverfälscht, “ohne fremde Farbe”, wie St. Irenäus im 2. Jahrhundert schreibt, bewahrt hat.

Darum bezeugt er auch: “Die Überlieferung (traditio) der Apostel, welche in der ganzen Welt bekannt ist, ist in jeder Kirche erkennbar für alle, die die Wahrheit suchen, und wir können die Bischöfe aufzählen, welche von den Aposteln den Kirchen vorgesetzt worden sind, sowie deren Nachfolger bis auf uns, und welche nichts von dem gelehrt und gewusst haben, was die Häretiker ihnen andichten. Da es aber zu
weitläufig wäre, von allen Bischöfen aller Kirchen die Reihenfolge aufzuführen, so erwähnen wir nur die größte, älteste und allen bekannte, von den beiden berühmtesten Aposteln PETRUS und PAULUS zu ROM gegründeten Kirche, und deren von den APOSTELN stammende Überlieferung, und den von ihr den Menschen verkündeten, durch die Aufeinanderfolge der Bischöfe auf uns gekommenen Glauben und beschämen so alle, welche, sei es aus Selbstgefälligkeit oder eitler Ruhmsucht, sei es aus Verblendung oder Böswilligkeit, von IHR abweichen.

“DENN MIT DIESER RÖMISCHEN KIRCHE MUSS IHRES HÖHEREN VORRANGES WEGEN EINE JEDE KIRCHE ÜBEREINSTIMMEN.” —

— Es wird nun ein Leichtes sein, auf praktischer Ebene nachzuweisen, dass alle diese Dinge, die man uns als “Neusichtung” und “Bereicherung der hl. Liturgie” glauben machen will, in Wirklichkeit nichts anderes als Unterdrückungsmaßregeln und Eliminierung jahrhundertealter Traditionen und willkürliche Neuerungen sind, von denen man bestenfalls nur sagen kann, dass ihnen, sowohl der einen, wie der andern, jegliche Originalität abgeht, denn auch hier gilt wiederum: “Nihil novum sub soli!”; es sind bloße Neuauflagen alter, von Rom (vgl. Bulle Papst Pius VI: Auctorem fidei v. 8. September 1713 gegen die “Synode von Pistoja” und Bischof Scipione Ricci, sowie die Akten des Konzils von Trient) längst verurteilter “falscher, verfänglicher, gottloser, verwegener. fromme Ohren verletzender, den Apostolischen Stuhl beleidigender”, “die vorgeschriebene Ordnung zur Feier der heiligen Geheimnisse störender”, “vielfältige Übel leicht hervorbringender” Propositionen. Auch ist es falsch, zu sagen, diese liturgischen Neuerungen seien dem “Fortschritt zu verdanken, welche die Liturgiewissenschaft in den letzten vierhundert Jahren erzielt habe; doch wenn man dies schon behaupten will, so möge man doch wenigstens genauer angeben, um welche Art von Liturgiewissenschaft es sich hierbei handelt; ganz sicher nicht — und das steht dokumentarisch fest — um die orthodoxe Liturgiewissenschaft der Römischen Päpste und derjenigen, die ihren Belehrungen und Unterweisungen folgen, sondern um die “trügerische Wissenschaft” der Modernisten von gestern, welche die legitimen geistigen Söhne der polemischen Protestanten und Jansenisten von vorgestern sind. Die gegenwärtige Liturgiereform geht nicht aus der wesensmäßigen Unveränderlichkeit der Liturgie der katholischen Kirche hervor: Sie ist vielmehr die Tochter der dogmatischen Variationen” der schismatischen und häretischen “Kirchen” eines Luther, Zwingli, Calvin und Jansenius. Wir verweisen den geneigten Leser auf die historischen Beweise, die wir diesbezüglich zusammengetragen haben, und wir raten ihm dringend das Studium des II. Bandes der “Institutions Liturgiques” von Dom Guéranger an; er wird unschwer daraus erkennen können, dass die Unterdrückung und willkürlichen Neuerungen in der heiligen Liturgie von heute buchstäblich und bis auf das letzte Jota die Unterdrückung und Neuerungen der Schismatiker und Häretiker von gestern sind!

— “Wir treten nun in den peinlichsten und delikatesten Teil des Berichtes ein, den zu schreiben wir uns auferlegt haben. Während die ganze Lateinische Kirche den von Papst Pius V eingeführten und festgelegten liturgischen Formen treu bleibt, die dieser nach dem Wunsche des Konzils von Trient gemäß und mit Bestätigung der verschiedenen Provinzialsynoden die diesem gefolgt sind, angeordnet hat, bereitet sich in der Katholischen Kirche Frankreichs eine REVOLUTION vor. IN WENIGER ALS EINEM JAHRHUNDERT werden wir sehen können, dass schwerwiegende Änderungen in den Wortlaut des Göttlichen Offiziums eingeführt werden, und wie die ganze römische Einheit, welche die hohe Versammlung von 1605 so unumwunden und klipp und klar proklamierte, innerhalb weniger Jahre verschwunden sein wird.”
(Vgl. Tome II, p. 1 und 2) —

Der geneigte Leser möge diesen Bericht ausführlicher selber lesen, und er wird erkennen, dass wir in keinem Punkte übertreiben, wenn wir sagen, dass die antiliturgische Häresie der Jansenisten in der gegenwärtigen Liturgiereform lebendiger als je ihre Triumphe feiert. Dies ist das Zeugnis der Geschichte, und wenn wir augenblicklich an den Tatsachen auch nichts zu ändern vermögen, so sind wir es uns doch schuldig, diese festzustellen und das Kind beim Namen zu nennen. Doch ist es nicht der Sinn der vorliegenden Schrift, ein eigentliches und nach kirchengeschichtlichen Gesichtspunkten geordnetes Werk zu verfassen, wie wir dies in erster Linie bei unseren vorhergehenden Studien unternommen haben.

Das Ziel, das wir mit vorliegender Arbeit verfolgen, ist weniger historischer als theologischer Natur: Nachdem wir die “Apostasie von der Einheit”, die “discessio” der gegenwärtigen Liturgiereform in Bezug auf die Tradition des heiligen Papstes Pius V gezeigt haben, wollen wir nun nachweisen, dass die in das MISSALE und CALENDARIUM ROMANUM eingeführten Änderungen das Ergebnis irrgläubiger und höchstverdächtiger Grundsätze sind, denn waren unsere Äußerungen im ersten Dokument damals noch bloße Befürchtungen, so haben sich diese inzwischen durch den Lauf der Dinge zu klarer Gewissheit verdichtet; auch hat sich in der Zwischenzeit niemand gefunden, der uns des Irrtums überführt oder überzeugt hätte, hingegen haben die Förderer der gegenwärtigen Liturgiereform ihre verderblichen Grundsätze seit jenem Zeitpunkt weiter entwickelt und ausreifen lassen, und haben ihnen in der Folge auch zum ersten Mal seit ihrem Auftauchen klar und bestimmt Ausdruck verliehen: Die Implizität unserer Meinung von damals ist zur Explizität unserer Aussage von heute geworden. Demnach steht für uns fest, dass die gegenwärtige Liturgiereform auf der Ebene des Glaubens, des Dogmas und der Definierten Tradition für jeden gläubigen und kirchentreuen Katholiken ganz und gar unannehmbar ist, so dass wir naturgemäß das “Anathema sit” der katholischen Rechtgläubigkeit über sie verhängen müssen, wenn auch nicht im streng kirchenrechtlichen Sinne (da es von diesem Gesichtspunkt aus null und nichtig wäre!) — so doch im allgemeinen und weitestgefassten Sinne wie wir dies aus dem 1. Kapitel des Galaterbriefes, Vers 8-9, ersehen können, wo der heilige Paulus den dortigen Christen ausdrücklich befiehlt und einschärft:

— “Aber selbst wenn WIR oder ein ENGEL VOM HIMMEL euch ein anderes Evangelium verkündeten als jenes, das wir euch verkündet haben: er sei anathema! d.h. verflucht. Wie wir es schon früher gesagt haben, so wiederhole ich es jetzt: Wenn jemand Euch ein anderes Evangelium verkündet als jenes, das ihr empfangen habt: “ER SEI IM BANNE!” — (Gal. 1., 8-9)

Wohlan denn! Kraft der Tatsache, dass zwischen der Definierten und der Bekannten Tradition sowohl de jure wie de facto ein geheimnisvolles, inneres, wesensmäßiges Band besteht (worüber wir uns bereits an anderer Stelle weitgehend und deutlich genug ausgesprochen haben, wie wir glauben!) wagen wir es, festzustellen, dass die gegenwärtige Liturgiereform uns ein “anderes Evangelium” verkündet als jenes, welches PETRUS, der in seinen Nachfolgern bis ans Ende der Welt fortlebt, bis anhin bekannt und gelehrt hat, und dieses andere, “neue Evangelium” unterscheidet sich vom alten, apostolischen, das wir bis jetzt von den Nachfolgern Petri erhalten haben, besonders in folgenden Punkten:

1. In Begriff und Auffassung der Heiligen Messe: Durch Aushöhlung ihres OPFERCHARAKTERS und ihrer sühnenden, fürbittenden und in höchstem Maße GOTT verherrlichenden Wirksamkeit wird sie ihres eigentlichen Wesens vollständig entleert, zu einer bloßen Zeremonie als Ausdruck der Gemeinschaft, zum sichtbaren Ausdruck rein menschlichen Tuns.

2. Im Bezug auf den Gebrauch der Hl. Schrift: Die alten, häretischen Thesen der Protestanten und gewisser Jansenisten werden neu aufgewärmt und sich zu eigen gemacht.

3. Im Bezug auf die Liturgische Verehrung der Heiligen: Der cultus duliae, der ihnen in den Augen Gottes gebührt und vor allem der cultus hyperduliae, wie er der Allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria von altersher und von rechtswegen zukommt, wird verwässert, abgeschwächt, zerstört, aufgehoben und abgeschafft.

Sobald wir diese drei Punkte behandelt und erklärt haben werden, wird unser Leser sicherlich verstehen, warum wir die gegenwärtige Liturgiereform grundsätzlich ablehnen und warum wir das “ANATHEMA” der Rechtgläubigkeit über sie verhängen müssen.

* * *

a) Der Begriff der Heiligen Messe

Wenn wir der Apostolischen Konstitution “Missale Romanum” glauben, welche den neuen und endgültigen Ordo Missae promulgiert, dann
— “zeigen sich demnach die wichtigsten und bedeutendsten Konsequenzen der Neuerungen vor allem in jenem Teil der Heiligen Messe, den man das “Eucharistische Gebet” nennt. Wenn der Römische Ritus es auch immer zugelassen hat, dass der erste Teil dieses Gebetes, die Präfation, im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Formulierungen erhalten und beibehalten hat, so hat hingegen der Zweite Teil desselben, welcher die “Regel der Heiligen Handlung” — CANON ACTIONIS — genannt wird, in der Zeit zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert eine unveränderliche Form angenommen und bis heute beibehalten, im Gegensatz zu den Orientalischen Liturgien, welche die gleiche Vielfalt in den Anaphoren selber zugelassen haben. Indem Wir also das Eucharistische Gebet mit einer großen Anzahl von Präfationen bereichern, die entweder aus der jahrhundertealten Überlieferung der Römischen Kirche geschöpft sind oder dann neu zusammengestellt wurden — was die verschiedenen Aspekte des “MYSTERIUM SALUTIS” ja nur besser ins Licht heben kann und uns reichere und tiefere Beweggründe für die Danksagung beschert — haben Wir beschlossen, drei neue Canones diesem Gebete hinzuzufügen…” (Ed. Typ. p. 9)

Wir werden uns hüten, dieser Betrachtung auch nur in einem Punkt zu widersprechen; wir machen sie vielmehr auch zu der unsern. Die Einführung dieser drei neuen “Eucharistischen Gebete”, die von keiner weiteren Erklärung begleitet und in allen Stücken ebenso alt wie neu sind, stellt eine bis jetzt in der Kirchengeschichte noch niemals unternommene Neuerung dar. (praecipua novitas) Kein Papst hätte sich bis in unsere Tage getraut, so zu handeln, kein Papst hätte es je gewagt, was auch immer nur für ein Jota des altehrwürdigen, bis jetzt als unveränderlich geltenden Eucharistischen Gebetes zu ändern oder abzuschaffen, da sie sich alle damit begnügten, höchstens einige Worte hinzuzufügen.

Und diese Scheu der Römischen Päpste bis auf Papst Pius XII und Papst Johannes XXIII, am Kanon auch nur ein Jota zu ändern, war so groß, dass das Heilige Konzil von Trient in seiner 22. Sitzung mit Recht erklären konnte:

— “Da es sich geziemt, dass heilige Dinge auch heilig verwaltet und auf heilige Weise ausgespendet werden, und dass dieses (eucharistische) Opfer als das Heiligste von allen Dingen gehalten, und damit es auch als solches mit der ihm gebührenden Ehrfurcht und Würde gefeiert und empfangen werde, hat die heilige katholische Kirche seit vielen Jahrhunderten — (multis ante saeculis) — den HEILIGEN KANON aufgestellt, der in so hohem Grade frei ist von jeglichem Irrtum, dass er nichts enthält, was nicht ganz und gar höchste Heiligkeit und jede Art von tiefster Frömmigkeit atmet, oder was nicht den Geist derjenigen zu Gott erhebt, die das Opfer darbringen, denn er ist zusammengestellt aus den Worten unseres HERRN selbst, aus den Überlieferungen der heiligen Apostel und den frommen Anordnungen heiliger Päpste”. —

Es handelt sich also um nichts weniger als eine sehr seltsame Neuheit, den “Heiligen Kanon” durch mögliche Abschaffungen und nachträgliche Berichtigungen nach beinahe 1500 Jahren zu korrigieren, da die beiden überaus erhabenen und süßen Worte “MYSTERIUM FIDEI” NICHT MEHR Bestandteil der Konsekrationsformel sind! Das ist ein Bruch mit der Tradition der Römischen Kirche, den sich der heilige Papst Pius V nicht erlaubt hätte — ausgerechnet er, der, obwohl er der ganzen Weltkirche das “Missale Romanum” in feierlicher Weise bekanntmachte und sie auch strikte darauf verpflichtete — Wert darauf legte, jene Kirchen von seiner Liturgiereform auszunehmen, deren Riten sich mehr als 200 Jahre weit ohne Unterbruch zurück verfolgen ließen. Es entspricht übrigens ebensosehr den Tatsachen, dass die Liturgie, die Papst Pius V veröffentlichte, keineswegs eine neue, d.h. neu geschaffene Liturgie war, sondern ganz einfach die Wiederbelebung, die Wiederherstellung und Reform der alten, damals schon über das ganze katholische Abendland verbreiteten römischen Liturgie.

Dem sei nun, wie ihm wolle, in unseren Augen besteht die größte Neuerung in der Liturgie des ORDO MISSAE nicht darin, dass man durch Abschaffungen und willkürliche Änderungen korrigiert hat, ja selbst nicht einmal in der Schöpfung dreier neuer Canones; unserer Ansicht nach besteht die prinzipielle Neuheit dieser letzten liturgischen Einführungen in der Tatsache, dass die beiden Worte MYSTERIUM FIDEI ihren angestammten Platz gewechselt haben, — eine Tatsache von nicht geringer Bedeutung und Tragweite — nachdem noch vor nicht allzu langer Zeit Papst Pius XII sie gegen die Angriffe deutscher Liturgie-Wissenschaftler energisch verteidigt hat. Diese Bedeutung hebt der Papst selber hervor, wenn er nach Bekanntgabe der neuen Konsekrationsformel hinzufügt: “Der Ausdruck “Mysterium Fidei”, der nun aus dem Zusammenhang des Textes der Herrenworte herausgelöst ist und vom Priester gesagt wird, dient nun als Einleitung für die Akklamation der Gläubigen.” (Ed. Typ. p. 10).

Hier zeigt sich nun klar die große Neuheit: Es ist die aktive Teilnahme der Gläubigen im feierlichsten Augenblick des Eucharistischen Opfers, es ist eine quasi-amtliche Vermittlung clara voce. Dies stellt eine Neuerung dar, wie sie in der ganzen Kirchengeschichte nicht ihresgleichen hat, eine Neuerung von der gleichen Art wie diejenige, die mit der ältesten Tradition der katholischen Kirche des Westens und des Ostens bricht, nämlich mit der Geheimhaltung des Messkanons seitens des Priesters und mit dem vollständigen, tiefen Schweigen der Gläubigen; eine Tradition, die einmal mehr durch das Anathema des Konzils von Trient bestätigt und angeordnet wurde:

— “Wenn jemand behauptet, dass der Brauch der Römischen Kirche, einen Teil des Canons und die Worte der Konsekration mit leiser Stimme zu sprechen, verdammungswürdig sei, oder dass man die Heilige Messe nur in der Volkssprache zelebrieren dürfe, der sei im Banne (anathema).” (Sess. XXII can. IX).

Und zwar soll nach dem Willen der damaligen Konzilsväter ein so allumfassendes, absolutes Schweigen von den Gläubigen während des ganzen “Heiligen Kanons” beobachtet werden, das auch nicht durch die Doxologie der Kleinen Elevation, welche die Rubriken des Römischen Messbuches in den letzten Jahren wieder hinzufügten, gebrochen werden soll, weshalb diese weniger am Ende des Canons als am Anfang des Herrengebetes steht, das den Abschnitt der Communio eröffnete. — “Er (der Priester) lässt die Hostie auf dem Korporale ruhen” so konnte man damals in roten Buchstaben lesen — “dann bedeckt er den Kelch mit der Palla, macht die Kniebeugung und erhebt sich wieder und betet oder singt mit gut vernehmbarer Stimme: “Per omnia saecula saeculorum, Amen!” Das Gesetz der Geheimhaltung gewisser Teile des Kanons ist tatsächlich ebenso alt wie die mosaischen Institutionen. (Vgl. Dom Guéranger, II, p. 134-135-136).

