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Brief von Pater Niklaus Pfluger an Bischof Richard Williamson vom 27. Dezember 2010

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(Aus dem Englischen übersetzt von Paul O. Schenker)

Exzellenz,

Lieber Bischof Williamson,

Während Monaten schon wollte ich Ihnen schreiben, um alles zur Sprache zu bringen, was unverständlich und auch falsch ist in den Dingen, die Sie über die letzten paar Jahre gesagt haben. Ich habe es aufgeschoben, weil Sie nie Argumente vorgebracht haben und sich offenbar persönlich verletzt fühlen – eher ungewöhnlich für einen frei-denkerischen Mann. Aber da ich es nicht verhindern konnte, in Ihrem letzten „Eleison Kommentar“ zu lesen, dass „der III. Weltkrieg nicht fern sein kann“, schreibe ich jetzt, ehe die Zeit zu kurz wird, da man nie weiß, wann die Zeit ausläuft.

Ihre Prophezeiung führte meine Gedanken zurück zu den After-Dinner-Gesprächen bei den Bischofsweihen von 1988. Nach dem Hauptereignis sprachen alle vier neu konsekrierten Bischöfe einige wenige Worte. Bischof Tissier war wie gewöhnlich sehr theologisch und dogmatisch. Bischof de Galarreta war kurz und diskret. Bischof Fellay war pastoral und ausgeglichen. Sie aber waren hauptsächlich mit Krieg beschäftigt. Vielleicht dachten Sie bereits an den III. Weltkrieg, als Sie vor der Versammlung ausriefen: „Es ist Krieg, es ist Krieg!“ Zu jener Zeit waren es noch die Russen, die es anzugreifen galt. Es würde geradezu eine Aufgabe sein, alle Male in den letzten 22 Jahren aufzuzählen, bei welchen Sie mit genauen Daten den Dritten Weltkrieg und das Strafgericht prophezeiten. Wenigstens ein Dutzend Mal, sicher. Eine Aufgabe auch, herauszufinden, warum Sie sich selber nie die Frage gestellt haben, ob Ihre Vorhersagerei aus einer objektiven Analyse oder nicht eher aus subjektivem Utopianismus herrührt.

Ach, ich weiß leider, dass Sie sich solche Fragen nicht stellen. Noch fragen Sie sich, warum ich, und mit mir Menzingen und fast die gesamte Bruderschaft St. Pius X. und die Welt, da wir dran sind, warum wir nur unsere Köpfe schütteln und einfach enttäuscht sind. (Ich füge Auszüge aus zwei E-Mails bei, der erste stammt von einem früheren Schüler von Ihnen, der zweite von einem deutschen Stadt-Bürgermeister.) Für Sie ist es klar. Es ist stets jemand anderer zu beschuldigen. Alle andern sind ahnungslos, blind für die Realität, Agenten irgendeiner Organisation, sei es die Freimaurerei oder der Mossad oder die CIA, ganz kürzlich und nachdrücklich „die Juden“ – die Liste ist lang. Kurz, wer immer anderer Meinung ist als Sie, ist entweder dumm oder böse oder beides. Haben Sie sich gegenüber irgend jemand der Leute, die ihre konstanten Kriegswarnungen und Ihre kruden politischen und wirtschaftlichen Theorien zurückgewiesen haben, und die Sie ihretwegen kritisiert haben – es sind viele solche Leute, und einige sind verletzt worden – je entschuldigt? Haben Sie sich nur einem einzigen gegenüber entschuldigt? Würden Sie je fähig sein zu sagen, „Ich habe mich geirrt“?

In der Tat, das ist eine offenkundig semitische Art des Denkens: seine eigenen Fehler auf einen Sündenbock zu laden, welcher die Schuld für alles trägt. Das ist, was Hitler tat. Die eigene Niederlage der Deutschen vom 9. November 1918 produzierte einen Hass gegen das internationale Judentum, das verantwortlich war für alles Übel in der Deutschen Nation und deshalb „offen und unbarmherzig zu bekämpfen“ war.

Dieses Problem ist sichtbar an einem anderen Punkt in den kürzlichsten „Eleison Kommentaren“. Sie schrieben dort: „Derivate… wirken auf die delikaten Mechanismen der Weltfinanz wie Waffen der Massenvernichtung, weil sie leicht eine unreale Welt von kolossaler und unbezahlbarer Schuld fabrizieren.“ Auf was ein gewiefter Leser antwortete, „er protzt mit „delikaten Mechanismen der Weltfinanz“, als ob er die Mechanismen der Weltfinanz durchblickte und ihre Schwächen aufzeigen könnte. Sie würden dies nicht tun können. Ebensowenig können Sie durch die hoch komplexen Verbindungen von Politikern sehen, oder des Massenmordes von Juden der Nazis. Sie haben eine Meinung, dann schauen Sie herum nach ein paar unzusammenhängenden Details, die irgendwie in diese Meinung passen (zum Beispiel den „Leuchter Report“) und Sie bieten alles als die Wahrheit feil.

Am 11. September 2001 begannen Sie mit Ihrer Firmungs-Tour in der Schweiz. An jenem Abend, als islamische Terroristen entführte Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York krachten und die Türme zum Einsturz brachten, kamen wir um ungefähr 6 Uhr abends in Littau an und Bruder Anton zeigte Ihnen die neue Kirche des Priorats, die noch im Bau befindlich war. Er erwähnte auch etwas von den Twin Towers in New York mit 50.000 getöteten Leuten. Sie baten mich, die Nachrichten zu hören. Um 18.30 Uhr begann die Firmungs-Zeremonie und Sie erklärten, dass es „die Juden“ seien. Wie konnten Sie dies so schnell wissen? Sie konnten es nicht. Sie hatten keine Informationen, die zu irgendeiner solchen Schlussfolgerung führten. Viele der Gläubigen waren enttäuscht, dass sie nichts Geistiges zu sagen hatten, einige wenige waren beeindruckt, dass Sie anscheinend die Lösung so schnell hatten. Von diesem Tage an, wenn nicht schon vorher, sahen meine Kollegen und ich klar, dass Sie im Grunde nie nach der historischen Wahrheit forschten, sondern nur nach dem, was für Sie wahr ist, was Sie wahr haben wollen. Sie haben, wie ich es letztes Jahr formulierte, eine idealistische Sicht der Geschichte. Und zu Tisch in einem Priorat sagte ich, Sie sind ein Idealist. Sie waren zutiefst beleidigt, wie mir jemand sagte. Aber in Wirklichkeit geht die Wahrheit ein wenig weiter. Sie sind die Karikatur eines Idealisten.

Es gibt da ein berühmtes Zitat, das Ihnen zugeschrieben wird, betreffend die sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“, nämlich: „Gott gab sie in die Hände der Menschen“. Sie haben so die „Protokolle“ auf die Stufe göttlicher Offenbarung gehoben. Das ist unvermeidbar, wenn Leute an sie glauben wollen, weil die zaristische Regierung vor langer Zeit einräumte, dass sie das Produkt ihres eigenen Geheimdienstes waren, und alle weiteren Nachforschungen führten klar zum gleichen Ergebnis. Haben Sie irgendeine der Nachforschungen gelesen, zum Beispiel den offiziellen Bericht des Berner Prozesses von 1934? Nein, natürlich nicht. Jedoch Sie sind sicher, dass die „Protokolle“ authentisch sind. Warum? Weil Sie wollen, dass sie es seien.

Ebenso ist es mit der Massenvernichtung der Juden durch die Nazis. Haben Sie das Buch von Pressac gelesen, das wir Ihnen geschickt hatten? Natürlich nicht. Haben Sie das Standard-Werk zum Thema gelesen, Hilberg’s „Die Vernichtung des Europäischen Judentums“? Auch nicht. Rechtsanwalt Krah empfahl Ihnen mindestens einmal, David Irving zu fragen, ein anerkannter Experte in Archiven und bis vor kurzem Ihr Berater, welches die Tatsachen sind. Sie mochten nicht hören. Dies ist kaum überraschend, da Irving inzwischen den Massenmord von Millionen von unschuldigen Juden nicht mehr in Zweifel zieht, einschließlich durch Vergasung.  In einer anderen Richtung hält er nebenbei an abstrusen Theorien fest, aber er ist nicht so blind, das Offensichtliche abzustreiten. Aber warum auch sich darauf einlassen, die Geschichte zu studieren? Sie wissen es alles, ohne studieren zu müssen, weil Sie auf Ihrer Idee der Realität beharren. Idealismus, wie ich sagte. So kann es keinen industriellen Massenmord der Juden gegeben haben, weil Sie nicht wollen, dass es einen solchen gegeben hat. Weil es nicht in Ihre Weltanschauung passt. Deshalb ist jedes Dokument, das beweist, dass es einen solchen Massenmord gegeben hat, eine Fälschung, und jeder Zeuge, der bezeugt, dass dem so ist, selbst wenn es ein SS-Täter selber war, ist beeinflusst/bestochen, und jeder wissenschaftliche Forscher, der zur gleichen Schlussfolgerung kommt, ist ein Lügner. Ähnlich ist jeder, der sich nicht anschließt an Ihre Theorien über 9/11, nicht katholisch. Sie haben so viel in das Schreiben darüber gesetzt; in der Tat ist dies Ihre Schlüsselfrage: wie Sie einmal den Generalsuperior fragten. „Glauben Sie an die Zwillingstürme?“

Es tut mir leid, dass ich so harsch mit Ihnen zu reden habe. Ich hätte es vorgezogen, diesen Brief in einer freundlichen und nicht-angriffigen Weise zu beginnen, Sie nach Ihrem Gesundheitszustand und dem Wetter in London zu fragen. Das Wetter muss schlecht sein in Paris, weil wir mehr als fünf Stunden warten mussten, bevor wir abfliegen konnten, so schreibe ich diesen Brief in einer Boeing 777. Ich würde es vorziehen über Weihnachts-Bräuche in Asien und die wunderbaren Leute insbesondere zu schreiben, welchen ich dort zu begegnen die Gelegenheit hatte, oder meinen Dank zu beschreiben, dass ich Japan als ein Bruderschaftspriester schon so weit zurück wie 1978 besuchen konnte. Zu jener Zeit, übrigens, war für Sie nur eines wichtig, Jesus Christus zu predigen, und zwar als den Gekreuzigten; es gab nur ein Thema, und dieses war die Wahrheit, die Christus selber ist. Aber seit damals sind zwei weitere Fragen für Sie aufgekommen. Die erste, wie Sie kürzlich an einen Ihrer Priester schrieben, ist: „Wurden sechs Millionen Juden vergast, ja oder nicht?“ Bei allem Respekt für Ihren bischöflichen Rang als Bischof, dies ist nicht eine „objektive Frage“, es ist nicht einmal eine Frage, es ist purer Unsinn. Nennen Sie mir einen seriösen Geschichtswissenschaftler, nennen Sie mir einen einzigen Mann, der heute immer noch behauptet, dass sechs Millionen vergast worden sind. Nicht ermordet, sondern vergast. Sie werden nicht einen finden, ist mein Eindruck. Sie sind die eine und einzige Person, die etwas solches aufrechterhält. In der Psychologie wird dies eine fixe Idee genannt. Und was Ihre zweite Frage betrifft, „Haben die Sechs Millionen eine religiöse Bedeutung oder nicht?“, ist ihre Antwort unbefriedigend und falsch. Es ist selbstredend, dass jede historische Frage auch eine religiöse Dimension hat. Niemand bestreitet dies, aber unser Gründer, Erzbischof Lefebvre gab uns einen klaren Standpunkt, von dem aus die Geschichte, die Politik, die Soziallehre und so weiter zu beurteilen ist, und dies ist Jesus Christus selber, das Soziale Königtum Christi. Das ist es. Und keine stupiden ideologischen oder idealistischen Theorien. Wie ich sagte, unter normalen Umständen würde dieser Brief keinen solchen Denkansatz annehmen oder solche Dinge behandeln. Aber 2010 war nicht ein Jahr, um die Dinge auf normale Weise anzugehen. Leider.

Im Austausch mit verschiedenen Leuten, Kollegen, Priestern, Verwandten, Freunden, Außenstehenden habe ich oft versucht Sie zu verstehen. Es tut mir fürchterlich leid zu sehen, wie Sie sich unnütz verausgaben, wie Sie sich selber begraben in den abstrusesten Theorien und sie dann ausgeben als göttliche Wahrheit. Gäbe es eine gute Fee, die mir drei Wünsche gewährte, wäre einer davon gewiss, dass Ihnen die Kraft gegeben würde, die Realität zu erkennen. Aber es gibt keine solchen Feen, und an ihrer Statt kommt mir ein Zitat in den Sinn aus meinem Griechisch-Studium: Wen die Götter zerstören wollen, machen sie zuerst blind.

Exzellenz, gestatten Sie mir eine Familien-Rückerinnerung. Sie sind sich sehr wohl bewusst, wie hoch meine Familie Sie in Achtung hielt, und wie Sie es liebten, unser Zuhause zu besuchen. Damals in den späten 1970er Jahren waren meine Eltern dort, und Sie waren ein junger Priester, der die Nacht mit uns verbrachte, weil Sie die Messe in der benachbarten Familie-Kapelle am folgenden Morgen feierten. Sie waren im Gespräch mit meinem Vater. Die Mutter war ebenfalls anwesend. Sie erinnern sich sicher an meine Mutter, eine  ruhige, zurückhaltende Frau, ein stilles Wasser, das tief gründet, ein Gegenpol zu meinem Vater. An jenem Abend war die Diskussion zwischen meinem Vater und Ihnen erhitzt. Meine Mutter war den ganzen Abend still geblieben, so war es ganz unerwartet, als sie plötzlich in ihrer ruhigen und fast scheuen Weise sagte, „Hochwürden, denken Sie daran, Ihre eigene Mutter war auch eine Frau.“ Diskussionsende.

Ihre Verachtung für Frauen, Ihr Hass der Juden, Ihr Mangel an Maß waren immer da, nur gaben wir dem keine Beachtung. Wir waren zu beschäftigt mit der Verteidigung des Glaubens, mit dem Retten der Messe, mit dem Kampf gegen die Modernisten in der Kirche, als dass wir diese abstoßenden Aspekte Ihres Verhaltens aufgreifen konnten. Sie waren der englische Gentleman, gewiss exzentrisch, aber kultiviert, unkonventionell, charmant. Gewiss nahmen die Zweifel mit der Zeit zu. Wie oft überraschten Sie uns und ließen Sie sich beeinflussen von seltsamen Leuten und Ideen (ich denke zum Beispiel an Pater Urrutigoity, oder Ihre Ansicht, dass das Tridentinische Seminar „veraltet /überholt“ sei). Doch wir stießen diese Zweifelt zur Seite. Wir fühlten eher als dass wir wussten, dass etwas nicht ganz richtig war. Erst im Jahre 2009 begannen wir, die Dinge zu überdenken und sie nachzuprüfen. An welchem Punkt wir realisierten, wie tief das Problem gründete – ein wahrhafter Abgrund! Nicht um zu sagen, dass wir in keiner Weise verantwortlich waren. Vor ein paar Monaten sagte ein Distrikt-Oberer zu mir, der nicht viel jünger ist als Sie, „die verrückten Ideen von Bischof Williamson waren uns wohlbekannt, und wir wusste alles über sie.“

Lange vor 2009 sagte ein Freund zu mir, dass er, als er die Dinge las, die Sie schreiben, sich stets fragt, ob es etwas Wünschenswertes sei, dass Sie immer mehr Einfluss und Macht gewinnen, und seine Antwort ist stets, nein. Überdies, sollten Sie einflussreicher und mächtiger werden, würde er, einer unserer aktiven Gläubigen, sich einer christlichen Widerstandsgruppe anschließen. Solcherart waren die Zweifel, derart das Gefühl des Missbehagens.

In seinem letzten Buch hat der Papst über Sie ziemlich ausführlich geschrieben. Er sagt, dass man in ihrem Fall einen Mangel an Erfahrung mit der Hauptströmung der Kirche feststelle. Sie kamen direkt vom Protestantismus – oder jedenfalls dem nominellen Protestantismus – in die enge Welt der Bruderschaft St. Pius X. Klar waren wir aufgebracht und empört. Im Namen der Bruderschaft kritisierte Pater Gaudron die Bemerkung des Papstes und wies darauf hin, dass Sie, als Sie sich bekehrten, für eine Zeitlang in der offiziellen Kirche waren. Jedoch, der Papst mag sich auf etwas anderes bezogen haben. Sie konvertierten in der Mitte der Verwirrung, die auf das Konzil folgte, als die alte Religion als wertlos gesehen wurde und ihr Zusammenbruch sichtbar war. Alle fühlten sich heimatlos. Das mag es sein, warum Ihnen dieses tiefe Gefühl fehlt, was katholisch sein muss. Wie sonst ist Ihre Liebe, die Leute zu provozieren zu erklären, selbst vor dem Allerheiligsten Sakrament? Ist es nur um zu provozieren, oder ist es etwas mehr? Was würde der Papst sagen, wenn er wüsste, wie Sie konstant sich weigern, über die Tugend der Liebe zu sprechen? Doch Gott ist Liebe, und wir lesen im Kommentar des heiligen Hieronymus zum Fest des hl. Johannes, des Evangelisten, wie am Ende des langen Lebens des hl. Johannes alles, wonach er nur verlangen mochte, die Liebe war. Und da gehen Sie hin und sagen zu einem Oberen, der Sie bei einer Abhaltung von Priester-Exerzitien bat, nicht nur über Politik und Gaskammern und die Zwillingstürme zu sprechen, „Liebe – ich verachte das Wort!“ Und was würde wohl der Papst sagen, wenn er Sie hörte, wie Sie auf Befehle des Generalsuperiors mit einem vulgären Schimpfwort, dreimal wiederholt, antworten würden? Nennen Sie eine solche Reaktion Sarkasmus, wenn Sie wollen, aber es ist nicht gerade katholisch. Echtes Katholischsein kann erkannt werden an der Weite des Denkens, an der Liebe für die Kirche, der Großherzigkeit der Auffassung, wenn Sie wollen, aber nicht an der verletzenden Beschimpfung von Leuten, welche anders denken, so wie Sie es jetzt tun durch ihre Freunde auf dem Internet. Wer immer Ihre Ansicht der Geschichte nicht teilt, ist ein „Jude“. Und wer Wein trinkt mit jüdischen Kollegen benimmt sich wie ein Jude und unterminiert die Bruderschaft St. Pius X. Nicht einmal die Nazis gingen so weit. Vor zwei Jahren sagten Sie mir, dass Sie als Rektor des Seminars in Ridgefield einen Rabbi einluden. Machte Sie dies auch zu einem Juden?

Eine der ersten und grundlegendsten Kritiken des Konzils kommt vom Psychoanalysten Alfred Lorenzer, „Das Konzil des Buchhalters“ (für lange Zeit konnte dieses Buch in den Bücherregalen unserer Kapellen in Deutschland gefunden werden). Man mag etwas oder mag nichts halten von Psychoanalysen, aber Lorenzer gibt eine großartige Beschreibung darüber, was Religion, Katholizismus im besonderen, für den Menschen bedeutet. Es ist etwas, was man aufnimmt vor der Sprache oder dem Vernunft-Bewusstsein. Er nennt es ein „System von Symbolen“. Es hat etwas zu tun mit Liturgie, mit Gesang, mit Gewissheit. Es geht aller Erkenntnis voraus und folg ihr nach. Man ist, ganz einfach, katholisch. Was immer der Papst sagt, was immer geschieht, man ist katholisch. Am unwahrscheinlichsten ist, dass die Leute es in sich selbst finden, und dann sind sie plötzlich stolz darauf. Die beiden Spiegel-Reporter, welche Sie „Ratten“ nannten und deren Berichterstattung übrigens sehr hilfreich für die Bruderschaft war, sind ein treffendes Beispiel. Der ältere, Wensierski, ist katholisch, ein Mann, der mit den Irrtümern und der Verwirrung der letzten 40 Jahre mitging. Er hat üble Artikel geschrieben der Kritik über die Kirche, aber als ein Berichterstatter brachte er es auch dazu, aus dem kommunistischen Ostdeutschland hinausgeworfen zu werden, weil er Widerstandsgruppen unterstützte. Gewiss ein schwieriger Mann, und stur, aber total überzeugt von seinem eigenen Katholizismus, begeistert von der Bruderschaftskirche St. Nicolas du Chardonnet in Paris, und stets bestrebt, seinen jüngeren Kollegen zu bekehren, der an diesem Punkt sich von seinem älteren trennt. Einfach katholisch zu sein, zu dieser unvorstellbaren, fantastischen, großen, einzigen Kirche zu gehören, weit über allem menschlichen Vorstellungsvermögen, die konstant für tot gesagt wird, jedoch freudvoll einmal mehr zum Leben zurückkehrt, stets bereit, von neuem zu beginnen, zu vergeben, großherzig zu sein, wo man immer zurück zuhause ist – was ist schöner auf der Erdoberfläche? So wenn ich Schriften von Ihnen lese und mich an diverse Dinge erinnere, die Sie gesagt haben, dann fürchte ich, Sie haben keinen Anteil an ihrem Glück. Dies ist, was ich denke, was ein Kollege gemeint hat, der während vieler Jahre ein Oberer in der Bruderschaft war und Sie achtete wie je zuvor, wenn er sagt, „Herrschaften, warum hat niemand den Mut zu sagen, dass in dem, was er sagt, in der provokativen Weise, wie er es sagt, in der unabhängigen Art, wie er innerhalb der Bruderschaft  herumschlägt, dass Bischof Williamson ein Liberaler ist? Warum wohl?

In Ihren Kommentaren über die Gespräche, die im Gange sind zwischen der Bruderschaft und der Kurie, geben Sie den Eindruck, dass das Schlimmste, das Sie sich vorstellen können, eine Wiedervereinigung, eine katholische Rückkehr zum Normalen wäre. Wenn ich lese, dass Anfänger-Katholiken dies lesen, können wir es nicht verstehen. Wenn es darum geht, unsere Religion zu leben, gibt es nichts, was wir mehr wünschen, als fähig zu sein, ungestört als Katholiken leben zu können, und nichts macht uns leiden so sehr wie uns in einer Lage zu befinden, in der unser Gewissen, als erleuchtet vom jahrhundertealten Magisterium, dies unmöglich macht. Schon Ihre Logik hinsichtlich Roms ist falsch, ein Teufelskreis – „Weil sie Modernisten sind, können und wollen wir nicht mit ihnen reden.“ Doch der Glaube kommt vom Hören. Können dann der Papst und die Kurie nie katholisch werden, weil niemand mit ihnen spricht? Was nützt es, wenn Sie beten und auf Mission gehen?  Ganz unabhängig von ihrer revolutionären Haltung, in der Sie, nur weil Sie ein Bischof sind, alles bestens wissen, sowohl was katholisch ist und was es nicht ist, und wie die Bruderschaft sich verhalten soll gegenüber Rom, geschweige der Generalsuperior. Ein jeder würde denken, die Welt drehe sich um Sie. Wie ich sagte, mag der Papst sich auf diese unbeugsame Engstirnigkeit bezogen haben. Denn in der Tat, der Bezug zur Realität macht allein etwas wahr, und nicht, weil man will, dass es wahr sei. Ich denke nicht, dass man katholisch sein kann, wenn man nicht mit all seinen Sinnen begreift, was dies bedeutet. Dieses Begreifen haben Sie offensichtlich nicht. Ich wiederhole, Ihre Predigten gegen die Liebe in Zaitzkofen und St Nicolas de Chardonnet sind legendär. Das Urteil wird ausgedrückt im „Faust, Teil Eins“ von Goethe: „wenn Du es nicht fühlst, wirst du es nicht erlangen.“

Unser verehrter Gründer, Erzbischof Marcel Lefebvre verkörperte diese katholische Art des Seins vollends. Wie konnte er losziehen, an manchem Abend, gegen Kardinal Ratzinger! Nur um am nächsten Morgen  reumütig einzugestehen, dass er übertrieben hatte, und dann pries er des Kardinals Frömmigkeit. Doch wann gaben Sie je zu, dass Sie sich irrten? Die Kurie trieb ihre Demütigung des Erzbischofs über alle Grenzen hinaus, aber er blieb katholisch. Das ist es, was wir uns von Ihnen erhofften.

Die Bruderschaft ist entworfen für die Rolle eines Außenseiters. Dies versucht uns, jedem anderen Außenseiter ein Maß von Sympathie zu gewähren. Wir sind nicht wirklich Außenseiter. Es gibt viele andere, die sich herumtollen auf dem Internet, die wirkliche Außenseiter sind. Seit Ihrem Interview vom 1. November 2008 vor dem Schwedischen Fernsehen, habe ich Gelegenheit zuhauf gehabt, ob ich es wollte oder nicht, Holocaust-Leugnern, oder „Revisionisten“, wie Sie sie nennen, gegenüberzutreten. Du meine Güte! Was für elende Geister! Genau nicht katholisch. Wenn ich an den Gerichtsfall von Horst Mahler denke, der sich angeblich bekehrte wegen Ihnen… Das ist reiner Hegelianismus, aber gewiss nicht katholisch. Und dann all die verrückten Ideen Ihrer angeblichen Freunde, Butz, Faurisson und so weiter. Männer weder nett noch katholisch. Sei es Neo-Nazitum, „die Dritte Position“, Antisemitismus oder irgendeine Art von Extremismus, man hat den Eindruck dass all dies nur ein Finden von Entschuldigungen ist, um es zu vermeiden, einem regulären Job nachzugehen. Was die üble Nachrede/Verleumdung betrifft, ich wiederhole es, sind sie schnell im Begreifen, wie es im Internet auch geschieht. Leider waren Sie nicht fähig der Versuchung zu widerstehen, sich dem anzuschließen. Moralisch gesehen war das immer sündhaft. Einer, der verleumdet wurde, hat in meiner Art Denken sehr sauber zusammengefasst, welche Art von Leuten hinter dem Rufmord sind: „Unerzogene, unausgeglichene, sexuell frustrierte, männliche Verlierer.“  Das eine konstante Merkmal im Leben solcher Männer ist oft ihr Extremismus. Gestern waren sie harte Britische Nationalisten in Opposition gegen Nord-Irische Katholiken, heute gehören sie der „Dritten Position“ „Querfront“ an, morgen werden sie vermutlich Befolger des Islams sein. Die Solidarität zwischen Nazis und Islamisten wurde klar bei der Holocaust-Leugner-Konferenz in Teheran, und Sie ebenfalls werden nie müde zu erklären, dass die westliche Gesellschaft, unsere eigene Ziviliation, es nicht länger verdient zu existieren. Ich finde all dies abscheuerregend, aber kaum überraschend. Vor einiger Zeit erklärte Hitler, dass der National-Sozialismus nicht verstanden werden könne ohne Wagner und Nietzsche. Aber wenn es dazu kommt, solchen Unsinn zu präsentieren, als ob es eine religiöse Pflicht wäre, so zu tun, dann schließe ich mich jenen an zur größeren Ehre Gottes. Ich kann und will den Namen Gottes nicht missbrauchen lassen für solchen Schwachsinn. Ich habe Ihnen bereits einmal geschrieben, dass ich gewiss nicht ein Priester geworden bin um Hass zu predigen gegen die Juden. Noch trat ich der Bruderschaft bei, um Hitler heiligzusprechen. Ich bin entsetzt zu sehen, wie Sie Videos verbreiten, die den Massenmord durch Hitler rechtfertigen. Und nun rüsten Sie sich, um Ihre Ehre zu verteidigen? Nur welche Ehre? Die Ehre, auf der historischen Wahrheit herumzutrampeln? Exzellenz, verteidigen Sie gefälligst die Ehre der Bruderschaft, die Ehre Unseres Herrn!

Ich gebe zu, dass wir in der Vergangenheit zu nachlässig gewesen sind in dieser Hinsicht. Wir hielten uns still, während wir hätten reden müssen, wir praktizierten eine falsche Toleranz. Wir hätten Ihnen viel früher widersprechen müssen. Wir hätten Sie wohl dazu bringen können, die Sache zu überdenken in einem Augenblick, da Sie noch hätten umkehren können. Die Situation mit den vermeintlichen „Exkommunikationen“, ein alltäglicher Ärger, unsere Sorge wegen der Probleme in der Kirche und unsere Achtung Ihres Ranges hielten uns davon ab, unsere eigenen Schwächen und Mängel zu erkennen und zu korrigieren. 2009 wurden wir dafür bestraft. Anstelle eines Triumphes nach der Aufhebung der Exkommunikationen wurden wir gedemütigt und an den Pranger gestellt. Ich beklage mich nicht: jene, die Gott liebt, züchtigt er. Aber ich hoffe, dass wir aus den Fehlern lernen. Es kann keine falsche Toleranz mehr geben. Wir werden nicht mehr wegschauen. Wir werden laut sprechen. Wir werden nicht länger mehr politische Sektierer in die Bruderschaft eindringen lassen als Parasiten, um ihr kleines Gebräu auf unserem Herd aufzuheizen, mit dem Grunde, dass es Ihnen nicht erlaubt ist, es andernorts zu tun. Sie können nicht wirklich verlangen, dass die Bruderschaft und der Generalobere Ihre Nazi-Ideen teilen und fördern müssen!

Der Weg zum Heil ist die Wahrheit. Die Kirche war stets großzügig in dieser Hinsicht, indem sie nur die Annahme von definierten Dogmen verlangte. Die Kirche lässt Raum für Freiheit. Sie sind nicht so freigebig. Sie machen aus allem eine Frage absoluter Wahrheit. Nun denn, Sie werden gemessen an Ihrem eigenen Standard. Sie werden nicht darum herum kommen, die Wahrheit anzunehmen wie sie wirklich ist, und Sie werden sich freimachen müssen von ihrer eigenen fabrizierten Version. Das ist ein schwieriger Weg, denn er führt zu schmerzhaften Eingeständnissen, den bisher gegangenen Weg zu verlassen für einen Neubeginn, was das Abschließen eines vorausgehenden Lebens bedeutet. Während ich hier sitze bete ich und hoffe, dass Sie trotzdem die Anstrengung machen werden, und ich verspreche Ihnen, Ihnen zu helfen auf Ihrem Weg, doch ich kann nicht umhin zu spüren, dass Sie, empört es von sich weisen, dies zu tun, dass Sie mir misstrauen werden, mich entweder für stupid oder böswillig oder beides halten, und nicht fähig sein werden zu sehen, wie weit Sie sich distanziert haben von dem, auf was Sie sich immer berufen: der Wahrheit.

Ich will mich hier nicht über Sie erheben. Ich will nicht richten, Ich will retten. Die Weise, in der Sie sich entwickelt haben, macht mir endlosen Kummer. Wenn man einige Romane liest, will man ständig selber in die Geschichte involviert sein, um den leitenden Charakter aufzurütteln und zu ihm auszuschreien, aufzuwachen, bevor es zu spät ist! Er aber tut dies nicht, und die Tragödie spielt sich ab. Radetzky-Marsch von Joseph Roth ist so ein Roman, der sich auf den Sturz der österreichischen Monarchie konzentriert. Der Held ist eine tragische Figur, so charismatisch, intelligent und attraktiv, dass man trotz aller seiner negativen Qualitäten in seinen Bann gerät, so dass man ihn ständig anschreit, er solle erwachen. Doch er tut es nie, und so endet der Roman in einer Katastrophe.

Wir haben Peking überflogen und passierten eben Ulan Bator, so fliegen wir nun längs Novosibirsk. Die Sonne geht unter im Westen, es ist ein schöner Abend. Ich denke zurück an unsere Gläubigen in Japan und Korea, wie ihre Seelen dürsten nach Wahrheit. Und Ernst Hello kommt in meinen Sinn: „Es gibt nur eine Tragödie, und diese ist, dass wir keine Heiligen sind.“ Doch, bitteschön! Sie wollen uns reden lassen über die Länge von Kaminen in Konzentrationslagern. Du meine Güte!  Und ich werde an Kriegsrhetorik erinnert. Und wie im Innenhof von Ecône, nach den Bischofsweihen, als Journalisten fragten, was getan werden müsse mit Feinden der Kirche, Sie klare Gesten machten vor den Kameras, welche die Show filmten, dass ein Maschinengewehr die Antwort wäre. Vielleicht hat Kardinal Ratzinger, der er damals war, dies auch gesehen. Ich weiß es nicht. Doch ich erinnere mich, dass auf dem Heimweg ein Kollege seine Besorgnis äußerte über den zukünftigen Bischof Williamson.

