Hans Küng, der famose ex-katholische Theologe, suspendiert a divinis, hat die Wahl Bergoglios als „die beste mögliche Auswahl“ begrüßt. Der Chor ist fast einstimmig, und nicht nur in den Kreisen der übermäßigen Progressisten: wo immer man Siegesgesänge und Loblieder liest, die, lasst es mich sagen, sich auszeichnen durch eine befremdliche Banalität der Gemeinplätze („Der Papst auf der Seite der Letzten“, betitelte der Direktor von La Repubblica) oder Höflingskunst der Bettelei. Wir lesen zum Beispiel ein Stück eines honigsüßen Artikels des Erzbischofs von Chieti Bruno Forte auf Il Sole 24Ore vom 14. März 2013:
Jorge Mario Bergoglio SJ – Papst Franziskus
Franziskus wird der Bischof des armen Volkes sein, der Diener der Demütigen, der Freund der Kleinen, der es gerade damit verstehen wird, Frieden und wahre Hoffnung für alle zu verbreiten. Er ist der Papst, welcher der Kirche helfen wird, Antwort zu geben auf die entscheidenden Fragen, die ein lateinamerikanischer Theologe großer spiritueller Tiefe, den er sehr gut kennt, so beschrieben hat […]
Und nebenbei gesagt ist dieser dem „Bischof“ Franziskus „wohl bekannte“ Theologe „großer spiritueller Tiefe“: Gustavo Gutierrez, ein Priester der Basis[gemeinden] und Gründer der Befreiungstheologie.
So hat in 24 Stunden der Wind total gekehrt. […]
Der Pauperismus, oder die hypokritische (heuchlerische, scheinheilige) Zurschaustellung der Armut seitens dessen, der in Wirklichkeit nicht arm ist (und das Haupt des Vatikans ist es nicht!), ist gegenüber der evangelischen Nüchternheit und Armut wie es der Snobismus gegenüber der Nobilität ist. Und die Ablehnung der Überlieferungen, wie gering diese auch seien, ist stets ein Ausdruck der Verachtung gegenüber jenen, die uns vorausgegangen sind. Insbesondere wenn die Traditionen gebrochen werden einzig aus Gefallen daran, sie zu brechen, oder, noch schlimmer, um sich zu bestätigen. […]
(Aus MiL – Messainlatino.it: Il papa della rottura – aus dem Italienischen übersetzt von mir)