Und nun siehe da! “Im innersten Herzen”, im “Allerheiligsten” des Eucharistischen Opfers, wie Moses gesagt hätte, dort, wo allein tiefstes Schweigen der Größe und Unfassbarkeit des Göttlichen Mysteriums angemessen ist, erheben nun die Gläubigen ihre Stimme, um an die Stelle des Priesters zu treten, und in dem sie eine Mehrzahlform gebrauchen, verleihen sie sich nunmehr eine Art von funktioneller Persönlichkeit: — “Mortem tuam annuntiamus, Domine, et tuam resurrectionem confitemur donec venias!” — (Vgl. Nr. 64, Ordo Missae, S. 114). Weiter kann man deutlich erkennen, wie der Priester und seine Sonderstellung gegenüber der “Eucharistieversammlung” förmlich ausgelöscht wird, da er offenbar nur noch dazu dient, ihre Akklamation einzuleiten. — “Verba autem “Mysterium Fidei”, de contextu verborum Christi Domini deducta, atque a sacerdote prolata, ad fidelium acclamationem veluti aditum aperiunt.” (Const. Apostolica “Missale Romanum”, 3. April 1969, p. 10). —

Wohlan denn, was uns betrifft, so weisen wir diese wichtige Neuerung zurück, wir verwerfen sie, wir nehmen sie unter keinen Umständen an, und warum wohl? — Ganz einfach deswegen, weil sie einen gänzlich neuen Begriff von der Heiligen Messe in die Theologie einführt und rechtfertigt, der in uns schwerste Befürchtungen und Zweifel wachgerufen hat, die wir in unserem ersten Dokument dargelegt haben. Denn diesem neuen Begriff zufolge ist die Heilige Messe nicht mehr die unblutige Erneuerung und Wiedervergegenwärtigung des Mysteriums Seines blutigen Opfertodes am Kreuze auf Calvaria, das der HERR SELBST durch die Person des einzelnen Priesters in seiner eigenen Person vollzieht, sondern nur noch eine bloße Feier der versammelten Gemeinde, wo die tätige Teilnahme der Gläubigen der spezifischen Opfervollmacht des der Gemeinde “vorstehenden” Priesters unterschoben und ihr überlagert wird. Wir weisen diese unheilige Neuerung entschieden zurück, weil wir in ihr den Triumph der Thesen der protestantischen Häresie sehen, die uns da in frommem Tone glauben machen wollen, die Heilige Messe sei die “gemeinschaftliche Gedächtnisfeier des Abendmahles vom Hohen Donnerstag”, und nicht mehr in erster Linie und vor allen anderen Aspekten das auf geheimnisvolle Weise vergegenwärtigte, erneuerte und mystisch aufs Neue vollzogene Abendmahlopfer des Leibes und Blutes Christi, welches identisch ist mit dem blutigen Kreuzesopfer von Golgotha im Bezug auf das Schlachtopfer und den opfernden Hohepriester, der sich des irdischen Priesters als Instrument bedient; identisch auch im Bezug auf den Zweck, den es verfolgt und auf seine erlösende Wirksamkeit.

Aber was wir in dieser Akklamation der Gläubigen im feierlichsten und dramatischsten Augenblick der Eucharistischen Konsekration die objektiv wirkliche Opferhandlung Christi durch den Priester und keineswegs bloß ein “eucharistisches Gebet” ist, als stillschweigend unterstellt erkennen können, nämlich diese radikale Umkehrung der Vollmachtsverhältnisse, wobei die “Eucharistieversammlung” an die Stelle des Priesters tritt und ihn sogar ersetzt — das alles finden wir mit klaren Worten ausgedrückt in Absatz Nr. 1 der “Institutio Generalis ad Missale Romanum”, deren zumindest zweideutige Komplexität man unschwer erkennen kann:

— “Als Werk Christi und des hierarchisch gegliederten Volkes Gottes ist die Feier der Heiligen Messe für die Welt- und Ortskirche wie auch für jeden einzelnen Gläubigen die Mitte des ganzen christlichen Lebens (1). In ihr findet das Wirken Gottes, durch das er in Christus die Welt heiligt, seinen Höhepunkt, aber auch der Kult, den die Menschen dem Vater erweisen. So verherrlichen sie ihn durch Christus, seinen Sohn (2). In der Eucharistiefeier werden die Mysterien der Erlösung im Jahresablauf so begangen, dass sie in bestimmter Weise gegenwärtig sind (3). Alle übrigen heiligen Handlungen und alle Werke christlichen Lebens stehen mit dieser Feier in Zusammenhang, sie gehen aus ihr hervor und führen zu ihr hin (4).” —

Nur zu deutlich geht aus Paragraph I dieses Kapitels, welches vom “Höhepunkt und der Würde der Feier der Eucharistie” handelt, hervor, dass die Heilige Messe nicht mehr in erster Linie als das Kreuzesopfer unseres Herrn Jesus Christus definiert ist, welches von IHM durch den Priester, den er zu Seinem zweiten Selbst umgestaltet, auf geheimnisvolle, wenn auch unblutige, aber nichtsdestoweniger reale Weise wieder vergegenwärtigt, erneuert und vollzogen wird — sondern um irgend eine vage “actio Christi” und des “hierarchisch gegliederten Volkes Gottes.” —

Was soll das überhaupt heißen: “actio Christi — actio des hierarchisch gegliederten Volkes Gottes”? — Was uns betrifft, so geben wir sofort ohne weiteres zu, dass wir hievon nichts wissen. Einesteils einmal schon deswegen, weil wir seinerzeit gelernt haben, dass nur der Priester in die Hierarchie eingegliedert und er allein in persona Christi das Heilige Opfer vollzieht, und andernteils wegen der Tatsache, dss die “actio Christi” in der Heiligen Messe im eigentlichen Sinne nicht darin besteht, dass “Gottes Wirken in Christus die Welt heiligt” — wie die Fortsetzung des Textes besagt — sondern in erster Linie darin, dass Unser Herr durch das Schlachtopfer seines anbetungswürdigen Leibes und Blutes Seinem himmlischen Vater die großartigste und allein genügende und gebührende Sühne für die Sünden der “Vielen” (Matth. 26,28) leistet, und dadurch den göttlichen Zorn Seines Vaters, den Adam und seine sündengebundene Nachkommenschaft durch ihren Hochmut, Ungehorsam und ihre Undankbarkeit gegen die Unendliche Heiligkeit und Liebe Gottes auf sich herabbeschworen, besänftigt und uns mit IHM versöhnt, und Seinem himmlischen Vater dadurch gleichzeitig die größte Verherrlichung bereitet, einen Akt also, den zu setzen ein bloßes Geschöpf von Natur aus unfähig ist.

Doch sehen wir weiter, nehmen wir einmal Satz 3 des Paragraphen 1 der Institutio unter die Lupe:

“In der Eucharistiefeier werden die Mysterien der Erlösung im Jahresablauf so begangen, daß sie in bestimmter Weise gegenwärtig sind.” —

Selbst wenn man diese unbestimmten Ausdrücke, wie “Eucharistiefeier”, “Mysterien der Erlösung”, “in bestimmter Weise gegenwärtig” aus innerer Notwendigkeit auf das unblutige Eucharistische Opfer Jesu Christi beziehen könnte oder müsste, muss man sich klar sein, dass es sich bei dem genannten “Jahresablauf” nicht um das liturgische Kirchenjahr im eigentlichen Sinne des Wortes handelt, um jenes Kirchenjahr, welches nach einem Wort von Dom Guéranger die höchst dramatische Erneuerung und Wiedervergegenwärtigung dessen ist, was der Herr für das Heil der Menschen und dessen Wiedervereinigung mit Gott gewirkt hat. Wir befinden uns also nicht mehr auf der gleichen Ebene: Es handelt sich nunmehr nicht mehr um das Opfer von Calvaria, sondern um das kultische Gedächtnis des ganzen Lebens unseres Herrn Jesus Christus; man verwechselt also zwei Dinge miteinander, die sich zwar gegenseitig durchaus nicht ausschließen, voneinander qualitativ jedoch wesentlich verschieden sind.

Da nun die Heilige Messe nicht “actio des hierarchisch gegliederten Volkes Gottes” und ebensowenig “Wirken Gottes” ist, “durch das er in Christus die Welt heiligt”, sondern in erster Linie ein Opfer zur Versöhnung der Allheiligkeit Gottes und zur Verherrlichung des himmlischen Vaters (“einen Leib hast Du mir bereitet… in der Buchrolle steht von mir geschrieben… siehe, ich komme, Deinen Willen zu erfüllen” Ps. 40) — ist es auch unrichtig, zu sagen, die Heilige Messe sei der “Kult, den die Menschen dem Vater erweisen, indem sie ihn durch seinen Sohn Jesus Christus anbeten.” — Denn erstens sind es nicht die Menschen im allgemeinen, sondern„ nur gewisse, nämlich die rechtgläubigen Christen, die an diesem “Kult” teilnehmen, nämlich die “plebs sancta” — atque catholica! — wie wir hinzufügen möchten, und zweitens ist die Heilige Messe etwas wesentlich anderes und wesentlich Erhabeneres als der “Kult, den die Menschen dem Vater darbringen, indem sie ihn durch seinen Sohn Jesus Christus anbeten”:

Die Heilige Messe — das ist JESUS CHRISTUS, der auf geheimnisvolle, aber völlig reale Weise zur Sühne für unsere Sünden und zur Versöhnung mit seinem Vater leidet und stirbt, und zwar unter den Gestalten von Wein und Brot, welche durch die Konsekrationsworte des Priesters in Seinen anbetungswürdigsten Leib und in sein anbetungswürdigstes Blut verwandelt werden.

Wenn nun die Heilige Messe in ihrem Wesen ganz und gar gottmenschliches Tun Christi ist, also höchster Versöhnungsakt, höchster Genugtuungs- und Sühneakt, höchster Dankakt und höchster Verherrlichungsakt des Vaters im Himmel, so wird dadurch unsere rein menschliche, geschöpfliche actio keinesfalls etwa als rein geschöpflicher Kultakt ausgeschlossen oder gar überflüssig, sondern miteinbezogen in jene Verherrlichung des himmlischen Vaters, die Unser Herr seit dem Eucharistischen Opfer im Abendmahlssaal am Hohen Donnerstag vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang (vgl. Mal. 1,11) auf den Altären des ganzen orbis catholicus Seinem Himmlischen Vater erweist. Es erfüllt sich hier in besonderer Weise das Wort, das der Herr in jener Nacht vor seinem Leiden gesprochen: “Ohne mich könnt ihr nichts tun.” (Joh. 15,5) Gott wird nur durch die Opfergabe und den Opferungsakt von Kalvaria in der seiner Unendlichen Heiligkeit und Majestät angemessenen Art und Weise versöhnt, versühnt, verdankt, angebetet und verherrlicht. Dies ist der ganze Sinn der drei Gebete, die im Römischen Kanon der Konsekration folgen und dem Memento für die Verstorbenen vorangehen.

Die Heilige Messe ist aber keinesfalls — wie uns Paragraph 7 der Institutio Generalis glauben machen will — wesentlich “heilige Synaxis oder Versammlung des Volkes Gottes, die unter Leitung des Priesters die Gedächtnisfeier des Herrn begeht…” (12), sondern das Wesen der Heiligen Messe besteht darin, dass der Priester im Auftrage und in persona Christi — also vollständig unabhängig von den Intentionen der von ihm “präsidierten Eucharistieversammlung” — das heilige Kreuzesopfer Jesu Christi auf geheimnisvolle Weise erneuert und gegenwärtig setzt; er tut dies im Namen und Auftrag Christi für die Gemeinde und keinesfalls im Namen “des ganzen heiligen Volkes und aller Anwesenden” (18) durch die Gemeinde. Er tut es nicht wie ein Vormund anstelle und im Auftrage seines zeitlich verhinderten Mündels, und auch nicht wie ein Abgeordneter, der für seine Mandanten handelt, die grundsätzlich gleiches Recht dazu hätten, aber aus praktischen und disziplinären Gründen ihn durch freiwillige Übertragung von Vollmachten dazu bemächtigt haben, diese ihre Rechte als einziger, ihnen allein verantwortlicher und jederzeit absetzbarer Volksvertreter auszuüben; nein, der katholische Priester handelt ganz in entgegengesetztem Sinne nach Art und Weise eines “Alter Christus”, d.h. eines “Zweiten Christus” — denn wir wissen ja aus höchst berufenem Munde, dass der Priester “durch die Priesterweihe dem Hohepriester angeglichen, die Vollmacht besitzt, in der Kraft und anstelle der Person Christi selbst zu handeln” (60), und dass er durch “seine Priesterliche Handlung CHRISTUS gleichsam seine Zunge leiht und IHM seine Hand reicht” (61) (Vgl. S.H. Papst Pius XII, MEDIATOR DEI: Der Eucharistische Kult). —

Die Worte S.H. Papst Pius XII in “Mediator Dei” sind klar: Die wesentlichen Funktionen und der wesentliche Charakter des Priesters in der Heiligen Messe bestehen keinesfalls darin, das Wort und die Akklamation der Gläubigen einzuführen und einzuleiten, oder etwa in ihrem Namen zu beten und zu sprechen — eine Anschauung, die von den Paragraphen 11 und 12 der Instructio implizite und explizite vertreten wird, so dass “die Worte, die der Priester als Vorsteher spricht, von ihrem Wesen her verlangen, ut clara et elata voce proferantur (II,19)” — Das Wesen des priesterlichen Wirkens in der Heiligen Messe besteht auch nicht darin, dem “hierarchisch gegliederten Volke Gottes” Hände und Zunge für rein menschliche Kultakte der Gemeinde zu leihen, sondern in der Aufgabe, Unserem Herrn Jesus Christus Zunge und Hand für den Vollzug des “Mysterium tremendum”, der eucharistischen “Mystischen Schlachtung” zur Verfügung zu stellen, und zwar nur ihm allein.

Um dies auch deutlich zum Ausdruck zu bringen, betet der Priester am Ende der feierlichsten Gebete des Kanons (Communicantes, Hanc igitur, Supplices te rogamus, Ipsis Domine, Nobis quoque peccatoribus) in klarem und bestimmtem Tone die heiligen Doxologien: “Per eundem Christum Dominum nostrum” — “Per Christum Dominum nostrum” — “Eundem… Christum … per Dominum nostrum”…; wieviel tiefste Theologie ist doch in diesen hinweisenden und besitzanzeigenden Adjektiven verborgen! Sie besagen doch in Wirklichkeit nichts anderes, als dass der Priester, der bei der Konsekration in der ersten Person Einzahl “HOC EST ENIM CORPUS MEUM!” spricht, nur als Diener, nur als vermittelnde Hand für unseren Herrn am Altare fungiert, denn ER allein ist der einzig wahre Priester, da auch nur ER allein das einzig wahre und würdige Schlachtopfer zur Sühne und Anbetung ist.

Der rechtgläubigen Auffassung zufolge bleibt die Zunge des Priesters nicht mehr länger dessen Eigentum: beim Aussprechen der Wandlungsworte gehört die Zunge des Priesters nicht nur Jesus Christus, dem Ewigen Hohepriester an, sondern sie ist zu Seiner Zunge geworden!

Und erst seine Hände! Natürlich gehörten sie vor und nach dem Vollzug der mystischen Schlachtung des Lammes Gottes auf dem Altar noch in dem Sinne dieser irdischen Welt an, als sie die Gläubigen aufforderten, auf Den zu schauen, “den sie durchbohrt hatten (Zach. 12,10)”, aber während der Opferhandlung gehörten sie ganz Jesus-Christus an, indem sie an Seiner Stelle das Kreuzesopfer vollzogen.

Daher erklärt sich auch die Bedeutung der drei Kreuzzeichen, welche zu Anfang des Kanons über die Opferbrote und während der beiden Gebete der früheren Kleinen Elevation, sowie der fünf Kreuzzeichen, die vor und nach der Konsekration von der Hand des Priesters ausgeführt wurden. Diese ganzen symbolträchtigen Handlungen voll tiefster und bester Mystik sind von nun an abgeschafft, und dennoch waren es doch gerade diese drei wiederholten Kreuzzeichen, die darauf hinweisen, dass sowohl auf dem Altar der Mystischen Schlachtung als auch auf dem Altar des Kreuzes “es dieser ist, der gekommen ist durch Wasser und Blut und Geist, JESUS CHRISTUS, nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut”, und dass es “drei sind, die Zeugnis geben auf Erden: der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind in sich eins”, (1. Joh. 6, u. 8) (1. Brief des hl. Johannes, Kapitel 5, Verse 6 u. 8). — wie es auch drei sind, die im Himmel davon Zeugnis geben: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist!” (1. Joh. 5,7). Und haben uns nicht gerade die zu zweien Malen wiederholten fünf Kreuzzeichen die Fünf Schmerzenreichen Wunden in lebendigster und eindringlichster Weise vor das Auge unserer Seele vergegenwärtigt, gleichsam als Stigmen von des Schmerzes Übermaß von gestern die nun zu Triumphzeichen der Glorie Unseres Herrn und Erlösers JESUS CHRISTUS von heute und für allezeit geworden sind? Wir möchten hinzufügen, dass wir damit nur den Mystischen Sinn dieser Stelle wiedergeben, wie wir ihn von der Tradition empfangen haben; es gibt aber auch noch einen theologischen, den Bossuet “einem neuen Katholiken” erklärte. Diese Kreuzzeichen, welche die Opfergaben vor der Konsekration segnen und weihen, und nach der Konsekration gleichsam als Bittgebet von den nun in sich selbst heiligen und die Gnade enthaltenden, transsubstantiierten Gestalten allen Gnadensegen des Himmels auf jene herabflehen, die dem “Mysterium tremendum” andächtig und demütig beiwohnen — alle diese heiligen Kreuzzeichen, die das Wort und den Segen des Himmlischen Vaters begleiten, geschehen einzig aus dem Grunde, um zu bezeugen, dass aller Segen und alle Gnade einzig und allein durch das Kreuzesopfer unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus als Heilsursache bewirkt und uns geschenkt wird.” -
(Vgl. “Explications de q.q. difficultés sur les prières de la Messe ä un nouveau catholique & XII — Ed. Lachat, Tome XVII, p. 65). —

Durch das Kreuz, das heißt, durch das blutige Opfer Seiner Heiligen Passion geschieht auf dem Altare das gleiche wie auf dem Kalvarienberg. “Ut non evacuetur Crux Domini” — “damit nicht wertlos gemacht werde das Kreuz Christi” (1. Kor. 1,17) schreibt der heilige Paulus an die Gemeinde von Korinth und tadelt ihre Parteisucht, der sie sich in sündhafter Leidenschaftlichkeit preisgegeben hatten, und die sie untereinander in verschiedene sich heftig bekämpfende Gruppen spaltete. Auch jetzt, in diesen Tagen, wo die Heilige Messe nicht mehr das “schaudererregende Opfer” (Vgl. St. Johannes Chrysostomus, Homilie “Vidi Dominum” PG 56,102. — In diem natalem D.N.J.Chr. PG 49,35, cf 49, 369), das “Mysterium horrendum et tremendum” der orthodoxen kirchlichen Lehre ist, sondern zu einem bloßen gemeinschaftlichen und brüderlichen Mahl oder wenigstens zu einer rein menschlichen, diesseitigen, innerweltlichen Danksagung der versammelten “Gemeinde” anlässlich einer “brüderlichen Brotbrechungsfeier” letztlich profanen Charakters degradiert wird, — ist es notwendiger denn je, dieses kernige Gebet des heiligen Paulus zu unserem eigenen zu machen: UT NON EVACUETUR CRUX DOMINI — lasset uns beten, daß der Kanon des Heiligen Messopfers nicht seiner heiligen Kreuzzeichen beraubt und entleert und letztlich damit sich selbst entfremdet werde!