Er hat nicht gut geendet. Der Schaden, den Sie der Bruderschaft zugefügt haben und der ganzen Kirche mit Ihren falschen politischen Ideen, ist immens. Jedoch bin ich persönlich überzeugt, dass schlimmer als alle Ihre politischen Theorien Ihr unkatholischer Pessimismus ist, Ihr Defätismus angesichts der Glaubenskrise und des Zusammenbruchs des kirchlichen Lebens. Ein Kollege in den USA fasste Ihre „Theologie“ wie folgt zusammen: Bischof Williamson sagt, „Gnade baut auf der Natur auf (dies ist vollkommen katholisch). Nun ist aber die Natur des modernen Menschen komplett ruiniert und verdorben. So vergiss die Übernatur und stelle zuerst die Natur wieder her.“ Ich bin unter dem Eindruck, dass Ihr Pessimismus in Sachen Religion und Ihre „Warten auf Godot“-Haltung im Politischen von dieser Unterschätzung des Übernatürlichen herrührt. Ihre Exzellenz, gestatten Sie mir, Sie daran zu erinnern, dass die Gnade eine Funktion ausübt, die Natur zu heilen. Es ist eine gefährliche Versuchung im Angesichte der gegenwärtigen Krise, nach unversuchten natürlichen Lösungen zu suchen und zu denken, dass die Welt besiegt werden könne mit weltlichen Mitteln. Nur der Glaube erobert die Welt, sagt der Apostel, und für Pius X. sind der Mangel an Glaube und die Ignoranz das Problem der modernen Zeiten, nicht die Juden! Das ist es, was so faszinierend war an Erzbischof Lefebvre: er glaubte an die Liebe, und glaubte, dass die bewährten und wahren Mittel der Gnade genügen, um das Königreich Christi auszubreiten.

Alles das oben Erwähnte und noch viel mehr kam mir in den Sinn, als ich Ihre letzte Kriegsprognose las. Vielleicht sollten wir immer noch „den Sperling zwitschern“ lassen, wie es Don Bosco sagte, und uns befassen mit Christus und Seiner Kirche, anstatt uns zu beschäftigen mit Finanzmärkten und chemischen Gas-Bestandteilen. Sind Sie nicht auch dieser Meinung?

Das ist der Grund, weshalb ich Ihnen schreibe. „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“

Gottes Segen! Und ein Glückliches Neues Jahr!

Ihr in Unserem Herrn,

P. Niklaus Pfluger.

Post-scriptum 1 – Text eines ehemaligen englischsprachigen Schülers von Bischof Williamson.

Was Sie schrieben, erinnerte mich an Ihre Analyse von BW als ein Nachfolger Nietzsches. In meinem Dokument über BW zog ich Parallelen zwischen BW und Evola. Ich habe eben gelesen, dass Evola schwer beeinflusst war von Nietzsche, was sehr interessant ist. Im Herzen davon ist eine nicht-christliche Antwort auf Übel der Modernität. Kennen Sie ein bestimmtes Werk Nietzsche’s, das BW ähnelt?

Was den Katholizismus von BW betrifft war ich oft versucht zu sagen, was Sie gesagt haben. Jedoch ich beschränkte mich stets auf seine geschriebenen Werke. Das Problem beim Analysieren der Schriften von BW ist, dass er kein Thomist ist und seine Schriften nicht benutzt, um sein Denken zu definieren. BW benutzt die Sprache in einer sehr post-modernen Weise. Er benutzt Worte, um seinen Zuhörer zu einer bestimmten Aktion hinzuführen, im Gegensatz zur Definition seiner Ideologie. Dies macht es sehr schwierig, sich hinzusetzen und zu sagen. „BW glaubt dies oder jenes“, weil BW uns selten kurz und bündig seine ultimative Ideologie verrät.

Ein einfacher Test, der bei BW angewandt werden kann ist, sich mit seien Seminar-Briefen in einer Hand an den Tisch zu setzen, und in der andern Hand irgendein Buch geschrieben von Erzbischof Lefebvre. Er Erzbischof wird stets Bezüge haben zu „Unserem Herrn Jesus Christus“. BW wird deren nur wenig, wenn überhaupt haben. Dies mag banal scheinen, doch ich denke, dies ist ein Zeichen für ein wirkliches Problem. Ohne das Innere von BW beurteilen zu wollen, es gibt einen Anschein, dass er die Religion als ein politisches Werkzeug braucht. Seine kürzlichen und anhaltenden Aktionen unterstützen diesen Schluss.

Post-scriptum 2 – Text eines deutschen Bürgermeisters

Gestatten Sie mir, Bezug zu nehmen auf Bischof Williamson. Ich weiß, dass es nicht meine Aufgabe ist zu richten. Nehmen Sie, was immer ich sage als nur eine Meinung unter vielen andern: der Schaden, den Bischof Williamson der Bruderschaft St. Pius X., der Kirche und dem Papst zugefügt hat, ist enorm. Trotz seiner großen Verdienste im Dienste der Tradition, scheint es mir persönlich, dass es nicht mehr ertragen werden kann, ihn in der Bruderschaft weiter zu behalten. Selbst wenn Bischof Williamson auf Anweisung des Generaloberen seinen extrem-rechten Rechtsanwalt aufgibt, nachdem er ihn zuerst gewählt hatte, zeigt, was er wirklich denkt. Wenn nach der ganzen Schwedischen TV Katastrophe seine Haltung immer noch die ist, einen solchen Rechtsanwalt zu wählen, wird seine Haltung nicht ändern auf Befehl des Generaloberen. Im Gegenteil, er gleicht jemanden, der schläft, der zu erwachen scheint, dessen innere Haltung jedoch genauso gefährlich bleibt für die Tradition wie zuvor. Wenn man die Entscheidung abwägt, kann all sein Dienst für die Tradition in der Vergangenheit gesehen werden als Verdienste, die er immer noch gewinnen konnte für die Tradition in der Zukunft? Ich würde sagen absolut nicht. Welchen Dienst kann Bischof Williamson der Tradition noch leisten? Wo kann er noch beschäftigt werden, und zu welchem Risiko? Was muss zuerst geschehen? Er ist überall unwillkommen. Mit seiner inneren rechts-extremen Haltung  denke ich, dass er nicht toleriert werden kann innerhalb der Bruderschaft. Die Wahl eines extrem-rechten Rechtsanwaltes war kein Unfall. Bischof Williamson ist ein intelligenter Mann, und er wusste genau, was er tat. Je länger man ihn in der Bruderschaft behält, desto mehr wird er die ganze Tradition hinüberziehen in das extrem-rechte Feld. Eine solche Aussicht ist äußerst schmerzlich für mich, wenn Ich die Opfer erwäge, die erbracht wurden von Mittelstands-Familien, die nichts zu tun haben wollen mit rechtsstehendem Extremismus, weit davon entfernt! Sind Sie nicht geächtet genug wegen Ihrer traditionellen Denkart? Sie selbst sagen, dass Familien oft am Limit dessen seien, was sie tun können. Ich füge einen lokalen Zeitungs-Bericht bei, und ich kann Ihnen versichern, dass ich als Bürgeremister wie immer Angriffen ausgesetzt bin. Nach diesem Bericht kann ich damit rechnen, absolute unnötige Verteidigungs-Aktionen zu unternehmen. Dass das Hauptquartier der Bruderschaft die Holocaust-Leugnung demantiert hat, wird nicht mehr berichtet in den medien. Ich bitte das Hauptquartier zu überlegen, wie lange noch die Gläubigen, vor allem in Deutschland, es dulden können, in Verdindung gebracht zu werden mit der extrem-rechten Haltung von Bischof Williamson. Was ist der Grund, warum Bischof Williamson desungeachtet weiter behalten wird?



Bischof Williamson zur “Doktrinellen Erklärung” der FSSPX

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Doktrinelle Erklärung I.

Bishop Richard Williamson, FSSPX

Bischof Richard Williamson, FSSPX

Am 15. April des letzten Jahres erstellte der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine sogenannte Doktrinelle Erklärung als Grundlage für die Wiedereingliederung der Bruderschaft in die Amtskirche. Fast ein Jahr später ist diese Erklärung nun in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Der Generalobere legte sein Dokument so an, daß es sowohl den Konzilsrömern als auch den Traditionalisten gefallen sollte (öffentlich sagte er über seine Erklärung: „Sie kann mit dunkel getönter oder mit rosaroter Brille gelesen werden.“) Sie gefiel den Römern, welche feststellten, daß die Erklärung einen „Fortschritt“ in ihre Richtung darstellte. Hingegen gefiel sie den Traditionalisten nicht, weil diese in ihr (soweit sie sie kannten) genug Doppeldeutigkeiten fanden, um die Erklärung als einen Verrat am Kampf Erzbischof Lefebvres für den wahren Glauben zu sehen – und zwar ein Verrat dergestalt, daß die Römer diese Erklärung nur hätten akzeptieren müssen, um seine Bruderschaft zu zerstören.

Als der Generalobere am 11. Juni 2012 die Römer traf, um ihre Entscheidung entgegenzunehmen, ging er herzigerweise davon aus, daß sie seine Erklärung akzeptieren würden. Daß die Römer die Erklärung dann doch nicht akzeptierten, erklärten zahlreiche Beobachter mit der dazwischengekommenen Veröffentlichung des Briefes der drei Bruderschaftsbischöfe an den Generaloberen vom 7. April 2012. Laut den Beobachtern habe dieser Brief die Römern gewarnt, daß der Generalobere nicht in der Lage sei, die vollständige Bruderschaft in den Schoß der Konzilskirche zu führen, so wie er zuvor es ihnen zu verstehen gegeben haben dürfte, und so wie sie es von ihm gewünscht hatten. Die Konzilsrömer wollten und wollen keine weitere Abspaltung, wodurch die Tradition nur wieder von vorne begänne.

Wie dem auch sei, müssen wir uns in diesen wenigen Zeilen hier auf ein Hauptargument konzentrieren, welches beweist, daß Rom die Bruderschaft zerstört hätte, wenn sie nur die vom Generaloberen vorgeschlagene Doktrinelle Erklärung angenommen hätte. Erzbischof Lefebvre bewies, daß das Zweite Vatikanum ein Bruch bzw. eine Entzweiung mit der früheren kirchlichen Lehre war. Aus dieser Annahme entstand und auf ihr fußt die traditionskatholische Bewegung. Benedikt XVI. – mit dem andauernden Widerstand dieser Bewegung gegen sein geliebtes Zweites Vatikanum konfrontiert – verkündete zu Beginn seines Pontifikates im Jahre 2005 die sogenannte „Hermeneutik der Kontinuität“. Nach dieser müsse dort, wo das Konzil der Tradition (objektiv) widerspricht, dieses (subjektiv) so gedeutet werden, daß der Widerspruch wegfalle. Auf diese Weise verschwände der Bruch bzw. die Entzweiung zwischen Konzil und katholischer Tradition.

Betrachten wir nun den siebten Absatz (III,5) der Doktrinellen Erklärung. Er besagt, daß jene Konzilsaussagen, welche nur schwer mit den früheren kirchlichen Lehraussagen zu vereinbaren sind, (1) „so im Lichte der vollständigen und ununterbrochenen Tradition verstanden werden müssen, daß sie im Einklang mit den vom früheren Lehramt verkündeten Wahrheiten stehen, (2) doch ohne eine Deutung dieser Aussagen zu akzeptieren, welche dazu führen könnte, daß die katholische Lehre in eine Gegenposition oder in einen Bruch zur Tradition und jenem Lehramt gerate.“

Der erste Teil (1) ist durchaus richtig, insofern er bedeutet, daß jede „nur schwer zu vereinbarende“ konziliare Neuerung im Falle eines objektiven Widerspruchs zur früheren kirchlichen Lehre geradeheraus abgelehnt wird. Allerdings widerspricht der zweite Teil (2) direkt dem auf diese Weise verstandenen ersten Teil, insofern Teil zwei behauptet, daß keine konziliare Neuerung auf eine Weise „gedeutet“ werden darf, die im Bruch zur Tradition steht. Das ist vergleichbar mit der folgenden Behauptung: Alle Fußballmannschaften müssen blaue Hemden tragen, und all die andersfarbigen Fußballhemden müssen eben derart gedeutet werden, daß sie einfach blau darstellen. Was für ein Unsinn! Doch genau das besagt die „Hermeneutik der Kontinuität“.

Verstehen die in der letzten, weltweit organisierten Glaubensfestung aushaltenden Soldaten noch das Denken ihres Feldherrn? Erkennen sie, daß seine feierliche Erklärung der Bruderschaftslehre beweist, daß er wie ein Anführer des Feindes denkt? Möchten sie wirklich dazu geführt werden, so wie die Glaubensfeinde zu denken? Alle Vorstellungen müssen katholisch sein, während alle nichtkatholische Vorstellungen eben als katholisch „gedeutet“ werden müssen? Wacht auf, Kameraden! Im Hauptquartier herrscht die Denkweise des Feindes.

Kyrie eleison.

Eleison Kommentare CCC. ― Samstag, den 13. April 2013

Doktrinell Erklärung II

Liebe Leser, erlauben Sie mir, auf den siebten Absatz der Doktrinellen Erklärung vom 15. April 2012 zurückzukommen. Zweck dieser Erklärung war ja nicht weniger als die Schaffung der Grundlage für alle künftigen Beziehungen zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und Rom. Nun nahm zwar am 13. (nicht am 11.) Juni 2013 Rom diese Erklärung nicht an, und inzwischen mag auch das Bruderschafts-Generalhaus sich von ihr distanziert haben, doch belegt die Erklärung nach wie vor, was dem Generalhaus alles zuzutrauen ist. Und dieser siebte Absatz der Erklärung ist ein kleines Meisterstück an Verwirrung. Vor vier Wochen erläuterte der „Eleison-Kommentar“ (Ausgabe CCC – 300 vom 13. April) diesen Absatz anhand einer zweifachen Unterscheidung. Genaugenommen wird ihm jedoch nur eine vierfache Unterscheidung gerecht. Hier ist nun der komplette siebte Absatz:
Erklärung III, 5 : »Über die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils und des nachkonziliaren Lehramtes bezüglich des Verhältnisses zwischen der Katholischen Kirche und den nichtkatholischen Bekenntnissen, und bezüglich der gesellschaftlichen Pflicht der Religion und dem Recht auf Religionsfreiheit, ist folgendes zu sagen: (1) Jene konziliaren Formulierungen, welche nur schwerlich mit den früheren Aussagen des kirchlichen Lehramtes zu vereinbaren sind, (2) müssen im Lichte der vollständigen und ununterbrochenen Tradition verstanden werden, (3) und zwar auf eine Weise, daß die Formulierungen stimmig mit den vom früheren Lehramt verkündeten Wahrheiten sind, (4) doch ist hierbei keine Deutung dieser Aussagen erlaubt, welche die katholische Lehre in einen Gegensatz zu, oder in einen Bruch mit der Tradition und jenem alten Lehramt bringen könnte.«
Die Numerierungen und Unterstreichungen stammen von mir, um die Hinterlist in diesem Absatz zu verdeutlichen. Beachten wir, wie (1) nicht mehr von problematischen tatsächlichen Konzilsaussagen spricht, sondern nur noch von problematischen „Formulierungen“. Damit sind wir bereits von der objektiven Aussage von Worten abgekommen. Worte schweben sozusagen im Raum, je nach dem, wie sie subjektiv „verstanden“ (2), und „gedeutet“ (3), werden. Unser Verstand soll davon losgelöst werden, eine Sache beim Namen zu nennen. Es wird angespielt, es sei keine objektive Unmöglichkeit mehr, den konziliaren Unsinn mit dem katholischen Denken zu vereinbaren, sondern es sei lediglich subjektiv „schwierig“, beide Seiten miteinander zu vereinbaren (sprich: schwierig nur für die verdunkelten Gehirne der rückwärtsgewandten Traditionskatholiken).
Beachten wir besonders das raffinierte, jedoch entscheidende Abgleiten des Ausdrucks (2) „im Lichte von“ hin zum Ausdruck (3) „auf eine Weise … stimmig mit“. Denn wer die konziliaren Neuerungen wirklich „im Lichte der Tradition“ versteht, sieht, daß sie vollständig unvereinbar sind. Wer hingegen die Neuerungen „auf eine Weise … stimmig mit“ der Tradition versteht, gibt vor, daß diese Neuerungen doch auf irgendeine Weise in Einklang mit der Überlieferung gebracht werden könnten. Dadurch soll unser Verstand wieder zum Abgleiten gebracht werden, weil „im Lichte von“ und „auf eine Weise .. stimmig mit“ eben nicht dieselbe Sache meinen. Freilich versichert dann Satzteil (4), daß jedes subjektive Verständnis der Neuerungen, welches sie mit der Tradition und dem uralten Lehramt zusammenprallen läßt, absolut abzulehnen sei.
Der Satzteil (2) mag also noch der „vollständigen und ununterbrochenen Tradition“ Anerkennung zollen, womit dieser Teil mit dem katholischen Denken vereinbar ist. Satzteil (3) hingegen bringt modernistischen Unsinn vor, und Teil (4) hämmert diesen Unsinn dann ein. Somit stellt der ganze Absatz eine höchst raffinierte und schrittweise Bewegung dar, welche von einem Schatten der Wahrheit ausgehend direkt in den Irrtum namens „Hermeneutik der Kontinuität“ mündet. Diese entspricht genau dem Wahn von Alice im Wunderland, wo Humpty Dumpty hinausposaunt: „Was Worte meinen oder nicht, bestimme ich.“
Gott allein weiß, wer diesen siebten Absatz verfaßt hat. Vielleicht war es nicht der Generalobere der Bruderschaft. Doch wenn wir den Absatz, so wie er lautet, genau untersuchen, so müssen wir sagen, daß er so konstruiert ist, die Seelen von der katholischen Wahrheit zum konziliaren Irrtum hinüberzuführen. Der Absatz läßt sozusagen die Worte tanzen – so wie Häretiker sie tanzen lassen. Doch Häretiker, welche Worte tanzen lassen, verführen die Seelen dazu, den wahren Glauben zu verlieren und in die Hölle zu rutschen. Wer immer diesen siebten Absatz der Doktrinellen Erklärung zu verantworten hat, den soll der Kirchenbann treffen!

Kyrie eleison.

Eleison Kommentare CCCIII (303) vom 4. Mai 2013


Bishop Williamson conference, Post Falls, Idaho, February 26th, 2013 – Parts 1 to 3

Bishop Williamson Conference St Paul, Minnesota, April 4th, 2013, Parts 1 to 3

Die neue „Hermeneutik“ Mgr Fellays – Pater Juan Carlos Ortiz

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Die neue „Hermeneutik“ Mgr Fellays

Hat die Bruderschaft ihren Standpunkt geändert?

Pater Juan Carlos Ortiz

(Pater Juan Carlos Ortiz ist seit 28 Jahren Priester der Bruderschaft.)

Übersetzung von Anne-Catherine
Padre Juan Carlos Ortiz, FSSPX

Padre Juan Carlos Ortiz, FSSPX

Trotz einiger kürzlich gehaltener Vorträge, die beruhigend wirken sollen, macht die Bruderschaft St. Pius X. nach wie vor ihre tiefste und schwerste Krise durch.
Diese Krise ist außerordentlich ernst, denn sie hat ihre Ursache in schwerwiegenden Schwächen vor allem Mgr Fellays und seiner beiden Assistenten, sowohl was die Lehre als auch was die Klugheit angeht. Hierin ist die Hauptursache der Bestürzung der Mitglieder der Bruderschaft zu sehen.
Mancher ist geneigt zu glauben, daß die Gefahr vorbei sei, weil bisher kein praktisches Abkommen mit Rom geschlossen wurde. Diese Schlußfolgerung ist allerdings voreilig!
Entgegen allem Anschein haben die Oberen der Bruderschaft ihre neue Auffassung der Rolle, die die Tradition in der Kirche und insbesondere in ihrem Verhältnis zur Konzilskirche spielen soll, nicht zurückgenommen. Außerdem sind sie weit davon entfernt, die persönliche Verantwortung für diese interne Krise zu übernehmen, die auf ihre unklugen Machenschaften zurückzuführen ist.
Mit zwei sehr wichtigen Aspekten dieser internen Krise muß man sich näher befassen, um die verhängnisvollen Auswirkungen, die sie in der Bruderschaft weiterhin hervorruft, nicht zu unterschätzen.
Der erste allgemeinere Aspekt betrifft die wesentliche Rolle, die die Bruderschaft im Widerstand zur Konzilskirche und im Bewahren der katholischen Tradition spielt. Sollte die Bruderschaft fallen, fällt mit ihr auch die letzte Bastion der Tradition.
Der zweite spezifischere Aspekt betrifft den bedenklichen Wandel, den Menzingen in Bezug auf die Hauptrolle der Bruderschaft angesichts dieser Kirchenkrise vollzogen hat: diese Rolle steht in offenkundigem Gegensatz zu derjenigen, die ihr Mgr Lefebvre verliehen hatte.
Dieser Wandel ist indes sehr subtil und wird von manchen kaum wahrgenommen, denn die Oberen haben, obwohl sie versichern, daß sie den lehrmäßigen Kampf nicht aufgeben wollen, der kirchenrechtlichen Anerkennung der Bruderschaft den Vorrang gegeben. Lehrmäßige Aspekte stehen zwar immer noch auf ihrer Tagesordnung, aber erst an zweiter Stelle. So muß also angesichts dieses neuen Vorrangs alles „neu gedacht“ werden.
Dieser Wandel läßt bei den Oberen einen „Legalismus“ erkennen, unter dem alle Gemeinschaften der Tradition litten, die sich seit 1988 an Rom angeschlossen haben. Genau wie diese Gemeinschaften haben sie sich schließlich „schuldig“ gefühlt, weil sie aus der Amtskirche ausgeschlossen waren, mit der sie sich um jeden Preis „versöhnen“ wollten.
Wir kennen die „Hermeneutik der Kontinuität“ Benedikts XVI., mit deren Hilfe er eine neue Deutung entworfen hatte, die die Konzilskirche in die Tradition der Kirche integrieren möchte.
Auch die Oberen in Menzingen haben, um ihren Standpunktwechsel zu rechtfertigen, eine neue „Hermeneutik“ bzw. „Neudeutung“ der Hauptrolle der Bruderschaft entworfen, mit deren Hilfe sie die Tradition in die Konzilskirche integrieren wollen.
Diese Hermeneutik erfordert eine verzerrte „Neulektüre“ dessen, was Mgr Lefebvre als vorrangig für die Bruderschaft angesehen hatte, indem entweder nur das zitiert wird, was er vor seinem Bruch mit Rom im Jahr 1988 gesagt hatte oder aber seine versöhnlicheren Worte über die offiziellen kirchlichen Autoritäten.
So wird das, was man früher als von der Konzilskirche kommend energisch zurückwies, „neu gedacht“, und zwar mit Hinblick auf wenn schon nicht ganze, so doch zumindest „teilweise“ oder „bedingungsweise“ Annahme der Konzilsinhalte.
Anzumerken ist, daß die Oberen der Bruderschaft diese neue Einstellung mehr durch das erkennen lassen, was sie über die Konzilsautoritäten durch bewußtes Verschweigen nicht sagen, als durch das, was sie über sie äußern.
Abgesehen von gelegentlich eingestreuten energischeren Sätzen (um die „Härtesten“ unter uns zu beruhigen), ist seit langer Zeit eine „positive“ Haltung zu Aussagen und Machenschaften der Konzilsautoritäten, vor allem Benedikts XVI., festzustellen.
Ein kürzlich erbrachter Beweis für dieses „Aufweichen“ ist zweifellos darin zu sehen, daß Menzingen die als zu „hart“ beurteilten Bücher, die Mgr Tissier und Pater Calderón über die Konzilskirche geschrieben haben, boykottiert. Ein anderes Beispiel ist das Angelus-Symposium des US-Dstriktes, das in diesem Jahr „das Papsttum“ zum Thema gewählt hat, während gerade der 50. Jahrestag der Eröffnung des verheerenden II. Vatikanums begangen wird.
Manch einer mag sich nun fragen, warum und mit welchem Recht ich diese Neuausrichtung der Bruderschaft anprangere?
Ich kenne die Bruderschaft und ihre Zielsetzung gut, da ich ihr seit 28 Jahren als Priester angehöre. Ich habe eine tief empfundene Liebe zur Bruderschaft, der ich mich auf Lebenszeit verpflichtet habe. Ich habe ihren Gründer persönlich gekannt, der mich geweiht hat und mit dessen Schriften und Reden ich mich immer wieder beschäftigt habe. Aus Liebe zur Bruderschaft und aus kindlicher Liebe zu Mgr Lefebvre halte ich es daher für meine Pflicht, mich öffentlich zu äußern.
Es ist offensichtlich, daß sich seit mehreren Jahren, vor allem bei Mgr Fellay und seinen Assistenten, ein grundlegender Wandel im Hinblick auf das oberste Ziel der Bruderschaft in dieser Zeit der Kirchenkrise vollzogen hat, nämlich die katholische Tradition in vollem Umfang zu wahren und die Feinde der Kirche sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche zu bekämpfen.
Die grundlegende Zielsetzung der Bruderschaft St. Pius X. kann nicht geändert werden, denn sie wurde von ihrem Gründer in seinen vielen Schriften, Predigten,Vorträgen und in seinem Handeln klar festgelegt, vor allem ab 1988. Wenn daher diese Zielsetzung in entscheidenden Punkten geändert würde, hieße das, sich ernstlich von ihrem Gründer zu distanzieren und die Bruderschaft in den Selbstmord zu treiben, wenn sie in die Hände des modernistischen Roms fällt, das von der Bruderschaft seit ihrer Gründung bekämpft wird.
Die Erfahrung zeigt uns, daß alle, die von der von Mgr Lefebvre vorgezeichneten Linie abgewichen sind, den Kampf für die Tradition schließlich aufgegeben haben. Dieser Wandel in der Bruderschaft ist durch nichts gerechtfertigt, denn wir haben in den letzten Jahren in der Konzilskirche keinerlei wichtige lehrmäßige oder praktische Änderung im Sinne einer wirklichen Rückkehr zur Tradition durch Verurteilung der Irrtümer oder der konziliaren Reformen bemerkt.
Ich möchte das oben angeführte noch unterstreichen, indem ich zeige, wie die Behauptungen und Machenschaften Mgr Fellays und seiner Assistenten in völligem Gegensatz zu dem stehen, was Mgr Lefebvre ganz klar zum Ausdruck gebracht hat. Und selbst wenn Mgr Lefebvre sich nicht ausdrücklich dazu geäußert hätte, so stehen die Neuerungen doch dem Gesamtwohl der Bruderschaft und dem gesunden Menschenverstand entgegen.

1. EINE FALSCHE VORSTELLUNG VON DER SICHTBARKEIT DER KIRCHE

Zunächst einmal wird klar, daß der Ausgangspunkt des Wandels auf einer falschen Vorstellung der Sichtbarkeit der Kirche beruht.
In ihren öffentlichen Äußerungen behaupten die Oberen, die Bruderschaft sei mit einem grundlegenden „Mangel“ bezüglich der „Sichtbarkeit“ der Kirche behaftet. Sie unterstellen der Bruderschaft oft eine „irreguläre“, „anormale“ und „illegale“ Lage, obwohl wir doch wissen, daß dies alles nur scheinbar der Fall ist.
Pater Pfluger bekräftigt diesen Irrtum ausdrücklich in einem kürzlich gegebenen Interview: „Auch wir leiden unter einem Mangel, nämlich dem der kanonischen Irregularität. Nicht nur der Zustand der nachkonziliaren Kirche ist unvollkommen, unserer auch.“ Und weiter: „Die Verpflichtung, aktiv für die Überwindung der Krise zu arbeiten, kann man nicht bestreiten. Und diese Arbeit beginnt bei uns selbst, beim Überwinden des anormalen kanonischen Zustandes.“ (Kirchliche Umschau, 17. Oktober 2012)
Die Autoritäten der Amtskirche haben die Bruderschaft jahrelang wegen dieser „Fehler“ gebrandmarkt, und zwar mit Hilfe lügenhafter Anschuldigungen und ungerechter Verurteilungen. Wir wissen jedoch und haben dies durch unsere Schriften und unser Handeln bewiesen, daß die Bruderschaft niemals den sichtbaren Bereich der katholischen Kirche verlassen und sich keines kanonischen Vergehens schuldig gemacht hat. Wir haben es daher nicht nötig, irgendein kirchliches oder kanonisches „Handicap“ zu überwinden, indem wir heute darum bitten, von der Konzilskirche anerkannt zu werden.
Was diesen Punkt betrifft, wiederholen die Oberen die gleichen falschen Behauptungen wie Dom Gérard und diejenigen, die sich 1988 an Rom angeschlossen haben und denen Mgr Lefebvre (Vortrag vom 9. September 1988; Fideliter Nr. 66) und Pater Schmidberger (Fideliter Nr. 65) kurz nach den Bischofsweihen sachdienlich geantwortet haben.
Monseigneur Fellay hat seinerseits kürzlich den gleichen Irrtum über die Natur der wahren Kirche bekräftigt: „Daß wir nach Rom gehen, heißt nicht, daß wir mit ihnen einverstanden sind. Aber es ist die Kirche. Und es ist die wahre Kirche. Wir lehnen das ab, was nicht in Ordnung ist, dürfen jedoch nicht alles ablehnen. Sie bleibt die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“ (Flavigny, 2. September 2012)
Diese erstaunliche Behauptung steht in offenem Widerspruch zu dem, was Mgr Lefebvre im oben zitierten Vortrag von der Konzilskirche sagte: „Wir sind es, die die Kennzeichen der sichtbaren Kirche haben. Daß die Kirche heute noch sichtbar ist, verdankt sie uns. Diese Kennzeichen finden sich bei den anderen nicht mehr.“
Und mit Bezug auf Dom Gérard, der als Grund für seinen Anschluß an das modernistische Rom angab, man müsse der „sichtbaren Kirche“ beitreten, gab Mgr Lefebvre die klare Antwort: „Was Dom Gérard zur sichtbaren Kirche sagt, ist kindisch. Es ist unglaublich, daß man von der sichtbaren Kirche sprechen kann, wenn man die Konzilskirche meint, im Gegensatz zur katholischen Kirche, die wir vertreten und fortsetzen wollen.“ (Fideliter Nr. 70, Juli-August 1989, S. 6)

2. ANERKENNUNG UNSERER „RECHTMÄSSIGKEIT“ DURCH DIE KONZILSKIRCHE

Infolge dieses ersten Irrtums behaupten die Oberen, es genüge nicht mehr, daß die Bruderschaft die Gültigkeit der Autorität des Papstes und der Bischöfe anerkennt, öffentlich für sie betet und bestimmte rechtmäßige Handlungen anerkennt (insofern sie mit der Tradition übereinstimmen). Sie sagen, man müsse „weiter gehen“ und die Konzilskirche bitten, uns die „Rechtmäßigkeit“ zu verleihen, die uns angeblich fehlt.
Auch in dieser Hinsicht stehen sie in offenem Gegensatz zu Mgr Lefebvre, der versicherte, daß wir, solange die Kirchenkrise andauert, keine Anerkennung von der Konzilskirche benötigen, da die echte Legitimität eines Tages bestätigt wird, wenn die kirchlichen Autoritäten zur wahren Lehre zurückkehren.
Mgr Lefebvre versicherte, daß wir die Konzilskirche nicht brauchen, um uns eine wie immer geartete „Rechtmäßigkeit“ zu verleihen: „Mit welcher Kirche haben wir es zu tun – das möchte ich gerne wissen, – mit der katholischen Kirche oder mit einer anderen Kirche, einer Gegenkirche, mit einer falschen Kirche?… Ich glaube wirklich, daß wir es mit einer falschen Kirche und nicht mit der katholischen Kirche zu tun haben.“ (18. Juni 1978)

3. NOTWENDIGKEIT EINES REIN PRAKTISCHEN ABKOMMENS

Ausgehend von ihrem zweifachen Irrtum streichen die Oberen dann die absolute Notwendigkeit eines praktischen Abkommens mit den derzeitigen kirchlichen Autoritäten heraus, und zwar ohne vorhergehendes lehrmäßiges Abkommen und handeln damit dem zuwider, was Mgr Fellay ausdrücklich, vor allem nach 1988, versichert hatte und was das Generalkapitel (das mehr Autorität hat als die Oberen) 2006 beschlossen hatte.
Daß sie jetzt ein rein praktisches Abkommen anstreben, ist umso erstaunlicher, als man weiß, daß die kürzlich stattgefundenen lehrmäßigen Diskussionen zwischen der theologischen Kommission und dem Vatikan zu dem Ergebnis führten, daß ein lehrmäßiges Abkommen mit der Konzilskirche unmöglich ist!
Wenn die Bruderschaft also ein rein praktisches Abkommen mit dem derzeitigen Rom anstrebt, das im Irrtum verharrt, kommt dies einem „Unternehmen Selbstmord“ gleich, denn wir würden in die Konzilskirche „integriert“, deren ganze Struktur nicht nur ihren Ursprung im Konzil hat, sondern die auch darauf angelegt ist, die konziliaren und nachkonziliaren Reformen umzusetzen. Wir sind ausreichend informiert über das, was mit den acht Gemeinschaften der Tradition geschehen ist, die sich dieser Konzilskirche ohne vorausgehendes lehrmäßiges Abkommen angeschlossen haben, um zu wissen, daß mit uns unausweichlich das gleiche geschähe…
Als Voraussetzung für jeden künftigen Dialog mit der Konzilskirche verlangte Mgr Lefebvre , vor allem nach den Bischofsweihen, daß zuerst die lehrmäßige Frage beantwortet werden müsse: „Ich würde auf der lehrmäßigen Ebene die Frage stellen: „Sind sie einverstanden mit den großen Enzykliken aller Ihrer päpstlichen Vorgänger?… Stimmen Sie mit diesen Päpsten und ihren Aussagen vollkommen überein? Billigen Sie den Antimodernisteneid noch? Treten Sie für das soziale Königtum unseres Herrn Jesus Christus ein? Wenn Sie die Lehre Ihrer Vorgänger nicht annehmen, hat es keinen Sinn, miteinander zu reden. Solange Sie nicht bereit sind, das Konzil unter Bezug auf die Lehre Ihrer päpstlichen Vorgänger zu reformieren, ist ein Dialog weder möglich noch nützlich. Die Standpunkte wären auf diese Weise klarer.“ (Fideliter Nr. 66, Nov.-Dez. 1988, S. 12-13)

4. DER TRUGSCHLUSS, „MEHR GUTES TUN ZU KÖNNEN“

Im Sinne einer „positiven“ Rechtfertigung ihrer Verhandlungen mit Rom behaupten die Oberen, daß man dank eines rein praktischen Abkommens mehr Gutes tun könne, denn wenn man in der „sichtbaren Kirche“ sei, könne man die Konzilskirche zur Tradition zu bekehren… Genau das gleiche Argument haben Dom Gérard und die Priester von Campos benutzt, um ihren Anschluß an das konziliare Rom zu rechtfertigen!
In einem Interview gab unser Gründer auf diese von trügerischem Optimismus geprägte Aussicht die realistische Antwort: „Sich ins Innere der Kirche begeben, was soll das heißen? Von welcher Kirche ist überhaupt die Rede? Wenn es die Konzilskirche ist, so müßten wir, die wir sie 20 Jahre lang bekämpft haben, weil wir die katholische Kirche wollen, in diese Konzilskirche eintreten, um sie angeblich katholisch zu machen? Das ist völlig illusorisch. Nicht die Untergebenen ändern die Oberen, sondern die Oberen ändern die Untergebenen.“(Fideliter Nr. 70, Juli-August 1989)
Und die Ereignisse zeigen uns, daß das wenige Gute, was die an Rom angeschlossenen Gemeinschaften seit 1988 haben tun können, das größere Übel nicht rechtfertigen, das sie angerichtet haben, indem sie ihre Kritik der Konzilsirrtümer und der neuen Messe aufgaben, indem sie die Machenschaften der nachkonzilaren Päpste rechtfertigten, etc.