Denn nicht umsonst steigen diese Befürchtungen in uns auf: Diese Zeichen und Worte gehören nämlich nicht zu jenen Riten, welche die Apostolische Konstitution aus dem Grunde aus der Liturgie hat verschwinden lassen, weil sie angeblich “nur Verdoppelungen und Hinzufügungen ohne großen Nutzen” darstellten (Vgl. Apost. Const. “Missale Romanum”) — eine Begründung, die in Wirklichkeit nur ein Zitat des II. Vatikanischen Konzils ist, welches in diesem Punkte dem Konzil von Trient ausdrücklich widerspricht — stellt doch das Konzil von Trient, wie wir uns bereits überzeugen konnten, mit klaren Worten fest: “… so hat die katholische Kirche, damit das heilige Messopfer würdig und ehrfurchtsvoll dargebracht und empfangen werde (d.h. die Hl. Kommunion), vor vielen Jahrhunderten den Heiligen Kanon eingesetzt, der von allem Irrtum so rein ist, dss er nichts enthält, was nicht ganz besonders Heiligkeit und Frömmigkeit bemerken lasse, und die Gemüter der Opfernden zu Gott erhebe…” (Vgl. 22. Sitzung des Konzils v. Trient, Viertes Kapitel, De canone missae). — Doch die neuen Rubriken bewirken gerade das Gegenteil von dem, wenn sie den altehrwürdigen Kanon all jener tiefsinnigen Zeremonien berauben und alles abschaffen, was seine “vollkommene Übereinstimmung mit dem Mysterium des Heiligen Messopfers” in ergreifender Weise hervorhebt. So wird im Novus Ordo Missae das “Sanctum Sacrificium” dadurch verstümmelt, dass man hingegangen ist und das altehrwürdige Offertorium wegamputiert hat — jenes Offertorium, das so alt ist, dass man nicht einmal genau sagen kann, wann es entstanden ist, doch scheint es ziemlich sicher zu sein, dass die Zeit seiner Entstehung weit vor dem 10. Jahrhundert anzusetzen ist, denn schon der Zeit des heiligen Augustinus war es prinzipiell wohlbekannt. Doch diese historischen Erörterungen sind für uns, im Grunde genommen, unwichtig; Hauptsache ist, dass durch die geschichtlichen Tatsachen die Grundbedingung für die Anwendung der schon einmal erwähnten berühmten “Regel der 200 Jahre” der Messreform des heiligen Pius V erfüllt ist, wonach alle jene Offizien von der Reform nicht berührt wurden, die sich eines lückenlos gesicherten und dokumentarisch verbürgten Alters von mindestens 200 Jahren erfreuten. Was nun uns betrifft, so ist die Grundbedingung für die Anwendung dieser von St. Pius V im Geiste der unwandelbaren Tradition der Römischen Päpste aufgestellte Regel im Bezug auf das stillschweigend begrabene Offertorium altersmäßig bei weitem erfüllt; aus diesem Grunde hätte das Offertorium von der Zeit vor dem 3. April 1969 nicht nur beibehalten, sondern auch aufs deutlichste bestätigt werden müssen, und zwar nicht in erster Linie aus Gründen der liturgischen Tradition, sondern vor allem aus theologischen und mystischen Gründen, wie wir noch sehen werden. Zuerst wollen wir aber noch die Erklärungen anführen, welche uns die “Apostolische Konstitution und das Präsentationsschreiben des Sekretärs jenes “Consiliums” geben, welches diese unheiligen Neuerungen ausgeheckt hat.

— “Was den Ordo der Heiligen Messe betrifft”, — so sagte der Papst, — “so hat man die Riten unter Wahrung der Treue zur Substanz vereinfacht. Man hat auch diejenigen ausgeschieden, die im Laufe der Jahrhunderte verdoppelt oder ohne großen Nutzen hinzugefügt wurden, wie dies zum Beispiel bei der Opferung von Brot und Wein, bei der Fractio Panis und bei der Communio geschehen ist. (Apost. Konst. Missale Romanum, p. 10)” —

— Annibale Bugnini, unter dem Pontifikat Papst Johannes XXIII noch wegen seiner “ikonoklastischen und blasphemischen Ideen in Bezug auf die Liturgie” aus der Päpstlichen Lateranuniversität ausgestoßen, inzwischen aber unter dem Einfluss des konziliären Aufweichungsprozesses zum “Sekretär der Liturgiekongregation” arriviert, lässt aber die Katze vollends aus dem Sack, wenn er mit bedeutend weniger Zurückhaltung als der Heilige Vater die Gründe für diese Unterdrückung und Verstümmelung altehrwürdiger, echtkatholischer liturgischer Substanz von seinem Standpunkt her gesehen, angibt:

— “Ritus des Offertoriums. Dieser Teil der Feier, der niemals und von keiner der vorhergehenden Reformen berührt worden ist, ist nun neu geordnet worden, um seiner wirklichen Bedeutung besser entsprechen zu können. Die liturgischen Formeln, welche das Herbeibringen der Gaben und deren Niederlegung auf dem Altar begleiten, sind geändert worden, damit nicht der Eindruck entsteht, der eigentliche und wirkliche Opferungsakt, der ja erst im Kanon stattfindet, werde schon hier vollzogen. Man benützt herkömmliche biblische Segensausdrücke, welche die schöpferische Tat Gottes und die Beteiligung des Menschen an der Darbringung der Elemente von Brot und Wein, die zum Opfer dienen, hervorheben: “Gepriesen seist Du, Herr, Gott des Universums, weil wir von Deiner Güte das Brot empfangen haben, das wir Dir opfern (offerimus: opfern oder bloß “darbringen”?), die Frucht der Erde und des Schaffens menschlicher Hände, woraus uns das Brot des Lebens werde.” — Eine ähnliche Formel, natürlich mit den notwendigen Abänderungen wird gesprochen, wenn der Kelch herbeigebracht und auf den Altar gestellt wird. Daraus ergibt sich, dss die Formel, die bei der Mischung von Wasser und Wein gebetet würde, gekürzt, und jene, die das Lavabo begleitet hat, abgeändert wird.” (Documentation cath., col. 517 du No 1541 du 1-6-1969).

— Hier sagt uns Padre Bugnini also ohne große Umschweife klipp und klar und schwarz auf weiß, was für eine Bewandtnis es mit diesen neuen Offertoriumsriten auf sich hat, und von welcher Natur ihre Beschaffenheit, Bedeutung, Tragweite und Konsequenzen sind.

Sie haben in allererster Linie einmal negative Bedeutung, da sie die altehrwürdigen, noch aus den Tagen des frühen Christentums stammenden Riten, ersetzen, nachdem man diese auf dialektisch höchst geschickte Weise einesteils als “unnötige Verdoppelungen oder Zusätze ohne großen Nutzen” verketzert und andernteils als “Vorausnahme” des eigentlichen und wirklichen Opferungsaktes, der erst im Kanon stattfindet mit dem Ruch der Häresie belegt hat. Das will doch nichts anderes heißen als dass es bis jetzt unsinnig, zumindest aber ohne großen Nutzen war, das Heilige Opfer des Kanons zu antizipieren; mit diesen Worten wird wenigstens für einmal ohne listige Hintergedanken einer “fides punica”, über die sich schon der alte Titus Livius beklagte und ohne jeglichen Vorbehalt ganz aufrichtigerweise die Tatsache bestätigt und anerkannt, dass die Kirche schon immer viel Wert darauf gelegt hat, vor dem Vollzug des Eucharistischen Opfers, der durch die Worte des Kanons bewirkt und durch seine altehrwürdigen Rubriken klar zum Ausdruck gebracht wird, die dem Heiligen Opfer dienenden Oblaten darzubringen, “und zwar als wirkliches und eigentliches Opfer, in einem priesterlichen, persönlichen, realen, gegenwärtigen Akt, und keineswegs bloß als Commemoratio des Hohen Donnerstages von rein erzählendem Charakter.” (Courrier de Rome, No 49, p. 5). Durch seine Gebete, Bewegungen und vorgeschriebenen Riten brachte der Priester Gott, dem Herrn, im althergebrachten Offertorium ein Opfer im eigentlichen und wirklichen Sinne des Wortes dar, denn die Oblaten, die er opferte, waren ihrer unmittelbaren Funktion ganz entrissen und Gott geweiht… dies auszudrücken war der Sinn des Kreuzzeichens, welches der Priester mit der Patene machen musste, wenn er die Hostie nach der Opferung auf den Altar niederlegte, und dies war auch der Sinn der feierlichen Segnung des Wassers, auf die ebenfalls ein Kreuzzeichen mit dem Kelch folgte, bevor er wieder auf den Altar gestellt wurde, und ebenso verhielt es sich mit der anbetenden Verneigung bei den Worten, die den Charakter des Opfers zum Ausdruck brachten; und dies war auch der Sinn der Anrufung des Heiligen Geistes, damit er geruhe, sich herabzulassen und diese Oblaten sich zu eigen zu machen, indem ER sie durch sein Göttliches Feuer verzehre und sich würdige, sie zu heiligen, indem er sie den profanen Ansprüchen dieser Welt entreißt, um sie Seinem Heiligen Namen zu weihen und auszusondern.

Es ist also ein wirkliches Opfer, welche die beiden Elemente des Eucharistischen Opfers heiligte und dem Bereich des Profanen entriss, ohne Zweifel ein geistiges Opfer des Lobes und der Anbetung seitens des Geschöpfes gegenüber dem Schöpfer; aber ein Opfer zum Lobpreis Gottes (“Sacrificium ad laudem”) dessen genugtuender, versöhnender und erlösender Charakter und Zweck klar und deutlich bei der Opferung der Hostie zum Ausdruck kam: “pro innumerabilibus peccatis et offensionibus meis… ut… proficiat ad salutem in vitam aeternam”; genau so wie bei der Opferung des Kelches: “pro nostra et totius mundi salute…”; und wie auch beim “Suscipe, Sancta Trinitas…” dessen Worte ausdrücklich und auf deutlichste Art und Weise den Opfercharakter des Offertoriums zum Ausdruck bringen: “… hanc oblationem quam Tibi offerimus ob memoriam passionis… Jesu Christi Domini nostri…”.

Diese Überlegungen sind keinesfalls liturgische Haarspaltereien oder sonstwie überflüssig, denn bei dieser Analyse des Alten Offertoriums kommt dessen wirkliche und eigentliche Bedeutung und große Nützlichkeit klar zur Geltung, und gleichzeitig wird bewiesen, dass jegliches Daranrühren und Manipulieren einem Attentat auf die Unversehrtheit und Fülle des Eucharistischen Opfers gleichkommt. Man möge uns deshalb erlauben, den theologisch sattelfesten Abbé des “Courrier de Rome” anzuführen, um aus dessen Mund nicht irgendwelche kirchlich getarnte Privatmeinungen oder Häresien, sondern die sichere Lehre der theologischen Tradition der Kirche, zu erfahren. Er schreibt:

— “für jeden wahren Katholiken ist jedes sacrificium auch eine oblatio, aber nicht umgekehrt; damit nämlich eine dargebrachte Gabe auch zum eigentlichen Opfer wird, muss an ihr eine qualitative Veränderung stattfinden, wie zum Beispiel bei den Opfern der Antike, wo das dargebrachte Tier getötet und verbrannt werden musste. Deshalb muss auch das Brot gebrochen, gegessen, gesegnet werden, damit die Opferbedingungen erfüllt sind. Der heilige Thomas von Aquin spricht hier unstreitig im Namen der ganzen religiösen Tradition der Menschheit. (2 2ae, 85, 3 ad 3)
Doch da der Auferstandene Christus nicht mehr stirbt und sterben kann (Hebräerbrief, 9,27f, 10f) kann ER in der Heiligen Messe mit Seinem verklärten Leib auch nicht mehr in den Zustand des Schlachtopfers versetzt werden; es ist dies vielmehr nur noch auf mystische Art und Weise möglich, und zwar unter den Gestalten von Brot und Wein, die also als integrierende Bestandteile für den Vollzug der Mystischen Schlachtung des Lammes Gottes für das Opfer unerlässlich sind.
Gerade hier gilt das Wort des berühmten und heiligen Kardinals Robert Bellarmin in besonderer Weise: “Die Opferung von Brot und Wein, welche der Konsekration der Species vorangeht, ist notwendig für die Vollständigkeit, Unversehrtheit und Fülle des Eucharistischen Opfers, obschon sie nicht zu dessen Wesen gehört.” (De Sacrif. Missae, c. 27. — ed Vivès 1872, p. 365).
Das Wesen der Heiligen Messe besteht in der Konsekration, durch welche die profanen Elemente von Brot und Wein durch Verwandlung ihres bisherigen Wesens aufhören, noch weiterhin profan zu sein; durch die Realität der Transsubstantiation werden sie zum heiligen, allein Gottes würdigen Gegenstand: zum Opferblut und Opferfleisch seines mystisch geschlachteten Sohnes. Da es aber andrerseits unmöglich ist, von einem wahren und wirklichen Opfer zu sprechen, wenn der sinnlich wahrnehmbare Ausdruck fehlt, muss die oblatio corporis et sanguinis durch eine vorangehende, sichtbare klare und formale, nämlich durch die oblatio von Brot und Wein, ausgedrückt werden.” (Courrier de Rome, No 49, p. 6).” —

Man sieht also, dass die Urheber des neuen “Ordo Missae” mit der Abschaffung des Alten Offertoriums auch das antizipierte Erlösungsopfer des Kanons unterdrücken, denn für sie ist dieses ja nur eine “Verdoppelung ohne große Bedeutung”. Qui capiat, capiat!

Was uns betrifft, so sehen wir in dieser Abschaffung das Werk protestantischer und jansenistischer Hände, die schon seit jeher wild darauf aus gewesen sind, die sakramentale Bedeutung und Wirklichkeit der Heiligen Messe weitestgehend einzuschränken und zu bagatellisieren. Was bleibt denn in Wirklichkeit noch übrig vom “Heiligen Messopfer”, wenn man sich vor Augen hält, dass mit dieser Unterdrückung der Opferung von Brot und Wein im herkömmlichen Offertorium eine weitere, kaltblütig vorgenommene Abschaffung urkatholischen Glaubensgutes geschieht, die nun noch zur Ausrottung all jener Symbole hinzukommt, die bis anhin im Kanon ihren wirklichen Opfercharakter sinnenfällig zum Ausdruck gebracht haben. Uns scheint, diese Frage beantwortet sich selbst: Im Bereich des Sinnenfälligen und sinnlich Wahrnehmbaren bleibt nichts, aber auch gar nichts mehr übrig, woraus auf den primären Opfercharakter der Heiligen Messe geschlossen werden könnte!

Nach dieser Würdigung der negativen Bedeutung dieses letzten Streiches der gegenwärtigen Liturgiereform, wollen wir uns nun der positiven Tragweite ihrer jüngsten Ausgeburt zuwenden, nämlich “der endlich richtig verstandenen Bedeutung” des Offertoriums, wie man uns glauben machen will.

Man braucht kein abgeschlossenes Studium in Liturgiewissenschaft, um Annibale Bugninis “wahre Bedeutung des Offertoriums” herauszubekommen; wenn wir ihm Glauben schenken wollen, so besteht sie darin, dass die neuen Riten sowohl das “schöpferische Wirken Gottes” als auch die “Teilnahme des Menschen” bei der Opferung der Elemente von Brot und Wein, die zum Eucharistischen Opfer dienen, deutlich hervorheben. Was wir schon weiter oben in Bezug auf den Kanon festgestellt und worauf wir die Aufmerksamkeit des Lesers gelenkt haben, trifft auch hier wieder zu: Man hat den ganzen herkömmlichen Akt der Heiligen Messe in zweifacher Hinsicht auf den Kopf gestellt, und einzig und allein darin besteht das Geheimnis und das Wesen des neuen Begriffes von der Messe. Demnach besteht der Sinn des Kanons nicht mehr darin, dass der Priester, indem er Unserem Herrn Jesus Christus seine Hand und seine Stimme zur Verfügung stellt, in Dessen Person die Passion von Golgatha auf mystische, aber dennoch konkrete Weise für das “Heil von Vielen” erneuert und real gegenwärtig setzt; nein, das Wesen des Kanons besteht von nun an im gemeinschaftlichen Wirken des die Welt in Seinem Sohne heiligenden Gottes und der Menschheit, die Gott in Christus anbetet; demzufolge ist das Offertorium nicht mehr das Sühnopfer des Priesters, der als “alter Christus” die Oblaten für die schon nahe bevorstehende Transsubstantiation konsekriert, als Opferbrote, welche zwar die Gläubigen zum Altare bringen, die aber einzig und allein vom amtlich befugten Priester geopfert werden können: aus dem Offertorium ist nur noch ein einfaches “Opfer des Lobes”, eine einfache “Segnung” eines Schöpfergottes geworden, dessen Geschöpfe offenbar sich keiner Sündenschuld bewusst sind, um deren Verzeihung sie sich erst bemühen müssten und für die es Sühne zu leisten gilt. Auch befinden sich die “Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit” offenbar a priori schon im Göttlichen Herrschafts- und Wertbereich, so dass jegliche Entrückung und Aussonderung aus der Profanität überflüssig ist; es ist also ganz und gar nicht mehr notwendig, die eucharistischen Elemente von Brot und Wein durch ein eigentliches, konkretes Opfer dem Herrn der Heerscharen zu konsekrieren, eine einfache Benediktion, die erst noch von keinem einzigen Kreuzzeichen begleitet ist, tut es auch! Weder Konsekration noch Kreuzzeichen sind von nun an notwendig, denn da die Elemente von Brot und Wein durch das Wort des “schöpferisch wirkenden Gottes” gesegnet sind, werden sie auch unverzüglich durch das Wirken des “heiligmachenden” Gottes “konsekriert”. Man betont den schöpferisch und heiligend wirkenden Gott in einer Art und Weise, dass für den sühnenden und von den Sünden erlösenden Gott überhaupt kein Raum mehr bleibt, was nichts anderes als fromm getarnte Blasphemie darstellt!

Daraus erklärt sich auch die Tatsache, dass man fortan für die Benediktion dieses Neuen Offertoriums kein “Thysiasterion” = “Opferaltar” (vgl. griechischer Text des Hebräerbriefes, 13,10!), kein “altare” = Altar (vgl. lat. Text des Hebräerbriefes 13,10!) mehr zubereitet werden muss, sondern ein gewöhnlicher, profaner Tisch:

— “Zuerst wird als Mittelpunkt der ganzen Eucharistiefeier (39) der Altar, der Tisch des Herrn, bereitet: Korporale, Purifikatorium, Kelch und Altarbuch, werden gebracht und bereit gestellt.” (Institutio Generalis, Nr. 49, S. 16)

Ebensowenig wird noch ein geweihter, mit Reliquien versehener Altarstein grundsätzlich vorgeschrieben, denn “für einen Tragaltar oder für einen Tisch, der außerhalb des Kirchenraumes zur Eucharistiefeier verwendet wird, ist kein Altarstein nötig.” — (Nr. 260 u. 265)

Dies versteht sich auch ganz von selbst und ist nur normal, denn wenn die Verfasser der Institutio Generalis ad Missale Romanum auf die “Eucharistische Liturgie” zu sprechen kommen in Nr. 268, so handelt es sich dabei nicht um den Opferaltar der Mystischen Schlachtung des Lammes Gottes zur Genugtuung für die Sünden der “Vielen” — “super altare tuum Domine”, wie noch der alte Kanon betete — sondern um den bloßen “Tisch des Herrn”, um welchen das “Volk Gottes” zusammengerufen wird, “zur Feier des Herrengedächtnisses und des Mahles, bei dem Leib und Blut des Herrn gereicht werden…” (Nr. 268, S. 63). Sowohl hier als auch in den Nrn. 260 und 265 wird jede Bezugnahme und jeder Hinweis auf das “Sühnopfer für die Sünden von vielen Menschen, welches auf mystische, aber reale Weise auf den Opferaltären der Kirche das Kreuzesopfer Jesu Christi erneuert und gegenwärtig setzt” (Courrier de Rome, op. cit.) nicht nur sorgfältig vermieden, sondern direkt ausgeschlossen und zu einem rein kommemorativen Gedächtnismahl rein erzählenden Charakters verwässert und verfälscht: “Der Altar, auf dem das Kreuzesopfer unter sakramentalen Zeichen gegenwärtig wird, ist auch der Tisch des Herrn, an dem das Volk Gottes in der gemeinsamen Mahlfeier Anteil hat, und Mittelpunkt der Danksagung, die in der Eucharistiefeier erfolgt”. (259, 74)

Nur zu gut erkennt man in diesem Abschnitt, dass der Begriff des Altars, der als solcher unmissverständlich das Kreuzesopfer von Kalvaria fordert, wo der Herr zur Genugtuung für unsere Sünden gestorben ist und welches die Kirche in Persona Christi auf mystische Weise konkret erneuert und vergegenwärtigt, — schnellstens durch den Begriff des Tisches korrigiert, ersetzt und umfunktioniert wird, denn das, worauf es ankommt, ist nun nicht mehr auf dem Tisch, sondern um den Tisch versammelt zu finden: die Mahlgemeinschaft des “eucharistiefeiernden Volkes Gottes”. Mittelpunkt und Hauptsache der “Zelebration” ist nun nicht mehr der Göttliche Gastgeber, sondern allein nur noch die Gäste: der Schwerpunkt des Heiligen Messopfers wird vom mystisch geschlachteten Lamm Gottes — das zu empfangen ja der einzige Sinn des Mahles ist — eindeutig und in häretischer Weise auf das “Volk Gottes” und dessen “aktive Teilnahme” hin verschoben, auf eine Teilnahme, die nicht mehr aktiv genannt werden kann im rein geistigen Sinne des Wortes wie bisher, sondern quasiamtlichen Charakters und letztlich jedenfalls sicher hierarchischer Natur ist, denn “als Werk Christi und des hierarchisch gegliederten Volkes Gottes ist die Feier der Heiligen Messe für die Welt- und Ortskirche wie auch für jeden einzelnen Gläubigen die Mitte des ganzen christlichen Lebens.” — (Inst. Gen. ad Miss. Rom., No 1). Im Falle dass man uns vorwerfen sollte, wir irrten uns in der Betrachtungsweise des Novus Ordo Missae und läsen Dinge aus der Institutio heraus, die in Wirklichkeit nicht so gemeint seien, so möge man uns doch bitte die genaue und authentische Bedeutung von Paragraph 257 der Institutio Generalis erklären, der von der Gestaltung des Kirchenraumes für die “Eucharistiefeier” handelt:

— “Das Volk Gottes, das sich zur Messfeier versammelt, hat eine organische (*)und hierarchische (*) Ordnung, die sich in den verschiedenartigen Aufgaben innerhalb der Feier zeigt. Der Kirchenraum soll deshalb so gestaltet sein, daß er gleichsam den Aufbau der versammelten Gemeinde wiederspiegelt, ihre richtige Gliederung ermöglicht und jedem die Ausübung seines Dienstes gewährleistet.”
(* cohaerentem et hierarchicam habet ordinationem) (Nr. 257).

Wir wollen, was uns betrifft, durchaus nicht die Tatsache verheimlichen, dass uns die sinngemäße Übersetzung dieses lateinischen Textes, dessen Begriffe höchst unklar und zweideutig sind, nicht geringe Schwierigkeiten auch in Bezug auf die nicht gerade einfache Satzkonstruktion bereitet hat; dennoch haben wir sofort daraus herauslesen können, dass die Hauptsorge der Verfasser des Novus Ordo Missae einzig und allein von der Tendenz bestimmt wird, das Wesen der Heiligen Messe nicht im gottmenschlichen hohepriesterlichen Wirken Christi durch den zu einem “alter Christus” gewordenen irdischen Priester als Brennpunkt und Zentrum zu konzentrieren, sondern auf die “Eucharistieversammlung” des “hierarchisch geordneten Volkes Gottes” zu verlegen.

— “Der Priester und seine Helfer sollen im Altarraum Platz nehmen, d.h. in jenem Teil des Raumes, der ihrem hierarchischen Amt entspricht: das Gebet zu leiten, das Wort Gottes zu verkünden, und den Dienst am Altare zu versehen. So berücksichtigt die Gliederung des Kirchenraumes diesen hierarchischen Aufbau der Gemeinde und die Verschiedenheit der Dienste. Dennoch muss der Raum letztlich ein geschlossenes Ganzes bilden, damit die Geschlossenheit des heiligen Volkes (plebis sanctae) deutlich zum Ausdruck gelangt… (Nr. 257)

— Die Geschlossenheit und Einheit des “Volkes Gottes”, der plebs sancta! Möge es nun den Verfassern dieser zweideutigen Texte gefallen, oder nicht: Niemals werden sie diese “Geschlossenheit und Einheit des Volkes Gottes” auf allen Stufen und für alle Personen, aus denen sich dieses Volk und diese plebs sancta zusammensetzt, als wesentlich hierarchisch definieren können, es sei denn, sie wollten die “Widersprüche miteinander verbinden, die Gegensätze miteinander in Übereinstimmung bringen, das Richtige und das Falsche, Wahrheit und Irrtum miteinander vermischen”; nach expliziter Lehre der Kirche ist nur der Priester “hierarchisch eingegliedert in den Organismus der Kirche, nur von ihm gilt im ersten und eigentlichen Sinne des Wortes, was der heilige Apostel Paulus im 1. Korintherbrief, 4,1 schreibt: “So betrachte man uns als Diener Christi und als Verwalter der Geheimnisse Gottes.” Und im 2. Korintherbrief, 5,18: “… denn wenn einer in Christus ist, so ist er ein neues Geschöpf. Das Alte ist vergangen, siehe, ein Neues ist geworden. Das alles kommt von Gott. Er hat uns durch Christus mit sich versöhnt und uns mit dem Dienste der Versöhnung betraut. Ja, Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt; er rechnet ihr die Sünden nicht mehr an, und hat uns das Wort der Versöhnung übertragen. AN CHRISTI STATT ALSO WALTEN WIR DES AMTES. Gott selbst ist es, der durch uns mahnt. An Christi Statt bitten wir: Lasst euch mit Gott versöhnen…” — Der Priester allein hat also Amt und Vollmacht, an Christi Statt zu handeln, zu lehren und zu richten; seine priesterlichen Vollmachten erschöpfen sich keinesfalls bloß darin, dem “Gebete vorzustehen” und dem “Altar zu dienen”, sondern das Wesen des katholischen Priestertums besteht darin, in Persona Christi als hierarchisch eingegliederter und mit unauslöschlichem Siegel geprägter Diener Christi die Funktionen des himmlischen Hohepriesters Jesu Christi auf seiner Weihestufe durch die mystische Schlachtung des Lammes Gottes durch das Eucharistische Opfer instrumental auszuüben; er allein, der Priester JESU CHRISTI, vollzieht den sakramentalen Akt der Buße, er und nur er setzt liturgische Akte des Gotteslobes und der offiziellen kirchlichen Fürbitte; das gläubige Volk setzt diesen priesterlichen Akten, sei es nun bei deren Vollzug zugegen oder nicht, im Wesen und in der Vollständigkeit nichts hinzu. Wir möchten deshalb auf das deutlichste und entschiedenste betonen und hervorheben, dass der Priester keinesfalls als “Abgeordneter oder bloßer Vorsteher der Eucharistiegemeinde” am Altare steht, sondern als der Mann Gottes (Tim. 6,11) — a Deo et in Deum. Genau so wenig wie die heiligen zwölf Apostel von der Urkirche als “Vorsteher der Eucharistiefeier” gewählt und in Amt und Würden eingesetzt wurden, genau so wenig verdanken ihre Rechtsnachfolger, die Bischöfe und auf ihrer Weihestufe auch die Priester ihre Amtsvollmachten der Eucharistie feiernden Gemeinde; ein solcher Sachverhalt wäre ebenso unsinnig, wie wenn der HERR als gewählter “Vorsteher” und Repräsentant der Apostel das Kreuzesopfer vollbracht hätte; sagt ER doch ausdrücklich im 15. Kapitel des Johannesevangeliums, 16: “Freunde habe ich euch genannt, denn ich habe euch alles geoffenbart, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ICH habe euch erwählt und euch dazu bestellt, dass ihr hingehet und Frucht bringet und euere Frucht von Dauer sei.” Und: “Wenn die Welt euch hasst, so wisset: mich hat sie vor euch gehasst. Wäret ihr von dieser Welt, so würde Euch die Welt als das ihrige lieben. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ICH euch von der Welt auserwählt habe, hasst euch die Welt. Gedenket des Wortes, das ich zu Euch gesprochen habe: Der Knecht ist nicht mehr als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen. Haben sie MEIN WORT GEHALTEN, so werden sie auch das EURE halten. Aber all das werden sie euch antun, um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat.” (Joh. 16,18f)

Auch verlangen wir, dass man uns klar und deutlich die negativen Aspekte erklärt und dartut, wenn man schon die ganze Zeit, manchmal bis zum Überdruss, auf der “bewussten, tätigen und vollen Teilnahme der Gläubigen” (Instit. Gen. Nr. 3) und auf der “Mitfeier und tätigen Teilnahme der Gläubigen” herumreitet, durch welche “die Kirche in ihrem Wesen als Gemeinschaft deutlich erkennbar ist.” —

Wenn wir an erster Stelle die Klärung und Darlegung der negativen Aspekte fordern, so befinden wir uns damit ganz auf der Linie, die das Päpstliche Magisterium bis zum II. Vatikanischen Konzil eingehalten hat, indem es in erster Hinsicht unsere Wachsamkeit gegen die Irrlehren, die sich diesbezüglich im Laufe der Jahrhunderte erhoben haben, auf den Plan rief, und zwar nicht aus grundlosen Befürchtungen, sondern wegen der traurigen Tatsache, daß diese schon längst verurteilten Irrlehren heute üppiger denn je ins Kraut schießen, wie zum Beispiel der “Presbyterianismus”, der heute sowohl wie gestern im katholischen Priester nur einen “Diener des Wortes” sehen will, der mehr durch Wahl der Gemeinde als durch eine besondere Weihe mit kirchlichen “Funktionen” betraut wird, die überdies nur unwesentlicher und nebensächlicher Natur sind und keinesfalls das Wesen des christlichen Priestertums ausmachen. Wir verlangen deshalb auch zu Recht, dass man uns klar definiere, dass “wenn die Gläubigen am Eucharistischen Opfer teilnehmen und mitopfern, dies auf eine vom geweihten Priester wesentlich verschiedene Art geschieht, und ohne dass sie deshalb priesterliche Vollmachten hätten” wie dies Papst Pius XII seligen Angedenkens in seiner hochwichtigen Enzyklika “Mediator Dei” vom 20. November 1957 über die Heilige Liturgie getan hat, indem er schon damals in wahrhaft prophetischer Erleuchtung häretische Liturgiereformen zurückwies, deren Drachensaat nun in der postkonziliären Kirche, von den meisten Vertretern der Hierarchie bagatellisiert, und gedüngt vom dialektischen Dung unserer internationalen Illustrierten-, Pseudo- und Unterleibstheologen, ihre tödlich giftigen Früchte zur Reife bringt.

Der “Pastor angelicus”, Papst Pius XII kommt erst dann auf die “Konzelebration der Gläubigen mit dem Priester” kraft des durch die Heilige Taufe verliehenen “königlichen Priestertums” zu sprechen, nachdem er mit schärfsten und bestimmtesten Worten alle Missverständnisse, Irrtümer und die daraus entstehenden schrecklichen Missbräuche als solche gebrandmarkt und entschieden als “bereits schon früher, nämlich auf der 23. Sitzung des Konzils von Trient verurteilte Irrtümer” zurückgewiesen hat. Man wird uns sicher dankbar sein, wenn wir diese Verurteilung des falsch und gegen die hierarchische Struktur der Kirche Christi verstandenen “geistigen Priestertums” der Gläubigen seitens des Päpstlichen Lehramtes hier nachstehend wiedergeben — sie wird vielen naiven Gemütern die Binde von den Augen nehmen! —

— “Wenn jedoch die Gläubigen am Eucharistischen Opfer teilnehmen, so haben sie deshalb nicht auch priesterliche Vollmacht. Das müsst Ihr Eurer Herde ganz klar vor Augen stellen.
Es gibt nämlich welche, Ehrwürdige Brüder, die sich heute schon einmal verurteilten Irrtümern nähern (Sess. Concilii Trid. XXIII, c. 4), indem sie lehren: Im Neuen Bunde gebe es nur jenes Priestertum, das sich auf alle Getauften erstrecke; jenes Gebot ferner, womit Jesus Christus beim Letzten Abendmahl den Aposteln das zu tun auftrug, was er selbst getan hatte, gehe unmittelbar die gesamte Kirche der Gläubigen an; erst daraus sei dann in der Folge das Hierarchische Priestertum entstanden. Somit behaupten sie, das Volk besitze wahre priesterliche Gewalt, der Priester dagegen handle nur kraft des von der Gemeinschaft erhaltenen Auftrages. Deshalb halten sie das Eucharistische Opfer für ein wahres “Mitsammenzelebrieren” (Konzelebration), und meinen, es sei besser, wenn die Priester zusammen mit dem anwesenden Volke “mitzelebrieren”, als dass sie “privat” in Abwesenheit des Volkes das Opfer darbringen.
Es erübrigt sich auseinanderzusetzen, wie sehr solche verfänglichen Irrtümer den Wahrheit widersprechen, die Wir weiter oben dargelegt haben, als Wir von der Stellung handelten, die der Priester im Mystischen Leib Christi einnimmt. An folgendes aber glauben wir erinnern zu sollen: Der Priester handelt nur deshalb anstelle des Volkes, weil er die Person Unseres Herrn Jesus Christus vertritt, insofern dieser das Haupt aller Glieder ist und sich selbst für sie opfert; er tritt folglich an den Altar als Diener Christi, niedriger als Christus stehend, aber höher als das Volk. (S. Robertus Bellarminus, DE MISSA, II, cap. 4). Das Volk aber, das unter keiner Rücksicht die Person des Göttlichen Erlösers darstellt noch Mittler ist zwischen sich selbst und Gott, kann in keiner Weise priesterliche Rechte genießen. Das alles ist durch den Glauben sicher; daneben aber gilt, dass auch die Gläubigen, jedoch in anderer Weise, die göttliche Opfergabe darbringen.” — (Mediator Dei, off. lat. und deutscher Text, Seelsorger-Verlag im Verlag Herder, Wien 1948; franz. Ausgabe Solesmes, No 563, 564, 565). —

Wir haben nicht umsonst soviel Wert darauf gelegt, diese entscheidenden Worte des Kirchlichen Lehramtes durch den Mund des sichtbaren Oberhirten der Kirche Christi wieder in Erinnerung zu rufen, denn auf sie stützt sich unsere Weigerung, die Neue “Messe”, wie sie durch den Novus Ordo Missae promulgiert wird, anzunehmen: man hat nämlich in den Rubriken des ehemaligen Kanons alle diejenigen liturgischen Formeln verschwinden lassen oder verwässert, die zu beten und durch welche zu handeln einzig und allein dem Priester zukam und die seine priesterlichen Vorrechte und Vollmachten deutlich zum Ausdruck brachten und durch deren Anwendung seine menschliche Person sinnlich wahrnehmbar, verbo et opere, Jesus Christus angeglichen und gleichförmig wurde, um durch das blutige Opfer der Mystischen Schlachtung des Lammes Gottes das Kreuzesopfer auf geheimnisvolle, aber reale Weise zu erneuern und konkret zu vergegenwärtigen und den gleich einem Trankopfer (vgl. 4. Mos. 15,5ff, 28,7f) durch sein vergossenes Blut gleichsam ausgegossenen Herrn den Gläubigen zu vermitteln und auszuteilen. Und nicht genug damit: man hat das seinem Wesen nach der Urkirche zugehörige, altehrwürdige Offertorium, dessen Geist und Buchstabe bis in die kleinsten Rubriken hinein mit nicht zu überbietender Deutlichkeit darauf hinwiesen, dass es sich hierbei um einen eigentlichen und wirklichen Opferungsakt mit Sühnungscharakter handelte und denselben auch verwirklichten — mit einem Federstrich abgeschafft und ausgerottet: der Priester wird fortan kein Opfer von Brot und Wein mehr darbringen; er ist eigentlich überflüssig geworden, denn an seine Stelle ist der “Vorsteher der Eucharistiegemeinde” getreten, zu deren “Beginn man die Gaben zum Altar bringt” (Inst. Gen. ad Miss. Rom. Nr. 49), die er aus den Händen der Gläubigen empfängt und auf dem Tisch niederlegt. Daraus erklärt sich auch die beschränkte Rolle des Priesters im Kanon: Wenn er dort im Augenblick der Konsekration, die zum Wesen des Eucharistischen Opfers gehört, eigentlich nur noch geduldet wird um die Akklamation der Gläubigen einzuleiten, so nur in Konsequenz der Tatsache, dass die Gläubigen allein, ohne priesterliche Vermittlung, bereits schon während des “Offertoriums”, das zur Vollständigkeit des Eucharistischen Opfers unerlässlich ist, durch die feierliche Herbeibringung von Brot und Wein als Ersatz des ehemaligen Offertoriums einen quasipriesterlichen Akt gesetzt haben, denn nicht umsonst heißt es in der Institutio Generalis in Paragraph 49: “panis et vinum laudabiliter a fidelibus praesentantur”.