5. AUSREICHENDE VORBEDINGUNGEN?

Um dieses Abkommen zu rechtfertigen versichern die Oberen außerdem, daß die vom letzten Generalkapitel im Juli 2012 festgelegten Vorbedingungen ausreichten, um nicht in die gleiche Falle zu tappen wie die an Rom angeschlossenen Gemeinschaften.
Abgesehen jedoch davon, daß diese Bedingungen unrealistisch sind und nicht ausreichen, um uns vor einer „Assimilierung“ und einer „Neutralisierung“ durch die Konzilskirche zu schützen, hat das Generalkapitel die beiden wichtigsten Bedingungen vergessen, die Mgr Lefebvre ausdrücklich gestellt hatte: die Bekehrung der Autoritäten der Amtskirche durch ausdrückliche Verurteilung der Konzilsirrtümer und Dispens vom neuen Kirchenrecht.
Mgr Lefebvre hatte bekräftigt, daß, selbst wenn uns das modernistische Rom bestimmte Vorbedingungen gewähren sollte, diese nicht ausreichend seien, um ein Abkommen zu schließen. Folgendes hatte er zu Kardinal Ratzinger gesagt: „ Sehen Sie Eminenz, selbst wenn Sie uns einen Bischof zugestehen, selbst wenn sie uns eine gewisse Unabhängigkeit von den Bischöfen zugestehen, selbst wenn Sie uns die ganze Liturgie von 1962 zugestehen, wenn Sie uns zugestehen, die Seminare der Bruderschaft so weiterzuführen wie bisher, können wir nicht mit Ihnen zusammenarbeiten, das ist unmöglich, ja unmöglich, denn wir arbeiten in zwei entgegengesetzte Richtungen: Sie arbeiten an der Entchristlichung der Gesellschaft, der menschlichen Person und der Kirche, und wir arbeiten an ihrer Christianisierung. Wir können uns nicht einigen.“ (Exerzitien in Ecône, 4. September 1987)
So setzte Mgr Lefebvre als wesentliche Bedingung für ein Abkommen die Bekehrung Roms voraus, als er folgende Worte an die vier künftigen Bischöfe richtete: „…im Vertrauen darauf, daß der Stuhl Petri bald durch einen vollkommen katholischen Nachfolger Petri besetzt werden wird, in dessen Hände Sie die Gnaden Ihres Bischofsamtes legen können, damit er sie bestätige.“ (29. August 1987)
Was das Kirchenrecht betrifft, von dem Mgr Lefebvre sagte, es sei „schlimmer als das Assisi-Treffen“, wie könnten wir unsere Identität wahren und den Kampf weiterführen, wenn wir uns den allgemeinen Rechtsvorschriften der Konzilskirche, nämlich dem neuen Kirchenrecht unterwürfen? Sehen unsere Oberen denn nicht, daß das neue Kirchenrecht ausdrücklich zur Umsetzung der Konzilsreformen geschaffen wurde und nicht zur Wahrung der Tradition?

6. DAS II. VATIKANUM KANN ÜBERWUNDEN WERDEN!

Um die lehrmäßige Sackgasse zu überwinden, die im II. Vatikanischen Konzil und im nachkonziliaren „Lehramt“ zum Ausdruck kommt, haben sie sich überall in ihren Vorträgen, Predigten und Interviews immer wieder bemüht, die Konzilsirrtümer zu verharmlosen, um die Gemüter auf die Versöhnung mit dem konziliaren Rom vorzubereiten.
Haben wir nicht mit Verblüffung gehört, wie Mgr Fellay in einem Interview mit dem Catholic News Service versicherte, daß „das Konzil eine Religionsfreiheit beinhaltet, die tasächlich sehr, sehr begrenzt ist.“? Und haben wir ihn nicht auch versichern hören, daß die Schlußfolgerung aus den lehrmäßigen Gesprächen mit Rom war, daß „wir sehen, daß vieles von dem, was wir als aus dem Konzil stammend verurteilt hätten, tatsächlich nicht vom Konzil herrührt sondern vom allgemeinen Verständnis desselben.“! Und weiter: „Das Konzil muß in die große Tradition der Kirche eingefügt werden, muß aus ihrem Inneren heraus und in Verbindung mit ihr verstanden werden. Mit diesen Aussagen sind wir vollkommen einverstanden, vollkommen und absolut einverstanden.“ (11. Mai 2012)
Und der einzige (unvollkommene) bekannte Text der letzten doktrinalen Präambel, den die Oberen im April in Rom vorlegten und den Pater Pfluger in einem Vortrag bekanntmachte, verrät nicht nur den gleichen Wunsch, die Konzilsirrtümer zu verharmlosen, sondern sie gar zu akzeptieren:“…die ganze Tradition des katholischen Glaubens muß Maßstab und Richtschnur zum Verständnis der Lehren des II. Vatikanischen Konzils bilden, welches seinerseits bestimmte Aspekte des Lebens und der Lehre der Kirche erhellt, die bereits mitenthalten, aber noch nicht formuliert worden sind.“ (St. Joseph des Carmes, 5. Juni 2012)
War nicht auch die Tatsache, daß die Oberen das dritte interreligiöse Treffen von Assisi vorbeigehen ließen, ohne es ausdrücklich zu verurteilen, ein aufschlußreiches Zeichen? Sie haben sogar bestimmte Mitglieder der Bruderschaft aufgefordert, keine Verurteilung vorzunehmen.
Noch beunruhigender ist, daß die Verharmlosung der Konzilsirrtümer schon weit zurückzuliegen scheint…, denn Mgr Fellay versicherte bereits 2001 (!) in einem Interview: „Das Konzil anzunehmen bereitet uns keine Schwierigkeiten“ „Es hat den Anschein als ob wir das ganze II. Vatikanum ablehnten. Dabei können wir es zu 95 % annehmen.“ (Schweizer Tageszeitung La Liberté, 11. Mai 2001)
Statt auf die wiederholten Mahnungen zu hören, kein praktisches Abkommen zu schließen, haben die Oberen mit Verachtung und äußerst harten Worten auf den Brief der drei Bischöfe geantwortet… indem sie ihnen unterstellten, sie seien „Sedisvakantisten“ und „Schismatiker“ und sie verwandelten die Irrtümer des II. Vatikanums in „Superhäresien“.
Die Liste würde zu lang, würde man alle Aussagen von Menzingen zitieren, die in Richtung einer Abschwächung der lehrmäßigen Positionen gehen. Auch bei anderen Mitgliedern der Bruderschaft, die für ein Abkommen eintreten, läßt sich eine Abschwächung der Doktrin feststellen. Ich habe gesehen, wie manche Mitbrüder, von denen ich wußte, daß sie das Konzil und die nachkonziliaren Päpste scharf verurteilten, jetzt „entschärfte“ Positionen vertreten und sich sehr für einen Anschluß an das modernistische Rom einsetzen…

7. SCHWERE VERFEHLUNGEN GEGEN DIE KLUGHEIT

Zusätzlich zu den Fehlern, die die Oberen auf dem Gebiet der Prinzipien begangen haben, können wir auch schwerwiegende Fehlurteile feststellen, die die schlimmste und tiefste innere Spaltung mitverursacht haben, die die Bruderschaft je erlebt hat.
Durch unkluge Machenschaften haben sie die Einheit und das Gesamtwohl der Bruderschaft geopfert, um den Anweisungen des modernistischen Roms nachzukommen, wie sie in ihrer Antwort auf den Brief der drei anderen Bischöfe der Bruderschaft bewiesen haben: „Im Interesse des Gesamtwohls der Bruderschaft würden wir es bei weitem vorziehen, die derzeitige Zwischenlösung beizubehalten, aber das duldet Rom offensichtlich nicht länger.“ (14. April 2012)
Mgr Fellay wies auch darauf hin, daß es quasi „unvermeidlich“ sei, daß sich ein Teil der Bruderschaft im Falle eines Abkommens mit Rom nicht anschließen würde: „Ich kann nicht ausschließen, daß es vielleicht zur einer Spaltung [in der Bruderschaft] käme.“ (Interview mit dem Catholic News Service). Er ging auf diese Weise das Risiko einer ernstlichen Spaltung der Bruderschaft ein.
Die Oberen haben es demnach vorgezogen zu handeln, ohne die Warnungen der drei anderen Bischöfe sowie mehrerer Oberer und Mitglieder der Bruderschaft und selbst der uns nahestehenden Gemeinschaften der Tradition zu beachten, die darum baten, kein rein praktisches Abkommen zu unterzeichnen.
Dieses Verhalten hat viele Mitglieder der Bruderschaft zutiefst schockiert und zu einer internen Spaltung geführt, die den Glauben an die Führungskompetenz der Oberen schwer erschüttert hat.
Auch das Vertrauen innerhalb der uns nahestehenden Gemeinschaften ist nach wie vor sehr schwach.

8. WER HAT WEN GETÄUSCHT?

Wenn man die Erklärungen (Entschuldigungen?) hört, die die Oberen seit einigen Monaten bezüglich der vermuteten „wahren Gründe“ anführen und die sie zu derart weitreichenden Konzessionen an das modernistische Rom veranlaßt haben, stellt man fest, daß es nicht so sehr die römischen Autoritäten sind, die sie getäuscht haben, sondern daß sie sich selbst getäuscht haben! Daß sie sich unklugerweise entschieden hatten, die Antworten der offiziellen Kanäle des Vatikans in Bezug auf die wahren Ansichten des Papstes außer acht zu lassen und anderen angeblich „inoffiziellen“ Kanälen den Vorzug zu geben, fördert keineswegs ihren Ruf als kluge Vorgesetzte…
Sie haben nicht wahrhaben wollen, daß es sich bei allem, was sie von diesen „inoffiziellen“ Kanälen zu hören bekamen, entweder um Klatsch oder um Manipulation handelte, denn ihr Wunsch nach einem Abkommen war so sehr zu einer „Zwangsvorstellung“ geworden, daß sie schließlich alles glaubten. Wer trägt hier die Schuld? Sie selbst !
Wie konnten sie auf einem so wichtigen Gebiet derart leichtfertig handeln? In jeder – auch in einer weltlichen – Institution führt ein derartiges Verhalten unausweichlich zur Entlassung der Verantwortlichen, denn das Vertrauen ist zu stark erschüttert. „Man steht zu seiner Verantwortung“, drohte Pater Pfluger für den Fall, daß kein Abkommen zustande käme.
Wenn sie nicht zurückgetreten sind, dann deshalb, weil sie nach wie vor an ein Abkommen glauben. Sie haben aus ihren Machenschaften noch immer keine Lehre gezogen! Es ist trotz einiger Hindernisse offensichtlich, daß sowohl sie als auch der Vatikan alles tun, um die Gespräche „wieder aufleben“ zu lassen. Der Ausschluß Mgr Williamsons erscheint hier ganz klar als „aufschlußreiches Zeichen“ zur Wiederaufnahme der Gespräche, denn dieser Ausschluß war, zumindest für den Vatikan, eine sine qua non-Bedingung für ein Abkommen.
Darüber hinaus finden wir bei Mgr Fellay einen gravierenden Mangel an praktischem Urteilsvermögen hinsichtlich der falschen Ansichten des Papstes. Wie kann er annehmen, daß Benedikt XVI. bereit sei, uns anzuerkennen „indem er unsere Anerkennung des Konzils außer acht läßt“, wie er ihm im Juni 2012 schrieb? Weiß er denn nicht, daß das Konzil für das modernistische Rom „unverhandelbar“ ist? Ist es Naivität oder verwechselt Mgr Fellay seine Wünsche mit der Wirklichkeit? In jedem Fall verstößt er hiermit auf lehrmäßigem Gebiet schwer gegen die Klugheit.

9. UNGERECHTE VERFOLGUNGSMASSNAHMEN

Und schließlich haben die Oberen, als Gipfel der Blindheit und des Starrsinns auf ihrem Weg zur „Aussöhnung“ mit dem modernistischen Rom, zu ungerechten Verfolgungsmaßnahmen gegriffen, um sowohl innerhalb als auch außerhalb der Bruderschaft jegliche Opposition gegen ein Abkommen auszuschalten. Seither sind wir Zeugen einer ganzen Serie von Einschüchterungen, Abmahnungen, Versetzungen, Verzögerungen von Priesterweihen, Ausschlüssen von Priestern und des Ausschlusses selbst eines unserer Bischöfe geworden!
Unerbittlich werden von ihnen diejenigen verfolgt und ausgeschlossen, die sich ihrem Anschluß an das modernistische Rom widersetzen; gleichzeitig aber versichern sie zynisch, sie wollten weiterhin Widerstand leisten… innerhalb der Amtskirche, sobald sie von dieser anerkannt seien!
Letzten Endes haben sie ein autoritäres Regime, ja eine regelrechte Diktatur innerhalb der Bruderschaft errichtet, um jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen, das sich den Plänen ihres Anschlusses an das modernistische Rom entgegenstellt.
So erleben wir, wie Mgr Fellay und seine Assistenten die von unserem Gründer während der Kirchenkrise festgelegten Grundsätze und Ziele der Bruderschaft verändert haben. Sie haben sich über die wichtigen Beschlüsse des Generalkapitels von 2006 hinweggesetzt, das ein praktisches Abkommen ohne vorausgehendes lehrmäßiges Abkommen mit der Amtskirche untersagte. Sie haben sich wissentlich über die Warnungen kluger Personen hinweggesetzt, die ihnen von einem praktischen Abkommen mit dem modernistischen Rom abrieten. Sie haben der Einheit und dem Gesamtwohl der Bruderschaft Schaden zugefügt, indem sie die Bruderschaft der Gefahr eines Übereinkommens mit den Feinden der Kirche aussetzten. Und sie widersprechen sich schließlich selbst, wenn sie das Gegenteil dessen beteuern, was sie noch vor wenigen Jahren gesagt haben.
Sie haben daher das Erbe Mgr Lefebvres verschleudert, ihre Amtspflichten verletzt und das Vertrauen Tausender mißbraucht, auch derjenigen, die ihnen weiterhin vertrauen, obwohl sie von ihnen getäuscht wurden.
Sie haben sich fest entschlossen gezeigt, die Bruderschaft zu einem Abkommen mit unseren Feinden zu führen, koste es was es wolle. Es ist kaum von Bedeutung, ob das Abkommen mit der Konzilskirche noch nicht geschlossen ist, ob es weder in naher Zukunft noch jemals geschlossen wird…die Bruderschaft befindet sich nach wie vor in großer Gefahr, da die Oberen die falschen Grundsätze, von denen sie sich bei ihren zerstörerischen Machenschaften leiten ließen, nicht aufgegeben haben.
Es schmerzt mich feststellen zu müssen, daß die Oberen, die fälschlicherweise ihr eigenes Urteil und ihre eigenen Beschlüsse mit der Bruderschaft gewissermaßen gleichsetzen, die Bruderschaft schließlich beschlagnahmt haben, so als ob sie ihr Privateigentum wäre, und daß sie dabei vergessen haben, daß sie lediglich auf begrenzte Zeit ernannte Diener sind.
Diese Feststellung ist umso schmerzlicher und besorgniserregender, als man weiß, daß von der Treue der Bruderschaft zu ihrem Auftrag das Heil so vieler Seelen und auch die Erneuerung der ganzen Kirche abhängt. Gott erbarme sich der Bruderschaft!

Siehe ferner:


P. Niklaus Pfluger FSSPX im Priorat München – Predigt vom 27. Mai 2012

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http://gloria.tv/?media=294151

Meine Teil-Transkription der Predigt am Hochfest von Pfingsten 2012

Ab 18:00:

Pater Niklaus Pfluger, FSSPX

Pater Niklaus Pfluger, FSSPX,
Erster Assistent des Generaloberen

[...] Wenn er Gott ist, dann hat er die Macht; aber jetzt hängt er am Kreuz; die können nicht glauben; und genau so war’s mit Arius; die können nicht, der kann nicht glauben, dass eben Gott leidet; dass Gott Mensch wird, und genauso Luther; Luther war ein frommer Mann, der frömmste im Kloster; er war ein Skrupulant; er hatte Mühe mit den Sünden; er hat überall Sünden gesehen, und er hat sogar ein Zeitlang wie er in Rom war täglich gebeichtet, aber er hat nicht verstehen können, und daran ist er gescheitert und zum Häretiker geworden, dass eben wir getauft sind und dass Christus uns erlöst hat, aber die Neigung zur Sünde, die bleibt.. und er hat vor allem nicht verstehen können, dass der Papst.. dass das nicht ein Heiliger ist und dass es Unzucht gibt und Geld und Missstände in der Kirche.. das kann nicht die Kirche sein.. das kann nicht die Kirche Christi sein… das ist die Hure, hat er gesagt, und hat die Kirche sozusagen in den Himmel projiziert.. die rein geistige Kirche, die heilige Kirche.. dieses und das ist heute genau dasselbe..heute.. nehmen wir die Sedisvakantisten..der Papst kann nicht Papst sein; wer so etwas macht wie Assisi, wer alle Religionen hofiert und wer wie unsere Bischöfe, die nicht einmal mehr.. das kann nicht die Kirche sein, das kann nicht der Papst und die Bischöfe sein. Das ist immer das gleiche Ärgernis, das eben wie Arius, der große Kämpfer für die Orthodoxie des 4. Jahrhunderts, wie er, er war noch nicht einmal Priester, er war Diakon, hat er das erste Werk, das dann zur Grundlage wurde für den Kampf gegen Arianismus, also diese Irrlehre, die eben gesagt hat, Christus ist nicht wesensgleich mit dem Vater, ist nicht wahrer Gott. Wenn er Mensch ist, dann kann er nicht auch noch Gott sein. Das war das Werk von Athanasius, die Menschwerdung Gottes in der Welt, und sein Hauptgedanke ist, dass eben Gott Mensch wird in der Geschichte, dass er menschliche Natur hat, dass er einer ist von uns außer der Sünde, und dass eben die Kirche dementsprechend nicht einfach im Himmel ist und die triumphierende Kirche, sondern dass sich die realisiert und konkretisiert und identifiziert mit dem Sichtbaren, mit den Fehlern und Sündern, und das ist die Zeit heute, das sind die ersten, die sagen.., und wie gesagt die Jünger, es braucht lange bis sie wirk.. noch am Himmelfahrtstag heißt es, dass der Herr sie rüg.., gewisse rügen muss, weil sie nicht geglaubt haben, und am letzten Tag, eben am Himmelfahrtstag sind da und fragen noch: Herr wirst Du in dieser Zeit das Reich Gottes herstellen; das ist immer noch ihre Illusion, ihre Idee, es muss hier sich abspielen; hier muss alles vollendet werden. Nein, der Herr geht zum Vater, und er schickt den Heiligen Geist, der die Kirche in dieser Zeit heiligt, uns heiligt, damit wir zum Vater zurückgehen. Das Paradies ist nicht hier.

.. und dann kommt sozusagen eine zweite Gefahr, also, das ist eben, man kann’s nicht glauben, und dann sagt man, wie heute, mit der Kirche haben wir nichts zu tun, das ist so hoffnungslos verfahren, die sind so krank im Denken, das sind solche Modernisten, da haben wir, mit denen haben wir nichts zu tun. Die Sedisvakantisten sagen das ja schon lange, und jetzt beginnt das selbst bei uns, eben jetzt gehts an mit diesen Verhandlungen mit dem Papst..das kann..vielleicht ist er noch Papst, kann er überhaupt als Papst noch was tun, wenn er eine solche Theologie hat, usw.

…und darum hat der Erzbischof, das war doch der Anfang dieser Tradition, das haben andere auch gesehen, dass es eine Krise gibt, und dass mit diesem Konzil…das ist ein anderes Thema, das war.. ich glaube an Anfang war nicht alles schlecht gemeint, die Theologen hatten einen furchtbaren Komplex vor der Welt und der Wissenschaft und Entdeckungen. Und dann nach dem Krieg, und diese Protestanten und Katholiken im Schützengraben, das war eine neue..das ist ‘was zusammengebrochen und dann kommt die Wirtschaft und der Materialismus und die Kirche hätte eine Antwort geben sollen und wollen sicher auch, das war die Idee des Konzils, eine Antwort zu geben auf die Fragen dieser Zeit, diesen Materialismus und diese Gottlosigkeit zu stoppen und wieder wirklich .. aber es war eine große Illusion dieses Papa Giovanni, der mit dem Aggiornamento, wenn man sich so kleidet und so denkt und so tut und so lebt und so sich benimmt wie die Welt, dann kann man sie gewinnen, das war eine ganz große Illusion. Und dann hat sich dieses Konzil mit seinen nachkonziliaren Reformen zu einem entwickelt, so.. ist ein Quantensprung, ist eine neue, die Geschichte beginnt mit dem Konzil; alles was vorher war vom Mittelalter und Kreuzzüge und dieser Kampf für den Glauben.. es ist ein Neuanfang.

Ab 35:57:

..und jetzt, bis vor, in den ersten sagen wir 30 Jahren, da war es eigentlich eine Defensive. Wir haben um’s Überleben gekämpft, es hat sich in gewissen Ländern, in Prioraten, in Frankreich, in Amerika sich wunderbar ausgebreitet, aber es ist immer noch eine kleine Gruppe, aber gleichzeitig, auf der andern Seite ein furchtbarer Glaubenszusammenbruch, ein moralischer Zusammenbruch.. wenn Sie denken, in Deutschland werden noch 100 Priester oder nicht einmal pro Jahr geweiht. In Frankreich waren es letztes Jahr nicht einmal 100 Priester – jedes Jahr sterben 800 Priester. Der Durchschnitt, der Altersdurchschnitt der Priester in Frankreich ist zwischen 65 und 75. Das ist das Ende der sichtbaren Kirche.