Hier also gibt sich der sonst direkt krampfhaft zu verbergen gesuchte Bocksfuß der Neuen Messe in seiner ganzen Hässlichkeit zu erkennen: darum ist der Novus Ordo Missae, wie ihn die “Apostolische Konstitution” Missale Romanum vom 3. April 1969 promulgiert, nicht mehr durch und durch katholisch und dient deshalb auch nicht mehr der Feier des Heiligen Opfers, wie es die Kirche bis jetzt seit nahezu 2000 Jahren gefeiert hat, er ist vielmehr — ähnlich Luthers “teutscher Messe” — nur noch eine gemeinschaftliche “Danksagungsfeier” der “Eucharistieversammlung”, kurz und gut: es handelt sich beim Novus Ordo Missae nicht mehr um das Hochheilige, auf geheimnisvolle Weise erneuerte und konkret vergegenwärtigte, blutige Kreuzesopfer Christi auf Golgatha, um das Mysterium tremendum et horrendum der Kirche der Katakomben, sondern nur noch um das profane Abendmahl der Protestanten, bei welchem bekanntlich keine Transsubstantiation der Elemente stattfindet und das bloße ideale und erzählende Commemoratio ist. An dieser erschütternden Tatsache vermögen weder feierliche Beteuerungen noch Beschwichtigungen und stillschweigende Vorbehalte der Gegenseite etwas zu ändern: ob man’s wahrhaben will oder nicht: man hat den Charakter der Heiligen Messe durch listige Einschmuggelung protestantischer Grundsätze und Terminologie grundlegend verändert: man hat das Heilige pervertiert.

War gestern noch die Heilige Messe ein selbständiger, von den Intentionen und der geistigen Verfassung der Gemeinde grundsätzlich unabhängiger Akt, den der Priester als Stellvertreter Dessen vollzog, der als Haupt der Glieder Seines Mystischen Leibes sich für dieselben in eigener Person opfert, so ist sie heute in erster Linie zum Akt der versammelten “Eucharistiegemeinde” unter “dem Vorsitze eines Priesters” geworden. Paragraph 60 der Institutio Generalis lässt da keine Zweifel offen:

— “Auch der Priester steht der zur Feier versammelten Gemeinde in der Person Christi vor. Er leitet ihr Gebet, verkündet ihr die Botschaft des Heiles, vereint die Gläubigen mit sich, wenn er dem Vater durch Christus im Heiligen Geiste das Opfer darbringt, und hat mit seinen Brüdern am Brote des ewigen Lebens Anteil.
Bei der Feier der Eucharistie soll er Gott und der Gemeinde in Würde und Demut dienen und durch sein Verhalten, wie auch durch das Verkünden des Wortes Gottes den Gläubigen die lebendige Gegenwart Christi bewusst machen.” —

Mit einem Wort: der Priester steht nicht mehr am Altare als vicarius Christi, sondern nur noch als “Vorsteher der Eucharistieversammlung”, sein priesterlicher Akt wird nicht mehr sinnlich wahrnehmbar zum Ausdruck gebracht und vollzogen, es handelt sich nur noch um eine idealistische Konstruktion, die übrigens auch als solche nichts mehr mit dem Heiligen Messopfer zu tun hat: er vollzieht nämlich keine Handlung mit Opfercharakter an den Elementen von Brot und Wein, sondern er führt den Vorsitz eines Gemeinschaftsmahles; Paragraph 7 der Institutio sagt es deutlich genug:

— “Das Herrenmahl, die Messe, ist die heilige Versammlung des Volkes Gottes, die unter der Leitung eines Priesters die Gedächtnisfeier des Herrn begeht. Von jeder so versammelten Gemeinde der Kirche gilt in besonderer Weise die Verheißung Christi: “Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dort bin ich mitten unter ihnen.” (Mt 18,21) -

Die Messe ist also kein Opferungsakt zum Ausdruck der Anbetung des Allheiligen Gottes, sondern nur noch Danksagungsfeier mit Gemeinschaftscharakter! (vgl. Nr. 14!) Nur zu Recht erkennen wir darin ein “neues”, ein “anderes” Evangelium, als uns die heiligen Apostel gebracht haben (vgl. Gal. 1,8), eine freche Fälschung des überlieferten katholischen Glaubens, den “Greuel der Verwüstung an Heiliger Stätte” (vgl. Daniel, 8,10f, 9,27), und nur zu Recht sprechen wir darüber die Worte aus, die St. Paulus der Glaubensfälschung seiner Zeit entgegenschleudert: Anathema sit ! – Sie sei verflucht!


Die doktrinelle Erklärung von Bischof Fellay vom 15. April 2012: Der Beweis eines Verrats

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(Fortsetzung von der 2. Teilübersetzung)

III. DIE ERSTE DOKTRINÄRE PRÄAMBEL [DP1] (14. September 2011)

1. Die „Einleitungs-Note“.

In der ersten Präambel, die von Rom präsentiert wurde, spricht die sie begleitende Einleitungs-Note von ihrem Inhalt, welcher:

„gewisse doktrinelle Prinzipien und Auslegekriterien der katholischen Lehre erwähnt, die nötig sind, um die Treue gegenüber dem Lehramt der Kirche und dem Sentire cum Ecclesia zu garantieren, wobei das Studium und die theologische Auslegung besonderer Ausdrücke oder Formulierungen, die in den Texten des II. Vatikanischen Konzils und des diesem folgenden Lehramtes vorkommen, für eine legitime Diskussion offen gelassen werden“.

Beim Lesen des Textes der Präambel vom 14. September 2011 stellen wir fest, dass:

-          „die lehrmäßigen Prinzipien“ keine anderen sind als die schlimmsten Konzilsirrtümer wie die Kollegialität, die Religionsfreiheit, der Ökumenismus, die neue Ekklesiologie!;

-          „die Interpretationskriterien“ dieser „Prinzipien“ nichts anderes sind als „die Hermeneutik der Kontinuität“, die vorgibt, sie mit der Tradition in Einklang zu bringen!

Dann, wenn diese Einleitung von „der Treue gegenüber dem Lehramt der Kirche und dem Sentire cum Ecclesia“ spricht, wissen wir, was dies seit dem II. Vatikanum bedeutet: es ist „die Konzilskirche“, von der die Rede ist, jene, von der Erzbischof Lefebvre sagte, dass sie in „ehebrecherischer“ Vereinigung ist mit der Revolution!

Schließlich, wenn der Kardinal davon spricht, „das Studium… der Texte der II. Vatikanischen Konzils und des auf dieses folgenden Lehramtes für eine legitime Diskussion offen zu lassen, ist dies das „Lockmittel“, das den Oberen der Bruderschaft gegeben wird, um sie glauben zu lassen, dass dies „ein Infragestellen“ des Konzils bedeuten könnte.

Das konziliäre Rom hatte die gleiche „legitime Diskussion“ sämtlichen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften seit 1988 versprochen, jedoch eine nach der andern haben sie schließlich zu kritisieren aufgehört und sogar (wie Le Barroux betreffend die Religionsfreiheit) die konziliären Neuheiten angenommen.

Man kann sich darum fragen: Wie kann es sein, dass Bischof Fellay nicht sieht, dass diese auf dem Papier autorisierte „legitime Diskussion“ nur eine Falle ist und tatsächlich keinerlei wirkliche Infragestellung des Konzils zulässt?

Man ist also überrascht von der „Naivität“ Bischof Fellays, wenn er:

-          in seinem Antwortbrief vom 30. November 2011 behauptet, dass die doktrinelle Präambel vom 14. September 2011 „die Türe für eine erweiterte doktrinelle Diskussion einen Spalt breit öffnet“;

-          in seinem Brief  vom 12. Januar 2012 noch enthusiastischer sagt, dass „die Einleitungs-Note eine Bewegung zu unseren Gunsten erkennen lasse“.

Wir stimmen nicht überein mit Bischof Fellay, wenn er von „einer Bewegung zu unseren Gunsten“ spricht. Wo ist sie? Es ist klar, dass seit den ersten Gesprächen zwischen der Bruderschaft und dem aktuellen Rom die einzige „Bewegung“, die man von ihrer [der römischen] Seite festgestellt hat, diejenige ist, uns zur Konzilskirche heimzubringen!

Dies ist es, was Erzbischof Lefebvre gesagt hat, als er den Schlussstrich unter die Diskussionen von 1988 zog: „Das Ziel dieser Versöhnung ist absolut nicht das selbe für den Heiligen Stuhl wie für uns“ (Brief an den Papst, 2. Juni 1988)

Und dann, ist es wahr, dass, wie Bischof Fellay beteuert,diese Einleitung „die Türe für eine weitergehende Diskussion einen Spalt breit öffnet“?

Die doktrinellen Gespräche zwischen 2009 und 2011 waren sie nicht hinreichend, da sie sämtliche Gegenstände der Uneinigkeit behandelt haben? War deren Endschlussfolgerung nicht klar genug? Eine doktrinelle Verständigung ist nicht möglich!

Was bleibt also zu „diskutieren“ mit dem modernistischen Rom? Vor allem, wenn die selbe Einleitungsnote sagt, dass „man als Hauptfundament der vollen Versöhnung mit dem apostolischen Stuhl die Annahme der doktrinellen Präambel nimmt, die folgt.

Es ist klar, dass es nichts Wesentliches mehr zu diskutieren gibt mit der Bruderschaft. Im September 2011 ist die Zeit für Rom gekommen, Bischof Fellay wie einen Schüler einem Examen zu unterziehen.

2. Die Doktrinelle Präambel [DP1] vom 14. September 2011

A. Die doktrinelle Präambel vom 14. September im Allgemeinen.

Diese Präambel ist ein „Meisterwerk“ der List und der Zweideutigkeit!
Sie ist ein „Wiederauftischen“ der doktrinellen Vorschläge, die der Bruderschaft bereits gemacht wurden. Ihre Autoren sind vermutlich die gleichen modernen Theologen, die an den kürzlichen theoligischen Gesprächen mit der Bruderschaft teilgenommen haben.

Bischof Fellay war sich jedoch der Falle dieser Präambel Roms bewusst, denn hier ist, was er im Cor unum von März 2012 beteuerte, indem er sich auf diese Vorschläge bezog: „Wir haben also einen Vorschlag erhalten, der versuchte, uns in das System der Hermeneutik der Kontinuität hineinzubringen.

Man muss aber darauf hinweisen, dass Bischof Fellay in seiner doktrinellen Erklärung vom 15. April 2012, die Hauptsache dieser Präambel übernimmt, welcher er hier misstraut, und durch die Annahme des Begriffes der „lebendigen Tradition“ sich auch seinerseits auf die Logik der „Hermeneutik der Kontinuität“ einlässt!

B.  Die doktrinelle Präambel vom 14. September 2011 im Besonderen.

Sie besteht aus fünf Teilen:

-          Treueversprechen gegenüber der Kirche und dem Papst (I);

-          Annahme der Lehren des Lehramtes der Kirche in den Belangen des Glaubens und der Sitten, gemäß der Lehre Nr. 25 von Lumen gentium (II);

-          Erklärung, die Konzilslehren anzunehmen(III):

  • über den Papst und das Kollegium der Bischöfe [Kollegialität];
  • über den Ökumenismus und die Religionsfreiheit;
  • über den Begriff der Tradition und ihre Entwicklung.

-          Annahme der Gültigkeit und Rechtmäßigkeit der traditionellen Messe und der Sakramente, wie auch jener der offiziellen Auflagen von Paul VI. und Johannes-Paul II. (IV);

-          Annahme des neuen Gesetzbuches des Kirchenrechts (1983).

Der Text der doktrinellen Präambel überrascht nicht durch seine Originalität, denn einerseits nimmt er gewisse Elemente des Vereinbarungsprotokolls von 1988 wieder auf, und andererseits wiederholt er nur das, was die Konzilskirche von der Bruderschaft anzunehmen seit mehr als 40 Jahren verlangt hat: das II. Vatikanische Konzil, die neue Messe und das neue Kirchenrecht.

Rom verstärkt seine Forderungen durch die Bekräftigung, dass es das aktuelle Lehramt der Kirche ist, welches entscheidet, was zur Tradition gehört.

Folglich wird die Entscheidung in letzter Instanz jeglicher Kontroverse über den Inhalt der Tradition stets in der Zuständigkeit der aktuellen Autoritäten sein. So wird es, gemäß der „Hermeneutik der Kontinuität“ von Bendikt XVI. den aktuellen römischen Autoritäten genügen zu behaupten, dass es im Konzil und den Konzilsreformen nichts Gegenteiliges zur Tradition gibt…! Und die „Causa finita est“!

Es ist relativ einfach, auf dieses Dokument zu antworten, da diese Themata seit 50 Jahren ausgiebig studiert und widerlegt worden sind durch Erzbischof Lefebvre und die traditionellen Theologen.

Was wird also Bischof Fellay tun?

(Fortsetzung folgt)

Übersetzung aus dem Französischen von Paul O. Schenker


Bischof Richard Williamson: Lebhafte Debatte

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Eleison Kommentare Nummer CCCXII (312), 6. Juli 2013

Das Problem der „Gelähmten Autorität“ (siehe „Kommentare“ vom 1. und 29. Juni 2013) führt zu einigen lebhaften Reaktionen unter den Lesern. Auf der einen Seite sagen tapfere Katholiken zu mir, daß, weil ich ein Bischof bin, ich auch wie ein Bischof handeln und somit das Kommando über die „Widerstandsbewegung“ ergreifen müsse. Auf der anderen Seite warnt ein tapferer Priester, welcher über langjährige Erfahrung mit dem „Sedisvakantismus“ verfügt, vor dem Errichten einer Parallelkirche durch die Weihe weiterer Bischöfe – ausgenommen im Falle von Weltkrieg, physischer Verfolgung oder lähmendem Alter (manche behaupten, daß dieser letztgenannte Fall bereits eingetreten sei…).

Erwähntes Problem geht natürlich auf das Zweite Vatikanische Konzil zurück, wo als Folge eines 700jährigen Abgleitens die konziliaren Kirchenmänner die Lehre der Kirche aufgaben und dadurch die katholische Wahrheit von der katholischen Autorität trennten. Dadurch diskreditierten sie so sehr die amtliche Kirchenautorität, daß Gläubige, wie die eingangs erwähnten, heute keine Notwendigkeit mehr für diese Art von Autorität sehen. Jedoch ist wegen der naturgemäßen Verschiedenheit und der Erbsünde aller Menschen eine zentrale kirchliche Autorität absolut notwendig, um die kirchliche Einheit (und dadurch das Überleben der Kirche) gewähren zu können: nicht nur hinsichtlich der Wahrheit, sondern auch hinsichtlich der Sakramente und der Kirchenregierung.

Aus diesem Grund benötigt ein Bischof oder Priester nicht nur die sakramentale Kraft seiner Weihe, welche er in alle Ewigkeit unverlierbar besitzt. Sondern er benötigt auch die Amtsgewalt der Jurisdiktion, d.h. Zuständigkeit zu sagen (dictio) was recht ist (ius, iuris). Diese Amtsgewalt wird nicht mit der Weihe verliehen, und der Würdenträger kann sie nicht selber sich erteilen, sondern muß sie von oben erhalten, d.h. von einem Kirchenoberen und letztendlich vom Papst, welcher sie wiederum von Gott erhält. Wenn also tapfere Seelen zu mir sagen, daß ich (durch meine Weihe) ein Bischof bin und daher meine Pflicht vernachlässigen würde, wenn ich nicht wie ein Bischof handele und der „Widerstandsbewegung“ sage (dictio), was zu tun ist (ius), so verwechseln diese Seelen höchstwahrscheinlich die zwei verschiedenen Kräfte eines Bischofs.

Wahrscheinlich stießen diese Seelen instinktiv doch auf eine Lehre sowohl der Kirche als auch des gesunden Menschenverstandes; namentlich die ergänzende Jurisdiktion. Diese besagt, daß im Notfall, wenn aus irgendwelchen Gründen die Kirchenoberen die zur Seelenrettung benötigte Jurisdiktion nicht erteilen, die Kirche diese Jurisdiktion ergänzend erteilt. Nehmen wir als Beispiel einen Priester, welcher die normalerweise benötigte Jurisdiktion, die Beichte zu hören, nicht besitze. Sollte allerdings ein Beichtling diesen Priester um die Beichte ersuchen, so darf er im Bedarfsfall die Beichte hören, und das Sakrament wird gültig sein. Nun ist der große, vom Zweiten Vatikanum geschaffene Kirchennotstand gewiß noch verstärkt worden durch die berüchtigte doktrinelle Erklärung des Bruderschaftsgeneralhauses vom Mitte April des letzten Jahres. Diese Erklärung ist der schriftliche Beweis für den Zerfall der letzten noch vorhandenen Festung des wahren Glaubens.