Und jetzt haben wir eine neue Situation, seit schon gut 10 Jahren sucht Rom eine Lösung für die Tradition. Bis dahin, da war immer, nach den anfänglichen Lobschreiben und .. es war ja kirchlich errichtet, aber schon seit (7)4-75 wurde die Tradition verfolgt, verbannt, es kamen die Strafen, die Exkommunikation.. der Erzbischof weiht die Bischöfe, nicht gegen die Kirche.. er will nicht eine andere Kirche gründen.. er sagt nicht: der Papst ist nicht mehr Papst, sondern er tut das, um die Kirche am Leben zu erhalten, um die Kirche zu erneuern, um die Kirche wieder zur Tradition zu führen.. es war eine Defensive; wir, wir.. man hat von uns immer verlangt, das Konzil anzunehmen, die neue Messe zu lesen, es, es gab keine Möglichkeit, wir waren nicht anerkannt, wir waren sogar in den Augen und im Bewusstsein der Bischöfe der Welt der modernen Kirche waren wir eine Sekte, und jetzt, vielleicht gerade weil es der Heilige Geist ist, der die Kirche leitet, es ist nicht die Kirche Papst Benedikt’s oder Johannes Pauls II. oder die Kirche des Bischofs Williamson oder Bischof Fellay’s – der Herr ist das Haupt der Kirche und der Papst ist der Stellvertreter. Mit diesem Papst seit 2000 versucht die Kirche eine Lösung mit der Bruderschaft und mit diesem Papst, Kardinal Josef Ratzinger schon, der sicher ein Verständnis hat für die Liturgie, der aber auch gesehen hat diese Theologie und die Krise, er hat sozusagen einen neuen Lösungsansatz.. bis mehr oder weniger 2005, da haben alle gesagt: es ist ein Bruch in der Kirche.. das Konzil steht im Widerspruch zur Tradition.. es ist etwas Neues, eine neue Messe, eine alte Messe, es gibt eine neue Theologie eine alte Theologie, es ist ein neuer Umgang mit der Welt, mit.. man spricht nicht mehr von Bekehrung, sondern von Dialog, man hofiert die anderen Religionen, man trifft sie und so weiter. Und jetzt kommt dieser Papst, und er sagt .. und es war unser Argument.. weil es neu ist, weil es im Gegensatz steht zur Lehre, lehnen wir es ab.. das war der Grund für diese Parade für diese Kirche. Und jetzt kommt der Papst und sagt: nein, das ist ein Missverständnis.. man hat das Konzil falsch verstanden, man hat im Namen dieser falschen Auslegung des Konzils hat man einen falschen Konzilsgeist gepflegt.. wir brauchen eine neue Interpretation, eine neue Hermeneutik (ein griechisches Wort) und er sagt, dass der Schlüssel ist: das Konzil steht in Kontinuität, also: ist eine Fortsetzung der Tradition. Jeder sieht, und die Bischöfe bis heute und wir und Sie in den Pfarreien und all diesen Skandalen: es ist ein Bruch, es ist etwas Neues.. es ist nicht das Gleiche zu sagen: der Mensch hat ein Recht, sein Religion zu wählen und zu sagen, um gerettet zu werden, muss man an Jesus Christus glauben, es ist nicht dasselbe. Und der Papst, jetzt in allen seinen Ansprachen, versucht eben, er erlaubt die alte Messe, er zieht die Exkommunikation unserer Bischöfe zurück, er erlaubt sogar das, was wir für unmöglich gehalten haben noch vor 5 Jahren, dass man über das Konzil diskutiert. Und mittlerweile ist ein riesiger Streit in der Kirche.. grad in diesen letzten Monaten zwischen März und Mai war in Rom eine .. sechs Veranstaltungen eine öffentliche Diskussion zwischen einem Historiker, einem Professor für Kirchengeschichte Konzilsgeschichte und einem Theologen, und die haben mit 6 Dokumenten des Konzils diskutiert, und der Historiker sagt nach wie vor: es ist ein Bruch, und der Theologe sagt, nein es ist eine Kontinuität, es ist das Gleiche, es ist die Tradition nur in einer neuen Sprache. Und bis vor wenigen Monaten hat man von uns verlangt, diese Interpretation anzunehmen, das Konzil anzunehmen, zu sagen, noch einmal: die Mehrheit, die ganz große Mehrheit der Bischöfe , der Pfarreien, mindestens in unseren Ländern, sogar der Kardinäle, die sagen nach wie vor, das Konzil ist etwas neues, die neue Messe ist etwas anderes als die alte Messe, aber es gibt eine Bewegung, noch nicht so sichtbar, aber es gibt immerhin etwas 200 Bischöfe, die die alte Messe lesen, es gibt Kardinäle, die sagen, wir brauchen Sie, die Kirche braucht die Bruderschaft, die Kirche braucht die Tradition, es gibt eine junge Priestergeneration, die lernen die alte Messe, sie haben ja hier Pater Uderesy, er hat es uns gestern wieder erzählt, es gibt hier auch Priester, die kommen zur alten Messe, und es ist vor allem der Papst, der offensichtlich sieht, der offensichtlich die Tradition in die Kirche hereinholen will. Wie gesagt, es ist ein bisschen eine Illusion zu erwarten, dass der Papst, eben wie ich immer sage als.. mit einer modernistischen Theologie schläft er ein und mit einer thomistischen Theologie wacht er auf, dass er von einem Tag auf den andern das Konzil verurteilt, und er kann ja auch die Bischöfe nicht einfach auswechseln, selbst wenn er es wollte und müsste, er kann sie ja auch nicht ersetzen. Und da ist nun tatsächlich ein Problem. Ich glaube, das beschäftigt Sie alle, und das ist die große Schwierigkeit, wie es weitergeht. Wie gesagt, durch diesen Kampf und durch dieses Festhalten hat man so ein Ideales bei uns, ein so ideales Bild von der Kirche entwickelt, Sie praktizieren alle, Sie halten alle die Gebote, und hat sich so abgrenzen müssen und aufpassen müssen, dass man nicht angesteckt wird, und reinfällt und mitschwimmt in diesem Strom der konziliaren Reform und dieses Geistes und dieser.. ja dieser neuen Religion, dass man.. es war wie ein Schutzwall, diese Exkommunikation und diese eigenen Kirchen, es war wie eine Stadtmauer, wir haben’s ja gut, Sie haben’s ja gut, bitte, immer ein Hühnerauge, das drückt, aber das große und ganze: Sie haben ihre Messe, Sie haben die Priester, und er kommt für die letzte Ölung und für den Katechismus und in Frankreich gibt es Schulen und so weiter und die andern, die sind so heidnisch und so modernistisch.. forget it. Und jetzt kommt der Papst und sagt: ich brauche Euch.. natürlich nicht so.. er sagt es eben nicht so, wie wir das vielleicht wünschten: das Konzil war eine Katastrophe, das tut mir leid, ich mach jetzt nicht mehr mit.. den Gang nach Kanossa wie der König und Kaiser, sondern ich mach den Gang nach Ecône und entschuldige mich.. das hat die Kirche nie so gemacht, das geht gar nicht, das ist eben dieses Problem.. es ist eine Kirche in dieser Welt.. schauen Sie, der heilige Ambrosius, der hatte das ganz genau gewusst, der hat häretische Pfarrer, er konnte sie ja gar nicht absetzen, weil er keine anderen hatte, selbst Athanasius, wenn er von 5 Malen, nach neueren Untersuchen nach 7 Malen aus dem Exil zurückkam aus Alexandria nach Nordägypten, weil er verbannt wurde, weil er am rechten Glauben festgehalten hat, wenn er zurückkam hat er nicht gesagt: nein, ich komme nicht zurück, Ihr seid häretisch; ihr müsst Euch zuerst bekehren; ich bleib in Trier oder ich bleib in Rom, wo ich .. nein, er kam zurück und hat wieder gepredigt, und hat halt wieder gesagt was recht ist, aber er konnte nicht alle grad erschießen oder bekehren, sondern .. die Kirche hat das immer so gemacht.. eben wenn sie eine Minderheit ist, dann ist sie froh, wenn sie überleben kann.. wenn, wenn die Andern so stark sind und jetzt der Staat, dann .. schauen Sie, wenn einer unserer Patres in einer Stadt eine Schule gründen will, wie in Memmingen, dann muss er, dann muss er bei diesen Sozialisten und Grünen muss er, muss er an.. muss er betteln gehen und er sagt ja nicht .. in Berlin, wo ich heute Abend bin, wird er, der Pater nicht alle Sünden von Wolfereit aufzählen und alle Sünden der Sozialisten, sondern man wird halt versuchen, eine Bewilligung zu bekommen für eine Kirche, für eine Schule, und man muss leben in dieser Welt, ob der Nachbar ein Geschiedener ist, oder ein Hindu-Gläubiger, man kann ja nicht einfach alle töten und mit einer Straßenwalze überfahren, so … wir haben den Glauben, das geht nicht, aber das meint man jetzt, ich versteh das auch psychologisch ein bisschen bei uns .. mit denen haben wir nichts zu tun, die sind, die haben uns so gedemütigt, die haben uns so schikaniert, und jetzt sollen wir mit denen zusammenarbeiten, haben die keine Angst, dass der Kardinal Marty herkommt und die alte Messe oder die neue Messe lesen will, die wollen uns nicht, aber der Papst, vielleicht hat er einfach, vielleicht kennt er Dinge, die wir nicht kennen, er kennt sicher das Geheimnis von Fatima, und er ist ein intelligenter Mann, nicht weil er ein Deutscher ist, aber er hat wirklich, er kennt.. er sieht doch die Krise, Sie können sich das gar nicht vorstellen, aber es ist tatsächlich so, dass wenn wir sagen: Rom, Rom hat den Glauben verloren, ja da muss man ein bisschen unterscheiden.. oder: das Konzil lehnen wir ab, da müssen wir auch ein bisschen unterscheiden.. der Erzbischof hat immer unterschieden… er hat immer gesagt, das was gut ist nehmen wir an, das was nicht klar ist, das muss man eben erklären, und das was eben.. was man nicht akzeptieren kann, das kann man eben nicht akzeptieren, so wie die Religionsfreiheit.. aber er hat nie gesagt, selbst nach Assisi hat der Erzbischof nicht gesagt: Heiliger Vater, jetzt müssen Sie sich zuerst bekehren, sonst rede ich nicht mit Ihnen. Sondern er hat selber eine Lösung vorgeschlagen. Und jetzt bei uns, durch diese ich glaube das ist ein bisschen ein psychologisches Problem.. wir wollen alle den Glauben bewahren und wir müssen keine Angst haben, dass der Bischof Fellay jetzt etwas unterschreibt, was gegen den Glauben gehe, dann unterschreibt er halt eben nicht, wenn er von etwas verlangt, das man nicht akzeptieren kann. Aber gewisse, vor allem unsere 3 Bischöfe und dann auch ein paar priester in Frankreich vor allem wird das diskutiert, die müssen sowieso immer streiten, und dann natürlich auf dem Internet es jetzt plötzlich mit .. immer natürlich unter den Bedingungen, die schon der Erzbischof aufgestellt hat, dass man wirklich weiter arbeiten kann wie bisher, dass man wirklich auch unabhängig ist von diesen Verantwortlichen, die eben die Tradition nicht wollen, und das bietet der Paps jetzt an, das ist eine Personalprälatur, müssen Sie sich vorstellen wie eine Diözese, wo wirklich der Obere, der Prälat der Prälatur, der Vorgesetzte der Prälatur ist wirklich, hat Jurisdiktion über die Gläubien, über die Priester, auch die Gemeinschaften, die sich dieser Prälatur anschließen, das wäre wirklich.. und es ist ja so gesagt, und wir sagen einfach Rom, da muss man unterscheiden, die Kardinäle, oder gewisse wollen ja gar nicht, und der Papst, offensichtlich, ob er sich durchsetzen kann, da muss man vielleicht beten, sogar sehr viel, aber nun bei diesem Brief, den wir bekommen haben am 16. März, da sagt die Kongregation, wenn Ihr Eure Position nicht klarstellt und ändert, dann gibt’s die große Exkommunikation, und gleichzeitig erfahren wir, sagt ein Prälat, den Brief müssen wir gar nicht ernst nehmen und hören wir vom Papst, er will diese Lösung, und der Papst sagt, die Bruderschaft hat schon so viel gelitten und Unrecht erfahren, ich will jetzt diese, diese Anerkennung geben, und ich weiß auch, sagt er, dass es einfacher wäre für Bischof Fellay und für mich, wenn die Situation bleibt wie sie ist, und er weiß, dass auf ihn eingesch… stellen Sie sich vor, wenn schon bei dem Interview mit Bischof Williamson so auf den Papst eingeschlagen wurde, was geschieht erst, .. können Sie sich einen Zollitsch vorstellen? Was geschieht, wenn der Papst sagt: die sind katholisch, und jetzt schon natürlich Lombardi und Kardinal Koch sagt: aber sie müssen das Konzil annehmen! Und sie wissen ganz genau, die waren ja in der Kommission, und keiner der Kardinäle hat gegen uns gestimmt für diese Lösung, ja nun diese Lösung, die wissen… sehen Sie, der Papst kann doch sein Gesicht nicht verlieren, er kann doch sagen, wenn er täglich die neue Messe liest, die neue Messe ist ungültig… er kann doch nicht … er kann doch nicht, wenn alle das Konzil und er selber es mitgemacht hat und daran glaubt, kann er doch nicht plötzlich sagen, ja Ecône hat recht .. er macht’s halt so wie es die Kirche immer gemacht hat. Schauen Sie, beim Konzil von Florenz da ging’s um die Streitfrage mit den Griechen, mit der Ostkirche um die Scheidung, und man hat zum vornherein gewusst, man kann sich nicht einigen, da hat die Frage eben sein lassen, und so wird’s auch mit diesem Konzil sein, man kann nicht von dieser Kirche jetzt erwarten, dass das alles verurteilt wird, das wird die Kirche später machen, das verurteilen, was zu verurteilen ist, aber es sind eben Bischöfe und es ist der Papst, außer wir sagen, er ist nicht mehr Papst, dann, ja dann muss man nicht mehr mit Rom verhandeln, aber vielleicht ist es wirklich jetzt ist das unsere Aufgabe eben der Kirche zu dienen, wer soll es denn denen sagen, wenn wir es nicht sagen, wie sollen die denn wieder zum Glauben und zum ganzen Glauben und zur Tradition zurückkehren und zur alten Messe zum Beispiel wenn wir es nicht zeigen, wenn wir es nicht sagen, und da, sagt Bischof Fellay, das sagt man ihm auch in Rom, wir brauchen Sie, wenn wir draußen sind, natürlich, wenn wir exkommuniziert werden, weil wir am Glauben festhalten, dann ist es halt so, aber wenn der Papst das anbietet, sollen wir es dann zurückweisen, wenn man scon sieht, für so viele ist das eine Hoffnung, die vielleicht jetzt noch nicht den Mut haben, die noch nicht die Kraft haben, Gläubige, die nicht den Schritt machen hierher zu kommen, aber sie möchten die alte Messe, dass es leichter fiele, das ist nicht eine Bekehrung wie an Pfingsten, wo grad 3000 sich bekehren, aber das … wie soll die Kirche sonst zurückkehren wenn nicht durch dieses Beispiel der Tradition, und darum, da haben gewisse Mühe oder Angst oder man kann dann den Glauben nicht mehr predigen. Schauen Sie, wenn auf der linken Seite diese Bewegung in Österreich, wenn die so sich auflehnen und die Bischöfe können gar nichts machen, wenn wir weitermachen, auch wenn die Bischöfe dagegen sind, was wollen sie denn machen, wir.. da ist etwas gebrochen, das kann man nicht mehr… das ist nicht mehr rückgängig zu machen. Diese Sehnsucht nach der Tradition, nach der alten Messe.. die moderne Kirche, die die jetzt noch überzeugt sind, die werden nicht bleiben, die Kirche wird immer, dieser Modernismus und diese neue Messe, die werden nicht die Kirche erneuern, aber das kann der Kirche einen Mut geben, zurückgeben, einen Schwung, und langsam muss sich das auswachsen. Der Arianismus, das brauchte 3 Generationen, in gewissen Gegenden, bei den Langobarden sogar mehrere Jahrhunderte, bis die Irrlehre draußen war, da hat noch in der 2., 3. Generation häretische Bischöfe, aber die waren Bischöfe in den Diözesen, und der Papst konnte nicht sagen, die sind alle exkommuniziert, die waren Häretiker, aber das muss sich halt langsam auswachsen und so wird es in dieser Krise auch sein außer Gott schlägt drein, aber normalerweise geht das, ist das ein langer prozess und da stehen wir mitten drin, wir erwarten heute vom Papst, dass er so handelt und so spricht, wie wenn dann die Krise überwunden ist. Das ist nicht realistisch, wir müssen festhalten und dürfen keine Abstriche machen an der lehre, am Glauben, aber wir müssen gleichzeitig, glaube ich, diesen Geist haben, eben diesen kirchlichen Geist, wie ihn der Erzbischof immer hatte, wenn er ein… er war ein Pragmatiker, wenn er gesehen hat, da, da könnte die Tradition, die Bruderschaft gewinnen, wenn es erlaubt ist, wenn man eine Anerkennung hat, wenn man eine kirchenrechtliche Regelung hat, dann hat er es gepackt.. dass er dann wieder zurückgegangen ist, als er eben gesehen hat, sie geben den Bischof doch nicht, und so weiter.. Es ist eine schwierige Situation, weil eben gewisse das nicht verstehen mit diesen Briefen, wo sie dann auch Druck machen und Bischof Fellay sagt einfach, ich kann… ich hab die Verantwortung für die Bruderschaft, ich kann nicht, wenn der Papst ein legitimer Papst ist, dann kann ich nicht etwas zurückweisen, was er eben macht, was jetzt nicht gegen den Glauben ist, sondern ein legitimer Akt. Ich glaube, das ist das heutige Fest, tut mir leid, dass es so lange gegangen ist, aber es war wichtig, das ist das heutige Fest, dass wir diesen Sinn und diesen Geist der Kirche bewahren. Das und dieses größte Geschenk des Glaubens nicht einfach ein egoistisches Geschenk ist, sondern dass wir Verantwortung haben für die Kirche, für und beten müssen für die Bekehrung für die Rückkehr zum Glauben, und da muss unser Gebet zur Muttergottes dem Rosenkranz, das war der Sinn dieses Rosenkranzkreuzzuges muss inniger werden und eifriger und dieses Verständnis, dass .. oder .. wenn Sie eine kranke Mutter haben, dann .. das machen die Sedisvakantisten, die holen den Arzt und der Arzt gibt eine Morphiumspritze, und dann ist die Kranke tot, dann ist die Krankheit überwunden, aber ist die Tote auch dann wirklich, also die Kranke dann auch wirklich tot. Sondern man muss das eben ertragen.. man liebt ja nicht die Krankheit, aber man liebt den Menschen und pflegt ihn und hilft und gibt Medizin. So ist es mit der Kirche auch. Wir lieben ja nicht den Modernismus, und wir nehmen ja nicht an, was falsch ist, aber wir wollen, wir sollen wir müssen, sonst gibt es kein Heil.. außerhalb der Kirche gibt es kein heil, wir müssen diesen Geist bewahren, dass es Seelen sind, dass es Menschen sind, dass es Sünder sind, die zum Glauben zurückkommen können, und da ist unsere Aufgabe, unser Beispiel, unser Gebet, unser Opfer, also möge der Heilige Geist uns führen, uns leiten, das Richtige zu tun, und möge vor allem dieses Licht der Wahrheit, dieser Eifer für die Wahrheit in uns immer mehr auflodern und Früchte bringen, Früchte zur Ehre Gottes, zu unserem Heil und zum Heil für viele unsterbliche Seelen, für die Rückkehr der Kirche zu ihrer wunderbaren Tradition zum einen wahren Glauben. Amen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.


FSSPX: Lefebvres Brief vom 3. September 1975 an die Freunde

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PRIESTERBRUDERSCHAFT ST. PIUS X.

Brief an unsere Freunde und Wohltäter

Liebe Freunde und Wohltäter!

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Erzbischof Marcel Lefebvre
bei einer Priesterweihe 1977

Der Moment scheint mir gekommen, Ihnen die letzten Ereignisse — Ecône betreffend — zur Kenntnis zu bringen wie auch die Haltung, die wir im Gewissen vor Gott unter diesen schwerwiegenden Umständen einnehmen zu sollen glauben.
Was den Rekurs an die Signatura Apostolica angeht: Der letzte Rechtsgang, den mein Rechtsanwalt bei den Kardinälen, die das Gericht bilden, unternahm, um genau zu erfahren, welches der Anteil des Papstes sei in diesem Prozess, der uns gemacht wurde, wurde in seinem Verlauf aufgehalten durch einen eigenhändigen Brief des Kardinals Villot an Kardinal Staffa, den Vorsitzenden des Gerichtes, mit dem ausdrücklichen Befehl, jeglichen Rekurs zu verbieten.
Was die Audienz beim Hl. Vater angeht, so ist sie ebenfalls durch Kardinal Villot zurückgewiesen worden. Ich würde eine Audienz erst halten, wenn mein Werk verschwunden sei, und wenn ich meine Denkart mit derjenigen in Übereinstimmung gebracht hätte, die in der reformierten Kirche von heute herrsche.
Indes, das wichtigste Geschehnis ist ohne Zweifel jener vom Heiligen Vater unterschriebene Brief, der mir vom Nuntius in Bern als eigenhändiges Schreiben präsentiert wurde, der aber in Wirklichkeit mit Schreibmaschine geschrieben ist, und der — in neuer Form — die Argumente oder vielmehr die Behauptungen des Briefes der Kardinäle wiederaufnimmt. Ich erhielt den Brief am vergangenen 10. Juli. Er verlangt von mir einen öffentlichen Akt der Unterwerfung »unter das Konzil, unter die nachkonziliaren Reformen und unter die Orientierungen, die den Papst selbst binden. «
Ein zweiter, am 10. September eingegangener Brief des Papstes verlangt mit Dringlichkeit eine Antwort auf den ersten Brief.
Dieses Mal, ohne daß ich es wünschte, da ich doch nur das eine Ziel verfolge, die Kirche in der demütigen und so trostvollen Aufgabe zu dienen, ihr wahre, ganz ihrem Dienste hingegebene Priester zu geben, standen wir den Autoritäten der Kirche bis zu ihrem höchsten Gipfel hier auf Erden, dem Papst, gegenüber. Ich habe also dem Heiligen Vater geantwortet, indem ich ihn unserer Unterwerfung unter den Nachfolger Petri in seiner wesentlichen Funktion versicherte, die darin besteht, uns getreulich das Depositum des Glaubens zu übermitteln.
Wenn man die Tatsachen in ihrem bloß materiellen Aspekt betrachtet, so handelt es sich um etwas Geringes: Die Aufhebung einer Bruderschaft, die kaum geboren ist und die Schließung eines Seminars; — wahrhaftig in Wirklichkeit eine geringe Angelegenheit, die es nicht verdient, daß man sich damit abgibt.
Andererseits, wenn man einen Augenblick lang aufmerkt auf die Reaktionen, die in den katholischen und selbst in den protestantischen, orthodoxen und atheistischen Kreisen hervorgerufen wurden — und dies in der ganzen Welt, auf die unzähligen Artikel der Weltpresse, Reaktionen von Enthusiasmus und echter Hoffnung, Reaktionen von Ärger und Widerspruch, Reaktionen bloßer Neugierde, so können wir nicht umhin, zu denken — selbst wenn wir es bedauern — daß Ecône ein Problem aufgibt, das bei weitem die bescheidenen Dimensionen der Bruderschaft und des Seminars übersteigt, ein tiefes und unabwendbares Problem, das man nicht mit einer Handbewegung abtun kann, das man nicht durch einen formellen Befehl—von welcher Autorität auch immer — lösen kann. Denn das Problem von Ecône ist das von Tausenden, Millionen christlicher Gewissen, die seit 10 Jahren durch die quälende Alternative zerrissen, gespalten und erschüttert sind: Entweder gehorchen mit dem Risiko, den Glauben zu verlieren, oder ungehorsam sein, und den Glauben intakt bewahren; entweder gehorchen und an der Zerstörung der Kirche mitwirken, oder ungehorsam sein und an der Erhaltung und Fortsetzung der Kirche arbeiten; entweder die reformierte und liberale Kirche akzeptieren oder seine Zugehörigkeit zur katholischen Kirche aufrechterhalten.
Und weil Ecône im Herzen dieses entscheidenden Problems ist, das sich den katholischen Gewissen selten in diesem Ausmaß und mit diesem Schwergewicht gestellt hat, deswegen sind dermaßen viele Blicke auf dieses Haus gerichtet, das sich entschlossen für die Zugehörigkeit zur Kirche aller Zeiten entschieden hat und die Zugehörigkeit zur reformierten und liberalen Kirche zurückweist.
Und siehe da: Die Kirche — durch ihre offiziellen Vertreter, bezieht Stellung gegen diese Entscheidung von Ecône und verurteilt damit öffentlich die traditionelle Ausbildung der Priester — im Namen der nachkonziliaren Reformen und im Namen der nachkonziliaren Orientierungen, die den Papst binden.
Wie kann man diese Gegnerschaft gegen die Tradition im Namen eines Konzils und seiner Applikation erklären? Kann man vernünftigerweise und soll man tatsächlich sich einem Konzil und seinen Reformen entgegenstellen? Kann man überdies und soll man sich den Befehlen der Hierarchie widersetzen, die dazu auffordert, dem Konzil und all den offiziellen nachkonziliaren Orientierungen zu folgen?
Hier liegt das schwere Problem, das sich heute, 10 Jahre nach Beendigung des Konzils, unserem Gewissen aus Anlaß der Verurteilung von Ecône stellt.
Es ist unmöglich, diese Fragen umsichtig zu beantorten, ohne eine rasche Darstellung der Geschichte des Liberalismus und des liberalen Katholizismus im Verlaufe der letzten Jahrhunderte zu geben. Man kann die Gegenwart nur durch die Vergangenheit erklären.

Die Prinzipien des Liberalismus

Zunächst mit einigen Worten die Definition des Liberalismus, dessen typisches historisches Beispiel der Protestantismus ist: Der Liberalismus will den Menschen von jeglichem Zwang, den er nicht will oder nicht aus sich selbst akzeptiert, befreien.
Die erste Befreiung ist diejenige, die die Intelligenz von jeglicher objektiven, auferlegten Wahrheit befreit. Die Wahrheit sei unterschiedlich anzunehmen je nach den Individuen oder Gruppen von Individuen, sie ist also notwendig geteilt. Die Wahrheit wird gemacht und gesucht ohne Ende. Niemand kann behaupten, er habe sie ausschließlich und in Gänze. Man ahnt, wie sehr dies gegen Unseren Herrn Jesus Christus und gegen Seine Kirche ist.
Die zweite Befreiung ist die vom Glauben, der uns Dogmen aufzwingt, die endgültig verbindlich definiert sind und denen die Intelligenz und der Wille sich unterwerfen müssen. Nach der liberalen Lehre müssen die Dogmen der Prüfung durch die Vernunft und durch die Wissenschaften unterworfen werden — und dies immer neu angesichts des wissenschaftlichen Fortschritts. Es ist deshalb unmöglich, eine für alle Zeit definierte Offenbarungswahrheit zuzulassen. Man bemerke den Gegensatz dieses Prinzips zur Offenbarung Unseres Herrn und zu Seiner götttlichen Autorität.
Schließlich die dritte Befreiung ist die vom Gesetze. Nach der liberalen Lehre schränkt das Gesetz die Freiheit ein und legt ihr zuerst einen moralischen und schließlich einen physischen Zwang auf. Das Gesetz und seine Zwänge sind gegen die Menschenwürde und gegen die Würde des Gewissens. Das Gewissen ist das höchste Gesetz. Der Liberale verwechselt Freiheit und Erlaubtheit. Unser Herr Jesus Christus ist das lebendige Gesetz, da Er das Wort Gottes ist; man ermesse nur, wie tiefgehend der Gegensatz des Liberalen zu Unserem Herrn ist.

Konsequenzen des Liberalismus

Die liberalen Prinzipien haben die Zerstörung der Seins-Philosophie und die Zurückweisung jeglicher genauen Bestimmungen der seienden Dinge zur Folge, um sich in den Nominalismus oder den Existentialismus und den Evolutionismus einzuschließen. Alles ist der Veränderung, dem Wechsel unterworfen.
Eine zweite gleich schwere, wenn nicht schwerere Konsequenz ist die Leugnung des übernatürlichen, also der Erbsünde, der Rechtfertigung durch die Gnade, des wahren Beweggrundes für die Menschwerdung, des Kreuzesopfers, der Kirche, des Priestertums. Alles im Werk, das Unser Herr vollbracht hat, ist gefälscht; und stellt sich dar in einer protestantischen Auffassung von der Liturgie des hl. Meßopfers und der Sakramente, die nicht mehr die Anwendung der Erlösung auf die Seelen, auf jede einzelne Seele zum Ziel haben, um ihr die Gnade des göttlichen Lebens zu verleihen und sie auf das ewige Leben vorzubereiten durch die Zugehörigkeit zum mystischen Leib unseres Herrn, sondern die von jetzt ab als Zentrum und Beweggrund die Zugehörigkeit zu einer menschlichen Gemeinschaft haben. Die gesamte Liturgiereform trägt den Charakter dieser Orientierung.
Eine andere Konsequenz ist die Leugnung jeglicher persönlichen Autorität, welche Teilhabe an der Autorität Gottes ist. Die Menschenwürde verlangt, daß der Mensch nur dem unterworfen sei, dem er zustimmt. Da jedoch eine Autorität für das Leben der Gesellschaft unabdingbar ist, so wird nur eine Autorität akzeptiert, die durch die Mehrheit genehmigt wurde, denn sie bedeutet die Übertragung der Autorität der zahlenmäßig meisten Individuen auf eine Person oder eine bezeichnete Gruppe, welche Autorität immer nur delegiert bleibt.
Diese Prinzipien nun und ihre Folgen, die die Freiheit des Denkens, die Freiheit der Lehre, die Freiheit des Gewissens, die Freiheit der Wahl der Religion, all die falschen Freiheiten fordert, welche den bloß weltlichen Charakter (die Laizität) des Staates, die Trennung von Kirche und Staat voraussetzen, sind seit dem Konzil von Trient ohne Unterlaß von den Nachfolgern Petri, und zuerst vom Konzil von Trient selbst, verurteilt worden.

Verurteilung des Liberalismus durch das Lehramt der Kirche

Der Gegensatz der Kirche gegen den protestantischen Liberalismus ist es, der das Konzil von Trient hervorgerufen hat. Daraus ergibt sich die gewaltige Bedeutung dieses dogmatischen Konzils für den Kampf gegen die liberalen Irrtümer, für die Verteidigung der Wahrheit und des Glaubens insbesondere durch die Kodifikation der Liturgie des hl. Messopfers und der Sakramente und durch die Definitionen, die die Rechtfertigung durch die Gnade betreffen.
Lassen Sie uns hier einige der wichtigsten Dokumente aufzählen, die diese Lehre des Konzils von Trient vervollkommnet und bestätigt haben:

  • Die Bulle »Auctorem fidei« von Pius VI. gegen das Konzil von Pistoia.
  • Die Enzyklika »Mirari vos« von Gregor XVI. gegen Lamennais.
  • Die Enzyklika »Quanta Cura« und der Syllabus von Pius IX.
  • Die Enzyklika »Immortale Dei« von Leo die das sogenannte neue Recht verurteilt.
  • Die Erklärung des hl. Pius X. gegen den Sillon und den Modernismus und insbesondere das Dekret »Lamentabili« und der Antimodernisteneid.
  • Die Enzyklika »Divini Redemptoris« von Papst Pius XI. gegen den Kommunismus.
  • Die Enzyklika »Humani Generis« von Papst Pius XII.

So sind Liberalismus und liberaler Katholizismus durch die Nachfolger Petri im Namen des Evangeliums und der apostolischen Tradition immer verurteilt worden. Diese einsichtige Schlussfolgerung ist von erstrangiger Wichtigkeit, um unsere Haltung zu bestimmen und unsere unwandelbare Treue zum Lehramt der Kirche und zu den Nachfolgern Petri zu zeigen. Niemand ist dem heute regierenden Nachfolger Petri, wenn er sich zum Echo der Apostolischen Tradition und der Lehren aller seiner Vorgänger macht, mehr verbunden als wir. Denn darin besteht ja erst eigentlich die Definition des Nachfolgers Petri, dass er das Glaubensgut bewahrt und weitergibt. Hier das, was Papst Pius IX. in dieser Sache in seiner Enzyklika »Pastor aeternus« verkündet:
Der Heilige Geist wurde in der Tat den Nachfolgern Petri nicht zugesichert, um ihnen zu erlauben, nach Seinen Offenbarungen eine neue Lehre zu veröffentlichen, vielmehr die Offenbarungen, die durch die Apostel weitergegeben wurden, d.h. das Glaubensgut, mit Seiner Hilfe streng zu bewahren und getreu darzulegen.

Der Einfluss des Liberalismus im Il. Vatikanischen Konzil

Wir kommen nun zur Frage, die uns beschäftigt: Wie kann man es erklären, dass man im Namen des Zweiten Vatikanischen Konzils sich in Gegensatz stellen kann zu jahrhundertealten und apostolischen Traditionen, indem man so das katholischen Priestertum selbst und seinen wesentlichen Akt, das hl. Messopfer, in Frage stellt?
Eine schwerwiegende und tragische Doppeldeutigkeit lastet auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das von den Päpsten selbst mit Worten präsentiert wurde, die die Doppeldeutigkeit des Konzils begünstigt haben: Konzil des »Aggiornamento«, des die Kirche »auf den neuesten Stand Bringen«, pastorales und nicht dogmatisches Konzil, wie es der Papst erneut vor einem Monat genannt hat.
Diese Präsentation schloss in der Situation der Kirche und der Welt im Jahre 1962 ungeheure Gefahren in sich, denen das Konzil in der Tat nicht entgangen ist. Es war ein Leichtes, diese Worte so zu übersetzen, dass die liberalen Irrtümer im Konzil breiten Eingang fanden. Eine liberale Minderheit unter den Konzilsvätern und vor allem unter den Kardinälen war sehr aktiv, sehr gut organisiert und bestens unterstützt durch eine grosse Anzahl von modernistischen Theologen und eine Vielzahl von Sekretariaten. Man denke nur an die enorme Produktion von Drucksachen durch die IDOC, die durch die Bischofskonferenzen Deutschlands und Hollands subventioniert wurde.
Sie hatten leichtes Spiel, inständig die Anpassung der Kirche an den modernen Menschen zu fordern, d.h. an den Menschen, der sich von allem befreien will, die Kirche als unangepasst und ohnmächtig darzustellen, die Schuld auf den Vorgängern abzuladen. Die Kirche
wird als ebenso schuldig an den vergangenen Spaltungen hingestellt, wie die Protestanten und die Orthodoxen. Sie soll bei den heutigen Protestanten um Verzeihung bitten.
Die Kirche der Tradition ist schuldig in ihren Reichtümern, in ihrem Triumphalismus, die Konzilsväter fühlen sich schuldig, weil sie ausserhalb der Welt stehen, weil sie nicht von der Welt seien; sie schämten sich schon ihrer bischöflichen Insignien, bald ihrer Soutanen.
Diese Atmosphäre der Befreiung sollte bald alle Bereiche erobern und sich im kollegialen Geist niederschlagen, hinter dem sich das Schamgefühl darüber verbirgt, eine persönliche Autorität auszuüben, die doch sehr im Gegensatz zum Geist des modernen Menschen, d.h. des liberalen Menschen, steht. Der Papst und die Bischöfe werden ihre Autorität auf kollegiale Weise in den Synoden, den Bischofskonferenzen, den Priesterräten ausüben. Endlich öffnet sich die Kirche den Prinzipien der modernen Welt.
Auch die Liturgie wird liberalisiert, angepasst, dem Experimentieren der Bischofskonferenzen unterworfen. Die Religionsfreiheit, der Ökumenismus, die theologische Forschung, die Revision des Kirchenrechts sollen den Triumphalismus einer Kirche abschwächen, die sich als alleinige Arche des Heiles erklärte! Die Wahrheit findet sich aufgeteilt in allen Religionen, ein gemeinsames Suchen wird die universale religiöse Gemeinschaft, gesammelt um die Kirche herum, fortschreiten lassen. Die Protestanten von Genf — Marsaudon in seinem Buch Der Okumenismus, gesehen von einem Freimaurer — die Liberalen, wie Frequet, triumphieren. Endlich wird die Ära der katholischen Staaten verschwinden. Gleiches Recht für alle Religionen! »Die freie Kirche im freien Staat«, die Formel von Lamennais! Siehe da, die Kirche an die moderne Welt angepasst! Das öffentliche Recht der Kirche und all die oben aufgeführten Dokumente werden zu Museumsstücken, die der Vergangenheit angehören! Lesen Sie die Beschreibung der modernen, in Umbruch begriffenen Zeit am Anfang des Schemas über »Die Kirche in der Welt«; lesen Sie die Schlussfolgerungen, sie sind reinster Liberalismus. Lesen Sie das Schema über die »Religionsfreiheit« und vergleichen Sie es mit der Enzyklika »Mirari vos« von Gregor XVI., mit »Quanta Cura« von Pius IX., und sie werden fast Wort für Wort den Widerspruch feststellen. Zu sagen, dass die liberalen Ideen das Zweite Vatikanische Konzil nicht beeinflusst haben, bedeutet Evidentes zu leugnen. Die innere wie die äussere Kritik beweisen es in reichem Ausmass.