Die ergänzende Jurisdiktion besitzt allerdings eine Schwäche. Denn weil sie nicht amtlich ist, unterliegt sie stärker dem Streit. Beispielsweise leugnet das Konzilrom den vom Zweiten Vatikanum geschaffenen Kirchennotstand und übt entsprechend großen – und allzu erfolgreichen – Druck auf die Priesterbruderschaft St. Pius X. aus, der konziliaren Autorität sich unterzuordnen. So sehr strebt die Autorität nach Amtlichkeit. Selbst Erzbischof Lefebvre verlor ungefähr ein Viertel der von ihm geweihten Priester, weil er keine Amtsgewalt besaß, sie am Weggehen zu hindern. Das sind Auswirkungen dieser unglaublichen Kirchenkrise. Wenn also ein Priester oder Laie mich ersucht, ihm Befehle zu erteilen, so könnte er sie bereits wenige Monate später wieder verwerfen, oder jedenfalls dann, wenn er gewisse Befehle nicht als befolgenswert erachtet.

Dennoch bleibt die Krise bestehen und wird sogar stets schlimmer, bis zu dem Punkt, wo Gott eingreifen wird, um den Papst zu – seiner katholischen – Vernunft zu bringen. Und Gott wird das gewiß tun, wenn nur genügend Katholiken ihn bitten, doch die Augen des Papstes zu öffnen. Bis dahin wird der sich verschlimmernde Notstand dazu beitragen, die nichtamtliche Autorität noch zu bestärken. Möge doch der Allmächtige Gott uns helfen, jede unnötige Anarchie zu vermeiden.

Kyrie eleison.

Dazu das englischsprachige Original:

LIVELY DEBATE
The problem of crippled authority (see these “Comments” of June 1 and 29) is rousing some lively reactions amongst readers. On the one hand valiant Catholics tell me that I AM a bishop, therefore I must ACT as a bishop by taking command of the “Resistance” movement. On the other hand a valiant priest with long experience of “sedevacantism” warns me not to let loose parallel churches by consecrating any more bishops, except in the case of World War, physical persecution or paralytic old age (well, there are those who would claim that the last has already set in…).Of course the problem goes back to Vatican II, when at the bottom end of a 700-year slide the Conciliar churchmen by abandoning Church doctrine split Catholic Truth from Catholic Authority, and by so doing so discredited official Church authority that souls like those mentioned above no longer see the need for it. But central Church authority, given the natural diversity and original sin of all mankind, is absolutely necessary to ensure Church unity (and therewith survival) not only in the Truth but also in the sacraments and in Church government.

That is why a bishop or priest needs not only the sacramental power of hisOrders, power he can never lose for all eternity, but also the power of jurisdiction, which is the power of saying (dictio) what goes, or what is right (ius, iuris). This second power does not go with his Orders, and he cannot give it to himself, he can only receive it from on high, from a Church Superior, ultimately from the Pope, and the Pope from God. Hence when valiant souls tell me that I AM a bishop (by my Orders) so that I am delinquent if I do not ACT as such by telling (dictio) the “Resistance” what to do (ius), most likely they are confusing the two distinct powers of the bishop.

However, they may be instinctively hitting upon another doctrine of the Church and of common sense, namely that of supplied jurisdiction: in an emergency where for whatever reason the Superiors are not providing the jurisdiction needed for the salvation of souls, the Church supplies it. For instance, a priest may have no jurisdiction as is normally needed to hear Confessions, but if a penitent asks him to hear his Confession, then in case of need the priest may hear it and the sacrament will be valid. Now for sure and certain the vast emergency created in the Church by Vatican II has even been aggravated by the notorious mid-April Doctrinal Declaration from SSPX HQ, which is documentary proof of the crumbling of the last standing fortress of the true Faith.

But supplied jurisdiction has a weakness, because not being official, it is much more open to dispute. For instance, Conciliar Rome denies that there is any such thing as a Church emergency created by Vatican II, and they put corresponding pressure, all too successful, on the Society of St Pius X to submit itself to Conciliar authority. Such is the need for authority to be official. Even Archbishop Lefebvre lost maybe a quarter of the priests that he ordained, because he had no power to stop them from simply walking away. Such is this unbelievable crisis of the Church. So if a priest or layman asks me to give him commands, he may himself dispute it a few months later, or as soon as he receives what he considers to be a command he need not obey.

But the crisis remains real, and it is only going to get worse until God intervenes to bring the Pope to his Catholic senses, which God will do when enough Catholics are begging him to open the Pope’s eyes. Between now and then the sharpening emergency is set fair more and more to fortify unofficial authority, but may Almighty God help us to avoid unnecessary anarchy.

Kyrie eleison.


Die Frau ist in der gottgewollten Ordnung die Gehilfin des Mannes

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Von unserem Leser und Kommentator “Stephan”

“Es gibt immer eine Unordnung, wenn der Mensch allgemein, oder der Mann oder die Frau ihrer von Gott zugedachten Aufgabe nicht entsprechen. Ändern lässt sich das nur, in dem Jeder bei sich selbst anfängt.”

Man muß hier klar zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip differenzieren und dabei die göttliche Offenbarung und die irdische Realität betrachten. Wie soll denn jemand bei sich selbst anfangen, wenn man gar nicht weiß, um was es eigentlich geht? Wie sollten denn die Gruppierungen der katholischen Tradition etwas am Irrweg ändern, wenn die Ursachen gar nicht genau beleuchtet werden (insbesondere weil man(n) angst hat, die Frauen zu brüskieren – so wie Adam auch nicht Eva widersprechen wollte…)?

Betrachten wir zunächst die göttliche Offenbarung:

Die Frau wurde also aus dem Mann und für den Mann geschaffen, und nicht umgekehrt. Die Frau ist in der gottgewollten Ordnung also die Gehilfin des Mannes. Der Mann ist also nicht Geld- und Annehmlichkeitenbeschaffer der Frau (die FSSPX als kryptofeministischer Matriarchen-Verein propagiert das aber so – zumindest im deutschsprachigen Raum). Die gottgewollte Ordnung ist also das Patriarchat. Und nochmals betone ich: Bei dieser Thematik geht es nicht um “Mann besser – Frau schlechter; es gibt auch gute Frauen und schwache Männer” usw. Es geht um die Frage der herrschenden Prinzipien, um das herrschende Geschlecht. Und was Gott will, ist eindeutig und offenkundig: das Patriarchat bzw. die Herrschaft des Mannes.

Die Schlange hält sich an Eva und verführt sie mit wohlklingenden Worten. Es ist also offensichtlich, daß Eva – also die Frau allgemein – anfälliger für verführerische, wohlklingende aber verderbliche, unsachliche und verdrehte Worte und Redeweisen ist. Die Sünde Adams besteht darin, eher auf Eva zu hören, als auf Gott. Darin besteht Adams Schwäche und Fall. Adam erfüllt also die gottgewollte Ordnung in jener Weise nicht, als daß er Evas Einwendungen und “Verbesserungsvorschlägen” nachgibt, obwohl er es hätte besser wissen müssen. Adams Fall besteht darin, daß er sich von Eva hat korrumpieren lassen, wobei Evas Fall darin besteht, sich von der Schlange verführen zu lassen.

Betrachten wir nun die gesellschaftliche Realität:

Es wurde bereits festgestellt, daß die gottgewollte Ordnung erst nach der Schwächung des Mannes bzw. der Aufhebung des Patriarchats auf den Kopf gestellt wurde. Also solange das Patriarchat herrschte, war auch noch die gottgewollte Ordnung mehr oder weniger in Takt, zumindest herrschte nicht die heutige totale Verdorbenheit der “aufgeklärten” und “emanzipierten” Gesellschaften. Wenn es also starke Männer gibt, die ihrem göttlichen Auftrag nachkommen, ist auch die Gesellschaft im großen und ganzen nach der gottgewollten Ordnung ausgerichtet.

Nun ist also zu seiner Schande der Mann schwach, okay. Aber warum ist die heutige matriarchale Gesellschaft zugleich so verdorben? Allein weil der Mann schwach ist? Warum ist nach der “Befreiung” bzw. “Emanzipierung” der Frau die gottgewollte Ordnung auf den Kopf gestellt? Warum verschwinden jene Gesellschaften, in denen nicht mehr das Patriarchat, sondern nun das Matriarchat herrscht? Warum treiben sie sich ab? Warum ist mit den freien “reinen Mädchenseelen” nicht alles besser? Wenn die “Befeiung” der Frau etwas gutes ist, dann müßte doch auch heute alles besser sein…

“Dann werden auch die Männer, die das im besten Sinn des Wortes sind, die wahrhaft weiblichen Frauen anziehen und umgekehrt.”

Echte Männer ziehen immer echte Frauen an. Aber auch hier müssen wir den wahren Kern des heutigen Problems sachlich und wahrhaftig beleuchten. Einerseits wissen wir doch alle, daß patriarchalische Männer, die nach der gottgewollten Ordnung leben wollen, weder bei den Antikatholiken, noch bei den “Katholiken” gern gesehen sind. Sie werden als “frauenfeindlich” verachtet, so wie z.B. auch Bischof Williamson. Mit wahrhaftiger Kritik können die meisten Frauen äußerst schlecht umgehen. Und die Frauen lieben das moderne Leben und ihre von der antichristlichen und kirchenfeindlichen Gesellschaft zugesprochenen “Rechte” (dafür sind die Gottlosen gute Verbündete…). Warum heiraten die “katholischen” Frauen nicht konsequent patriarchalische Männer?

Zudem führt die (moderne) Frau nicht nur eine unseligen Krieg gegen den (katholischen) Mann, sondern auch gegen sich selbst. Sie haßt einerseits das Patriarchat – also die gottgewollte Ordnung – aber andererseits ist sie ein biologisches, von Gott für die entsprechende Ordnung geschaffenes Wesen. Wie Sie richtig erwähnen, fühlt sich die Frau – sofern sie nicht bereits völlig erkaltet ist – natürlicherweise zu einem echten, patriarchalischen Mann hingezogen. Aber die moderne Frau ist zwiegespalten: Sie träumt zwar von einem starken Mann aber zugleich kämpft sie gegen ihr eigenes weibliches Wesen und Grundbedürfnis an, weil sie die moderne Ideologie – dahinter verbirgt sich niemand anderes als die Schlange – vollkommen aufgesogen hat, nach der der (starke) Mann unbedingt zu bekämpfen und kleinzumachen ist (das fällt auch unter “antifaschistische Umerziehung”).

Solange sich die Frau nicht aus diesem Irrsinn befreit und solange der Mann (vor allen Dingen die Kleriker) sich nicht über die Ursachen der Misere bewußt ist und er auch nicht gewillt ist, dagegen etwas zu unternehmen und nicht nur einfach Erfüllungsgehilfe der Frau und Befriediger ihrer akatholischen Wünsche zu sein, wird der Niedergang – auch der so genannten traditionellen Gruppen – unaufhaltsam weitergehen.

Natürlich haben Sie recht, daß jeder bei sich selber anfangen muß. Aber die Frau entscheidet eben nun einmal über den (biologischen) Bestand eines Volkes, einer Gesellschaft, einer Gruppe, denn sie entscheidet, mit wem sie sich paart usw. Wenn die Frau aber ihre “Freiheit” will und sich deshalb lieber mit Halbkatholiken und Pantoffelhelden einläßt, damit auch ja alles unter ihrer Kontrolle bleibt, solange feiert die Schlange fröhlich Urständ und es wird sich rein gar nichts ändern…

Dazu paßt auch ein Zitat von Gertrud von le Fort: “Wenn der Mann fällt, so fällt nur der Mann, aber wenn die Frau fällt, so fällt ein ganzes Volk.”

Siehe ferner: die Kommentare zum Artikel “Eine Erklärung über den Andachtsschleier von Simone Mai


Die doktrinelle Erklärung von Bischof Fellay vom 15. April 2012: Der Beweis eines Verrats

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(Fortsetzung von der 3. Teilübersetzung)

IV. DIE DOPPELTE ANTWORT DER BRUDERSCHAFT (30. November 2011 und 12. Januar 2012)

Am 7. Oktober 2011 entscheidet sich Bischof Fellay, da er die Wichtigkeit des Augenblicks sieht und den Konsens in der Bruderschaft bezüglich der Kardinal Levada zu erteilenden Antwort herstellen möchte, die höheren Oberen und die Bischöfe anlässlich einer Versammlung, die in Albano-Laziale (Italien) abgehalten wird, zu Rate zu ziehen.

Indes, Bischof Fellay beschließt, Bischof Williamson unrechtmäßig von dieser Versammlung auszuschließen, denn er [Bischof Williamson] lehnt es ab, das Schweigen über den Inhalt der Texte Roms zu versprechen und er weist es zurück, die Veröffentlichung der Eleison-Kommentare einzustellen, und so konnte er das Haupthindernis sein für einen Kompromiss mit Rom. Im übrigen fragt man sich, wie es Bischof Fellay gelingen konnte, dass dieser ungerechte Ausschluss [von den Versammelten] hingenommen wurde…

Die anwesenden Oberen beschlossen, nachdem sie Kenntnis vom Text der Präambel genommen hatten, Bischof Fellay das Abfassen der Kardinal Levada zu erteilenden Antwort zu überlassen.

Bischof de Galarreta gibt uns eine gute Zusammenfassung dessen, was in dieser Versammlung diskutiert wurde, wenn er sagt, dass die Angebote Roms „im Wesentlichen wirr, missverständlich, falsch und schlecht sind und dass die doktrinelle Präambel schlimmer ist als das Protokoll von 1988, insbesondere bezüglich des Konzils und des post-konziliaren Lehramtes“. Er bekräftigt auch, dass, wenn man die Kontakte fortführt, dies „notwendigerweise Übles für das Gemeinwohl, das wir besitzen, bewirken wird für die Bruderschaft und für die Familie der Tradition“ (7. Oktober 2011)

Aber der Inhalt der Präambel von Kardinal Levada und die darauf zu gebende Antwort waren umgeben von so viel „Mysterien“, dass sie geheimgehalten wurden für den Großteil der Miglieder der Bruderschaft während mehr als einem Jahr, was nicht dazu beitrug, das Vertrauen in die Oberen zu bewahren… Die meisten dieser Dokumente (aber nicht alle) wurden schließlich erst im Cor Unum 103 und 104 veröffentlicht, als der Text der Doktrinellen Erklärung vom 15. April 2012 „durchgesickert“ war auf dem Internet.

Es ist gut, daran zu erinnern, dass im Gegensatz zu dieser Handlungsweise Erzbischof Lefebvre kein „Mysterium“ machte aus den mit Rom ausgetauschten Dokumenten. Manchmal eröffnete er sie sogar vor den Seminaristen in Ecône, wie er es anlässlich eines geistlichen [Exerzitien-] Vortrages mit einem Brief von Paul VI. tat!

Die Antwort, die die Bruderschaft gab, war eine doppelte:

  • Eine erste kurze Antwort am 30. November 2011;
  • Eine zweite längere Antwort am 12. Januar 2012 infolge eines Verlangens eine „Zusatzinformation“ von Bischof Pozzo, dem Sekretär der Kommission Ecclesia Dei adflicta. Cor Unum veröffentlichte diesen Brief von Bischof Pozzo nicht.

1. Die erste Antwort mit dem Vorschlag einer neuen doktrinellen Präambel [DP2], am 30. November 2011

Diese Antwort bestand aus zwei Teilen:

  • einer Einleitungs-Note;
  • einer neuen doktrinellen Präambel.

Die von der Bruderschaft am 30. November 2011 gegebenen Antwort enthielt überwiegend gute Passagen aus der Linie des Erzbischofs Lefebvre nach 1988, begann jedoch bereits, Konzessionen und Mehrdeutigkeiten zu machen: wir werden sehen, dass darin zwei wichtige Elemente fehlen und ein unannehmbares Element darin eingeführt wurde.

A. Die Einleitungs-Note.

Nachdem sie die theologischen Gespräche mit Rom von 2009-2011 in Erinnerung gerufen hat, präzisiert die Note von Bischof Fellay, dass diese Austausche:

die Differenzen in wichtigen Positionen ans Licht gebracht haben betreffend die Aufnahme des II. Vatikanischen Konzils und des post-konziliaren Lehramtes. Diese Differenzen konnten und können nicht überwunden werden mit dem Argument der Hermeneutik der Kontinuität. Es gibt gewisse Brüche, die zu offensichtlich sind.

Die Note ruft dann in Erinnerung:

„Die Bruderschaft St. Pius X. bekennt den vollen katholischen Glauben und will ihn integral bekunden und daraus leben“.

Sie erinnert auch an die hauptsächlichen Konzils-Irrtümer: die Religionsfreiheit, die Verneinung der Einzigkeit und Ausschließlichkeit der Kirche, den Säkularismus, den Ökumenismus, das universelle Priestertum der Gläubigen.

Im weiteren wird die Ablehnung des neuen Kirchenrechts klar ausgedrückt wegen der „gleichen Mehrdeutigkeiten wie im Konzil“ und man verlangt, das alte Gesetzbuch von 1917 behalten zu können.

Zur Neuen Messe wird, wenn auch deren sakramentale Gültigkeit zugegeben wird, gesagt, dass diese Messe:

„Wir sehen darin ein Übel wegen ihrer Mängel, die aus sich selbst zum großen Teil das liturgische Desaster erklären“.

Alles dies untermauert durch ein wohlbekanntes Zitat aus der Kurzen kritischen Untersuchung der Kardinäle Ottaviani und Bacci.

Bezüglich der möglichen kanonischen Normalisierung der Bruderschaft:

„Diese muss uns eindeutig erlauben, unser Leben und unser Apostolat fortzusetzen, wie wir es bis jetzt gemacht haben“.

Die Note fügt dann ein Zitat der berühmten Erklärung von Erzbischof Lefebvre vom 21. November 1974 hinzu.

Man findet den Abschluss der Antwort im 5. Paragraph:

„Darum ist es uns unmöglich, dem Text der doktrinellen Präambel zuzustimmenen, wie er uns überreicht worden ist. Seine Annahme würde für uns eine verhängsnisvolle Zweideutigkeit mitbringen und die Verwirrung unter den Mitgliedern der Bruderschaft wie auch den Gläubigen, die ihr anvertraut sind, verbreiten. Wir wollen um jeden Preis dem Charisma unserer Gründung treu bleiben, indem wir die Irrtümer bei ihrem Namen nennen und die Einheit in unseren eigenen Reihen bewahren, um so der Kirche besser dienen zu können.“

Bischof Fellay lehnt also die DP1 offen ab, denn sie ist schwerstens unannehmbar für das Gewissen.

Indes, wir bemerken zwei Auslassungen, die eine Mehrdeutigkeit schaffen:

In der Antwort von Bischof Fellay behandelt dieser nur die neue Messe. Er unterlässt es, von den neuen Sakramenten zu sprechen. Bezüglich der Messe ist einzig die Rede von der Annahme ihrer Gültigkeit in der Zelebration. Die wichtige Frage der Legitimität ihrer Promulgation wird umgangen.

(Fortsetzung folgt)

Übersetzung aus dem Französischen von Paul O. Schenker


Die neue Statue des heiligen Erzengels Michael in den Vatikan-Gärten

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Archangel Michael

Der heilige Erzengel Michael

Wir schmücken hier den Artikel mit einem sittsam bekleideten heiligen Michael. Um die unanständige Statue zu begutachten, die im Vatikan eingeweiht wurde, konsultieren Sie den „Salon Beige“.

Wenn Sie auf Google Bilder vom heiligen Erzengel Michael suchen, werden Sie kein einziges Bild von ihm finden, auf dem er sozusagen nackt dargestellt ist. Es ist dies die neueste Erfindung des freimaurerischen Rom. Sie fahren fort, glühende Kohlen auf ihre Köpfe zu sammeln. Bemerken Sie auch die seltsame Hand, die über dem Globus liegt, unter dem heiligen Michael. Es besteht die Möglichkeit, das Bild von „Salon Beige“ per Zoom zu vergrößern. Diese Statue des Vatikans ist schändlich und ist unsauber… Und klar, Franziskus bittet den heiligen Michael im Weihegebet, er möge uns von der Sinnlichkeit befreien! Indes ist diese Statue geradzu ein Appell zur Sinnlichkeit!

Diese schlechte Statue erinnert uns an eine Passage im Prozess der heiligen Jeanne d’Arc:

http://www.abbaye-saint-benoit.ch/saints/jeanne/

  • DER FRAGESTELLER: Welche Figur hatte der heilige Michael, als er erschien?
  • JEANNE: Ich habe auf ihm keine Krone gesehen, und von seinen Kleidern weiß ich nichts.
  • DER FRAGESTELLER: War er nackt?
  • JEANNE: Meinen Sie, dass der liebe Gott nichts hat, ihn zu bekleiden?

Avec l’Immaculée erinnert sich, in den Offenbarungen der heiligen Birgitta gelesen zu haben, dass die religiösen Kunstwerke, die den Anstand vermissen lassen, der heiligsten Jungfrau sehr missfallen.

(Aus dem Französischen übersetzt von POS)



Erklärung des SSPX-Widerstandes zum 25. Jahrestag der Bischofsweihen

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Vienna, VA, U.S.A. – 29. Juni 2013

Indem sie den 25. Jahrestag der heroischen Entscheidung des Erzbischofs Lefebvre im Jahre 1988, wahrhaft katholische Bischöfe für die Verteidigung des Katholischen Glaubens und für den Erhalt gültiger Sakramente vor der Zerstörung der durch das verhängnisvolle Zweite Vatikanische Konzil bewirkten Verwüstung zu weihen feiern, drückt eine Gruppe von Priestern ihre Beunruhigung aus über die gleiche Verheerung, die nun über die Bruderschaft St. Pius X. des Erzbischofs gebracht wird, und sie entschließen sich, miteinander das zu tun, was sie können, um die Kirche und die Bruderschaft gegen diese neu entstandene Gefahr zu schützen.

Denn so wie die Kirchenmänner von Rom die vergangenen 50 Jahre benutzt haben, um zu versuchen, die Kirche mit der Welt zu versöhnen, und insbesondere durch die Religionsfreiheit und den Ökumenismus von Vatikan II, so hat der Generalobere der Bruderschaft über die letzten 15 Jahre alles getan, was er konnte, um den bösen Traum von der Versöhnung der Katholischen Tradition mit dem Konziliaren Rom zu fördern. Zum Beispiel lässt die Erklärung vom 27. Juni 2013 einmal mehr die Türe offen, um die Verhandlungen mit dem Konzils-Rom wieder aufzunehmen. (vgl. No.11)

Das Resultat dieses Versuches, Dinge zu versöhnen, die unversöhnbar sind innerhalb der Bruderschaft St. Pius X., war die Dienstunfähigmachung mancher guter Priester, die fortschreitende Vernichtung des Werkes des Erzbischofs und die Gefährdung des ewigen Heils von Seelen ohne Zahl. Dies darum, weil die Bruderschaft St. Pius X. während vieler Jahre ein Anker des wahren Glaubens gewesen ist für die gesamte Kirche, und nun dieser Anker herausgerissen wurde. Und genauso wie die Autoritäten des II. Vatikanums das Vertrauen vieler treuer Katholiken verloren haben durch ihre Täuschungen, Zweideutigkeiten und Lügen, so verlieren nun die liberalen Autoritäten der Bruderschaft St. Pius X. jedes Vertrauen so vieler Traditioneller Katholiken durch ihren Verrat der Tradition.

Nun, was kann eine kleine und zerstreute Gruppe von Priestern tun, um die Situation zu retten? Gott wird Seine Kirche retten, indem er den Papst bekehrt, wenn Seine Mutter endlich die Weihe Russlands an ihr Unbeflecktes Herz erlangen wird. Nichtsdestotrotz ist die Wahrheit nicht eine Frage von Mengen, und so bestimmen wir für uns selbst das Programm des Erzbischofs:

„Die Heiligste Jungfrau wird den Sieg erringen. Sie wird triumphieren über den großen Glaubensabfall, die Frucht des Liberalismus. Ein Grund mehr, unsere Daumen nicht [müßig] zu drehen! Wir haben mehr als je für das gesellschaftliche Reich Unseres Herrn Jesus Christus zu kämpfen. In diesem Kampf sind wir nicht allein; wir haben mit uns alle Päpste bis Pius XII. inklusive. Alle von ihnen bekämpften den Liberalismus, um die Kirche davon zu befreien. Gott garantierte nicht, dass sie erfolgreich sein würden, dies ist jedoch kein Grund, unsere Waffen niederzulegen! Wir müssen dran bleiben. Wir müssen aufbauen, während andere zerstören.  Die in Trümmer liegenden Zitadellen müssen wieder erbaut, die Bastionen des Glaubens neu konstruiert werden: zuerst das Heilige Opfer der Messe aller Zeiten, das Heilige formt; dann unsere Kapellen, welche unsere wahren Pfarreien sind, unsere Klöster, unsere großen Familien, unsere Unternehmen, die treu sind der sozialen Lehre der Kirche, unsere Politiker, die entschlossen sind, die Politik von Jesus Christus zu betreiben – dieses ganze Gewebe von christlichem sozialen Leben, christlichen Gebräuchen, christlichen Reflexen, die wir wiederherstellen müssen in dem Maße wie Gott es will, und in der Zeit, die Gott will. Alles, was ich weiß , der Glaube lehrt es uns, ist, dass Unser Herr Jesus Christus herrschen muss hier unten, jetzt und nicht nur am Ende der Welt, wie es die Liberalen haben möchten! Während sie zerstören, haben wir die Befriedigung des Neuaufbaus. Eine noch größeres Glück: Generationen von jungen Priestern nehmen mit Eifer Teil am der Aufgabe des Wiederaufbaus der Kirche zum Heile der Seelen.“ (Sie haben ihn entthront; Kapitel XXXIV)

  • Seine Exzellenz Bischof Richard Williamson SSPX
  • P. Joseph Pfeiffer SSPX
  • P. Tomas de Aquino OSB
  • P. Jahir FBMV
  • P. Jean-Michel Faure SSPX
  • P. Ronald Ringrose
  • P. Juan Carlos Ortiz SSPX
  • P. Hugo Ruiz SSPX
  • P. Ernesto Cardozo SSPX
  • P. Joaquim FBMV
  • P. Richard Voigt SSPX
  • P. David Hewko SSPX
  • P. François Chazal SSPX
  • P. Valan Rajakumar SSPX
  • P. Patrick Girouard SSPX
  • P. René Trincado SSPX
  • P. Olivier Rioult SSPX
  • P. Edgardo Suelo SSPX
  • P. Rafael OSB
  • Br. Placide OSB
  • Br. André OSB

Aus dem Englischen übersetzt von Paul O. Schenker


Der Papst auf Lampedusa – Eins mit den Mohammedanern (“NON POSSUMUS.IT”)

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“Heute ist das Oberhaupt der modernistischen Piraten auf Lampedusa an Land gegangen. Schade, dass er nicht für immer auf der Insel geblieben ist…”

Papst Franziskus auf Lampedusa, 8.7.2013

Eins mit den Mohammedanern: “An die lieben muselmanischen Einwanderer, die heute, heute Abend, das Ramadan-Fasten beginnen, mit dem Wunsch reichlicher geistlicher Früchte. Die Kirche ist Ihnen nahe bei der Suche nach einem würdigeren Leben für Euch und Eure Familien.” (George M. Bergoglio auf Lampedusa)

Papst Franziskus auf Lampedusa, 8.7.2013
Papst Franziskus auf Lampedusa, 8.7.2013

Die sogenannte Piraten- und Karnelvals-”Messe” des “Konzils-Bischofs” Bergoglio…

Aus dem Italienischen übersetzt von Paul O. Schenker


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Papst Franziskus über das Sündigen und die Beichte

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Zuschrift eines Lesers dieses Blogs:

In einer Predigt vom 15.6. hat Franziskus einige absolut unhaltbare Aussagen gemacht. Der deutsche Text auf Radio Vatikan klingt etwas abgemildert (wurde nachträglich angepasst??). Dies zeigt für mich klar einmal mehr, wessen Geistes Kind er ist…

Hier die deutsche Version auf Radio Vatikan.

Aber auch der deutsche Text geht kaum noch blasphemischer:

„Und wenn wir zum Beispiel zu Beichte gehen, dann ist es nicht so, dass wir unsere Sünden gestehen und Gott vergibt uns. Nein, das ist es nicht! Wir begegnen Jesus Christus und ihm sagen wir: ,Das ist dein, ich mache dich noch einmal zum Sünder.’ Und ihm gefällt das, denn das ist sein Auftrag: Sich für uns zur Sünde machen, uns befreien.“

„Christus hat sich für mich zur Sünde gemacht! Meine Sünden sind bei ihm, in seinem Leib, in seinem Geist!“. Dies sei verrückt, so Franziskus, aber es sei schön und wahr. Das sei der „Skandal des Kreuzes“.

Der englische Text laut NEWS.VA:

Vatican Radio) Christian life is not a spa therapy „to be at peace until Heaven,“ but it calls us to go out into the world to proclaim that Jesus „became the sinner“ to reconcile men with the Father. These were Pope Francis’ words during his homily at Mass Saturday at the Casa Santa Martha.
The Christian life is not staying in a corner to carve a road which takes you into heaven, but it’s a dynamic that encourages one to stay „on the road“ to proclaim that Christ has reconciled us to God, by becoming sin for us. In his usual profound and direct way, Pope Francis focuses on a passage from the Letter to the Corinthians, from today’s liturgy, in which St. Paul very insistent, almost „in a hurry“, uses the term „reconciliation“ five times.

„What is reconciliation? Taking one from this side, taking another one for that side and uniting them: no, that’s part of it but it’s not it … True reconciliation means that God in Christ took on our sins and He became the sinner for us. When we go to confession, for example, it isn’t that we say our sin and God forgives us. No, not that! We look for Jesus Christ and say: ‘This is your sin, and I will sin again’. And Jesus likes that, because it was his mission: to become the sinner for us, to liberate us.

Meine Übersetzung des wichtigen hervorgehobenen Textabschnittes:

“Wahre Wiederversöhnung meint, dass Gott in Christus unsere Sünden übernahm und der Sünder wurde für uns. Wenn wir zur Beichte gehen, zum Beispiel, so ist es nicht, dass wir unsere Sünde sagen und Gott uns vergibt. Nein, nicht dies! Wir suchen Jesus Christus und sagen: ‘Dies ist Deine Sünde, und ich werde wieder sündigen’. Und Jesus liebt dies, weil es seine Sendung war: der Sünder zu werden für uns, um uns zu befreien.”


Bischof Richard Williamson: VORRÜCKENDER WIDERSTAND

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Eleison Kommentare Nummer CCCXIII (313), 13. Juli 2013

Die Feierlichkeiten in den USA zum silbernen Jubiläum der Bischofsweihen des Jahres 1988 waren ein großer Erfolg. Ein Dutzend Priester und ein Bischof zelebrierten am 29. und 30. Juni 2013 zwei Pontifikalmessen im Pfarrgarten von Hw. Ronald Ringrose in Vienna in Virginia, und ca. 250 bis 300 Gläubige besuchten jeweils die hl. Messe. Die Zeremonien mögen liturgisch gesehen etwas zu wünschen übrig gelassen haben, weil eine einzelne Gemeinde nicht über die Mittel eines voll ausgerüsteten Priesterseminars verfügt. Viel wichtiger ist jedoch, daß die Meßbesucher ruhig und beschaulich gestimmt waren, weder mit Bitterkeit noch Wut, sondern mit einem klaren Verständnis für die Tatsache ausgestattet, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. auf Abwege geraten ist und die Gläubigen daher etwas unternehmen müssen, um den Glauben zu bewahren. Viele Besucher kamen von weither in den USA angereist, einige sogar aus dem Ausland.

Tags zuvor war Hw. Ringrose mit seiner Pfarrei bereits Gastgeber eines Tagestreffens für das Dutzend Priester, welches aus Brasilien, Kanada, Kolumbien, England, Frankreich, Mexiko und den Vereinigten Staaten kam. Es wurde keine neue Organisation und auch kein zusätzliches Verwaltungsinstrument gebildet, sondern eine weitere Erklärung abgegeben, welche abschloß mit einem langen Zitat von Erzbischof Lefebvre über den Wiederaufbau des Christentums von Grund auf. Die Stimmungslage der Priester war jener der Meßbesucher ähnlich: ruhig und beschaulich, entschlossen und in einer Zweckeinheit verbunden mit dem schlichten Ziel, möglichst viel zu retten von dem, was die Bruderschaftsführung jetzt verrät.

Sagte ich Verrat? Aber haben die anderen drei Bruderschaftsbischöfe Tissier, Fellay und de Galarreta am 27. Juni 2013 nicht ebenfalls eine Erklärung abgegeben, welche in weiten Teilen zu dem zurückzukehren schien, wofür die Priesterbruderschaft immer stand? Seien wir vorsichtig. Wie die Lateiner am Beispiele des Skorpion sagen: „In cauda venenum“, d.h. im Schwanz befindet sich das Gift. Denn der elfte der zwölf Absätze dieser Erklärung besagt, daß diese drei Bischöfe der Vorsehung folgen wollen, „wenn entweder Rom zur Tradition zurückkehrt … oder wenn Rom ausdrücklich unser Recht anerkennt, ganz den Glauben zu bekennen und die ihm entgegenstehenden Irrtümer zurückzuweisen.“

Hw. Ringrose war nun etwa 30 Jahre lang ein Mitstreiter im US-Distrikt der Bruderschaft, doch auf ihrem neuen und selbstmörderischen Pfad leistet er ihr nicht länger Gesellschaft. In seinem Gemeindeblatt schrieb er über den Gemütszustand, welcher hinter dem erwähnten elften Paragraphen steht, folgendes:

„Das heißt also: ‘Selbst wenn Rom modernistisch bleibt, so nehmt uns trotzdem auf. Wir werden damit zufrieden sein, einfach eine weitere Gruppe in der konziliaren Ruhmeshalle zu sein – neben den Ketzern, Ökumenisten, Pantheisten oder wen es sonst noch gibt.‘ Die Erklärung klingt so, als ob eine Verschiebung stattfände zurück zu dem, wofür die Priesterbruderschaft immer stand, doch die Tür zum Abkommen (zwischen der Bruderschaft und Rom) bleibt offen. In Wirklichkeit hat sich also nichts geändert, sondern es klingt nur anders. Der Inhalt des Behälters ist genau der gleiche, lediglich das Etikett auf seiner Außenseite sieht ein bißchen mehr nach Erzbischof Lefebvre aus.“

Die Gläubigen allerdings scheinen mit den Füßen abzustimmen. Auf der eigenen kleinen Silberjubiläumsfeier der Bruderschaft in Ecône sollen nur zwischen 200 und 300 Menschen gewesen sein, und bei der jährlichen Priesterweihe in Ecône soll diesmal fast die Hälfte der Stühle leer geblieben sein. Es sieht gewiß so aus, als ob der Verrat die Bruderschaft konstant schwächt, während Priester und Laien immer mehr erkennen, was vor sich geht, und somit die Widerstandsbewegung immer stärker wird.

Kyrie eleison.