Der Einfluss des Liberalismus in den Reformen und in den Orientierungen nach dem Konzil

Und wenn wir vom Konzil zu den Reformen und Orientierungen übergehen, so ist der Beweis geradezu blendend. Und wohlgemerkt, in den Briefen aus Rom, die von uns einen öffentlichen Akt der Unterwerfung fordern, werden die drei Dinge immer wie untrennbar geeint dargestellt. Es unterliegen daher einem schweren Irrtum diejenigen, die von einer schlechten Interpretation des Konzils sprechen, als wenn das Konzil in sich selbst vollkommen wäre und nicht nach den Reformen und Orientierungen interpretiert werden könnte.
Die offiziellen nachkonziliären Reformen und Orientierungen offenbaren mit größerer Evidenz als irgend ein anderes Schriftstück die offizielle und gewollte Interpretation des Konzils.
Nun, hier haben wir nicht nötig, uns zu verbreiten: Die Tatsachen sprechen aus sich selbst und sind gesprächig leider auf sehr traurige Weise.
Was bleibt intakt von der vor-konziliaren Kirche? Wo hat die Selbstzerstörung nicht ihr Werk getan? Religionsunterricht — Seminare — religiöse Kongregationen Liturgie der hl. Messe und der Sakramente — Verfassung der Kirche — Konzeption des Priestertums. Die liberalen Auffassungen haben alles verwüstet und führen die Kirche über die Vorstellungen des Protestantismus hinaus — zur Betroffenheit der Protestanten und unter der scharfen Mißbilligung der Orthodoxen.
Eine der entsetzlichsten Feststellungen der Anwendung dieser liberalen Prinzipien ist die Öffnung zu all den Irrtümern und insbesondere zu dem ungeheuerlichsten, der jemals dem Geiste Satans entsprungen ist: dem Kommunismus. Der Kommunismus hat offiziellen Eingang im Vatikan erhalten und seine Weltrevolution ist auf einzigartige Weise erleichtert durch den offiziellen Nicht-Widerstand der Kirche, ja mehr noch, durch die vielfachen Unterstützungen der Revolution — und dies trotz der verzweifelten Warnungen der Kardinäle, die in kommunistischen Kerkern saßen.
Die Weigerung dieses Pastoral-Konzils, den Kommunismus offiziell zu verurteilen, genügt allein schon, um es mit Schmach und Schande zu bedecken vor der gesamten Geschichte, wenn man an die Millionen und aber Millionen Martyrer denkt, an die Menschen, die mit wissenschaftlichen Mitteln in den psychiatrischen Kliniken entpersönlicht wurden, denen sie als Versuchskaninchen für alle möglichen Experimente dienten. Und das Pastoral-Konzil, das 2350 Bischöfe versammelte, hat geschwiegen, und dies trotz der 450 Unterschriften der Konzilsväter, die diese Verurteilung verlangten, die ich selbst zusammen mit Msgr. Sigaud, dem Erzbischof von Diamantina, zum Sekretär des Konzils, Msgr. Felici, getragen habe.
Müssen wir die Analyse fortsetzen, um zur Schlussfolgerung zu kommen? Mir scheint, diese Zeilen genügen, um sich weigern zu können, diesem Konzil, diesen Reformen, diesen Orientierungen in allem, was sie an Liberalem und Neo-Modernistischem an sich tragen, zu folgen.
Wir wollen auf den Einwand antworten, den man uns hinsichtlich des Gehorsams und hinsichtlich der Jurisdiktion (Rechtsgewalt) derjenigen, die uns diese liberale Orientierung auferlegen wollen, zu machen nicht versäumen wird. Wir antworten: In der Kirche stehen das Recht und die Rechtsgewalt im Dienste des Glaubens, des allerersten Zweckes der Kirche. Es gibt keinerlei Recht, keine Rechtsgewalt, die uns eine Verminderung unseres Glaubens auferlegen könnte.
Wir akzeptieren diese Jurisdiktion und dieses Recht, wenn sie im Dienste des Glaubens stehen. Jedoch: wer kann darüber urteilen? Die Tradition, der Glaube, der seit 2000 Jahren gelehrt wurde. Jeder Gläubige kann und soll sich jedem in der Kirche entgegenstellen, der an seinen Glauben rührt, an den Glauben der Kirche aller Zeiten — gestützt auf den Katechismus, den er in seiner Kindheit gelernt hat.
Seinen Glauben verteidigen, dies ist die erste Pflicht eines jeden Christen, und noch vielmehr eines jeden Priesters und eines jeden Bischofs. In jedem wie auch immer gelagerten Fall, der eine Gefahr der Auflösung des Glaubens und der Sitten in sich schliesst, ist der Ungehorsam eine schwere Verpflichtung.
Gerade deswegen, weil wir glauben, dass unser gesamter Glaube durch die Reformen und die nachkonziliaren Orientierungen in Gefahr ist, haben wir die Pflicht zum Ungehorsam und zur Bewahrung der Traditionen. Dieses ist der grösste Dienst, den wir der katholischen Kirche, dem Nachfolger Petri, dem Heil der Seelen und unserem eigenen Seelenheil erweisen können, daß wir die reformierte und liberale Kirche zurückweisen, denn wir glauben an Unseren Herrn Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes, der nicht liberal und auch nicht reformierbar ist.
Ein anderer, letzter Einwand: Das Konzil ist ein Konzil wie die anderen. Durch seine Ökumenizität (Allgemeinheit) und seine Einberufung: Ja. Durch sein Objekt, und dies ist das Wesentliche: Nein! Ein nichtdogmatisches Konzil kann durchaus fehlbar sein; unfehlbar ist es nur, insofern es traditionelle dogmatische Wahrheiten wiederaufnimmt.
Wie rechtfertigen Sie ihre Haltung gegenüber dem Papst?
Wir sind die brennendsten Verteidiger seiner Autorität als Nachfolger Petri, jedoch wir lassen unsere Haltung bestimmen durch die Lehre von Pius IX., die weiter oben zitiert wurde. Wir stimmen dem Papst zu, der Echo der Tradition und treu in der Weitergabe des Glaubensgutes ist. Wir akzeptieren Neuerungen, die zutiefst mit der Tradition und dem Glauben übereinstimmen. Wir sehen uns durch den Gehorsam nicht gebunden in Bezug auf Neuerungen, die gegen die Tradition angehen und unseren Glauben bedrohen. In diesem Fall reihen wir uns ein hinter den Dokumenten, die weiter oben zitiert wurden.
Wir sehen nicht, wie ein katholischer Gläubiger, Priester oder Bischof im Gewissen eine andere Haltung gegenüber der schmerzlichen Krise, die die Kirche durchquert, einnehmen kann. »Nihil innovetur, nisi quod traditum est« — dass man nichts Neues erfinde, dass man vielmehr die Tradition weitergebe.
Mögen Jesus und Maria uns helfen, unseren bischöflichen Verpflichtungen, die wir eingegangen sind, treu zu bleiben! »Bezeichnet nicht als wahr, was falsch ist, bezeichnet nicht als gut, was schlecht ist.« Dies ist es, was man uns bei unserer Bischofsweihe sagte.

Priesterbruderschaft
Am 3. September 1975
dem Fest des hl. Pius X.
+ Marcel Lefebvre

Quelle: Rudolf Krämer-Badoni – Revolution in der Kirche – Lefebvre und Rom
Seiten 171-185
Eingescannt und mit “OmniPage” verarbeitet von P. O. Schenker


Lutherische Theologen über die katholische Marienverehrung

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“In Lourdes, Fatima und anderen Marienheiligtümern stehen unparteiische Überprüfer übernatürlichen Tatsachen gegenüber, die eine innige Beziehung zur hl. Jungfrau Maria besitzen, sei es auf Grund von Erscheinungen oder auf Grund wunderbarer Gnaden, die von ihr erbeten und durch ihre Fürsprache erhalten wurden. Es sind dies Tatsachen, die jeder natürlichen Erklärung Trotz bieten. Bis heute wurden 1200 in Lourdes stattgefundene Heilungen, von Ärzten als wissenschaftlich unerklärbar, anerkannt. Die Katholische Kirche hat davon aber nur 44 als Wunder erklärt.” – “Welchen tiefen Sinn im Plan Gottes haben diese Wundertaten? Es scheint, als wolle Gott dadurch auf radikale Weise auf die moderne Ungläubigkeit antworten. Wie kann ein Ungläubiger angesichts dieser Tatsachen im guten Glauben auf seiner Ungläubigkeit beharren? … Müssten diese Tatsachen uns nicht dazu führen, die Mutter Gottes in die Evangelische Kirche zurückzubringen? Sind sie nicht ein unwiderlegbarer Beweis für die Rolle, die Maria heute zu unserem Heil zugeteilt ist?
Heute steht die Existenz des christlichen Glaubens in diesem oder jenem Land auf dem Spiel. Es wäre ein Übermaß an Leichtsinnigkeit, die Stimme Gottes, die mit Hilfe von Maria zur Welt spricht, zu ignorieren und Ihm nur deshalb den Rücken zuzukehren, weil Er seine Stimme in der Katholischen Kirche erhebt … Indem man in den evangelischen Herzen die Verehrung der Madonna erstickt hat, hat man die zärtlichsten Gefühle der christlichen Frömmigkeit zerstört.”

Manifest einer Gruppe ostdeutscher, lutherischer Theologen aus dem Jahr 1971

Quelle: Gottesdienstordnung der Wallfahrtskirche Mariä Geburt St. Pelagiberg, Marienmonat Mai 2013, redigiert von P. Stefan Dreher, FSSP



Auch Pater Franz Schmidberger hat kein Verständnis für Kritiker der FSSPX-Führung

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Zitat aus dem “Mitteilungsblatt” der FSSPX, Mai 2013, Nr. 412 – Brief des deutschen Distriktoberen P. Franz Schmidberger, vom 10. April 2013:

“[...] Daneben gibt es aber auf der anderen Seite Extremisten, die ein Gespräch mit Rom bereits als Verrat ansehen und uns Liberalismus vorwerfen, weil wir eine kirchenrechtliche Anerkennung unseres Werkes durch Rom begrüßen würden. Einige Mitbrüder haben uns unter diesem Vorwand in den letzten Monaten den Rücken gekehrt, andere versuchen, subversiv in die Bruderschaft hineinzuwirken. Meistens werden sie dabei von Bischof Williamson unterstützt, so eben auch die Karmelitinnen in Brilon Wald. Dabei berufen sie sich immer auf unseren Gründer, den ein großer Teil dieser Heckenschützen gar nicht persönlich gekannt hat. Als gewiefte Dialektiker spielen sie eine Aussage Erzbischof Lefebvres gegen den heutigen Generaloberen aus oder greifen eines der Worte unseres Gründers heraus und lassen die Gesamtschau und die Gesamthaltung dieses großen Bischofs wählerisch beiseite. So stiften sie bei vielen Gläubigen Unsicherheit und Verwirrung. Am 27. April 1983 hat der Erzbischof in den USA neun Priester aus unserem Werk ausgeschlossen wegen einer solchen extremistischen Haltung, unter ihnen den Regens des Seminars und den Oberen des Nordostdistrikts dieses Landes.

Bei aller Entschiedenheit im Glaubenskampf blieb er stets ein Mann voll Realismus, ein Mann der Kirche, der wusste, dass man nach dem Einbruch des Liberalismus und Modernismus auf dem Konzil die Kirche nicht durch Kraftsprüche und bitteren Eifer aus ihrer Krise herausführt, sondern durch Gebet, Opfer, aber auch Gespräche und kluge Verhandlungen. Wobei der Glaube, der ganze katholische Glaube, stets oberstes Gesetz ist. Er wusste um die Schwierigkeiten eines solchen Ringens und um seine Dauer auf Jahre und Jahrzehnte hinaus. Ein Beispiel aus dem täglichen Leben kann Ihnen helfen, diese Haltung zu verstehen: Wenn Sie ein vom rechten Weg abgewichenes Familienmitglied oder einen Freund auf den rechten Weg zurückführen wollen, sprechen Sie dann nicht mehr mit ihm, bis er sich bekehrt hat? Sprechen Sie nicht vielmehr mit ihm, ermahnen ihn und machen ihm bisweilen auch Vorwürfe, damit er zurückkehrt? Und müssen Sie dieses Werben nicht gegenbenenfalls jahrzehntelang fortsetzen?

[...] Wir wollen weder liberal noch modernistisch sein, aber auch nicht schismatisch, sondern katholisch – mit der gesamten Lehre der Kirche, mit der heiligen Messe aller Zeiten und mit der Spiritualität der Heiligen, aus einem Guss. Dabei arbeiten wir an der Rückkehr der Hierarchie zur 2000-jährigen Tradition, wie wir an der Bekehrung eines Freundes arbeiten würden: mit Prinzipientreue, Zähigkeit, Milde und Sanftmut.”

Meine Antwort:

Die FSSPX ist eine Bruderschaft, eine Bruderschaft von Bischöfen und Priestern, für Priesterkandidaten, für römisch-katholische Gläubige, eine Gemeinschaft von Brüdern also und nicht eine Parallelkirche mit einer Parallelhierarchie, und kein militärischer Verband mit Befehlsstrukturen. Sie ist zudem eine Vereinigung von Klerikern und Laien, die den katholischen Glauben, wie er bis zum II. Vatikanum bezeugt und praktiziert wurde, weiter bekennen und leben wollen. Die Priesterbruderschaft kann zurecht nur existieren, wenn sie die Unterstützung von Laien hat und für die Gläubigen da ist.

Diese Bruderschaft hat einen Stifter und Gründer, Erzbischof Marcel Lefebvre. Seinen festgeschriebenen, les-, sicht- und hörbar geäußerten Bezeugungen, Lehren und Grundsätzen, und zwar vor allem seinen letzten, letztgültigen, sind die Mitglieder, namentlich die leitenden, dieser Bruderschaft absolut verpflichtet. Niemand, kein Oberer, kein Distriktoberer, ja kein General-Oberer, hat das Recht, sein Dienstamt dazu zu gebrauchen, um der Bruderschaft eine neue Wendung, einen neuen Kurs, eine neue Ausrichtung zu geben gegenüber dem jeweils aktuellen „Rom“, solange sich die Situation an der Spitze der Kirche nicht grundlegend und dauerhaft ändert im Sinne einer wahren, echten Um- und Rückkehr des gültig gewählten und regierenden Papstes zur absoluten Treue gegenüber seinen vorkonziliaren Vorgängern. Davon aber konnte bis jetzt, gerade auch bei Papst Benedikt XVI., bei wachem, gründlich-kritischen Hinsehen, keine Rede sein.

Dennoch hat die derzeitige Leitung der FSSPX  sich der Illusion hingegeben, die Situation in Rom sei günstig, um mit Papst Benedikt XVI. ein Abkommen zu schließen, das die FSSPX in die offizielle Kirchenstruktur eingliedern und ihr eine kirchenrechtliche Anerkennung gewähren würde.

Wie falsch die Hoffnung, wie deplaziert das Vertrauen derjenigen war, die vor allem während der letzten Jahre zunehmend fest damit gerechnet hatten, vom Pontifex schlussendlich wohlwollend aufgenommen zu werden, ohne Grundsätzliches aufgeben zu müssen, haben inzwischen die Ereignisse hinreichend gezeigt. Es ist nicht das geringste Verdienst von Bischof Fellay (und seines „Stabes“), wenn der angestrebte „Deal“ mit Rom nicht (und immer noch nicht) zustande gekommen ist. Einzig die unnachgiebige Schlusshaltung Papst Benedikt XVI., die sich aber längst vorher schon, und eigentlich von Anfang an, abzeichnete, hat die „Vereinnahmung“ des Werkes des Erzbischofs Lefebvre in das konziliare Rom verhindert.

Gewiss waren „Gespräche mit Rom“ auf dessen Initiative und Einladung hin anfänglich durchaus vertretbar. Mit fortschreitender Zeit aber immer weniger bis überhaupt nicht mehr. Die Kritiker, Gegner solcher (Verhandlungs-)Gespräche waren/sind keineswegs „Extremisten“, sondern allesamt wohlmeinende, klarsichtige Realisten. Sie hätten von Anfang an als warnende Stimmen ernst genommen werden müssen. Stattdessen wurden sie rundweg als bruderschaftsfeindlich und aufrührerisch, subversiv mittels Versetzungen, Prozess-Androhungen und -Durchführungen, und so fort erstickt. Diese gutmeinenden und sachlich argumentierenden Kritiker haben ihre Stimme erhoben, weil sie die große Gefahr erkannten, die die Bruderschaft unter ihrer plötzlich so romversöhnlichen Führung lief, — mitnichten, um unter den Gläubigen Unsicherheit und Verwirrung zu stiften. Vielmehr war es das Verhalten des Generalhauses, auch die dialektische Geheimniskrämerei, was überall Unsicherheit und Verwirrung verursachte. Es waren auch nicht diese mutigen Votanten, die der Bruderschaftsleitung „in extremistischer Haltung“ „mit bitterem Eifer und Kraftsprüchen“ „den Rücken gekehrt“ haben, sondern Bischof Fellay und seine „Exekutanten“  haben diesen Mahnern vorurteilig feindselig ihren Rücken zugekehrt, statt sie und ihre Briefe, ihre Stellungnahmen brüderlich aufzunehmen, anzuhören und ernst zu nehmen. Denn ihr Verhalten, im Gegensatz zu demjenigen „Menzingens“, gründet auf nichts anderem als „auf dem Glauben, dem ganzen katholischen Glauben, der ihnen stets oberstes Gesetz ist“! Sie sind keinesfalls schismatisch oder sedisvakantistisch. Sie mit den von Erzbischof Lefebvre 1983 (wegen Sedisvakantismus) Ausgeschlossenen zu vergleichen, ist total abwegig, ja böswillig.

Völlig illusorisch ist es, als ein in die konziliare Kirche integrierter Bestandteil „an der Rückkehr der Hierarchie zur 2000-jährigen Tradition – wie an der Bekehrung eines Freundes arbeiten“ zu wollen. Solange der höchste Vorgesetzte dieser “Hierarchie” (der Papst) offensichtlich unbekehrt ist und mit aller Entschiedenheit seinerseits die „Bekehrer“ zur Konzilstheologie bekehren will, nützt alle wunschdenkerische „Freundschaft“ mit ihm nichts, auch “auf Jahre und Jahrzehnte hinaus”.

Natürlich muss bei alledem dem missliebigen Bischof Richard Williamson auch noch der “schwarze Peter” zugeschoben werden. Er unterstütze diese  ”Subversion”, diese “Heckenschützen”, diese “Extremisten”. Gewiss eilt er ihnen jetzt pastoral zu Hilfe, da sie ja elendiglich im Stich gelassen werden von der Bruderschafts-Oberherrschaft. Der Widerstand leidet tatsächlich Not wie damals der heilige Athanasius mit seinen wenigen Kumpanen. Sie haben keinen Zugang mehr zu den kirchlichen Gebäuden der Bruderschaft. Sie sind daraus verbannt. Dafür haben sie den von den “Strukturen” nicht beschwerten unverkürzten, unkompromittierten Glauben.


Bischof Williamson “Eleison-Kommentare”– Nummer CCCIV – 304 – 11. Mai, 2013

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WEITERE ERMUTIGUNG

Mgr Richard Williamson, FSSPX

Bischof Richard Williamson, FSSPX

Die Neuigkeiten von einem einwöchigen Besuch in Deutschland, Frankreich und der Schweiz sind ermutigend. Gewisse Obere täten gut daran, die berühmten Worte von Abraham Lincoln zu beherzigen: „Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen, und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.“ Entsprechend lassen sich immer weniger Menschen von den Geschehnissen in der Neubruderschaft St. Pius X. täuschen.

Die Reise begann in Deutschland. Einige Personen befürchteten ja, daß ich dort Schwierigkeiten bekommen könnte. Doch verbrachte ich die vier Tage in Deutschland völlig unbehelligt. Ein guter junger Laie holte mich am riesigen Bahnhof von Frankfurt ab und fuhr mich in Richtung Norden nach Brilon Wald, um das halbe Dutzend Karmelschwestern zu treffen, welche sich aus gutem Grund von der Bruderschaft in ihrem derzeitigen Zustand trennten und deswegen weltweit in der katholischen Tradition bekannt wurden. Die Schwestern sind bei klarem Verstand, entschlossen und fröhlich. Mutter Oberin nannte als größte Sorge der Schwestern, daß seit mehr als 20 Jahren keine Novize mehr bei ihnen ausharre. Entgegen mancher Befürchtung wurden die Karmelitinnen nicht aus ihrem derzeitigen Kloster vertrieben, möchten nun aber nach Süddeutschland ziehen, um eine bessere örtliche Unterstützung zu erfahren. Möge Gott sie begle iten. Die Gebete dieser Schwestern sind für uns alle sehr wertvoll.

Tags darauf fuhren wir in den ländlichen Raum südlich von Frankfurt, wo ich auf einem privaten Treffen sprach, an dem ungefähr zwei Dutzend Erwachsene – überwiegend Männer – teilnahmen. Am Nachmittag lauschten die Besucher aufmerksam einer tiefgehenden Analyse der Hintergründe von Neuer Weltordnung und Neukirche, und am folgenden Morgen einer Vorstellung der vordergründigen Probleme in der Neubruderschaft. Es gab viele gute Fragen, sowie eine ordentliche Portion herzlichen Gesanges von den Landsleuten Beethovens. Für die Singvögel des Lenzes auf den deutschen Bäumen war dies eine klare Herausforderung.

Weiter südlich in München traf ich die zwei Rechtsanwälte, welche mich im September in Regensburg auf dem fünften Prozeß vertreten werden bezüglich meines Abstreitens des „Holocaust“. Diese wissen wohl, daß eine gewisse nationale Politik ein gerechtes Urteil auf Landesebene praktisch unmöglich machen könnte, werden aber trotzdem ihr bestes geben. Weil die Sechs Millionen als Ersatz-Erlösung in Millionen von Köpfen herhalten, hatte ich auch keine Skrupel, bei der Bezahlung der Anwälte auf die St. Marcel Initiative zurückzugreifen, deren Mittel nun zur Neige gehen. Ich danke Ihnen für jede mögliche Hilfe.

Dann ging es in den Schwarzwald im Südwesten Deutschlands, zu einer weiteren Ordensgemeinschaft mit einem halben Dutzend Schwestern. Diese sind ähnlich guten Mutes, sowie entschlossen, nicht der gegenwärtigen Irreführung durch die Bruderschaft zu folgen. Gegründet im Jahre 1988, haben sie vor kurzem das Gebäude und die Ausgestaltung einer schönen Kapelle fertiggestellt, inklusive zwei Dutzend Chorstühlen als „Zeichen der Hoffnung“, wie der Klosterspiritual mir sagte. Liebe Mädchen, wenn Ihr eine Berufung verspürt, so stehen hier zwei entschieden antimodernistische Klöster in Deutschland bereit.

Schließlich verbrachte ich noch eine Nacht in der Schweiz; zwar in der Nähe von Ecône, aber dort unbekannt, so daß Ecône erst im Nachhinein erfahren haben dürfte, daß ich vorbeischaute, um eine Gruppe guter Laienkatholiken zu treffen. Im Anschluß daran verbrachte ich noch eine Nacht in Paris, wo die Nachricht mich erfreute, daß viele Bruderschaftspriester in Frankreich ihr Vertrauen in die gegenwärtige Leitung der Bruderschaft weitgehend verloren haben. Seien wir also geduldig. Niemand von uns hält den allmächtigen Gott zum Narren.

Mein nächster Einsatz wird am 19. Mai 2013 in London sein, wo ich britischen Freunden von Palästina einen Vortrag über Hamlet halten werde. Warum gerade Hamlet ? In diesem Stück schreit Shakespeare vor Schmerz über den Verlust von Englands Seele laut auf. Wäre England noch katholisch, so wäre nicht nur Palästina, sondern die ganze Welt in einem besseren Zustand.

Kyrie eleison.


Predigt von Erzbischof Marcel Lefebvre bei der Weihe der 13 Priester in Ecône am 29. Juni 1976

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Priesterweihe in Ecône durch Erzbischof Marcel Lefebvre

Priesterweihe in Ecône
durch Erzbischof Marcel Lefebvre

Es ist für uns eine große Freude, Sie hier willkommen zu heißen und Sie uns so nahe zu fühlen in einem Augenblick, der für unsere Bruderschaft und auch für die Kirche so wichtig ist. Wenn Pilger das Opfer auf sich genommen haben, Tag und Nacht zu reisen und aus weit entfernten Gegenden zu kommen, um an dieser Zeremonie teilzunehmen, so geschah dies, wie ich glaube, weil sie davon überzeugt waren, an einer kirchlichen Feier teilzunehmen, an einer Feier, die zugleich ihre Herzen erfreuen würde; weil sie, wenn sie wieder nach Hause zurückkehren, die Gewißheit haben werden, daß die Kirche weiterlebt.

Ich weiß genau, daß es zahlreiche Schwierigkeiten gibt bei der Verwirklichung dieses Vorhabens, das man uns gegenüber sogar verwegen genannt hat. Man hat uns gesagt, wir wären in einer Sackgasse. Und warum? Aus Rom sind uns, vor allem seit drei Monaten, und im besonderen seit dem 19. März, dem Fest des heiligen Josef, Beschwörungen, Bitten, Befehle und Drohungen zugegangen, die uns veranlassen sollten, unsere Tätigkeit einzustellen und im besonderen diese Priesterweihe nicht vorzunehmen. In den letzten Tagen waren diese Versuche besonders dringend. Vor allem seit zwölf Tagen erhalten wir ununterbrochen Botschaften, empfangen wir Abgesandte aus Rom, die uns dringend auffordern, von der Vornahme dieser Priesterweihe abzusehen. Wenn wir nun aber in aller Objektivität nach dem wirklichen Motiv suchen, das jene beseelt, die von uns verlangen, diese Priesterweihe nicht durchzuführen, wenn wir das eigentliche Motiv ihres Handelns suchen, so ist es dieses: Wir weihen diese Priester, damit sie jene Messe lesen, die immer gelesen wurde. Und weil man weiß, daß diese Priester der Messe der Kirche, der überlieferten Messe, jener Messe, die immer gegolten hat, treu bleiben werden, bedrängt man uns, sie nicht zu weihen.

Als Beweis dafür kann ich auch anführen: Sechsmal innerhalb der letzten drei Wochen, gezählte sechsmal, hat man von mir verlangt, normale Beziehungen mit Rom herzustellen und als Unterpfand dafür den neuen Ritus zu akzeptieren und selbst nach ihm zu zelebrieren. Man ist sogar soweit gegangen, mir jemanden zu schicken, der mit mir im neuen Ritus konzelebrieren wollte, damit ich auf diese Weise bekundete, daß ich die neue Liturgie gerne akzeptiere; sodann würde zwischen mir und Rom alles wieder in Ordnung sein. Man hat mir ein neues Meßbuch in die Hand gedrückt und gesagt: »Diese Messe hier müssen Sie feiern; Sie werden sie von nun an in allen ihren Häusern lesen. « Ebenso sagte man mir, daß dann, wenn ich am heutigen Tage, an diesem 29. Juni, vor allen hier Versammelten eine Messe nach dem neuen Ritus feierte, alle Schwierigkeiten zwischen uns und Rom beseitigt sein würden. Es ist also ganz klar und offenkundig, daß das ganze Drama zwischen Rom und Ecöne das Problem der Messe zum Thema hat.

Haben wir nun Unrecht, wenn wir darauf beharren, jenen Ritus beizubehalten, der immer der gültige war? Wir haben gebetet, wir haben andere Personen zu Rate gezogen, wir haben nachgedacht und uns intensiv mit dem Problem beschäftigt, um zu wissen, ob wirklich wir selbst im Irrtum sind oder ob wir etwa wirklich keinen hinreichenden Grund hätten, uns dem neuen Ritus nicht zu unterwerfen. Aber gerade der Nachdruck, mit dem die römischen Abgesandten von uns die Änderung des Ritus verlangt haben, hat uns nachdenklich gemacht. Und wir sind der Überzeugung, daß eben dieser neue Meßritus einen neuen Glauben ausdrückt, einen Glauben, der nicht der unsere ist, einen Glauben, der nicht der katholische Glaube ist. Diese neue Messe ist ein Symbol, ist ein Ausdruck, ist ein Bild des neuen Glaubens, eines modernistischen Glaubens.

Denn wenn die heilige Kirche im Verlaufe so vieler Jahrhunderte diesen kostbaren Schatz bewahren wollte, den sie uns in dem Ritus der heiligen Messe gegeben hat, wie er von dem heiligen Papst Pius V. kanonisiert wurde, so hatte das seinen Grund. In dieser Messe ist unser ganzer Glaube enthalten, der ganze katholische Glaube: der Glaube an die Allerheiligste Dreifaltigkeit, der Glaube an die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus, der Glaube an die Erlösung durch unseren Herrn Jesus Christus, der Glaube an all das Blut unseres Herrn Jesus Christus, das vergossen wurde, um uns von den Sünden loszukaufen; der Glaube an die übernatürliche Gnade, die uns durch das heilige Meßopfer, die uns durch das Kreuz vermittelt wird, die uns durch alle Sakramente vermittelt wird. Das ist es, was wir glauben, das glauben wir, wenn wir das heilige Meßopfer in der von jeher gültigen Weise feiern. Es ist eine Glaubenslehre und zugleich eine Quelle unseres Glaubens, unumgänglich notwendig in dieser Zeit, in der unser Glaube von allen Seiten angegriffen wird. Wir brauchen diese wirkliche Messe, diese Messe, wie sie stets gefeiert wurde, dieses Opfer unseres Herrn Jesus Christus, um unsere Seelen wirklich mit dem Heiligen Geist und mit der Kraft unseres Herrn Jesus Christus erfüllen zu können. Nun ist es ganz klar, daß dieser neue Ritus vor etwas anderes gespannt ist, wenn ich so sagen darf, daß er einen anderen Begriff von der katholischen Religion voraussetzt, eine andere Religion. Hier ist es nicht mehr der Priester, der das heilige Meßopfer darbringt, hier ist es die Versammlung der Gläubigen. Nun bedeutet das ein ganz neues Programm; es enthält ein ganzes Programm. Von nun an sind es die versammelten Gläubigen, welche die bisherige Autorität in der Kirche ersetzen. Die Versammlung der Bischöfe ersetzt die bisherige Vollmacht der Bischöfe. Der Priesterrat ersetzt die Vollmacht des Bischofs innerhalb der Diözese. Von nun an bestimmt die Zahl in der heiligen Kirche. Und gerade das kommt in der neuen Messe deutlich zum Ausdruck, weil eben die Gemeinschaft den Priester ersetzt. Dies geht so weit, daß viele Priester jetzt nicht mehr die heilige Messe feiern wollen, wenn keine Gläubigen anwesend sind. Ganz langsam und vorsichtig schleicht sich die protestantische Auffassung von der Messe in die Kirche ein.

Und das entspricht ja auch der Mentalität des modernen Menschen, der Mentalität des modernistischen Menschen. Es entspricht ihr ganz genau. Denn das demokratische Ideal ist ja der leitende Gedanke des modernen Menschen. Es besagt: Die Macht liegt in der Gemeinschaft, die Autorität liegt bei den Menschen, in der Masse, nicht aber bei Gott. Und das ist überaus folgenschwer; denn wir glauben doch, daß Gott allmächtig ist; wir glauben, daß Gott alle Autorität besitzt. Wir glauben, daß jede Autorität von Gott kommt. Omnis potestas a Deo — alle Autorität kommt von Gott. Wir glauben nicht, daß die Autorität vom Volke kommt, daß die Autorität von der Basis, von unten her kommt. Nun ist aber gerade das die Mentalität des modernen Menschen. Und so wie unsere Messe das Gegenteil davon ausdrückt, so ist die neue Messe der Ausdruck dieses Gedankens, daß die Autorität in der Basis liegt und nicht mehr in Gott. Diese Messe ist keine hierarchische Messe mehr, sie ist eine demokratische Messe. Und das ist sehr schwerwiegend. Es ist der Ausdruck einer ganzen neuen Ideologie.

Man hat die Ideologie, die Vorstellungen des modernen Menschen in unsere heiligsten Riten eingeführt. Und das zersetzt derzeit die ganze Kirche. Denn durch diese Vorstellung von der Macht, die auch in der heiligen Messe der Basis zugestanden wurde, hat man das Priestertum zerstört. Man zerstört es noch. Denn was ist der Priester? Wenn der Priester keine persönliche Gewalt mehr hat, jene Gewalt, die ihm durch seine Weihe gegeben wurde, wie sie auch diese zukünftigen Priester in wenigen Augenblicken erhalten werden — was ist er dann? Diese jungen Menschen hier werden einen besonderen Charakter erhalten, einen Weihecharakter, der sie über das Volk Gottes erheben wird. Niemals mehr werden sie nach dieser Weihe, die sie erhalten werden, sagen können — niemals mehr werden sie sagen können: »Wir sind Menschen wie alle andern«. Das wäre nicht wahr. Sie werden nicht mehr Menschen sein wie alle anderen. Sie werden Männer Gottes sein. Ich möchte fast sagen: Sie werden Menschen sein, die an der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus teilnehmen, und zwar wegen seines priesterlichen Charakters. Denn unser Herr Jesus Christus ist Priester für die Ewigkeit, Priester nach der Ordnung des Melchisedech, weil er Jesus Christus ist; weil die Gottheit des Wortes Gottes die menschliche Natur, die er angenommen hat, durchdrungen hat. Und gerade in dem Augenblick, in welchem Jesus im Schoße der Allerseligsten Jungfrau Maria diese menschliche Natur annahm, wurde er Priester.

Die Gnade, an welcher diese jungen Priester teilnehmen werden, ist nicht die heiligmachende Gnade, an der uns unser Herr Jesus Christus durch die Taufgnade teilnehmen läßt. Es ist die Gnade der Vereinigung; diese Gnade der Vereinigung, die nur unserem Herrn Jesus Christus vorbehalten ist. An dieser Gnade werden sie teilnehmen. Denn durch diese Seine Gnade der Vereinigung mit der Göttlichkeit Gottes, mit der Gottheit des Wortes Gottes ist unser Herr Jesus Christus Priester geworden, ist unser Herr Jesus Christus König, ist unser Herr Jesus Christus Richter, muß unser Herr Jesus Christus von allen Menschen angebetet werden. Er ist Priester geworden durch Seine Gnade der Vereinigung, der höchsten Gnade, einer Gnade, die niemals ein Wesen hier auf Erden empfangen konnte, dieser Gnade der Gottheit selbst, welche in eine Menschennatur, die unser Herr Jesus Christus angenommen hat, herabsteigt und sie in gewissem Sinne salbt wie das Öl, das den Kopf benetzt und jenen weiht, der es empfängt. Die Menschheit unseres Herrn Jesus Christus wurde von der Gottheit des Wortes Gottes durchdrungen. So ist er Priester geworden. Er wurde zum Mittler zwischen Gott und den Menschen. Und eben an dieser Gnade werden diese Priester teilnehmen und dadurch über das Volk Gottes erhoben werden. Sie, ja gerade sie werden die Mittler zwischen Gott und dem Volke Gottes sein. Sie werden nicht nur die Vertreter des Gottesvolkes sein. Sie werden nicht die Beauftragten des Gottesvolkes sein. Sie werden nicht einfach die Leiter einer Versammlung sein. Sie sind Priester für die Ewigkeit, mit diesem Charakter für alle Ewigkeit bezeichnet. Und niemand hat das Recht, sie nicht als solche zu achten, auch wenn sie selbst diesen Weihecharakter nicht achten sollten. Sie werden ihn immer in sich tragen; ja, immer werden sie ihn in sich tragen.

Das also glauben wir, das ist unser Glaube, und das stellt unser heiliges Meßopfer dar. Denn der Priester ist es, der das heilige Meßopfer darbringt. Die Gläubigen nehmen an diesem Opfer mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele teil; aber nicht sie bringen das Meßopfer dar. Ein Beweis dafür ist, daß der Priester, auch wenn er allein ist, das Meßopfer auf genau die gleiche Art und mit dem gleichen Wert darbringt, wie wenn tausend Personen ihn umgeben. Sein Opfer hat unendlichen Wert, das Opfer unseres Herrn Jesus Christus, das durch den Priester hier dargebracht wird, hat unendlichen Wert. Das glauben wir. Und darum glauben wir, diesen neuen Ritus nicht akzeptieren zu dürfen, der das Werk einer anderen Ideologie, einer neuen Ideologie ist.

Man glaubte, die Welt dadurch anziehen zu können, daß man weltliche Vorstellungen übernahm. Man glaubte, Ungläubige dadurch für die Kirche gewinnen zu können, daß man Vorstellungen ungläubiger Menschen übernahm, dadurch, daß man die Gedanken des modernen Menschen übernahm; dieses modernen Menschen, der ein liberaler und ein modernistischer Mensch ist, ein Mensch, der die Pluralität der Religionen akzeptiert, aber nicht mehr das Königtum unseres Herrn Jesus Christus über die Gesellschaft. Das habe ich zweimal aus dem Munde der Abgesandten des Heiligen Stuhles gehört. Sie sagten mir, daß das Königtum unseres Herrn Jesus Christus in der Gesellschaft heutzutage nicht mehr denkbar wäre und daß man endgültig den Pluralismus der Religionen anerkennen müßte. Sie sagten mir auch, daß das, was in der Enzyklika Quas primas — die doch so schön ist —, von Papst Pius XI. über das Königtum unseres Herrn Jesus Christus geschrieben wurde, heute vom Papst nicht mehr geschrieben würde. Das haben sie mir gesagt, diese offiziellen Abgesandten des Heiligen Stuhles.

Mit einer solchen Religion aber haben wir nichts zu schaffen. Wir akzeptieren diese neue Religion nicht. Wir gehören jener Religion an, die immer gegolten hat. Wir bekennen uns zur katholischen Religion. Wir gehören nicht dieser universellen, dieser allgemeinen Religion an, wie man sie heute nennt. Das ist nicht mehr die katholische Religion. Wir haben nichts zu schaffen mit dieser liberalen, modernistischen Religion, die ihren Gottesdienst hat, ihre Priester, ihren Glauben, ihre Katechismen, ihre Bibel — die ökumenische Bibel. Wir anerkennen sie nicht, wir akzeptieren die ökumenische Bibel nicht. Es gibt keine ökumenische Bibel. Es gibt die Bibel Gottes, die Bibel des Heiligen Geistes, die unter dem Einfluß des Heiligen Geistes geschrieben wurde. Sie ist das Wort Gottes. Wir haben nicht das Recht, es mit dem Wort der Menschen zu vermischen. Eine ökumenische Bibel kann es gar nicht geben; es gibt kein Wort außer dem Wort des Heiligen Geistes. Akzeptieren wir keinen Katechismus, der nicht mehr unser Glaubensbekenntnis lehrt. Wir können das nicht akzeptieren. Es widerspricht unserem Glauben. Wir bedauern das unendlich. Es bedeutet für uns einen ungeheuren Schmerz, einen unermeßli chen Schmerz, zu denken, daß wir mit Rom Schwierigkeiten haben — wegen unseres Glaubens! Wie ist das möglich? Dieser Zustand übersteigt unsere Vorstellungskraft; niemals hätten wir uns das vorstellen können, niemals uns ausmalen können, besonders in unserer Kindheit, als noch alles einheitlich war und die ganze Kirche in ihrer Gesamtheit denselben Glauben mit denselben Sakramenten, demselben Meßopfer und demselben Katechismus bekannte. Und nun ist auf einmal alles getrennt, alles zerrissen. Ich habe das auch den Abgesandten Roms gesagt.

Ich habe ihnen gesagt, daß die Christen zerrissen sind. Der Riß geht quer durch ihre Familien, er zerstört ihren häuslichen Frieden und trennt die Kinder voneinander. Das Herz der Christen ist zerrissen wegen dieses Zwiespalts innerhalb der Kirche, wegen dieser neuen Religion, die man lehrt und praktiziert. Priester sterben vorzeitig an gebrochenem Herzen; ihre Seelen sind zerrissen durch die Vorstellung, daß sie nicht mehr wissen, was sie tun sollen: Entweder müssen sie sich gehorsam unterwerfen und in mancher Hinsicht den Glauben ihrer Kindheit und ihrer Jugend aufgeben, die Gelübde brechen, die sie bei ihrer Priesterweihe ablegten, als sie den Antimodernisteneid leisteten; oder aber sie müssen den Eindruck haben, daß sie sich von jenem trennen, der unser Vater ist, nämlich vom Papst, von ihm, der der Vertreter des heiligen Petrus ist. Welche Gewissensqual für den Priester! Priester, viele Priester sind vorzeitig vor Kummer gestorben. Und jetzt werden Priester aus den Kirchen vertrieben und verfolgt, weil sie jene Messe lesen, die immer die gültige war. Wir befinden uns in einer wahrhaft dramatischen Situation. Wir müssen uns also entscheiden. Es geht um einen sozusagen scheinbaren Gehorsam denn, der Heilige Vater kann von uns nicht verlangen, unseren Glauben aufzugeben, das ist ganz unmöglich! Unmöglich ist es, unseren Glauben aufzugeben! Nun, wir entscheiden uns dafür, unseren Glauben nicht aufzugeben, denn darin können wir uns nicht täuschen. In dem, was die Kirche zweitausend Jahre lang gelehrt hat, kann die Kirche nicht im Irrtum sein. Das ist völlig unmöglich. Und darum bleiben wir dieser Tradition verbunden, die auf wunderbare und zugleich endgültige Weise, wie es der heilige Papst Pius V. so treffend gesagt hat, im heiligen Meßopfer zum Ausdruck gekommen ist. Vielleicht wird morgen schon in den Zeitungen die Nachricht von unserer Verurteilung stehen. Auf Grund dieser heutigen Priesterweihe ist das sehr leicht möglich. Ich selbst werde wahrscheinlich von einer Suspension [Verbot der Ausübung amtlicher Funktionen] getroffen werden; diese jungen Priester werden von einer Irregularität [Erklärung der Regelwidrigkeit ihrer Weihe] getroffen werden, die ihnen im Prinzip das Lesen der heiligen Messe unmöglich machen sollte. Nun, angesichts dieser Möglichkeiten appelliere ich an den heiligen Papst Pius V., an den heiligen Pius V., der in seiner Bulle für immer bestimmt hat, für immer, daß kein Priester, wer er auch sei, jemals gemaßregelt werden kann, weil er diese Messe liest. Und daher wäre diese Strafe, diese Exkommunikation — wenn es wirklich soweit kommen sollte — völlig ungültig, weil sie im Widerspruch stünde zu dem, was der heilige Pius V. feierlich für alle Zeiten in seiner Bulle verkündet hat: daß man niemals zu keiner Zeit, einen Priester maßregeln können wird, der diese heilige Messe liest. Warum? Weil diese Messe kanonisiert worden ist. Der heilige Pius V. hat sie endgültig kanonisiert. Ein Papst kann eine Kanonisation nicht aufheben. Der Papst kann einen neuen Ritus einführen, aber er kann eine Kanonisation nicht aufheben. Er kann eine Messe, die kanonisiert worden ist, nicht verbieten. Auch wenn er einen Heiligen kanonisiert hat, kann ein anderer Papst nicht kommen und sagen, daß dieser Heilige nicht mehr heiliggesprochen ist. Das ist nicht möglich.

Nun wurde also diese heilige Messe durch den heiligen Papst Pius V. kanonisiert. Und darum können wir sie in völliger Ruhe und Sicherheit lesen; wir dürfen sogar dessen sicher sein, daß wir durch das Lesen dieser Messe unseren Glauben bekennen, daß wir dadurch unseren Glauben und den Glauben der uns anvertrauten Laien stärken. Diese Messe ist das beste Mittel zur Stärkung des Glaubens. Darum werden wir in einigen Augenblicken diese Priesterweihe vornehmen. Freilich würden wir es wünschen, den Segen des Heiligen Stuhles aus diesem Anlaß zu erhalten, wie man ihn früher bekam. Man bekam für die Weihekandidaten einen Segen aus Rom. Aber wir glauben an die Anwesenheit des lieben Gottes, wir glauben, daß Er alles sieht und daß Er auch diese heilige Handlung, die wir vornehmen werden, segnen wird; und wir glauben auch, daß wir eines Tages die Früchte davon ernten werden, die Gott sicher wünscht, und daß Er uns jedenfalls helfen wird, unseren Glauben zu erhalten und die Kirche zu erhalten. Darum bitten wir auch die Allerseligste Jungfrau Maria und die heiligen Apostel Petrus und Paulus. Bitten wir die Allerseligste Jungfrau, welche die Mutter des Priestertums ist, diesen jungen Menschen die wahre Gnade des Priestertums zu geben, ihnen den Heiligen Geist zu bringen, den sie durch ihre Mittlerschaft den Aposteln am Pfingsttag gebracht hat. Und bitten wir die heiligen Apostel Petrus und Paulus, in uns diesen Glauben an Petrus zu erhalten.

Oh ja, wir haben den Glauben an Petrus, wir haben den Glauben an den Nachfolger Petri, aber so, wie es Papst Pius IX. in seiner Dogmatischen Konstitution sehr richtig gesagt hat: Der Papst hat den Heiligen Geist nicht dazu erhalten, neue Wahrheiten zu verkünden, sondern um uns in jenem Glauben zu erhalten, der immer gegolten hat. Das ist die Definition des Papstes, welche beim Ersten Vatikanischen Konzil durch Papst Pius IX. gegeben wurde. Aus diesem Grund sind wir davon überzeugt, daß wir gerade durch unser Festhalten an dieser Tradition unsere Liebe, unsere Unterwerfung unter das Lehramt und unseren Gehorsam dem Nachfolger Petri bezeugen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.

Quelle: Rudolf Krämer-Badoni – Revolution in der Kirche – Lefebvre und Rom
Seiten 187-198
Eingescannt und mit “OmniPage” verarbeitet von P. O. Schenker


Pater Olivier Rioult, FSSPX, spricht über die heilige Jeanne d’Arc in einer “Dachkapelle”

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Leider habe ich den Text zu dieser Predigt bis jetzt in Französisch nicht zur Verfügung. Falls jemand ein Transkript anfertigt, möge man mir dieses zustellen: poschenker@gmail.com! Ich würde es gerne ins Deutsche übersetzen und dann (auch nachträglich) hier unter diesem Artikel veröffentlichen.

Siehe auch:


EWIGE VERDAMMNIS ? – I.

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Eleison Kommentare Nummer CCCV (305), 12. Mai 2013

Bischof Richard Williamson, FSSPX

Bischof Richard Williamson, ex-FSSPX

Ein Leser brachte erneut eine klassische Fragestellung zur Sprache, die schon einige Male ein direktes oder indirektes Thema in den „Eleison Kommentaren“ war. Weil die Fragestellung so ernst ist, verdient sie eine eigene Abhandlung. Der Leser schreibt: „Wegen der Lehre von der ewigen Verdammnis fällt es mir schwer, Katholik auf jene Weise zu sein, wie ich es wünschte. Es ist als ob ich die Vorstellung nicht zu akzeptieren vermag, daß eine Seele bis in alle Ewigkeit unablässig gequält werden kann. Das ist einfach zu schrecklich. Es muß doch eine katholische Lehre geben, die nicht so schablonenhaft ist.“ Kurz gesagt lautet also die Frage, ob auch nur eine einzige Seele gerechterweise dazu verurteilt werden kann, in alle Ewigkeit furchtbare Qualen zu erleiden.

Als Hinweis mag nützlich sein, daß wir noch heute jene Höhle im spanischen Segovia besuchen können, wo ein großer Heiliger, der Hl. Dominik, eine ganze Nacht lang im Gebet qualvoll über diese Fragestellung nachgedacht und gebetet hat. Doch gleichzeitig muß klar sein, daß der Allmächtige Gott nicht auf die Anklagebank gebracht werden kann, so als ob Er verdiene, entweder verurteilt oder freigesprochen zu werden. Nun lehrt Seine Kirche, daß eine Seele bereits wegen einer einzigen Todsünde in das ewige Höllenfeuer gelangen kann. Angenommen, ich bin mit dieser Lehre nicht einverstanden, so liegt allerdings der Irrtum nicht aufseiten Seiner Kirche, sondern bei mir. Und wieso irre ich mich?

Die Antwort lautet: aus einem oder beiden von zwei miteinander verbundenen Gründen. Denn entweder begreife ich nicht die Größe und Güte Gottes; was relativ leicht passieren kann, weil mein kleiner Verstand endlich ist, während Gott unendlich ist. Oder aber ich begreife nicht die Schwere der Versündigung; was auch relativ leicht passieren kann, denn eine Sünde beleidigt an erster Stelle Gott, an zweiter Stelle mich und erst danach meinen Nächsten. Wenn ich also die Größe Gottes, der durch Sünden beleidigt wird, nicht begreife, so begreife ich natürlich auch nicht die Schwere von Sünden.

Folglich wird die entscheidende Frage sein, ob der gütige Herrgott jedem menschlichen Wesen, das jemals lebte, während seiner kurzer Erdenzeit auch genügend Mittel an die Hand gegeben hat, damit dieser Mensch auch weiß, daß Gott existiert, daß Er beleidigt werden kann, womit Er beleidigt wird und wie schwerwiegend es ist, Ihn zu beleidigen. Die Antwort auf alle vier Teilfragen kann nur bejahend ausfallen:

*) Um die Existenz Gottes zu erkennen, benötige ich keinen übernatürlichen Glauben. Bereits durch aufrichtige menschliche Vernunft erkennen wir, daß hinter allen guten Dingen im Leben eines Menschen stets ein höchstes, gutes Wesen steht. Zwar mag ein Verstand, welcher durch den Stolz verbogen und aus dem Lot geraten, oder durch die Sünde verdunkelt worden ist, nicht mehr von diesem höchsten Wesen künden. Doch jede Verbiegung oder Verdunkelung ist nicht Gottes, sondern meine Schuld, und sie verdient eine Bestrafung entsprechend dem Umfang all der guten Dinge, welche ich in diesem Leben erfahren und welche ich auf „unentschuldbare Weise“ (vgl. Römerbrief 1,20) nicht Gott zugeschrieben habe.

*) Die Wirklichkeit des freien Willens ist für uns eine alltägliche Erfahrung. Jeder Mensch besitzt das natürliche Licht des Gewissens, welches uns einerseits sagt, daß wir dem Höchsten Wesen Anbetung schulden, und andererseits, daß die Verweigerung dieser Anbetung dieses Höchste Wesen beleidigt. Das ist das Erste Gebot, welches uns auch ohne Glauben bekannt ist.

*) Das natürliche Gewissen lehrt mich auch die anderen neun der Zehn Gebote, welche lediglich das Naturrecht in Worte kleiden. Und das Gewissen sagt mir auch, daß das Gebotebrechen nicht nur meinen Nächsten beleidigt, sondern auch bzw. in erster Linie jenes Höchste Wesen.

*) Je reiner mein Gewissen ist, desto deutlicher sagt es mir, wie schwerwiegend eine Beleidigung Gottes ist. Nun ist das Problem zwar, daß wir alle Sünder sind und daß jede Sünde dazu beiträgt, unser Gewissen zu verdunkeln. Doch ist die Versündigung nicht Gottes, sondern unsere Schuld; also ist es vollkommen gerecht, wenn wir bestraft werden entsprechend der Art und Weise, wie wir unseren Verstand verdunkeln.

Nun erhalten also alle Menschen genügend Wissen über Gott, um nach dem irdischen Leben eine Bestrafung zu verdienen in Abhängigkeit davon, wie sehr sie Gott beleidigt haben. Doch mag man einwenden, wie denn ein bloßer Mensch Gott so sehr beleidigen kann, daß eine ewige und unvorstellbar schlimme Strafe noch gerecht ist? Der nächste „Eleison Kommentar“ will sich diesem Geheimnis annähern, welches einigermaßen so tiefgründig ist wie Gott selber.

Kyrie eleison.


Pater Florian Abrahamowicz über den “Wandel der FSSPX” unter Bischof Fellay

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Pater Florian Abrahamowicz, FSSPX

Pater Florian Abrahamowicz, ex-FSSPX
(siehe: http://www.agerecontra.it)

Bischof Fellay wirft die Maske ab und erklärt, das Zweite Vatikanische Konzil  könne in die Tradition aufgenommen werden: “der Papst sagt, das Konzil muss in die große Tradition der Kirche gestellt werden… diesen Behauptungen stimmen wir voll und ganz zu”. “Denn – fügt der Verehrer Ratzingers hinzu – Dank der theologischen Diskussionen mit Rom … haben wir gesehen, dass viele Dinge welche wir dem Konzil anlasteten in der Tat nicht vom Konzil herrühren”. (Interview vom 11. Mai 2012 mit dem Catholic News Service CNS, in Menzingen, Schweiz) Für Fellay ist somit das Konzil integrierender Bestandteil der katholischen Tradition.

Diese Kapitulation seitens Bischof Fellays entspricht der Behauptung von Bischof Williamson: “Denn genau dieselbe Versuchung und derselbe Druck der modernen Welt, die in den 1960iger-Jahren die Würdenträger der Amtskirche zusammenbrechen ließen, beherrschen seit dem Jahr 2000 auch eine Reihe von Bruderschaftsmitgliedern und bringen nun die Priesterbruderschaft an den Rand des Zusammenbruchs”. (Eleison Kommentar Nr. 260)

In der Tat, im Jahre 2008 las man in der französischen Zeitschrift ‘Fideliter’: die Priesterbruderschaft nimmt Abstand von der Position ihres Gründers, Bischof Marcel Lefebvre. Zumindest Bischof Fellay hat sein Urteil bezüglich Vatikanum II und Konzilskirche grundsätzlich geändert.

Bezüglich des Konzils, entnehmen wir aus dem letzten Interview von Bischof Fellay (CNS, 11 May, 2012, Menzingen)], dass das Konzil nicht mehr eine Räubersynode, eine Revolution in Tiara und Chorrock, eine Apostasie – so wie man es bisher nannte – darstellt.

Unter dem Vorwand, dass der Glaube überall schwinde, werden die öffentlichen Rechte Jesu Christi über die Gesellschaft nur mehr zaghaft und vereinzelt eingefordert.

Was die offizielle Amtskirche oder Konzilskirche betrifft so ist diese keine ‘schismatische Kirche’ mehr.

Unser Freund Max Barret, 75, Chauffeur von Mgr Lefebvre, Herausgeber der wöchentlichen Zeitschrift ‘le courrier de tychique’ hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass in den neuen Auflagen des Buches Erzbischof Lefebvres “Der geistliche Wegweiser” der Satz über die heutige Amtskirche zensuriert ist. Auf Seite 70 der ersten Auflage heißt es: “Diese Apostasie macht aus seinen Mitgliedern Ehebrecher, Schismatiker welche sich jeder Art von Tradition widersetzen. Sie sind im Bruch mit der Kirche der Vergangenheit und somit mit der heutigen Kirche, die treu geblieben ist.” Diesbezüglich äußerte sich Erzbischof Lefebvre  in der Zeitschrift ‘Fideliter’, (Nr 66, Nov/Dez 1988): “Wo ist die sichtbare Kirche? Die sichtbare Kirche erkennt man an den Zeichen ihrer stets feststellbaren Sichtbarkeit:  sie ist die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Ich frage euch: wo befinden sich diese wesentlichen Merkmale der Kirche? Sind sie mehr in der offiziellen Amtskirche (ich sage offizielle Kirche und keineswegs sichtbare Kirche) oder bei uns, in dem was wir darstellen, in dem was wir sind? Es ist klar, dass wir es sind die die Einheit des Glaubens welche in der Amtskirche verschwunden ist, bewahren”.

In der von Bischof Fellay fast zu Grunde gerichteten Priesterbruderschaft akzeptiert man die apostatische Konzilskirche als die Kirche Jesu Christi. Der Zweifel an den neuen Bischofsweihen wird nicht mehr erwähnt. Im offiziellen Unterricht in Ecône wurden aber die stichhaltigen Argumente für die wahrscheinliche Ungültigkeit der modernen Bischofsweihen gelehrt.

Aus diesen Gründen wurde der Zweifel an der Legitimität der ‘Konzilspäpste’ nicht mehr ausgesprochen. So wie die moderne Amtskirche nicht die von Christus gegründete sichtbare Kirche ist, so sind auch deren Oberhäupter keine wirklichen Nachfolger Petri, auch wenn sie sich weiß kleiden und den Vatikan besetzt halten. Das Oberhaupt des Vatikanstaates wird aber seitens der Priesterbruderschaft neuerdings automatisch als der legitime Nachfolger des Hl. Petrus anerkannt, auch wenn man von ihm sagt, er sei liberal und Modernist.

Aus diesem Grund wurden aus den veröffentlichten Predigten, Schriften und Vorträgen Erzbischofs Lefebvres alle Hinweise auf den Zweifel der Legitimität der Konzilspäpste und alle Hinweise auf die Möglichkeit einer Erklärung, dass diese Konzilspäpste keine rechtmäßigen Nachfolger Petri sind, gestrichen. Nicht zuletzt wurde die Osterpredigt aus dem Jahre 1989 zensuriert, in welcher Erzbischof Lefebvre auch die Gläubigen auf dieses schwerwiegende Problem hinwies. Die Bischofsweihen von 1988 (P.Schmidberger, und nicht nur er, waren dagegen) waren ein bedeutender Schritt in diese Richtung. Auch wenn der  Beweggrund vorerst die Rettung des Priestertums war.

Bis zu diesem heimtückischen und verräterischen Wandel entzog sich die Priesterbruderschaft der Hierarchie der Amtskirche und handelte kraft der aus dem Notstand der Kirche entspringenden Jurisdiktion: Befugnis die Beichte zu hören, Ehen zu schließen, Kapellen und Priorate zu errichten, Priester und Bischöfe zu weihen… Vor diesem Wandel war es gestattet, die Konzilspäpste nicht im Kanon der Hl. Messe zu erwähnen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich klarstellen: Mein Rauswurf aus der Bruderschaf wurde nicht 2009 wegen der Gaskammerngeschichte beschlossen. Schon im Jahr 2008 entfloh dem deutschen Distriktoberen bei Tisch die Aussage: Abrahamowicz wird raugeschmissen. Denn seit 2007 kritisierte ich das Dankes -’Te Deum’ für das Motu Proprio ‘Summorum Pontificum’,  die Bitte um die Aufhebung der Exkommunikationen (von denen Lefebvre voraussagte, dass sie eine Ehre seien) und den Dank für deren Aufhebung.

Schließlich  hatte ich am 25 Jänner 2009 in einer Predigt öffentlich erklärt, daß die Führung der Priesterbruderschaft im Begriffe war, die katholische Tradition zu verraten. Diese Predigt wurde auf der Webseite ‘agerecontra’ publiziert und Andrea Tornielli veröffentlichte Auszüge in der Zeitung ‘Il Giornale’ vom 30 Jänner.

Somit lade ich die drei Bischöfe ein, eine öffentliche Erklärung abzugeben wonach Bischof Fellay gemäß Kanon 188.4 (1917) seines Amtes verlustig geworden ist.

Sie mögen den gleichen Canon auf die ‘Autoritäten’ der Konzilskirche anwenden.

Danach kann die Priesterbruderschaft den guten Kampf wieder aufnehmen.

         P. Florian Abrahamowicz

Quelle: http://cs.gloria.tv/?media=318693

Zur Position von P. Abrahamowicz hinsichtlich des “Sedisvakantismus”:

Pater Abrahamowicz lehnt es ab, sich einen Sedisvakantisten zu nennen: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß das Problem heute über einen häretischen Papst hinausgeht.“ Darum sei die sedisvakantistische Position zu einfach: „Es ist ein Faktum, daß Joseph Ratzinger, auch wenn er nicht der Papst ist, im Vatikan regiert – ihn besetzt hält und mißbraucht, wenn man will – aber er ist dort, und die große Masse der sogenannten Katholiken akzeptiert ihn.“ Darum habe Erzbischof Lefebvre die Priesterbruderschaft aufgebaut, „um die Apostasie in Tiara und Cappa zu verurteilen.“ Darum glaubt Pater Abrahamowicz, daß heute die Kirche jenseits des Papstes „in einem gewissen Sinn unbesetzt“ sei: „Sie bleibt aber in ihrer Menschlichkeit und Göttlichkeit sichtbar, wo immer der immerwährende Glaube bezeugt wird – ohne Kompromisse mit dem modernistischen Rom.“

Wikipediaeintrag (englisch) zur Person von P. Florian Abrahamowicz


Wahrheit oder Ideologie? – Von Pater Hermann Weinzierl, ex-FSSPX

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Die fortschreitende Ideologisierung der Gesellschaft ist eine Tatsache. Wie sollte es auch anders sein, wenn der Maßstab der göttlichen Wahrheit verloren geht, bleibt nur noch die Ideologie. Der auf sich selbst gestellte, alleingelassene Mensch verliert sehr schnell die ganze Wahrheit aus den Augen und erliegt der Versuchung, sich seine eigene „Wahrheit“ zusammenzubasteln.

Aber geht es uns Katholiken heute besser? Wird nicht auch das kirchliche Leben seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zunehmend ideologisiert? Was ist eigentlich der Grund für diese immer weiter um sich greifende Entwicklung, die den übernatürlichen Glauben vollkommen zerstört? Werden vielleicht auch wir, ohne daß wir es merken, Ideologen?

Das Werden der modernen Kirche

Der heutige Katholik kann nur noch mit einem gewissen Neid auf jene Zeiten zurückblicken, in denen der katholische Glaube für jeden unmittelbar greifbar und verstehbar war, weil er durch das tägliche Lehramt gesichert, d.h. Tag für Tag authentisch interpretiert wurde. Diese Zeiten gehören nun schon lange der Vergangenheit an. Das Verhältnis des sog. modernen Katholiken zum Lehramt hat sich grundlegend geändert. Die Modernisten haben schon zu Beginn ihres subversiven Treibens ganz gezielt das Vertrauensverhältnis des Katholiken zum Lehramt untergraben. Zunächst verführten sie einen Teil der katholischen Intellektuellen im Namen der Freiheit dazu, sich von der sog. Bevormundung durch das kirchliche Lehramt zu lösen. Der zunächst gar nicht wahrgenommene Preis für diese neu gewonnene „Freiheit“ war eine sich verstärkende Unsicherheit in entscheidenden Fragen des Glaubens, denn die modernistisch angehauchten Theologen, Professoren, Gelehrten kamen durchaus nicht zu einheitlichen Ergebnissen in ihren Interpretationen des Glaubens, mußte doch jeder mit seinen Einsichten vor den anderen brillieren. Je mehr darum die modernistischen Irrtümer zunahmen, desto mehr wurde der Glaube bis in seine Grundfesten hinein erschüttert.

Der hl. Papst Pius X hatte sich ganz besonders bemüht, dieses System des Unglaubens aufzuarbeiten und die daraus folgenden Gefahren für den katholischen Glauben aufzuzeigen. Die dem katholischen Glauben entgegenstehenden modernistischen Irrtümer, wie etwa die seit der Renaissance vertretende Auffassung der Gleichstellung des Menschen mit Gott und die Evolutionslehre, verurteilte er nochmals ausdrücklich und er forderte von allen, die sich auf das Priestertum vorbereiteten, den Antimodernisteneid. Leider griff dieses Bemühen des heiligen Papstes nicht mehr in der gewünschten Weise ins Leben der Kirche ein. Der modernistisch denkende Teil der Gelehrten, Bischöfe und Priester zog sich zunächst zwar zurück, aber er bekehrte sich großteils nicht. Es folgte nach der römischen Verurteilung des Modernismus durchaus keine wirkliche Einsicht in die eigenen Irrtümer, so daß im Untergrund die modernistischen Irrlehren weiterlebten und weiterwirkten. Dieser Zustand dauerte im Großen und Ganzen bis zum Tod Papst Pius XII. fort. Mit Johannes XXIII. zog gleichsam über Nacht ein ganz neuer Geist in die Kirche ein, mit dem Beginn des von ihm einberufenen Zweiten Vatikanischen Konzils eroberten die modernistischen Ideen in Windeseile breite Teile der Kirche. Für den nunmehr „altgläubigen“ Katholiken änderte sich schlagartig die Situation. Aus Ver-teidigern des katholischen Glaubens wurden Ewiggestrige, die allerhöchstens noch am Rande der neu entstandenen Konzilskirche geduldet oder zur Demonstration der Beliebigkeit toleriert wurden. Man hat zwar viel über diese Zeit der Revolution in der Kirche und ihre Folgen geschrieben, aber nur sehr wenige sind in ihrer Aufarbeitung des wirklich Geschehenen konsequent bis ans Ende gegangen.