Dazu die englischsprachige Originalversion:

RESISTANCE ADVANCES
The Silver Jubilee celebration in the USA of the 1988 episcopal consecrations was a great success. A dozen priests with one bishop celebrated two pontifical Masses on June 29 and 30 in the rectory garden of Father Ronald Ringrose in Vienna, Virginia, with some 250 to 300 faithful attending each Mass. Liturgically the ceremonies may have left somewhat to be desired, because no parish has the resources of a fully operational seminary. However, much more important, the mood of the people was tranquil, with no bitterness or anger in sight, only a clear understanding that something has gone seriously wrong with the Society of St Pius X, and that to keep the Faith they must do something about it. Many had come long distances to attend, even from abroad.On the day before, Father Ringrose hosted a day-long meeting inside his rectory for the dozen priests coming from Brazil, Canada, Colombia, England, France, Mexico and the United States. No extra organization was formed, nor was any further administrative mechanism put in place, but another Declaration was arrived at, concluding with a long quotation from Archbishop Lefebvre about the rebuilding of Christendom from ground level upwards. The mood of the priests was like that of the people, tranquil and resolute, with a unity of purpose in the simple determination to rescue what they can of what the Society leadership is now betraying.Betraying? But did not on June 27 the three other SSPX bishops, Tissier, Fellay and de Galarreta, also issue a Declaration which seemed in large part to revert to what the SSPX has always stood for ? Be careful. As the Latins said, “the poison is in the tail.” The 11th of the 12 paragraphs states that the three bishops mean to follow Providence “either when Rome returns to Tradition…or when she explicitly acknowledges our right to profess integrally the faith and to reject the errors which oppose it.”

Now Father Ringrose has been for the SSPX in the USA a comrade in arms for some 30 years, but he is no longer keeping it company on its new and suicidal path. Here is what he wrote in his parish bulletin about the frame of mind expressed in this 11th paragraph:

“So even if Rome remains modernist, take us in anyway. We will be satisfied to be just another of the Conciliar pantheon, along with the heretics, ecumaniacs, pantheists, or whatever else is there. The Declaration sounds as if there has been a shift back to what the SSPX always stood for, but the door to a deal (between the SSPX and Rome) remains open. Nothing has really changed. It just sounds different. The contents of the can remain the same. The label on the outside just looks a little more like Archbishop Lefebvre.”

And the people seem to be voting with their feet. Reportedly there were only 200 to 300 people attending the Society’s own small-scale Silver Jubilee celebration in Ecône, and reportedly nigh on half the chairs were empty at Ecône’s annual priestly ordinations. It certainly seems as though the betrayal is making the Society steadily weaker while, as priests and faithful wake up to what is going on, the Resistance is going to grow stronger and stronger.

Kyrie Eleison.

Siehe auch: TrueCath.com: Father Ronald Ringrose’s Letters


Die doktrinelle Erklärung von Bischof Fellay vom 15. April 2012: Der Beweis eines Verrats

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(Fortsetzung von der 4. Teilübersetzung)

B. Die doktrinelle Präambel 2 [DP2].

Bischof Fellay schlägt deshalb im Austausch der DP1 sein eigenes Dokument, die Präambel (DP2) vor, die sehr kurz ist:

(1) [Glaubens-]Bekenntnis des Konzils von Trient;

oder

(2) Bekenntnis des Konzils von Trient und Annahme der dogmatischen Konstitution Pastor aeternus des Ersten Vatikanischen Konzils sowie der Nr. 25 der dogmatischen Konstitution Lumen gentium, mit dem Hinweis, dass alle Texte des II. Vatikanischen Konzils verstanden werden müssen gemäß dem Antimodernisteneid eodem sensu eademque semper sententiam ab apostolis per orthodoxos patres ad nos usque transmissam, was die Umformulierung gewisser Texte des II. Vatikanischen Konzils erfordern würde.

a. Das Glaubensbekenntnis des Konzils von Trient (oder von Pius IV., später genannt des I. Vatikanischen Konzils) war bis 1989 das offizielle Glaubensbekenntnis in der Kirche, nichts Natürlicheres, als sich auf dieses abzustützen.

b. Die dogmatische Konstitution Pastor Aeternus

Dieses kapitale Dokument des I. Vatikanischen Konzils ist eine gute Referenz in dem Maße als dieses ebenfalls die Grenzen und Bedingungen der Unfehlbarkeit des Papstes präzisiert.

c. Die Nr. 25 der dogmatischen Konstitution Lumen gentium.

Dies ist das einzige der doktrinellen Präambel [DP1] des Kardinals Levada entnommene Zitat. Dieser Text aus Lumen gentium des II. Vatikanischen Konzils, welcher zum Kapitel III über die hierarchische Konstitution des Episkopats gehört, handelt von der Funktion des Lehrens der Bischöfe, und sagt dieses:

„[Eine] religiöse Zustimmung des Willens und der Erkenntnis ist in einzigartiger Art dem Pontifex maximus schuldig in seinem authentischen Lehramt, selbst wenn er nicht ex cathedra spricht, was die respektvolle Anerkennung seines obersten Lehramtes und die aufrichtige Zustimmung zu seinen Aussagen impliziert, in Übereinstimmung mit dem, was er von seinem Denken und seinem Wollen bezeugt und was man insbesondere aus dem Charakter der Dokumente oder dem Nachdruck, mit dem eine gewisse Lehre unterbreitet wird, oder der Art und Weise selbst sich auszudrücken, entnehmen kann.“

Wir werden weiter hinten, im zweiten Teil, zeigen, warum diese Passage von Lumen gentium unannehmbar ist.

2. Zweite Antwort an Kardinal Levada [Addendum zur DP2 vom 30. November 2011] (12. Januar 2012)

Die Kommission Ecclesia Dei, sichtbar unzufrieden mit der ersten Antwort vom 30. November 2011, verlangte von Bischof Fellay, durch die Vermittlung von Bischof Pozzo, eine „zusätzliche Information“, die ihm von Bischof Fellay am 12. Januar 2012 übergeben wurde.

Dieses von Bischof Fellay präsentierte Dokument war dazu bestimmt, „die Gründe unserer Position und die Tragweite des Dokuments genauer darzulegen“.

Es besteht aus drei Teilen: (A) der Präambel im allgemeinen, (B) der Präambel im besonderen, und (C) ihrer konkreten Anwendung.

Es zeichnet sich aus durch seine Klarsicht und seine Bestimmtheit in der Analyse der durch die doktrinäre Präambel 1 [DP1] vorgeschlagenen Fallen und widerlegt diese im Detail, Punkt für Punkt. Es ist wichtig hier festzuhalten, dass zu dieser Zeit (Januar 2012) Bischof Fellay beinahe standhaft zu bleiben schien in der von Erzbischof Lefebvre und der Bruderschaft vorgegebenen Linie, mindestens was die öffentlichen Dokumente betrifft. Diesen Bischof wollen wir „Fellay 1“ nennen, denn später werden wir einen „Fellay 2“, der mehrdeutig(er) und konziliant(er) ist, erscheinen sehen, klar anders als der erstere…

A. Betreffend die Präambel im allgemeinen.

Das Dokument vom 12. Januar 2012 bekräftigt, dass „die hauptsächlichen von gewissen Neuerungen des II. Vatikanischen Konzils hervorgerufenen Probleme… durch die Präambel von Rom nicht gelöst worden sind“, und dass diese, statt sie zu korrigieren, vielmehr von der Bruderschaft verlangt, sich zu korrigieren“!

Der Brief beteuert sogar:

„Die Präambel zwingt uns alle Neuheiten auf, über die wir doch die Schwierigkeiten, die Zurückhaltung/Vorbehalte und die Einsprüche, die bleiben, dargelegt haben“ und diese fordert kurz und bündig „die Annahme der gegenteiligen Position zu unseren Besorgnissen und inständigen Bitten“.

Diese Analyse zeigt klar, dass Bischof Fellay, bis zu diesem Augenblick, die in der Präambel von Rom enthaltenen Fallen klar erkannte; aber gleichzeitig ist er „kurzsichtig“, denn er nimmt nicht wahr, dass die Zeit der doktrinären Gespräche mit Rom abgeschlossen ist!

Rom begnügt sich, in gewisserWeise, zu sagen: „Man hat euch bereits angehört anlässlich der Lehrgespräche; jetzt ist es Zeit für euch, euch den Neuheiten zu unterziehen“.

Deshalb präzisierte die Note von Kardinal Levada, mit welcher er die doktrinelle Präambel von Rom präsentierte: „man nimmt als prinzipielle Grundlage der vollen Wiederversöhnung mit dem apostolischen Stuhl die Annahme der doktrinellen Präambel, die folgt“.

Womit, wenn es eine „volle Wiederversöhnung“ mit der Unterzeichnung der Präambel gibt, nichts mehr zu diskutieren bleibt …

B. Hinsichtlich der Präambel im besonderen.

Dann zählt der Brief vom 12. Januar die spezifischen Probleme auf, die von den konziliären Neuheiten erhoben werden.

Zuerst präzisiert Bischof Fellay, dass die Passage, die am meisten Probleme schafft, im Paragraph III der Präambel besteht. Es handelt sich um die Wahl des „Interpretations-Kriteriums der strittigen Texte“, und im Begriff des „Fortschrittes der Tradition“, Themen, die den Modernisten lieb sind.

a. Betreffend das „Kriterium der Interpretation“.

Es ist die A-Priori-Rechtfertigung durch Rom der im nachkonziliaren Lehramt vorgenommenen Veränderung gegenüber der Tradition.

Dieses „Kriterium der Interpretation“ ist für Rom nur die Integration des II. Vatikanums und des post-konziliaren Lehramtes in die Tradition der Kirche, auf dem Umweg über die „Hermeneutik der Kontinuität“.

Das aktuelle Rom behauptet, es widersetze sich einer „Hermeneutik des Bruches, die einen Widerspruch zwischen dem Konzil und dem traditionellen Lehramt sehen würde. Für sie zu erwägen dass das II. Vatikanum ein Bruch sei, wäre gleichzeitig der Irrtum der radikalsten Konzilsanhänger und… der Irrtum der Bruderschaft St. Pius X., die ersteren, indem sie diesem Bruch zustimmen und die zweiten, indem sie diesen beklagen.

In der hegelianischen Optik Benedikt XVI. ist es immer möglich zwei Ideen oder Positionen, die objektiv gegensätzlich sind, zu harmonisieren, jedoch subjektiv „vereinbar“ durch die Vernunft.

Dies ist eine riskante „Gymnastik“, die offen der Realität der Tatsachen widerspricht. Es verneinen, dass es nach dem II. Vatikanum keinen Bruch mit der Vergangenheit gegeben hat, wie es Benedikt XVI. tut, ist dem Unbewusstsein und der Verblendung (oder der Böswilligkeit?) zuzuschreiben. Es genügt, zum Beispiel, zu sehen, wie wenig Bezugnahmen in den Konzils- oder Postkonzils-Dokumenten gemacht werden auf das Lehramt vor Johannes XXIII.

Die Bruderschaft versucht, auf diesen Punkt zu antworten, indem sie die berühmte Interpretation des Konzils „im Lichte der Tradition“ erwähnt. Aber dieser Ausdruck geht nicht sehr weit, denn es handelt sich nur um ein Argument ad hominem, und nicht um ein Argument der Grundsätzlichkeit.

In der Tat, die Interpretation des II. Vatikanischen Konzils „im Lichte der Tradition“ bedeutet für die Bruderschaft, dass sie die Neuheiten des Konzils ausschließt, die klar im Bruch oder in Diskontinuität mit dem Lehramt von immer sind, aber das aktuelle Rom kommt zur gegenteiligen Schlussfolgerung, indem es sagt, dass es keinen Bruch gebe!

Dieser Ausdruck: „das Konzil im Lichte der Tradition annehmen“ ist verfälscht. In der Tat, es gibt viele Passagen im Konzil die total unannehmbar sind und sich nicht anders interpretieren lassen, als durch das, was sie ausdrücken, beim besten Willen der Welt. Zum Beispiel Gaudium et spes oder Dignitatis humanae im Lichte der Tradition“ annehmen ist total unmöglich. Vatikan II geht gegen die Tradition in diesen Dokumenten und man kann sie nicht das Gegenteil dessen aussagen lassen, was sie bedeuten. Das Konzil demnach „im Lichte der Tradition“ annehmen könnte auch bedeuten, anzuerkennen, dass eine „traditionelle Inerpretation“ existiert , die möglich ist für alle seine Texte. Das hieße demnach, die Doktrin der „Hermeneutik der Kontinuität“ anerkennen.

Es ist wahr, dass Bischof Fellay gesagt hat, dass er gewisse unannehmbare Elemente des Konzils verwirft. Aber er hat nie die Liste der Elemente detailliert, die er in einem offiziellen nach Rom geschickten Text verwerfen würde.

Es bestehen demnach zwei Redensarten: eine für uns, eine für Rom. Die geschriebenen Dokumente, welche Bischof Fellay Rom geschickt hat, sagen, dass er das Konzil im Licht der Tradition annehmen will. Das heißt, dass er zu verstehen gibt, dass er urteilt, dass das ganze Konzil in einer „traditionellen“ Weise gelesen werden könnte. Also verteidigt er die Hermeneutik der Kontinuität ohne sie zu nennen und in dem er sie in Licht der Tradition umtauft.

Überdies, da das Wort „Tradition“ nicht die gleiche Bedeutung hat für uns und für Rom, werden wir denken, dass gewisse Texte des Konzils oder des Lehramtes ausgelegt werden müssen gemäß dem heiligen Thomas von Aquin, während der Papst seinerseits uns die Interpretation von Karl Rahner auferlegt, zum Beispiel, indem er dies als keinen Bruch betrachtet!

Schließlich sagt der Brief von Bischof Fellay vom 12. Januar 2012, dass ein Sich-Bemühen, weiterzugehen, einem Bauen auf der Zweideutigkeit gleichkäme“.

Ist der von Rom vorgeschlagene Text demnach zurückzuweisen?  Werden wir also alles anhalten? Überraschenderweise nicht, da Bischof Fellay sich weigert, die Verhandlungen mit Rom zu stoppen und von neuem die Präambel (DP2), jene vom 30. November 2011, vorschlägt, die wir weiter oben zitiert haben.

Am 30. November 2011, mit seiner DP2, meint Bischof Fellay, als gewievter Schüler“, dass es für ihn noch möglich ist, eine weitere Prüfungskopie einzureichen, die es vor allem unterlässt, die strittigen Texte des Konzils zu erwähnen, doch man wird sehen, dass Kardinal Levada nicht dieser Ansicht war…

b. Betreffend den „Fortschritt der Tradition“.

Dieser „Fortschritt“ der Tradition ist der A-Posteriori-Rechtfertigungs-Versuch des aktuellen Rom für die Veränderung, die das konziliare und postkonziliare Magisterium bezüglich der traditionellen Lehre bewerkstelligt hat.

Die Idee des heterogenenFortschrittes“ (in einem abweichenden Sinn) des Dogmas ist stets ein geliebtes Banner gewesen der Modernisten, die an die konstante Evolution der Wahrheit glauben. Es ist also nicht überraschend, dass das modernistische Rom ebenfall die vom Konzil bewirkten Änderungen rechtfertigen will  als eine Frucht eines normalen, „dynamischen“ Fortschrittes. Gegen diesen heterogenen Fortschritt antwortet die Bruderschaft Rom, indem sie in Erinnerung ruft, was der heilige Vinzenz von Lerin (+450) über den homogenen Fortschritt der Doktrin in seinem Kommonitorium (einer Gedächtnis-Hilfe) gelehrt hatte, was durch das I. Vatikanische Konzil in der Konstitution Dei Filius zitiert wird:

„Es wachsen demnach und vervielfältigen sich reichlich, [die Dogmen]… im Verlauf der Zeitalter und der Jahrhunderte, die Erkenntnis, die Wissenschaft und die Weisheit; jedoch einzig in der Reihe, die ihnen zukommt, d.h. in der Einheit des Dogmas, der Bedeutung und der Ansichtsweise. [Nr. 28] (Denz. 3020) (*)

(*) Wenn die Bruderschaft in ihrem Brief an Rom vom 12. Januar 2012 vom traditionellen Lehramt spricht, das „irgendeine Neuheit promulgiert“, ist dies eine unglückliche Ausdruck, denn streng genommen promulgiert das katholische Lehramt nie eine „Neuheit“, sondern im Gegenteil, vor der Proklamierung eines Dogmas muss die Kirche beweisen, dass diese Wahrheit immer geglaubt wurde, mindestens einschlussweise.

Dann sagt der Brief von Bischof Fellay, dass gewisse Konzilstexte und postkonziliare Reformen „mit dieser Lehre nicht übereinstimmen“ [der Kontinuität mit der Tradition], wie es festgestellt wurde während den Lehrgesrpächen.

Überdies fährt der Brief fort:

„Die Krise [der Kirche] ist direkt verknüpft mit den im Namen des Konzils eingeführten Reformen: eine neue Messe, eine neue ökumenistische Orientierung, eine neue Ausübung der Autorität im Sinne der Kollegialität, einer neuen Lehre der Religionsfreiheit, etc. Die schlechten Früchte… finden ihre Wurzel sehr wohl im Konzil, genauer im Schweigen zu und in den Mehrdeutigkeiten seiner Texte, seine geöffneten Tore, seiner Akzentverschiebungen oder der Perspektive und selbst in seinen Irrtümern gegen die Lehre des Glaubens“.

C. Betreffend die praktische Anwendung.

Zur praktischen Anwendung der Präambel ist Bischof Fellay realistisch, wenn er sich fragt: Wie kann man eine Zustimmung zu „stets wechselnden und schlecht abgestützten Thesen“ verlangen?

Überdies, wenn die Freiheit zu kritisieren, die der Bruderschaft versprochen wird, radikal die Möglichkeit ausschließt, neue zerstörerische Ake der Kirche zu kritisieren, dann wäre die neue Situation [eines Abkommens] schlimmer als die gegenwärtige“.

Er schließt logisch, indem er bekräftigt, dass „wir uns vor der Unfähigkeit befinden, diese Präambel zu unterschreiben, umso mehr als es sich um die Substanz des Textes handelt und nicht um einfache Einzelheiten“.

Was soll man also aus diesen beiden Antworten von Bischof Fellay und seiner doktrinellen Präambel vom 30. November 2011 (DP2) schließen?

Diese beiden Antworten von Bischof Fellay auf die Präambel von Rom (DP1), trotz einiger Mängel, sind immer noch einigermaßen korrekt, jedenfalls in ihren Schlussfolgerungen.

Jedoch ist absolut festzuhalten, dass sämtliche Kritiken, die Bischof Fellay eben an der Präambel von Rom in diesen beiden Antworten gemacht hat, später keinerlei Gewicht mehr haben werden, denn man wir ihn selber, drei Monate später, am 15. April 2012 in seiner doktrinellen Erklärung 95% der selben Präambel akzeptieren sehen, die er eben verworfen hat!

Sacerdos

 

(Fortsetzung folgt…)

Übersetzung aus dem Französischen von Paul O. Schenker


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