Was ist denn eigentlich durch und nach dem Konzil mit der Kirche und in der Kirche für jeden Katholiken unmittelbar erfahrbar, oder besser gesagt erleidbar geschehen? Es ist doch irgendetwas zerbrochen – aber was genau war das? Es hat ein neuer Geist Einzug gehalten in die Institution Kirche, aber was war es genau, was sich durch diesen Geist verändert hat?

Eine Phänomenologie der modernen Kirche

Sobald man sich bemüht, die nachkonziliare Zeit richtig zu analysieren, stößt man auf ein Phänomen, das einen Katholiken doch eigentlich äußerst befremden müßte, weil es durch den Glauben ausgeschlossen scheint: Die kirchliche Einheit scheint zerbrochen. Es werden fortan völlig unterschiedliche, ja gegensätzliche Lehren, Gruppen, Gemeinschaften unter dem Namen „Kirche“ synonym oder gleichwertig zusammengefaßt, daß es sehr schwer wird, dies mit dem Wesen der Kirche in Übereinstimmung zu bringen. Der in dieser Revolutionszeit aufkommende Begriff der „Konzilskirche“ bringt noch am ehrlichsten zum Ausdruck, daß durch das sog. Konzil etwas so Neues entstanden ist, das einen neuen Begriff nicht nur rechtfertigt, sondern fordert. Die Konzilskirche setzt sich ausdrücklich in Gegensatz (Antithese) zur vorkonziliaren „alten“ Kirche, wie sollte da die Wirklichkeit „Kirche“ nach dem Konzil noch mit einem einzigen Begriff benannt werden? Die neue, auf dem Konzil entstandene Kirche wollte ausdrücklich anders sein, anders denken, glauben, beten, Liturgie feiern usw. als die „alte“ Kirche.

Wer nun die alte und die neue „Kirche“ weiterhin als eine Einheit dachte, der wurde in das dialektische Spiel von These und Antithese hineingezogen und – ohne daß er es selbst merkte – veränderte er den Begriff „Kirche“ und die Wirklichkeit dessen, was Kirche unbedingt sein muß, wenn sie katholisch sein soll, grundlegend. Das läßt sich ganz einfach schon dadurch zeigen, daß der Begriff „Kirche“, der vor dem Konzil ausschließlich für die katholische Kirche verwandt wurde, mehr und mehr für alle mögliche oder besser gesagt unmöglichen „Kirchen“ herhalten mußte.

Das dialektische Spiel zwischen vor- und nachkonziliarer Kirche beherrschte bis zum Ende des zweiten Jahrtausend die Konzilskirche. Im weltlichen Bereich hatte sich jedoch inzwischen die geistesgeschichtliche Situation weiter verändert, aus dem dialektischen Modernismus ist der synkretistische, alle Gegensätze vereinende Postmodernismus geworden. Mit Benedikt XVI. zog auch ins kirchliche Denken und Leben diese neue, flexiblere Sicht der Dinge ein. Ein Hauptanliegen Benedikt XVI. war es, ganz im Sinne des postmodernen Denkens den Gegensatz zwischen vor- und nachkonziliarer Kirche einfach zu leugnen und aus beiden „Kirchen“ wieder systematisch eine neue Einheit zu konstruieren. Diese klar bekundete Absicht wurde seltsamer Weise nur von wenigen Eingeweihten wahrgenommen. Die meisten Vertreter der Konzilskirche und die allermeisten der sog. Traditionalisten dachten immer noch in ihren inzwischen veralteten modernistischen Kategorien, während Benedikt schon lange einen Schritt weiter gegangen war. Doch soll uns dieses Thema hier nicht beschäftigen. Wir wollen vielmehr einer ganz anderen Frage nachgehen und zwar:

Ist die Konzilskirche die katholische Kirche? Und dann weiter gefragt: Welche theologischen Folgen hat es (also Folgen für den eigenen katholischen Glauben), wenn man dies einfach, ohne kritische Analyse des Sachverhaltes und den daraus sich notwendig ergebenden Unterscheidungen annimmt?

Wenn man die letzten Jahre, ja Jahrzehnte überblickt, so muß man sehr erstaunt feststellen, daß die allermeisten Traditionalisten mit dieser Frage äußerst naiv umgingen und immer noch umgehen. Ohne die da und dort benannten, tiefgreifenden Unterschiede theologisch aufzuarbeiten, übersehen sie einfach die doch ins Auge springenden kontradiktorischen Gegensätze und erkennen darum nicht mehr klar, welche tiefgreifende Auswirkung die Gleichsetzung der Konzilskirche mit der katholischen Kirche auf den eigenen katholischen Glauben hat. Das kann natürlich nicht ohne weitreichende Folgen für den Glauben geschehen.

Unsere These

Die Konsequenz dieser Gleichsetzung sei hier zunächst als These formuliert, die es dann im Folgenden zu erhärten gilt: Durch die Gleichsetzung der katholischen Kirche mit der Konzilskirche degeneriert die katholische Wahrheit notwendiger Weise zur Ideologie. Mit anderen Worten gesagt: die Katholiken verlieren ihren Glauben, ohne daß sie es merken, aus Katholiken werden Ideologen.
Damit wir die ganze Tragik dieses Geschehens und die daraus folgende große Gefahr für den katholischen Glauben recht beurteilen können, müssen wir vorerst einmal lernen, was eine Ideologie ist, um sodann ganz klar die Ideologie vom katholischen Glauben unterscheiden zu können.

Was ist eine Ideologie?

Eine Ideologie ist auf den ersten Blick gar nicht so leicht zu durchschauen, weil auch sie vorgibt, Wahrheit zu sein. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, sie ist eine einseitig nuancierte oder eine verbogene Wahrheit. Im Gegensatz zur Wahrheit des katholischen Glaubens wird bei der Ideologie ein Teilaspekt der Wahrheit bzw. eine einzelne Lehre herausgegriffen und überhöht, d.h. für das Ganze gesetzt. Die Ideologie verliert letztlich immer die Gesamtwirklichkeit aus dem Auge, weil sie sich auf einen bestimmten Aspekt der Lehre fixiert. Sie konzentriert sich auf eine bestimmte Lehre, die womöglich gerade von brennendem Interesse ist, und möchte dafür unbedingt eine (schnelle) Lösung finden– bzw. sie gibt vor, eine, oder besser noch die Lösung des Problems gefunden zu haben. In Wirklichkeit greift aber die von der Ideologie angebotene Lösung zu kurz. Darum muß diese Lösung mit aller Gewalt – d.h. auch mit Hilfe von Irrtümern – verteidigt werden.

Eine sehr gefährliche Folge der Ideologie auf die betroffenen Menschen ist die damit einhergehende Verblendung des Geistes. Die Ideologie macht den betroffenen Menschen durch die Einengung und Fixierung des Blickes auf gewisse Bereiche der Wirklichkeit für andere Bereiche allmählich blind. Das Tragische dieser Entwicklung ist, daß diese Blindheit die Gefahr in sich birgt, zur Verblendung zu werden, d.h. sie wird unheilbar. Der verblendete Ideologe kann durch keine Art von Argumenten mehr überzeugt werden. Gebetsmühlenartig wiederholt er seine Thesen und schwört die eigene Mannschaft wieder und wieder auf die eigene Ideologie ein. Jeder, der die eigene Ideologie nicht teilt, wird zum Feind abgestempelt. Dabei wird dieser Feind in keiner Weise mehr sachlich beurteilt, sondern nur noch psychologistisch verteufelt. Dem ausgereiften Ideologen geht es letztlich nicht mehr um die Sache, also nicht mehr um die Wahrheit, sondern nur noch um die die eigene Ideologie. Er urteilt darum nur noch nach Gruppenzugehörigkeit, es gibt nur noch Freund und Feind.

Zusammenfassend läßt sich also sagen: Eine ausgereifte Ideologie ist in ihren eigenen Ansichten vollkommen gefangen, sie lebt durchaus nicht mehr von der Wahrheit und für die Wahrheit, sondern vom Feindbild oder Feindbildern.

Katholisch sein heute

Jedem Katholiken müßte aufgefallen sein, daß sich in seinem Leben spätestens mit dem Konzil etwas Grundlegendes geändert hat: Das Etikett „katholisch“ ist in der nachkonziliaren Zeit nicht mehr eindeutig bestimmt, es ist nicht mehr klar definiert, da sich die unterschied-lichsten Gruppen mit den unterschiedlichsten Ansichten und Glaubensüberzeugungen „katholisch“ nennen (dürfen!). Anders ausgedrückt: Das Wort „katholisch“ ist kein univoker Begriff mehr, sondern es ist zu einem äquivoken Begriff geworden. Während ein univoker Begriff immer genau eine Sache meint und benennt, werden bei einem äquivoken Begriff mehrere Sachen mit einem einzigen Begriff bezeichnet. So kann etwa ein Schloß ein Türschloß sein oder ein wunderschönes Haus, in dem ein König wohnt. Man muß deswegen bei einem äquivoken Begriff immer ganz genau hinhören, um zu verstehen, was gerade gemeint ist, sonst ist das Mißverständnis, die Täuschung vorprogrammiert.

Wir Katholiken müssen also lernen, mit diesem äquivoken Begriff „katholisch“ umzugehen. D.h. wir müssen aus den vielen, gleichbenannten, aber in ihrem Wesen verschiedenen „Kirchen“ die eine wahre Kirche Jesu Christi herausfinden. Dabei möchte ich nicht den üblichen Weg der sog. Kennzeichen der Kirche gehen, da dieser heute leicht mißverständlich sein kann. Ich möchte vielmehr eingehender der Frage nachgehen: Was muß die katholische Kirche notwendiger Weise leisten, damit sie die Kirche Jesu Christi sein kann? Jedes Wesen wird von dem ihm eigenen Werk her bestimmt. Mit Werk ist hier das gemeint, was ein Seiendes wesensgemäß wirken kann und muß. So ist etwa der Mensch ein mit Vernunft und freiem Willen begabtes Sinnenwesen.

Papst Leo XIII. erklärt uns in seiner Kirchenenzyklika “Satis cognitum” folgendes:
“Dazu (d.h. zum Zweck der Einheit im Glauben) hat Jesus Christus in der Kirche ein lebendiges, authentisches und ebenso immerwährendes Lehramt eingesetzt, das er mit seiner eigenen Vollmacht bereicherte, mit dem Geist der Wahrheit ausstattete und durch Wunder bestätigte; und er wollte und befahl nachdrücklich, daß dessen Lehrvorschriften ebenso angenommen würden wie seine eigenen. – Sooft also durch das Wort dieses Lehramtes verkündet wird, daß dies oder jenes zum Bereich der von Gott überlieferten Lehre gehöre, muß jeder gewiß glauben, daß dies wahr ist: wenn es in irgendeiner Weise falsch sein könnte, würde daraus folgen – was offensichtlich widersinnig ist -, daß Gott selbst der Urheber des Irrtums im Menschen ist: „Herr, wenn es ein Irrtum ist, sind wir von dir getäuscht worden“ (Richard von St. Viktor, De trinitate I 2 (PL 196,891D). Wenn also so dem Zweifel jeder Grund entzogen ist, wie kann es dann noch jemandem erlaubt sein, auch nur einen Punkt von diesen Wahrheiten zurückzuweisen, ohne daß er ebendadurch in die Häresie stürzt, ohne daß er sich von der Kirche trennt und mit diesem einen Punkt die ganze christliche Lehre verwirft? Derart nämlich ist die Natur des Glaubens, daß ihm nichts so widerspricht als das eine anzunehmen und das andere zurückzuweisen. Denn wie die Kirche bekennt, ist der Glaube “eine übernatürliche Tugend, durch die wir mit Hilfe und der Gnade Gottes alles von Ihm Geoffenbarte für wahr halten, nicht weil wir die innere Wahrheit der Dinge mit dem natürlichen Licht der Vernunft durchschauten, sondern (allein) wegen der Autorität des sich offenbarenden Gottes, der weder betrügen noch betrogen werden kann”(I. Vat. Konzil, sess. III, cap. 3) Wenn man also weiß, daß etwas von Gott geoffenbart ist, und es nicht glaubt, dann glaubt man überhaupt nichts mit göttlichem Glauben. Was der Apostel Jakobus von der Sünde auf dem Gebiet der Sittlichkeit sagt, das muß auch und noch viel mehr von dem Abirren in Sachen des Glaubens gesagt werden: ‚Wer … nur ein einziges Gebot übertritt, der ist in allen (Punkten) schuldig.‘ Man kann nun aber nur uneigentlich sagen, daß jemand, der bloß eine Sünde begeht, sich der Übertretung des ganzen Gesetzes schuldig gemacht habe, die gesetzgeberische Autorität Gottes überhaupt verachtet zu haben scheint, es sei denn daß man seinen Willen so deutet. Im Gegensatz dazu aber legt derjenige, der auch nur in einem Punkt von den von Gott empfangenen Wahrheiten abweicht, in voller Wahrheit den Glauben von Grund auf ab, da er ja Gott, insofern er der die höchste Wahrheit und der eigentliche Beweggrund des Glaubens ist, zu respektieren sich weigert. ‚In vielem sind sie mit mir, in wenigem sind sie nicht mit mir; aber bei diesem wenigen, in dem sie nicht mit mir sind, nützt ihnen das viele, in dem sie mit mir sind, nichts.‘ (St. Augustin, In Ps 54, n.10) Und das mit Recht; denn wer aus der christlichen Lehre eben nur das herausnimmt, was ihm beliebt, der stützt sich auf sein eigenes Urteil, nicht auf den Glauben; und ebendiese sind weit entfernt, ‚den ganzen Verstand gefangen zu nehmen zum Gehorsam Christi‘ (2 Kor 10, 5) und gehorchen eher sich selbst als Gott. ‚Die ihr im Evangelium bloß glaubet oder nicht glaubet, was ihr wollt, ihr glaubet eigentlich nicht dem Evangelium, sondern vielmehr euch.‘ (St. Augustin, Contra Faustum Man. Lib. XVII, cap. 3). Daher haben die Väter auf dem (I.) Vatikanischen Konzil nichts Neues aufgestellt…, wenn sie folgendes beschlossen: ‚Mit göttlichem und katholischem Glauben muß alles geglaubt werden, was im schriftlichen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche als von Gott geoffenbart – sei es durch feierliches Urteil sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt – zu glauben vorgelegt wird.‘ (sess. III, Dogmatische Konstitution “Dei Filius” cap. 3 = DS 3011)

Man muß diesen etwas längeren Text Leos XIII. genau lesen, damit man ihn nicht verkürzt interpretiert. Denn gerade das werden all jene Traditionalisten machen, die sich aus der Not der Zeit heraus angewöhnt haben, das Lehramt der Kirche auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Leo XIII. erklärt uns, die Einheit im Glauben wird uns Katholiken durch „ein lebendiges, authentisches und ebenso immerwährendes Lehramt“ verbürgt, das Jesus Christus in Seiner Kirche eingesetzt hat. Dieses Lehramt hat der Herr mit seiner eigenen Vollmacht bereichert, mit dem Geist der Wahrheit ausstattet und durch Wunder bestätigt – und „er wollte und befahl nachdrücklich, daß dessen Lehrvorschriften ebenso angenommen würden wie seine eigenen.“ Darum müssen auch alle Katholiken diesem Lehramt Glaubensgehorsam leisten, d.h. sie müssen ihr persönliches Urteil dem Urteil des Lehramts unterordnen – „denn wer aus der christlichen Lehre eben nur das herausnimmt, was ihm beliebt, der stützt sich auf sein eigenes Urteil, nicht auf den Glauben; und ebendiese sind weit entfernt, ‚den ganzen Verstand gefangen zu nehmen zum Gehorsam Christi‘“.
Mit diesem, von Leo XIII. beschriebenen Lehramt ist offensichtlich nicht allein das außerordentliche Lehramt gemeint, das doch nur eher selten tätig wird, sondern hauptsächlich das sog. ordentliche Lehramt, das „ein lebendiges, authentisches und ebenso immerwährendes Lehramt“ ist. In anderen Texten heißt es auch das tägliche Lehramt, weil es jeden Tag seine Aufgabe erfüllt.
Dieses lebendige, authentische und ebenso immerwährende Lehramt ist für jeden Katholiken, „die oberste und unerschütterliche Richtschnur der Rechtgläubigkeit“, wie der hl. Pius X in einer Ansprache an Studenten betont: „Das erste und bedeutsamste Kriterium des Glaubens, die oberste und unerschütterliche Richtschnur der Rechtgläubigkeit ist der Gehorsam gegenüber dem immerzu lebendigen und unfehlbaren Lehramt der Kirche, die von Christus als ‚columna et firmamentum veritatis‘, als ‚Säule und Grundfeste der Wahrheit‘ eingerichtet wurde.“ (Ansprache Pius X. „Con vera soddisfazione“ an Studenten, am 10. Mai 1909, PS/E n. Die Kirche Jesu Christi ist also nur deshalb immerwährende ‚Säule und Grundfeste der Wahrheit‘, weil sie ein immerzu lebendiges und unfehlbares Lehramt besitzt, das sie vor dem Irrtum in Glauben und Sitten bewahrt.

Dementsprechend schärft Papst Pius XII. in seiner Enzyklika Humani generis gegenüber den damaligen liberalisierenden Neo-Modernisten nochmals ein, daß ,,das Lehramt der Kirche in Dingen des Glaubens und der Sitten… die nächste und allgemeine Richtschnur sein muß – denn ihm (dem Lehramt) wurde von Christus dem Herrn die Aufgabe anvertraut, die gesamte Glaubenshinterlage, die Hl. Schrift und die göttliche Überlieferung zu bewahren, zu beschützen und zu erklären.“ (DS 3884)

Und es heißt zusammenfassend im Lexikon für Theologie und Kirche: „Die nächste (proxima) und unmittelbare Glaubensregel ist das kirchliche Lehramt, da Christus die Kirche als die authentische Verkünderin des Wortes Gottes ermächtigt und verpflichtet hat. Schrift und Tradition gelten als entfernte (remota) und mittelbare Glaubensregel, da sie der Gewährleistung und Auslegung durch das kirchliche Lehramt bedürfen.“ (J.Quasten, LThK² Bd.8 (Frei-burg/Br. 1963) s.v Regula fidei, Sp. 1103)

Der Katholik ist somit vollkommen in seinem Glauben vom lebendigen Lehramt abhängig. Sein Glauben kommt vom diesem Lehramt, das die nächste und unmittelbare Regel seines Glaubens ist. Dieses Lehramt ist der Wesensgrund für die Einheit im Glauben. Diese Einheit im Glauben ist für den Katholiken sozusagen nicht statisch, sondern dynamisch, d.h. sie wird ganz lebendig durch die täglich lehrende Kirche gewirkt. Schrift und Tradition dagegen sind nur entfernte Glaubensregeln, die ihrerseits wiederum durch das Lehramt authentisch interpretiert werden müssen.

Wenn man diese Grundlage unseres katholischen Glaubens verstanden hat und dann auf die heutige Situation blickt, so stellt sich einem spontan die Frage: Ist nicht der entscheidende Grund dafür, daß aus dem Wort „katholisch“ ein äquivoker Begriff geworden ist, nicht der: diese nächste Norm des Glaubens, der Formalgrund für die Einheit des Glaubens – also das eine lebendige, authentische und ebenso immerwährende Lehramt – fällt spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ganz einfach aus! Die Einheit des Glaubens unter den Katholiken zerfällt, weil sie durch die zuständigen Autoritäten nicht mehr lebendig gewirkt wird. Man sagt entschuldigend, sie wären liberal geworden. Aber ein liberales Lehramt ist ein Widerspruch in sich.

Für die Modernisten ist das Fehlen des Lehramtes nicht besonders tragisch, da sie sowieso an kein letztverbindlich unfehlbares Lehramt mehr glauben. Die traditionellen Katholiken hingegen machen – ohne daß sie sich darüber irgendeine Rechenschaft geben – aus der Not eine Tugend, sie ersetzen das lebendige Lehramt, also die nächste Norm ihres Glaubens, ganz einfach durch die sog. Tradition, also die entfernte Norm des Glaubens – ohne weiterhin auch nur im Geringsten zu beachten, daß Schrift und Tradition wiederum „der Gewährleistung und Auslegung durch das kirchliche Lehramt bedürfen“.

Als Folge dieser Verkehrung von entfernter Norm und nächster Norm des Glaubens ändert sich das Verhalten zum Lehramt grundlegend. Die Traditionalisten gehorchen nämlich nun, wenn es um ihren katholischen Glauben geht, nicht mehr dem lebendigen, authentischen und ebenso immerwährenden Lehramt, sondern genauso wie die Modernisten nur noch ihrem eigenen privatem Urteil. Sie selbst bestimmen nämlich mit einem Mal, was Tradition der Kirche ist und was nicht, was katholisch ist oder nicht. Gleichgültig, ob es die Modernisten, die Halbkonservativen oder die Traditionalisten sind, alle haben sich daran gewöhnt, sämtliche Akte des ordentlichen Lehramtes zu hinterfragen, zu kritisieren, anzunehmen oder zurückzuweisen wie sie wollen. Die Traditionalisten (und hier ist das Wort inzwischen ganz treffend) fügen nur noch hinzu: außer wenn es sich um Akte des außerordentlichen Lehramtes handeln sollte. Und sie denken dabei stillschweigend: Gott sei Dank kommen diese nur einmal alle hundert Jahre vor. Doch selbst dann, wenn solche Akte des außerordentlichen Lehramtes vorkommen sollten, werden im Nachhinein die Grenzen für eine solchermaßen außerordentliche Unfehlbarkeit nach Belieben so eng gesteckt, daß ein unfehlbarer Akt dieses sehr außerordentlichen Lehramts auch wirklich nur noch außerordentlich selten vorkommen kann, womit man im Grunde fast immer machen kann, was man immer will. Das unfehlbare Lehramt der Kirche kommt einem nicht mehr so schnell die die Quere. Man kann sich beim Lesen mancher Texte solcher Traditionalisten des Eindrucks nicht erwehren, als wäre die Unfehlbarkeit das Schlimmste, was passieren kann und der unfehlbare Papst der gefährlichste Feind des eigenen Systems!

Diese Beschränkung der Unfehlbarkeit auf die außerordentlichen Akte des Lehramtes war übrigens schon kennzeichnend für die Modernisten zur Zeit Pius’ X. Hier treffen sich also die Interessen der Modernisten und mancher ideologisierter Traditionalisten. Es heißt nicht umsonst: Die Extreme ziehen sich an! Bereits 1911 sah sich deswegen der Dogmatiker Reginald M. Schultes O.P. in seinem Buch über den Anti-Modernisteneid zu folgender Klarstellung veranlaßt bzw. gezwungen: „Von katholischer Seite wird vielfach der dem Papst resp. der Kirche verheißene Beistand des Hl. Geistes als nur in außergewöhnlichen, seltenen Fällen eintretend gedeutet, während er doch ein dauernder, mit dem Amt gegebener ist. Außergewöhnlich sind nur die Formen, in denen sich die Unfehlbarkeit des Papstes zuweilen äußert“ (R.M. Schultes, Was beschwören wir im Antimodernisteneid? Mainz 1911, S. 5)

Der Dogmatiker Anton Straub S.J. legt dasselbe noch etwas ausführlicher so dar: „Man muß beachten, daß dem kirchlichen Lehramt nicht eine zweifach geartete Unfehlbarkeit verheißen ist, eine für seine feierlichen Entscheidungen, eine andere für seine gewöhnliche, alltägliche Betätigung. Eine solche Unterscheidung ist in der Offenbarung nicht begründet; vielmehr wird durch sie die Unfehlbarkeit einfach zugesagt für ‚alle Tage bis ans Ende der Welt‘ (Matth 28,20). Und in der Tat, wesentlich ist der Kirche das unfehlbare Lehren, nichtwesentlich ist ihr eine gewisse Feierlichkeit des Lehrens; die Konzilien, von denen die feierlichen Lehrdekrete des Gesamtepiskopates herrühren, sind der Kirche überhaupt nicht schlechtweg
notwendig, geschweige denn wesentlich, und auch das sonstige Lehren ist in keinem Fall an eine feierliche Form gebunden. Erfordert zum unfehlbaren Lehren ist nur das selbstverständlich Eine, daß etwas zu glauben, d.h. nicht zu einem vorläufigen und bedingten, sondern einem unwiderruflichen und unbedingten Fürwahrhalten vorgelegt werde, und darauf weist das Vaticanum (I) hin…“

Überblickt man das kirchliche Leben heute, so kann man nur erstaunt feststellen: das früher selbstverständliche Vertrauen des Katholiken in das kirchliche Lehramt wurde durch diese völlig neuartige Haltung des grundsätzlichen Mißtrauens nachhaltig zerstört. Alles, was nicht unter die außerordentliche Unfehlbarkeit fällt, wird heutzutage von allen Katholiken als zweifelhaft, mit Fehlern behaftet, kritisierbar und im Glauben nicht bindend betrachtet. Dem legitimen kirchlichen Lehramt wird ganz selbstverständlich auf weitesten Gebieten der Lehre, der Disziplin und der Liturgie zugetraut, die ganze Kirche in die Irre führen zu können. Als Rechtfertigung der eigenen Haltung wird gesagt, die höchste Autorität hätte, als sie traditionsfremde Lehren und Reformen beschlossen hat, ihre Kompetenz überschritten und somit ihre Amtsautorität mißbraucht.

Ist jedoch ein derartiger Amtsmißbrauch einer legitimen kirchlichen Autorität überhaupt denkbar? Ja, noch mehr: Ist ein derartiger Amtsmißbrauch überhaupt mit dem Wesen der Kirche, die doch ‚Säule und Grundfeste der Wahrheit‘ ist, vereinbar?

Es sei hierzu ein längerer Auszug aus der Zeitschrift „Der Katholik“ aus dem Jahre 1870 angeführt. In diesem Auszug ist die katholische Lehre, noch ohne durch die Anti-Vaticanum-II-Probleme voreingenommen oder verunsichert zu sein, in aller Klarheit und Deutlichkeit formuliert. („Der Katholik. Zeitschrift für katholische Wissenschaft und kirchliches Leben“ (Mainz, Jg. 50,1870, Bd. I, S. 689 ff und Bd. II S. 38 ff), herausgegeben und redigiert von C.H. Moufang und dem Dogmatiker J. B. Heinrich – zitiert in Kyrie eleison II(1982) 23 – 28.) Dabei ist noch mitzubedenken, daß diese Theologen durchaus nicht naiv und blauäugig über das Thema der Unfehlbarkeit schreiben konnten, da damals von den sog. Altkatholiken alle nur denkbaren Einwände gegen die Unfehlbarkeit erhoben wurden, weil sie das Dogma von der Unfehlbarkeit des kirchlichen Lehramtes ablehnten. In dem Text wird nun die Möglichkeit eines solchen Mißbrauchs der kirchlichen Hirten- und Lehrvollmacht durch Kompetenz Überschreitung folgendermaßen beurteilt:
„…in Glaubenssachen kann die Kirche ihre Kompetenz nicht überschreiten; sie ist dagegen durch ihre Unfehlbarkeit gesichert. Wollte der Einzelne sich anmaßen, über die Lehrentscheidungen der Kirche zu urteilen, ob die Kirche nicht die Grenzen des depositum fidei überschritten (habe, d.Verf.), so hätte er bereits aufgehört, Katholik zu sein, indem er sein Privaturteil über das Urteil der Kirche setzte.
Da das depositum in der hl. Schrift und der Tradition enthalten ist, so ist die Kirche verpflichtet, ihre Entscheidungen aus diesen beiden Quellen des Glaubens, der hl. Schrift und Überlieferung, zu schöpfen. Daß sie dieses wirklich tut, und niemals eine Glaubensentscheidung erläßt, die nicht in den Quellen des Glaubens und der Überlieferung begründet wäre, dafür bürgt gleichfalls ihre Unfehlbarkeit und kann die autoritative Entscheidung darüber, ob eine Lehre in der Schrift und Tradition begründet sei, nur der Kirche selbst zustehen.
Diese Entscheidung dem Einzelnen anheimstellen, heißt das katholische Autoritätsprinzip zerstören. Ob die Heilige Schrift oder die Tradition und ihre Quellen dem Privaturteil unterworfen werden, ist eines und dasselbe.
Es wäre daher ein die Kirche und den Glauben umstürzendes Prinzip, wenn man die letzte Entscheidung darüber, ob die Lehrentscheidungen der Kirche gültig, weil der Überlieferung gemäß seien, der Wissenschaft zusprechen wollte…“

Für die allermeisten Traditionalisten ist es ganz und gar selbstverständlich geworden, alle Lehrentscheidungen der Kirche im Nachhinein auf ihre Traditionsgemäßheit zu überprüfen und diese sodann gemäß ihrem privaten Urteil anzunehmen oder zurückzuweisen. Keiner von ihnen kommt auch nur im Geringsten auf den Gedanken, daß dies ein die Kirche und den Glauben umstürzendes Prinzip sein könnte, weil er damit nichts anderes mit der Tradition macht als das, was die Protestanten aufgrund ihres „sola scriptura“ Prinzips mit der Heiligen Schrift gemacht haben. Die Theologen unseres Artikels haben noch gewußt: Ob die Heilige Schrift oder die Tradition und ihre Quellen dem Privaturteil unterworfen werden, ist eines und dasselbe. Nach der traditionellen katholischen Lehre ist also hier allein die höchste Autorität der Kirche kompetent.

Zur maßgeblichen Bedeutung der kirchlichen Lehrautorität als Glaubensregel, und zwar als jederzeit zugänglicher Glaubensregel, erklärt „Der Katholik“ völlig klar und eindeutig:
„Die Kirche besitzt also in ihrem Apostolat (d.h. in heutiger Sprechweise: das mit apostolischer Sendung und Vollmacht ausgestattete Lehramt) ein allezeit unfehlbares Lehr- und Richteramt, bei dem allezeit jeder Einzelne unfehlbare Belehrung in Glaubenssachen findet… Niemand hat das kirchliche Lehr- und Richteramt und ist unfehlbar in seinen dogmatischen Entscheidungen, als nur der von Christus eingesetzte Apostolat – und auch der größte Gelehrte, der größte Heilige, der wunderbar Erleuchtete ist es nicht, sondern muß sich, um nicht dem Irrtum anheimzufallen, den Lehraussprüchen der lehrenden Kirche unterwerfen. Davon gilt das Wort des hl. Paulus: Und wenn auch ein Engel vom Himmel käme und euch anders lehrte, als ich euch verkündet habe, so sei er Anathema.

Wir haben gesagt, dieses kirchliche Lehramt sei immer und allezeit unfehlbar und jederzeit könne man bei ihm die Wahrheit finden. Es ist also nicht möglich, daß diese Unfehlbarkeit je eine Unterbrechung erleide und daß die lehrende Kirche irgendeinmal, wenn auch nur vorübergehend, Falsches lehre und falsche Lehrentscheidungen gebe.

Wenn es demnach, wie oben angeführt, eine Häresie ist, zu sagen, es könne in der Kirche je eine allgemeine Verdunkelung bezüglich irgendwelcher Wahrheiten der katholischen Glaubens- oder Sittenlehre eintreten (Hier wird auf die erste in der Bulle „Auctorem fidei“ vom 28. August 1794 durch Pius VI. als häretisch verurteilte These der Synode von Pistoja angespielt, wonach eine solche Verdunkelung de facto stattgefunden habe (DS 2601)), so ist es ebenso eine Häresie, zu meinen, es könne das kirchliche Lehramt jemals, wenn auch vorübergehend, in Sachen des Glaubens und der Moral in einen Irrtum fallen…“
„…Es versteht sich von selbst, daß die Unfehlbarkeit nur jener Lehrentscheidungen durch die assistentia spiritus sancti (den Beistand des hl. Geistes; d. Verf.) gesichert sind, welche von der höchsten Lehrautorität in formell gültiger Weise als verpflichtende Glaubensentscheidungen erlassen sind.

Ob solches der Fall sei, kann definitiv und unfehlbar selbstverständlich nur die Kirche selbst entscheiden, und ist der Einzelne in dieser Beziehung an die Entscheidungen der Kirche gebunden: denn wäre dieses nicht der Fall, so wäre wieder das Privaturteil der höchste Richter in Glaubenssachen, und jeder Häretiker könnte sich der Autorität der Kirche dadurch ent-ziehen, daß er die ihn betreffenden Entscheidungen als formell ungültig erklärte…“

„Es ist… offenbar häretisch und die Grundverfassung der Kirche und das Fundament des Glaubens zerstörend, wenn man behauptet:
... Es stehe, sei es den Einzelnen oder der Gesamtheit, oder den Gelehrten zu, zu entscheiden, ob eine kirchliche Lehrentscheidung mit der Überlieferung im Einklang sei oder nicht. Das heißt nichts anderes, als das protestantische Schriftprinzip auf die Tradition anwenden…“

Man muß diesen Text schon aufmerksam lesen, damit die Einsicht in das Gesagte wachsen kann. Wenn man sich jedoch dieser Mühe unterwirft, begreift man allmählich wieder, was eigentlich damit gesagt ist, wenn es heißt: Das lebendige Lehramt ist die nächste Norm unseres Glaubens. Die meisten sog. Traditionalisten leugnen diese Grundlehre ihres Glaubens „de facto“, also durch ihren praktischen Umgang mit dem Lehramt. Sie haben sich inzwischen so daran gewöhnt, die entfernte Norm des Glaubens (die sog. Tradition) über das lebendige Lehramt zu stellen und als alleinige letzte Norm ihres Glaubens gelten zu lassen, daß es ihnen gar nichts mehr ausmacht, in ständigem Widerspruch mit dem Lehramt zu leben, bzw. dieses ständig ihrem privatem Urteil unterzuordnen. Die Autoren des Textes aus dem Jahre 1870 urteilen darüber so: Es ist… offenbar häretisch und die Grundverfassung der Kirche und das Fundament des Glaubens zerstörend.

Dieser habituelle Ungehorsam der sog. Traditionalisten gegenüber dem lebendigen Lehramt wird jeweils durch die vermeintliche Verpflichtung, den wahren Glauben bewahren zu müssen, gerechtfertigt. Daß sie mit ihrem eigenen Verhalten selber in Widerspruch zur Lehre der Kirche geraten, ist den allermeisten von ihnen (vor allem den Gläubigen aus der FSSPX) nicht mehr zu vermitteln. Damit zeigt sich die inzwischen erfolgte Ideologisierung des eigenen Glaubens. Nicht mehr die Lehre der Kirche ist die letzte Richtschnur, sondern die Lehre der Gemeinschaft, der man sich zugehörig fühlt. Auf der einen Seite will man die kirchliche Autorität retten – man anerkennt den Papst in Rom als Oberhaupt der Kirche – auf der anderen Seite erhebt man sich über diesen „Papst“ und erkennt sein authentisches ordentliches Lehramt in keiner Weise mehr an. Und selbst in den zweifellos unfehlbaren Akten seines Lehramtes gehorcht man ihm auch nicht mehr, weil man irgendwelche Ausreden gefunden zu haben meint, die diese Weigerung wiederum rechtfertigen sollen – siehe die Heiligsprechungen. Vor der Heiligsprechung Josemaría Escrivás hat wohl kein einziger Priester der FSSPX an der Unfehlbarkeit des Papstes bei Heiligsprechungen gezweifelt. Manche waren sogar überzeugt, Gott würde durch ein Wunder eingreifen und diese Heiligsprechung verhindern. Als aber dieses Wunder nicht eingetroffen ist und Johannes Paul II Josemaría Escrivá trotzalledem heiligsprach, hat man durchaus nicht die eigene Ideologie überdacht, sondern ganz einfach die Lehre der Kirche über die Unfehlbarkeit des Lehramtes in diesen Fällen in Zweifel gezogen.

Überblickt man die derzeitige amtskirchliche Situation, so kann man nur zu einem Schluß kommen: Das eigentliche Drama dieser Kirchenkrise ist für uns Katholiken das Fehlen des ordentlichen Lehramtes. Und der entscheidende Schritt zum Verständnis der Krise ist das Anerkennen dieser Tatsache. Nur dann, wenn die Autorität in Rom ihre Legitimität verloren hat, bin ich berechtigt, einen Ungehorsam in einem solchen Umfang zu leisten, wie es heute zur Bewahrung des katholischen Glaubens notwendig scheint.

Wer diesen Schritt nicht macht – man muß wohl besser sagen: nicht wagt – ist notwendiger Weise gezwungen, eine neue Lehre vom kirchlichen Lehramt zu erfinden, um seine Position rechtfertigen zu können. Er muß zumindest implizit die Unfehlbarkeit des ordentlichen Lehramts leugnen und sodann die unfehlbaren Akte des außerordentlichen Lehramts auf ein ab-solutes Minimum reduzieren. Dabei leitet ihn freilich nunmehr nicht mehr die Lehre der Kirche, sondern die eigene Vorentscheidung. D.h. er erkauft diese Weigerung wahrlich durch einen teuren Preis, denn er degeneriert damit die katholische Wahrheit zur Ideologie.

Ein solcherart traditionalistisch ideologisierter Priester hat einmal in einem öffentlichen Vortrag einen Bauern zitiert mit den Worten: „Der Papst kann sagen, was er will, i bleib katholisch.“ Und der Priester korrigierte diese zwar menschlich verständliche, aber theologisch völlig abwegige Behauptung in keiner Weise, sondern erklärte allen Ernstes: „Das ist der gesunde Menschenverstand.“ Der Satz des Bauern formuliert offensichtlich genau die Ideologie dieses Priesters, daß man problemlos ohne den Papst, also ohne sein lebendiges, authentisches und ebenso immerwährendes Lehramt in irgendeiner Weise zu beachten, katholisch bleiben kann. Wobei man sogar noch etwas präzisieren muß: gegen den Papst. Nun, das ist ganz einfach unmöglich,
ohne oder gegen den legitimen Papst katholisch zu sein. Der erwähnte, ob der Krise der Kirche völlig ratlose Bauer hat leider nicht mehr begriffen, was der Papst für einen Katholiken wesentlich, notwendiger Weise ist – und die traditionalistischen Ideologen haben es ihm leider auch nicht mehr sagen können.

Als zur Zeit des ersten vatikanischen Konzils heftig über das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes gestritten wurde, soll ein Kardinal zu Papst Pius IX. gegangen sein, um mit ihm über das Thema zu sprechen. In dem Disput für und wider das Dogma hat der Kardinal schließlich sein Bedenken gegen das Dogma durch den Ausruf Luft gemacht: „Eure Heiligkeit, was ist dann mit der Tradition!“ Darauf hat Pius IX. geantwortet:: „Ich bin die Tradition!“ Das ist zwar eine pointiert zugespitzte Aussage, die aber durchaus richtig ist in dem Sinn: Als Inhaber des Petrusamtes, in meinem Amt als oberster Lehrer der Kirche, als Papst bin ich in allen meinen unfehlbaren Akten die Tradition. Mit Tradition ist hier natürlich die Glaubenstradition gemeint, die Glaubensüberlieferung, über die das unfehlbare, lebendige Lehramt des Papstes in letzter Instanz wacht.

Am Ende dieser Überlegungen kann man sicher mit gutem Recht sagen: Jeder Katholik muß heute ganz besonders aufpassen, daß er dadurch, daß er den „Papst“ retten möchte, nicht seine eigentliche, das Papstamt konstituierende Autorität vollkommen zerstört.

Mit priesterlichem Segensgruß
Ihr

P. H. Weinzierl

(Entnommen aus: Sankt-Josefs-Blatt, Mai 2013, Kapellenweg 4, 88145 Wigratzbad)



Meine Stellungnahme (1989) zum “Sedisvakantismus” zur Verteidigung der Position des Erzbischofs Lefebvre

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Die 24 Seiten (A4) können Sie als PDF-Datei unter diesem Link bequem lesen, ausdrucken und herunterladen!

Das schrieb ich also vor 24 Jahren. Es wird wohl nötig und vorteilhaft sein, demnächst ein “Update” dazu zu verfassen und hier zu veröffentlichen.


Brief von P. Franz Schmidberger an die Gläubigen in Überlingen betreffend P. Hermann Weinzierl

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Priesterbruderschaft St. Pius X.
Distriktssitz St. Athanasius
Stuttgarter Str. 24 70469 Stuttgart
Tel.: 0711/896929-29 Fax: 0711/896929-19
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Mittwoch, 16. Januar 2013

Liebe Gläubige unserer Rosenkranzkirche in Überlingen!

Da wegen des Weggangs von Herrn Pater Weinzierl immer wieder Falschaussagen kursieren, möchte ich mit einem klärenden Wort auf sein Ausscheiden eingehen.

P. Franz Schmidberger, FSSPX

Pater Franz Schmidberger, FSSPX

Ohne Zweifel hat Pater Weinzierl in der Gemeinde Überlingen viel Gutes gewirkt, und die Gläubigen und ich selbst können ihm dafür nur dankbar sein. Aber bei alldem sind doch tiefgreifende Schwierigkeiten nicht zu verkennen. Leider hat er nämlich sehr bald nach seiner Priesterweihe sich von seinem Versprechen gelöst, den jetzigen Papst als Nachfolger des hl. Petrus anzuerkennen, und ist auf die sedisvakantistische Position eingeschwenkt. Vor einigen Jahren hat er darum auch sein Treueversprechen in der Priesterbruderschaft nicht mehr erneuert. Wir haben diesen Zustand hingenommen, vor allem um seinetwillen, aber doch auch in dem Bewußtsein, daß dieser Zustand nicht für immer tragbar ist. Als dann im Frühjahr 2012 die Gespräche mit Rom wegen einer kirchenrechtlichen Lösung der Bruderschaft erfolgversprechend zu sein schienen, gab er uns zu verstehen, daß er im Falle einer Anerkennung der Bruderschaft diese endgültig verlassen werde. Trotzdem war ich bis zum 19. Juli 2012 gewillt, ihn in Überlingen zu belassen.

In einem persönlichen Gespräch an diesem 19. Juli hat er mir gegenüber den Gedanken geäußert, es wäre vielleicht besser für ihn, Überlingen aufzugeben und eine andere Stelle anzunehmen bzw. ein Sabbatjahr einzulegen. Nach einigem Überlegen bot ich ihm zwei Möglichkeiten an, die er aber ausschlug. Bei einem Verbleiben seinerseits in der Bruderschaft wären freilich eine ganze Reihe von Umbesetzungen notwendig gewesen. So bat ich ihn, mir zu versichern, daß er mit oder ohne Normalisierung unseres Verhältnisses zu Rom bei uns bleiben wolle. Seine Antwort war diese: Da er im Falle einer kirchenrechtlichen Lösung für unser Werk die Bruderschaft auf jeden Fall verlassen würde, ziehe er es vor, dies schon zum jetzigen Zeitpunkt zu tun. Von einem Wegschicken oder Entlassen kann also keine Rede sein; im Gegenteil bedauere ich sein Ausscheiden.

Allerdings muß es für jeden Katholiken und noch mehr für jeden Priester klar sein, daß es eine Kirche ohne Papst nicht gibt und nicht geben kann. Das I. Vatikanische Konzil verkündete am 18. Juli 1870 feierlich folgenden Glaubenssatz: „Was aber der Fürst der Hirten und große Hirt der Schafe, der Herr Christus Jesus, im seligen Apostel Petrus zum ewigen Heil und immerwährenden Wohl der Kirche eingesetzt hat, das muß auf sein Geheiß hin in der Kirche, die, gegründet auf dem Felsen, bis zum Ende der Zeiten sicher stehen wird, beständig fortdauern. Denn ,keiner zweifelt, ja, es ist vielmehr allen Zeiten bekannt, daß der heilige und seligste Petrus, der Fürst und das Haupt der Apostel, die Säule des Glaubens und das Fundament der katholischen Kirche, von unserem Herrn Jesus Christus, dem Erretter und Erlöser des Menschengeschlechtes, die Schlüssel des Reiches empfangen hat: er lebt’, hat den Vorsitz und ,übt das Richteramt aus bis auf diese Zeit und immer in seinen Nachfolgern’ (Rede des päpstlichen Legaten Philipp auf der 3. Sitzung des Konzils von Ephesus, 11. Juli 431), den Bischöfen des heiligen Römischen Stuhles, der von ihm selbst gegründet und durch sein Blut geheiligt wurde” (DH 3056). Und das Konzil fügt den Kanon an: “Wer also sagt, es sei nicht aus der Einsetzung Christi, des Herrn, selbst bzw. göttlichem Recht, daß der selige Petrus im Primat über die gesamte Kirche fortdauemd Nachfolger hat: (…) der sei mit dem Anathema belegt” (DH 3058).

Für Pater Weinzierl besteht immer die Möglichkeit der Rückkehr; ich habe ihm dies in aller Deutlichkeit gesagt, allerdings hinzugefügt, daß dies gebunden ist an die Anerkennung des Papstes als Nachfolger Petri. Als Gläubige der Rosenkranzkirche in Überlingen bitte ich Sie um das Gebet für diese Rückkehr. Sie ist umso mehr gefordert, als ein Priester ohne kirchliche Obrigkeit — sozusagen als freischaffender Künstler — ein Widerspruch in sich ist.

Mit priesterlichem Segensgruß

Ihr

(sig.) Pater Franz Schmidberger


Antwort von P. Hermann Weinzierl an die Gläubigen der Rosenkranzkirche Überlingen

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P. Hermann Weinzierl
Seehang 1
78465 Konstanz
Tel: 0160 93101605
0043 650 9625431

paterweinzierl@gmx.de

Kapelle St. Josef, Kapellenweg 4, 88145 Wigratzbad

Pater Hermann Weinzierl, FSSPX, St Josefsblatt

Titelblatt der von P. Weinzierl
herausgegebenen Zeitschrift

Liebe Gläubige der Rosenkranzkirche Überlingen!

Pater Schmidberger hat gemeint, Ihnen in seinem Schreiben vom 16. Januar 2013 einige klärende Worte zu meinem Weggang sagen zu müssen. Der Lateiner sagt: Audiatur et altera pars – Man soll auch die andere Seite anhören.
Für diejenigen, die bereit sind, auch die andere Seite zu hören, möchte ich meinerseits kurz Folgendes anmerken:

P. Schmidberger schreibt: „Leider hat er nämlich sehr bald nach seiner Priesterweihe sich von seinem Versprechen gelöst, den jetzigen Papst als Nachfolger des hl. Petrus anzuerkennen.“ Dazu nur zwei Daten: Benedikt XVI ist 2005 gewählt worden, meine Priesterweihe war 1987.

Weiter behauptet P. Schmidberger, obwohl er es besser wissen müßte: „Vor einigen Jahren hat er darum auch sein Treuversprechen in der Priesterbruderschaft nicht mehr erneuert.“ Es muß heißen: Vor einigen Jahren hat man (das Generalhaus in Menzingen) ihn wegen seiner theologischen Einsichten sein Treueversprechen nicht mehr erneuern lassen, was bis dahin während immerhin mehr als 10 Jahren kein Problem darstellte.

Am 27.07.2012 habe ich in einem Brief an P. Schmidberger klar zum Ausdruck gebracht, daß ich nach einer feindlichen Übernahme der FSSPX durch das konziliare Rom (gemäß der Sprachregelung P. Schmidbergers: kirchenrechtliche Normalisierung von Seiten Roms) auf jeden Fall die Bruderschaft verlassen würde.
In seiner Antwort vom 31.07.2012 schrieb mir P. Schmidberger: „Gerne erwarte ich deswegen Ihre feste Zusage, in der FSSPX bleiben zu wollen, mit oder ohne kirchenrechtliche Normalisierung von Seiten Roms.“
Stellen Sie sich vor, ein Angestellter schreibt seinem Chef, daß er eine Mehlstauballergie hat und deswegen nicht im Backbereich der Firma arbeiten kann. Darauf antwortet ihm der Chef: Gerne erwarte ich von Ihnen die feste Zusage, in unserer Backabteilung arbeiten zu wollen, mit oder ohne Mehlstauballergie.
Was würden Sie von so einer Antwort des Chefs halten und welche Konsequenzen würden Sie daraus ziehen?

Zum zweiten „theologischen“ Teil des Schreibens.

Um einen Text des Lehramtes richtig verstehen zu können, muß die Aussageabsicht beachtet werden, die sich aus dem Text- und Sachzusammenhang ergibt, denn sonst läuft man sehr leicht Gefahr, den Text fehlzuinterpretieren oder überzuinterpretieren.

Die von P. Schmidberger zitierte Stelle des Ersten Vatikanums richtet sich gegen die protestantische bzw. modernistische Irrlehre, derzufolge der hl. Petrus nach dem Willen Christi überhaupt keinen Nachfolger mehr hätte haben sollen. Dagegen bekräftigte das Konzil, Christus habe sogar nicht bloß einen oder ein paar, sondern immerwährende Nachfolger des hl. Petrus gewollt. Mehr wollte das Konzil nicht sagen.

P. Schmidberger jedoch zitiert diesen Satz , um seine Behauptung zu beweisen „daß es eine Kirche ohne Papst nicht gibt und geben kann“. Nun weiß aber jeder, daß es nach dem Tod jedes Papstes eine Zeit lang eine Kirche ohne Papst nicht nur gibt, sondern schon mehr als 250 mal gegeben hat. Die Zeitspanne dieser sog. Sedisvakanz (der Stuhl Petri ist während dieser Zeit leer) kann durchaus unterschiedlich sein, je nachdem wie lange das Konklave (die Papstwahl) dauert. Die längste ordentliche Sedisvakanz war die zwischen dem hl. Papst Marcellinus (gest. 25. Oktober 304) und dem
hl. Marvellus I., der am 27. Mai 308 sein Amt antrat. Die Dauer dieser Sedisvakanz war damit 3 Jahre und 7 Monate. Es hat also 3 Jahre und 7 Monte eine Kirche ohne Papst gegeben. Alle sieben größeren Sedisvakanzen dauerten zusammen etwa 16,5 Jahre. Nimmt man mit manchen Theologen noch die Zeit des abendländischen Schismas als außerordentliche Sedisvakanz hinzu, also jene Zeit als 30 Jahre lang immer zwei Päpste gleichzeitig „regierten“ und weitere 9 Jahre sogar drei Päpste, dann verlängert sich diese Zeit auf 39 Jahre. Nach P. Schmidberger müßte die Kirche jeweils nach dem Tod eines Papstes aufgehört haben zu existieren – weil es „eine Kirche ohne Papst nicht gibt und geben kann“ um sodann nach der Wahl eines neuen Papstes wieder neu aus dem Nichts zu erstehen. Daß die Konzilsväter auf dem Ersten Vatikanum niemals etwas Derartiges behaupten wollten, dürfte wohl jedem unmittelbar einleuchten.

Der zweite Text dieses Konzils, den P. Schmidberger anführt, gibt mir die Möglichkeit, auf eine weitere sehr interessante Tatsache hinzuweisen. Zunächst sei nur noch kurz angemerkt: Die Aussageabsicht des Textes ist dieselbe: Das Konzil richtet sich gegen die protestantische bzw.
modernistische Irrlehre, derzufolge der hl. Petrus nach dem Willen Christi überhaupt keinen Nachfolger mehr hätte haben sollen. Wer diese Irrlehre vertritt, der ist aus der Kirche ausgeschlossen.

Daß dieser Text sicher niemals im Sinne P. Schmidberges verstanden wurde – „daß es eine Kirche ohne Papst nicht gibt und geben kann“, d.h. bei ihm niemals im absoluten Sinn, zu keiner Zeit und unter keinerlei Umständen – zeigt uns, daß schon mehr als 300 Jahre vor diesem Kanon des Konzils Papst Paul IV. (1555-1559) in der Bulle (Bulle = feierlicher päpstlicher Erlaß) “Cum ex apostolatus” vom 15. Februar 1559 folgendes erklärt hatte: „Wenn bei einem Bischof, und sei es auch der Bischof von Rom, vor seiner Berufung bzw. Einsetzung bekannt geworden sein sollte, daß er vom katholischen Glauben abgewichen oder in eine Häresie gefallen ist, so ist seine Berufung bzw. Einsetzung nichtig, unwirksam und ungültig, und folglich entbehren alle seine richterlichen oder verwaltungstechnischen Akte irgendeiner Autorität.“

Der geschichtliche Hintergrund dieser Bulle Pauls IV. war die keineswegs unbegründete Befürchtung Pauls IV., daß Kardinal Giovanni Morone zum Papst gewählt werden könnte. Paul IV. hatte von Amts wegen bereits als Großinquisitor gegen Morone wegen Häresieverdachts ermitteln und ein Dossier über Morones häretische Sympathien zum Protestantismus anlegen lassen. Wäre Paul IV. der Meinung P. Schmidbergers gewesen, dann hätte er sich freilich keine weiteren Gedanken machen müssen, denn da „es eine Kirche ohne Papst nicht gibt und geben kann“, kann ja eigentlich nichts Schlimmes passieren. Paul IV. war aber nun durchaus nicht dieser Meinung, sondern er ging von der konkreten Möglichkeit aus, ein geheimer Protestant (=Häretiker) könne zum Papst gewählt werden; er könnte sodann einige Jahre im Amt bleiben, bis irgendeinmal seine Häresie öffentlich bekannt würde. Was ist dann zu tun? Dann, so sagt Paul IV., sei „seine Berufung bzw. Einsetzung nichtig, unwirksam und ungültig, und folglich entbehren alle seine richterlichen oder verwaltungstechnischen Akte irgendeiner Autorität“ – d.h. er war niemals Papst gewesen. Es hätte also die ganze Zeit jemand auf dem Stuhl Petri gesessen, der in Wirklichkeit gar kein Papst war und deswegen natürlich keinerlei Autorität besessen hat.

Die weitere Geltung dieser Bulle “Cum ex apostolatus officio” Pauls IV. wurde übrigens durch den heiligen Papst Pius V. in seiner eigenen Bulle “Multiplices inter” vom 21. Dezember 1567 erneuert und noch einmal ausdrücklich bestätigt sowie ihre genaueste Beobachtung
eingeschärft. Zudem wurde der in der Bulle formulierte Grundsatz, daß der Papst, wenn er persönlich in Häresie falle, eo ipso seines Amtes verlustig sei und von der Kirche gerichtet werden könne, ins Rechtsbuch der Kirche (Corpus juris canonici) aufgenommen.
Wenn P. Schmidberger schreibt, Bedingung meiner Rückkehr zur FSSPX sei meine Anerkennung des Papstes als Nachfolger Petri, so erweckt er bei Ihnen den Eindruck, ich würde dies leugnen, was völlig unsinnig ist. P. Schmidberger verlangt von mir nicht die Anerkennung des Papstes als Nachfolger Petri, sondern die Anerkennung einer zumindest der Häresie (Irrlehre) verdächtigen Person als legitimen Papst – das aber ist gegen die Lehre der Kirche, wie wir von Papst Paul IV. gehört haben.

Zum Schluß meiner Ausführung möchte ich Sie noch auf etwas hinweisen, was für die Bewahrung Ihres katholischen Glaubens von großer Bedeutung ist: die Anerkennung eines Irrlehrers als „Papst“ bleibt durchaus nicht ohne Folgen für den eigenen Glauben. Damit Sie das verstehen, stelle ich eine durchaus nicht rhetorisch gemeinte Gegenfrage: Ist Benedikt XVI. der Papst von P. Schmidberger?
Sie werden sicher erstaunt und spontan antworten: Natürlich!
Ich aber sage Ihnen und kann es Ihnen auch beweisen: Nein! Benedikt XVI. ist nicht der Papst von P. Schmidberger.
Zum leichteren Verständnis meiner Behauptung muß ich Ihnen noch eine weitere Frage stellen:
Wodurch wird eigentlich der Papst ihr Papst! Denn ein Mann, der die entsprechenden Voraussetzungen für das Amt hat, der gültig geweiht ist, usw. ist damit noch nicht Ihr Papst. Also:
Wodurch wird letztlich ein gültiger Papst zu ihrem Papst?
Die Antwort auf diese Frage gibt uns Papst Pius XI. 1928 in seiner Anti-Ökumenismus-Enzyklika “Mortalium animos” und er formuliert sie so: „In dieser einen Kirche Christi ist niemand und bleibt niemand, der nicht die Autorität und Vollmacht des Petrus und seiner legitimen Nachfolger im Gehorsam (!) anerkennt und annimmt.” (“In hac una Ecclesia Christi nemo est, perseverat nemo, nisi Petri legitimorumque eius successorum auctoritatem potestatemque oboediendo (!) agnoscat atque accipiat.” – AAS 20, 1928, p. 15. )
Gehorcht P. Schmidberger Benedikt XVI.? Nein! Er gehorcht ihm durchaus nicht, grundsätzlich nicht, zu keiner Zeit und in keiner Entscheidung. Er “gehorcht” ihm letztlich nur, wenn er es selbst für richtig hält, wenn er meint, daß etwas katholisch ist usw., und auch das eigentlich nur theoretisch. D.h. P. Schmidberger folgt in allem seinem eigenen privaten Urteil und nicht dem Urteil des von ihm doch angeblich als legitim anerkannten Papstes in all seinen authentischen Akten. P. Schmidberger (und mit ihm die FSSPX) gehorcht dem „Papst“ nicht einmal im Rahmen der Unfehlbarkeit. Als der Gründer des Opus Dei heilig gesprochen wurde hat P. Schmidberger diesen Akt der Heiligsprechung nicht als unfehlbaren Akt einfach angenommen und Josemaría Escrivá als Heiligen verehrt, sondern mit der FSSPX gegen die einmütige Lehre aller ernstzunehmenden Theologen behauptet, Heiligsprechungen seien nicht unfehlbar. In seinem Brief vom 31.07.2012 an mich schreibt er: „Dabei wissen Sie ganz genau, daß wir uns ausdrücklich bezüglich dieser Kanonisationen eines Urteils enthalten.“ (Als ob wir bei einem unfehlbaren Akt eines legitimen Papstes überhaupt etwas zu urteilen hätten.) P. Schmidberger weiß also nicht ob Josemaría Escrivá heilig ist oder nicht, obwohl sein Papst ihn heiliggesprochen hat. Dagegen bin ich mit der ganzen katholischen Kirche der Überzeugung, daß die heilige katholische Kirche keine unheiligen Heiligen haben kann und auch keine zweifelhaften Heiligen oder vielleicht sogar Heilige, die in der Hölle sind. Und ich bin zudem der Überzeugung, daß, wenn Benedikt XVI. Johannes Paul II. wohl dieses Jahr noch heilig sprechen wird, kein Katholik, für den Benedikt XVI. legitimer Papst ist, dies bezweifeln darf.
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, der jetzige Präfekt der Glaubenskongregation, hat ganz recht, wenn er in seinem Interview in der Zeitschrift „Fokus“ (50/2012) sagt: „Jeder, der katholisch sein will, muss sich fragen: Ist meine Loyalität zur Gruppe, der ich angehöre, größer als das Verlangen nach Einheit der Kirche?“ Mit anderen Worten: ein Pappkarton-Papst, dem man niemals gehorchen muß, reicht nicht aus, um katholisch zu sein. Leider ist die Anhänglichkeit vieler unserer Gläubiger an „Ihren Heiligen Vater“ nichts anderes als reine Sentimentalität.

Ein Sprichwort sagt: Wer im Glashaus sitzt, der soll nicht mit Steinen werfen. P. Schmidberger schreibt, meine Rückkehr zur FSSPX sei umso mehr gefordert, als ein Priester ohne kirchliche Obrigkeit – sozusagen als freischaffender Künstler – ein Widerspruch in sich ist. Er meint damit, daß
ich bis jetzt noch keinen Bischof gefunden habe, dem ich mich anschließen könnte – was leider stimmt, d.h. bis jetzt noch stimmt.
Nun wartet aber P. Schmidberger seinerseits mit der FSSPX auf die kirchenrechtliche Normalisierung von Seiten Roms. Der erste Assistent des Generaloberen der FSSPX, P. Niklaus Pfluger, wird noch etwas präziser und gesteht „daß auch wir (gemeint ist die FSSPX) unter einem Mangel leiden, nämlich dem der kanonischen Irregularität“. Was ist damit gemeint? Die Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind, solange es keine kirchenrechtliche Regelung von Seiten des konziliaren Roms gibt, „suspendiert“. D.h.: Eigentlich, wenn sie ihre Einsicht ernst nehmen würden,
was sie natürlich nicht tun, dürften sie keine hl. Messe feiern und keine Sakramente spenden bis durch den hl. Stuhl die kanonische Irregularität behoben ist. Also Sie, liebe Gläubige, müssen wissen, daß Sie in Überlingen zu einem Priester in die Messe gehen, der nach P. N. Pfluger mit einer kanonischen Irregularität behaftet ist – und eigentlich gar keine hl. Messe lesen dürfte.
Der Präfekt der Glaubenskongregation hat ganz recht, wenn er in dem schon erwähnten Interview bemerkt: „Die Piusbruderschaft ist ein lockerer Zusammenschluss von Priestern, der nicht behaupten kann, er steht für die katholische Kirche.“

Liebe Gläubige der Rosenkranzkirche!
In diesem Schreiben habe ich mich bemüht, Ihnen in Kürze eine Antwort auf die von P. Schmidberger aufgeworfenen Fragen zu geben. Daß diese nicht erschöpfend sein konnte, ist selbstverständlich. Dennoch hoffe ich, Ihnen gezeigt zu haben, so einfach wie P. Schmidberger die Dinge darstellt, sind sie in Wirklichkeit nicht. Sie wissen, sieben Jahre hindurch habe ich mich bemüht, Ihren geistigen Horizont über den ideologischen Tellerrand der FSSPX hinaus zu weiten. Der eigentliche Grund meines Weggangs ist nicht die Planungssicherheit des Distriktoberen für seine Versetzungen, sondern daß dies von Seiten der FSSPX so gewollt wurde. Dieses letzte Jahr wurden viele Priester mit Predigtverbot belegt oder aus der FSSPX hinausgeworfen, weil sie den theologischen Selbstmord der FSSPX (nach Sprachregelung P. Schmidberger: kirchenrechtliche Normalisierung von Seiten Roms) nicht mehr mitmachen wollen. Sie müssen wissen, Sie können sich allein aus den Schriften der FSSPX kein gültiges Urteil mehr über die Krise der Kirche bilden. Dazu müßten Sie doch wenigstens die Gedanken von Mgr. Williamson und anderer Priester, welche die FSSPX inzwischen hinausgeworfen hat, kennen und bedenken. Dazu kann ich Sie nur ermutigen!

Mit priesterlichem Segensgruß
Ihr

sig. P. Hermann Weinzierl


Conférence abbé Olivier Rioult mai 2013 sur la situation de la FSSPX et Mgr Fellay

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Une excellente analyse de la situation de la FSSPX par l’abbé Rioult. A diffuser largement. Il y a par contre une mauvaise nouvelle : l’abbé nous apprend que les autres prêtres de la Sapinière resteront cachés dans les prieurés et ne rentreront pas en résistance ouverte pour l’instant. Cependant, l’abbé Rioult propose ses services aux groupes de fidèles qui l’appelleront. Mais qu’est-ce qu’un prêtre pour toute la France ? Avec l’Immaculée demande instamment à d’autres prêtres de le rejoindre.

Voir aussi:


Rede von Pater Joseph Pfeiffer, FSSPX MC [Marian Corps], in Mainz, vom 9. Mai 2013

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